zur Landkreiskarte          ausführl.Beschreibg           Kirchen i. d. Gem.Hebertshausen


Filialkirche St. Georg in HEBERTSHAUSEN

mehr über St.Georg...
Adresse: 85241 Hebertshausen, Am Weinberg 25
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Die alte Pfarrkirche St.Georg liegt malerisch über dem Ort Hebertshausen und ist von weitem sichtbar. Es handle sich aufgrund der "Topographie, der Geschichte und des Panoramas um einen der schönsten Kirchenplätze im Landkreis Dachau" sagte Architekt Kuntscher.

Die Ortschaft Hebertshausen (mit 6.000 Einwohnern) wird schon 783-789 schriftlich genannt. Damals schenkte ein Kleriker namens Muniperht seinen Besitz dem Freisinger Bistum. Sollte Muniperht Priester von Hebertshausen gewesen sein, wäre dies die erste indirekte Erwähnung einer Kirche.

Es könnte sein, dass um die erste Jahrtausendwende an der Stelle der Kirche eine Burg des damals aufstrebenden Geschlechts der Wittelsbach mit einer großen Burgkapelle gestanden ist. Nach dem Ende der Burg wird wohl aus der Kapelle eine Kirche für die Bewohner der Ortschaft geworden sein. Diese Kirche/Kapelle muss jedenfalls schon zu Beginn des 12.Jh. hier gestanden sein, weil an der vorderen Südwand Wandgemälde gefunden wurden, die zu dieser Zeit gemalt worden sind.

Knapp 200 Jahre später, 1293, wird St.Georg als Pfarrsitz beschrieben. Kurze Zeit später, in der Konradinischen Matrikel aus dem Jahr 1315 wird Hebertshausen als Herbrehtshausen, in der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 als Hebertzhausen mit Friedhof erwähnt. Die Pfarrei hatte keine Filiale; sie war mit 90 erwachsenen Gläubige sehr klein.


Der 19 Meter hohe spätgotische Sattelturm wurde um 1300 erbaut und in der 2.Hälfte des 15.Jh. erhöht. Er ist in seinen oberen Stockwerken mit spätgotischen Rundbogenfriesen geschmückt. Eine der beiden Glocken ist schon sehr alt; sie wurde von Paul Kopp, München 1692 gegossen.

1888 hat man den Bau nach Westen hin verlängert. Die daran angebrachten Rundbogenfriese an der nordwestlichen Außenmauer sind nur Zierde. Bei diesem Umbau hat man die gesamte Raumschale neu gefasst und sechs Fenster mit Glasgemälden eingebaut.

Heutige Nutzung als Aussegnungshalle und Gedenkort

Durch den Bau der neuen Pfarrkirche zum Heiligsten Welterlöser im Jahr 1961 hatte die Georgskirche ihre pastorale Bedeutung verloren. Sie wurde nur noch gelegentlich zu kirchlichen Veranstaltungen oder Ausstellungen benutzt.
Nach mehrjähriger Planungstätigkeit und Überlegungen für die spätere Nutzung hat man die Kirche von 2011 bis 2020 für über 6 Mio Euro renoviert. Darin sind auch die Kosten für das ebenfalls sanierte Leichenhaus, die neue kleine konfessionsneutrale Aussegnungshalle, die stabilisierte Kirchberg-Mauer und die erneuerte Kirchtreppe enthalten.

Die Kirche nimmt jetzt - als Aussegnungshalle- wieder eine zentrale Aufgabe für die Bürger Hebertshausens wahr. Sie ermöglicht den Menschen einen ehrbaren und würdigen Abschied. Für die Bürger, denen eine Kirche zu religiös ist, wurde eine kleinere, in die Friedhofsmauer integrierte weitere Aussegnungshalle neben dem Leichenhaus gebaut. 54)
Die Gemeinde habe dies als Verpflichtung und Chance gesehen, so Reischl.


Kleine Aussegnungshalle (links) und Leichenhaus
Das Ordinariat des Erzbistums München und Freising schreibt dazu:
  "Die zahlreichen baulichen Komponenten bilden den äußeren Rahmen für die ehrwürdige Georgskirche als sinnstiftende Mitte. Vor dem Hintergrund des zuletzt äußerst kargen Erscheinungsbilds des Raumes mit geringer spirituell-emotionaler Atmosphäre galt es, der Kirche durch eine umfassende, künstlerische Neuinterpretation wieder geistige und gestalterische Strahlkraft zu verleihen, die der Verpflichtung dieses geschichtsträchtigen Ortes gerecht wird....
Bei dieser Generalsanierung gelang es, der alten Kirche St.Georg durch künstlerische Intervention eine weit über die Funktion hinausweisende Strahlkraft zu verleihen, die ihrer topographisch und historisch herausgehobenen Stellung entspricht "

mehr zur Umwidmung der Kirche ... siehe hier....


An der Ostseite der Kirche, der Chor-Außenwand, ist ein mit zwei Türen verschließbarer Schrein angebracht, der ein Allerseelenbild schützt. Die Türen des Schreins sollen an den Tagen des Arme-Seelen-Gedenken geöffnet werden.

Vor der Kirche steht beim oberen Ende der Kirchentreppe eine Bronzesäule, die in ihrem verbreiterten Kopf eine Kerze aufnimmt Es handelt sich um eine Totenleuchte oder Seelenlicht. Sie ragt über die Friedhofsmauer hinaus, so dass ihr Licht bis in den Ort zu sehen ist.

 
Das Gotteshaus wird auch als Erinnerungsort an die 4500 sowjetischen Kriegsgefangenen, die 1941-43 am nahe gelegenen SS-Schießplatz ermordet wurden, genutzt. Die Pläne hierfür sind noch im Entstehen.
Verwirklicht ist schon die Sichtachse zur SS-Schießstätte
durch eine Spalte im Abdeckblech der Friedhofsmauer neben dem Eingangsportal zur Kirche. Dort wird auch in Blindenschrift auf die Bedeutung der Spalte hingewiesen.
Die Nazis hatten den Schießplatz so angelegt und abgeschirmt, dass er von keiner Seite einsichtig war. Die einzige Stelle, von der aus man in das Gelände hineinsehen konnte, war der Kirchturm in Hebertshausen. Es gab Pläne, den Kirchturm deshalb zu verkleinern und die oberen Etagen abzutragen.
Der Plan konnte gottseidank wegen des Kriegsendes nicht mehr verwirklicht werden.



Innenausstattung

Der stark eingezogene spätgotische Altarraum schließt mit drei Achteckseiten und ist mit einem schönen Netzgewölbe überdeckt. In die Treffpunkte der Gewölberippen sind zwei einfach bemalte Schlusssteine gesetzt. Derzeit ist das Gewölbe weiß übermalt.

Der neu ausgestattete Kirchenraum überrascht den Besucher vor allem durch sein Farbenspiel.
Da die mittelalterliche Farbgebung der Wände nicht mehr rekonstruierbar war, hat das erzbischöfliche Baureferat auf die Wirkung des durch die Fenster einfallenden Lichts gesetzt. 52)

Diese Idee setzte der renommierte Maler Jerry Zeniuk um, ein 1945 in Deutschland geborener US-Amerikaner. Er unterstreicht die Bedeutung des Ortes durch die Wahl der Farben für seine Glasfenster:
Auf der Südseite verwendet er warme Farbtöne, auf der Nordseite kühle, ins Grün und Blau gehende Farben. 51)

zur Beschreibung der Figurenzur Beschreibung der Figurenzur Beschreibung der Figurenzur Beschreibung der GemäldeNetzgewölbeAltarkreuzGrabplatten
Ansicht ab 2020                per Mouseklick zu den Beschreibungen

Der Altarraum leuchtet dagegen in strahlendem Weiß. Es ist der Summe aller Farben", erklärte der Diözesanbaumeister Römisch, "und das Symbol für den Herrgott". Grün, Weiß und Rot sind liturgische Farben. 51)

Eine zentrale Bedeutung für die Raumkonzeption kommt der Ewig-Licht-Ampel mit ihrem vom Goldstaub gefärbten, rubinrotem Glas zu, die im reinweißen Altarraum steht. 52) Es verweist auf die Gegenwart Gottes in Form der konsekrierten Hostien, die im wiederhergestellten Sakramentshaus in der Nordwand des Altarraums verwahrt werden. 52)

Der Altar und der Ambo sind aus französischem Sandstein gearbeitet.
Auf dem würfelförmigen Altarstein ist im Grundriss ein Kreis eingraviert, der kreuzförmig geteilt ist. Die Durchdringung von Quadrat, Kreis und Kreuz steht, wie in der Münchner Kirchenzeitung zu lesen ist 52), symbolisch für die Verbindung von Erde, Himmel und das Erlösungswerk Christi.

In die Wände sind sechs Epitaphe eingemauert.

Im Kirchenschiff wurden bei der Renovierung 1972 alte Romanische Wandgemälde entdeckt und sieben Jahre später freigelegt. Obwohl nur noch Reste vorhanden sind, können Fachleute das Thema "Lazarus in Abrahams Schoß" erkennen. Vor allem aber ist das Alter der Gemälde beeindruckend: sie stammen aus der ersten Hälfte des 12.Jh., sind also 900 Jahre alt. Die Gemälde sind der kunsthistorisch wertvollste und bedeutendste Teil der Kirche, ein hochrangiges Denkmal der romanischen Kunst im süddeutschen Raum.

Die feste Bestuhlung wurde herausgenommen und durch bewegliche Stühle ersetzt. Das ist vor allem in Coronazeiten sehr praktisch und verleiht dem Raum eine gewisse Leichtigkeit.

Die neugotischen Seitenaltäre der Kirche wurden 1949 gegen Figuren des hl.Georg und einer Pietá mit dem Bayerischen Nationalmuseum getauscht.

Von der Orgel steht nur noch der Prospekt; die Orgelpfeifen sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden.


Berichte aus der Pfarrei
Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder auch aus dem Pfarrleben von Hebertshausen berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit. So wird z.B. in der Zeitung Amperbote von 1955 vom 80.Geburtstag des Mesnervaters Josef Mair berichtet. Wenn Sie an dem Bericht interessiert sind, klicken Sie hier...

Eine Liste der Pfarrer von Hebertshausen finden Sie hier...

Denkmalschutz
Die Kirche steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Hebertshausen 81) eingetragen Darin wird sie wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-74-122-1; Am Kirchberg 12; Saalbau mit eingezogenem, fünfseitig geschlossenem Chor und Satteldachturm im nördlichen Winkel, Turm und Teile des Langhauses wohl 13. Jahrhundert, Chor spätgotisch, 1888 nach Westen verlängert; mit Ausstattung" 


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...
Beschreibung der alten Ausstattung
bis zum Jahr 2020:
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  Beschreibung der neuen Ausstattung
ab 2020
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 Beschreibung der Geschichte der Kirche:
im Anschluss  


Chronologische Übersicht
Quelle meist: Dokumentation zur Bau-,Ausstattungs-u.Restaurierungsgeschichte 33)

784 
zwischen 784-789 erste Erwähnung von Hebertshausen (Schenkung von Besitz in Heriperhteshusin durch den
 Kleriker Muniperth)
800 
 Schenkung des Adalungi, eines Priesters aus Hebertshausen
1150 
bis 1160: in der 1.Hälfte des 12.Jh.: Ausmalung des Kirchenschiffs mit Wandgemälden (Gemäldereste erhalten) mglw. war  die Kirche damals eine Burgkapelle 55)
1200
 Um 1200, Abbruch der Apsis, Neubau des Chores und Verschiebung der östlichen Abschlusswand nach Westen  55)
1293 
 erste Erwähnung eines Pfarrsitzes, Errichtung des zunächst 3stöckigen Turmes mit seinen romanischen  Rundbogenfriesen
1315 
 Erwähnung in der Konradinischen Matrikel
1440 
 Entstehung der Hofmark Deutenhofen, zu der auch Hebertshausen gehört  55)
1470 
 in er 2.Hälfte des 15.Jh.: Neubau des Chores und neuer Turmabschluss  55)
1500 
 Renovierung
1524 
 Erwähnung in der Sunderndorfer'sche Matrikel
1560 
 Visitation des Bischofs und des Herzogs Albrecht V.
1595 
 Renovierung
1625 
 Übergang der Hofmark Deutenhofen an die Freiherren von Mandl (bis 1834)
1630 
 Glockenstuhl durch Balthasar Fodermayr aus Hebertshausen,
 neuer Beichtstuhl hinter dem Choraltar, neue Holzstufen für die Treppe auf den Kirchberg
1640 
 Reparatur eines Kelches um 1 Gulden
1643 
 Errichtung eines neuen Pfarrhofes nach der Zerstörung im 30jährigen Krieg 60)
1646 
  Erwerb von Glocken
1650 
bis 1651: Reparaturen an der Kirchenmauer und der Friedhofsstiege
1653 
 möglicherweise Sakristeianbau
1654 
 neues Antependium, neue Fahne, Renovierung des Heiligen Grabes
1683 
 Reparatur der Friedhofsmauer (3000 Steine, 123 fl. ) und des Kirchendachs durch Maurermeister Hans Öttl aus  Dachau
1687 
 ging die Verwaltung der Kirche an die Hofmarksherrschaft über
1692 
 neue Glocke von Paul Kopp aus München
1693 
 Errichtung des heute noch bestehenden Pfarrhofs 60)
1698 
 Erneuerung von Gestühl, Türen, Treppen u. Vertäfelung an der Empore durch den Dachauer Kistler Martin Prugger 35)
1699 
 Verlegung eines neuen Pflasters aus Juraplattenkalk ("neü Märblstaines weisses pflaster"; die Steine wurden vom
 Steinbruch nach Vohburg und von dort nach Hebertshausen geliefert)  
 Reparatur der Friedhofsmauer ("Zu der eingefallenen Kirchenmauer hat man zur wider aufrichtung vonnöthen  gehabt 550 maurstain...")
1710 
 Weihe (neuer?) Seitenaltäre
1739 
 Erwähnung der Kirche in der Schmidt'schen Matrikel
1740 
 Reparaturen der Kanzel durch Kistler Simon Prugger, Bildhauer Barthol. Schupaur und den Maler Franz Mayr
1742 
 neues Choraltar-Antependium von Bartholomäus Schupaur, Altarblatt mit Bild des Hl. Georg von Maler Franz Mayr
1745 
vAntependium von Franz Mayr bemalt
1746 
 Reparatur der Friedhofsmauer, neues Tabernakelpostament von Bartholomäus Schuhpaur sowie eine Darstellung
 des Jüngsten Gerichts auf einer Holztafel im Vorzeichen/Vorhaus von Franz Mayr
1747 
bis 1749: Veränderungen am Choraltar; Skulpturen der hll. Wendelin und Barbara von Bartholomäus Schupaur,
 zwei Gemälde der hll. Franz Xaver und Petrus Regalatus sowie zwei neue "Apostelschild" von Franz Mayr
1751 
 erhielt die Kirche die ersten Kreuzwegstationsbilder, die vom Hufschmied Michael Härl gestiftet wurden
1772 
 gewaltsamer Abbruch einer neu aufgestellten, gebrauchten Orgel und ihre Verbringung in das Hofmarksschloss
 Deutenhofen durch Baron von Mändl. 
 Reparatur der Friedhofsmauer und der Treppe     
1794 
 Kostenvoranschlag zum Pferdestall u.zur Remise des Pfarrhofs durch Maurermeister Lorenz Miller aus Hebertsh. mit  Plan
1810 
 umfangreiche Instandsetzung d.eingestürzten Friedhofsmauer durch den Dachauer Maurermeister Jakob Hergl 34)
1815 
 Reparatur des Kirchendaches für 25 fl. 30 kr.
1816 
 Abbruch eines nicht näher bezeichneten, "schädlichen Nebenbaues" und Tünchung der Kirche
1817 
 Pfarrbeschreibung
1823 
bis 1824 sieben neue Fenstergläser eingesetzt
 <— 
1825 
 Aufteilung der Mittel des ehemals bei der Münchner Frauenkirche bestehenden Baron von Mandlschen Benefiziums
1831 
bis 1832: Reparaturen am Kirchturmdach und an den Außenwänden der Kirche
1834 
bis 1835: Reparatur des Glockenstuhls und des Emporengestühls;
 Einbau eines neuen Beichtstuhls hinter dem Choraltar
 Aufstellung einer Orgel vom Orgelbauer Martin Lautenhammer (1777-1844) aus München  
 Übergang der Hofmark Deutenhofen an die Familie von Spreti
 1837 
 Reparaturen am Kirchendach und dem Vorhaus, früher Vorzeichen genannt
 Reparaturen an der Friedhofsmauer
1839 
bis 1840 neuer eichener Glockenstuhl von Zimmermeister Höß für 88 Gulden
1844 
 Reparaturen an Leuchtern, Ampel und sonstigen liturgischen Geräten durch den Gürtler Wenzeslaus Schweigland
1846 
 große Innenrenovierung.
 Entfernung der Kanzelstiege;
 Altarraum in grünlicher Steinfarbe mit weißen Kanten ausgemalt
 Kanzel, Hochaltar und Seitenaltäre durch Maler Huber aus Dachau neu gefasst.
 Reparatur der Orgel.
1847 
 Renovierung von Figuren (Kreuzigungsgruppe, Kreuzwegtafeln, Apostelkreuze, Barbara u.Wendelin) durch Anton  Huber
1848 
 Turmreparatur nach Blitzschlag
1849 
 Übergabe der Verwaltung des Kirchenstiftungsvermögens von der gutsherrlichen Administration an die neu  konstituierte Kirchenverwaltung
1852 
 neue Einrichtung für die Sakristei;
 Renovierung des Gestühls (eichenholzfarbig maseriert)
 1854 
 Reparatur der Glocken um 49 fl. 59 kr.
1855 
bis 1856: Renovierung von zwölf "uralten" Apostelbildern und des Hochaltarblatts mit einer Georgsdarstellung  sowie die Vertäfelung der Empore
1859 
 wurde eine Glocke durch den Glockengießer Johann Georg Bauer aus München umgegossen
1860 
bis 1863: Reparatur von zahlreichen Bauschäden (Dach, Mauerrisse) durch Maurermeister Jakob Hergl
 Tünchen des Innenraums,  Auffüllen des westlich bzw. nordwestlich der Kirche verlaufende Hohlwegs (früherer  Burggraben ?), den man für mitverantwortlich für Bauschäden hielt (50 m Länge, 6,5 m Breite, 6,5 m Höhe)
 Reparatur der Orgel durch Peter Moser aus Mammendorf
1867 
 Visitation
1869 
 neuer Choraltar von Maler Balthasar Kraft aus Pfaffenhofen an der Ilm für 600 Gulden
 Kurzbeschreibung der Kirche durch Pfarrer Fendt
 Anfertigung von drei neuen Antependien durch Kistler Leonhard Bechler
1874 
 Beschreibung der Kirche als Teil der Bistumsbeschreibung von Mayer/Westermayer
1876 
 nicht näher bezeichnete Baureparaturen für 135,75 Mark
1878 
 neue Kreuzwegstationsbilder
1882 
 Ausbesserung der Stützmauer
1883 
 Reparatur der Orgel und der Kirchturmuhr
 1888 
 Verlängerung der Kirche um 4 Meter nach Westen durch Maurermeister Josef Reischl aus Dachau
1889 
 neue Orgel von Anton Bouthillier aus Öttingen für 1770 Mark (Prospekt erhalten)
1891 
 zwei neugotische Seitenaltäre aus dem Atelier von Johann Marggraff aus München
 1892 
nach 1892: Erneuerung der nördlichen Friedhofsmauer
1895 
 Beschreibung von Kunstgegenständen
1896 
 neue Kanzel von Marggraff
 zwei Eisenträger über dem Chorbogen im Dachboden eingezogen (wegen Senkung des Chorbogens)
1898 
bis 1899:Innenrenovierung: Ausmalung der Raumschale durch Maler und Vergolder Johann Weber aus Indersdorf
 (nach Entwurfvon Marggraff) und Einbau von sechs Glasgemäldefenstern durch die Fa. Zettler, Mch (im Chor
  Herz-Jesu und Herz Mariä, Fenster im Schiff mit "Teppichmuster" versehen 55)
1900 
 Reparatur der Friedhofsmauer durch den Maurermeister Sebastian Schall aus Großinzemoos für 1400 Mark
 neue Weihwasserschale aus weißem Marmor (Steinmetz Bucher aus Pellheim) für 6 Mark
1908 
 Außenrenovierung: Ablaufrinnen an Fenstern, Neuverputz der Westseite außen,
 Außenanstrich von Kirche und Turm, Anstrich der Zifferblätter der Turmuhr, 
 Reinigung der Orgel durch Franz Borgias Maerz (1167,63 M.)
 Reparatur der Friedhofsmauer für 340 Mark
1909 
 wollte die Kirchenverwaltung eine Reihe von Kunstgegenständen an die Missionsgesellschaft abgeben. Vier  
 Kunstgegenstände musste sie behalten.
 Reparaturen an der Pfarrkirche und an der Friedhofsmauer,
1915 
 wurde der Verkauf eines kupfernen Weihwasserkessels aus dem 16. Jh. vom Ordinariat nicht bewilligt.
1917 
 Einrichtung des elektrischen Lichts in der Kirche
1919 
 Reparatur der Orgel durch Karl Bittner aus München
1920 
 Reparatur der wichtigsten Baumängel am Dach, die in den Kriegsjahren wegen Arbeitskräftemangels nicht behoben
 werden konnten; neues Pflaster im Altarraum
1921 
 Abbruch des Pfarrstadels , die Gemeinde Hebertshausen nutzt die anfallenden Ziegel für die Rep. d.Friedhofsmauer
1921 
 Neubau der südlichen Friedhofsmauer
 Reparatur der Sakristeitüre und des wegen der Frühjahrsstürme "arg demolierten Kirchendachs"
 Genehmigung einer Familiengrabstätte des Fürsten Adalbert von Sayn-Wittgenstein unter der großen Eiche auf  
 der Nordseite des Friedhofes
1923 
 Volksmission
1924 
 Errichtung der östlichen Friedhofstreppe aus Granit 40)
1925 
 Reparaturen an den Friedhofswegen und -zugängen
1941 
bis 1942: Erweiterung des Friedhofs unter Einsatz von französischen Kriegsgefangenen u. der Insassen des KZ  Dachau
1942 
 Ablieferung der größten Glocke aus dem Jahr 1697 für Kriegszwecke
1946 
 wurde der neue Friedhof an die Kirchenstiftung verkauft
1949 
bis 1952: Große Innenrenovierung. Puristische Neugestaltung des Inneren nach Vorgaben von Josef Blatner.
 Entfernung der der Kanzel und der neugotischen Seitenaltäre. 40)
 Die Seitenaltäre wurden gegen die leihweise Überlassung von zwei Schnitzfiguren (Mater dolorosa und St.Georg)  aus der Zeit um 1700 mit dem Bayerischen Nationalmuseum getauscht 55)
 Einbau eines neuen Orgelregisters (Gedeckt 8') durch Leopold Nenninger für 493.-DM
1961 
 Bau der neue Pfarrkirche zum Heiliger Welterlöser; keine Gottesdienste in St.Georg mehr
1962 
 Schließung der Kirche wegen Baufälligkeit
1972 
bis 1983: große Renovierung zum Erhalt des Bauwerks, Abriss der baufälligen Kirchenschiff-Nordwand aus der  Romanik
1979 
 Freilegung der romanischen Wandmalereien an der Südwand durch Kirchenmaler Konrad Wiedemann
 Begasug des Kirchenraums
2013 
 Errichtung der Kreuzigungsgruppe auf dem Weinberg
 2014 
 Baugenehmigung für die Umgestaltung zur Aussegnungshalle u.s.w
2014 
bis 2020: Generalsanierung, Nutzungsänderung u. künstlerische Neuausstattung unter Maler Jerry Zeniuk 44)
2016 
bis 2017: Umbau Aufbewahrungsraum , Neubau der kleinen Aussegnungshalle an der Friedhofsmauer (HeimKutscher)
2017 
bis 2020: Gesamtrenovierung d. Georgskirche, Friedhof, Treppenanlage und Stützmauer  60)
2019 
 Einweihung der kleinen Aussegnungshalle am 1.11.2019 
2020 
 Einweihung des Gedenkorts durch Weihbischof Bernhard Haßlberger am 4.10.2020
2021 
 Renovierung der Figurengruppe Pieta

Anfang Dezember 2023 wurde die Kirche in der Münchner Kirchenzeitung als Kraftort der Woche vorgestellt. 80)




Ausführliche Beschreibung

mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen


Geschichte: Burgkapelle Erste Kirche Matrikel 1315 Matrikel 1524 Visitation 1560
Renovierung 1630 Renovierung 1630 30jähriger Krieg Matrikel 1738 Beschreibung 1817
Beschreibung 1820 Renovierung 1846 Visitation 1867 Beschreibung 1874 Beschreibung 1895
Volksmission 1923 Zweiter Weltkrieg Renovierung 1972 Umbau 2013-20 Denkmalschutz
      Alte Zeitungsberichte Statistik Pfarrerliste
           
Ausstattung: Altarraum Baubeschreibung Chorglocke Epitaphe Fenster
  Figuren Kirchenschiff Kriegerdenkmal Orgel
Sakristei roman. Wandgemälde Taufstein Turm

Der Sage nach soll Hebertshausen von König Pippin, dem Vater von Karl dem Großen, gegründet worden sein. Hier an der Mündung von Amper und Würm habe er eine Kapelle errichtet, um die sich bald Siedler niederließen.

Über die Geschichte der Adeligen, der Lehensherren und Hofmarksherren, zu denen Hebertshausen im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit gehörte, hat das Oberbayerische Archiv für vaterländische Geschichte im Jahr 1844 in seinem 6.Band auf Seite 264 berichtet 31)
. Wenn Sie den Text lesen möchten, klicken Sie hier...

Geschichte der Kirche

Aus der Zeit von 783-789 hat sich eine Urkunde mit dem Datum 4.Juli erhalten, in der der Kleriker Muniperht die Schenkung seines Besitzes zu Heriperhteshusun und an der Uuirma (Würm) an das Bistum Freising (Bischof Atto 783-810) erneuert. 05) Das Jahr der Urkunde ist uns nicht bekannt. Die Eingrenzung auf 789 ist möglich, weil einer der im Dokument genannten Zeugen "presbiter Tarchnat" in einer Urkunde aus dem Jahr 790 als "archipresbiter" bezeichnet wird. Ob Muniperht Priester in Hebertshausen war, wird nicht gesagt, ist aber möglich. Dann wäre diese Urkunde indirekt der erste Hinweis auf eine Kirche in Hebertshausen (zum Originaltext der Urkunde Nr.110 ...)
Gleiches gilt für die Urkunde Nr. 163 der Freisinger Traditionen. Sie dokumentiert die Schenkung des Adalungi, des Priesters von Zezinhusir. Die Urkunde wurde in der Zeit zwischen 792 und 808 ausgestellt.
Nach Auffassung des Kunstreferats im erzb.Ordinariat 55) könnte die Burg im Zusammenhang mit dem Aufstieg der Wittelsbacher im 12.Jh. stehen, die um 1104 in den Besitz der Grafschaft Dachau kamen. Üblicherweise wurden Erweiterungen des Herrschaftsbereichs durch intensive Burgenbautätigkeiten abgesichert.

Burgkapelle um 1100 ? 32)
Archäologische Grabungen in der Zeit um 2000 haben ergeben, dass um die erste Jahrtausendwende an der exponierten Stelle der Kirche eine Burg mit einer Burgkapelle gestanden sein könnte. Dafür sprechen die strategisch günstige Lage oberhalb des Zusammenflusses von Würm und Amper, die steil zum Ampertal hin abfallenden Hangkante mit weitem Blick in die Münchner Schotterebene sowie die aufgefundenen Gräben, die den Platz der Kirche vollständig von der Umgebung abgeteilt haben (Burggräben) und schließlich das Patronat des heiligen Ritters Georg.



Der Großteil des heutigen Kirchenschiffs (drei von vier Jochen) könnte zur Burgkapelle gehört haben. Sie wurde aus kleinformatigen, unregelmäßigen Tuffsteinquadern errichtet. Dabei handelte es sich um Sichtmauerwerk, das durch helle, mit der Kelle fein gestrichene Fugen akzentuiert war (Pietra rasa). Licht kam durch zwei kleine rundbogige Fenster. So hat man um 1100 gebaut. Für die frühe Erbauungszeit sprechen vor allem Reste von Wandgemälden aus dieser Zeit, die 1979 entdeckt wurden. Die Nordmauer des alten Kirchenschiffs war um 1972 wegen Einsturzgefahr abgetragen und neu aufgezogen worden. Deshalb kann über ihre Entstehungszeit und ihre (wahrscheinliche) Bemalung keine Aussage mehr getroffen werden. Für eine Burgkapelle aber war die Kirche, die neben dem Langhaus auch eine Apsis hatte, sehr üppig.


Mehr über die Wandgemälde erfahren Sie hier...

Erste Pfarrei 1293
Nach dem Ende der Burg könnte aus der Burgkapelle eine Kirche für die Bewohner der Ortschaft geworden sein. Dies könnte mit den Umbauarbeiten um 1200 zusammenhängen. Damals wurde die kleine Apsis der Burgkapelle abgebrochen und der Chorraum der Kirche neu errichtet. Dabei hat man die östliche Abschlusswand nach Westen verschoben. 55) Dies bedeutet aber, dass der Chor in das Langhaus "hineingeschoben" wurde und dort die schon vorhandenen Wandgemälde in ihrem östlichen Teil beschädigte (siehe angeschnittene Figur des Königs).
Die Kirche St.Georg war jedenfalls schon im Jahr 1293 Pfarrsitz. Aus dieser Zeit stammen auch noch die unteren Geschosse des Kirchturms.

Neubau der gotischen Kirche
In der 2.Hälfte des 15.Jh. wurden der (heutige) Altarraum mit seinem gotischen Netzrippengewölbe und ein neuer Turmabschluss (zusätzliches Geschoss) errichtet. Das Kirchenschiff selbst blieb unberührt, weil die Wandgemälde aus dem 11.Jh. an dessen Wänden heute noch erhalten sind. Dieser Bau hat sich im Wesentlichen bis heute erhalten; er wurde nur durch Ausbesserungen und durch die Verlängerung 1888 verändert. Eine barocke Umgestaltung der Raumschale, wie sie viele Kirchen der Umgebung erfahren haben, unterblieb. Von der mittelalterlichen Einrichtung sind heute aber nur die Stipes des Choraltars und die Cuppa des Taufsteins erhalten.

Matrikel von 1315 01)
In der Konradinischen Matrikel von 1315 wird Hebertshausen als "Herbrehtshausen cum sepultura" (= mit Friedhof) erwähnt. Sie hatte keine Filiale.


Matrikel von 1524
01)
Die Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524 spricht sogar von einem Dekanat Hebertshausen. Doch dies bedeutet nur, dass der Hebertshausener Pfarrer auch Dekan (des späteren Dekanats Dachau) war. In dieser Matrikel werden vor allem die Einkünfte und Abgaben der Pfarrei geschildert und erstmals die Kirchenpatrone (hier St.Georg) genannt. Doch sie enthält auch den Namen des damaligen Pfarrers und Dekans Heinrich Rieger. Die Pfarrei hatte noch immer keine Filiale; sie war mit 90 Communicantes (Gläubige nach der Erstkommunion) 15) auch eine sehr kleine Pfarrei, viel kleiner als der Durchschnitt der Pfarreien im Dachauer Land (230 Gläubige). Das Präsentationsrecht (Recht, einen neuen Pfarrer zu bestimmen) lag beim Freisinger Bischof allein (Jus liberae collationis). 79)
Seit der Pestzeit im 17.Jh hat die Kirche St. Sebastian als zweiten Patron.


Visitationsbericht von 1560  10)
Im Jahr 1560 hatte der Freisinger Bischof eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien angeordnet. Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse

Im Bericht über St.Georg in Hebertshausen heißt es, Pfarrer sei Sigismund Mayer. Er halte predige an allen Feiertagen aus katholischen Büchern. Die Überprüfung des theo-logischen Wissens habe ergeben, dass der Pfarrer über die katholische Lehre gut Bescheid weiß und sie nach wie vor praktiziere. Die Pfarrei habe nur 120 Gläubige, alle seien katholisch und der Übernahme der neuen Religion unverdächtig. Aber sie seien nicht sehr gottesfürchtig, kämen wenig zum Gottesdienst und zahlten den Zehent "gar untreulich". Was der Pfarrer predige, sei gelogen, behaupteten sie sogar. Die Einnahmen des Pfarrers betrügen 200 Gulden, davon müsse er 40 Gulden dem offiziellen Pfarrherrn geben (Absentgeld). Über das Privatleben vermerkt der Visitator, der Pfarrer habe eine Köchin, sei aber unverheiratet (man konnte damals durch einfache Willenserklärung heiraten)


Hebertshausen (Hebretzhausn)
in der Karte von Apian 1568
Die Kirche befinde sich in gutem Bauzustand heißt es weiter. In ihr stünden 3 Altäre, ein Taufstein und ein wohlverschlossenes Sakramentshaus mit steter Beleuchtung (Ewig Licht). Außerdem besitze die Kirche die Sepultur (Begräbnisrecht). Der Bericht schließt mit den Worten: "Sonst an allen dingen kain mangel".
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten, klicken sie hier...


Renovierung 1595
In einem Protokoll des Geistlichen Rats München vom 2.Mai 1595 wird auch die Renovierung der Hebertshausener Kirche angesprochen. Allerdings wird hier von einer Philipp- und Jakobikirche gesprochen.
  "... Sovil nun anlangt S. Philipp und Jacobi Khirchen zu Heberzhausen lassen wir uns gd.(gnädigst) gefallen, das deinem andeiten (Andeuten) gemeß mit reparirung derselben sovil die notturfft (Notwendigkeit) erfordert verfaren, das maln (Bemalen) aber, weils besorglich wenig bstande haben eingestelt, zumal es in der khirchen vermögen, solchen Paucossten zezalen ist." (BayHStA: Kurbayern, Geistlicher Rat 17, f. 74)


Reparaturen 1630
33)

Aus alten Kirchenrechnungen ist noch zu erfahren:
- 1630 wurde ein Beichtstuhl von Georg Braistner (?)
06) geliefert und ein Glockenstuhl um 5 fl. 40 kr. durch den Hebertshausener
   Zimmermann Balthasar Fodermayr erstellt; geplant wurde außerdem eine Seitenaltar-Reparatur.
Text in der Kirchenrechnung:
  "... Item ain newen Beichtstuell Hinder den Choraltar machen Lasßen, destwegen Geörgen Straiffnern (?) khisstlern bezalt 5 fl. .. für 24 hilzene gedräte Stäfl. zu ainem Gätter für den Choraltar ... 1 fl. 24 kr...
... auf Gebey
Demnach der alte Gloggenstuell, aller schadthafft, vnd Paufellig worden hat solcher nothwendig zuuerhiettung gefahr abgetragen vnd von neuem reparirt werden miesßen, darzue erkhaufft 6 Aichreisß... 9 fl. vmb 3 gemaine Pretter zum Poden under den Gloggsthuell... 30 kr. M.
Palthasarn Fordermayr Zimermann von Heberzhausen von den Aichreisßen außzuhackhen, vnd den Gloggsthuell zumachen 17 Tag 1 pr 20 kr... 5 fl. 40 kr.
dem Gesellen 15 Tag 1 pr. 18 kr. macht 4 fl. 30 kr. dem Schmidt zu Heberzhaußen, von den alten Pendern widerumb zurichten, vnd in den Gloggstuell zumachen, für hergebens Eisen vnd macherlohn bezalt 1 fl. 45 kr. den Zimerleithen vnd benachberthen alß man den Gloggstuel in Thurn aufzogen vnd aufgericht, zum bessten ein Hebwein geben 2 fl. Item die aine Hoche Stiegen am Perg abtragen vnd von Lauther Aichnem Holz, so Claß Mändl hergeben, den ganzen Perg hinauf Aichne drith, oder Stäfl. machen lasßen, deßwegen mit dem Zimmermaister gedingt, vnd abgeprochen worden auf 5 fl. 30 kr. vmb 8 feichtne Stangen zur Handthaben an die Steege bezalt 1 fl. ..
Summa außgaab auf Gepey 29 fl. 55 kr.
Paufell
1. Die Maur am Perg, vnden herumb allenthalben schadthafft außzubessern.
2. Der aine Seiten Altar zu Renovuiern.
3. So ist der Khirchen ornath ain Inuentarypuech ordentlich beschriben.
4. Vnd auch der Pfarr- vnd Widenhof, der zeit bey gar gueten wirden."
(StAM: Geistlicher Rat Kirchenrechnungen Pfleggericht Dachau 1630)


Reparaturen um den 30jährigen Krieg 33)

Noch während des Krieges ist in der Kirchenrechnung von 1640 von der Reparatur eines zerbrochenen Kelches um 1 Gulden die Rede. Text: "... vor ainem zerprochnen Kölch zefassen vnd wieder zemachen 1 fl. .."
Ob dies mit dem Schwedeneinfall 1632 zu tun hat, ist nicht klar. Ein Goldkelch wäre von den Soldaten mitgenommen worden. Der Reparaturbetrag von 1 Gulden spricht gegen ein kostbares Metall.
Im Jahr 1646, gegen Ende des Krieges, wurden neue Glocken angeschafft.
Text: "... Von obig rest, vi auf gepey vnnd Gloggen vnnd derentwillen wie hier angezeigt, die Consens befelch noch
              ermannglen, wenigst außgelegt werden yber 110 fl. ".

1650 wurde die Kirchentüre ausgebessert und neu beschlagen ("... Von der Khirchthir auszebessern vnd zubeschlagen 3 fl. 39 kr) und die Kirchenstiege mit Holz von 10 Eichen erneuert.
  Zu der Khürchenstiegen auf der Linggen seithen 10 Aich vom Pals erkhaufft 10 fl. vmb 100 Preiß vnd souil häggen 1 fl.
Zu bemelter Stiegen 6 Hölzer... 3 fl.
Daruon zeschlagen 18 kr. vmb 36 taglohn den Zimerleithen a 20 kr. thuet 12 fl.
vmb 20 gemaine Pretter zum Thurn vnd der Uhr ... 2 fl.
Dem Schmidt für Pendter vnd schnallen 40 kr.
50 Preternögl... 8 Lainstanngen...
Summa... 35 fl. 36 kr.
... verbleibt dem Gottshaus an resst 185 fl. 4 kr. 4 hl ... Am Resst ist auf... Consens, so ao 1651 einkhombt, wider erpaut in die Khirchmaur, Stiegen vnd anders, das ybrig im Zechschrein, vnd was noch wenigs abgehet, auch firderlich darein zerichten so kan man außleichen 100 fl. "


Aus dem Jahr 1653 werden bevorstehende Baureparaturen erwähnt: der Landrichter wird angewiesen, darauf zu sehen, dass
"die iezige Reparation also angestelt werde, das hinfürters die paramenta in der Sacristey so vil immer möglich vor schaden
und verderben conservirt, und erhalten werden mögen."
Möglicherweise steht diese Meldung im Zusammenhang mit dem bereits oben erwähnten Sakristeianbau.


Dass die Kirche St. Georg in Hebertshausen nach dem 30jährigen Krieg finanzielle Probleme hatte, wurde auch amtlich bestätigt. 1661 überprüfte der Freisinger Bischof die Besitz- u. Einkommensverhältnisse der Kirchen, um von den reichen Kirchen eine Bausteuer für den Aufbau des zerstörten Reformatenklosters in Freising zu erheben. Drei Kirchen im Amt Dachau wurden dabei als arm eingestuft: Die Kirchen in Goppertshofen, Sulzrain und Hebertshausen; sie hatten deshalb keine Steuer zu entrichten. 45)


1687
ging die Verwaltung der Kirche an die Hofmarksherrschaft über. 33)


1710: Weihe der barocken Seitenaltäre 29)  Die Altäre blieben bis 1891 in der Kirche.


Ausschnitt aus der Karte des Freisinger
Geografen Georg Philipp Finckh von 1655
Hebertshausen - Eberzhausn


1730
lieferte der Dachauer Kistler Johann Georg Prugger drei Sakristeikästen.


Matrikel 1738/40 01)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien der Diözese Freising und beschrieb sie in der nach ihm benannten Schmidt'schen Matrikel. Die Pfarrei Hebertshausen, schreibt er, werde seit 1737 von Pfarrer Franc.Xaver Anton Hiltmair geleitet. Das Präsentationsrecht, das Vorschlagsrecht für die Besetzung einer Pfarrerstelle, wechsle monatlich zwischen dem Freisinger Bistum und dem bayerischen Kurfürsten (=Monatspfarrei; dabei konnte der Bischof einen neuen Pfarrer bestellen, wenn der Vorgänger in den sog.päpstlichen Monaten-ungeraden Monaten wechselte oder verstarb, andernfalls der Herzog). Die Zahl der Gläubigen betrug nur 151. Die Pfarrei gehörte zu den kleinsten im heutigen Gebiet des Landkreises Dachau. Der Pfarrhof und die Wirtschaftsgebäude werden als neu und gut bezeichnet; von Schäden keine Spur. Die Pfarrei hatte keine Filialkirchen. Im Pfarrgebiet befand sich nur die Schlosskapelle in Deutenhofen; doch die sei nicht geweiht, schrieb Schmidt, und weiter: Die Pfarrkirche St.Georg sei alt, werde aber zur Zeit repariert. In der Kirche stünden drei Altäre: Der Hochaltar sei dem Kirchenpatron St.Georg geweiht. In ihm sei eine Kreuzreliquie "beigesetzt", dh., eingemauert. Die beiden Seitenaltäre hätten die Heilige Familie sowie St.Anna und St.Joachim als Patrone. Gottesdienste fänden hier jeden Tag statt. Das Kirchweihfest werde am Sonntag vor Mariä Geburt (8.Sept) gefeiert. In der Kirche stehe ein Taufstein; dort würden auch die Heiligen Öle aufbewahrt. Die Messgewänder in der Sakristei seien in gutem Zustand. Der Friedhof enthalte ein Beinhaus; im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen der Kirche verwalteten der Pfarrer und der Hofmarksherr (letzterer war Baron Mändl aus Deutenhofen). Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das völlige Vermögen dises Pfarr-Gottshauses wirdet diser Zeit sich gegen 1200 fl. (Gulden) betragen". Das war eine angemessen hohe Summe.


Pfarrbeschreibung 1817 33)
Am 14.11.1817 verfasste Pfarrer Anton Dalmair eine kurze Beschreibung seiner Pfarrei:
  1) Beschaffenheit der Pfarrkirche: klein für Auswärtige, groß genug für die Pfarrgemeinde, nicht unansehnlich,
    gut gebaut, aber etwas dunkel u. derb
2) Altäre:
    a) Hochaltar S. Georg,
    b) Jes. Mar. u. Jos.,
    c) Mar(ia). Jo(a)chim u. Anna
Alles von Gold in Statuen

Beschreibung 1820  46)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr 1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und Georg Westermayer 04) die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung von Deutinger herausgegeben.

Die Pfarrei Hebertshausen wird darin wie folgt beschrieben:
 
"Hebertshausen

Säcul.(Monats-)Pfarrei mit 1 Beneficium. Pfarrkirche: Patron hl.Georg. Kirchweihfest am Sonntag vor Mariä Geburt (8.Sept).
Das von Joh.Mändl Freyh. v. Deutenhofen 1654 in die Frauenkirche zu München gestiftete Beneficium ist 1807 nach Hebertshausen transferirt und der Pfarrey beygegeben worden.

Seelenzahl:
Pfarrei Hebertshausen
216 Gläubige in
40
 Häusern
Dorf Hebertshausen:     171 Gläubige in
31
 Häusern,
WEiler Deutenhofen  
  45 Gläubige in
 9
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std



Baupflicht an der Kirche im 19.Jh.
33)
Am 4.Oktober 1842 notierte Pfarrer Kreitmayr, wer die Baupflicht an der Kirche zu tragen hat.
     "Baupflicht:
a) bei der Kirche: die Kirche selbst
b) an den Pfarrgebäuden: der jeweiligen Pfarrbesitzer
c) an dem Meßnergebäude, welches zugleich Schulhaus ist: die Gemeinde (die aber 1847 widerspricht)
   Reparaturen:
Wer zur Übernahme bei bedeutenden Reparaturen verbunden ist ?
Nur bei den Schul- u. Meßnergebäuden fallen die Reparaturen der Gemeinde zu.
Bei der Kirche liegen die Reparaturen der Kirche selbst, bei den PfarrGebäuden dem jeweiligen Pfarrer ob.
   Hand- u. Spanndienste..:
Bei Bauten an den Schul- u. Meßnergebäuden ist die Gemeinde zur Leistung von Hand- u. Spanndiensten verbunden, nicht aber bei den Kirchen- u. Pfarrgebäuden."
Daneben gab er an, wer das Besetzungsrecht für die Pfarrerstellen hat:
"... Verleihungsrecht...: Abwechselnd... König u. ... Erzbischof von München-Freysing" (Wechselpfarrei)

Benefizium 1654/1807 04)
Mayer/Westermayer berichten in ihrer Bistumsbeschreibung von 1874/84, in Hebertshausen gebe es auch noch "ein Benefizium mit einem Stiftungsvemögen von 4500 Gulden, das von Johann Mändl, Freiherrn von Deutenhofen, churf.geheimer Rat und Hofratspräsident im Jahr 1654 auf den Englisch Gruß-Altar der Frauenkirche zu München gestiftet hatte. Dieses Manualbeneficium wurde am 18.11.1807 nach Hebertshausen verlegt. Dafür hatte der Pfarrer jährlich 104 Messen zu lesen.

1825 wurden die Erträge aus dem Benefiziums aufgeteilt. Einen Teil erhielt der Pfarrer für das Lesen der Messen, der andere Teil war für eine Besoldungserhöhung des Lehrers bestimmt. Dazu schrieb Pfarrer Anton Dallmayr an die Regierung des Isarkreises:
  "In der Regierungsentschließung vom 13.6.1825 wurde bestimmt, daß vom Ertrag des zum Teil säkularisierten Baron von Mandlschen Benefiziums der Münchner Frauenkirche künftig 50 fl. zur Besoldungserhöhung für Lehrer Stadler in Hebertshausen und der Rest für den Lokalschulfond zu verwenden ist. Die Patrimonialgerichtsherrschaft Deutenhofen hat die Gelder auch erhoben und ihm, dem Pfarrer, für Verrichtung der Jahrtagsverpflichtung seinen Teil ausbezahlt, nicht aber dem Lehrer. Bitte die Forderung des Lehrers durchsetzen zu helfen".


Innenrenovierung 1846
33)
1846 fand eine Innenrenovierung statt. Dabei wurde die Kanzelstiege entfernt und durch einen kleinen (wohl hölzernen) Treppenaufgang an der Außenseite bzw. am Turm ersetzt. Das Presbyterium wurde mit "grünlicher Steinfarb" ausgemalt, wogegen die schneidenden Kanten der gothischen Bögen weiß" gemacht wurden. Kanzel (1847) und Hochaltar (1846) erhielten eine neue Fassung (durch Maler Anton Huber aus Dachau für 196 fl. ). Die Seitenaltäre wurden 1847 neu gefasst (für 296 fl. ), die Orgel durch Josef Frosch für 70 fl. repariert und weitere Ausstattungsteile renoviert.

Gründung der Kirchenverwaltung 1849 33)
1849 wurde die Kirchenverwaltung Hebertshausen konstituiert. Bauer Georg Weissenbeck wurde zum Kirchenpfleger, Wirt Johann Hintermair zum Kirchenverwaltungsmitglied gewählt, Pfarrer Huebmanm schloss sich der Stimmenmehrheit an.
Das (Kirchen)Stiftungsvermögen, das bisher von Edmund von Sprety, kgl. Kämmerer und Gutsbesitzer in Unterweilbach, verwaltet worden war, wurde vom Landgericht Dachau am 22.9.1849 der Kirchenstiftung übergeben/extradiert.
  "Bestandsaufnahme der für die Kirche Hebertshausen vorhandenen Staatspapiere im Wert von 700 fl. , von Schuldbriefen für 2072 fl. , Stiftungsurkunden für drei Jahrtage, darunter die Pegamenturkunde vom 1.8.1656 für einen Mandelschen Jahrtag in der Pfarrkirche Hebertshausen; 1 Faszikel Laudemialverhandlungen, Etat der Pfarrkirchenstiftung St. Georg, Abgabentabelle; Tagebuch 1848/49; Kirchenrechnungen (1740-1749; 1791-1799; 1808/09; 1820/21; 1812/22; 1831/32-1847/48; teils mit Belegen;) letzte Kirchenrechnung schließt mit Passivrest. Bargeld oder weitere Akten oder Papiere seien nicht vorhanden, so Spreti, das Genannte wurde zu Amtshanden genommen".


Brand in Hebertshausen 1865 63)
Im Regensburger Tagblatt vom 29.6.1865 war zu lesen:
"Aus Freising wird der L.Z.. mitgetheilt, daß am 25. ds.Nachmittags das Dorf Hebertshausen abgebrannt ist. Nach dem von Freising aus gesehenen Rauche zu schließen, müsse der Wind das Feuer zu rasender Schnelligkeit angefacht haben."


Visitation 1867
Visitationsprotokoll, gefertigt durch Dekan Hanfstingl am 25.9.1867:
  "(...) Pfarrkirche. ...
Befindet sich im guten baulichen Zustande, ist aber feucht und zu klein ... (...)
Von den 3 Altären sind die Bretter zu entfernen, das zerbröckelte Mauerwerk muß ausgebessert werden; auch dürften an der Mensa statt der Bretter Marmorblatten bis an den Altarstein mit Cement festgemacht werden. (...)
Der Taufstein bedarf einer neuen Verzierung. (...)
1 Beichtstuhl ... hinter dem Choraltare ... (...)
Großes Crucifix vis a vis der Kanzel. Kreuzwegstationen Gemälde. (...)
Sakristei ziemlich klein ... mit 2 Kästen. (...)
Gottesacker.... Umfassungsmauern ... sind hoch genug, in guten Zustande ...
Großes Kreuz u. Ossuarium sind vorhanden. (...)"


Beschreibung der Kirche 1869
durch Pfarrer Fendt vom 1.11.

  Auf Anfrage der Regierung zum Stil der Kirche:
... Die Kirche hat gewissermaßen dreierlei Style; einen gothischen, romanischen und deutschen.
Das Chor ist im gothischen Style erbaut, mit Ausnahme der beiden Fenster, aus welchen der Spitzbogen herausgehauen und Rundbogenfenster gemacht worden ist. Das Gewölbe ist ziemlich niedrig, indem man von der Mensa aus nur mehr 12 1/2' bis zum Gewölbe mißt, und deßwegen ein gothischer Altar nicht wohl angebracht werden kann. Der dermalige Altar ist romanischen Styles.
Das Schiff der Kirche ist deutschen Styles, es hat kein eigentliches Gewölbe, sondern nur einen Plafond, eben die Fenster sind wieder in Rundbogen gebaut. Auch die Seitenaltäre sind romanischen Styles. Weil im Baustyle der Kirche keine Einigkeit ist, glaubte man eine solche doch in den Altären beibehalten zu müssen, und ließ den Plan zu dem projectirten neuen Choraltar im romanischen Style entwerfen..."
Diesen neuen Choraltar im romanischen Style errichtete Maler Balthasar Kraft aus Pfaffenhofen an der Ilm für 600 Gulden. Mittelpunkt war eine große rundbogige Nische, in der sich das Altarblatt mit dem Bild des Kirchenpatrons St.Georg befand. Vor den seitlichen Stützen standen entweder die Figuren von St.Wendelin und St.Barbara oder Heiligenbilder.

 

Beschreibung 1874 04)
Kirche und Pfarrei Hebertshausen sind auch in der "Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.

Über die Pfarrei Hebertshausen heißt es, sie habe 257 Seelen in 43 Häusern, davon lebten 185 (in 34 Häusern) im Dorf Hebertshausen selbst, die übrigen Gläubigen in Deutenhofen. "Einige Häuser sind auf der Anhöhe bei der Kirche, die größere Zahl in der Ebene, nahe der Amper" schreibt Mayer. Hebertshausen gehörte damals zu den kleineren Pfarreien im Dachauer Land. Der Umfang betrug nur 1/2 Stunde Gehstrecke. Die Einkünfte der Pfarrei beliefen sich auf 1585 Gulden (Einnahmen 1715 - Ausgaben 130). Das Widdum, der Bauernhof des Pfarrers umfasste 143 Tagwerk (=48 ha) Grund. Das Pfarrhaus sei ein altes und feuchtes Gebäude, die Ökonomiegebäude stünden auf sumpfigem Grunde, bemerkte Mayer.
Über die Pfarrkirche berichtet der Verfasser, sie liege "auf einem Hügel, ca 80 Stufen über dem Pfarrhofe. Erbauungsjahr unbekannt. Ursprünglich gothisch, dann verzopft (=barock). Geräumigkeit: Zur Noth hinreichend. Baupflicht: die Kirche. Sattelthurm mit 2 unbedeutenden Glocken. Drei Altäre. Gottesdienste: Regelmäßig alle. 12 Rorateandachten. In der Seelenoctav und in der Sebastiansoctav 8 Rosenkränze. Stiftungen: 20 Jahrtage, 13 Jahrmessen, 104 Wochenmessen, 8 Quartalsmessen, 8 Rosenkränze. Meßner und Cantor ist der Lehrer. Cemeterium (=Friedhof) ohne Capelle. Das Kirchenvermögen: im Jahr 1870 rd. 11.200 Gulden.
In Hebertshausen gebe es auch noch ein Benefizium mit 4500 Gulden, das von Johann Mändl, Freiherrn von Deutenhofen und churf.geheimer Rat und Hofratspräsident im Jahr 1654 auf den Englisch Gruß-Altar der Frauenkirche zu München gestiftet hatte. Dieses Manualbeneficium wurde am 18.11.1807 nach Hebertshausen verlegt. Dafür hatte der Pfarrer jährlich 104 Messen zu lesen.


Verlängerung des Kirchenschiffs 1888
1888 wurde das Kirchenschiff wegen der Zunahme der Bevölkerung nach Westen hin verlängert. Das Ausmaß war umstritten. Zunächst war nur eine Verlängerung um 3,20 m geplant, doch letztendlich wurden 4,00 m daraus. Dadurch erhöhte sich die Zahl der Plätze um rd. 50. Durch das Rundbogenfries im romanischen Stil erscheint der Verlängerungsbau romanischer als der ursprüngliche Baukörper. Die Empore wurde nicht neu erstellt, sondern mit allen Bauteilen an die neue Rückwand zurückversetzt.
  "... In Folge der Niederlassung der in der Holzstoff-Fabrik zu Deutenhofen beschäftigten Familien hat sich die Zahl der Parochianen (= Pfarrangehörigen) seit 1866 derart erhöht, daß der Raum der Pfarrkirche für dieselben nicht mehr zureichend ist. Die Quadratfläche der Kirche beträgt 9,0 mt. l. 6,5 m br. = 58,5 Quadratmeter. Die Seelenzahl der Pfarrei ist zur Zeit 340. Diesem Uebelstande kann abgeholfen werden durch Verlängerung der Pfarrkirche, ausgeführt nach beiliegendem Plane. Die Baukosten, welche nach Ausweis des anruhenden Kostenvoranschlages nach Abzug der Spandienste auf 3200 M. ... sich belaufen sollen gedeckt werden:
Der Kostenvoranschlag von Joseph Reischl über 3500 Mark, der noch von 3,20 m ausging, lautete wie folgt:
  "Die Pfarrkirche... erweist sich seit Jahren... als zu klein... Dieselbe soll nun gegen Westen um 3,20 Met. verlängert werden, durch diese Verlängerung können Links und Rechts im Innern überall 5 Stuhlreihen eingesetzt werden... , so daß im Ganzen für 35 Personen Platz gewonnen wird. Durch die Verlängerung der Kirche muß auch die Empore zurückverlegt werden, und wird dadurch wiederum ein Platz für weitere 10 Personen gewonnen. Die Eingangsthüre befand sich an der Westseite, welche durch den Anbau verlegt werden muß, und zwar in die südliche Umfaßungsmauer, von welcher am kürzesten in die Betstühle man gelangen kann. Bezüglich des Lichteinfalls wird an der Nordseite ein neues Fenster, und an der Südseite ein Rundfenster eingesetzt, wodurch dann für Licht hinreichend gesorgt sein dürfte..."



Kunstdenkmale 1895 29)
Mit der Hebertshausener Kirche befasste sich auch das Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns, das Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellt haben.
  Kirche.
-  Langhaus spätromanisch (?), Chor gothisch. Das Langhaus wurde 1888 verlängert. Einschiffig
-  Chor eingezogen, ein Langjoch und Schluss in fünf Seiten des Achtecks
-  Langhaus flachgedeckt. Der Chor gewölbt. Die Rippen des Netzgewölbes ruhen auf stumpfen, rundlichen
    Kragsteinen
-  Seitenaltäre aus der Spätzeit des 17. Jahrhunderts, 1710 geweiht
-  Am Aeusseren südlich Rundbogenfries in vertiefter Blende
-  Sattelthurm, drei Geschosse mit Rundbogenfries, im obersten Doppelfenster mit Zwischensäule
-  In einem Fenster der Südseite des Chores ein Wappen auf Glas gemalt, von Säulen umrahmt; mit der Inschrift:
   Johann Mandl Herr v. Dettenhofen; oben der Wahlspruch: Nee fernere, nee timide und die Jahreszahl 1666,
   (richtig: Nec temere, nec timide" (= weder unbesonnen noch furchtsam, 1656)
   H.195, Br.17 cm
-  Innen an der Ostseite des Chores Grabstein des Pfarrers Henricus Rueger, aus dem 16. Jh. mit dem ziemlich
   unbedeutenden Reliefbilde des Verstorbenen, von einem Rundbogen auf Pilastern überdacht. Rother Marmor
   Höhe, 155, Breite. 86 cm



Abgabe von Figuren 1909
Am 16.Mai 1909 wollte sich die Kirchenverwaltung von ihrer Meinung nach überflüssigen Figuren und liturgischen Gerätschaften trennen. Geplant war eine Abgabe an die Missionsgesellschaft. In den Stellungnahmen dazu wird auch von Veräußerung gesprochen.
Der Kirchenverwaltungsbeschluss lautete:
  "... beschließen mit 4 gegen - Stimme, 5 kleine Statuen (2 Mutter Gottes, 1 Sebastian, 1 Johannes der Täufer und 1 Jesuskind), 1 Hausaltar, 1 weißes und 1 schwarzes Meßgewand, 1 Ampel, 1 Rauchfaß, 1 Teppich, 1 rotes Tuch und verschiedene andere alte Sachen dem Missionsverein oder nach Bestimmung desselben einer Missionsgesellschaft zu schenken..."
Dagegen äußerten Bedenken:
- der Maler Stockmann, Mitglied des Ausschusses des Vereins für Volkskunst u. Volkskunde an Bezirksamt Dachau
- das Generalkonservatorium (Referent Dr. Richard Hoffmann) und
- die Regierung von Oberbayern.
Sie prüften die in Frage kommenden Kunstgegenstände und erklärten vier davon als kunsthistorisch wertvoll, die nicht abgegeben werden dürften. Darunter ein Hausaltärchen um 1700, die Taufsteinfiguren vom frühen 18.Jh., das Jesuskind aus Wachs im vergoldeten Holzschrein und ein Rauchfass aus dem frühen 17.Jh., für das sich das Bezirksmuseum interessierte.


Volksmission 1923
Im Jahr 1923 fand eine Volksmission statt. Damals war das Kircheninnere mit Girlanden und Glühbirnen geschmückt. Auf der Aufnahme rechts ist zu sehen, dass die Kirche mit Altären in neuromanischen Stil ausgestattet war 13) . Klicken sie zur Vergrößerung auf das kleine Bild.
  Hinweis: Die Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück und war Teil der kath. Gegenreformation. In Bayern wurde die erste Volksmission 1843 in Tuntenhausen von den Redemptoristen abgehalten. Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B. vor, dass wenigstens alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt werden solle. Durch die Volks-mission sollten die Gläubigen in den katholischen Gemeinden in einer Art Crashkurs von zehn bis fünfzehn Tagen wieder intensiver an die Sakramente, die Glaubenslehren und die Moral herangeführt werden.


Kircheninneres 1923


Renovierung 1949

In der Zeit von 1949 bis 1952 wurde die Kirche renoviert und im Inneren völlig verändert. Es war eine "purifizierende Renovierung, mit einer zeittypisch nüchternen Raumgestaltung mit weißen Wänden und Decken und rudimentären Ausstattungselementen" schrieb das Ordinariat später. 55)
Nach Vorgaben von Josef Blatner hat man die Kirche ausgeräumt, die Kanzel und die neugotischen Seitenaltäre entfernt.   Die Seitenaltäre wurden gegen die leihweise Überlassung von zwei Schnitzfiguren (Mater dolorosa und St.Georg) aus  der Zeit um
1700 mit dem Bayerischen Nationalmuseum getauscht
.


Neubau der Pfarrkirche zum Heiligsten Welterlöser 1961
Seit dem Bau der neuen Pfarrkirche zum Heiligster Welterlöser im Jahr 1961 unterhalb des Kirchbergs wurde die Kirche St.Georg nur noch gelegentlich zu kirchlichen Veranstaltungen und Ausstellungen benutzt. Seit der Umgestaltung im Jahr 2020 ist sie Aussegnungshalle für den Friedhof sowie eine Gedenkstätte.


Renovierung 1972 33)
Nach dem Bau der neuen Pfarrkirche Heiligster Welterlöser wurde die Kirche St.Georg ab 1961 nicht mehr als Gottesdienstraum genutzt und baulich vernachlässigt. Um 1970 wuchsen die Bauschäden bis zur Einsturzgefahr heran. Der unermüdliche Einsatz des Hebertshauser Architekten und Kirchenpflegers Richard Martin führte zum Erhalt der Kirche und zu einer großen Renovierung im Jahr 1972. Sie umfasste:
- eine neue Nordmauer sowie eine großflächige Erneuerung des Verputzes am Außenbau (508,97 qm)
- Trockenlegungsmaßnahmen nach dem System Hermetique
- Neutünchung nach Befunderstellung durch Kirchenmaler Konrad Wiedemann aus Bad Tölz,
- Einbau einer neuen Flachdecke und eines neuen Bodens aus Solnhofener Plattenkalk,
- Renovierung der restlichen Ausstattung durch Johann Stachl und Konrad Wiedemann.
Dabei wurden die romanischen Wandmalereien an der Südwand durch K. Wiedemann aufgefunden (und sieben Jahre später freigelegt). Wiedemann tünchte das Presbyterium neu, während die restliche Raumschale von den Malermeistern Josef Schuster und Josef Skrobanek gestrichen wurde.
Leider hatte die Kirche durch die im Rahmen der Renovierung 1972 erforderlichen Baumaßnahmen einen Teil ihrer mittelalterlichen Bausubstanz, insbesondere die Decke und die Nordmauer incl. evtl. übertünchter Wandbemalung verloren.


Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.

Pfarrei
1524
: Pfarrei mit 90 erwachsenen Gläubigen
1560: Pfarrei mit 120 erwachsenen Gläubigen
1738: Pfarrei mit xx erwachsenen Gläubigen
1826: Pfarrei mit 238 Seelen 24)

1835
: Pfarrei mit 207 erwachsenen Gläubigen 24)
1845: Pfarrei mit 212 erwachsenen Gläubigen
24)
1855: Pfarrei mit 223 erwachsenen Gläubigen 24)

1868: Pfarrei mit 222 Seelen
24)

1874: Pfarrei mit 257 Gläubigen in 43 Häusern
1888: Pfarrei mit 340 Gläubigen 31)

Ortschaft
1867
: Ortschaft mit 172 Seelen in 67 Häusern 03)

1874
: Ort Hebertshausen mit 185 Gläubigen in 34 Häusern.

 

Gemeinde
1840
: Gem. mit  252 Einwohnern 41)

1852
: Gem. mit 37 Familien und 157 (?) Einwohnern 02)

1867: Gem. mit  217 Einwohnern, 88 Gebäuden (davon
          Deutenhofen 45/21) 03)

1876: Gem. mit  289 Einwohnern (davon 2 Protestanten)
           u. 41 Wohngebäuden
30)
1880: Gem. mit  349 Einwohnern 41)
1900
: Gem. mit  325 Einwohnern
41)
1910
: Gem. mit  357 Einwohnern
41)
1925
: Gem. mit  501 Einwohnern
41)
1939: Gem. mit  511 Einwohnern 41)
2010: Gem. mit 5321 Einwohnern
49)


Berichte aus der Pfarrei

Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit. Meist werden Primizen, Jubiläen oder Abschiedsfeiern von Pfarrern oder Fahnenweihen beschrieben. Wenn Sie Berichte über die Pfarrei Hebertshausen lesen möchten, klicken Sie hier...


Heutige Nutzung als Aussegnungshalle und Gedenkort 55)

Durch den Bau der neuen Pfarrkirche zum Heiligsten Welterlöser im Jahr 1961 hatte die Georgskirche ihre liturgische und pastorale Bedeutung verloren. Sie wurde nur noch gelegentlich zu kirchlichen Veranstaltungen oder zu Ausstellungen benutzt.
Vor der notwendigen Ertüchtigung des Bauwerks musste eine umfassende Idee und Vision für die spätere Nutzung entwickelt werden.
Die Gemeinde Hebertshausen stand um die Jahrtausendwende vor der gemeindlichen Pflichtaufgabe, eine Aussegnungshalle für den neuen Gemeindefriedhof nördlich der Georgskirche zu bauen. Im Rahmen dieser Überlegungen entstand der Gedanke, die Kirche als Aussegnungshalle für den alten und den neuen Friedhof zu nutzen und entsprechend umzubauen.

Nach mehrjähriger gemeinsamer Planungstätigkeit von Gemeinde und Kirchenverwaltung, bei der der Verein zur Erhaltung der St.Georgskirche e.V. (St.Georgs-Verein) eine maßgebliche Rolle spielte, fand man eine bestechende Lösung, die den gesetzten Ansprüchen genügte. Das Erzbistum schrieb dazu:
  "neben dem traurigen, ästhetischen Erscheinungsbild der Kirche in erster Linie die statisch extrem gefährdete Hangkante mit der instabilen Friedhofsmauer... In der konzeptionellen und gestalterischen Bündelung kirchlicher wie gemeindlicher Maßnahmen und dank tätiger Unterstützung durch den Verein zur Erhaltung der St.Georgskirche e.V. konnte, ausgehend von der tradierten Nutzung als Ort des Abschieds, ein historisch bedeutsamer Platz, ein Raum für Gebet, Feier und Gedenken in Wert gesetzt werden." 55)

Die Umsetzung dieser Idee erfolgte von 2011 bis 2020, nachdem der St.Georgs-Verein in den Jahren zuvor Maßnahmen zur Sicherung des Gebäudes veranlasst hatte. Ab 2014 wurde der Hang befestigt, die Kirche umgebaut, entlang der nordöstlichen Friedhofsmauer entstand ein Neubau, der verschiedene Funktionsräume sowie die konfessionsneutrale Aussegnungshalle aufnimmt.
Bei dieser Generalsanierung gelang es, der alten Kirche St.Georg durch künstlerische Intervention eine weit über die Funktion hinausweisende Strahlkraft zu verleihen, die ihrer topographisch und historisch herausgehobenen Stellung entspricht. 60)

Umbaumaßnahmen
2007 Neuer Außenanstrich durch Helfer des St.Georgs-Vereins
2010- 2011: Erstellung einer Machbarkeitsstudie und einer Gesamtkonzeption für die Umbauten und spätere Nutzung durch die Gemeinde  55)
2012 Vergabe des Planungsauftrags für die Sanierung von Kirche, Friedhof und Stützmauer und Erstellung einer Machbarkeitsstudie für die Aussegnungshalle
2013 Errichtung der Kreuzigungsgruppe "Kalvarienberg" zwischen dem alten u. dem neuen Friedhof (mehr dazu siehe hier...)
2014 Baugenehmigung
2016- 2017: Umbau des Aufbahrungsraums und Errichtung der neuen Aussegnungshalle in der Friedhofsmauer durch die Gemeinde
2017-

2020: Gesamtrenovierung von Kirche, Friedhofsmauer und Stützmauer unter Leitung des Architekturbüros HeimKuntscher.
Darin enthalten waren die Hangabsicherung, eine neue Kirchtreppe, die Stabilisierung des Turms, der sich etwas geneigt hatte, die Sanierung des Dachstuhls und Dachdeckung mit roten Biberschwanzziegeln, die Reparatur der Decke, die Neugestaltung des Innenraums, der Einbau einer Wandtemperierung, neuer Bodenbelag aus Solnhofer Platten und die Verlegung des Eingangs an die Westseite.

Insgesamt hat man für die Renovierung des Ensembles über 6 Mio Euro ausgegeben. Die finanziellen Mittel stammten vom Erzbischöflichen Ordinariat (4 Mio Euro), von der Gemeinde Hebertshausen (2 Mio) und vom St.-Georgs-Verein (50.000 Euro).
Die Renovierung wurde am 4.Okt. 2020 mit der Altarweihe durch den Regionalbischof Bernhard Haßlberger abgeschlossen. 48)


Die Kirche nimmt jetzt - als Aussegnungshalle- wieder eine zentrale Aufgabe für die Bürger Hebertshausens wahr. Sie ermöglicht den Menschen einen ehrbaren und würdigen Abschied von ihren Verstorbenen. Für die Bürger, denen ein Kirchengebäude als Aussegnungshalle zu religiös ist, wurde eine kleinere, in die Friedhofsmauer integrierte konfessionsneutrale Aussegnungshalle neben dem Leichenhaus gebaut.

"Etwas Großes wurde hier geschaffen", sagte Pfarrer Monsignore Michael Bartmann beim Pressegespräch. Auch Bürgermeister Richard Reischl freute sich, "dass wir unser ursprüngliches Ziel erreicht haben". Viele Absprachen waren nötig, manche Entscheidungen nicht einfach, "der liebe Gott hat schon dazu geholfen", betonte Diözesanbaumeister Hanns-Martin Römisch. 54)




G
edenkort


ehem. Schießplatz

 

Das Gotteshaus soll auch als Erinnerungsort an die 4500 sowjetischen Kriegsgefangenen, die 1941/43 am nahe gelegenen SS-Schießplatz ermordet wurden, genutzt werden. Der (nach Dachau eingemeindete) Schießplatz für die Wachmannschaften des KZ Dachau mit monumentalen, betonierten Schießständen entstand in den Jahren 1937/38 auf einer Fläche von 85.000 qm. Ab 1942 wurde er zum Schauplatz von völkerrechtswidrigen Massenerschießungen sowjetischer Soldaten ("Kommissarbefehl").
Die Nazis hatten den Schießplatz so angelegt und abgeschirmt, dass er von keiner Seite einsichtig war. Die einzige Stelle, von der aus man in das Gelände hineinsehen konnte, war der Kirchturm von St.Georg. Es gab Pläne, den Kirchturm deshalb zu verkleinern und die oberen Etagen abzutragen. Der Plan konnte wegen des Kriegsendes nicht mehr verwirklicht werden. 77)

Der Schießplatz unterhalb des Kirchbergs ist heute ein Mahnmal. Zum Gedenken an die Opfer wird im Chorraum der Hebertshausener Georgskirche ein Denkmal aufgestellt; eine Rampe mit einer Sichtverbindung zum ehem.Schießplatz (siehe Bild links) soll oberhalb des alten Pfarrhofs zum neuen Eingang auf der Westseite der Kirche führen.
Verwirklicht ist schon die Sichtachse zur SS-Schießstätte durch eine Spalte im Abdeckblech der Friedhofsmauer neben dem Eingangsportal zur Kirche. Dort wird auch in Blindenschrift auf die Bedeutung der Spalte hingewiesen. "Hier zu stehen und das zu reflektieren, ist wirklich eine Tragödie", findet der Künstler Jerry Zeniuk, "sehr traurig und sehr emotional."



Baubeschreibung

Die Kirche liegt auf einem Hügel, 20 Meter über dem Niveau der Pfarrkirche, und ist weithin sichtbar. 04)
Das Langhaus ist, zumindest in einigen Teilen, schon fast 900 Jahre alt. Dies zeigen die noch erhaltenen Wandgemälde, die zu Beginn des 12.Jh. entstanden sind. Seit seiner Verlängerung auf 13 Metern im Jahr 1888 erstreckt sich der Kirchenbau über 4 Achsen. Der Rundbogenfries am Verlängerungsteil der Außenfassade entstammt also dieser Zeit und nicht -wie am Turm- dem Ende des 13.Jh. Die Langhausnordwand, die vielleicht ebenfalls aus dem 12.Jh. stammte, wurde wegen Einsturzgefahr Anfang der 1970er Jahre abgetragen und neu errichtet. Dabei hat man unbeabsichtigt romanische Malereien an dieser Wand vernichtet.


Der einachsige Chorraum ist jünger als das Langhaus. Er wurde erst in der 2.Hälfte des 15.Jh. errichtet. Auch in ihm finden sich (wieder übertünchte) Malereien, die der gotischen Zeit angehören könnten. Möglicherweise gibt es im Mauerwerk noch romanische Reste, da die Wände dort aus einem dem Langhaus gleichartigen Tuffquadermauerwerk bestehen. 33)
An der Stelle des Chorraums stand evtl. um 1100 die Apsis einer Burgkapelle. Um 1200 wurde diese Apsis in den Chorraum einer Kirche umgebaut und dabei die Mauern nach Westen versetzt. Diese Baumaßnahme könnte mit der Öffnung des Gotteshauses für die Bevölkerung und der Gründung der Pfarrei Hebertshausen in Zusammenhang stehen. 55)


Der Chor war lange Zeit mit einem Blechdach überdeckt. 1972 erhielt er eine Ziegeldeckung aus naturrotem Kirchenbiber. 33)
Kirchenbiber-Ziegel sind dicker als normale Biberschwanz-Ziegel, haben eine farbige Beschichtung und sind von hoher handwerklicher Qualität.

Der 19 m hohe Sattelturm an der Chornordseite ist in seinem unteren Teil romanisch, in seinem obersten Stockwerk, das mit Staffelgiebelfriesen geschmückt ist, spätgotisch. Der drei unteren Stockwerke stammen bereits aus der Zeit um 1300, das oberste Geschoss aus dem 15.Jh. 55)  Der Turm ist mit Ludovici-Pfannen gedeckt.
1848 schlug der Blitz in den Turm. In der Pfarrchronik steht dazu:
   "Am Pfingstmontag 1848 schlug nachmittags der Blitz in den Kirchthurm und beschädigte zudem die     Goldverzierungen des Hochaltares und rechten Seitenaltares".
Die Behebung der Schäden kosteten 112 Gulden. 33)
  Als man 1883 über den Kauf eines Blitzableiters nachdachte, lehnte das Landbauamt München dies ab, weil eine Eiche, die neben der Kirche stand und den Turm überragte, genügend Schutz biete. 33)

Die Turmuhr wurde 1835 repariert. 1908 wurden die Ziffernblätter neu gestrichen
. 33)
Heute besitzt die Kirche keine Turmuhr mehr.

Ein Kreuz ist auf dem Turm nicht angebracht. Seine Stelle soll ein Hahn einnehmen, der als religiöses Symbol nicht so eindeutig belegt ist, wie das Kreuz und somit in die grundsätzliche Offenheit des Friedhofs für Nichtgläubige wie für Personen aller Glaubensrichtungen und Konfessionen passt.
60)

Glocken
Hinter den Schallfenstern mit Zwischensäule hängen zwei Glocken;
- darunter eine ältere Glocke, die von Paul Kopp , München 1692 gegossen wurde. Auf ihr sind eine Georgsfigur und eine
   Inschriftenkartusche mit dem Text "St.Georg. Sanctus M(D)CX.." angebracht. 08) Gewicht 323 kg 33)

- Aus dem Jahr 1859 ist bekannt, dass eine alte Glocke durch den Glockengießer Johann Georg Bauer aus München umgegossen
   wurde. Sie hatte ein Gewicht von 270 kg.  33)


Bei den Berichten über die frühere Ausstattung mit Glocken gibt es Ungereimtheiten:
1918, kurz vor dem Ende des 1.Weltkriegs, hingen die beiden heutigen Glocken von 1692 und die 1859 umgegossene Glocke im Turm.
Im 2.Weltkrieg (1942) musste eine große Glocke für Kriegszwecke abgeliefert werden. Sie wog 8 Ztr., hatte die Inschrift: "B.K.V.V.S.Bopp una hora ultima" (eine Stunde wird die letzte sein) und soll im Jahr 1697 gegossen worden sein.
Das schrieb am 17.8.1946 die Kirchenverwaltung Hebertshausen an den Landrat von Dachau:
  Originaltext: "1. Die Pfarrkirche... mußte eine Glocke abliefern (die größere). 2. Die Glocke wurde gegossen in München im Jahre 1697 Inschrift: B. K. V. V. S. Bopp una hora ultima. Gewicht: 8 Ztr. 3. Dem Alter nach wird die Glocke unter Bezeichnung b eingestuft worden sein. Glockenabnahme durch Zimmermann Hartl, Ampermoching, Herbst 1942. 4. Von dem Aufenthalt der Glocke ist mir nichts bekannt." (StAM: LRA 129329)  33)
Vorher war diese Glocke nicht genannt worden. Zudem hieß es in allen älteren Beschreibungen, dass im Turm der Hebertshauser Kirche nur zwei Glocken hingen.

Die Glockenstühle stammen aus den Jahren 1630 und 1839 (von Zimmermeister Höß für 88 Gulden).


Im Vorhaus (früher Vorzeichen genannt), das das Portal vor den Unbilden der Witterung schützt, hing früher eine Holztafel mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts, die 1746 vom berühmten Dachauer Maler Franz Mayr (1707-1752) bemalt wurde.


Sakristei
Die Sakristei ist östlich an den Turm angebaut und mit einem Pultdach versehen. Ihr Zugang von außen führt durch das Turm-Erdgeschoss. Der erste Anbau dürfte in der 2.Hälfte des 17.Jh. errichtet worden sein. Vielleicht war es im Jahr 1653, in der der Landrichter angewiesen wurde, dass die Messgewänder in der (neu errichteten) Sakristei aufbewahrt und vor Schaden bewahrt werden.

Dafür spricht auch das Herstellungsjahr 1656 einer kleinen, rd. 17x17 cm großen, bunt bemalten Fensterscheibe im Sakristeifenster mit Wappen der Reichsgrafen von Mändl
und üppigem Helmzier.
Die Texte auf der Scheibe lauten: "Nec temere, nec timide" (= weder unbesonnen noch furchtsam) und "Johan Mandl Herr von Deitenhofen".
1895 befand sich diese Scheibe noch in einem Fenster auf der Südseite des Kirchenschiffs.
29)


Fenster in der Sakristei

Sakristeieinrichtg.

Ein Teil der heutigen Inneneinrichtung der Sakristei stammt noch aus dem Jahr 1852. Dazu notierte der Pfarrer Huebmann:
     "Zu Ostern 1852 ließ ich die Sakristei fast ganz neu umwandeln, bis auf einen alten
      Kirchenkasten. Die Arbeit fertigten der Kistler Otteneder von Weilbach und dessen
      Bruder. Auch den eichenfarbigen Anstrich besorgten dieselben ganz lobenswerth".  33)
Der übrige Teil der Einrichtung stammt, wie im Bild links zu sehen ist, aus dem 20.Jh.
An der Wand hängt ein Ölgemälde mit dem Thema "Verkündigung Mariens" (rechts).

Mehr über Baumaßnahmen und Umbauten der Sakristei finden Sie hier...


Verkündigung




Epitaphe im Außenbereich


Epitaph 1945

An der Außenwand sind Epitaphien in die Wand eingelassen.
Eines ist dem Gedenken der beiden folgenden Seelsorger gewidmet
- Josef Lackermaier, * 20.1.1876, 28.7.1949 (Pfarrer 1918-36); Kalkstein (60x46 cm)
- Andreas Gastager, * 6.2.1893, 21.6.1945 (Pfarrer von 1936-1945)   37)

- Ein weiteres Epitaph erinnert an Anton Dallmayr, gest. am 25.3.1829. Der Stein aus
  
Granit ist stark verwittert 37)
- Am Priestergrab wird an Pfarrer Josef Seybold (7.6.1835 -18.8.1885) und Anton Berger
   (17.10.1908-13.4.1980) gedacht. Es handelt sich um einen Stein aus Rotmarmor mit
   einem Relief des Osterlamms.
- für Frau Magdalena Königer, geb. am 23.3.1888, gest. 21.12.1922


Epitaph 1922



Allerseelenbild

An der Ostseite der Kirche, der Chor-Außenwand, ist ein mit zwei Türen verschließbarer Schrein angebracht, der ein Allerseelenbild schützt. Das Gemälde ist auf Blechuntergrund gemalt. Blechbilder in dieser Größe sind selten. Die Türen des Schreins sollen an den Tagen des Arme-Seelen-Gedenken geöffnet werden.
Das Bild dürfte aus der Zeit des Historismus, also des ausgehenden 19.Jh. stammen. Der Maler ist mir nicht bekannt.
Das Gemälde hing wohl früher in der Kirche, war aber schon seit Jahrzehnten auf dem Kirchen-speicher gelegen und langsam verrostet. Nach der Restaurierung (10.000 Euro) wurde es an der Kirche angebracht, weil es thematisch zur Funktion der Aussegnungshalle passt. 57)

"Darunter ist ein Schriftteil angebracht, mit dem Text:
    Die Seelen der Gerechten sind in Gottes
    Hand und keine Qual kann sie berühren."

Allerseelenbild
Thematisch zeigt das Rundbogenbild oberhalb des Gewölks Christus am Kreuz im Strahlenkranz. Darunter knien zwei Heilige, die als Patrone im Zusammenhang mit dem Sterben verehrt werden: St.Josef für einen guten Tod und St.Barbara als Beschützerin vor einem jähen Tod.
Barbara ist mit dem Turm und einem Kelch mit Hostie (=die letzte Wegzehrung für Sterbende) dargestellt, St. Josef mit den Lilien der Keuschheit. Unterhalb des Gewölks ist das Fegefeuer zu sehen, in dem die Seelen der Verstorbenen schmachten. Zwei Engel ziehen diese Seelen empor in den Himmel.

Als Fegefeuer, lat. Purgatorium, bezeichnet man den Zwischenzustand bzw. den Aufenthaltsort der Seelen nach dem Tode, die, weder verdammt noch ohne Sühneschuld, ihre endgültige Läuterung erwarten. Das Fegefeuer geht auf die Kirchenväter zurück und wurde vom 1. und 2. Konzil von Lyon (1245 und 1274) zur Glaubenslehre erklärt. In der Kunst werden die Armen Seelen in der Regel durch nackte Menschengestalten dargestellt und die Pein des Fegefeuers durch lodernde Flammen veranschaulicht. 59)

Dies gilt insbesondere für die zwei kleinere Seelenbilder unter dem großen Allerseelenbild und der Inschrift, die hinter einem Gitter platziert sind. Die Bilder stammen aus dem Archiv des Ordinariats und kommen aus einer anderen Kirche. Auf ihnen sind im Flammenmeer die Armen Seelen abgebildet, die händeringend auf ihre Errettung warten. Die Gemälde können aus dem Fenster genommen und an Allerseelen andernorts aufgestellt werden.

In einer Expertise über Darstellungen im Purgatoriumsschrein von St. Georg, Hebertshausen schreibt Dr. Martina Außermeier auf der Internetseite des Erzbistums München und Freising: 59)
  "So fügt sich dieser Schrein in das tradierte und neu konzipierte Gesamtareal mit Kirche, Friedhof, Aussegnungshalle und Kalvarienberg als Ort für Gebet, Feier und Gedenken, der hier in exponierter Lage auf der steil abfallenden Hangkante in Hebertshausen in enger Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde neu belebt werden konnte.


Konfessionsneutrale Aussegnungshalle

Die Kirche nimmt jetzt - als Aussegnungshalle- wieder eine zentrale Aufgabe für die Bewohner Hebertshausens wahr.

Kleine Aussegnungshalle links
Leichenhaus rechts

Für die Bürger, denen ein Kirchengebäude als Aussegnungshalle zu religiös ist, wurde eine kleinere, in die Friedhofsmauer integrierte Aussegnungshalle im Anschluss an das Leichenhaus gebaut. 54) Sie ermöglicht den Menschen ebenfalls einen ehrbaren und würdigen Abschied von ihren Angehörigen.

"Der flach komponierte Bau entwickelt sich nahtlos aus der Friedhofsmauer heraus und öffnet sich in einem halbrunden, weit gespannten Torbogen zum Friedhof hin und bietet Schutz vor der Witterung", schreibt das Baureferat der Erzdiözese. 60) 


Kleine Aussegnungshalle innen

Im Inneren der Aussegnungshalle überrascht nördlich eine ovale Öffnung in der dunklen Betondecke. Darunter ein kreisrunder Spiegelbrunnen, in dessen Wasserfläche sich der Himmel spiegelt. Er bildet einen Ort des Innehaltens und der Kontemplation. An seinem Rand ist in umlaufenden Lettern das letzte der Sieben letzten Worte Christi am Kreuz in Hochrelief angebracht: "Vater in Deine Hände lege ich meinen Geist." 60) 


Aufbahrungsraum / Leichenhaus

Das in einem flachen Winkel zur neuen Aussegnungshalle stehende Leichenhaus aus den 1930er-Jahren (siehe Bild oben links) wurde bewusst erhalten, saniert und im Inneren neu gestaltet. Es dient weiterhin "als Aufbahrungsraum in angemessener Weise der persönlichen Abschiedsnahme". 55)
Die beiden Fenster sind mit Glasgemälden versehen, die vom bekannten Dachauer Glasmaler Syrius Eberle stammen. Thematisch stellen sie die Grablegung und die Auferstehung Christi dar.

Grablegung Christi

Kolumbarium
Nördlich neben dem Bogentor zur Aussegnungshalle wurde ein Kolumbarium zur Urnenbeisetzung angebracht. Der Hauptzugang zum alten Friedhof liegt am nördlichen Ende dieses Mauerbauwerks und orientiert sich so auf die Straße zum neuen Friedhof, auf den als Wegzeichen auch die Kalvarienberg-Kreuze hinweisen.
60) 

Mit dem neu geformten "Baugefüge von Aufbahrungshalle, Friedhofsmauer und konfessionsneutraler Aussegnungshalle ist die Nordseite des Friedhofs architektonisch gefasst, gegen die Straße abgegrenzt und darüber hinaus in formalen Dialog zur Georgskirche gesetzt", so das Baureferat. 55)
 


Friedhofsmauer
33)
Die Friedhofsmauer musste -wie bei allen anderen Kirchen- im Laufe der Jahr-hunderte immer wieder renoviert und ausgebessert werden. Bekannt ist dies aus den Jahren 1650, 1654 (3 Eichen für 4 fl. 41 kr.gekauft), 1683 (3000 Steine für 123 fl.), 1699 (550 maurstain), 1746, 1772, 1810 und 1837. Im 19./20. Jh. war mehrmals umstritten, ob die Kosten der Ausbesserung die politische Gemeinde oder die Kirchengemeinde zu tragen hat. Wenn Sie Details über die Renovierungen der Friedhofsmauer in den letzten 200 Jahren erfahren möchten, klicken sie hier....

Neue Friedhofsmauer

Nach der Renovierung 2011/2020 ist die Friedhofsmauer selbst zu einem sehenswerten Bauwerk geworden. Die Lage der Kirche am steilen Berghang machte erhebliche Befesti-gungsarbeiten gegen das Abrutschen des Hangs notwendig. Leider stand auch 2023 noch nicht fest, wie sich der Hang absichern läßt (durch Spundwände oder durch Bohr-injektionen). 63) 
Sobald diese Arbeiten erledigt sind, soll ein Weinberg mit der einheimischen Rebsorte "Dachauer Lump" angelegt werden.
61) 



Kirchtreppe

Die historische Kirchtreppe (Korbiniansweg) mit 42 Stufen, die von der neuen Pfarrkirche hinauf zur alten Kirche führt, wurde 2018 neu angelegt. Sie entspricht nun den geltenden Sicherheitsvorschriften.

Die Treppe als solche war sicher schon seit Jahrhunderten in Gebrauch, weil sie die kürzeste Verbindung des unteren Ortsteils mit der Kirche und dem Friedhof darstellt. Auch heute noch ist sie der Hauptzugang vom Ort Hebertshausen her.
Nach den Kirchenrechnungen hatte man 1630 die Treppe mit neuen Holzstufen belegt.  Aus dem Jahr 1772 ist eine Reparatur bekannt. Vor der Neuanlage 2018 war die Treppe 1924 aus Granit neu erstellt worden. 40)

Kirchtreppe



Seelenleuchte

Totenleuchte/Seelenlicht

In dem um die Kirche angelegten alten Friedhof steht beim oberen Ende der Kirchentreppe eine Bronzesäule, die in ihrem verbreiterten Kopf eine Kerze aufnimmt (Seelenlicht). Sie ragt über die Friedhofsmauer hinaus, so dass ihr Licht bis in den Ort zu sehen ist.
Diese Totenleuchte greift eine aus dem Mittelalter bestehende Tradition auf, mit der die Erinnerung an die Verstorbenen wachgehalten werden soll. Das Kunstprojekt, das vom Münchner Ordinariat initiiert und vom St.Georgsverein verwirklicht wurde, besteht aus zwei Teilen: aus einem künstlerisch bearbeiteten Steinblock und einem darauf gesetzten Leuchtkörper aus Bronze. Sie lehnt sich in ihrer Gestaltung an eine steinerne Stele des Berliner Bildhauers Michael Schoenholtz (1937-2019) mit dem Titel "Begegnung" an. Erstellt wurde die Totenleuchte von Matthias Larasser.


I
nnenausstattung


Innenmaße des Kirchenbaus:

—  Länge des Kirchenschiffs: 13 m;
—  Breite der Kirche: Kirchenschiff:
6,5 m;

Altarraum / Chor

Der stark eingezogene, nur ein Joch tiefe Chor aus spätgotischer Zeit schließt mit drei Achteckseiten und ist von einem schönen Netzgewölbe überdeckt.

Die Gewölberippen ruhen unten auf stumpfen, rundlichen Kragsteinen. Im oberen Treffpunkt der Rippen sind zwei einfach bemalte Schlusssteine gesetzt.

Die Rippen waren übrigens lange Zeit übertüncht und wurden erst 1952 wieder freigelegt.
Bei der künstlerischen Neugestaltung der Kirche 2013/2020 wurden sie wie das gesamte Presbyterium wieder weiß übermalt.

Der Altarraum leuchtet nun in strahlendem Weiß.
Weiß ist der Summe aller Farben", erklärte der Diözesanbaumeister Römisch, "und das Symbol für den Herrgott".

Im Altarraum stehen zwei Altäre.
Hinten der hunderte von Jahren alte Altarstein, davor der neue Zelebrationsaltar mit den beiden Altarkerzen.
Darüber hängt die rote Ewig-Licht-Ampel.
An der Nordwand ist ein großes Epitaph befestigt. Dazu kommen weitere drei Epitaphe am Chorbogen.
Der Tabernakel ist ebenfalls in der Nordwand untergebracht.

 

 

Ewig-Licht-Ampel

Eine zentrale Bedeutung für die Raumkonzeption kommt der Ewig-Licht-Ampel mit ihrem vom Goldstaub gefärbten, rubinrotem Glas zu, die im reinweißen Altarraum hängt.
Sie verweist auf die Gegenwart Gottes in Form der konsekrierten Hostien, die im wiederhergestellten Sakramentshaus in der Nordwand des Altarraums verwahrt werden. 52)

"Das Ewig-Licht würdigt den mächtigen mittelalterlichen Altarstein und verleiht dem Blick des Kirchenbesuchers Richtung und Halt. Schon 1964 sich hatte Pfarrer Anton Berger nach dem Neubau der Pfarrkirche gefordert, dass in der Georgskirche weiterhin eine "Ewige Lampe brennen möge". 55)

 

Ambo und Altäre

Der Platz im Chorraum wird derzeit von den beiden Altären, der alten Altarstipes und dem neuen Zelebrationsaltar beansprucht. Ambo und Altäre werden bei sonnigem Wetter - je nach Sonnenstand - in unterschiedliches Licht getaucht.

Ambo

Den Ambo, den "Altar des Wortes", der üblicherweise am Rande des Altarraums unter Chorbogen steht, hat man in dieser Kirche zur räumlichen Entzerrung vom Chorraum in das vordere Kirchenschiff gerückt.
Am Ambo werden während des Gottesdienstes die Lesungen, die Predigt und die Fürbitten vorgetragen.

Ambo und Altar sind nach den Entwürfen des federführenden Architekturbüros Heim Kuntscher ausgeführt und korrespondieren in der Formensprache miteinander.

Der neue Altar und der Ambo, die vom Steinmetzbetrieb Dichtl aus Buchbach 56) geschaffen wurden, sind aus französischem Sandstein gearbeitet. Dies entspricht den Leitlinien für den Bau und die Ausgestaltung von gottesdienstlichen Räumen der deutschen Bischofskonferenz 2002. Danach soll die Mensa des Altars grundsätzlich aus unbeschädigtem Naturstein bestehen.

  Durch die Beschlüsse des II.Vatikanischen Konzils (1962) ist die die Bedeutung des Ambos wieder gestiegen. Er ist der "Tisch des Wortes"; so sagen es die Leitlinien der dt.Bischofskonferenz für den Bau und die Ausgestaltung von gottesdienstlichen Räumen. Dieser hohe Rang entspricht der Würde des Wortes Gottes und der Bedeutung des Wortgottesdienstes. Nach Möglichkeit soll der Ambo einen festen Platz haben und -wie der Altar- mit dem Boden fest verbunden sein
Altäre


Zelebrationsaltar

Zelebrationsaltar
Die Errichtung eines neuen Zelebrationsaltars war nötig, weil der vorhandene mittelalterliche Altarstein wegen seiner Lage zu nahe an der Ostmauer und wegen seiner Dimensionen (vor allem der Höhe) für eine würdige Feier der Liturgie wenig geeignet ist. 55)
Der dem Grunde nach würfelförmigen Altarstein ist in besonderer Weise geschliffen: Der Grundriss ist als Kreis gestaltet, der kreuzförmig geteilt ist. Diese komplexe Form war nur durch eine CAD-gestützte Fräsung möglich. Der Wechsel von glatten und fein gerieften Flächen verstärkt die Plastizität.
55)
Die Durchdringung von Quadrat, Kreis und Kreuz steht, wie in der Münchner Kirchenzeitung zu lesen ist 52)
symbolisch für die Verbindung von Erde, Himmel im Erlösungswerk Christi.

Der neue Altar wurde am 4.Okt. 2020 von Weihbischof Bernhard Haßlberger geweiht.
Bei dieser Weihe wird der Altar mit Weihwasser besprengt und mit Chrisamöl gesalbt. Daraufhin werden Wachs und Weihrauch in vier kleine Schalen mit jeweils 4 Dochten und in eine große Schale gefüllt und auf der Mensa verbrannt. Das Entzünden des Weihrauchs auf dem Altar will den neuen Altar als den Christusaltar gemäß Offb.8,3-5 aufzeigen. Der aufsteigende Weihrauch soll die Gebete gleichsam sichtbar machen, wie es auch die Worte des Bischof beim Auflegen des Weihrauch zum Ausdruck bringen: "Gott, wie Weihrauch steige unser Gebet zu dir empor. Und wie dieses Haus mit wohlriechendem Duft sich füllt, so erfülle Christi Geist deine Kirche." Bleibende Salbungszeichen in der Mensa sind nicht mehr vorgeschrieben(LL 5.2 s.Quellen)



Alter Choraltar
Alte Altarstipes
Hinter dem neuen Zelebrationsaltar steht die Altarstipes des früheren Choraltars. Sie ist größer als der neue Zelebrationsaltar.
Diese Stipes ist einer der ältesten Teile der Kirche. Früher war sie mit Holz verkleidet. Seit 1952 steht sie frei ohne Retabel (Altaraufbau) und ohne Antependium im Raum.
Das dunkle Quadrat in der Altarplatte ist der Altarstein. An dessen vier Ecken und in der Mitte ist ein Kreuz eingraviert. Das sind die Stellen, an denen der Bischof bei der Altarweihe ein Feuer entzündet.
Mehr zum Aussehen des Altars in früheren Jahrzehnten siehe hier...

Epitaphe im Altarraum und im Kirchenschiff

In allen Teilen der Kirche sind Epitaphe/Epitaphien in die Mauern eingelassen bzw. an der Wand befestigt. Im Altarraum und im Kirchenschiff sind jeweils zwei, am Chorbogen sogar 3 Epitaphe zu finden. Diese Epitaphe waren schon vor dem Umbau 2020 an den jeweiligen Stellen angebracht. Im Altarraum und am Chorbogen wird an vier Pfarrer erinnert, die beiden Epitaphe im Kirchenschiff gedenken


ca. 1530
An der Nordseite des Altarraums ist ein Epitaph aus Rotmarmor angebracht. Es stammt aus dem 16.Jh (die Zahl MD =1500 ist ohne weiteres Jahrzehnt und Jahr vorgegeben) und war für den Dekan Henricus Rueger (Rieger) bestimmt, der es schon zu seinen Lebzeiten erstellen ließ. Das Epitaph enthält Freiflächen für die Einmeißelung des genauen Datums. Warum das Sterbedatum letztendlich doch nicht eingemeißelt wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist Heinrich Rieger in der Matrikel von 1524 01) als Pfarrer von Hebertshausen genannt.
Im unteren Bereich des Epitaphs ist unter einem Rundbogen ein Priester mit Kelch und Hostie dargestellt.
Text der Umschrift: Anno dm. MD___obii. Verabilis vir henricus Mieger (!) huius Ecclesie rector et Decanus
                           die___Mensis___. Cuius anima requiescat in dei pace" .
Dieses Epitaph ist sogar im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayerns aus dem Jahr 1893/95
enthalten, das Gustav von Bezold u. Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl. Innenministeriums erstellt haben.
1895 war das Epitaph innen an der Ostseite des Chores, dann viele Jahre an der Außenseite neben dem Eingang angebracht. Es befindet sich nun wieder im Chor. Maße: Höhe 159 cm, Breite 89 cm. 29)
 

1730-Durner

Quadratisches Epitaph
aus Kalksandstein auf der rechten (südlichen) Seite des Chorbogens.
Unten ist ein Kelch eingraviert.
Nach dem Text wäre Caspar Durner 40 Jahre lang Pfarrer von Höbershusy (Hebertshausen) gewesen und am 21.4.1730 im Alter von 93 Jahre gestorben.
Text: ADM Rev.dus AC Perdoc ? D N, Casparus Durner, Resignat Höbershusy, parochus aetatis suae LXXXXIII
         annis praefuit ecclesiae XXXX anni, mortus est XXI Apris MDCCXXX, Reqiescat in pace"
Maße: Höhe 52 cm, Breite 53 cm 37)

1737-Sutor
Quadratisches Epitaph aus Kalksandstein an der nördlichen Seite des Chorbogens für den Hebertshausener Pfarrer Joh.Michael Sutor, der am 15.Febr.1737 starb. Im unteren Bereich der Platte ein Kelch mit dem Jesuszeichen IHS.
Text: "R.D. Joa (Johannes) Mich. Sutor Par. huius Loy obiit die XV.Febr. Ao. MDCCXXXVII"
Maße: Höhe 42,5 cm, Breite 42,5 cm 37)

1651 Leitner
Ein weiteres Epitaph aus Rotmarmor ist für den Pfarrer Georg Leitner/Laitner (gest. 4.10.1651) am nördlichen Chorbogen (unterhalb des Epitaphs von Michael Sutor) angebracht. Im unteren Bereich ein Kelch.
Text: "Anno 1651 den 4.Junij starb der Ehrwürdig und Wollgelehrt Herr Georg Leithner von ...enegg gewester
         Pfarrer in Ebertshausen, dem Gott genadig seie".
Maße: Höhe
84 cm, Breite 42 cm 37)


1789

An der rechten Langhauswand hängt ein Epitaph aus Rotmarmor in barocken Formen. Oben ist das Wappen der Verstorbenen eingraviert. Über dem Epitaph ist eine stilisierte Urne aus einem anderen Material (Sandstein ?) angebracht.
Der Text lautet: "Hier liegt begraben die Hoch und Wohlgeborene Freyle (Frl.) Maria Josepha Reichsfreyin von Mandl auf Reuttenhofen, welche in 17.Jahr ihres Alters in Gott seelig entschlaffen den 27.May Ao 1789 - Gott gebe ihr die ewige Ruhe".

Maße: Höhe 117 cm, Breite 52 cm 37)


1620 - Johannes u. Maria Mändl

In die Nordwand des Kirchenschiffs eingelassen ist das größte Epitaph der Kirche, das für Dr. jur. Johannes Mändl und seine Frau Maria Mändl aus Deutenhofen bestimmt ist. Es stammt aus dem Jahr 1620, dem Todesjahr von Maria. Das Epitaph aus Rotmarmor besitzt die Maße: Höhe 227 cm, Breite 114 cm   37)
Diesen dekorativen, dreiteiligen Stein hatte Johannes Mändl offenbar beim Tod seiner Frau Maria für sie beide anfertigen lassen. Beide Namen sind auf dem Stein vermerkt, doch die Stellen für das Sterbejahr, den Sterbemonat und den Sterbetag von Johannes Mändl, der von 1588 bis 1666 gelebt hat, sind leer geblieben. Eingraviert sind nur die Zahlen MDC (16..). Seine Erben haben es nicht für nötig gehalten, den Erinnerungsstein zu vollenden.

Text auf dem Steinteil für Dr.Johannes Mändel:
       "Ioannes Mandl in Deitenhofen iuris Doctor Serenissimo Maximiliano utriusque Bavariae duci et principl electori ___ A consilius
        et fevdis praefectus etc. sibi et Lectissimae coniugi ___ cui ut in humanis ita inter mortuos ___ et coelites ___ iungi
        desiderat. Hunc tumulum elegit. Obiit anno MDC___ Mense___Die___"

Die Grabplatte ist im Mittelteil durch heraldische Motive und Wappen besonders prächtig geschmückt.
Über dem Wappen ist zu lesen: "Siste Viator lege et avod optas moriturus morivis. Vove et Fave (?)"

Der Teil des Steins für Maria Mandl enthält folgenden Text:
        "Die Edl Tugendsame und Gottesfürchtig Frau Maria Mandlin geborne H...mairin Hern Johann Mandls zu Deuttenhofen
         Churfrst. Hof Cammer Raths und ...... ? Ehefrau erwartet in disem Ruebeth die frölich Auferstehung. Amen. Ist gestorben
         den 2.December 1620 Anno___ Ihres Alters 34 Jar. Coniugis exemplum castae___ Superrosqu. Timentis. Hic iaceo virtus 91
         Ova iacere potest".

 
  Vor 30 Jahren waren noch weitere Epitaphe für
- Pfarrer Joseph Dilger, gest. 12.7.1752 und
- Martha Obermayr, gest. 18.11.1624 vorhanden.

Kirchenschiff bzw. Langhaus


Kirchenschiff


Das Langhaus, das fast 50 Jahre lang ein trauriges, ästhetische wenig ansprechendes Erscheinungsbild bot und nur sehr karg ausgestattet war, hat durch die Umgestaltung stark gewonnen. Blickfang im Kirchenschiff sind neben den alten Malereien aus dem 12.Jh. die neuen Fenster, durch die Farbigkeit im Raum entsteht. "Während der Chorraum dezidiert weiß bleibt und damit gleichsam die Summe aller Farben symbolisiert, wurde für das Langhaus durch den renommierten Maler Jerry Zeniuk eine gleichermaßen leuchtende wie feinsinnige Farbkomposition entwickelt. ... In diesen Farbraum ist der Besucher in einer individuellen Gestimmtheit mit hineingenommen" 55)

Zu den Fenstern kommen die Epitaphe an den Wänden, die die neue Funktion des Raumes als Aussegnungshalle betonen.
Der neuen Funktion kommt auch die Zurückhaltung in der Figurenausstattung entgegen.

Die alten Kirchenbänke wurden herausgenommen. Eine flexible Bestuhlung wird den Anforderungen bei Trauerfeiern (2020/21 auch den Coronabestimmungen) besser gerecht; sie erlaubt, den Sarg mit dem Verstorbenen in die Mitte des Kirchenraums zum nehmen. Zudem erleichtert es die Durchführung von Konzerten und Lesungen.

 

Heilig-Geist-Loch

Das Langhaus besitzt eine verputzte Flachdecke.
In der Mitte dieser Decke ist das Heilig-Geist-Loch angebracht, das vorwiegend der Lüftung dient. Über dem Loch ist in geringem Abstand ein Deckel angebracht, der den Schmutz zurückhält, das Loch kaschiert und an der Seite die Luft durchströmen lässt. Auf den Deckel ist eine Taube mit ausgebreiteten Flügeln vor einem Strahlenkranz gemalt.

Die Seitenaltäre der Kirche
wurden schon 1949 entfernt. An ihrer Stelle hat man zunächst Heiligenfiguren angebracht, die in der neuen Pfarrkirche keinen Platz mehr gefunden hatten. Heute ist der Platz an der rechten Seite leer; an der linken Seite hängt ein halbhohes Kruzifix aus der Zeit des Historismus.

 

Vortragekreuz
In der Nähe des Ambos steht das moderne Vortragekreuz aus der Werkstatt des Architekturbüros HeimKuntscher Es besteht aus vier Bronzeplatten in Rechteckform, deren Anordnung ein mittiges leeres Quadrat ergibt. Die Platten changieren farblich je nach Lichteinfall.
Das Kreuz steht an einer Stelle, die es erlaubt, durch das leere Feld auf die Ewig-Licht-Ampel oder auf das Kruzifix zu schauen.

 


Romanische Wandgemälde

An der Südwand des Kirchenschiffs sind Fragmente von Wandgemälden aus romanischer Zeit (Beginn des 12.Jh.) erhalten. Sie nehmen die gesamte Südwand östlich des Portals ein.
Es handelt sich um stark beschädigte Kalkgemälde, von denen meist nur die Vorzeichnungen erhalten geblieben sind. Kunsthistorisch sind sie von überragender Bedeutung.


Gemälde aus dem 12.Jh.
Die Abnahme der zahlreichen Tüncheschichten der Kirche im Jahr 1949 hatte - wie zu erwarten war - ergeben, dass "der Chor wie das Langhaus vom Mittelalter bis ins ausgehende 18. Jahrh. eine Wandbemalung trug . Leider ist der Zustand derselben derart, daß eine Freilegung nur von Teilen der figürlichen und ornamentalen Bemalung möglich ist" schrieb Herr Blatner vom Landesamt für Denkmalpflege am 22.8.1949

Bei der Renovierung 1972 hat man die Malschichten weiter untersucht und folgende Reihenfolge festgestellt: 33)
  "a. Erste Ausmalung, nur im Chor auffindbar (Romanik)
 b. Zweite Ausmalung (Romanik), im Chor und Kirchenschiff zu finden.
 c. Ausmalung der Renaissance (Groteskenmalerei im Chor), im Chor, Chorbogen und im Kirchenschiff vorhanden.
 d. Farbtönung und Bemalung nach dem Barocken-Umbau.
 e. Mehrere Austönungen und Teilbemalungen des 19. Jahrhunderts".

Die Gemälde wurden 1979 vom Kirchenmaler Konrad Wiedemann unter fünf (sieben 32) ) Mal- und Tüncheschichten freigelegt und konserviert. Im Rahmen der Renovierung der Kirche 2016/17 haben der Kunsthistoriker Dr. Gerald Dobler und der Restaurator Thomas Hacklberger die Wandgemälde wissenschaftlich untersucht und ikonographisch beschrieben 32) .
Wenn Sie mehr über die mittelalterlichen Wandgemälde wissen möchten, klicken Sie hier...


Die Seitenaltäre wurden 1949 herausgenommen und an ihrer Stelle verschiedene Figuren angebracht.
Die Figuren wurden immer wieder mit denen der Pfarrkirche getauscht. Es gibt keine Kirche im Dachauer Land, deren Aussehen sich im 20.Jahrhundert so häufig geändert hat, wie St.Georg in Hebertshausen. Wie die Seitenaltäre ausgesehen haben, können Sie hier sehen... 


F
enster

vorne








hinten

Der neu ausgestattete Kirchenraum überrascht den Besucher vor allem durch sein Farbenspiel. Da die mittelalterliche Farbgebung der Wände nicht mehr rekonstruierbar war, setzte das erzbischöfliche Baureferat auf die Wirkung des durch die Fenster einfallenden Lichts. 52) Diese Idee setzte der renommierte Maler Jerry Zeniuk um, ein 1945 in Deutschland geborener US-Amerikaner. Er unterstreicht die Bedeutung des Ortes durch die Wahl der Farben für seine Glasfenster: Auf der lichtdurchflutenden Südseite verwendet er warme Farbtöne, auf der Nordseite kühle, ins Blau und Grün gehende Farben.51)"Die Farben einzeln sind nichts, erst zusammen ergeben sie ein stimmiges Ganzes", sagte der Künstler.

Mit der Glaskunst erhält der Kirchenraum eine Neufassung der besonderen Art: jedes Fensterbild ist zwar für sich ein abstraktes Gemälde, über das die jeweilige Farbe auch inhaltliche Assoziationen erlaubt, aber entscheidend ist das Zusammenwirken der Farben und des gefärbten Lichts im Kirchenraum.
Die Farbigkeit der Fenster zeigt sich sogar von außen: Je nach Sonnenstand, in der Dämmerung oder bei einem abendlichen Gottesdienst leuchten die Glasfenster wie Edelsteine und wirken so weit in die Ferne. 60)
Die Fenster mit ihren vielen unterschiedlichen Farben sind hier auch ein Symbol gegen Ausgrenzung; erst recht an diesem Ort, mit dem Blick auf den ehemaligen Erschießungsplatz des Konzentrationslagers Dachau. 53)

Eine Besonderheit ist die Herstellung der Fenstergläser nach dem Ex-negativo-Prinzip: Aus traditionellen Gläsern (Echtantikglas) der Glashütte Lamberts aus Zwiesel mit farbigem Überfangglas wird das jeweilige Farbbild durch Flusssäure herausgeätzt. Der wässrige Auftrag der Flusssäure lässt den Pinselduktus verschwinden und generiert feinste fließende Farbnuancen. 55)

 

Der Maler Jerry Zeniuk ist ein weltweit bekannter Künstler. Er wurde als Sohn von Flüchtlingen aus der Ukraine in einem Übergangslager bei Lüneburg geboren. Seine Familie emigrierte 1950 in die USA, wo er aufwuchs und bis 1969 an der Universität von Colorado Kunst studierte. Er zog nach New York, hielt sich von 1973 bis 1974 in Hamburg und 1977-1978 in Berlin auf. Von 1993 bis 2011 war er Professor für Malerei und Graphik an der Akademie der bildenden Künste München. Seit 2014 ist er Dozent an der Akademie der Bildenden Künste an der Alten Spinnerei. 2003 wurde er Mitglied des Deutschen Künstlerbundes.
Jerry Zeniuk selbst fühlt sich bis heute heimatlos, sagt er: "Ich habe keine Heimat, ich bin in Deutschland geboren, in den USA großgeworden, bin dort als Professor an der Kunstakademie tätig". Seine Kunst bringt er in seinem Münchner Atelier auf die Leinwand. Ob Glasfenster (die Fenster in Hebertshausen sind seine ersten Glas-Kunstwerke 54)
) oder Gemälde, Jerry Zeniuks Botschaft ist immer die Gleiche: "alle diese Orte sind Heimat, aber auch keiner ist Heimat. Am Ende ist meine Kunst meine Heimat, die Farbe, der malerische Blick auf die Welt." Der Künstler hat übrigens auch das Altarbild in der Werktagskirche von Heilig-Kreuz in Dachau gestaltet. siehe dort ....

vorne









hinten


St.Georgsfigur


St.Georgsfigur
An der Nordwand steht zwischen dem ersten und zweiten Fenster die im spätgotischen Stil nachgeschnitzte Figur des hl. Georg mit dem Drachen auf einem Postament an der Langhaus-Nordwand. Georg ist in eine Ritterrüstung gekleidet; in der Hand hält er einen Spieß. Zu seinen Füßen windet sich der besiegte Drache, das Sinnbild für das Böse in der Welt.
Die Figur kam im Tausch mit dem rechten Seitenaltar leihweise 55) aus dem Bayerischen Nationalmuseum nach Hebertshausen. Dort war sie als Fälschung erkannt und aus diesem Grunde abgegeben worden. "Die Figur wirkt aber sehr dekorativ", schrieb Herr Blatner vom Landesamt für Denkmalpflege am 17.2.1950. 33)
Nach Ausräumung der Seitenaltäre 1949 stand die Skulptur eine Zeit lang auf der rechten Seite des Chorbogens.
      Hinweis: Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und wurde um ca. 304 in
      Nikodemien oder Lydda wegen seines Glaubens enthauptet. Bei uns wird er als Ritter dargestellt, der
      einen Drachen tötet. Nach der Legende errettete er eine vor einem Drachen, der jeden Tag ein Kind
      gefressen hat.

 

Osterkerze und Opferlichter

  An der rechten Schildwand, an der Stelle des früheren rechten Seitenaltars, steht -als Pendant zum Ambo- das Sinnbild der Auferstehung: die Osterkerze.
Davor ist zum Seelengedenken ein Schwarm von Ständern für Opferlichter platziert. Dazu heißt es in der Restaurations-Dokumentation 55):
  "Indem sich die vielen Kerzen und Lichter mit der einen universalen Kerze verbinden, geben sie dem individuellen Erinnern in all seinen historischen und menschlichen Facetten eine allgemeingültige, überzeitliche Dimension. In der Zusammenschau mit dem rot-tonigen Glasfenster und dem Paradiesbild im mittelalterlichen Wandgemälde entsteht so ein Ort von atmosphärischer Dichte und existentieller Qualität, die Historie, Bestimmung und Nutzung des Kirchenraums unterstreichen".

Opferlichter

 

Taufbecken

Der obere Teil des Taufbeckens (Cuppa) war bis 2020 "sinn- und formwidrig" zur Hälfte in die Wand eingelassen. Nun wurde im Rahmen der Umgestaltung der Kirche mit einem zylindrischen Fuß ergänzt und im Kirchenschiff unter der Empore aufgestellt. Es hat in einer Aussegnungshalle, die die Kirche nun ist, seine frühere Funktion eingebüßt und bewahrt das Weihwasser für die Mitnahme auf den Friedhof auf.
Das Taufbecken stammt aus der Zeit um 1500  37), besteht aus Rotmarmor und besitzt eine achteckige Form mit einem Durchmesser von 75 cm.

Taufbecken

Eigentlich müssten auch Taufdeckelfiguren aus dem frühen 18.Jh. vorhanden sein. 1909 wollte die Kirchenverwaltung diese Figuren zusammen mit anderen Bildwerken und liturgischen Geräten veräußern oder in die Mission abgeben. Doch für 4 Kunstgegenstände, darunter die 42 cm hohen Taufdeckelfiguren, erhielt sie keine Erlaubnis. 33)
Die barocken Figuren hätten wohl nicht zum neuen Konzept der Raumgestaltung und auch nicht zur neuen Funktion des Beckens gepasst. Das Taufbecken ist nun mit einem modernen Bronzedeckel verschlossen.

Kriegerdenkmal

  
Pieta

An der Westseite, unter der Empore ist in einem vergoldeten Rahmen die beeindruckendes Halbrelief einer Pieta, der trauernden Muttergottes mit dem toten Sohn auf dem Schoß, aus der Zeit um 1500. Der Leichnam Jesu ist nach leicht vorne gedreht, als wollte Maria ihn dem Betrachter zeigen. So werden auch alle fünf Wunden (an Händen, Füßen und der Seite) sichtbar. 07)
Die Figur kam 1949 (zusammen mit der Georgsfigur) auf Vermittlung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege als Leihgabe des Bayerischen Nationalmuseums nach Hebertshausen. 55)
Dafür erhielt das Museum die beiden Seitenaltäre der Kirche. Die Figur folgt künstlerisch dem Typus der Pietá aus Grafrath.

Die Figurengruppe wurde im Jahr 2021 durch die Restauratorinnen Laura und Veronika Disl aus München renoviert. Sie war stark verschmutzt und mit einer dunklen Lasur überstrichen. Zudem hatten sich Verkittungen gelockert. Auch zeigte die Fassung erhebliche Fehlstellen. 75)


Hinweis: Die Darstellung der Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß entspricht keinem Bibelbericht. Nach dem Johannesevangelium stand Maria zwar unter dem Kreuz; ihre Anwesenheit bei der Kreuzabnahme ist aber nicht belegt. Deshalb standen die Pietas in Italien lange unter dem Verdacht der Ketzerei und wurden auch von den Reformatoren in Deutschland abgelehnt.
Den Namen Vesperbild erhielten sie, weil die Zeit, die im Stundengebet der Mönche und Nonnen der Trauer um den Tod Jesu gewidmet wird, der Sonnenuntergang ist, die Zeit der Vesper. Der Begriff "Pieta" (ital. Mitleid) weist nach Robert Böck auf die kindliche Liebe und das innige Mitgefühl hin, das die Gläubigen dieser Darstellung entgegenbrachten 38).

 

Empore

Die Empore wurde 1888 bei der Verlängerung der Kirche nicht neu erstellt, sondern mit allen Bauteilen an die neue Rückwand zurückversetzt. Doch man hat sie nicht hoch genug angebracht. Jedenfalls wurde 1913 von der Kirchenverwaltung bemängelt:
    "die Empore ist so niedrig angebracht, daß links und rechts von den Fenstern fast kein Licht eindringen kann; auch sind die
     Raumverhältnisse etwas beschränkt." 33)

Auf der Empore standen auch früher schon Kirchenstühle. Sie sollen aus der Zeit um 1800 stammen 37
) . Das wissen wir, weil die Stühle bei der Aufstellung der Orgel 1835 verändert werden mussten. Dafür erhielt der Zimmermann 7 fl. 22 kr. 33)
Die Empore besitzt eine Kassettenbrüstung, die 1856 neu vertäfelt wurde.

Orgel

3. Von der Orgel aus der Zeit um 1890 (von Anton Bouthillier aus Öttingen 33) ) ist nur noch das klassizistische Gehäuse übrig.
Die Orgelpfeifen sind im Rahmen der ersten Sanierungsmaßnahmen 1961 teils verschwunden; der Rest wurde von der Pfarrei entfernt.


Orgelgehäuse - Ansicht 2004

Die Orgel besaß eine mechanische Schleiflade mit früher sieben Registern.
1949 wurde von Leopold Nenninger für 493 DM ein achtes Register (Gedeckt 8') eingebaut. 33)

mehr über die Geschichte der Orgel finden Sie hier....

Weihwasserbecken


Weihwasserbecken außen
Am Südportal befinden sich innen und außen Weihwasserbecken.
Mit dem darin befindlichen geweihten Wasser besprengt sich der katholische Kirchenbesucher beim Betreten des Gotteshauses.

Weihwasserbecken innen

Portal

Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wurde der Eingang in die Kirche von der Südwestseite auf die Westseite verlegt. Dadurch ist eine prägnante Längsachse entstanden, die vom zentralen Ewiglicht im Chor über den Zelebrationsaltar bis auf das neue Plateau vor der Westfassade hinausreicht. 55)  Außerdem ermöglicht diese Anordnung einen würdevollen Einzug in das Gotteshaus.

Dieses Plateau vor dem Westportal vereinigt mehrere Funktionen. Es dient nach Aussage des Ordinariats
- als zentrales Stützbauwerk für die Giebelwand
- es ermöglicht einen barrierefreien Zugang zur Kirche und
- bietet Raum zum Aufenthalt vor einer Trauerfeier
- und lässt die Besucher vor der Kirche noch den Panoramablick auf Hebertshausen und im Hintergrund auf die Alpenkette erleben.


Kreuzigungsgruppe auf dem Weinberg 19) 20) 21)

Seit April 2013 steht auf dem höchsten Punkt der Anhöhe hinter der Georgskirche, zwischen dem alten und dem neuen Friedhof, eine Kreuzigungs-gruppe, die an den Kalvarienberg in Jerusalem erinnert. Sie sollen Endstation des künftigen Passionsweges von der Pfarrkirche über die alte Kirche bis hierher sein 32)
Sie besteht aus drei hochaufragenden weiß lackierten Holzstämmen, die mit schwarzen Metallrahmen gegen die Witterung geschützt sind. Das mittlere Kreuz ist 5 m hoch, die beiden äußeren 4 m. Das Kreuz des guten Schächers (Dismas) ist ganz nah an das Kreuz Christi gerückt, das des bösen Schächers (Gestas) ist weiter entfernt aufgerichtet.
Kreuzigungsgruppe 2013
In den Betonsockel sind die tröstenden Worte Jesu an den (guten) Schächer an seiner rechten Seite (Dismas) eingraviert / eingelassen: "Wahrlich ich sage dir , heute wirst du mit mir im Paradies sein".

Die Kreuzigungsgruppe wurde am 14.April 2013 von Pfarrer Michael Bartmann eingeweiht. Er sprach die Hoffnung aus, "dass der eine oder andere beim Spazierengehen oder beim Besuch der Friedhöfe an der Kreuzigungsgruppe verweilt, um ein Gebet zu sprechen und somit Jesus Christus die Ehre zu erweisen".
Übrigens: Kalvarienberge sind seit 1500 Motiv der gelebten Alltagsfrömmigkeit. Vor allem in der Gegenreformation wurden sie Endpunkt von Prozessionen.
60)

Die Kreuzigungsgruppe auf dem Weinberg geht auf die Initiative des St.Georgs-Vereins Hebertshausen zurück, der die Finanzierung auch mit Spenden unterstützte. Die Gestaltung und Planung hatte das Architekturbüro HeimKuntscher aus München übernommen. "Sie soll ein Zeichen des Glaubens und der Andacht sein". Zugleich sei sie "das erste sichtbare Zeichen des Umbaus, des Weiterdenkens und der Renovierung der St.Georgs-Kirche". Die Holzarbeiten hat Joschi Schmidla "mit viel Hingabe und Herzblut ausgeführt" erklärte der Architekt.

Wie in den Bildern von Dürer, Cranach und Altdorfer werden in Hebertshausen die drei Kreuze der biblischen Passionserzählung nicht parallel nebeneinander gereiht, sondern räumlich zueinander gruppiert. Sie bieten jedem der drei Protagonisten eine Bühne für sein exemplarisches Handeln, in das der Betrachter einbezogen wird, schreibt die Kunsthistorikerin Katrin Pollems-Braunfels.

Katrin Pollems-Braunfels hat die Kreuzigungsgruppe in der Broschüre "Kalvarienberg Hebertshausen" aus künstlerischer und theologischer Sicht eingehend beschrieben 22) . Wenn Sie den Bericht lesen möchten, klicken Sie hier...

 

 

 

     


Beschreibung der früheren Kirchenausstattung bis zum Jahr 2020

Außenansichten


Epitaph an der Südseite
An der Südwestseite war das 227 cm x 114 cm große Epitaph aus Rotmarmor für Dr. jur. Johannes Mändl und seine Frau Maria Mändl aus Deutenhofen eingelassen. Es stammt aus dem Jahr 1620. Wegen der starken Verwitterungsschäden wurde das Epitaph in das Kircheninnere verlegt.

An der Chorsüdseite hing außen ein großes Kruzifix. Es erinnerte an eine der vielen Volksmissionen, die in den vergangen Zeiten hier abgehalten wurden.
Das Kreuz wurde 1950 durch Fassmaler Wimmer aus München neu bemalt.

Volksmissionskreuz


Altarraum / Chor

Die Ausstattung der Kirche war schon im Jahr 1899 vom Generalkonserva-torium (Haggenmiller) "als kunst-historisch belanglos" eingestuft worden. Daran hatte sich bis 2020 nicht viel geändert. Vor allem nach dem Neubau der Pfarrkirche legte man keinen besonderen Wert auf die Ausstattungsgegenstände. Die alten Figuren wurden manchmal hier, manchmal in der neuen Pfarrkirche aufgestellt. Das Bild rechts zeigt die Situation 2004.

Der Altar war früher mit einem großen Kruzifix und den Figuren des Johannes und Maria Magdalena (beide um 1650) geschmückt.

Später hing ein Kruzifix an der Wand; daneben stand eine Zeit lang eine im spätgotischen Stil nachgeschnitzte Figur des hl.Georg, des Patrons der Kirche.

In die Wände sind viele Epitaphe für Pfarrer oder für Familienangehörige der Hofmarksherrn eingemauert.

 
              zur Beschreibung der Figurenzur Beschreibung der FigurenGrabplattenTaufsteinzur Beschreibung der GemäldeNetzgewölbeAltarkreuzGrabplattenper Mouseklick zu den Beschreibungen

 

Decke des Altarraums

Der stark eingezogene, nur ein Joch tiefe Chor aus spätgotischer Zeit schließt mit drei Achteckseiten und ist von einem schönen Netzgewölbe überdeckt. Die Gewölberippen ruhen unten auf stumpfen, rundlichen Kragsteinen. Im oberen Treffpunkt der Rippen sind zwei einfach bemalte Schlusssteine gesetzt.

Netzgewölbe bis 2020
Die Vielzahl der Rippen im Netzgewölbe ist nicht - wie z.B. beim Kreuzrippengewölbe- allein durch die Statik bedingt, sondern dient auch der Zierde. Sie waren übrigens lange Zeit übertüncht und wurden erst 1952 wieder freigelegt.

Das Presbyterium war 1846 mit "grünlicher Steinfarb" ausgemalt worden , "wogegen die schneidenden Kanten der gothischen Bögen weiß" gemacht wurden. 33)
"Das sich selbst tragende Gewölbe fasziniert bis heute jeden Betrachter. Seine Elemente müssten herabstürzen und werden doch durch ein geniales System der Kräfteableitung zusammengehalten. Das Gewölbe ist nicht nur eine technische Hochleistung, sondern vermittelt, mehr als eine Flache Decke es vermag, Schutz und Geborgenheit", schreibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
47)

Hinweis: Die Schlusssteine der Gewölberippen sind im Scheitelpunkt eines Bogens oder im Knotenpunkt von Rippen eingefügt. Sie verkeilen das gebogene Mauerwerk und geben dem statischen Gefüge den entscheidenden Halt. Neben seiner bautechnischen Aufgabe hat der Schlussstein auch eine religiöse Bedeutung. Denn Paulus schreibt im Epheserbrief (Eph. 2,19-22): "Ihr seid das Fundament der Apostel und Propheten. Der Schlussstein ist Jesus Christus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn (Eph. 2,20-22). Und Goethe lässt in Faust II den Kaiser zum Erzbischof sagen: "Wenn ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut, dann ist`s mit Sicherheit für ewige Zeit erbaut".

Der Altarraum ist gegenüber dem Kirchenschiff um drei Treppenstufen erhöht. Die rundbogigen Fenster sind mit sechseckigem Antikglas verglast. 33) Das Pflaster (Solnhofener Platten) wurde 1920 neu gelegt. 37)

Die Abnahme der zahlreichen Tüncheschichten der Kirche im Jahr 1949 ergab - wie zu erwarten war - dass "der Chor wie das Langhaus vom Mittelalter bis ins ausgehende 18. Jahrh. eine Wandbemalung trug . Leider ist der Zustand derselben derart, daß eine Freilegung auch nur von Teilen der figürlichen und ornamentalen Bemalung möglich ist" schrieb Herr Blatner vom Landesamt für Denkmalpflege am 22.8.1949. Bei der Renovierung 1972 hat man die Malschichten weiter untersucht und folgende Reihenfolge festgestellt: 13)
  "a. Erste Ausmalung, nur im Chor findbar (Romanik)
 b. Zweite Ausmalung (Romanik), im Chor und Kirchenschiff zu finden.
 c. Ausmalung der Renaissance (Groteskenmalerei im Chor), im Chor, Chorbogen und im Kirchenschiff vorhanden.
 d. Farbtönung und Bemalung nach dem Barocken-Umbau.
 e. Mehrere Austönungen und Teilbemalungen des 19. Jahrhunderts".


Choraltar von 1972 bis 2013

Der alte Tabernakel ist unter der Empore abgestellt. Er stammt vom ehem. Choraltar von 1870 und ist im neugotischen Stil gestaltet

   
Der Altar ist ein Blockaltar mit gemauerter und verputzter Stipes. Er ist das beständige Teil der Kirche über viele Jahrhunderte.
Früher war er mit Holz verkleidet. Seit 1952 steht er frei ohne Retabel (Altaraufbau) im Raum.
Im Bild nebenan (Stand 2002) steht eine Madonnenfigur aus dem Devotionalienhandel auf dem Altartisch.

An der Wand hinter dem Altar hängt ein Kruzifix aus dem 19.Jh. mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden. Der Körper Jesu ist mit Geißelwunden übersät. Jesus ist ohne Dornenkrone dargestellt. Das Kruzifix hängt seit 2020 an der Stelle des früheren linken Seitenaltars.


Kruzifix 19.Jh.
Rechts neben dem Kruzifix steht immer wieder einmal die im spätgotischen Stil nachgeschnitzte Figur des hl. Georg mit dem Drachen auf einem Postament an der Chorwand. Georg ist in eine Ritterrüstung gekleidet; in der Hand hält er einen Spieß. Zu seinen Füßen windet sich der besiegte Drache, das Sinnbild für das Böse in der Welt.
Die Figur kam im Tausch mit dem rechten Seitenaltar aus dem Bayerischen Nationalmuseum nach Hebertshausen. Dort war sie als Fälschung erkannt und aus diesem Grunde leihweise 55)
an Hebertshausen abgegeben worden. "Die Figur wirkt aber sehr dekorativ", schrieb Herr Blatner vom Landesamt für Denkmalpflege am 17.2.1950. 33)  Nach Ausräumung der Seitenaltäre 1952 stand die Skulptur eine Zeit lang auf der rechten Seite des Chorbogens.

St.Georg
  Hinweis: Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda wegen seines Glaubens enthauptet. Bei uns wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen tötet. Nach der Legende errettete er eine vor einem Drachen, der jeden Tag ein Kind gefressen hat.

Frühere Altäre

Choraltar von 1952 bis 1972

Der Altar hatte kein Retabel im herkömmlichen Sinn.
An dessen Stelle befand sich - eine Zeit lang- ein großer Umhang als Hintergrund für die Kreuzigungsszene.

Der doppelstöckige Tabernakel stammt vom ehem. Choraltar von 1869 und ist im neuromanischen Stil gestaltet. 33)

Unter dem Kreuz standen die frühbarocken Figuren des Johannes und von Maria Magdalena (beide um aus der Zeit um 1650).
Diese Figuren wurden 1972 in der Werkstätte für kirchliche Restaurierungsarbeiten Johann Stachl aufwändig restauriert.
Einen Bericht über die Restaurierung finden Sie hier....


C
horaltar
von 1869 - 1952

In der Zeit vom 1870 bis 1952 stand hier ein neuromanischer Altar. Er war vom gelernten Spenglermeister Paul Weiß aus Landshut entworfen und von Maler Balthasar Kraft aus Pfaffenhofen erstellt worden.

Der frühere barocke Altar war 1869 "durch Feuchtigkeit und Alter ruiniert". Außerdem passte der alte barocke Altar nicht mehr in die Zeit des Historismus, in dem die alten, vorbarocken Kunststile geschätzt und wiederbelebt wurden.
Der Altar von 1869 war im Stil der Neuromanik gearbeitet. Da in der Zeit der (originären) Romanik (1000-1250) keine Altaraufbauten verwendet wurden, unterliegen neuromanische Hochaltäre keiner stilistischen Norm, sondern können kreativ gestaltet werden.
Dies war auch hier in Hebertshausen so. Mittelpunkt war eine große rundbogige Nische, in der sich das Altarblatt mit dem Bild des Kirchenpatrons St.Georg befand. Vor den seitlichen Stützen standen entweder die Figuren von St.Wendelin und St.Barbara oder -wie im nebenstehenden Bild- Heiligenbilder. 13)


C
horaltar
von ca. 1650 - 1869 33)

Der barocke Choraltar wurde kurz nach dem 30jährigen Krieg, so gegen 1650 errichtet. Wie er aussah ist nicht bekannt. Zudem wurde er im 18.Jh. verändert.
Zuletzt jedenfalls besaß er jedenfalls ein Retabel mit vier Säulen und ein Altarblatt mit einem Georgsbild. Die Assistenzfiguren stellten die Handwerkerheilige Barbara (mit Schwert) und den Bauernheiligen St. Wendelin (mit Hirtenstab, einem Lamm auf dem Arm und einem Rind zu seinen Füßen) dar. Diese drei Kunstwerke wurden 1869 auch in den neuromanischen Altar übernommen, von dem es schon Fotos gibt. Daneben hatte er zwei bis an die Außenmauern reichende Durchgänge, auf denen Figuren der Heiligen Franz Xaver und Petrus Regalatus standen. Die -meist mit Vorhängen versehenen- Durchgänge waren früher beliebt, weil z.B. bei Beerdigungen das Opfergeld nicht in den Klingelbeutel geworfen, sondern in ein Körbchen vor dem Altar eingelegt wurden. Die Gläubigen zogen in einer Spendenprozession den Mittelgang vor und warfen das Geld ein. Dann führte der Weg unter den Durchgängen um den Altar herum zum Platz in der Kirchenbank zurück.
In der Kirchenrechnung des Jahres 1654 ist vermerkt, dass das Antependium mit Holz verkleidet wurde, für den relativ hohen Betrag von elf Gulden.
1742 wurde der Altar umgebaut. Der bekannte Dachauer Maler Franz Mayr (1707-1752) schuf ein neues Altarblatt, das den hl. Georg darstellte. Der Heilige reitet nicht, sondern steht aufrecht, mit einer Fahne in der Hand, auf dem besiegten Drachen. Dieses Gemälde war auch Mittelpunkt des darauf folgenden neuromanischen Altars. Im gleichen Jahr erstellte der Bildhauer Bartholomäus Schuhpaur (1680-1750) ein neues Hochaltarantependium, das Franz Mayr drei Jahre später, 1745, mit den 15 Geheimnissen des Rosenkranzes bemalte.
In den Jahren 1747-1749 wurde der Choraltar durch Bartholomäus Schupaur und dem Kunstschreiner  Nikolaus Prugger (1684-1769) noch stärker verändert. Sie schnitzten zwei Skulpturen der Heiligen Wendelin und Barbara (je 2 Schuh 3 Zoll hoch), zwei neue "Apostelschild", vier Säulen für das Retabel und zwei Gemälde auf den seitlichen Durchgängen (Hll. Franz Xaver und Petrus Regalatus).
Ein Eintrag in den Kirchenrechnungen 1855/1856 besagt, dass das "Hochaltarblatt mit einer Georgsdarstellung" renoviert wurde.


Hinter dem Choraltar stand früher ein Beichtstuhl, der schon 1630 eingebaut und 1835 erneuert worden war. 33)


Chorglocke

Am Zugang von der Sakristei zum Altarraum ist die Chorglocke (Sakristeiglocke) in einem schmiedeeisernen Gestell befestigt. Sie dürfte aus dem Ende des 19.Jh stammen und ist auf den Ton c gestimmt. 37)
Die Chorglocken zeigen das akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes an. Sie werden geläutet, wenn Priester und Ministranten die Sakristei verlassen und den Chor betreten.

Chorglocke 19.Jh.


C
horbogen


Der Chorbogen war auf der Innenseite mit Ornamentmalerei und christlichen Symbolen in Felderungen verziert (siehe Bild rechts).
Auch auf der Ostseite des Chorbogens (zum Choraltar hin) sind noch Reste einer Bemalung zu erkennen.



Taufbecken

In die südliche Chorbogenlaibung ist das Taufbecken mit einem Durchmesser von 75 cm, "sinn- und formwidrig" 55)zur Hälfte in die Wand eingelassen. Es stammt aus der Zeit um 1500 37), besteht aus Rotmarmor und besitzt eine achteckige Form. Eigentlich müssten auch Taufdeckelfiguren aus dem frühen 18.Jh. vorhanden sein. 1909 wollte die Kirchenverwaltung diese Figuren zusammen mit anderen Bildwerken und liturgischen Geräten veräußern oder in die Mission abgeben. Doch für 4 Kunstgegenstände, darunter die 42 cm hohen Taufdeckelfiguren, erhielt sie keine Erlaubnis. 33)
  Hinweis: Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu figürlich dargestellt; dies geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient (1545 bis 1563) zurück. Das Taufbecken besitzt in der Regel -so wie in Tandern- eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden. Die Taufe gilt als der achte Schöpfungstag. Schon im 4.Jh ließ der Kirchenvater Ambrosius von Mailand über einer Taufkapelle die Inschrift anbringen:
     "Mit acht Nischen erhebt sich der Tempel zu göttlichem Dienste
     Achteckig eingefasst ist der Quell, würdig für das heilige Geschehen.
     In der mystischen Acht muss das Haus unserer Taufe erstehen,
     denn darinnen wird allem Volk ewiges Heil geschenkt"


Taufbecken

Kirchenschiff bzw. Langhaus

Das Langhaus besitzt heute eine verputzte Flachdecke. In der Mitte dieser Decke das Heilig-Geist-Loch, das vorwiegend der Lüftung dient und durch das früher an Pfingsten eine Taubenfigur herabgelassen werden konnte. Wegen Rissen und Senkung des Chorbogens wurden 1896 im Dachboden zwei Eisenträger zur Stabilisierung des Chorbogens eingezogen. 33)

Frühere Deckengewölbe

In einigen Publikationen
36) 39) heißt es, 1952 sei das alte Spiegelgewölbe (Gewölbe mit Plafond in der Mitte) durch eine flache Holzdecke ersetzt worden. Das widerspricht den historischen Fotos aus der Zeit um 1900. Damals war die verputzte Decke mit vollflächiger Ornamentmalerei ausgestattet und von einer bemalten Hohlkehle umgeben. In den Feldern befanden sich Rundbilder mit Heilig-Geisttaube und Monogrammen, die von einem Strahlenkranz aus Feuerzungen umgeben waren. 13)


Deckengemälde von 1899

Die Deckengemälde wurden vom Maler und Vergolder Johann Weber aus Indersdorf im Jahr 1899 geschaffen. Den Entwurf erstellte Johann Marggraff (1830-1917), von dem auch die Seitenaltäre der damaligen Zeit stammten.


Seitenaltäre

Die Seitenaltäre wurden 1952 herausgenommen und an ihrer Stelle verschiedene Figuren angebracht. Die Figuren wurden immer wieder mit denen der Pfarrkirche getauscht. Es gibt keine Kirche im Dachauer Land, deren Aussehen sich im 20.Jahrhundert so häufig geändert hat, wie St.Georg in Hebertshausen.


St.Korbinian

Madonna
In den ersten Jahren stand rechts die Figur des hl.Georg, die durch einen Tausch in die Kirche kam. Das Bayerische Nationalmuseum erhielt den rechten Seitenaltar, Hebertshausen die Georgsfigur.
Links war eine süßliche und sehr bunt gefasste Madonnenstatue mit dem Jesuskind auf dem Arm zu sehen; Englein lugen unter dem blauen Mantel hervor. Die Figur wurde vor 50 Jahren geschnitzt.

Vom Diözesanpatron St.Korbinian gibt es zwei Figuren.
Eine sehr bewegte Figur aus dem Kunsthandel der 1950er Jahre und mehrere Jahrhunderte alte Figur aus der Zeit um 1700. An beiden Figuren ist der Bär mit der aufgebundenen Traglast zu sehen. Korbinian war der erste Bischof von Freising. Als ihm ein Bär bei einer Romreise sein Packpferd riss, zwang Korbinian den Bären, ihm die Last nach Hause zu tragen.


St.Georg


St.Korbinian

Frühere Seitenaltäre
Die herausgenommenen Altäre waren 1891 von Johann Marggraff aus München im Stil des Historismus für 3100 Mark erstellt worden.
Grund für die Neuanschaffung 1891 war, dass die alten barocken Altäre von 1650 nicht mehr gefielen. Sie passten nicht mehr zu dem 20 Jahre vorher erstellten Hochaltar. Das jedenfalls steht im Kirchenverwaltungsbeschluss vom 27.10.1891:
  "In der Pfarrkirche... sollen zwei neue Seitenaltäre hergestellt werden, da die alten mit dem Hochaltare im Style nicht harmoniren und zur Renovirung nicht mehr geeignet sind. Vorerst wird aber nur einer bestellt, weill die Kosten für den andern noch nicht beschafft werden können... ... Kirchenverwaltung erlaubt sich daher, die vom Architekten Markgraf in München gefertigten Pläne mit Kostenvoranschlag... vorzulegen..."   33)


Marienaltar
1891-1952

Die Altäre hatten das typische Aussehen von neuromanischen Altären, wie wir sie auch aus anderen Kirchen mit diesem Stil kennen. Sie haben keinen Bezug zur originären Romanik, weil es damals keine Altaraufbauen gab.
Die Altarblätter am Altar von 1891 zeigten Maria Immaculata und Antonius von Padua mit dem Jesuskind auf dem Arm. Die Altaraufsätze waren als Ziborien gestaltet.
Man kann sie keiner Seite zurechnen, weil der Marienaltar und der Antoniusaltar in der Zeit zwischen 1891 und 1952 getauscht wurden. Wahrscheinlich war der Marienaltar 1891 rechts gestanden und wurde später auf die linke Seite versetzt. Zwei alte Bilder, die die verschiedenen Situationen zeigen,
kann ich zeitlich nicht zuordnen.

Als (relativ kleine) Assistenzfiguren standen an den Seiten des Altaraufbaus
- auf dem Marienaltar: Joachim u. Anna, die Eltern von Maria sowie -als Auszugbild- S.Leonhard,
- auf dem Antoniusaltar: Franz Xaver und Sebastian sowie St.Florian im Auszugbild.
33)


Antoniusaltar
1891-1952

Die barocken Vorgängeraltäre, die 1891 entfernt wurden und von denen kein Bild existiert, stammten aus der Zeit kurz nach dem 30jährigen Krieg; sie waren aber erst 1710 geweiht worden. 1846 hat sie der Maler Anton Huber aus Dachau neu gefasst. 33)

 

Figuren an der Seitenwand


St.Leonhard
An der linken Seitenwand sind Figuren des hl. Leonhard (mit Abtsstab und Ketten) aus dem 18.Jh. und des hl.Sebastian (am Marterbaum mit Pfeilen im Körper und einem Heiligenschein aus vergoldetem Blech) aus der Zeit um 1700 angebracht.

Hinweise: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jh.

St.Sebastian
  ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
Sebastian war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.

Frühere Kanzeln 33)

Die letzte Kanzel teilte im Wesentlichen das Schicksal der Seitenaltäre. Auch sie war Ende des 19.Jh. entstanden und wurde bei der Renovierung im Jahr 1952 entfernt.

Kanzel 1740

Eine Kanzel in der Kirche wird erstmals im Jahr 1740 erwähnt. Die Barockkanzel war von Kistler Simon Prugger repariert, von Bildhauer Bartholomäus Schuhpaur mit Schnitzarbeiten verschönert und von Maler Franz Mayr gefasst (= bemalt) worden.
Zur Kanzel von 1740 führte -wie üblich-eine Kanzelstiege im Kirchenschiff hinauf. Diese Stiege wurde 1842 im Rahmen einer großen Innenrenovierung aus Platzgründen entfernt und durch einen kleinen Treppenaufgang an der Außenseite bzw. am Turm ersetzt.

Kanzel 1896
1896 gefiel die Barockkanzel nicht mehr. Ein Jahr vorher hatte Bezirksbaumeister Scholz in seinem Gutachten an das Bezirksamt Dachau geschrieben:
  "..., daß das Kirchenschiff, in welches die neue Kanzel an Stelle der alten morschen u. seit mehr als 10 Jahren nicht mehr benützten Kanzel kommt, vollständig stillos ist, das Presbyterium hingegen ist mit einem gothischen Rippengewölbe bezw. Kreuzgewölbe versehen. Der noch gut erhaltene Hochaltar u. die beiden Seitenaltäre geben keinen besonders ausgeprägten Stil, doch paßt die projectirte Kanzel hinzu, da auch insbesonders bei den Seitenaltären romanische Formen wahrzunehmen sind."
Die neue Kanzel im Stil des Historismus wurde -wie die Seitenaltäre- von Johann Marggraff (1830-1917) erstellt, der in Altomünster geboren und in München als Künstler tätig war. .. mehr zu Marggraff...
Am Kanzelkorb waren in rundbogigen Feldern die vier Evangelisten vor goldfarbenem Untergrund dargestellt.
Die Kosten beliefen sich auf 1210 Mark.

Kanzel von 1896


zur Beschreibung der EpitaphienSt. Leonhardzur Beschreibung des TaufsteinsBeschreibung der Wandgemälde
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Kreuzwegstationsbilder

- 1751
hatte man die ersten Kreuzwegbilder angeschafft. Sie waren
vom Hufschmied Michael Härl gestiftet worden. Der bekannte Dachauer Maler Anton Huber hat sie 1848 restauriert.
- 1878
hat man neue Kreuzwegbilder erworben. 33)

- 1950
Auch die Bilder der Kreuzwegstationen, die Christian Seibold in Freising um 1950 für die Klosterkirche in Schönbrunn gemalt hat und die später nach Hebertshausen gekommen sind (Öl auf Leinwand in Neurokokorahmen), befinden sich nicht mehr in der Kirche.

In den Pfarrunterlagen wird mehrfach von "uralten Apostelbildern" gesprochen. Sie wurden 1856 renoviert 33) . Möglicherweise handelte es sich dabei um Apostelkreuze.

                       Glasmalerei
Bemerkenswert war noch eine Glasmalerei in einem Fenster der Südseite des Chores mit der Inschrift: "Johann Mandl Herr von Deitenhofen 1666 und dem Wahlspruch Nec temere, nec timide" [weder verwegen, noch furchtsam]. Diese bemalte Scheibe in der Größe von 195 x 17 cm wurde im 2. Weltkrieg aus der Kirche entfernt und am Speicher des Pfarrhofs eingelagert. 29)
1899 baute die Hofglasmalereianstalt von F. X. Zettler sechs Glasgemäldefenster aus "Kathedralglas" ein. Die zwei Fenster im Chor mit den Brustbildern Herz Jesu und Herz Mariae kosteten 500 Mark, die vier Fenster im Kirchenschiff mit Ornamentmalerei "Teppich und Bordüre" 800 Mark, für die die Kirchengemeinde mit freiwilligen Gaben aufkommen" wollte. 33)
1952 glaste man die Fenster mit farbigem Neuantik-glas in Rechtecksform neu ein.
1972
erhielten die Fenster mundgeblasenes Tafelglas (Fa.Eberle, Dachau)
33)


Kirchenstühle

Das frühere Gestühl ("Man und Weiberstüehl") wurde 1698 durch den Dachauer Kistler Martin Prugger eingebaut. 1852 waren sie eichenholzfarbig maseriert worden.
Im Jahre 1852 schrieb Pfarrer Andreas Huebmann "... wurden auch die Kirchenstühle reparirt, auf der Männerseite um einen Stuhl vermehrt, und sämtliche vom Kistler Otteneder in Weilbach auf Eichenholzart angestrichen und marmoriert". Die Kosten dafür trug die Sebastiansbruderschaft".
1888, im Zuge der Bauarbeiten zur Verlängerung der Kirche, wurden die Stühle mit Ölfarbe gestrichen
33)

Empore

Die Empore wurde 1888 bei der Verlängerung der Kirche nicht neu erstellt, sondern mit allen Bauteilen an die neue Rückwand zurückversetzt. Doch man hat sie nicht hoch genug angebracht. Jedenfalls wurde 1913 von der Kirchenverwaltung bemängelt: "die Empore ist so niedrig angebracht, daß links und rechts von den Fenstern fast kein Licht eindringen kann; auch sind die Raumverhältnisse etwas beschränkt." 33)
Auf der Empore standen auch früher schon Kirchenstühle. Sie sollen aus der Zeit um 1800 stammen 37)
. Das wissen wir, weil die Stühle bei der Aufstellung der Orgel 1835 verändert werden mussten. Dafür erhielt der Zimmermann 7 fl. 22 kr. 33)
Die Empore besitzt eine Kassettenbrüstung, die 1856 neu vertäfelt wurde.


Frühere Orgel 33)

Aus der Geschichte der Kirche sind drei Orgeln bekannt.

1. Um 1770 hatte Pfarrer Dionysius Bierbichler die Orgel aus seiner früheren Pfarrei mitgebracht, der Kirche von Hebertshausen für 200 fl. überlassen und sofort aufgestellt.
Dieses Vorgehen erboste den Inhaber des Kirchenpatronats, den Baron von Mandl, der das Instrument gewaltsam abbrechen und ins Hofmarksschloss Deutenhofen verbringen ließ. Er wollte die Orgel verkaufen und dafür "ein neues gutes Positiv mit 5 Registern von dem Orglmacher zu München inclusive des Kastens pr. 100 fl. erkaufen". Das geschah wohl auch.

Begründung war der geringe Platz auf der Empore und die angeblichen Beschwerden der Gläubigen, die dem fehlenden Platz nachtrauerten. Vielleicht war es auch eine Rache-Aktion, weil der Pfarrer die Herausgabe der Schlüssel für den Zechschrein (Kirchenkasse) verweigert hatte.


2. Im Jahr 1835 wurde eine neue Orgel vom Orgelbauer Martin Lautenhammer (1777-1844) aus München aufgestellt. Das kleine Positiv von 1770 wurde drangegeben. Der restliche Kaufbetrag von 130 fl. wurde zum Teil aus Spenden (50 fl. ) und zum Teil aus Mitteln der Pfarrei (80 fl. ) aufgebracht. Elf Jahre später, 1846 ,war schon die erste Reparatur nötig, 17 weitere Jahre (1863 durch Peter Moser) die nächste (Kostenvoranschlag siehe hier...)
Für die Orgelreparatur 1908 leistete die Gemeinde einen Zuschuss von der Hälfte der Kosten. Damals wurde Orgel durch Franz Borgias März für 1167,63 Mark gereinigt.
Weitere Reparaturen der Orgel wurden 1919 und 1925 durch Karl Bittner aus München vorgenommen. 1938 haben Georg Waldenmaier und K. Bittner einen elektrischen Orgelgebläse-Motor eingebaut.

3. Von der Orgel aus der Zeit um 1890 (von Anton Bouthillier aus Öttingen 37)) ist nur noch das klassizistische Gehäuse übrig. Die Orgelpfeifen wurden im Rahmen der ersten Sanierungsmaßnahmen 1961 entfernt. Die Orgel besitzt eine mechanische Schleiflade mit früher sieben Registern.


Orgelgehäuse 2004


1949 wurde von Leopold Nenninger für 493 DM ein achtes Register (Gedeckt 8') eingebaut.
33)




Kriegerdenkmal

   
Pieta

An der Westseite, unter der Orgel, sind die Tafeln des Kriegerdenkmals angebracht. Dazwischen sitzt die beeindruckende Statue einer Pieta, der trauernden Muttergottes mit dem toten Sohn auf dem Schoß, aus der Zeit um 1500. Der Leichnam Jesu ist nach leicht vorne gedreht, als wollte Maria ihn dem Betrachter zeigen. So werden auch alle fünf Wunden (an Händen, Füßen und der Seite) sichtbar. 07) Darüber und darunter ein Bibelwort als Inschrift: "Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für die Seinen. Eure dankbare Pfarrgemeinde."

Hinweis: Die Darstellung der Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß entspricht keinem Bibelbericht. Nach dem Johannesevangelium stand Maria zwar unter dem Kreuz; ihre Anwesenheit bei

der Kreuzabnahme ist aber nicht belegt. Deshalb standen die Pietas in Italien lange unter dem Verdacht der Ketzerei und wurden auch von den Reformatoren in Deutschland abgelehnt. Den Namen Vesperbild erhielten sie, weil die Zeit, die im Stundengebet der Mönche und Nonnen der Trauer um den Tod Jesu gewidmet wird, der Sonnenuntergang ist, die Zeit der Vesper. Der Begriff "Pieta" (ital. Mitleid) weist nach Robert Böck auf die kindliche Liebe und das innige Mitgefühl hin, das die Gläubigen dieser Darstellung entgegenbrachten 38)


Weitere Kunstgegenstände  33)

Am 16.Mai 1909 wollte sich die Kirchenverwaltung von ihrer Meinung nach überflüssigen Figuren und liturgischen Gerätschaften trennen. Geplant war eine Abgabe an die Missionsgesellschaft. Doch das Generalkonservatorium in München äußerte am 23.7.1909 Bedenken und nahm vier Kunstwerke aus, die sich noch im Besitz der Pfarrei befinden müssten:
  "Nach Augenschein unseres Referenten haben kunsthistorische Bedeutung u. können wir infolge dessen eine Veräußerung bzw. Schenkung an Private, Vereine etc. nicht begutachten:
1.) Hausaltärchen, 1,20 hoch u. 0,60 ca. breit, aus der Zeit bald nach 1700, mit Aufbau von 4 Säulen u. Rund-
     bogengiebel, enthaltend im Unterbau ein auf Zinkblech gemaltes Bild der hl. Magdalena, im Mittel eine auf Holz
     gemalte Kreuzigung, beide Bilder um 1600, u. im Giebel ein auf Holz gemaltes Medaillonbild, St. Michael, aus der
     Zeit des Altärchens um 1700. Das zierliche Altärchen würde eine Instandsetzung wohl verdienen.
2.) Taufe Christi, 0,42 m hoch, Holzgruppe aus dem frühen 18. Jahrh., vermutlich früher auf dem Deckel eines
     Taufbeckens.
3.) Bambino aus Wachs u. bekleidet, in einem zierlichen vergoldeten Holzschrein mit gewundenen Säulen an den
     vier Ecken u. hübscher Akanthusbekrönung, Anfang des 18. Jahrh. - Schrein 0,50 m breit, 0,46 m hoch.
4.) Rauchfaß, Messing, mit durchbrochenem Deckel, einfach, aber ganz interessant, vermutlich frühes 17. Jahrh.;
     Fuß fehlt, kann aber ganz gut ergänzt u. das Stück wieder kirchl. Gebrauche, vor allem bei Beerdigungen,
     zugeführt werden. Gegen die Überlassung aller übrigen Gegenstände...an den Missionsverein oder nach
     Bestimmung desselben an eine Missionsgesellschaft besteht von unserer Seite keine Erinnerung."
Mit den Bedenken des Generalkonservators stimmt ein Gutachten vom 23.V.09 von dem Maler Stockmann, einem Auschussmitglied des Vereins für Volkskunst u. Volkskunde, überein "mit der Ausnahme, daß dieser die Überlassung des Rauchfasses an das Bezirksmuseum Dachau befürwortet."
Die Kirchenverwaltung stimmte zu, "bei Gelegenheit und bei vorhandenen Finanzmitteln die angeführten Kunstgegenstände reparieren zu lassen".
1915 wurde ein Verkauf eines kupfernen Weihwasserkessels aus dem 16. Jahrhundert vom Ordinariat nicht bewilligt.


Hans Schertl

Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
04) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
05) Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.110, 163, 546, 566, 1185, 1218, 1230)
06) Max Gruber, Kistler, Schreiner u.Drechsler aus dem Amperland, Amperl 1975-S.91 (Braistner)
07) Heinrich u.Margarete Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Pieta 5 Wunden)
08) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2
09) Max Gruber, Baugeschichte der Kirchen im Bereich der Gemeinde Hebertshausen, Amperland 1985
10) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
11) Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Fodermayr)
12) Gottfried Weber, Romanik in Oberbayern, 1990
13) Bernhard Skrabal, Pfarrei, 2004 (historische Fotos der Kirche)
14) Dachauer SZ vom 26.8.2002
15) Dr.Peter Pfister, Ausstellungskatalog Oberammergauer Passionsspiele 1999, S.27
  'Communicantes' waren Gläubige, die die Erstkommunion gefeiert hatten und zur Kommunion gehen durften. Wenn wir daraus die tatsächliche Zahl der Gläubigen herleiten wollen, müssen wir -so Peter Pfister- "noch etwa 15 bis 20 % für Kinder und Unzurechnungsfähige hinzuzählen".

16) Dachauer Nachrichten vom 10.10.2007
17) Dachauer Nachrichten vom 21.12.2007  
18) Dachauer Nachrichten vom 7.10.2011 (Renovierung,Nutzung)
19) Dachauer Nachrichten vom 4.1.2013 (Renov.+Kalvarienbg)  
20) Dachauer Nachrichten vom 3.4.2013 (Kreuzigungsgruppe Aufbau)
21) Dachauer Nachrichten vom  v. 17.4.2013 (Kreuzigungsgruppe Einweihg)
22) Katrin Pollems-Braunfels, Kalvarienberg Hebertshausen, 2013
23) Dachauer Nachrichten vom 6.5.2014 (Renov.)    
24) Schematismus der Erzdiözese München und Freising, 5.Decanat Dachau, 1823-1876 (versch.Pfarrer, Statistik)
25) "In Töging, da bleib ich jetzt", OVB Heimatzeitung Mühldorf, 15.05.10 (Pfr.Lang)
26) Dachauer Nachrichten vom 13.10.2016 (Passionsweg)
27) Pfarrer Lang legt ein Sabbatjahr ein,Münchner Merkur vom 30.07.2009
28) Klemens Gumpendobler, Aus der Geschichte der Pfarrei Hebertshausen, Amperland 1985/3 (Pfarrerliste)
29) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
30) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis des Köngreichs Bayern von 1876
31) Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 6, 1844

32) Gerald Dobler/Thomas Hacklberger, Ein byzantinisches Himmelsbild, Denkmalpflege Informationen, Nr. 166-2017
33) Maria Hildebrandt, Sabine John, Dr.Stefan Nadler, Dokumentation zur Bau-,Ausstattungs-u.Restaurierungsgeschichte, 2000
34) Maurermeister Jakob Hergl (1823-1902) aus Dachau war Sohn des Maurermeisters Josef Hergl (1794-1877) und Vater von
     Maurermeister Christian Hergl (1852-1925), der von 1906-1919 Bürgermeister in Dachau war. Jakob Hergl studierte ab
     15.12.1845 an der Akademie der Bildenden Künste in München das Fach Baukunst. war in den Kirchen Sulzrain und
     Hebertshausen tätig. (Matrikelbuch 1841-1884)
35) Kistler Martin Prugger (1640 -1712) war Mitglied einer großen Kunstschreinerfamilie aus Dachau, die in vielen Kirchen des
     Dachauer Landes tätig war. Martin war Sohn des Niclas Prugger (1620-1694) und Vater von Simon Prugger (1679-1769).
     Auch Bruder, Onkel und Neffe übten diesen Beruf aus. Martin wohnte in der Augsburger Straße von Dachau. Sein Sohn Simon
     war 1751 und 1756 Bürgermeister von Dachau.  Martin Prugger war nicht nur in Hebertshausen, sondern auch in Dachau tätig. 
     mehr über die Prugger-Familie...
36) Max Gruber, Klaus Kraft, Michael Meier, Kunst-u.Kulturdenkmäler in der Region München, 1.Band: Westlicher Umkreis
37) Georg Brenninger, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1984
38) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes 1991
39) Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
40) Herbert Bartel, Aus den Aufgabenbereichen der früheren Gemeinden Hebertshausen, Ampermoching, Unterweilbach
         und Prittlbach, Amperland 1985
41) Herbert Bartel, Entwicklung und Struktur der heutigen Gemeinde Hebertshausen, Amperland 1985
42) Joseph Werner-Geschichte der Pfarrei St.Martin Landshut, 1854
43) Gedenk-Büchlein für die Pfarrgemeinde Hohenkammer an ihren Jubel-Pfarrer Gottfried Matthias Egger, erzbischöflichen
         geistlichen Rath und Ehrenkreuz des Königl. Ludwigsordens am 17.6.1849
44) Dachauer Nachrichten vom 1./2.9.2018 (Renovierung 2019)
45) Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
46) Dr.Martin v.Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
47) Der gebaute Himmel, Monumente, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, Dez. 2018
48) Klaus Rabl, St.Georg-Kirche bis Mitte 2020 fertig, Dachauer Nachrichten v. 14.5.2019

49) Bayerisches LA für Statistik u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand in den Gemeinden Bayerns Stand: 31.12.2010
50) Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur BB001/1/1, FS113 (Pfarrerliste)
51) Horst Kramer, Ein kleines Wunderwerk, Dachauer SZ vom 5.10.2020
52) Achim Bunz, St.Georg in neuem Licht, Münchner Kirchenzeitung vom 4.10.2020

53) Simon Berninger Künstler, Jerry Zeniuk malt Farbharmonien gegen Ausgrenzung, BR24 vom 09.10.2020, 13:36 Uhr
54) Petra Schafflik, Gemeinsam etwas Großes geschaffen, Dachauer Nachrichten vom 30.9.2020
55) Hebertshausen Alte Kirche St.Georg, Dokumentation des Erzb. Ordinariats München, Restaurierungsmaßnahme -
       Zeitgenössische christliche Kunst, Ressort Bauwesen und Kunst, Ausgabe 1_2020

56) Klaus Rabl, Vier Jahre Sanierung sind zu Ende, Dachauer Nachrichten vom 5.10.2020
57) Siegfried Rückert, 12.11.2020

58) Ein Seelenlicht für den Friedhof, Dachauer Nachrichten vom 31.10./1.11.2020
59) Dr.Martina Außermeier, Die Armen Seelen im Fegefeuer, Darstellungen im Purgatoriumsschrein Hebertshausen, 2020
60) Birk/Jocher/Römisch, Erbe verpflichtet, Kirche in Hebertshausen, herausgeg. v.Erzbistum München und Freising, 2020
61) Horst Kramer, Die Renaissance des "Dachauer Lumpen", SZ vom 16.3.2021
62) Der Volksbote für den Bürger und Landmann, 16.04.1862 (Pfarrer Girthofer)
63)
Petra Schafflik, Weinberg weiterhin ohne Wein, Dachauer Nachrichten vom 28./29.10.2023 (Hangbefestigung)
64) Versteigerung im Pfarrhof Hebertshausen, Freisinger Tagblatt- Der Bayerische Landbote-vom 20.01.1829
65) Pfr Dallmaier- Medailleverleihung an Pfr.Dallmayr, Münchener politische Zeitung-mit allerhöchstem Privilegium-v.13.08.1825
66) Jahrmessstiftung mit staatl.Genehmigung, FreisingerTagblatt v. 8.6.1869
67) Pfarreiausschreibung 1858, Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, 1858
68) Übertragung der Pfarrei Rechtmehring an Pfr Huebmann-Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, 1858
69) Brand im Ort Hebertshausen, Regensburger Tagblatt vom 29.06.1865 u.Lindauer Tagblatt für Stadt und Land v. 30.6.1865
70) Pfr. Kreitmayr nach Kreuzholzhausen versetzt, Der bayerische Volksfreund vom 22.05.1846
71) Pfr. Haltenberger von Schießen nach Hebertshausen versetzt - Münchner Intelligenzblatt vom 5.6.1874
72) Münchner Intelligenzblatt v. 6.6.1832 (Bittgang nach Mariabrunn wieder aufgenommen)
73) Der bayerische Volksfreund vom 13.09.1832 (neuer Pfr Streber)
74) Der Bayerische Landbote vom 24.3.1829 (Tod v. Pfr Dallmeier)

75) Klaus Rabl, Die wertvolle Pieta ist zurück in St.Georg, Dachauer Nachrichten vom 24.8.2021
76) Münchener politische Zeitung vom 27.04.1835 (Pfr.Streber)
77) Bezirksheimatpfleger Prof.Dr.Norbert Göttler im BR-Heimat am 18.11.2020, 11:15 (Turmverkleinerung)
78) Münchner Intelligenzblatt vom 20.7.1844 (Pfr Eisenbeck)
79) Matrikel der Patronats- und Collations-Rechte, Deutinger-Die älteren Matrikeln des Bisthums Freysing, § 678, S.474
80) Peter Wackerl, Der Kraftort der Woche, Münchner Kirchenzeitung vom 10.Dez.2023, S. 32
81) Denkmalliste Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Gemeinde Hebertshausen
82)
Diözesanarchiv Verzeichnungseinheit AA001/3, PfarrA9044 (Pfr.Koller) und AA001/3, PfarrA9045 (Pfr.Hiltmayr)
83) Diözesanarchiv Verzeichnungseinheit AA001/3, PfarrA9044 (Orgelstreit)

80 Bilder: Hr.Skrabal/Pfarrei (5), Hans Schertl (74)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür


5.1.2022

Bericht über die Visitation im Jahr 1560 10)
- in heutigem Deutsch -

Pfarrer: Pfarrvikar in Hebertshausen ist Sigismund Mayer. Ihm ist die Pfarrei aber nicht übertragen; er versieht als Vikar lediglich die Seelsorge und muss dafür dem Pfarrherrn ein Absentgeld von 40 Gulden zahlen. Mayer ist ein echter Freisinger: Er wurde dort geboren, hat dort studiert, wurde vor 19 Jahren dort geweiht und feierte auch seine Primiz in der Domstadt. Seit 1557 ist er in Hebertshausen tätig.
Die Überprüfung seiner konfessionellen Zuverlässigkeit ergab folgendes: Der Pfarrer predigt an allen Feiertagen; Nachmittagspredigten hält er nicht, außer an Ostern. Die Predigtvorlagen entnimmt er ausschließlich katholischen Büchern. Er hält sich an alle Vorschriften der katholischen Konfession. Die Messfeier gestaltet er voll katholisch. Die Gläubigen loben den Pfarrer, dies berichtet der Kirchenpfleger. Er lebe ein gutes priesterliches Leben und sei "in allen Dingen der alten Mainung". Die Frage des Visitators, wie häufig er selbst beichte, beantwortete der Pfarrer unbestimmt: so oft, wie ihn Gott ermahne ("so offt in Gott erman"). Der Pfarrer kennt die 7 Sakramente und glaubt daran (=der Glaube an die 7 Sakramente war Indikator für die kath.Haltung, denn die Protestanten kannten nur 2 Sakramente). Während seiner Pfarrzeit in Hebertshausen fand noch keine Firmung statt. Zu seinem Privatleben gibt der Pfarrer an, er habe eine Köchin, sei aber unverheiratet. In der Öffentlichkeit lasse er sich mit der Köchin nicht zusammen sehen.

Visitationsbericht von 1560 im Diözesanarchiv München
Die linke Hälfte der Seiten wurde für Hinweise
(z.B. von Vorgesetzten) frei gelassen

Pfarrei: Die Pfarrei hat 120 Gläubige (communicantes). Über das Pfarrvolk berichtet der Pfarrer nichts Gutes: Die Leute seien nicht sehr gottesfürchtig, kämen wenig zum Gottesdienst und zahlten den Zehent "gar untreulich". Auch würden die Leute behaupten, was der Pfarrer predige, "sey alles erlogen". Im Gottesdienst fingen sie ohne Zustimmung des Priesters selbst an, "den Glauben zu singen". Auch die Unterweisung der Beichtkinder bringe nicht viel: "sy sein halsperig", sagt Mayer dem Visitator. Immerhin seien die Pfarrangehörigen alle katholisch und zumeist auch ketzerischer Haltung unverdächtig, mit zwei Ausnahmen: Eine verdächtige Weibsperson in seinem Dorf wolle nicht zu ihrem Mann ("well aber nit zu im"). Der Pfarrer halte ihr die Verpflichtung aus dem Ehesakrament vor, doch sie frage wenig danach. Ein Bauer im Dorf sei abgebrannt und verdächtige einen anderen (der Brandstiftung). Dem wolle er nicht verzeihen und gehe deshalb nicht zur Kommunion.
Sein Einkommen beziffert der Pfarrer auf 200 Gulden (abzügl.60 Gulden Absentsgeld). Vom Kirchengrund ist nichts verkauft. In der Pfarrei gibt es ein gut gebautes Mesnerhaus. Der Mesner ist fleißig.
Kirche: Auch die Kirche ist in gutem Bauzustand, mit aller Zier versehen und wird sauber gehalten. Sie besitzt drei Altäre, einen Taufstein und ein wohlverschlossenes Sakramentshaus mit steter Beleuchtung (Ewig Licht). An Gerätschaften sind vorhanden: 3 vergoldete ("vergulte") Kelche mit Corporale, ein silbernes ("silbrin") Kreuz, eine Monstranz aus Messing, 2 Messbücher, ein zerissenes Gesangsbuch, ein Liturgiebuch und fünf Messgewänder. Das Allerheiligste und die heiligen Öle werden nicht rein aufbewahrt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krug. Der Bericht endet mit den Worten: "Sonst an allen Dingen kain Mangel".

Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden Sie hier...


 

Ebertzhausen (Hebertshausen)
    aus: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 6   31)

Schon unterm Jahre 769 ist in Meichelbecks Geschichte von Freysing der Ort Ebertshausen (Eparunteshusir) bemerkt *. Im Jahre 1498 besaß das Hochstift Freysing zu Ebertshausen oder Hebertshausen zwei Höfe, welche eben den Gebrüdern, Ulrich Eisenhofen, Probst Beyharting und Wolf Eisenhofer, Deutschordens-Conventual zu Olling auf Lebensdauer verschrieben waren. Diesen verlieh Herzog Sigmund, damaliger Besitzer des Landgerichts Dachau in gedachtem Jahre, Befreiung von aller gemeinen und gewöhnlichen Scharwerk. Menzing, Freytag nach St.Jakobstag, (27.Juli).
Einen Revers über solche Befreyung gab Probst Ulrich noch i.J. 1504. Im XVII. Jahrhundert hatten die von Mandel zu Deutenhofen einige Besitzungen zu Ebertshausen oder Hebertshausen. Namentlich reversirte Johann Mandl von Deutenhofen auf Münchsdorf Wolfseck und Tandern, churfrstl. geheimer Rath, Hofkammerpräsident, Lehenprobst und Pfleger zu Dachau und Neuburg an die churfrstl. Vormundschaft i.J. 1652 über einen Hof zu Hebertshausen, den vorhin Hanns Sebastian Voglmayr des Innern Rath zu München besessen hatte. (Urkundlich)
Es ist aber dieses Ebertshausen oder Hebertshausen links der Amper im zeitlichen Landgericht Dachau mit einer Pfarr zu St. Benedikt, wohin im Jahre 1754 die Filialen St.Peter zu Welshofen und St.Michael zu Pogenried gehörten und welches dermal mehr als hundert Seelen zählt nicht mit Ebertshausen im zeitlichen Landgericht Bruck zu verwechseln.

* damit ist nach neuerer Forschung aber Ebertshausen bei Odelzhausen gemeint.


05)


KALVARIENBERG - HEBERTSHAUSEN
von Katrin Pollems-Braunfels

Hoch aufragend stehen sie da, drei weiße Holzstämme mit Querbalken, hinter der mittelalterlichen St. Georg Kirche, die mit ihren romanischen Grundmauern hart am Rand einer Endmoräne über dem Ort Hebertshausen balanciert. Frei montiert an weißen Sockeln unterschiedlicher Ausrichtung stehen sie, mächtig, unter der weißen Farbe aus behauenem Holz. Die Balken sind mit dunklem Bronzeblech vor der Witterung geschützt. Die drei Kreuze stehen auf der höchsten Stelle des Hügels. Von der Aussegnung auf dem alten Friedhof von St. Georg führt hier der Weg nach Nordosten zum neuen Friedhof der Gemeinde leicht unterhalb des Hügels gelegen. Und der Verstorbene wie die trauernden Hinterbliebenen werden begleitet von den tröstenden Worten Jesu am Kreuz: Wahrlich ich sage dir, heut wirst du mit mir im Paradiese sein (Lk.23,43), die in großen, serifenlosen Lettern in den Betonsockel des rechten Kreuzesholzes eingelassen sind.

Es sind die Worte Jesu an den einen der beiden Verbrecher, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden. Dieser, dessen Kreuz an Jesu rechter Seite aufgestellt wurde, hatte Jesus Christus erkannt und ihn gebeten: "Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst." (Lk.23,42). Und ihm antwortete der Herr mit den oben genannten Heilsworten. Diese Stelle im Neuen Testament wurde in der spätmittelalterlichen Kunst zu einem Motiv der gelebten Andacht. Zahlreiche, überlebensgroße Darstellungen der Kreuzigungsszene aus der Gegenreformation und aus dem Barock, vielfigurig oder mit den Hauptfiguren Jesus Christus, seine Mutter Maria links und dem Lieblingsjünger Johannes rechts waren der Endpunkt von Kreuzwegen. Es bildete sich die Bezeichnung Kalvarienberg heraus, abgeleitet vom aramäischen Wort für Schädelstätte: Golgatha.

JESUS UND DIE BEIDEN SCHÄCHER

Wie in der Malerei um 1500, bei Dürer, Cranach oder Altdorfer, zuerst die drei Kreuze nicht nebeneinander gereiht wurden, sondern räumlich, einen dramatischen Bildraum formend zueinander gestellt, der jedem der Protagonisten die Bühne für seine exemplarische Rolle bot, so stehen auch die drei Kreuze in Hebertshausen in genau austarierter Weise zueinander.

Das mittlere Kreuz bildet das Zentrum, es zeigt als einziges die lateinische Kreuzform und überragt um diese Senkrechte die beiden anderen Kreuze.
Das vom Betrachter aus linke aber von Jesu Blickrichtung aus rechte, steht ihm näher. Ihre beiden Querbalken berühren sich gar um Haaresbreite.
Das andere Kreuz, das des unbeugsamen Schächers, der den Gekreuzigten noch im Todeskampf verhöhnte: "Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!" (Lk.23,19), dieses Kreuz wendet sich ab, steht deutlich abgerückt von den beiden anderen und sogar sein Sockel schwingt in eine andere Richtung.

Braucht es mehr, um uns zu zeigen, was zwischen diesen drei Menschen, zwischen dem Gottessohn und den zwei Sündern, der eine reuig, der andere nicht, geschehen ist? Und doch ist nichts so eindeutig, wie es zu sein scheint. Auch der linke Schächer ist nicht allein, auch hier markieren dieselben vier Nägel den Kreuzungspunkt der Balken. An diesem Kreuz gehen wir zwar vorbei, gerade dadurch, dass er sich von Jesus Christus abwendet, ist er uns, den Betrachtern, aber näher. EIN ZEICHEN IN DER LANDSCHAFT

Auffallend im strahlenden Weiß und doch korrespondierend zur Reihe der Birken mit ihren weißen, schrundigen Rinden, die den Friedhofsweg begleiten, wirkt die Kreuzesgruppe auf den Betrachter. Im Blickfeld der Spaziergänger oder der Trauernden auf dem Weg von St. Georg zum neuen Friedhof beschreiben die drei senkrechten Balken, begrenzt durch die Querbalken, einen Rahmen, in dessen Mittelpunkt das große Balkenkreuz sichtbar wird, das den Friedhof markiert. Zeichen dieser Art lenken den Blick, schärfen die Wahrnehmung für Bezüge, für raum-zeitliche Zusammenhänge. Die Münchner Architekten Florian Heim und Markus Kuntscher (www.heim-kuntscher.de) sind erfahrene Gestalter von gebauten Zeichen im Raum. Hier, im Dachauer Land, gibt es aber noch eine ganz andere Dimension des raumzeitlichen Zusammenhangs.

DER SS-SCHIESSPLATZ HEBERTSHAUSEN

Während der neue Friedhof im Nordosten des Kalvarienberges liegt, befindet sich in südwestlicher Richtung der ehemalige "SS-Schießplatz Hebertshausen". Um 1937 als Ausbildungsschießplatz für die SS errichtet, 1939 in das Dachauer Stadtgebiet eingegliedert, wurden hier ab September 1941 mindestens 4.000 Soldaten der sowjetischen Armee in krasser Missachtung des Kriegsvölkerrechts erschossen. Von den amerikanischen Truppen nach 1945 ebenfalls als Schießübungsplatz genutzt und in den Fünfzigerjahren an den Freistaat Bayern übergeben, wurden von der Stadt Dachau im erhaltenen SS-Wachhaus obdachlose Männer untergebracht. Das Gelände verwilderte, bis es als Wildbienenbiotop unter Naturschutz gestellt wurde. 1964 wurde ein Gedenkstein von Will Eilfers aufgestellt, die Neugestaltung des Gedenkortes zur Erinnerung an die dort ermordeten sowjetischen Soldaten ist geplant.

DIE MASSNAHMEN

Die Aufstellung des "Kalvarienberges" ist die erste in einer Reihe geplanter Maßnahmen, die die politische Gemeinde Hebertshausen, die katholische Kirchenstiftung Hebertshausen und das Erzbischöfliche Ordinariat München als Maßnahmeträger zusammen mit dem Verein zur Erhaltung der St. Georg Kirche e.V. bis zum Jahre 2020 ausführen. Neben einer Hangsicherung wird vor allem die mittelalterliche Kirche grundlegend saniert werden sowie ein neugestalteter Eingangsbereich im Westen die Sichtverbindung zwischen der Gedenkstätte Schießplatz und St. Georg betonen. Als Nebenkirche, Friedhofskapelle und Erinnerungsort für die ermordeten sowjetischen Soldaten hat St. Georg, das in der Nachkriegszeit wegen Baufälligkeit gesperrt werden musste, eine würdige neue Aufgabe gefunden. Als Pfarrkirche dient die Kirche Zum Allerheiligsten Welterlöser, die unterhalb des Hanges von 1960 bis 1961 errichtet wurde.

KATRIN POLLEMS-BRAUNFELS



Orgelreparatur 1861
Kostenvoranschlag v. 1.12.1860 von Orgelbauer Peter Moser, Mammendorf

"über die Reparatur der Orgl... Hebertshaußen...
1. Für zerlegen des ganzen Orglwerkes und Staube reinigen derselben 3 fl.
2. Für Reparatur des ganzen Pfeiffenwerkes zin wie von Holz vorzüglich der Pedall Paß, welcher ganz Schadhaft sich befindet
   das er keinen Laut mehr geben kann 6 fl.
3. Für ausbesserung der Tastatur Pedall und Manual 2 fl.
4. Für Reparatur der Manual Windladen die Fendil abrichten neu ledern, Federn Stiften zugbündeln (?) neu von Meßing Trath 10 fl. 5.    Für zwey Blasbälken, samt Rohr und bixen ins Langhauß setzen 15 fl.
6. Für die Paß Windlade zu Repariern, so wie die Manual Windlage gemacht wird 3 fl.
7. Für das Intonieren und neu stimen der 6 Register 9 fl.
Suma 48 fl. "


Restaurierung der Altarfiguren
St.Magdalena und St.Johannes

Die Assistenzfiguren am Choraltar St.Magdalena und St.Johannes wurden 1972 in der Werkstätte für kirchliche Restaurierungsarbeiten Johann Stachl aufwändig restauriert. Hier die Rechnung vom 6.11.1972.

"Renaissancekreuz: Die alte Fassung... gereinigt, abplatzende Stellen abgenommen und in Kreidegrund ausgebessert. Die losen Arme frisch verleimt. Fehlstellen und Schäden der Fassung - nach Konservierung der ganzen Fassung - in Mischtechnik dezent ausgebessert. Die ruinöse Vergoldung des Lendentuches und der Kopfstrahlen von Grund auf erneuert. Den freigelegten Kreuzbalken überholt...
Magdalena: Die alte Fassung der Inkarnatsteile noch fertig freigelegt, alles gereinigt, konserviert und Schäden behoben. Die Vergoldung und Versilberung des Mantels und der Unterkleider von Grund auf erneuert. Die Partien, die stark vom Wurm zerfressen waren, mit mehrmaliger Leimwassertränkung gefestigt, verkittet und mit Leinwand kaschiert. Die Versilberung des zweiten Unterkleides mit Krapplack lasiert und nach erfolgter Trocknung eingestimmt. Die andere Versilberung zurückgestimmt und die Futter in Farbe gefaßt. Nach Vergasung ...mehrmals mit XylamonCombi ... eingelassen...
Johann: Behandlung wie Magdalena. Diese Plastik war jedoch extrem vom Holzwurm zerfressen...
Die Attribute der Figuren ebenfalls hergerichtet.... Schlecht ergänzte Finger neu geschnitzt..."


Sakristei
Die Sakristei ist östlich an den Turm angebaut und mit einem Pultdach versehen. Ihr Zugang von außen führt durch das Turm-Erdgeschoss. Der erste Anbau dürfte in der 2.Hälfte des 17.Jh. errichtet worden sein. Vielleicht war es im Jahr 1653, in der der Landrichter angewiesen wurde, dass die Messgewänder in der (neu errichteten) Sakristei aufbewahrt und vor Schaden bewahrt werden.

1911 beschloss die Kirchenverwaltung die Verlegung der Sakristei wegen des Einbaus eines Oratoriums:
  "In der Pfarrkirche in Hebertshausen soll ein Oratorium in der Weise errichtet werden, daß von der jetzigen Sakristei in die Kirche eine Fensteröffnung gemacht und die Sakristei verlegt wird. Die Anbringung eines Fensters bzw. einer Öffnung von der Sakristei zum Presbyterium würde am besten möglichst bald geschehen. Mit dem Bau einer neuen Sakristei könnte noch gewartet werden. (...) Die Kosten (von 9800 Mark) trägt Herr Graf v. la Rosee.   33)


Das Generalkonservatorium im München genehmigte die Baumaßnahme am 10.10.1911 mit folgenden, nicht sehr schmeichelhaften Worten:   33)
  "Da das Kircheninnere und dessen Ausstattung künstlerisch nicht sehr bedeutend ist, so besteht unsererseits gegen die Einbrechung eines Oratoriumsfensters im Chor und zum neuen Sakristeibau keine Erinnerung" 33)
Ein Jahr später wollte der Graf kein Oratorium mehr, sondern nur noch einen exklusiven Chorstuhl für seine Familie im Altarraum. Das entnehmen wir einem Bericht der Kirchenverwaltung Hebertshausen an das Bezirksamt Dachau:
  "... mit dem Berichte, daß auf den an das erzb. Ordinariat gerichteten Antrag des Herrn Grafen von La Rosée, daß ihm an der Evangelienseite des Presbyteriums ein Platz zur Errichtung eines Chorstuhles von 4-6 Personen eingeräumt werde, die Kirchenverwaltung am 24. April 1912 beschlossen hat, daß in eine Einschränkung dieses Raumes auf die Dauer unmöglich eingewilligt werden kann... und daß die Erbauung eines Oratoriums im Raum des Turmes oberhalb des Durchganges zur Sakristei, wie es früher schon beabsichtigt war, als die einzige Möglichkeit erscheint, jedoch mit einen Aufgang von außen mit einem Anbau neben der jetzigen Thüre ins Freie. Die Absicht ein derartiges Oratorium zu bauen, scheint der Herr Graf nicht zu haben. Er benützt jetzt das Oratorium des Herrn Grafen von Spreti in Ampermoching." 33)
So verblieb die Sakristei in Hebertshausen an ihrer Stelle.

Die Inneneinrichtung der Sakristei stammte aus dem Jahr 1852. Dazu notierte der Pfarrer Huebmann:
  "Zu Ostern 1852 ließ ich die Sakristei fast ganz neu umwandeln, bis auf einen alten Kirchenkasten. Die Arbeit fertigten der Kistler Otteneder von Weilbach und dessen Bruder. Auch den eichenfarbigen Anstrich besorgten dieselben ganz lobenswerth".  33)



Friedhofsmauer 33)

Die Friedhofsmauer musste -wie bei allen anderen Kirchen- immer wieder renoviert und ausgebessert werden.
Bekannt ist dies aus den Jahren 1650, 1654 (3 Eichen für 4 fl. 41 kr. gekauft), 1683 (3000 Steine für 123 fl.), 1699 (550 maurstain), 1746, 1772, 1810 und 1837. Im 19./20. Jh. war mehrmals umstritten, ob die Kosten der Ausbesserung die politische Gemeinde oder die Kirchengemeinde zu tragen hat.
Wenn Sie Details über die Renovierungen der Friedhofsmauer in den letzten 200 Jahren erfahren möchten, klicken sie hier...

1810 wurde die Friedhofmauer mit großem Aufwand (11.000 Ziegelsteine und 100 Fuder Sand) völlig erneuert. 5 Maurer und 6 Handlanger hatten 36 Tage zu tun. Interessant ist der Kostenvoranschlag vom Schlossmaurermeister Anton Hergl aus Dachau vom 20.1.1810, der sich auf 705 Gulden belief, später aber vom Revisor auf 474 Gulden gekürzt wurde.

  "... Die Pfarr Kirche... ist auf einem Berghiegl von 50 biß 60 schue (= 15-18 m) höche erbauet, so 57 schue (= 16,7 m) lang, 28 schue (= 8,20 m) breit. Hiebäu befindet sich einne maur um die Kirche, welche zum einschlus des Kirchhofes diennet, sie ist 2 1/2 (= 73 cm) schue hoch über die Erdfleche des Kirchhof, Ausser diesser Erdfläche aber ist solche maur 10 biß 12 (= 2,90-3,50 m) schue hoch, welche dem Berghiegl zusammen haldet. Sohin zur Erhaltung der Kirche nothwendig Diesse maur aber ist serr baufellich, wouon einniche stick ausgelegt und neu gemacht werdenmiessen. Auch befindet sich ein stick maur Am Fues des Berg, welche 157 schue (= 46 m) lang 15 (= 4,40 m) hoch zue Gegenhalt des Berges, worauf die Kirche stehet wouon schon ein stick zu 30 (= 8,80 m) schue lang eingefallen und ein zweits zu 40 (=11,70 m) schue lang so einstweillen uerbelzet worden ist abzutragen. sohin ist nachstehendes Bau Material dan mauer und handtlanger Taglohn erforderlich"

1892
wurde wieder festgestellt, der nördliche Teil der Friedhofsmauer bedürfe der Erneuerung; dabei stellte der damalige Dekan Rößler anlässlich einer Visitation fest: "Weil die Friedhofmauer eine Gemeindesache ist, so erklärte H. Bürgermeister dieselbe heuer noch u. zwar so bald als möglich herstellen zu lassen". Die Gemeinde nahm die Baupflicht aber nicht an.

Als 1900 durch den Maurermeister Sebastian Schall aus Großinzemoos Reparaturen an der Friedhofsmauer durchgeführt wurden, übernahm die politische Gemeinde aber die Hälfte der Kosten von insgesamt 934,64 Mark.
Im Sitzungsprotokoll vom 23.1.1900 heißt es dazu:
  "Zur Deckung der Kosten hätte die Kirchengemeinde aufzukommen. Es übernimmt jedoch mit curatelamtl. Genehmigung vom 12. Mai 1899 die politische Gemeinde, die sich ohnehin mit der Kirchengemeinde deckt, einen Theil der Bestreitung der Kosten im Betrage von 460 M, erlöst aus dem Verkaufe an Gemeindegründen. Den restirenden Betrag hat die Kirchenstiftung Hebertshausen zu leisten".
Auch 1908 zahlte die Gemeinde die Hälfte der Renovierungskosten.

Als 1921 eine neue Südmauer errichtet wurde, hat die Gemeinde wohl die Kosten voll getragen. In der Kirchenrechnung ist jedenfalls kein Eintrag zu finden. Grund für den Neubau war, dass von der südlichen Friedhofsmauer unter dem Druck des Friedhofs ein etwa 20 m langes Stück aus seiner ursprünglichen Lage ausgebrochen war und sich im Rest Sprünge bildeten. "Die Beschädigungen sind derart, dass eine Reparatur nicht möglich ist, sondern eine vollständige Erneuerung des schadhaften Mauerteiles - aus praktischen Gründen durch Herstellung einer neuen Mauer vorderhalb der schadhaften - notwendig wird", schrieb der Bezirksbaumeister des Amtsbezirks Dachau. "Als Ursache der Beschädigung ist m. E. keineswegs eine ungenügende Tragfähigkeit des Maueruntergrundes anzunehmen, sondern lediglich die ursprünglich zu gering bemessene Stärke der Mauer, die die bedeutende Last der Hinterfüllung wohl noch aufzunehmen vermochte, jedoch den Druck der im April des Jahres gefallenen Schneemengen nicht standhalten konnte". Die neue Mauer wurde in Beton errichtet 40)

Die Untersuchung zur Stabilität des Kirchbergs vom 19.1.1920 durch das Geologische Institut bei der Bay. Akad.d.Wissenschaften (Dr.Boden) hatte folgendes ergeben:

  "Über die Gefahr eines Bergrutsches am Kirchberg in Hebertshausen.
Der Berghang, an dessen Oberkante die baufällige Friedhofmauer in recht exponierter Lage errichtet ist, besteht aus sehr feinkörnigen, lockeren, weichen Sandschichten. Da wesentliche Gesteinswechsel, die zur Ansammlung von Wasser in diesen Sanden führen könnten, nicht vorhanden sind, sickern die Tagewässer in die Tiefe und treten erst am Fuße des Hanges als Quellen zu Tage aus. - Die geologischen Verhältnisse liegen daher für die Bildung von Gehängebewegungen nicht günstig und Anzeichen für derartige Rutschungen, die zur Beschädigung der Mauer geführt hätten, machen sich an dem mit Vegetation bedeckten Hang auch nirgends bemerkbar. - Gegen die Herstellung einer neuen Mauer bestehen daher keine Bedenken, jedoch müsste dem erheblichen Druck der hohen Hinterfüllung,
1924 hat man die östliche Friedhofstreppe aus Granit neu erstellt 40)

1925
reparierte man den Friedhofssteg. Dazu gibt es folgendes Beschlussprotokoll der Kirchenverwaltung vom 4.1.1925:
  "Der höchst schadhafte Friedhofssteg bedarf dringender Reparatur ... Da einerseits nicht sicher feststeht, wer hiefür aufzukommen hat, und andererseits der Kirchenstiftung erhebliche Mehrkosten erwachsen, so wird an den ... Gemeinderat das Ersuchen gestellt, dessen Instandsetzung gütigst übernehmen zu wollen. Diese freiwillige Leistung wird von der Kirchenverwaltung schon im vorhinein dankbarst anerkannt wie auch die geplante Instandsetzung der östlichen Friedhofstiege, bei der die Gemeinde bedeutende Mehrkosten sich auferlegt, um ein dauerhaftes Werk zu schaffen".
1939 war der Friedhof an der Kirche "restlos belegt." Eine Erweiterung war nötig 40) Der Hebertshausener Bürgermeister Herzog begründete dies mit den Worten:
   "Es sind hier für ca. 35 Häuser und 70 Familien absolut keine Beerdigungsmöglichkeiten vorhanden, ganz abgesehen davon, dass
    sich gerade Hebertshausen auch nach Beendigung des Krieges infolge seiner Lage zu Fabriken und zum SS-Lager Dachau
    bestimmt wieder vergrössern wird."
Als in den Jahren 1941/1942 mit dieser Erweiterung begonnen wurde, stellte man fest, dass zuerst ein Graben aufgefüllt werden musste. Dazu wurden in den Wintermonaten 1941/42 französische Kriegsgefangene (Tageslohn 2,50 RM) und 1942 -weil die erforderlichen Erdbewegungen so groß ware
n 40) - zusätzlich KZ-Häftlinge aus Dachau (Stundenlohn 20 Pfg.) eingesetzt.
Im Zuge dieser Erweiterung kam es zu einem Streit um das Besitzrecht am Berghang, auf dem der neue Friedhof entstand (Gemeinde oder Kirchenstiftung) und über Rechte der Kirchenverwaltung bei der Verwaltung des Friedhofs. Der Regierungspräsident entschied, dass die politische Gemeinde Hebertshausen eine Friedhofsordnung nur für den neuen Friedhofsteil erlassen und in gleicher Weise Grabgebühren nur für den neuen Friedhof festsetzen und beanspruchen könne; der alte Friedhof um die Kirche verbleibe dagegen mit allen Rechten bei der Kirchenstiftung, wobei eine Schließung dieses alten Friedhofs wegen Vollbelegung in Erwägung gezogen werde (Vollzug mit Ausnahme von Familiengrabstätten am 22.1.1945). Für die Kriegsgräber gab es folgende Regelung:
  Eine Zusammenlegung dieser Gräber ist an sich sehr schön und gut, solange einheitliche Birkenkreutze (!) oder später auch Gedenksteine vorhanden sind. Eine Aufstellung von verschiedenen Grabmalen würde jedoch dieses einheitliche an die Opfer des deutschen Schicksalskampfes mahnende Bild wieder zerstören.
Bürgermeister Herzog, Hebertshausen an Landrat, Dachau vom 11.6.1942
1946 wurde dieser Friedhofsteil an die Kirchenstiftung verkauft 40).