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Glockengießerei Erding (1850- 1971)
- Bachmair und Czudnochowsky-

Die Glockengießerei Bachmair in Erding entstand 1850 beim Spitalhof.

Josef Bachmair hatte sein Handwerk in München gelernt, wo er 1849 sein Meisterstück schuf. Ein Jahr später machte er sich selbstständig. Er goss rd. 100 Glocken; eine der letzten wurde im Jahr 1873 nach Nazareth geliefert, die heute noch dort im Franziskaner-kloster hängt. Bachmair goss nicht nur Glocken, sondern auch Bronzekanonen und Messingwaren wie Armaturen, Teile von Feuerspritzen und Mörser.

Nachdem Bachmair 1873 an der Cholera gestorben war, übernahm sein Sohn Anton Josef Bachmair die Geschäfte. Ihm schreibt man über 600 Glocken zu. 1912 ging die Gießerei in die Hände seines Sohnes Josef über. Doch der fiel schon zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Damit endete das Wirken der männlichen Bachmairs in Erding. Die Witwe Antonie erhielt die Gießerei mit Hilfe seines Onkels Georg am Leben.

Zu richtigem Weltruhm gelangte die Erdinger Glockengießerkunst jedoch erst, als Karl Czudnochowsky den Betrieb 1938 kaufte. Karl Czudnochowsky (* 23. Januar 1900 in Enkenbach/Pfalz) hatte bei seinem Onkel Heinrich Ulrich (1876–1924) in der Glockengießerei in Apolda das Glockengießen gelernt und war danach Betriebsleiter der Glockengiesserei Egger in Rorschach (Schweiz). Zunächst lief der Betrieb nur schwach. Doch nachdem er aus dem Kriegsdienst zurückgekommen war, florierte die Gießerei. Im Krieg hatte man fast alle Glocken von den Türmen geholt und zu Munition eingeschmolzen. Jetzt wurden wieder Glocken gebraucht. 7400 Stück (!) hat Czudnochowsky in seiner Gießerei geschaffen, die sich inzwischen an der Melkstattstraße befand. Den Mangel an Bronze nach dem Zweiten Weltkrieg umging er, indem er -als einziger Glockengießer- Glocken aus Euphon, einer Kupfer-Zink-Legierung ohne Zinn, herstellte. Zinn war damals kaum zu bekommen. Seine Glocken sind in allen Erdteilen zu finden. Auch die Münchener Frauenkirche erhielt eine Nachkriegsglocke aus der Hand Czudnochowskys. Das Meisterstück der Erdinger Glockengießerei ist die Jubiläumsglocke der Stadt München aus dem Jahr 1958, die im Alten Peter hängt. Sie besitzt ein Gewicht von 7 Tonnen und ist und mit ihrem Schlagton f0 die zweittontiefste Glocke Bayerns. Als in allen Kirchtürme wieder Glocken hingen, ließ das Geschäft nach. 1971 stellte die Erdinger Gießerei nach 120 jährigem Bestehen den Betrieb ein. Karl Czudnochowsky starb am 19. Mai 1977 in Rottach-Egern im 78.Lebensjahr).
Im Dachauer Land hängen seine Glocken in folgenden Kirchen: Ainhofen,Altomünster-Klosterkirche, Amperpettenbach, Arnbach, Asbach, Dachau-Gnadenkirche, Deutenhausen, Eschenried, Etzenhausen, Feldgeding, Giebing, Großinzemoos, Hebertshausen-Pfk, Kollbach-Pfk, Kreuzholzhausen, Lauterbach-Bk, Lauterbach-Fz, Maria Birnbaum, Oberbachern, Obermarbach, Ottershausen, Palsweis, Pellheim, Pipinsried, Prittlbach, Rettenbach, Riedenzhofen, Röhrmoos, Schönbrunn-Kloster, Schönbrunn-Hofmarkkirch, Sigmertshausen, Sixtnitgern, Sulzrain, Unterbruck und Unterweilbach.


Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

17.10.2015