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Kurzbeschreibung
Datenblatt
Die Pfarrkirche
St.Jakob
liegt, umgeben von malerischen Bürgerhäusern, im Zentrum
der Stadt. Sie dürfte um das Jahr 1240
erbaut worden sein.
Kurz vorher hatten die Wittelsbacher die Grafschaft Dachau erworben,
die Fernstraße von Salzburg nach Augsburg über den Karlsberg
umgeleitet, die Burg vom Giglberg bei Mitterndorf nach Dachau verlegt
und den Ort zum Markt erhoben. Im Zuge dieses Bedeutungswandels
dürfte auch die Pfarrei Dachau eingerichtet worden sein.
Man nimmt an, dass sie durch eine Aufteilung der Urpfarrei Steinkirchen
in die Pfarreien Mitterndorf und Dachau entstanden ist. Schriftlich
erwähnt wird die Pfarrei Dachau mit den Filialen Prittlbach,
Etzenhausen und Goppertshofen (damals Dekanat Bergkirchen) aber
erst in der
Konradinischen Matrikel von 1315.
Der hl. Jakob ist seit 1390 nachweislich Patron der Kirche.
Das heutige Gotteshaus entstand in
der Zeit um 1600.
1584 errichtete der berühmte Baumeister Friedrich Sustris
den Chor; 1626 erbaute der nicht minder
berühmte Künstler des Münchener Hofes, Hanns Krumpper,
ein Schüler von Sustris, das Kirchenschiff, und zwar in dem
für Altbayern seltenen Stil der Spätrenaissance.
Seitdem besteht der Bau aus einer dreischiffigen Pfeilerhalle, die
sich durch ihr flaches Kreuzgewölbe und den Rahmenstuck in
die Breite öffnet. An die Südseite wurde 1629 die Jocher-kapelle
(siehe Bild links mit Uhr) gebaut, die seit 1933 als Sakristei verwendet
wird.
Der 44 m hohe Turm mit Bogenfriesen aus
gebrannten Formsteinen stammt in seinem quadratischen Unterbau noch
aus gotischer Zeit (um 1425). Er
wurde von 1676 bis 1678 um das Doppelte erhöht, durch einen
achteckigen Oberbau mit Stabwerkgliederung, krönender Zwiebelhaube
und Laterne.
Im Turm hängen 4 Glocken aus dem Jahr 1949.
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An der Außenwand ist eine
großflächige Sonnenuhr zu sehen,
die der Dachauer Maler und Bürgermeister Johann Georg Hörmann
im Jahr 1699 geschaffen hat.
St. Jakob in Dachau ist die einzige
größere Renaissancekirche im Landkreis Dachau (daneben
nur noch die Kapelle in Essenbach). Sie wurde in den 380 Jahren ihres
Bestehens nur zweimal -unwesentlich- verändert: Der Turm wurde 1677
aufgestockt und das Langhaus 1926 um ein Joch verlängert.
Innenausstattung
Die Kirche besitzt ein breites
Mittelschiff, zwei schmale Seitenschiffe und einen kurzen Chor,
der etwas breiter ist, als das Mittelschiff.
Obwohl die Kirche reich mit Figuren und Bildern ausgestattet ist,
prägt doch die klare Renaissance- architektur den Eindruck
der Besucher.
Selten in unserer oberbayerischen
Kirchenlandschaft ist der spärliche frühbarocke Rahmenstuck
im gesamten Kirchenraum.
Am Hochaltar
(von 1939) ein Bild des Münchner Hofmalers Josef Hauber
um 1800 (Jakobus, auf dem Gang zur Richtstätte). Im Auszug
eine Christusfigur, als Assistenzheilige St. Petrus und Paulus.
Im Altarraum und an den
Säulen im Langhaus stehen lebensgroße Figuren von Christus
und den Zwölf Aposteln (1625 von
Constantin Pader).
An der Nordseite des Altarraums
befinden sich ein prächtiges, mit vielen Edelsteinen besetztes
Heilig-Kreuz-Reliquiar aus der Barockzeit
sowie ein gotischer
Taufstein mit einer schönen Figurengruppe
von Adam Luidl.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Die ehem. Heilig-Blut-Kapelle
von 1629 an der Chorsüdseite wirkt wie ein barockes Querhaus, dessen
Obergeschoss sich gegen den Chor hin als Empore öffnet. Der Bau ist
auch als Jocherkapelle bekannt, benannt nach dem kurfürstlichen Rat
und Pfleger von Dachau, Wilhelm Jocher.
Die Seitenaltäre
in den beiden Außenschiffen sind barocke Stuckmarmor-Retabeln mit
Altarblättern von Franz Josef Wurm (1853) im sog. Nazarenerstil.
In der Predella beider Altäre sind Skelettreliquien von Katakombenheiligen
ausgestellt.
Der linke Altar ist der Marienaltar.
Im Auszugsbild: Verkündigung Mariens durch den Erzengel Gabriel.
Auf dem Altarblatt: Maria mit ihrem Kind auf Wolken.
Der rechte Altar ist ein Josefi-Altar.
Im Auszugsbild: die Taufe Jesu
Auf dem Altarblatt: die Heilige Familie
In der Kirche werden folgende
Heilige als Figur oder in Gemälden dargestellt:
-St.Agnes
als Relief an der Kirchentüre (1625) |
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-St.Maria
als Mondsichelmadonna (1920) |
-St.Anna
mit Maria als Figuren im Altarraum (1700) |
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-St.Maria
auf Bild der Cuzco-Schule (17.Jh.) |
-St.Elisabeth
als Relief an der Kirchentüre (1625) |
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-St.Maria
mit Mutter Anna als Figuren im Altarraum (1700) |
-St.Florian,
als Figur im Schiff (1735) |
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-St.Maria
als Mater dolorosa (18.Jh.) |
-St.Franz
Xaver, auf Ölgemälde im Schiff (1735) |
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-St.Maria
auf Verkündigungsbild (19.Jh.) |
-St.Jakobus
als Relief an der Kirchentüre (1625) |
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-St.Maria
als Teil der Kreuzigungsgruppe (1562) |
-St.Jakobus
in einer Nische an der Außenwand
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-St.Maria
Figur 7 Schmerzen Mariens (18.Jh.) |
-St.Jakobus
als Silberbüste im Altarraum (1696) |
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-St.Maria
auf Seitenaltarbild (1853) |
-St.Jakobus
auf dem Altarblatt des Choraltars (1816) |
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-St.Paulus
mit Schwert am Choraltar (1625) |
-St.Johannes
der Täufer auf dem Taufstein (1700) |
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-St.Petrus
mit Schwert am Choraltar (1625) |
-St.Johannes
der Täufer auf Auszugsbild (19.Jh) |
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-St.Rasso,
als Figur im Schiff (1630) |
-St.Joh.
Nepomuk, auf Ölgemälde im Schiff (1735) |
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-St.Sebastian,
auf Gemälde im Altarraum (18.Jh. ?) |
-St.Johannes
Ev. als Teil der Kreuzigungsgruppe (1562) |
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-St.Sebastian,
als Figur im Schiff (1630) |
-St.Kastulus
als Relief an der Kirchentüre (1625) |
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12
Apostel als Figuren an den Säulen (1625) |
-St.Leonhard,
auf Gemälde im Altarraum (1800) |
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-
Geißelheiland
in vergitterter Nische (2000) |
An
den Innenwänden des Kirchenschiffs angebracht sind auch:
- rd. 40 Epitaphe und prächtige
Denkmäler sind an den Innen- und Außenwänden der Kirche
des Kirchenschiffs angebracht.
- Kreuzwegbilder von Richard Huber (1935/36)
Auf der zweigeschossigen Empore
steht eine 1997 angeschaffte Vleugens-Orgel
mit zwei Manualen und 31 Registern.
Die Seitentüren
stammen noch aus der Erbauungszeit (1625); sie sind mit Heiligenreliefs
geschmückt.
Die Kirche St.Jakob gehört
mit den beiden Klosterkirchen in Indersdorf und Altomünster und Bergkirchen
zu den größten Kirchen im Landkreis Dachau.
Denkmalschutz
Die Kirche steht unter Denkmalschutz. In der Denkmalliste wird sie wie
folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-74-115-3; Augsburger Straße
2. Kath. Stadtpfarrkirche St. Jakob; dreischiffige Pfeilerhalle, im Kern
gotisch, umgebaut 1584/86, Langhaus von Hans Krumpper 1624/25 erneuert,
1926/27 nach Westen verlängert; mit Ausstattung. nachqualifiziert" 160)
Was
noch interessiert...
Gottesdienstordnung
der Pfarrei St. Jakob Dachau: klicken Sie hier...
..........................................................................................................
Alte Zeitungsberichte
über das Pfarrleben in der Pfarrei St.Jakobus von 1882-1958;
klicken Sie hier...
..........................................................................................................
Glockengeläute
Von den Glocken der Pfarrkirche gibt es Audioaufnahmen im Internet.
Wenn Sie es hören möchten, klicken
Sie hier...
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Es ist geplant, die Pfarrverbände
St.Jakob sowie Heilig Kreuz und St.Peter zu einer "Stadtkirche
Dachau" zusammenzulegen. Dieser neue Pfarrverband würde
die Pfarreien St.Jakob, Mariä Himmelfahrt, Heilig Kreuz, St.Peter,
Mitterndorf und Pellheim mit insgesamt ca. 20.000 Gläubigen
umfassen. Pfarrer Gnan geht davon aus, dass die damit verbundenen
Abstimmungen in der Seelsorge und in der Verwaltung etwa 2 Jahre
dauern werden. 157)
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Bilder der Kirche von oben zeigt ein Youtube-Film "Dachau
von oben", klicken
Sie hier...
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Jakobsweg
Jakobswegzeichen
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Dachau liegt am sog.
Dachauer Jakobsweg, den Dachau-Agil mit dem europäischen
Jakobswegzeichen ausgeschildert hat. Die Karte mit dem Verlauf
des Weges finden
Sie hier...
Die Wege der Jakobspilger sind ein System von ausgeschilderten
und in Führern beschriebenen Pilgerwegen, die von vielen
Ausgangspunkten kommend, quer durch Europa bis nach Pamplona
und von dort in einer Route nach Santiago de Compostela führen.
Sie orientieren sich in der Regel an den historisch nachweisbaren
Routen mittelalterlicher Jakobspilger.
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Theologe, Pädagoge, Historiker und Publizist Lorenz Westenrieder beschrieb
Dachau 1792 in seinem Buch "Statistische Beschreibung des churfürstlichen
Landgerichts Dachau":
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"Der
Markt Dachau selbst ist, ohne eben schön zu seyn, ein frischer,
fröhlicher und lachender Ort. Er zählet gegenwärtig
14 Häuser und ziehet, die zahlreiche Einkehr der unaufhörlich
durchreisenden Fremden abgerechnet, seine vorzüglichste Nahrung
vom Feldbau. Eben dieses, höchstergiebige Durchreisen und dann
die Anwesenheit der churfürstlichen Beamten... nebst einigen
berühmten Jahrmärkten machen den Ort stets lebhaft und verbreiten
über einige Classen der Bürger einen mehr als mittelmäßigen
Grad von Reichthum und Wohlhabigkeit. In der Pfarrkirche ist ein anmuthiges
Gemälde , die Enthauptung des heil.Jakob, von Dübelli (richtig:
Hauser)." 158)
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Geschichte
der Pfarrei und der Kirche
Erste Nennung 805
Der Ort und die Kirche von Dachau werden in einer Freisinger Urkunde vom
15. August 805 als eine nur wenig früher entstandene Siedlung
in "Loco Dahauua" erstmals genannt, wobei die althochdeutsche Namensableitung
von daha = Lehm als lehmige Au" gedeutet werden kann. Die Urkunde Nr.
218 146)
ist im berühmten Codex Cozroh" aufgeführt, einer Freisinger
Handschrift aus der Zeit des Bischofs Atto von Freising (738-811), dem
4. Nachfolger des Hl. Korbinian. Sie
berichtet von einer Frau namens Erchana, die der Kirche zu Dahauua (Dachau)
Land und Unfreie schenkt; "zu ihrem Seelenheil nach vielfältigen
Fehltritten" heißt es. 13).
Den Text können Sie
hier lesen ...
Diese Begründung mit den "Fehltritten" muss aber nicht
bedeuten, dass sich Erchana besonders viel zu Schulden hätte kommen
lassen. Die Selbstbezichtigungen waren notwendig, um der Schenkung Rechtssicherheit
zu geben. Denn die weltliche Obrigkeit war nicht begeistert, dass die
Kirche durch Schenkungen immer mächtiger wurde. Deshalb regelten
sie im damals geltenden Gesetz, dem Lex Baiuvariorum, dass einer sein
Vermögen der Kirche nur dann überschreiben dürfe, wenn
dies "zur Erlösung seiner Seele" geschehe (und nachdem
er mit seinen Söhnen geteilt hat). Da war das allgemein gehaltene
Eingeständnis von Fehlern, die eine Erlösung notwendig machten,
recht hilfreich und nicht ehrenrührig. Erchana und ihr Bruder Arpio,
ein Kleriker, haben das geschenkte Besitztum wohl danach vom Bischof wieder
als Lehen erhalten. Mit Vertrag vom 28.Januar 817 haben sie es endgültig
zurückgegeben.
Wilhelm Störmer
und Prof. Liebhart sind der Meinung, dass die Kirche neben der Gottesmutter
Maria auch dem hl.Korbinian 22)
und dem
hl. Lambert 22)
geweiht war. Nach Prof. Liebhart war dies sogar die einzige dem hl.Lambertus
geweihte Kirche in Bayern 88).
Welcher heiliger Lambertus gemeint ist, ist mir nicht bekannt. Es gibt
vier Heilige dieses Namens. Davon haben zwei (Lambertus von Lüttich
und Lambertus von Lyon) vor dem Jahr 805 gelebt. Der uns bekannte St.Lambertus
von Freising könnte allenfalls nach der Jahrtausendwende der Patron
gewesen sein: er war von 937-957 Bischof von Freising; sein Grab wurde
rd. 100 Jahre später "erhoben", das Zeichen dafür,
dass er von den Gläubigen verehrt und ihm das Patronat von Kirchen
übertragen werden durfte.
Dachau
war, so Dr.Gerhard Hanke
109)
,
vor Mitte des 10.Jahrhunderts eine große ländliche Siedlung.
Seit 805 waren zu dem Herrenhof, der Urzelle von Dachau, eine Eigenkirche,
eine Mühle (Steinmühle) und sechs Kolonenhöfe hinzugekommen.
Diese Kolonenhöfe lagen aber in großem Abstand zum Herrenhof.
So dürfte die Fläche der Siedlung Dachau im 9. und 10.Jh. größer
gewesen sein als die des Marktes Dachau im Mittelalter.
1184, nach dem Absterben des letzten Grafen Conrad von Dachau,
fiel die Grafschaft an den bayerischen Herzog Ludwig I., den Kehlheimer
(1183-1231). 04)
Glaubensleben um
805
Um 805 war der neue Glaube bei der Bevölkerung noch nicht theologisch
untermauert, sondern mehr formelhaft geprägt. Dies zeigt sehr anschaulich
eine Predigt im Rahmen einer Tauffeier aus dem Jahr 805, dem Jahr der
ersten Nennung einer Dachauer Kirche, die in Freising niedergeschrieben
wurde. Die "Exhortatio ad plebem christianam" (Mahnung an das christliche
Volk) forderte die Gemeinde und besonders die Taufpaten auf, wenigstens
das Glaubensbekenntnis und Vaterunser selbst zu lernen und die Kinder
darin zu unterrichten. Das Glaubenswissen bestand damals aus wenigen Formeln,
die aber mit großem Nachdruck gefordert und für deren Unterweisung
die Laien hauptverantwortlich gemacht wurden.
Wenn Sie die Predigt lesen möchten, klicken Sie hier...
Pfarrei
Im Jahr 805 gehörte Dachau wohl noch zur Pfarrei Steinkirchen, der
Urpfarrei für das Dachauer Gebiet. Im 13.Jh wurde der Pfarrsitz von
Steinkirchen nach Mitterndorf verlegt. Ungefähr zur gleichen Zeit
wurde die seit 1240 bestehende Filialkirche St.Jakob aus dem Pfarrsprengel
ausgegliedert und zur eigenen Pfarrei erhoben
32).
Möglicherweise stand dies im
Zusammenhang mit der Verlegung des Amperübergangs der Fernstraße
von Salzburg über München nach Augsburg: die Straße (Via
salaria 86)
) führte nun nicht mehr bei
Mitterndorf, sondern bei Dachau über die Amper und dort den Karlsberg
hinauf. Zugleich wurde die Burg vom Giglberg in Mitterndorf auf den Dachauer
Schlossberg verlegt. Die Wittelsbacher, seit 1180 bayerische Herzöge,
hatten 1183 Dachau und 1240 auch die Stadt München in die Hand bekommen
und die Verbindung zwischen den beiden Orten ausgebaut. Zudem wurde Dachau
zum Markt erhoben.
Weitere Entwicklung
der Pfarrei 21)
1315 waren
Etzenhausen, Goppertshofen, Prittlbach Filialen der Pfarrei. 1830 wurde
auch Augustenfeld genannt, Polln, Moosschwagie, Webling, Steinkirchen,
Walpertshofen und ein Hof in Pullhausen (bis 1847). Die Gröbmühle
kam 1847 aus der Pfarrei Bergkirchen hinzu, der Grashof 1856 aus der Pfarrei
Hebertshausen, 1859 die Würmmühle und die Rothschwaige aus der
Pfarrei Mitterndorf. Seit 24.Juli 2011 bildet die Pfarrei St.Jakob mit
den Dachauer Pfarreien Mariä Himmelfahrt, St.Maria und Nikolaus in
Mitterndorf, und St.Ursula in Pellheim einen großen Pfarrverband
mit rd. 15.000 Katholiken 91)
.
Kirchenbau um 1240
Die erste Kirche am Platz der heutigen Stadtpfarrkirche St.Jakob wurde
um 1240 im romanischen Stil erbaut. Die Lage an der vielbefahrenden
Fernstraße wird wohl zur Wahl des hl.Jakobus zum Patron der Kirche
beigetragen haben. Denn St.Jakob wurde seit dem Ende des 12.Jh -als sich
die europaweite Wallfahrt nach Santiago etabliert hatte- auch als Schutzheiliger
der Pilger, Wanderer und Fuhrleute verehrt. Und Dachau lag an der Straße
nach Augsburg, einem wichtigen Sammelplatz der Pilger Süddeutschlands.
Von Augsburg aus trat man die Reise nach Santiago gemeinsam an.
Das Pfarrhaus mit den dazugehörenden Wirtschaftsgebäuden entstand
zwischen der Kirche und der Herzogsburg, die bis zum Brand 1403 in der
Wieningerstraße stand und insgesamt viermal (1255, 1349, 1398, 1403)
zerstört wurde 146).
Da wird das Pfarrhaus wohl nicht unbeschadet geblieben sein.
Freisinger
Matrikel 1315 06)
Schriftlich wurde Dachau als Pfarrei erstmals in der
Konradinischen Matrikel (Matrikel=Verzeichnis)
von 1315 erwähnt, mit den Filialen Prittlbach, Etzenhausen
und Goppertshofen. Der Dekan residierte damals in Bergkirchen.
Der älteste Jahrtagseintrag stammt aus dem Jahr 1359, den ein
Bürger mit dem nicht sehr vorteilhaften Namen "Heinrich
Bscheißenteuffel" gestiftet hat.
Seit 1390 ist belegt, dass St. Jakob Patron der Kirche
ist 21).
Damals stifteten die Bürger Berchtold Ruedl ein ewiges Licht
und Kunrad der Purgschlögl eine ewige Kerze. Auch nach Heinrich
Rauffer steht das Patronat der Kirche mit ihrem Standort im Zusammenhang:
An der früheren Salzstraße von Salzburg nach Augsburg
gelegen, sei sie dem Patron der Pilger und Reisenden, St.Jakob geweiht
worden 61).
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Auszug aus der Karte von
Apian 1568
Vergrößerung per Mouseklick
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Umbau
15.Jh
Im Jahr 1403 dürfte auch die Kirche St.Jakob bei der großen
Feuersbrunst in Dachau in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Das Feuer
war Folge der Eroberung Dachaus durch die Ingolstädter Wittelsbacher
im Krieg von 1398-1403 04).
Die Feuersbrunst war Ursache dafür, dass Häuser in Dachau ab 1403
mit Ziegeln oder mit Schlierdach gedeckt werden mussten. 04).
1426 wurden die Hussiten nach ihrem mehrjährigen Raubzug durch
Bayern "bey Dachau" von den vereinten bayerischen Herzögen
geschlagen. 153)
Vielleicht schon
nach der Feuersbrunst 1403, vielleicht auch erst gegen Ende des 15. Jh.
wurde die Kirche umgestaltet. Im 16.Jh wird sie jedenfalls als gotische
Hallenkirche beschrieben, die 103 Schuh (=32 m) lang und 48 Schuh
(=15 m) breit war.
Aus der gotischen Zeit (Ende des 15.Jh.) 86)
stammt auch
der Turm mit dem zierlichem Maßwerk
an den Außenwänden, in dessen Erdgeschoss sich ursprünglich
die gewölbte Sakristei befand. Reste dieses Turms sind noch im unteren
viereckigen Teil erhalten. Die Glocke von 1468 gibt einen Hinweis auf die
Baufertigstellung.
Im September
1408 stiftete die Bürgerschaft von Dachau das Frühmess-Benefizium.
...mehr dazu...
Jahrtags-Stiftung
1477
Burg/Schloss Dachau 1367
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Am Donnerstag um
den St.Veitstag des Jahres 1477 stiftete der frühere bayerische
Herzog Sigismund für sich, für seinen Vater Albrecht III.
(gest.1460), seine Mutter Anna von Braunschweig (gest.1474) und seinen
älteren Bruder und Mitregenten Herzog Johann IV. (gest.1463 an
der Pest), einen feierlichen Jahrtag. Herzog Sigismund hatte sich
1467 zu Gunsten seines jüngeren Bruders Albrecht IV. von der
bayerischen Regierung zurückgezogen und behielt nur Bayern-Dachau
als Domäne, das nach seinem Tod wieder an Bayern-München
fiel. Er war ein großer Liebhaber der Kunst, des schönen
Lebens und der Jagd. "Denn ihm wars wohl mit schönen Frauen,
mit weißen Tauben, Pfauen, Meerschweinchen, Vögeln und
allerlei seltsamen kleinen Tierlein, auch mit Singen und Saitnspiel",
heißt es in einem Bericht. Und von seinen Hobbies profitierte
auch sein Wohnsitz, das Schloss
Dachau. 95) |
Sunderndorfer'sche
Matrikel
1524 06)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 ist die Pfarrei unter dem Namen "Tachaw"
enthalten. Diese Matrikel beschäftigt sich im Wesentlichen mit den
Einnahmen und den Abgaben der jeweiligen Pfarrei. Sie enthält aber
auch die Namen der damaligen Geistlichen. Offizieller Pfarrherr und damit
Empfänger aller Einnahmen war Magnus Schöllenberg, ein Freisinger
Kanonikus (=Domherr). Die Seelsorge vor Ort übte Vikar Sebastianus
Hofer aus, gegen eine hoffentlich angemessene Entlohnung. Diese Arbeitsteilung
war schon mehrere Jahrhunderte alt und hatte früher wegen allzu niedriger
Bezahlung der Vikare zur bitteren Armut des einfachen Klerus geführt.
Erst ein Beschluss der bayerischen Provinzialsynode von 1418, die Vikare
müssten ein anständiges Einkommen erhalten, milderte die Ungleichheit
im Einkommen etwas ab.
Das Besetzungsrecht für die neuen Pfarrer lag beim Bistum
Freising. Mehrfachbesetzungen, d.h. die Übertragung mehrerer Pfarreien
an einen Pfarrherrn (Pfründehäufungen), waren die Regel.
Ein Vikar durfte aber seit 1418 nur noch eine Pfarrei seelsorgerisch betreuen;
die Mehrfachbetreuung war bis dahin wegen des Hungerlohns der Vikare möglich
und nötig.
Die Pfarrei
Dachau hatte drei Filialkirchen, nämlich "s.Castuli in Brucklpach
(Prittlbach), s.Laurentii in Hetzenhausen (Etzenhausen) cum sepulturis
(= mit Friedhöfen), s.Nicolai in Goppartzhouen sine sepultura"
(= ohne Friedhof). Die Pfarrei hatte damals 450 Communicantes (=
erwachsene Gläubige) 57)
. Sie
war nach Vierkirchen, Indersdorf, Einsbach und Altomünster die fünftgrößte
Pfarrei im Gebiet des heutigen Landkreises Dachau.
Visitationsbericht
von 1560 41)
Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
|
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die
Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch
die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in
die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere
sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen.
Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer
sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die "Pfarr St.Jakobus in Dachau" heißt
es, Pfarrer sei seit einem Jahr Erasmus Ziernhöld. Er
wurde in Dachau geboren und 1555 in Freising zum Priester geweiht.
Er war, wie der Visitator feststellte, in Lehre und Praxis katholisch
geblieben, behielt die alten Zeremonien bei und war des Protestantismus
"nit verdechtlich". Privat
wurde dem Pfarrer ein ehrbarer Lebenswandel |
bescheinigt. Das galt auch für
den jungen Cooperator, der ebenfalls aus Dachau stammte und noch bei den
Eltern schlief ("hat sein ligerstatt bei seim vatter zu Dachaw").
Das Essen erhielt er aber im Pfarrhof. Der dritte Priester in der Pfarrei
war der 63 Jahre alte Frühmesser
151),
der in jüngeren Jahren dem Zölibat nicht so große Bedeutung
beimaß. Er hatte mit seiner -inzwischen leider schon verstorbenen-
Köchin fünf Kinder. In der Pfarrei lebten 900 Communicantes 57)
,
also doppelt so viele wie vor 35 Jahren. Möglicherweise war der zwischenzeitliche
Schlossbau dafür verantwortlich. Die Kirche war in gutem Bauzustand.
Das galt auch für den Pfarrhof ("Pfarrer ist wol behaust").
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten, klicken
sie hier...
Kirchenpröpste 29)
.
Ansprechpersonen bei der Visitation 1560 waren neben dem Pfarrer vor allem
die beiden Kirchenpröpste (Khirchpröbst), die in manchen Pfarreien
auch Zechpröpste genannt wurden. Sie entsprechen in etwa den heutigen
Kirchenpflegern, hatten aber mehr Befugnisse. Sie waren ehrenamtlich tätig
und wurden jährlich vom Ratsplenum des Marktes gewählt. In der
Regel gehörten sie selbst schon längere Zeit dem Rat an. Und in
der Regel wurden sie alljährlich wiedergewählt; so übten
die meisten das Ehrenamt auf Lebenszeit aus. Die politsche Gemeinde hatte
auf diese Weise einen erheblichen Einfluss auf das Kirchenvermögen.
Der erste Kirch- oder Zechpropst war für die die gesamte Verwaltung
des Kirchenvermögens und der vorhandenen Barmittel zuständig,
dem zweiten Propst oblag die Kontrolle, aber auch die Mithilfe (Vieraugenprinzip).
In der Regel wählte der Rat vermögende Personen zu Kirchpröpsten,
denn diese waren verpflichtet, bei erfolgloser Eintreibung von Außenständen
die Fehlbeträge aus eigener Tasche zu begleichen. Zudem wurde von ihnen
erwartet, dass sie bei größeren Bauaufgaben oder Anschaffungen
die Finanzierungslücken aus ihrem persönlichen Vermögen auffüllten
oder für die von der Pfarrei eingegangenen Verpflichtungen die Haftung
zu übernahmen. Zudem mussten sie den Umgang mit größeren
Geldbeträgen gewohnt sein und bei Verhandlungen mit Künstlern
und Handwerkern auf Augenhöhe agieren. Eine Auflistung der Dachauer
Kirchenpröpste aus dem 17.Jh zeigt, dass sie bis auf einen Weißgerber
und einen Handelsmann ausschließlich aus dem Kreis der Brauer und
Wirte kamen. Ein indirekter Hinweis, in welchen Berufen man damals viel
Geld verdienen konnte.
Welches Geld hatten sie zu verwalten ?
Zu unterscheiden ist die Vermögensmasse für den Unterhalt des
Kirchengebäudes und für die kirchlichen Aufwendungen (fabrica
ecclesiae) und die Pfründestiftung (beneficium), die dem personalen
Aufwand des Geistlichen diente.
Das Vermögen konnte
aus Grundstücken bestehen oder
Ewiggilten (Geld, das durch Hypotheken auf Grundstücken gesichert
war) oder
Wiederkaufsgilten (Hypotheken, die von den Spendern nach einer bestimmten
Frist zum Nennwert +Zinsen zurückgekauft werden
konnten),
Ewiggeld (Zinsen eines irgendwo angelegten Kapitals) oder
Jahrtagsstiftungen.
Dazu kamen die Einnahmen aus dem Opferstock,
aus dem vermieteten Kirchengestühl und aus
Schenkungen aus verschiedenen Anlässen.
Alles in allem hohe Geldbeträge, die von der Kirche gegen 5 % Zins
ausgeliehen wurden. Da es damals noch keine Sparkassen gab, war die Kirchenstiftung
neben anderen Stiftungen und den Zünften eine der größten
Kapitalvermittlerinnen und die Kirchenpröpste auch eine Art Bankiers.
Kirche
um 1600
|
Neubau
des Chors 1584/86
Schon im 16.Jh
war der vorhandene gotische Bau zu klein gewordenen. Die Bevölkerung
Dachaus hatte sich auf 130 Häuser mit 1200 (Rauffer: 900) Einwohnern
vergrößert, wozu auch der Bau des Schlosses beigetragen
haben dürfte. Zunächst wurde in den Jahren 1584/86 der Altarraum
durch Friedrich Sustris (1540-1599), dem aus Italien (?) stammenden
fürstlichen Baumeister aus München, errichtet und bereits
im Renaissancestil gestaltet. Der verlängerte Chor mit zurückgeschobenem
Hochaltar brachte aber nur einen unwesentlichen Raumgewinn. Die Türme
erhielten eine neue Turmbekrönung in Anlehnung an die Kuppelhauben
der neuen Schlosstürmchen
86).
Der Dachauer Bildhauer Hans Ehrnhofer erledigte 1586 Bildhauerarbeiten
für die Kirche 37). |
Neubau der Kirche 1624/25
Für eine Erweiterung des Langhauses fehlte aber das Geld. Der Dachstuhl
war morsch und das Mauerwerk schadhaft. Der Rat der Stadt arbeitete auf
einen Neubau hin und begann Baustoffe, insbesondere Steine anzusammeln.
Dafür nützlich waren die Steinstrafen, mit denen Bäcker,
Brauer und Metzger belegt wurden, wenn sie gegen die Lebensmittelverordnung
verstießen. Außer-dem soll es dem Dachauer Pfleger Wilhelm
Jocher (1565-1636) gelungen sein, sich 30.000 Steine 86)
aus dem Burgabbruch von 1546 zu sichern (wo waren die 70 Jahre lang gelagert
?). 8000 Ziegelsteine steuerte der Freisinger Bischof bei 86).
Der Kurfürst Maximilian stiftete den Hochaltar, die Kurfürstin
Elisabeth das Chorgestühl. Jocher selbst streckte 300 Gulden zinslos
vor 86).
Der
Bau wurde dem Münchner Hofbaumeister und Planer Hans Krumpper
(1570-1634) übertragen. Der Auftrag wurde von den Beteiligten,
drei Ratsherren und dem Baumeister, auch tüchtig begossen.
Die Rechnung weist aus, dass sie zu viert 12 Kannen Wein, d.h.,
rd. 25 Liter, getrunken haben. Die hochkarätige Bauleitung
war sicher den engen Bindungen Dachaus zum bayerischen Herrscherhaus
zu verdanken, die auf der Burg, die an der Stelle der heutige Wieningerstraße
stand 146),
ihren Sommersitz eingerichtet hatten 84)
.
|
Älteste Ansicht der Dachauer
Kirche
auf dem Grabstein von Schwankhler 1606
|
|
Krumpper,
seit 1592 ein Schwiegersohn seines Vorgängers im Hofbaumeisteramt
Sustris,
war einer der führenden Baumeister seiner Zeit in Bayern und
hauptberuflich am bayer. Herzogshof tätig. Zum Zeitpunkt des
Dachauer Kirchenbaus arbeitete er auch an Plänen für den
Umbau des Freisinger Doms 16),
die allerdings
nicht verwirklicht wurden. Sein Hauptwerk, die von 1621 bis 1623 errichtete
Paulanerkirche in München, wurde1902 abgebrochen. Als Hofbildhauer
entwickelte er aus dem niederländisch-italienisch geprägten
Manierismus die eigenständige frühbarocke bayrische Plastik.
Zu seinen wichtigsten Werken in München gehören die Residenz,
(Fassade, Patrona Bavariae, Wittelsbacher Brunnen), der Dianatempel
im Münchner Hofgarten, und die Überbauung des Grabmals von
Kaiser Ludwig dem Bayern in der Frauenkirche. Krumpper zählt
auch zu den bedeutendsten Bildhauern des Frühbarock in Deutschland;
seine Großbronzen gehören zu den besten Leistungen seiner
Zeit 30)
. |
Am 15.4.1624 begann der Abbruch
der alten Kirche und am 9.Mai des gleichen Jahres fand die Grundsteinlegung
statt.
...mehr zum Grundstein...
Bauarbeiten ab 1624
Die Maurerarbeiten führte der Münchner Georg Ernst aus 86).
Krumpper hatte das neue Langhaus als dreischiffige Halle mit über-breitem
Mittelschiff und mit schmalen Seitenschiffen konzipiert. Je vier Säulen
mit kreuzförmigem Grundriss trennen Mittelschiff (mit Kreuzgewölbe)
und Seitenschiffe (mit querliegenden Tonnengewölben).
Pfeiler und Stuckbänder waren in hellem Grau, das Gewölbe in
gelblichem Ocker, die Seitenwände in gedecktem Weiß gestrichen.
Die Farben hatten als Grundlage holzgebrannten, mehrere Jahre lang abgelagerten
Sumpfkalk, der vollständig atmungsaktiv ist. 44)
Hinweis: Säulen in der Kirche
haben nicht nur statische Aufgaben. Sie sind auch Symbol für den
Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden Himmel und Erde. Deshalb
ist die Säule vor allem an Altären eine beliebte Bauform.
Die Bauarbeiten dauerten
bis 13. Sept. 1625.
Als Zimmermeister waren Kaspar Weinbuech/Weinbusch 115)
aus
Dachau und sein Palier Christoph Pfall beteiligt 113);
das Bauholz brachten Dachauer Flößer auf der Ammer/Amper aus
den Wäldern von Peiting und Schongau heran; sie waren seit 1608 zur
Ammer-Flößerei privilegiert.
Weinbuech zimmerte für die neue Kirche 1627 auch neue Emporenstühle.
Hans Degler aus der Münchner Künstlerfamilie steuerte
ein stehendes Jesuskind und zwei geschnitzte Köpfe bei
37)
.
Der erste Gottesdienst im Neubau fand am 31.Oktober 1625 statt. Die Weihe
der Kirche erfolgte vier Jahre später, am Jakobitag (25.7.) des Jahres
1629
66)
durch den Freisinger Diözesanbischof
Veit Adam von Gepeckh
(der 1584 in Arnbach geboren worden war). Im Jahr 1629 wurden auch noch
die Empore und Jocherkapelle errichtet.
Der Staatsmann und Pfleger Wilhelm Jocher beteiligte sich auch
mit eigenen Mitteln an der Finanzierung. Er streckte, wie erwähnt,
300 Gulden ohne Zinsen vor, beglich Maler- und Kistlerrechnungen in Höhe
von 796 Gulden, organisierte 600 Gulden von den befreundeten bayerischen
Herzögen Wilhelm V. und Maximilian I. und spendierte über 800
Gulden für den neuen Hochaltar von Krumpper und Thonauer. Dieser
Hochaltar soll ein Altarbild des Münchner Hofmalers Johann de
Pay enthalten haben; ein Restau-rator aus dem Jahr 1781 glaubte sogar,
darin ein Gemälde von Peter Paul Rubens erkannt zu haben. Das Altarblatt
wurde 1810 entfernt, sodass der Maler heute nicht mehr festgestellt werden
kann. ...mehr über de
Pay...
Auf einem 'rötlichen
Märbelstein' (Marmorstein), der neben dem Südportal außen
eingemauert ist, macht uns eine verwitterte Inschrift mit der Baugeschichte
bekannt:
|
"Den 15.Aprilis
Ao. 1624 Hat man die alte Vil zue Enge Khirchen angefangen abzuebrechen.
Den 9.May hernach man dan die Erste Stain gelegt. Den 31.October Ao
1625 ist der Erste Gottsdienst ge Halten. Alleß durch hilf Und
Züthuen Gottsferchtiger Hochen und Nidern stands persohnen wie
solches Alles In einem absonderlichen Buech verzeichnet. Gott dem
Herrn Sei lob Und danckh der welles Reichlich belohnen. 1627."
146)
|
Der Bau der Kirche
stand am Ende einer seit 1550 andauernden Blütezeit des Marktes
Dachau. Dass diese schon drei Jahre nach der Einweihung, im Jahr 1632,
so jäh enden würde, konnte man damals nicht absehen; der Dreißigjährige
Krieg war 1629 weit weg, in Norddeutschland, und die katholische Partei
stand kurz vor dem Sieg. Während der 80-jährigen Blütezeit
wurden die Kirche, der neue Friedhof, das Schloss und das Rathaus errichtet,
alles teure Objekte.
Dreißigjähriger
Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg hat Dachau schwer gelitten. In
der Chronologische Geschichte von Dachau, schilderte der Verfasser Reithofer
1816 den Schwedeneinmarsch 1632 so: 04)
|
"Die Schweden
drohten den Markt abzubrennen und machten sogleich den Anfang mit
den Häusern des churfürstl. Kastners Grimm's und Menzinger's.
... Die benachbarte Roth-Schwaig des Klosters Indersdorf von ihrem
Erbauer, dem Probste Johann Rothhut so genannt, wurde abgebrannt in
diesem Jahre, die Kirche aber noch erhalten "
|
Die Bürger Hanns Seehuber vom
Rath und der Bierbrauer Paul Purgmair konnten beim schwedischen Obersten
Panier erreichen, dass Schutzwachen zur Sicherheit der Bürger aufgestellt
wurden. Doch die Kosten dafür waren hoch: Sie betrugen 1632 und 1633
jeweils 485 Gulden jährlich. Nach dem Weiterzug des schwedischen Heeres
Richtung Freising, wird berichtet, dass "die Bauern der Gegend mit
einzeln angetroffenen Schweden kurzes Standrecht hielten und sie "ohne
weiteres entmannten". 04)
1632 war der Kirche zwar
nicht gebrandschatzt, aber später doch geplündert worden. Dies
berichtet ein Schreiben des Dachauer Pfarrers an das Ordinariat in Freising
vom 12.April 1641 01).
Die Bausubstanz war zwar noch vorhanden, nur das Dach war renovierungsbedürftig.
Aber alle Messgewänder und kirchlichen Geräte waren geraubt
und 1935 die Orgel zerstört worden. Leidtragender war auch der Organist,
der bis zur Aufstellung der neuen Orgel 1640 nur ein vermindertes Gehalt
erhielt (13 Gulden jährlich statt 30) 129)
Über den zweiten Einfall im April 1633 berichtet Prof. Liebhart:
"Dachau wurde belagert, gestürmt und ausgeplündert. Die
Beute von 300 Proviantwägen war groß, da hier bayerische Reiterei
und Fußvolk mit entsprechendem Proviant in Quartier lagen. Man zählte
300 tote Bayern, 600 gingen in Gefangenschaft. 300 Proviantwagen fielen
neben Anderem den Feinden in die Hände.
04)
Zehn Dachauer Bürger zeichneten sich durch besondere Tapferkeit
und durch ununterbrochenen Wachdienst aus. Freund und Freund wechselten
sich im Laufe des Jahres ab. Ein Jahr später brach die Pest aus.
Eine Folge war, dass die Dachauer Jahrmärkte schlecht oder gar nicht
besucht wurden."
145)
"In den Jahren 1634 und
1635 dauerten die Quartiers- und Schutzwachen-Lasten fort", schreibt
Reithofer. 04)
"Da
die Soldaten die Kirchenorgel zerschlagen hatten, mußte den Frevel
der Schulmeister büßen, der statt 30 Gulden nur 13 Gulden Besoldung
für letztgenanntes Jahr erhielt. So wurden für dießmal
auch die Fastenpredigten eingestellt".
1641 hatte man sich wieder
zwei Kelche beschafft sowie (1639) eine Monstranz vom Augsburger Goldschmied
Georg Ernst (+1651) für 202 Gulden
120);
für die Finanzierung war man aber auf Stiftungen, Sondersteuern und
Einnahmen aus "langwürigem opffern" angewiesen. Denn die
Einnahmen aus dem Zehent waren weggebrochen, weil die Bauernhöfe
entweder abgebrannt waren ("ganz öedt ligen") oder nur
noch die halbe Pacht erbrachten. Auch die Frühmess-Stiftung hatte
ihre finanzielle Grundlage verloren, weil das gestiftete Haus "Güettl"
abgebrannt war. Damals war Augsburg das Zentrum der Silber- und Goldschmiede.
49)
1643 fasste der Künstler Thomas Holzmair
eine Jakobsstatue und ein Jakobusbild auf einem Opferstock neu, drei Jahre
später malte er Bilder der guten und bösen Beichtkinder und
1650 fasste er zwei Marienstatuen und Bemalte ein Banner mit den Rosenkranzgeheimnissen
für je 12 Gulden und 15 Kreuzern 131)
Aus dem Jahr 1647 ist uns noch bekannt, dass der Zimmerer Johann
Cläßl
aus Dachau eine neu Treppenturmtüre
im sog. Schneck eingebaut hat. 116)
1648, kurz vor dem Ende des Krieges, wurde die Kirche von den abrückenden
Schweden in Brand gesetzt 62).
Aus Rachsucht für den Überfall im Dachauer Moos, bei der der
schwedische General Wrangel nur knapp (unter Zurücklassung seines
Degens) entkam. Dabei gingen auch "die hiesigen pfarrlichen Einschreib-Bücher,
namentlich das der Getrauten, zu Grunde".
04)
Die meisten Dachauer flohen aus der Stadt. "Nur der (eben
erwähnte) Zimmerer Johann Cläßl
und Leute in 28 Häusern blieben
1648 in Dachau" zitierte Max Gruber. 113)
Neuanschaffungen nach
dem 30-jährigen Krieg
ab 1650
Nach den Beschädigungen und Zerstörungen des 30jährigen
Kriegs musste zunächst das Kirchengebäude wieder repariert werden.
So ist bekannt, dass der Kistler Hans Pillmayr aus Dachau neue
Kirchenstühle fertigte (Pillmayr gehört zu den zehn Dachauer
Bürgern, die sich 1632 gegen den eingefallenen schwedischen Feind
besonders ausgezeichnet haben). 112)
- 1658 erledigte
Ludwig Huber
aus Dachau Glaserarbeiten; dgl. auch 1666 (für 14 fl. .41 kr.) und
1673 (4 fl. .30 kr.) 117)
- 1658 war
der Schmied Caspar Mayr
aus Berg bei Tuntenhausen als Glockenumhänger tätig.
Das weist auf eine Reparatur der
Glocken oder
der Glockenstühle hin.
118)
- 1660 reparierte Lorenz
Schnitzenbämer
aus Freising, der Sohn von Martin Schnitzenbämer,
die Turmkuppel 113)
- 1661 schnitzt
der Bildhauer Matthias Schütz (1610-1683) eine
Marienfigur für St.Jakob (15 fl. 45 kr.)
114)
- 1662
vergoldeten die Nachfolger von Thomas
Holzmair für 20 fl.
die Turmknöpfe
131)
- 1665 baute der Münchner Kistler Hans Hermundt
einen Tabernakel für den Johannesaltar 42)
und
- 1671 erstellte der Kistler Veit Klumayr einen Orgelkasten 112).
- 1674 lieferte der Bildhauer Johann Georg Lillius einen "Tabernakel
aus Blumen und Rosen sowie zwei Maybüsche um 6 fl. " 114)
ab 1675
Eine Generation nach dem Krieg, 1678, waren wieder genügend Mittel
vorhanden, um nicht nur den Turm zu erhöhen, sondern auch einen neuen
Xaveri-Altar unter der Empore errichten zu können. Der Kunstschreiner
Franz
Prugger erstellte eine
"neue Kuppel über
den Taufstein". 42)
- 1678 wurde der "neue Altar unter der Empore" von Franz
Prugger mit einem neuen Gatter und Antritt sowie 2 Kniebänken
ausgestattet.
42)
- 1678 verglaste Glasermeister Ludwig Huber
auf dem erhöhten Turm das Fenster zur Turmuhr 117)
- 1678 hängte der
Schmied Caspar Mayr aus
Berg bei Tuntenhausen neue Glocken auf 118)
- 1680 fertigte Zimmermeister Johann Rainer
aus Dachau ein Postament für den wächsernen Jesus 113).
Nach
Max Gruber hat Rainer auch die Wachsfigur selbst geschaffen.
- 1681 folgte eine neue "Urständ Christi" (eine
Figur des Auferstandenen), außerdem erhielt die Uhr an der Decke
ein neues
Ziffernblatt
(von Franz Prugger)
42)
- 1685 wurde
ein neues Kirchenpflaster im Chor aus "Marbelstein" (Marmor)
gelegt. Der Kistler MartinPrugger
erneuerte die
Türe
zum Turm 42)
- 1688 erhielt St.Jakob einen neuen Ölberg; den Ölbergchristus
schnitzte Joh.Ulrich Gailler (1668-1704) aus Bergkirchen 19)
(der
in Einsbach die Figuren SS.Apollonia und Barbara geschaffen hat) 19).
- 1690 wurde
eine Kapelle vor dem Weblinger Tor errichtet, ein Jahr spät er konnte
die Kirche die Schulden, die sie für den
Turmbau aufgenommen
hatte, zurückzahlen.
- 1690 verglaste
man außerdem die Fenster der Jakobskirche neu. Glasermeister Ludwig
Huber verrechnete 39
Scheiben
für die Kirche und die Kapelle vor dem Weblinger Tor, zwei Fenster
mit 62 Scheiben in Blei und ein rundes
Fenster in
Blei.
117)
- 1696
wurde die Friedhofsmauer erneuert, danach der Totenkerker (= Karner oder
Beinhaus) verändert und ein neues
Kirchendach
aufgesetzt.
- 1697 versetzte der Zimmerer Kaspar Stadlberger aus Lampertshausen
die Orgel auf die neue Empore
113).
- 1698 führte der genannte Zimmerer Kaspar Stadlberger Dachreparaturen
von 22 fl. 20 kr. aus 113).
- 1699 wurden
die Apostelfiguren von Joh.Ulr. Gailler ausgebessert 19).
- 1699 setzte
Glasermeister Johann Mörtan
zwei große Scheiben im Altarraum ein. Er verrechnete dafür
32 fl. 3 kr.
117)
.
Ansicht 1654 |
Die
beiden Stiche zeigen jeweils die neue Kirche.
Links ein Stich von Matthias Merian um 1654. Hier sehen wir
die Kirche von Südosten. Der noch aus gotischer Zeit stammende
Turm scheint aber etwas zu breit geraten.
Rechts die Ansicht der Kirche um 1696 von Michael Wening (aus Nordwesten).
Es zeigt die Kirche mit dem 1678 erhöhten und mit einer
Zwiebelhaube und Laterne versehenen Turm. |
Ansicht 1678 |
ab 1700
Michael Wening fügte seinem Stich folgende Beschreibung an:
|
"In der Pfarrkirch
darinn die Bruederschafften Corporis Christi und deß heiligen
Rosenkrantz auffgericht ist S.Jacobus Major Schutz-Patron dessen silbernes
Brustbild sonderbar hoch geachtet wird; benanntlich aber hat allda
seinn eygne Grabstatt Herr Wilhelm Jocher von Hechenrhain etc. Churfürstl.
geweßter Geheimber Rath und Haupt-Pfleger allhier sambt seiner
Ehefrauen welcher für arme und elende Leuth in disem Marck und
Gericht wie auch zu Erbauung eines neuen Spitals allhier ein zimbliche
Summa verschaffet hat.... Ausser deß Marcks vor dem Weblinger
Thor stehet ein nit längst erbaute schöne Capell U.L.Frauen
von Alten Oeting; Item ein andere saubere Capell mitten in dem allerseyts
mit Maur eingefangnen Gottsacker 02).
|
Michael Wening war im Herbst 1696 nach Dachau gekommen, um die Entwürfe
für seine Dachau-Stiche anzufertigen. Er logierte bei Johann Ulrich
Pinzer gegenüber dem Rathaus. Die Kosten dafür hatte auf kurfürstlichen
Befehl die Dachauer Marktkammer zu tragen. 4 Gulden 4 Kreuzer betrug die
Rechnung für Kost und Logie "als er den Markt allhier delinieret
hatte". 104)
|
Michael Wening
(*11.7.1645 in Nürnberg, + 18.4.1718 in München) erstellte
in seiner vierbändigen Beschreibung des Kurfürsten- und
Herzogtums Ober- und Niederbayern rd. 750 Kupferstiche bayerischer
Schlösser, Klöster und Kirche.
103)
Finanziell lohnte sich die Arbeit nicht. Dazu schrieb er:
"Ich hab mit Herzeleid ansehen müssen,
wie ich in dieses Werkh über 6000 Gulden hineingesteckt, doch
seyne frucht in hoechster noth brodlos nit hab genüßen
können, sodaß ich die Zeit seither schier hätt krepieren
muessen". 2)
|
Neuer Choraltar
1702
In dieser Zeit fand der beim Neubau der Kirche vom Hofbaumeister Hans
Krumpper gestaltete, inzwischen 75 Jahre alt gewordene Choraltar/Hochaltar
keinen Gefallen mehr. Man sammelte Geld für einen neuen Altar und
konnte schon 1702 für mehr als 1239 Gulden einen neuen Hochaltar
von Franz Prugger (1638-1736)
aufstellen. Prugger erhielt für den Altar und den Tabernakel 350
Gulden.
Die Spenden gingen nach Gerhard Hanke auch deshalb so zahlreich ein, weil
die Kurfürst Max Emanuel rigoros die Barmittel hoch besteuern ließ.
Da spendeten die betuchten Bürger lieber, machten sich einen Namen
als Stifter und sorgten so für ihr Seelenheil, als dass sie Steuern
zahlten. Auch die Kirche gab ihre Überschüsse sofort wieder
für neue Anschaffungen aus, um zu verhindern, dass ein großer
Teil davon als staatliches Zwangsdarlehen eingezogen wird. In der Zeit
der österreichischen Besatzung 1704-1714 erwarb man aus diesem Grund
eine neue Orgel (1706), eine Kanzel (1707 von Franz Prugger 80 fl. ),
die Dacheindeckung (1708) und ein neues Pflaster im Kirchenschiff -wieder
aus Marbelstein- (1710).
Um das Jahr 1740 hatte die Jakobskirche
in Dachau acht Altäre. Dies berichtet die Schmidt'schen Matrikel.
06)
Neben den drei noch heute erhaltenen, zwei weitere unter
der alten Empore, die den Heiligen Joh.Nepomuk und dem hl.Franz Xaver
geweiht waren und die bei der Kirchenerweiterung 1926 abgetragen werden
mussten; die Altarblätter sind noch im Kirchenraum vorhanden (siehe
hier..)
Dazu noch zwei weitere Altäre, von denen noch die Altarblätter
(St.Leonhard und St.Sebastian) im Chorraum erhalten sind.
Wo der achte Altar, ein weiterer Marienaltar, gestanden ist, ist
mir nicht bekannt.
Schmidt'sche Matrikel 1738 06)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte
der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien der Diözese Freising,
die er in der nach ihm benannten
Schmidt'schen Matrikel kurz beschrieb. Die Pfarrei St.Jakob
wurde damals seit 1731 von Pfarrer Michael Ambacher betreut. Das Besetzungsrecht
(für neue Pfarrer) wechselte monatlich zwischen dem Bistum Freising
und dem bayerischen Kurfürsten (=Monatspfarrei; dabei konnte der
Bischof einen neuen Pfarrer bestellen, wenn der Vorgänger in den
sog.päpstlichen Monaten-ungeraden Monaten wechselte oder verstarb,
andernfalls der Herzog). Der Pfarrhof wird als neu erbaut beschrieben.
Die Zahl der Gläubigen hatte sich in den vergangen 200 Jahren mehr
als verdoppelt und betrug 1155 Communicantes 57);
das war nach Vierkirchen und Indersdorf die drittgrößte Pfarrei
im heutigen Landkreis.
Die Pfarrei hatte drei Filialen, nämlich in "Prittelbach, Etzenhausen
et Gobbertshoffen". Dazu kamen noch vier Kapellen, St.Nikolaus im
Schloss, eine (ehemalige) Friedhofskapelle neben der Kirche, die
Marienkapelle "Oettinganae" an der Stadtgrenze und die Kreuzkapelle
(Krumpperkapelle) im äußeren Friedhof.
Die Pfarrkirche selbst wird als von schöner Gestalt beschrieben.
Sie hatte acht (!) Altäre. Der Hochaltar war dem Patron, dem
Apostel Jakobus, geweiht. Auf ihm stand der Tabernakel. Deshalb war er
auch der Altar für die Bruderschaft zur ewigen Anbetung des Altarsakraments.
Aber auch die Georgsbruderschaft feierte hier ihre Gottesdienste. Der
zweite Altar war dem hl.Sebastian, der dritte dem hl.Leonhard und der
vierte der Jungfrau Maria von der immerwährenden Hilfe geweiht. Der
fünfte Altar hatte St.Joseph, der sechste St.Franz Xaver als Patron.
Die beiden letzten waren wiederum Marienaltäre: einer war der Jungfrau
Maria und der andere der Rosenkranzmadonna gewidmet. Am letztgenannten
Altar feierte die Rosenkranzbruderschaft ihre Gottesdienste; diese Bruderschaft
war ein Jahrhundert vorher (also um 1640) gegründet worden.
In der Matrikel werden auch Benefizien (Mess-Stiftungen) aus den Jahren
1408, 1714 und 1730 mit ihren Einkünften aufgeführt. Die Beschreibung
endet mit den Hinweisen, dass in der Kirche Taufstein und die Heiligen
Öle, in der Sakristei genügend Messgewänder vorhanden seien.
Im Turm hingen drei geweihte Glocken. Die Einkünfte verwalteten der
Pfarrer und der Magistrat des Marktes Dachau. Im letzten Satz (dem einzigen
in deutscher Sprache) macht Schmidt Angaben zum Vermögen: "Das
eigentliche Vermögen dises Pfarr-Gottshauses ist aus Abgang der Rechnungs-Extracten
nit wißlich, wird sich aber yber 1500 fl. (=Gulden) nit vil
erstreckhen".
Neuer Altar 1810
Um 1810 stiftete Pfarrer Stöger aus seinen Privatmitteln einen
neuen Hochaltar. Er ließ den damals 100 Jahre alten barocken Altar
von 1702 abbrechen und durch einen "aus der Meisterhand des Wessobrunner
Stuckateurs Michael Sporer" ersetzen. Das Altarbild mit der Darstellung
der Enthauptung von St.Jakob schuf der Münchner Maler Prof. Josef
Hauber (1766-1834).
Der erst 1774 erworbene Hl.Blut-Tabernakel (mit einem Blutstropfen Christi)
wurde übernommen. Altarbild und Tabernakel schmücken auch heute
noch die Kirche.
Neubesetzung der Pfarrei 1816
Im April 1816 war der Dachauer Pfarrherr Josef Stöger
gestorben. Daraufhin wurde die Pfarrei im Königlich-Bayerischen Intelligenzblatt
für den Isarkreis (auf Seite 395) für Interessenten unter den
Priestern ausgeschrieben 03):
|
"Die
erledigte Pfarrei Dachau betreffend. - Im Namen seiner Majestät
des Königs.
Die Pfarrey Dachau ist durch den Tod des letzten Besitzers erledigt.
Sie liegt im m Königl. Landgerichte gleichen Namens und im Bisthume
Freysing. Sie zählet 1487 Seelen in einem Umkreise von 2 Stunden,
sie hat 3 Filialen und eine Schule.
Die Pfarrgeistlichkeit besteht in dem Pfarrer, einem Cooperator und
einem Provisor für das dem Pfarrer zugelegte 2.Beneficium. Auch
ist ein Frühmeß-Beneficiat im Markte Dachau. Die Renten
belaufen sich auf 1500 Gulden, die Lasten dagegen auf 800 Gulden.
München, den 30.April 1816 - Königliches General-Commissariat
des Isarkreises
v.Hoffstetten Kreis-Direktor, Rainprechter Secretär." |
Die Pfarrei
und das Benefizium wurden übrigens dem Nabburger Pfarrer Simon Härtl
übertragen.
Beschreibung
1820 127),
128)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 05)
die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei St.Jakob in Dachau wird darin (S.62) wie folgt beschrieben:
|
"Dachau,
Säcul.Pf. (=Monatspfarrei) mit 3 Beneficien, 1 Cooperator und
1 Coadjutor. Pfarrkirche Patron hl.Jak.; ; Kw (=Kirchweihfest) Sonntag
darnach (=nach Jakobi = nach 25.7.)
Beneficien in Dachau:
1) das Frühmeßbeneficium gestiftet 1408 von der Marktgemeinde
und dem Pfarrer Daniel Astaller (Marktmagistrat);
2) das mörzische Beneficium, gestiftet 1714 von Mich.Mörz,
Pfarrer in Haimhausen (Ruralcapitel Dachau)
3) das metzger-zellerische, gestiftet 1730 von Anton Metzger, Pfarrer
in Dachau und Ferd. Zeiler, Stiftsdechant
zu St.Andrä in Freysing (Pfarrer in Dachau).
Letzteres besitzt nunmehr ein jeweiliger Pfarrer in Dachau.
Auf dem Gottesacker zu Dachau befindet sich
eine zum Messelesen geeignete Capelle mit einem Altar, die
Kreuzabnahme Christi vorstellend.
Etzenhausen:
Patron hl.Laurentius Kw: Sonntag nach Matth.
Prittelbach: Gottesdienst durch den Cooperator alle Sonn- und Festtage,
Patron hl.Castul Kw. Sonntag nach
Joh.Bapt.
Goppertshofen: Patron hl.Nicolaus; Kw: 2. Sonntag nach Matth. Gottesdienst
an einigen Festtägen
Seelenzahl:
Pfarrei
Dachau: |
1495
Gläubige in
|
288
|
Häusern |
Dorf
Augustenfeld : |
76 Gläubige in
|
15
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std |
Dorf
Etzenhausen |
176
Gläubige in
|
33
|
Häusern, Entfernung von der
Pfarrkirche: 1/4 Std |
Weiler
Pollen: |
21
Gläubige in
|
3
|
Häusern, Entfernung von der
Pfarrkirche: 1/4 Std |
Dorf
Pullhausen: |
6
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std |
Weiler
Steinkirchen: |
7 Gläubige in
|
1
|
Haus, , Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std"
|
Dorf
Webling: |
20
Gläubige in
|
3
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Stunde
|
Dorf
Prittelbach: |
140
Gläubige in
|
24
|
Häusern,
Entfernung von der Pfarrkirche: 1 Stunde
|
Einöde
Walpertshf: |
9
Gläubige in
|
2
|
Häusern, Entfernung v.d. Pfarrkirche: 1 Std, Filialk.
1/8 Std |
Dorf
Goppertshofen |
46 Gläubige in
|
8
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1 Std |
|
Neue Fenster und Altarbilder 1855
Einer Zeitungsmeldung vom 17.9.1855 149)
ist zu entnehmen,
dass neue Kunstwerke für die Kirche beschafft wurden:
|
....
wir wollen die zahlreichen Leser des Blattes von Zeit zu Zeit benachrichtigen,
was und wo schönes bezüglich der bildenden Kunst ersteht.
So wollen wir dieselben auf das nahe bei München gelegene Bergstädtchen
Dachau hinweisen, welches aus eigenen Mitteln in dortige Kirche fünf
große Glasfenstergemälde von Aumüller, nebst neuen
Altarbildern, gemalt von Engelbert, anfertigen ließ... |
Kurzbeschreibungen
1867 und 1868
Die Bücher "Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs
Bayern" und "Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern",
beide von Joseph Heyberger enthalten ein Kurzbeschreibungen von Dachau.
Darunter auch Bemerkungen über religiöse Einrichtungen 11):
"1867: 1. Dekanat Dachau: 30 kath. Pfarreien, 26 kath. Schulen,
3 Filialinstitute der Armen Schulschwestern (Weichs, Dachau
Lauterbach), 1 Filialinstitut der barmherzigen Schwestern mit Erziehungsanstalt
für arme Kinder in Indersdorf,
1
Localkrankenhaus.
2. Das Bezirksamt
Dachau besteht aus 233 Orten. Darunter 1 Markt, 88 Dörfer (darunter
29 Pfarrdörfer, 44 Kirchdörfer),
81 Weiler, 63 Einöden und Mühlen, 13 Schlösser. Das Gebiet
hat 18.573 Seelen, darunter 103 Protestanten,
14 Reformierte, 91 Mennoniten, die 3817 Familien bilden und in 3101 Häusern
wohnen. Daneben bestehen 249
öffentliche
Gebäude und 2783 sonstige Gebäude. Die Zahl der Gemeinden beträgt
56." 09)
Statistik
19.u.20.Jh
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden
immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen
(Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien
beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich;
sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte
teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
Pfarrei 123)
1826:
Pfarrei mit 1766 Gläubigen
1830: Pfarrei mit 1800 Gläubigen
1835: Pfarrei mit 1873 Gläubigen
1840: Pfarrei mit 1912 Gläubigen
1845: Pfarrei mit 1994 Gläubigen
1847: Pfarrei mit 1904 Gläubigen 20)
1850: Pfarrei mit 1813 Gläubigen
1855: Pfarrei mit 1963 Gläubigen
1860: Pfarrei mit 2020 Gläubigen
1865: Pfarrei mit 2312 Gläubigen
1867: Pfarrei mit 2550 Gläubigen
und 2028 Communicanten
1870 :
Pfarrei mit 2495 Gläubigen
1875: Pfarrei mit 2861 Gläubigen
|
|
Markt/Stadt
1524: 400-500
Einwohner 146)
1752: 986 Einwohner 146)
1830: 1180 Einwohner in 230 Häusern 146)
1852: "Der Markt an der Ammer zählt 349 Familien,
1426 Seelen
und 306 Gebäude". 07)
1868: "Dachau, Markt und Pfarrei im Erzbisthum
München-Freising,
1404 Einwohner in 306 Gebäuden,
davon 3 Protestanten,
2 Kirchen, Schule, Filiale der
Armen Schulschwestern,
mehrere Brücken...." 10)
1895: 3890 Einwohner (davon 98 Protestanten, 2 Isr.,
16 Andersgläubige)
146)
1925: Markt mit 7.148 Einwohnern 97)
1933: Stadt mit 8.234 Einwohnern 97)
1939: Stadt mit 17.472 Einwohnern (davon 1.576 evang.,
13.559 kath. 18
sonst.Christen, 184 jüdisch) 97)
2010:
Stadt
mit 42.506 139)
|
Pfarrei-Beschreibung 1874 12)
Um das Jahr 1870 erstellte der Dombenefiziat
Anton Mayer eine Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising
und veröffentlichte sie 1874 als Buch.
Über die Pfarrei Dachau schreibt er, sie habe 2535 Seelen in 404
Häusern, davon lebten 2061 (in 329 Häusern) im Markt selbst,
die übrigen in Etzenhausen (163), Prittlbach (173), Goppertshofen
(59), Walpertshofen (24) und Würmmühle (21) sowie in Steinkirchen
(nur ein Haus mit 10 Personen nach Dachau) und Webling (nur 24 in 3 Häusern
nach Dachau). Der Umfang der Pfarrei betrage 2 1/2 Stunden.
Über die Pfarrkirche berichtet Mayer: "(errichtet im)
Baustil des 17.Jh. Restaurirt 1854. Geräumigkeit ungenügend.
Baupflicht hat die Kirche. Kuppel-Thurm mit 4 Glocken. Im Inneren 6 Altäre...
Orgel mit 16 Registern. Gottesdienste regelmäßig. Donnerstag-Aemter
mit Procession. Stiftungen: 59 Jahrtage, 302 Jahrmessen und die von Prof.Dr.
Josef Ziegel gemachte und 28.Sept.1869 confirmirte (bestätigte)
Mai-Andachtstiftung. Täglich Rosenkranz. Bittgang nach Andechs
am Samstage vor Christi Himmelfahrt und nach Puch bei Bruck zur hl.Edigna,
gewöhnlich Ende Juni, auf Ansuchen mit geistl. Begleitung. Cemeterium
(Friedhof) neu hergestellt und benediciert im October 1865, 10
Minuten von der Pfarrkirche entfernt, an welchem die Gemeinde Baupflicht
hat. Bei selbem ist eine hl.Kreuz-Capelle (Krumpperkapelle) und
ein im Jahr 1866 erbautes, 1867 benediciertes Leichenhaus.
Mesner wohnt im Meßnerhaus und vertritt bei geringeren Leichenbegängnissen
die Cantorstelle. Sonst ist Cantor und Chorregent der Lehrer. Der Dachauer
Pfarrer von 1874 war kein Landwirt mehr. Das Widdum, der Pfarr-Bauernhof
war bis auf 3 Tagwerk Krautäcker verkauft. Er wohnte -zusammen mit
einem Cooperator in dem 1858 erbauten Pfarrhaus. Die Coadjutorstelle war
1874 wegen Priestermangels nicht besetzt.Das Kirchenvermögen betrug
damals 26.279 Gulden.
Geplante
Schlosskirche als Ersatz für die Pfarrkirche
14)
Ende des 19.Jh. war klar geworden,
dass die Kirche St.Jakob für die wachsende Zahl der Katholiken in Dachau
zu klein war. Auch Anton Mayer hatte in seiner Beschreibung von 1874 festgestellt:
" Geräumigkeit ungenügend".
Plan für Schlossberg-kirche
1892
- von vorne -
|
Da hatten die Dachauer Gemeindeväter
und ihr Pfarrer einen kühnen Plan: Sie wollten das verfallene
Schloss erwerben und aus dem vom Abriss 1803 verschonten Teil eine
Kirche gestalten. Links und rechts des Schlossflügels wollten
sie in Richtung Markt zwei wuchtige Türme setzen und daneben
zwei Querschiffe anbauen. Dachau würde durch diesen Kirchenbau
auf stolzer Höhe im Gesamtbild gewinnen. Bei einer Breite ohne
Querschiff von 11 Metern und einer Länge von insges.80 Metern
wären die Proportionen allerdings sehr ungewöhnlich gewesen.
Die Kirchenverwaltung unter ihrem rührigen Pfarrherrn Martin
Hartl (1888-1895), dem Bruder des Weihbischofs Alois Hartl, ließ
einen Plan fertigen und reichten ihn mit Datum vom 4.Nov. 1892
bei der kgl. Bayer. Regierung ein. Details aus dem Plan sehen sie
links und rechts.
|
Plan für Schlossbergkirche
1892 - Seitenansicht
|
Das Generalkonservatorium der
Kunstdenkmäler und Altertümer in Bayern, das von der Regierung
zur Stellungnahme aufgefordert worden war, äußerte aber erhebliche
Bedenken: Das Dachauer Schloss stelle auch in seiner verkleinerten Form
als imposantes Denkmal einer der bedeutendsten Perioden des Wittelsbachischen
Königshauses dar und verdiene es, unverändert als Schloss erhalten
zu werden. Außerdem werde auch der Hofgarten bei einer Umgestaltung
zur Kirche seinen Charakter als einstiger herzoglicher Lustgarten verlieren.
Im Inneren des Schlosses, im großen Saal, seien noch Wandfresken
aus der Erbauungszeit um 1560 mit mythologischen Figuren erhalten, die
nicht in einen Kirchenraum passen würden. Außerdem müsste
man die jetzige Jakobskirche schon aus Denkmalschutzgründen weiter
erhalten.
Den entscheidenden Grund lieferte das königl. Bayer. Finanzministerium,
das von der Pfarrei Dachau als Ablöse 30.000 Mark forderte, damit
es für die im Schloss untergebrachten Behörden neue Räume
beschaffen könne. Das war eine absurd hohe Forderung, die alle Pläne
zunichte machte. Unter den Neinsagern war übrigens auch der damalige
Bayerische Kultusminister Dr.August von Müller, der in dem 1890 abgebrochenen
Augsburger Tor in Dachau geboren worden war.
Aber es gab auch viele Bürger und Pfarrangehörige, die sich
gegen die Schlossbergkirche wandten. Für alte Leute war es schon
beschwerlich, zur Jakobskirche zu kommen; zum Schlossberg wären es
noch einige Höhenmeter mehr gewesen. So hieß es: "für
alte Leute fürwahr schon ein Kreuzweg, bevor sie zur Kreuzwegandacht
kämen !"
mehr zur Stadt und dem Schloss Dachau
vor rd.200 Jahren können Sie in einem Reisebericht des Joseph v.Obernberg
aus dem Jahr 1816 lesen. Klicken
Sie hier....
Beschreibung
1895 05)
Die Pfarrkirche
St.Jakob in Dachau ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Ich habe
den umfangreichen Text, der die Kunstgegenstände nach dem Stand am
Ende des 19.Jahrhunderts, also vor der Verlängerung der Kirche 1926,
aufzählt und bewertet, auf eine eigene Seite gelegt.
Wenn Sie ihn lesen möchten,
klicken Sie hier...
Erweiterung
des Kirchenschiffs 1926
Die schon um 1890 geplante Vergrößerung des Kirchenraums (ersatzweise
auch den o.e. Umbau des Schlosses oder die Errichtung eines Neubaus im
Unteren Markt) ließ lange Zeit auf sich warten.
Die angestellten Überlegungen gibt am besten der Bericht von Architekt
Dr.O.Doering wieder, der 1917 schrieb: 107)
Der 1926 neu angebaute Teil der Kirche mit Zugang und Treppe.
|
|
"Die
Frage, was hier im Interesses des vermehrten Bedarfes zu geschehen
habe, ließ sich verschieden beantworten. Vom Standpunkte
der Denkmalpflege am weitesten ging die Auffassung, der auch
ich mich seiner Zeit angeschlossen habe, von jeglicher Änderung
überhaupt abzusehen, die alte Kirche zu lassen und zu erhalten,
wie sie ist und an passender sonstiger Stelle eine neue zu errichten.
Die entgegengesetzte Anschauung vertrat den Wunsch eines völligen
Neubaus an Stelle der abzubrechenden alten Kirche. Den Sieg
trug eine vermittelnde Meinung davon. Sie ging auf einen Erweiterungsbau
aus. Die Schwierigkeiten eines solchen war sehr erheblich. Galt
es doch die Lösung des Problems, auf sehr geengtem Raume
große Zutaten zu schaffen, die dem Charakter der alten
Kirche wie des Ortsbildes sich verständnisvoll anzupassen
hätten." |
Nachdem der Entschluss für
den Erweiterungsbau gefallen war, wurde ein Architektenwettbewerb
ausgeschrieben, an dem die Münchner Professoren Richard Berndl,
Fritz Fuchsenberger, Rupert von Miller und Hermann Selzer sowie
der Augsburger Architekt Michael Kurz teilnahmen. Verlangt wurde
eine Nutzungsfläche von 1200 qm. Die Baukosten sollten 130.000
Mark nicht übersteigen.
Es dauerte dann aber noch
9 Jahre, bis man im Jahr 1926 das Langhauses um ein Joch
nach Westen verlängerte. Wahrscheinlich hatten die Unsicherheiten
nach dem 1.Weltkrieg und die Inflation 1923 die Umsetzung der Pläne
von 1917 verhindert. Den Planungsauftrag erhielten aber keiner der
Architekten von 1917, sondern Hans und Paul Gedon, München
86).
Da sich im Anschluss der Marktplatz von Dachau befand, gestaltete
man die Westseite als Schauseite aus.
|
Umgestaltung 1966
Im Zuge der Liturgiereform
des 2.Vatikanischen Konzils wurde die Kirche 1966 unter Leitung des Münchner
Bildhauers Reinhold Grübl umgestaltet. Der Hochaltar erhielt im Auszug
eine Christusstatue, die Apostelfiguren aus der Zeit um 1625 wurden von
den Außenwänden an die Pfeiler des Kirchenschiffs versetzt,
die Fenster erhielten Butzenscheiben.
Der neue Zelebrationsaltar (Volksaltar) und der Ambo (von Blasius Gerg)
kamen erst 1976 dazu.
Umgestaltung
2023
Die
umfangreichen Sanierungsarbeiten 2023 daurten von Januar bis Mitte
September. Die Arbeiten umfassten die komplette Innenausstattung,
von der Haustechnik bis hin zu den Heiligenfiguren. Dazu gehörten
die Behebung von Putzschäden, das Reinigen und Weißeln
der Innenwände, die Reinigung der Figuren (dafür konnten
Figuren-Patenschaften übernommen werden), die Erneuerung der
Bankheizungen und der Lautsprecher-anlage. Die Kosten haben rd. 625.000
Euro betragen, die zum großen Teil von der Pfarrei finanziert
werden mussten. 154).
Der Kulturausschuss des oberbayerischen Bezirkstags steuerte 41.000
Euro bei. 159).
Während der Zeit der Renovierung fanden die Gottesdienste im
benachbarten Pfarrheim von Sankt Jakob statt. Zum stillen Gebet blieb
der Raum unter der Kirche geöffnet, in dem kurz
vor Ostern das Heilige Grab eingerichtet ist. 153).
156)
|
Benefizien
Benefizien sind Stiftungen
von Geld oder Grundstücken, aus deren Ertrag die Kosten für
eine bestimmte Anzahl von Messen für das Seelenheil von Verstorbenen
bestritten werden sollten (Mess-Stipendien). Die Kosten umfassten
in erster Linie die Bezahlung eines sog. Benefiziaten, eines mit
dieser Aufgabe betrauten Geistlichen und sonstige allgemeine Ausgaben.
Der Benefiziat stand weiterhin im Dienst der Diözese, wurde
aber für diese Aufgabe (manchmal auch nur teilweise) abgestellt.
Im Allgemeinen war das Amt eines Benefiziaten aber begehrt, weil
sie, so Kirchenhistoriker
Marcus Pilz, bis zum
Anfang des 19. Jahrhunderts oftmals vom Seelsorgedienst befreit
waren und somit nur ihre gestiftete Messverpflichtung zu erfüllen
hatten. Hatte man eine solche Stellung erreicht, war man mit überschaubaren
Verpflichtungen ein Leben lang gut bis sehr gut versorgt. In
Dachau gibt es folgende Benefizien:
Eine ausführliche
Beschreibung aller Benefizien finden
Sie hier...
|
Bruderschaften
Bruderschaften
sind kirchlich errichtete Körperschaften, die je nach Ausrichtung
allen Personen oder nur verschiedenen Personenkreisen (Zunftbruderschaften)
offenstehen. Die theologische Wurzel bildet die Vorstellung von der Gemeinschaft
der Kirche, zu der auch die Verstorbenen gehören (Corpus Christi
Mysticum). Ein Hauptanliegen ist das religiöse Totengedenken. Dazu
treten weitere Ziele (Caritas, Förderung individueller Frömmigkeit).
Bruderschaften stehen unter dem Patronat eines Heiligen oder einer Heilstatsache
(wie z.B. die Verehrung des eucharistischen Sakraments). Marianische Bruderschaften
beziehen sich auf unterschiedliche Marienfeste oder Gnadenbilder oder
treten auch als Rosenkranz- und Skapulierbruderschaften auf.
In Dachau gab es folgende Bruderschaften:
- Rosenkranzbruderschaft
....................... |
mehr
dazu... |
- Liebesbund
christlicher Herzen zur Liebe
des Nächsten und zum hl.Herzen Jesu,
Mariä und Josef ................................. |
mehr dazu... |
- Bruderschaft
vom hl.Georg ................... |
mehr
dazu... |
- Johann Nepomuk-Bruderschaft
.............. |
mehr
dazu... |
- Kapitelbruderschaft
............................. |
mehr
dazu... |
- Corporis Christi-Bruderschaft
................ |
mehr
dazu... |
Eine
ausführliche Beschreibung aller Bruderschaften
finden Sie hier...
abgesperrte
Bänke
|
In
den sog. Pandemiejahren 2020 bis
2022 waren die Gottesdienste aus Hygienegründen eingeschränkt.
Das betraf einerseits die Zahl der Gottesdienste, aber auch die Zahl
der verfügbaren Sitzplätze. Denn zwischen den Besuchern,
die zum Maskentragen verpflichtet waren, musste ein Abstand von 1,50
Metern hergestellt werden. Jede zweite Bank war mit Seilen komplett
gesperrt. In den übrigen Bänken durften nur drei Personen
Platz nehmen. |
Frühere Schlosskapelle
Im Dachauer Schloss gab es
natürlich auch eine Kapelle. Sie war zu Ehren des hl.Nikolaus
geweiht. In der Schmidt'schen
Matrikel wurde sie als "picturis antiquis
ornata" (mit alten Gemälden ausgestattet) bezeichnet.
Gemäß einer besonderen bischöflichen Erlaubnis vom
2.11.1719 durfte dort das Allerheiligste aufbewahrt werden, solange
die churfürstliche Familie im Schlosse weilte.
Die Kapelle wurde im Jahr 1800 "demolirt". Der Historiker
Reithofer schrieb 1816 zur Schlosskapelle: "... hatte in der
dasigen Hofkapelle eine Inschrift auf Stein, die die Baugeschichte
des Renaissance-Schlosses wiedergibt: "Posteritati. Illustrissimi
utriusque Bavariae Principes Comit. Palat. Rheni etc. D.Wilhelmus
Ejusque filius D.Albertus vetustiss. hoc castrum ex ruinis prope
restitut. novis aedificiis exornaverunt. Prior MDXLVI. (1546) Alter
XII post Annum Christo Nato". 04),
Auf Deutsch: "Für
die Nachwelt: die erlauchtigsten Fürsten von Ober- und Niederbayern,
Pfalzgrafen bei Rhein, Herzog Wilhelm und dessen Sohn Herzog Albrecht,
haben dieses höchst altehrwürdige, nahezu in Trümmern
liegende Schloss wiederum hergestellt und mit neuen Bauten geschmückt,
der Erstere im Jahre 1546 nach Christi Geburt, der Andere 12 Jahre
danach." 146)
Die Steinplatte ist heute im Vestibül (Eingangshalle)
des Schlosses zu sehen.
|
Schlosskapelle
um 1700 (Bildmitte)
|
Wallfahrten
39)
Interessant
sind auch Berichte von Dr. Gerhard Hanke über die vielen Wallfahrten
und Kreuzgänge, die die Dachauer, teils von der Pfarrei, meist aber
vom Markt Dachau organisiert und finanziert, durchgeführt haben.
Regelmäßige Wallfahrten von Kirchengemein-den in unserer Gegend
sind seit 1500 bekannt-so der Leiter des Diözesanmuseums Steiner.
In Dachau sind sie seit 1618 dokumentiert.
Mehr über die Dachauer Wallfahrtsziele und manch lustige Begebenheit
finden Sie hier...
Restaurierungen
fanden statt in den Jahren:
1854
1977 (außen)
1976
1986 (innen)
2006 hat man die die
Sakristei saniert und umgebaut
2016/17 Beseitigung von Rissen in der Mauer u. Schäden an
Treppen. Neuer Außenanstrich. Kosten 1,4 Mio Euro 126)
Berichte
aus dem Pfarrleben
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben von St.Jakob berichtet. Diese meist in blumiger Sprache
geschriebenen Berichte befassen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Wenn Sie Interesse an den Berichten haben, klicken
Sie hier....
Eine Liste der Dachauer Pfarrer finden
Sie hier...
Baubeschreibung
der Kirche
St. Jakob in Dachau
ist die einzige größere Kirche im Stil der Spätrenaissance
im Landkreis Dachau (daneben nur noch die Kapelle in Essenbach). Sie
ist zudem eine von fünf dreischiffigen Kirchen im Dachauer Land (Petersberg,
Indersdorf, Odelzhausen, Schönbrunn-Klosterkirche)
Südseite
|
Sie wurde in
den 380 Jahren ihres Bestehens nur zweimal unwesentlich verändert:
Der Turm wurde 1677 aufgestockt und das Langhaus 1926 um eine Achse
verlängert.
Der Altarraum
ist etwas breiter als das Mittelschiff, gegenüber der Gesamtbreite
des Langhauses aber eingezogen. Er wurde um 1584 von Friedrich Sustris
errichtet.
Das 1625 erbaute Kirchenschiff ist eine Renaissance-Pfeiler-halle
mit großen rundbogigen Fenstern. Der Westeingang ist über
eine mächtige Freitreppe zu erreichen. Die aus Granit bestehende
Treppe wurde 1994 saniert. Damals brachte man statt der Mauerbrüstung
ein Eisengeländer an.
53)
St.Jakob ist eine der wenigen Kirchen im Dachauer Land, deren Westseite
als Schauseite gestaltet ist. Die 1926 gebaute Westfassade der Kirche
besitzt abgeschrägte Ecken, um der Enge der Straße, der
Unterkellerung der Kirche und der Aufgangstreppenanlage Rechnung
zu tragen.
|
Der
45 m hohe Turm ist stilistisch zweigeteilt. Der obere Teil
mit der Zwiebelhaube entstand in der Barockzeit um 1676, die untere
Hälfte wurde in der Gotik gegen Ende des 15.Jh. errichtet.
Turm
ab 1560
|
Dieser gotische
Unterbau ist das älteste noch bestehende Gebäude Dachaus
27).
Der
frühere Kirchenpfleger Burghart hielt es für möglich,
dass der Turm im Jahrzehnt nach 1403, als Dachau im herzoglichen
Bruderzwist in Flammen aufging, erbaut worden sein könnte.
Kurz vor 1560 hat man ihn umgebaut oder renoviert. Dabei hat
man dem Turm eine Kuppel aufgesetzt, deren Form sich an die
der Schlosstürme anlehnte 86).
Als 1625 das Kirchenschiff neu errichtet wurde, ließ man
den alten Turm stehen und baute die Kirche an den Turm heran.
Doch der überragte mit seinen 23 Metern das neue Kirchenschiff
kaum noch. So hat man 50 Jahre später, in den Jahren 1676
bis 1678, die Turmhöhe durch einen achteckigen Oberbau
mit Zwiebelkuppel und Laterne
(für 2402 Gulden) auf 44/45 Meter verdoppelt. 27)
Über dem rechteckigen, spätgotischen Grundriss erhebt
sich nun der Turm in sieben Geschossen. Dieser achteckige, schlanke
Oberbau hat in jedem Stockwerk eine andere Fassadengliederung.
Seit seiner Erhöhung bildet der Turm zusammen mit dem Schloss
die Skyline der Stadt. |
Rundbogenfries
|
Innen verläuft
im Turm seit 1646 eine Wendeltreppe, auch "Schneck" genannt.
An der Außenmauer ein Rundbogenfries
(aus Ton gebrannt) sowie zwei Blend-nischen.
An der Spitze wird der Turm mit einer Zwiebelhaube (Höhe
5 Meter, Durchmesser 7,30 Meter) und einer Laterne (Höhe
2 Meter) bedeckt. 27)
Da der Abstand zwischen der großen und der kleinen Kuppel
auch 2 Meter beträgt, ist die Zwiebelkonstruktion insgesamt
9 Meter hoch.
Seit 1866 ist die kleine, seit 1913 die große Kuppel mit
Kupfer eingedeckt; vorher waren beide von Zeit zu Zeit nur grün
angestrichen worden. 27)
|
|
Turm
ab 1678
|
Die Kugel über der Laterne und unter dem Kreuz enthält Urkunden
aus den Jahren 1866, 1913 und 1977, die über die jeweils in diesen
Jahren durchgeführten Renovierungsmaßnahmen berichten.
Die Restaurierung 1977 kostete 200.000 DM. Dabei wurde der untere Teil neu
verputzt, die oberste Kuppel neu aufgesetzt und das Kreuz neu feuervergoldet.
26)
Die letzte Renovierung hat man 2016/17 durchgeführt,
nachdem durch Risse in der Mauer Feuchtigkeit eingedrungen war und die Treppen
und Leitersteige aus Holz geschädigt hatten. Bei dieser Renovierung
erhielt die gesamte Kirche einen neuen Außenanstrich. Die Kosten beliefen
sich auf 1,4 Mio Euro 126)
Die erste Uhr der Kirche wurde nicht
außen am Turm, sondern innen im Kirchenraum eingebaut (1629). Mehr
darüber erfahren Sie hier ...
Eine Kirchturmuhr ist seit 1657 vorhanden; sie wurde am
26.Juli 1657 von einem unbekannten Uhrmacher eingebaut. Doch sie scheint
nicht recht funktioniert zu haben; denn schon zwei Jahre später musste
sie vom Dachauer Schlosser Rudolf Otter (für 1 Gulden) und acht Jahre
später vom Münchner Hofuhrmacher Michael Probst für den
hohen Betrag von 75 Gulden renoviert werden. 24)
Im Jahr 1678, unmittelbar nach der Turmerhöhung, hatte der
Münchner Großuhrmacher Melchior Sturmb für 200 Gulden
eine neue Turmuhr beschafft, die sogar alle Viertelstunden schlug. Der
Schlossmaurermeister Johann Öttl brachte die Uhrenschilder an.
111)
1692 wurde das Ziffernblatt unter die Kuppel gesetzt, damit es besser
zu sehen ist. Die Uhr von 1678 hielt (mit mehreren Ausbesserungen) zwei
Jahrhunderte, bis sie 1883 von einer neuen Uhr der Fa. Neher aus München
ersetzt wurde. 24)
Im Erdgeschoss des Turmes ist heute die Ministranten-Sakristei eingerichtet.
Heutige Glocken:
Heute hängen vier Glocken im
Turm. Eine wurde 1936 von den Gebr.Ulrich in Apolda/Thüringen gegossen,
die anderen drei stammen von der Glockengießerei Karl Chudnochowsky
in Erding (1949). 86),
67)
Sie sind auf
auf H - dis' - fis' - gis' gestimmt.
124)
Wenn Sie das Glockengeläute auf youtube hören möchten,
klicken
Sie hier...
Bei der Restaurierung 2016/2017 wurden
die 4 Glocken mit neuen Jochen aus Eichenholz und mit neuen Klöppeln
ausgestattet. 143)
Außerdem
wurde eine Glocke "wegen des Klangs" tiefer gehängt.
126)
. Diese Maßnahmen verbesserten
die Klangqualität aller Glocken erheblich. Vor allem die große
"Festtagsglocke" mit Schlagton H-0 klingt jetzt noch majestätischer
und verleiht dem Gesamtgeläute einen ausgezeichneten Zusammenklang
mit den 3 kleinen Schwestern. 143)
Frühere Glocken 27)
Auch in der Zeit vor 1936 gab es vier Glocken;
die älteste stammte aus dem Jahr 1406 (die jetzt in der Krumpperkapelle
hängt), eine andere war 1468 von Hans von Rosen aus München
118)
gegossen worden. Hans von Rosen war der Vater des berühmteren
Ulrich
von Rosen 119).
Bei der Erhöhung des Turms um 1675 erhielt die Kirche ein
neues Geläute 04).
Die meisten Glocken wurden 1936 an die neu erbaute Kirche St.Peter in
Dachau-Ost abgegeben. St.Jakob erhielt ein neues Geläute. Doch die
vier neuen Glocken waren für den Turm zu schwer. Der Turm begann
beim Einläuten am Vorabend des Christi-Himmelfahrts-Festes 1936 ganz
bedenklich zu schwanken. Man hängte die Glocken ein Stockwerk tiefer,
was wiederum dem Klang schadete. Doch das Problem bestand nur 6 Jahre.
1942 wurden die drei größeren Glocken zu Kanonen eingeschmolzen.
1949 hat man das Geläute wieder komplettiert: Karl Chudnochowsky
in Erding goss drei neue Glocken. Eine davon ist dem hl.Michael, eine
weitere der Jungfrau Maria (mit der Inschrift "Unser liebe Frau von
Dachau") und die dritte dem hl.Josef geweiht. Dazu kommt die kleine,
1936 bei den Gebrüdern Ulrich in Apolda/Thüringen gegossene
und vom Münchner Erzbischof Michael Kardinal Faulhaber geweihte Glocke,
die im Krieg dem Einschmelzen entgangen war; sie ist dem Bruder Konrad
gewidmet.
Auch die kleine, 141 kg schwere Glocke aus dem Jahr 1406, hat den Krieg
überstanden. Viele Jahre lagerte sie auf dem Dachboden der Jakobskirche.
Seit einigen Jahren hat sie ihren Platz im Türmchen der nahen Friedhofskapelle
gefunden. Sie ist die zweitälteste Glocke im Landkreis Dachau.
Eine Auflistung der ältesten Glocken finden Sie hier...
Sonnenuhr
34)
Sonnenuhr
|
Die großflächige
Sonnenuhr mit Tierkreiszeichen
an der südlichen Langhaus-Außenwand malte 1699 Johann
Georg Hörmann (1672-1749), der später auch Bürgermeister
von Dachau war. 86),
35)
Sie zeigt nicht nur die Stunden, sondern auch die Tage und Monate
an. Über dem Zeiger schwebt Chronos, der griechische Titan der
Zeit und Vater von Zeus, mit einer Sense im linken Arm. Er hält
den Zeiger wie eine Posaune. Die Stunden sind auf ein verschlun-genes
Band aufgemalt. Rechts vom Stab befinden sich 6 Stundenangaben, links
nur vier. Der Grund liegt darin, dass die Kirchenwand nicht genau
nach Süden weist, sondern um 15 Grad nach Osten abweicht. Unter
den Stundenangaben sind die Tierkreiszeichen gemalt und um eine Achter-Schleife
herum die Anfangsbuchstaben der Monate geschrieben. Die Tierkreiszeichen
sind durch eine waagrechte Linie mit dem Datum des Beginns (jeweils
19. bis 23. des Monats) verbunden. |
Ganz oben: Steinbock (21.12.),
Linke Seite: Wassermann (20.1.), Fische (19.2.), Widder (21.3.),
Stier (21.4.)
auf der rechten Seite, darunter Zwillinge (21.5.),
ganz unten Krebs (21.6.),
links unten Löwe (23.7.), Jungfrau (23.8.),
Wechsel auf die rechte Seite, Waage (23.9.), darüber Skorpion
(23.10.),
oben rechts Schütze (22.11.).
Eingefasst sind die Monatsangaben von einem gerafften Theatervorhang. Die
Sonnenuhr wurde 1884 und 1954 renoviert.
Wenn Sie über die Dachauer
Sonnenuhr mehr erfahren möchten, kann ich Ihnen den Aufsatz
von Dr.Dorner im Amperland 1980 ("Die Dachauer Sonnenuhr-Eine
Art Gebrauchsanleitung") empfehlen. Bitte
klicken Sie hier...
In einer Nische an der
Außenwand, neben der Sonnenuhr und direkt über dem Südeingang,
steht eine weitere Figur des Patrons St.Jakob.
Die Nische ist mit einer Marmoreinfassung versehen und mit einer
Glasscheibe abgedeckt. Darüber ist in einem Rundfenster das
Jesusmonogramm "IHS" zu sehen.
|
Hinweis:
Die Zeichen IHS sind übrigens griechische Buchstaben (das
H ist ein Eta) und bedeuten "JHS(OUS)"=Jesus. Andere
Deutungen sind: "Jesus, hominum salvator" (lateinisch "Jesus,
Erlöser der Menschen") oder auch volkstümlich "Jesus,
Heiland, Seligmacher". |
|
St.Jakob über dem Südeingang
|
Die ehem. Heilig-Blut-Kapelle von 1629 an der Chorsüdseite
wirkt wie ein barockes Querhaus, dessen Obergeschoss sich gegen den
Chor hin als Empore öffnet. Der Bau ist auch als Jocherkapelle
bekannt, benannt nach dem kurfürstlichen Rat und Pfleger von
Dachau, Wilhelm Jocher, der den Langhausbau veranlasste und förderte.
Sie wurde seit 1774 als Hl.Blut-Kapelle bezeichnet 86).
|
Epitaph für
Wilhelm Jocher 1636
|
1933 wurde sie zur Priestersakristei
mit Empore für die Krankenhausschwestern umgebaut. Diese Empore
brach man aber 2006 wieder ab und versah die Sakristei mit Glas-Stahl-Decke
nach Plänen von Prof.Michael Gaenssler, Mch. 86),
78) .
Jocher (geb.15.11.1565,
gest. 3.5.1636) war Stu-dienkollege des Kurfürsten Maximilian
I. (reg.1597-1651) an der damals einzigen bayerischen Universi-tät
in Ingolstadt, wo er 1592 zum Dr.jur promovier-te. Er hatte mehrere
hohe Staatsämter inne, bevor er Pfleger in Dachau wurde. Jocher
finanzierte die
|
Kapelle und bereitete darin eine Grabstätte
für sich und seine Gemahlin vor. In der heutigen Kirche erinnert noch
ein Epitaph an Guilielm IOCHER (siehe oben). Der Text auf dem Grabstein
lässt die Bedeutung von Jocher erkennen: "Dem Besten und Größten
Gott. Wilhelm Jocher von Egerberg, Rechtsgelehrter, einst 13 Jahre lang
Assessor am höchsten Gericht des Römischen Reichs in Speyer. Dann
32 Jahre Geheimer Rat und Pfleger von Dachau des ehrwürdigsten Herzogs
von Ober- und Niederbayern und Kurfürsten des Heiligen Römischen
Reichs Maximilian" 89)
.
1627 hatte Jocher im Zusammenhang mit
dem Bau der Friedhofskapelle eine ewige Wochenmesse zu seinem und seiner
Verwandt-schaft Seelenheil gestiftet, die abwechselnd am Mittwoch in der
Kapelle, am Freitag in der Jocherkapelle am Friedhof gelesen werden sollte.
Die Messen waren mit einem Kapital von 1100 Gulden ausgestattet worden,
das 62 Gulden Zinsen abwarf und das mit seinem Privathaus abgesichert war.
Nach dem Tod Jochers wurde die Messstiftung in eine Almosenstiftung umgewandelt;
dies hatte er in seinem Testament so bestimmt: Aus dem Erlös solle
"man alle Freytag oder Sambstag, gleich nach der Friehmeß oder
anderer Meß, welche man zue halten pflegt, 24 elendigisten, nothleidenten,presthaften,
armen Persohnen, doch wann sye der Meß beywohnen können, jeglicher
drey Kreuzer auf die Handt soll außgetheilt und die Armen bey der
Meß ieder Zeit für ihne, seine Frau, dero Eltern und Befreundten,
zuegleich auch für gmaine Wohlfahrt andechtig petten." Der Pfarrer
war zunächst gegen die Umwidmung der Stiftung, hat sich aber letztlich
doch gefügt und das Geld an die Armen verteilt 89)
.
früheres
Beinhaus (Karner)
Vom
späten Mittelalter bis zum Ende des 18.Jh. befand sich südlch
der Kirche im Friedhof ein Beinhaus, auch Karner oder Totenkerker genannt.
mehr dazu siehe hier...
Innenausstattung
der Kirche
|
Innenmaße
des Kirchenbaus (ca.-Maße):
Länge des Kirche 65 m (davon Kirchenschiff:
47 m; Altarraum: 17 m; Chorbogen 1 m)
Breite der Kirche: Kirchenschiff: 18 m; Altarraum:
11 m; Chorbogen: 9,5 m
Höhe: Kirchenschiff: 10,77 m; Altarraum: 10
m (+ 3 Altarraumstufe); Chorbogen: 9,5 m |
Altarraum
Der nach Nordosten gerichtete
Altarraum ist zwar gegenüber dem gesamten Kirchenschiff eingezogen,
er ist aber breiter
als das Mittelschiff. Der Raum wurde 1584 vom Münchner Hofbaumeisters
Friedrich Sustris, dem ersten großen Renaissance-Baumeister
in Bayern, umgebaut und 1624/25 im Rahmen des Kirchenneubaus abgetragen
und neu errichtet. Die großen Rundbogen-fenster lassen viel
Licht in den Raum.
|
Illusionsmalerei
von 1625
|
Der
Chor schließt
rechteckig.
An seitlichen Pfeilern
im Altarraum sind noch Reste der früheren Illusionsbemalung
aus der Erbauungszeit erhalten. Sie wurden bei der Restaurierung 1986
aufgedeckt und zeigen eine aufgemalte Scheinarchi-tektur (Muschelnischen)
86).
Im Altarraum standen bis 1898 noch zwei Nebenaltäre, deren Altarblätter
(St.Sebastian und St.Leonhard) nun über der Sakristei hängen.
|
Selten in unserer oberbayerischen Kirchenlandschaft
ist der (ungewöhnlich spärliche) frühbarocke Rahmenstuck
im gesamten Kirchenraum von St. Jakob, der noch aus der Erbauungszeit stammt.
Er ist mit Herzlaubmotiven und
Eierstäben versetzt.
Das Fehlen einer qualitätsvollen
Barock und Rokokoausstattung, wie sie in vergleichbaren Kirchen anzutreffen
ist, dürfte auf das nachlassende Interesse der Wittelsbacher zurückzuführen
sein, die sich mehr den neuen Residenzen in Nymphenburg, Schleißheim
und Fürstenried widmeten.
86)
|
Friedrich Sustris geb.
um 1540 in Italien 74)
(oder 1526 in Amsterdam 65)
), gest. 1599 in München,
war Maler, Dekorateur und Architekt. Der Sohn des niederländischen,
in Italien tätigen Künstlers Lambert Sustris ging zunächst
bei seinem Vater in die Lehre. Von 1563 bis 1567 war er Schüler
und Gehilfe Giorgio Vasaris in Florenz, nachdem er um etwa 1560
eine Zeit lang in Rom gelebt hatte. Sein erster Auftrag war die
Ausschmückung und der Dekoration des Fuggerhauses in Venedig.
Bis 1573 war er für die Fugger tätig, dann trat er als
Kunstintendant in die Dienste des bayerischen Herzogs und Thronfolgers
Wilhelm V. Hauptaufgabenfeld war die Leitung der Umgestaltung des
Schloss Trausnitz über Landshut. 1583 wurde er oberster Baumeister
im Hofdienst. Er brachte die Formensprache des niederländisch-italienischen
Manierismus nach München und trug dadurch wesentlich dazu bei,
dass München zur deutschen Kunstmetropole der Spätrenaissance
aufstieg. In München beteiligte sich Sustris am Ausbau des
Anti-quariums und des Grottenhofs der Münchner Residenz. Von
1583 bis 1597 entstand das wichtigste und bekannteste Werk Sustris:
die Jesuitenkirche St. Michael sowie vermutlich auch das angrenzende
Kolleg. Gleichzeitig errichtete in Dachau den Altarraum der Kirche.
|
Der heutige
Hochaltar ist bereits der vierte (andere Quelle: sechste
70)
) seit Erbauung der Kirche
1625.
Es handelt sich um einen neubarocken Altaraufbau von Prof. Georg
Mattes, München aus dem Jahre 1939 86)
mit zwei Wendelsäulen, verkröpftem
Gebälk und Segmentgiebel. Das
Antependium aus rosa und blauem Stuckmarmor stammt von
Stefan Killer.
|
Choraltarblatt
Martyrium v.Jakobus
|
Das
Altargemälde (Ölfarbe
auf Leinwand) des Münchner Hofmalers Josef Hauber (1816) 86)
zeigt den Kirchenpatron, den hl. Jakobus, auf dem Gang zur Richtstätte
seines Martyriums. |
|
Hauber, geb. am 14. April 1766 in Görisried im Allgäu,
war Sohn eines Schreiners. Er studierte an der Wiener und Münchner
Zeichnungsakademie, trat in den bayer. kurfürstl. Dienst bei
Karl Theodor und wurde Professor an der Zeichnungsakademie, seiner
früheren Schule. Hauber portraitierte König Max I. und seine
Frau Karoline sowie das Ehepaar Montgelas. Er schuf 1830 auch das
Hochaltarbild in Feldgeding und hat insgesamt weitere 50 Kirchen mit
seinen Gemälden ausgeschmückt. Hauber starb am 23. Dezember
1834 in München. 64)
) |
|
Frühere
Hochaltäre
Hochaltar
von 1626 bis 1702 (Krumpperaltar)
79)
Den ersten Altar nach dem Neubau 1625 hatten der Architekt der Kirche,
Hofbaumeister Hans Krumpper und der Maler Hans Thonauer
(Donauer) im Jahr 1626 entworfen. Ausgeführt wurde der Entwurf
von verschiedenen Meistern am Münchner Hof:
- Bildhauer und Elfenbeinschnitzer Christoph Angermair,
- Maler Hans Jacob Khistler, Johann Brüderl (
29.2.1634), Johann Käppler sowie der italienische Maler
Dubelli,
der das Altarblatt
mit der Enthauptung des Kirchenpatrons St.Jakobus schuf.
- als Kistler (Schreiner) waren Jakob Moiser aus Dachau 112)
und Jakob Wembert aus Dachau 42)
tätig
Finanziert wurde der Hochaltar von 1626 im Wesentlichen durch Zuschüsse
des bayerischen Kurfürsten Maximilian I. (1066 Gulden). Dieser
Altar ersetzte den 1584/86 vom Baumeister des Altarraums, Friedrich
Sustris entworfenen und vom Kistler Hans Stuber 112)
erstellten Hochaltar in der Vorgängerkirche, der vom bayerischen
Herzog Wilhelm V. gestiftet worden war. Vater und Sohn Kurfürst
hatten also jeweils einen Dachauer Altar gestiftet.
Der neue, 1626 entstandene
Altar wurde nur kurze Zeit nach seiner Aufstellung, beim Schwedeneinfall
1632 stark beschädigt. Nach dem Dreißigjährigen
Krieg hat man ihn 1662 restauriert: Der Dachauer Kistler Veit Klumayr
lieferte um 45 Gulden "bei dem Choraltar 2 grosse Newe
Cästen und oben 2 grosse Pilder, als neben dem Altar stehendt"
112).
Der Maler Franz Benedikt Pfeil d.Ältere (gest.1671)
schuf einen "marbelierten (marmorierten) Antritt".
1671 konnte
der Altar vom Freisinger Fürstbischof Johann Caspar Kühner
wieder geweiht werden.
Hochaltar
von 1702-1810
Schon 1702 stellte man einen neuen Hochaltar von Franz Prugger
(1638-1736) auf 86).
Der Krumpperaltar von 1626 kam in die Jocherkapelle und wurde einige
Jahre später (1709) von Franz Prugger und Bartholomäus
Schupaur (Schuchpaur) erheblich umgestaltet. Er erhielt auch ein
anderes Altarblatt, nämlich das seines Vorgängeraltars
in der Jocherkapelle, eine Darstellung der Beweinung Christi nach
der Kreuzabnahme. Der Dachauer Maler und spätere Bürgermeister
Georg Hörmann (1672-1749) fasste den Altar um 103 Gulden. Die
beiden Schnitzfiguren St.Barbara und St.Katharina blieben am neuen
Hochaltar. 1932 kamen sie nach Hirtlbach. Dort stehen sie noch heute
als Assistenzfiguren auf dem Hochaltar 86)
.
Um 1774 wurde aus dem Altar ein "Heilig Blut-Altar",
weil man in einem für 102 Gulden neu angeschafften Tabernakel
"einen Tropfen des heiligsten Bluts Christi" in einer
Monstranz aufbewahrte. Die "kostbare, mit silbern-vergoldeten
und mit guten Steinen besetzte Monstranz" war von einem Münchner
Goldschmied geschaffen und vom Tölzer Bierbrauer Franz de Paula
Mathiß der Dachauer Jakobskirche gestiftet worden. Mathiß
war der Sohn des Dachauer Mesners. Der relativ große Tabernakel
war mit einem von Schlosser Mathias Rist erstellten "durch-brochenen
eisernen Türl mit Schlößln" versehen und vom
Maler Johann Benedikt Spät neu gefasst worden. Auch
der Altar selbst, der wegen des großen Tabernakels umgebaut
werden musste, wurde renoviert. Daran waren Franz de Paula Arnoldt
und wiederum Johann B.Spät beteiligt.
Hochaltar
von 1810-1939 110)
Um 1810 stiftete Pfarrer Stöger
aus seinen Privatmitteln einen neuen Hochaltar. Er ließ den
damals 100 Jahre alten barocken Altar von 1702 abbrechen und durch
einen "aus der Meisterhand des Wessobrunner Stuckateurs Michael
Sporer" ersetzen. Das Altarbild mit der Darstellung
der Enthauptung von St.Jakob schuf der Münchner Maler Prof.
Josef Hauber (1766-1834). Der erst 1774 erworbene Hl.Blut-Tabernakel
wurde übernommen. Altarbild und Tabernakel schmücken auch
heute noch die Kirche. Pfarrer Stöger wird wegen dieser großzügigen
Stiftung auch als "Wohltäter
der Pfarrkirche St.Jakob" bezeichnet.
Nach weiteren Veränderungen um 1887 durch den Münchner
Architekten Joseph Elsner
(1845-1933), durch die aus dem
Hl.Blut-Altar ein Kreuzaltar geworden war, verkaufte man den Altar
im Jahr 1931, als die Jocherkapelle zur Sakristei umfunktioniert
wurde, nach Argelsried. Der Preis für den als "anspruchslos"
bezeichneten Altar betrug nur 750 Mark. Die 1887 eingefügte
Kreuzigungsgruppe wurde dort wieder herausgenommen und durch ein
von August Figel (1889-1954) gemaltes Altarblatt mit dem hl.Nikolaus,
dem Patron der Argelsrieder Kirche, ersetzt. 82)
|
Assistenzfiguren
St.Petrus
|
Auf
den seitlichen Konsolen stehen die frühbarocken Skulpturen des
Apostelfürsten Petrus
(mit den Himmelsschlüsseln) und des hl.
Paulus (mit einem Schwert). Sie wurden vielleicht um 1625
vom Dachauer Bildhauer
Constantin Pader (1605-1681) geschnitzt
86) ;
vielleicht auch vom Weilheimer Bildhauer und berühmten Altarbauer
Hans Degler
(1564-1635). Degler war seit 1590 Schwager von Hans
Krumpper, der 1626 (zusammen Hans Donauer und mit Kistler Jakob Wembert)
Arbeiten für den Hochaltar ausführte. Die Figuren wurden
erst 1966 hierher versetzt 86).
Die Bilder aller Apostel sind weiter unten
zusammengestellt.
An den früheren Hochaltären standen übrigens über
lange Zeit wertvolle Skulpturen der Nothelferinnen St.Katharina und
St.Barbara (jetzt in Hirtlbach). Sie stammten aus der Schnitzerwerkstatt
des Weilheimer Bildhauers Christoph Angermair
(1580-1633), der insbesondere durch seine Elfenbeinarbeiten berühmt
geworden ist (1626). |
St.Paulus
|
Im Auszug
des Hochaltars ist vor einem dichten Strahlenkranz Christus mit
der Weltkugel in der Hand dargestellt. Zu beiden Seiten knien
Engel, mit einem Kelch in den Händen. |
Christus mit der Weltkugel
|
Die Christusstatue
wurde erst 1966 beim Altarraum-umbau infolge der Liturgiereform des
2.Vatikanischen Konzils (Bildhauer Reinhold Grübl) aufgestellt
86).
Im unteren Bereich des Altarauszuges ist eine Kartusche angebracht,
mit dem Text: "Gott schütze unser liebes Dachau". Die
Kartusche hat -wie fast alle Kartuschen in Kirchen- eine unregelmäßige
Form: |
|
sie hat sich aus
einer Schnur entwickelt, die ursprünglich um Inschriften, Wappen
und Namen geschlungen wurde. Deshalb sind die meisten Einrahmungen
von Kartuschen nicht rechteckig, sondern kurvig. |
Tabernakel 18.Jh
|
Auf dem Hochaltar steht ein
prächtiger, doppelstöckiger Rokokotabernakel
(18.Jh.).
Er ist eine Kostbarkeit aus der ehemaligen Hofkapelle des Dachauer
Schlosses. Der Tabernakel besteht aus Holz und ist vergoldet. Auf
den seitlichen Verbreiterungen sind die Apostelfürsten Petrus
und Paulus in Silberreliefs zu sehen. Gegliedert ist der Tabernakel
durch Volutenpilaster, geschmückt mit Rocailleschnitzwerk und
Traubengehängen.
Der obere Teil ist als Nische ausgestaltet, in der das Jesusmonogramm
IHS mit Herzsymbol und vielen Gnadenstrahlen einen schönen
Hintergrund für das Kruzifix abgeben. Gekrönt wird der
Tabernakel von drei versilberten Putten und einer Strahlenmonstranz.
An der unteren Türe ist eine reliefierte Abendmahlsdarstellung
angebracht (siehe Bild rechts).
|
Abendmahl-Relief
auf der Tabernakeltüre
|
Obwohl die biblischen
Berichte vom Essen des Paschalammes reden, ist der Tisch auf dem Abendmahlsbild
hier in Dachau anders gedeckt: Auf dem Teller liegt ein großer
Fisch, garniert mit Broten. Dies zeigt deutlich, dass nicht die Abbildung
des historischen Abendmahles beabsichtigt ist, sondern die eucharistische
Speisung der Gläubigen durch Christi Fleisch und Blut im Vordergrund
steht.
In den ersten Jahrhunderten des Christentums waren die Prototypen für
die eucharistische Speisung nicht das Abendmahl sondern der Fisch und
die Brote, wie sie sich in den biblischen Erzählungen von der wunderbaren
Speisung der Fünftausend (Joh. 6 u. Matth. 14,) und der Speisung
der Jünger nach der Auferstehung am Ufer des Sees Genezareth (Joh.
21) zeigen. Deshalb hat man auch schon auf frühchristlichen Abendmahlsdarstellungen
das historisch korrekte Paschalamm durch den Fisch ersetzt.
80).
Fenster
In
den Fenstern der Choraltarnischen sind zwei Glasbilder zu sehen.
Der Entwurf stammt von Paul v. d. Forst; ausgeführt wurde er durch
Syrius Eberle, Dachau 1929; Stifter war der damalige Pfarrer Franz Xaver
Taubenberger.
Über den Portalen und auf der Empore sind Rundfenster eingebaut.
Im 19.Jh. waren fünf neue Fenster mit Glasgemälden von Aumüller
angeschafft worden. Das berichteten die Neueste Nachrichten aus dem
Gebiete der Politik vom 17.09.1855. Dort hieß es, "... so
wollen wir auf das nahe München gelegene Bergstädtchen Dachau
hinweisen, welches aus eigenen Mitteln in dortige Kirche fünf große
Glasgemälde von Aumüller... anfertigen ließ".
149)
Sakristei
In der Sakristei werden die Paramente
(Messgewänder) und die für die Kirche benötigten
Gerätschaften aufbewahrt. Hier ziehen sich Priester und Ministranten
vor dem Gottesdienst die liturgischen Gewänder über. Im Begriff
Sakristei steckt übrigens das lateinische Wort "sacer",
mit der Bedeutung "heilig bzw. geweiht".
In Dachau wurde 1932/33 die Jocherkapelle (Hl.Blut-Kapelle) zur Priestersakristei
umgebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt nutzten die Priester zusammen mit Ministranten
die Sakristei im Turmuntergeschoss. Im Rahmen dieses Umbaus wurden Einrichtungsgegenstände
der Jocherkapelle entfernt. So kam der Kreuzaltar in die Pfarrkirche von
Argeltsried bei Gilching; die Kirche in Hirtlbach erhielt Figuren der
Heiligen Barbara und Katharina, die der renommierte Elfenbeinschnitzer
Angermair Christoph 1625 geschaffen
hatte.
Im Jahr 2006 wurde die Sakristei aufwändig (160.000 Euro) renoviert
und mit einer neuen Deckenkonstruktion aus Glas und Stahl versehen, die
Licht von oben in den Raum einlässt. Die Neugestaltung stand unter
der Leitung von Prof. Michael Gaenssler aus München. Weiteres Ziel
dieser Baumaßnahme war, den Kapellencharakter von 1629 wieder herzustellen
77)
78) .
Ministrantensakristei
im Turm |
Ein weiterer Sakristeiraum
ist im Erdgeschoss des Turmes für die Ministranten eingerichtet.
Er ist mit einem gotischen Rippengewölbe
versehen. In diesem Raum bereiten sich die Ministranten für ihren
Einsatz im Altarraum vor, zu dem sie einen direkten Zugang haben.
Dort sind auch die Ministrantengewänder, die Leuchter und weiteres
Zubehör aufbewahrt. Auf den Schränken sind die Karfreitagsratschen
deponiert, die am Karfreitag anstelle der zum Schweigen verurteilten
Glocken die Gläubigen zum Gottesdienst rufen sollen. |
Sterngewölbe
|
An
der Sakristeitür ist eine reichverzierte Chorglocke
(Sakristeiglocke) angebracht, die den Besuchern den Beginn
eines Gottesdienstes akustisch anzeigt. Die Glockenstange ist aus
Metall und mit Blumen geschmückt. |
Chorglocke
|
Hinweis:
In der Sakristei werden die Paramente (Messgewänder) und die
für die Kirche benötigten Gerätschaften aufbewahrt.
In der Sakristei ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst
die liturgischen Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt
übrigens das lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung
"heilig, geweiht". |
Bilder
im Altarraum
Über der Sakristei ist ein
offener Balkon entstanden. Dort hängen zwei 163 x 93 cm große
Bilder des hl. Sebastian und St. Leonhard. Bei den Bildern
handelt es sich um die frühen Altarblätter der Nebenaltäre,
die bis 1853 im Altarraum zu beiden Seiten des Hochaltars aufgestellt
waren 86).
Früher war der Balkon eine Empore für die Krankenhausschwestern
86).
St.Sebastian
|
Der schlanke Körper des
Sebastian ist an einen
Baumstumpf gefesselt und von Pfeilen durchbohrt. Putten
halten über ihm bereits den Märtyrerpalmzweig und den
Lorbeerkranz als Auszeichnung für das Martyrium bereit. Am
Boden liegt sein Soldatenhelm als Hinweis darauf, dass der Heilige
der Legende nach im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde war.
Das Bild wird dem Johann Georg Maler Hörmann (1672-1749) zugerechnet
(Öl auf Leinwanduntergrund).
Ein Gemälde in der Kirche von Kleininzemoos entspricht in seiner
Gestaltung in hohem Maße dem Sebastiansbild hier in St.Jakob;
es wird dem Maler Anton Huber zugeschrieben, der es 1847gemalt haben
soll. Vergleich ?
Hinweise: Sebastian,
der aus einer christlichen Familie stammte, war nach der Legende
im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde. Seine Stellung erlaubte
es ihm, den christlichen Glaubensgenossen in den Gefängnissen
Roms beizustehen, ihnen Mut zuzusprechen und immer weitere Römer
zu bekehren. Sebastian wurde denunziert, vor Gericht gestellt und
-als er sich weiter zum Christentum bekannte- zum Tod verurteilt.
Man ließ ihn an einen Baum binden und von numidischen Bogenschützen
beschießen. Obwohl die Soldaten dieser nordafrikanischen Söldnertruppe
als die besten Bogen-schützen galten, wurde Sebastian von den Pfeilen
nicht getötet. Die Witwe des Märtyrers Castulus
namens Irene nahm sich seiner an und pflegte ihn wieder gesund.
Doch Sebastian trat wieder öffentlich als Christ vor dem Kaiser
auf und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Schon bald nach seinem
Martyrium begann die Verehrung. Er wird -der Pfeile wegen- als Pestpatron
und als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Auf seine
Anrufung hin, soll im Jahr 680 in Rom eine Pestepidemie abgewendet
worden sein.
|
St.Leonhard
ist als junger Abt dargestellt, mit dem Abtsstab im Arm und Ketten
in der Hand.
Rechts hinten schauen zwei bärtige Gefangene hoffnungsvoll
auf ihn. Auf der linken Seite Haustiere (Pferd und Schaf). Das Bild
dürfte vom Maler des Altargemäldes Hauber (1766-1834)
um 1800 geschaffen worden sein - Öl auf Leinwand).
Lothar Altmann rechnet es dagegen auch dem Maler Hörmann zu
86).
|
Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als
Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig
I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt
er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten
liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die
man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung
nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit
denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere,
weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern
erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
|
|
St.Leonhard
|
Weitere
Figuren im Altarraum
Nur zum Patrozinium in der Pfarrkirche gezeigt
wird die Silberbüste des
hl. Jakobus, eine 110 x 63 cm große Halbfigur mit Brustreliquiar
(siehe Bild links). Im Büstenreliquiar erscheint der Heilige den
Gläubigen von Angesicht zu Angesicht, die ihm ihre Bitten sozusagen
persönlich vortragen können.
Es ist eine im Jahr 1696 gestiftete Goldschmiedearbeit des Münchner
Meisters Johann Georg Oxner 86)
(ca.1660-1712 od.1722).
Marke: IGO 125).
Der Künstler Joh.Georg Oxner d.Ältere stammte aus Bregenz, war
ab 1677 Meister in München und ab 1694 Hofgoldschmied. Oxner verrichtete
1686 verschiedene Arbeiten für die Dachauer Kirche. 10 Jahre später
schuf er die Jakobusfigur (1708 auch eine Monstranz für Petershausen).
Georg Oxner war verwandt mit dem ebenso berühmten Goldschmied Franz
Keßler (ca. 1640-1717), von dem 70 Werke im südbayerischen
Raum erhalten sind, darunter 30 wertvolle Kelche. Georg Oxner starb am
15.6.1712 114).
(andere Quelle: +1722 74)
)
Halbfigur des hl.Jakobus
mit Brustreliquiar (Herz)
|
Die Jakobusfigur ist mit
21 blauen und roten Steinen besetzt. Auf dem Kunstwerk befindet
sich folgende Inschrift in Majuskeln (= Großbuchstaben):
|
"D: Jacobo
Apostolo Ecclesiae / Parochialis in Dachav Patrono sta / tvam
hanc argenteam posvit Ferdi / nandvs Zeller SS: Theologiae Licen.
/ tiatvs eivsdem Ecclesiae per 16 annos / qvondam Rector indignvs
nvnc vero Ser-/ enissimi Elector Coloniensis, et Consistory
/ Frisingens: Consiliar: ac insignis Ecclesiae Col= / legiatae
ad S: Andream ibid: Canonicvs / 25 Jvly 1696" |
Stifter der Büste war der ehem. Dachauer Pfarrer und spätere
Freisinger Stiftsdekan bei St. Andreas, Ferdinand Zeller
86) .
|
Hinweis:
Jakobus der Ältere war der Sohn des Fischers Zebedäus
und der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Er
zählte neben seinem Bruder und Petrus zu den drei bevorzugten
Jüngern, die bei der Verklärung Jesu und in seiner
Todesangst im Garten Gethsemane zugegen waren. Der Überlieferung
nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria
und Jerusalem das Evangelium, bis er durch König Herodes
Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft wurde; Jakobus
war somit der erste Märtyrer unter der Aposteln (Ap 12,
1 - 2). Der Legende nach setzten Anhänger seine Leiche
in ein Boot, das im Meer herumtrieb und in Galizien, im Nordwesten
Spaniens strandete. Dort wurde er begraben. 800 Jahre später,
zur beginnenden Reconquista (Rückeroberung des maurischen
Spaniens durch die Christen) entdeckte König Alonso II
das Grab wieder und baute eine Kirche darüber. Bald begann
die Wallfahrt und Santiago de Compostela wurde eines der größten
Wallfahrtszentren des Abendlandes. Durch ganz Europa führten
feste Wallfahrtswege dorthin; bis ins 15. Jahrhundert zog der
Ort mehr Pilger an als Rom oder Jerusalem. St.Jakob erhielt
seine Attribute (Pilgerkleidung und Muschel) erst im 13.Jh.
Die Pilger erhielten am Ziel damals einen Hut, der mit einer
Muschel geziert war. Zuvor war Jakobus meist mit einer Schriftrolle
abgebildet. |
|
An der Chor Südseite ist eine Skulptur der hl.
Anna mit ihrer Tochter Maria aus der Zeit um 1700 angebracht. Mutter
Anna lehrt Maria das Lesen.
Hinweis:
Anna hat nach den
Apokryphen erst nach zwanzigjähriger kinderloser Ehe
ihre Tochter Maria geboren. Deshalb wird sie in der Kunst immer als
ältere, verheiratete Frau mit Kopftuch abgebildet. Das Buch in
ihren Händen geht auf Legenden und Darstellungen zurück,
in denen sie ihre Tochter Maria das Lesen lehrt. Das Thema der Unterweisung
Mariens ist in der Kunst seit dem 14.Jh bekannt und war besonders
in der Barockzeit beliebt. Es geht zurück auf die Bibelstelle
aus dem Buch der Sprichwörter (1,8) "Höre mein Sohn, auf
die Mahnung des Vaters und die Lehre deiner Mutter verwirf nicht"
und wendet das Wort auf Maria an. Die Kunst des Lesens beherrschten
in früheren Zeiten nur wenige, meist vornehme Menschen. Dazu
sollten auch Anna und Maria gerechnet werden. |
St.Anna u.Maria
|
An der
Chor-Nordseite ein schönes barockes Kruzifix
mit darunter stehender Schmerzhafter
Muttergottes - beide möglicherweise vom Dachauer Bildhauer
Franz de Paula Arnoldt (1724-1788). Maria trägt eine barocke
Krone auf dem Haupt. In ihrer Brust steckt ein Schwert, das an das
Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung Jesu
im Tempel erinnert: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen".
Die Kreuzigungsgruppe bildete früher das Kanzelkreuz, das der
Kanzel gegenüber angebracht war.
Altäre und Figuren von Bildhauern der aus Tirol zugewanderten
Familie Arnold, stehen auch in den Kirchen von Pipinsried,
Glonn, Indersdorf, Altomünster, Schwabhausen und Bergkirchen,
möglw. auch in Weichs. Franz de Paula hatte es bis zum Münchner
Hofbildhauer gebracht. 73),15).
|
Kanzelkreuz
|
Reliquienschrein-
Heilig Blut-Reliquiar
An der Nordseite des Altarraums
steht ein prächtiges, mit vielen Edelsteinen besetztes
Reliquiar eines
Münchner Goldschmieds aus dem Jahr 1774, das der aus Dachau
stammende Tölzer Gastwirt und Bier-brauer Franz de Paula Mathiß
gestiftet hat 86),51).
Der Reliquienschrein
gehört zum sog. Kirchenschatz der Pfarrei
86).
Das Reliquiar wurde insbesondere
von der "Kostbare-Blut-Bruderschaft" verehrt. Es enthält
den sog. Heiligblut-Tröster,auch Blutstein genannt; das ist
eine Partikel vom Heiligen Blut Christi. 51)
|
Reliquiar
|
Das kostbare
Behältnis wurde früher am Fest des hl.Blutes (2.Juli)
bei einem Umzug in der Kirche mitgetragen. 51)
Das Reliquiar enthält in der Mitte, gut sichtbar, auch eine
Kreuzreliquie inmitten
eines Schmuckkreuzes aus Goldfäden. Daneben birgt es auch Partikel
der Heiligen Sebastian und Joh.Nepomuk, den Patronen der früh.
Seitenaltäre im Altarraum.
|
Kreuzreliquie
|
Der "Heiligblut-Tröster"
mit dem "Tropfen des heiligsten Bluts Christi", der dem
Reliquiar seinen Namen gegeben hat, soll sich, für den Betrachter unsichtbar,
in einem Gefäß direkt hinter der Kreuzreliquie befinden
69).
Vielleicht ist er aber im großen roten Edelstein oberhalb der Kreuzreliquie
enthalten.
|
Hinweise:
Über die Herkunft der Heiligblutreliquien berichtet
eine Legende: Bei der Kreuzigung Jesu hat der Soldat mit der Lanze
(Longinus) das herabfließende Blut aus der Seitenwunde Jesu
mit einem Schwamm aufgefangen und diesen über einem Gefäß
ausgedrückt. Und natürlich war dieses Blut Jesu wundertätig.
Von alledem steht in der Bibel nichts. Dennoch behaupten einige
Historiker, so unwahrscheinlich, wie es klingt, sei dies nicht,
denn schon seit ältesten Zeiten gelte das Blut von Hingerichteten
als Heil- und Zaubermittel. Über viele Stationen kam die Reliquie
zum Kloster Weingarten nach Baden-Württemberg, wo sie bis heute
verehrt wird. 51)
Wie der Blutstein nach Dachau kam, ist mir nicht bekannt.
Kreuzreliquien waren
früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz
Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Größere
Kreuzpartikel kamen ab 950 nach Deutschland. Sie wurden meist in
Reliquienmonstranzen aufbewahrt (so wie hier in Dachau) und waren
in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten. Die Reliquienkästchen
wurden früher durch das bischöfliche Ordinariat offiziell
versiegelt, um den Reliquiendiebstahl zu verhindern.
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Taufstein
Taufstein
|
Noch aus der Vorgängerkirche
übernommen wurde der achteckige, spätgotische Rotmarmor-taufstein
des 15. Jh. Er steht auf einem 87 cm hohen Fuß und hat einen
Durchmesser von rd. 100 cm.
Auf dem hölzernen Deckel aus der Barockzeit (um 1700) steht dekorativ
eine Skulpturengruppe,
die der Künstler Adam Luidl (1645-1760) aus Mering 1675
86)
geformt hat. Sie stellt die Taufe Jesu am Jordan dar. Jesus kniet
am steinigen Ufer des Jordan, während ihn Johannes tauft. Johannes
hält einen Kreuzstab mit dem Schriftband "Ecce Agnus Dei
- seht das Lamm Gottes" in der linken Hand. Figuren der Schnitzerfamilie
Luidl aus Landsberg u. Mering stehen auch in den Kirchen von Egenburg,
Feldgeding, Lauterbach, Sittenbach, Rudelzhofen und Prittlbach. |
Taufsteinfiguren
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Hinweis: Die Taufe der
frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall
dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit
der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene
Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend
durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße;
die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger
geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Taufbecken und Deckel
sind meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat geschmückt.
In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu
figürlich dargestellt. Sie ist Vorbild für das Taufsa-krament
und geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient (1545 bis
1563) zurück. Die Worte "Ecce Agnus Dei -
übersetzt: Seht das Lamm Gottes, das die Schuld der ganzen
Welt wegnimmt" sprach Johannes der Täufer, als er Jesus
erstmals begegnete (Joh.1,29)
Das Taufbecken hat -wie hier in Dachau- in der Regel eine achteckige
Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung,
Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden Die Taufe gilt als
der achte Schöpfungstag. Schon im 4.Jh ließ der Kirchenvater Ambrosius von Mailand über einer Taufkapelle die Inschrift anbringen: 93)
|
"Mit
acht Nischen erhebt sich der Tempel zu göttlichem Dienste
Achteckig eingefasst ist der Quell, würdig für das
heilige Geschehen.
In der mystischen Acht muss das Haus unserer Taufe erstehen,
denn darinnen wird allem Volk ewiges Heil geschenkt" |
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Wenn Sie eine Zusammenstellung von
schönen Taufsteinfiguren in den Kirchen des Landkreises Dachau sehen
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Ewig-Licht-Ampel
In der Mitte des Chorraums
hängt eine feine Silberampel
aus dem Jahr 1704/05.
Sie stammt vom Augsburger
Goldschmied Johann Joachim Lutz (1704) mit drei getriebenen
(=gehämmerten)
und applizierten (=aufgetragenen) Darstellungen: des hl.
Jakob, der Rosenkranzkönigin Maria sowie des Schlosses 86)
und des Marktes Dachau mit Amper- und Mühlbachbrücke.
Augsburg war im 17.u.18.Jh. das Zentrum der Silber-und Goldschmiede.
49)
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch sollte es nach dem Konzil von
Trient (1545-1563) "der Würde der Kirche" entsprechen. Silber
erfüllt diese Voraussetzung.
137)
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Ewig-Licht-Ampel
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Die Ampel wurde 1706 von der
Bürgerschaft Dachau als Dank für die Erhaltung des Marktes
im Spanischen Erbfolgekrieg gestiftet. Darauf weist eine Inschrift
auf der Zarge hin. Die Ampel hing wohl früher vor dem Sebastiansaltar;
ihr Unterhalt gehörte zu den Aufgaben der Sebastianistiftung.
51)
Die erwähnte Zargeninschrift besteht aus einem Chronogramm:
ahoC eX Voto fierl CVraVerVnt /
CiVes InColaeqVe DaChaVlenses.
ParentI VIrigIne ae PraepotentI RosarII
RegInae proserVato GlennIo annI ab hostILI
InVaslone atqVe eXVstIone appIDo
sVo" |
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Hinweis: Ein
Chronogramm ist ein Satz oder eine Inschrift, meist in lateinischer
Sprache, bei der alle darin vorkommenden Buchstaben, die zugleich
römische Zahlensymbole sind (I, V, X, L, C, D, M), zusammengezählt
die Jahreszahl des Ereignisses ergeben, auf das sich der Text des
Chronogramms bezieht. Die Zahlensymbole sind hierbei meist hervorgehoben,
etwa durch Großbuchstaben oder Vergoldung.
|
Den neuen Zelebrationsaltar
(sog.Volksaltar) schuf 1976 der Glonner Bildhauer Blasius Gerg (1927-2007)
aus weißem Jurakalkstein 86).
Die Frontseite des Altars ist mit einer versilberten Muschel, dem
Attribut des hl. Jakobus, verziert.
Der akademische Bildhauer Blasius Gerg
war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
zur Geschichte des Zelebrationsaltars
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Zelebrationsaltar
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Ebenfalls aus
Jura hat Blasius Gerg auch den Ambo
gearbeitet, von dem aus die Lesungen vorgetragen und die Predigten
gehalten werden.
"Die Verkündigung der Lesungen
und des Evangeliums sowie die Predigt erfolgen wiederum von dem
bereits in der Liturgie des ersten Jahrtausends bekannten Ambo,
dem als 'Tisch des Wortes' ein hoher Rang zukommt",
heißt es in der Liturgiekonstitution des II.Vaticanums 36)
Sacrosanctum concilium
(SC 124).
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Ambo
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Deshalb wurden nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos
(Lesepulte) aufgestellt. Ambos sind der Ersatz für die nicht mehr benutzte Kanzel.
Früher hat der Priester am Ambo die liturgischen Texte (Epistel,
Evangelium) vorgesungen. Der Gesang diente nicht nur der feierlichen
Gestaltung, sondern hatte auch praktische Gründe: Das Singen
verlängert die Vokale; so war der Text auch ohne Mikrofonanlage
in den hinteren Bankreihen zu verstehen.
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Apostelzyklus
Im Chor und im Langhaus stehen lebensgroße
Figuren der 12 Apostel aus der Zeit um 1625, die dem Dachauer
Bildhauer Constantin Pader
86)
(oder
Hans
Degler ?) zugeschrieben werden. Zum ersten Mal wurden sie 1699
von Joh.Ulrich Gailler ausgebessert.
Seit der Neufassung durch Reinhard Huber im Rahmen der Renovierung um
1967 sind alle Figuren in Weiß mit goldenen Borten gehalten. Die
Häupter sind mit Messingreifen als Heiligenscheine geschmückt.
Die Figuren standen früher an den Seitenschiffwänden; 1966 hat
man sie im Zug der Umbauten wegen der Liturgiereform des 2.Vatic.Konzils
an die Langhauspfeiler versetzt und so ins Blickfeld des Kirchenraums
gerückt 86).
Die Figuren halten ihre Attribute in der Hand. Sie werden barfuß
dargestellt, außer Jakobus d.Ältere, dessen Füße
wegen des Bezugs zur Jakobuswallfahrt in Wanderschuhen stecken. Der frühere
Kreisheimatpfleger Karlmax Küppers schwärmt von der Schönheit
der Apostelfiguren:
"Die himmelstürmende Kraft der dargestellten
Apostelcharaktere sprengt schier die Ruhe des in klassischer Schönheit
atmenden
Kirchenraumes. Die Holzplastiken sind beschwingt
von barocker Lebensbejahung und Lebendigkeit. Der feine Gesichtsausdruck
ist das geistvolle Ergebnis hoher Bildhauerkunst.
Von jeder Gestalt lässt sich deren innere Haltung und apostolische
Sendung
ablesen".
|
Hinweis:
Die Evangelien (z.B. Matt.10,2) nennen die Namen der Zwölf Apostel
zu Lebzeiten Jesu: Petrus, Andreas, Jakobus d.Ä, Johannes, Jakobus
d.J, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Thaddäus,
Simon und Judas Ischarioth. Matthias wurde nach dem Tod von Judas
ausgelost (Ap1,15). Dem Paulus wurde die Apostelwürde durch die
Urkirche im Jahr 258 verliehen. In der Jakobskirche von Dachau wird
Paulus anstelle von Matthäus dargestellt. |
Andreas
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Bartholomäus
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Jakobus d.Ä.
|
Jakobus d.J.
|
Johannes
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Mathias
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Paulus
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Petrus
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Philippus
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Simon
|
Thaddäus
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Thomas
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Andreas
(mit Andreaskreuz
und langem, zotteligen Bart) war der Bruder des Petrus, wie dieser von
Beruf Fischer (Joh.1, 14) . Er wurde vom röm.Statthalter Ägeas
an ein X-förmiges Kreuz gebunden, an dem er nach zwei Tagen, an denen
er weiter predigte, verstarb.
Bartholomäus (mit
Messer) wurde zu einem besonders grausamen Tod verurteilt: zuerst wurde
ihm die Haut abgezogen, danach wurde er gekreuzigt. Deshalb wird er meist
mit einem Messer dargestellt.
Jakobus d.Ältere
(mit Pilgerstab u.Muschelpailletten). Jakobus war der erste Märtyrer
unter der Aposteln (Ap 12, 1-2). Der Legende nach setzten Anhänger
seine Leiche in ein Boot, das im Meer herumtrieb und in Galizien, im Nordwesten
Spaniens strandete. Dort wurde er begraben. Die Wallfahrt zum Apostelgrab
in Santiago de Compostela wurde eine der größten des Abendlandes.
Die Pilger erhielten am Ziel damals einen Hut, der mit einer Muschel geziert
war.
Jakobus
d.Jüngere (mit Walkerstange). In der kirchlichen Tradition
werden die Lebensdaten von zwei Heiligen mit Namen Jakobus zu einer Vita
vermischt. Jakobus der Jüngere, der Sohn des Alphäus war Apostel.
Über seinen weiteren Werdegang nach Christi Himmelfahrt ist nichts
bekannt. Vielleicht war das der Grund, ihm das Martyrium zuzuschreiben,
das Jakobus, der "Bruder des Herrn" und spätere Bischof von Jerusalem
erleiden musste. Der wurde im Jahr 62 von der Mauer Jerusalems gestürzt
und mit einer Walkerstange (für die Filz-Herstellung) erschlagen.
Johannes (mit einem Kelch).
Das Attribut Kelch wird der Legende nach dem Evangelisten zugewiesen.
Auf ihn soll ein Giftanschlag verübt worden sein. Dabei sei das Gift
in Form einer Schlange aus dem Kelch gekrochen, sodass Johannes überlebte.
Früher glaubte man, der Evangelist und der Apostel seien eine Person
gewesen.
Matthias (mit Hellebarde)
kam als Nachrücker für Judas Ischariot ins Apostelkollegium
(Apo. 1, 28). Die Hellebarde deutet auf seinen Tod durch Enthaupten (um
das Jahr 63) hin.
Paulus (mit Schwert) verfolgte
zunächst mit großem Eifer die junge Kirche und war bei der
Steinigung des Stephanus dabei. Vor Damaskus wurde er durch eine
Erscheinung Christi bekehrt und war danach einer der eifrigsten Missionare.
Der Schwerpunkt der Glaubensverkündigung des Paulus ist die Gnade
Gottes, die er den Menschen erweist. Nach eher unwahrscheinlichen Legenden
starb Paulus im Jahr 67 als Märtyrer unter Kaiser Nero durch das
Schwert.
Petrus (mit zwei Himmelsschlüsseln) steht am Hochaltar. Er
ist -wie in den meisten Petrusdarstellungen seit dem 4.Jahrhundert - mit
rundem Kopf und grauem, krausen Haarkranz sowie Bart dargestellt
75)
.
Diese sog.Himmelsschlüssel, die der Künstler der Petrus-Darstellung
in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentieren die Schlüssel
aber die Vollmacht auf Erden und im Himmel zu lösen und zu binden.
Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus
zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was
du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen
wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht wurde
in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus übertragen.
Philippus (mit einem Kreuzstab). Philippus wurde, ebenso wie das
Brüderpaar Andreas und Petrus, von Jesus in Bethsaida zum Jünger
berufen. Er wird mehrmals in der Bibel erwähnt (bei Brotvermehrung-Joh
6, 5-7 und Abendmahl-Joh 14, 8-9).Nach der Legende predigte Philippus
20 Jahre lang in Skythien. Dort wirkte er Wunder, vertrieb einen Drachen,
erweckte Tote und heilte Kranke. Philippus soll am Kreuz gestorben sein.
Deshalb wird er mit einem Kreuzstab dargestellt.
Simon (mit einer Säge).
Simon trägt den Beiname "Zelotes", deutsch "der Eiferer"
- weil er der politisch radikalen Bewegung der Zeloten angehörte,
die gewaltsam die römischen Fremdherrscher aus Israel vertreiben
wollte. Das Neue Testament nennt ihn in Aufzählungen der 12 Jünger
(Mk.3, 18); besondere Erwähnung findet er hier sonst nicht.
Nach der Legenda Aurea wirkte Simon in Syrien und Persien und erlitt dort
durch Zersägen seines Körpers den Martertod.
Judas Thaddäus (mit
einer Keule) ist nicht zu verwechseln mit Judas, genannt Ischariot, der
Jesus verraten hat. Judas Thaddäus wird im Neuen Testament nur einmal
erwähnt (Joh.14, 22) mit der Frage, warum Jesus seine Abschiedsrede
exklusiv den Jüngern und nicht der ganzen Welt offenbare. Später
wirkte Judas in Babylon. Dort forderte er mit Wundertaten die örtlichen
Zauberer heraus, die Judas mit einer Keule erschlagen ließen.
Thomas (mit Spieß).
Thomas, der der Legende nach Zwillingsbruder Jesu sein soll, wurde berühmt
durch seine Zweifel an der Auferstehung Jesus und sein Verlangen, handgreiflich
die Auferstehung zu überprüfen: erst nachdem Jesus ihn aufforderte,
seine Wundmale zu berühren, glaubte er das Unfassbare und bekannte:
"Mein Herr und mein Gott!". Später hat er in Indien missioniert.
In Madras wurde er von feindlich Gesinnten mit einer Lanze ermordet. Die
Thomas-Christen in Indien sehen ihn als Gründer ihres Bekenntnisses
an.
Auch die Christusfigur
im Auszug des Hochaltars gehört zu diesem Zyklus. Sie wurde erst
1966 vom Münchner Bildhauers Reinhold Grübl hinzugefügt
86). Im Stil gleicht sie
den Apostelfiguren, deren Standorte im Kirchenschiff, im Chorraum und
am Hochaltar auf Christus hinführen sollen.
Die Figuren wurden im Jahr 1966 von Reinhard Huber, dem Sohn Richard Hubers
und Vater von Christian Huber, restauriert 18)
.
Am Chorbogen steht ein schönes
Vortragekreuz aus versilbertem
Messing. Der Corpus und die Akanthusverzierungen
in den dreipassförmigen Kreuzbalkenenden sind vergoldet.
Vortragekreuz
|
Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen,
Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück
auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich
selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden
betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben.
Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Die Bezeichnung des
Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen, dass
die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten,
das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen
Wogen des Schicksals rettet.
Das heutige Langhaus ist eine dreischiffige
Pfeilerhalle der Renaissance. Das Mittelschiff ist etwas breiter als die
Seitenschiffe. 62)
Schlanke Pfeiler
mit kreuzförmigem Grundriss tragen das flache Kreuzgewölbe und
den sparsamen Rahmenstuck. Die Seitenschiffe sind von Quertonnen mit Stichkappen
überdeckt 62).
Die sechs großen Rundbogenfenster (mit einer Fläche von über
200 qm) lassen viel Licht ins Kirchenschiff.
Die drei Schiffe erstreckten sich ursprünglich nur über drei
Joche.
Die Decke ist nicht bemalt, sondern durch weiß gehaltenen Wessobrunner
Rahmenstuck in grau getönten
Feldern verziert und, wie in der Kirchenbeschreibung von 1993 zu lesen
ist,
"mit dekorativ freier Benutzung des ionischen Kapitellmotivs, schlagwerkartig
mit Herzlaub und Eierstäben versetzt".
Es handelt sich dabei um eine sog.
Quadraturarbeit von Georg Ernst, wohl nach Plänen von Hans Krumpper.
Quadratur ist die geometrische Anordnung von Bändern und Profilen
auf Wand- und Deckenflächen 17)
Uhr an der Decke 24)
Im vorderen Deckenteil ist seit 1681 eine Uhr
angebracht. Die Vorgängeruhren befanden sich über der Jocherkapelle.
Erste Uhr 1629
Die erste Uhr wurde schon im Zusammenhang mit dem Langhausneubau (1625)
im Jahr 1629 wahrschein-lich vom Dachauer Uhrmacher Matthias
Zächerl geliefert; sie war die älteste öffentliche
Uhr Dachaus. Überliefert ist die Anschaffung des Ziffernblatts
und der Uhrseile, an denen die Uhrgewichte hingen; sie hatten eine
Länge von 16 Klaftern (=28 Meter). Der Mesner erhielt
für das Aufziehen der Uhr einen Lohn von jährlich 4 Gulden.
Die Kirchenrechnungen berichten über mehrere Reparaturen, deren
Kosten übrigens in der Regel nicht die Kirchenstiftung, sondern
die Dachauer Marktkammer trug. Dies unterstreicht den öffentlichen
Charakter dieser in der Kirche befindlichen Uhr. Die Uhr von 1629
hielt nur 28 Jahre. |
Uhr an der Decke
|
Zweite Uhr 1657
In den Kirchenrechnungen des Jahres 1657 wird berichtet, dass "die
Uhrräder ganz ausgelaufen" und nicht mehr zu richten waren. Deshalb
tauschte die Marktkammer die Uhr beim churfüstl. Hofuhrmachermeister
Michael Probst für einen Aufpreis von 45 Gulden gegen ein neues Werk
ein. Das hielt 24 Jahre, musste aber auch schon nach 14 Jahren, im Jahr
1674, vom neuen Dachauer Uhrmacher Johann Rainer für den hohen Betrag
von 6 Gulden 30 Kreuzern repariert werden. Zwei Jahre später waren
der Ersatz der abgebrochenen Zeigerstange sowie neuer Hammerzug und neue
Hammerfeder zum Schlagwerk nötig (3 Gulden 33 Kreuzer).
Dritte Uhr 1681
In diesem Jahr baute Rainer eine neue Uhr, die "Stund und Viertl schlägt".
Sie war nicht mehr über der Jocherkapelle, sondern -wie heute- an der
Langhausdecke angebracht. Das hölzerne Ziffernblatt lieferte der Dachauer
Kistler Franz Prugger (1638-1736); es wurde vom Dachauer Maler und späteren
Bürgermeister Johann Georg Hörmann mit Ölfarben bemalt. Die
Uhrgewichtsstricke waren nur noch 15 Klafter lang. Mit Uhrmacher Johann
Rainer schloss der Rat des Marktes einen Wartungsvertrag ab. Er hatte die
Aufgabe, die Uhr in regelmäßigen Abständen zu schmieren
und "alle Mängel zu wenden". Dafür erhielt er jährlich
eine Vergütung von 2 Gulden 15 Kreuzern bis zu seinem Tod 1696. Danach
wurde der Betrag noch für zwei Jahre an seine Witwe bezahlt, die wiederum
ihren Sohn, den Freisinger Hofuhrmacher Johann Paulus Rainer, mit der Arbeit
betraute. Ab 1700 übernahm der Dachauer Schlosser Marcell Ruedolf die
Wartung der Uhr mit einem leichten Aufpreis (2 Gulden 30 Kreuzer).
Seitenaltäre
Linker Seitenaltar
|
Die
Seitenaltäre sind barocke Stuckmarmor-Retabel
von 1714 86)
(andere Quelle 1686
62)
) mit
jeweils vier gewendelten Säulen und mit Altarblättern von
Franz Josef Wurm (1816-1865) im sog. Nazarenerstil
(gemalt 1853)
86), 43)
.
Diese
Bilder waren in der Zeit von 1933 bis 1986 an die Kirche St.Peter
in Dachau Ost abgegeben worden. Während dieser Zeit standen in
St.Jakob Holzplastiken von Maria und Josef an der Stelle der Bilder.
Im Rahmen der Restaurierung 1986 hatte man die Gläubigen darüber
entscheiden lassen, ob die Seitenaltäre mit den bisherigen Figuren
oder mit den Altarblättern von St.Peter, die dort inzwischen
auf dem Dachboden gelagert waren, ausgestattet werden sollen. Die
Wahl fiel auf die Gemälde 87)
.
|
Rechter Seienaltar
|
Auf mächtigen Gesimsen
thronen die Altaraufsätze mit hochovalen Bildern. Darüber
sind Strahlenmonstranzen mit Monogrammen von Jesus und Maria angebracht.
Die Antependien
der Altäre sind bemalt.
Im 18.Jh zierten sechs Seitenaltäre die Kirche. Sie waren notwendig,
damit die zahlreichen, von Wohltätern der Kirche gestifteten Messen
von den hierfür bezahlten Priestern (Benefiziaten) vertragsgemäß
gefeiert werden konnten. Jede Bruderschaft hatte ihren festen Altar.
86)
Nördlicher
Altar
Im
Auszugsgemälde
ist die Verkündigung Mariens durch den Erzengel Gabriel
(hebräisch=Stärke Gottes) dargestellt. Maria liest gerade
in einem Buch als der Engel erscheint. Üblicherweise ist es die
Seite der Bibel, auf der geschrieben steht: "siehe eine Jungfrau
wird empfangen"(Jesaja 7:14). Über der Szene schwebt die
Heilig-Geist-Taube und sendet Gnadenstrahlen herab.
Zu beiden Seiten des Gemäldes sitzen zwei Engel im Stil des 17.Jh
auf dem Gebälk. Über dem Bild ein Strahlen-kranz mit dem
Monogramm "IMI". |
Verkündigung Mariens
|
Hinweis:
Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung
des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu
im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt
auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet,
dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie
ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa |
|
im
Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745
die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt,
wie sie vereinzelt immer noch vorkam (so z.B. im Deckengemälden
der Schlosskapellen in Haimhausen und Unterweilbach). |
Das Altarblatt am nördlichen Altarzeigt eine Darstellung der
Muttergottes mit
ihrem Kind. Maria ist mit einem roten Kleid und einem blauen Mantel
gekleidet. Dies sind die traditionellen Marienfarben. Rot für
den königlichen Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung.
Im Mittelalter brauchte man für die Herstellung der blauen
Malfarbe Lapislazuli.
|
Muttergottes
|
Maria trägt auf dem Haupt eine Krone; ihre Füße ruhen
auf einer Mondsichel entsprechend der Aussage in Kapitel 12, Vers
1 der Offenbarung (..den Mond zu ihren Füßen). Auf ihrem
Schoß steht das bekleidete Jesuskind mit einem Rosenkranz in
der Hand. (Rosenkranzaltar)
|
Skelettreliquie
52)
(wird derzeit restauriert)
In die Predella
ist ein sog. liegender hl. Leib mit den Gebeinen des römischen Märtyrer
Ernest eingelassen (mundartlich: Heilignboana
96)
). Er ruht -etwas nach
außen gewendet und den äußeren Arm aufgestützt -
auf einem Samtkissen. Arme und Beine sind mit Bändern, Finger und
Zehen mit Perlenschnüren umwunden. Die hochgestellte Kniescheibe
trägt eine Blattrosette. Über den Körper ist ein Schleier
gebreitet. Von der Decke hängt eine aus Drahtarbeit bestehende Ampel.
Diese Ampel könnte das himmlische Licht repräsentieren oder
als "Blutgefäß" den Martyrertod symbolisieren. Auf
einer 28,5 x 46,5 cm großen Marmortafel im Holzrahmen steht
die Majuskelinschrift: "PX I Ernesto I martire I an CXXVII" (= St.Ernesto
erlitt im Jahr 127 den Martertod). Die Tafel war Bestandteil der früheren
Prunkschreine, die heute nicht mehr vorhanden sind 86).
Bei den Reliquien handelt es sich um einen sog. Katakomben-Heiligen.
Die in den Katakomben Roms gefundenen anonymen Gebeine wurden mit einem
Namen versehen und als Märtyrergebeine verkauft. Die Dachauer Reliquien
wurden im Jahr 1718 86)
erworben. Der Indersdorfer Chorherr
Georgius Penzl (1697-1748) vertritt in seiner Chronik des Klosters Indersdorf
die Auffassung, dass die Dachauer Katakomben-Reliquien, wie die des Klosters
Indersdorf, durch den Münchner Kaufherrn Benno Höger beschafft
wurden. Zwar wurde nie von einem Kaufpreis gesprochen, sondern nur von
Auslagenerstattung. Doch auch das war nicht billig. In Rom war die Zahl
der Käufer groß und so kosteten die Reliquien 300 Gulden. Und
der Transport nach Deutschland war unsicher; häufig wurden die Reliquientransporte
auf Wunsch eines anderen Interessenten ausgeraubt 92)
.
In
München wurden die Gebeine der Reliquienfasserin Josepha Antonia
Khroningerin übergeben, die aus Gold- und Silberdraht, 33 Ellen
Bändern, 53 Dutzend Edelsteinimitationen, 9 Dutzend gefassten
Halbedelsteinen, 24 Maschen Perlen und 5 Pfund Rosshaar die Katakombenheiligen
ausstaffierte. Antonia Khroninger fasste übrigens auch die Reliquien
in der Klosterkirche Indersdorf. Die Schreine mit darauf sitzenden
Engeln (leider nicht mehr vorhanden) wurden von Bartholomäus
Schuhpaur gefertigt und vom Maler Johann Georg Hörmann vergoldet.
|
Hl.Leib - Märtyrer Ernest
|
Das
Glas lieferte der Glasermeister Georg Älbl
(1675-1752). Die Schlosserarbeiten besorgte Georg Spizer(der auch
in den Kirchen von Giebing, Vierkirchen, Oberroth, Oberweilbach, Haimhausen,
Röhrmoos, Indersdorf, Oberbachern tätig war 40)
).
Die Gesamtkosten beliefen sich auf rd. 1400 Gulden, einen Betrag,
um den man einen Bauernhof mit 120 Tagwerk Grund erwerben konnte.
Bei der Überführung nach Dachau (Translation) 1719 86)
und in den folgenden acht Jahrzehnten
bis 1801 wurden jeweils am Jahrtag der Translation die Katakombenheiligen
in einer großen Prozession durch den Markt getragen. |
Die hl.Leiber machten die Gegenwart
der Heiligen als Helfer und Fürbitter vor Gott augenfällig;
sie brachten den Gläubigen den Himmel in greifbare Nähe.
An diesem Altar ist auch eine reiche Klosterarbeit der Reliquienfasserin
Khroninger aus dem Jahr 1719 sehen.
...mehr über Klosterarbeiten...
Votivkerze
|
Im Antependium
des Altars ein Marienmonogramm (in dem die vier verschiedenen Buchstaben
des Namens "MARIA" ineinander geschrieben sind).
Am linken Seitenaltar stand
bis vor kurzem auf einem Leuchter auch eine fast 200 Jahre alte
Votivkerze des
Marktes Dachau. Sie war 1715 gestiftet und 1883 restauriert worden.
Die Kerze ist mit einem Blumenmuster bemalt.
|
Früher befand sich auf dem linken Seitenaltar eine Zeit lang auch die
schlichte Marienstatue (Unsere Liebe Frau von Dachau), die aus der
Priesterbaracke des Konzentrationslagers Dachau kam. Sie ist jetzt in der
Kirche des Klosters Karmel auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte
aufgestellt. Diese Figur stammt aus dem von den Nazis aufgelösten Breslauer
Kloster und kam 1943 ins KZ. Von Häftlingen wurde sie so beschrieben:
"Es ist Maria, die auf der Flucht nach Ägypten,
also in der Verfolgung, in der Verbannung, das göttliche Kind als Inbegriff
allen
Trostes an das Mutterherz drückt. Zu
diesem Marienbild fühlten wir uns immer wieder hingezogen. Dieser mütterlichen
Frau
konnten wir allen Kummer, unsere leiblich
und seelische Not anvertrauen." 58)
).
Südlicher
Altar
In dem
mit einem vergoldeten Rahmen (mit Akanthus-motiven
und einem Puttenkopf verziert) umgebenen
Auszugbild wird die Taufe Jesu dargestellt.
Jesus steht mit zum Gebet über der Brust gekreuzten Händen
im Jordan und wird von Johannes mit Wasser aus einer Schale getauft. |
Taufe Jesu
|
Johannes trägt
ein härernes Gewand und hält in der linken Hand einen
Kreuzstab mit dem Textband "Ecce Agnus Dei". Über
der Szene schwebt die Heilig-Geist-Taube, von der Lukas in seinem
Evangelium (3,22) berichtet: "Der Heilige Geist kam sichtbar auf
ihn herab, anzusehen wie eine Taube". Das Gemälde wurde in
der 2. Hälfte des 19. Jh. erstellt.
|
Das Altarblatt am südlichen
Seitenaltar (Josefi-Altar) zeigt die Hl.
Familie, signiert von " Fr. Wurm 1853" (= Franz Josef Wurm,
München, 1816-1865).
Das rundbogige Bild wurde mit Ölfarbe auf Leinwand-untergrund
gemalt.
Die sitzende Maria ist in
rotes und blaues Gewand gekleidet. Auf ihrem Schoß liegt auf
einer Windel ihr schlafendes Kind.
|
Heilige Familie
|
Dahinter
steht St.Josef, auf einen Stock gelehnt, wie ein alter Mann.
In der Kunst der früheren Jahrhunderte wurde Josef bewusst so
dargestellt, um dem biblischen Bericht von der Ziehvaterschaft mehr
Glaubwürdigkeit zu geben. Dr.Johannes Eck, der katholische Gegenspieler
von Luther, erregte sich im 16.Jh.darüber, dass man St.Josef
"beim Breikochen" abgebildet habe, um ihn als harmlosen Greis
darzustellen. 136)
.
|
Auch an diesem Altar sind Skelettreliquien
ausgestellt, hier vom Märtyrer Sigismund. Die Kartuscheninschrift
lautet (in Majuskeln): "PXI Sigismondo martire I an CXXVJI". Auf dem Altarauszug
ist über dem Bild ein Strahlenkranz mit dem Monogramm "M" angebracht.
Im Antependium
des rechten Seitenaltars das Jesusmonogramm IHS.
Bilder an den Wänden
des Kirchenschiffs
An den Wänden des Kirchenschiffs
befinden sich zwei Ölgemälde (auf Leinwanduntergrund) in barockisierendem
Goldrahmen
(1735) 86),
die im Zeitpunkt ihrer Entstehung wohl Altarbilder von zusätzlichen
Seitenaltären (insgesamt sechs bis acht 86)
) in der Kirche waren. Sie stammen
(lt. Werkverzeichnis) vom Dachauer Maler Joh.
Georg Hörmann (1672-1749).
Die vielen Seitenaltäre dienten nicht nur der Repräsentation
sondern waren Altäre der Bruderschaften, an denen die gestifteten
Messen vertragsgemäß gefeiert wurden. Die Zahl der vorhandenen
Priester allein hätte die hohe Zahl nicht gerechtfertigt.
- (südlich) ein Ölgemälde,
das den hl. Johannes Nepomuk
auf dem Totenbett zeigt. In den Händen hält
er das Kruzifix und einen Märtyrerpalmzweig. Sein Kopf ist
von fünf Sternen umgeben. Bekleidet ist er mit dem schwarzem
Talar, darüber das weiße Rochett, ein spitzengesäumtes
Chorhemd. Über den Schultern liegt eine
Mozetta, das Schultertuch aus Fell, ist dem höheren Klerus
vorbehalten. Um den Hals ist ein Beffchen gebunden, das sind die
beiden schmalen Leinenstreifen vorn am Halsausschnitt, die wir von
der Amtstracht der lutherischen Pfarrer kennen. Auf dem Kopf trägt
er das Birett, eine quadratisch geformte, steife Mütze mit
vier Stegen, die außerhalb des Gottesdienstes den Kopf der
Priester bedeckte.
|
Tod von Nepomuk
|
|
Hinweis:
Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh
Generalvikar des Erzbischofs in Prag
und machte sich beim König Wenzel wegen seines energischen Auftretens
für die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20.
März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln,
ließ ihn durch die Straßen schleifen und schließlich
in der Moldau ertränken. Die
Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes,
der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft
über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das 1215 eingeführte
Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der
Fundort der Leiche in
der Moldau wurde durch
eine Erscheinung von fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk ist neben
Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Die
Verehrung von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war
aber nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein
Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde,
machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre
nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in
der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann
die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt,
am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII.
Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst Karl Albrecht
zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten
förderten die Verehrung kräftig und nach kurzer Zeit stand
die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk
war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag:
16.Mai |
- (nördlich) ein Gemälde vom Tod
des hl. Franz Xaver am 3. Dezember 1552 auf der Insel Sancian (Santschao)
bei Kanton in China. Franz Xaver liegt mit dem Kruzifix im Arm auf einer
Lagerstatt. Im Hintergrund ist ein Hafen mit einem massiven Turm sowie mehrere
Schiffe zu sehen.
Tod von Franz Xaver
|
Hinweis:
Franz Xaver, ein Spanier, war ein Zeitgenosse von Ignatius
von Loyola und einer der ersten Jesuiten.Von Goa in Indien aus missionierte
er auf mehreren Reisen den fernen Osten u.a. Japan und China und taufte
dort viele Menschen. Das hochgehaltene Kruzifix erinnert an den Eifer,
mit dem er die Botschaft vom Gekreuzigten verkündete. In der
Münchner Michaelskirche befindet sich eine Knochenreliquie mit
dem Spruchband: "25 Tote erweckt, 120.000 getauft". Die
Zahl der Taufen war damals -anders als heute- ein Maßstab für
den Erfolg der Mission. Festtag: 3.Dezember |
Figuren
an den Wänden des Kirchenschiffs
Über dem Südportal
stehen/standen zwei Skulpturen aus dem 18.Jh., die aus der Filialkirche
von Steinkirchen stammen sollen. Leider können Sie keinen bestimmten
Heiligen zugeordnet werden:
-
ein Heiliger in Rüstung
mit Palmzweig. Die Figur stand 2021 über dem Orgelspieltisch
auf der 1.Empore.
|
Hinweis:
Der Palmzweig deutet auf einen Märtyrer hin; in der christlichen
Kunst werden Märtyrer häufig mit Palmzweigen dargestellt.
Die immergrünen Blätter symbolisieren das ewige Leben
und den Sieg des Glaubens über das Heidentum. Die über
20 m hohe Palme mit dem elastischen, allen Stürmen standhaltenden
Stamm galt seit alters her als Sinnbild für Sieg und Standhaftigkeit.
|
- eine weibliche
Heilige, ohne Attribute in den Händen. |
|
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(südlich) In einer vergitterten
Nische ist ein kniender Christus
dargestellt, dessen Hände mit Ketten gefesselt sind.
Dargestellt werden soll damit Jesus nach der Geißelung.
Die originale Holzfigur aus der Zeit um 1720 wurde 1997 bei einem
Einbruch gestohlen und konnte bisher nicht wieder gefunden werden.
86),
55)
.
Das Bundeskriminalamt gab damals eine Anzeige mit folgendem Text
auf:
"Einbruch in Kirche in Dachau
In der Nacht zum 15.7.97 bohrten Unbekannte an der St.Jakobs-Kirche
neben dem Schloß der Holz-Seitentür ein Loch, wodurch
sie die Verriegelung lösen konnten. Bei einer weiteren, dahinter
befindlichen Eisengittertür drehten sie den Zylinder ab. Dann
brachen die Täter gewaltsam das einfache Vorhängeschloß
am Gitter zu einer Mauernische auf und stahlen folgende Figur: Marterchristus,
sog. Ecce-Homo (Geißelchristus), 93 cm hoch, um 1730 entstanden,
kniend, Inkarnatfassung, Schamtuch golden, mit Eisenschellen gefesselt,
Dornenkrone verblieb am TO zurück, Wert ca. 10.000 DM. Wo aufgefallen
?"
|
Geißelheiland
|
- Barockfigur
des hl. Florian, in römischer
Rüstung mit Siegesfahne, Wasserschaff und brennendem Haus.
|
Hinweis:
St.Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen
Legion des römischen Heeres. Wegen seines Glaubens wurde
er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein
um den Hals in die Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein
brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben, deshalb ist
er Patron der Feuerwehrleute geworden.
Sein Gedenktag ist der 4.Mai. |
|
St.Florian
|
- (nördlich) Figur (um 1630) des
hl. Rasso in voller Ritterrüstung
und Hermelinüberzug (Patron von Grafrath bei Fürstenfeldbruck,
aus dem Geschlecht der Grafen Andechs-Dießen). Die Dachauer machten
alljährlich auf ihrer Wallfahrt nach Andechs in Grafrath beim hl.Rasso
Station und stifteten auch Wallfahrtskerzen.
...mehr dazu...
St.Rasso
|
Rasso (900-954),
nach der Überlieferung 2 Meter 50 groß, war Ritter, berühmter
Feldherr und unternahm einen erfolgreichen Feldzug gegen die Ungarn.
Aus Dankbarkeit wallfahrtete er nach Rom und ins Heilige Land, brachte
wertvolle Reliquien mit und ließ hierfür im heutigen Grafrath
ein Benediktinerkloster bauen. Er trat - kinderlos geblieben - selbst
als Laienbruder in dieses Kloster ein. Rasso wurde in der Klosterkirche
bestattet, seine Gebeine werden heute im Glasschrein des Hochaltars
aufbewahrt. Die von Rasso mitgebrachten Reliquien werden heute in
Andechs am Ammersee gezeigt. Festtag: 19.Juni |
St.Sebastian
|
Die Sebastiansfigur
(nördlich) ist ohne den sonst üblichen Marterbaum
abgebildet, an den der Heilige bei seinem ersten Martyrium gebunden
war. Sebastian wird sogar schreitend dargestellt. Die vier Pfeile,
die in seinem Körper stecken, haben keine lebenswichtigen Organe
getroffen. In dieser Darstellung lässt der Künstler Raum
für die Legende, nach der sich Sebastian von den Pfeilwunden
erholte, dann erneut zu seinem Glauben bekannte und schließlich
durch Keulenschläge sein zweites Martyrium erlitt. Festtag:
20.Januar
Die im frühen 17.Jh. geschnitzte Figur kam erst 1997 in die
Kirche. Vorher stand sie in einer Mauernische der Scheierlmühle
in Dachau, bis dieses Gebäude im Jahr 1989 abgerissen wurde.
1997 schenkten die Besitzer, die Fam. Kaiser, die Skulptur der Pfarrei
St.Jakob, die die Fassung (Bemalung) von Vergoldermeister und Restaurator
Johannes Glück ergänzen bzw. wiederherstellen ließ.
101)
|
Weihwasserbehälter
|
- (nördlich)
ein mit Kupfer beschlagener Weihwasserbehälter
mit Schöpfkelle. In diesem Weihwasserbehälter (Weihbrunnen)
wird das in der Osternacht geweihte Wasser aufbewahrt, damit es von
den Dachauer Gläubigen für die Gräber und für
die Wohnung entnommen werden kann. Weihwasser hat nur eine symbolische
Bedeutung und soll an die Taufe erinnern. |
Krumpper-Kreuzigungsgruppe
Seit Juli 2005 ist über dem
Südeingang eine Kreuzigungsgruppe
angebracht, die seit ihrer Entstehung vor 440 Jahren schon an vielen Orten
innerhalb Dachaus zu sehen war 72)
:
1562/67-1806
|
1806-1933
|
1933-1960
|
1960-1968
|
1968-1987
|
1987-2005
|
ab 2005
|
in der
Schlosskapelle
|
Gottesackerkp
|
Jakobskirche
|
Gottesackerkp
|
Altes
Rathaus
|
Bezirksmuseum
|
Jakobskirche
|
Die Gruppe im Stil der
Spätgotik besteht aus einem Kruzifix, einer darunter
stehenden Muttergottes-statue (zur Rechten Jesu), sowie einer Figur
des Apostels Johannes.
Die Figuren sind bis ins Detail mit großer Sorgfalt durchgebildet
und von ungewöhnlich hoher künstlerischer Qualität.
|
Kreuzigungsgruppe v. Krumpper
|
Schnitzer war Adam
Krumpper, der Vater des Baumeisters der Kirche, Hans Krumpper.
Adam Krumpper stammte aus Weilheim und war des Öfte-ren für
den Münchner Hof als Bildhauer und als Kistler (Schreiner)
tätig. Er war Lehrherr und Schwieger-vater des bekannten Bildhauers
Johann Degler (1564-1633), mit dem er von 1590 und 1596 für
den Münchener Hof zusammenarbeitete. Seine
Lebens-daten sind nicht genau bekannt. Als Geburtsjahre gelten 1538,1540
oder 1543; das Todesjahr wird mit 1620 oder 1625 angegeben.
|
Auftraggeber für die Kreuzigungsgruppe
in Dachau war der bayerische Herzog Albrecht V. (1528-1579). Krumpper
schuf die Figuren in seinen frühen Schaffensjahren 1562 (Johannes)
und 1567 (Kruzifix und Maria) 71).
Auf dem Rücken des Gekreuzigten
ist folgende Inschrift zu lesen:"1567 und "1813 renoviert" und "1980
freigelegt Reinh. Huber".
Weitere Hinweise auf die Figuren sind in den Hofzahlamtsrechnungen des Jahres
1567 zu finden. Unter den Ausgaben für das Schloss Dachau, die allein
im genannten Jahr insgesamt über 5142 fl. (Florentiner Gulden) betrugen,
steht der Vermerk: "mer zahlt maister Adam pildthaur von Weilhaimb von ainem
crucifichs in die capeln 33 fl. ". 72),
100)
Mater dolorosa
|
Maria hält
die Hände in Gebetshaltung gekreuzt über der Brust. Ihre
Augen blicken unter dem Schleiertuch schmerzversunken ins Leere. Das
zarte Antlitz ist starr vor Trauer und Niederge-schlagenheit.
Johannes blickt mit flehend erhobenen Händen zum Gekreuzigten
hinauf. In seinem jugendlichen Gesicht, das von dunklen Locken gerahmt
wird, sind Schmerz und Ratlosigkeit zu sehen. Johannes wird als einziger
Apostel traditionell ohne Bart dargestellt, um seine Jugendlichkeit
zu betonen. |
St.Johannes
|
Jesus
am Kreuz trägt die Dornenkrone über den schwarzen Lockensträhnen.
Von seinem Haupt gehen drei Strahlen eines Heiligenscheins aus. Seine
Augen sind geöffnet, obwohl die Seitenwunde ihn als tot kennzeichnet.
Die offenen Augen sind deshalb symbo-lisch zu verstehen, als Zeichen
fortdauernden Lebens und der Göttlichkeit Jesu. |
Kruzifix
|
"Die
Leiblichkeit des Herrn schläft am Kreuz, seine Göttlichkeit
aber wacht" ist im Physiologus zu lesen. Das um seine Lenden
gebundene Tuch (Perizoma) ist sehr groß gehalten. Es ist rechts
zu einem Knoten gebunden und flattert hinter dem Kreuzesstamm vorbei
noch weiter auf die linke Seite. |
|
Hinweis: Ob Jesus bei der Kreuzigung überhaupt ein Lendentuch
getragen hat, ist ungewiss. Nach römischem Recht waren alle Gekreuzigten
nackt. Die Blöße und die Tatsache, dass sie nicht beerdigt
sondern in der Regel von den Tieren gefressen wurden, waren Teil der
Strafe und sollten bewusst erniedrigen. Ob wegen des jüdischen
Empfindens Ausnahmen vom Gebot der Nacktheit galten, ist nicht bekannt,
sodass wohl auch Jesus nackt gekreuzigt worden ist. Früher gab
es auch Darstellungen mit dem nackten Jesus. Der Legende nach soll
Maria mit ihrem Schleier die Blöße Jesu bedeckt haben.
Das Lendentuch, das dem Gekreuzigten heute von den Künstlern
als Blickschutz für die Blöße beigegeben wird, soll
der Würde Jesu Rechnung tragen. Es ist Bestandteil der künstlerischen
Darstellung geworden, flatternd im Wind, nur von einer Kordel gehalten. |
Die Figuren wurden -einer Inschrift
auf der Rückseite zufolge- "1813 renoviert", "1980
von Reinhard Huber freigelegt" und anschließend retuschiert.
Die Figurengruppe befindet sich immer noch im Besitz der Stadt Dachau;
Der damalige Kulturreferent Rauffer initiierte 2005 einen Leihvertrag
der Stadt mit der der Kirchenstiftung St.Jakob, damit die Gruppe in der
Kirche aufgestellt werden kann. "So kann die Kreuzigung wohl auf
immer in den sakralen Bereich - auf einen würdigen Platz der Verehrung,
der meditativen Betrachtung und auch der kunsthistorischen Würdigung
zurückkehren" erklärte Rauffer. 71)
- (nördlich) ein weiteres
spätgotisches Kruzifix.
Es wurde um 1500 vom Meister des Bötschner Epitaphs geschnitzt.
Die Fassung (= Bemalung) wurde später erneuert. 155)
Das Gesicht Jesu ist noch
im Tod von Schmerz verzerrt. Die Rippen treten hervor. Er trägt
die Dornenkrone auf dem Haupt.
|
Kruzifix
|
Hinweis:
Die Dornenkrönung im Rahmen der Verspottung Jesu ist in den Evangelien
genannt (z.B. Mtth 27, 28-30). Ob Jesus auch am Kreuz die Dornenkrone
getragen hat, ist der Bibel nicht zu entnehmen. Dies wird aber in
den Apo-kryphen
erwähnt. Die hl.Birgitta, die Patronin Altomünsters
hat in ihren Offenbarungen geschrieben, die Dornenkrone sei Jesus
nach dem Anheften an das Kreuz aufgesetzt worden. |
Kanzel
Eine Kanzel ist seit der Renovierung
Ende der 1960er Jahre nicht mehr vorhanden. Sie stammte aus der Erbauungszeit
16)
und hing 340 Jahre in der Kirche bis sie den Apostelfiguren weichen musste.
Kreuzwegbilder
Die 14 Kreuzwegstationsbilder
in Stuckrahmen wurden im Jahr 1935/36 von Richard
Huber aus Dachau in Freskotechnik
auf Putz gemalt (Bildformat 56 x 44 cm) .
Der Maler hat,
nach Aussage seines Enkels Christian damit ein "sehr ausdrucksstarkes
und zeitgemäßes Werk" geschaffen.
Nur Jesus und die wichtigsten und bekanntesten Figuren des Geschehens
tragen antike Gewänder, allen anderen Beteiligten hätte
man 1935 auch draußen auf dem Marktplatz Dachau begegnen können".
Der Simon von Cyrene, der Jesus das Kreuz tragen hilft, könnte
ein Selbstbildnis von Richard Huber sein. 60),
38)
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Vergrößerung der Bilder durch Mouseklick
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus
das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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Signatur
von Richard Huber
an der 5. Station
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
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14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
|
Wenn Sie sich für
weitere Kunstwerke, die Richard Huber für die Kirchen des Landkreises
Dachau geschaffen hat, interessieren, klicken
sie hier...
Mit Richard Huber hat übrigens schon ein zweites Mitglied der berühmten
Malerfamilie einen Kreuzweg für St.Jakob gestaltet. Sein Urgroßvater
Anton Huber malte im Jahr 1826 den Vorgänger-Kreuzweg. Dieser Kreuzweg
kam später für kurze Zeit in die Kirche St.Peter in Dachau-Ost.
Apostelkreuze
und -Leuchter
Apostelleuchter
|
Die
Apostelkreuze sind
aus Stuck geformt und übertüncht. Die Leuchter wurden erst
vor wenigen Jahrzehnten aus Eisen geschmiedet
Hinweis: Die Apostelleuchter u. -kreuze erinnern an das in der Apokalypse
(21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
|
Opferstock
|
An den Seitenwänden
stehen alte schmiedeeiserne Opferstöcke,
die mit Rosetten geschmückt sind (92 cm Höhe). Ob es sich
dabei um den Bruderschafts-Opferstock aus dem Jahr 1629 oder dem Sebastiansopferstock
aus dem Jahr 1651 (von Veit Klumayr) handelt,
wäre noch zu klären.
Eine Rosenkranzbruderschaft
mit eigenem Opferstock wurde im Dachau 1628 gegründet.
In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich
dafür interessieren, klicken Sie hier..
|
per Mouseklick zu den Beschreibungen
Kirchenstühle
Kirchenbank
|
Das
spätklassizistische Laiengestühl stammt aus der 1.
Hälfte des 19. Jh. Es sind beiderseits des Mittelganges und der
Seitengänge zweimal 24 Reihen, auf der Empore zweimal 13 Reihen.
Die vordersten Bänke im Kirchenschiff haben an der Frontseite
eine schwungvolle Verzierung.
An einer Reihe von Bänken sind noch die Namensschilder
vorhanden, die den Gläubigen gegen eine angemessene Gebühr
einen festen Platz sicherten. |
Namensschilder
|
Die Westempore von 1927 ist
zweigeschossig. Die untere Empore bietet Platz für zusätzliche
Kirchenbesucher. Die obere Empore sollte Ende des 20.Jh abgetragen werden,
um für eine größere Orgel Platz zu machen. Doch das Denkmalschutzamt
bestand auf dem Erhalt des oberen Geschosses.
Die Brüstung an der obersten Empore besteht aus einem Eichengeländer.
Am südwestlichen Emporenpfeiler ist eine Inschrift (in Majuskeln) angebracht:
"Ecclesia hac amplifica / matrem svam carissimam, / tvtela Sti. Jacobi divi
hvivs / ecclesiae patroni ab infantia /frvitam hic commemorant / Johannes
et Pavlvs Gedon, / qui aedificavervnt. / A. D. MCMXXVll" .
Als 1986 die Entscheidung anstand, eine neue Orgel
zu beschaffen, kam wegen der Platzverhältnisse nur eine große
Brüstungsorgel in Frage, die in ihrem Ausmaß dem großen
Kirchenraum (mit übrigens hervorragender Akustik) angemessen war. Für
Chor und Orchester war es aber dort oben zu eng geworden; sie fanden ihren
Platz auf der unteren Empore, wo ein zweiter Spieltisch eingerichtet wurde.
Die Orgel sollte über dem Chor stehen. Es dauerte aber noch bis 1997
bis das Geld für die neue Orgel (500.000 €) zusammenkam. Dazu
wurden unter anderem die Pfeifen des alten Instruments verkauft.
102)
Orgel
|
Die
Orgel wurde 1997 die von der Orgelbauwerkstätte Vleugels
aus Hardheim in der Nähe von Tauberbischofsheim erbaut 86),54).
Die MIDI-fähige Orgel mit weicher, süddeutscher Klangfarbe
besitzt zwei Manuale und 35 Register, insgesamt 2000 Pfeifen. Das
weiß bemalte und golden verzierte Gehäuse fügt sich
harmonisch in die Kirche ein. Nach Aussage des Münchner Organisten
Michael Manigel klingt die Vleugel-Orgel in Dachau "generell
sehr hell" 81)
mit weicher "Süddeutscher Klangfarbe"
102).
Allerdings stand schon 14 Jahre später, 2011, wegen ungewöhnlich
starken Schimmelbefalls eine Sanierung an, die von Orgelbaumeister
Siegfr.Schmied aus Immenstadt (für 70.000 €) durchgeführt
wurde
90).
Der Schimmelbefall ist auf den ungünstigen Standort nahe der
Wand und den wechselnden Temperaturen mit der damit verbundenen unterschiedlichen
Feuchtigkeit zurückzuführen. Deshalb wurde ein Dachschweller
eingebaut, damit die vorne in das Instrument eintretende Luft besser
abgeführt wird. 83) |
Orgelbank
|
Die Orgel von 1997 ist mit 35 Registern
die zweitgrößte Orgel in den Kirchen des Dachauer Landes, nach
der Orgel in der Dachauer Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Stand 2016).
|
Disposition
der Vleugels-Orgel von 1997: 152)
Hauptwerk (C-g'''): Bourdon 16', Principal 8', Copl 8', Flauttravers
8', Viola di Gamba 8', Octav 4', Hohlflaut 4',
Quint 22/3', Superoctav 2', Terz 13/5', Larigot 11/3', Mixtur 4f
11/3', Cornet 4f 4', Trompet 8',
Clairon 4'
Schwellwerk: Geigenprincipal 8', Bourdon 8',
Salicional 8', Unda maris 8', Fugara 4', Flauto di amore 4',
Quintflaut 22/3', Flageolet 2', Terzflaut 13/5', Sifflet 1', Cymbel
4f 1', Fagott 16', Hoboi 8', Tremulant
Pedal (C-f'): Contrabass 16', Subbass
16', Octavbass 8', Violonbass 8', Superoctavbass 4', Bombarde 16',
Trompete 8'
Koppeln: II/I,
II/I (Sub), I/P, II/P, Cymbelstern, Nachtigall, 4x8x8 Setzerkombinationen |
Frühere Orgeln 129),102)
1626
|
In der Kirche
stand schon 1626 eine Orgel mit 12 Registern. Sie war vom berühmten
Münchner Orgelbaumeister Hans Lechner gebaut worden. Allerdings
war sie nicht auf der Empore, sondern im Altarraum auf einer kleinen
seitlichen Empore aufgestellt. 129) |
1639
|
Im
Jahr 1639 erhielt diese Orgel, nachdem sie 1635 (1632 102))
von Schwedischen Soldaten "zerschlaifft und vergengt" worden war,
vom Nachfolger Lechners, dem Orgelbaumeister Hans Mehrer, ein neues
Pfeifenwerk im alten Gehäuse. Ihm sei "die Zerschlaifft
und Vergengte Orgel widerumben zemachen angedüngt worden",
heißt es. Er hatte "in aufrichtung der orgel allhie vier
Täg damit zuegebracht und verzört 3 Gulden 46 Kreuzer".
|
1671
|
lieferte der Kistler
Veit Klumayr einen Orgelkasten. |
1674
|
hat Johann Rainer
aus Dachau für 11 Gulden "die orgl allerorthen außgebesert,
auch den Tremulandt von Neuem gemacht. Und daß werkh gestimbt" |
1676
|
fertigte
der Kistler Franz Prugger um die Orgel ein neues Schubgitter aus gutem
Eichenholz an. |
1683
|
erhielt wiederum
Joh.Rainer 2 Gulden für die "Machung neuer Clavier (= Klaviatur)
auf die Orgl". |
1697
|
Erst 1697 wurde
die Orgel auf ihren heutigen Standort, die Westempore ("Porkirchen"),
verlegt. Der Maler Joh.Georg Hörmann
fasste den Orgelkasten. Der Melchior Wenger aus Puchschlagen und Zimmermeister
Kaspar Stadlberger verstärkten dafür die Empore und machten
die Stiege neu. |
1706
|
Doch
schon neun Jahre später, 1706, erwarb die Pfarrei vom Münchner
Instrumentenmacher Franz Disl eine neue Orgel für 226 Gulden.
Das Gehäuse fertigte der Kistler Franz Prugger;
Joh.Georg Hörmann bemalte es für 9 Gulden mit einem Bildnis
der hl.Cäcilia. Auch die "etwas unstimmig" gewordene
Orgel wurde neu gestimmt. |
1709
|
schon wenige Jahre
später vergrößerte Disl die Blasbälge und stimmte
Orgel und und Tragorgel (Regal) erneut (Lohn 13 fl. 05 kr) |
1726
|
wurde die Orgel
vom Dachauer Quirinius Weber
umgebaut
102).
|
1884
|
Um 1880 hatte
die Orgel 16 Register
12).
Franz Borgias Maerz soll im Jahr 1884 eine zweimanualige Orgel mit
15 Registern
eingebaut/renoviert haben |
1927
|
wurde sie auf 25
Register erweitert. |
1968
|
kam eine von Anton
Staller aus Grafing eingebaute Brüstungsorgel hinzu. Die Orgel
hatte nun drei Manuale und 31 Register.
102) |
Regal
Neben der Orgel auf der Empore war in der Kirche noch ein anderes Tasteninstrument
vorhanden: eine Tragorgel mit Zungenpfeifen, auch Regal genannt. Dieses
Regal bestand aus einem schmalen Kasten, der die Windlade mit den Pfeifen
enthielt. Davor waren die Klaviertasten angebracht. Hinter der Windlade
befanden sich zwei Keilbälge, die nicht vom Musiker, sondern von einer
zweiten Person bedient wurden. Das Regal wurde vor allem bei Prozessionen
und Bittgängen mitgeführt.
Aus den Kirchenrechnungen von 1662 bis 1688 sind Reparatur und Wartungsarbeiten
durch Johannes Rainer bekannt. Auch Einsatzorte sind dort genannt.
- bei der "Haltung der Liternei (= Andacht) in Unserer Lieben Frauen
Kapelle außer des Weblinger Tors"
- Fronleichnamsprozessionen (dort erhielten die Träger und Balgzieher
eine kleine Entlohnung)
Organisten
Bekannt sind sogar der Name und die Entlohnung des Organisten des Jahres
1638. Georg Schnabl, im Hauptberuf Marktschreiber, erhielt für
die musikalische Tätigkeit von der Marktkammer (!) 30 Gulden und
von der Kirche 6 Gulden jährlich. Im Allgemeinen waren die Organisten
meist Lehrer. Sie leiteten auch den Kirchenchor, der aber nur aus wenigen,
ausschließlich männlichen Mitgliedern bestand. So ist aus der
Kammerrechnung 1696 zu sehen, dass der Chor aus wenigen Knaben (Diskantisten),
dem Kantor und dem Organisten bestand. 67)
Madonnen-Gemälde
aus der Cuzco-Schule
Am Emporenaufgang hängt
ein Gemälde Maria mit
Kind, aus der Cuzco-Schule, Peru, 17. Jh. (Maße
105 x 78 cm) im indianisch-spanischen Mischstil.
Das Bild wurde 1991 von Jakob Reischl aus Dachau gestiftet. 101)
Maria wird in einem
nach der Mode der vornehmen spanischen Damen des 17.Jh. geschneiderten
Gewand mit zwei Schnurreihen und einem Wappen dargestellt.
|
Maria - Cuzco-Schule
|
Der von den
breiten Borten eingefasste Mittelteil des Kleides könnte ein
Skapulier
sein. Der Kopf Mariens ist mit einer Krone geschmückt. Auf
dem linken Arm hält sie ihren ebenfalls gekrönten Sohn.
Das Jesuskind segnet den Betrachter und drückt eine blaue Welt-kugel
an seine Brust. Die Figurengruppe ist von vielen Blumen umgeben,
meist von Rosen, der Blume Mariens. Auch die Muttergottes hält
einen Blumenstrauß in der rechten Hand. Zu Füßen
Marias knien andächtig zwei Heilige im Ordenshabit mit Wappen
auf der Brust. Die linke Person, Petrus Nolascus, hat einen Degen
im Gür-tel stecken, was ihn als Mitglied eines Ritterordens
|
ausweist. Die rechte Person, St. Ramón
Nonato, trägt auf dem blutigen Haupt eine Dornenkrone; durch seine
Lippen ist ein Vorhängeschloss gezogen.
|
Hinweis: Das Wappen auf
dem Kleid Mariens und die beiden Heiligen zu ihren Füßen
weisen auf den Mercedarier-orden (die Kongregation der "Seligen
Jungfrau Maria vom Loskauf der Gefangenen) hin. Der Orden wurde
1218 vom hl. Petrus Nolascus in Katalonien gegründet,
nachdem ihm die Muttergottes erschienen war. Größter
Förderer war König Jakob I.von Aragon, dessen Wappen die
Mönche übernahmen und mit dem Ritterkreuz ergänzten.
St.Ramón - ein Mitbegründer des Ordens- erhielt den
Namen Nonato ("Nicht geboren"), weil er aus dem
Mutterleib geschnitten wurde. Seine Mutter starb bei der Entbindung,
bevor er das Licht der Welt erblickt hatte. Das Vorhängeschloss
wurde ihm während seiner Gefangenschaft bei den Muslimen in
Algier durch die Lippen getrieben, weil er trotz Verbots weiterhin
seinen Glauben predigte. Da er in der Gefangenschaft auch gegeißelt
wurde, stellte ihn der Künstler auf dem Dachauer Bild mit einer
Dornenkrone dar. 76)
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An der Südseite der Empore: Kruzifix,
wohl 17. Jh. Der Corpus ist annähernd lebensgroß.
Kruzifix
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Hinweis: In
den frühchristlichen Kirchen wurde das Kreuz ohne den Corpus
des Gekreuzigten angebracht. Dann aber wurde Christus am Kreuz als
lebender und über den Tod triumphierender, göttlicher Sieger
mit geöffneten Augen und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst
im hohen Mittelalter (etwa seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung
des leidenden und toten Gekreuzigten, die Betonung des Menschseins
Jesu durch, wie wir es von unseren Kirchen kennen. |
Mondsichelmadonna
An der Nordseite der Empore:
Madonna auf Mondsichel in
besonders ausgeprägtem Strahlenkranz (Aureole), um 1920 (Höhe
180 cm). Der Strahlenkranz und die Mondsichel erinnern an Maria
als die Frau aus der Offenbarung des Johannes (Offb.12,1) "von der
Sonne umkleidet, den Mond zu ihren Füßen".
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Mondsichelmadonna
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7-Schmerzen Mariens
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Im hinteren Teil
des Langhauses, in der Nähe des Empore, ist an der Südseite
eine Statue der von sieben Schwertern durchbohrten
Muttergottes angebracht. Die Schwerter sind Sinnbilder für
sieben schmerzhafte Ereignisse im Leben Mariens. Die um 1740 entstandene
barocke Figur wurde 1939 von Prälat Pfanzelt in Tirol erworben;
sie wird Thaddäus Stammel aus Graz (*1695 in Graz,
1765 in Admont) zugeschrieben 86).
Vor der Figur können auf einem Lichtspalier Opferkerzen angezündet
werden. |
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Hinweis: Die Wurzeln
für die Darstellung der 7 Schmerzen Mariens reichen in das 13.Jh
zurück. Im Laufe der Jahrhunderte schwankte die Zahl zwischen
5 und 50, ja sogar bis zu 1500 im Einzelnen bezeichneten Schmerzen
(Alanus de Rupe, 1428). Nach der Einführung des "Festes
zum Gedächtnis der Sieben Schmerzen Mariens" im Jahr 1423 verblieb
es bei der Zahl 7. Das Fest heißt seit 1960 Gedächtnis
der Schmerzen Mariens und wird am 15. September, dem Oktavtag von
Mariä Geburt, gefeiert. 121)
1. die Darstellung im Tempel (Weissagung des
Simeon)
2. die Flucht nach Ägypten
3. die Suche nach dem 12jährigen im Tempel
4. die Begegnung Mariens auf dem Kreuzweg
5. die Kreuzigung
6. die Kreuzabnahme und
7. die Grablegung Jesu.
Seither stellt die Kunst die volkstümliche "Mater dolorosa" mit
einem oder mit sieben Schwertern in der Brust dar. Die Darstellung
der Schmerzen Mariens geht auf das Simeonwort bei der Darstellung
im Tempel " Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen"
(Luk, 2,35) zurück. 121)) |
Krippe
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Auf
der linken Seite ist an Weihnachten eine Krippe
in einem Glasschrein unter der Empore zu sehen. Nach den Gottesdiensten
drängen sich nicht nur die Kinder vor der Scheibe. Wenn Sie sich
für Krippen interessieren, klicken
Sie hier...
Am rechten Seitenaltar ist während dieser Zeit ein wunderschönes
Fatschenkindl auf
einem Rosenbett zu sehen. Das Kindl wurde in der 2. Hälfte 18.
Jh. aus Wachs modelliert. Das Bett steht in einem prächtigen
Rokokoschrein mit grazilen Säulchen. Der Schrein hat die Maße
57 x 59,5 cm. Wenn Sie sich auch für Fatschnkindl in anderen
Kirchen des Landkreises interessieren, klicken Sie hier..
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Fatschnkindl
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Hinweis: Das Fatschnkindl
(von lat.fascia=die Binde) stellt das nach barocker Art in Windeln
und Wickelkissen gewickelte (eingefatschte) Christkind dar. Es ist
die erste Krippendarstellung, lange bevor es Weihnachtskrippen gab.
Die Praxis, Babys zu fatschen, damit sie keine "krummen Glieder" bekommen,
war bis ins 19. Jh., in ländlichen Gebieten sogar noch in den
ersten Jahrzehnten des 20. Jh., üblich. |
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Epitaphe
Grabplatten
an den Außenmauern
In die Außenseite
der Kirchenmauern sind an der Nordost-, der Ost- und der Südostseite
viele kleinere Epitaphe eingelassen. Es handelt sich um Grabplatten
des früheren Friedhofs, der rings um die Kirche angelegt war.
Die letzte Beerdigung ist aus dem Jahr 1802 überliefert. Die
älteste Steinplatte stammt aus dem Jahr 1634. Bei der Neuanlage
des Platzes um die Kirche in den 1970er Jahren wurde ein Teil der
noch erhaltenen Särge und der Gebeine zerstört und entsorgt.
Aus den Epitaphien der Geistlichen, Hofbeamten und angesehenen Bürgern
lässt sich -nach Lothar Altmann- die soziale Situation Dachaus
ablesen. Die Epitaphe wurden in den Jahren 2016/17 (für 40.000
Euro) restauriert 126).
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Hinweis: Epitaphe
gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbene in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt
und können künstlerisch aufwändig gestaltet
sein; sie sind normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf
und taphos bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung
"beim Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder
dahinter noch darunter ein Grab befindet.
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Marterl
für Ignaz Berthold
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1746
Franc. Ferdinand Effner
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1751
Dr. D.Josephus Pallauf
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1751
G. Willib. Schmetterer
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1772
Maria Katharina
Eva Schmetterin
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1777
M. Barbara
Gebhardtin
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1801
Jos. Benedict Schmetterer
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kaum
lesbar
Maria
.. Bächerin
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1802
Maria u.Franz
Rößler
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Wenn Sie auf die Bildchen oben klicken, können Sie mehr über
die Verstorbenen erfahren.
In älteren Beschreibungen
sind noch weitere Grabplatten genannt, die in die Kirchenmauer eingelassen
waren:
- Ignaz Gottlieb Berhold, gest.um 1781 , Kalksandstein (88
x 61 cm)
- Anton Hofter, gest.21.6.1788, Kalksandstein (61 x 48 cm)
Grabplatten im Inneren
Die prächtigsten
Epitaphe sind an den Innenwänden des Kirchenschiffs angebracht.
Hier in der Kirche wurden Geistliche, Beamte und vornehme Bürger
begraben. Um 1800 ruhten etwa 50 Personen in St.Jakob. Aus gesundheitspolizeilichen
Gründen waren weitere Begräbnisse aber zu dieser Zeit
nicht mehr gern gesehen. "Viele bilden sich ein, dass sie vor
dem Teufel sicherer wären, wann sie in der Kirch begraben liegen,
welches aber eine große Einfalt ist und den geringsten Grund
nicht hat", wetterte der große bayerische Rechtsgelehrte
Wiguläus Xav.Kreittmayr gegen das Grab in der Kirche. Er selbst
ruht aber ebenfalls in einer Pfarrkirche, in Offenstetten bei Abensberg.
Hier in St.Jakob sind folgende Epitaphe zu sehen:
Vier Grabdenkmäler möchte ich hier näher beschreiben.
Mehr über die übrigen Epitaphe im Inneren erfahren sie nach
einem Klick auf die kleinen Bildchen oben.
1.Epitaph von 1606
für den Kastner (Finanzverwalter) und späteren Schlossverwalter
Georg Schwanckhler
(gest.1606), das bis vor einigen Jahrzehnten noch außen in die
Mauer eingelassen war (Höhe:
255, Breite: 118 cm):
Schwanckhler
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Auf
dem Epitaph knien über dem Wappen der Schwankhlers
(mit dem Kopf und Hals eines Schwans) Männer und
Frauen, nach Geschlechtern getrennt vor einem Kruzifix
und beten den Rosenkranz. Es handelt sich um Georg Schwankhler
und seine beiden Gattinnen Ursula (geb. Langhammer) -rechts-
und Anna (geb. Friedinger) sowie die vier Söhne und
fünf Töchter. |
Georg Schwankhler (ganz
links) hält einen kurzen Rosenkranz mit 10 Avekugeln und
einer Paternosterkugel in der Hand, der damals bei den Männern
beliebt war und Mannsbeter hieß. Der kurze Rosenkranz
hatte am Ende einen Ring, der nach jedem Gesätz auf einen
anderen Finger der Hand gesteckt wurde 50).
Die Gattin in der Mitte hat dagegen einen langen Rosenkranz
mit 55 Kugeln um die Hand geschlungen. Über den Köpfen
der ersten Gattin sowie von zwei Söhnen und drei Töchtern
sind Kreuze zu sehen. Sie sind Zeichen dafür, dass diese
Personen im Zeitpunkt der Erstellung des Epitaphs schon gestorben
waren.
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Detail aus dem Epitaph
für Georg Schwanckhler (gest.1606).
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Im Hintergrund ist die Silhouette
von Dachau um 1600 zu sehen; es handelt sich um die wahrscheinlich
früheste Darstellung des Marktes Dachau. Zu sehen sind -nach
Dr.Kübler- die Brauerei Ziegler, die Kirche, das Rathaus mit
3 hohen und breiten gotischen Fenstern, das Birgmannhaus, das Altherrhaus,
das Münchner Tor, das heutige Bezirksmuseum und die ehem.Friedhofsmauer.
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Text: "Anno Domini 1606 den 4.Maius Starb der Ernuesst
Georg Schwanckhler dt.gewester Casstner Alhie.
Anno 1569 den 1. Juni starb die Ernuesst Tugenthafft frau Ursula
Lanckhamerin sein Erste Hausfraw. Anno 1625 den 3. Septembri
starb die Ernuesst Tugenthafft Fraw Anna Friedingerin sein Andere
Hausfraw. D.G.G" |
Georgs Vater Hans Schwanckhler war Kastner (Finanzbehördenleiter)
von Dachau. In dieser Funktion hatte er das Kastenamt mit einer Gaststätte
errichten lassen. Sein Sohn Georg, dessen Epitaph wir in Dachau sehen,
folgte seinem Vater als Kastner (von 1565 bis 1601) und Gastwirt nach
und war zudem Verwalter des Klosters Altomünster sowie des Schlosses
in Dachau von 1601 bis zu seinem Tode im Jahr 1606. 85),59).
Er war sehr vermögend, aber auch sehr freigiebig. Seine Stiftung
ermöglichte neun armen, bürgerlichen Kindern eine gute Schulbildung.
142)
1909 wurde in Dachau eine Straße nach ihm benannt (beim Schlossgarten).
2.Epitaph von 1784
Vacciery
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Das Epitaph aus dem
Jahr 1784 (Rotmarmor,
Höhe 182, Breite 78 cm) erinnert
an den "Wohlgebohrnen Herrn Clement Albrecht Edlen von
Vacchiery"
(gest.28.4.1758) und seine Frau Anna (gest.10.1.1784) mit
einer Umrandung aus acht Familienwappen (u.a. Keuslin v. und
zum Reichlsperg, von Machhans, Wanner von Stözling, von
Steinheil.
Text:
Der prächtige Marmor sagt nicht ihr Lob, dieß sagen
die Herzen in denen sie Leben.
Gott zur Ehre
Ihren innich geliebten Aeltern, dem Wohlgebohrnen Herrn Clement
Albrecht Edlen von Vacchiery auf Castell nuovo des R.R....
Ritter Churcöllnischer Truchseß und Rathe, dann
Churbaierischen Truchseß, Hofkammerrathe, Hofkastner
und Mauthner, dann Schloßpfleger zu Dachau, so gestorben
den 28.April 1758 im 58.Jahre seines Alters.
Dann Der auch Wohlgebohrnen Frau Maria Anna von Vacchierin
gebohrnen von Steinheil, so gestorben den 10.Jenner 1784 im
67 Jahre ihres Alters.
Zum Gedächtniße Setzen dieß Ehre und Denkmahl
aus Kinderspflicht Der Churfrl adeliche Hofrath Joh Bapt.von
Vacchiery auf ...hofen, der Churfrl wirklich geheimde Rath
und Hofraths Vice Director Albrecht von Vacchiery und die
Adelheit von Vacchiery ... ... R.I.P.
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3.Epitaph
von 1801
Schmetterer
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Epitaph für den Bierbrauer Josef
Benedikt Schmetterer (gest 7.1.1801) im Innenraum der
Kirche. Weiße Marmorbüste mit klassizistischem Dekor
in der Art des berühmten Münchner Bildhauers Roman
Anton Boos (1730-1810) 37).
Es war eines der letzten Werke des Künstlers, der in Fürstenfeld,
München (Frauen-, Asam-, Theatinerkirche), Ettal und Benediktbeuern)
tätig war ...
mehr über Boos...
Maße: Gesamt 155, Büste 72 cm.
Der Text auf dem Epitaph lautet:
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"Dies Denkmal
der Liebe, Ehrfurcht, Dankbarkeit
Weihn die zurückgelaßnen drey Kinder
Ihrem geliebtesten Vater
Joseph Benedikt Schmetterer
Weingastgeb. und Bierbrauer
Dem Edlen Wohlthätigen Rechtschafenen
Dem Freunde seiner Mitbürger, der Armen Stütze
Sanft wallte sein Geist nach 70 u.einem Jahre
seines tugendhaften Lebens
durch die nächtlichen Schatten des Todes
Zum Sonnenlichte der Unsterblichkeit !!!
Den VII Jänner 1801."
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Benedikt Schmetterer
um 1800
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Schmetterer heiratete als
Braugeselle die Witwe seines verstorbenen Chefs. So wurde er selbständiger
Bierbrauer und wurde Bürger der Stadt Dachau. Er ließ
eine Kapelle zu Ehren von Joh. Nepomuk an der Amperbrücke bauen,
die er mit einer Stiftung ausstattete. Sie diente dazu, dass täglich
ein Rosenkranz gebetet wurde und finanzierte die Wachskerzen an
der Statue des Hl. Nepomuk. Die Kapelle wurde im Zuge der Säkularisation
um 1802 abgebrochen. Die Heiligenfigur ist heute in der Gottesackerkapelle
aufgestellt. Schmetterers Sohn Joseph Benedikt durfte Papst Pius
VI, den Kurfürst Karl Theodor und den Freisinger Bischof auf
ihrer Durchreise 1782 auf dem Kirchplatz bewirten. 142)
4.Epitaph
von 1636
Wilhelm Jocher
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Epitaph für den Wilhelm Jocher (gest 3. Mai 1636)
und seiner Ehefrau Anna Mitterspacherin (roter Marmor, Höhe
200, Breite 105 cm)
Im unteren Teil die prächtigen Wappen der Verstorbenen.
Zwei Engel darüber halten einen Totenschädel und Oberschenkelknochen
in den Händen.
Der Text auf dem Epitaph lautet:
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D[eo] O[ptimo]
M[aximo] GVILELM[VS] IOCHER in Egersperg I[uris] C[onsul]tus
Quondam summi in Imp[eri]o Rom[an]o Tribunalis Spirensis
XIII. ann[os] Assessor. Deinde Ser[enissi]mo vlt[erioris]
Bau[ariae] Duci et S[ancti] R[omani] I[mperii] Electori
MAXIMILIANO XXXII. ann[os] Intim[us] Consiliarius. Et
Praeses Dachauiens[is] MIHI et ANNAE MITTERSPACHERIN
Coniugi Opt[im]ae viuens F.P. [? ?] Natus Mautterdorfij
XVII Cal[endas] Dec[embris] A[nno] MDLXV. VIXI ann[os]
LXX mens[es] V. dies XIIX Obij Monachij V. non[arum]
Mai A[nno] MDCXXXVI. Hic quiesco VIATOR Siste, Parce,
Precare, Sequere, Abi Sortis TVAE et MEAE Memor. Longum
Vale.
Übersetzung: 108)
Gott dem Allerbesten und Allergrößten Wilhelm
Iocher in Egersberg, Rechtsgelehrter, dereinst des höchsten
Gerichts im Römischen Reich 13 Jahre Beisitzer
danach dem Durchlauchtigsten beider Bayern Herzog und
des Heiligen Römischen Reichs Kurfürsten Maximilian
33 Jahre Geheimer Rat und Dachauer Vorsteher für
mich und Anna Mitterpacher, die beste Gemahlin, lebend
(im Leben) [??] Geboren zu Mauterndorf den 16. November
1565. Ich lebte 70 Jahre, 5 Monate, 18 Tage. Ich starb
zu München den 3. Mai 1636. Hier ruhe ich Wanderer
Halt ein, hüte dich, bete, folge, geh dahin, deines
Schicksals und des meinen eingedenk. Lebewohl für
lange.
|
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Wilhelm Jocher
1636
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In der Nähe des Südportals
ist im Inneren der Kirche ein Marmorstein
mit dem Text zur Grundsteinlegung aus dem Jahre 1624 zu sehen. Die
etwas verwitterte Inschrift des "Märbelsteins" aus
dem Salzburger Land (der Heimat des Erbauers der Kirche Wilhelm
Jocher) 23)
lautet:
Grundstein
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Den
15.Aprilis Ao 1624
Hat man die alte Vil zue
Enge Khirchen angefang
en abzuebrechen.
Den 9.May hernach man
dan die Erste Stain gelegt.
Den 31.October Ao 1625
ist der Erste Gottesdienst ge-
Halten.
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Alleß
durch hilf Und Zu
thuen Gottsferchtiger Hoch
en und Nidern stands per
sohnen wie solches Alles
In einem absonderlich
en Buech verzeichnet.
Gott dem Herrn Sei lob
Und danckh der welles
Reichlich belohnen. |
Priestergrab
am Stadtfriedhof
Auf dem Stadtfriedhof
steht ganz in der Nähe der Friedhofskapelle der Grabstein
für das Priestergrab.
Hier sind ca. 20 Priester begraben, die entweder hier Pfarrer
oder Benefiziat waren oder in Dachau gestorben sind.
Texte: "Hier ruhen in Gott die hochwürdigen Herren:
Dr.Gg.Kayser,
Univ.Prof. U
23.XI.1872
Josef Lutz, Benefizial in Dachau,. U
12.XII.1871
Josef Schwarzdorfner, Pfarrer in Obermarbach U
12.XII.1871
Lorenz Wimmer, Pfarrer in Gerolsbach, *10.VIII.1888 i. Altfraunhofen
U
27.1.1907 dahier
Josef Lettenbauer, Pfarrer in Wenigmünchen * 21.IV.1849
in Otting, U13.III.1924
i.Dachau
Frz.X.Taubenberger g.Rat 22Jhr.Pfarrer dahier, *22.X.1864
i.Lenggries, U
31.III.1939 i.Dachau
Dr.Josef Hartmann freires.Pfarrer v.Lentin *4.XII.1854, U
22.X.1937
Wolfgang Sturm frr.Pfarrer v.Schwaben *21.8.1871, U
19.6.1941
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Priestergrab
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Kaplan
Wolfgang Pitzenbauer, *18.5.1913 gef.als Sanitätsgefreiter meinem
Gebirgsjäger-Rgt. am 21.9.1941
bei Timoschowka-Ukraine
Anton Schmid, frr.Pfarrer u.Dekan v.Kreuzholzhausen *7.7.1855 U
4.2.1945
Friedrich Pfanzelt, Prälat, Dekan u.Stadtpfarrer *24.8.1881 U
8.9.1958"
Im unteren Teil des Grabsteins sind weitere Namen eingraviert, die
aber wegen starker Verwitterung nicht mehr lesbar sind.
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Die Seitentüren stammen
noch aus der Erbauungszeit und sind somit schon 380 Jahre alt. Sie sind
mit Heiligenreliefs geschmückt:
Südportal mit Nikolaus
und Laurentius
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- An der Südseite
(siehe Bild links) die Heiligen Nikolaus im Bischofsornat
mit Buch und 3 Goldkugeln sowie Laurentius im kurzärmeligen
Gewand des Diakons mit Märtyrerpalme und Feuerrost in den Händen.
Diese Reliefs wurden zwar schon 1625 geschnitzt, kamen aber erst
1898 an diese Tür
86).
Das Südportal war bis zur Verlängerung des Kirchenschiffs
1926 das Hauptportal. Deshalb befindet sich über dem Eingang
die Nischenfigur des Kirchenpatrons 86).
- An der Nordseite der
Kirche den hl. Jakobus und eine Person im Herzogsgewand.
Die Reliefs waren bis 1898 am Südeingang angebracht. Wen
diese Person (mit der Inschrift "BAVARIAE DUX") darstellt,
ist umstritten. In einigen Publikationen wird die Auffassung
vertreten, es handle sich um den bayerischen Herzog und Kurfürsten
Maximilian I. 66).
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Jakobus und
Bavariae Dux
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oder um dessen Vater Herzog
Wilhelm V. Die Barttracht passt zu beiden Herrschern. Der Spaten in
den Händen würdigt die Bedeutung im Zusammenhang mit dem
Bau der Pfarrkirche (1625). Herrscher im Jahr 1625 war Maximilian.
Im neuen Kirchenführer wird diese Figur trotz der Inschrift als
St.Kastulus bezeichnet, dessen Schaufel auf die Art seines Martyriums
hinweist (er wurde lebendig begraben). Für diese Auslegung spricht,
dass dann alle Kirchenpatrone der Pfarrei an den Türen dargestellt
wären: Jakob für die Pfarrkirche, St.Nikolaus für Goppertshofen,
St.Laurentius für Etzenhausen und St.Kastulus für Prittlbach
86).
|
- Das Hauptportal an der Westseite
wurde 1927 von Schreinermeister Schwaiger erstellt. Es zeigt die hl.
Elisabeth mit Rosen im Arm und die hl. Agnes
mit dem Märtyrerpalmzweig. |
St.Elisabeth und St.Agnes
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Hinweise:
Die hl. Elisabeth von Thüringen (1207-1231) ist eine historische
Person. Sie stammte
aus Ungarn und war Ehefrau des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen.
Im Hungerjahr 1226 speiste sie die Armen vor den Toren der Wartburg.
Als Ludwig, von seiner Umgebung gegen Elisabeths angebliche Verschwendung
aufgehetzt, sie zur Rede stellte, verwandelten sich die Brote in ihrer
Schürze zu Rosen. Dass in der Schürze ausgerechnet Rosen
lagen, geht darauf zurück, dass im Mittelalter -schon lange vor
Elisabeth- die Armenspeisen Rosen genannt wurden 93).
Festtag: 17.November
St.Agnes lebte Ende des 3.Jh. Sie lehnte die Brautwerbung des
Sohnes des Stadtpräfekten mit der Begründung ab, sie sei
mit schon mit Jesus Christus verlobt. Man zwang sie nackt in ein Bordell,
doch Engel brachten ihr ein Lichtgewand; der Sohn des Präfekten,
der sie als Freier aufsuchen wollte, fiel tot um. Als Agnes ihn durch
ihr Gebet zum Leben zurückrief, wurde sie als Zauberin zum Tode
verurteilt. Ein Richter floh vor dem Prozess, sein Vertreter ließ
Agnes ins Feuer werfen und -als die Flammen zurückwichen- mit
dem Schwert ihre Kehle durchstoßen. Später soll sie Sehern
in einem Reigen schöner Jungfrauen erschienen sein, mit einem
goldenen Gewand bekleidet, den Verlobungsring mit Christus am Finger
und ein weißes Lamm zu ihrer Rechten. Die Kirche in Rom segnet
jedes Jahr an ihrem Festtag, dem 21.Januar, zwei Schafe. Aus deren
Wolle wird dann das Pallium hergestellt, das der Papst den Bischöfen
bei ihrer Ernennung überreicht. Festtag: 21.Januar |
Der Türgriff auf der Westseite ist in der Form eines Fisches
gearbeitet (Bild siehe ganz oben).
Türklinke am Westeingang
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Hinweis: Der
Fisch soll -historisch nicht belegt - eine Art Geheimzeichen in der
frühen Kirche gewesen sein. Denn das griechische Wort für
Fisch ist ein so genanntes Akrostichon, das heißt, ein Wort,
das aus Anfangsbuchstaben anderer Wörter zusammengesetzt ist.
Griechisch heißt Fisch Ichthys. Das sind die Anfangsbuchstaben
von "Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser"=Iesus
Christos Theou Yios Soter".
Sicher ist, dass der Fisch noch vor dem Kreuz das Symbol für
die Christen war. |
An den
Eingängen stehen barock geformte, ovale Weihwasserbecken.
Zwei sind aus geschecktem Rotmarmor gearbeitet. Sie sind haben die
Maße: Höhe 95 cm, Durchmesser 36 x 57 cm. Dazu die Inschrift:
"1711", das Entstehungsjahr. Das Dritte besteht aus Graumarmor
(20 x 26 cm). Es wurde im Jahre 1741 geschaffen, wie eine Inschrift
am schlanken, pyramidenförmigen Schaft anzeigt.
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Hinweis:
Das Weihwasser an den Türen jeder katholischen Kirche,
mit dem sich die Eintretenden in Kreuzesform bezeichnen, soll
an die Taufe erinnern. |
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Weihwasserbecken
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Heiliges Grab
Von Karfreitag Nachmittag
bis Karsamstag Mittag ist in der Kapelle unter der Eingangstreppe
ein Hl.Grab aufgebaut.
Der mit 1,60 cm fast lebensgroße Grabchristus stammt noch
aus dem 18.Jh. und besitzt Inkarnatfassung.
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Heiliges Grab
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Hinweis:
Die ersten Heiligen Gräber entstanden durch Wallfahrer, die aus
dem Heiligen Land zurückkehrten und daheim Nachbildungen des
historischen Grabes errichteten. Eine Hochblüte erlebte der Brauch
in der durch das Konzil von Trient (1545-63) eingeleiteten Ge-genreformation.
Die Jesuiten sahen im Heiligen Grab ein "spectaculum sacrum",
ein heiliges Schauspiel, das für die Gläubigen das Heilsge-schehen
eindrucksvoll ver-anschaulichte. Spectacula sacra waren in der ganzen
Barockzeit ein beliebtes Mit-tel der Glaubensverkündi-gung. Die Kulissen der heiligen Gräber wurden im Laufe der |
Zeit immer größer.
Es entstanden fantastische Scheinarchitekturen
mit biblischen Landschaften, mit Engeln und Wachsoldaten; im Zentrum Felsengrotten,
in die man eine Figur von Christi Leichnam legte. In manchen Pfarreien standen
fromme Bürger, als römische Soldaten oder als Engel verkleidet,
am Grab 99).
In der Zeit der Aufklärung und der Säkularisation (ca. 1780-1820)
wurde das spectaculum sacrum verboten. Doch staatliche Verbote haben in
Glaubenssachen meist keine große Wirkung. Ab der Mitte des 19.Jh.
lebte der Brauch wieder auf und führte zu einem neuen Höhepunkt;
die Pfarreien wetteiferten miteinander in der prunkvollen Ausgestaltung.
Erst nach dem 2.Vatikanischen Konzil (1962-65) kam der Brauch zum Erliegen,
weil er nicht mehr zur neuen Liturgie der Kartage passte. Leider wurden
damals viele der Kulissen verbrannt oder entsorgt. Denn in den letzten Jahren
werden in vielen Kirchen wieder Heilige Gräber aufgestellt. Wenn
auch die kunsthistorischen Gründe für die Renaissance des Brauchs
überwiegen, so kommen doch am Karfreitag Abend und Karsamstag Vormittag
viele Gläubige in die Kirche, um sich in dieser, alle Sinne berührenden
Umgebung, in das Leiden und Sterben Christi zu vertiefen.
Inzwischen gibt es
im Landkreis Dachau wieder mehrere Kirchen, in denen ein Hl.Grab errichtet
wird. Im Jahr 2007 waren dies neben Hirtlbach noch Altomünster, Dachau-Mariä-Himmelfahrt,
Dachau-Heilig-Kreuz, Dachau-St.Jakob, Ebertshausen, Kloster Indersdorf,
Langenpettenbach, Weichs und Riedenzhofen. Wenn Sie interessiert sind,
klicken Sie hier...
Goldschmiedearbeiten
Die Stadtpfarrkirche besitzt bedeutende
Goldschmiedearbeiten Münchner und Augsburger Meister 49),
die sich jedoch nicht in der Kirche befinden. Zu erwähnen sind:
- eine Prachtmonstranz der Zeit um 1730, die neben Paramenten (geistlichen
Gewändern) von der Dachauer Bürgerschaft bei der
Säkularisation im Jahr 1803 aus dem eingezogenen
Gut des Klosters Fürstenfeld vom Zugriff des Staates gesichert wurde.
25)
- Kelch mit dem Wappen des
Ferdinandus Zeller S, S. TA. L. 16??, hübsche Arbeit des Münchener
Goldschmiedes Franz Keßler
von 1698 (nach der Marke). 125),
86)
- Kelch mit den Reliefs von Maria, Joseph und dem Kinde, Antonius von
Padua, Franziskus und Michael. Augsburger Arbeit aus dem 18. Jh. 125)
.
Marke IL (wahrscheinlich Jakob Lutz gest.1747)
Zunft-Standarten
Meist in den Schränken
werden die Zunftstandarten (Zunftfahnen) aufbewahrt. Nur zu besonderen
Festen oder Zeiten werden sie im Kirchenschiff an den Kirchenbänken
festgemacht. Auf ihnen sind -in Stickereien- die Patrone der Handwerksberufe
dargestellt.
Die Fahnen wurden in der Zeit zwischen 1839 und 1853 141)
gefertigt.
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St.Eligius
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Katharina
von Alexandrien |
Katharina
von Alexandrien |
St.Crispinus u. St.Crispinianus |
St.Jakobus
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Pfarrhof
Über
den Pfarrhof ist mir nicht viel bekannt. Wie auch in anderen Pfarreien
bestand er aus dem Pfarrhaus, der Wohnung des Pfarrers und Wirtschaftsgebäuden.
Er war, wie der Name schon sagt, ein Bauernhof, den der Pfarrer mit seinem
Gesinde betrieb und aus dem er die Mittel für seinen persönlichen
Lebensunterhalt zog.
1240 Erstmals erwähnt wurde der Pfarrhof im Zusammenhang
mit dem ersten Kirchenbau um 1240. Er stand zwischen der Kirche
und der Herzogsburg
in der heutigen Wieningerstraße.
1560 hieß es im Visitationsbericht: "Der
Pfarrer wohnt in einem gut gebauten Pfarrhof ("Pfarrer ist wol behaust").
1593 Aus dem Jahr 1593 ist bekannt,
- dass Maurermeister
Brauer (?) einen Kostenvoranschlag (Überschlag) für eine Pfarrhofreparatur
erstellte, die ein
Finanzvolumenvon
25 Gulden aufwies 111),
47)
-
dass der Dachauer Zimmerer Georg Rotmayr einen weiteren Überschlag
für die Dachreparatur erstellte, die Kosten
von 26 Gulden vorsah.
1690 Damals hatte der Pfarrhof folgende Größe:
41 Juchart (17 ha) Acker, 37 1/2 Tagwerk (13 ha) Änger, 7 Tagwerk
(2,4 ha)
Mooswiesen, 67
Krautstücke.
1858 wurde der Pfarrhof wohl neu gebaut. Jedenfalls
ist in der Auflistung der vom bayerischen Staat gewährten Zuschüsse
an die
Kirche auch der
Dachauer Pfarrhof genannt: "Zu dem Pfarrhof-Neubau im Markte Dachau
über bereits bezahlte 4000 Gulden
noch (weitere)
3354 Gulden und 54 1/2 Kreuzer" 08)
.
1874 war der Dachauer Pfarrer schon kein Landwirt mehr.
Das Widdum, der Pfarr-Bauernhof, war bis auf 3 Tagwerk Krautäcker
verkauft.
Hans Schertl
Lieber Besucher,
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Quellen:
01)
Bericht des Pfarrers von Dachau über Kriegsschäden an den Gotteshäusern
vom 12.4.1641
02) Michael Wening, "Historico-topographica
descriptio Bavariae", Band 1, 1701
03) Königlich-Bayerisches Intelligenzblatt
für den Isarkreis, 1816
04) Franz Dionys Reithofer
(1767-1819), Chronologische Geschichte von Dachau in Baiern S.12, 1816
05) Königlich-Bayerisches Intelligenzblatt
für den Isarkreis, 1819 S. 603 (Stiftungsvermögen)
06) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
07) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, S.105, 1852
08) Zuschuss BY zu kirchl.Renovierungen-König.-bayer.
Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, 1858, S. 1473 (Pfarrhofbau 1858)
09) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger,
Topograph.-statist. Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
(Statistik)
10) Heyberger, Landes- und Volkskunde
des Königreichs Bayern,1868
11) Heyberger, Schmitt, Wachter,
Topographisch-statistisches Handbuch des Königreich Bayern, 1868
12) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880, Band I.
13) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.218, 317, 672, 1074)
14) Dachauer Nachrichten vom 26.7.1970
(Schlossbergkirche)
15) Max Gruber, Die Dachauer Bildhauerfamilie
Arnoldt, Amperland 1965
16) Widmann, Kunstreiseführer
"Von München zur Donau", 1966
17) Max Gruber, Stuck im Dachauer
Land, Amperland 1966/4
18) Karlmax Küppers, Die Renovierung
der alten Dachauer Marktkirche, Amperland 1967/2
19) Max Gruber, Zwei Dorf-Genies
aus dem Dachauer Land: Ulrich Gailler und Hans Maurer, 1968/4
20) Georg Friedrich Kramer, Pfarreien-Statistik
des Regierungsbezirks von Oberbayern,1847
21) Heimatbuch des Landkreises und
der Stadt Dachau, 1971
22) Wilhelm Störmer,Adelige
Eigenkirchen u.Adelsgräber-Denkmalpfleger.Aufgaben,1975,ZBLG 38,
S.1154
23) Dachauer Nachrichten vom 31.10.1975
24) Dr.Gerhard Hanke, Die Anfänge
der öffentlichen Uhren in Dachau, Amperland 1976/1
25) Georg Brenninger, Wiederentdeckungen
kirchlicher Kunst, die in der Säkularisationszeit ihren Ort wechselte,
Amperland 1993
26) Süddeutsche Zeitung/Dachauer
Neuste v.9.9.1977
27) Süddeutsche Zeitung/Dachauer
Neuste v.22.6.77
28) Josef
Mass, Geschichte des Erzbistums München und Freising, 1986 (Wallfahrt
Andechs)
29) Dr.Gerhard Hanke, Finanzstruktur
und finanzielle Lage einer altbayerischen Kleinstadt vor dem spanischen
Erbfolgekrieg.
Dargestellt
am Beispiel des Marktes Dachau und seiner Pfarrkirchenstiftung, ZBLG 41,1978
30) Diemer, Dorothea, "Krumper,
Johann" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 125-127 (Onlinefassung)
31) Heinrich Rauffer, 350 Jahre Pfarrkirche St.Jakob,
Unser Dachau 1979/1
32) Süddeutsche Zeitung vom
20.Juli 1979 (Pfarrsitz)
33) Dachauer Neueste v. 24./25.11.1979,
34) Dr.Peter Dorner, Die Dachauer
Sonnenuhr, Amperland 1980/S.63
35) Max Gruber, Werkverzeichnisse
der Dachauer Maler Johann und Johann Georg Hörmann, Amperland 1980/4
36) Dr. Werner Gross, Kirche und
Denkmalpflege-Die Erneuerung der Liturgie durch das Zweite Vatikanische
Konzil (Ambo)
37) Max Gruber, Im Dachauer Land wirkende Bildhauer,
Amperland 1982/1
38) Prof.Ottilie Thiemann-Stoedtner,
Zum Tode des Dachauer Kunstmalers Richard Huber, Amperland 1983/1
39) Dr.Gerhard Hanke, Beiträge
zum Dachauer Wallfahrtswesen, Amperland 1984 (Wallfahrt)
40) Max Gruber, Im Amperland tätige
Schlosser und Spengler, Amperland 1985/2
41) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
42) Max Gruber, Im Amperland tätige
Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3 (Hermundt,
Prugger Franz und Martin, Wembert)
43) Dachauer Neueste v.5.5.1986
(Nazarener)
44) Dachauer Neueste vom Sommer
1986 (Farbe 1625),
45) Josef Mass, Geschichte des Erzbistums
München und Freising, 1986 (Exhortatio)
46) Dr.Gerhard Hanke, Michael Wening in Dachau, aus
Volks- und heimatkundliche Findlinge aus dem Amperland, Amperl 1982
47) Max Gruber,Im Amperland tätige
Architekten, Bau und Maurermeister, Amperland 1987/2 (Brauer)
48) Dr.Gerhard
Hanke, Die Wallfahrten und Kreuzgänge der Marktgemeinde Dachau, Amperland
1989 (Wallfahrt)
49
Informationstafel
im Schloss Unterwittelsbach, 2023
|
"Im
17. und 18. Jahrhundert galt Augsburg als das Zentrum der Silber-
und Goldschmiede. Mehr als 200 Meister dieser Zunft waren hier ansässig
und exportierten ihre Schöpfungen in die gesamte Welt. Sowohl
der österreichische als auch der bayerische Hof zählten
zu den finanzkräftigen Kunden und ließen virtuose Objekte
für ihre Kunstsammlungen kreieren. Aber nicht nur das! ...Der
Pinienzapfen wird als Punze zum Zeichen dieser ersten Adresse für
Gold und Silber. Aufgrund dieser Marke und der sogenannten Meistermarken
ist es möglich, heute jedes Objekt exakt seinem Schöpfer
zuzuordnen. Glanzvolle Objekte sind Synonym der Kreativität der
Meister, aber auch Ausdruck eines ästhetischen Empfindens, das
zur Grundlage des Mäzenatentums wurde." |
50)
Robert Böck, Rosenkranzandacht und Rosenkranzbruderschaften der Barockzeit
im Dachauer Land, Amperland 1991/2
51) Robert Böck, Wallfahrt
im Dachauer Land, Bd. 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes 1991
52) Dr.Gislind M.Ritz, Die Katakombenheiligen
S.Sigismund und S.Ernest in St.Jakob in Dachau, Amperland 1992/1
53) Dachauer Nachrichten vom 28.12.1993
54) Dachauer Nachrichten vom13.1.1997
(Orgel)
55) Dachauer Nachrichten vom 17.7.1997
(Diebstahl Geißelheiland),
56) Braun-Ronsdorf, Margarete, "Angermair,
Christof" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S.293,Onlinefassung
57) Dr.Peter Pfister, Ausstellungskatalog
Oberammergauer Passionsspiele 1999, S.27
|
'Communicantes'
waren Gläubige, die die Erstkommunion gefeiert hatten und zur
Kommunion gehen durften. Wenn wir daraus die tatsächliche Zahl
der Gläubigen herleiten wollen, müssen wir -so Peter Pfister-
"noch etwa 15 bis 20 % für Kinder und Unzurechnungsfähige
hinzuzählen". |
58)
Eleonore Philipp, Die vergessene Gnadenmutter, Amperland 2000/1
59) Andreas R.Bräunling, Die
Familie Schwankler in Dachau, Amperland 2000/4
60) Christian Huber, Der Maler Richard
Huber, Amperland 2002/2
61) Dachauer Nachrichten vom 10.2002
62) Hermann Bauer, Kunstwanderungen
in Bayern südlich der Donau, 1973 S.220
63) Peter Dorner, Indersdorfer Chronik-aus:Publikationen
der Akadem.der Augustiner-Chorherren von Windesheim, 2003
64) Holland, Hyacinth, "Hauber, Joseph"
in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 38, Onlinefassung
65) Wessely, Joseph Eduard, "Sustris,
Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 195-196, Onlinefassung
66) Dachauer Nachrichten vom 18.10.2004
67) Georg Brenninger, Die Glocken
der Kirchen im Dekanat Dachau, Amperland 2005/1
68) Ausstellungskatalog Kreuz und Kruzifix, Freising,
2005
69) Frau Deininger, Pastoralreferentin,
Erklärung zum Heilig-Blut-Reliquiar, 30.6.2015
70) Dachauer Nachrichten vom v.
9./10.7.2005
71) Dachauer Nachrichten v. 1.8.2005
(Kreuzigungsgruppe Süd)
72) Jutta Mannes, Krumppers frühes
Meisterwerk, Dachauer SZ v. 20.8.2005
73) Kiening, Genealogie (Franz
Paul Arnoldt)
74) https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Sustris
75) Sabine Remiger, Münchner
Kirchenzeitung v. 3.9.2006 (Petrus)
76) Brigitte Rhinow, Göttingen,
2006
77) A.Donaubauer, Die Sakristei St.Jakob
wird saniert, Dachauer Nachrichten vom 4.8.2006
78) Dachauer Nachrichten vom 19.12.2006
79) Dr. Lothar Altmann, Der Dachauer
Hochaltar von 1626, Amperland 2007/2
80) Heinrich und Margarethe Schmidt,
die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 2007
81) Dr.Bärbel Schäfer, An
der Orgel Stimmungspotenzial geweckt, Dachauer Nachrichten vom 29.6.2007
82) Annemarie Donaubauer, Anspruchsloser
Altar brachte 750 Mark, Dachauer Nachrichten vom 3.7.2007
83) Dr.Bärbel Schäfer, Überwältigendes
Klangerlebnis, Dachauer Nachrichten vom 18.4.2012
84) Dr.Edgar Forster, Führung
Luja und Prost, 2008 (Bauauftragsfeier)
85) Dachauer Nachrichten vom 4./5.7.2009
(Schwankler-Epitaph/Paul Brandt)
86) Lothar Altmann, Kirchenführer
St.Jakob Dachau, Schnell&Steiner, 2010
87) Stadtführerin Anni Härtl,
2011 (Abstimmung 1986)-
88) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Etzenhausen
804, Amperland 2010/2 S.58
89) Reinhard Heydenreuther, Der Staatsmann
Dr.Wilhelm Jocher, Amperland 2010/4
90) Dachauer Nachrichten vom 18.4.2012
91) Vier Pfarreien verbünden
sich, Dachauer Nachrichten vom 20.7.2011
92) Andreas Estner/Matth. Morgenroth,
Heilige Gebeine, BR-2, 1.11.2011, 18:05 Uhr
93) Eckard Bieger, Das Bilderlexikon
der christlichen Symbole, 2011
94) Marcus Pilz, Das Metzgersche Benefizium
an der Pfarrkirche St. Jacob in Dachau und der Besetzungsstreit
um Ferdinand Effner 1731, Hausarbeit
im Fach Bayerische Kirchengeschichte, 2011
95) Dachauer Nachrichten vom 26.7.14
96) Dr.Wilhelm Kaltenstadler,Joh.Andreas
Schmeller u. das neue bayer.Wörterbuch,Aich. Heimatblatt, Nov.2014
97) Dr.Mich.Rademacher,Deutsche Verwaltungsgeschichte
1871-1990,www.verwaltungsgeschichte.de/, Zugriff 2015
98) http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_de_Pay,
2015
99) Münchner Kirchenzeitung vom
25.3.2015
100) Dr. Jutta Mannes, www.merkur.de/lokales/regionen/fruehwerk-adam-krumppers-270968.html,
2015 (Kreuzigungsgruppe)
101) Anni Härtl, Kirchenführerin,
Hinweise auf Veränderungen, 2015
102) Dorothea Friedrich, Historische
Präludien auf dem Weg zu 35 Registern, Orgeljubiläum, DAH-SZ vom
3./4.2.2007
103) https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Wening,
Zugriff 2014
104) Gerhard Hanke, Volks- und heimatkundliche
Findlinge aus dem Amperland 1982 (Wening)
105) Walter Pötzl, Bruderschaften,
in: Historisches
Lexikon Bayerns, Zugriff: 15.04.2013
106) www.heiligenlexikon.de/BiographienG/Georg_der_Maertyrer.htm
107) Dr.O.Doering, Wettbewerb für
einen Erweiterungsbau der Pfarrkirche zu Dachau, Aus: Die Christl.Kunst
1917/18-S.137
108) Dr. Hans-Helmut Görtz,
Epitaph Wilhelm Jocher, Übersetzung des eingravierten Textes, Freinsheim,
Jan. 2016
109) Dr. Gerhard Hanke, Die Siedlungsanfänge
von Dachau, Amperland 1973/9
110) Paul Brandt, Er war ein Wohltäter
der Pfarrkirche, Dachauer Nachrichten vom 26.April 2016 (Stöger)
111) Max Gruber, Für Dachau
u.sein Hinterland bis 1800 tätige Architekten, Bau-u.Maurermeister,
Amperl. 1982 (Öttl,Brauer)
112) Max Gruber, Dachauer Kistler,
Schreiner und Drechsler des 17. und 18. Jh.-Amperl 1975-S.40, (Pillmayr,
Klumayr, Stuber)
113) Max Gruber, Im Amperland tätige
Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Rainer, Rotmayr, Schnitzenbämer,Stadlberger,
Weinbuech, Cläßl,
Pfall,)
114) Max Gruber, Bis gegen 1800
im Amperland tätige Bildhauer, Amperl.1982 u. 1987 (Lillius,
Schütz),
Der Bildhauer Mathias Schütz
wurde um 1610 in Fürstenfeldbruck geboren. Er war 1640 als Meister
in München gemeldet.
Seine Frau war Maria Gerble,
Tochter des Bildhauers Hans Gerble. Mit ihr hatte er eine Tochter Maria
Elisabeth, die 1679
den Bildhauer Andreas Faistenberger
(1646-1735) heiratete. In Dachau schnitzte er eine Marienstatue für
15 fl. 45 Kr. für
die Jakobskirche. Mathias Schütz
starb 1683 in München,
115) Kaspar Weinbuech aus
Dachau gehörte dem Inneren Rat der Stadt an. Er besaß vor 1629
ein Haus in der Pfarrstraße
(heute Nr. 4), das er später
seinem Schwiegersohn Johann Pemerl übergab.
116) Der Zimmerer Johann Cläßl
stammte aus Helfendorf. Er zog nach Dachau und erwarb dort 1640 das Bürgerrecht.
Am 21.6. 1646 wurde er bei Vorlage
seines Geburtsbriefes auf seine Bitte hin als Zimmermeister anerkannt, in
späteren
Urkunden und Rechnungen
aber immer als Zimmermann bezeichnet. 1647 erstellte er eine Treppenturmtüre
im Kirchturm.
1648, als kurz vor dem Ende des 30jährigen
Kriegs, die Schweden noch einmal in Dachau einfielen und den Markt
verwüsteten, blieben
"nur er und Leute in 28 Häusern" im Ort. Cläßl
heiratete eine Katharina unbekannten Familiennamens
und kaufte 1652 das "zergangene
(zerstörte) Häusl" am Karlsberg. Er starb im Jahr
1674.
117) Max Gruber, Im Amperland tätige
Glaser, Amperland 1984 (Huber, Mörtan) ...mehr
über Mörtan...
118) Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2 (Hans von Rosen, Caspar Mayr)
119) 500 Marianglocke in St.Quirin,
Pfarrbrief Aubing, Juli 2006
120) Max Gruber, Bis gegen 1800
im Amperland tätige Goldschmiede, Gürtler und Zinngießer,
Amperland 1983
121) Heinrich u.Margarete Schmidt,
Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Josefsstab, 7
Schmerzen)
122) Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
123) Schematismus der Erzdiözese
München u. Freising, 5.Decanat Dachau, 1826, 1830, 1835, 1840, 1845,
1850, 1855, 1860,
1865, 1868, 1870
( Statistik)
124) https://www.youtube.com/watch?v=B-aOSqqmZoE
(Glockengeläute)
125) Bezold/Riel, Kunstdenkmäler
des Königreichs Bayern, 1895
126) Susanne Just, Renovierung eines
Wahrzeichens, Dachauer Nachrichten vom 9.8.2016
127) Martin von Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
128) Peter Pfister, Von Arbeo zum
Internet, Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising",
1999
129) Georg Brenninger, Beiträge
zur Kirchenmusik des 17.Jh. in Dachau-St.Jakob, Amperland 1977
130) Hochfürstl-Freysingischer
Hof-u.Kirchenkalender 1774 (Beneficiaten Heinrich und Walter)
131) Max Gruber, Die Künstlerfamilie
Holzmair, Amperland 1969/1
132) Helmut Rumrich, Anton Blank,
Priester und Ordensberufe in Röhrmoos, Röhrmooser Heimatblätter
2016
133) Prof.Dr.Göttler,
Das Ei-Wunder von Taxa, Dachauer Nachrichten vom 10..2018
134) Josef
Bogner, Wallfahrtskirchen im Landkreis Freising, Amperland 1987
135) Angelika
Petitini, Leonhardsverehrung u. Wallfahrt in Inchenhofen, Augsburger Volkskundliche
Nachrichten, 1995, Heft Nr.2
136) Johan Huizinga, Herbst des
Mittelalters, 1919, S. 267, ISBN 978-3-15-020366-8 (Brei)
137) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
138) Die
Bayerische Landbötin, München, 1845, S.14
139) Bayerisches LA für Statistik
u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand in den Gemeinden Bayerns Stand:
31.12.2010
140)
Dr.Michael Losse, Das Burgensterben im Dachauer Land, Röhrmooser
Heimatblätter 2019
141)
Wolfgang Müller, Stadtfronleichnam, Internetseite
des PV Dachau, 2019
142) Anni Härtl, Geschichten
um Dachauer Persönlichkeiten, Vortrag am 12. September 2018
143) Wolfgang Müller, Kirchturmsanierung,
Frühere Website des Pfarrverbands Dacha St.Jakob, Zugriff 2019
144) Digitales Archiv des Erzbistums
München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS112 (Pfarrerliste)
145) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Altomünster
im 30jährigen Krieg 1618-1648, Kulturspiegel Altoland 2018/9
146) Josef Reitmeier, Dachau, Ansichten
und Zeugnisse aus zwölf Jahrhunderten, 1976 (Freisinger
Urkunde v.15. August 805 )
147) Hans
Seemüller, "Aus dem alten Dachau", S.45, "Der Herr Benefiziat",
1989
148)
St.Jakob trauert um Monsignore Hermann Streber, Dachauer Nachrichten vom
30./31.1.2021
149)
Neueste
Nachrichten aus dem Gebiete der Politik vom 17.09.1855 (Aumüller
und Engelbert)
150)
Allgemeine Zeitung vom 31.12.1897 (Coop Oberndorfer)
151)
Infotafel am früheren Frühmesshaus (Handwerkerhaus): Das Haus
stand aufgrund einer frommen Stiftung seit dem
|
15.Jh.
dem Frühmessbenefiziaten von St.Jakob als Wohnung zur Verfügung.
Als Gegenleistung war er dazu verpflichtet, täglich morgens vor
dem Arbeitsbeginn der Bevölkerung die hl. Messe zu zelebrieren.
Nach ungeklärten Eigentumsverhältnissen zwischen der hiesigen
Markt- und Kirchenverwaltung und der Abschaffung der Frühmessamtes
fiel 1893 die Entscheidung, künftig einem Priester im Ruhestand
eine Wohnung mietfrei zur Verfügung zu stellen. Knapp 40 Jahre
später ging das Anwesen mit Holzlege, Waschküche und Hofraum,
Gemüse- und Grasgarten hinter dem Haus schließlich in Privatbesitz
über. |
152)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
153) Dachauer
SZ vom 15. Dezember 2022, vom 7.1.2023, Dachauer Nachrichten vom 27.12.2022
153)
Repertorium
des topographischen Atlasblattes Dachau, 1824 (1426)
154)
Miriam
Kohr, St.Jakob bekommt eine Grundreinigung, Dachauer Nachrichten vom 27.12.2023
(Renovierung 23)
155)
Dr.
Albrecht Miller, Aufsatz von "Der Meister des Bötschner-Epitaphs"
in der Broschüre "ARS BAVARICA", gesammelte Beiträge
zur
Kunstgeschichte, Geschichte
und Volkskunde in Bayern, Band 89, 2021, recherchiert von Anni Härtl,
Dachau (Kruzifix
Nordwand)
156)
Leonard
Scharfenberg, Die Liebe zum Detail erfordert Zeit, DAH-SZ vom 3.6.2023
(Renovierung 23)
157)
Bernhard
Hirsch, Das katholische Leben lebendig halten, Dachauer Nachrichten vom
11.8.2023 (Stadtkirche)
158)
Lorenz Westenrieder, Statistische
Beschreibung des churfürstlichen Landgerichts, 1792
159)
Altes
erhalten und gestalten, Dachauer Nachrichten vom 2.11.2023
(Renovierung 23)
160)
Liste
der Baudenkmäler
-Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Große Kreisstadt Dachau
161)
Digitales
Archiv
des Erzbistums Muenchen und Freising; Az: AA001/3, PfarrA3556
162)
Prof. Dr.Wilhelm Liebhart, Das Landgericht Dachau in der frühen Montgelaszeit,
Amperland 1994
163) Münchner Kirchenzeitung
v. 30.10.2005 (Erlass von 1058)
164) Dr.Gerhard Hanke, Totenkerker,
Ölbergkapelle und Prölsenkapelle in Dachau, Amperland 1993
141 Bilder: Hans Schertl
(139), Hubert Eberl (2)
21.9.2023
weiter zu ...
Exhortatio ad plebem christianam
(Predigt zu einer Tauffeier in Freising im
Jahr 805) 45)
"Hört, liebe Söhne,
die Glaubensregel (= Glaubensbekenntnis), die ihr im Herzen behalten müsst,
da ihr den christlichen Namen empfangen habt. Sie ist das Kennzeichen
eueren christlichen Glaubens, vom Herrn eingegeben und von den Aposteln
aufgestellt. Der Worte sind es nur wenige, aber sie umfassen große
Geheimnisse. Der Heilige Geist hat nämlich den heiligen Aposteln
als Lehrer der Kirche diese Worte in solcher Kürze diktiert, damit
alle Christen verstehen und im Gedächtnis behalten können, was
sie glauben und jederzeit bekennen müssen Denn wie wollte sich einer
einen Christen nennen, der die wenigen Worte des Glaubensbekenntnisses,
durch die er gerettet werden soll, und das Herrengebet, das der Herr selbst
geboten hat, nicht lernen und im Gedächtnis behalten wollte? Oder
wie in möchte jemand für einen anderen den Glauben verbürgen
und versprechen, der diesen Glauben gar nicht kennt? Darum müsst
ihr Kenntnis haben, meine Kinder. Denn solange einer von euch seinem Kind,
das er aus der Taufe gehoben hat, dieses Glaubensbekenntnis nicht verständlich
gelehrt hat, bleibt er an seinem Glaubensversprechen schuldig. Und wer
es versäumt hat, sein Kind zu unterrichten, muss am Tag des Gerichtes
Rechenschaft darüber ablegen. Nun also soll jeder, der ein Christ
sein will, das Glaubensbekenntnis und das Gebet des Herrn möglichst
rasch lernen, und jene, die er aus der Taufe hebt, darin unterrichten,
damit er nicht vor dem Gericht Christi dafür zu Rechenschaft gezogen
werden muss; denn das ist Gottes Gebot, das ist unser Heil und das ist
unseres Herren Auftrag; sonst können wir für unsere Sünden
nicht Vergebung erlangen."
Ehem.
Beinhaus (Karner)
164)
Vom
Mittelalter bis zum Beginn des 19.Jh. befand sich südlch
der Kirche im Friedhof ein Beinhaus, auch Karner oder Totenkerker
genannt (in nebenstehenden Bild gelb eingefärbt).
Die erste Notiz über das Beinhaus erhalten wir aus den Kirchenrechnungen
des Jahres 1685. Damals brach der Maurermeister Benedikt Götschl
(der auch die Allerheiligenkapelle in Dachau errichtete) mit seinen
Gesellen die schadhaften Mauern des alten Totenkerkers ab, baute
sie wieder auf, verputzte sie und deckte den Bau ein. Der Eingang
zum Beinhaus bestand aus zwei Gattern, die der Kunstschreiner
Franz Prugger
(1638-1736)
im
Jahr 1687 aus Eichenholz fertigte.
Neun Jahre später erhielt Götschl den Auftrag den Totenkerker
au die Hälfte zu verkleinern. Das hatte zur Folge, dass nicht
mehr alle Gebeine der Toten einen Platz hatten. Sie wurden auf
auf den Wagen geladen und auf dem neuen Friedhof in einer Grube
eingegraben.
1727
musste Maurermeister Götschl das Beinhaus -nochmals verkleinert-
wiederum von Grund aufmauern, verputzen und neu eindecken. Das
war die letzte überlieferte Nachricht vom Beinhaus, das 1810/11
zusammen mit der östlichen Friedhofmauer abgebrochen wurde.
Der Apotheker Alois Hofmann erwarb übrigens die beim Abbrechen
der Kirchhofmauer gewonnenen Mauerstein.
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Beinhaus
gelb eingefärbt
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Hinweise: Das Beinhaus oder Karner (lat.carnarium) war vom Mittelalter
bis zum 19.Jh. eine
meist an die Kirche in der Nähe des Eingangs angebaute, zweigeschossige
Friedhofskapelle, in deren Untergeschoss die Gebeine der schon vor
langer Zeit Verstorbenen aufbewahrt wurden, um Neu-zugängen
Platz zu machen (Zweitbestattung). Ursprünglich hatte jeder
Pfarrfriedhof, neben an oder unter der Kirche einen Karner. Auf
den Synoden von Münster und Köln (1279/1280) wurden sie
zwingend vorgeschrieben.
Der
Begriff "carnarium hatte um das Jahr 1200 einen Bedeutungswandel
erfahren. Noch im 11.Jh. bezeichnete er z.B. im Rolandslied die
Leichengruben für Massenbestattungen - also die Erstbestattung.
Für die Zweitbestattung, also die Exhu-mierung und Lagerung
der Knochen, erscheint das Wort "carnarium" erstmals in der
/Charta des Bischofs Wilhelm von Akko aus dem 12.Jh.
In früheren Jahrhunderten war die Lebenserwar-tung niedrig
und die Kindersterblichkeit hoch; 42% der Kinder starben im ersten
Lebensjahr
162) .
Deshalb
gab es damals im Verhältnis
zur Bevölkerungszahl mehr Beerdigungen als heute
Friedhöfe waren damals
immer um die Kirche herum angelegt und kaum erweiterungsfähig.
Im Jahr 1058 beschränkte man die Grenzlinien der Friedhöfe
auf 60 Schritte im Umkreis des Altars für Hauptkirchen und
30 Schritte für Kapellen. Weiter entfernt konnte man sich des
Segens der im Altar ruhenden Reliquien und der Fürbitte des
Heiligen nicht sicher sein. 163)
So war es üblich, die Gräber
schon nach 5 bis 10 Jahren wieder zu verwenden. Zudem gab es keine
Familiengräber; der nächste Tote erhielt das frei werdende
Grab. Manche Totenschädel in den Beinhäusern wurden auch
bemalt oder mit Inschriften versehen, um sie der Anonymität
zu entreißen. Karner waren besonders in Bayern, Österreich
und Ungarn verbreitet; sie standen an katholischen und protestantischen
Gotteshäusern. In den letzten hundert Jahren wurden die Karner
abgerissen bzw. in Lourdeskapelle, Abstellräume oder Vorhäuser
umgewandelt. In manchen Kirchen, wie hier in Glonnbercha, erinnert
aber noch eine Nische mit einigen Totenköpfen an die frühere
Trauerkultur. Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher
an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen.
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Im Jahr 1658,
10 Jahre nach dem Ende des 30jährigen Kriegs, wurde in die Friedhofsmauer
von Maurermeister Matthäus Gröbmayr ein weiterer Durchgang angelegt.
Er lag östlich des Südeingangs neben dem damaligen an die Friedhofsmauer
angebauten Zollhäusl. 30 Jahre später plante die planten die
Kirchpröpste eine Ölbergkapelle auf dem noch freien Platz auf
der anderen Seite des Durchgangs. Es dauerte 10 Jahre bis das Vorhaben
verwirklicht wurde. Ab 1698 nannte man den Durchgang durch die Friedhofsmauer
"bei der Friedhoftür am Ölberg". 1710 wurde diese
(Neben-)Friedhofstür wie die Haupttüre durch Postamente mit
aufgesetzten Kugeln repräsentativ ausgebaut.
Die Ölbergkapelle
westlich des neuen Durchgangs wurde 1698 im Rahmen einer Reparatur
der Friedhofsmauer errichtet. Maurermeister Benedikt Götschl erhielt
den Auftrag zum Bau, zum Verputz, zur Bedachung und für das Pflastern
des Bodens. Der Marktziegler lieferte dafür und für die Reparatur
der Friedhofsmauer 5600 Mauersteine, "Häcken und Preis"
für 36 Gulden.
Der Sockel der Ölbergdarstellung bestand aus einem großen
Tuffstein, den der Peitinger Flößer Christoph Paur über
Ammer, Ammersee und Amper bis nach Dachau flößte. Die Figur
des knienden Christus war schon 10 Jahre vorher von Bildhauer Joh.Ulrich
Gailler (1668-1704)
aus Bergkirchen geschaffen worden. Der Auftrag an den Künstler hatte
gelautet...einen Christum an den Öhlberg Khnieend, 7 1/2 Schuch (2,20
Meter) hoch geschniden" für 6 Gulden anzufertigen. Nun kam
die Figur in die Kapelle und wurde zusammen mit den Statuen der drei Jünger
vom Maler Joh.Georg Hörmann
in Ölfarben gefasst. Zur Ausstattung eines Ölbergs gehörten
natürlich auch Engelsfiguren.
Hörmann bemalte die Ölbergkapelle innen und außen mit
barocken Fresken. In der Apsis waren die Armen Seelen Thema des Bildes,
außen "fünf nackente Engl sambt ihren Zuegehörungen".
Der Glasermeister Georg Älbl
(1675-1752)
lieferte gläserne Ampeln, die mit farbigem Wasser gefüllt wurden.
Sie leisteten kurz vor Ostern auch in der Hl.Grabkapelle (unmittelbar
neben der Ölbergkapelle) gute Dienste.
Abgeschlossen wurde die Kapelle durch ein kunstvolles Ziergitter, d.h.
durch "ein neues eisernes Gätter mit unterschiedlichen Zierarten
und allem Zugehör".
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) hatte die Ölbergkapelle Schäden
erlitten. Deshalb musste man anfangs des 18.Jh. Ausbesserungsarbeiten
vornehmen. 1725 wurden die Figuren von Kunstschreiner Bartlme Schuchpaur
(1680-1750) ausgebessert
und von Maler Joh.Georg Hörmann neu gefasst. Joh.Joseph Michl gestaltete
die Felsen neu. 1727 reparierte Maurermeister Götschl (Vater oder
Sohn ?) das Gebäude. 10 Jahre später, 1737, deckte Zimmermeister
Franz Helfetsrieder die Ölbergkapelle mit neuen Scharschindeln ein
und machte "einen neuen Wasserlauf dazue".
Lebensdaten
von Künstlern
Christoph
Angermair
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Christoph
Angermair 56)
wurde als Sohn des Goldschmieds Abraham 1580 in Weilheim geboren.
Er ging bei dem Bildhauer H. Degler
in Weilheim in die Lehre. 1606 ist er in Innsbruck nachweisbar, 1611
in Augsburg. 1622 wurde er Bürger von München und wurde
als Meister anerkannt. 1621-31 stand er als Hofdrechsler im Dienste
des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern. Seine Arbeiten zeichnen
Individuelle Gestaltungskraft und meisterhafte Sorgfalt im Kleinen
aus. Er gehörte zu den besten deutschen Elfenbeinschnitzern seiner
Zeit. Angermair war auch Holzbildhauer. Im Dachauer Land stehen u.a.
Figuren, hl.Barbara und die hl.Katharina in der Kirche von Hirtlbach
86))
Angermair starb Ende 1632 oder Anfang 1633 München. |
Veit
Klumayr
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Veit
Klumayr stammte aus der Bischofsstadt Seckau in der Steiermark.
Wann er geboren wurde, ist mir nicht bekannt. Er kam während
des 30jährigen Kriegs nach Dachau und wurde hier 1646 als Bürger
aufgenommen. 1649 kaufte er um 270 Gulden ein Haus in der Wieningerstraße
(heute Hs.Nr.12) und heiratete seine Frau Barbara Perthold. Auch
in Gerichtsakten ist sein Name zu lesen: 1659 wird Veit wegen nächtlicher
Ruhestörung im "Stüble" eingesperrt. Er lebt
nach diesem "Vorfall" noch 16 Jahre, bis er am 17.7.1675
starb. Seine Witwe überlebte ihn noch 9 Jahre. 112)
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Johann
Mörtan
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Der
Glasermeister Johann Mörtan war Sohn des Glasers Stephan
Mörtan in Rottalmünster. Er zog nach Dachau und heiratete
dort am 23.9.1692 Catharina, die Witwe des Glasers Ludwig Huber, der
vier Monate vorher verstorben war. Es heißt, dass Mörtan
1693 Bürgeraufnahme in Dachau fand; er dürfte das Bürgerrecht
preisgünstig über die Heirat erworben haben. Denn wer die
Witwe eines Bürgers ehelichte, erhielt über seine neue Frau
(und deren Vermögen) das Bürgerrecht kostenlos. Ansonsten
hatte man einen respektablen Betrag zu zahlen. Durch die Einheirat
übernahm Mörtan den Glaserbetrieb der Hubers. Der Sohn von
Catharina und Ludwig Huber, Johann, starb nur neun Tage nach dieser
zweiten Hochzeit seiner Mutter. Mörtan heiratete 18 Jahre später,
nach dem Tod von Catharina, in zweiter Ehe am 27.4. 1711 die Schusterstochter
Elisabeth Thomann, die wiederum nach Tod von Johann Mörtan am
19.8.1733 den Glaser Adam Mayr heiratete und so den Fortbestand des
Glasereibetriebs sicherstellte. |
Johann
de Pay
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Johann
de Pay (* 1609/1614 in Riedlingen/Württemberg; +1660 in München)
der sich auch Depay, Depey oder Pey schrieb, war ein kurbayerischer
Hofmaler. Er erhielt seine erste Ausbildung in der elterlichen Malerwerkstatt,
kam später in die Niederlanden und stand dort unter dem Einfluss
Anton van Dycks. 1637 (mitten im 30jährigen Krieg) kam er nach
München und wurde 1640 Hofmaler beim bayerischen Kurfürsten
Maximilian I. Seine Werke sind nur zum Teil erhalten geblieben. Zu
finden sind sie
- in München (Beweinung Christi in der Peterskirche),
- in Nürnberg (Bildnis eines Mannes im Germanischen Nationalmuseum),
- in Landshut (Choraltarblatt in St.Martin),
- in Stuttgart (Bildnis einer Frau) und in der
- Riedlinger Klosterkirche (Hochaltarbild-Martyrium des hl.Sebastian)
98).
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