Ehem.
Klosterkirche St.Alto und St.Birgitta in ALTOMÜNSTER
...mehr
über den hl.Alto und die hl.Birgitta
Lage der
Kirche auf der Landkarte
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Datenblatt
Auf dieser Seite wird die
Pfarr- u. Klosterkirche in Altomünster beschrieben.
Berichte über das ehem. Kloster Altomünster finden
Sie hier...
Frühere Kirchen
Ein Gotteshaus gab es in Altomünster in jedem Fall schon seit
1200 Jahren. Denn in jedem Kloster befindet sich als wichtigster
Raum eine Kirche. Die ersten Kirchen in Altomünster dürften
aus Holz gebaut gewesen sein. Sie wurden während der Ungarneinfälle
des 10.Jh mit dem Kloster Altomünster zerstört. Von ihnen
gibt es keine Relikte mehr.
Im 11.Jh errichtete
man das älteste bekannte Kirchengebäude, von dem nur noch
ein Bild, aber ebenfalls keine Bausubstanz mehr erhalten ist.
Die ältesten erhaltenen Bauteile stammen aus einer Kirche aus
dem 13.Jh. Es war eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus
von 48 m Länge und einer Gesamtbreite von 14 m. Der Altarraum
lag wegen des ansteigenden Geländes schon damals um fast 3
m höher als das Kirchenschiff. Diese Kirche wurde mehrmals
umgebaut und erweitert.
Heutige
Kirche
Die heutige Kirche wurde 1763-1766 von dem berühmten Baumeister
Johann Michael Fischer errichtet, der im Dachauer Land auch beim
Bau der Kirchen in Sigmertshausen und Bergkirchen beteiligt war
(Weihe erst 1773).
Vom romanischen Vorgängerbau übernahm er die Fundamente
des Turmes, Teile der Außenmauern und den Chor, der schon
1617 neu errichtet worden war. Stilistisch ist die Kirche noch als
spätbarocker Bau einzuordnen, obwohl sie erheblich später,
am Übergang des Rokoko zum Klassizismus errichtet wurde. Der
Barockstil dominiert, ist aber mit vielen klassizistischen Motiven
durchsetzt.
Die fast 60 m lange Kirche steht inmitten des Ortes; sie zieht sich
dort einem Hang hinauf. Der Boden des Chorschlusses liegt 6 Meter
über dem des Eingangs.
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Kunsthistoriker zählen die
Klosterkirche von Altomünster zu den schönsten Spätbarock/Rokoko-Gotteshäusern
in Bayern, auch wenn es wegen der nach Nonnen und Mönche getrennten
Räume hieß, es sei "der merkwürdigste Bau, den ich
erlebt habe."
Die Anordnung der vier Innenräume,
die kunstvoll hintereinander gelagert sind, ergeben interessante Raumperspektiven.
Drei Chöre, einer für die Nonnen, ein zweiter für die Mönche
und ein weiterer für die Gemeinde sorgen dafür, dass diese drei
Gruppen zeitgleich die Kirche benutzen konnten, ohne sich zu sehen. Diese
vier hintereinander und teilweise übereinander gelagerten Innenräume
sind:
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1. Hauptraum
Der große achteckige Laienraum (Hauptraum/Kirchenschiff)
mit über 18 m hoher
Flachkuppel und Emporen, erfüllt praktisch die Aufgabe
der Pfarrkirche. Seine Größe
und seine Pracht gleichen die damals gebotene Absonderung
der Laienschaft von
den Klosterangehörigen wieder aus, meint Norbert
Lieb 113)
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zu den
einzelnen Kirchenräumen kommen Sie
per Mouseklick aufs Bild |
2.
Beichtraum und Nonnenchor
Im Anschluss an den Hauptraum folgt ein kleinerer achteckiger
Raum, der
sog.Beichtraum, der seinen Namen von den in die Wände
eingelassenen
Beichtstühlen erhielt.
Der Nonnenchor liegt über dem Beichtraum. Er
war für die Nonnen reserviert,
die von dort auf den Hauptaltar blicken konnten.
3. Altarraum
Im Altarraum steht der Altar für die Gottesdienste,
die für die Laien gehalten
wurden. Hier wird auch heute der normale Gottesdienst
gehalten. |
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4.
Herrenchor
Der Herrenchor war für die Mönche reserviert.
Er liegt hinter dem Altarraum, aber ein
Stockwerk höher. Drei seiner vier Altäre blicken
nach Westen zu den Gläubigen
herunter. Für Besucher scheint er den Abschluss
des Kirchenraums zu bilden.
Der vierte Altar ist nach Osten gerichtet und weder von
den Gläubigen, noch von
den Nonnen einzusehen. |
Kirchturm
Den schlanken, reich gegliederten Fassadenturm auf der Westseite über
dem Eingang bezeichnete König Ludwig I. (1825-1848) als den "schönsten
Turm in seinem Königreich". Er wurde auch als "Meisterwerk von
Poesie und Kunst" beschrieben. Der Turm besitzt eine Höhe von 62
Metern und ist damit der höchste Kirchturm im Landkreis Dachau. mehr
dazu...
Pfarrverband
Die Pfarr- und Klosterkirche St. Alto und St.Birgitta gehört seit
jeher zur Diözese München-Freising, obwohl die umliegenden Orte
bereits zur Diözese Augsburg zählen. Folgende Orte gehören
zur Pfarrei Altomünster (mit 3109 Katholiken im Jahr 2016) 159)
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Breitenau, Erlach,
Halmsried, Hohenried, Humersberg, Hutgraben, Obererlach, Oberndorf,
Oberzeitlbach, Ottmarshausen, Plixenried, Radenzhofen, Röckersberg,
Ruppertskirchen, Schauerschorn, Sengenried, Stumpfenbach, Übelmanna,
Unterzeitlbach.
Die Pfarrei bildet seit 2007 mit den Pfarreien Wollomoos und Sielenbach
einen Pfarrverband mit 4900 Katholiken im Jahr 2008. 159) |
mehr über die Pfarrer und Vikare der ab 1805 gegründeten Pfarrei
Altomünster erfahren
Sie hier...
Was
noch interessiert...
Die
Gottesdienstordnung finden
sie hier...
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Öffnungszeiten
Die Kirche ist an Sonntagen ganz und sonst zu den Gottesdienstzeiten
geöffnet. In der übrigen Zeit kann man das Innere durch
ein Abschlussgitter bewundern. Kostenlose Führungen finden
an jedem Sonntag um 14.00 Uhr statt. An Markttagen (Palmsonntag,
Pfingstmontag, Magdalenenmarkt, Kirchweihmarkt) werden zwei Führungen,
um 13 Uhr und 14 Uhr, gehalten.
Weitere Führungen nach Terminabsprache unter Telefon-Nr. 08254/8235.
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Skelettreliquien (Heilige
Leiber)
Jeweils im November werden die berühmten stehenden und
sitzenden Skelettreliquien hinter den Altarbildern des Herrenchors
gezeigt. Dazu werden die Altarbilder mit einem Kurbelmechanismus
nach unten bewegt, damit sie den Blick auf die Skelettreliquien
freigeben. Mehr
dazu finden Sie hier...
Film über die Heiligen Leiber
Am
17.11.2019 zeigte das Regionalfernsehen Oberbayern einen 4-minütigen
Bericht über die Heiligen Leiber in Altomünster.
Er ist in Youtube unter folgender Internetadresse zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=R7Uut-YdRMA&feature=youtu.be
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360-Grad-Foto
- Der Künstler Max van Allen
hat vom Hauptraum der Kirche ein schönes HDR/360-Grad-Foto
gemacht und bei Google+
im Internet veröffentlicht.
Wenn Sie es sich anschauen möchten, klicken
Sie hier...
- Ein weiteres Foto zeigt die Treppen
des "Finsteren Gangs", der Kirche, Kloster und
Pfarrhof verbindet. Klicken
Sie hier...
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Glockengeläute
Von den Glocken in der Klosterkirche gibt es Audioaufnahmen auf
Youtube.
- von der großen Altoglocke als Einzelaufnahme - hier
klicken...
- von allen Glocken zusammen - hier
klicken...
-
vom Glockenspiel - hier
klicken...
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Meditativer
Wanderweg
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Im Sommer
2012 wurde ein meditativer Wanderweg zwischen dem (früheren
Kloster) Petersberg und dem Kloster Altomünster angelegt;
der Weg führt 9 km etwa 2 km östlich der Bahnlinie
durch das Dachauer - und das Altoland. 14 Stationen mit Kunstwerken,
Hinweistafeln und Sinnsprüchen regen zur inneren Einkehr,
zum Nachdenken und zum In-Sich-Gehen /Ins Ich Gehen an.
So ist z.B. an der Station "Gleichgewicht" eine Wippe
installiert, an der der Wanderer versuchen kann, die Balance
zu halten. Eine begehbare Sonnenuhr arbeitet mit dem Schatten
der Wanderer als Uhrzeiger. An der Station "Vertrauen"
wird auf einem Barfußpfad der Tastsinn erprobt. Eine in
den Boden eingelassene Windrose und ein maßstabsgetreues
Modell von Sonne und Erde ergänzen die Kunstwerke. Jede
Station ist auch mit einer Sitzgelegenheit ausgestattet. |
Infotafeln
an den S-Bahnhöfen, am Petersberg und in Altomünster sowie
eine durchgehende Beschilderung am 9 km langen Weg selbst leiten
den Wanderer. Mehr dazu finden Sie auf der Internetseite der Gemeinde
Erdweg; klicken
Sie hier...
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Kloster Indersdorf ist auch eine der Stationen des 7-Klöster-Wegs,
eines Radwegs, der die Standorte von sieben bestehenden oder
ehemaligen Klöstern im Dachauer- und Wittelsbacher Land
miteinander verbindet. Entlang der Radltour werden der historische
Hintergrund, der Bezug zur Kunstgeschichte und zum Geistlichen
Leben an jedem Klosterstandort ansprechend dargestellt. An vielen
Klosterstandorten befinden sich heute noch neben geistlichen
Einrichtungen Bildungshäuser, Orte sozialer Integration
oder Museen.
Die Klöster sollen durch diesen Radweg wieder ins Bewusstsein
gerufen und als Schatz des Dachauer Landes erfahrbar werden.
Die Tour führt zu zahlreichen Wirtshäusern, Klostergaststätten,
Cafes und Biergärten. |
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Die sieben
Klöster sind:
1. Schönbrunn (Gem.Röhrmoos). Bestehendes Kloster
der Assoziation der Diener und Dienerinnen der Göttlichen
Vorsehung"
im ehem. Schloss Schönbrunn. Große
Behindertenanstalt. ...
mehr über Kloster Schönbrunn...
2. Weichs. Bestehender Schulorden der Armen Schulschwestern
von Unserer Lieben Frau im ehem. Schloss der
Reichsfreiherren.
3. Indersdorf. Ehem. Augustinerkloster von 1126-1783.
... mehr
über Kloster Indersdorf...
4. Petersberg (Gem.Erdweg). Ehem. Kloster von 1104-1123.
...
mehr über den Petersberg...
5. Altomünster. um 760 Eremitenzelle von St.Alto,
Benediktinerinnenkloster, Birgittenkloster seit 1496 ..mehr
darüber...
6. Maria Birnbaum (Gem.Sielenbach). Deutscher Orden.
Wallfahrtskirche erbaut 1659. ...
mehr über Maria Birnbaum...
7. Taxa (Gem.Odelzhausen). Ehem. Kloster der Augustiner-Barfüßer
von 1654-1802. ... mehr
über Kloster Taxa...
Der Radweg ist rd. 100 km lang. Er ist in beide Richtungen mit
dem 7-Kloster-Logo beschildert und kann so von jedem Kloster
aus begonnen werden.
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Ausführliche Beschreibung
Geschichte
der Kirche
Ältere Kirchenbauten
Die erste Kirche
in Altomünster errichtete St. Alto in der zweiten Hälfte
des 8.Jh. als Bestandteil seines Klosters. Während der
Ungarneinfälle des 10.Jh wurde sie mit dem Kloster Altomünster
zerstört.
Im 11.Jh hat man eine neue Kirche erbaut (siehe Bild rechts),
von der aber ebenfalls keine Bausubstanz mehr erhalten ist.
Romanische Kirche von 1244
Die Kenntnisse über den Vorgängerbau der heutigen Kirche
in Altomünster sind zum großen Teil den Ausgrabungen
im Jahr 2000 und den Berichterstattungen hierzu von Dr.Tilman Mittelstraß
und Konrad Cremer 62)
zu verdanken.
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Kirche aus 11.Jh
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Die ältesten Teile der heutigen
Kirche (im Eingangsbereich) stammen von der um 1244 errichteten dreischiffigen
romanischen Basilika, der Vorgängerkirche des heutigen Gotteshauses.
Noch erhalten ist das Mauerwerk des Turmunterbaus und des halbrunden Abschlusses
hinter dem Zelebrationsaltar, an dem heute der Gottesdienst gefeiert wird.
Die Kirche von 1244 diente den Bene-diktinerinnen als Klosterkirche, war
aber darüber hinaus auch Pfarrkirche für den Ort. Bei Renovierungsarbeiten
1995 grub man von dieser Kirche einen Pfeiler und Reste der Außenmauern
aus, die schon aus Backstein gebaut waren. Backsteinbauten waren damals
bei uns noch selten, obwohl schon die Römer mit diesem Material gearbeitet
hatten.
romanische
Kirche 1244
|
Die
Basilika besaß drei Schiffe ohne Querhaus; sie hatte eine
Länge von 48 Metern und eine lichte Breite (Innenmaß) von
insgesamt 16,10 Metern:
Mittelschiff: 6,70 Meter, Säulen: 2 x 1 Meter, Seitenschiffe
3,90 Meter.
Wahrscheinlich besaß jedes Kirchenschiff eine Apsis als östlichen
Abschluss (wie in der Basilika am Petersberg). An der Westseite stand
ein massiver Turm mit Pyramidendach in der Breite des erhöhten
Mittelschiffs.
Im Inneren der Kirche lag der Fußboden in den Kirchenschiffen
zwei Meter unter dem heutigen Niveau; der Altarraum war jedoch um
90-100 cm höher als heute. Der sich daraus ergebende Höhenunterschied
von rd. 3 m wurde wohl durch eine lange Treppe -ähnlich der im
Freisinger Dom- überwunden, die zunächst zur Chorschranke/
Lettner führte. Diese Trennwand teilte die Klosterkirchen im
Mittelalter in den nur dem Klerus vorbehaltenen Chorraum und in das
Kirchen-schiff für die Laien. Sie verhinderte, ähnlich wie
die Bilderwand im orthodoxen Ritus noch heute, den Blick der Gläubigen
auf den Hochaltar. Vor dem Lettner stand ein weiterer Altar, der sog.
Kreuzaltar oder Volksaltar, an dem mit dem Rücken zum Volk die
Gottesdienste für die Gläubigen gelesen wurden. |
Der Kirchenraum war schon damals sehr
hoch (13,20 m im Kirchenschiff und 10,30 m im Chorraum). Auf dem Bild links
macht die Basilika einen schmalen, hochschultrigen Eindruck. Wir sehen hinter
dem Turm das Mittelschiff, darunter das südliche Seitenschiff, und
als dritten, untersten Bauteil, den Kreuzgang der Kirche mit einigen Sträuchern,
in dessen Mitte das Brunnenhaus der Altoquelle (im Bild nicht sichtbar)
lag.
Tillmann Mittelstraß gibt an, dass der erschlossene Kirchengrundriss
von Altomünster in seinen Proportionen exakt dem der romanischen Basilika
von Isen entspricht, auch wenn letztere Kirche in ihren absoluten Maßen
etwas kleiner ist. Noch mit dem Kirchenbau dürfte der 40-tägige
Ablass zusammenhängen, den 1286 der Passauer Bischof von Prambach verlieh
74).
Interdikt
(1239-1245)
33)
Im Kampf zwischen Kaiser (Friedrich II.) und Papst (Gregor IX.) und deren
innerbayerischen Anhängern Bischof von Freising (kaisertreu) und
Herzog Otto II. (papsttreu) wurde 1239 vom päpstlichen Gesandten
Albert Behaim neben anderen bayerischen Klöstern und Stiften explizit
auch über das Kloster Altomünster ein Interdikt verhängt;
es dauert 6 Jahre bis zur Aussöhnung zwischen dem Freisinger Bischof
Konrad I. und Papst Innozenz IV. auf dem Konzil von Lyon am 3.8. 1245.
Interdikt bedeutete eine Schließung der Gotteshäuser, die Einstellung
der Gottesdienste, das Verstummen der Kirchenglocken, sowie das Versagen
der Sakramente und der kirchlichen Begräbnisse. Der Schmuck musste
von den Altären entfernt und die Kruzifixe verhüllt werden.
Das Interdikt traf in der Regel Unschuldige; es war darauf angelegt, in
breiten Schichten des Volkes und des Klerus' Verärgerung gegen den
Herzog bzw. Bischof zu schaffen und ihn so zum politischen Kurswechsel
zu zwingen. Im ausgehenden Mittelalter wurden Interdikte häufig als
Druckmittel verwendet und stumpften als Waffe ab. Doch die seelsorgerische
Betreuung der Bevölkerung und die Disziplin des Klerus litt darunter
erheblich.
In Altomünster waren die Folgen des Interdikts durch die Papsturkunde
von 1278 etwas abgemildert. Darin erlaubte der Papst dem Kloster, auch
während eines Interdikts den Gottesdienst zu feiern; allerdings nur
hinter verschlossenen Türen.
Diese Papsturkunde erlaubt auch sonst interessante Einblicke in das benediktinische
Klosterleben von Altomünster. Prof.Liebhart beschreibt in seinem
Aufsatz "Das Frauenstift und Benediktinerinnenkloster Altomünster",
dass Papst Nikolaus III. das Kloster unter seinen Schutz stellte. Er drohte
denen, die das Kloster "beunruhigen und seinen Besitz entfremden"
wollten, kirchliche Strafen an. Doch die Urkunde enthält auch eine
Verschärfung der Klosterregeln. Die Nonnen sollten sparsamer leben.
Die Kon-versen mussten der Welt entsagen und die Klostervorschriften einhalten.
Konversen waren Erwachsene, die ihren Lebensabend im Kloster verbrachten.
Niemand durfte ohne Zustimmung der Äbtissin das Kloster verlassen.
Die Nonnen durften innerhalb der Kirche beerdigt werden. Die Äbtissin
wurde vom Konvent gewählt und nicht von außen bestimmt.
Konradinische
Matrikel 1315 04)
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 war Altomünster als Dekanat aufgeführt,
was in diesem Zusammenhang aber nur bedeutete, dass der Dekan in
Altomünster residierte. Erstaunlicherweise wird es dort als
Altenmünster bezeichnet. Die Kirche hatte bis zum Ende
des Benediktinerinnenklosters (1485) ein Marienpatrozinium. Auch
später war Maria wohl zweite Patronin, weil in der Festschrift
zum tausendjährigen Bestehen des Ordens, 1730, von "Maria-Altomünster"
die Rede ist. Die Muttergottes wird von den Birgittinnen als zweite
Ordenspatronin verehrt.
In
der Zeit der bayerischen Landesteilung gehörte das Kloster
Altomünster zu Bayern-Ingolstadt und 50 Jahre zu Niederbayern.
Zu Beginn seiner niederbayerischen Zeit wurde die Kirche in Altomünster
umgebaut. Darauf deutet ein 40-tägiger Ablass hin, den der
päpstliche Legat Kardinal Nicolaus Cusanus am 20.3.1451 für
den Besuch der Klosterkirche verlieh.
Der niederbayerische Herzog Ludwig IX. der Reiche bestätigte
1455 als neuer Landesherr alle Urkunden seiner Vorgänger, da
sich die Nonnen "in den Dienst Gottes stätts mit Andacht
beweisen".
|
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Umbau 1488
Kirche 1497
auf dem Holzschnitt
|
Zur Neubesiedlung
des Klosters durch die Birgittinnen gab man ein Gedenkblatt, einen
Einblatt-Holzschnitt heraus. Die darauf abgebildete Kirche (siehe
links) war aus Steinquadern errichtet und besaß einen Turm mit
Pyramidendach. Die Schallöffnungen des Turmes, die Fenster und
das Portal hatten die romanische Rundbogenform. Auf die Südmauer
ist im Holzschnitt das Wort "mariamünster" geschrieben.
113)
Doch diese Kirche genügt den Ansprüchen des neuen Ordens
nicht mehr. Noch bevor 1497 die Birgittinnen anstelle der Benediktinerinnen
das Kloster übernahmen, wurden Kloster und Kirche entsprechend
den detaillierten Vorschriften des Birgittenordens umgestaltet. Man
baute einen eigenen Nonnenchor ein, der nach schriftlicher und bildlicher
Überlieferung etwa an der gleichen Stelle lag, wie der heutige
("auf einem Kreuzgewölbe ruhend"). |
Umgebaute Kirche nach 1488
|
Der Nonnenchor hatte (wie heute)
einen direkten Zugang vom Nonnenkloster aus. Darunter lag der Brüderchor.
An der Stelle des heutigen rechten Seitenaltars (Altoaltar), zu dem das
Wasser der Altoquelle geleitet wird, könnte sich damals eine Altokapelle
befunden haben, in der die Gläubigen Zugang zum Altograb und zum
Wasser des Altobrunnens hatten. Auch ein Mönchschor wurde an die
romanische Kirche angebaut, um die Trennung von Mönchen und Nonnen
während des Gottesdienstes zu ermöglichen; das könnte aber
auch erst 120 Jahre später geschehen sein. Bis dorthin war wohl der
vorhandene Chor als Herrenchor genutzt worden. Ausgrabungen haben auch
gezeigt, dass die Kirche außen u.a. mit Ornamentik geschmückt
war, die in Farbe, Gestalt und Größe an die Verzierungen am
Turm der Kirche in Mühldorf
bei Petershausen erinnern.
In einer Papsturkunde aus dem Jahr
1504 wurde bestimmt, dass die Pfarrei Altomünster mit den Filialen
Oberzeitlbach und Ruppertskirchen
45)
dem Birgittenkloster incorporiert
wird und dass die Klosterkirche folgerichtig (wie schon früher) den
Gläubigen als Ortspfarrkirche zur Verfügung stehen müsse.
Die simultane Nutzung des Gotteshauses
als Kloster- und als Pfarrkirche war auch schon Gegenstand einer 1489
vor dem Freisinger Bischof geschlossenen Vereinbarung zwischen Fürstbischof
Wolfgang v.Sandizell und dem damaligen Altomünsterer Pfarrer Niklas
Morner.
Reformationszeit
1520
Um 1520 sollte für den Markt eine eigene Kirche gebaut werden, so
wie dies in Indersdorf schon der Fall war. Der als späterer Reformator
bekannt gewordene Birgittinermönch Ökolampadius (1482-1531)
betrieb einen solchen Bau und hatte dafür schon 200 Gulden aus Augsburg
erhalten. Doch Ökolampadius verließ zusammen mit 10 Mönchen
und einer Nonne das Kloster und ging nach Basel, wo er sich zu einem der
führenden Reformatoren entwickelte
91)
.
Deshalb unterblieb der Neubau.
Mehr über Ökolampadius finden
Sie hier...
Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524
04)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird die Pfarrei unter dem heutigen Namen
Altomünster mit dem Patron St.Alto beschrieben. Sie hatte zwei Filialen:
die der Jungfrau Maria geweihte Kirche in "Zeidlbach" mit Friedhof
und eine Johanneskapelle in "Ruperskirchen" ohne Friedhof.
Die Zahl der Gläubigen betrug ca 500, das waren zwar mehr als in
Dachau (450), aber weniger als in Vierkirchen (700), Indersdorf oder Einsbach.
Die Pfarrei Altomünster und das Kloster bildeten nach Aussage des
Provisors der Pfarrei, Ulrich Clostermair, eine Einheit. Der Frühmesser
(Geistlicher, der die Frühmesse las) war zugleich der Schullehrer.
An dieser Schule wurden damals neben der lateinischen Sprache nur noch
die Fächer Religion und Musik gelehrt.
Die Pfarrei Altomünster
war zwar meist in das Kloster inkorporiert. Doch lange Zeit wurde
die Seelsorge für die Bewohner des Ortes von Weltpriestern wahrgenommen.
Am 30.Oktober 1553 gestattete der päpstliche Legat wegen des vorherrschenden
Priestermangels nach der Reformation, dass Mönche die Pfarrei mitbetreuen.
Dies änderte sich später wieder. Die Weltpriester wohnten im
Pfarrhof (im jetzigen Hofbauernanwesen) und wurden im Kloster verpflegt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg übernahmen bis zur Säkularisation
1803 die Birgittiner wiederum die ganze Seelsorge und übten sie durch
zwei Patres aus, die man ebenfalls Pfarrer nannte.
Visitationsbericht von 1560
32)
Bei der großen Visitation im Jahr 1560, die der Freisinger Bischof
und der bayer.Herzog gemeinsam im Bistum durchführen ließen,
wurden das Kloster Altomünster insgesamt sowie alle Nonnen und Mönche
einzeln überprüft.
Im Kloster lebten 18 Schwestern und 24 Bedienstete. Darunter auch die
Katharina Greulich, die als Dienerin des Ökolampadius bezeichnet
wird. Sie war wegen reformatorischer Ansichten ("wegen der lutterei")
ins klostereigene Gefängnis eingesperrt, wo sie übrigens 40
Jahre bis zu ihrem Tod 1556 bleiben sollte. Der Mönchskonvent bestand
aus sechs Priestern, drei Laienbrüdern und einem Novizen.
Zur Pfarrei schreiben die Visitatoren, sie habe rd. 700 Communicanten.
Früher sei die Seelsorge von 3 Weltpriestern versehen worden; jetzt
gebe es nur noch Kaplan Georg Waser (der wohl von Mönchen
unterstützt wurde). Waser zelebriere am Sonntag Messen in Altomünster
und/oder in Oberzeitlbach ["filial Zeidlpach"]. Und er halte
sich an den katholischen Ritus: er predige aus alten Büchern, lasse
keinen neuen (d.h. evangelischen) Ruf oder Psalmen singen, bitte
für die Verstorbenen, höre die Beichte und halte Feier- und
Fasttage. Das alles war kurz nach der Reformation nicht selbstverständlich.
Schwerpunkte der Prüfung waren natürlich die Unterschiede
zwischen den Konfessionen:
Walser glaube an die 7 Sakramente und verkünde sie auch (Protestanten
kennen nur 2 Sakramente an), taufe die Kinder (nicht die Erwachsenen),
reiche die Kommunion nicht unter beiderlei Gestalt und versage sie Leuten,
die nicht vorher gebeichtet haben. Auch lese er die Messe in Latein.
Kaplan Waser lebe im Kloster. Er habe keine Köchin, heißt es,
zum einen weil er keine brauche, zum anderen weil das Kloster keine Köchin
aufnehmen würde. Die Einnahmen der Pfarrei gingen voll in die Klosterkasse,
aus der auch alle Ausgaben bestritten würden ["verrichten sy
alle notturfft"]. Deshalb gab es auch keinen Kirchenpfleger ["hat
kain khirchprobst"]. Der Kaplan erhielt neben Kost und Logis einen
Lohn von 30 Gulden jährlich sowie die Stolgebühren (Gebühren
für die von ihm verrichteten pastoralen Dienste). Für eine
Beerdigung erhielt er im Markt 5 Pfund, auswärts 1 Gulden und für
ein Kind 2 Kreuzer. Dafür musste er für die verstorbene Person
auch drei (Mess)Ämter halten. Zusätzliche Naturalien (z.B.
Mehl, Eier), die die Hinterbliebenen dem Kaplan gaben, musste er im
Kloster abgeben.
Der Beneficiat und Frühmesser Leonhard Numperger, ist zu lesen,
sei in Altomünster geboren und in Freising ordiniert. Nach der Priesterweihe
1554 habe er als Kaplan in Tandern und in Aichach gewirkt. Als Beneficiat
besitze er nur einen Jahresvertrag, der verlängert werden müsse
["mues alle jar darumb pitten"]. Numperger wolle wegen des zu
geringen Lohns nicht hier bleiben, notierten die Visitatoren.
Apiankarte
1568
Apian-Karte von 1568
|
Kartograph Philipp
Apian stellte in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch das Kloster
Altomünster dar (siehe Landkarte links). Damals hatte die Kirche
wohl noch einen Spitzturm, denn Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter
Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.
Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit.
Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors
Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge
seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk
war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte
er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von
ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen
Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40
mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568
vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und
vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die Genauigkeit der Landkarten
wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie
für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr des Erscheinens
seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der
Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589.
95)
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Umbau
1613
In den Jahren 1613/19
wurde die Kirche umgebaut. Der Umbau umfasste den gesamten Innenraum.
Der Altarraum der Kirche wurde abgetragen und an seiner Stelle der
heute noch erhaltene Doppelchor (westlich für das Volk, östlich
dahinter und darüber der Herrenchor) errichtet (Kosten rd.
1000 Gulden). Damals erhielt auch die Kirche im Inneren eine einheitlich
weiße Raumschale im Sinne des Frühbarocks mit antikisierenden
Stuckgesimsen, geflügelten Engelsköpfchen und einem Perlstabmuster
auf den Graten des Deckengewölbes.
Zudem wurden die Sakristei und ein teilweise noch heute bestehender
Kirchenumgang errichtet.
Die um 1488 errichtete Kapelle mit dem Brunnenwasser wurde wieder
geschlossen.
Nach Auffassung des Historikers Prof.Liebhart wurde der Herrenchor
schon beim Umbau 1488, im Rahmen der Übernahme des Klosters
durch den Birgittenorden errichtet. Um 1613/19 könnte dieser
Chor lediglich renoviert oder neu ausgestattet worden sein, wie
die Altarweihe 1619 nahelegt. Weitere vier Altäre waren schon
am 6.Oktober 1617 (durch Weihbischof Bartholomäus Scholl) geweiht
worden.
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1613- 1730
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Dreißigjähriger Krieg
Im 30jährigen Krieg wurde die Kirche zwar vom Feuer, nicht aber von
Plünderungen verschont. Zwei Jahre nach Kriegsende wurde ein Altar
neu geweiht, d.h., er war im Krieg entweder beschädigt oder profaniert
(entweiht) worden.
Das Kloster aber trafen die Kriegsereignisse schwer. Mehr dazu können
Sie hier lesen...
Im Jahr 1684 erhielt
die Kirche eine neue Turmuhr.
Vierzehn Jahre später, am 19.Juli 1707 weihte Fürstbischof
Johann Franz von Eckher vier Altäre. Das Weihedatum bedeutet
aber nicht zwingend, dass die Altäre erst kurz vorher neu beschafft
oder renoviert worden wären. Es ist vielmehr anzunehmen, dass
60 Jahre vorher - im 30jährigen Krieg - alle Altäre von
Soldaten entweiht worden waren. Der Hauptaltar wurde als erster
wieder hergestellt und 1650 geweiht. Die Reparatur der übrigen
Altäre könnte länger gedauert haben. Ab 1652 war
eine Altarweihe, die vom Bischof vorgenommen wird, vorüber-gehend
nicht mehr möglich, weil die Bischöfe nicht geweiht waren.
Erst 1695 kam mit Franz Eckher wieder ein echter Bischof an die
Regierung, für den nach so langer Zeit ohne Kirchenweihen und
ohne Firmungen viel zu tun war. Dieser kunstsinnige Bischof regierte
sein
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um 1700
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Bistum von der Reisekutsche aus; er
unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste Dörfer seines Bistums.
In seiner Regierungszeit von 1695 bis 1727 hat er 174 Kirchen (darunter
Jarzt, Pellheim, Ebertshausen, Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach, Westerholzhausen
und Kollbach), ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (= 23 pro Jahr)
geweiht.
Spanischer Erbfolgekrieg (1701-1714)
Kaum 60 Jahre nach dem schlimmen Erfahrungen des 30jährigen Krieges
mussten der Konvent schon wieder fliehen. Zu Beginn der Kämpfe im
Spanischen Erbfolgekriegs, am 8.9.1703, suchte ein erster Teil Zuflucht
in Freising (Nonnen) und München (Mönche). Die übrigen
kamen nach der Niederlage der Bayern in Donauwörth (2.7.1704) am
11.Juli 1704 nach. Die siegreichen Österreicher, Engländer und
Holländer nahmen Altomünster ein und brannten Häuser und
Städel ab. Im Kloster zerschlugen sie alle Öfen und Fenster
und raubten die größeren Glocken. Bei ihrem Weiterzug nahmen
sie menschliche Geiseln und das Vieh mit.
55)
Immerhin
blieb Altomünster im weiteren Verlauf des Krieges unbehelligt.
In den Jahren 1723/24 wurde
an der Südseite des Finsteren Gangs die Klostergruft errichtet.
Diese Gruft wird heute nicht mehr als solche benutzt, sondern dient als
Heizungskeller. Im Zweiten Weltkrieg war sie Luftschutzkeller.
Streit mit Bürgern 1723
Das Zusammenleben des Klosters mit den Pfarrangehörigen war nicht
konfliktfrei. So wird aus dem Jahr 1723 berichtet, dass Kloster
und Bürger wegen eines ungenehmigten Hausbaus aneinander gerieten.
Als die Bürger die Klosterbrüder daran hinderten, das Haus abzubrechen,
exkommunizierte der Prior alle Mannsbilder der Bürgerschaft, die
dabei mitwirkten, öffentlich. Er entfernte die Osterkerze aus der
Kirche, sagte die Fronleichnamsprozession ab und verbot den Bürgern
den Zutritt zur Kirche.
Auch der Prior Scheckh verteidigte vehement die Rechte des Klosters in
Grund- und Lehensangelegenheiten gegenüber der Bürgerschaft.
Er erließ dazu 1735 eine eigene Streitschrift. Scheckh war in diesen
Streit so verbissen, dass Teile des eigenen Konvents den Konfliktkurs
nicht verstehen konnten. Visitationsberichten ist zu entnehmen, dass 1755
nicht nur die Bürger, sondern auch Mitbrüder den Tod des Priors
mit Erleichterung aufnahmen.
Schmidt'sche
Matrikel von 1738/40 04)
Von 1738 bis 1740 besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising die Pfarreien
der Diözese und erstellte die nach ihm benannte Schmidt'sche
Matrikel. Über die Pfarrei "s.Altonis in Altomünster"
berichtete er, sie werde von einem Pater aus dem Kloster betreut. Es sei
aber auch noch ein (wohl weltlicher) Cooperator vorhanden, der im Kloster
Unterkunft und Verpflegung (cum potu cerevisiae - mit einem Krug Bier)
erhalte.
Die Zahl der Gläubigen war auf 1100 angestiegen. Sie hatte sich somit
in den vergangenen 200 Jahren mehr als verdoppelt; und das trotz der großen
menschlichen Verluste durch Kriegseinwirkungen und Pest, denen 90 Jahre
zuvor mehr als die Hälfte der Bewohner zum Opfer gefallen waren.
Viele Familien waren - wie oben schon erwähnt- nach dem 30jährigen
Krieg aus dem alpenländischen Raum zugewandert.
Österreichischer Erbfolgekrieg 1742 98)
Nach dem Tod von Josef I. erkannte der bayerische Kurfürst Karl
Albrecht (im Amt 1726-1745) die Nachfolge der Erbin Maria Theresia nicht
an und erhob Anspruch auf die Herrschaft in Österreich. Er begann
mit Unterstützung französischer Truppen einen Krieg. In dessen
Verlauf wurde aber Bayern von den österreichischen Truppen, die vor
allem aus Panduren und Kroaten bestanden, besetzt und geplündert.
Am 19.Februar 1742 rückten Husaren in Altomünster ein und verlangten
eine erste Zahlung von 117 Gulden. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen,
nahm der österreichische Rittmeister Hutter am 25.Februar 1742 den
Prior Scheckh, den Bürgermeister Leonhard Mayr und den Inneren Rat
Anton Spillberger als Geiseln und verschleppte sie nach Friedberg. Dort
hielt er sie 10 Tage gefangen (bis wohl die Zahlung erfolgte).
Die Österreicher erhoben noch weitere finanzielle Forderungen. Am
Sonntag, 17.Juni 1742 drangen 50 Husaren gewaltsam in das Kloster ein
und stellten die unglaubliche Forderung von 2000 Gulden für den Markt
und 1000 Gulden für das Kloster. Wieder wurden Geiseln genommen (der
erste und der zweite Bürgermeister, der Klosterrichter und der Bierbrauer
Joseph Magg). Sie wurden nach Friedberg gebracht; Bürgermeister Leonhard
Mayr wurde sogar nach Plattling und Passau mitgeschleppt und 7 Wochen
lang festgehalten.
Ob und ggf. in welcher Höhe die Zahlungen erfolgten, ist mir nicht
bekannt.
Die romanische Kirche vor dem
Neubau 129)
Wie die Kirche 60 Jahre vor
dem Neubau ausgesehen hat, übermittelt uns ein Kupferstich
von Michael Wening aus dem Jahr 1700 (Bild rechts). Gut zu erkennen
sind das hohe Mittelschiff, sowie das südliche, niedere Seitenschiff,
dessen Dach als mittlere Linie erscheint. Das untere Dach überdeckte
den Kreuzgang der Mönche. Der Turm im Westen war so breit wie
das Mittelschiff. Der Chor im Osten besitzt die gleiche Breite und
die gleiche Traufhöhe wie das Mittelschiff. Deshalb können
Mittelschiff und Chor von einem gemeinsamen Dach überdeckt
werden. Von außen ist der Chor nur an den ellipsenförmigen
Fenstern, den sogenannten Ochsenaugen, zu erkennen.
Bei Grabungen im Rahmen der Renovierungen 1995 und 2003 legte man
unter den Platten des heutigen Fußbodens einen 1x1 m großen
Pfeilerstumpf und Reste der Südmauer der romanischen Vorgängerbasilika
frei. Daraus ergaben sich die Breitenmaße von Mittelschiff
(6,70 m) und der Seitenschiffe (3,70 m) also insgesamt 16,10 m.
Der Boden lag 2 m tiefer als heute, der Altar 1 m höher. Es
mussten so 3 Meter durch Treppen in der Kirche ausgeglichen werden.
Der Nonnenchor, der wegen der besonderen Ordensregeln der Birgittiner
eingebaut werden musste, lag an der gleichen Stelle wie heute, aber
tiefer. Er ruhte auf einem Kreuzgewölbe, dessen Reste man 1995
aufgefunden hat. Der damalige Turm, der das Mittelschiff nur geringfügig
überragte, war nur etwa halb so hoch wie der heutige.
|
Kirche
um 1700
|
Unwetter 1756
Im Juni 1756 deckte ein nächtlicher Sturm nicht nur viele Hausdächer,
sondern auch die Kirchen- und Kirchturmbedachung größtenteils
ab. Ein "wildes Feuer" schlug in den Kirchturm. Das Wasser unterspülte
auf einer Länge von 20 Metern die Klostermauer und die Friedhofsmauer,
die daraufhin einfielen.
Zwei Jahre später, 1758, wurde die Kirche als baufällig
eingestuft. Unter der Dachung mussten eiserne Stangen als Sicherung eingebaut
werden, weil die Kirchenmauern sich schon um 10 Zentimeter nach auswärts
geneigt hatten.
Neubau 1763
1763
|
Ab 1763 wurde die heutige
Basilika von dem berühmten Baumeister Johann Michael Fischer
errichtet, der im Landkreis Dachau auch die Kirchen Sigmertshausen
und Bergkirchen mitgestaltet hat. Vom alten Bau übernahm er
die Fundamente des Turmes, zum Teil die Außenmauern sowie
den Chor von 1617.
Fischer musste bei diesem
Bau besondere Bedingungen berücksichtigen:
104)
- Altomünster war ein Doppelkloster für die Gemeinschaft
von Nonnen und Mönchen (Priestermönche und
Laienbrüder). Jede Gruppe benötigte einen
eigenen Raum für das Chorgebet. Der Nonnenchor sollte die
Mitte der Kirche einnehmen und dennoch die Nonnen
vom übrigen Volk abschotten.
- Mönche und Nonnen mussten ihre vorgeschriebenen sonntäglichen
Prozessionen durchführen können,
ohne einander zu begegnen.
- Zugleich war Altomünster auch eine Wallfahrtskirche zum hl.Alto
und zudem noch eine Pfarrkirche für
die Menschen des Orts und der Umgebung.
- Das Baugelände stieg von Westen nach Osten an
- die Kirche musste zwischen die zu erhaltenden Bauteile, den im
Westen stehenden Turm und den im
Osten einen Stock höher liegenden, langen Priesterchor,
gebaut werden.
|
Am 6.April 1763 hat man die alte Kirche bis auf das Untergeschoss, den Turm
und den ausdrucksvollen Chor von 1617 abgerissen 113).
Die Kirchturmuhr setzte man dabei auf das Rathaus. Noch im selben Jahr wurde
der Neubau begonnen. Als Fischer 2 Monate vor (andere Quelle: nach) der
Schließung des Gewölbes 1766 starb, führten sein Palier
Thomas Schmidt und Balthasar Trischberger (späterer Stadtbaumeister
von München, 1721-1777) die Arbeiten fort, die 1773 vollendet wurden.
Die Weihe erfolgte 29.8.1773 durch den Freisinger Fürstbischof von
Welden und seinen Weihbischof Ernst von Herberstein.
Die Gesamt-Kosten des Neubaus betrugen 44.113 Gulden (ungefähr
1/3 der Kosten der Wieskirche bei Steingaden).
Davon konnte das Kloster selbst 78 % aufbringen: durch Ersparnisse (11.000),
Aussteuergelder der neu eintretenden Konventualen (18.600), Sammlungen (2.100),
Spenden (2.500) und Verzicht auf das Weingeld der Mönche (210). Lediglich
9.500 fl. Schulden von den Menschen der Umgebung mussten aufgenommen werden.
Die meisten dieser Darlehen wurden zinslos gewährt. 154)
Davon trugen die Einwohner von Altomünster immerhin 20 Prozent.
98)
Von den weiteren am Bau beteiligten
Handwerkern und Künstlern sind bekannt:
|
Zimmerer |
Joseph Mahl (
1778) aus München (1764)
14)
|
|
Bildhauer |
Franz
de Paula Arnoldt aus Dachau (1764 Gätter der St.Anna-Kapelle,
Brüstung des Nonnenchors und St.Altobildnis am Turm, St.Joachim
und St.Joseph, 1768 Nonnenchor-Altar u. verschiedene Gitter)
13)
Johann Bapt. Straub aus
München (1765 Hochaltar, 1766-1769 weitere Altäre, 12 Apostelfig.)
Matthias Veigele(1767-
St.Alto im Nonnenchoraltar, 1768 Türfüllungen)
96)
|
|
Steinmetze |
Johann Sebastian
Händle aus Mörnsheim (1765 weiße, geschliffene
Pflastersteine, Antrittstafeln)
ungenannter Steinmetzmeister aus München (1767-68 Tuffsteine
für den Kirchturm, 1768 Marmormuschel für den St.Alto-Brunnen)
|
|
Kistler
(Schreiner) |
Johann Mentele
aus Rain am Lech (1765-67 Altäre)
97)
Nikolaus Pyhr ? (1768 vier Sakristeitüren)
97)
|
|
Maler |
Johann Baldauf
in Inchenhofen (1766 Hochaltarblatt St.Salvator und Vergoldung versch.
Gätter)
Joseph Magges aus Augsburg (1766-68 Freskomalerei, 1768 zwei
Altarblätter im Brüderchor)
Franz Joseph Zitter (1771 Altarblatt im Herrenchor)
|
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Stuckateur |
Jakob Rauch
aus Augsburg (1766-68)
|
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Kupferschmied |
Johann Georg Sepp
(1767 Kirchturmknopf für 57 Gulden 50 Kreuzer.
113)
|
Franzosenkrieg
1796
Am 26.Aug.1796 kamen die französischen Revolutionstruppen nach
Altomünster. Sie forderten 550 Gulden (andere Quelle: 700 Gulden
55))
vom Markt und die gleiche Summe vom Kloster für die Abstandnahme
einer Brandschatzung. Das Kloster zahlte; den Betrag für den
Markt konnte der französisch sprechende Kaufmann und Weinwirt
Franz Josef Jörger den Soldaten ausreden. Nach anderer Quelle
55)
nahm
der Rat 1000 Gulden bei den Bürgern von Altomünster auf,
um die Forderung der Soldaten erfüllen zu können.
Auch beim zweiten Einfall im Jahr 1800 konnte Jörger den Kommandanten
überreden, auf die 3000 Gulden baren Geldes, eine Anzahl Ochsen
und eine Ladung Bier, die dieser vom Kloster gefordert hatte, zu verzichten.
Zum Dank errichteten die Altomünster Jörger nach seinem
Tod ein Denkmal auf dem Friedhof bei der Loretokapelle. |
Denkmal
für
Franz-Josef Jöger
|
Säkularisation
1803
Kloster um 1800
|
Kurz nach der Säkularisation
wurde die Pfarrei Altomünster 1805 selbstständig
46)
. Die Klosterkirche
wurde zur Pfarrkirche erklärt. Die Baulast lag nun beim Staat.
Wertvolle Pretiosen aus der Kirche wurden verkauft. So z.B. der
Kelch des hl.Alto, eine Reliquienmonstranz der Fam.Fugger, ein Jesuskind
von Kurfürst Maximilian I., Kruzifixe aus Alabaster, Elfenbein
und Silber, wertvolle Messgewänder, eine silberne Büste
des hl.Alto und weitere liturgische Gefäße.
In der Kirche blieb so nur
eine Grundausstattung zurück. Einige Gegenstände wie z.B.
das Messer des hl.Alto konnten gerettet werden, weil sie in den
Klosterzellen der Nonnen aufbewahrt wurden. Diese Zellen wurden
kaum durchsucht und nichts konfisziert. 156)
Allerdings schrieb Mutter Apollonia in einem Internetbeitrag: "Das
Messer des Heiligen Alto kam während der Säkularisation
abhanden, wurde jedoch bei einem Münchner Antiquitätenhändler
wiedergefunden und bei einer Prüfung im Jahr 1954 für
echt erklärt".
|
Als erster Pfarrer wurde ausgerechnet
ein früherer Mönch des Klosters, Ignaz Magnus Nerb (1805-1837),
bestimmt, der 1802 die Gemeinschaft wegen Intrigen verlassen hatte. Von
diesem Pfarrer ist die Biographie erhalten
08)
. Darin schreibt er über die erste Zeit seiner insgesamt 32 Jahre
als Pfarrer:
|
"Am 23.September
1802 ward ich als Pfarrer zur organisierten Pfarrei Altomünster
allergnädigst dekretiert und nahm am 15.Dez. desselben Jahres
gegen viele Protestaktionen von allen Seiten dieselbe in Besitz. Vom
aufgelösten Kloster taten die Patres und die Nonnen, was in ihren
Kräften stand, die ganze Pfarrgemeinde gegen den ausgesprungenen
Mönch aufs Höchste zu empfehlen. Ich freute mich, die vortreffliche
Orgel zu hören, die der Markt inzwischen vom Kloster Taxa um
600 Gulden kaufte. Doch der Klang war nicht gut. Die Klosterfrauen
ließen ihren oberen Gang nicht durchbrechen; daher mussten einige
Pfeifen gestutzt und andere, die stehen sollten, gelegt werden. Weiberregiment
!" |
Beschreibung
1820
Martin von Deutinger erstellte 1820 eine "Tabellarische Beschreibung
des Bistums Freysing nach Ordnung der Decanate"
131)
,
in dem er auch die Pfarrei Altomünster auf den Seiten XIII/XIV kurz
beschreibt:
|
"Die mit dem
fortlaufenden Nummer 205 bezeichnete, S.273 beschriebene, Pfarrey
Altomünster ist eine für Regular-Priester geeignete, organisirte
Pfarrey, bey welcher zwey Hilfspriester oder Capläne gehalten
werden. Das Patronatsrecht hierauf stand ehemals dem Kloster Altomünster
(dem dieselbe incorporirt war) zu. In der Birgittiner-Klosterkirche,
welche zugleich die Pfarrkirche ist, wird an allen Sonn-und Festtagen
Gottesdienst gehalten. Sie ist zu Ehren des hl.Alto und Unserer Frau
eingeweiht. Das Patrocinium wird am Feste der Himmelfahrt Mariens,
die Kirchweih am ersten Sonntag im September (nach den Bestimmungen
der Diöcesanmatrikel vom Jahre 1739 aber am Sonntag nach Michaelis)
gefeyert. Auf der Filiale Zeidelbach, deren Patron gleichfalls die
Mutter Gottes ist, wird in der Regel von einem der beyden Capläne
an allen Sonn- und Festtagen ordentlicher Gottesdienst gehalten, das
Kirchweihfest aber am dritten Sonntag nach Pfingsten gefeyert."
|
Benefizium
1823
"Am 3. März 1823 legte die Bierbrauerswitwe Anna Maria Nißl
zu Altomünster den Grund zur Stiftung eines Benefiziums in der Pfarrkirche
zu Altomünster, das im Jahre 1836 zustande kam und am 27.Febr. 1837
die oberhirtliche Bestätigung erhielt".
Dies schreibt Dompropst und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Dr.Martin Deutinger in seinem 1850 erschienen Buch "Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing". Der Benefiziat in Altomünster,
der aus den Erträgen bezahlt wurde, hatte wöchentlich 4 Messen
zu halten und musste im Beichtstuhl aushelfen. Das Einkommen des Beneficiaten
betrug 946 Gulden. Der zum Benefizium gehörende Grundbesitz umfasste
knapp 50 Tagwerk der niedrigen Bonität 6-7. Das Benefizialhaus war
gut gebaut und geräumig.
1100-Jahrfeier
1830
1830 beging die Pfarrei Altomünster die 1100-Jahrfeier des hl.Alto.
Es wurde ein Programm gedruckt und an viele, auch weit entfernte Pfarrämter
versandt. Im Markt wurden die Häuser verputzt, die Straßen
mit Kiessand ausgebessert. In den Hauptgassen standen Bögen mit schönen
Inschriften, die der Cooperator Max Sollacher verfasst hatte. Auf dem
Röhrkastenbrunnen war eine kleine Statue des hl.Alto aufgestellt.
Natürlich waren die Kirche besonders geschmückt, die Kanzel
und die oberen Gänge mit Girlanden behängt. Zur Feier kamen
der Bischof und viele Priester unter dem Gekrache der Böller in Kutschen
gefahren. Eine halbe Stunde lang läuteten die Glocken. Beim Einzug
in die Jubelkirche, bei dem auch die Hirnschale und das Messer des hl.Alto
in schön geschmückten Gefäßen mitgetragen wurden,
erklangen Trompeten, Pauken und Böller. Der Bischof predigte vom
Herrenchor aus. Man feierte die ganze Woche lang. Die erste Messe fand
täglich um 5 Uhr statt, danach alle 1/2 Stunden eine weitere Messe,
bis zum Hauptgottesdienst um 9 Uhr mit jeweils einem prominenten auswärtigen
Prediger.
Im Resümee über die Feier heißt es:
|
"In der Festwoche
gingen über 22.000 Gläubige zu den Sakramenten. Im Friedhof
und anderen Orten waren zusätzliche Beichtstühle aufgestellt.
Sechs Gendarme haben "durch ihr solides Benehmen ganz vortrefflich
gute Dienste geleistet". Die Brauer, Bäcker und Metzger
haben alle Gäste mit Trunk und Nahrung versehen. Alles war regional
organisiert. "Kein auswärtiger Geschäftsmann oder Professionist
durfte hierher ziehen oder seine Ware zum Verkaufe schicken",
schrieb Pfarrer Nerb. Die Kosten der Feier beliefen sich auf rd. 900
Gulden, die durch Spenden und Opfergeld gedeckt werden konnten. Insbesondere
die Birgittinnen hatten sich bei der Planung und Durchführung
der Feier hervorgetan. Der Bericht schließt mit der bangen Frage
"Was werden unsere Nachkömmlinge 1930 denken und thun, wenn
hier kein solches Frauenkloster mehr existiert ?". |
Der Reinertrag
der Pfarrei betrug im Jahr 1870: 1065 Gulden
150)
Beschreibung
1880 06)
Kirche und Pfarrei Altomünster sind auch in der "Statistischen
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit
um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und
-nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg
Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste
Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen
der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das
Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden
orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen
und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv
des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen
der Pfarrämter.
|
Geographie:"Die
Pfarrei hat 1998 Seelen in 328 Häusern. Davon wohnen aber nur
1160 Gläubige (in 210 Häusern) im Markt Altomünster
selbst, die Übrigen in Humbersberg 47 (5), Rupertskirchen 22
(5), Stumpfenbach 104 (18), Unterzeitlbach 97 (14), Oberzeitlbach
129 (21), Oberndorf (hier Oberdorf genannt) 57 (7), Plixenried 81
(14), Röckersberg (hier Rögersberg genannt) 41 (6) sowie
in 12 weiteren Weilern und Einöden. Der Umfang der Pfarrei beträgt
30 km. Altomünster liegt 2 km von der Hauptstraße von München
nach Aichach entfernt.
Pfarrei: Präsentationsrecht liegt beim bay.König
(Das war eine Folge des Konkordats von 1817: der König hatte
alle Rechte übernommen, die vor der Säkularisation bei den
Klöstern und Stiften lagen). Das Widdum besteht aus einem
mit einer Mauer umgebenen, nahezu 1 Tagwerk umfassenden Obstgarten.
Das Pfarrhaus ist ein Gebäude des ehem.Klosters, nach der Säkularisation
für seine jetzige Bestimmung umgewandelt. Für den Pfarrer
allein hinreichend. Im Erdgeschosse feucht, oben trocken. Baupflicht
hat der Staat. 2 Hilfspriester wohnen im ehemaligen Herrenkloster.
Reinertrag 1958 Mark.
Kirche: Erbauungszeit 1763-1773; restauriert 1873 und 1907.
Rococostyl. Geräumigkeit für die ganze Pfarrei wohl zureichend.
Baupflicht: das Staatsärar. Kuppelthurm mit 6 Glocken mit den
Inschriften: a) "Septies in die laudem dixi tibi", b) "Zu
Gottes Lob und Dienst gehör ich", c)"Ave regina coelorum,
ave Dominia angelorum". Diese drei Glocken gegossen von Martin
Frey in München 1587. Die größte, gegossen von Andreas
Schmidt in Augsburg 1867, trägt die Inschrift: "Vivos voco,
mortuos ploro, fulgura frango". Die 2 andern Glocken sind gegossen
von Ignaz Braun in München 1859. Consecrationsdatum (Weihedatum)
der Kirche 29.8.1773. 8 Altäre. Orgel mit 14 Registern. An werthvollen
Paramenten besitzt die Pfarrkirche nur mehr eine prächtig gestickte
rothe Casula, ein Geschenk des Herzogs Wilhelms IV. und seiner Gemahling
Maria Jakoba aus Anlaß ihres Besuches am 20.Juni 1535. Das Kloster
der Brigittinerinnen (!) hat eine Gruft. Das Cemeterium (=Friedhof)
von der Kirche entfernt gelegen; der ältere Friedhof mit Capelle
wird nicht mehr benützt, der jetzige mit einem Beisetzhause,
wurde 1874 angelegt. Den Meßnerdienst versieht ein eigens angestellter
Meßner, den Cantorendienst ein eigens angestellter Organist.
Eigenes Meßnerhaus nicht vorhanden. Vermögen rd. 42.500
Mark." |
Beschreibung
1895 99)
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale im Königreich Bayern vom elften
bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts, das 1895 von Prof. von Betzold
und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums erstellt
wurde, ist natürlich auch die Klosterkirche Altomünster enthalten.
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Bruderschaften
Bruderschaften sind kirchlich errichtete Körperschaften, die
je nach Ausrichtung allen Personen oder nur verschiedenen Personenkreisen
(Zunftbruderschaften) offenstehen. Die theologische Wurzel bildet
die Vorstellung von der Gemeinschaft der Kirche, zu der auch die
Verstorbenen gehören (Corpus Christi Mysticum). Ein Hauptanliegen
ist das religiöse Totengedenken. Dazu treten weitere Ziele
(Caritas, Förderung individueller Frömmigkeit). Bruderschaften
stehen unter dem Patronat eines Heiligen oder einer Heilstatsache
(wie z.B. die Verehrung des eucharistischen Sakraments). Marianische
Bruderschaften beziehen sich auf unterschiedliche Marienfeste oder
Gnadenbilder oder treten auch als Rosenkranz- und Skapulierbruderschaften
auf. Eine Wurzel des Bruderschaftswesens dürften die frühmittelalterlichen
Gebetsverbrüderungen gewesen sein. Bruderschaften sind im Raum
des heutigen Bayern seit dem Spätmittelalter
belegt, überwiegend jedoch erstmals im 15. Jh. Nach einem Einbruch
im 16. Jh. (Reformation) erlebte das Bruderschaftswesen in
der Barockzeit eine neue Blüte. Die durch die Gegenreformation
eingeleitete Erneuerung des religiösen Lebens führte zur
Gründung zahlreicher neuer Bruderschaften. Gegenüber dem
Mittelalter, in dem oft auch soziale Leistungen gefordert wurden,
bezogen sich die Verpflichtungen, die die Mitglieder der Bruderschaften
eingingen, in der Barockzeit fast ausschließlich auf geistliche
Tätigkeiten. Im 19. Jahrhundert erhielten Bruderschaften durch
das katholische Vereinswesen (Marianische Kongregation, Dritter
Orden, Missionsverein, Kolpingsverein) eine neuartige Konkurrenz.
Die meisten erloschen im Laufe des 20. Jahrhunderts ohne formelle
Auflösung. 92)
Rosenkranzbruderschaft
112)
Noch während des 30jährigen Krieges, 1644, wurde in Altomünster
die erste Bruderschaft eingeführt. Es handelte sich um eine
Rosenkranzbruderschaft.
Es war eine beliebte Gemeinschaft. 1660 hatte sie 4200 eingeschriebene
Mitglieder. Dafür konnte das Kloster folgenden von dem berüchtigten
Papst Alexander VI. am 27.3.1500 erlassenen Ablass vermitteln:
|
Jeder Gläubige,
der gebeichtet und kommuniziert oder wenigstens seine Sünden
bereut und den Beichtvorsatz gefasst hat, konnte beim Rosenkranzbeten
pro Perle 500 Jahre Ablass für sich und die Armen Seelen
gewinnen. Der Rosenkranz musste aber durch den Generalbeichtvater
des Birgittenordens geweiht worden sein. Außerdem war
man verspflichtet, einen vollen Rosenkranz für den Papst,
für die Angelegenheiten der Kirche und für den Generalbeichtvater
zu beten. Der Altomünsterer Rosenkranz hatte nicht 50 sondern
63 Perlen. |
Es gab auch Spötter,
die sich über die 31.500 Jahre Fegefeuerminderung pro Rosenkranz
lustig machten. Doch die Zahl der verkauften Rosenkränze (z.B.
im Jahr 1769: 12.000 Stück) spricht eine andere Sprache. Der
Ablass förderte die Massenproduktion von birgittinischen Rosenkränzen.
Sie galten als besonders heilvermittelnd. Dazu trug noch ein 1690
gedruckter "Authentischer Bericht von dem großen Seelenschaz
des Ablaß, welichen man bey Bettung der zu Altenmünster
hochgeweichten Birgittaner Rosencranz erlangt" bei.
Mehr zur Rosenkranzbruderschaft
hier...
Herz-Jesu-Bruderschaft in der Loretokapelle, 1744 (ebenfalls
mit Ablässen). Voller Name: Bruderschaft des heiligsten Herzen,
der heiligen fünft wunden und des Kreuzes Jesu.
29)
Bruderschaft der hl.Birgitta und Alto
oberhirtlich errichtet am 5.7.1758, Ablässe vom 27.2.1758.
Herz-Mariä-Bruderschaft , oberhirtlich errichtet am 3.9.1847.
Sebastinani-Bündniß (ein Gebets-Messen- und Leichenverein),
ohne oberhirtliche Genehmigung, besteht schon seit 1600, erneuert
1692 und 1845.
|
Reliquienverehrung
und Wallfahrten
Mittelpunkt einer Wallfahrt kann ein Wunder sein oder das Vorhandensein
von Reliquien von Heiligen (Gebeine, Gewänder oder Haushaltsgegenstände).
Ein Wunder war z.B. Grund für die Wallfahrt in Ainhofen oder in Taxa.
Nach Altomünster kamen die Menschen vor allem wegen der umfangreichen
Reliquiensammlung (ähnlich wie in Andechs).
Denn der Reichtum eines Klosters
des Mittelalters bestand nicht nur in seinem Grundbesitz und seinen Rechten,
sondern auch aus vielen Reliquien, die von den Gläubigen der Region
und von Wallfahrern verehrt wurden. Solche Wallfahrten und Bittgänge
trugen wesentlich zur Verbesserung der Einkommenssituation des Klosters
bei.
In Altomünster verehrte man:
- von Klostergründer St.Alto,
|
die Hirnschale,
sein Rodungsmesser,
zwei Bücher (heute in der Staatsbibliothek)
sonstige Gebeine
den berühmten Altokelch (der später bei der Säkularisation
eingeschmolzen wurde). |
- von der hl. Birgitta
|
ein "großes
Röhrenstück" der Gebeine
einen schwarzen Ärmel ihres Rockes
ein Stück ihres Tisches
ein Agnus Dei (Wachsmedaillon), das Birgitta am Hals getragen hat
eine Trinkschale und den Wanderstab. |
- von St.Catharina,
der Tochter von Birgitta, ein "Beinlein wohl ein Spann lang"
- weitere Reliquien im Kloster
|
ein Kreuz, das
Kaiser Karl IV. 1356 dem Kloster geschenkt hat
sieben "Heilige Leiber", die hinter den Altarbildern angebracht
sind
eine am Original berührte Kopie des Turiner Leichentuchs
drei Kreuzpartikel,
zwei Dornen aus der Dornenkrone Christi
Haare von der Gottesmutter Maria
heilkräftiges Wasser aus der von St.Alto wundersam erweckten
Quelle |
Als in Altomünster noch eine
Benediktinerinnenabtei stand (bis 1485), wurde auch die selige Äbtissin
Euphemia verehrt, die im 12.Jh. die Abtei regiert hatte. Doch deren
Kult endete mit dem Wechsel von den Benediktinerinnen zu den Birgitten.
Aus dem Jahr 1654 hat sich
noch ein Reliquienkatalog erhalten, der den ausschweifenden Titel trägt:
"Beschreibung aller lieben heiligen Gebain und Heiltumber (Reliquien),
so bey disem wirdigen Gotzhauß und Closter Altomünster ruen
(ruhen) und in gebürendten Ehrn aufbehalten, auch järlich
zu gewisen Zeiten als am Sontag Letare (4.Fastensonntag) und am
Sontag nach Michaelis (=29.9.) offentlich gezaigt werden."
Dort sind genannt:
Reliquien von St.Alto und St.Birgitta, die 1485 von Papst Innozenz VIII.
dem Gründer des neuen Birgittenklosters in Altomünster Wolfgang
Sandizell geschenkt worden waren:
- von St.Birgitta ein Schulterblatt, 1 Stück Oberarmknochen, 3 Stücke
vom Gebein, 1 Hemd, einen Gürtel, Stücke von Kleidern
und einen Rockärmel, sowie zwei große Stücke vom
Tisch der Heiligen auf.
-von St.Alto die oben schon genannten Gebeine, die Hirnschale, das Rodungsmesser,
zwei Bücher und der Altokelch.
Der Reliquienkatalog von 1654 enthält auch eine damals neue Reliquie,
eine "Heilige Leinwand". Es war eine originalgetreue Nachbildung
des Turiner Grabtuchs, das dem echten Turiner Tuch aufgelegt worden war.
Diese Heilige Leinwand wurde jeweils am Sonntag Laetare, dem 4.Fastensonntag,
auf einem Teppich öffentlich gezeigt. Für die Verehrung erhielten
die Gläubigen einen vollkommenen Ablass und "die Erlösung
einer Seele aus dem Fegefeuer". Dieser Brauch hat sich mindestens
bis 1886 in Altomünster gehalten.
Wo Sie die heute noch vorhandenen Reliquien in Altomünster auf dieser
Internetseite sehen können erfahren
Sie hier ...
1688 wurden "zwei heilige Leiber", das sind Skelettreliquien
aus den Katakomben von Rom, angekauft. Weitere Skelettreliquien kamen
1694 und wohl um 1750 nach Altomünster. Es sind die Katakombenheiligen:
- Maximilian und Sebastian (Seitenaltäre im Hauptraum),
- Alexander und Maximianus (sitzend hinter den Altarblättern des
Beichtraums),
- Mercuria, Victoria, Fortunata (stehend hinter den Altarblättern
des Herrenchors) sowie
- Clementia und Martha (nach Prof.Liebhart), die aber den Weg von Rom
nach Altomünster nicht geschafft haben.
Dazu kam eine Fülle von Reliquien in den vielen Reliquienbehältern
verschiedenster Formen an den Altären.
Dass der Altomünsterer Prior Hörmann 1675 Generalprior aller
Birgittenklöster geworden war und deshalb gute Beziehungen zum Vatikan
besaß, war für die Translation (Überführung)
der insgesamt sieben Katakombenheiligen nach Altomünster sehr nützlich.
Prior Hörmann dichtete sogar zwei Translationsspiele, die
bei der Überführung der Reliquien aufgeführt wurden. 87)
Die Versreime waren literarisch
nicht anspruchsvoll, aber sprachlich kräftig und anschaulich. Um
den Kult der neu angekommenen, angeblich römischen Märtyrer
zu fördern, musste im Spiel der hl.Alto die römischen Zwillinge
Fortunatus und Viktoria adoptieren. So entstand -jedenfalls im Spiel-
eine lokale Heiligenfamilie. Weitere Katakombenheilige (Alexander und
Maximian) erhielten eine Rolle als Personenschützer dieser Heiligen
Familie. 29),
112)
Aus dem Jahr 1694 ist ein Translationsspiel (Beginn 9:00 Uhr) bekannt,
in dem St.Alto, der ja in Altomünster die höchste und älteste
Verehrung genoss, die in Form der Heiligen Leiber neu angekommenen Heiligen
fragte, ob sie auch tatsächlich das Martyrium erlitten haben. Erst
als beide mit ja antworteten, erteilte er ihnen die Erlaubnis, hier in
der Kirche Platz zu nehmen.
29)
Wallfahrtsmedaillen
Wie bei vielen anderen Wallfahrtsorten in Deutschland wurden auch im Kloster
Altomünster für die Pilger Wallfahrtsmedaillen geprägt.
Dies war einerseits ein gutes Geschäft für das Kloster, entsprang
andererseits aber auch dem Bedürfnis der Pilger, mit diesen Medaillen
von der Wallfahrt nach Altomünster ein Stück Heiligkeit in die
eigenen vier Wände mitzubringen.
Nach Wikipedia soll der Glaube an die heilkräftige Wirkung so weit
gegangen sein, dass man das Pilgerzeichen zur Heilung auf ein erkranktes
Körperteil auflegte. Ebenso habe man den Kranken Wasser oder Wein
zum Trinken gegeben, in die man das Abzeichen getaucht hatte. 121)
Die Medaillen galten auch als Amulette zur Abwehr des Bösen und wurden
zu diesem Zweck im Haus oder Stall aufgehängt (zum Schutz des Viehs
vor Krankheiten), auf dem Feld vergraben (für eine gute Ernte) oder
an den Rosenkranz gehängt (zum eigenen Schutz).
|
Brauchtumsreferent Robert
Gasteiger aus Dachau besitzt in seiner umfangreichen volkskund-lichen
Sammlung auch einige Wallfahrtsmedaillen aus dem Dachauer Gebiet.
Darunter aus Altomünster, Pipinsried und Taxa.
Die Medaille aus Altomünster besteht aus Silber. Sie ist doppelseitig
geprägt. Dargestellt sind die Kirchenpatrone St.Alto und St.Birgitta.
Die selben Heiligen sind auf
einer weiteren Wallfahrtsmedaille
(18.Jh.) dargestellt, die in der Staatlichen Münzsammlung München
aufbewahrt wird. Sie besteht aus gegossener Bronze und ist vergoldet.
Maße: Höhe 39,7 mm,Breite 27,3 mm,Gewicht 16,58 g,Stempelstellung
12 h.
- Die Vorderseite
beider Medaillen ist mit dem Bild des Klostergründers St.Alto
geschmückt.
Der Heilige ist im Abtsornat mit Inful und Bischofsstab
abgebildet. In der rechten Hand hält er
einen Kelch aus dem das Jesuskind emporsteigt. Es erinnert
an eine Vision des Heiligen
während der hl.Messe. Die Texte lauten:"S.Alto.IN.ALTMINST.BAVAR.P"
bzw. "S ALTO IN
ALTOMYNSTER BAVAR P"
- Auf der Rückseite
(Revers) ist jeweils die Gründerin des Birgittenordens dargestellt,
dem der
Konvent in Altomünster über 500 Jahre, von 1496
bis zu seiner endgültigen Auflösung 2017
angehörte. St.Birgitta (1303-1373) in Schwesterntracht
hält eine Schreibfeder in der Hand
und notiert ihre Visionen in das vor ihr aufgeschlagene Buch.
Ihre Aufmerksamkeit ist auf ein
Kruzifix vor ihr gerichtet, so als höre sie dem Gekreuzigten
zu, der ihr den zu schreibenden
Text diktiert. Die Medaille aus Silber ist von der Umschrift:
"S.BIRGITT.F O.S.SAL" umgeben;
der Text auf der Medaille aus Bronze lautet:
"S - BIRGIT - T F - O S SAL"
|
In der Staatlichen
Münzsammlung München befindet sich noch eine kreisrunde Wallfahrtsmedaille
aus Altomünster. Sie stammt aus dem 18.Jh. und zeigt auf der Vorderseite
St.Birgitta von Schweden (1303-1373) und auf der Rückseite ihre ebenfalls
heiliggesprochene Tochter Katharina von Vadstena (1331/32-1381) . Diese
Medaille besteht aus gegossenem Silber und hat folgende Maße: Höhe
mit Aufhänger: 42,5 mm, Breite/Durchmeser: 34,0 mm Gewicht: 16,57
g Stempelstellung: 12 h. 146)
Die
Vorderseite
zeigt die hl. Birgitta von Schweden als Halbfigur, mit Schreibfeder
und Buch. Sie weist mit ihrem langen Zeigefinger der linken Hand auf
ein Kreuz neben sich. Über ihrem Haupt schwebt eine Helig-Geist-Taube.
Die Umschrift der Seite lautet: "S.BIRGIT FVN O S ". |
Vorderseite
|
|
Rückseite
|
Die
Umschrift auf der Rückseite
lautet:: S.CATHARNA V FILIA S.BIRG IT.
Dazu ein Graffito: ALTOMÜNSR.
Im Zentrum des Medaillons wird die Tochter von S.Birgitta, die Hl.Katharina
von Vastena als Halbfigur zu sehen, mit Blütenzweig in der Hand
und einer Hirschkuh auf dem Schoß. |
Wallfahrten der Gläubigen aus Altomünster
Die Altomünsterer selbst wallfahrteten auch; und zwar organisiert
als Pfarrwallfahrt alljährlich nach Inchenhofen
und nach München. Aber
natürlich haben Menschen auch privat Wallfahrten gemacht. Oft hatten
sie in Notsituationen St.Leonhard mit Hilfe angerufen und eine Wallfahrt
versprochen. Einige der Menschen, denen geholfen worden war, haben ihre
Geschichte bei der Dank-Wallfahrt in Inchenhofen berichtet. Dort schrieb
man sie auf und veröffentlichte sie in Mirakelbüchern.
So sind in zwei Mirakelbüchern von Inchenhofen Namen von Pilgern
aus Altomünster erwähnt:
Im Mirakelbuch von Inchenhofen
der Jahre 1588-1592 143)
wird von Valentin Helmer berichet.
Er war vom Birnbaum gefallen, hatte sich verletzt und glaubte, sterben
zu müssen. Da rief er St.Leonhard an, versprach ihm 3 Pfund Wachs
und bat den Heiligen, er möge ihm jemand schicken, der ihn ins Haus
bringt, damit er dort sterben könne. Tatsächlich kamen Menschen,
trugen ihn ins Haus, wo er sein Leben beschloss.
|
Der Text im Mirakelbuch
lautet:
"Valentin Helmer von Altominster ist so hart ab einem Birenbaum
gefallen, das er vermaindt, er müesse sein Leben also darunder
enden. Under dem riefft er S.Leonhard an, das er möchte lebendig
in sein behausung gebracht werden und also anhaimbs sturbe.Solches
desto eher zu erlangen, verlobt er dem Nothelffer S.Leonhard zu seinem
Gottshauß drey pfund wachs.
Alher hat jme derowegen Got der allmechtig nach solchem gelübt
alßbald etliche Menschen zu geschickt, die jn zu hauß
gebracht, alda er solche 3 pfund wachs allheer zubringen seiner Haußfrawen
beuelch geben, darnach sein leben zweifels frey durch fürbitt
S.Leonhards Gottseligkeit geendet und beschlossen." |
Mirakelbuch
1588-92
|
Im gleichen
Mirakelbuch wird auch Margareta Mays aus Altomünster genannt, die durch
einen Pferdetritt
am Arm schwer verletzt worden war. Da rief sie den hl.Leonhard an und versprach,
eine wächserne Hand und 3 Kreuzer nach Inchenhofen zu bringen. Daraufhin
besserte sich der Zustand am Arm. Der Text im Mirakelbuch lautet:
|
"Margaretha
Maysin von Altominster ist von einem Roßs an einen arm geschlagen
worden, das sy vermaindt, sy müesse erkrummen. Da verlobt sy
sich mit 3 kreützern inn stock sampt einer wächsin hand.
Alher ist entlich nach dem gelübd allerdings mit jhr wider besser
worden". |
Ein weiterer
Eintrag betrifft Michael Götz aus Altomünster, der 6 Wochen
lang mit dem Fuß nicht auftreten konnte. Da wandte er sich hilfesuchend
an St.Leonhard und gelobte, 1 Pfund Wachs nach Inchenhofen zu bringen.
Danach wurde er gesund.
Der Originaltext im Mirakelbuch lautet:
|
"Michael
Götz von Altomünster in Aichacher gericht. Der hatt 6 wochen
kain tritt an einem Fueß gehn künden. Verlobt sich derhalben
mit 1 Pfund im almosen gesambleten wachs hieher. Ist ihm entlich durch
fürbitt S.Leonhards widerumb geholffen worden." |
Im großen
Mirakelbuch mit Wunderberichten von 1350 bis 1650 145)
sind unter
der Überschrift: "Der hochberühmte Nothelffer S.Leonhard
kombt zu Hilff in gefährlichem Halswehe, Geschwulst und allerley
üblen Zuständen" zwei Personen aus Altomünster namentlich
genannt.
Eine Frau Apollonia hatte einen Knaben mit Schäden am Kopf
geboren. Sie gelobte, eineinhalb Pfund Wachs nach Inchenhofen
zu bringen. Originaltext:
|
"Apollonia
von Altomünster, Knäblein mit offnem Schaden im Kopff geboren.
Hat S.Leonhard durch
Gelübd anderhalb Pfund Wachs gehailet." |
Anna
Leystmayr wurde beim Teileinsturz der Klostermauer verschüttet und
lag eine Viertelstunde unter dem Schutt. Ihre Eltern
gelobten, ein wächsernen Kranz nach Inchenhofen
zu bringen, wenn die Tochter überleben würde. Originaltext:
|
"Auff
Anna Leystmayrin zu Altomünster ist unversehens im fürüber
gehen die Klostermaur gefallen, mit 3 Fueder Koth und Stainen also
überschüttet, daß bey einer Viertelstund sie aller
muetmassung nach todt darunder gelegen. Da sie aber von ihren lieben
Eltern gen Inchenhofen mit einem wächsenen Kränzel verlobt
worden, ist sie gleichsamm von Todten erstandne wider zu jhr selber
unnd bald hernach zu völliger Gesundheit kommen." |
Mehr über weitere bevorzugte
Wallfahrtsorte der Gläubigen aus dem Dachauer Land finden
Sie hier...
Renovierungen
Die ersten kleineren Renovierungen wurden schon bald nach der Säkularisation,
in den ersten Jahren des 19.Jh vorgenommen.
1871/73 |
gut 100 Jahre nach
der Errichtung, war die erste große Innenrestauration fällig,
die nach Aussage von Klaus Kratzsch (Landesamt für Denkmalpflege)
-dem Zeitgeist entsprechend- nahezu barock/rokokofeindlich durchgeführt
wurde. Die Leitung hatte der Kirchenmaler Ludwig Hack aus Dorfen.
Die Altäre und viele Figuren wurden restauriert und neu gefasst.
"Die Wölbung des Vorchores wurde blau gestrichen und mit
goldenen Sternchen versehen, die Altarfiguren erhielten eine dunkle
Fassung und viele Vergoldungen wurden einfach zugestrichen. Anstelle
des Kreuzaltars wurde ein neuer Altar mit im Halbkreis abschließender
Rückwand von zweifelhafter Stilart und Schönheit angebracht"
schrieb Prof. Hans
Haggenmiller vom Generalkonservatorium in einem Gutachten von
1902. Schöpfer dieses neuen Altars im Zopfstil war der Münchner
Architekt Josef Anton Müller (1839-1910) der auch in Fridolfing,
Germering, München/St.Anton und Germering Altäre entworfen
hat. |
1898 |
übermalte
der Maler Krippner aus Freising in einer weiteren Renovierung
die Gewölbe der Kirche und des Nonnenchors. |
1902 |
erfolgte eine Gesamtrenovierung
der Kirche mit dem Ziel einer weitgehenden Wiederherstellung der ursprünglichen
Raum- und Altarfassung unter Beseitigung der störenden Eingriffe
durch Ludwig Hack. Die Leitung oblag dem Münchner Kirchenmaler
Ludwig Ametsberger. |
1908 |
Sechs Jahre später
wurde ein neuer Kreuzweg von Kunstmaler Emil
Boehm angeschafft; es handelt sich um eine Reproduktion nach D.Tiepolo. |
1910 |
wurde das Turmkreuz
der Kirche renoviert. Dabei legten die Arbeiter eine Kapsel mit Schriftrolle
in das Kreuz, auf der die Spender und die Handwerker vermerkt sind.
|
1928 |
restaurierten die
Kirchenmaler Mayrhofer und Ostenrieder aus München
die Gemälde, so gut, "dass der Schmelz der Töne und
die ganze Zartheit der Polychromie wieder zu Tage gefördert sind",
wie es in einem Bericht der damaligen Zeit heißt.
Die beiden Künstler hatten zusammen einen Kirchenmalerbetrieb
betrieben, dessen Nachfolger noch heute besteht (Hans Mayrhofer GmbH
in Unterschleißheim). |
1931 |
Renovierung der
Altarblätter durch Prof. Josef Damberger (1867-1951) |
1964 |
Renovierung des
Nonnenchors durch Georg Gschwendtner aus Reichenhall (Kulturpreisträger
der Stadt Bad Reichenhall) 110)
.
|
1997-2003 |
Die
meisten Ausbesserungen der früheren Jahre erschwerten die zweite
große Restaurierung in den Jahren 1997-2003, die sich mit einem
Kostenaufwand von 10 Mio Euro der originalgetreuen Wiederherstellung
verpflichtet hatte. |
|
|
Pfarrei
Altomünster
Die Pfarr- und Klosterkirche St. Alto und St.Birgitta gehört zur
Diözese München-Freising.
Folgende Orte sind Teil der Pfarrei Altomünster: Breitenau, Erlach,
Halmsried, Hohenried, Humersberg, Hutgraben, Obererlach, Oberndorf, Oberzeitlbach,
Ottmarshausen, Plixenried, Radenzhofen, Röckersberg, Ruppertskirchen,
Schauerschorn, Sengenried, Stumpfenbach, Übelmanna, Unterzeitlbach.
Die Pfarrei bildet seit 2007 mit den Pfarreien Wollomoos und Sielenbach
einen Pfarrverband.
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1260: 2 Meierhöfe, 26 Lehen, 44 Hausstellen, 1 Taverne
1550: Pfarrei mit 700 Seelen
1730: Pfarrei mit 1350 Seelen
1800: Markt mit 142 Anwesen
1830: Pfarrei mit 1450 Seelen
1840: Gemeinde Altomünster mit 756 Einwohnern in 156 Häusern
1847: Pfarrei mit 1614 Seelen
1852: Gemeinde Altomünster mit 225 Familien und 886 Einwohnern
in 214 Häusern. 05)
1867: Pfarrei mit 1788 Seelen, davon 1462 Communicanten. In diesem
Jahr starben übrigens in der Pfarrei Altomünster
23 Erwachsene und 36
Kinder (!) 30)
1870: Neuer Pfarrer. In der Ausschreibung wurde das Einkommen der
Pfarrei mit 1065 Gulden angegeben. 150)
1876: Markt mit 1080 Einwohnern (davon 1077 Katholiken, 2 Protestanten
und ein Andersgläubiger), in 215 Häusern 116)
1930: Pfarrei mit 2200 Seelen
2007: Pfarrei mit 3.200 Seelen.
Berichte aus der Pfarrei
Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus dem Pfarrleben
von Altomünster berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar
mit dem Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck
aus der damaligen Zeit. So wird im Amperboten von 1921 über ein Jubelfest
des und Veteranen- und Kriegervereins mit 3000 (!) Teilnehmern berichtet.
Wenn Sie am Bericht interessiert sind, klicken
Sie hier...
Baubeschreibung
der Klosterkirche
Die Kirche steht auf einem im unteren
Teil steil ansteigenden und sich weiter oben etwas abflachenden Hang inmitten
der Marktgemeinde. Klöster betrachteten sich als geistliche Städte,
die sich Jerusalem, das ebenfalls auf Hügeln erbaut ist, zum Vorbild
nahmen. Im Psalmengebet der Benediktiner heißt es: "Gott wohnt
auf den Bergen und wird dort angebetet".
Die fast 60 m lange Kirche steht aber nicht planeben auf einem Plateau;
ihre Grundfläche steigt vom Eingang bis zum Chorschluss um 6 Meter
an. Der Kirchenraum wirkt trotz mittelalterlicher Bauteile, insbesondere
der massiven Umfassungsmauern bis zu den Prozessionsgängen im 1.Stock,
recht einheitlich. Die Anordnung der vier Innenräume, die kunstvoll
hintereinander gelagert sind, ergeben interessante Raumperspekti-ven.
Drei Chöre, einer für die Nonnen, ein zweiter für die Mönche
und ein weiterer für die Gemeinde sorgen dafür, dass diese drei
Gruppen zeitgleich die Kirche benutzen konnten, ohne sich zu sehen.
|
Schon zu dem im
Westen unter dem Turm liegenden Eingang führt eine Rampentreppe
mit vielen Stufen hinauf. Um weitere 9 Stufen höher dann der
große, fast quadratische Hauptraum, der außen durch
jeweils vier Stützpfeiler verstärkt und durch ein separates
Dach gekennzeichnet ist. Es handelt sich um einen achteckigen Zentralraum
mit abgeschrägten Ecken und Emporen, über den sich eine
18 m hohe Flachkuppel erhebt. Der Raum erfüllt die Funktion des
Kirchenschiffs. |
Danach folgt ein kleinerer Raum,
der sog. Beichtraum, der die Form des Hauptraums in geringerem
Ausmaß wiederholt. Darüber der Nonnenchor, der sich
wie eine Brücke quer durch die Kirche zieht. Es folgen der Altarraum
für die Gemeinde und dahinter, nochmals erhöht, der spätestens
im Jahr 1617 errichtete "Herrenchor".
Expertenmeinungen
Kunsthistoriker
zählen die Klosterkirche von Altomünster zu den schönsten
Gotteshäusern in Bayern. Als
Bauwerk ist es stilistisch dem Spätbarock zuzuordnen, auch wenn es
erst viel später, am Ende der Rokokozeit errichtet wurde. Aber die
Inneneinrichtung gehört schon dem Rokoko an.
152)
Architekt Franz Peters erklärte, dass Fischers Bauten zu den
Spitzenwerken der europäischen Baukunst zählen, aber leider
nicht so bekannt sind, wie
die der Kollegen Asam und Zimmermann. Immerhin ist Joh.Michael Fischer
in dem 1970 in Italien
erschienenen Monumentalwerk
"Weltgeschichte der Architektur am meisten besprochen und gewürdigt.
144)
Der Kunstprofessor Harro
Ernst beschreibt im Jahr 1972 die Architektur der Klosterkirche in
einer -der Zeitepoche
entsprechenden- blumigen
Sprache so:
|
"Gleich einem
Fernrohr leitet der niedere, dunkle Laienbrüderchor das Auge
hin zum Langchor, wo weit mehr als mannshoch über einem Apsis
rund, drei Altäre wie Ausstellungsstücke in den Raum komponiert
sind. Dies Bild ist musealer Regie näher als dem barocken Theatrum.
Indessen ist da, in Entferntheit, Licht und Freizügigkeit, echt
ein Sehnsuchtsziel.
Der Berglage zufolge, den Forderungen dann gemessen nach den Chören
für Patres, Laienbrüder, Nonnen, nach einem Umgang für
die Birgittinerinnen, musste ein kurioses Gebäude entstehen.
Nie wird man in Altomünster ganz des Gedankens an Verbau und
an Verhau ledig. Fischer vermochte es aber, aus der Last der Voraussetzungen
Kapital zu schlagen, zu Diensten einer Selbstdarstellung der Epoche
ohnegleichen. Was heißt: "Grabgesang des Barock und ingeniöse
Vorschau, getan in einem Motivmusterhaus, mit einem Auswahlangebot
von Stimmungen, bei Hintritt zu Nüchternheit und Natur, Volkstümlichkeit.
Und man erfährt, daß Sacrales nunmehr in die Region der
Romantik gerät, ein Traum wird, Hinwendung bedeutet, zu einem
fernen Licht." |
Der Diplomat und Reiseschriftsteller
Wilhelm Hausenstein schrieb in seinem Buch "Wanderungen - Auf den
Spuren der Zeiten"
aus dem Jahr 1935 seinen Eindruck
bei einem Kirchenbesuch: 158)
|
"
Die Kirche ist das Merkwürdigste, was ich im Barock an Vielfältigkeit
der Gliederung erlebt habe.
Man bemüht sich, die Ordnung zu fassen, nach der sich hier
auf der Längenachse ein Raum an und in den anderen schiebt-
bis hin zu der halbversteckten Ferne, in der sich der Hochaltar
erhebt. Dem rechteckigen Vorsaal folgt, in Kanten gebrochen, als
größter Raum des Rokokotempels eine weite Runde; ihr
schließt sich, zum Achteck abgeschrägt, ein dritter Raumkörper
an; hinter ihm rückt aus einem vierten Raum der Chor in die
Tiefe aber er ist gedoppelt, denn hinter dem unteren Choraltar und
einer Schranke erhebt sich, auf eine Estrade entrückt, ein
Ostchor mit größerem Altar.
Der Grundriß, auf dem dies sonderbar zusammengesetzte System
von Räumen steht, müsste den Umriß eines wunderlich gegliederten
Käfers engeben... Der Baumeister hat der Kirche auch nach der
Höhe eine phantastische Ausbildung geschenkt. Ueber dem Laienschiff
zwischen Chor und Hauptrotunde ist ein Nonnenchor eingeschoben:
er sitzt vergittert über niedriger Wölbung und wächst
ins Dach hinein. Damit ergeben sich sonderbare Verschiedenheiten
in den Höhen der Raumkörper, es ist ein unaufhörliches
Auf und Ab; ein Raum ist hoch, der andere nieder, der nächste
wieder hoch...
Ueberdies
ist die Kirche durch zwei Stockwerke hinauf mit einem ganzen ausführlichen
Gefüge von Emporen, Galerien, Umgängen ausgestattet, und
endlich hat auch hier das seiner selbst gewisse Rokoko keinen Prunk
gespart: die ungewöhnlich kostbaren Seitenaltäre aus der
Hand des verschwenderischen Straub blinken von Gold und Silber im
schrägen Abendlicht blinken sie noch einmal so schön;
Reliquienschreine mit Heiligen, die liegen, sitzen oder stehen,
und entzückende Putten in Menge machen zusammen jene barocke
Symphonie, in der die sprudelnde Jugend mit dem Tod und wiederum
der mürbe, in Perlen, Edelsteine, Stickereien gefasste Tod
mit der Unsterblichkeit der Märtyrer zusammentönt; die
fraulich feine Palette des Barocks malt die Wände mit lichtem
Blaugrün, mit Rosa, Weiß und Gold; Joseph Maggest hat an den
Decken den triumphalen Pomp seiner Fresken ausgespannt; die Galerien
mit graziösen Rokokogeländern schwellen, schlagen aus
wie der Mai; das Licht strömt konzentrisch von allen Seiten
ein und verwert nicht minder, als es erhellt und klärt, dazu ist
alles im besten Stande, frisch wie von heute morgen, eitel Frühling,
ewiger Frühling."
|
|
Auch vertikal ist die Kirche klar gegliedert:
- Im Erdgeschoss der Laienraum, die Pfarrkirche,
- im ersten Stock die Mönche und
- im zweiten Stockwerk die Nonnen.
Vom
Nonnen- wie vom Mönchschor gehen Umgänge
um die ganze Kirche, auf denen die Ordensleute an Sonn- und Feiertagen
Prozessionen hielten, ohne dass sich ihre Wege je kreuzen konnten.
Beide Umgänge verlaufen zwischen Außen- und Innenmauern
und machen die Wandform somit zweischalig. Die äußere Schale
ist die Umfassungsmauer mit den Fenstern, die innere besteht aus der
mehrstöckigen Bogenwand mit den Öffnungen zum Hauptraum
hin. 104)
Der Kunstschriftsteller Wilhelm Hausenstein (1882-1957) sagte über
den Kirchenraum: "Das ist das Merk-würdigste, was ich im
Barock an Vielfältigkeit der Gliederung erlebt habe". |
Nonnen-Umgang
|
An der Nordseite der Kirche verläuft der sog. "Finstere
Gang", der nach Nordosten abknickend in den dreieckigen Hof
zwischen Kloster und Pfarrhof führt. Er stammt von den Umbaumaßnahmen
1619, der das Frauenkloster von der Kirche isolierte. 113)
Dort
ist in einer vergitterten Nische eine kastenartige Tafel mit geschnitzten
"Armen Seelen im Fegefeuer" zu sehen. Aus den Wundmalen
Christi (Händen, Füßen und einem dornenbekränzten
Herz) ergießen sich Blut-strahlen über die Armen Seelen
(2.Hälfte des 19.Jh.), die im unteren Bereich in Flammen schmachten
und
"in ihrer Qual die Münder auf- und die Arme nach oben reißen".
Auch aus dem mit der Dornenkrone umkränz-ten Herz Christi lodern
Flammen der göttlichen Liebe, die ein darüber stehendes
Kreuz umfangen. |
Fegfeuer
im
finsteren Gang
|
Der Finstere Gang schuf die
Verbindung zwischen dem oberen Areal des Klosters zum ehemaligen
Friedhof.
Er wurde in der Zeit um 1500
angelegt, damit die Mönche unter dem Nonnenkloster zum Friedhof
gelangen konnten, ohne den Bereich der Nonnen betreten zu müssen.
|
|
360-Grad-Foto
Der Künstler Max van Allen hat vom Finsteren Gang ein schönes
HDR/360-Grad-Foto gemacht und bei Google+
im Internet veröffentlicht. Wenn Sie es sich anschauen möchten,
klicken
Sie hier ... |
Von Süden her führt ein
Eingang in die Klostergruft von 1723. Im II.Weltkrieg diente die Gruft
als Luftschutzkeller; heute wird sie als Lagerraum genutzt. Die Toten
sind im Friedhof beerdigt.
Turm
Den schlanken, reich gegliederten
Turm auf der Westseite über dem Eingang bezeichnete
König Ludwig I. als den "schönsten Turm in seinem
Königreich"! Er hat eine Höhe von 62 Metern und ist
damit der höchste Kirchturm im Landkreis Dachau.
Eine Übersicht über die höchsten Kirchtürme
erhalten Sie hier...
St.Alto
|
Die Fassade des Turms
ist in drei vertikale Abschnitte gegliedert.
Der untere Teil, der vom Kirchenschiff umschlossen
scheint, wird durch zwei
Pilasterpaare mit einfachen
dorischen Kapitellen und dem darauf ruhenden
Segmentgiebel geteilt. Die beiden Außenseiten
weisen auf die dahinter liegenden Kapellen hin.
Innerhalb der Säulen
steht in 15 Metern Höhe eine große Statue des hl.
Alto in einer Nische. Er ist im Abtsornat mit seinem Attribut,
einem Kelch mit Jesusfigur dargestellt. Die 250 Jahre alte
Originalfigur aus Eichenholz mit rd. 3,50 Metern Höhe
und einem Gewicht von 800 kg, die vom Dachauer Bildhauer Franz
Arnoldt (1724-1788) geschnitzt worden sein dürfte,
musste im Jahr 2002 wegen irreparabler Schäden entfernt
werden.
Bildhauer Erich
Zimmer aus Iffeldorf schnitzte 2005 eine neue Eichenfigur
exakt nach (gebeilt, geschnitten und geraspelt). 111)
Die 335 cm (!) hohe Figur (auf einem 1 m hohen Sockel) wurde
von der Kirchmalermeisterin Angela
Ramsauer komplett ölvergoldet; dazu verwendete sie
3800 Blatt Gold, das sind 53 qm. Nur der gekrümmte Teil
des Bischofsstabs, die Krümme, ist noch vom Original.
|
Der mittlere Teil
mit den rundbogigen großen Schallfenstern wird von grauen Eckpilastern
(mit jonischen Kapitellen) eingefasst. Die jonischen Kapitelle weisen
nach der traditionellen Säulen-ordnung auf eine weibliche
Heilige (hier St.Birgitta oder Maria) hin; die dorischen Kapitelle
ein Stockwerk darunter dagegen auf einen männlichen Heiligen
(hier St.Alto).
Der obere Teil mit
Uhr und als
Voluten
gestalteten Ecklisenen
trägt eine gestufte Zwiebelhaube mit Laterne
und vergoldetem Kreuz. Die Zwiebelhaube besteht aus Kupfer. Aus
der Kirchenrechnung von 1767 ist bekannt, dass für das Kupfer
der hohe Betrag von 2743 Gulden nach Augsburg bezahlt werden musste.
Die Uhrblätter der Kirchturmuhr kosteten 134 fl 16 kr. 113)
|
Der
schönste Turm
im Königreich Bayern
|
|
Hinweis: Die so
typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung
von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem
Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung
der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste
Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige
Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen
Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in
Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister
unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten
Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor
allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als
die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz-
passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barock
und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen".
64)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen
möchten, klicken Sie hier...
|
Norbert
Lieb schreibt zum Turm: "So sehr dieser als baukünstlerischer
Luxus von der Ordensvorschrift abweicht, macht er den Kloster- und Kirchenbau
zur biblischen Stadt auf dem Berge, die nicht verborgen bleiben will.
Sinnbildlich bedeutsam stehen Turm und Landschaft in stolzer, freundlicher
Wechselbeziehung". 113)
Berührend ist die Tatsache,
dass junge Frauen, die in den Birgittenorden eintraten, den Turm am Tag
des Eintritts letztmals in seiner vollen Schönheit sehen konnten.
Sie durften das Kloster ja nicht verlassen und von innen sind nur Ausschnitte
des Turms zu erblicken.
Glocken
Hinter den Schalllöchern hängen sechs große Glocken, die
die Gläubigen zum Gottesdienst rufen.
Nach der Glockenbeschreibung von Prof.Dr.Klaus Peter Zeyer
80)
stammen
sie alle aus der Zeit nach dem 2.Weltkrieg:
1. Altoglocke. Die dem Patron St.Alto geweihte Glocke ist
mit 2600 kg und einem Durchmesser von 165 cm die größte Glocke.
|
Sie
wurde 1950 von Karl Czudnochowsky
in Erding gegossen und erklingt auf den Schlagton b.
Die Inschrift lautet: "Heiliger Vater Alto bitt für uns".
Wenn Sie die Altoglocke auf Youtube als Einzelglocke läuten hören
möchten, klicken
Sie hier... |
2. Christkönigsglocke,
1300 kg, Durchmesser 135 cm, Karl Czudnochowsky in Erding 1950, Schlagton
d´.
3. Marienglocke, 900 kg, Durchmesser 115 cm, Karl Czudnochowsky 1950,
Schlagton f´
4. Josefsglocke, 600 kg, Durchmesser 103 cm, gegossen von Rudolf
Perner in Passau 1990, Schlagton g´
Die
Glocke besitzt eine interessante Inschrift. Dr.Walter Kick hat sie übersetzt
und ihre Herkunft erforscht:
93)
|
Inschrift:
|
"NOBIS SUMMA TRIAS PARCE PREGANTIBUS DA JOSEPH MERITIS SIDERA
SCANDERE: UT TANDEM LICEAT NOS TIBI PERPETIM GRATUM PROMERE CANTICUM.".
|
|
Übersetzung:
|
"Höchste Dreifaltigkeit, verschone uns, die wir zu dir flehen
und lass uns durch das verdienstvolle Zutun des (heiligen) Josef zu
den (himmlischen) Sternen aufsteigen, damit wir letztendlich dir immerwährenden
Wohlklang hervorbringen dürfen" |
|
Provenienz:
|
Die
für Zeit von 1990 (Glockenguss) ungewöhnliche Inschrift
ist einem um 1710 entstandenen Hymnus für den hl.Josef, den Namenspatron
von Kardinal Josepho Sacripanti (1642-1727), entnommen
94)
|
5. Birgittaglocke,
350 kg, Durchmesser 95 cm, Karl Czudnochowsky 1949, Schlagton a´
6. Michaelsglocke, 300 kg, Durchmesser 76 cm, Karl Czudnochowsky
1949, Schlagton c´´ Inschrift: "St.Michael bitte für
uns"
Für fünf Glocken gibt es ein elektrisches Geläute; die Birgittaglocke
muss noch mit der Hand geläutet werden. Die Uhr schlägt an die
Christkönigsglocke (Viertelstunde) und an die Altoglocke (volle Stunde).
Auch von ihnen allen gibt es eine Audioaufnahme im Internet 86)
;
klicken Sie hier...
Glockenspiel 68)
Seit 11.Dezember 2005 hat Altomünster -als einzige Kirche im Landkreis
Dachau- ein Glockenspiel.
Dafür wurden 24 weitere Glöckchen von der Gießerei Perner
angeschafft. Diese Glöckchen können nicht schwingen, sondern werden
mechanisch mit einem Hammer angeschlagen. Die größte der 24 Glocken
wiegt immerhin 200 kg. Das Glockenspiel ist von Hand über eine Tastatur
oder auch automatisch durch Programmierung bespielbar. Damit werden jeweils
an Werktagen um 9,13 und 17 Uhr und am Sonntag um 13, 15 und 17 Uhr Kirchenlieder
aus dem Gotteslob gespielt, abgestimmt auf die jeweiligen Themen des Kirchenjahrs.
Das Glockenspiel ist ein "Dankeschön für die Geduld und Opferbereitschaft
der Bürger von Altomünster während der jahrelangen Kirchenrestaurierung",
so der damalige Pfarrer Wolf Bachbauer.
Natürlich gibt es im Internet auch vom Glockenspiel eine Audioaufnahme
86).
Wenn Sie sie hören möchten, klicken
Sie hier...
Historische
Glocken von 1587
1587 hatte Dionysius Frey aus München fünf Glocken für Altomünster
gegossen, die von Herzog Wilhelm V. (1579-1598) und seinem Bruder Herzog
Ferdinand gestiftet worden waren. Diese am 15.Oktober von Weihbischof Bartholomäus
Scholl geweihten Glocken waren den Heiligen Alto, Maria, Anna, Birgitta
und Katharina gewidmet. Zwei (wohl die größten) wurden im Spanischen
Erbfolgekrieg am 18.7.1704 von feindlichen Truppen geraubt. Die drei verbliebenen
waren im Jahr 1884 noch in der Bestandsliste aufgeführt. Im Jahr 1891
wurde eine der Glocken von der Gießerei Ulrich
Kortler umgegossen; sie hatte wohl irreparable Schäden aufgewiesen.
Die beiden letzten der Glocken von 1587 überlebten den 1.Weltkrieg,
weil sie wegen ihres Alters von der Ablieferungspflicht (zum Einschmelzen
für Kriegsgeräte) befreit waren. Da aber die drei übrigen,
Mitte des 19.Jh gegossenen Glocken eingeschmolzen wurden, schaffte Pfarrer
Schwaiger 1929 ein völlig neues Geläute an. Die beiden
historischen, damals schon 450 Jahre alte Glocken wurden verkauft:
Glocke
von 1587 |
- Die größere
Glocke (700 kg) ging an die Gießerei Ulrich in Kempten. Da sie
wegen ihres hohen Alters nicht
eingeschmolzen werden durfte, könnte sie heute noch
irgendwo vorhanden sein.
- Die kleinere der Frey-Glocken (Sterbeglocke, 235 kg) wurde von Albert
Schleich gekauft und der Krieger-
gedenkstätte an der Loreto-Kapelle in Altomünster
gestiftet. Als im 2.Weltkrieg alle übrigen Glocken
aus Altomünster abgeliefert werden mussten, hängte
man diese Frey-Glocke für einige Jahre in den Kirchturm
der Klosterkirche, wo sie zusammen mit einer Eisenbahnschiene
(!), die mit dem Hammer angeschlagen
wurde, für den Uhrenschlag sorgte. Nach dem 2.Weltkrieg
kam die Glocke wieder zurück in die Kriegergedenk-
stätte, wo sie noch heute zu sehen ist (siehe Bild links).
|
Glocke
im Museum
Im Museum Altomünster ist übrigens eine weitere historische
Glocke zu besichtigen, die aus dem Jahr 1740 stammen dürfte.
Nach Klaus Peter Zeyer wurde sie sogar von Papst Benedikt XIV (1740 bis
1758) geweiht. Die Glocke blieb auch nach der Säkularisation (1803)
in Altomünster. Im Zweiten Weltkrieg musste sie 1942 abgeliefert
werden. Sie wurde aber nicht eingeschmolzen und kam 1947 wieder nach Altomünster
zurück. Bis 1992 hing sie im Turm der Loretokapelle. Seither ist
sie im Museum Altomünster ausgestellt. Auf dem Holzjoch der Glocke
ist die Jahreszahl "1856" vermerkt. Das Datum weist nach Klaus Peter Zeyer
aber nicht auf das Gussjahr sondern auf das Jahr der Renovierung der Loretokapelle
hin. 109)
Bericht über die Glocken
von Altomünster 2013 80)
Über die Glocken der Pfarr- und Klosterkirche St.Alto hat Prof.Dr.
Klaus Peter Zeyer einen interessanten Aufsatz geschrieben, in dem er die
Glocken im Bild zeigt und alles Wissenswerte im Detail präsentiert.
Der Aufsatz ist im Kulturspiegel Altoland 2013 Jahrgang/Nr.41, S. 8-10."
veröffentlicht. Den Aufsatz im Kulturspiegel können
Sie hier lesen...
Innenausstattung
Man betritt die Kirche unter dem
Turm durch eine verzierte Tür
und kommt in einen Vorraum, der noch aus der alten romanischen Basilika
von 1240 stammt. Der Eingang ist schmal. Vielleicht hat der Baumeister
an das von Matthäus in Kap.7 Vers 13 überlieferte Jesuswort
gedacht: "Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte
ist weit, und der Weg ist breit, der ins Verderben führt, und viele
sind es, die da hineingehen".
Vorraum
Im Gewölbe links ist seit
1872 eine Felsengrotte mit
einer Todesangst-Christi-Kapelle eingerichtet (Einweihung durch Erzbischof
von Thoma am 14.Okt. 1890). Vorher war der Seitenraum eine Rumpelkammer.
Todesangst
Christi-Kapelle
|
Vor einem Panoramabild
sind die Figuren von Jesus, den drei schlafen-den Jüngern und
dem Engel, der Jesus den Kelch reicht, zu sehen (nach Plänen
von Ludwig Hack). |
Ölbergszene
|
Daneben steht die
überlebensgroße Figur des gefesselten
Heilands im Kerker, die im Jahr 1767 von Franz
de Paula Arnoldt
(1724-1788) aus Dachau, dem Schöpfer der früheren großen
Altofigur im Turm, geschnitzt wurde. |
Jesus
|
Daneben sind hinter
einem großen Gitter die Reste aus einem Beinhauses
(Karner) zu sehen, das es in Altomünster -an dieser oder anderer
Stelle- sicher gab. |
bemalter
Schädel
|
Auf einem fünfstöckigen
Regal liegen die bemalten und mit Inschriften versehenen Totenschädel
der Verstorbenen. |
|
Hinweis:
Das Beinhaus oder Karner (lat.carnarium=Fleischkammer) war vom Mittelalter
bis zum 19.Jh. eine meist an die Kirche in der Nähe des Eingangs
angebaute, zweigeschossige Friedhofskapelle, in deren Untergeschoss
die Gebeine der schon lange Verstorbenen aufbewahrt wurden, um Neuzugängen
Platz zu machen (Zweitbestattung). Ursprünglich hatte jeder Pfarrfriedhof,
neben an oder unter der Kirche einen Karner. Auf den Synoden von Münster
und Köln (1279/1280) wurden sie zwingend vorgeschrieben. In früheren
Jahrhunderten war die Lebenserwartung niedrig und die Kindersterblichkeit
hoch; 42 Prozent der Kinder starben im ersten Lebensjahr
45)
. Deshalb gab es damals im Verhältnis
zur Bevölkerungszahl mehr Beerdigungen als heute. Dies
galt sogar noch im 19.Jahrhundert: im Kirchenjahr 1866/67 wurden in
Altomünster 61 Kinder geboren. Es starben 36 (!) Kinder und 23
Erwachsene. 30)
Totenschädel-Regal
|
Friedhöfe waren immer um die Kirche herum angelegt und
kaum erweiterungsfähig.Im Jahr 1058 beschränkte man
die Grenzlinien der Friedhöfe auf 60 Schritte im Umkreis
des Altars für Hauptkirchen und 30 Schritte für Kapellen.
Weiter entfernt konnte man sich des Segens der im Altar ruhenden
Reliquien und der Fürbitte des Heiligen nicht sicher sein.
So war es üblich, die Gräber schon nach 5 bis 10 Jahren
wieder zu verwenden. Zudem gab es keine Familiengräber;
der nächste Tote erhielt das frei werdende Grab. Manche
Totenschädel in den Beinhäusern wurden auch bemalt
oder mit Inschriften versehen, um sie der Anonymität zu
entreißen. Karner waren besonders in Bayern, Österreich
und Ungarn verbreitet; sie standen an |
katholischen und protestantischen
Gotteshäusern. In den letzten hundert Jahren wurden die Karner
abgerissen bzw. in Lourdeskapelle, Abstellräume oder Vorhäuser
umgewandelt. In manchen Kirchen, wie hier in Altomünster, erinnert
aber noch eine Nische mit einigen Totenköpfen an die frühere
Trauerkultur. Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher
an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen. |
Neben den Totenschädeln
lehnen mehrere Grabdenkmäler an der Wand.
Ein Epitaph erinnert an Christina
von Machslrain zu Hochenburg (+1535), geborene Bürgerin
von Millans, gestorben am Sonntag nach St.Martin (= 14.11.)
1535. Es besteht aus Rotmarmor und ist 2 Meter hoch und 98 cm breit.
Darauf sind in einem Relief die Verstorbenen und zwei Wappentafeln
mit doppelter Helmzier zu sehen. Darunter eine weitere Inschriftentafel
für ihre fünf Enkel aus der Ehe zwischen ihrer Tochter
und Wolf von Schellenberg; sie knien in zeittypischer Tracht vor
einem Allianzwappen.
Inschrift:
|
"Hie
ligt begraben und ist gestorben an Sonntag nach Sand Marteinstag
A.R. 1535. Die edl dugendhafft fraw Cristina weylandt Sygmundtn
von Mächselrain zu Hochenburg verlassen witib gebornne
Bürgerin von Mellans der gott genädi und barmherzig
sein wele un all geläubig sellen. So ligen auch hiebei
begraben ire fünf Ennkl, so ir tochter had Wolffen von
Schellenberg zu Kyßlegk Marschalkh zu München geboren".
|
Ein zweites Epitaph gehört
Barbara von Adelzhausen
(Barbara von Wechsham), gest. 8.Mai 1536. Auch es ist aus Rotmarmor
(173 x 79 cm); darauf ist die Verstorbene unter einem Spruchband
kniend zu sehen; eine auch für die damalige Zeit altertümliche
Darstellungsweise. Inschrift: "Anno Domini 1536 ist gestorben
die edl und dugenthafft fraw barbara Adelzhäusserin an den
8 Dag des mayen der gott genad".
Weitere Epitaphe für
- Katharina Bachlerin (gest. 1720) sowie für den
- Klosterkastner Kaspar Küpferle (+1652)
Platte von rothem Marmor. H. 133, br. 67 cm mit Wappen.
|
Christina
von '
Machslrain
Barbara
von Adelzhausen
|
|
Hinweis:
Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen
Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder außen
an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe (griech. Grabinschrift)
wurden für diesen Zweck eigens angefertigt; sie sind keine früheren
Grabplatten. Das Epitaph ist auch kein Grabmal, weil sich weder dahinter
noch darunter ein Grab befindet. |
Ein Kriegerdenkmal erinnert
an die vier aus der Pfarrei Altomünster stammenden Soldaten, die
teils an der Seite Napoleons, teils gegen ihn gekämpft haben und
gefallen sind. Einer der Männer starb in der Schlacht bei Wageram
(nahe Wien) am 5. und 6. Juli 1809, in der Napoleons französische
Truppen mit bayerischer Unterstützung die Österreicher besiegten.
Zwei andere Männer starben beim Russlandfeldzug der französisch-alliierten
Truppen in Pollozk in der Nähe von Wilna/Litauen. Dort hatte sich
der bayerische General Wrede schwere Gefechte mit der russisch-finnische
Armee geliefert.
Lourdesgrotte
Rechts im Vorraum
ist eine Muttergotteskapelle
eingerichtet. Eine große Figur der Lourdesmadonna steht in
einer künstlichen Felsengrotte. Darunter befindet sich ein
Lichtspalier, auf das Opferkerzen gesteckt werden können.
|
Lourdesgrotte
im Vorraum
|
Die
Muttergotteskapelle dient(e) den Mitgliedern der im Jahr 1644 gegründeten
Rosenkranzbruderschaft
als Gebetsstätte (früher hielten sie ihre Andachten am unteren
Choraltar ab). Innerhalb dieser Bruderschaft gab es auch eine sog.
Stundenbruderschaft.
Die besondere Beziehung des Birgittenordens zum Rosen-kranzgebet
zeigte sich darin, dass die Birgittinnen eine besondere Form des Rosenkranzes
mit 6 Gesätzen, 7 Vaterunsern und 3 zusätzlichen Ave Maria
(also 63 Ave Maria) entwickelten als Ehrerbietung an das |
Lebensalter von 63 Jahren, das Maria
nach den Revelationes, den Visionen der Birgitta, erreicht haben soll. Zudem
hatte der Papst um das Jahr 1500 einen besonderen Ablass für den erteilt,
der einen von einem Birgittinnenprior geweihten Rosenkranz erwirbt.
In diese Kapelle
wird übrigens das Brunnenwasser
der Altoquelle geleitet. Das Wasser entspringt unter dem Altoaltar
(rechts) im Hauptraum der Kirche, wird in den Klosterhof und von dort
zurück in die Kapelle geleitet.
Der kleine Brunnen besteht aus Marmor. Das Wasserrohr ragt aus einem
kleinen Relief in die Nische herein. Auf dem Relief wird das Quellenwunder
des hl. Alto dargestellt. Der Heilige schlägt mit seinem Stab
an einen Felsen: An dieser Stelle entsteht die Quelle. |
Altobrunnen
im Vorraum
|
Hauptraum
Altomünster ist einer der letzten
großen Bauten des Spätbarocks (Mauerwerk) und Rokoko (Einrichtung).
152)
Dies
ist an der zwar graziösen aber sparsam verwendeten Stuckierung (Wessobrunner
Schule) von Jakob Rauch, Augsburg zu erkennen, die den
Wänden einen alabasterartigen Schimmer verleiht. Man spürt hier
sogar schon den beginnenden Klassizismus. Rauch hatte einige Jahre vorher
den Stuck in der Kirche von Sittenbach gestaltet.
Auch die 1766/68 von Joseph Mag(g)es (1728-1769) kurz vor seinem
Tode gemalten Deckenbilder (sign.) sind in der Bewegung gedämpfter,
als man es im Rokoko sonst erleben kann. Magges schuf übrigens auch
vier Altarblätter für Altomünster.
mehr zu Magges...
Über neun Stufen gelangt man
zu einem kunstvollen Gitter, das 1763 vom Klosterbruder Martin
Offner geschmiedet wurde. Dieses farbig gefasste Gitter besitzt zwei Flügel
und zwei feststehende Teile. In die Flügel sind unten Birgittenkreuze,
Weintrauben und Rosenblüten eingeschmiedet. Im Fries oben ist das
Dreifaltigkeitssymbol zu sehen, umgeben von Cherubim und Seraphim (Erzengeln).
Des Weiteren erkennt man das Auge Gottes, brennende, mit Dornen und Blüten
bekränzte Herzen Jesu und Mariens, umgeben von Gloriolen (Heiligenscheinen).
Die Gitter scheinen gewaltsam unter die Empore eingepasst worden zu sein,
da die abschließenden Ornamente schon etwas im Deckenputz stecken.
Auch die Anschlüsse an die Gestühlsteile des Vorraums sind nicht
original. Es ist von einer nachträglichen Veränderung an Gitter
oder Gestühl auszugehen.
|
Hinweis: Das Herz
Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe Christi. Diese Darstellung
verbreitete sich nach der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch
Papst Clemens XIII. im Jahr 1765. Das Herz Mariens ist Zeichen für
die mütterliche Liebe. |
per Mouseklick
zu den jeweiligen Beschreibungen
Durch das Gitter gelangt man zum
achteckigen Kirchenschiff mit 18 m hoher Hängekuppel. Fischer
hat diesen Raum als Zentralraum gestaltet, wie in Bergkirchen oder Sigmertshausen.
Die Ecken sind abgeschrägt. Lisenen
gliedern die Außenwände.
Über vorkragendem,
umlaufenden Gebälk sind über zwei Stockwerke Emporen
mit rundbogigen Öffnungen mit geschnitzten Gittern angebracht. In
der alten Kirche gab es einfache Eisengitter; sie sind im neuen Gotteshaus,
"dem Gefühl des 18.Jh. gemäß und ihm zuliebe, ornamental
gestaltete, weiß-gold gefasste Schnitzwerke geworden, die wie eine
zarte Haut und Membrane" 113)
den Raum beleben. Die barocken
Gitter sind auf der zum Kirchenraum gerichteten Seite ornamental ausgebildet;
auf der Rückseite, die den Nonnen zugewandt ist, sind sie aber völlig
kunstlos ("decus ab intra" - nur innen verziert). Die Gitter
sind geeignet, den Ordensleuten von oben Einblick ins Innere zu gestatten,
sie aber vor dem Gesehenwerden zu schützen.
Viele Fenster, im barocken unteren Teil zwei Reihen, im gotischen
Herrenchor nierenförmig, sorgen für einen lichten, hellen Raum.
Ein Verbindungselement zwischen den verschiedenen Raumteilen ist die gleiche
Höhe der Gewölbeauflage (Kämpfer), unabhängig von
der Höhe des Gewölbes.
Der Stuck
wurde -wie erwähnt- von Jakob Rauch 1766 bis 1768 geschaffen. Er
besteht aus Rocaillekartuschen, Blütengirlanden sowie rosa gefasste
Putten und Engelskaryatiden (=weibliche Säulenfiguren als Gebälkträgerinnen)
unter der Hauptkuppel. An der Brüstung der Orgelempore ein Stuckrelief
mit zwei musizierenden Putten, am Gebälk des Hauptraums vier Gruppen
von je zwei Putten mit Attributen göttlicher (Glaube, Hoffnung, Liebe)
und christlicher Tugenden Kreuz, Anker und Herz. Das Kreuz kommt zweimal
vor; es ist schließlich auch das birgittische Ordenszeichen. 113)
Die Pilaster
an den Wänden haben Stuckkapitelle mit Cheruben und Birgittenkreuz.
|
360-Grad-Foto
Der Künstler Max van Allen hat vom Hauptraum der Kirche ein tolles
HDR/360-Grad-Foto gemacht und bei Google+ im Internet veröffentlicht.
Wenn Sie es sich anschauen möchten, klicken
Sie hier... |
Seitenaltäre im Hauptraum
In
den beiden östlichen schrägen Ecken stehen die vom Münchner
Bildhauer Johann Bapt. Straub
(um 1772) erbauten Altäre zu Ehren des Hl. Augustinus bzw.
des Hl. Alto. Sie sind vor allem der Andacht der Pfarrgemeinde
gewidmet. In der alten Kirche der Zeit vor 1765 stand anstelle des Augustinusaltar
ein Wendelinaltar. Beim Neubau wanderte dieses Patronat auf den linken
Altar im Beichtraum 113) .
Ihr Holz der Altäre ist rosa und grün marmoriert (= mit Marmormuster
bemalt) und mit Schnitzdekor vergoldet. (Rot und Grün waren auch
die Lieblingsfarben der Birgitten in der Stickerei 113)
). Im oberen Teil der Altäre befindet sich eine Lichtöffnung,
die mit einer baldachinartigen Reifkrone überdeckt ist. Durch sie
scheint sich der Altaraufbau im oberen Teil fast aufzulösen. Über
das Eck gestellte und gebauchte Pfeiler tragen ein Gebälk mit Ziervasen.
In den Auszüge der beiden Seitenaltäre befinden sich
vorgewölbte Gesimse
in Baldachinform mit Ziervasen und schwebende Engel mit Reifkronen.
Beide
Auszüge werden von einer durchsichtigen goldene Strahlengloriole
gekrönt, durch deren Grund reales Tageslicht blitzt. An ihrer Rückseite,
zu den Gängen gewandt, zeigen sich die Gloriolen als Holzkästen,
die wie Guckkästen oder Puppenstuben primitiv aus Brettern und Leisten
zusammengefügt sind, roh in gelber Farbe gestrichen. Auch durch dieses
Gehäuse können die Nonnen von ihren Gängen aus in den großen
Achteckraum der Kirche schauen ohne selbst wahrgenommen zu werden. Sieht
man von einer Gloriole zur anderen hinüber, so wird - nach Norbert
Lieb 113) - "ein
hinter ihr Stehender aus der Ferne kaum, allenfalls wie ein Phantom, wahrgenommen.
Hier zeigt sich eines der geheimnisvollsten Motive eines mystischen Raumbildes".
Beide Seitenaltäre enthalten
Skelettreliquien mit Brustreliquiar
(St.Maximilianus und St.Sebastian). Es handelt sich um nicht identifizierte
Gebeine aus den Katakomben in Rom, die man Märtyrern zugeordnet
und auf deren Namen nachgetauft hat. Sie sind mit kostbaren Gewändern,
einem hellroten Obergewand, einem weiten, langen Rock aus Seidendamast
und einem herabfallenden Umhang gekleidet. Die Gewänder sind
mit Perlen, farbigen Steinen und Pailletten verziert. An den Füßen
tragen die Skelette schöne Schnürschuhe. In den Händen
halten sie eine Krone und eine Märtyrerpalme aus Klosterarbeit.
Auf dem mit tülleartiger Seide umhüllten Kopf sitzt ein
goldener Lorbeerkranz. Beide Reliquien wurden 1724 erworben, um
1770 gefasst und 1861 sowie 1907 restauriert.
Mehr zu den insgesamt
sieben "Heiligen Leibern" siehe hier...
|
Skelettreliquie des hl.Sebastian
|
Linker
Seitenaltar
Augustinusaltar
|
Zentrum des
Augustinusaltars
(links) ist eine annähernd vollplastische Figur dieses Heiligen
unter einem Gloriolenfenster mit einem entflammten Herzen (Symbol
der Gottesliebe). Da die Augustinerregel die Grundlage für
die Birgittenregel war, wurde mit diesem Altar schon im Gemeinderaum
die Zugehörigkeit des Gotteshauses zur Ordensgemeinschaft betont.
113)
Der kleine Engel, der auf ein aufgeschlagenes Buch zeigt, erinnert
an die Bekehrung des Augustinus: Als der Heilige im Garten spazieren
ging, rief ihm ein Engel zu: "tolle lege" (nimm und lies).
Augustinus fand im Haus eine aufgeschlagene Bibel mit dem Text des
Römerbriefs (13,11) und trat danach zum Christentum über.
Augustinus wird von den Birgittinnen als Gründervater verehrt,
weil die Birgittenregel im ersten Teil die Regel des hl.Augustinus
enthält.
|
St.Augustinus
|
Als Assistenzfiguren am linken
Seitenaltar dienen -wie an allen Altären der Kirche- zwei Apostel.
Auch sie wurden um 1770 von Johann
Bapt. Straub geschnitzt.
Links ist der Apostel
Jakobus der Jüngere an seiner Walkerstange zu erkennen.
Diese Stange wurde zur Filzherstellung benötigt.
In der kirchlichen Tradition werden die Lebensdaten von zwei Heiligen
mit Namen Jakobus zu einer Vita vermischt. Jakobus der Jüngere,
der Sohn des Alphäus, war Apostel. Über seinen weiteren
Werdegang nach Christi Himmelfahrt ist nichts bekannt. Vielleicht
war das der Grund, ihm das Martyrium zuzuschreiben, das Jakobus, der
"Bruder des Herrn" und spätere Bischof von Jerusalem
erleiden musste. Der wurde im Jahr 62 von der Mauer Jerusalems gestürzt
und mit einer Walkerstange erschlagen.
Auf der rechten Seite steht eine Figur des Apostels Thomas,
des Zweiflers, mit einem Spieß in der linken Hand. Die rechte
Hand hat er an die Brust gelegt zum Zeichen der Überwindung seines
Zweifels an der Auferstehung Christi. |
Apostel
Thomas
|
Alle Apostelfiguren in der Kirche ergeben
einen Apostelzyklus, der an die Mutterkirche des Ordens in Vadstena in Schweden
erinnert, in der für jeden der Apostel ein Seitenaltar besteht.
Mehr über
den Apostelzyklus in Altomünster finden
Sie hier...
Reliquienmonstranzen
Reliquienmonstranz
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In der Predella
des Altars, links und rechts vom Tabernakel, stehen prächtige
Reliquien-monstranzen,
die sehr stark einer Hostienmonstranz gleichen. Sie besitzen eine
reich geschnitzte Umrahmung und sind vergoldet und versilbert. Fast
alle wurden um 1700 aus Holz geschnitzt. Der Fuß ist mit einem
Schaftring und einem Vasennodus geschmückt.
|
Reliquienmonstranz
|
Reliquienmonstranz
Detail
|
Ein
Teil der Monstranzen enthält zwei Schaugefäße: Unten
ein größeres, oben ein kleineres mit Wachsmedaillon.
Auf den Cedulae,
den Pergamentzettelchen, stehen die Namen der Heiligen, von denen
die Reliquien stammen: "S.Aloysy Gons.; Innocentius; Incognito;
S.Modesti M.; Euphrasi M; Alexander M.; S.Casimiri." "S.Stan.Kos.C.;
Incognito; Fortunatus; Illuminatus; Mauritius; Innocenti."
Auf einem Wachsmedaillon ist Papst Pius V. abgebildet, der vor der
Gottesmutter Maria mit dem Kind kniet.
|
Reliquienmonstranz
Detail
|
Im Sockel des
Altars liegt in einer verglasten Nische hinter dem Ziergitter
eine geschnitzte Liegefigur, eine Holzstatue
der hl. Birgitta aus dem 19.Jh. |
Holzstatue
der hl.Birgitta
|
|
Hinweis: Birgitta wurde um 1303 als Tochter von Birger
Persson, einem der reichsten Grundbesitzer Schwedens, geboren. Als
sie elf Jahre alt war, starb ihre Mutter; der war kurz vor Birgittas
Geburt, als sie bei einem Schiffbruch gerettet wurde, Maria erschienen
und hatte ihr ein "seliges" Kind prophezeit. Schon im Alter von
sieben Jahren hatte auch Birgitta Visionen des Gekreuzigten Christus
und teuflischer Ungeheuer, die sie mit dem Kruzifix bannte. Mit
dreizehn Jahren heiratete sie und gebar im Laufe ihres Lebens acht
Kinder. 1335 wurde Birgitta Hofmeisterin bei der Gemahlin von König
Magnus Eriksson. Mit ihrem Mann unternahm sie 1342 eine Wallfahrt
nach Santiago di Compostela. Als ihr Mann 1344 starb, häuften
sich die Visionen. Ihr priesterlicher Sekretär hielt die von
ihr diktierten über 600 Visionen schriftlich fest. Sie sind
in der Kunst vor allem für die Darstellung der vor dem Kinde
knienden Maria bedeutsam geworden.
Dann zog sich Birgitta in die Nähe der Zisterzienserabtei von
Alvastra zurück, wo sie ein Leben in Armut führte. Sie
erhielt in ihren Visionen den Auftrag und die Regeln für eine
Klostergründung, die zur Reform des Mönchswesens beitragen
sollte. Birgitta gründete den nach ihr benannten Birgittenorden,
dem sie eine ergänzte Augustinerregel gab. Diese Regel sieht
Nonnen und Mönche als eine Art Klosterfamilie vor, als Symbol
der christlichen Urgemeinde.
Der schwedische König Magnus stellte Birgitta 1346 das Gut
Vadstena am Vättersee zum Bau eines Ordens-hauses zur Verfügung.
Politisch engagiert, kritisierte sie den Lebenswandel von Priestern
und Bischöfen.
1349 begab sie sich nach Rom, um die Anerkennung des Birgittenordens
zu erwirken; aber das dauerte. Erst 21 Jahre später, im Jahr
1370, ordnete Papst Urban V. an, in Vadstena je ein Kloster für
Nonnen und für Brüder zu errichten. Die Anerkennung des
Ordens 1378 erlebte Birgitta, die am 23. Juli 1373 in Rom starb,
nicht mehr.
Zunächst in Rom bestattet, wurde Birgitta 1374 nach Vadstena
überführt. Das erste Birgitten-Kloster auf dem europäischen
Festland wurde in Gdansk/Danzig gegründet. Dies war der Grund,
warum die polnische Arbeiterbewegung Solidarnosc die hl.Birgitta
-nach Maria- zur zweiten Schutzpatronin wählte; und dies war
wohl einer der Gründe für Papst Johannes Paul II., sie
1998 zur Patronin Europas zu erheben.
Das einzige Birgittenkloster in Deutschland war bis 2017 das Kloster
Altomünster. In diesem Kloster wurde jedenfalls im Jahr 1830
noch ein "Wanderstab der hl.Birgitta" als Reliquie verehrt.
Dies berichtet Maurus Gandershofer in seiner Klostergeschichte.
|
Die
gesiegelte Weiheurkunde,
die im Sakristeizugang hängt, nennt das Weihedatum des Altars:
Danach wurde der linke Seitenaltar am 29.August 1773 durch den Freisinger
Weihbischof Ernest Nepomuk Graf von Herberstein (Weihbischof von 1767-1776)
zu Ehren von St.Augustinus, Bischof und Kirchenlehrer geweiht. Herberstein
war auch Titularbischof von Eucarpium, Domkapitular von Passau und
Vorsitzender des Kollegs von St. Andreas in Freising. |
Weiheurkunde
|
Bei
dieser Zeremonie wurden mehrere Reliquien von Heiligen und Märtyrern
in den Altar "eingebettet", d.h. eingemauert: darunter
die von Bischof Marinus, Anatoly, Bischof Arsatius, Edigna und des
Märtyrers Hilaritatus.
Dazu wurde ein Ablass von 40 Tagen für einen Kirchenbesuch
im nächsten Jahr und an allen weiteren Jahrtagen der Weihe
gewährt.
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Rechter
Seitenaltar
Rechter
Seitenaltar
Alto-Altar
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Auf dem Altoaltar
wird das Kelchwunder des St.Alto figürlich dargestellt.
Als der Heilige während eines Gottesdienstes (bei der Wandlung)
den Kelch hob, sah er das Jesuskind in den Kelch hineinsteigen.
Am Seitenaltar kniet St.Alto mit Stab und Inful
(Bischofsmütze) auf einer Wolkenbank. Vor ihm schwebt
ein Putto. St.Alto und der Putto beten das aus einem Kelch erscheinende
Christuskind an. Fünf Cheruben umgeben die Szene.
Die Figuren sind weiß gefasst; nur die Gewandsäume und
die Attribute sind vergoldet. Die Cheruben besitzen Inkarnatfassung.
Die Rückwand ist rosé gelüstert (= mit metallisch
irisierendem Effekt versehen).
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St.Alto
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Schon die
mittelalterliche Kirche besaß einen Altoaltar. 113
Altoquelle
Unter dem Altar entspringt immer noch die Quelle, die St.Alto hier
gefunden hat und die die Voraussetzung für die erste Ansiedlung
von Ordensleuten war. Das Wasser wurde in einer Wasserleitung aus
Formziegeln unterirdisch in einen neben der Kirche liegenden Innenhof
mit Brunnenhäuschen
(seit 1669 mit Quadersteinen gemauert) und erst seit 2004 wieder
zurück in die Kirche geleitet. Es läuft derzeit aus einem
Wasserrohr in der Lourdesgrotte im Vorraum unter dem Turm. Auch
der Brunnen auf dem Marktplatz wird von diesem Wasser gespeist.
Im Beichtraum wird in einem Deckengemälde
das Auffinden der Quelle durch St.Alto gezeigt.
Der Mönch Othloh berichtete um 1060 in seiner Altobiographie,
dass der Brunnen jedenfalls seit der Zeit von St.Bonifatius nur
Männern zugänglich sei. Erst seit 1056 -als Benediktinerinnen
in das Kloster einzogen- sei es Frauen erlaubt worden, zum Altobrunnen
zu gehen.
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Brunnenhaus
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Assistenzfiguren sind auch
hier zwei Apostel (1770, Schnitzer Johann
Bapt. Straub).
Apostel
Simon
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Links der Apostel Simon,
der eine mannshohe Säge vor sich hält. Eine Legende berichtet,
dass Simon bei seinem Martyrium zersägt wurde.
Rechts Judas Thaddäus,
der eifrig in der Bibel liest; sein Attribut, die Keule, lehnt in
seiner linken Armbeuge. Thaddäus wurde mit Keulen erschlagen.
Simon wird barfuß abgebildet,
Thaddäus mit Stiefeln.
Mehr
über den Apostelzyklus in Altomünster finden
Sie hier...
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Apostel
Thaddäus
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Im Sockel des Altars liegt in einer verglasten Nische hinter
vergoldetem Ziergitter eine Holzfigur
des hl.Alto aus dem 19. Jh.
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Holzfigur von St.Alto
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Während der
Gottesdienste steht auf dem rechten Seitenaltar ein Glasschrein mit
der Hirnschale des hl. Alto.
Sie wurde der Überlieferung nach hier in Altomünster in
einem Grab gefunden, das dem Heiligen zugeordnet wird. Die Hirnschale
ist in Gold gefasst. Den Schrein haben Schulkinder zur 1200-Jahr-Feier
im Jahr 1930 gestiftet.
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Hirnschale
von St.Alto
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Am
9. Februar, dem Festtag des Heiligen, wird die Hirnschale in feierlicher
Prozession durch die Kirche getragen und danach den Gläubigen
einzeln auf den Kopf aufgelegt. Früher soll aus der Hirnschale
am Altofest "Wein zu trinken gereicht" worden sein.
Bei der Auflösung des Klosters 2017 wurde die Hirnschale (zusammen
mit dem Messer des hl.Alto) in die Obhut der Pfarrei Altomünster
übergeben.
101)
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Das Altomesser soll mit einer
keltischen Klinge ausgestattet sein. Das Heft, der Griff, besitzt eine zierliche
Silberfassung mit eingravierten Vöglein. Der Griff ist eine Arbeit
des Birgittenmönches Pius Gensler aus dem Jahr 1700. Das Messer war
bei der Klosteraufhebung 1803 abhanden gekommen und wurde später, nachdem
es von einem Altomünsterer Bürger in einem Münchner Antiquitätengeschäft
entdeckt worden war, wieder zurückgekauft.
130)
Im Altarauszug des rechten
Seitenaltars sieht man zwei Engel mit Reifkrone.
Auch auf dem rechten Seitenaltar
stehen zwei Reliquiare, die denen auf dem linken Altar gleichen.
Die Texte auf den Cedulae sind bis auf "S.Joannis de Deo C."
unleserlich.
In
der gesiegelten Weiheurkunde,
die im Sakristeizugang hängt, werden die Daten der Altarweihe
genannt:
Danach wurde der rechte Seitenaltar am 29.August 1773 durch den Freisinger
Weihbischof Ernest Nepomuk Graf von Herberstein (Weihbischof von 1767-1776)
zu Ehren von St.Alto, des Abts und Erbauers des ersten Klosters hier
geweiht. |
Weiheurkunde
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Bei
diesem Festakt wurden mehrere Reliquien von Heiligen und Martyrern
in den Altar "eingebettet", d.h. eingemauert: darunter
die Märtyrer Laurentius, Hadrianus, Optatus, Flamidianus, und
die Heiligen Juliana und Creszentia.
Dazu wurde ein Ablass von 40 Tagen für einen Kirchenbesuch
im nächsten Jahr und an allen weiteren Jahrtagen der Weihe
gewährt.
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Deckengemälde
im Hauptraum/Kirchenschiff
Die Deckengemälde im Hauptraum
wurden 1768/69 von dem in Augsburg wohnenden Tiroler
Joseph Mages
(1728-1769) geschaffen. Seine Signatur ist im Südosten der Hauptkuppel
zu sehen.
Das Kuppelbild bietet ein heiliges
Welttheater, das -unter besonderer Berücksichtigung der Ewigkeit-
die Historie Altomünsters aufführt", schreibt Norbert
Lieb.
"Vom Gründungsheiligen des Orts und von der Stiftungsgeschichte
des Birgittenklosters eingeleitet auf irdischen Schauplätzen, mit
Szenen auch fürstlicher Zeremoniosität, weitergeleitet dann
über die Heiligen des Birgittenordens bis zum obersten zentralen
Feld der Glorie der Dreifaltigkeit. ... eine weltanschauliche Einheit
von Raum, Zeit und Handlung".
113)
großes Deckengemälde im Hauptraum von Joseph Mages -
ziehen Sie mit der Mouse über das Gemälde -
durch Klick Detailvergrößerung
|
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Das Deckengemälde
in der Kuppel des Hauptraums zeigt in der Mitte die Hl.Dreifaltigkeit
auf Wolken sitzend, vor hellem Lichtschein und umgeben von Engeln
und Heiligen (Bildmitte). |
Auf der linken Seite etwas
unterhalb der Dreifaltigkeit knien mehrere Ordensleute. Daneben
St. Alto im Abtsgewand; ein Engel hält Stab und
Inful.
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St.Alto
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Rechts von St.Alto steht die gekrönte
Maria auf einer Mondsichel. Mit der rechten Hand hält sie ihren Mantel
schützend über die Szene unter ihr.
Vor Maria kniet
die hl. Birgitta.
Sie blickt zu Maria auf und weist mit der Rechten auf die Gründungsszene.
Damit empfiehlt sie das Kloster dem Schutz Mariens. Die erste Kirche
war auch eine Marienkirche und der ursprüngliche Name des Klosters
war Maria Altomünster.
Die begleitenden Birgittinnen sind Katharina von Schweden, die Tochter
der hl.Birgitta und die Tatarenprinzessin Katharina Tatara. Bei den
drei Damen auf der Wolke über Birgitta handelt es sich um die
Prinzessinnen Agnes, Ursula und Barbara, die -wie Birgitta- ihre hohe
Stellung aufgaben, um Christus nachzufolgen. |
St.Birgitta
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An den Rändern
des Gemäldes wird in zwei größeren und zwei kleineren
Bildern
die Gründungsgeschichte von Altomünster dargestellt:
An der Nordseite
ist die Schenkung
des Waldgebiets an St.Alto thematisiert.
An einem Hügel mit hohem Baumbestand und einem kleinen Bach
stehen der Mönch St.Alto mit Stab und ausgebreiteten Händen
vor König Pipin dem Kurzen, der von seinem Pferd abgestiegen
ist. Pipin in bunter Tracht und mit Hut, weist mit seiner Reitgerte
auf die Waldlandschaft, die er dem Mönch schenken will. Zwei
Begleiter des Königs, als Jäger dargestellt, beobachten
die Szene. Links im Hintergrund die Klause von Alto, eine Hütte
einfachster Art.
Schenkung
des Waldgebiets an St.Alto
|
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Das
Gemälde an der Ostseite stellt die Gründung
des Birgittenklosters in Altomünster dar. Auf einer Platt-form
sieht man den in einen weiß-blauen Mantel mit Hermelinüberwurf
gekleideten Herzog Georg den Reichen (dessen prächtige Hochzeit
in Landshut immer noch nachgefeiert wird). Er überreicht
die Gründungsurkunde an mehrere Ordensfrauen in der Tracht der
Birgittinnen. Neben dem Herzog steht seine Gemahlin Hedwig (Jadwiga)
von Polen in goldbesticktem Kleid. Ihre Familie hatte in Polen ein
Birgittenkloster gegründet. Dies förderte sicher die Ansiedlung
des Ordens in Bayern. Eine Ebene tiefer und außerhalb der Balustrade,
die die Plattform umgibt, stehen drei Mönche des Birgittenordens.
Dies weist darauf hin, dass bei den Birgitten die |
Gründung
des Birgittenklosters
|
Mönche offiziell weniger Einfluss
hatten als die Nonnen. Sie mussten in den Klöstern Birgittas nämlich
der Äbtissin
Gehorsam leisten, die den Gesamtkonvent aus Nonnen und Mönchen leitete.
Hinter den Begleitern des Herzogs kniet Hofrat Wolfgang der Sandizeller
mit seiner Gemahlin Eva an einem großen Stein, der ihr Wappen trägt.
Eva war schon in Mahingen in den Birgittenorden eingetreten. Deshalb hält
sie eine Birgittinnenkrone in den Händen. Wolfgang trat später
selbst in das Kloster Altomünster ein. Zwischen dem Bild auf der
Ostseite und dem kleineren Gemälde auf der Südseite sind in hügeliger
Landschaft der Ort und die neu erbaute Kirche von Altomünster dargestellt.
Das Fresko
auf der Südseite zeigt eine Gruppe
von Heiligen.
Links St.Augustinus im Bischofsornat, daneben St. Leonhard,
die Kette schwingend. Aufrecht steht St.Florian oder St.
Donatus in Soldatenkleidung mit der Fahne in der Hand. Dahinter
sitzt St. Wendelin in Hirtenkleidung. Hinter Wendelin drei
heilige Frauen. Über dieser Gruppe auf Wolken eine weitere Heiligengruppe.
Darunter die Heiligen Crispin und Crispinian, die Patrone
der Schuster, mit einem Hämmerchen. |
Detail
mit Heiligen
|
Das
große Gemälde auf der Westseite hat die Bestätigung
des Birgittenordens zum Inhalt. In der Mitte steht Papst Urban
V., der zur Bestätigung von Avignon nach Rom gereist war, an
einen kleinen Rundtempel als dem Symbol der Kirche gelehnt. Hinter
ihm hält ein Kardinal mit großem Hut auf dem Kopf ein aufgeschlagenes
Buch in den Händen. Vor dem Papst kniet demütig die hl.
Birgitta von Schweden in der grauen Ordenstracht: auf dem Kopf die
Krone der Birgittinnen; die als Erinnerung an die 5 Wunden Jesu aus
weißen Leinwandstreifen mit fünf aufgenähten roten
Tuchstückchen besteht. Darunter der schwarze Schleier und ein
weißes Brusttuch.
Birgitta hält ein aufgeschlagenes Buch in der Hand, aus dem ein
Papierstreifen mit der Aufschrift "Regula" (Ordensregeln)
hängt. Hinter Birgitta sind drei vornehme Frauen zu sehen. Am
linken unteren Bildrand hält ein Engel das dritte aufgeschlagene
Buch des Gemäldeteils, in dem der Text "Revelationes S.Pirgitae"
(Visionen/Offenbarungen der hl.Birgitta) zu lesen ist. Über
der Szene schwebt der Erzengel Michael in |
Bestätigung
des Birgittenordens
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Rüstung mit gezogenem Schwert.
Sein Schild sendet einen Blitz zu Personen, die das Böse der damaligen
Zeit (stürzender Satan) symbolisieren: Ein Ketzer
mit Schriftrolle, ein drachenähnliches Wesen mit drei Schlangenköpfen,
ein Pfau für den Stolz, ein Ziegenkopf und ein nackter Mann mit einer
brennenden Fackel neben sich. Auf der anderen Seite ist ein Weinberg abgebildet,
als Symbo für das Gute in der Welt.
Wappen im Rahmen des Kuppelbildes
Unterhalb der Gemälde, an den
acht grünen Kuppelzwickeln, sind rosa gefärbte Engelkarytiden
(Gebälkträgerinnen) angebracht.
Die Fresken wurden 1871, 1898, 1907,
1928 und 2000-2003 renoviert.
In den Kirchen des Birgittenordens
befinden sich auf Anordnung der hl.Birgitta Figuren aller zwölf
Apostel (Apostelzyklus).
In Altomünster stehen sie als Assistenzfiguren an den Altären.
Taufstein
14.Jh
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In der Südwestnische
des Hauptraums steht der fast ein Meter hohe spätgotische Taufstein
aus Rotmarmor (14.Jh). Er besitzt ein kanneliertes Becken mit zwei
Eisenringen, das auf einem ebenfalls kanneliertem Säulenstumpf
ruht. Auf dem marmorierten Holzdeckel in Form einer stark eingezogenen
Zwiebelkuppel sind barocke
Schnitzfiguren von St.Johannes dem Täufer mit Kreuzstab,
Schriftband (Ecce Agnus Dei) und Taufschale und den die Taufe empfangenden
Jesus angebracht.
Sie stammen vom Dachauer Bildhauer Franz de Paula Arnoldt (1724-1788),
der auch die Figur des gefesselten Heilands im Kerker, die großen
Altofigur im Turm (jetzt ersetzt) und das Speisgitter geschnitzt hat.
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Taufsteinfiguren
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Hinweis: Die Taufe
der frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall
dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit
der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene
Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend
durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße;
die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger
geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Es hat in der Regel
eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol
für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden.
Taufbecken und Deckel sind meist mit ornamentalem oder architektonischem
Zierrat geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig
die Taufe Jesu figürlich dargestellt. Sie ist Vorbild für
das Taufsakrament und geht auf Empfehlungen des Konzils von
Trient (1545 bis 1563) zurück. Die Worte "Ecce
Agnus Dei - übersetzt: Seht das Lamm Gottes, das die Schuld
der ganzen Welt wegnimmt" sprach Johannes der Täufer, als
er Jesus erstmals begegnete (Joh.1,29) |
An der Süd-und Nordseite sind in die Wand unter den Emporen vier
barocke Beichtstühle
aus der Erbauungszeit (1773) eingelassen. Sie sind weiß lackiert
und mit vergoldeten Verzierungen geschmückt. |
Beichtstuhl
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Der Beichtstuhl
entwickelte sich erst ab dem 16.Jh zu einem feststehenden, meist dreiteiligen,
mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem erhöhten
Mittelteil für den Priester und mit der Trennung von Priester
und Beichtenden durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter. |
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Hinweis: Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden
offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später
bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene
Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch
die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert,
d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht
nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer
Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte
sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen,
mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil
für den Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl)
und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand
mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen.
Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der
Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer
mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche Alternative
für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf
das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr
die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung
verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück. |
Darüber sind rote
Emblemkartuschen zu sehen. An der Nordwand zwei Hände, die sich
eine Krone reichen. Seitlich davon zertreten Füße, die Abzeichen
geistlicher und weltlicher Macht. Die Inschrift HANC NON ISTA (diese und
keine anderen) verweist darauf, dass Birgitta nach der Krone des Lebens
und nicht nach geistlichen oder weltlichen Würden strebte. In der
Kartusche auf der Südseite lehnen an einer Säule ein Pilger-
und ein Birgittinnenstab. Im Hintergrund zwei Stadtansichten. Die Inschrift
PEREGRIANDO (durch Wandern) weist auf die zwei großen Pilgerfahrten
von Birgitta nach Santiago de Compostela und nach Jerusalem hin.
Prozessionsstangen
An den Kirchenbänken
sind Prozessionsstangen
mit rd. 40 cm hohen Heiligenfiguren befestigt, die zumeist aus dem
18.Jh stammen. Vorhanden sind Stangen mit Figuren der Heiligen Florian
(um 1700), Josef (18.Jh), Leonhard, ein hl.Bischof (um 1700), Moses
(18.Jh), Mönch (18.Jh), unbekannter Heiliger (18.Jh).
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Prozessionsstangen-Figur
St.Alto
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Kirchenbänke
Die noch aus der Erbauungszeit
stammenden Kirchenbänke
besitzen reich verzierte Rocaillewangen, die der Klosterbruder Martin Offner
geschnitzt hat. Offner war ein Kunsthandwerker mit vielen Begabungen. Er
hat schmiedete auch das schöne große Gitter, die daran angebrachten
Opferstöcke und die Apostelleuchter.
Bis 1885 hatten die Gestühlsteile getrennte Podeste. Die Bänke
bestehen aus Eichen- und Nadelholz.
Kirchenbank-Wange
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Die Bestuhlung
im Hauptraum erstreckt sich ohne Mittelgang über die ganze Breite
des Kirchenraums. Männer und Frauen sind durch eine Mittelwand
aus Holz getrennt. In Altomünster ist übrigens die rechte
Seite die Frauenseite; ein Hinweis auf die "Herrschaft der Frauen"
im Kloster. Ein Teil der Kirchenbank-Wangen besitzt eine blaue Farbe.
Es handelt sich um ein sog. "Smalte-Blau", das bei der Restaurierung
2003 mit viel Aufwand hergestellt wurde: Für einen Liter Farbe
ist u.a. das Eiweiß von 10 Hühnereiern erforderlich.
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An den Kirchenbänken
auf der Empore sind noch die Namensschilder
angebracht, die früher den Bewohnern eines Hofes oder den
Mitgliedern einer Familie einen festen Platz sicherten. Diese
festen Plätze in der Kirchenbank waren in der Regel an
den Hof gebunden; der Käufer eines Anwesens erwarb auch
den mit dem Anwesen verbundenen Kirchenstuhl. 19
|
Namensschild
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Solche Namensschilder sind auch
noch in den Kirchen von Ainhofen, Odelzhausen, Dachau, Ebertshausen,
Eglersried, Einsbach-Hl.Blut, Langenpettenbach, Puchschlagen, Asbach
und in der Taxakapelle erhalten. |
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Hinweis: Kirchenstühle
gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die ersten 1500 Jahre
standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam im Raum. Lediglich
für Alte und Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen
Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst eine Kirche viel mehr
Menschen; bei dichtem Gedränge während des Gottesdienstes
schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste Gestühl
wurde zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft, in der jeder
seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden zuerst die
evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil dort die
Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren
Raum einnimmt; beim Sitzen ist der Zuhörer aufmerksamer, geduldiger
und ruhiger. Die katholischen Kirchen zogen erst später nach.
Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn
der Barockzeit vergrößert werden mussten.
Eine Besonderheit hat Altomünster noch: Während sonst
in der Regel die rechte Seite der Kirchenbänke den Männern
vorbehalten war, ist in Altomünster die rechte Seite die Frauenseite.
Grund dafür ist, dass im Gemeinschaftskloster die Ordensfrauen
das Sagen hatten und den Priestermönchen vorgesetzt waren.
44
|
Der Hauptraum - Blick vom Beichtraum
zum Eingang
Vergrößerung von 8 Details (Orgel, Decke, Kanzel, Kanzelkreuz,
Figuren)
per Mouseklick
|
Bei Dunkelheit
wird der Kirchenraum durch Kristallleuchter
mit Lampen in Kerzenform erhellt. |
Leuchter
|
Am südöstlichen
Pfeiler, am Übergang zum nächsten Raum, ist rechts
die Kanzel (von Franz
de Paula Arnold ?) angebracht. Sie ist aus Holz geschnitzt und
rotgrau marmoriert. Das Schnitzdekor ist vergoldet, der Skulpturen-schmuck
polychrom (=mehrfarbig) gefasst. |
Kanzel
|
An den Ecken des rechteckigen
Kanzelkorbs sitzen Putti
mit den Symbolen der vier Evangelisten Matthäus (Engel), Markus
(Löwe), Lukas (Stier)
und Johannes (Adler).
Die Putten
halten geöffnete Evangeliare (Bibeln) mit dem
Text des Weihnachts-Evangeliums in der Hand. (Matthäus
Kap.2, Vers 1 - Lukas 2,1 - Johannes 1,1. Da das Markusevangelium
keine Weihnachtsgeschichte enthält, fehlt beim Löwen
auch das Buch.
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Kanzel-Detail
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Der geschwungene, annähernd
rechteckige Kanzelkorb ruht auf einer trichterförmigen Konsole.
Die Rückwand (Dorsale) ist von zwei Pilastern eingerahmt. Auf
den Voluten
des Schalldeckels sitzen Putti auf einem Volutenbügel; der oberste
davon bläst auf einer Posaune.
|
Hinweis: Das Motiv des Posaunenengels geht auf Papst
Leo I. (440-461) zurück, der schreibt, dass von der Kanzel
die Posaune des Evangeliums ertönt. Der Posaunenengel ist
auch Zeichen für das Jüngste Gericht. Der Engel bläst
nicht zu den Kirchenbesuchern, sondern zum Altarraum, also nach
Osten. Aus dieser Richtung wird Christus am Weltenende erwartet.
Nach der Bibel ist übrigens der Posaunenengel der einzige
Engel, der fliegen kann.
11
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An
den Seitenwänden des Hauptraums und der weiteren Räume im
Laienbereich hängen große Kreuzwegbilder in neubarocken
Schnitzrahmen (Öl auf Leinwand). Sie wurden 1908 von
Emil Boehm (1873-1958) nach einer berühmten Vorlage gemalt.
Boehm war bekannt für seine Kopien alter Meister. Er kopierte 1926
auch das apokalyptische Weib von Peter Paul Rubens für den Hochaltar
des Freisinger Doms; das Original hängt in der Alten Pinakothek
in München.
Auch
die Kreuzwegstationen in Altomünster sind Kopien eines
großen Meisters. Es handelt es sich um den italienischen
Künstler Giovanni Domenico Tiepolo (1727-1804).
Er hatte im Jahr 1747 für das Oratorium von San Polo
in Venedig einen Kreuzweg gemalt.
Das
war übrigens der erste Kreuzweg für Kircheninnenräume
in Venedig. Denn kurz vorher hatte der Papst diese Form der
Passionsandacht erst eingeführt.
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Kreuzwegbild
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Allerdings unterscheidet sich der Altomünsterer Kreuzweg
in Details vom Original. So fehlt in der 3.Station der berühmte
Hund, der dem Geschehen zusieht.
Die
neubarocken Rahmen fertigte Franz Wirth 1909 an.
Interessant ist, dass auch die 60 Jahre früher (1866)
entstandenen Kreuzwegbilder in Kleininzemoos oder in Obermarbach
den Tiepolo-Bildern gleichen.
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Hinweis:
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen
Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der
Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus
bis hin zur Grablegung, bestehen. Seinen Ursprung hat der Kreuzweg
im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg
Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Im späten Mittelalter
wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi
gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano
zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten
als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die
Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf
diese Weise konnte der
letzte Weg Jesu vor Ort
nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen
in Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen
und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder
Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich
zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve
"Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten
soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn
mit großzügigen Ablässen.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer
Landes ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren
möchten, klicken Sie hier...
Apostelleuchter
und Apostelkreuze
Über
den Kreuzwegbildern sind kunstvolle Apostelleuchter
von Frater Martin Offner (1765) angebracht, der auch das Gitter
und die daran ange-brachten Opferstöcke geschmiedet und die
Kirchenbankwangen geschnitzt hat. Es sind einarmige Leuchter, die
teilweise vergoldet sind. Unter dem Kerzenteller ist ein Cherub
angebracht. |
Apostelleuchter
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Die Apostelleuchter werden
auch im Verzeichnis der Kunstdenkmäler des Königreichs
Bayern von 1895 genannt. Dort heißt es:
"Im
Laienschiff befinden sich an den Pilastern und in den Nischen
zwölf Apostelleuchter, vergoldete Schmiedearbeit von
seltener Zierlichkeit, ebenfalls aus dem späteren 18. Jahrhundert.
Länge 48 cm." 99)
Die Apostelkreuze an der Wand sind stuckiert.
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Die Apostelleuchter
und -kreuze erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene
himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen
mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche
sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Kreuzigungsgruppe
Der Kanzel gegenüber
hängt das sog. Kanzelkreuz
mit einer darunter stehender Figur der Schmerzensmutter
(mater dolorosa) in blaurotem Gewand und einem Schwert in der Brust.
Beide Figuren sind überlebensgroß. |
Kanzelkreuz
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Der Korpus des
Kanzelkreuzes stammt aus dem 16.Jh., dem Übergang von der Gotik
zum Barock.
Bei der Renovierung im Jahr 2002 wurden die Originalbemalung und der
Originalkopfschmuck aus Echthaar wieder hergestellt. Die Figur der
schmerzhaften Muttergottes soll von Franz de Paula Arnoldt geschnitzt
worden sein. |
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Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber
an der Wand angebracht ist.
Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der
hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten".
Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die
Auferstehung Christi zum Inhalt haben. Das Schwert in Marias Brust
erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35)bei der Darstellung
im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen"
. |
Opferstöcke
In der Kirche sind
viele Opferstöcke unterschiedlicher Gestaltung angebracht. Die ersten
beiden, relativ kleinen Opferstöcke hängen am Schmuckgitter
des Eingangs zum Hauptraum und wurden um 1770 vom Klosterbruder Martin
Offner gefertigt, der auch das Gitter und Apostelleuchter geschmiedet
und die Kirchenbankwangen geschnitzt hat.
Ein schöner alter
Opferstock mit Holzsockel
steht in der Nordwest-Nische. Er ist mit zwei Eisenbändern
gesichert. Über ihm ein Bügel, der das Herausfischen von
Geldscheinen verhindern soll. Der Opferstock stammt aus der Zeit
um 1700.
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Neben
den Seitenaltären hängen wieder kleinere
Exemplare. Auch der Sockel der Mater dolorosa unter
dem Kanzelkreuz enthält einen Opferstock. |
Schließlich warten im Beichtraum weitere
Opferstöcke an der Wand auf Spenden. In den Kirchen des Landkreises
Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante
Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken
Sie hier...
Das Orgelgehäuse
auf der Empore stammt aus dem 1803 abgerissenen Kloster Taxa und war 1760
gefertigt worden.
Das heutige Instrument (Orgelpfeifen und Spieltisch) wurde 1986 von
der Fa. Sandtner in Dillingen mit 25 Registern und 3 Manualen neu gebaut.
Orgelgehäuse
Auf der besonders
geschmückten Westempore im ersten Stock steht das prächtige
Rokokogehäuse der Orgel. Über der mittleren Einbuchtung
ist das Ziffernblatt einer Uhr angebracht. Das rot marmorierte Orgelgehäuse
stammt aus der Zeit um 1760 und wurde für die große Klosterkirche
von Taxa geschaffen. 36)
Es
ist mit vergoldeten Schnitzereien verziert.
|
Orgel
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Sockel
und Spieltisch bestehen aus marmoriertem Holz. 1984 wurde das fünfteilige
Gehäuse von der Fa Binapfl. restauriert.
Die
Außenfelder des Orgelprospekts sind durch den Bogen teilweise
dem Blick des Betrachters entzo-gen. Der
Prospekt erscheint deshalb in Altomünster auch etwas in die
Empore eingezwängt.
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Der erste Pfarrer
von Altomünster nach der Säkularisation (Pfr. Nerb) beklagte
sich über die Enge auf der Empore und die dadurch hervogerufene
Beeinträchtigung des Orgelklangs: "Ich freute mich, die
vortreffliche Orgel zu hören, die der Markt inzwischen vom Kloster
Taxa um 600 Gulden (Wert 2017: 13.200 Euro
105)
)
kaufte. Doch der Klang war nicht gut. Die Klosterfrauen ließen
ihren oberen Gang nicht durchbrechen; daher mussten einige Pfeifen
gestutzt und andere, die stehen sollten, gelegt werden. Weiberregiment
!" |
Während das Orgelgehäuse seit 1803 im Wesentlichen unverändert
blieb, wurde das Instrument in den vergangenen 220 Jahren
mehrmals verändert:
Orgelpfeifen und
Spieltisch der Taxa-Orgel von 1803 bis 1883
Erbauer der Taxa-Orgel war Johann Franz Michael König
(1723-1791) aus Ingolstadt. Bei der Säkularisierung
im Jahr 1803 kam das Werk (über eine Versteigerung) nach Altomünster.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Kirche in Altomünster noch
keine große Kirchenorgel, weil die Ordensregeln der Birgittinnen
kein Orgelspiel erlaubten. Lediglich ein kleines Orgelpositiv war
vorhanden; das wurde bei Ankunft der großen Orgel aus Taxa
der Pfarrkirche in Rieden (Lkr. Aichach-Friedberg) überlassen.
Orgeldaten: Baujahr 1760; Windlade=Schleiflade; Spieltraktur=mechanisch;
12 Register, 1 Manual, 1 Pedal
Orgelpfeifen und
Spieltisch von 1883 bis 1919
1883 wurde die Taxa-Orgel von der Fa. Steinmeyer aus Öttingen
überarbeitet. Er ersetzte das alte Instrument durch ein neues
Werk mit 15 Registern auf mechanischer Kegellade. Dabei verwendete
er nahezu alle historischen Pfeifen wieder. Das Manual hatte den
üblichen Umfang von C bis g ''', das Pedal von C-f '. Dazu
kamen besondere Spielhilfen und Koppeln: II/I, II/I (Sub), II/I
(Super), 1 freie Kombination, Piano, Mezzoforte, Forte, Tutti, Automatisches
Pianopedal, Crescendotritt, Zungen ab, Auslöser. 136)
Orgeldaten: 45), 15
Register; Kegellade; Traktur: mechanisch;
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I. Manual (C-g'''):
Bourdon 16', Principal 8', Gedackt 8', Gamba 8', Octav 4',
Flöte 4', Octav 2', Mixtur
22/3'
II. Manual (C-g'''): Principal
8', Gedackt 8', Salicional 8', Fugara 4'
Pedal: (C-f'): Violonbaß
16' Subbaß 16' Octavbaß 8'
Koppeln: II/I,
II/I (Sub), II/I (Super), 1 freie Kombination, Piano, Mezzoforte,
Forte,
Tutti, Automatisches Pianopedal, Crescendotritt, Zungen ab,
Auslöser
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Orgelpfeifen und
Spieltisch von 1919 bis 1986
Albert Moser ersetzte
1919, wie der Wiki-Orgeldatenbank 136)
zu entnehmen ist, die Steinmeyer-Orgel durch ein pneumatisches
Werk. Auch er verwendete das Gehäuse sowie zahlreiche historische
Pfeifen wieder. "Bemerkenswert sei, so ist dort zu lesen, "die
sehr experimentelle Besetzung der Disposition mit Aliquoten, welche
von Moser selbst so disponiert und gebaut wurden, was 1919 ein absolutes
Novum darstellte. Damit dürfte dieses Instrument ein sehr frühes
Exemplar der Orgelbewegung gewesen sein." Moser hatte ein über
dem Hauptgehäuse in die Emporendecke eingelassenes Schwellwerk mit
dem kompletten, einzeln registrierbaren Aliquotenchor bis hin zur
None ausgestattet. Diese Besonderheit der Moserorgel ging mit dem
Neubau 1986 verloren.
Orgeldaten: 32(33) Register; Kegellade; Traktur: pneumatisch;
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Orgelspieltisch
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Disposition der Moser-Orgel
von 1919 (nach Brenninger): 20)
I. Manual (C-g '''): Bourdon 16', Principal 8', Gemshorn
8', Salicional 8', Soloflöte 8', Gedeckt 8', Octav 4',
Amarosa 4', Rauschquinte 2 2/3', Mixtur 4fach 2', Trompete
8', (Tremolo).
II. Manual (C-g '''):Quintatön 16', Flötenprincipal
8', Echogamba 8', Aeoline 8', Vox Coelestis 8', Nachthorn 8',
Philiomela 8', Geigenprincipal 4', Kleingedeckt 4', Nasard
2 2/3', Flautico 2', Terzflöte 1 3/5',
Septime
1 1/7', None 8/9'Klarinette 8', Vox humana 8', (Tremolo).
Pedal: (C-f '): Subbaß
16',Kontrabaß 16', Echobaß 16', Cello 8', Flötbaß
8', Posaune 16'
Koppeln: II-I,
Ok II-I, Uk II-I, I-P, II-P
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Orgelpfeifen und Spieltisch
seit 1986 (heutige Orgel)
Die Moser-Orgel wurde 1986 durch die heutige Sandtner-Orgel ersetzt.
Auch dabei Hubert Sandnter aus Dillingen die historischen Pfeifen von
König aus dem Jahr 1760 wiederverwendet. Die Uhr ist eine barocke Zutat
und soll an die Vergänglichkeit der Zeit erinnern.
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Orgeldaten: 25 Register;
Kegellade; Traktur: pneumatisch; Windlade=Schleiflade,
Spieltraktur:
mechanisch, drei Manuale: C-g '''; Pedal: C-f '.
Spielhilfen,
Koppeln: II/P, III/P, Plenotritt
Disposition der Moser-Orgel
von 1986 (Nummern auf den Registerzügen):
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01: Copel
8', |
02: Subbaß
16', |
03: Octavbaß
8', |
04: Quinte
5 1/3 |
05: Octave
4' |
06: Bombarde
16' |
07: Basson
8' |
08: Viola
da Gamba |
09: Flageolet
2' |
10: Flauten
4' |
11: Copel
8', |
12: Principal
8' |
13: Octave
4' |
14: Quinte
2 2/3' |
15: Mixtur
2' |
16: Cornet
8' |
17: Trompete
8' |
18: Quintiade
8' |
19: Quinte
1 1/3 |
20: Spitzflöte
4' |
21: Rohrflöte
8' |
22: Principal
4' |
23: Octave
2' |
24: Mixtur
1' |
25: Cromorne
8' |
fettinvers
= Register aus der Orgel von 1760
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Von der Kirchenmusik in der
Zeit kurz vor der Säkularisation berichtet der erste Pfarrer nach
der Klosteraufhebung, Ignaz Magnus Nerb (Pfarrer von 1805-1837) in seiner
Lebensgeschichte 08)
):
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"In Altomünster
war ich der erste Chorregent und Organist, ein enthusiastischer Musiker,
obgleich der Musik sehr wenig kundig; der Prior hatte ein gutes und
schönes Positiv (transportable Orgel) bewilligt. Nach
der Birgittiner-Ordensregel ist hier keine Figuralmusik (= mehrstimmiger
Gesang im Gegensatz zum Choral) und am allerwenigsten durchaus
keine Orgel gestattet; daher war hier kein anderer Gesang zu hören
als der Choral von den Mönchen. Doch haben der Schulmeister,
der Rathdiener und der Hochzeitslader miteinander alle Sonn- und Feiertag
nach der Wandlung in der unteren Kirche ein angemessenes deutsches
Lied gesungen. So hatte sich die Figuralmusik zum Unwillen der alten
Patres immer mehr eingeschlichen. Nachdem ich nach Rom musste, kam
der Klosterrichter Rathenbeck zur Orgel, der noch schlechter und ungleich
armseliger als Organist war, wie ich". |
Nerb war bis 1802 Angehöriger
des Birgittenordens und wurde kurz nach der Aufhebung des Klosters vom Bistum
als Pfarrer eingesetzt (1805-1837). Im Anschluss an seine Tätigkeit
als Pfarrer wurde ihm vom bayer.König, der damals das Patronat für
die Pfarrei Altomünster hatte, das "Nißlsche Benefizium"
übertragen 108).
Im Schematismus der Erzdiözese München und Freising von 1843 wird
er noch als Kammerer des Decanats Sittenbach erwähnt. Nerb war am 31.7.1766
in Großmehring geboren worden und erhielt am 31.10. 1790 in Freising
die Priesterweihe. Zwei Jahre später trat er in den Orden ein.
106)
Nerb starb 1852 im
hohen Alter von 86 Jahren.
107)
Eine Liste mit
Namen von späteren Pfarrern finden
Sie hier...
Über der Orgelempore befindet sich der sog. Predigtchor der
Nonnen. Die Ordensfrauen hatten von ihrem verglasten Nonnenchor über
dem Beichtraum aus zwar eine gute Sicht auf den Choraltar und die Altäre
im Herrenchor, nicht aber auf die Kanzel. Deshalb wechselten sie zum Anhören
der Predigt auf ihrem Stockwerk ganz nach hinten zum Predigtchor.
Über dem Durchgang zum sog.
Beichtraum beginnt hinter der geschlossenen Ostempore im 2. Stockwerk
der Nonnenchor über
dem Beichtraum.
In Altomünster hat sich noch
ein hölzerner Palmesel erhalten, der früher, und seit
einigen Jahrzehnten wieder, in der Prozession am Palmsonntag mitgeführt
wird. Es gibt nur noch zwei solche originale Figuren in unserem Gebiet
(zweiter Esel in Scheyern).
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Hinweis:
Im Mittelalter war es üblich, am Palmsonntag einen lebenden Esel
mit einem als Jesus verkleideten Priester in der Palmprozession mitzuführen.
Als die Esel seltener wurden, ersetzte man sie durch eine hölzerne
Figur auf Rädern. Im Laufe der Jahre wurde aber mit diesem Esel
viel Unsinn getrieben (mit Brezen behängt, aus der Kirche entführt
oder bei Kinderlosigkeit sogar ins Bett gelegt). Wegen dieser Auswüchse
wurde der Esel durch bischöflichen Erlass verboten. Die Figuren
wurden zu Brennholz zerschlagen. Deshalb sind heute kaum noch Palmesel
vorhanden. Es ist kein Zufall, dass beide erhaltenen Figuren in Klöstern
zu finden sind. |
Weihnachtskrippe
In der Weihnachtszeit
steht an der gesamten linken Seite im Hauptraum eine Krippe
mit lebensgroßen Figuren aus Holz, deren Gliedmaßen beweglich
sind.
Vorne die Hirten mit ihren Tieren, in der Mitte der Stall mit den
heiligen Personen sowie Ochs und Esel, im hinteren Teil die Heiligen
Dreikönige. |
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Die Figuren der
Krippe wurden 2010 von einem polnischen Künstler geschnitzt.
Die Herberge dazu hat Markus Weigl gefertigt; der Hintergrund stammt
von der Mesnerfamilie Weigl.
Finanziert wurde die Krippe vom Erlös der Vereine auf dem Christkindlmarkt.
128)
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Altomünsterer
Klosterkripperl
Kurz vor Weihnachten 2022 und Anfang 2023 gab die Erzdiözese München
und Freising das alte Altomünsterer Klosterkripperl zurück.
Es war in 30 Umzugskartons verpackt. Das Kripperl war bei Auflösung
des Birgittenklosters ins Diözesanarchiv gebracht worden. 138)
Voraussetzung
für die Rückkehr war die Beantwortung der Fragen des Landesdenkmalamts,
wie das Kripperl in der Altomünsterer Kirche gesichert und beleuchtet
und wie die Feuchtigkeit reguliert werden könne. Einige Mitglieder
des Pfarrgemeinderats machten sich an die Arbeit und schufen die Räumlichkeiten,
die allen Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht wurden.
140)
Die
Krippe hatte Pfarrer Augustin Reischl vom Birgittenkloster in München
im Jahr 1863 für 530 Gulden gekauft. Sie sollte vor allem der Glaubensvermittlung
an die Jugend dienen. Die Krippe bestand anfänglich aus 246 Holzfiguren
zum Teil mit auswechselbaren Köpfen und beweglichen Gliedern, davon
131 Tiere.
151)
Das Kripperl war über die meiste Zeit in einem Nebenraum beim Sakristeieingang
aufgebaut. Dieser Krippenraum war aber nicht öffentlich zugänglich,
weil er zum Klostertrakt gehört und nur von diesem aus betreten werden
konnte. Deshalb war bis 1960 eine "Krippenschwester" mit der
Aufstellung der verschiedenen Szenen betraut. Noch
dazu gab es da auch eine kleine mechanische Kirche, die bei entsprechender
Münzenfütterung den Nikolaus, das Christkind, den heiligen Alto
oder eine Birgittenschwester "herausschickte", sehr zur Freude der kleinen
Sprösslinge.
140)
Heute ist
das Klosterkripperl direkt unterhalb des Pfarrbüros, neben dem Sakristeieingang
aufgebaut und kann dort besichtigt werden. Die Ganzjahres-Krippe besteht
grundsätzlich aus 27 Bildern, die das ganze Leben Jesu von der Herbergssuche
seiner Eltern in Bethlehem bis hin zum Pfingstwunder darstellen. Viele
Figuren sind aber in einem sehr schlechten Zustand und müssen fachkundig
restauriert werden.
Mehr über die Klosterkrippe (insbesondere viele Bilder) können
Sie auf der Internetseite des Erzbistums München und Freising sehen.
Klicken
Sie hier...
In
Altomünster stand im 18.Jahrhundert ine besonders reichhaltige
Kastenkrippe. Sie befindet
sich heute im Diözesanmuseum Freising und ist in der Krippen-ausstellung
zu besichtigen.
Auf der dazugehörenden Informationstafel ist folgender Text zu
lesen:
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Kastenkrippe
Oberbayern, datiert 1782
Holz gefasst, Textil, Naturmaterialien
Die Kastenkrippe zeigt in einer bizarren Grottenlandschaft mehrere
Szenen der Weihnachtsgeschichte: die Anbetung der Hirten und
der Könige, den Kindermord von Bethlehem und den zwölfjährigen
Jesusknaben im Tempel. Die reizvolle Arbeit entstand wohl im
Birgitten-Kloster Altomünster.
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Kastenkrippe
aus Altomünster im Diözesanmuseum
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Wegen des Umfangs
der Internetseite über die Kirche in Altomünster finden Sie
die Beschreibung der übrigen Räume auf eigenen Seiten, auf die
Sie durch einen entsprechenden Mouseklick gelangen können.
Hans Schertl
Pfarrhaus
Pfarrhaus
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Im
Klostertrakt liegt auch das schöne Pfarrhaus
mit Walmdach, das um 1690 als Gästehaus des Klosters für
den Bischof errichtet wurde (es wird z.T. immer noch als Bischofshaus
bezeichnet). Zum Pfarrhof wurde es nach der Auflösung des Klosters
1803.
Im Inneren besitzt es mehrere barocke Stuckdecken. Lange Zeit war
hier das Pfarrbüro eingerichtet; zudem wurde es von vielen
kirchlichen Gruppen genutzt. 2010 musste es wegen Schimmelbefalls
geschlossen werden. Um 2012 wollte man das Pfarrhaus verkaufen;
doch die Gläubigen zeigten durch eine Unterschriftenaktion,
dass sie das Pfarrhaus als kirchliche Einrichtung in der Pfarrei,
als Treffpunkt für die Ministrantengruppen, Eltern-Kind-Gruppen,
Nachbarschaftshilfe, Frauenbund, Kolpingsfamilie und die Jugend
erhalten wollen. Das Ordinariat hat seine Zustimmung signalisiert.
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Die Pfarrei Altomünster möchte
das Haus zu einem Pfarrzentrum mit Konferenz- u. Gruppenräumen, einem
Raum der Stille, einem Chorübungsraum, einer Übernachtungsmöglichkeit
für Priester und einem 100-qm-Pfarrsaal als Anbau umwandeln. Das Pfarrbüro
soll weiterhin im Katharinenhaus bleiben.
... mehr
über die Pfarrer und Vikare der ab 1806 gegründeten Pfarrei Altomünster
erfahren Sie hier...
Das Pfarrhaus gehört
zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster
148)
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In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-29 als "Sankt-Birgittenhof
9; 1690 Über dem Eingang Heiligenbüste und zwei weibliche Heilige, spätgotisch"
aufgeführt.
weiter zu ...
Quellen:
siehe Kurzbeschreibung (hier
klicken)...
1.3.2022
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