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Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern
Band 1
von Gustav von Bezold und Berthold Riehl, 1895.
ISBN 3-486-50421-5

Dachau, der Hauptort des Bezirkes, war im Mittelalter Sitz einer Grafschaft. Ueber deren Anfänge sind sichere Nachrichten nicht vorhanden. In der Frühzeit des 12. Jahrhunderts nannte sich eine Linie des Hauses Scheyern Grafen von Dachau.

Graf Konrad II. trat in dem Kriege Heinrich XI. (von Babenberg) gegen Welf VI. um das Herzogthum Bayern auf Seite des letzteren. Seine Burg Dachau wurde 1142 von Herzog Heinrich und König Konrad III. belagert und zerstört. Das Greschlecht der Grafen von Dachau erlosch um 1179 mit Konrad III und die Grafschaft kam an die Grafen von Wittelsbach. Herzog Otto I. baute das Schloss wieder auf.
Bei der ersten Landestheilung zwischen Ludwig dem Strengen und Heinrich, 1255, kam Dachau an ersteren, somit an Oberbayern, und erscheint nicht mehr als Grafschaft, sondern als herzogliches Pfleggericht. 1394 wurde der Ort zum Markt erhoben. Wenige Jahre darauf, 1398 und 1403 wurde er, wie die ganze Umgegend, in den Streitigkeiten der Herzöge von München und Ingolstadt verwüstet und abgebrannt. Nach dem letzteren Brandschaden erliessen die Herzoge Ernst und Wilhelm an die Pfleger, die Geschworenen und die Bürgerschaft von Dachau den Befehl, dass dieselben innerhalb des Grabens allezeit ihre Häuser mit Ziegeln oder mit Schlierdach (Schlier = Lehm) decken sollten. (Buchinger, Grafschaft Dachau, S. 52).

Herzog Ernst baute am Schloss und verlieh 1436 den Bürgern ein Umgeld auf Wein unter der Bedingung, dass sie am Schlossbau Antheil nehmen. 1443 wurde verfügt, dass die Strasse von München nach Augsburg wieder wie vor Alters über Dachau und Friedberg gehen sollte, was wohl einen Straßenzwang für zollpflichtige Gegenstände bedeutet. Herzog Sigmund bewohnte, nachdem er 1467 von der Regierung zurückgetreten war, längere Zeit das Schloss Dachau. Wilhelm IV. und Albrecht V. nahmen 1546 und 1558 urchgreifende Erneuerungen vor. Auch Wilhelm V. war an der Verschönerung der Anlage thätig.

Im dreissigjährigen Kriege wurde Dachau 1633 von den Schweden belagert und eingenommen und 1648 kamen die Schweden und Franzosen nochmals nach Dachau. Während des Krieges stiftete der churfürstliche Pfleger Wilhelm Jocher von Hohenrain das Spital. Das Rathhaus wurde 1615 erbaut, die Kirche 1624 - 1625.

Im spanischen Erbfolgekrieg und in den napoleonischen Kriegen erlitt der Markt mancherlei Drangsale. Von den Ereignissen im 18. Jahrhundert ist noch die Erbauung der Strasse von der Amper den Berg hinan nach dem Schloss und Markt, welche Churfürst Karl Theodor durch den Direktor des Strassen- und Wasserbaues Adrian Riedel 1790 ausführen liess, zu erwähnen.

In seiner Anlage folgt der Markt Dachau dem allgemeinen Typus der bayerischen Märkte mit breiter Haupt- und sehr untergeordneten Nebenstrassen. Gewisse Unregelmässigkeiten sind durch die Lage auf dem Hügel bedingt. Diese ist eine sehr malerische und hat der Ort und seine nächste Umgebung im Einzelnen, wie in seiner Gesammterscheinung und dem grossartigen Ausblick über das Dachauer Moos nach dem Gebirge, hohe landschaftliche Reize .

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