zur Landkreiskarte      zur ausführl.Beschreibg       zur Kurzbeschreibung        Kirchen i.d.Marktgem. Altomünster


Ehem. Klosterkirche St.Alto und St.Birgitta in ALTOMÜNSTER

 
...mehr über den  hl.Alto und die hl.Birgitta
Lage der Kirche auf der Landkarte

Datenblatt

Auf dieser Seite wird die Pfarr- u. Klosterkirche in Altomünster beschrieben.
Berichte über das ehem. Kloster Altomünster finden Sie hier...

Frühere Kirchen

Ein Gotteshaus gab es in Altomünster in jedem Fall schon seit 1200 Jahren. Denn in jedem Kloster befindet sich als wichtigster Raum eine Kirche. Die ersten Kirchen in Altomünster dürften aus Holz gebaut gewesen sein. Sie wurden während der Ungarneinfälle des 10.Jh mit dem Kloster Altomünster zerstört. Von ihnen gibt es keine Relikte mehr.

Im 11.Jh errichtete man das älteste bekannte Kirchengebäude, von dem nur noch ein Bild, aber ebenfalls keine Bausubstanz mehr erhalten ist.

Die ältesten erhaltenen Bauteile stammen aus einer Kirche aus dem 13.Jh. Es war eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus von 48 m Länge und einer Gesamtbreite von 14 m. Der Altarraum lag wegen des ansteigenden Geländes schon damals um fast 3 m höher als das Kirchenschiff. Diese Kirche wurde mehrmals umgebaut und erweitert.

Heutige Kirche
Die heutige Kirche wurde 1763-1766 von dem berühmten Baumeister Johann Michael Fischer errichtet, der im Dachauer Land auch beim Bau der Kirchen in Sigmertshausen und Bergkirchen beteiligt war (Weihe erst 1773).
Vom romanischen Vorgängerbau übernahm er die Fundamente des Turmes, Teile der Außenmauern und den Chor, der schon 1617 neu errichtet worden war. Stilistisch ist die Kirche noch als spätbarocker Bau einzuordnen, obwohl sie erheblich später, am Übergang des Rokoko zum Klassizismus errichtet wurde. Der Barockstil dominiert, ist aber mit vielen klassizistischen Motiven durchsetzt.
Die fast 60 m lange Kirche steht inmitten des Ortes; sie zieht sich dort einem Hang hinauf. Der Boden des Chorschlusses liegt 6 Meter über dem des Eingangs.

Kunsthistoriker zählen die Klosterkirche von Altomünster zu den schönsten Spätbarock/Rokoko-Gotteshäusern in Bayern, auch wenn es wegen der nach Nonnen und Mönche getrennten Räume hieß, es sei "der merkwürdigste Bau, den ich erlebt habe."

Die Anordnung der vier Innenräume, die kunstvoll hintereinander gelagert sind, ergeben interessante Raumperspektiven. Drei Chöre, einer für die Nonnen, ein zweiter für die Mönche und ein weiterer für die Gemeinde sorgen dafür, dass diese drei Gruppen zeitgleich die Kirche benutzen konnten, ohne sich zu sehen. Diese vier hintereinander und teilweise übereinander gelagerten Innenräume sind:
  1. Hauptraum
   Der große achteckige Laienraum (Hauptraum/Kirchenschiff) mit über 18 m hoher
   Flachkuppel und Emporen, erfüllt praktisch die Aufgabe der Pfarrkirche. Seine Größe
   und seine Pracht gleichen die damals gebotene Absonderung der Laienschaft von
   den Klosterangehörigen wieder aus, meint Norbert Lieb 113)
Beichtraum Hauptraum Altarraum Herrenchor

zu den einzelnen Kirchenräumen kommen Sie
per Mouseklick aufs Bild
2. Beichtraum und Nonnenchor
   Im Anschluss an den Hauptraum folgt ein kleinerer achteckiger Raum, der
   sog.Beichtraum, der seinen Namen von den in die Wände eingelassenen
   Beichtstühlen erhielt.
   Der Nonnenchor liegt über dem Beichtraum. Er war für die Nonnen reserviert,
   die von dort auf den Hauptaltar blicken konnten.
3. Altarraum
   Im Altarraum steht der Altar für die Gottesdienste, die für die Laien gehalten
   wurden. Hier wird auch heute der normale Gottesdienst gehalten.
  4. Herrenchor
   Der Herrenchor war für die Mönche reserviert. Er liegt hinter dem Altarraum, aber ein
   Stockwerk höher. Drei seiner vier Altäre blicken nach Westen zu den Gläubigen
   herunter. Für Besucher scheint er den Abschluss des Kirchenraums zu bilden.   
   Der vierte Altar ist nach Osten gerichtet und weder von den Gläubigen, noch von
   den Nonnen einzusehen.

Kirchturm
Den schlanken, reich gegliederten Fassadenturm auf der Westseite über dem Eingang bezeichnete König Ludwig I. (1825-1848) als den "schönsten Turm in seinem Königreich". Er wurde auch als "Meisterwerk von Poesie und Kunst" beschrieben. Der Turm besitzt eine Höhe von 62 Metern und ist damit der höchste Kirchturm im Landkreis Dachau. mehr dazu...


Pfarrverband

Die Pfarr- und Klosterkirche St. Alto und St.Birgitta gehört seit jeher zur Diözese München-Freising, obwohl die umliegenden Orte bereits zur Diözese Augsburg zählen. Folgende Orte gehören zur Pfarrei Altomünster (mit 3109 Katholiken im Jahr 2016)  159)
  Breitenau, Erlach, Halmsried, Hohenried, Humersberg, Hutgraben, Obererlach, Oberndorf, Oberzeitlbach, Ottmarshausen, Plixenried, Radenzhofen, Röckersberg, Ruppertskirchen, Schauerschorn, Sengenried, Stumpfenbach, Übelmanna, Unterzeitlbach.
Die Pfarrei bildet seit 2007 mit den Pfarreien Wollomoos und Sielenbach einen Pfarrverband mit 4900 Katholiken im Jahr 2008.  159)

mehr über die Pfarrer und Vikare der ab 1805 gegründeten Pfarrei Altomünster erfahren Sie hier...




Was noch interessiert...

Die Gottesdienstordnung finden sie hier...
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Öffnungszeiten
Die Kirche ist an Sonntagen ganz und sonst zu den Gottesdienstzeiten geöffnet. In der übrigen Zeit kann man das Innere durch ein Abschlussgitter bewundern. Kostenlose Führungen finden an jedem Sonntag um 14.00 Uhr statt. An Markttagen (Palmsonntag, Pfingstmontag, Magdalenenmarkt, Kirchweihmarkt) werden zwei Führungen, um 13 Uhr und 14 Uhr, gehalten.
Weitere Führungen nach Terminabsprache unter Telefon-Nr. 08254/8235.
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Skelettreliquien (Heilige Leiber)
Jeweils im November werden die berühmten stehenden und sitzenden Skelettreliquien hinter den Altarbildern des Herrenchors gezeigt. Dazu werden die Altarbilder mit einem Kurbelmechanismus nach unten bewegt, damit sie den Blick auf die Skelettreliquien freigeben. Mehr dazu finden Sie hier...

Film über die Heiligen Leiber
Am 17.11.2019 zeigte das Regionalfernsehen Oberbayern einen 4-minütigen Bericht über die Heiligen Leiber in Altomünster.
Er ist in Youtube unter folgender Internetadresse zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=R7Uut-YdRMA&feature=youtu.be

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360-Grad-Foto

     - Der Künstler Max van Allen hat vom Hauptraum der Kirche ein schönes HDR/360-Grad-Foto gemacht und bei Google+
       im Internet veröffentlicht. Wenn Sie es sich anschauen möchten, klicken Sie hier...
     - Ein weiteres Foto zeigt die Treppen des "Finsteren Gangs", der Kirche, Kloster und Pfarrhof verbindet. Klicken Sie hier...
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Glockengeläute
Von den Glocken in der Klosterkirche gibt es Audioaufnahmen auf Youtube.
- von der großen Altoglocke als Einzelaufnahme - hier klicken...
- von allen Glocken zusammen - hier klicken...
- vom Glockenspiel - hier klicken...
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Meditativer Wanderweg
Im Sommer 2012 wurde ein meditativer Wanderweg zwischen dem (früheren Kloster) Petersberg und dem Kloster Altomünster angelegt; der Weg führt 9 km etwa 2 km östlich der Bahnlinie durch das Dachauer - und das Altoland. 14 Stationen mit Kunstwerken, Hinweistafeln und Sinnsprüchen regen zur inneren Einkehr, zum Nachdenken und zum In-Sich-Gehen /Ins Ich Gehen an.
So ist z.B. an der Station "Gleichgewicht" eine Wippe installiert, an der der Wanderer versuchen kann, die Balance zu halten. Eine begehbare Sonnenuhr arbeitet mit dem Schatten der Wanderer als Uhrzeiger. An der Station "Vertrauen" wird auf einem Barfußpfad der Tastsinn erprobt. Eine in den Boden eingelassene Windrose und ein maßstabsgetreues Modell von Sonne und Erde ergänzen die Kunstwerke. Jede Station ist auch mit einer Sitzgelegenheit ausgestattet.

Infotafeln an den S-Bahnhöfen, am Petersberg und in Altomünster sowie eine durchgehende Beschilderung am 9 km langen Weg selbst leiten den Wanderer. Mehr dazu finden Sie auf der Internetseite der Gemeinde Erdweg; klicken Sie hier...
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7-Klöster-Weg
   
Kloster Indersdorf ist auch eine der Stationen des 7-Klöster-Wegs, eines Radwegs, der die Standorte von sieben bestehenden oder ehemaligen Klöstern im Dachauer- und Wittelsbacher Land miteinander verbindet. Entlang der Radltour werden der historische Hintergrund, der Bezug zur Kunstgeschichte und zum Geistlichen Leben an jedem Klosterstandort ansprechend dargestellt. An vielen Klosterstandorten befinden sich heute noch neben geistlichen Einrichtungen Bildungshäuser, Orte sozialer Integration oder Museen.
Die Klöster sollen durch diesen Radweg wieder ins Bewusstsein gerufen und als Schatz des Dachauer Landes erfahrbar werden. Die Tour führt zu zahlreichen Wirtshäusern, Klostergaststätten, Cafes und Biergärten.
  Die sieben Klöster sind:
1. Schönbrunn (Gem.Röhrmoos). Bestehendes Kloster der Assoziation der Diener und Dienerinnen der Göttlichen Vorsehung"
    im ehem. Schloss Schönbrunn. Große Behindertenanstalt.   ... mehr über Kloster Schönbrunn...
2. Weichs. Bestehender Schulorden der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau im ehem. Schloss der
    Reichsfreiherren.
3. Indersdorf. Ehem. Augustinerkloster von 1126-1783. ... mehr über Kloster Indersdorf...
4. Petersberg (Gem.Erdweg). Ehem. Kloster von 1104-1123.   ... mehr über den Petersberg...
5. Altomünster. um 760 Eremitenzelle von St.Alto, Benediktinerinnenkloster, Birgittenkloster seit 1496 ..mehr darüber...
6. Maria Birnbaum (Gem.Sielenbach). Deutscher Orden. Wallfahrtskirche erbaut 1659. ... mehr über Maria Birnbaum...
7. Taxa (Gem.Odelzhausen). Ehem. Kloster der Augustiner-Barfüßer von 1654-1802. ... mehr über Kloster Taxa...
Der Radweg ist rd. 100 km lang. Er ist in beide Richtungen mit dem 7-Kloster-Logo beschildert und kann so von jedem Kloster aus begonnen werden.




Ausführliche Beschreibung

 

Geschichte: Kirchenbau 1244 Matrikel 1315 Umbau 1488 Matrikel 1524 Reformationszeit
Visitation 1560 Umbau 1613 30jähriger Krieg Unwetter 1756 Neubau 1763
Matrikel 1740 Säkularisation 1803 Benefizium 1823 1100-Jahrfeier 1830 Beschreibung 1880
  Zeitungsberichte        
Ausstattung: Altarraum Apostelleuchter Beichtraum Beichtstuhl Beinhaus
Bruderschaften Deckengemälde Epitaphe Herrenchor Hirnschale
Kanzel Kanzelkreuz Kirchenbänke Kreuzweg Lourdesgrotte
Mater dolorosa Ölberg Orgel Opferstock Pfarrerliste
Reliquien Renovierungen Seitenaltäre Skelettreliquien Taufstein
  Turm Umgang Vorhaus Wallfahrt Expertenmeinungen

Geschichte der Kirche

Ältere Kirchenbauten
Die erste Kirche in Altomünster errichtete St. Alto in der zweiten Hälfte des 8.Jh. als Bestandteil seines Klosters. Während der Ungarneinfälle des 10.Jh wurde sie mit dem Kloster Altomünster zerstört.
Im 11.Jh hat man eine neue Kirche erbaut (siehe Bild rechts), von der aber ebenfalls keine Bausubstanz mehr erhalten ist.


Romanische Kirche von 1244
Die Kenntnisse über den Vorgängerbau der heutigen Kirche in Altomünster sind zum großen Teil den Ausgrabungen im Jahr 2000 und den Berichterstattungen hierzu von Dr.Tilman Mittelstraß und Konrad Cremer 62) zu verdanken.


Kirche aus 11.Jh

Die ältesten Teile der heutigen Kirche (im Eingangsbereich) stammen von der um 1244 errichteten dreischiffigen romanischen Basilika, der Vorgängerkirche des heutigen Gotteshauses. Noch erhalten ist das Mauerwerk des Turmunterbaus und des halbrunden Abschlusses hinter dem Zelebrationsaltar, an dem heute der Gottesdienst gefeiert wird. Die Kirche von 1244 diente den Bene-diktinerinnen als Klosterkirche, war aber darüber hinaus auch Pfarrkirche für den Ort. Bei Renovierungsarbeiten 1995 grub man von dieser Kirche einen Pfeiler und Reste der Außenmauern aus, die schon aus Backstein gebaut waren. Backsteinbauten waren damals bei uns noch selten, obwohl schon die Römer mit diesem Material gearbeitet hatten.


romanische Kirche 1244
Die Basilika besaß drei Schiffe ohne Querhaus; sie hatte eine Länge von 48 Metern und eine lichte Breite (Innenmaß) von insgesamt 16,10 Metern:
Mittelschiff: 6,70 Meter, Säulen: 2 x 1 Meter, Seitenschiffe 3,90 Meter.
Wahrscheinlich besaß jedes Kirchenschiff eine Apsis als östlichen Abschluss (wie in der Basilika am Petersberg). An der Westseite stand ein massiver Turm mit Pyramidendach in der Breite des erhöhten Mittelschiffs.
Im Inneren der Kirche lag der Fußboden in den Kirchenschiffen zwei Meter unter dem heutigen Niveau; der Altarraum war jedoch um 90-100 cm höher als heute. Der sich daraus ergebende Höhenunterschied von rd. 3 m wurde wohl durch eine lange Treppe -ähnlich der im Freisinger Dom- überwunden, die zunächst zur Chorschranke/ Lettner führte. Diese Trennwand teilte die Klosterkirchen im Mittelalter in den nur dem Klerus vorbehaltenen Chorraum und in das Kirchen-schiff für die Laien. Sie verhinderte, ähnlich wie die Bilderwand im orthodoxen Ritus noch heute, den Blick der Gläubigen auf den Hochaltar. Vor dem Lettner stand ein weiterer Altar, der sog. Kreuzaltar oder Volksaltar, an dem mit dem Rücken zum Volk die Gottesdienste für die Gläubigen gelesen wurden.

Der Kirchenraum war schon damals sehr hoch (13,20 m im Kirchenschiff und 10,30 m im Chorraum). Auf dem Bild links macht die Basilika einen schmalen, hochschultrigen Eindruck. Wir sehen hinter dem Turm das Mittelschiff, darunter das südliche Seitenschiff, und als dritten, untersten Bauteil, den Kreuzgang der Kirche mit einigen Sträuchern, in dessen Mitte das Brunnenhaus der Altoquelle (im Bild nicht sichtbar) lag.
Tillmann Mittelstraß gibt an, dass der erschlossene Kirchengrundriss von Altomünster in seinen Proportionen exakt dem der romanischen Basilika von Isen entspricht, auch wenn letztere Kirche in ihren absoluten Maßen etwas kleiner ist. Noch mit dem Kirchenbau dürfte der 40-tägige Ablass zusammenhängen, den 1286 der Passauer Bischof von Prambach verlieh  74).


Interdikt (1239-1245)  33)
Im Kampf zwischen Kaiser (Friedrich II.) und Papst (Gregor IX.) und deren innerbayerischen Anhängern Bischof von Freising (kaisertreu) und Herzog Otto II. (papsttreu) wurde 1239 vom päpstlichen Gesandten Albert Behaim neben anderen bayerischen Klöstern und Stiften explizit auch über das Kloster Altomünster ein Interdikt verhängt; es dauert 6 Jahre bis zur Aussöhnung zwischen dem Freisinger Bischof Konrad I. und Papst Innozenz IV. auf dem Konzil von Lyon am 3.8. 1245.
Interdikt bedeutete eine Schließung der Gotteshäuser, die Einstellung der Gottesdienste, das Verstummen der Kirchenglocken, sowie das Versagen der Sakramente und der kirchlichen Begräbnisse. Der Schmuck musste von den Altären entfernt und die Kruzifixe verhüllt werden.
Das Interdikt traf in der Regel Unschuldige; es war darauf angelegt, in breiten Schichten des Volkes und des Klerus' Verärgerung gegen den Herzog bzw. Bischof zu schaffen und ihn so zum politischen Kurswechsel zu zwingen. Im ausgehenden Mittelalter wurden Interdikte häufig als Druckmittel verwendet und stumpften als Waffe ab. Doch die seelsorgerische Betreuung der Bevölkerung und die Disziplin des Klerus litt darunter erheblich.
In Altomünster waren die Folgen des Interdikts durch die Papsturkunde von 1278 etwas abgemildert. Darin erlaubte der Papst dem Kloster, auch während eines Interdikts den Gottesdienst zu feiern; allerdings nur hinter verschlossenen Türen.

Diese Papsturkunde erlaubt auch sonst interessante Einblicke in das benediktinische Klosterleben von Altomünster. Prof.Liebhart beschreibt in seinem Aufsatz "Das Frauenstift und Benediktinerinnenkloster Altomünster", dass Papst Nikolaus III. das Kloster unter seinen Schutz stellte. Er drohte denen, die das Kloster "beunruhigen und seinen Besitz entfremden" wollten, kirchliche Strafen an. Doch die Urkunde enthält auch eine Verschärfung der Klosterregeln. Die Nonnen sollten sparsamer leben. Die Kon-versen mussten der Welt entsagen und die Klostervorschriften einhalten. Konversen waren Erwachsene, die ihren Lebensabend im Kloster verbrachten. Niemand durfte ohne Zustimmung der Äbtissin das Kloster verlassen. Die Nonnen durften innerhalb der Kirche beerdigt werden. Die Äbtissin wurde vom Konvent gewählt und nicht von außen bestimmt.

Konradinische Matrikel 1315 04)

In der Konradinischen Matrikel von 1315 war Altomünster als Dekanat aufgeführt, was in diesem Zusammenhang aber nur bedeutete, dass der Dekan in Altomünster residierte. Erstaunlicherweise wird es dort als Altenmünster bezeichnet. Die Kirche hatte bis zum Ende des Benediktinerinnenklosters (1485) ein Marienpatrozinium. Auch später war Maria wohl zweite Patronin, weil in der Festschrift zum tausendjährigen Bestehen des Ordens, 1730, von "Maria-Altomünster" die Rede ist. Die Muttergottes wird von den Birgittinnen als zweite Ordenspatronin verehrt.

In der Zeit der bayerischen Landesteilung gehörte das Kloster Altomünster zu Bayern-Ingolstadt und 50 Jahre zu Niederbayern.
Zu Beginn seiner niederbayerischen Zeit wurde die Kirche in Altomünster umgebaut. Darauf deutet ein 40-tägiger Ablass hin, den der päpstliche Legat Kardinal Nicolaus Cusanus am 20.3.1451 für den Besuch der Klosterkirche verlieh.
Der niederbayerische Herzog Ludwig IX. der Reiche bestätigte 1455 als neuer Landesherr alle Urkunden seiner Vorgänger, da sich die Nonnen "in den Dienst Gottes stätts mit Andacht beweisen".


Umbau 1488

Kirche 1497
auf dem Holzschnitt
Zur Neubesiedlung des Klosters durch die Birgittinnen gab man ein Gedenkblatt, einen Einblatt-Holzschnitt heraus. Die darauf abgebildete Kirche (siehe links) war aus Steinquadern errichtet und besaß einen Turm mit Pyramidendach. Die Schallöffnungen des Turmes, die Fenster und das Portal hatten die romanische Rundbogenform. Auf die Südmauer ist im Holzschnitt das Wort "mariamünster" geschrieben. 113)
Doch diese Kirche genügt den Ansprüchen des neuen Ordens nicht mehr. Noch bevor 1497 die Birgittinnen anstelle der Benediktinerinnen das Kloster übernahmen, wurden Kloster und Kirche entsprechend den detaillierten Vorschriften des Birgittenordens umgestaltet. Man baute einen eigenen Nonnenchor ein, der nach schriftlicher und bildlicher Überlieferung etwa an der gleichen Stelle lag, wie der heutige ("auf einem Kreuzgewölbe ruhend").

Umgebaute Kirche nach 1488

Der Nonnenchor hatte (wie heute) einen direkten Zugang vom Nonnenkloster aus. Darunter lag der Brüderchor. An der Stelle des heutigen rechten Seitenaltars (Altoaltar), zu dem das Wasser der Altoquelle geleitet wird, könnte sich damals eine Altokapelle befunden haben, in der die Gläubigen Zugang zum Altograb und zum Wasser des Altobrunnens hatten. Auch ein Mönchschor wurde an die romanische Kirche angebaut, um die Trennung von Mönchen und Nonnen während des Gottesdienstes zu ermöglichen; das könnte aber auch erst 120 Jahre später geschehen sein. Bis dorthin war wohl der vorhandene Chor als Herrenchor genutzt worden. Ausgrabungen haben auch gezeigt, dass die Kirche außen u.a. mit Ornamentik geschmückt war, die in Farbe, Gestalt und Größe an die Verzierungen am Turm der Kirche in Mühldorf bei Petershausen erinnern.

In einer Papsturkunde aus dem Jahr 1504 wurde bestimmt, dass die Pfarrei Altomünster mit den Filialen Oberzeitlbach und Ruppertskirchen 45) dem Birgittenkloster incorporiert wird und dass die Klosterkirche folgerichtig (wie schon früher) den Gläubigen als Ortspfarrkirche zur Verfügung stehen müsse. Die simultane Nutzung des Gotteshauses als Kloster- und als Pfarrkirche war auch schon Gegenstand einer 1489 vor dem Freisinger Bischof geschlossenen Vereinbarung zwischen Fürstbischof Wolfgang v.Sandizell und dem damaligen Altomünsterer Pfarrer Niklas Morner.

Reformationszeit 1520
Um 1520 sollte für den Markt eine eigene Kirche gebaut werden, so wie dies in Indersdorf schon der Fall war. Der als späterer Reformator bekannt gewordene Birgittinermönch Ökolampadius (1482-1531) betrieb einen solchen Bau und hatte dafür schon 200 Gulden aus Augsburg erhalten. Doch Ökolampadius verließ zusammen mit 10 Mönchen und einer Nonne das Kloster und ging nach Basel, wo er sich zu einem der führenden Reformatoren entwickelte 91)
. Deshalb unterblieb der Neubau.
Mehr über Ökolampadius finden Sie hier...


Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524 04)

In der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 wird die Pfarrei unter dem heutigen Namen Altomünster mit dem Patron St.Alto beschrieben. Sie hatte zwei Filialen: die der Jungfrau Maria geweihte Kirche in "Zeidlbach" mit Friedhof und eine Johanneskapelle in "Ruperskirchen" ohne Friedhof.
Die Zahl der Gläubigen betrug ca 500, das waren zwar mehr als in Dachau (450), aber weniger als in Vierkirchen (700), Indersdorf oder Einsbach. Die Pfarrei Altomünster und das Kloster bildeten nach Aussage des Provisors der Pfarrei, Ulrich Clostermair, eine Einheit. Der Frühmesser (Geistlicher, der die Frühmesse las) war zugleich der Schullehrer. An dieser Schule wurden damals neben der lateinischen Sprache nur noch die Fächer Religion und Musik gelehrt.

 

Die Pfarrei Altomünster war zwar meist in das Kloster inkorporiert. Doch lange Zeit wurde die Seelsorge für die Bewohner des Ortes von Weltpriestern wahrgenommen. Am 30.Oktober 1553 gestattete der päpstliche Legat wegen des vorherrschenden Priestermangels nach der Reformation, dass Mönche die Pfarrei mitbetreuen. Dies änderte sich später wieder. Die Weltpriester wohnten im Pfarrhof (im jetzigen Hofbauernanwesen) und wurden im Kloster verpflegt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg übernahmen bis zur Säkularisation 1803 die Birgittiner wiederum die ganze Seelsorge und übten sie durch zwei Patres aus, die man ebenfalls Pfarrer nannte.

Visitationsbericht von 1560   32)
Bei der großen Visitation im Jahr 1560, die der Freisinger Bischof und der bayer.Herzog gemeinsam im Bistum durchführen ließen, wurden das Kloster Altomünster insgesamt sowie alle Nonnen und Mönche einzeln überprüft.
Im Kloster lebten 18 Schwestern und 24 Bedienstete. Darunter auch die Katharina Greulich, die als Dienerin des Ökolampadius bezeichnet wird. Sie war wegen reformatorischer Ansichten ("wegen der lutterei") ins klostereigene Gefängnis eingesperrt, wo sie übrigens 40 Jahre bis zu ihrem Tod 1556 bleiben sollte. Der Mönchskonvent bestand aus sechs Priestern, drei Laienbrüdern und einem Novizen.
Zur Pfarrei schreiben die Visitatoren, sie habe rd. 700 Communicanten. Früher sei die Seelsorge von 3 Weltpriestern versehen worden; jetzt gebe es nur noch Kaplan Georg Waser (der wohl von Mönchen unterstützt wurde). Waser zelebriere am Sonntag Messen in Altomünster und/oder in Oberzeitlbach ["filial Zeidlpach"]. Und er halte sich an den katholischen Ritus: er predige aus alten Büchern, lasse keinen neuen (d.h. evangelischen) Ruf oder Psalmen singen, bitte für die Verstorbenen, höre die Beichte und halte Feier- und Fasttage. Das alles war kurz nach der Reformation nicht selbstverständlich.
Schwerpunkte der Prüfung
waren natürlich die Unterschiede zwischen den Konfessionen:
Walser glaube an die 7 Sakramente und verkünde sie auch (Protestanten kennen nur 2 Sakramente an), taufe die Kinder (nicht die Erwachsenen), reiche die Kommunion nicht unter beiderlei Gestalt und versage sie Leuten, die nicht vorher gebeichtet haben. Auch lese er die Messe in Latein.
Kaplan Waser lebe im Kloster. Er habe keine Köchin, heißt es, zum einen weil er keine brauche, zum anderen weil das Kloster keine Köchin aufnehmen würde. Die Einnahmen der Pfarrei gingen voll in die Klosterkasse, aus der auch alle Ausgaben bestritten würden ["verrichten sy alle notturfft"]. Deshalb gab es auch keinen Kirchenpfleger ["hat kain khirchprobst"]. Der Kaplan erhielt neben Kost und Logis einen Lohn von 30 Gulden jährlich sowie die Stolgebühren (Gebühren für die von ihm verrichteten pastoralen Dienste). Für eine Beerdigung erhielt er im Markt 5 Pfund, auswärts 1 Gulden und für ein Kind 2 Kreuzer. Dafür musste er für die verstorbene Person auch drei (Mess)Ämter halten. Zusätzliche Naturalien (z.B. Mehl, Eier), die die Hinterbliebenen dem Kaplan gaben, musste er im Kloster abgeben.
Der Beneficiat und Frühmesser Leonhard Numperger, ist zu lesen, sei in Altomünster geboren und in Freising ordiniert. Nach der Priesterweihe 1554 habe er als Kaplan in Tandern und in Aichach gewirkt. Als Beneficiat besitze er nur einen Jahresvertrag, der verlängert werden müsse ["mues alle jar darumb pitten"]. Numperger wolle wegen des zu geringen Lohns nicht hier bleiben, notierten die Visitatoren.



Apiankarte 1568

  
Apian-Karte von 1568  
Kartograph Philipp Apian stellte in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch das Kloster Altomünster dar (siehe Landkarte links). Damals hatte die Kirche wohl noch einen Spitzturm, denn Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.

Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40 mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568 vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589. 95)


Umbau 1613
In den Jahren 1613/19 wurde die Kirche umgebaut. Der Umbau umfasste den gesamten Innenraum. Der Altarraum der Kirche wurde abgetragen und an seiner Stelle der heute noch erhaltene Doppelchor (westlich für das Volk, östlich dahinter und darüber der Herrenchor) errichtet (Kosten rd. 1000 Gulden). Damals erhielt auch die Kirche im Inneren eine einheitlich weiße Raumschale im Sinne des Frühbarocks mit antikisierenden Stuckgesimsen, geflügelten Engelsköpfchen und einem Perlstabmuster auf den Graten des Deckengewölbes.
Zudem wurden die Sakristei und ein teilweise noch heute bestehender Kirchenumgang errichtet.
Die um 1488 errichtete Kapelle mit dem Brunnenwasser wurde wieder geschlossen.
Nach Auffassung des Historikers Prof.Liebhart wurde der Herrenchor schon beim Umbau 1488, im Rahmen der Übernahme des Klosters durch den Birgittenorden errichtet. Um 1613/19 könnte dieser Chor lediglich renoviert oder neu ausgestattet worden sein, wie die Altarweihe 1619 nahelegt. Weitere vier Altäre waren schon am 6.Oktober 1617 (durch Weihbischof Bartholomäus Scholl) geweiht worden.


1613- 1730


Dreißigjähriger Krieg

Im 30jährigen Krieg wurde die Kirche zwar vom Feuer, nicht aber von Plünderungen verschont. Zwei Jahre nach Kriegsende wurde ein Altar neu geweiht, d.h., er war im Krieg entweder beschädigt oder profaniert (entweiht) worden.
Das Kloster aber trafen die Kriegsereignisse schwer. Mehr dazu können Sie hier lesen...


Im Jahr 1684 erhielt die Kirche eine neue Turmuhr.

Vierzehn Jahre später, am 19.Juli 1707 weihte Fürstbischof Johann Franz von Eckher vier Altäre. Das Weihedatum bedeutet aber nicht zwingend, dass die Altäre erst kurz vorher neu beschafft oder renoviert worden wären. Es ist vielmehr anzunehmen, dass 60 Jahre vorher - im 30jährigen Krieg - alle Altäre von Soldaten entweiht worden waren. Der Hauptaltar wurde als erster wieder hergestellt und 1650 geweiht. Die Reparatur der übrigen Altäre könnte länger gedauert haben. Ab 1652 war eine Altarweihe, die vom Bischof vorgenommen wird, vorüber-gehend nicht mehr möglich, weil die Bischöfe nicht geweiht waren. Erst 1695 kam mit Franz Eckher wieder ein echter Bischof an die Regierung, für den nach so langer Zeit ohne Kirchenweihen und ohne Firmungen viel zu tun war. Dieser kunstsinnige Bischof regierte sein


um 1700
Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit von 1695 bis 1727 hat er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Ebertshausen, Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach, Westerholzhausen und Kollbach), ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (= 23 pro Jahr) geweiht.


Spanischer Erbfolgekrieg (1701-1714)

Kaum 60 Jahre nach dem schlimmen Erfahrungen des 30jährigen Krieges mussten der Konvent schon wieder fliehen. Zu Beginn der Kämpfe im Spanischen Erbfolgekriegs, am 8.9.1703, suchte ein erster Teil Zuflucht in Freising (Nonnen) und München (Mönche). Die übrigen kamen nach der Niederlage der Bayern in Donauwörth (2.7.1704) am 11.Juli 1704 nach. Die siegreichen Österreicher, Engländer und Holländer nahmen Altomünster ein und brannten Häuser und Städel ab. Im Kloster zerschlugen sie alle Öfen und Fenster und raubten die größeren Glocken. Bei ihrem Weiterzug nahmen sie menschliche Geiseln und das Vieh mit. 55)
Immerhin blieb Altomünster im weiteren Verlauf des Krieges unbehelligt.

In den Jahren 1723/24 wurde an der Südseite des Finsteren Gangs die Klostergruft errichtet. Diese Gruft wird heute nicht mehr als solche benutzt, sondern dient als Heizungskeller. Im Zweiten Weltkrieg war sie Luftschutzkeller.



Streit mit Bürgern 1723

Das Zusammenleben des Klosters mit den Pfarrangehörigen war nicht konfliktfrei. So wird aus dem Jahr 1723 berichtet, dass Kloster und Bürger wegen eines ungenehmigten Hausbaus aneinander gerieten. Als die Bürger die Klosterbrüder daran hinderten, das Haus abzubrechen, exkommunizierte der Prior alle Mannsbilder der Bürgerschaft, die dabei mitwirkten, öffentlich. Er entfernte die Osterkerze aus der Kirche, sagte die Fronleichnamsprozession ab und verbot den Bürgern den Zutritt zur Kirche.

Auch der Prior Scheckh verteidigte vehement die Rechte des Klosters in Grund- und Lehensangelegenheiten gegenüber der Bürgerschaft. Er erließ dazu 1735 eine eigene Streitschrift. Scheckh war in diesen Streit so verbissen, dass Teile des eigenen Konvents den Konfliktkurs nicht verstehen konnten. Visitationsberichten ist zu entnehmen, dass 1755 nicht nur die Bürger, sondern auch Mitbrüder den Tod des Priors mit Erleichterung aufnahmen.

Schmidt'sche Matrikel von 1738/40 04)
Von 1738 bis 1740 besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising die Pfarreien der Diözese und erstellte die nach ihm benannte Schmidt'sche Matrikel. Über die Pfarrei "s.Altonis in Altomünster" berichtete er, sie werde von einem Pater aus dem Kloster betreut. Es sei aber auch noch ein (wohl weltlicher) Cooperator vorhanden, der im Kloster Unterkunft und Verpflegung (cum potu cerevisiae - mit einem Krug Bier) erhalte.
Die Zahl der Gläubigen war auf 1100 angestiegen. Sie hatte sich somit in den vergangenen 200 Jahren mehr als verdoppelt; und das trotz der großen menschlichen Verluste durch Kriegseinwirkungen und Pest, denen 90 Jahre zuvor mehr als die Hälfte der Bewohner zum Opfer gefallen waren. Viele Familien waren - wie oben schon erwähnt- nach dem 30jährigen Krieg aus dem alpenländischen Raum zugewandert.



Österreichischer Erbfolgekrieg 1742
98)
Nach dem Tod von Josef I. erkannte der bayerische Kurfürst Karl Albrecht (im Amt 1726-1745) die Nachfolge der Erbin Maria Theresia nicht an und erhob Anspruch auf die Herrschaft in Österreich. Er begann mit Unterstützung französischer Truppen einen Krieg. In dessen Verlauf wurde aber Bayern von den österreichischen Truppen, die vor allem aus Panduren und Kroaten bestanden, besetzt und geplündert.
Am 19.Februar 1742 rückten Husaren in Altomünster ein und verlangten eine erste Zahlung von 117 Gulden. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, nahm der österreichische Rittmeister Hutter am 25.Februar 1742 den Prior Scheckh, den Bürgermeister Leonhard Mayr und den Inneren Rat Anton Spillberger als Geiseln und verschleppte sie nach Friedberg. Dort hielt er sie 10 Tage gefangen (bis wohl die Zahlung erfolgte).
Die Österreicher erhoben noch weitere finanzielle Forderungen. Am Sonntag, 17.Juni 1742 drangen 50 Husaren gewaltsam in das Kloster ein und stellten die unglaubliche Forderung von 2000 Gulden für den Markt und 1000 Gulden für das Kloster. Wieder wurden Geiseln genommen (der erste und der zweite Bürgermeister, der Klosterrichter und der Bierbrauer Joseph Magg). Sie wurden nach Friedberg gebracht; Bürgermeister Leonhard Mayr wurde sogar nach Plattling und Passau mitgeschleppt und 7 Wochen lang festgehalten.
Ob und ggf. in welcher Höhe die Zahlungen erfolgten, ist mir nicht bekannt.



Die romanische Kirche vor dem Neubau 129)

Wie die Kirche 60 Jahre vor dem Neubau ausgesehen hat, übermittelt uns ein Kupferstich von Michael Wening aus dem Jahr 1700 (Bild rechts). Gut zu erkennen sind das hohe Mittelschiff, sowie das südliche, niedere Seitenschiff, dessen Dach als mittlere Linie erscheint. Das untere Dach überdeckte den Kreuzgang der Mönche. Der Turm im Westen war so breit wie das Mittelschiff. Der Chor im Osten besitzt die gleiche Breite und die gleiche Traufhöhe wie das Mittelschiff. Deshalb können Mittelschiff und Chor von einem gemeinsamen Dach überdeckt werden. Von außen ist der Chor nur an den ellipsenförmigen Fenstern, den sogenannten Ochsenaugen, zu erkennen.
Bei Grabungen im Rahmen der Renovierungen 1995 und 2003 legte man unter den Platten des heutigen Fußbodens einen 1x1 m großen Pfeilerstumpf und Reste der Südmauer der romanischen Vorgängerbasilika frei. Daraus ergaben sich die Breitenmaße von Mittelschiff (6,70 m) und der Seitenschiffe (3,70 m) also insgesamt 16,10 m. Der Boden lag 2 m tiefer als heute, der Altar 1 m höher. Es mussten so 3 Meter durch Treppen in der Kirche ausgeglichen werden. Der Nonnenchor, der wegen der besonderen Ordensregeln der Birgittiner eingebaut werden musste, lag an der gleichen Stelle wie heute, aber tiefer. Er ruhte auf einem Kreuzgewölbe, dessen Reste man 1995 aufgefunden hat. Der damalige Turm, der das Mittelschiff nur geringfügig überragte, war nur etwa halb so hoch wie der heutige.


Kirche um 1700


Unwetter 1756
Im Juni 1756 deckte ein nächtlicher Sturm nicht nur viele Hausdächer, sondern auch die Kirchen- und Kirchturmbedachung größtenteils ab. Ein "wildes Feuer" schlug in den Kirchturm. Das Wasser unterspülte auf einer Länge von 20 Metern die Klostermauer und die Friedhofsmauer, die daraufhin einfielen.
Zwei Jahre später, 1758, wurde die Kirche als baufällig eingestuft. Unter der Dachung mussten eiserne Stangen als Sicherung eingebaut werden, weil die Kirchenmauern sich schon um 10 Zentimeter nach auswärts geneigt hatten.


Neubau  1763

1763

Ab 1763 wurde die heutige Basilika von dem berühmten Baumeister Johann Michael Fischer errichtet, der im Landkreis Dachau auch die Kirchen Sigmertshausen und Bergkirchen mitgestaltet hat. Vom alten Bau übernahm er die Fundamente des Turmes, zum Teil die Außenmauern sowie den Chor von 1617.

Fischer musste bei diesem Bau besondere Bedingungen berücksichtigen: 104)
- Altomünster war ein Doppelkloster für die Gemeinschaft von Nonnen und Mönchen (Priestermönche und
   Laienbrüder). Jede Gruppe benötigte einen eigenen Raum für das Chorgebet. Der Nonnenchor sollte die
   Mitte der Kirche einnehmen und dennoch die Nonnen vom übrigen Volk abschotten.
- Mönche und Nonnen mussten ihre vorgeschriebenen sonntäglichen Prozessionen durchführen können,
   ohne einander zu begegnen.
- Zugleich war Altomünster auch eine Wallfahrtskirche zum hl.Alto und zudem noch eine Pfarrkirche für
  die Menschen des Orts und der Umgebung.
- Das Baugelände stieg von Westen nach Osten an
- die Kirche musste zwischen die zu erhaltenden Bauteile, den im Westen stehenden Turm und den im
   Osten einen Stock höher liegenden, langen Priesterchor, gebaut werden.


Am 6.April 1763 hat man die alte Kirche bis auf das Untergeschoss, den Turm und den ausdrucksvollen Chor von 1617 abgerissen
113). Die Kirchturmuhr setzte man dabei auf das Rathaus. Noch im selben Jahr wurde der Neubau begonnen. Als Fischer 2 Monate vor (andere Quelle: nach) der Schließung des Gewölbes 1766 starb, führten sein Palier Thomas Schmidt und Balthasar Trischberger (späterer Stadtbaumeister von München, 1721-1777) die Arbeiten fort, die 1773 vollendet wurden. Die Weihe erfolgte 29.8.1773 durch den Freisinger Fürstbischof von Welden und seinen Weihbischof Ernst von Herberstein.

Die Gesamt-Kosten des Neubaus betrugen 44.113 Gulden (ungefähr 1/3 der Kosten der Wieskirche bei Steingaden).
Davon konnte das Kloster selbst 78 % aufbringen: durch Ersparnisse (11.000), Aussteuergelder der neu eintretenden Konventualen (18.600), Sammlungen (2.100), Spenden (2.500) und Verzicht auf das Weingeld der Mönche (210). Lediglich 9.500 fl. Schulden von den Menschen der Umgebung mussten aufgenommen werden. Die meisten dieser Darlehen wurden zinslos gewährt. 154)

Davon trugen die Einwohner von Altomünster immerhin 20 Prozent. 98)

Von den weiteren am Bau beteiligten Handwerkern und Künstlern sind bekannt:
  Zimmerer Joseph Mahl ( 1778) aus München (1764) 14)
  Bildhauer Franz de Paula Arnoldt aus Dachau (1764 Gätter der St.Anna-Kapelle, Brüstung des Nonnenchors und St.Altobildnis am Turm, St.Joachim und St.Joseph, 1768 Nonnenchor-Altar u. verschiedene Gitter) 13)
Johann Bapt. Straub aus München (1765 Hochaltar, 1766-1769 weitere Altäre, 12 Apostelfig.)
Matthias Veigele
(1767- St.Alto im Nonnenchoraltar, 1768 Türfüllungen) 96)
Steinmetze Johann Sebastian Händle aus Mörnsheim (1765 weiße, geschliffene Pflastersteine, Antrittstafeln)
ungenannter Steinmetzmeister aus München (1767-68 Tuffsteine für den Kirchturm, 1768 Marmormuschel für den St.Alto-Brunnen)
  Kistler
(Schreiner)
Johann Mentele aus Rain am Lech (1765-67 Altäre) 97)
Nikolaus Pyhr ? (1768 vier Sakristeitüren) 97)

  Maler Johann Baldauf in Inchenhofen (1766 Hochaltarblatt St.Salvator und Vergoldung versch. Gätter)
Joseph Magges aus Augsburg (1766-68 Freskomalerei, 1768 zwei Altarblätter im Brüderchor)
Franz Joseph Zitter (1771 Altarblatt im Herrenchor)
  Stuckateur Jakob Rauch aus Augsburg (1766-68)
  Kupferschmied Johann Georg Sepp (1767 Kirchturmknopf für 57 Gulden 50 Kreuzer. 113)

 

Franzosenkrieg 1796
Am 26.Aug.1796 kamen die französischen Revolutionstruppen nach Altomünster. Sie forderten 550 Gulden (andere Quelle: 700 Gulden 55)
) vom Markt und die gleiche Summe vom Kloster für die Abstandnahme einer Brandschatzung. Das Kloster zahlte; den Betrag für den Markt konnte der französisch sprechende Kaufmann und Weinwirt Franz Josef Jörger den Soldaten ausreden. Nach anderer Quelle 55) nahm der Rat 1000 Gulden bei den Bürgern von Altomünster auf, um die Forderung der Soldaten erfüllen zu können.
Auch beim zweiten Einfall im Jahr 1800 konnte Jörger den Kommandanten überreden, auf die 3000 Gulden baren Geldes, eine Anzahl Ochsen und eine Ladung Bier, die dieser vom Kloster gefordert hatte, zu verzichten. Zum Dank errichteten die Altomünster Jörger nach seinem Tod ein Denkmal auf dem Friedhof bei der Loretokapelle.

Denkmal für
Franz-Josef Jöger

Säkularisation 1803

Kloster um 1800

Kurz nach der Säkularisation wurde die Pfarrei Altomünster 1805 selbstständig 46) . Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche erklärt. Die Baulast lag nun beim Staat. Wertvolle Pretiosen aus der Kirche wurden verkauft. So z.B. der Kelch des hl.Alto, eine Reliquienmonstranz der Fam.Fugger, ein Jesuskind von Kurfürst Maximilian I., Kruzifixe aus Alabaster, Elfenbein und Silber, wertvolle Messgewänder, eine silberne Büste des hl.Alto und weitere liturgische Gefäße.

In der Kirche blieb so nur eine Grundausstattung zurück. Einige Gegenstände wie z.B. das Messer des hl.Alto konnten gerettet werden, weil sie in den Klosterzellen der Nonnen aufbewahrt wurden. Diese Zellen wurden kaum durchsucht und nichts konfisziert. 156)
Allerdings schrieb Mutter Apollonia in einem Internetbeitrag: "Das Messer des Heiligen Alto kam während der Säkularisation abhanden, wurde jedoch bei einem Münchner Antiquitätenhändler wiedergefunden und bei einer Prüfung im Jahr 1954 für echt erklärt".

Als erster Pfarrer wurde ausgerechnet ein früherer Mönch des Klosters, Ignaz Magnus Nerb (1805-1837), bestimmt, der 1802 die Gemeinschaft wegen Intrigen verlassen hatte. Von diesem Pfarrer ist die Biographie erhalten 08) . Darin schreibt er über die erste Zeit seiner insgesamt 32 Jahre als Pfarrer:
  "Am 23.September 1802 ward ich als Pfarrer zur organisierten Pfarrei Altomünster allergnädigst dekretiert und nahm am 15.Dez. desselben Jahres gegen viele Protestaktionen von allen Seiten dieselbe in Besitz. Vom aufgelösten Kloster taten die Patres und die Nonnen, was in ihren Kräften stand, die ganze Pfarrgemeinde gegen den ausgesprungenen Mönch aufs Höchste zu empfehlen. Ich freute mich, die vortreffliche Orgel zu hören, die der Markt inzwischen vom Kloster Taxa um 600 Gulden kaufte. Doch der Klang war nicht gut. Die Klosterfrauen ließen ihren oberen Gang nicht durchbrechen; daher mussten einige Pfeifen gestutzt und andere, die stehen sollten, gelegt werden. Weiberregiment !"


Beschreibung 1820
Martin von Deutinger erstellte 1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bistums Freysing nach Ordnung der Decanate"
131) , in dem er auch die Pfarrei Altomünster auf den Seiten XIII/XIV kurz beschreibt:
  "Die mit dem fortlaufenden Nummer 205 bezeichnete, S.273 beschriebene, Pfarrey Altomünster ist eine für Regular-Priester geeignete, organisirte Pfarrey, bey welcher zwey Hilfspriester oder Capläne gehalten werden. Das Patronatsrecht hierauf stand ehemals dem Kloster Altomünster (dem dieselbe incorporirt war) zu. In der Birgittiner-Klosterkirche, welche zugleich die Pfarrkirche ist, wird an allen Sonn-und Festtagen Gottesdienst gehalten. Sie ist zu Ehren des hl.Alto und Unserer Frau eingeweiht. Das Patrocinium wird am Feste der Himmelfahrt Mariens, die Kirchweih am ersten Sonntag im September (nach den Bestimmungen der Diöcesanmatrikel vom Jahre 1739 aber am Sonntag nach Michaelis) gefeyert. Auf der Filiale Zeidelbach, deren Patron gleichfalls die Mutter Gottes ist, wird in der Regel von einem der beyden Capläne an allen Sonn- und Festtagen ordentlicher Gottesdienst gehalten, das Kirchweihfest aber am dritten Sonntag nach Pfingsten gefeyert."


Benefizium 1823
"Am 3. März 1823 legte die Bierbrauerswitwe Anna Maria Nißl zu Altomünster den Grund zur Stiftung eines Benefiziums in der Pfarrkirche zu Altomünster, das im Jahre 1836 zustande kam und am 27.Febr. 1837 die oberhirtliche Bestätigung erhielt".
Dies schreibt Dompropst und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Dr.Martin Deutinger in seinem 1850 erschienen Buch "Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing". Der Benefiziat in Altomünster, der aus den Erträgen bezahlt wurde, hatte wöchentlich 4 Messen zu halten und musste im Beichtstuhl aushelfen. Das Einkommen des Beneficiaten betrug 946 Gulden. Der zum Benefizium gehörende Grundbesitz umfasste knapp 50 Tagwerk der niedrigen Bonität 6-7. Das Benefizialhaus war gut gebaut und geräumig.


1100-Jahrfeier 1830
1830 beging die Pfarrei Altomünster die 1100-Jahrfeier des hl.Alto. Es wurde ein Programm gedruckt und an viele, auch weit entfernte Pfarrämter versandt. Im Markt wurden die Häuser verputzt, die Straßen mit Kiessand ausgebessert. In den Hauptgassen standen Bögen mit schönen Inschriften, die der Cooperator Max Sollacher verfasst hatte. Auf dem Röhrkastenbrunnen war eine kleine Statue des hl.Alto aufgestellt. Natürlich waren die Kirche besonders geschmückt, die Kanzel und die oberen Gänge mit Girlanden behängt. Zur Feier kamen der Bischof und viele Priester unter dem Gekrache der Böller in Kutschen gefahren. Eine halbe Stunde lang läuteten die Glocken. Beim Einzug in die Jubelkirche, bei dem auch die Hirnschale und das Messer des hl.Alto in schön geschmückten Gefäßen mitgetragen wurden, erklangen Trompeten, Pauken und Böller. Der Bischof predigte vom Herrenchor aus. Man feierte die ganze Woche lang. Die erste Messe fand täglich um 5 Uhr statt, danach alle 1/2 Stunden eine weitere Messe, bis zum Hauptgottesdienst um 9 Uhr mit jeweils einem prominenten auswärtigen Prediger.
Im Resümee über die Feier heißt es:
  "In der Festwoche gingen über 22.000 Gläubige zu den Sakramenten. Im Friedhof und anderen Orten waren zusätzliche Beichtstühle aufgestellt. Sechs Gendarme haben "durch ihr solides Benehmen ganz vortrefflich gute Dienste geleistet". Die Brauer, Bäcker und Metzger haben alle Gäste mit Trunk und Nahrung versehen. Alles war regional organisiert. "Kein auswärtiger Geschäftsmann oder Professionist durfte hierher ziehen oder seine Ware zum Verkaufe schicken", schrieb Pfarrer Nerb. Die Kosten der Feier beliefen sich auf rd. 900 Gulden, die durch Spenden und Opfergeld gedeckt werden konnten. Insbesondere die Birgittinnen hatten sich bei der Planung und Durchführung der Feier hervorgetan. Der Bericht schließt mit der bangen Frage "Was werden unsere Nachkömmlinge 1930 denken und thun, wenn hier kein solches Frauenkloster mehr existiert ?".

Der Reinertrag der Pfarrei betrug im Jahr 1870: 1065 Gulden 150)


Beschreibung 1880 06)
Kirche und Pfarrei Altomünster sind auch in der "Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
  Geographie:"Die Pfarrei hat 1998 Seelen in 328 Häusern. Davon wohnen aber nur 1160 Gläubige (in 210 Häusern) im Markt Altomünster selbst, die Übrigen in Humbersberg 47 (5), Rupertskirchen 22 (5), Stumpfenbach 104 (18), Unterzeitlbach 97 (14), Oberzeitlbach 129 (21), Oberndorf (hier Oberdorf genannt) 57 (7), Plixenried 81 (14), Röckersberg (hier Rögersberg genannt) 41 (6) sowie in 12 weiteren Weilern und Einöden. Der Umfang der Pfarrei beträgt 30 km. Altomünster liegt 2 km von der Hauptstraße von München nach Aichach entfernt.
Pfarrei: Präsentationsrecht liegt beim bay.König (Das war eine Folge des Konkordats von 1817: der König hatte alle Rechte übernommen, die vor der Säkularisation bei den Klöstern und Stiften lagen). Das Widdum besteht aus einem mit einer Mauer umgebenen, nahezu 1 Tagwerk umfassenden Obstgarten. Das Pfarrhaus ist ein Gebäude des ehem.Klosters, nach der Säkularisation für seine jetzige Bestimmung umgewandelt. Für den Pfarrer allein hinreichend. Im Erdgeschosse feucht, oben trocken. Baupflicht hat der Staat. 2 Hilfspriester wohnen im ehemaligen Herrenkloster. Reinertrag 1958 Mark.
Kirche: Erbauungszeit 1763-1773; restauriert 1873 und 1907. Rococostyl. Geräumigkeit für die ganze Pfarrei wohl zureichend. Baupflicht: das Staatsärar. Kuppelthurm mit 6 Glocken mit den Inschriften: a) "Septies in die laudem dixi tibi", b) "Zu Gottes Lob und Dienst gehör ich", c)"Ave regina coelorum, ave Dominia angelorum". Diese drei Glocken gegossen von Martin Frey in München 1587. Die größte, gegossen von Andreas Schmidt in Augsburg 1867, trägt die Inschrift: "Vivos voco, mortuos ploro, fulgura frango". Die 2 andern Glocken sind gegossen von Ignaz Braun in München 1859. Consecrationsdatum (Weihedatum) der Kirche 29.8.1773. 8 Altäre. Orgel mit 14 Registern. An werthvollen Paramenten besitzt die Pfarrkirche nur mehr eine prächtig gestickte rothe Casula, ein Geschenk des Herzogs Wilhelms IV. und seiner Gemahling Maria Jakoba aus Anlaß ihres Besuches am 20.Juni 1535. Das Kloster der Brigittinerinnen (!) hat eine Gruft. Das Cemeterium (=Friedhof) von der Kirche entfernt gelegen; der ältere Friedhof mit Capelle wird nicht mehr benützt, der jetzige mit einem Beisetzhause, wurde 1874 angelegt. Den Meßnerdienst versieht ein eigens angestellter Meßner, den Cantorendienst ein eigens angestellter Organist. Eigenes Meßnerhaus nicht vorhanden. Vermögen rd. 42.500 Mark."


Beschreibung 1895  99)
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale im Königreich Bayern vom elften bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts, das 1895 von Prof. von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums erstellt wurde, ist natürlich auch die Klosterkirche Altomünster enthalten. Wenn Sie den Bericht lesen möchten, klicken Sie hier...


Bruderschaften
Bruderschaften sind kirchlich errichtete Körperschaften, die je nach Ausrichtung allen Personen oder nur verschiedenen Personenkreisen (Zunftbruderschaften) offenstehen. Die theologische Wurzel bildet die Vorstellung von der Gemeinschaft der Kirche, zu der auch die Verstorbenen gehören (Corpus Christi Mysticum). Ein Hauptanliegen ist das religiöse Totengedenken. Dazu treten weitere Ziele (Caritas, Förderung individueller Frömmigkeit). Bruderschaften stehen unter dem Patronat eines Heiligen oder einer Heilstatsache (wie z.B. die Verehrung des eucharistischen Sakraments). Marianische Bruderschaften beziehen sich auf unterschiedliche Marienfeste oder Gnadenbilder oder treten auch als Rosenkranz- und Skapulierbruderschaften auf. Eine Wurzel des Bruderschaftswesens dürften die frühmittelalterlichen Gebetsverbrüderungen gewesen sein. Bruderschaften sind im Raum des heutigen Bayern seit dem Spätmittelalter belegt, überwiegend jedoch erstmals im 15. Jh. Nach einem Einbruch im 16. Jh. (Reformation) erlebte das Bruderschaftswesen in der Barockzeit eine neue Blüte. Die durch die Gegenreformation eingeleitete Erneuerung des religiösen Lebens führte zur Gründung zahlreicher neuer Bruderschaften. Gegenüber dem Mittelalter, in dem oft auch soziale Leistungen gefordert wurden, bezogen sich die Verpflichtungen, die die Mitglieder der Bruderschaften eingingen, in der Barockzeit fast ausschließlich auf geistliche Tätigkeiten. Im 19. Jahrhundert erhielten Bruderschaften durch das katholische Vereinswesen (Marianische Kongregation, Dritter Orden, Missionsverein, Kolpingsverein) eine neuartige Konkurrenz. Die meisten erloschen im Laufe des 20. Jahrhunderts ohne formelle Auflösung. 92)

Rosenkranzbruderschaft 112)
Noch während des 30jährigen Krieges, 1644, wurde in Altomünster die erste Bruderschaft eingeführt. Es handelte sich um eine Rosenkranzbruderschaft. Es war eine beliebte Gemeinschaft. 1660 hatte sie 4200 eingeschriebene Mitglieder. Dafür konnte das Kloster folgenden von dem berüchtigten Papst Alexander VI. am 27.3.1500 erlassenen Ablass vermitteln:
  Jeder Gläubige, der gebeichtet und kommuniziert oder wenigstens seine Sünden bereut und den Beichtvorsatz gefasst hat, konnte beim Rosenkranzbeten pro Perle 500 Jahre Ablass für sich und die Armen Seelen gewinnen. Der Rosenkranz musste aber durch den Generalbeichtvater des Birgittenordens geweiht worden sein. Außerdem war man verspflichtet, einen vollen Rosenkranz für den Papst, für die Angelegenheiten der Kirche und für den Generalbeichtvater zu beten. Der Altomünsterer Rosenkranz hatte nicht 50 sondern 63 Perlen.

Es gab auch Spötter, die sich über die 31.500 Jahre Fegefeuerminderung pro Rosenkranz lustig machten. Doch die Zahl der verkauften Rosenkränze (z.B. im Jahr 1769: 12.000 Stück) spricht eine andere Sprache. Der Ablass förderte die Massenproduktion von birgittinischen Rosenkränzen. Sie galten als besonders heilvermittelnd. Dazu trug noch ein 1690 gedruckter "Authentischer Bericht von dem großen Seelenschaz des Ablaß, welichen man bey Bettung der zu Altenmünster hochgeweichten Birgittaner Rosencranz erlangt" bei.

Mehr zur Rosenkranzbruderschaft hier...

Herz-Jesu-Bruderschaft in der Loretokapelle, 1744 (ebenfalls mit Ablässen). Voller Name: Bruderschaft des heiligsten Herzen, der heiligen fünft wunden und des Kreuzes Jesu.
29)

Bruderschaft der hl.Birgitta und Alto
oberhirtlich errichtet am 5.7.1758, Ablässe vom 27.2.1758.

Herz-Mariä-Bruderschaft
, oberhirtlich errichtet am 3.9.1847.

Sebastinani-Bündniß
(ein Gebets-Messen- und Leichenverein), ohne oberhirtliche Genehmigung, besteht schon seit 1600, erneuert 1692 und 1845.


Reliquienverehrung und Wallfahrten

Mittelpunkt einer Wallfahrt kann ein Wunder sein oder das Vorhandensein von Reliquien von Heiligen (Gebeine, Gewänder oder Haushaltsgegenstände). Ein Wunder war z.B. Grund für die Wallfahrt in Ainhofen oder in Taxa. Nach Altomünster kamen die Menschen vor allem wegen der umfangreichen Reliquiensammlung (ähnlich wie in Andechs).
Denn der Reichtum eines Klosters des Mittelalters bestand nicht nur in seinem Grundbesitz und seinen Rechten, sondern auch aus vielen Reliquien, die von den Gläubigen der Region und von Wallfahrern verehrt wurden. Solche Wallfahrten und Bittgänge trugen wesentlich zur Verbesserung der Einkommenssituation des Klosters bei.

In Altomünster verehrte man:
- von Klostergründer St.Alto,
  die Hirnschale,
sein Rodungsmesser,
zwei Bücher (heute in der Staatsbibliothek)
sonstige Gebeine
den berühmten Altokelch (der später bei der Säkularisation eingeschmolzen wurde).
- von der hl. Birgitta
  ein "großes Röhrenstück" der Gebeine
einen schwarzen Ärmel ihres Rockes
ein Stück ihres Tisches
ein Agnus Dei (Wachsmedaillon), das Birgitta am Hals getragen hat
eine Trinkschale und den Wanderstab.

von St.Catharina, der Tochter von Birgitta, ein "Beinlein wohl ein Spann lang"

- weitere Reliquien im Kloster
  ein Kreuz, das Kaiser Karl IV. 1356 dem Kloster geschenkt hat
sieben "Heilige Leiber", die hinter den Altarbildern angebracht sind
eine am Original berührte Kopie des Turiner Leichentuchs
drei Kreuzpartikel,
zwei Dornen aus der Dornenkrone Christi
Haare von der Gottesmutter Maria
heilkräftiges Wasser aus der von St.Alto wundersam erweckten Quelle

Als in Altomünster noch eine Benediktinerinnenabtei stand (bis 1485), wurde auch die selige Äbtissin Euphemia verehrt, die im 12.Jh. die Abtei regiert hatte. Doch deren Kult endete mit dem Wechsel von den Benediktinerinnen zu den Birgitten.

Aus dem Jahr 1654 hat sich noch ein Reliquienkatalog erhalten, der den ausschweifenden Titel trägt: "Beschreibung aller lieben heiligen Gebain und Heiltumber (Reliquien), so bey disem wirdigen Gotzhauß und Closter Altomünster ruen (ruhen) und in gebürendten Ehrn aufbehalten, auch järlich zu gewisen Zeiten als am Sontag Letare (4.Fastensonntag) und am Sontag nach Michaelis (=29.9.) offentlich gezaigt werden."
Dort sind genannt:
Reliquien von St.Alto und St.Birgitta, die 1485 von Papst Innozenz VIII. dem Gründer des neuen Birgittenklosters in Altomünster Wolfgang Sandizell geschenkt worden waren:
- von St.Birgitta ein Schulterblatt, 1 Stück Oberarmknochen, 3 Stücke vom Gebein, 1 Hemd, einen Gürtel, Stücke von Kleidern
  und einen Rockärmel, sowie zwei große Stücke vom Tisch der Heiligen auf.
-von St.Alto die oben schon genannten Gebeine, die Hirnschale, das Rodungsmesser, zwei Bücher und der Altokelch.

Der Reliquienkatalog von 1654 enthält auch eine damals neue Reliquie, eine "Heilige Leinwand". Es war eine originalgetreue Nachbildung des Turiner Grabtuchs, das dem echten Turiner Tuch aufgelegt worden war. Diese Heilige Leinwand wurde jeweils am Sonntag Laetare, dem 4.Fastensonntag, auf einem Teppich öffentlich gezeigt. Für die Verehrung erhielten die Gläubigen einen vollkommenen Ablass und "die Erlösung einer Seele aus dem Fegefeuer". Dieser Brauch hat sich mindestens bis 1886 in Altomünster gehalten.
Wo Sie die heute noch vorhandenen Reliquien in Altomünster auf dieser Internetseite sehen können erfahren Sie hier ...

1688 wurden "zwei heilige Leiber", das sind Skelettreliquien aus den Katakomben von Rom, angekauft. Weitere Skelettreliquien kamen 1694 und wohl um 1750 nach Altomünster. Es sind die Katakombenheiligen:
- Maximilian und Sebastian (Seitenaltäre im Hauptraum),
- Alexander und Maximianus (sitzend hinter den Altarblättern des Beichtraums),
- Mercuria, Victoria, Fortunata (stehend hinter den Altarblättern des Herrenchors) sowie
- Clementia und Martha (nach Prof.Liebhart), die aber den Weg von Rom nach Altomünster nicht geschafft haben.
Dazu kam eine Fülle von Reliquien in den vielen Reliquienbehältern verschiedenster Formen an den Altären.
Dass der Altomünsterer Prior Hörmann 1675 Generalprior aller Birgittenklöster geworden war und deshalb gute Beziehungen zum Vatikan besaß, war für die Translation (Überführung) der insgesamt sieben Katakombenheiligen nach Altomünster sehr nützlich.

Prior Hörmann dichtete sogar zwei Translationsspiele, die bei der Überführung der Reliquien aufgeführt wurden.
87) Die Versreime waren literarisch nicht anspruchsvoll, aber sprachlich kräftig und anschaulich. Um den Kult der neu angekommenen, angeblich römischen Märtyrer zu fördern, musste im Spiel der hl.Alto die römischen Zwillinge Fortunatus und Viktoria adoptieren. So entstand -jedenfalls im Spiel- eine lokale Heiligenfamilie. Weitere Katakombenheilige (Alexander und Maximian) erhielten eine Rolle als Personenschützer dieser Heiligen Familie. 29), 112)
Aus dem Jahr 1694 ist ein Translationsspiel (Beginn 9:00 Uhr) bekannt, in dem St.Alto, der ja in Altomünster die höchste und älteste Verehrung genoss, die in Form der Heiligen Leiber neu angekommenen Heiligen fragte, ob sie auch tatsächlich das Martyrium erlitten haben. Erst als beide mit ja antworteten, erteilte er ihnen die Erlaubnis, hier in der Kirche Platz zu nehmen. 29)

Wallfahrtsmedaillen
Wie bei vielen anderen Wallfahrtsorten in Deutschland wurden auch im Kloster Altomünster für die Pilger Wallfahrtsmedaillen geprägt. Dies war einerseits ein gutes Geschäft für das Kloster, entsprang andererseits aber auch dem Bedürfnis der Pilger, mit diesen Medaillen von der Wallfahrt nach Altomünster ein Stück Heiligkeit in die eigenen vier Wände mitzubringen.
Nach Wikipedia soll der Glaube an die heilkräftige Wirkung so weit gegangen sein, dass man das Pilgerzeichen zur Heilung auf ein erkranktes Körperteil auflegte. Ebenso habe man den Kranken Wasser oder Wein zum Trinken gegeben, in die man das Abzeichen getaucht hatte.
121)
Die Medaillen galten auch als Amulette zur Abwehr des Bösen und wurden zu diesem Zweck im Haus oder Stall aufgehängt (zum Schutz des Viehs vor Krankheiten), auf dem Feld vergraben (für eine gute Ernte) oder an den Rosenkranz gehängt (zum eigenen Schutz).

 
Vorderseite

Rückseite

Brauchtumsreferent Robert Gasteiger aus Dachau besitzt in seiner umfangreichen volkskund-lichen Sammlung auch einige Wallfahrtsmedaillen aus dem Dachauer Gebiet. Darunter aus Altomünster, Pipinsried und Taxa.
Die Medaille aus Altomünster besteht aus Silber. Sie ist doppelseitig geprägt. Dargestellt sind die Kirchenpatrone St.Alto und St.Birgitta.

Die selben Heiligen sind auf einer weiteren Wallfahrtsmedaille (18.Jh.) dargestellt, die in der Staatlichen Münzsammlung München aufbewahrt wird. Sie besteht aus gegossener Bronze und ist vergoldet. Maße: Höhe 39,7 mm,Breite 27,3 mm,Gewicht 16,58 g,Stempelstellung 12 h.

- Die Vorderseite beider Medaillen ist mit dem Bild des Klostergründers St.Alto geschmückt.
  Der Heilige ist im Abtsornat mit Inful und Bischofsstab abgebildet. In der rechten Hand hält er
  einen Kelch aus dem das Jesuskind emporsteigt. Es erinnert an eine Vision des Heiligen
  während der hl.Messe. Die Texte lauten:"S.Alto.IN.ALTMINST.BAVAR.P" bzw. "S ALTO IN
  ALTOMYNSTER BAVAR P"
- Auf der Rückseite (Revers) ist jeweils die Gründerin des Birgittenordens dargestellt, dem der
  Konvent in Altomünster über 500 Jahre, von 1496 bis zu seiner endgültigen Auflösung 2017
  angehörte. St.Birgitta (1303-1373) in Schwesterntracht hält eine Schreibfeder in der Hand
  und notiert ihre Visionen in das vor ihr aufgeschlagene Buch. Ihre Aufmerksamkeit ist auf ein
  Kruzifix vor ihr gerichtet, so als höre sie dem Gekreuzigten zu, der ihr den zu schreibenden
  Text diktiert. Die Medaille aus Silber ist von der Umschrift: "S.BIRGITT.F O.S.SAL" umgeben;
  der Text auf der Medaille aus Bronze lautet: "S - BIRGIT - T F - O S SAL"

In der Staatlichen Münzsammlung München befindet sich noch eine kreisrunde Wallfahrtsmedaille aus Altomünster. Sie stammt aus dem 18.Jh. und zeigt auf der Vorderseite St.Birgitta von Schweden (1303-1373) und auf der Rückseite ihre ebenfalls heiliggesprochene Tochter Katharina von Vadstena (1331/32-1381) . Diese Medaille besteht aus gegossenem Silber und hat folgende Maße: Höhe mit Aufhänger: 42,5 mm, Breite/Durchmeser: 34,0 mm Gewicht: 16,57 g Stempelstellung: 12 h. 146)
Die Vorderseite zeigt die hl. Birgitta von Schweden als Halbfigur, mit Schreibfeder und Buch. Sie weist mit ihrem langen Zeigefinger der linken Hand auf ein Kreuz neben sich. Über ihrem Haupt schwebt eine Helig-Geist-Taube.
Die Umschrift der Seite lautet: "S.BIRGIT FVN O S ".

Vorderseite

Rückseite
Die Umschrift auf der Rückseite lautet:: S.CATHARNA V FILIA S.BIRG IT.
Dazu ein Graffito: ALTOMÜNSR.
Im Zentrum des Medaillons wird die Tochter von S.Birgitta, die Hl.Katharina von Vastena als Halbfigur zu sehen, mit Blütenzweig in der Hand und einer Hirschkuh auf dem Schoß.


W
allfahrten der Gläubigen aus Altomünster

Die Altomünsterer selbst wallfahrteten auch; und zwar organisiert als Pfarrwallfahrt alljährlich nach Inchenhofen und nach München. Aber natürlich haben Menschen auch privat Wallfahrten gemacht. Oft hatten sie in Notsituationen St.Leonhard mit Hilfe angerufen und eine Wallfahrt versprochen. Einige der Menschen, denen geholfen worden war, haben ihre Geschichte bei der Dank-Wallfahrt in Inchenhofen berichtet. Dort schrieb man sie auf und veröffentlichte sie in Mirakelbüchern.
So sind in zwei Mirakelbüchern von Inchenhofen Namen von Pilgern aus Altomünster erwähnt:

Im Mirakelbuch von Inchenhofen der Jahre 1588-1592 143) wird von Valentin Helmer berichet. Er war vom Birnbaum gefallen, hatte sich verletzt und glaubte, sterben zu müssen. Da rief er St.Leonhard an, versprach ihm 3 Pfund Wachs und bat den Heiligen, er möge ihm jemand schicken, der ihn ins Haus bringt, damit er dort sterben könne. Tatsächlich kamen Menschen, trugen ihn ins Haus, wo er sein Leben beschloss.
  Der Text im Mirakelbuch lautet:
"Valentin Helmer von Altominster ist so hart ab einem Birenbaum gefallen, das er vermaindt, er müesse sein Leben also darunder enden. Under dem riefft er S.Leonhard an, das er möchte lebendig in sein behausung gebracht werden und also anhaimbs sturbe.Solches desto eher zu erlangen, verlobt er dem Nothelffer S.Leonhard zu seinem Gottshauß drey pfund wachs.
Alher hat jme derowegen Got der allmechtig nach solchem gelübt alßbald etliche Menschen zu geschickt, die jn zu hauß gebracht, alda er solche 3 pfund wachs allheer zubringen seiner Haußfrawen beuelch geben, darnach sein leben zweifels frey durch fürbitt S.Leonhards Gottseligkeit geendet und beschlossen."

Mirakelbuch 1588-92
Im gleichen Mirakelbuch wird auch Margareta Mays aus Altomünster genannt, die durch einen Pferdetritt
am Arm schwer verletzt worden war. Da rief sie den hl.Leonhard an und versprach, eine wächserne Hand und 3 Kreuzer nach Inchenhofen zu bringen. Daraufhin besserte sich der Zustand am Arm. Der Text im Mirakelbuch lautet:
  "Margaretha Maysin von Altominster ist von einem Roßs an einen arm geschlagen worden, das sy vermaindt, sy müesse erkrummen. Da verlobt sy sich mit 3 kreützern inn stock sampt einer wächsin hand. Alher ist entlich nach dem gelübd allerdings mit jhr wider besser worden".

Ein weiterer Eintrag betrifft Michael Götz aus Altomünster, der 6 Wochen lang mit dem Fuß nicht auftreten konnte. Da wandte er sich hilfesuchend an St.Leonhard und gelobte, 1 Pfund Wachs nach Inchenhofen zu bringen. Danach wurde er gesund.
Der Originaltext im Mirakelbuch lautet:
  "Michael Götz von Altomünster in Aichacher gericht. Der hatt 6 wochen kain tritt an einem Fueß gehn künden. Verlobt sich derhalben mit 1 Pfund im almosen gesambleten wachs hieher. Ist ihm entlich durch fürbitt S.Leonhards widerumb geholffen worden."

Im großen Mirakelbuch mit Wunderberichten von 1350 bis 1650 145) sind unter der Überschrift: "Der hochberühmte Nothelffer S.Leonhard kombt zu Hilff in gefährlichem Halswehe, Geschwulst und allerley üblen Zuständen" zwei Personen aus Altomünster namentlich genannt.
— Eine Frau Apollonia hatte einen Knaben mit Schäden am Kopf geboren. Sie gelobte, eineinhalb Pfund Wachs nach Inchenhofen
    zu bringen. Originaltext:
  "Apollonia von Altomünster, Knäblein mit offnem Schaden im Kopff geboren. Hat S.Leonhard durch
    Gelübd anderhalb Pfund Wachs gehailet."
— Anna Leystmayr wurde beim Teileinsturz der Klostermauer verschüttet und lag eine Viertelstunde unter dem Schutt. Ihre Eltern
    gelobten, ein wächsernen Kranz nach Inchenhofen zu bringen, wenn die Tochter überleben würde. Originaltext:
  "Auff Anna Leystmayrin zu Altomünster ist unversehens im fürüber gehen die Klostermaur gefallen, mit 3 Fueder Koth und Stainen also überschüttet, daß bey einer Viertelstund sie aller muetmassung nach todt darunder gelegen. Da sie aber von ihren lieben Eltern gen Inchenhofen mit einem wächsenen Kränzel verlobt worden, ist sie gleichsamm von Todten erstandne wider zu jhr selber unnd bald hernach zu völliger Gesundheit kommen."

Mehr über weitere bevorzugte Wallfahrtsorte der Gläubigen aus dem Dachauer Land finden Sie hier...


Renovierungen
Die ersten kleineren Renovierungen wurden schon bald nach der Säkularisation, in den ersten Jahren des 19.Jh vorgenommen.

1871/73 gut 100 Jahre nach der Errichtung, war die erste große Innenrestauration fällig, die nach Aussage von Klaus Kratzsch (Landesamt für Denkmalpflege) -dem Zeitgeist entsprechend- nahezu barock/rokokofeindlich durchgeführt wurde. Die Leitung hatte der Kirchenmaler Ludwig Hack aus Dorfen. Die Altäre und viele Figuren wurden restauriert und neu gefasst. "Die Wölbung des Vorchores wurde blau gestrichen und mit goldenen Sternchen versehen, die Altarfiguren erhielten eine dunkle Fassung und viele Vergoldungen wurden einfach zugestrichen. Anstelle des Kreuzaltars wurde ein neuer Altar mit im Halbkreis abschließender Rückwand von zweifelhafter Stilart und Schönheit angebracht" schrieb Prof. Hans Haggenmiller vom Generalkonservatorium in einem Gutachten von 1902. Schöpfer dieses neuen Altars im Zopfstil war der Münchner Architekt Josef Anton Müller (1839-1910) der auch in Fridolfing, Germering, München/St.Anton und Germering Altäre entworfen hat.
1898 übermalte der Maler Krippner aus Freising in einer weiteren Renovierung die Gewölbe der Kirche und des Nonnenchors.
1902 erfolgte eine Gesamtrenovierung der Kirche mit dem Ziel einer weitgehenden Wiederherstellung der ursprünglichen Raum- und Altarfassung unter Beseitigung der störenden Eingriffe durch Ludwig Hack. Die Leitung oblag dem Münchner Kirchenmaler Ludwig Ametsberger.
1908 Sechs Jahre später wurde ein neuer Kreuzweg von Kunstmaler Emil Boehm angeschafft; es handelt sich um eine Reproduktion nach D.Tiepolo.
1910 wurde das Turmkreuz der Kirche renoviert. Dabei legten die Arbeiter eine Kapsel mit Schriftrolle in das Kreuz, auf der die Spender und die Handwerker vermerkt sind.
1928 restaurierten die Kirchenmaler Mayrhofer und Ostenrieder aus München die Gemälde, so gut, "dass der Schmelz der Töne und die ganze Zartheit der Polychromie wieder zu Tage gefördert sind", wie es in einem Bericht der damaligen Zeit heißt.
Die beiden Künstler hatten zusammen einen Kirchenmalerbetrieb betrieben, dessen Nachfolger noch heute besteht (Hans Mayrhofer GmbH in Unterschleißheim).
1931 Renovierung der Altarblätter durch Prof. Josef Damberger (1867-1951)
1964 Renovierung des Nonnenchors durch Georg Gschwendtner aus Reichenhall (Kulturpreisträger der Stadt Bad Reichenhall) 110) .
1997-2003 Die meisten Ausbesserungen der früheren Jahre erschwerten die zweite große Restaurierung in den Jahren 1997-2003, die sich mit einem Kostenaufwand von 10 Mio Euro der originalgetreuen Wiederherstellung verpflichtet hatte.
   

Pfarrei Altomünster

Die Pfarr- und Klosterkirche St. Alto und St.Birgitta gehört zur Diözese München-Freising.
Folgende Orte sind Teil der Pfarrei Altomünster: Breitenau, Erlach, Halmsried, Hohenried, Humersberg, Hutgraben, Obererlach, Oberndorf, Oberzeitlbach, Ottmarshausen, Plixenried, Radenzhofen, Röckersberg, Ruppertskirchen, Schauerschorn, Sengenried, Stumpfenbach, Übelmanna, Unterzeitlbach.

Die Pfarrei bildet seit 2007 mit den Pfarreien Wollomoos und Sielenbach einen Pfarrverband.

Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1260: 2 Meierhöfe, 26 Lehen, 44 Hausstellen, 1 Taverne
1550
: Pfarrei mit 700 Seelen
1730: Pfarrei mit 1350 Seelen
1800: Markt mit 142 Anwesen
1830: Pfarrei mit 1450 Seelen
1840: Gemeinde Altomünster mit 756 Einwohnern in 156 Häusern
1847: Pfarrei mit 1614 Seelen
1852: Gemeinde Altomünster mit 225 Familien und 886 Einwohnern in 214 Häusern. 05)

1867: Pfarrei mit 1788 Seelen, davon 1462 Communicanten. In diesem Jahr starben übrigens in der Pfarrei Altomünster
         23 Erwachsene und 36 Kinder (!) 30)

1870: Neuer Pfarrer. In der Ausschreibung wurde das Einkommen der Pfarrei mit 1065 Gulden angegeben. 150)

1876: Markt mit 1080 Einwohnern (davon 1077 Katholiken, 2 Protestanten und ein Andersgläubiger), in 215 Häusern 116)
1930: Pfarrei mit 2200 Seelen
2007: Pfarrei mit 3.200 Seelen.

Berichte aus der Pfarrei
Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus dem Pfarrleben von Altomünster berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit. So wird im Amperboten von 1921 über ein Jubelfest des und Veteranen- und Kriegervereins mit 3000 (!) Teilnehmern berichtet.
Wenn Sie am Bericht interessiert sind, klicken Sie hier...


Baubeschreibung der Klosterkirche

Die Kirche steht auf einem im unteren Teil steil ansteigenden und sich weiter oben etwas abflachenden Hang inmitten der Marktgemeinde. Klöster betrachteten sich als geistliche Städte, die sich Jerusalem, das ebenfalls auf Hügeln erbaut ist, zum Vorbild nahmen. Im Psalmengebet der Benediktiner heißt es: "Gott wohnt auf den Bergen und wird dort angebetet".

Die fast 60 m lange Kirche steht aber nicht planeben auf einem Plateau; ihre Grundfläche steigt vom Eingang bis zum Chorschluss um 6 Meter an. Der Kirchenraum wirkt trotz mittelalterlicher Bauteile, insbesondere der massiven Umfassungsmauern bis zu den Prozessionsgängen im 1.Stock, recht einheitlich. Die Anordnung der vier Innenräume, die kunstvoll hintereinander gelagert sind, ergeben interessante Raumperspekti-ven. Drei Chöre, einer für die Nonnen, ein zweiter für die Mönche und ein weiterer für die Gemeinde sorgen dafür, dass diese drei Gruppen zeitgleich die Kirche benutzen konnten, ohne sich zu sehen.

Beichtraum Hauptraum Altarraum Herrenchor Felsengrotte Schon zu dem im Westen unter dem Turm liegenden Eingang führt eine Rampentreppe mit vielen Stufen hinauf. Um weitere 9 Stufen höher dann der große, fast quadratische Hauptraum, der außen durch jeweils vier Stützpfeiler verstärkt und durch ein separates Dach gekennzeichnet ist. Es handelt sich um einen achteckigen Zentralraum mit abgeschrägten Ecken und Emporen, über den sich eine 18 m hohe Flachkuppel erhebt. Der Raum erfüllt die Funktion des Kirchenschiffs.

Danach folgt ein kleinerer Raum, der sog. Beichtraum, der die Form des Hauptraums in geringerem Ausmaß wiederholt. Darüber der Nonnenchor, der sich wie eine Brücke quer durch die Kirche zieht. Es folgen der Altarraum für die Gemeinde und dahinter, nochmals erhöht, der spätestens im Jahr 1617 errichtete "Herrenchor".



Expertenmeinungen

Kunsthistoriker zählen die Klosterkirche von Altomünster zu den schönsten Gotteshäusern in Bayern. Als Bauwerk ist es stilistisch dem Spätbarock zuzuordnen, auch wenn es erst viel später, am Ende der Rokokozeit errichtet wurde. Aber die Inneneinrichtung gehört schon dem Rokoko an. 152)
— Architekt Franz Peters erklärte, dass Fischers Bauten zu den Spitzenwerken der europäischen Baukunst zählen, aber leider
        nicht so bekannt sind, wie die der Kollegen Asam und Zimmermann. Immerhin ist Joh.Michael Fischer in dem 1970 in Italien
        erschienenen Monumentalwerk "Weltgeschichte der Architektur am meisten besprochen und gewürdigt
. 144)

Der Kunstprofessor Harro Ernst beschreibt im Jahr 1972 die Architektur der Klosterkirche in einer -der Zeitepoche
         entsprechenden-  blumigen Sprache so:
  "Gleich einem Fernrohr leitet der niedere, dunkle Laienbrüderchor das Auge hin zum Langchor, wo weit mehr als mannshoch über einem Apsis rund, drei Altäre wie Ausstellungsstücke in den Raum komponiert sind. Dies Bild ist musealer Regie näher als dem barocken Theatrum. Indessen ist da, in Entferntheit, Licht und Freizügigkeit, echt ein Sehnsuchtsziel.
Der Berglage zufolge, den Forderungen dann gemessen nach den Chören für Patres, Laienbrüder, Nonnen, nach einem Umgang für die Birgittinerinnen, musste ein kurioses Gebäude entstehen. Nie wird man in Altomünster ganz des Gedankens an Verbau und an Verhau ledig. Fischer vermochte es aber, aus der Last der Voraussetzungen Kapital zu schlagen, zu Diensten einer Selbstdarstellung der Epoche ohnegleichen. Was heißt: "Grabgesang des Barock und ingeniöse Vorschau, getan in einem Motivmusterhaus, mit einem Auswahlangebot von Stimmungen, bei Hintritt zu Nüchternheit und Natur, Volkstümlichkeit. Und man erfährt, daß Sacrales nunmehr in die Region der Romantik gerät, ein Traum wird, Hinwendung bedeutet, zu einem fernen Licht."

Der Diplomat und Reiseschriftsteller Wilhelm Hausenstein schrieb in seinem Buch "Wanderungen - Auf den Spuren der Zeiten"
        aus dem Jahr 1935 seinen Eindruck bei einem Kirchenbesuch: 158)
 

" Die Kirche ist das Merkwürdigste, was ich im Barock an Vielfältigkeit der Gliederung erlebt habe.
Man bemüht sich, die Ordnung zu fassen, nach der sich hier auf der Längenachse ein Raum an und in den anderen schiebt- bis hin zu der halbversteckten Ferne, in der sich der Hochaltar erhebt. Dem rechteckigen Vorsaal folgt, in Kanten gebrochen, als größter Raum des Rokokotempels eine weite Runde; ihr schließt sich, zum Achteck abgeschrägt, ein dritter Raumkörper an; hinter ihm rückt aus einem vierten Raum der Chor in die Tiefe aber er ist gedoppelt, denn hinter dem unteren Choraltar und einer Schranke erhebt sich, auf eine Estrade entrückt, ein Ostchor mit größerem Altar.
Der Grundriß, auf dem dies sonderbar zusammengesetzte System von Räumen steht, müsste den Umriß eines wunderlich gegliederten Käfers engeben... Der Baumeister hat der Kirche auch nach der Höhe eine phantastische Ausbildung geschenkt. Ueber dem Laienschiff zwischen Chor und Hauptrotunde ist ein Nonnenchor eingeschoben: er sitzt vergittert über niedriger Wölbung und wächst ins Dach hinein. Damit ergeben sich sonderbare Verschiedenheiten in den Höhen der Raumkörper, es ist ein unaufhörliches Auf und Ab; ein Raum ist hoch, der andere nieder, der nächste wieder hoch...

Ueberdies ist die Kirche durch zwei Stockwerke hinauf mit einem ganzen ausführlichen Gefüge von Emporen, Galerien, Umgängen ausgestattet, und endlich hat auch hier das seiner selbst gewisse Rokoko keinen Prunk gespart: die ungewöhnlich kostbaren Seitenaltäre aus der Hand des verschwenderischen Straub blinken von Gold und Silber im schrägen Abendlicht blinken sie noch einmal so schön; Reliquienschreine mit Heiligen, die liegen, sitzen oder stehen, und entzückende Putten in Menge machen zusammen jene barocke Symphonie, in der die sprudelnde Jugend mit dem Tod und wiederum der mürbe, in Perlen, Edelsteine, Stickereien gefasste Tod mit der Unsterblichkeit der Märtyrer zusammentönt; die fraulich feine Palette des Barocks malt die Wände mit lichtem Blaugrün, mit Rosa, Weiß und Gold; Joseph Maggest hat an den Decken den triumphalen Pomp seiner Fresken ausgespannt; die Galerien mit graziösen Rokokogeländern schwellen, schlagen aus wie der Mai; das Licht strömt konzentrisch von allen Seiten ein und verwert nicht minder, als es erhellt und klärt, dazu ist alles im besten Stande, frisch wie von heute morgen, eitel Frühling, ewiger Frühling."

 


Umgänge
Auch vertikal ist die Kirche klar gegliedert:
- Im Erdgeschoss der Laienraum, die Pfarrkirche,
- im ersten Stock die Mönche und
- im zweiten Stockwerk die Nonnen.
Vom Nonnen- wie vom Mönchschor gehen Umgänge um die ganze Kirche, auf denen die Ordensleute an Sonn- und Feiertagen Prozessionen hielten, ohne dass sich ihre Wege je kreuzen konnten. Beide Umgänge verlaufen zwischen Außen- und Innenmauern und machen die Wandform somit zweischalig. Die äußere Schale ist die Umfassungsmauer mit den Fenstern, die innere besteht aus der mehrstöckigen Bogenwand mit den Öffnungen zum Hauptraum hin. 104)

Der Kunstschriftsteller Wilhelm Hausenstein (1882-1957) sagte über den Kirchenraum: "Das ist das Merk-würdigste, was ich im Barock an Vielfältigkeit der Gliederung erlebt habe".

Nonnen-Umgang

An der Nordseite der Kirche verläuft der sog. "Finstere Gang", der nach Nordosten abknickend in den dreieckigen Hof zwischen Kloster und Pfarrhof führt. Er stammt von den Umbaumaßnahmen 1619, der das Frauenkloster von der Kirche isolierte. 113
)
Dort ist in einer vergitterten Nische eine kastenartige Tafel mit geschnitzten "Armen Seelen im Fegefeuer" zu sehen. Aus den Wundmalen Christi (Händen, Füßen und einem dornenbekränzten Herz) ergießen sich Blut-strahlen über die Armen Seelen (2.Hälfte des 19.Jh.), die im unteren Bereich in Flammen schmachten und
"in ihrer Qual die Münder auf- und die Arme nach oben reißen". Auch aus dem mit der Dornenkrone umkränz-ten Herz Christi lodern Flammen der göttlichen Liebe, die ein darüber stehendes Kreuz umfangen.


Fegfeuer im
finsteren Gang

Der Finstere Gang schuf die Verbindung zwischen dem oberen Areal des Klosters zum ehemaligen Friedhof.

Er wurde in der Zeit um 1500 angelegt, damit die Mönche unter dem Nonnenkloster zum Friedhof gelangen konnten, ohne den Bereich der Nonnen betreten zu müssen.

   360-Grad-Foto
Der Künstler Max van Allen hat vom Finsteren Gang ein schönes HDR/360-Grad-Foto gemacht und bei Google+
im Internet veröffentlicht. Wenn Sie es sich anschauen möchten, klicken Sie hier ...

Von Süden her führt ein Eingang in die Klostergruft von 1723. Im II.Weltkrieg diente die Gruft als Luftschutzkeller; heute wird sie als Lagerraum genutzt. Die Toten sind im Friedhof beerdigt.


Turm

Den schlanken, reich gegliederten Turm auf der Westseite über dem Eingang bezeichnete König Ludwig I. als den "schönsten Turm in seinem Königreich"! Er hat eine Höhe von 62 Metern und ist damit der höchste Kirchturm im Landkreis Dachau.
Eine Übersicht über die höchsten Kirchtürme erhalten Sie hier...



St.Alto

Die Fassade des Turms ist in drei vertikale Abschnitte gegliedert.
Der untere Teil, der vom Kirchenschiff umschlossen scheint, wird durch zwei Pilasterpaare mit einfachen dorischen Kapitellen und dem darauf ruhenden Segmentgiebel geteilt. Die beiden Außenseiten weisen auf die dahinter liegenden Kapellen hin.

Innerhalb der Säulen steht in 15 Metern Höhe eine große Statue des hl. Alto in einer Nische. Er ist im Abtsornat mit seinem Attribut, einem Kelch mit Jesusfigur dargestellt. Die 250 Jahre alte Originalfigur aus Eichenholz mit rd. 3,50 Metern Höhe und einem Gewicht von 800 kg, die vom Dachauer Bildhauer Franz Arnoldt (1724-1788) geschnitzt worden sein dürfte, musste im Jahr 2002 wegen irreparabler Schäden entfernt werden.

Bildhauer Erich Zimmer aus Iffeldorf schnitzte 2005 eine neue Eichenfigur exakt nach (gebeilt, geschnitten und geraspelt). 111)
Die 335 cm (!) hohe Figur (auf einem 1 m hohen Sockel) wurde von der Kirchmalermeisterin Angela Ramsauer komplett ölvergoldet; dazu verwendete sie 3800 Blatt Gold, das sind 53 qm. Nur der gekrümmte Teil des Bischofsstabs, die Krümme, ist noch vom Original.


Der mittlere Teil
mit den rundbogigen großen Schallfenstern wird von grauen Eckpilastern (mit jonischen Kapitellen) eingefasst. Die jonischen Kapitelle weisen nach der traditionellen Säulen-ordnung auf eine weibliche Heilige (hier St.Birgitta oder Maria) hin; die dorischen Kapitelle ein Stockwerk darunter dagegen auf einen männlichen Heiligen (hier St.Alto).

Der obere Teil mit Uhr und  als Voluten gestalteten  Ecklisenen trägt eine gestufte Zwiebelhaube mit Laterne und vergoldetem Kreuz. Die Zwiebelhaube besteht aus Kupfer. Aus der Kirchenrechnung von 1767 ist bekannt, dass für das Kupfer der hohe Betrag von 2743 Gulden nach Augsburg bezahlt werden musste. Die Uhrblätter der Kirchturmuhr kosteten 134 fl 16 kr. 113)


Der schönste Turm
im Königreich Bayern
  Hinweis: Die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme. Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen". 64)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen möchten, klicken Sie hier...

Norbert Lieb schreibt zum Turm: "So sehr dieser als baukünstlerischer Luxus von der Ordensvorschrift abweicht, macht er den Kloster- und Kirchenbau zur biblischen Stadt auf dem Berge, die nicht verborgen bleiben will. Sinnbildlich bedeutsam stehen Turm und Landschaft in stolzer, freundlicher Wechselbeziehung". 113)

Berührend ist die Tatsache, dass junge Frauen, die in den Birgittenorden eintraten, den Turm am Tag des Eintritts letztmals in seiner vollen Schönheit sehen konnten. Sie durften das Kloster ja nicht verlassen und von innen sind nur Ausschnitte des Turms zu erblicken.

Glocken
Hinter den Schalllöchern hängen sechs große Glocken, die die Gläubigen zum Gottesdienst rufen.
Nach der Glockenbeschreibung von Prof.Dr.Klaus Peter Zeyer 80)
stammen sie alle aus der Zeit nach dem 2.Weltkrieg:

1. Altoglocke. Die dem Patron St.Alto geweihte Glocke ist mit 2600 kg und einem Durchmesser von 165 cm die größte Glocke.  
  Sie wurde 1950 von Karl Czudnochowsky in Erding gegossen und erklingt auf den Schlagton b.
Die Inschrift lautet: "Heiliger Vater Alto bitt für uns".
Wenn Sie die Altoglocke auf Youtube als Einzelglocke läuten hören möchten, klicken Sie hier...
2. Christkönigsglocke, 1300 kg, Durchmesser 135 cm, Karl Czudnochowsky in Erding 1950, Schlagton d´.
3. Marienglocke, 900 kg, Durchmesser 115 cm, Karl Czudnochowsky 1950, Schlagton f´

4. Josefsglocke, 600 kg, Durchmesser 103 cm, gegossen von Rudolf Perner in Passau 1990, Schlagton g´
                        Die Glocke besitzt eine interessante Inschrift. Dr.Walter Kick hat sie übersetzt und ihre Herkunft erforscht: 93)

 
Inschrift:
"NOBIS SUMMA TRIAS PARCE PREGANTIBUS DA JOSEPH MERITIS SIDERA SCANDERE: UT TANDEM LICEAT NOS TIBI PERPETIM GRATUM PROMERE CANTICUM.".
 
Übersetzung:
"Höchste Dreifaltigkeit, verschone uns, die wir zu dir flehen und lass uns durch das verdienstvolle Zutun des (heiligen) Josef zu den (himmlischen) Sternen aufsteigen, damit wir letztendlich dir immerwährenden Wohlklang hervorbringen dürfen"
 
Provenienz:
Die für Zeit von 1990 (Glockenguss) ungewöhnliche Inschrift ist einem um 1710 entstandenen Hymnus für den hl.Josef, den Namenspatron von Kardinal Josepho Sacripanti (1642-1727), entnommen 94)
5. Birgittaglocke, 350 kg, Durchmesser 95 cm, Karl Czudnochowsky 1949, Schlagton a´
6. Michaelsglocke, 300 kg, Durchmesser 76 cm, Karl Czudnochowsky 1949, Schlagton c´´ Inschrift: "St.Michael bitte für uns"


Für fünf Glocken gibt es ein elektrisches Geläute; die Birgittaglocke muss noch mit der Hand geläutet werden. Die Uhr schlägt an die Christkönigsglocke (Viertelstunde) und an die Altoglocke (volle Stunde). Auch von ihnen allen gibt es eine Audioaufnahme im Internet
86) ; klicken Sie hier...

Glockenspiel 68)
Seit 11.Dezember 2005 hat Altomünster -als einzige Kirche im Landkreis Dachau- ein Glockenspiel.
Dafür wurden 24 weitere Glöckchen von der Gießerei Perner angeschafft. Diese Glöckchen können nicht schwingen, sondern werden mechanisch mit einem Hammer angeschlagen. Die größte der 24 Glocken wiegt immerhin 200 kg. Das Glockenspiel ist von Hand über eine Tastatur oder auch automatisch durch Programmierung bespielbar. Damit werden jeweils an Werktagen um 9,13 und 17 Uhr und am Sonntag um 13, 15 und 17 Uhr Kirchenlieder aus dem Gotteslob gespielt, abgestimmt auf die jeweiligen Themen des Kirchenjahrs.
Das Glockenspiel ist ein "Dankeschön für die Geduld und Opferbereitschaft der Bürger von Altomünster während der jahrelangen Kirchenrestaurierung", so der damalige Pfarrer Wolf Bachbauer.
Natürlich gibt es im Internet auch vom Glockenspiel eine Audioaufnahme
86). Wenn Sie sie hören möchten, klicken Sie hier...

Historische Glocken von 1587
1587 hatte Dionysius Frey aus München fünf Glocken für Altomünster gegossen, die von Herzog Wilhelm V. (1579-1598) und seinem Bruder Herzog Ferdinand gestiftet worden waren. Diese am 15.Oktober von Weihbischof Bartholomäus Scholl geweihten Glocken waren den Heiligen Alto, Maria, Anna, Birgitta und Katharina gewidmet. Zwei (wohl die größten) wurden im Spanischen Erbfolgekrieg am 18.7.1704 von feindlichen Truppen geraubt. Die drei verbliebenen waren im Jahr 1884 noch in der Bestandsliste aufgeführt. Im Jahr 1891 wurde eine der Glocken von der Gießerei Ulrich Kortler umgegossen; sie hatte wohl irreparable Schäden aufgewiesen. Die beiden letzten der Glocken von 1587 überlebten den 1.Weltkrieg, weil sie wegen ihres Alters von der Ablieferungspflicht (zum Einschmelzen für Kriegsgeräte) befreit waren. Da aber die drei übrigen, Mitte des 19.Jh gegossenen Glocken eingeschmolzen wurden, schaffte Pfarrer Schwaiger 1929 ein völlig neues Geläute an. Die beiden historischen, damals schon 450 Jahre alte Glocken wurden verkauft:

Glocke von 1587
- Die größere Glocke (700 kg) ging an die Gießerei Ulrich in Kempten. Da sie wegen ihres hohen Alters nicht
  eingeschmolzen werden durfte, könnte sie heute noch irgendwo vorhanden sein.
- Die kleinere der Frey-Glocken (Sterbeglocke, 235 kg) wurde von Albert Schleich gekauft und der Krieger-
  gedenkstätte an der Loreto-Kapelle in Altomünster gestiftet. Als im 2.Weltkrieg alle übrigen Glocken
  aus Altomünster abgeliefert werden mussten, hängte man diese Frey-Glocke für einige Jahre in den Kirchturm
  der Klosterkirche, wo sie zusammen mit einer Eisenbahnschiene (!), die mit dem Hammer angeschlagen
  wurde, für den Uhrenschlag sorgte. Nach dem 2.Weltkrieg kam die Glocke wieder zurück in die Kriegergedenk-
  stätte, wo sie noch heute zu sehen ist (siehe Bild links).

Glocke im Museum
Im Museum Altomünster ist übrigens eine weitere historische Glocke zu besichtigen, die aus dem Jahr 1740 stammen dürfte.
Nach Klaus Peter Zeyer wurde sie sogar von Papst Benedikt XIV (1740 bis 1758) geweiht. Die Glocke blieb auch nach der Säkularisation (1803) in Altomünster. Im Zweiten Weltkrieg musste sie 1942 abgeliefert werden. Sie wurde aber nicht eingeschmolzen und kam 1947 wieder nach Altomünster zurück. Bis 1992 hing sie im Turm der Loretokapelle. Seither ist sie im Museum Altomünster ausgestellt. Auf dem Holzjoch der Glocke ist die Jahreszahl "1856" vermerkt. Das Datum weist nach Klaus Peter Zeyer aber nicht auf das Gussjahr sondern auf das Jahr der Renovierung der Loretokapelle hin.
109)

Bericht über die Glocken von Altomünster 2013  80)
Über die Glocken der Pfarr- und Klosterkirche St.Alto hat Prof.Dr. Klaus Peter Zeyer einen interessanten Aufsatz geschrieben, in dem er die Glocken im Bild zeigt und alles Wissenswerte im Detail präsentiert. Der Aufsatz ist im Kulturspiegel Altoland 2013 Jahrgang/Nr.41, S. 8-10." veröffentlicht. Den Aufsatz im Kulturspiegel können Sie hier lesen...



Innenausstattung

Man betritt die Kirche unter dem Turm durch eine verzierte Tür und kommt in einen Vorraum, der noch aus der alten romanischen Basilika von 1240 stammt. Der Eingang ist schmal. Vielleicht hat der Baumeister an das von Matthäus in Kap.7 Vers 13 überlieferte Jesuswort gedacht:  "Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der ins Verderben führt, und viele sind es, die da hineingehen".

Vorraum

Im Gewölbe links ist seit 1872 eine Felsengrotte mit einer Todesangst-Christi-Kapelle eingerichtet (Einweihung durch Erzbischof von Thoma am 14.Okt. 1890). Vorher war der Seitenraum eine Rumpelkammer.


Todesangst
Christi-Kapelle
Vor einem Panoramabild sind die Figuren von Jesus, den drei schlafen-den Jüngern und dem Engel, der Jesus den Kelch reicht, zu sehen (nach Plänen von Ludwig Hack).

Ölbergszene
Daneben steht die überlebensgroße Figur des gefesselten Heilands im Kerker, die im Jahr 1767 von Franz de Paula Arnoldt (1724-1788) aus Dachau, dem Schöpfer der früheren großen Altofigur im Turm, geschnitzt wurde.

Jesus


Beinhaus

Daneben sind hinter einem großen Gitter die Reste aus einem Beinhauses (Karner) zu sehen, das es in Altomünster -an dieser oder anderer Stelle- sicher gab.

bemalter Schädel
Auf einem fünfstöckigen Regal liegen die bemalten und mit Inschriften versehenen Totenschädel der Verstorbenen.
  Hinweis: Das Beinhaus oder Karner (lat.carnarium=Fleischkammer) war vom Mittelalter bis zum 19.Jh. eine meist an die Kirche in der Nähe des Eingangs angebaute, zweigeschossige Friedhofskapelle, in deren Untergeschoss die Gebeine der schon lange Verstorbenen aufbewahrt wurden, um Neuzugängen Platz zu machen (Zweitbestattung). Ursprünglich hatte jeder Pfarrfriedhof, neben an oder unter der Kirche einen Karner. Auf den Synoden von Münster und Köln (1279/1280) wurden sie zwingend vorgeschrieben. In früheren Jahrhunderten war die Lebenserwartung niedrig und die Kindersterblichkeit hoch; 42 Prozent der Kinder starben im ersten Lebensjahr 45) . Deshalb gab es damals im Verhältnis zur Bevölkerungszahl mehr Beerdigungen als heute. Dies galt sogar noch im 19.Jahrhundert: im Kirchenjahr 1866/67 wurden in Altomünster 61 Kinder geboren. Es starben 36 (!) Kinder und 23 Erwachsene. 30)

Totenschädel-Regal
Friedhöfe waren immer um die Kirche herum angelegt und kaum erweiterungsfähig.Im Jahr 1058 beschränkte man die Grenzlinien der Friedhöfe auf 60 Schritte im Umkreis des Altars für Hauptkirchen und 30 Schritte für Kapellen. Weiter entfernt konnte man sich des Segens der im Altar ruhenden Reliquien und der Fürbitte des Heiligen nicht sicher sein. So war es üblich, die Gräber schon nach 5 bis 10 Jahren wieder zu verwenden. Zudem gab es keine Familiengräber; der nächste Tote erhielt das frei werdende Grab. Manche Totenschädel in den Beinhäusern wurden auch bemalt oder mit Inschriften versehen, um sie der Anonymität zu entreißen. Karner waren besonders in Bayern, Österreich und Ungarn verbreitet; sie standen an
katholischen und protestantischen Gotteshäusern. In den letzten hundert Jahren wurden die Karner abgerissen bzw. in Lourdeskapelle, Abstellräume oder Vorhäuser umgewandelt. In manchen Kirchen, wie hier in Altomünster, erinnert aber noch eine Nische mit einigen Totenköpfen an die frühere Trauerkultur. Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen.



Epitaphe

Neben den Totenschädeln lehnen mehrere Grabdenkmäler an der Wand.
Ein Epitaph erinnert an Christina von Machslrain zu Hochenburg (+1535), geborene Bürgerin von Millans, gestorben am Sonntag nach St.Martin (= 14.11.) 1535. Es besteht aus Rotmarmor und ist 2 Meter hoch und 98 cm breit. Darauf sind in einem Relief die Verstorbenen und zwei Wappentafeln mit doppelter Helmzier zu sehen. Darunter eine weitere Inschriftentafel für ihre fünf Enkel aus der Ehe zwischen ihrer Tochter und Wolf von Schellenberg; sie knien in zeittypischer Tracht vor einem Allianzwappen.
Inschrift:
  "Hie ligt begraben und ist gestorben an Sonntag nach Sand Marteinstag A.R. 1535. Die edl dugendhafft fraw Cristina weylandt Sygmundtn von Mächselrain zu Hochenburg verlassen witib gebornne Bürgerin von Mellans der gott genädi und barmherzig sein wele un all geläubig sellen. So ligen auch hiebei begraben ire fünf Ennkl, so ir tochter had Wolffen von Schellenberg zu Kyßlegk Marschalkh zu München geboren".

Ein zweites Epitaph gehört Barbara von Adelzhausen (Barbara von Wechsham), gest. 8.Mai 1536. Auch es ist aus Rotmarmor (173 x 79 cm); darauf ist die Verstorbene unter einem Spruchband kniend zu sehen; eine auch für die damalige Zeit altertümliche Darstellungsweise. Inschrift: "Anno Domini 1536 ist gestorben die edl und dugenthafft fraw barbara Adelzhäusserin an den 8 Dag des mayen der gott genad".

Weitere Epitaphe für
- Katharina Bachlerin (gest. 1720) sowie für den
- Klosterkastner Kaspar Küpferle (+1652)
Platte von rothem Marmor. H. 133, br. 67 cm mit Wappen.



Christina von '
Machslrain


Barbara von Adelzhausen

Hinweis: Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal für einen
Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe (griech. Grabinschrift) wurden für diesen Zweck eigens angefertigt; sie sind keine früheren Grabplatten. Das Epitaph ist auch kein Grabmal, weil sich weder dahinter noch darunter ein Grab befindet.


Ein Kriegerdenkmal erinnert an die vier aus der Pfarrei Altomünster stammenden Soldaten, die teils an der Seite Napoleons, teils gegen ihn gekämpft haben und gefallen sind. Einer der Männer starb in der Schlacht bei Wageram (nahe Wien) am 5. und 6. Juli 1809, in der Napoleons französische Truppen mit bayerischer Unterstützung die Österreicher besiegten. Zwei andere Männer starben beim Russlandfeldzug der französisch-alliierten Truppen in Pollozk in der Nähe von Wilna/Litauen. Dort hatte sich der bayerische General Wrede schwere Gefechte mit der russisch-finnische Armee geliefert.


Lourdesgrotte

Rechts im Vorraum ist eine Muttergotteskapelle eingerichtet. Eine große Figur der Lourdesmadonna steht in einer künstlichen Felsengrotte. Darunter befindet sich ein Lichtspalier, auf das Opferkerzen gesteckt werden können.

Lourdesgrotte im Vorraum
Die Muttergotteskapelle dient(e) den Mitgliedern der im Jahr 1644 gegründeten Rosenkranzbruderschaft als Gebetsstätte (früher hielten sie ihre Andachten am unteren Choraltar ab). Innerhalb dieser Bruderschaft gab es auch eine sog. Stundenbruderschaft. Die besondere Beziehung des Birgittenordens zum Rosen-kranzgebet zeigte sich darin, dass die Birgittinnen eine besondere Form des Rosenkranzes mit 6 Gesätzen, 7 Vaterunsern und 3 zusätzlichen Ave Maria (also 63 Ave Maria) entwickelten als Ehrerbietung an das
Lebensalter von 63 Jahren, das Maria nach den Revelationes, den Visionen der Birgitta, erreicht haben soll. Zudem hatte der Papst um das Jahr 1500 einen besonderen Ablass für den erteilt, der einen von einem Birgittinnenprior geweihten Rosenkranz erwirbt.
In diese Kapelle wird übrigens das Brunnenwasser der Altoquelle geleitet. Das Wasser entspringt unter dem Altoaltar (rechts) im Hauptraum der Kirche, wird in den Klosterhof und von dort zurück in die Kapelle geleitet.
Der kleine Brunnen besteht aus Marmor. Das Wasserrohr ragt aus einem kleinen Relief in die Nische herein. Auf dem Relief wird das Quellenwunder des hl. Alto dargestellt. Der Heilige schlägt mit seinem Stab an einen Felsen: An dieser Stelle entsteht die Quelle.

Altobrunnen
im Vorraum



Hauptraum

Altomünster ist einer der letzten großen Bauten des Spätbarocks (Mauerwerk) und Rokoko (Einrichtung). 152) Dies ist an der zwar graziösen aber sparsam verwendeten Stuckierung (Wessobrunner Schule) von Jakob Rauch, Augsburg zu erkennen, die den Wänden einen alabasterartigen Schimmer verleiht. Man spürt hier sogar schon den beginnenden Klassizismus. Rauch hatte einige Jahre vorher den Stuck in der Kirche von Sittenbach gestaltet.
Auch die 1766/68 von Joseph Mag(g)es (1728-1769) kurz vor seinem Tode gemalten Deckenbilder (sign.) sind in der Bewegung gedämpfter, als man es im Rokoko sonst erleben kann. Magges schuf übrigens auch vier Altarblätter für Altomünster.
mehr zu Magges...

Über neun Stufen gelangt man zu einem kunstvollen Gitter, das 1763 vom Klosterbruder Martin Offner geschmiedet wurde. Dieses farbig gefasste Gitter besitzt zwei Flügel und zwei feststehende Teile. In die Flügel sind unten Birgittenkreuze, Weintrauben und Rosenblüten eingeschmiedet. Im Fries oben ist das Dreifaltigkeitssymbol zu sehen, umgeben von Cherubim und Seraphim (Erzengeln). Des Weiteren erkennt man das Auge Gottes, brennende, mit Dornen und Blüten bekränzte Herzen Jesu und Mariens, umgeben von Gloriolen (Heiligenscheinen).
Die Gitter scheinen gewaltsam unter die Empore eingepasst worden zu sein, da die abschließenden Ornamente schon etwas im Deckenputz stecken. Auch die Anschlüsse an die Gestühlsteile des Vorraums sind nicht original. Es ist von einer nachträglichen Veränderung an Gitter oder Gestühl auszugehen.
Hinweis: Das Herz Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe Christi. Diese Darstellung verbreitete sich nach der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens XIII. im Jahr 1765. Das Herz Mariens ist Zeichen für die mütterliche Liebe.

 

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Durch das Gitter gelangt man zum achteckigen Kirchenschiff mit 18 m hoher Hängekuppel. Fischer hat diesen Raum als Zentralraum gestaltet, wie in Bergkirchen oder Sigmertshausen. Die Ecken sind abgeschrägt. Lisenen gliedern die Außenwände.

Über vorkragendem, umlaufenden Gebälk sind über zwei Stockwerke Emporen mit rundbogigen Öffnungen mit geschnitzten Gittern angebracht. In der alten Kirche gab es einfache Eisengitter; sie sind im neuen Gotteshaus, "dem Gefühl des 18.Jh. gemäß und ihm zuliebe, ornamental gestaltete, weiß-gold gefasste Schnitzwerke geworden, die wie eine zarte Haut und Membrane" 113
) den Raum beleben. Die barocken Gitter sind auf der zum Kirchenraum gerichteten Seite ornamental ausgebildet; auf der Rückseite, die den Nonnen zugewandt ist, sind sie aber völlig kunstlos ("decus ab intra" - nur innen verziert). Die Gitter sind geeignet, den Ordensleuten von oben Einblick ins Innere zu gestatten, sie aber vor dem Gesehenwerden zu schützen.

Viele Fenster, im barocken unteren Teil zwei Reihen, im gotischen Herrenchor nierenförmig, sorgen für einen lichten, hellen Raum. Ein Verbindungselement zwischen den verschiedenen Raumteilen ist die gleiche Höhe der Gewölbeauflage (Kämpfer), unabhängig von der Höhe des Gewölbes.

Der Stuck wurde -wie erwähnt- von Jakob Rauch 1766 bis 1768 geschaffen. Er besteht aus Rocaillekartuschen, Blütengirlanden sowie rosa gefasste Putten und Engelskaryatiden (=weibliche Säulenfiguren als Gebälkträgerinnen) unter der Hauptkuppel. An der Brüstung der Orgelempore ein Stuckrelief mit zwei musizierenden Putten, am Gebälk des Hauptraums vier Gruppen von je zwei Putten mit Attributen göttlicher (Glaube, Hoffnung, Liebe) und christlicher Tugenden Kreuz, Anker und Herz. Das Kreuz kommt zweimal vor; es ist schließlich auch das birgittische Ordenszeichen. 113)
Die
Pilaster an den Wänden haben Stuckkapitelle mit Cheruben und Birgittenkreuz.

  360-Grad-Foto
Der Künstler Max van Allen hat vom Hauptraum der Kirche ein tolles HDR/360-Grad-Foto gemacht und bei Google+ im Internet veröffentlicht. Wenn Sie es sich anschauen möchten, klicken Sie hier...

 

Seitenaltäre im Hauptraum

In den beiden östlichen schrägen Ecken stehen die vom Münchner Bildhauer Johann Bapt. Straub (um 1772) erbauten Altäre zu Ehren des Hl. Augustinus bzw. des Hl. Alto. Sie sind vor allem der Andacht der Pfarrgemeinde gewidmet. In der alten Kirche der Zeit vor 1765 stand anstelle des Augustinusaltar ein Wendelinaltar. Beim Neubau wanderte dieses Patronat auf den linken Altar im Beichtraum  113) .
Ihr Holz der Altäre ist rosa und grün marmoriert (= mit Marmormuster bemalt) und mit Schnitzdekor vergoldet. (Rot und Grün waren auch die Lieblingsfarben der Birgitten in der Stickerei
113) ). Im oberen Teil der Altäre befindet sich eine Lichtöffnung, die mit einer baldachinartigen Reifkrone überdeckt ist. Durch sie scheint sich der Altaraufbau im oberen Teil fast aufzulösen. Über das Eck gestellte und gebauchte Pfeiler tragen ein Gebälk mit Ziervasen.

In den Auszüge der beiden Seitenaltäre befinden sich vorgewölbte Gesimse in Baldachinform mit Ziervasen und schwebende Engel mit Reifkronen.
Beide Auszüge werden von einer durchsichtigen goldene Strahlengloriole gekrönt, durch deren Grund reales Tageslicht blitzt. An ihrer Rückseite, zu den Gängen gewandt, zeigen sich die Gloriolen als Holzkästen, die wie Guckkästen oder Puppenstuben primitiv aus Brettern und Leisten zusammengefügt sind, roh in gelber Farbe gestrichen. Auch durch dieses Gehäuse können die Nonnen von ihren Gängen aus in den großen Achteckraum der Kirche schauen ohne selbst wahrgenommen zu werden. Sieht man von einer Gloriole zur anderen hinüber, so wird - nach Norbert Lieb 113) - "ein hinter ihr Stehender aus der Ferne kaum, allenfalls wie ein Phantom, wahrgenommen. Hier zeigt sich eines der geheimnisvollsten Motive eines mystischen Raumbildes".

Beide Seitenaltäre enthalten Skelettreliquien mit Brustreliquiar (St.Maximilianus und St.Sebastian). Es handelt sich um nicht identifizierte Gebeine aus den Katakomben in Rom, die man Märtyrern zugeordnet und auf deren Namen nachgetauft hat. Sie sind mit kostbaren Gewändern, einem hellroten Obergewand, einem weiten, langen Rock aus Seidendamast und einem herabfallenden Umhang gekleidet. Die Gewänder sind mit Perlen, farbigen Steinen und Pailletten verziert. An den Füßen tragen die Skelette schöne Schnürschuhe. In den Händen halten sie eine Krone und eine Märtyrerpalme aus Klosterarbeit. Auf dem mit tülleartiger Seide umhüllten Kopf sitzt ein goldener Lorbeerkranz. Beide Reliquien wurden 1724 erworben, um 1770 gefasst und 1861 sowie 1907 restauriert.

Mehr zu den insgesamt sieben "Heiligen Leibern" siehe hier...


Skelettreliquie des hl.Sebastian

 

Linker Seitenaltar


Linker Seitenaltar
Augustinusaltar
Zentrum des Augustinusaltars (links) ist eine annähernd vollplastische Figur dieses Heiligen unter einem Gloriolenfenster mit einem entflammten Herzen (Symbol der Gottesliebe). Da die Augustinerregel die Grundlage für die Birgittenregel war, wurde mit diesem Altar schon im Gemeinderaum die Zugehörigkeit des Gotteshauses zur Ordensgemeinschaft betont. 113)
Der kleine Engel, der auf ein aufgeschlagenes Buch zeigt, erinnert an die Bekehrung des Augustinus: Als der Heilige im Garten spazieren ging, rief ihm ein Engel zu: "tolle lege" (nimm und lies). Augustinus fand im Haus eine aufgeschlagene Bibel mit dem Text des Römerbriefs (13,11) und trat danach zum Christentum über. Augustinus wird von den Birgittinnen als Gründervater verehrt, weil die Birgittenregel im ersten Teil die Regel des hl.Augustinus enthält.

St.Augustinus

Als Assistenzfiguren am linken Seitenaltar dienen -wie an allen Altären der Kirche- zwei Apostel. Auch sie wurden um 1770 von Johann Bapt. Straub geschnitzt.
Links ist der Apostel Jakobus der Jüngere an seiner Walkerstange zu erkennen. Diese Stange wurde zur Filzherstellung benötigt.
In der kirchlichen Tradition werden die Lebensdaten von zwei Heiligen mit Namen Jakobus zu einer Vita vermischt. Jakobus der Jüngere, der Sohn des Alphäus, war Apostel. Über seinen weiteren Werdegang nach Christi Himmelfahrt ist nichts bekannt. Vielleicht war das der Grund, ihm das Martyrium zuzuschreiben, das Jakobus, der "Bruder des Herrn" und spätere Bischof von Jerusalem erleiden musste. Der wurde im Jahr 62 von der Mauer Jerusalems gestürzt und mit einer Walkerstange erschlagen.
Auf der rechten Seite steht eine Figur des Apostels Thomas, des Zweiflers, mit einem Spieß in der linken Hand. Die rechte Hand hat er an die Brust gelegt zum Zeichen der Überwindung seines Zweifels an der Auferstehung Christi.

Apostel Thomas
Alle Apostelfiguren in der Kirche ergeben einen Apostelzyklus, der an die Mutterkirche des Ordens in Vadstena in Schweden
erinnert, in der für jeden der Apostel ein Seitenaltar besteht.
Mehr über den Apostelzyklus in Altomünster finden Sie hier...

Reliquienmonstranzen

Reliquienmonstranz

In der Predella des Altars, links und rechts vom Tabernakel, stehen prächtige Reliquien-monstranzen, die sehr stark einer Hostienmonstranz gleichen. Sie besitzen eine reich geschnitzte Umrahmung und sind vergoldet und versilbert. Fast alle wurden um 1700 aus Holz geschnitzt. Der Fuß ist mit einem Schaftring und einem Vasennodus geschmückt.


Reliquienmonstranz


Reliquienmonstranz
Detail

Ein Teil der Monstranzen enthält zwei Schaugefäße: Unten ein größeres, oben ein kleineres mit Wachsmedaillon.    
Auf den Cedulae, den Pergamentzettelchen, stehen die Namen der Heiligen, von denen die Reliquien stammen: "S.Aloysy Gons.; Innocentius; Incognito; S.Modesti M.; Euphrasi M; Alexander M.; S.Casimiri." "S.Stan.Kos.C.; Incognito; Fortunatus; Illuminatus; Mauritius; Innocenti."
Auf einem Wachsmedaillon ist Papst Pius V. abgebildet, der vor der Gottesmutter Maria mit dem Kind kniet.


Reliquienmonstranz

Detail

Im Sockel des Altars liegt in einer verglasten Nische hinter dem Ziergitter eine geschnitzte Liegefigur, eine Holzstatue der hl. Birgitta aus dem 19.Jh.
Holzstatue der hl.Birgitta
 


Hinweis
: Birgitta wurde um 1303 als Tochter von Birger Persson, einem der reichsten Grundbesitzer Schwedens, geboren. Als sie elf Jahre alt war, starb ihre Mutter; der war kurz vor Birgittas Geburt, als sie bei einem Schiffbruch gerettet wurde, Maria erschienen und hatte ihr ein "seliges" Kind prophezeit. Schon im Alter von sieben Jahren hatte auch Birgitta Visionen des Gekreuzigten Christus und teuflischer Ungeheuer, die sie mit dem Kruzifix bannte. Mit dreizehn Jahren heiratete sie und gebar im Laufe ihres Lebens acht Kinder. 1335 wurde Birgitta Hofmeisterin bei der Gemahlin von König Magnus Eriksson. Mit ihrem Mann unternahm sie 1342 eine Wallfahrt nach Santiago di Compostela. Als ihr Mann 1344 starb, häuften sich die Visionen. Ihr priesterlicher Sekretär hielt die von ihr diktierten über 600 Visionen schriftlich fest. Sie sind in der Kunst vor allem für die Darstellung der vor dem Kinde knienden Maria bedeutsam geworden.

Dann zog sich Birgitta in die Nähe der Zisterzienserabtei von Alvastra zurück, wo sie ein Leben in Armut führte. Sie erhielt in ihren Visionen den Auftrag und die Regeln für eine Klostergründung, die zur Reform des Mönchswesens beitragen sollte. Birgitta gründete den nach ihr benannten Birgittenorden, dem sie eine ergänzte Augustinerregel gab. Diese Regel sieht Nonnen und Mönche als eine Art Klosterfamilie vor, als Symbol der christlichen Urgemeinde.
Der schwedische König Magnus stellte Birgitta 1346 das Gut Vadstena am Vättersee zum Bau eines Ordens-hauses zur Verfügung. Politisch engagiert, kritisierte sie den Lebenswandel von Priestern und Bischöfen.
1349 begab sie sich nach Rom, um die Anerkennung des Birgittenordens zu erwirken; aber das dauerte. Erst 21 Jahre später, im Jahr 1370, ordnete Papst Urban V. an, in Vadstena je ein Kloster für Nonnen und für Brüder zu errichten. Die Anerkennung des Ordens 1378 erlebte Birgitta, die am 23. Juli 1373 in Rom starb, nicht mehr.

Zunächst in Rom bestattet, wurde Birgitta 1374 nach Vadstena überführt. Das erste Birgitten-Kloster auf dem europäischen Festland wurde in Gdansk/Danzig gegründet. Dies war der Grund, warum die polnische Arbeiterbewegung Solidarnosc die hl.Birgitta -nach Maria- zur zweiten Schutzpatronin wählte; und dies war wohl einer der Gründe für Papst Johannes Paul II., sie 1998 zur Patronin Europas zu erheben.
Das einzige Birgittenkloster in Deutschland war bis 2017 das Kloster Altomünster. In diesem Kloster wurde jedenfalls im Jahr 1830 noch ein "Wanderstab der hl.Birgitta" als Reliquie verehrt. Dies berichtet Maurus Gandershofer in seiner Klostergeschichte.

Die gesiegelte Weiheurkunde, die im Sakristeizugang hängt, nennt das Weihedatum des Altars:
Danach wurde der linke Seitenaltar am 29.August 1773 durch den Freisinger Weihbischof Ernest Nepomuk Graf von Herberstein (Weihbischof von 1767-1776) zu Ehren von St.Augustinus, Bischof und Kirchenlehrer geweiht. Herberstein war auch Titularbischof von Eucarpium, Domkapitular von Passau und Vorsitzender des Kollegs von St. Andreas in Freising.
 
Weiheurkunde

Bei dieser Zeremonie wurden mehrere Reliquien von Heiligen und Märtyrern in den Altar "eingebettet", d.h. eingemauert: darunter die von Bischof Marinus, Anatoly, Bischof Arsatius, Edigna und des Märtyrers Hilaritatus.
Dazu wurde ein Ablass von 40 Tagen für einen Kirchenbesuch im nächsten Jahr und an allen weiteren Jahrtagen der Weihe gewährt.


Rechter Seitenaltar


Rechter Seitenaltar
Alto-Altar
Auf dem Altoaltar wird das Kelchwunder des St.Alto figürlich dargestellt.
Als der Heilige während eines Gottesdienstes (bei der Wandlung) den Kelch hob, sah er das Jesuskind in den Kelch hineinsteigen.
Am Seitenaltar kniet St.Alto mit Stab und
Inful (Bischofsmütze) auf einer Wolkenbank. Vor ihm schwebt ein Putto. St.Alto und der Putto beten das aus einem Kelch erscheinende Christuskind an. Fünf Cheruben umgeben die Szene.
Die Figuren sind weiß gefasst; nur die Gewandsäume und die Attribute sind vergoldet. Die Cheruben besitzen Inkarnatfassung. Die Rückwand ist rosé gelüstert (= mit metallisch irisierendem Effekt versehen).

St.Alto

Schon die mittelalterliche Kirche besaß einen Altoaltar. 113


Altoquelle

Unter dem Altar entspringt immer noch die Quelle, die St.Alto hier gefunden hat und die die Voraussetzung für die erste Ansiedlung von Ordensleuten war. Das Wasser wurde in einer Wasserleitung aus Formziegeln unterirdisch in einen neben der Kirche liegenden Innenhof mit  Brunnenhäuschen (seit 1669 mit Quadersteinen gemauert) und erst seit 2004 wieder zurück in die Kirche geleitet. Es läuft derzeit aus einem Wasserrohr in der Lourdesgrotte im Vorraum unter dem Turm. Auch der Brunnen auf dem Marktplatz wird von diesem Wasser gespeist.
Im Beichtraum wird in einem Deckengemälde das Auffinden der Quelle durch St.Alto gezeigt.
Der Mönch Othloh berichtete um 1060 in seiner Altobiographie, dass der Brunnen jedenfalls seit der Zeit von St.Bonifatius nur Männern zugänglich sei. Erst seit 1056 -als Benediktinerinnen in das Kloster einzogen- sei es Frauen erlaubt worden, zum Altobrunnen zu gehen.


Brunnenhaus

Assistenzfiguren sind auch hier zwei Apostel (1770, Schnitzer Johann Bapt. Straub).

Apostel Simon

Links der Apostel Simon, der eine mannshohe Säge vor sich hält. Eine Legende berichtet, dass Simon bei seinem Martyrium zersägt wurde.
Rechts Judas Thaddäus, der eifrig in der Bibel liest; sein Attribut, die Keule, lehnt in seiner linken Armbeuge. Thaddäus wurde mit Keulen erschlagen.

Simon wird barfuß abgebildet, Thaddäus mit Stiefeln.

Mehr über den Apostelzyklus in Altomünster finden Sie hier...


Apostel Thaddäus


Im Sockel des Altars liegt in einer verglasten Nische hinter vergoldetem Ziergitter eine Holzfigur des hl.Alto aus dem 19. Jh.


Holzfigur von St.Alto
Während der Gottesdienste steht auf dem rechten Seitenaltar ein Glasschrein mit der Hirnschale des hl. Alto. Sie wurde der Überlieferung nach hier in Altomünster in einem Grab gefunden, das dem Heiligen zugeordnet wird. Die Hirnschale ist in Gold gefasst. Den Schrein haben Schulkinder zur 1200-Jahr-Feier im Jahr 1930 gestiftet.
Hirnschale von St.Alto
Am 9. Februar, dem Festtag des Heiligen, wird die Hirnschale in feierlicher Prozession durch die Kirche getragen und danach den Gläubigen einzeln auf den Kopf aufgelegt. Früher soll aus der Hirnschale am Altofest "Wein zu trinken gereicht" worden sein.
Bei der Auflösung des Klosters 2017 wurde die Hirnschale (zusammen mit dem Messer des hl.Alto) in die Obhut der Pfarrei Altomünster übergeben. 101)
Das Altomesser soll mit einer keltischen Klinge ausgestattet sein. Das Heft, der Griff, besitzt eine zierliche Silberfassung mit eingravierten Vöglein. Der Griff ist eine Arbeit des Birgittenmönches Pius Gensler aus dem Jahr 1700. Das Messer war bei der Klosteraufhebung 1803 abhanden gekommen und wurde später, nachdem es von einem Altomünsterer Bürger in einem Münchner Antiquitätengeschäft entdeckt worden war, wieder zurückgekauft. 130)

Im Altarauszug des rechten Seitenaltars sieht man zwei Engel mit Reifkrone.

Auch auf dem rechten Seitenaltar stehen zwei Reliquiare, die denen auf dem linken Altar gleichen. Die Texte auf den Cedulae sind bis auf "S.Joannis de Deo C." unleserlich.

In der gesiegelten Weiheurkunde, die im Sakristeizugang hängt, werden die Daten der Altarweihe genannt:
Danach wurde der rechte Seitenaltar am 29.August 1773 durch den Freisinger Weihbischof Ernest Nepomuk Graf von Herberstein (Weihbischof von 1767-1776) zu Ehren von St.Alto, des Abts und Erbauers des ersten Klosters hier geweiht.
 
Weiheurkunde

Bei diesem Festakt wurden mehrere Reliquien von Heiligen und Martyrern in den Altar "eingebettet", d.h. eingemauert: darunter die Märtyrer Laurentius, Hadrianus, Optatus, Flamidianus, und die Heiligen Juliana und Creszentia.
Dazu wurde ein Ablass von 40 Tagen für einen Kirchenbesuch im nächsten Jahr und an allen weiteren Jahrtagen der Weihe gewährt.


Deckengemälde im Hauptraum/Kirchenschiff

Die Deckengemälde im Hauptraum wurden 1768/69 von dem in Augsburg wohnenden Tiroler Joseph Mages (1728-1769) geschaffen. Seine Signatur ist im Südosten der Hauptkuppel zu sehen.

Das Kuppelbild bietet ein heiliges Welttheater, das -unter besonderer Berücksichtigung der Ewigkeit- die Historie Altomünsters aufführt", schreibt Norbert Lieb. "Vom Gründungsheiligen des Orts und von der Stiftungsgeschichte des Birgittenklosters eingeleitet auf irdischen Schauplätzen, mit Szenen auch fürstlicher Zeremoniosität, weitergeleitet dann über die Heiligen des Birgittenordens bis zum obersten zentralen Feld der Glorie der Dreifaltigkeit. ... eine weltanschauliche Einheit von Raum, Zeit und Handlung". 113)

Gründung des Birgittenklosters durch Herzog Georg dem ReichenSchenkung des Waldgebiets an St.AltoSt.Alto  und weitere OrdensleuteSt.Maria (mit Krone) und St.Birgitta (im Habit)Gruppe  von Heiligen - im Hintergrund Kirchturm v.AltomünsterBestätigung des Birgittenordens durch Papst Urban V.Engel Heiligste DreifaltigkeitDie neue Kirche auf dem Deckengemälde
großes Deckengemälde im Hauptraum von Joseph Mages -
ziehen Sie mit der Mouse über das Gemälde
- durch Klick Detailvergrößerung

  Das Deckengemälde in der Kuppel des Hauptraums zeigt in der Mitte die Hl.Dreifaltigkeit auf Wolken sitzend, vor hellem Lichtschein und umgeben von Engeln und Heiligen (Bildmitte).

Auf der linken Seite etwas unterhalb der Dreifaltigkeit knien mehrere Ordensleute. Daneben St. Alto im Abtsgewand; ein Engel hält Stab und Inful.


St.Alto

Rechts von St.Alto steht die gekrönte Maria auf einer Mondsichel. Mit der rechten Hand hält sie ihren Mantel schützend über die Szene unter ihr.
Vor Maria kniet die hl. Birgitta. Sie blickt zu Maria auf und weist mit der Rechten auf die Gründungsszene. Damit empfiehlt sie das Kloster dem Schutz Mariens. Die erste Kirche war auch eine Marienkirche und der ursprüngliche Name des Klosters war Maria Altomünster.
Die begleitenden Birgittinnen sind Katharina von Schweden, die Tochter der hl.Birgitta und die Tatarenprinzessin Katharina Tatara. Bei den drei Damen auf der Wolke über Birgitta handelt es sich um die Prinzessinnen Agnes, Ursula und Barbara, die -wie Birgitta- ihre hohe Stellung aufgaben, um Christus nachzufolgen.

St.Birgitta

An den Rändern des Gemäldes wird in zwei größeren und zwei kleineren Bildern
die Gründungsgeschichte von Altomünster dargestellt:

An der Nordseite ist die Schenkung des Waldgebiets an St.Alto thematisiert.
An einem Hügel mit hohem Baumbestand und einem kleinen Bach stehen der Mönch St.Alto mit Stab und ausgebreiteten Händen vor König Pipin dem Kurzen, der von seinem Pferd abgestiegen ist. Pipin in bunter Tracht und mit Hut, weist mit seiner Reitgerte auf die Waldlandschaft, die er dem Mönch schenken will. Zwei Begleiter des Königs, als Jäger dargestellt, beobachten die Szene. Links im Hintergrund die Klause von Alto, eine Hütte einfachster Art.

Schenkung des Waldgebiets an St.Alto


Das Gemälde an der Ostseite stellt die Gründung des Birgittenklosters in Altomünster dar. Auf einer Platt-form sieht man den in einen weiß-blauen Mantel mit Hermelinüberwurf gekleideten Herzog Georg den Reichen (dessen prächtige Hochzeit in Landshut immer noch nachgefeiert wird). Er überreicht die Gründungsurkunde an mehrere Ordensfrauen in der Tracht der Birgittinnen. Neben dem Herzog steht seine Gemahlin Hedwig (Jadwiga) von Polen in goldbesticktem Kleid. Ihre Familie hatte in Polen ein Birgittenkloster gegründet. Dies förderte sicher die Ansiedlung des Ordens in Bayern. Eine Ebene tiefer und außerhalb der Balustrade, die die Plattform umgibt, stehen drei Mönche des Birgittenordens. Dies weist darauf hin, dass bei den Birgitten die

Gründung des Birgittenklosters
Mönche offiziell weniger Einfluss hatten als die Nonnen. Sie mussten in den Klöstern Birgittas nämlich der Äbtissin
Gehorsam leisten, die den Gesamtkonvent aus Nonnen und Mönchen leitete. Hinter den Begleitern des Herzogs kniet Hofrat Wolfgang der Sandizeller mit seiner Gemahlin Eva an einem großen Stein, der ihr Wappen trägt. Eva war schon in Mahingen in den Birgittenorden eingetreten. Deshalb hält sie eine Birgittinnenkrone in den Händen. Wolfgang trat später selbst in das Kloster Altomünster ein. Zwischen dem Bild auf der Ostseite und dem kleineren Gemälde auf der Südseite sind in hügeliger Landschaft der Ort und die neu erbaute Kirche von Altomünster dargestellt.

 Das Fresko auf der Südseite zeigt eine Gruppe von Heiligen.
Links St.Augustinus im Bischofsornat, daneben St. Leonhard, die Kette schwingend. Aufrecht steht St.Florian oder St. Donatus in Soldatenkleidung mit der Fahne in der Hand. Dahinter sitzt St. Wendelin in Hirtenkleidung. Hinter Wendelin drei heilige Frauen. Über dieser Gruppe auf Wolken eine weitere Heiligengruppe. Darunter die Heiligen Crispin und Crispinian, die Patrone der Schuster, mit einem Hämmerchen.

Detail mit Heiligen


Das große Gemälde auf der Westseite hat die Bestätigung des Birgittenordens zum Inhalt. In der Mitte steht Papst Urban V., der zur Bestätigung von Avignon nach Rom gereist war, an einen kleinen Rundtempel als dem Symbol der Kirche gelehnt. Hinter ihm hält ein Kardinal mit großem Hut auf dem Kopf ein aufgeschlagenes Buch in den Händen. Vor dem Papst kniet demütig die hl. Birgitta von Schweden in der grauen Ordenstracht: auf dem Kopf die Krone der Birgittinnen; die als Erinnerung an die 5 Wunden Jesu aus weißen Leinwandstreifen mit fünf aufgenähten roten Tuchstückchen besteht. Darunter der schwarze Schleier und ein weißes Brusttuch.
Birgitta hält ein aufgeschlagenes Buch in der Hand, aus dem ein Papierstreifen mit der Aufschrift "Regula" (Ordensregeln) hängt. Hinter Birgitta sind drei vornehme Frauen zu sehen. Am linken unteren Bildrand hält ein Engel das dritte aufgeschlagene Buch des Gemäldeteils, in dem der Text "Revelationes S.Pirgitae" (Visionen/Offenbarungen der hl.Birgitta) zu lesen ist. Über der Szene schwebt der Erzengel Michael in


Bestätigung des Birgittenordens

Rüstung mit gezogenem Schwert. Sein Schild sendet einen Blitz zu Personen, die das Böse der damaligen Zeit (stürzender Satan) symbolisieren: Ein Ketzer mit Schriftrolle, ein drachenähnliches Wesen mit drei Schlangenköpfen, ein Pfau für den Stolz, ein Ziegenkopf und ein nackter Mann mit einer brennenden Fackel neben sich. Auf der anderen Seite ist ein Weinberg abgebildet, als Symbo für das Gute in der Welt.

Wappen im Rahmen des Kuppelbildes

 
Rosenkranzbruderschaft   -  Herrenkonvent
Im Rahmen des Kuppelbildes sind vier
Wappen zu sehen:
- im Osten das des Frauenkonvents,
- im Norden das der Altobruderschaft,
- im Westen das des Herrenkonvents u.
- im Süden das der Rosenkranzbruder -
   schaft
.
 
Frauenkonvent     -     Altobruderschaft


Unterhalb der Gemälde, an den acht grünen Kuppelzwickeln, sind rosa gefärbte Engelkarytiden (Gebälkträgerinnen) angebracht.

Die Fresken wurden 1871, 1898, 1907, 1928 und 2000-2003 renoviert.

In den Kirchen des Birgittenordens befinden sich auf Anordnung der hl.Birgitta Figuren aller zwölf Apostel (Apostelzyklus).
In Altomünster stehen sie als Assistenzfiguren an den Altären.


Taufstein


Taufstein 14.Jh
In der Südwestnische des Hauptraums steht der fast ein Meter hohe spätgotische Taufstein aus Rotmarmor (14.Jh). Er besitzt ein kanneliertes Becken mit zwei Eisenringen, das auf einem ebenfalls kanneliertem Säulenstumpf ruht. Auf dem marmorierten Holzdeckel in Form einer stark eingezogenen Zwiebelkuppel sind barocke Schnitzfiguren von St.Johannes dem Täufer mit Kreuzstab, Schriftband (Ecce Agnus Dei) und Taufschale und den die Taufe empfangenden Jesus angebracht.
Sie stammen vom Dachauer Bildhauer Franz de Paula Arnoldt (1724-1788), der auch die Figur des gefesselten Heilands im Kerker, die großen Altofigur im Turm (jetzt ersetzt) und das Speisgitter geschnitzt hat.

Taufsteinfiguren
Hinweis: Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Es hat in der Regel eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden. Taufbecken und Deckel sind meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu figürlich dargestellt. Sie ist Vorbild für das Taufsakrament und  geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient (1545 bis 1563) zurück.  Die Worte "Ecce Agnus Dei - übersetzt: Seht das Lamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt" sprach Johannes der Täufer, als er Jesus erstmals begegnete (Joh.1,29)


Beichtstühle


An der Süd-und Nordseite sind in die Wand unter den Emporen vier barocke Beichtstühle aus der Erbauungszeit (1773) eingelassen. Sie sind weiß lackiert und mit vergoldeten Verzierungen geschmückt.

Beichtstuhl
Der Beichtstuhl entwickelte sich erst ab dem 16.Jh zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem erhöhten Mittelteil für den Priester und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter.
 
Hinweis: Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil für den Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück.

Darüber sind rote Emblemkartuschen zu sehen. An der Nordwand zwei Hände, die sich eine Krone reichen. Seitlich davon zertreten Füße, die Abzeichen geistlicher und weltlicher Macht. Die Inschrift HANC NON ISTA (diese und keine anderen) verweist darauf, dass Birgitta nach der Krone des Lebens und nicht nach geistlichen oder weltlichen Würden strebte. In der Kartusche auf der Südseite lehnen an einer Säule ein Pilger- und ein Birgittinnenstab. Im Hintergrund zwei Stadtansichten. Die Inschrift PEREGRIANDO (durch Wandern) weist auf die zwei großen Pilgerfahrten von Birgitta nach Santiago de Compostela und nach Jerusalem hin.

                 Prozessionsstangen

An den Kirchenbänken sind Prozessionsstangen mit rd. 40 cm hohen Heiligenfiguren befestigt, die zumeist aus dem 18.Jh stammen. Vorhanden sind Stangen mit Figuren der Heiligen Florian (um 1700), Josef (18.Jh), Leonhard, ein hl.Bischof (um 1700), Moses (18.Jh), Mönch (18.Jh), unbekannter Heiliger (18.Jh).


Prozessionsstangen-Figur St.Alto


Kirchenbänke

Die noch aus der Erbauungszeit stammenden Kirchenbänke besitzen reich verzierte Rocaillewangen, die der Klosterbruder Martin Offner geschnitzt hat. Offner war ein Kunsthandwerker mit vielen Begabungen. Er hat schmiedete auch das schöne große Gitter, die daran angebrachten Opferstöcke und die Apostelleuchter.
Bis 1885 hatten die Gestühlsteile getrennte Podeste. Die Bänke bestehen aus Eichen- und Nadelholz.

Kirchenbank-Wange


Die Bestuhlung im Hauptraum erstreckt sich ohne Mittelgang über die ganze Breite des Kirchenraums. Männer und Frauen sind durch eine Mittelwand aus Holz getrennt. In Altomünster ist übrigens die rechte Seite die Frauenseite; ein Hinweis auf die "Herrschaft der Frauen" im Kloster. Ein Teil der Kirchenbank-Wangen besitzt eine blaue Farbe. Es handelt sich um ein sog. "Smalte-Blau", das bei der Restaurierung 2003 mit viel Aufwand hergestellt wurde: Für einen Liter Farbe ist u.a. das Eiweiß von 10 Hühnereiern erforderlich.
An den Kirchenbänken auf der Empore sind noch die Namensschilder angebracht, die früher den Bewohnern eines Hofes oder den Mitgliedern einer Familie einen festen Platz sicherten. Diese festen Plätze in der Kirchenbank waren in der Regel an den Hof gebunden; der Käufer eines Anwesens erwarb auch den mit dem Anwesen verbundenen Kirchenstuhl. 19

Namensschild
Solche Namensschilder sind auch noch in den Kirchen von Ainhofen, Odelzhausen, Dachau, Ebertshausen, Eglersried, Einsbach-Hl.Blut, Langenpettenbach, Puchschlagen, Asbach und in der Taxakapelle erhalten.
 

Hinweis: Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst eine Kirche viel mehr Menschen; bei dichtem Gedränge während des Gottesdienstes schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft, in der jeder seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren Raum einnimmt; beim Sitzen ist der Zuhörer aufmerksamer, geduldiger und ruhiger. Die katholischen Kirchen zogen erst später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert werden mussten.
Eine Besonderheit hat Altomünster noch: Während sonst in der Regel die rechte Seite der Kirchenbänke den Männern vorbehalten war, ist in Altomünster die rechte Seite die Frauenseite. Grund dafür ist, dass im Gemeinschaftskloster die Ordensfrauen das Sagen hatten und den Priestermönchen vorgesetzt waren. 44

Kristalleuchterzur Beschreibung der ProzessionsstangenfigurenKristalleuchter zur Beschreibung der Kanzel zur Beschreibung des Kanzelkreuzes zur Beschreibung der Prozessionsstangenfiguren zur Beschreibung der Orgel zur Beschreibung des Taufsteins Frauenchor, von dem aus die Predigt gehört wurde zur Beschreibung der Deckenfreskenzur Beschreibung der Kirchenstuhlwangen KanzelEvangelist LukasKanzelkreuz
Der Hauptraum - Blick vom Beichtraum zum Eingang
Vergrößerung von 8 Details (Orgel, Decke, Kanzel, Kanzelkreuz, Figuren)
per Mouseklick
Bei Dunkelheit wird der Kirchenraum durch Kristallleuchter mit Lampen in Kerzenform erhellt.

Leuchter
Kanzel
Am südöstlichen Pfeiler, am Übergang zum nächsten Raum, ist rechts die Kanzel (von Franz de Paula Arnold ?) angebracht. Sie ist aus Holz geschnitzt und rotgrau marmoriert. Das Schnitzdekor ist vergoldet, der Skulpturen-schmuck polychrom (=mehrfarbig) gefasst.

Kanzel
An den Ecken des rechteckigen Kanzelkorbs sitzen Putti
mit den Symbolen der vier Evangelisten Matthäus (Engel), Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes (Adler).
Die Putten halten geöffnete Evangeliare (Bibeln) mit dem Text des Weihnachts-Evangeliums in der Hand. (Matthäus Kap.2, Vers 1 - Lukas 2,1 - Johannes 1,1. Da das Markusevangelium keine Weihnachtsgeschichte enthält, fehlt beim Löwen auch das Buch.

Kanzel-Detail
Der geschwungene, annähernd rechteckige Kanzelkorb ruht auf einer trichterförmigen Konsole. Die Rückwand (Dorsale) ist von zwei Pilastern eingerahmt. Auf den Voluten des Schalldeckels sitzen Putti auf einem Volutenbügel; der oberste davon bläst auf einer Posaune.
  Hinweis: Das Motiv des Posaunenengels geht auf Papst Leo I. (440-461) zurück, der schreibt, dass von der Kanzel die Posaune des Evangeliums ertönt. Der Posaunenengel ist auch Zeichen für das Jüngste Gericht. Der Engel bläst nicht zu den Kirchenbesuchern, sondern zum Altarraum, also nach Osten. Aus dieser Richtung wird Christus am Weltenende erwartet. Nach der Bibel ist übrigens der Posaunenengel der einzige Engel, der fliegen kann. 11


Kreuzwegbilder

An den Seitenwänden des Hauptraums und der weiteren Räume im Laienbereich hängen große Kreuzwegbilder in neubarocken Schnitzrahmen (Öl auf Leinwand). Sie wurden 1908 von Emil Boehm (1873-1958) nach einer berühmten Vorlage gemalt. Boehm war bekannt für seine Kopien alter Meister. Er kopierte 1926 auch das apokalyptische Weib von Peter Paul Rubens für den Hochaltar des Freisinger Doms; das Original hängt in der Alten Pinakothek in München.

Auch die Kreuzwegstationen in Altomünster sind Kopien eines großen Meisters. Es handelt es sich um den italienischen Künstler Giovanni Domenico Tiepolo (1727-1804). Er hatte im Jahr 1747 für das Oratorium von San Polo in Venedig einen Kreuzweg gemalt.
Das war übrigens der erste Kreuzweg für Kircheninnenräume in Venedig. Denn kurz vorher hatte der Papst diese Form der Passionsandacht erst eingeführt.


Kreuzwegbild

Allerdings unterscheidet sich der Altomünsterer Kreuzweg in Details vom Original. So fehlt in der 3.Station der berühmte Hund, der dem Geschehen zusieht.

Die neubarocken Rahmen fertigte Franz Wirth 1909 an.
Interessant ist, dass auch die 60 Jahre früher (1866) entstandenen Kreuzwegbilder in Kleininzemoos oder in Obermarbach den Tiepolo-Bildern gleichen.

Hinweis: Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.

1. Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
2. Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
3. Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
4. Station
Jesus begegnet
seiner
Mutter Maria
5. Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
6. Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
7. Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
8. Station
Jesus tröstet
die weinenden
Frauen
9. Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
12. Station
Jesus
stirbt am Kreuz
13. Station
Jesus wird
vom Kreuz
abgenommen
14. Station
Jesus wird
ins Grab gelegt

Wenn Sie sich eine Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten, klicken Sie hier...

 

Apostelleuchter und Apostelkreuze

Über den Kreuzwegbildern sind kunstvolle Apostelleuchter von Frater Martin Offner (1765) angebracht, der auch das Gitter und die daran ange-brachten Opferstöcke geschmiedet und die Kirchenbankwangen geschnitzt hat. Es sind einarmige Leuchter, die teilweise vergoldet sind. Unter dem Kerzenteller ist ein Cherub angebracht.

Apostelleuchter

Die Apostelleuchter werden auch im Verzeichnis der Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern von 1895 genannt. Dort heißt es:
"Im Laienschiff befinden sich an den Pilastern und in den Nischen zwölf Apostelleuchter, vergoldete Schmiedearbeit von seltener Zierlichkeit, ebenfalls aus dem späteren 18. Jahrhundert. Länge 48 cm." 99)
Die Apostelkreuze an der Wand sind stuckiert.

  Die Apostelleuchter und -kreuze erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.



Kreuzigungsgruppe

Der Kanzel gegenüber hängt das sog. Kanzelkreuz mit einer darunter stehender Figur der Schmerzensmutter (mater dolorosa) in blaurotem Gewand und einem Schwert in der Brust. Beide Figuren sind überlebensgroß.
    
Kanzelkreuz
Der Korpus des Kanzelkreuzes stammt aus dem 16.Jh., dem Übergang von der Gotik zum Barock.
Bei der Renovierung im Jahr 2002 wurden die Originalbemalung und der Originalkopfschmuck aus Echthaar wieder hergestellt. Die Figur der schmerzhaften Muttergottes soll von Franz de Paula Arnoldt geschnitzt worden sein.
  Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist.
Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben. Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35)bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen" .  

 

Opferstöcke

In der Kirche sind viele Opferstöcke unterschiedlicher Gestaltung angebracht. Die ersten beiden, relativ kleinen Opferstöcke hängen am Schmuckgitter des Eingangs zum Hauptraum und wurden um 1770 vom Klosterbruder Martin Offner gefertigt, der auch das Gitter und Apostelleuchter geschmiedet und die Kirchenbankwangen geschnitzt hat.

Ein schöner alter Opferstock mit Holzsockel steht in der Nordwest-Nische. Er ist mit zwei Eisenbändern gesichert. Über ihm ein Bügel, der das Herausfischen von Geldscheinen verhindern soll. Der Opferstock stammt aus der Zeit um 1700.

      
verschiedene Opferstöcke
Neben den Seitenaltären hängen wieder kleinere Exemplare. Auch der Sockel der Mater dolorosa  unter dem Kanzelkreuz enthält einen Opferstock.

Schließlich warten im Beichtraum weitere Opferstöcke an der Wand auf Spenden. In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier...




O
rgel

Das Orgelgehäuse auf der Empore stammt aus dem 1803 abgerissenen Kloster Taxa und war 1760 gefertigt worden.
Das heutige Instrument (Orgelpfeifen und Spieltisch) wurde 1986 von der Fa. Sandtner in Dillingen mit 25 Registern und 3 Manualen neu gebaut.


Orgelgehäuse
Auf der besonders geschmückten Westempore im ersten Stock steht das prächtige Rokokogehäuse der Orgel. Über der mittleren Einbuchtung ist das Ziffernblatt einer Uhr angebracht. Das rot marmorierte Orgelgehäuse stammt aus der Zeit um 1760 und wurde für die große Klosterkirche von Taxa geschaffen. 36) Es ist mit vergoldeten Schnitzereien verziert.


Orgel

Sockel und Spieltisch bestehen aus marmoriertem Holz. 1984 wurde das fünfteilige Gehäuse von der Fa Binapfl. restauriert.

Die Außenfelder des Orgelprospekts sind durch den Bogen teilweise dem Blick des Betrachters entzo-gen. Der Prospekt erscheint deshalb in Altomünster auch etwas in die Empore eingezwängt.

  Der erste Pfarrer von Altomünster nach der Säkularisation (Pfr. Nerb) beklagte sich über die Enge auf der Empore und die dadurch hervogerufene Beeinträchtigung des Orgelklangs: "Ich freute mich, die vortreffliche Orgel zu hören, die der Markt inzwischen vom Kloster Taxa um 600 Gulden (Wert 2017: 13.200 Euro 105) ) kaufte. Doch der Klang war nicht gut. Die Klosterfrauen ließen ihren oberen Gang nicht durchbrechen; daher mussten einige Pfeifen gestutzt und andere, die stehen sollten, gelegt werden. Weiberregiment !"



Während das Orgelgehäuse seit 1803 im Wesentlichen unverändert blieb, wurde das Instrument in den vergangenen 220 Jahren mehrmals verändert:

— Orgelpfeifen und Spieltisch der Taxa-Orgel von 1803 bis 1883
Erbauer der Taxa-Orgel war Johann Franz Michael
König (1723-1791) aus Ingolstadt. Bei der Säkularisierung im Jahr 1803 kam das Werk (über eine Versteigerung) nach Altomünster. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Kirche in Altomünster noch keine große Kirchenorgel, weil die Ordensregeln der Birgittinnen kein Orgelspiel erlaubten. Lediglich ein kleines Orgelpositiv war vorhanden; das wurde bei Ankunft der großen Orgel aus Taxa der Pfarrkirche in Rieden (Lkr. Aichach-Friedberg) überlassen.
Orgeldaten: Baujahr 1760; Windlade=Schleiflade; Spieltraktur=mechanisch; 12 Register, 1 Manual, 1 Pedal

— Orgelpfeifen und Spieltisch von 1883 bis 1919
1883 wurde die Taxa-Orgel von der Fa. Steinmeyer aus Öttingen überarbeitet. Er ersetzte das alte Instrument durch ein neues Werk mit 15 Registern auf mechanischer Kegellade. Dabei verwendete er nahezu alle historischen Pfeifen wieder. Das Manual hatte den üblichen Umfang von C bis g ''', das Pedal von C-f '. Dazu kamen besondere Spielhilfen und Koppeln: II/I, II/I (Sub), II/I (Super), 1 freie Kombination, Piano, Mezzoforte, Forte, Tutti, Automatisches Pianopedal, Crescendotritt, Zungen ab, Auslöser. 136)

Orgeldaten: 45),
  15 Register; Kegellade; Traktur: mechanisch;
 

I. Manual (C-g'''):  Bourdon 16', Principal 8', Gedackt 8', Gamba 8', Octav 4', Flöte 4', Octav 2',                          Mixtur 22/3'
II. Manual (C-g'''):
Principal 8', Gedackt 8', Salicional 8', Fugara 4'
Pedal: (C-f'):        Violonbaß 16' Subbaß 16' Octavbaß 8'
Koppeln:
             II/I, II/I (Sub), II/I (Super), 1 freie Kombination, Piano, Mezzoforte, Forte,      
                         Tutti, Automatisches Pianopedal, Crescendotritt, Zungen ab, Auslöser


— Orgelpfeifen und Spieltisch von 1919 bis 1986
Albert Moser ersetzte 1919, wie der Wiki-Orgeldatenbank 136) zu entnehmen ist, die Steinmeyer-Orgel durch ein pneumatisches Werk. Auch er verwendete das Gehäuse sowie zahlreiche historische Pfeifen wieder. "Bemerkenswert sei, so ist dort zu lesen, "die sehr experimentelle Besetzung der Disposition mit Aliquoten, welche von Moser selbst so disponiert und gebaut wurden, was 1919 ein absolutes Novum darstellte. Damit dürfte dieses Instrument ein sehr frühes Exemplar der Orgelbewegung gewesen sein." Moser hatte ein über dem Hauptgehäuse in die Emporendecke eingelassenes Schwellwerk mit dem kompletten, einzeln registrierbaren Aliquotenchor bis hin zur None ausgestattet. Diese Besonderheit der Moserorgel ging mit dem Neubau 1986 verloren.
Orgeldaten: 32(33) Register; Kegellade; Traktur: pneumatisch;


Orgelspieltisch

 

Disposition der Moser-Orgel von 1919 (nach Brenninger): 20)
I. Manual (C-g '''): Bourdon 16', Principal 8', Gemshorn 8', Salicional 8', Soloflöte 8', Gedeckt 8', Octav 4',
                          Amarosa 4', Rauschquinte 2 2/3', Mixtur 4fach 2', Trompete 8', (Tremolo).
II. Manual (C-g '''):Quintatön 16', Flötenprincipal 8', Echogamba 8', Aeoline 8', Vox Coelestis 8', Nachthorn 8',
                          Philiomela 8', Geigenprincipal 4', Kleingedeckt 4', Nasard 2 2/3', Flautico 2', Terzflöte 1 3/5',
                          Septime 1 1/7', None 8/9'Klarinette 8', Vox humana 8', (Tremolo).
Pedal: (C-f '):        Subbaß 16',Kontrabaß 16', Echobaß 16', Cello 8', Flötbaß 8', Posaune 16'
Koppeln:
             II-I, Ok II-I, Uk II-I, I-P, II-P


— Orgelpfeifen und Spieltisch seit 1986 (heutige Orgel)
Die Moser-Orgel wurde 1986 durch die heutige Sandtner-Orgel ersetzt. Auch dabei Hubert Sandnter aus Dillingen die historischen Pfeifen von König aus dem Jahr 1760 wiederverwendet. Die Uhr ist eine barocke Zutat und soll an die Vergänglichkeit der Zeit erinnern.

Orgeldaten: 25 Register; Kegellade; Traktur: pneumatisch; Windlade=Schleiflade,
                   Spieltraktur: mechanisch, drei Manuale: C-g '''; Pedal: C-f '.
                   Spielhilfen, Koppeln: II/P, III/P, Plenotritt

Disposition der Moser-Orgel von 1986 (Nummern auf den Registerzügen):

 
01: Copel 8', 02: Subbaß 16', 03: Octavbaß 8', 04: Quinte 5 1/3 05: Octave 4' 06: Bombarde 16'
07: Basson 8' 08: Viola da Gamba 09: Flageolet 2' 10: Flauten 4' 11: Copel 8', 12: Principal 8'
13: Octave 4' 14: Quinte 2 2/3' 15: Mixtur 2' 16: Cornet 8' 17: Trompete 8' 18: Quintiade 8'
19: Quinte 1 1/3 20: Spitzflöte 4' 21: Rohrflöte 8' 22: Principal 4' 23: Octave 2' 24: Mixtur 1'
25: Cromorne 8'
fettinvers = Register aus der Orgel von 1760                 

Von der Kirchenmusik in der Zeit kurz vor der Säkularisation berichtet der erste Pfarrer nach der Klosteraufhebung, Ignaz Magnus Nerb (Pfarrer von 1805-1837) in seiner Lebensgeschichte 08) ):
  "In Altomünster war ich der erste Chorregent und Organist, ein enthusiastischer Musiker, obgleich der Musik sehr wenig kundig; der Prior hatte ein gutes und schönes Positiv (transportable Orgel) bewilligt. Nach der Birgittiner-Ordensregel ist hier keine Figuralmusik (= mehrstimmiger Gesang im Gegensatz zum Choral) und am allerwenigsten durchaus keine Orgel gestattet; daher war hier kein anderer Gesang zu hören als der Choral von den Mönchen. Doch haben der Schulmeister, der Rathdiener und der Hochzeitslader miteinander alle Sonn- und Feiertag nach der Wandlung in der unteren Kirche ein angemessenes deutsches Lied gesungen. So hatte sich die Figuralmusik zum Unwillen der alten Patres immer mehr eingeschlichen. Nachdem ich nach Rom musste, kam der Klosterrichter Rathenbeck zur Orgel, der noch schlechter und ungleich armseliger als Organist war, wie ich".

Nerb war bis 1802 Angehöriger des Birgittenordens und wurde kurz nach der Aufhebung des Klosters vom Bistum als Pfarrer eingesetzt (1805-1837). Im Anschluss an seine Tätigkeit als Pfarrer wurde ihm vom bayer.König, der damals das Patronat für die Pfarrei Altomünster hatte, das "Nißlsche Benefizium" übertragen 108). Im Schematismus der Erzdiözese München und Freising von 1843 wird er noch als Kammerer des Decanats Sittenbach erwähnt. Nerb war am 31.7.1766 in Großmehring geboren worden und erhielt am 31.10. 1790 in Freising die Priesterweihe. Zwei Jahre später trat er in den Orden ein. 106) Nerb starb 1852 im hohen Alter von 86 Jahren. 107)
Eine Liste mit Namen von späteren Pfarrern finden Sie hier...


Über der Orgelempore befindet sich der sog. Predigtchor der Nonnen. Die Ordensfrauen hatten von ihrem verglasten Nonnenchor über dem Beichtraum aus zwar eine gute Sicht auf den Choraltar und die Altäre im Herrenchor, nicht aber auf die Kanzel. Deshalb wechselten sie zum Anhören der Predigt auf ihrem Stockwerk ganz nach hinten zum Predigtchor. 

Über dem Durchgang zum sog. Beichtraum beginnt hinter der geschlossenen Ostempore im 2. Stockwerk der Nonnenchor über dem Beichtraum.


In Altomünster hat sich noch ein hölzerner Palmesel erhalten, der früher, und seit einigen Jahrzehnten wieder, in der Prozession am Palmsonntag mitgeführt wird. Es gibt nur noch zwei solche originale Figuren in unserem Gebiet (zweiter Esel in Scheyern).
  Hinweis: Im Mittelalter war es üblich, am Palmsonntag einen lebenden Esel mit einem als Jesus verkleideten Priester in der Palmprozession mitzuführen. Als die Esel seltener wurden, ersetzte man sie durch eine hölzerne Figur auf Rädern. Im Laufe der Jahre wurde aber mit diesem Esel viel Unsinn getrieben (mit Brezen behängt, aus der Kirche entführt oder bei Kinderlosigkeit sogar ins Bett gelegt). Wegen dieser Auswüchse wurde der Esel durch bischöflichen Erlass verboten. Die Figuren wurden zu Brennholz zerschlagen. Deshalb sind heute kaum noch Palmesel vorhanden. Es ist kein Zufall, dass beide erhaltenen Figuren in Klöstern zu finden sind.



W
eihnachtskrippe

In der Weihnachtszeit steht an der gesamten linken Seite im Hauptraum eine Krippe mit lebensgroßen Figuren aus Holz, deren Gliedmaßen beweglich sind.
Vorne die Hirten mit ihren Tieren, in der Mitte der Stall mit den heiligen Personen sowie Ochs und Esel, im hinteren Teil die Heiligen Dreikönige.
Die Figuren der Krippe wurden 2010 von einem polnischen Künstler geschnitzt. Die Herberge dazu hat Markus Weigl gefertigt; der Hintergrund stammt von der Mesnerfamilie Weigl.

Finanziert wurde die Krippe vom Erlös der Vereine auf dem Christkindlmarkt. 128)


Altomünsterer Klosterkripperl
Kurz vor Weihnachten 2022 und Anfang 2023 gab die Erzdiözese München und Freising das alte Altomünsterer Klosterkripperl zurück. Es war in 30 Umzugskartons verpackt. Das Kripperl war bei Auflösung des Birgittenklosters ins Diözesanarchiv gebracht worden. 138)
Voraussetzung für die Rückkehr war die Beantwortung der Fragen des Landesdenkmalamts, wie das Kripperl in der Altomünsterer Kirche gesichert und beleuchtet und wie die Feuchtigkeit reguliert werden könne. Einige Mitglieder des Pfarrgemeinderats machten sich an die Arbeit und schufen die Räumlichkeiten, die allen Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht wurden. 140)

Die Krippe hatte Pfarrer Augustin Reischl vom Birgittenkloster in München im Jahr 1863 für 530 Gulden gekauft. Sie sollte vor allem der Glaubensvermittlung an die Jugend dienen. Die Krippe bestand anfänglich aus 246 Holzfiguren zum Teil mit auswechselbaren Köpfen und beweglichen Gliedern, davon 131 Tiere. 151)
Das Kripperl war über die meiste Zeit in einem Nebenraum beim Sakristeieingang aufgebaut. Dieser Krippenraum war aber nicht öffentlich zugänglich, weil er zum Klostertrakt gehört und nur von diesem aus betreten werden konnte. Deshalb war bis 1960 eine "Krippenschwester" mit der Aufstellung der verschiedenen Szenen betraut.
Noch dazu gab es da auch eine kleine mechanische Kirche, die bei entsprechender Münzenfütterung den Nikolaus, das Christkind, den heiligen Alto oder eine Birgittenschwester "herausschickte", sehr zur Freude der kleinen Sprösslinge.  140)

Heute ist das Klosterkripperl direkt unterhalb des Pfarrbüros, neben dem Sakristeieingang aufgebaut und kann dort besichtigt werden. Die Ganzjahres-Krippe besteht grundsätzlich aus 27 Bildern, die das ganze Leben Jesu von der Herbergssuche seiner Eltern in Bethlehem bis hin zum Pfingstwunder darstellen. Viele Figuren sind aber in einem sehr schlechten Zustand und müssen fachkundig restauriert werden.
Mehr über die Klosterkrippe (insbesondere viele Bilder) können Sie auf der Internetseite des Erzbistums München und Freising sehen. Klicken Sie hier...

In Altomünster stand im 18.Jahrhundert ine besonders reichhaltige Kastenkrippe. Sie befindet sich heute im Diözesanmuseum Freising und ist in der Krippen-ausstellung zu besichtigen.
Auf der dazugehörenden Informationstafel ist folgender Text zu lesen:
  Kastenkrippe
Oberbayern, datiert 1782
Holz gefasst, Textil, Naturmaterialien
Die Kastenkrippe zeigt in einer bizarren Grottenlandschaft mehrere Szenen der Weihnachtsgeschichte: die Anbetung der Hirten und der Könige, den Kindermord von Bethlehem und den zwölfjährigen Jesusknaben im Tempel. Die reizvolle Arbeit entstand wohl im Birgitten-Kloster Altomünster.

 

Kastenkrippe aus Altomünster im Diözesanmuseum

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Wegen des Umfangs der Internetseite über die Kirche in Altomünster finden Sie die Beschreibung der übrigen Räume auf eigenen Seiten, auf die Sie durch einen entsprechenden Mouseklick gelangen können.

Hans Schertl

zum Beichtraum.und Nonnenchor
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zum Herrenchor...
Beichtraum Hauptraum Altarraum Herrenchor

 

Pfarrhaus


          Pfarrhaus

Im Klostertrakt liegt auch das schöne Pfarrhaus mit Walmdach, das um 1690 als Gästehaus des Klosters für den Bischof errichtet wurde (es wird z.T. immer noch als Bischofshaus bezeichnet). Zum Pfarrhof wurde es nach der Auflösung des Klosters 1803.
Im Inneren besitzt es mehrere barocke Stuckdecken. Lange Zeit war hier das Pfarrbüro eingerichtet; zudem wurde es von vielen kirchlichen Gruppen genutzt. 2010 musste es wegen Schimmelbefalls geschlossen werden. Um 2012 wollte man das Pfarrhaus verkaufen; doch die Gläubigen zeigten durch eine Unterschriftenaktion, dass sie das Pfarrhaus als kirchliche Einrichtung in der Pfarrei, als Treffpunkt für die Ministrantengruppen, Eltern-Kind-Gruppen, Nachbarschaftshilfe, Frauenbund, Kolpingsfamilie und die Jugend erhalten wollen. Das Ordinariat hat seine Zustimmung signalisiert.

Die Pfarrei Altomünster möchte das Haus zu einem Pfarrzentrum mit Konferenz- u. Gruppenräumen, einem Raum der Stille, einem Chorübungsraum, einer Übernachtungsmöglichkeit für Priester und einem 100-qm-Pfarrsaal als Anbau umwandeln. Das Pfarrbüro soll weiterhin im Katharinenhaus bleiben.
... mehr über die Pfarrer und Vikare der ab 1806 gegründeten Pfarrei Altomünster erfahren Sie hier...


Das Pfarrhaus gehört zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster 148) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-29 als "Sankt-Birgittenhof 9; 1690 Über dem Eingang Heiligenbüste und zwei weibliche Heilige, spätgotisch" aufgeführt.



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Mönch Johannes Ökolampadius

 


Quellen
:
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Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

1.3.2022