Filialkirche
St. Georg in HEBERTSHAUSEN
Die alte Pfarrkirche St.Georg
liegt malerisch über dem Ort Hebertshausen und ist von weitem sichtbar.
Es handle sich aufgrund der "Topographie, der Geschichte und des
Panoramas um einen der schönsten Kirchenplätze im Landkreis
Dachau" sagte Architekt Kuntscher.
Die Ortschaft Hebertshausen (mit
6.000 Einwohnern) wird schon 783-789 schriftlich
genannt. Damals schenkte ein Kleriker namens Muniperht seinen Besitz dem
Freisinger Bistum. Sollte Muniperht Priester von Hebertshausen gewesen
sein, wäre dies die erste indirekte Erwähnung einer Kirche.
Es könnte sein, dass um die erste Jahrtausendwende an der Stelle
der Kirche eine Burg des damals aufstrebenden Geschlechts der Wittelsbach
mit einer großen Burgkapelle gestanden
ist. Nach dem Ende der Burg wird wohl aus der Kapelle eine Kirche für
die Bewohner der Ortschaft geworden sein. Diese Kirche/Kapelle muss jedenfalls
schon zu Beginn des 12.Jh. hier gestanden sein, weil an der vorderen Südwand
Wandgemälde
gefunden wurden, die zu dieser Zeit gemalt worden sind.
Knapp 200 Jahre später,
1293, wird St.Georg als Pfarrsitz beschrieben.
Kurze Zeit später, in
der Konradinischen Matrikel aus dem Jahr 1315
wird Hebertshausen als Herbrehtshausen, in der Sunderndorfer'schen Matrikel
von 1524 als Hebertzhausen mit Friedhof erwähnt. Die Pfarrei
hatte keine Filiale; sie war mit 90 erwachsenen Gläubige sehr klein.
Der 19 Meter hohe spätgotische
Sattelturm wurde um 1300 erbaut und in der
2.Hälfte des 15.Jh. erhöht. Er ist in seinen oberen Stockwerken
mit spätgotischen Rundbogenfriesen geschmückt. Eine der beiden
Glocken ist schon sehr alt; sie wurde von Paul Kopp, München 1692
gegossen.
1888
hat man den Bau nach Westen hin verlängert. Die daran angebrachten
Rundbogenfriese an der nordwestlichen Außenmauer sind nur Zierde.
Bei diesem Umbau hat man die gesamte Raumschale neu gefasst und sechs
Fenster mit Glasgemälden eingebaut.
Heutige
Nutzung als Aussegnungshalle und Gedenkort
Durch den Bau der neuen Pfarrkirche
zum Heiligsten Welterlöser im Jahr 1961 hatte die Georgskirche
ihre pastorale Bedeutung verloren. Sie wurde nur noch gelegentlich
zu kirchlichen Veranstaltungen oder Ausstellungen benutzt.
Nach mehrjähriger Planungstätigkeit und Überlegungen
für die spätere Nutzung hat man die Kirche von 2011 bis
2020 für über 6 Mio Euro renoviert. Darin sind auch die
Kosten für das ebenfalls sanierte Leichenhaus, die neue kleine
konfessionsneutrale Aussegnungshalle, die stabilisierte Kirchberg-Mauer
und die erneuerte Kirchtreppe enthalten.
Die Kirche nimmt jetzt - als Aussegnungshalle- wieder eine zentrale
Aufgabe für die Bürger Hebertshausens wahr. Sie ermöglicht
den Menschen einen ehrbaren und würdigen Abschied. Für
die Bürger, denen eine Kirche zu religiös ist, wurde eine
kleinere, in die Friedhofsmauer integrierte weitere
Aussegnungshalle neben dem Leichenhaus gebaut. 54)
Die Gemeinde habe dies als
Verpflichtung und Chance gesehen, so Reischl.
|
Kleine
Aussegnungshalle (links) und Leichenhaus
|
Das Ordinariat des Erzbistums München
und Freising schreibt dazu:
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"Die zahlreichen
baulichen Komponenten bilden den äußeren Rahmen für
die ehrwürdige Georgskirche als sinnstiftende Mitte. Vor dem
Hintergrund des zuletzt äußerst kargen Erscheinungsbilds
des Raumes mit geringer spirituell-emotionaler Atmosphäre galt
es, der Kirche durch eine umfassende, künstlerische Neuinterpretation
wieder geistige und gestalterische Strahlkraft zu verleihen, die der
Verpflichtung dieses geschichtsträchtigen Ortes gerecht wird....
Bei dieser Generalsanierung gelang es, der alten Kirche St.Georg durch
künstlerische Intervention eine weit über die Funktion hinausweisende
Strahlkraft zu verleihen, die ihrer topographisch und historisch herausgehobenen
Stellung entspricht " |
mehr zur
Umwidmung der Kirche ... siehe hier....
An der Ostseite der Kirche, der Chor-Außenwand, ist ein mit zwei
Türen verschließbarer Schrein angebracht, der ein Allerseelenbild
schützt. Die Türen des Schreins sollen an den Tagen des Arme-Seelen-Gedenken
geöffnet werden.
Vor der Kirche steht beim oberen Ende der Kirchentreppe eine Bronzesäule,
die in ihrem verbreiterten Kopf eine Kerze aufnimmt Es handelt sich um
eine Totenleuchte oder Seelenlicht.
Sie ragt über die Friedhofsmauer hinaus, so dass ihr Licht bis in
den Ort zu sehen ist.
|
Das
Gotteshaus wird auch als Erinnerungsort
an die 4500 sowjetischen Kriegsgefangenen, die 1941-43 am nahe gelegenen
SS-Schießplatz
ermordet wurden, genutzt. Die Pläne hierfür sind noch im
Entstehen.
Verwirklicht ist schon die Sichtachse zur SS-Schießstätte
durch
eine Spalte im Abdeckblech der Friedhofsmauer neben dem Eingangsportal
zur Kirche. Dort wird auch in Blindenschrift auf die Bedeutung der
Spalte hingewiesen.
Die Nazis hatten den Schießplatz so angelegt und abgeschirmt,
dass er von keiner Seite einsichtig war. Die einzige Stelle, von der
aus man in das Gelände hineinsehen konnte, war der Kirchturm
in Hebertshausen. Es gab Pläne, den Kirchturm deshalb zu verkleinern
und die oberen Etagen abzutragen.
Der Plan konnte gottseidank wegen des Kriegsendes nicht mehr verwirklicht
werden.
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Innenausstattung
Der stark eingezogene spätgotische
Altarraum schließt mit drei
Achteckseiten und ist mit einem schönen Netzgewölbe
überdeckt. In die Treffpunkte der Gewölberippen sind zwei einfach
bemalte Schlusssteine
gesetzt. Derzeit ist das Gewölbe weiß übermalt.
Der neu ausgestattete Kirchenraum
überrascht den Besucher vor allem durch sein Farbenspiel.
Da die mittelalterliche Farbgebung der Wände nicht mehr rekonstruierbar
war, hat das erzbischöfliche Baureferat auf die Wirkung des durch
die Fenster einfallenden Lichts gesetzt. 52)
Diese Idee setzte der renommierte
Maler Jerry Zeniuk um, ein 1945 in Deutschland geborener US-Amerikaner.
Er unterstreicht die Bedeutung des Ortes durch die Wahl der Farben für
seine Glasfenster:
Auf der Südseite verwendet er warme Farbtöne, auf der Nordseite
kühle, ins Grün und Blau gehende Farben. 51)
Ansicht ab 2020
per Mouseklick zu den Beschreibungen
Der Altarraum leuchtet dagegen in strahlendem
Weiß. Es ist der Summe aller Farben", erklärte der Diözesanbaumeister
Römisch, "und das Symbol für den Herrgott". Grün,
Weiß und Rot sind liturgische Farben. 51)
Eine zentrale Bedeutung für
die Raumkonzeption kommt der Ewig-Licht-Ampel
mit ihrem vom Goldstaub gefärbten, rubinrotem Glas zu, die im reinweißen
Altarraum steht. 52)
Es verweist auf die
Gegenwart Gottes in Form der konsekrierten Hostien, die im wiederhergestellten
Sakramentshaus in der Nordwand des Altarraums verwahrt werden. 52)
Der Altar
und der Ambo sind aus französischem
Sandstein gearbeitet.
Auf dem würfelförmigen Altarstein ist im Grundriss ein Kreis
eingraviert, der kreuzförmig geteilt ist. Die Durchdringung von Quadrat,
Kreis und Kreuz steht, wie in der Münchner Kirchenzeitung zu lesen
ist
52),
symbolisch für die Verbindung von Erde, Himmel und das Erlösungswerk
Christi.
In die Wände sind sechs
Epitaphe eingemauert.
Im Kirchenschiff wurden bei der
Renovierung 1972 alte Romanische
Wandgemälde entdeckt und sieben Jahre später freigelegt.
Obwohl nur noch Reste vorhanden sind, können Fachleute das Thema
"Lazarus in Abrahams Schoß" erkennen. Vor allem aber ist
das Alter der Gemälde beeindruckend: sie stammen aus der ersten Hälfte
des 12.Jh., sind also 900 Jahre alt. Die Gemälde sind der kunsthistorisch
wertvollste und bedeutendste Teil der Kirche, ein hochrangiges Denkmal
der romanischen Kunst im süddeutschen Raum.
Die feste Bestuhlung wurde
herausgenommen und durch bewegliche Stühle ersetzt. Das ist vor allem
in Coronazeiten sehr praktisch und verleiht dem Raum eine gewisse Leichtigkeit.
Die neugotischen Seitenaltäre
der Kirche wurden 1949 gegen Figuren des hl.Georg und einer Pietá
mit dem Bayerischen Nationalmuseum getauscht.
Von der Orgel steht nur noch
der Prospekt; die Orgelpfeifen sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden.
Berichte aus der Pfarrei
Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder auch aus dem Pfarrleben
von Hebertshausen berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar
mit dem Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck
aus der damaligen Zeit. So wird z.B. in der Zeitung Amperbote von 1955
vom 80.Geburtstag des Mesnervaters Josef Mair berichtet. Wenn Sie
an dem Bericht interessiert sind, klicken Sie hier...
Eine Liste der Pfarrer von Hebertshausen finden
Sie hier...
Denkmalschutz
Die
Kirche steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen
Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler
in Hebertshausen 81)
eingetragen Darin wird sie
wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-74-122-1; Am Kirchberg
12; Saalbau mit eingezogenem, fünfseitig geschlossenem Chor und Satteldachturm
im nördlichen Winkel, Turm und Teile des Langhauses wohl 13. Jahrhundert,
Chor spätgotisch, 1888 nach Westen verlängert; mit Ausstattung"
weiter zur ...
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Beschreibung
der Geschichte der Kirche:
im Anschluss
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Chronologische
Übersicht
Quelle meist: Dokumentation
zur Bau-,Ausstattungs-u.Restaurierungsgeschichte 33)
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784
|
zwischen 784-789
erste Erwähnung von Hebertshausen (Schenkung von Besitz in Heriperhteshusin
durch den
Kleriker
Muniperth) |
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800
|
Schenkung
des Adalungi, eines Priesters aus Hebertshausen |
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1150
|
bis
1160: in der 1.Hälfte des 12.Jh.: Ausmalung des Kirchenschiffs
mit Wandgemälden (Gemäldereste erhalten) mglw. war die
Kirche damals eine Burgkapelle 55)
|
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1200
|
Um
1200, Abbruch der Apsis, Neubau des Chores und Verschiebung der östlichen
Abschlusswand nach Westen 55)
|
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1293
|
erste
Erwähnung eines Pfarrsitzes, Errichtung des zunächst 3stöckigen
Turmes mit seinen romanischen Rundbogenfriesen |
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1315
|
Erwähnung
in der Konradinischen Matrikel |
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1440
|
Entstehung
der Hofmark Deutenhofen, zu der auch Hebertshausen gehört
55) |
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1470
|
in
er 2.Hälfte des 15.Jh.: Neubau des Chores und neuer Turmabschluss
55) |
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1500
|
Renovierung |
|
1524
|
Erwähnung
in der Sunderndorfer'sche Matrikel |
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1560
|
Visitation
des Bischofs und des Herzogs Albrecht V. |
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1595
|
Renovierung |
|
1625
|
Übergang
der Hofmark Deutenhofen an die Freiherren von Mandl (bis 1834) |
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1630
|
Glockenstuhl
durch Balthasar Fodermayr aus Hebertshausen, |
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neuer
Beichtstuhl hinter dem Choraltar, neue Holzstufen für die Treppe
auf den Kirchberg |
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1640
|
Reparatur
eines Kelches um 1 Gulden |
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1643
|
Errichtung
eines neuen Pfarrhofes nach der Zerstörung im 30jährigen
Krieg 60) |
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1646
|
Erwerb von Glocken |
|
1650
|
bis 1651: Reparaturen an der Kirchenmauer und der Friedhofsstiege |
|
1653
|
möglicherweise
Sakristeianbau |
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1654
|
neues
Antependium, neue Fahne, Renovierung des Heiligen Grabes |
|
1683
|
Reparatur
der Friedhofsmauer (3000 Steine, 123 fl. ) und des Kirchendachs durch
Maurermeister Hans Öttl
aus Dachau
|
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1687
|
ging
die Verwaltung der Kirche an die Hofmarksherrschaft über |
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1692
|
neue
Glocke von Paul Kopp
aus München |
|
1693
|
Errichtung
des heute noch bestehenden Pfarrhofs
60) |
|
1698
|
Erneuerung
von Gestühl, Türen, Treppen u. Vertäfelung an der Empore
durch den Dachauer Kistler Martin Prugger
35) |
|
1699
|
Verlegung
eines neuen Pflasters aus Juraplattenkalk ("neü Märblstaines
weisses pflaster"; die Steine wurden vom
Steinbruch
nach Vohburg und von dort nach Hebertshausen geliefert)
|
|
|
Reparatur
der Friedhofsmauer ("Zu der eingefallenen Kirchenmauer hat
man zur wider aufrichtung vonnöthen gehabt
550 maurstain...") |
|
1710
|
Weihe
(neuer?) Seitenaltäre |
|
1739
|
Erwähnung
der Kirche in der Schmidt'schen Matrikel |
|
1740
|
Reparaturen
der Kanzel durch Kistler Simon
Prugger, Bildhauer Barthol. Schupaur
und den Maler Franz Mayr
|
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1742
|
neues
Choraltar-Antependium von Bartholomäus Schupaur, Altarblatt mit
Bild des Hl. Georg von Maler Franz Mayr |
|
1745
|
vAntependium
von Franz Mayr bemalt |
|
1746
|
Reparatur
der Friedhofsmauer, neues Tabernakelpostament von Bartholomäus
Schuhpaur sowie eine Darstellung
des Jüngsten
Gerichts auf einer Holztafel im Vorzeichen/Vorhaus von Franz Mayr |
|
1747
|
bis
1749: Veränderungen am Choraltar; Skulpturen der hll. Wendelin
und Barbara von Bartholomäus Schupaur,
zwei Gemälde
der hll. Franz Xaver und Petrus Regalatus sowie zwei neue "Apostelschild"
von Franz Mayr |
|
1751
|
erhielt
die Kirche die ersten Kreuzwegstationsbilder, die vom Hufschmied Michael
Härl gestiftet wurden |
|
1772
|
gewaltsamer
Abbruch einer neu aufgestellten, gebrauchten Orgel und ihre Verbringung
in das Hofmarksschloss
Deutenhofen
durch Baron von Mändl. |
|
|
Reparatur
der Friedhofsmauer und der Treppe |
|
1794
|
Kostenvoranschlag
zum Pferdestall u.zur Remise des Pfarrhofs durch Maurermeister Lorenz
Miller aus Hebertsh. mit Plan
|
|
1810
|
umfangreiche
Instandsetzung d.eingestürzten Friedhofsmauer durch den Dachauer
Maurermeister Jakob Hergl
34) |
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1815
|
Reparatur
des Kirchendaches für 25 fl. 30 kr. |
|
1816
|
Abbruch
eines nicht näher bezeichneten, "schädlichen Nebenbaues"
und Tünchung der Kirche |
|
1817
|
Pfarrbeschreibung |
|
1823
|
bis
1824 sieben neue Fenstergläser eingesetzt |
|
1825
|
Aufteilung
der Mittel des ehemals bei der Münchner Frauenkirche bestehenden
Baron von Mandlschen Benefiziums |
|
1831
|
bis
1832: Reparaturen am Kirchturmdach und an den Außenwänden
der Kirche |
|
1834
|
bis 1835: Reparatur des Glockenstuhls und des Emporengestühls;
|
|
|
Einbau
eines neuen Beichtstuhls hinter dem Choraltar |
|
|
Aufstellung
einer Orgel vom Orgelbauer Martin Lautenhammer (1777-1844) aus München
Übergang
der Hofmark Deutenhofen an die Familie von Spreti |
|
1837
|
Reparaturen
am Kirchendach und dem Vorhaus, früher Vorzeichen genannt |
|
|
Reparaturen
an der Friedhofsmauer |
|
1839
|
bis
1840 neuer eichener Glockenstuhl von Zimmermeister Höß
für 88 Gulden |
|
1844
|
Reparaturen
an Leuchtern, Ampel und sonstigen liturgischen Geräten durch
den Gürtler Wenzeslaus Schweigland |
|
1846
|
große
Innenrenovierung. |
|
|
Entfernung
der Kanzelstiege; |
|
|
Altarraum
in grünlicher Steinfarbe mit weißen Kanten ausgemalt |
|
|
Kanzel,
Hochaltar und Seitenaltäre durch Maler Huber aus Dachau neu gefasst. |
|
|
Reparatur
der Orgel. |
|
1847
|
Renovierung
von Figuren (Kreuzigungsgruppe, Kreuzwegtafeln, Apostelkreuze, Barbara
u.Wendelin) durch Anton Huber |
|
1848
|
Turmreparatur
nach Blitzschlag |
|
1849
|
Übergabe
der Verwaltung des Kirchenstiftungsvermögens von der gutsherrlichen
Administration an die neu konstituierte
Kirchenverwaltung
|
|
1852
|
neue
Einrichtung für die Sakristei; |
|
|
Renovierung
des Gestühls (eichenholzfarbig maseriert) |
|
1854
|
Reparatur
der Glocken um 49 fl. 59 kr. |
|
1855
|
bis 1856: Renovierung von zwölf "uralten" Apostelbildern
und des Hochaltarblatts mit einer Georgsdarstellung sowie
die Vertäfelung
der Empore |
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1859
|
wurde
eine Glocke durch den Glockengießer Johann Georg Bauer aus München
umgegossen |
|
1860
|
bis
1863: Reparatur von zahlreichen Bauschäden (Dach, Mauerrisse)
durch Maurermeister Jakob Hergl
Tünchen
des Innenraums, Auffüllen des westlich bzw. nordwestlich
der Kirche verlaufende Hohlwegs (früherer Burggraben
?), den man für mitverantwortlich für Bauschäden
hielt (50 m Länge, 6,5 m Breite, 6,5 m Höhe) |
|
|
Reparatur
der Orgel durch Peter Moser
aus Mammendorf |
|
1867
|
Visitation |
|
1869
|
neuer
Choraltar von Maler Balthasar Kraft
aus Pfaffenhofen an der Ilm für 600 Gulden |
|
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Kurzbeschreibung
der Kirche durch Pfarrer Fendt
Anfertigung
von drei neuen Antependien durch Kistler Leonhard Bechler |
|
1874
|
Beschreibung
der Kirche als Teil der Bistumsbeschreibung von Mayer/Westermayer
|
|
1876
|
nicht
näher bezeichnete Baureparaturen für 135,75 Mark |
|
1878
|
neue
Kreuzwegstationsbilder |
|
1882
|
Ausbesserung
der Stützmauer |
|
1883
|
Reparatur
der Orgel und der Kirchturmuhr |
|
1888
|
Verlängerung
der Kirche um 4 Meter nach Westen durch Maurermeister Josef Reischl
aus Dachau |
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1889
|
neue
Orgel von Anton Bouthillier
aus Öttingen für 1770 Mark (Prospekt erhalten) |
|
1891
|
zwei neugotische
Seitenaltäre aus dem Atelier von Johann Marggraff
aus München |
|
1892
|
nach
1892: Erneuerung der nördlichen Friedhofsmauer |
|
1895
|
Beschreibung
von Kunstgegenständen |
|
1896
|
neue
Kanzel von Marggraff
zwei
Eisenträger über dem Chorbogen im Dachboden eingezogen (wegen
Senkung des Chorbogens) |
|
1898
|
bis
1899:Innenrenovierung: Ausmalung der Raumschale durch Maler und
Vergolder Johann Weber aus Indersdorf |
|
|
(nach
Entwurfvon Marggraff) und Einbau von sechs Glasgemäldefenstern
durch die Fa. Zettler, Mch (im Chor
Herz-Jesu
und Herz Mariä, Fenster im Schiff mit "Teppichmuster"
versehen 55)
|
|
1900
|
Reparatur
der Friedhofsmauer durch den Maurermeister Sebastian Schall aus Großinzemoos
für 1400 Mark
neue
Weihwasserschale aus weißem Marmor (Steinmetz Bucher aus Pellheim)
für 6 Mark |
|
1908
|
Außenrenovierung:
Ablaufrinnen an Fenstern, Neuverputz der Westseite außen, |
|
|
Außenanstrich
von Kirche und Turm, Anstrich der Zifferblätter der Turmuhr, |
|
|
Reinigung
der Orgel durch Franz Borgias Maerz
(1167,63 M.) |
|
|
Reparatur
der Friedhofsmauer für 340 Mark |
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1909
|
wollte
die Kirchenverwaltung eine Reihe von Kunstgegenständen an die
Missionsgesellschaft abgeben. Vier
Kunstgegenstände
musste sie behalten. |
|
|
Reparaturen
an der Pfarrkirche und an der Friedhofsmauer, |
|
1915
|
wurde
der Verkauf eines kupfernen Weihwasserkessels aus dem 16. Jh. vom
Ordinariat nicht bewilligt. |
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1917
|
Einrichtung
des elektrischen Lichts in der Kirche |
|
1919
|
Reparatur
der Orgel durch Karl Bittner aus München |
|
1920
|
Reparatur
der wichtigsten Baumängel am Dach, die in den Kriegsjahren wegen
Arbeitskräftemangels nicht behoben
werden
konnten; neues Pflaster im Altarraum |
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1921
|
Abbruch
des Pfarrstadels , die Gemeinde Hebertshausen nutzt die anfallenden
Ziegel für die Rep. d.Friedhofsmauer |
|
1921
|
Neubau
der südlichen Friedhofsmauer
Reparatur
der Sakristeitüre und des wegen der Frühjahrsstürme
"arg demolierten Kirchendachs"
Genehmigung
einer Familiengrabstätte des Fürsten Adalbert von Sayn-Wittgenstein
unter der großen Eiche auf
der Nordseite
des Friedhofes |
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1923
|
Volksmission |
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1924
|
Errichtung
der östlichen Friedhofstreppe aus Granit 40) |
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1925
|
Reparaturen
an den Friedhofswegen und -zugängen |
|
1941
|
bis
1942: Erweiterung des Friedhofs unter Einsatz von französischen
Kriegsgefangenen u. der Insassen des KZ Dachau |
|
1942
|
Ablieferung
der größten Glocke aus dem Jahr 1697 für Kriegszwecke |
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1946
|
wurde
der neue Friedhof an die Kirchenstiftung verkauft |
|
1949
|
bis
1952: Große Innenrenovierung. Puristische Neugestaltung
des Inneren nach Vorgaben von Josef Blatner. |
|
|
Entfernung
der der Kanzel und der neugotischen Seitenaltäre. 40) |
|
|
Die
Seitenaltäre wurden gegen die leihweise Überlassung von
zwei Schnitzfiguren (Mater dolorosa und St.Georg) aus
der
Zeit um 1700 mit dem Bayerischen Nationalmuseum getauscht
55)
|
|
|
Einbau
eines neuen Orgelregisters (Gedeckt 8') durch Leopold Nenninger
für 493.-DM |
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1961
|
Bau
der neue Pfarrkirche zum Heiliger Welterlöser; keine Gottesdienste
in St.Georg mehr |
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1962
|
Schließung
der Kirche wegen Baufälligkeit |
|
1972
|
bis 1983:
große Renovierung zum Erhalt des Bauwerks, Abriss der baufälligen
Kirchenschiff-Nordwand aus der Romanik |
|
1979
|
Freilegung
der romanischen Wandmalereien an der Südwand durch Kirchenmaler
Konrad Wiedemann
Begasug des
Kirchenraums |
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2013
|
Errichtung
der Kreuzigungsgruppe auf dem Weinberg |
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2014
|
Baugenehmigung
für die Umgestaltung zur Aussegnungshalle u.s.w |
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2014
|
bis 2020:
Generalsanierung, Nutzungsänderung u. künstlerische Neuausstattung
unter Maler Jerry Zeniuk
44) |
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2016
|
bis
2017: Umbau Aufbewahrungsraum
, Neubau der kleinen Aussegnungshalle an der Friedhofsmauer (HeimKutscher) |
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2017
|
bis
2020:
Gesamtrenovierung d. Georgskirche,
Friedhof, Treppenanlage und Stützmauer 60) |
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2019
|
Einweihung
der
kleinen Aussegnungshalle
am 1.11.2019 |
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2020
|
Einweihung
des
Gedenkorts
durch Weihbischof Bernhard Haßlberger am 4.10.2020 |
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2021
|
Renovierung
der Figurengruppe Pieta |
Anfang
Dezember 2023 wurde die Kirche in der Münchner Kirchenzeitung als
Kraftort der Woche vorgestellt. 80)
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Sage nach soll Hebertshausen
von König Pippin, dem Vater von Karl dem Großen, gegründet
worden sein. Hier an der Mündung von Amper und Würm habe er
eine Kapelle errichtet, um die sich bald Siedler niederließen.
Über die Geschichte der Adeligen, der Lehensherren und Hofmarksherren,
zu denen Hebertshausen im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit gehörte,
hat das Oberbayerische Archiv für vaterländische Geschichte
im Jahr 1844 in seinem 6.Band auf Seite 264 berichtet 31).
Wenn Sie den Text lesen möchten, klicken
Sie hier...
Geschichte
der Kirche
Aus der Zeit von 783-789
hat sich eine Urkunde mit dem Datum 4.Juli erhalten, in der der Kleriker
Muniperht die Schenkung seines Besitzes zu Heriperhteshusun und an der
Uuirma (Würm) an das Bistum Freising (Bischof Atto 783-810) erneuert.
05)
Das Jahr der Urkunde ist uns nicht
bekannt. Die Eingrenzung auf 789 ist möglich, weil einer der im Dokument
genannten Zeugen "presbiter Tarchnat" in einer Urkunde aus dem
Jahr 790 als "archipresbiter" bezeichnet wird. Ob Muniperht
Priester in Hebertshausen war, wird nicht gesagt, ist aber möglich.
Dann wäre diese Urkunde indirekt der erste Hinweis auf eine Kirche
in Hebertshausen (zum Originaltext der Urkunde
Nr.110 ...)
Gleiches gilt für die Urkunde Nr. 163 der Freisinger Traditionen.
Sie dokumentiert die Schenkung des Adalungi, des Priesters von Zezinhusir.
Die Urkunde wurde in der Zeit zwischen 792 und 808 ausgestellt.
Nach Auffassung des Kunstreferats im erzb.Ordinariat
55)
könnte die Burg im Zusammenhang mit dem Aufstieg der Wittelsbacher
im 12.Jh. stehen, die um 1104 in den Besitz der Grafschaft Dachau kamen.
Üblicherweise wurden Erweiterungen des Herrschaftsbereichs durch
intensive Burgenbautätigkeiten abgesichert.
Burgkapelle um 1100 ?
32)
Archäologische Grabungen in der Zeit um 2000 haben ergeben, dass
um die erste Jahrtausendwende an der exponierten Stelle der Kirche eine
Burg mit einer Burgkapelle gestanden sein könnte. Dafür sprechen
die strategisch günstige Lage oberhalb des Zusammenflusses von Würm
und Amper, die steil zum Ampertal hin abfallenden Hangkante mit weitem
Blick in die Münchner Schotterebene sowie die aufgefundenen Gräben,
die den Platz der Kirche vollständig von der Umgebung abgeteilt haben
(Burggräben) und schließlich das Patronat des heiligen Ritters
Georg.
Der Großteil des heutigen Kirchenschiffs (drei von vier Jochen)
könnte zur Burgkapelle gehört haben. Sie wurde aus kleinformatigen,
unregelmäßigen Tuffsteinquadern errichtet. Dabei handelte es
sich um Sichtmauerwerk, das durch helle, mit der Kelle fein gestrichene
Fugen akzentuiert war (Pietra rasa). Licht kam durch zwei kleine rundbogige
Fenster. So hat man um 1100 gebaut. Für die frühe Erbauungszeit
sprechen vor allem Reste von Wandgemälden aus dieser Zeit, die 1979
entdeckt wurden. Die Nordmauer des alten Kirchenschiffs war um 1972 wegen
Einsturzgefahr abgetragen und neu aufgezogen worden. Deshalb kann über
ihre Entstehungszeit und ihre (wahrscheinliche) Bemalung keine Aussage
mehr getroffen werden. Für eine Burgkapelle aber war die Kirche,
die neben dem Langhaus auch eine Apsis hatte, sehr üppig.
Mehr über die Wandgemälde erfahren
Sie hier...
Erste Pfarrei
1293
Nach dem Ende der Burg
könnte aus der Burgkapelle eine Kirche für die Bewohner der
Ortschaft geworden sein. Dies könnte mit den Umbauarbeiten um 1200
zusammenhängen. Damals wurde die kleine Apsis der Burgkapelle abgebrochen
und der Chorraum der Kirche neu errichtet. Dabei hat man die östliche
Abschlusswand nach Westen verschoben. 55)
Dies bedeutet aber, dass der Chor in das Langhaus
"hineingeschoben" wurde und dort die schon vorhandenen Wandgemälde
in ihrem östlichen Teil beschädigte (siehe angeschnittene Figur
des Königs).
Die Kirche
St.Georg war jedenfalls schon im Jahr 1293 Pfarrsitz. Aus dieser
Zeit stammen auch noch die unteren Geschosse des Kirchturms.
Neubau
der gotischen Kirche
In der 2.Hälfte des 15.Jh. wurden der (heutige) Altarraum mit seinem
gotischen Netzrippengewölbe und ein neuer Turmabschluss (zusätzliches
Geschoss) errichtet. Das Kirchenschiff selbst blieb unberührt, weil
die Wandgemälde aus dem 11.Jh. an dessen Wänden heute noch erhalten
sind. Dieser Bau hat sich im Wesentlichen bis heute erhalten; er wurde
nur durch Ausbesserungen und durch die Verlängerung 1888 verändert.
Eine barocke Umgestaltung der Raumschale, wie sie viele Kirchen der Umgebung
erfahren haben, unterblieb. Von der mittelalterlichen Einrichtung sind
heute aber nur die Stipes des Choraltars und die Cuppa des Taufsteins
erhalten.
Matrikel
von 1315 01)
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 wird Hebertshausen als "Herbrehtshausen
cum sepultura" (= mit Friedhof) erwähnt. Sie hatte keine Filiale.
Matrikel von 1524
01)
Die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 spricht sogar von einem Dekanat
Hebertshausen. Doch dies bedeutet nur, dass der Hebertshausener Pfarrer
auch Dekan (des späteren Dekanats Dachau) war. In dieser Matrikel
werden vor allem die Einkünfte und Abgaben der Pfarrei geschildert
und erstmals die Kirchenpatrone (hier St.Georg) genannt. Doch sie enthält
auch den Namen des damaligen Pfarrers und Dekans Heinrich Rieger. Die
Pfarrei hatte noch immer keine Filiale; sie war mit 90 Communicantes (Gläubige
nach der Erstkommunion) 15)
auch eine sehr kleine Pfarrei, viel kleiner als der Durchschnitt der Pfarreien
im Dachauer Land (230 Gläubige). Das Präsentationsrecht (Recht,
einen neuen Pfarrer zu bestimmen) lag beim Freisinger Bischof allein (Jus
liberae collationis). 79)
Seit der Pestzeit im 17.Jh hat die Kirche St. Sebastian als zweiten
Patron.
Visitationsbericht von 1560
10)
Im Jahr 1560 hatte der Freisinger
Bischof eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer
und Pfarreien angeordnet. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse
Im Bericht über St.Georg
in Hebertshausen heißt es, Pfarrer sei Sigismund Mayer.
Er halte predige an allen Feiertagen aus katholischen Büchern.
Die Überprüfung des theo-logischen Wissens habe ergeben,
dass der Pfarrer über die katholische Lehre gut Bescheid weiß
und sie nach wie vor praktiziere. Die Pfarrei habe nur 120
Gläubige, alle seien katholisch und der Übernahme der
neuen Religion unverdächtig. Aber sie seien nicht sehr gottesfürchtig,
kämen wenig zum Gottesdienst und zahlten den Zehent "gar
untreulich". Was der Pfarrer predige, sei gelogen, behaupteten
sie sogar. Die Einnahmen des Pfarrers betrügen 200 Gulden,
davon müsse er 40 Gulden dem offiziellen Pfarrherrn geben (Absentgeld).
Über das Privatleben vermerkt der Visitator, der Pfarrer habe
eine Köchin, sei aber unverheiratet (man konnte damals durch
einfache Willenserklärung heiraten)
|
Hebertshausen
(Hebretzhausn)
in der Karte von Apian 1568
|
Die Kirche befinde sich in gutem
Bauzustand heißt es weiter. In ihr stünden 3 Altäre, ein
Taufstein und ein wohlverschlossenes Sakramentshaus mit steter Beleuchtung
(Ewig Licht). Außerdem besitze die Kirche die Sepultur (Begräbnisrecht).
Der Bericht schließt mit den Worten: "Sonst an allen dingen kain
mangel".
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten, klicken
sie hier...
Renovierung 1595
In einem Protokoll des Geistlichen Rats München vom 2.Mai 1595 wird auch
die Renovierung der Hebertshausener Kirche angesprochen. Allerdings wird
hier von einer Philipp- und Jakobikirche gesprochen.
|
"...
Sovil nun anlangt S. Philipp und Jacobi Khirchen zu Heberzhausen lassen
wir uns gd.(gnädigst) gefallen, das deinem andeiten (Andeuten)
gemeß mit reparirung derselben sovil die notturfft (Notwendigkeit)
erfordert verfaren, das maln (Bemalen) aber, weils besorglich
wenig bstande haben eingestelt, zumal es in der khirchen vermögen,
solchen Paucossten zezalen ist." (BayHStA: Kurbayern, Geistlicher
Rat 17, f. 74) |
Reparaturen 1630 33)
Aus alten Kirchenrechnungen ist noch zu erfahren:
- 1630 wurde ein Beichtstuhl von Georg Braistner (?)
06)
geliefert
und ein Glockenstuhl um 5 fl. 40 kr. durch den Hebertshausener
Zimmermann Balthasar Fodermayr erstellt; geplant wurde außerdem
eine Seitenaltar-Reparatur.
Text in der Kirchenrechnung:
|
"...
Item ain newen Beichtstuell Hinder den Choraltar machen Lasßen,
destwegen Geörgen Straiffnern (?) khisstlern bezalt 5 fl. ..
für 24 hilzene gedräte Stäfl. zu ainem Gätter für
den Choraltar ... 1 fl. 24 kr...
... auf Gebey
Demnach der alte Gloggenstuell, aller schadthafft, vnd Paufellig worden
hat solcher nothwendig zuuerhiettung gefahr abgetragen vnd von neuem
reparirt werden miesßen, darzue erkhaufft 6 Aichreisß... 9 fl. vmb
3 gemaine Pretter zum Poden under den Gloggsthuell... 30 kr. M.
Palthasarn Fordermayr Zimermann von Heberzhausen von den Aichreisßen
außzuhackhen, vnd den Gloggsthuell zumachen 17 Tag 1 pr 20 kr... 5
fl. 40 kr.
dem Gesellen 15 Tag 1 pr. 18 kr. macht 4 fl. 30 kr. dem Schmidt zu Heberzhaußen,
von den alten Pendern widerumb zurichten, vnd in den Gloggstuell zumachen,
für hergebens Eisen vnd macherlohn bezalt 1 fl. 45 kr. den Zimerleithen
vnd benachberthen alß man den Gloggstuel in Thurn aufzogen vnd aufgericht,
zum bessten ein Hebwein geben 2 fl. Item die aine Hoche Stiegen am
Perg abtragen vnd von Lauther Aichnem Holz, so Claß Mändl hergeben,
den ganzen Perg hinauf Aichne drith, oder Stäfl. machen lasßen, deßwegen
mit dem Zimmermaister gedingt, vnd abgeprochen worden auf 5 fl. 30
kr. vmb 8 feichtne Stangen zur Handthaben an die Steege bezalt 1 fl. ..
Summa außgaab auf Gepey 29 fl. 55 kr.
Paufell
1. Die Maur am Perg, vnden herumb allenthalben schadthafft außzubessern.
2. Der aine Seiten Altar zu Renovuiern.
3. So ist der Khirchen ornath ain Inuentarypuech ordentlich beschriben.
4. Vnd auch der Pfarr- vnd Widenhof, der zeit bey gar gueten wirden."
(StAM: Geistlicher Rat Kirchenrechnungen Pfleggericht Dachau 1630)
|
Reparaturen
um den 30jährigen Krieg 33)
Noch während des Krieges ist in der Kirchenrechnung von 1640
von der Reparatur eines zerbrochenen Kelches um 1 Gulden die Rede. Text:
"... vor ainem zerprochnen Kölch zefassen vnd wieder zemachen
1 fl. .."
Ob dies mit dem Schwedeneinfall 1632 zu tun hat, ist nicht klar. Ein Goldkelch
wäre von den Soldaten mitgenommen worden. Der Reparaturbetrag von
1 Gulden spricht gegen ein kostbares Metall.
Im Jahr 1646, gegen Ende des Krieges, wurden neue Glocken angeschafft.
Text: "... Von obig rest, vi auf gepey vnnd Gloggen vnnd derentwillen
wie hier angezeigt, die Consens befelch noch
ermannglen,
wenigst außgelegt werden yber 110 fl. ".
1650 wurde die Kirchentüre ausgebessert und neu beschlagen
("... Von der Khirchthir auszebessern vnd zubeschlagen 3 fl. 39 kr) und
die Kirchenstiege mit Holz von 10 Eichen erneuert.
|
Zu
der Khürchenstiegen auf der Linggen seithen 10 Aich vom Pals
erkhaufft 10 fl. vmb 100 Preiß vnd souil häggen 1 fl.
Zu bemelter Stiegen 6 Hölzer... 3 fl.
Daruon zeschlagen 18 kr. vmb 36 taglohn den Zimerleithen a 20 kr. thuet
12 fl.
vmb 20 gemaine Pretter zum Thurn vnd der Uhr ... 2 fl.
Dem Schmidt für Pendter vnd schnallen 40 kr.
50 Preternögl... 8 Lainstanngen...
Summa... 35 fl. 36 kr.
... verbleibt dem Gottshaus an resst 185 fl. 4 kr. 4 hl ... Am Resst
ist auf... Consens, so ao 1651 einkhombt, wider erpaut in die Khirchmaur,
Stiegen vnd anders, das ybrig im Zechschrein, vnd was noch wenigs
abgehet, auch firderlich darein zerichten so kan man außleichen 100
fl. " |
Aus dem Jahr 1653 werden bevorstehende Baureparaturen erwähnt:
der Landrichter wird angewiesen, darauf zu sehen, dass
"die iezige Reparation also angestelt werde, das hinfürters die
paramenta in der Sacristey so vil immer möglich vor schaden
und verderben conservirt, und erhalten werden mögen."
Möglicherweise steht diese Meldung im Zusammenhang mit dem bereits
oben erwähnten Sakristeianbau.
Dass die Kirche St. Georg in Hebertshausen nach dem 30jährigen
Krieg finanzielle Probleme hatte, wurde auch amtlich bestätigt.
1661 überprüfte der Freisinger Bischof die Besitz- u.
Einkommensverhältnisse der Kirchen, um von den reichen Kirchen
eine Bausteuer für den Aufbau des zerstörten Reformatenklosters
in Freising zu erheben. Drei Kirchen im Amt Dachau wurden dabei
als arm eingestuft: Die Kirchen in Goppertshofen, Sulzrain und Hebertshausen;
sie hatten deshalb keine Steuer zu entrichten. 45)
1687 ging die Verwaltung der Kirche an die Hofmarksherrschaft
über. 33)
1710: Weihe der barocken
Seitenaltäre 29)
Die Altäre blieben
bis 1891 in der Kirche.
|
Ausschnitt aus der Karte des
Freisinger
Geografen Georg Philipp Finckh von 1655
Hebertshausen - Eberzhausn
|
1730 lieferte der Dachauer Kistler Johann
Georg Prugger drei Sakristeikästen.
Matrikel 1738/40 01)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte der Freisinger Kanonikus Schmidt
alle Pfarreien der Diözese Freising und beschrieb sie in der nach
ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel. Die Pfarrei Hebertshausen, schreibt er, werde seit
1737 von Pfarrer Franc.Xaver Anton Hiltmair geleitet. Das Präsentationsrecht,
das Vorschlagsrecht für die Besetzung einer Pfarrerstelle, wechsle
monatlich zwischen dem Freisinger Bistum und dem bayerischen Kurfürsten
(=Monatspfarrei; dabei konnte der Bischof einen neuen Pfarrer bestellen,
wenn der Vorgänger in den sog.päpstlichen Monaten-ungeraden
Monaten wechselte oder verstarb, andernfalls der Herzog). Die Zahl
der Gläubigen betrug nur 151. Die Pfarrei gehörte zu den kleinsten
im heutigen Gebiet des Landkreises Dachau. Der Pfarrhof und die Wirtschaftsgebäude
werden als neu und gut bezeichnet; von Schäden keine Spur. Die Pfarrei
hatte keine Filialkirchen. Im Pfarrgebiet befand sich nur die Schlosskapelle
in Deutenhofen; doch die sei nicht geweiht, schrieb Schmidt, und weiter:
Die Pfarrkirche St.Georg sei alt, werde aber zur Zeit repariert.
In der Kirche stünden drei Altäre: Der Hochaltar sei dem Kirchenpatron
St.Georg geweiht. In ihm sei eine Kreuzreliquie "beigesetzt", dh., eingemauert.
Die beiden Seitenaltäre hätten die Heilige Familie sowie St.Anna
und St.Joachim als Patrone. Gottesdienste fänden hier jeden Tag statt.
Das Kirchweihfest werde am Sonntag vor Mariä Geburt (8.Sept) gefeiert.
In der Kirche stehe ein Taufstein; dort würden auch die Heiligen
Öle aufbewahrt. Die Messgewänder in der Sakristei seien in gutem
Zustand. Der Friedhof enthalte ein Beinhaus; im Turm hingen zwei geweihte
Glocken. Die Einnahmen der Kirche verwalteten der Pfarrer und der Hofmarksherr
(letzterer war Baron Mändl aus Deutenhofen). Der Bericht schließt
mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das völlige Vermögen
dises Pfarr-Gottshauses wirdet diser Zeit sich gegen 1200 fl. (Gulden)
betragen". Das war eine angemessen hohe Summe.
Pfarrbeschreibung
1817 33)
Am 14.11.1817 verfasste Pfarrer Anton Dalmair eine kurze Beschreibung
seiner Pfarrei:
|
1)
Beschaffenheit der Pfarrkirche: klein für Auswärtige, groß
genug für die Pfarrgemeinde, nicht unansehnlich,
gut gebaut, aber etwas dunkel u. derb
2) Altäre:
a) Hochaltar S. Georg,
b) Jes. Mar. u. Jos.,
c) Mar(ia). Jo(a)chim u. Anna
Alles von Gold in Statuen |
Beschreibung
1820 46)
Der
bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr 1820
eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung
der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung der einzelnen
Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 04)
die ausführlichste
Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei Hebertshausen wird darin wie folgt beschrieben:
|
"Hebertshausen
|
Säcul.(Monats-)Pfarrei mit 1 Beneficium. Pfarrkirche:
Patron hl.Georg. Kirchweihfest am Sonntag vor Mariä Geburt
(8.Sept).
Das von Joh.Mändl Freyh. v. Deutenhofen 1654 in die Frauenkirche
zu München gestiftete Beneficium ist 1807 nach Hebertshausen
transferirt und der Pfarrey beygegeben worden.
|
Seelenzahl:
Pfarrei
Hebertshausen |
216
Gläubige in
|
40
|
Häusern |
Dorf
Hebertshausen: |
171
Gläubige in |
31
|
Häusern, |
WEiler
Deutenhofen |
45
Gläubige in
|
9
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
|
Baupflicht an der Kirche im 19.Jh. 33)
Am 4.Oktober 1842 notierte Pfarrer Kreitmayr, wer die Baupflicht an der
Kirche zu tragen hat.
|
"Baupflicht:
a) bei der Kirche: die Kirche selbst
b) an den Pfarrgebäuden: der jeweiligen Pfarrbesitzer
c) an dem Meßnergebäude, welches zugleich Schulhaus ist:
die Gemeinde (die aber 1847 widerspricht)
Reparaturen:
Wer zur Übernahme bei bedeutenden Reparaturen verbunden ist ?
Nur bei den Schul- u. Meßnergebäuden fallen die Reparaturen
der Gemeinde zu.
Bei der Kirche liegen die Reparaturen der Kirche selbst, bei den PfarrGebäuden
dem jeweiligen Pfarrer ob.
Hand- u. Spanndienste..:
Bei Bauten an den Schul- u. Meßnergebäuden ist die Gemeinde
zur Leistung von Hand- u. Spanndiensten verbunden, nicht aber bei
den Kirchen- u. Pfarrgebäuden." |
Daneben gab
er an, wer das Besetzungsrecht für die Pfarrerstellen hat:
"... Verleihungsrecht...: Abwechselnd... König u. ... Erzbischof von
München-Freysing" (Wechselpfarrei)
Benefizium
1654/1807 04)
Mayer/Westermayer berichten in ihrer Bistumsbeschreibung von 1874/84,
in Hebertshausen gebe es auch noch "ein Benefizium mit einem Stiftungsvemögen
von 4500 Gulden, das von Johann Mändl, Freiherrn von Deutenhofen,
churf.geheimer Rat und Hofratspräsident im Jahr 1654 auf den Englisch
Gruß-Altar der Frauenkirche zu München gestiftet hatte. Dieses
Manualbeneficium wurde am 18.11.1807 nach Hebertshausen verlegt. Dafür
hatte der Pfarrer jährlich 104 Messen zu lesen.
1825 wurden die Erträge aus dem Benefiziums aufgeteilt. Einen Teil
erhielt der Pfarrer für das Lesen der Messen, der andere Teil war
für eine Besoldungserhöhung des Lehrers bestimmt. Dazu schrieb
Pfarrer Anton Dallmayr an die Regierung des Isarkreises:
|
"In
der Regierungsentschließung vom 13.6.1825 wurde bestimmt, daß
vom Ertrag des zum Teil säkularisierten Baron von Mandlschen
Benefiziums der Münchner Frauenkirche künftig 50 fl. zur
Besoldungserhöhung für Lehrer Stadler in Hebertshausen und
der Rest für den Lokalschulfond zu verwenden ist. Die Patrimonialgerichtsherrschaft
Deutenhofen hat die Gelder auch erhoben und ihm, dem Pfarrer, für
Verrichtung der Jahrtagsverpflichtung seinen Teil ausbezahlt, nicht
aber dem Lehrer. Bitte die Forderung des Lehrers durchsetzen zu helfen".
|
Innenrenovierung 1846 33)
1846 fand eine Innenrenovierung statt. Dabei wurde die Kanzelstiege entfernt
und durch einen kleinen (wohl hölzernen) Treppenaufgang an der Außenseite
bzw. am Turm ersetzt. Das Presbyterium wurde mit "grünlicher Steinfarb"
ausgemalt, wogegen die schneidenden Kanten der gothischen Bögen weiß"
gemacht wurden. Kanzel (1847) und Hochaltar (1846) erhielten eine neue Fassung
(durch Maler Anton Huber aus Dachau für 196 fl. ). Die Seitenaltäre
wurden 1847 neu gefasst (für 296 fl. ), die Orgel durch Josef Frosch
für 70 fl. repariert und weitere Ausstattungsteile renoviert.
Gründung
der Kirchenverwaltung 1849 33)
1849 wurde
die Kirchenverwaltung Hebertshausen konstituiert. Bauer Georg Weissenbeck
wurde zum Kirchenpfleger, Wirt Johann Hintermair zum Kirchenverwaltungsmitglied
gewählt, Pfarrer Huebmanm schloss sich der Stimmenmehrheit an.
Das (Kirchen)Stiftungsvermögen, das bisher von Edmund von Sprety,
kgl. Kämmerer und Gutsbesitzer in Unterweilbach, verwaltet worden
war, wurde vom Landgericht Dachau am 22.9.1849 der Kirchenstiftung übergeben/extradiert.
|
"Bestandsaufnahme
der für die Kirche Hebertshausen vorhandenen Staatspapiere im
Wert von 700 fl. , von Schuldbriefen für 2072 fl. , Stiftungsurkunden
für drei Jahrtage, darunter die Pegamenturkunde vom 1.8.1656
für einen Mandelschen Jahrtag in der Pfarrkirche Hebertshausen;
1 Faszikel Laudemialverhandlungen, Etat der Pfarrkirchenstiftung St.
Georg, Abgabentabelle; Tagebuch 1848/49; Kirchenrechnungen (1740-1749;
1791-1799; 1808/09; 1820/21; 1812/22; 1831/32-1847/48; teils mit Belegen;)
letzte Kirchenrechnung schließt mit Passivrest. Bargeld oder
weitere Akten oder Papiere seien nicht vorhanden, so Spreti, das Genannte
wurde zu Amtshanden genommen". |
Brand in Hebertshausen 1865 63)
Im Regensburger Tagblatt vom 29.6.1865 war zu lesen:
"Aus Freising wird der L.Z.. mitgetheilt, daß am 25. ds.Nachmittags
das Dorf Hebertshausen abgebrannt ist. Nach dem von Freising aus gesehenen
Rauche zu schließen, müsse der Wind das Feuer zu rasender Schnelligkeit
angefacht haben."
Visitation
1867
Visitationsprotokoll, gefertigt durch Dekan Hanfstingl am 25.9.1867:
|
"(...)
Pfarrkirche. ...
Befindet sich im guten baulichen Zustande, ist aber feucht und zu
klein ... (...)
Von den 3 Altären sind die Bretter zu entfernen, das zerbröckelte
Mauerwerk muß ausgebessert werden; auch dürften an der
Mensa statt der Bretter Marmorblatten bis an den Altarstein mit Cement
festgemacht werden. (...)
Der Taufstein bedarf einer neuen Verzierung. (...)
1 Beichtstuhl ... hinter dem Choraltare ... (...)
Großes Crucifix vis a vis der Kanzel. Kreuzwegstationen Gemälde.
(...)
Sakristei ziemlich klein ... mit 2 Kästen. (...)
Gottesacker.... Umfassungsmauern ... sind hoch genug, in guten Zustande
...
Großes Kreuz u. Ossuarium sind vorhanden. (...)" |
Beschreibung
der Kirche 1869
durch Pfarrer Fendt vom 1.11.
|
Auf
Anfrage der Regierung zum Stil der Kirche:
... Die Kirche hat gewissermaßen dreierlei Style; einen gothischen,
romanischen und deutschen.
Das Chor ist im gothischen Style erbaut, mit Ausnahme der beiden Fenster,
aus welchen der Spitzbogen herausgehauen und Rundbogenfenster gemacht
worden ist. Das Gewölbe ist ziemlich niedrig, indem man von der Mensa
aus nur mehr 12 1/2' bis zum Gewölbe mißt, und deßwegen ein gothischer
Altar nicht wohl angebracht werden kann. Der dermalige Altar ist romanischen
Styles.
Das Schiff der Kirche ist deutschen Styles, es hat kein eigentliches
Gewölbe, sondern nur einen Plafond, eben die Fenster sind wieder in
Rundbogen gebaut. Auch die Seitenaltäre sind romanischen Styles. Weil
im Baustyle der Kirche keine Einigkeit ist, glaubte man eine solche
doch in den Altären beibehalten zu müssen, und ließ den Plan zu dem
projectirten neuen Choraltar im romanischen Style entwerfen..." |
Diesen neuen
Choraltar im romanischen Style errichtete Maler Balthasar Kraft
aus Pfaffenhofen an der Ilm für 600 Gulden. Mittelpunkt war eine große
rundbogige Nische, in der sich das Altarblatt mit dem Bild des Kirchenpatrons
St.Georg befand. Vor den seitlichen Stützen standen entweder die Figuren
von St.Wendelin und St.Barbara oder Heiligenbilder.
Beschreibung
1874 04)
Kirche und Pfarrei Hebertshausen sind auch in der "Statistischen
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit
um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und
-nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg
Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste
Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen
der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der
Pfarrämter.
Über die Pfarrei Hebertshausen heißt es, sie habe 257
Seelen in 43 Häusern, davon lebten 185 (in 34 Häusern) im Dorf
Hebertshausen selbst, die übrigen Gläubigen in Deutenhofen.
"Einige Häuser sind auf der Anhöhe bei der Kirche, die
größere Zahl in der Ebene, nahe der Amper" schreibt Mayer.
Hebertshausen gehörte damals zu den kleineren Pfarreien im Dachauer
Land. Der Umfang betrug nur 1/2 Stunde Gehstrecke. Die Einkünfte
der Pfarrei beliefen sich auf 1585 Gulden (Einnahmen 1715 - Ausgaben 130).
Das Widdum, der Bauernhof des Pfarrers umfasste 143 Tagwerk (=48 ha) Grund.
Das Pfarrhaus sei ein altes und feuchtes Gebäude, die Ökonomiegebäude
stünden auf sumpfigem Grunde, bemerkte Mayer.
Über die Pfarrkirche berichtet der Verfasser, sie liege "auf
einem Hügel, ca 80 Stufen über dem Pfarrhofe. Erbauungsjahr
unbekannt. Ursprünglich gothisch, dann verzopft (=barock). Geräumigkeit:
Zur Noth hinreichend. Baupflicht: die Kirche. Sattelthurm mit 2 unbedeutenden
Glocken. Drei Altäre. Gottesdienste: Regelmäßig alle.
12 Rorateandachten. In der Seelenoctav und in der Sebastiansoctav 8 Rosenkränze.
Stiftungen: 20 Jahrtage, 13 Jahrmessen, 104 Wochenmessen, 8 Quartalsmessen,
8 Rosenkränze. Meßner und Cantor ist der Lehrer. Cemeterium
(=Friedhof) ohne Capelle. Das Kirchenvermögen: im Jahr 1870
rd. 11.200 Gulden.
In Hebertshausen gebe es auch noch ein Benefizium mit 4500 Gulden,
das von Johann Mändl, Freiherrn von Deutenhofen und churf.geheimer
Rat und Hofratspräsident im Jahr 1654 auf den Englisch Gruß-Altar
der Frauenkirche zu München gestiftet hatte. Dieses Manualbeneficium
wurde am 18.11.1807 nach Hebertshausen verlegt. Dafür hatte der Pfarrer
jährlich 104 Messen zu lesen.
Verlängerung des Kirchenschiffs 1888
1888
wurde das Kirchenschiff wegen der Zunahme der Bevölkerung nach Westen
hin verlängert. Das Ausmaß war umstritten. Zunächst war
nur eine Verlängerung um 3,20 m geplant, doch letztendlich wurden
4,00 m daraus. Dadurch erhöhte sich die Zahl der Plätze um rd.
50. Durch das Rundbogenfries im romanischen Stil erscheint der Verlängerungsbau
romanischer als der ursprüngliche Baukörper. Die Empore wurde
nicht neu erstellt, sondern mit allen Bauteilen an die neue Rückwand
zurückversetzt.
|
"...
In Folge der Niederlassung der in der Holzstoff-Fabrik zu Deutenhofen
beschäftigten Familien hat sich die Zahl der Parochianen (= Pfarrangehörigen)
seit 1866 derart erhöht, daß der Raum der Pfarrkirche für
dieselben nicht mehr zureichend ist. Die Quadratfläche der Kirche
beträgt 9,0 mt. l. 6,5 m br. = 58,5 Quadratmeter. Die Seelenzahl
der Pfarrei ist zur Zeit 340. Diesem Uebelstande kann abgeholfen werden
durch Verlängerung der Pfarrkirche, ausgeführt nach beiliegendem
Plane. Die Baukosten, welche nach Ausweis des anruhenden Kostenvoranschlages
nach Abzug der Spandienste auf 3200 M. ... sich belaufen sollen gedeckt
werden: |
Der Kostenvoranschlag
von Joseph Reischl über 3500 Mark, der noch von 3,20 m ausging, lautete
wie folgt:
|
"Die
Pfarrkirche... erweist sich seit Jahren... als zu klein... Dieselbe
soll nun gegen Westen um 3,20 Met. verlängert werden, durch diese
Verlängerung können Links und Rechts im Innern überall
5 Stuhlreihen eingesetzt werden... , so daß im Ganzen für
35 Personen Platz gewonnen wird. Durch die Verlängerung der Kirche
muß auch die Empore zurückverlegt werden, und wird dadurch
wiederum ein Platz für weitere 10 Personen gewonnen. Die Eingangsthüre
befand sich an der Westseite, welche durch den Anbau verlegt werden
muß, und zwar in die südliche Umfaßungsmauer, von
welcher am kürzesten in die Betstühle man gelangen kann.
Bezüglich des Lichteinfalls wird an der Nordseite ein neues Fenster,
und an der Südseite ein Rundfenster eingesetzt, wodurch dann
für Licht hinreichend gesorgt sein dürfte..." |
Kunstdenkmale 1895
29)
Mit der Hebertshausener Kirche befasste sich auch das Verzeichnis
der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns, das Gustav von Bezold
und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern,
für Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellt haben.
|
Kirche.
- Langhaus spätromanisch (?), Chor gothisch. Das Langhaus
wurde 1888 verlängert. Einschiffig
- Chor eingezogen, ein Langjoch und Schluss in fünf Seiten
des Achtecks
- Langhaus flachgedeckt. Der Chor gewölbt. Die Rippen des
Netzgewölbes ruhen auf stumpfen, rundlichen
Kragsteinen
- Seitenaltäre aus der Spätzeit des 17. Jahrhunderts,
1710 geweiht
- Am Aeusseren südlich Rundbogenfries in vertiefter Blende
- Sattelthurm, drei Geschosse mit Rundbogenfries, im obersten
Doppelfenster mit Zwischensäule
- In einem Fenster der Südseite des Chores ein Wappen auf
Glas gemalt, von Säulen umrahmt; mit der Inschrift:
Johann Mandl Herr v. Dettenhofen; oben der Wahlspruch:
Nee fernere, nee timide und die Jahreszahl 1666,
(richtig: Nec temere, nec timide" (= weder unbesonnen
noch furchtsam, 1656)
H.195, Br.17 cm
- Innen an der Ostseite des Chores Grabstein des Pfarrers Henricus
Rueger, aus dem 16. Jh. mit dem ziemlich
unbedeutenden Reliefbilde des Verstorbenen, von
einem Rundbogen auf Pilastern überdacht. Rother Marmor
Höhe, 155, Breite. 86 cm |
Abgabe
von Figuren 1909
Am 16.Mai 1909 wollte sich die Kirchenverwaltung von ihrer Meinung
nach überflüssigen Figuren und liturgischen Gerätschaften
trennen. Geplant war eine Abgabe an die Missionsgesellschaft. In den Stellungnahmen
dazu wird auch von Veräußerung gesprochen.
Der Kirchenverwaltungsbeschluss lautete:
|
"...
beschließen mit 4 gegen - Stimme, 5 kleine Statuen (2 Mutter
Gottes, 1 Sebastian, 1 Johannes der Täufer und 1 Jesuskind),
1 Hausaltar, 1 weißes und 1 schwarzes Meßgewand,
1 Ampel, 1 Rauchfaß, 1 Teppich, 1 rotes Tuch und verschiedene
andere alte Sachen dem Missionsverein oder nach Bestimmung desselben
einer Missionsgesellschaft zu schenken..." |
Dagegen äußerten
Bedenken:
- der Maler Stockmann, Mitglied des Ausschusses des Vereins für Volkskunst
u. Volkskunde an Bezirksamt Dachau
- das Generalkonservatorium (Referent Dr. Richard Hoffmann) und
- die Regierung von Oberbayern.
Sie prüften die in Frage kommenden Kunstgegenstände und erklärten
vier davon als kunsthistorisch wertvoll, die nicht abgegeben werden dürften.
Darunter ein Hausaltärchen um 1700, die Taufsteinfiguren vom frühen
18.Jh., das Jesuskind aus Wachs im vergoldeten Holzschrein und ein Rauchfass
aus dem frühen 17.Jh., für das sich das Bezirksmuseum interessierte.
Volksmission
1923
Im Jahr
1923 fand eine Volksmission statt. Damals war das Kircheninnere
mit Girlanden und Glühbirnen geschmückt. Auf der Aufnahme
rechts ist zu sehen, dass die Kirche mit Altären in neuromanischen
Stil ausgestattet war 13) . Klicken
sie zur Vergrößerung auf das kleine Bild.
|
Hinweis:
Die Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563)
zurück und war Teil der kath. Gegenreformation. In Bayern
wurde die erste Volksmission 1843 in Tuntenhausen von den Redemptoristen
abgehalten. Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B.
vor, dass wenigstens alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt
werden solle. Durch die Volks-mission sollten die Gläubigen
in den katholischen Gemeinden in einer Art Crashkurs von zehn
bis fünfzehn Tagen wieder intensiver an die Sakramente,
die Glaubenslehren und die Moral herangeführt werden. |
|
Kircheninneres
1923
|
Renovierung 1949
In
der Zeit von 1949 bis 1952 wurde die Kirche renoviert und im Inneren völlig
verändert. Es war eine "purifizierende Renovierung, mit einer
zeittypisch nüchternen Raumgestaltung mit weißen Wänden
und Decken und rudimentären Ausstattungselementen" schrieb das
Ordinariat später. 55)
Nach Vorgaben von Josef Blatner hat man die Kirche ausgeräumt, die
Kanzel und die neugotischen Seitenaltäre entfernt. Die
Seitenaltäre wurden gegen die leihweise Überlassung von zwei
Schnitzfiguren (Mater dolorosa und St.Georg) aus der
Zeit um
1700
mit dem Bayerischen Nationalmuseum getauscht.
Neubau der Pfarrkirche zum Heiligsten
Welterlöser 1961
Seit dem Bau der neuen Pfarrkirche zum
Heiligster Welterlöser im Jahr 1961 unterhalb des Kirchbergs
wurde die Kirche St.Georg nur noch gelegentlich zu kirchlichen Veranstaltungen
und Ausstellungen benutzt. Seit der Umgestaltung im Jahr 2020 ist sie
Aussegnungshalle für den Friedhof sowie eine Gedenkstätte.
Renovierung
1972 33)
Nach dem Bau der neuen Pfarrkirche Heiligster Welterlöser wurde
die Kirche St.Georg ab 1961 nicht mehr als Gottesdienstraum genutzt und
baulich vernachlässigt. Um 1970 wuchsen die Bauschäden bis zur
Einsturzgefahr heran. Der unermüdliche Einsatz des Hebertshauser
Architekten und Kirchenpflegers Richard Martin führte zum Erhalt
der Kirche und zu einer großen Renovierung im Jahr 1972. Sie umfasste:
- eine neue Nordmauer sowie eine großflächige Erneuerung des
Verputzes am Außenbau (508,97 qm)
- Trockenlegungsmaßnahmen nach dem System Hermetique
- Neutünchung nach Befunderstellung durch Kirchenmaler Konrad Wiedemann
aus Bad Tölz,
- Einbau einer neuen Flachdecke und eines neuen Bodens aus Solnhofener
Plattenkalk,
- Renovierung der restlichen Ausstattung durch Johann Stachl und Konrad
Wiedemann.
Dabei wurden die romanischen Wandmalereien an der Südwand durch K.
Wiedemann aufgefunden (und sieben Jahre später freigelegt). Wiedemann
tünchte das Presbyterium neu, während die restliche Raumschale
von den Malermeistern Josef Schuster und Josef Skrobanek gestrichen wurde.
Leider hatte die Kirche durch die im Rahmen der Renovierung 1972 erforderlichen
Baumaßnahmen einen Teil ihrer mittelalterlichen Bausubstanz, insbesondere
die Decke und die Nordmauer incl. evtl. übertünchter Wandbemalung
verloren.
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
Pfarrei
1524: Pfarrei mit 90 erwachsenen Gläubigen
1560: Pfarrei mit 120 erwachsenen Gläubigen
1738: Pfarrei mit xx erwachsenen Gläubigen
1826: Pfarrei mit 238 Seelen
24)
1835:
Pfarrei mit 207 erwachsenen Gläubigen 24)
1845: Pfarrei mit 212 erwachsenen Gläubigen
24)
1855: Pfarrei mit 223 erwachsenen Gläubigen 24)
1868: Pfarrei mit 222 Seelen
24)
1874: Pfarrei mit 257
Gläubigen in 43 Häusern
1888: Pfarrei mit 340 Gläubigen
31)
Ortschaft
1867: Ortschaft mit 172 Seelen in 67 Häusern 03)
1874:
Ort Hebertshausen mit 185 Gläubigen in 34 Häusern.
|
|
Gemeinde
1840: Gem. mit 252 Einwohnern
41)
1852: Gem. mit 37 Familien und 157 (?) Einwohnern
02)
1867: Gem. mit 217 Einwohnern, 88 Gebäuden (davon
Deutenhofen
45/21)
03)
1876:
Gem. mit 289 Einwohnern (davon 2 Protestanten)
u.
41 Wohngebäuden 30)
1880:
Gem. mit 349 Einwohnern
41)
1900: Gem. mit 325 Einwohnern 41)
1910: Gem. mit 357 Einwohnern 41)
1925: Gem. mit 501 Einwohnern 41)
1939:
Gem. mit 511 Einwohnern 41)
2010: Gem. mit 5321 Einwohnern
49)
|
Berichte
aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten
Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Meist werden Primizen, Jubiläen oder Abschiedsfeiern von Pfarrern
oder Fahnenweihen beschrieben. Wenn Sie Berichte über die Pfarrei
Hebertshausen lesen möchten,
klicken Sie hier...
Heutige
Nutzung als Aussegnungshalle und Gedenkort
55)
Durch den Bau der
neuen Pfarrkirche zum Heiligsten Welterlöser im Jahr 1961 hatte die
Georgskirche ihre liturgische und pastorale Bedeutung verloren. Sie wurde
nur noch gelegentlich zu kirchlichen Veranstaltungen oder zu Ausstellungen
benutzt.
Vor der notwendigen Ertüchtigung des Bauwerks musste eine umfassende
Idee und Vision für die spätere Nutzung entwickelt werden.
Die Gemeinde Hebertshausen stand um die Jahrtausendwende vor der gemeindlichen
Pflichtaufgabe, eine Aussegnungshalle für den neuen Gemeindefriedhof
nördlich der Georgskirche zu bauen. Im Rahmen dieser Überlegungen
entstand der Gedanke, die Kirche als Aussegnungshalle für den alten
und den neuen Friedhof zu nutzen und entsprechend umzubauen.
Nach mehrjähriger
gemeinsamer Planungstätigkeit von Gemeinde und Kirchenverwaltung,
bei der der Verein zur Erhaltung der St.Georgskirche e.V. (St.Georgs-Verein)
eine maßgebliche Rolle spielte, fand man eine bestechende Lösung,
die den gesetzten Ansprüchen genügte. Das Erzbistum schrieb
dazu:
|
"neben
dem traurigen, ästhetischen Erscheinungsbild der Kirche in erster
Linie die statisch extrem gefährdete Hangkante mit der instabilen
Friedhofsmauer... In der konzeptionellen und gestalterischen Bündelung
kirchlicher wie gemeindlicher Maßnahmen und dank tätiger
Unterstützung durch den Verein zur Erhaltung der St.Georgskirche
e.V. konnte, ausgehend von der tradierten Nutzung als Ort des Abschieds,
ein historisch bedeutsamer Platz, ein Raum für Gebet, Feier und
Gedenken in Wert gesetzt werden." 55) |
Die Umsetzung dieser Idee erfolgte
von 2011 bis 2020, nachdem der St.Georgs-Verein in den Jahren zuvor Maßnahmen
zur Sicherung des Gebäudes veranlasst hatte. Ab 2014 wurde der Hang
befestigt, die Kirche umgebaut, entlang der nordöstlichen Friedhofsmauer
entstand ein Neubau, der verschiedene Funktionsräume sowie die konfessionsneutrale
Aussegnungshalle aufnimmt.
Bei dieser Generalsanierung
gelang es, der alten Kirche St.Georg durch künstlerische Intervention
eine weit über die Funktion hinausweisende Strahlkraft zu verleihen,
die ihrer topographisch und historisch herausgehobenen Stellung entspricht.
60)
Umbaumaßnahmen
2007 |
Neuer
Außenanstrich durch Helfer des St.Georgs-Vereins |
2010- |
2011:
Erstellung einer Machbarkeitsstudie und einer Gesamtkonzeption
für die Umbauten und spätere Nutzung durch die Gemeinde
55) |
2012 |
Vergabe des Planungsauftrags
für die Sanierung von Kirche, Friedhof und Stützmauer und
Erstellung einer Machbarkeitsstudie für die Aussegnungshalle |
2013 |
Errichtung
der Kreuzigungsgruppe "Kalvarienberg" zwischen dem alten
u. dem neuen Friedhof (mehr dazu siehe hier...)
|
2014 |
Baugenehmigung |
2016- |
2017:
Umbau des Aufbahrungsraums und Errichtung der neuen Aussegnungshalle
in der Friedhofsmauer durch die Gemeinde |
2017- |
2020:
Gesamtrenovierung von Kirche, Friedhofsmauer und Stützmauer
unter Leitung des Architekturbüros HeimKuntscher.
Darin enthalten waren die Hangabsicherung, eine neue Kirchtreppe,
die Stabilisierung des Turms, der sich etwas geneigt hatte, die
Sanierung des Dachstuhls und Dachdeckung mit roten Biberschwanzziegeln,
die Reparatur der Decke, die Neugestaltung des Innenraums, der Einbau
einer Wandtemperierung, neuer Bodenbelag aus Solnhofer Platten und
die Verlegung des Eingangs an die Westseite.
|
Insgesamt hat man für
die Renovierung des Ensembles über 6 Mio Euro ausgegeben. Die finanziellen
Mittel stammten vom Erzbischöflichen
Ordinariat (4 Mio Euro), von der Gemeinde Hebertshausen (2 Mio) und vom
St.-Georgs-Verein (50.000 Euro).
Die Renovierung wurde am 4.Okt. 2020 mit der Altarweihe durch den Regionalbischof
Bernhard Haßlberger abgeschlossen. 48)
Die Kirche nimmt jetzt - als Aussegnungshalle-
wieder eine zentrale Aufgabe für die Bürger Hebertshausens wahr.
Sie ermöglicht den Menschen einen ehrbaren und würdigen Abschied
von ihren Verstorbenen.
Für die Bürger, denen ein Kirchengebäude als Aussegnungshalle
zu religiös ist, wurde eine kleinere, in die Friedhofsmauer integrierte
konfessionsneutrale Aussegnungshalle neben dem Leichenhaus gebaut.
"Etwas Großes wurde hier geschaffen", sagte Pfarrer Monsignore Michael
Bartmann beim Pressegespräch. Auch Bürgermeister Richard Reischl
freute sich, "dass wir unser ursprüngliches Ziel erreicht haben".
Viele Absprachen waren nötig, manche Entscheidungen nicht einfach,
"der liebe Gott hat schon dazu geholfen", betonte Diözesanbaumeister
Hanns-Martin Römisch. 54)
Gedenkort
ehem.
Schießplatz
|
Das Gotteshaus soll auch
als Erinnerungsort an die 4500 sowjetischen Kriegsgefangenen,
die 1941/43 am nahe gelegenen SS-Schießplatz ermordet wurden,
genutzt werden. Der (nach Dachau eingemeindete) Schießplatz
für die Wachmannschaften des KZ Dachau mit monumentalen, betonierten
Schießständen entstand in den Jahren 1937/38 auf einer
Fläche von 85.000 qm. Ab 1942 wurde er zum Schauplatz von völkerrechtswidrigen
Massenerschießungen sowjetischer Soldaten ("Kommissarbefehl").
Die Nazis hatten den Schießplatz so angelegt und abgeschirmt,
dass er von keiner Seite einsichtig war. Die einzige Stelle, von
der aus man in das Gelände hineinsehen konnte, war der Kirchturm
von St.Georg. Es gab Pläne, den Kirchturm deshalb zu verkleinern
und die oberen Etagen abzutragen. Der Plan konnte wegen des Kriegsendes
nicht mehr verwirklicht werden. 77)
|
|
Der Schießplatz
unterhalb des Kirchbergs ist heute ein Mahnmal. Zum Gedenken an die
Opfer wird im Chorraum der Hebertshausener Georgskirche ein Denkmal
aufgestellt; eine Rampe mit einer Sichtverbindung zum ehem.Schießplatz
(siehe Bild links) soll oberhalb des alten Pfarrhofs zum neuen Eingang
auf der Westseite der Kirche führen.
Verwirklicht ist schon
die Sichtachse zur SS-Schießstätte durch
eine Spalte im Abdeckblech der Friedhofsmauer neben dem Eingangsportal
zur Kirche. Dort wird auch in Blindenschrift auf die Bedeutung der
Spalte hingewiesen. "Hier
zu stehen und das zu reflektieren, ist wirklich eine Tragödie",
findet der Künstler Jerry Zeniuk, "sehr traurig und sehr emotional."
|
Baubeschreibung
Die Kirche liegt
auf einem Hügel, 20 Meter über dem Niveau der Pfarrkirche, und
ist weithin sichtbar. 04)
Das Langhaus ist, zumindest in einigen Teilen, schon fast 900 Jahre
alt. Dies zeigen die noch erhaltenen Wandgemälde, die zu Beginn des
12.Jh. entstanden sind. Seit seiner Verlängerung auf 13 Metern im Jahr
1888 erstreckt sich der Kirchenbau über 4 Achsen. Der Rundbogenfries
am Verlängerungsteil der Außenfassade entstammt also dieser Zeit
und nicht -wie am Turm- dem Ende des 13.Jh. Die Langhausnordwand, die vielleicht
ebenfalls aus dem 12.Jh. stammte, wurde wegen Einsturzgefahr Anfang der
1970er Jahre abgetragen und neu errichtet. Dabei hat man unbeabsichtigt
romanische Malereien an dieser Wand vernichtet.
Der einachsige Chorraum
ist jünger als das Langhaus. Er wurde erst in der 2.Hälfte
des 15.Jh. errichtet. Auch in ihm finden sich (wieder übertünchte)
Malereien, die der gotischen Zeit angehören könnten. Möglicherweise
gibt es im Mauerwerk noch romanische Reste, da die Wände dort
aus einem dem Langhaus gleichartigen Tuffquadermauerwerk bestehen.
33)
An der Stelle des Chorraums stand evtl. um 1100 die Apsis einer
Burgkapelle. Um 1200 wurde diese Apsis in den Chorraum einer Kirche
umgebaut und dabei die Mauern nach Westen versetzt. Diese Baumaßnahme
könnte mit der Öffnung des Gotteshauses für die Bevölkerung
und der Gründung der Pfarrei Hebertshausen in Zusammenhang
stehen. 55)
Der Chor war lange Zeit mit einem Blechdach überdeckt. 1972
erhielt er eine Ziegeldeckung aus naturrotem Kirchenbiber. 33)
Kirchenbiber-Ziegel
sind dicker als normale Biberschwanz-Ziegel, haben eine farbige
Beschichtung und sind von hoher handwerklicher Qualität.
|
|
|
Der
19 m hohe Sattelturm an der Chornordseite ist in seinem unteren
Teil romanisch, in seinem obersten Stockwerk, das mit Staffelgiebelfriesen
geschmückt ist, spätgotisch. Der drei unteren Stockwerke
stammen bereits aus der Zeit um 1300, das oberste Geschoss aus dem
15.Jh. 55)
Der
Turm ist mit Ludovici-Pfannen gedeckt.
1848 schlug der Blitz in den Turm. In der Pfarrchronik steht dazu:
"Am Pfingstmontag 1848 schlug nachmittags der Blitz
in den Kirchthurm und beschädigte zudem die Goldverzierungen
des Hochaltares und rechten Seitenaltares".
Die Behebung der Schäden kosteten 112 Gulden. 33)
Als man 1883 über den Kauf eines Blitzableiters nachdachte, lehnte
das Landbauamt München dies ab, weil eine Eiche, die neben der
Kirche stand und den Turm überragte, genügend Schutz biete.
33)
Die Turmuhr wurde 1835 repariert. 1908 wurden die Ziffernblätter
neu gestrichen. 33)
Heute
besitzt die Kirche keine Turmuhr mehr.
Ein Kreuz ist auf dem Turm nicht angebracht. Seine Stelle soll ein
Hahn einnehmen, der als religiöses Symbol nicht so eindeutig
belegt ist, wie das Kreuz und somit in die grundsätzliche Offenheit
des Friedhofs für Nichtgläubige wie für Personen aller
Glaubensrichtungen und Konfessionen passt. 60) |
Glocken
Hinter den Schallfenstern mit Zwischensäule hängen zwei Glocken;
- darunter eine ältere Glocke, die von Paul
Kopp , München 1692
gegossen wurde. Auf ihr sind eine Georgsfigur und eine
Inschriftenkartusche mit dem Text "St.Georg. Sanctus M(D)CX.."
angebracht. 08) Gewicht 323 kg 33)
- Aus dem Jahr 1859 ist bekannt, dass eine alte Glocke durch den Glockengießer
Johann Georg Bauer aus München umgegossen
wurde. Sie hatte ein Gewicht von 270 kg. 33)
Bei den Berichten über die frühere Ausstattung mit Glocken gibt
es Ungereimtheiten:
1918, kurz vor dem Ende des 1.Weltkriegs, hingen die beiden heutigen Glocken
von 1692 und die 1859 umgegossene Glocke im Turm.
Im 2.Weltkrieg (1942) musste eine große Glocke für Kriegszwecke
abgeliefert werden. Sie wog 8 Ztr., hatte die Inschrift: "B.K.V.V.S.Bopp
una hora ultima" (eine Stunde wird die letzte sein) und soll
im Jahr 1697 gegossen worden sein.
Das schrieb am 17.8.1946 die Kirchenverwaltung Hebertshausen an den Landrat
von Dachau:
|
Originaltext:
"1. Die Pfarrkirche... mußte eine Glocke abliefern (die größere).
2. Die Glocke wurde gegossen in München im Jahre 1697 Inschrift:
B. K. V. V. S. Bopp una hora ultima. Gewicht: 8 Ztr. 3. Dem Alter
nach wird die Glocke unter Bezeichnung b eingestuft worden sein. Glockenabnahme
durch Zimmermann Hartl, Ampermoching, Herbst 1942. 4. Von dem Aufenthalt
der Glocke ist mir nichts bekannt." (StAM: LRA 129329) 33) |
Vorher war
diese Glocke nicht genannt worden. Zudem hieß es in allen älteren
Beschreibungen, dass im Turm der Hebertshauser Kirche nur zwei Glocken hingen.
Die Glockenstühle stammen aus den Jahren 1630 und 1839 (von
Zimmermeister Höß für 88 Gulden).
Im Vorhaus (früher Vorzeichen genannt), das das Portal vor den
Unbilden der Witterung schützt, hing früher eine Holztafel mit
der Darstellung des Jüngsten Gerichts, die 1746 vom berühmten
Dachauer Maler Franz Mayr (1707-1752) bemalt wurde.
Sakristei
Die
Sakristei ist östlich an den Turm angebaut und mit einem Pultdach
versehen. Ihr Zugang von außen führt durch das Turm-Erdgeschoss.
Der erste Anbau dürfte in der 2.Hälfte des 17.Jh. errichtet
worden sein. Vielleicht war es im Jahr 1653, in der der Landrichter
angewiesen wurde, dass die Messgewänder in der (neu errichteten)
Sakristei aufbewahrt und vor Schaden bewahrt werden.
Dafür spricht auch das Herstellungsjahr 1656 einer kleinen, rd.
17x17 cm großen, bunt bemalten Fensterscheibe
im Sakristeifenster mit Wappen der Reichsgrafen von Mändl und
üppigem Helmzier. Die
Texte auf der Scheibe lauten: "Nec temere, nec timide" (=
weder unbesonnen noch furchtsam) und "Johan Mandl Herr von Deitenhofen".
1895 befand sich diese Scheibe noch in einem Fenster auf der Südseite
des Kirchenschiffs.
29)
|
Fenster
in der Sakristei
|
Sakristeieinrichtg.
|
Ein Teil der heutigen Inneneinrichtung
der Sakristei stammt noch aus dem Jahr 1852. Dazu notierte der Pfarrer
Huebmann:
"Zu
Ostern 1852 ließ ich die Sakristei fast ganz neu umwandeln,
bis auf einen alten
Kirchenkasten. Die Arbeit fertigten
der Kistler Otteneder von Weilbach und dessen
Bruder. Auch den eichenfarbigen
Anstrich besorgten dieselben ganz lobenswerth". 33)
Der übrige Teil der Einrichtung stammt, wie im Bild links zu
sehen ist, aus dem 20.Jh.
An der Wand hängt ein Ölgemälde
mit dem Thema "Verkündigung Mariens" (rechts).
Mehr
über Baumaßnahmen und Umbauten der Sakristei
finden Sie hier...
|
Verkündigung
|
Epitaphe im Außenbereich
Epitaph 1945
|
An
der Außenwand sind Epitaphien
in die Wand eingelassen.
Eines ist dem Gedenken der beiden folgenden Seelsorger gewidmet
- Josef Lackermaier, * 20.1.1876,
28.7.1949 (Pfarrer 1918-36); Kalkstein (60x46 cm)
- Andreas Gastager, *
6.2.1893,
21.6.1945 (Pfarrer von 1936-1945)
37)
- Ein weiteres Epitaph erinnert an Anton Dallmayr, gest.
am 25.3.1829. Der Stein aus
Granit ist
stark verwittert 37)
- Am Priestergrab wird an Pfarrer Josef Seybold (7.6.1835
-18.8.1885) und Anton Berger
(17.10.1908-13.4.1980) gedacht. Es handelt sich um
einen Stein aus Rotmarmor mit
einem Relief des Osterlamms.
- für Frau Magdalena Königer,
geb. am 23.3.1888, gest. 21.12.1922
|
Epitaph
1922
|
An der Ostseite
der Kirche, der Chor-Außenwand, ist ein mit zwei Türen verschließbarer
Schrein angebracht, der ein Allerseelenbild
schützt. Das Gemälde ist auf Blechuntergrund gemalt. Blechbilder
in dieser Größe sind selten. Die Türen des Schreins sollen
an den Tagen des Arme-Seelen-Gedenken geöffnet werden.
Das
Bild dürfte aus der Zeit des Historismus, also des ausgehenden
19.Jh. stammen. Der Maler ist mir nicht bekannt.
Das Gemälde hing wohl früher in der Kirche, war aber schon
seit Jahrzehnten auf dem Kirchen-speicher gelegen und langsam verrostet.
Nach der Restaurierung (10.000 Euro) wurde es an der Kirche angebracht,
weil es thematisch zur Funktion der Aussegnungshalle passt.
57)
"Darunter
ist ein Schriftteil angebracht, mit dem Text:
Die Seelen der Gerechten sind in Gottes
Hand und keine Qual kann sie berühren."
|
Allerseelenbild
|
Thematisch zeigt
das Rundbogenbild oberhalb des Gewölks Christus am Kreuz im Strahlenkranz.
Darunter knien zwei Heilige, die als Patrone im Zusammenhang mit dem
Sterben verehrt werden: St.Josef für einen guten Tod und St.Barbara
als Beschützerin vor einem jähen Tod.
Barbara ist mit dem Turm und einem Kelch mit Hostie (=die letzte Wegzehrung
für Sterbende) dargestellt, St. Josef mit den Lilien der Keuschheit.
Unterhalb des Gewölks ist das Fegefeuer zu sehen, in dem die
Seelen der Verstorbenen schmachten. Zwei Engel ziehen diese Seelen
empor in den Himmel. |
Als Fegefeuer,
lat. Purgatorium, bezeichnet man den Zwischenzustand bzw. den Aufenthaltsort
der Seelen nach dem Tode, die, weder verdammt noch ohne Sühneschuld,
ihre endgültige Läuterung erwarten. Das Fegefeuer geht auf die
Kirchenväter zurück und wurde vom 1. und 2. Konzil von Lyon
(1245 und 1274) zur Glaubenslehre erklärt. In der Kunst werden die
Armen Seelen in der Regel durch nackte Menschengestalten dargestellt und
die Pein des Fegefeuers durch lodernde Flammen veranschaulicht. 59)
Dies gilt
insbesondere für die zwei kleinere Seelenbilder unter dem
großen Allerseelenbild und der Inschrift, die hinter einem Gitter
platziert sind. Die Bilder stammen aus dem Archiv des Ordinariats und
kommen aus einer anderen Kirche. Auf ihnen sind im Flammenmeer die Armen
Seelen abgebildet, die händeringend auf ihre Errettung warten. Die
Gemälde können aus dem Fenster genommen und an Allerseelen andernorts
aufgestellt werden.
In einer
Expertise über Darstellungen im Purgatoriumsschrein von St. Georg,
Hebertshausen schreibt Dr. Martina Außermeier auf der Internetseite
des Erzbistums München und Freising:
59)
|
"So
fügt sich dieser Schrein in das tradierte und neu konzipierte
Gesamtareal mit Kirche, Friedhof, Aussegnungshalle und Kalvarienberg
als Ort für Gebet, Feier und Gedenken, der hier in exponierter
Lage auf der steil abfallenden Hangkante in Hebertshausen in enger
Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde neu belebt werden konnte.
|
Konfessionsneutrale Aussegnungshalle
Die Kirche nimmt jetzt - als Aussegnungshalle-
wieder eine zentrale Aufgabe für die Bewohner Hebertshausens wahr.
Kleine
Aussegnungshalle links
Leichenhaus rechts
|
Für die Bürger,
denen ein Kirchengebäude als Aussegnungshalle zu religiös
ist, wurde eine kleinere, in die Friedhofsmauer integrierte Aussegnungshalle
im Anschluss an das Leichenhaus gebaut. 54)
Sie
ermöglicht den Menschen ebenfalls einen ehrbaren und würdigen
Abschied von ihren Angehörigen.
"Der
flach komponierte Bau entwickelt sich nahtlos aus der Friedhofsmauer
heraus und öffnet sich in einem halbrunden, weit gespannten
Torbogen zum Friedhof hin und bietet Schutz vor der Witterung",
schreibt das Baureferat der Erzdiözese. 60)
|
Kleine
Aussegnungshalle innen
|
Im Inneren
der Aussegnungshalle überrascht nördlich eine ovale Öffnung
in der dunklen Betondecke. Darunter ein kreisrunder Spiegelbrunnen, in
dessen Wasserfläche sich der Himmel spiegelt. Er bildet einen Ort
des Innehaltens und der Kontemplation. An seinem Rand ist in umlaufenden
Lettern das letzte der Sieben letzten Worte Christi am Kreuz in Hochrelief
angebracht: "Vater in Deine Hände lege ich meinen Geist."
60)
Aufbahrungsraum
/ Leichenhaus
|
Das in einem flachen
Winkel zur neuen Aussegnungshalle stehende Leichenhaus aus den 1930er-Jahren
(siehe Bild oben links) wurde bewusst erhalten, saniert und im Inneren
neu gestaltet. Es dient weiterhin "als Aufbahrungsraum in angemessener
Weise der persönlichen Abschiedsnahme". 55)
Die beiden Fenster sind
mit Glasgemälden
versehen, die vom bekannten Dachauer Glasmaler Syrius Eberle stammen.
Thematisch stellen sie die Grablegung und die Auferstehung Christi
dar.
|
Grablegung
Christi
|
Kolumbarium
Nördlich neben dem Bogentor zur Aussegnungshalle wurde ein Kolumbarium
zur Urnenbeisetzung angebracht. Der Hauptzugang zum alten Friedhof liegt
am nördlichen Ende dieses Mauerbauwerks und orientiert sich so auf
die Straße zum neuen Friedhof, auf den als Wegzeichen auch die Kalvarienberg-Kreuze
hinweisen. 60)
Mit dem neu
geformten "Baugefüge von Aufbahrungshalle, Friedhofsmauer und
konfessionsneutraler Aussegnungshalle ist die Nordseite des Friedhofs
architektonisch gefasst, gegen die Straße abgegrenzt und darüber
hinaus in formalen Dialog zur Georgskirche gesetzt", so das Baureferat.
55)
Friedhofsmauer
33)
Die
Friedhofsmauer
musste -wie bei allen anderen Kirchen- im Laufe der Jahr-hunderte
immer wieder renoviert und ausgebessert werden. Bekannt ist dies aus
den Jahren 1650, 1654 (3 Eichen für 4 fl. 41 kr.gekauft), 1683
(3000 Steine für 123 fl.), 1699 (550 maurstain), 1746,
1772, 1810 und 1837. Im 19./20. Jh. war mehrmals umstritten, ob die
Kosten der Ausbesserung die politische Gemeinde oder die Kirchengemeinde
zu tragen hat. Wenn Sie Details über die Renovierungen der Friedhofsmauer
in den letzten 200 Jahren erfahren möchten, klicken
sie hier.... |
Neue
Friedhofsmauer
|
Nach der Renovierung 2011/2020
ist die Friedhofsmauer selbst zu einem sehenswerten Bauwerk geworden.
Die Lage der Kirche am steilen Berghang machte erhebliche Befesti-gungsarbeiten
gegen das Abrutschen des Hangs notwendig. Leider stand auch 2023
noch nicht fest, wie sich der Hang absichern läßt (durch
Spundwände oder durch Bohr-injektionen). 63)
Sobald diese Arbeiten erledigt sind, soll ein Weinberg mit der einheimischen
Rebsorte "Dachauer Lump" angelegt werden. 61)
|
Kirchtreppe
Die historische Kirchtreppe
(Korbiniansweg) mit 42 Stufen, die von der neuen Pfarrkirche hinauf
zur alten Kirche führt, wurde 2018 neu angelegt. Sie entspricht
nun den geltenden Sicherheitsvorschriften.
Die Treppe als solche war sicher schon seit Jahrhunderten in Gebrauch,
weil sie die kürzeste Verbindung des unteren Ortsteils mit der
Kirche und dem Friedhof darstellt. Auch heute noch ist sie der Hauptzugang
vom Ort Hebertshausen her.
Nach den Kirchenrechnungen hatte man 1630 die Treppe mit neuen Holzstufen
belegt. Aus dem Jahr 1772 ist eine Reparatur bekannt. Vor der
Neuanlage 2018 war die Treppe 1924 aus Granit neu erstellt worden.
40) |
Kirchtreppe
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Seelenleuchte
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Totenleuchte/Seelenlicht
In
dem um die Kirche angelegten alten Friedhof steht beim oberen Ende
der Kirchentreppe eine Bronzesäule, die in ihrem verbreiterten
Kopf eine Kerze aufnimmt (Seelenlicht). Sie ragt über die Friedhofsmauer
hinaus, so dass ihr Licht bis in den Ort zu sehen ist.
Diese Totenleuchte greift
eine aus dem Mittelalter bestehende Tradition auf, mit der die Erinnerung
an die Verstorbenen wachgehalten werden soll. Das Kunstprojekt,
das vom Münchner Ordinariat initiiert und vom St.Georgsverein
verwirklicht wurde, besteht aus zwei Teilen: aus einem künstlerisch
bearbeiteten Steinblock und einem darauf gesetzten Leuchtkörper
aus Bronze. Sie lehnt sich in ihrer Gestaltung an eine steinerne
Stele des Berliner Bildhauers Michael Schoenholtz (1937-2019) mit
dem Titel "Begegnung" an. Erstellt wurde die Totenleuchte
von Matthias Larasser.
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Innenausstattung
Innenmaße des Kirchenbaus:
Länge des Kirchenschiffs:
13 m;
Breite der Kirche: Kirchenschiff: 6,5
m;
Altarraum
/ Chor
Der stark eingezogene,
nur ein Joch tiefe Chor aus spätgotischer Zeit schließt
mit drei
Achteckseiten und ist von einem schönen Netzgewölbe
überdeckt.
Die Gewölberippen ruhen
unten auf stumpfen, rundlichen Kragsteinen. Im oberen Treffpunkt
der Rippen sind zwei einfach bemalte Schlusssteine
gesetzt.
Die Rippen waren übrigens lange Zeit übertüncht und
wurden erst 1952 wieder freigelegt.
Bei der künstlerischen Neugestaltung der Kirche 2013/2020 wurden
sie wie das gesamte Presbyterium wieder weiß übermalt.
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Der Altarraum leuchtet nun
in strahlendem Weiß.
Weiß ist der Summe aller Farben", erklärte der Diözesanbaumeister
Römisch, "und das Symbol für den Herrgott".
Im Altarraum stehen zwei Altäre.
Hinten der hunderte von Jahren alte Altarstein, davor der neue Zelebrationsaltar
mit den beiden Altarkerzen.
Darüber hängt die rote Ewig-Licht-Ampel.
An der Nordwand ist ein großes Epitaph befestigt. Dazu kommen
weitere drei Epitaphe am Chorbogen.
Der Tabernakel ist ebenfalls in der Nordwand untergebracht.
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Eine
zentrale Bedeutung für die Raumkonzeption kommt der Ewig-Licht-Ampel
mit ihrem vom Goldstaub gefärbten, rubinrotem Glas zu, die
im reinweißen Altarraum hängt.
Sie verweist auf die Gegenwart Gottes in Form der konsekrierten
Hostien, die im wiederhergestellten Sakramentshaus in der Nordwand
des Altarraums verwahrt werden. 52)
"Das
Ewig-Licht würdigt den mächtigen mittelalterlichen Altarstein
und verleiht dem Blick des Kirchenbesuchers Richtung und Halt. Schon
1964 sich hatte Pfarrer Anton Berger nach dem Neubau der Pfarrkirche
gefordert, dass in der Georgskirche weiterhin eine "Ewige Lampe
brennen möge". 55)
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Ambo
und Altäre
Der Platz im Chorraum wird derzeit
von den beiden Altären, der alten Altarstipes und dem neuen Zelebrationsaltar
beansprucht. Ambo und Altäre werden bei sonnigem Wetter - je nach Sonnenstand
- in unterschiedliches Licht getaucht.
Ambo
Den Ambo, den "Altar
des Wortes", der üblicherweise am Rande des Altarraums
unter Chorbogen steht, hat man in dieser Kirche zur räumlichen
Entzerrung vom Chorraum in das vordere Kirchenschiff gerückt.
Am Ambo werden während des Gottesdienstes die Lesungen, die
Predigt und die Fürbitten vorgetragen.
Ambo und Altar sind nach den
Entwürfen des federführenden Architekturbüros Heim
Kuntscher ausgeführt und korrespondieren in der Formensprache
miteinander.
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Der
neue Altar und der Ambo, die vom Steinmetzbetrieb Dichtl aus Buchbach
56)
geschaffen wurden, sind aus französischem Sandstein gearbeitet.
Dies entspricht den Leitlinien für den Bau und die Ausgestaltung
von gottesdienstlichen Räumen der deutschen Bischofskonferenz
2002. Danach soll die Mensa des Altars grundsätzlich aus unbeschädigtem
Naturstein bestehen.
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Durch
die Beschlüsse des II.Vatikanischen Konzils (1962) ist die die
Bedeutung des Ambos wieder
gestiegen. Er ist der "Tisch des Wortes"; so sagen es die
Leitlinien der dt.Bischofskonferenz für den Bau und die Ausgestaltung
von gottesdienstlichen Räumen. Dieser hohe Rang entspricht der
Würde des Wortes Gottes und der Bedeutung des Wortgottesdienstes.
Nach Möglichkeit soll der Ambo einen festen Platz haben und -wie
der Altar- mit dem Boden fest verbunden sein |
Altäre
Zelebrationsaltar
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Zelebrationsaltar
Die Errichtung eines neuen Zelebrationsaltars war nötig,
weil der vorhandene mittelalterliche Altarstein wegen seiner Lage
zu nahe an der Ostmauer und wegen seiner Dimensionen (vor allem
der Höhe) für eine würdige Feier der Liturgie wenig
geeignet ist. 55)
Der dem Grunde nach würfelförmigen Altarstein ist in
besonderer Weise geschliffen: Der Grundriss ist als Kreis gestaltet,
der kreuzförmig geteilt ist. Diese komplexe Form war nur
durch eine CAD-gestützte Fräsung möglich. Der Wechsel
von glatten und fein gerieften Flächen verstärkt die
Plastizität. 55)
Die Durchdringung von Quadrat, Kreis und Kreuz steht, wie in der
Münchner Kirchenzeitung zu lesen ist
52)
symbolisch
für die Verbindung von Erde, Himmel im Erlösungswerk
Christi.
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Der neue Altar wurde am 4.Okt. 2020
von Weihbischof Bernhard Haßlberger geweiht.
Bei dieser Weihe wird der Altar mit Weihwasser besprengt und mit Chrisamöl
gesalbt. Daraufhin werden Wachs und Weihrauch in vier kleine Schalen mit
jeweils 4 Dochten und in eine große Schale gefüllt und auf der
Mensa verbrannt. Das Entzünden des Weihrauchs auf dem Altar will den
neuen Altar als den Christusaltar gemäß Offb.8,3-5 aufzeigen.
Der aufsteigende Weihrauch soll die Gebete gleichsam sichtbar machen, wie
es auch die Worte des Bischof beim Auflegen des Weihrauch zum Ausdruck bringen:
"Gott, wie Weihrauch steige unser Gebet zu dir empor. Und wie dieses Haus
mit wohlriechendem Duft sich füllt, so erfülle Christi Geist deine
Kirche." Bleibende Salbungszeichen in der Mensa sind nicht mehr vorgeschrieben(LL
5.2 s.Quellen)
Alter Choraltar
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Alte Altarstipes
Hinter dem neuen Zelebrationsaltar steht die Altarstipes des früheren
Choraltars.
Sie ist größer als der neue Zelebrationsaltar.
Diese Stipes ist einer der ältesten Teile der Kirche. Früher
war sie mit Holz verkleidet. Seit 1952 steht sie frei ohne Retabel
(Altaraufbau) und ohne Antependium im Raum.
Das dunkle Quadrat in der Altarplatte ist der Altarstein. An dessen
vier Ecken und in der Mitte ist ein Kreuz eingraviert. Das sind die
Stellen, an denen der Bischof bei der Altarweihe ein Feuer entzündet.
Mehr zum Aussehen des Altars in früheren Jahrzehnten
siehe hier... |
Epitaphe
im Altarraum und im Kirchenschiff
In allen Teilen der
Kirche sind Epitaphe/Epitaphien in die Mauern eingelassen bzw. an der
Wand befestigt. Im Altarraum und im Kirchenschiff sind jeweils zwei, am
Chorbogen sogar 3 Epitaphe zu finden. Diese Epitaphe waren schon vor dem
Umbau 2020 an den jeweiligen Stellen angebracht. Im Altarraum und am Chorbogen
wird an vier Pfarrer erinnert, die beiden Epitaphe im Kirchenschiff gedenken
ca.
1530
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An
der Nordseite des Altarraums ist ein Epitaph aus Rotmarmor angebracht.
Es stammt aus dem 16.Jh (die Zahl MD =1500 ist ohne weiteres Jahrzehnt
und Jahr vorgegeben) und war für den Dekan
Henricus Rueger (Rieger) bestimmt, der es schon zu seinen
Lebzeiten erstellen ließ. Das Epitaph enthält Freiflächen
für die Einmeißelung des genauen Datums. Warum das Sterbedatum
letztendlich doch nicht eingemeißelt wurde, ist nicht bekannt.
Jedenfalls ist Heinrich Rieger in der Matrikel von 1524
01) als
Pfarrer von Hebertshausen genannt.
Im unteren Bereich des Epitaphs ist unter einem Rundbogen ein Priester
mit Kelch und Hostie dargestellt.
Text der Umschrift: Anno dm. MD___obii. Verabilis vir henricus Mieger
(!) huius Ecclesie rector et Decanus
die___Mensis___. Cuius anima requiescat in dei pace" .
Dieses Epitaph ist sogar im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayerns aus dem Jahr 1893/95
enthalten, das
Gustav von Bezold u. Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl. Innenministeriums
erstellt haben.
1895 war das Epitaph innen an der Ostseite des Chores, dann viele
Jahre an der Außenseite neben dem Eingang angebracht. Es befindet
sich nun wieder im Chor. Maße:
Höhe 159 cm, Breite 89 cm. 29)
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1730-Durner
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Quadratisches Epitaph
aus Kalksandstein auf der rechten (südlichen) Seite des Chorbogens.
Unten ist ein Kelch eingraviert.
Nach dem Text wäre Caspar
Durner 40 Jahre lang Pfarrer von Höbershusy (Hebertshausen)
gewesen und am 21.4.1730 im Alter von 93 Jahre gestorben.
Text: ADM Rev.dus AC Perdoc ? D N, Casparus Durner, Resignat
Höbershusy, parochus aetatis suae LXXXXIII
annis praefuit
ecclesiae XXXX anni, mortus est XXI Apris MDCCXXX, Reqiescat in pace"
Maße: Höhe 52 cm, Breite 53 cm 37) |
1737-Sutor
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Quadratisches Epitaph
aus Kalksandstein an der nördlichen Seite des Chorbogens für
den Hebertshausener Pfarrer Joh.Michael
Sutor, der am 15.Febr.1737 starb. Im unteren Bereich der Platte
ein Kelch mit dem Jesuszeichen IHS.
Text: "R.D. Joa (Johannes) Mich. Sutor Par. huius Loy
obiit die XV.Febr. Ao. MDCCXXXVII"
Maße: Höhe 42,5 cm, Breite 42,5 cm 37)
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1651
Leitner
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Ein weiteres Epitaph
aus Rotmarmor ist für den Pfarrer Georg
Leitner/Laitner (gest. 4.10.1651) am nördlichen Chorbogen
(unterhalb des Epitaphs von Michael Sutor) angebracht. Im unteren
Bereich ein Kelch.
Text: "Anno 1651 den 4.Junij starb der Ehrwürdig
und Wollgelehrt Herr Georg Leithner von ...enegg gewester
Pfarrer in Ebertshausen,
dem Gott genadig seie".
Maße: Höhe
84 cm,
Breite 42 cm 37) |
1789
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An der rechten
Langhauswand hängt ein Epitaph aus Rotmarmor in barocken Formen.
Oben ist das Wappen der Verstorbenen eingraviert. Über dem Epitaph
ist eine stilisierte Urne aus einem anderen Material (Sandstein ?)
angebracht.
Der Text lautet: "Hier liegt begraben die Hoch und Wohlgeborene
Freyle (Frl.) Maria Josepha
Reichsfreyin von Mandl auf Reuttenhofen, welche in 17.Jahr
ihres Alters in Gott seelig entschlaffen den 27.May Ao 1789 - Gott
gebe ihr die ewige Ruhe".
Maße: Höhe 117 cm, Breite 52 cm 37) |
1620
- Johannes u. Maria Mändl
|
In
die Nordwand des Kirchenschiffs eingelassen ist das größte
Epitaph der Kirche, das für Dr. jur. Johannes
Mändl und seine Frau Maria Mändl aus Deutenhofen
bestimmt ist. Es stammt aus dem Jahr 1620, dem Todesjahr von Maria.
Das Epitaph aus Rotmarmor besitzt die Maße: Höhe 227
cm, Breite 114 cm
37)
Diesen dekorativen, dreiteiligen Stein hatte Johannes Mändl
offenbar beim Tod seiner Frau Maria für sie beide anfertigen
lassen. Beide Namen sind auf dem Stein vermerkt, doch die Stellen
für das Sterbejahr, den Sterbemonat und den Sterbetag von Johannes
Mändl, der von 1588 bis 1666 gelebt hat, sind leer geblieben.
Eingraviert sind nur die Zahlen MDC (16..). Seine Erben haben es
nicht für nötig gehalten, den Erinnerungsstein zu vollenden.
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Text auf dem Steinteil für
Dr.Johannes Mändel:
"Ioannes Mandl in Deitenhofen
iuris Doctor Serenissimo Maximiliano utriusque Bavariae duci et principl
electori ___ A consilius
et fevdis praefectus etc. sibi
et Lectissimae coniugi ___ cui ut in humanis ita inter mortuos ___ et
coelites ___ iungi
desiderat. Hunc tumulum elegit.
Obiit anno MDC___ Mense___Die___"
Die Grabplatte ist im Mittelteil durch heraldische Motive und Wappen
besonders prächtig geschmückt.
Über dem Wappen ist zu lesen: "Siste Viator lege et avod optas
moriturus morivis. Vove et Fave (?)"
Der Teil des Steins für Maria
Mandl enthält folgenden Text:
"Die Edl Tugendsame und
Gottesfürchtig Frau Maria Mandlin geborne H...mairin Hern Johann
Mandls zu Deuttenhofen
Churfrst. Hof Cammer
Raths und ...... ? Ehefrau erwartet in disem Ruebeth die frölich
Auferstehung. Amen. Ist gestorben
den 2.December 1620 Anno___
Ihres Alters 34 Jar. Coniugis exemplum castae___ Superrosqu. Timentis.
Hic iaceo virtus 91
Ova iacere potest".
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Vor 30 Jahren waren
noch weitere Epitaphe für
- Pfarrer Joseph Dilger, gest. 12.7.1752 und
- Martha Obermayr, gest. 18.11.1624 vorhanden. |
Kirchenschiff
bzw. Langhaus
Kirchenschiff
Das Langhaus, das fast 50 Jahre lang ein trauriges, ästhetische wenig
ansprechendes Erscheinungsbild bot und nur sehr karg ausgestattet war,
hat durch die Umgestaltung stark gewonnen. Blickfang im Kirchenschiff
sind neben den alten Malereien aus dem 12.Jh. die neuen Fenster, durch
die Farbigkeit im Raum entsteht. "Während der Chorraum dezidiert
weiß bleibt und damit gleichsam die Summe aller Farben symbolisiert,
wurde für das Langhaus durch den renommierten Maler Jerry Zeniuk
eine gleichermaßen leuchtende wie feinsinnige Farbkomposition entwickelt.
... In diesen Farbraum ist der Besucher in einer individuellen Gestimmtheit
mit hineingenommen" 55)
Zu den Fenstern kommen die Epitaphe an den Wänden, die die neue Funktion
des Raumes als Aussegnungshalle betonen.
Der neuen Funktion kommt auch die Zurückhaltung in der Figurenausstattung
entgegen.
Die alten Kirchenbänke wurden herausgenommen. Eine flexible Bestuhlung
wird den Anforderungen bei Trauerfeiern (2020/21 auch den Coronabestimmungen)
besser gerecht; sie erlaubt, den Sarg mit dem Verstorbenen in die Mitte
des Kirchenraums zum nehmen. Zudem erleichtert es die Durchführung
von Konzerten und Lesungen.
Das
Langhaus besitzt eine verputzte Flachdecke.
In der Mitte dieser Decke ist das Heilig-Geist-Loch
angebracht, das vorwiegend der Lüftung dient. Über dem
Loch ist in geringem Abstand ein Deckel angebracht, der den Schmutz
zurückhält, das Loch kaschiert und an der Seite die Luft
durchströmen lässt. Auf den Deckel ist eine Taube mit
ausgebreiteten Flügeln vor einem Strahlenkranz gemalt.
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Die Seitenaltäre
der Kirche
wurden schon 1949 entfernt. An ihrer Stelle hat man zunächst Heiligenfiguren
angebracht, die in der neuen Pfarrkirche keinen Platz mehr gefunden hatten.
Heute ist der Platz an der rechten Seite leer; an der linken Seite hängt
ein halbhohes Kruzifix aus der Zeit des Historismus.
Vortragekreuz
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In der
Nähe des Ambos steht das moderne Vortragekreuz
aus der Werkstatt des Architekturbüros
HeimKuntscher Es besteht aus vier Bronzeplatten in Rechteckform,
deren Anordnung ein mittiges leeres Quadrat ergibt. Die Platten
changieren farblich je nach Lichteinfall.
Das Kreuz steht an einer Stelle, die es erlaubt, durch das leere
Feld auf die Ewig-Licht-Ampel oder auf das Kruzifix zu schauen.
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Romanische
Wandgemälde
An
der Südwand des Kirchenschiffs sind Fragmente von Wandgemälden
aus romanischer Zeit (Beginn des 12.Jh.) erhalten. Sie nehmen die
gesamte Südwand östlich des Portals ein.
Es handelt sich um stark beschädigte Kalkgemälde, von
denen meist nur die Vorzeichnungen erhalten geblieben sind. Kunsthistorisch
sind sie von überragender Bedeutung.
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Gemälde
aus dem 12.Jh.
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Die
Abnahme der zahlreichen Tüncheschichten der Kirche im Jahr 1949
hatte - wie zu erwarten war - ergeben, dass "der Chor wie das
Langhaus vom Mittelalter bis ins ausgehende 18. Jahrh. eine Wandbemalung
trug . Leider ist der Zustand derselben derart, daß eine Freilegung
nur von Teilen der figürlichen und ornamentalen Bemalung möglich
ist" schrieb Herr Blatner vom Landesamt für Denkmalpflege
am 22.8.1949 |
Bei der Renovierung 1972 hat man die Malschichten weiter untersucht und
folgende Reihenfolge festgestellt: 33)
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"a.
Erste Ausmalung, nur im Chor auffindbar (Romanik)
b. Zweite Ausmalung (Romanik), im Chor und Kirchenschiff zu
finden.
c. Ausmalung der Renaissance (Groteskenmalerei im Chor), im
Chor, Chorbogen und im Kirchenschiff vorhanden.
d. Farbtönung und Bemalung nach dem Barocken-Umbau.
e. Mehrere Austönungen und Teilbemalungen des 19. Jahrhunderts".
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Die Gemälde
wurden 1979 vom Kirchenmaler Konrad Wiedemann unter fünf (sieben
32) )
Mal- und Tüncheschichten freigelegt und konserviert.
Im Rahmen der Renovierung der Kirche 2016/17 haben der Kunsthistoriker
Dr. Gerald Dobler und der Restaurator Thomas Hacklberger die Wandgemälde
wissenschaftlich untersucht und ikonographisch beschrieben 32) .
Wenn Sie mehr über die mittelalterlichen Wandgemälde
wissen möchten, klicken
Sie hier...
Die Seitenaltäre wurden 1949 herausgenommen und an ihrer Stelle
verschiedene Figuren angebracht.
Die Figuren wurden immer wieder mit denen der Pfarrkirche getauscht. Es
gibt keine Kirche im Dachauer Land, deren Aussehen sich im 20.Jahrhundert
so häufig geändert hat, wie St.Georg in Hebertshausen.
Wie die Seitenaltäre ausgesehen haben, können
Sie hier sehen...
Fenster
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Der neu ausgestattete Kirchenraum
überrascht den Besucher vor allem durch sein Farbenspiel. Da
die mittelalterliche Farbgebung der Wände nicht mehr rekonstruierbar
war, setzte das erzbischöfliche Baureferat auf die Wirkung
des durch die Fenster einfallenden Lichts. 52)
Diese Idee setzte der renommierte
Maler Jerry Zeniuk um, ein 1945 in Deutschland geborener US-Amerikaner.
Er unterstreicht die Bedeutung des Ortes durch die Wahl der Farben
für seine Glasfenster: Auf der lichtdurchflutenden Südseite
verwendet er warme Farbtöne, auf der Nordseite kühle,
ins Blau und Grün gehende Farben.51)"Die
Farben einzeln sind nichts, erst zusammen ergeben sie ein stimmiges
Ganzes", sagte der Künstler.
Mit der Glaskunst erhält
der Kirchenraum eine Neufassung der besonderen Art: jedes Fensterbild
ist zwar für sich ein abstraktes Gemälde, über das
die jeweilige Farbe auch inhaltliche Assoziationen erlaubt, aber
entscheidend ist das Zusammenwirken der Farben und des gefärbten
Lichts im Kirchenraum.
Die Farbigkeit der Fenster zeigt sich sogar von außen: Je
nach Sonnenstand, in der Dämmerung oder bei einem abendlichen
Gottesdienst leuchten die Glasfenster wie Edelsteine und wirken
so weit in die Ferne. 60)
Die Fenster mit ihren vielen unterschiedlichen Farben sind hier
auch ein Symbol gegen Ausgrenzung; erst recht an diesem Ort, mit
dem Blick auf den ehemaligen Erschießungsplatz des Konzentrationslagers
Dachau. 53)
Eine
Besonderheit ist die Herstellung der Fenstergläser nach dem
Ex-negativo-Prinzip: Aus traditionellen Gläsern (Echtantikglas)
der Glashütte Lamberts aus Zwiesel mit farbigem Überfangglas
wird das jeweilige Farbbild durch Flusssäure herausgeätzt.
Der wässrige Auftrag der Flusssäure lässt den Pinselduktus
verschwinden und generiert feinste fließende Farbnuancen.
55)
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Der Maler Jerry Zeniuk
ist ein weltweit bekannter Künstler. Er wurde als Sohn
von Flüchtlingen aus der Ukraine in einem Übergangslager
bei Lüneburg geboren. Seine Familie emigrierte 1950 in
die USA, wo er aufwuchs und bis 1969 an der Universität
von Colorado Kunst studierte. Er zog nach New York, hielt
sich von 1973 bis 1974 in Hamburg und 1977-1978 in Berlin
auf. Von 1993 bis 2011 war er Professor für Malerei und
Graphik an der Akademie der bildenden Künste München.
Seit 2014 ist er Dozent an der Akademie der Bildenden Künste
an der Alten Spinnerei. 2003 wurde er Mitglied des Deutschen
Künstlerbundes.
Jerry Zeniuk selbst fühlt sich bis heute heimatlos, sagt
er: "Ich habe keine Heimat, ich bin in Deutschland geboren,
in den USA großgeworden, bin dort als Professor an der
Kunstakademie tätig". Seine Kunst bringt er in seinem
Münchner Atelier auf die Leinwand. Ob Glasfenster (die
Fenster in Hebertshausen sind seine ersten Glas-Kunstwerke
54))
oder Gemälde, Jerry Zeniuks Botschaft ist immer die Gleiche:
"alle diese Orte sind Heimat, aber auch keiner ist Heimat.
Am Ende ist meine Kunst meine Heimat, die Farbe, der malerische
Blick auf die Welt." Der Künstler hat übrigens auch
das Altarbild in der Werktagskirche von Heilig-Kreuz in Dachau
gestaltet. siehe
dort ....
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St.Georgsfigur
St.Georgsfigur
|
An
der Nordwand steht zwischen dem ersten und zweiten Fenster die im
spätgotischen Stil nachgeschnitzte Figur des hl.
Georg mit dem Drachen auf einem Postament an der Langhaus-Nordwand.
Georg ist in eine Ritterrüstung gekleidet; in der Hand hält
er einen Spieß. Zu seinen Füßen windet sich der besiegte
Drache, das Sinnbild für das Böse in der Welt.
Die Figur kam im Tausch mit dem rechten Seitenaltar leihweise 55)
aus dem Bayerischen Nationalmuseum nach Hebertshausen. Dort war sie
als Fälschung erkannt und aus diesem Grunde abgegeben worden.
"Die Figur wirkt aber sehr dekorativ", schrieb Herr Blatner
vom Landesamt für Denkmalpflege am 17.2.1950. 33)
Nach
Ausräumung der Seitenaltäre 1949 stand die Skulptur eine
Zeit lang auf der rechten Seite des Chorbogens.
Hinweis: Georg war Soldat des römischen
Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und wurde um ca. 304 in
Nikodemien oder Lydda wegen seines
Glaubens enthauptet. Bei uns wird er als Ritter dargestellt, der
einen Drachen tötet. Nach der
Legende errettete er eine vor einem Drachen, der jeden Tag ein Kind
gefressen hat. |
Osterkerze
und Opferlichter
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An
der rechten Schildwand, an der Stelle des früheren rechten
Seitenaltars, steht -als Pendant zum Ambo- das Sinnbild der Auferstehung:
die Osterkerze.
Davor ist zum Seelengedenken ein Schwarm von Ständern für
Opferlichter platziert.
Dazu heißt es in der Restaurations-Dokumentation 55):
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"Indem
sich die vielen Kerzen und Lichter mit der einen universalen
Kerze verbinden, geben sie dem individuellen Erinnern in all
seinen historischen und menschlichen Facetten eine allgemeingültige,
überzeitliche Dimension. In der Zusammenschau mit dem
rot-tonigen Glasfenster und dem Paradiesbild im mittelalterlichen
Wandgemälde entsteht so ein Ort von atmosphärischer
Dichte und existentieller Qualität, die Historie, Bestimmung
und Nutzung des Kirchenraums unterstreichen". |
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Opferlichter
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Taufbecken
Der
obere Teil des Taufbeckens
(Cuppa) war bis 2020 "sinn- und formwidrig" zur Hälfte
in die Wand eingelassen. Nun wurde im Rahmen der Umgestaltung der
Kirche mit einem zylindrischen Fuß ergänzt und im Kirchenschiff
unter der Empore aufgestellt. Es hat in einer Aussegnungshalle, die
die Kirche nun ist, seine frühere Funktion eingebüßt
und bewahrt das Weihwasser für die Mitnahme auf den Friedhof
auf.
Das Taufbecken stammt aus der Zeit um 1500 37),
besteht aus Rotmarmor und besitzt eine achteckige Form mit einem Durchmesser
von 75 cm. |
Taufbecken
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Eigentlich
müssten auch Taufdeckelfiguren aus dem frühen 18.Jh.
vorhanden sein. 1909 wollte die Kirchenverwaltung diese Figuren
zusammen mit anderen Bildwerken und liturgischen Geräten
veräußern oder in die Mission abgeben. Doch für
4 Kunstgegenstände, darunter die 42 cm hohen Taufdeckelfiguren,
erhielt sie keine Erlaubnis.
33)
Die barocken
Figuren hätten wohl nicht zum neuen Konzept der Raumgestaltung
und auch nicht zur neuen Funktion des Beckens gepasst. Das Taufbecken
ist nun mit einem modernen Bronzedeckel verschlossen.
|
Pieta
|
An
der Westseite, unter der Empore ist in einem vergoldeten Rahmen
die beeindruckendes Halbrelief einer Pieta,
der trauernden Muttergottes mit dem toten Sohn auf dem Schoß,
aus der Zeit um 1500. Der Leichnam Jesu ist nach leicht vorne gedreht,
als wollte Maria ihn dem Betrachter zeigen. So werden auch alle
fünf Wunden (an Händen, Füßen und der Seite)
sichtbar. 07)
Die Figur kam 1949 (zusammen mit der Georgsfigur) auf Vermittlung
des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege als Leihgabe des
Bayerischen Nationalmuseums nach Hebertshausen. 55)
Dafür erhielt
das Museum die beiden Seitenaltäre der Kirche. Die Figur folgt
künstlerisch dem Typus der Pietá aus Grafrath.
Die Figurengruppe wurde im
Jahr 2021 durch die Restauratorinnen Laura und Veronika Disl aus
München renoviert. Sie war stark verschmutzt und mit einer
dunklen Lasur überstrichen. Zudem hatten sich Verkittungen
gelockert. Auch zeigte die Fassung erhebliche Fehlstellen.
75)
|
Hinweis: Die Darstellung der Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß
entspricht keinem Bibelbericht. Nach dem Johannesevangelium stand Maria
zwar unter dem Kreuz; ihre Anwesenheit bei der Kreuzabnahme ist aber nicht
belegt. Deshalb standen die Pietas in Italien lange unter dem Verdacht der
Ketzerei
und wurden auch von den Reformatoren in Deutschland abgelehnt. Den
Namen Vesperbild erhielten sie, weil die Zeit, die im Stundengebet der Mönche
und Nonnen der Trauer um den Tod Jesu gewidmet wird, der Sonnenuntergang
ist, die Zeit der Vesper. Der Begriff "Pieta" (ital. Mitleid) weist nach
Robert Böck auf die kindliche Liebe und das innige Mitgefühl hin,
das die Gläubigen dieser Darstellung entgegenbrachten
38).
Empore
Die Empore
wurde 1888 bei der Verlängerung der Kirche nicht neu erstellt, sondern
mit allen Bauteilen an die neue Rückwand zurückversetzt. Doch
man hat sie nicht hoch genug angebracht. Jedenfalls wurde 1913 von der
Kirchenverwaltung bemängelt:
"die Empore ist so niedrig angebracht, daß
links und rechts von den Fenstern fast kein Licht eindringen kann; auch
sind die
Raumverhältnisse etwas beschränkt."
33)
Auf der Empore standen auch früher schon Kirchenstühle. Sie
sollen aus der Zeit um 1800 stammen 37)
. Das wissen wir, weil die
Stühle bei der Aufstellung der Orgel 1835 verändert werden mussten.
Dafür erhielt der Zimmermann 7 fl. 22 kr. 33)
Die Empore besitzt eine Kassettenbrüstung, die 1856
neu vertäfelt wurde.
Orgel
3.
Von der Orgel
aus der Zeit um 1890 (von Anton Bouthillier aus Öttingen
33)
) ist nur noch das klassizistische
Gehäuse übrig.
Die Orgelpfeifen sind im Rahmen der ersten Sanierungsmaßnahmen
1961 teils verschwunden; der Rest wurde von der Pfarrei entfernt.
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Orgelgehäuse
- Ansicht 2004
|
Die
Orgel besaß eine mechanische Schleiflade mit früher sieben
Registern.
1949
wurde von Leopold Nenninger für 493 DM ein achtes Register
(Gedeckt 8') eingebaut. 33)
mehr
über die Geschichte der Orgel finden Sie hier....
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Weihwasserbecken
Weihwasserbecken
außen
|
Am
Südportal befinden sich innen und außen Weihwasserbecken.
Mit dem darin befindlichen geweihten Wasser besprengt sich der katholische
Kirchenbesucher beim Betreten des Gotteshauses. |
Weihwasserbecken innen
|
Portal
Im Rahmen der Umbaumaßnahmen
wurde der Eingang in die Kirche von der Südwestseite auf die Westseite
verlegt. Dadurch ist eine prägnante Längsachse entstanden, die
vom zentralen Ewiglicht im Chor über den Zelebrationsaltar bis auf
das neue Plateau vor der Westfassade hinausreicht. 55)
Außerdem ermöglicht diese Anordnung
einen würdevollen Einzug in das Gotteshaus.
Dieses
Plateau vor dem Westportal vereinigt mehrere Funktionen. Es dient nach
Aussage des Ordinariats
- als zentrales Stützbauwerk für die Giebelwand
- es ermöglicht einen barrierefreien Zugang zur Kirche und
- bietet Raum zum Aufenthalt vor einer Trauerfeier
- und lässt die Besucher vor der Kirche noch den Panoramablick auf
Hebertshausen und im Hintergrund auf die Alpenkette erleben.
Kreuzigungsgruppe
auf dem Weinberg
19)
20) 21)
Seit
April 2013 steht auf dem höchsten Punkt der Anhöhe hinter
der Georgskirche, zwischen dem alten und dem neuen Friedhof, eine
Kreuzigungs-gruppe,
die an den Kalvarienberg in Jerusalem erinnert. Sie sollen Endstation
des künftigen Passionsweges von der Pfarrkirche über
die alte Kirche bis hierher sein 32)
Sie besteht
aus drei hochaufragenden weiß lackierten Holzstämmen, die
mit schwarzen Metallrahmen gegen die Witterung geschützt sind.
Das mittlere Kreuz ist 5 m hoch, die beiden äußeren 4 m.
Das Kreuz des guten Schächers (Dismas) ist ganz nah an das Kreuz
Christi gerückt, das des bösen Schächers (Gestas) ist
weiter entfernt aufgerichtet. |
Kreuzigungsgruppe
2013
|
In
den Betonsockel sind die tröstenden Worte Jesu an den (guten)
Schächer an seiner rechten Seite (Dismas) eingraviert / eingelassen:
"Wahrlich ich sage dir , heute wirst du mit mir im Paradies sein".
Die Kreuzigungsgruppe wurde am 14.April 2013 von Pfarrer Michael Bartmann
eingeweiht. Er sprach die Hoffnung aus, "dass der eine oder andere
beim Spazierengehen oder beim Besuch der Friedhöfe an der Kreuzigungsgruppe
verweilt, um ein Gebet zu sprechen und somit Jesus Christus die Ehre
zu erweisen".
Übrigens: Kalvarienberge sind seit 1500 Motiv der gelebten Alltagsfrömmigkeit.
Vor allem in der Gegenreformation wurden sie Endpunkt von Prozessionen.
60)
|
Die Kreuzigungsgruppe
auf dem Weinberg geht auf die Initiative des St.Georgs-Vereins Hebertshausen
zurück, der die Finanzierung auch mit Spenden unterstützte.
Die Gestaltung und Planung hatte das Architekturbüro HeimKuntscher
aus München übernommen. "Sie soll ein Zeichen des Glaubens
und der Andacht sein". Zugleich sei sie "das erste sichtbare
Zeichen des Umbaus, des Weiterdenkens und der Renovierung der St.Georgs-Kirche".
Die Holzarbeiten hat Joschi Schmidla "mit viel Hingabe und Herzblut
ausgeführt" erklärte der Architekt.
Wie in den Bildern
von Dürer, Cranach und Altdorfer werden in Hebertshausen die drei
Kreuze der biblischen Passionserzählung nicht parallel nebeneinander
gereiht, sondern räumlich zueinander gruppiert. Sie bieten jedem
der drei Protagonisten eine Bühne für sein exemplarisches Handeln,
in das der Betrachter einbezogen wird, schreibt die
Kunsthistorikerin Katrin Pollems-Braunfels.
Katrin Pollems-Braunfels
hat die Kreuzigungsgruppe in der Broschüre "Kalvarienberg Hebertshausen"
aus künstlerischer und theologischer Sicht eingehend beschrieben
22) .
Wenn Sie den Bericht lesen möchten, klicken
Sie hier...
Beschreibung der früheren
Kirchenausstattung bis zum Jahr 2020
Außenansichten
Epitaph
an der Südseite
|
An
der Südwestseite war das 227 cm x 114 cm große Epitaph
aus Rotmarmor für Dr. jur. Johannes Mändl und seine Frau
Maria Mändl aus Deutenhofen eingelassen. Es stammt aus dem Jahr
1620. Wegen der starken Verwitterungsschäden wurde das Epitaph
in das Kircheninnere verlegt. |
|
An der Chorsüdseite
hing außen ein großes Kruzifix.
Es erinnerte an eine der vielen Volksmissionen, die in den vergangen
Zeiten hier abgehalten wurden.
Das Kreuz wurde 1950 durch Fassmaler Wimmer aus München neu bemalt.
|
Volksmissionskreuz
|
Altarraum
/ Chor
Die Ausstattung der Kirche
war schon im Jahr 1899 vom Generalkonserva-torium (Haggenmiller)
"als kunst-historisch belanglos" eingestuft worden. Daran
hatte sich bis 2020 nicht viel geändert. Vor allem nach dem
Neubau der Pfarrkirche legte man keinen besonderen Wert auf die
Ausstattungsgegenstände. Die alten Figuren wurden manchmal
hier, manchmal in der neuen Pfarrkirche aufgestellt. Das Bild rechts
zeigt die Situation 2004.
Der Altar war früher mit einem großen Kruzifix
und den Figuren des Johannes und Maria Magdalena (beide um 1650)
geschmückt.
Später hing ein Kruzifix
an der Wand; daneben stand eine Zeit lang eine im spätgotischen
Stil nachgeschnitzte Figur des hl.Georg, des Patrons der Kirche.
In die Wände sind
viele Epitaphe für Pfarrer oder für Familienangehörige
der Hofmarksherrn eingemauert.
|
per
Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Decke
des Altarraums
Der
stark eingezogene,
nur ein Joch tiefe Chor aus spätgotischer Zeit schließt
mit drei Achteckseiten
und ist von einem schönen Netzgewölbe
überdeckt. Die Gewölberippen ruhen unten auf stumpfen, rundlichen
Kragsteinen. Im oberen Treffpunkt der Rippen sind zwei einfach bemalte
Schlusssteine
gesetzt.
|
Netzgewölbe
bis 2020
|
Die
Vielzahl der Rippen im Netzgewölbe ist nicht - wie z.B. beim
Kreuzrippengewölbe- allein durch die Statik bedingt, sondern
dient auch der Zierde. Sie waren übrigens lange Zeit übertüncht
und wurden erst 1952 wieder freigelegt.
|
Das Presbyterium
war 1846 mit "grünlicher Steinfarb" ausgemalt worden , "wogegen
die schneidenden Kanten der gothischen Bögen weiß" gemacht
wurden.
33)
"Das sich selbst tragende Gewölbe fasziniert bis heute jeden Betrachter.
Seine Elemente müssten herabstürzen und werden doch durch ein
geniales System der Kräfteableitung zusammengehalten. Das Gewölbe
ist nicht nur eine technische Hochleistung, sondern vermittelt, mehr als
eine Flache Decke es vermag, Schutz und Geborgenheit", schreibt die
Deutsche Stiftung Denkmalschutz. 47)
|
Hinweis: Die Schlusssteine
der Gewölberippen sind im Scheitelpunkt eines Bogens oder im
Knotenpunkt von Rippen eingefügt. Sie verkeilen das gebogene
Mauerwerk und geben dem statischen Gefüge den entscheidenden
Halt. Neben seiner bautechnischen Aufgabe hat der Schlussstein auch
eine religiöse Bedeutung. Denn Paulus schreibt im Epheserbrief
(Eph. 2,19-22): "Ihr seid das Fundament der Apostel und Propheten.
Der Schlussstein ist Jesus Christus selbst. Durch ihn wird der ganze
Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn
(Eph. 2,20-22). Und Goethe lässt in Faust II den Kaiser zum Erzbischof
sagen: "Wenn ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut,
dann ist`s mit Sicherheit für ewige Zeit erbaut". |
Der
Altarraum ist gegenüber dem Kirchenschiff um drei Treppenstufen
erhöht. Die rundbogigen Fenster sind mit sechseckigem Antikglas
verglast. 33)
Das Pflaster
(Solnhofener Platten) wurde 1920 neu gelegt. 37)
Die Abnahme der zahlreichen Tüncheschichten
der Kirche im Jahr 1949 ergab - wie zu erwarten war - dass "der
Chor wie das Langhaus vom Mittelalter bis ins ausgehende 18. Jahrh.
eine Wandbemalung trug . Leider ist der Zustand derselben derart, daß
eine Freilegung auch nur von Teilen der figürlichen und ornamentalen
Bemalung möglich ist" schrieb Herr Blatner vom Landesamt für
Denkmalpflege am 22.8.1949. Bei der Renovierung 1972 hat man die Malschichten
weiter untersucht und folgende Reihenfolge festgestellt: 13)
|
"a.
Erste Ausmalung, nur im Chor findbar (Romanik)
b. Zweite Ausmalung (Romanik), im Chor und Kirchenschiff zu
finden.
c. Ausmalung der Renaissance (Groteskenmalerei im Chor), im
Chor, Chorbogen und im Kirchenschiff vorhanden.
d. Farbtönung und Bemalung nach dem Barocken-Umbau.
e. Mehrere Austönungen und Teilbemalungen des 19. Jahrhunderts".
|
Choraltar
von 1972 bis 2013
Der alte Tabernakel
ist unter der Empore abgestellt. Er stammt vom ehem. Choraltar von
1870 und ist im neugotischen Stil gestaltet
|
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Der
Altar ist ein Blockaltar mit gemauerter und verputzter Stipes. Er
ist das beständige Teil der Kirche über viele Jahrhunderte.
Früher war er mit Holz verkleidet. Seit 1952 steht er frei ohne
Retabel (Altaraufbau) im Raum.
Im Bild nebenan (Stand 2002) steht eine Madonnenfigur aus dem Devotionalienhandel
auf dem Altartisch. |
|
An der Wand hinter dem Altar
hängt ein Kruzifix
aus dem 19.Jh. mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden. Der Körper
Jesu ist mit Geißelwunden übersät. Jesus ist ohne
Dornenkrone dargestellt. Das Kruzifix hängt seit 2020 an der
Stelle des früheren linken Seitenaltars.
|
Kruzifix
19.Jh.
|
Rechts
neben dem Kruzifix steht immer wieder einmal die im spätgotischen
Stil nachgeschnitzte Figur des hl.
Georg mit dem Drachen auf einem Postament an der Chorwand.
Georg ist in eine Ritterrüstung gekleidet; in der Hand hält
er einen Spieß. Zu seinen Füßen windet sich der besiegte
Drache, das Sinnbild für das Böse in der Welt.
Die Figur kam im Tausch mit dem rechten Seitenaltar aus dem Bayerischen
Nationalmuseum nach Hebertshausen. Dort war sie als Fälschung
erkannt und aus diesem Grunde leihweise 55)
an Hebertshausen
abgegeben worden. "Die Figur wirkt aber sehr dekorativ",
schrieb Herr Blatner vom Landesamt für Denkmalpflege am 17.2.1950.
33)
Nach Ausräumung der Seitenaltäre 1952 stand die Skulptur
eine Zeit lang auf der rechten Seite des Chorbogens. |
St.Georg
|
|
Hinweis: Georg
war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und
wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda wegen seines Glaubens enthauptet.
Bei uns wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen tötet.
Nach der Legende errettete er eine vor einem Drachen, der jeden Tag
ein Kind gefressen hat. |
Frühere Altäre
Choraltar
von 1952 bis 1972
Der
Altar hatte kein Retabel im herkömmlichen Sinn.
An dessen Stelle befand sich - eine Zeit lang- ein großer
Umhang als Hintergrund für die Kreuzigungsszene.
Der doppelstöckige Tabernakel
stammt vom ehem. Choraltar von 1869 und ist im neuromanischen Stil
gestaltet. 33)
|
|
Unter dem Kreuz
standen die frühbarocken Figuren des Johannes und von Maria Magdalena
(beide um aus der Zeit um 1650).
Diese Figuren wurden 1972 in
der Werkstätte für kirchliche Restaurierungsarbeiten Johann
Stachl aufwändig restauriert.
Einen Bericht über die Restaurierung finden
Sie hier.... |
Choraltar
von 1869 - 1952
In der Zeit vom
1870 bis 1952 stand hier ein neuromanischer Altar. Er war vom gelernten
Spenglermeister Paul Weiß aus Landshut entworfen und von Maler
Balthasar Kraft aus Pfaffenhofen
erstellt worden.
Der frühere barocke Altar war 1869 "durch Feuchtigkeit und
Alter ruiniert".
Außerdem passte der alte barocke Altar nicht mehr in die Zeit
des Historismus, in dem die alten, vorbarocken Kunststile geschätzt
und wiederbelebt wurden. |
|
Der
Altar von 1869 war im Stil
der Neuromanik gearbeitet. Da in der Zeit der (originären) Romanik
(1000-1250) keine Altaraufbauten verwendet wurden, unterliegen neuromanische
Hochaltäre keiner stilistischen Norm, sondern können kreativ
gestaltet werden.
Dies war auch hier in Hebertshausen so. Mittelpunkt war eine große
rundbogige Nische, in der sich das Altarblatt mit dem Bild des Kirchenpatrons
St.Georg befand. Vor den seitlichen Stützen standen entweder
die Figuren von St.Wendelin und St.Barbara oder -wie im nebenstehenden
Bild- Heiligenbilder. 13)
|
Choraltar
von ca. 1650 - 1869 33)
Der barocke Choraltar wurde kurz
nach dem 30jährigen Krieg, so gegen 1650 errichtet. Wie er aussah
ist nicht bekannt. Zudem wurde er im 18.Jh. verändert.
Zuletzt jedenfalls besaß er jedenfalls ein Retabel mit vier Säulen
und ein Altarblatt mit einem Georgsbild. Die Assistenzfiguren stellten
die Handwerkerheilige Barbara (mit Schwert) und den Bauernheiligen St.
Wendelin (mit Hirtenstab, einem Lamm auf dem Arm und einem Rind zu seinen
Füßen) dar. Diese drei Kunstwerke wurden 1869 auch in den neuromanischen
Altar übernommen, von dem es schon Fotos gibt. Daneben hatte er zwei
bis an die Außenmauern reichende Durchgänge, auf denen Figuren
der Heiligen Franz Xaver und Petrus Regalatus standen. Die -meist mit
Vorhängen versehenen- Durchgänge waren früher beliebt,
weil z.B. bei Beerdigungen das Opfergeld nicht in den Klingelbeutel geworfen,
sondern in ein Körbchen vor dem Altar eingelegt wurden. Die Gläubigen
zogen in einer Spendenprozession den Mittelgang vor und warfen das Geld
ein. Dann führte der Weg unter den Durchgängen um den Altar
herum zum Platz in der Kirchenbank zurück.
In der Kirchenrechnung des
Jahres 1654 ist vermerkt, dass das Antependium mit Holz verkleidet
wurde, für den relativ hohen Betrag von elf Gulden.
1742 wurde der Altar umgebaut. Der bekannte Dachauer Maler Franz
Mayr
(1707-1752) schuf ein neues
Altarblatt, das den hl. Georg darstellte. Der Heilige reitet nicht, sondern
steht aufrecht, mit einer Fahne in der Hand, auf dem besiegten Drachen.
Dieses Gemälde war auch Mittelpunkt des darauf folgenden neuromanischen
Altars. Im gleichen Jahr erstellte der Bildhauer
Bartholomäus Schuhpaur
(1680-1750) ein neues
Hochaltarantependium, das Franz Mayr drei Jahre später, 1745,
mit den 15 Geheimnissen des Rosenkranzes bemalte.
In den Jahren 1747-1749
wurde der Choraltar durch Bartholomäus Schupaur und
dem Kunstschreiner
Nikolaus Prugger (1684-1769)
noch stärker verändert. Sie schnitzten zwei Skulpturen der Heiligen
Wendelin und Barbara (je 2 Schuh 3 Zoll hoch), zwei neue "Apostelschild",
vier Säulen für das Retabel und zwei Gemälde auf den seitlichen
Durchgängen (Hll. Franz Xaver und Petrus Regalatus).
Ein Eintrag in den Kirchenrechnungen
1855/1856 besagt, dass das "Hochaltarblatt mit einer Georgsdarstellung"
renoviert wurde.
Hinter
dem Choraltar stand früher ein Beichtstuhl, der schon 1630
eingebaut und 1835 erneuert worden war. 33)
Am Zugang von
der Sakristei zum Altarraum ist die Chorglocke
(Sakristeiglocke) in einem schmiedeeisernen Gestell befestigt. Sie
dürfte aus dem Ende des 19.Jh stammen und ist auf den Ton c
gestimmt. 37)
Die Chorglocken zeigen das
akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes an. Sie
werden geläutet, wenn Priester und Ministranten die Sakristei
verlassen und den Chor betreten.
|
Chorglocke
19.Jh.
|
Chorbogen
Der Chorbogen
war auf der Innenseite mit Ornamentmalerei und christlichen Symbolen
in Felderungen verziert (siehe Bild rechts). |
|
Auch auf der Ostseite
des Chorbogens (zum Choraltar hin) sind noch Reste einer Bemalung
zu erkennen. |
Taufbecken
In die südliche Chorbogenlaibung ist das Taufbecken
mit einem Durchmesser von 75 cm, "sinn- und formwidrig" 55)zur Hälfte
in die Wand eingelassen. Es stammt aus der Zeit um 1500
37),
besteht aus Rotmarmor und besitzt eine achteckige Form. Eigentlich müssten
auch Taufdeckelfiguren aus dem frühen 18.Jh. vorhanden sein. 1909
wollte die Kirchenverwaltung diese Figuren zusammen mit anderen Bildwerken
und liturgischen Geräten veräußern oder in die Mission
abgeben. Doch für 4 Kunstgegenstände, darunter die 42 cm hohen
Taufdeckelfiguren, erhielt sie keine Erlaubnis. 33)
|
Hinweis:
Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien
statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser
vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum
schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der
Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung
erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich
für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist
meist aus Stein. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig
die Taufe Jesu figürlich dargestellt; dies geht auf Empfehlungen
des Konzils von Trient (1545 bis 1563) zurück. Das Taufbecken besitzt in der Regel -so wie in Tandern- eine achteckige Form, weil die
Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt
und Herrschaft angesehen werden. Die Taufe gilt als der achte Schöpfungstag.
Schon im 4.Jh ließ der Kirchenvater Ambrosius von Mailand über einer Taufkapelle die Inschrift anbringen:
"Mit acht Nischen erhebt sich der
Tempel zu göttlichem Dienste
Achteckig eingefasst ist der Quell,
würdig für das heilige Geschehen.
In der mystischen Acht muss das Haus
unserer Taufe erstehen,
denn darinnen wird allem Volk ewiges
Heil geschenkt" |
Taufbecken
|
Kirchenschiff
bzw. Langhaus
Das
Langhaus besitzt heute eine verputzte Flachdecke. In der Mitte dieser
Decke das Heilig-Geist-Loch,
das vorwiegend der Lüftung dient und durch das früher
an Pfingsten eine Taubenfigur herabgelassen werden konnte. Wegen
Rissen und Senkung des Chorbogens wurden 1896 im Dachboden zwei
Eisenträger zur Stabilisierung des Chorbogens eingezogen. 33)
Frühere Deckengewölbe
In einigen Publikationen
36)
39)
heißt
es, 1952 sei das alte Spiegelgewölbe (Gewölbe mit Plafond
in der Mitte) durch eine flache Holzdecke ersetzt worden. Das widerspricht
den historischen Fotos aus der Zeit um 1900. Damals war die verputzte
Decke mit vollflächiger Ornamentmalerei ausgestattet und von
einer bemalten Hohlkehle umgeben. In den Feldern befanden sich Rundbilder
mit Heilig-Geisttaube und Monogrammen, die von einem Strahlenkranz
aus Feuerzungen umgeben waren. 13)
|
Deckengemälde
von 1899
|
Die Deckengemälde wurden vom Maler und Vergolder Johann Weber
aus Indersdorf im Jahr 1899 geschaffen. Den Entwurf erstellte Johann
Marggraff
(1830-1917), von dem auch die Seitenaltäre der damaligen Zeit
stammten.
Seitenaltäre
Die
Seitenaltäre wurden 1952 herausgenommen und an ihrer Stelle
verschiedene Figuren angebracht.
Die Figuren wurden immer wieder mit denen der Pfarrkirche getauscht. Es
gibt keine Kirche im Dachauer Land, deren Aussehen sich im 20.Jahrhundert
so häufig geändert hat, wie St.Georg in Hebertshausen.
Frühere
Seitenaltäre
Die herausgenommenen Altäre waren 1891 von Johann Marggraff
aus München im Stil des Historismus für 3100 Mark erstellt worden.
Grund für die Neuanschaffung 1891 war, dass die alten barocken Altäre
von 1650 nicht mehr gefielen. Sie passten nicht mehr zu dem 20 Jahre vorher
erstellten Hochaltar. Das jedenfalls steht im Kirchenverwaltungsbeschluss
vom 27.10.1891:
|
"In
der Pfarrkirche... sollen zwei neue Seitenaltäre hergestellt
werden, da die alten mit dem Hochaltare im Style nicht harmoniren
und zur Renovirung nicht mehr geeignet sind. Vorerst wird aber nur
einer bestellt, weill die Kosten für den andern noch nicht beschafft
werden können... ... Kirchenverwaltung erlaubt sich daher, die
vom Architekten Markgraf in München gefertigten Pläne mit
Kostenvoranschlag... vorzulegen..."
33)
|
Marienaltar
1891-1952
|
Die
Altäre hatten das typische Aussehen von neuromanischen Altären,
wie wir sie auch aus anderen Kirchen mit diesem Stil kennen. Sie
haben keinen Bezug zur originären Romanik, weil es damals keine
Altaraufbauen gab.
Die Altarblätter am Altar von 1891 zeigten Maria Immaculata
und Antonius von Padua mit dem Jesuskind auf dem Arm. Die
Altaraufsätze waren als Ziborien gestaltet.
Man kann sie keiner Seite zurechnen, weil der Marienaltar und der
Antoniusaltar in der Zeit zwischen 1891 und 1952 getauscht wurden.
Wahrscheinlich war der Marienaltar 1891 rechts gestanden und wurde
später auf die linke Seite versetzt. Zwei alte Bilder, die
die verschiedenen Situationen zeigen, kann
ich zeitlich nicht zuordnen.
Als
(relativ kleine) Assistenzfiguren standen an den Seiten des Altaraufbaus
- auf dem Marienaltar: Joachim u. Anna, die Eltern von Maria sowie
-als Auszugbild- S.Leonhard,
- auf dem Antoniusaltar: Franz Xaver und Sebastian sowie St.Florian
im Auszugbild. 33)
|
Antoniusaltar
1891-1952
|
Die
barocken Vorgängeraltäre, die 1891 entfernt wurden und
von denen kein Bild existiert, stammten aus der Zeit kurz nach dem 30jährigen
Krieg; sie waren aber erst 1710 geweiht worden. 1846 hat sie der Maler
Anton Huber aus Dachau neu gefasst. 33)
Figuren
an der Seitenwand
St.Leonhard
|
An der linken Seitenwand
sind Figuren des hl. Leonhard
(mit Abtsstab und Ketten) aus dem 18.Jh. und des hl.Sebastian
(am Marterbaum mit Pfeilen im Körper und einem Heiligenschein
aus vergoldetem Blech) aus der Zeit um 1700 angebracht.
Hinweise: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte
um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich.
Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim
König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb
galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen",
also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18.
Jh. |
St.Sebastian
|
|
ankettete.
Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere,
weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte
die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn
auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6. November werden
Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
Sebastian war
im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers
Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber durch
die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut
zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine
Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige
Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron
der Schützenbruderschaften verehrt. |
Frühere
Kanzeln 33)
Die letzte Kanzel teilte
im Wesentlichen das Schicksal der Seitenaltäre. Auch sie war Ende
des 19.Jh. entstanden und wurde bei der Renovierung im Jahr 1952 entfernt.
Kanzel 1740
Eine Kanzel in der
Kirche wird erstmals im Jahr 1740 erwähnt. Die Barockkanzel war von
Kistler Simon Prugger repariert,
von Bildhauer Bartholomäus Schuhpaur mit Schnitzarbeiten verschönert
und von Maler Franz Mayr gefasst (= bemalt) worden.
Zur Kanzel von 1740 führte -wie üblich-eine Kanzelstiege im
Kirchenschiff hinauf. Diese Stiege wurde 1842 im Rahmen einer großen
Innenrenovierung aus Platzgründen entfernt und durch einen kleinen
Treppenaufgang an der Außenseite bzw. am Turm ersetzt.
Kanzel 1896
1896 gefiel die Barockkanzel nicht mehr. Ein Jahr vorher hatte Bezirksbaumeister
Scholz in seinem Gutachten an das Bezirksamt Dachau geschrieben:
|
"...,
daß das Kirchenschiff, in welches die neue Kanzel an Stelle
der alten morschen u. seit mehr als 10 Jahren nicht mehr benützten
Kanzel kommt, vollständig stillos ist, das Presbyterium
hingegen ist mit einem gothischen Rippengewölbe bezw. Kreuzgewölbe
versehen. Der noch gut erhaltene Hochaltar u. die beiden Seitenaltäre
geben keinen besonders ausgeprägten Stil, doch paßt
die projectirte Kanzel hinzu, da auch insbesonders bei den Seitenaltären
romanische Formen wahrzunehmen sind." |
Die neue
Kanzel im Stil des Historismus wurde -wie die Seitenaltäre- von
Johann Marggraff (1830-1917) erstellt, der in Altomünster geboren
und in München als Künstler tätig war. ..
mehr zu Marggraff...
Am Kanzelkorb waren in rundbogigen Feldern die vier Evangelisten vor
goldfarbenem Untergrund dargestellt.
Die Kosten beliefen sich auf 1210 Mark. |
Kanzel
von 1896
|
per
Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Kreuzwegstationsbilder
- 1751
hatte man die ersten Kreuzwegbilder angeschafft. Sie waren
vom Hufschmied Michael Härl gestiftet worden.
Der bekannte Dachauer Maler Anton Huber hat sie 1848 restauriert.
- 1878
hat man neue Kreuzwegbilder erworben. 33)
- 1950
Auch die Bilder der Kreuzwegstationen, die Christian Seibold
in Freising um 1950 für die Klosterkirche in Schönbrunn
gemalt hat und die später nach Hebertshausen gekommen sind
(Öl auf Leinwand in Neurokokorahmen), befinden sich nicht mehr
in der Kirche.
In
den Pfarrunterlagen wird mehrfach von "uralten Apostelbildern"
gesprochen. Sie wurden 1856 renoviert
33)
.
Möglicherweise handelte es sich dabei um Apostelkreuze.
Glasmalerei
Bemerkenswert war
noch eine Glasmalerei in einem Fenster der Südseite des Chores
mit der Inschrift: "Johann Mandl Herr von Deitenhofen 1666
und dem Wahlspruch Nec temere, nec timide" [weder verwegen, noch
furchtsam]. Diese bemalte Scheibe in der Größe von 195
x 17 cm wurde im 2. Weltkrieg aus der Kirche entfernt und am Speicher
des Pfarrhofs eingelagert. 29)
1899
baute die Hofglasmalereianstalt von F. X. Zettler sechs Glasgemäldefenster
aus "Kathedralglas" ein. Die zwei Fenster im Chor mit
den Brustbildern Herz Jesu und Herz Mariae kosteten 500 Mark, die
vier Fenster im Kirchenschiff mit Ornamentmalerei "Teppich
und Bordüre" 800 Mark, für die die Kirchengemeinde
mit freiwilligen Gaben aufkommen" wollte. 33)
1952 glaste man die Fenster mit farbigem Neuantik-glas in
Rechtecksform neu ein.
1972 erhielten die Fenster mundgeblasenes Tafelglas (Fa.Eberle,
Dachau). 33)
|
Kirchenstühle
Das frühere Gestühl
("Man und Weiberstüehl") wurde 1698 durch den Dachauer
Kistler Martin Prugger eingebaut. 1852 waren sie eichenholzfarbig maseriert
worden.
Im Jahre 1852 schrieb Pfarrer Andreas Huebmann "... wurden auch
die Kirchenstühle reparirt, auf der Männerseite um einen Stuhl
vermehrt, und sämtliche vom Kistler Otteneder in Weilbach auf Eichenholzart
angestrichen und marmoriert". Die Kosten dafür trug die Sebastiansbruderschaft".
1888, im Zuge der Bauarbeiten zur Verlängerung der Kirche, wurden
die Stühle mit Ölfarbe gestrichen 33)
Empore
Die Empore wurde 1888 bei der Verlängerung der Kirche nicht
neu erstellt, sondern mit allen Bauteilen an die neue Rückwand
zurückversetzt.
Doch man hat sie nicht hoch genug angebracht. Jedenfalls wurde 1913
von der Kirchenverwaltung bemängelt: "die Empore ist so niedrig
angebracht, daß links und rechts von den Fenstern fast kein Licht
eindringen kann; auch sind die Raumverhältnisse etwas beschränkt."
33)
Auf der Empore standen auch früher schon Kirchenstühle. Sie
sollen aus der Zeit um 1800 stammen 37)
. Das
wissen wir, weil die Stühle bei der Aufstellung der Orgel 1835
verändert werden mussten. Dafür erhielt der Zimmermann 7 fl.
22 kr.
33)
Die Empore
besitzt eine Kassettenbrüstung, die 1856 neu vertäfelt wurde.
Frühere
Orgel
33)
Aus der Geschichte der Kirche sind
drei Orgeln bekannt.
1.
Um 1770 hatte Pfarrer Dionysius Bierbichler die Orgel aus seiner
früheren Pfarrei mitgebracht, der Kirche von Hebertshausen für
200 fl. überlassen und sofort aufgestellt.
Dieses Vorgehen erboste den Inhaber des Kirchenpatronats, den Baron von
Mandl, der das Instrument gewaltsam abbrechen und ins Hofmarksschloss
Deutenhofen verbringen ließ. Er wollte die Orgel verkaufen und dafür
"ein neues gutes Positiv mit 5 Registern von dem Orglmacher zu München
inclusive des Kastens pr. 100 fl. erkaufen". Das geschah wohl auch.
Begründung war der geringe Platz auf der Empore und die angeblichen
Beschwerden der Gläubigen, die dem fehlenden Platz nachtrauerten.
Vielleicht war es auch eine Rache-Aktion, weil der Pfarrer die Herausgabe
der Schlüssel für den Zechschrein (Kirchenkasse) verweigert
hatte.
2.
Im Jahr 1835 wurde eine neue Orgel vom Orgelbauer Martin Lautenhammer
(1777-1844) aus München aufgestellt. Das kleine Positiv von 1770
wurde drangegeben. Der restliche Kaufbetrag von 130 fl. wurde zum Teil
aus Spenden (50 fl. ) und zum Teil aus Mitteln der Pfarrei (80 fl. ) aufgebracht.
Elf Jahre später, 1846 ,war schon die erste Reparatur nötig,
17 weitere Jahre (1863 durch Peter Moser) die nächste (Kostenvoranschlag
siehe hier...)
Für die Orgelreparatur 1908 leistete die Gemeinde einen Zuschuss
von der Hälfte der Kosten. Damals wurde Orgel durch Franz Borgias
März für 1167,63 Mark gereinigt.
Weitere Reparaturen der Orgel wurden 1919 und 1925 durch Karl Bittner
aus München vorgenommen. 1938 haben Georg Waldenmaier und K. Bittner
einen elektrischen Orgelgebläse-Motor eingebaut.
3.
Von der Orgel
aus der Zeit um 1890 (von Anton Bouthillier aus Öttingen
37))
ist nur noch das klassizistische Gehäuse übrig. Die Orgelpfeifen
wurden im Rahmen der ersten Sanierungsmaßnahmen 1961 entfernt.
Die Orgel besitzt eine mechanische Schleiflade mit früher sieben
Registern.
|
Orgelgehäuse
2004
|
1949
wurde von Leopold Nenninger für 493 DM ein achtes Register
(Gedeckt 8') eingebaut.
33)
|
Pieta
|
An
der Westseite, unter der Orgel, sind die Tafeln des Kriegerdenkmals
angebracht. Dazwischen sitzt die beeindruckende Statue einer Pieta,
der trauernden Muttergottes mit dem toten Sohn auf dem Schoß,
aus der Zeit um 1500. Der Leichnam Jesu ist nach leicht vorne gedreht,
als wollte Maria ihn dem Betrachter zeigen. So werden auch alle
fünf Wunden (an Händen, Füßen und der Seite)
sichtbar. 07)
Darüber
und darunter ein Bibelwort als Inschrift: "Eine größere
Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für die Seinen.
Eure dankbare Pfarrgemeinde."
Hinweis: Die Darstellung der
Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß entspricht
keinem Bibelbericht. Nach dem Johannesevangelium stand Maria zwar
unter dem Kreuz; ihre Anwesenheit bei
|
der Kreuzabnahme ist aber nicht belegt.
Deshalb standen die Pietas in Italien lange unter dem Verdacht der Ketzerei
und wurden auch von den Reformatoren in Deutschland abgelehnt. Den Namen
Vesperbild erhielten sie, weil die Zeit, die im Stundengebet der Mönche
und Nonnen der Trauer um den Tod Jesu gewidmet wird, der Sonnenuntergang
ist, die Zeit der Vesper. Der Begriff "Pieta" (ital. Mitleid) weist nach
Robert Böck auf die kindliche Liebe und das innige Mitgefühl hin,
das die Gläubigen dieser Darstellung entgegenbrachten 38)
Weitere
Kunstgegenstände 33)
Am 16.Mai
1909 wollte sich die Kirchenverwaltung von ihrer Meinung nach überflüssigen
Figuren und liturgischen Gerätschaften trennen. Geplant war eine
Abgabe an die Missionsgesellschaft. Doch das Generalkonservatorium in
München äußerte am 23.7.1909 Bedenken und nahm vier Kunstwerke
aus, die sich noch im Besitz der Pfarrei befinden müssten:
|
"Nach
Augenschein unseres Referenten haben kunsthistorische Bedeutung u.
können wir infolge dessen eine Veräußerung bzw. Schenkung
an Private, Vereine etc. nicht begutachten:
1.) Hausaltärchen, 1,20 hoch u. 0,60 ca. breit, aus der
Zeit bald nach 1700, mit Aufbau von 4 Säulen u. Rund-
bogengiebel, enthaltend im Unterbau ein auf
Zinkblech gemaltes Bild der hl. Magdalena, im Mittel eine auf Holz
gemalte Kreuzigung, beide Bilder um 1600,
u. im Giebel ein auf Holz gemaltes Medaillonbild, St. Michael, aus
der
Zeit des Altärchens um 1700. Das zierliche
Altärchen würde eine Instandsetzung wohl verdienen.
2.) Taufe Christi, 0,42 m hoch, Holzgruppe aus dem frühen
18. Jahrh., vermutlich früher auf dem Deckel eines
Taufbeckens.
3.) Bambino aus Wachs u. bekleidet, in einem zierlichen vergoldeten
Holzschrein mit gewundenen Säulen an den
vier Ecken u. hübscher Akanthusbekrönung,
Anfang des 18. Jahrh. - Schrein 0,50 m breit, 0,46 m hoch.
4.) Rauchfaß, Messing, mit durchbrochenem Deckel, einfach,
aber ganz interessant, vermutlich frühes 17. Jahrh.;
Fuß fehlt, kann aber ganz gut ergänzt
u. das Stück wieder kirchl. Gebrauche, vor allem bei Beerdigungen,
zugeführt werden. Gegen die Überlassung
aller übrigen Gegenstände...an den Missionsverein oder nach
Bestimmung desselben an eine Missionsgesellschaft
besteht von unserer Seite keine Erinnerung." |
Mit den Bedenken
des Generalkonservators stimmt ein Gutachten vom 23.V.09 von dem Maler Stockmann,
einem Auschussmitglied des Vereins für Volkskunst u. Volkskunde, überein
"mit der Ausnahme, daß dieser die Überlassung des Rauchfasses
an das Bezirksmuseum Dachau befürwortet."
Die Kirchenverwaltung stimmte zu, "bei Gelegenheit und bei vorhandenen
Finanzmitteln die angeführten Kunstgegenstände reparieren zu lassen".
1915 wurde ein Verkauf eines kupfernen Weihwasserkessels aus dem 16. Jahrhundert
vom Ordinariat nicht bewilligt.
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger,
Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern, Band
5, 1867
04) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
05) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.110, 163, 546, 566, 1185, 1218, 1230)
06) Max Gruber, Kistler, Schreiner
u.Drechsler aus dem Amperland, Amperl 1975-S.91 (Braistner)
07) Heinrich u.Margarete Schmidt,
Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Pieta 5 Wunden)
08) Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2
09) Max Gruber, Baugeschichte der Kirchen im Bereich
der Gemeinde Hebertshausen, Amperland 1985
10) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
11) Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister,
Amperland 1986/4 (Fodermayr)
12) Gottfried Weber, Romanik in
Oberbayern, 1990
13) Bernhard Skrabal, Pfarrei, 2004
(historische Fotos der Kirche)
14) Dachauer SZ vom 26.8.2002
15)
Dr.Peter Pfister, Ausstellungskatalog Oberammergauer Passionsspiele 1999,
S.27
|
'Communicantes'
waren Gläubige, die die Erstkommunion gefeiert hatten und zur
Kommunion gehen durften. Wenn wir daraus die tatsächliche Zahl
der Gläubigen herleiten wollen, müssen wir -so Peter Pfister-
"noch etwa 15 bis 20 % für Kinder und Unzurechnungsfähige
hinzuzählen". |
16)
Dachauer Nachrichten vom 10.10.2007
17) Dachauer Nachrichten vom 21.12.2007
18) Dachauer Nachrichten vom 7.10.2011
(Renovierung,Nutzung)
19) Dachauer Nachrichten vom 4.1.2013
(Renov.+Kalvarienbg)
20) Dachauer Nachrichten vom 3.4.2013
(Kreuzigungsgruppe Aufbau)
21) Dachauer Nachrichten vom v.
17.4.2013 (Kreuzigungsgruppe Einweihg)
22) Katrin Pollems-Braunfels, Kalvarienberg
Hebertshausen, 2013
23) Dachauer Nachrichten vom 6.5.2014
(Renov.)
24) Schematismus der Erzdiözese
München und Freising, 5.Decanat Dachau, 1823-1876 (versch.Pfarrer,
Statistik)
25)
"In Töging, da bleib ich jetzt", OVB Heimatzeitung Mühldorf,
15.05.10 (Pfr.Lang)
26) Dachauer Nachrichten vom 13.10.2016
(Passionsweg)
27)
Pfarrer Lang legt ein Sabbatjahr ein,Münchner Merkur vom 30.07.2009
28)
Klemens Gumpendobler, Aus der Geschichte der Pfarrei Hebertshausen, Amperland
1985/3 (Pfarrerliste)
29) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
30) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis
des Köngreichs Bayern von 1876
31) Oberbayerisches Archiv für
vaterländische Geschichte, Band 6, 1844
32) Gerald Dobler/Thomas Hacklberger,
Ein byzantinisches Himmelsbild, Denkmalpflege Informationen, Nr. 166-2017
33) Maria Hildebrandt, Sabine John,
Dr.Stefan Nadler, Dokumentation zur Bau-,Ausstattungs-u.Restaurierungsgeschichte,
2000
34) Maurermeister Jakob Hergl (1823-1902)
aus Dachau war Sohn des Maurermeisters Josef Hergl (1794-1877) und Vater
von
Maurermeister Christian Hergl (1852-1925), der
von 1906-1919 Bürgermeister in Dachau war. Jakob Hergl studierte
ab
15.12.1845 an der Akademie der Bildenden Künste
in München das Fach Baukunst. war in den Kirchen Sulzrain und
Hebertshausen tätig. (Matrikelbuch
1841-1884)
35) Kistler Martin Prugger (1640
-1712) war Mitglied einer großen Kunstschreinerfamilie aus Dachau,
die in vielen Kirchen des
Dachauer Landes tätig war. Martin war Sohn
des Niclas Prugger (1620-1694) und Vater von Simon Prugger (1679-1769).
Auch Bruder, Onkel und Neffe übten diesen
Beruf aus. Martin wohnte in der Augsburger Straße von Dachau. Sein
Sohn Simon
war 1751 und 1756 Bürgermeister von Dachau. Martin
Prugger war nicht nur in Hebertshausen, sondern auch in Dachau tätig.
mehr
über die Prugger-Familie...
36) Max Gruber, Klaus Kraft, Michael
Meier, Kunst-u.Kulturdenkmäler in der Region München, 1.Band:
Westlicher Umkreis
37) Georg Brenninger, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1984
38) Robert Böck, Wallfahrt
im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes 1991
39) Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
40) Herbert Bartel, Aus den Aufgabenbereichen
der früheren Gemeinden Hebertshausen, Ampermoching, Unterweilbach
und Prittlbach, Amperland
1985
41) Herbert Bartel, Entwicklung
und Struktur der heutigen Gemeinde Hebertshausen, Amperland 1985
42)
Joseph Werner-Geschichte der Pfarrei St.Martin Landshut, 1854
43)
Gedenk-Büchlein für die Pfarrgemeinde Hohenkammer an ihren Jubel-Pfarrer
Gottfried Matthias Egger, erzbischöflichen
geistlichen Rath und
Ehrenkreuz des Königl. Ludwigsordens am 17.6.1849
44)
Dachauer Nachrichten vom 1./2.9.2018 (Renovierung 2019)
45)
Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
46) Dr.Martin v.Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
47)
Der gebaute Himmel, Monumente, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland,
Dez. 2018
48) Klaus Rabl, St.Georg-Kirche
bis Mitte 2020 fertig, Dachauer Nachrichten v. 14.5.2019
49)
Bayerisches LA für Statistik u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand
in den Gemeinden Bayerns Stand: 31.12.2010
50) Digitales Archiv des Erzbistums
München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS113 (Pfarrerliste)
51) Horst Kramer, Ein kleines Wunderwerk,
Dachauer SZ vom 5.10.2020
52) Achim Bunz, St.Georg in neuem
Licht, Münchner Kirchenzeitung vom 4.10.2020
53) Simon Berninger Künstler,
Jerry Zeniuk malt Farbharmonien gegen Ausgrenzung, BR24 vom 09.10.2020,
13:36 Uhr
54) Petra Schafflik, Gemeinsam etwas
Großes geschaffen, Dachauer Nachrichten vom 30.9.2020
55) Hebertshausen Alte Kirche St.Georg,
Dokumentation des Erzb. Ordinariats München, Restaurierungsmaßnahme
-
Zeitgenössische christliche
Kunst, Ressort Bauwesen und Kunst, Ausgabe 1_2020
56) Klaus Rabl, Vier Jahre Sanierung
sind zu Ende, Dachauer Nachrichten vom 5.10.2020
57) Siegfried Rückert, 12.11.2020
58) Ein Seelenlicht für den
Friedhof, Dachauer Nachrichten vom 31.10./1.11.2020
59) Dr.Martina Außermeier,
Die
Armen Seelen im Fegefeuer, Darstellungen im Purgatoriumsschrein Hebertshausen,
2020
60) Birk/Jocher/Römisch, Erbe
verpflichtet, Kirche in Hebertshausen, herausgeg. v.Erzbistum München
und Freising, 2020
61) Horst Kramer, Die Renaissance
des "Dachauer Lumpen", SZ vom 16.3.2021
62)
Der Volksbote für den Bürger und Landmann, 16.04.1862 (Pfarrer
Girthofer)
63) Petra
Schafflik, Weinberg weiterhin ohne Wein, Dachauer Nachrichten vom 28./29.10.2023
(Hangbefestigung)
64) Versteigerung im Pfarrhof Hebertshausen,
Freisinger Tagblatt- Der Bayerische Landbote-vom 20.01.1829
65) Pfr
Dallmaier- Medailleverleihung an Pfr.Dallmayr, Münchener politische
Zeitung-mit allerhöchstem Privilegium-v.13.08.1825
66)
Jahrmessstiftung mit staatl.Genehmigung, FreisingerTagblatt v. 8.6.1869
67)
Pfarreiausschreibung 1858, Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt
von Oberbayern, 1858
68)
Übertragung der Pfarrei Rechtmehring an Pfr Huebmann-Königlich-bayerisches
Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, 1858
69)
Brand im Ort Hebertshausen, Regensburger Tagblatt vom 29.06.1865 u.Lindauer
Tagblatt für Stadt und Land v. 30.6.1865
70)
Pfr. Kreitmayr nach Kreuzholzhausen versetzt, Der bayerische Volksfreund
vom 22.05.1846
71)
Pfr. Haltenberger von Schießen nach Hebertshausen versetzt - Münchner
Intelligenzblatt vom 5.6.1874
72)
Münchner Intelligenzblatt v. 6.6.1832 (Bittgang nach Mariabrunn
wieder aufgenommen)
73)
Der bayerische Volksfreund vom 13.09.1832 (neuer Pfr Streber)
74)
Der Bayerische Landbote vom 24.3.1829 (Tod v. Pfr Dallmeier)
75) Klaus Rabl, Die wertvolle Pieta
ist zurück in St.Georg, Dachauer Nachrichten vom 24.8.2021
76)
Münchener
politische Zeitung vom 27.04.1835 (Pfr.Streber)
77)
Bezirksheimatpfleger
Prof.Dr.Norbert Göttler im BR-Heimat am 18.11.2020, 11:15 (Turmverkleinerung)
78)
Münchner Intelligenzblatt vom 20.7.1844 (Pfr
Eisenbeck)
79)
Matrikel der Patronats- und Collations-Rechte, Deutinger-Die älteren
Matrikeln des Bisthums Freysing, § 678, S.474
80)
Peter
Wackerl, Der Kraftort der Woche, Münchner Kirchenzeitung vom 10.Dez.2023,
S. 32
81)
Denkmalliste
Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Gemeinde
Hebertshausen
82)
Diözesanarchiv
Verzeichnungseinheit AA001/3, PfarrA9044 (Pfr.Koller) und AA001/3,
PfarrA9045 (Pfr.Hiltmayr)
83)
Diözesanarchiv
Verzeichnungseinheit AA001/3, PfarrA9044 (Orgelstreit)
80 Bilder: Hr.Skrabal/Pfarrei
(5), Hans Schertl (74)
5.1.2022
Bericht
über die Visitation
im Jahr 1560 10)
- in heutigem Deutsch -
Pfarrer:
Pfarrvikar in Hebertshausen ist Sigismund Mayer. Ihm ist die Pfarrei
aber nicht übertragen; er versieht als Vikar lediglich die Seelsorge
und muss dafür dem Pfarrherrn ein Absentgeld von 40 Gulden zahlen.
Mayer ist ein echter Freisinger: Er wurde dort geboren, hat dort studiert,
wurde vor 19 Jahren dort geweiht und feierte auch seine Primiz in
der Domstadt. Seit 1557 ist er in Hebertshausen tätig.
Die Überprüfung seiner konfessionellen Zuverlässigkeit
ergab folgendes: Der Pfarrer predigt an allen Feiertagen; Nachmittagspredigten
hält er nicht, außer an Ostern. Die Predigtvorlagen entnimmt
er ausschließlich katholischen Büchern. Er hält sich
an alle Vorschriften der katholischen Konfession. Die Messfeier gestaltet
er voll katholisch. Die Gläubigen loben den Pfarrer, dies berichtet
der Kirchenpfleger. Er lebe ein gutes priesterliches Leben und sei
"in allen Dingen der alten Mainung". Die Frage des Visitators,
wie häufig er selbst beichte, beantwortete der Pfarrer unbestimmt:
so oft, wie ihn Gott ermahne ("so offt in Gott erman").
Der Pfarrer kennt die 7 Sakramente und glaubt daran (=der Glaube
an die 7 Sakramente war Indikator für die kath.Haltung, denn
die Protestanten kannten nur 2 Sakramente). Während seiner
Pfarrzeit in Hebertshausen fand noch keine Firmung statt. Zu seinem
Privatleben gibt der Pfarrer an, er habe eine Köchin, sei aber
unverheiratet. In der Öffentlichkeit lasse er sich mit der Köchin
nicht zusammen sehen. |
Visitationsbericht von 1560 im Diözesanarchiv München
Die linke Hälfte der Seiten wurde für Hinweise
(z.B. von Vorgesetzten) frei gelassen
|
Pfarrei: Die
Pfarrei hat 120 Gläubige (communicantes). Über das Pfarrvolk
berichtet der Pfarrer nichts Gutes: Die Leute seien nicht sehr gottesfürchtig,
kämen wenig zum Gottesdienst und zahlten den Zehent "gar untreulich".
Auch würden die Leute behaupten, was der Pfarrer predige, "sey
alles erlogen". Im Gottesdienst fingen sie ohne Zustimmung des Priesters
selbst an, "den Glauben zu singen". Auch die Unterweisung der
Beichtkinder bringe nicht viel: "sy sein halsperig", sagt Mayer
dem Visitator. Immerhin seien die Pfarrangehörigen alle katholisch
und zumeist auch ketzerischer Haltung unverdächtig, mit zwei Ausnahmen:
Eine verdächtige Weibsperson in seinem Dorf wolle nicht zu ihrem
Mann ("well aber nit zu im"). Der Pfarrer halte ihr die Verpflichtung
aus dem Ehesakrament vor, doch sie frage wenig danach. Ein Bauer im Dorf
sei abgebrannt und verdächtige einen anderen (der Brandstiftung).
Dem wolle er nicht verzeihen und gehe deshalb nicht zur Kommunion.
Sein Einkommen beziffert der Pfarrer auf 200 Gulden (abzügl.60 Gulden
Absentsgeld). Vom Kirchengrund ist nichts verkauft. In der Pfarrei gibt
es ein gut gebautes Mesnerhaus. Der Mesner ist fleißig.
Kirche: Auch die Kirche ist in gutem Bauzustand, mit aller Zier
versehen und wird sauber gehalten. Sie besitzt drei Altäre, einen
Taufstein und ein wohlverschlossenes Sakramentshaus mit steter Beleuchtung
(Ewig Licht). An Gerätschaften sind vorhanden: 3 vergoldete ("vergulte")
Kelche mit Corporale, ein silbernes ("silbrin") Kreuz, eine
Monstranz aus Messing, 2 Messbücher, ein zerissenes Gesangsbuch,
ein Liturgiebuch und fünf Messgewänder. Das Allerheiligste und
die heiligen Öle werden nicht rein aufbewahrt. Das Taufwasser befindet
sich in einem Krug. Der Bericht endet mit den Worten: "Sonst an allen
Dingen kain Mangel".
Eine Aufstellung über
die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden
Sie hier...
Ebertzhausen
(Hebertshausen)
aus:
Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 6
31)
Schon unterm Jahre
769 ist in Meichelbecks Geschichte von Freysing der Ort Ebertshausen (Eparunteshusir)
bemerkt *. Im Jahre 1498 besaß das Hochstift Freysing zu Ebertshausen
oder Hebertshausen zwei Höfe, welche eben den Gebrüdern, Ulrich
Eisenhofen, Probst Beyharting und Wolf Eisenhofer, Deutschordens-Conventual
zu Olling auf Lebensdauer verschrieben waren. Diesen verlieh Herzog Sigmund,
damaliger Besitzer des Landgerichts Dachau in gedachtem Jahre, Befreiung
von aller gemeinen und gewöhnlichen Scharwerk. Menzing, Freytag nach
St.Jakobstag, (27.Juli).
Einen Revers über solche Befreyung gab Probst Ulrich noch i.J. 1504.
Im XVII. Jahrhundert hatten die von Mandel zu Deutenhofen einige Besitzungen
zu Ebertshausen oder Hebertshausen. Namentlich reversirte Johann Mandl
von Deutenhofen auf Münchsdorf Wolfseck und Tandern, churfrstl. geheimer
Rath, Hofkammerpräsident, Lehenprobst und Pfleger zu Dachau und Neuburg
an die churfrstl. Vormundschaft i.J. 1652 über einen Hof zu Hebertshausen,
den vorhin Hanns Sebastian Voglmayr des Innern Rath zu München besessen
hatte. (Urkundlich)
Es ist aber dieses Ebertshausen oder Hebertshausen links der Amper im
zeitlichen Landgericht Dachau mit einer Pfarr zu St. Benedikt, wohin im
Jahre 1754 die Filialen St.Peter zu Welshofen und St.Michael zu Pogenried
gehörten und welches dermal mehr als hundert Seelen zählt nicht
mit Ebertshausen im zeitlichen Landgericht Bruck zu verwechseln.
* damit ist nach neuerer
Forschung aber Ebertshausen bei Odelzhausen gemeint.
05)
KALVARIENBERG
- HEBERTSHAUSEN
von Katrin Pollems-Braunfels
Hoch aufragend
stehen sie da, drei weiße Holzstämme mit Querbalken, hinter der mittelalterlichen
St. Georg Kirche, die mit ihren romanischen Grundmauern hart am Rand einer
Endmoräne über dem Ort Hebertshausen balanciert. Frei montiert an weißen
Sockeln unterschiedlicher Ausrichtung stehen sie, mächtig, unter der weißen
Farbe aus behauenem Holz. Die Balken sind mit dunklem Bronzeblech vor
der Witterung geschützt. Die drei Kreuze stehen auf der höchsten Stelle
des Hügels. Von der Aussegnung auf dem alten Friedhof von St. Georg führt
hier der Weg nach Nordosten zum neuen Friedhof der Gemeinde leicht unterhalb
des Hügels gelegen. Und der Verstorbene wie die trauernden Hinterbliebenen
werden begleitet von den tröstenden Worten Jesu am Kreuz: Wahrlich ich
sage dir, heut wirst du mit mir im Paradiese sein (Lk.23,43), die in großen,
serifenlosen Lettern in den Betonsockel des rechten Kreuzesholzes eingelassen
sind.
Es sind die
Worte Jesu an den einen der beiden Verbrecher, die mit ihm zusammen gekreuzigt
wurden. Dieser, dessen Kreuz an Jesu rechter Seite aufgestellt wurde,
hatte Jesus Christus erkannt und ihn gebeten: "Jesus, denk an mich, wenn
du in dein Reich kommst." (Lk.23,42). Und ihm antwortete der Herr mit
den oben genannten Heilsworten. Diese Stelle im Neuen Testament wurde
in der spätmittelalterlichen Kunst zu einem Motiv der gelebten Andacht.
Zahlreiche, überlebensgroße Darstellungen der Kreuzigungsszene aus der
Gegenreformation und aus dem Barock, vielfigurig oder mit den Hauptfiguren
Jesus Christus, seine Mutter Maria links und dem Lieblingsjünger Johannes
rechts waren der Endpunkt von Kreuzwegen. Es bildete sich die Bezeichnung
Kalvarienberg heraus, abgeleitet vom aramäischen Wort für Schädelstätte:
Golgatha.
JESUS UND DIE BEIDEN SCHÄCHER
Wie
in der Malerei um 1500, bei Dürer, Cranach oder Altdorfer, zuerst
die drei Kreuze nicht nebeneinander gereiht wurden, sondern räumlich,
einen dramatischen Bildraum formend zueinander gestellt, der jedem
der Protagonisten die Bühne für seine exemplarische Rolle bot, so
stehen auch die drei Kreuze in Hebertshausen in genau austarierter
Weise zueinander.
Das mittlere Kreuz bildet
das Zentrum, es zeigt als einziges die lateinische Kreuzform und
überragt um diese Senkrechte die beiden anderen Kreuze.
Das vom Betrachter aus linke aber von Jesu Blickrichtung aus rechte,
steht ihm näher. Ihre beiden Querbalken berühren sich
gar um Haaresbreite.
Das andere Kreuz, das des unbeugsamen Schächers, der den Gekreuzigten
noch im Todeskampf verhöhnte: "Bist du denn nicht der Messias?
Dann hilf dir selbst und auch uns!" (Lk.23,19), dieses Kreuz wendet
sich ab, steht deutlich abgerückt von den beiden anderen und
sogar sein Sockel schwingt in eine andere Richtung.
|
|
Braucht es mehr, um uns zu zeigen,
was zwischen diesen drei Menschen, zwischen dem Gottessohn und den zwei
Sündern, der eine reuig, der andere nicht, geschehen ist? Und doch
ist nichts so eindeutig, wie es zu sein scheint. Auch der linke Schächer
ist nicht allein, auch hier markieren dieselben vier Nägel den Kreuzungspunkt
der Balken. An diesem Kreuz gehen wir zwar vorbei, gerade dadurch, dass
er sich von Jesus Christus abwendet, ist er uns, den Betrachtern, aber
näher. EIN ZEICHEN IN DER LANDSCHAFT
Auffallend
im strahlenden Weiß und doch korrespondierend zur Reihe der Birken
mit ihren weißen, schrundigen Rinden, die den Friedhofsweg begleiten,
wirkt die Kreuzesgruppe auf den Betrachter. Im Blickfeld der Spaziergänger
oder der Trauernden auf dem Weg von St. Georg zum neuen Friedhof beschreiben
die drei senkrechten Balken, begrenzt durch die Querbalken, einen Rahmen,
in dessen Mittelpunkt das große Balkenkreuz sichtbar wird, das den
Friedhof markiert. Zeichen dieser Art lenken den Blick, schärfen
die Wahrnehmung für Bezüge, für raum-zeitliche Zusammenhänge.
Die Münchner Architekten Florian Heim und Markus Kuntscher (www.heim-kuntscher.de)
sind erfahrene Gestalter von gebauten Zeichen im Raum. Hier, im Dachauer
Land, gibt es aber noch eine ganz andere Dimension des raumzeitlichen
Zusammenhangs.
DER SS-SCHIESSPLATZ
HEBERTSHAUSEN
Während der
neue Friedhof im Nordosten des Kalvarienberges liegt, befindet sich in
südwestlicher Richtung der ehemalige "SS-Schießplatz Hebertshausen". Um
1937 als Ausbildungsschießplatz für die SS errichtet, 1939 in das Dachauer
Stadtgebiet eingegliedert, wurden hier ab September 1941 mindestens 4.000
Soldaten der sowjetischen Armee in krasser Missachtung des Kriegsvölkerrechts
erschossen. Von den amerikanischen Truppen nach 1945 ebenfalls als Schießübungsplatz
genutzt und in den Fünfzigerjahren an den Freistaat Bayern übergeben,
wurden von der Stadt Dachau im erhaltenen SS-Wachhaus obdachlose Männer
untergebracht. Das Gelände verwilderte, bis es als Wildbienenbiotop unter
Naturschutz gestellt wurde. 1964 wurde ein Gedenkstein von Will Eilfers
aufgestellt, die Neugestaltung des Gedenkortes zur Erinnerung an die dort
ermordeten sowjetischen Soldaten ist geplant.
DIE MASSNAHMEN
Die Aufstellung
des "Kalvarienberges" ist die erste in einer Reihe geplanter Maßnahmen,
die die politische Gemeinde Hebertshausen, die katholische Kirchenstiftung
Hebertshausen und das Erzbischöfliche Ordinariat München als Maßnahmeträger
zusammen mit dem Verein zur Erhaltung der St. Georg Kirche e.V. bis zum
Jahre 2020 ausführen. Neben einer Hangsicherung wird vor allem die mittelalterliche
Kirche grundlegend saniert werden sowie ein neugestalteter Eingangsbereich
im Westen die Sichtverbindung zwischen der Gedenkstätte Schießplatz und
St. Georg betonen. Als Nebenkirche, Friedhofskapelle und Erinnerungsort
für die ermordeten sowjetischen Soldaten hat St. Georg, das in der Nachkriegszeit
wegen Baufälligkeit gesperrt werden musste, eine würdige neue Aufgabe
gefunden. Als Pfarrkirche dient die Kirche Zum Allerheiligsten Welterlöser,
die unterhalb des Hanges von 1960 bis 1961 errichtet wurde.
KATRIN POLLEMS-BRAUNFELS
Orgelreparatur
1861
Kostenvoranschlag v. 1.12.1860 von Orgelbauer Peter Moser,
Mammendorf
"über die Reparatur der Orgl... Hebertshaußen...
1. Für zerlegen des ganzen Orglwerkes und Staube reinigen derselben
3 fl.
2. Für Reparatur des ganzen Pfeiffenwerkes zin wie von Holz vorzüglich
der Pedall Paß, welcher ganz Schadhaft sich befindet
das er keinen Laut mehr geben kann 6 fl.
3. Für ausbesserung der Tastatur Pedall und Manual 2 fl.
4. Für Reparatur der Manual Windladen die Fendil abrichten neu ledern,
Federn Stiften zugbündeln (?) neu von Meßing Trath 10 fl. 5.
Für zwey Blasbälken, samt Rohr und bixen ins
Langhauß setzen 15 fl.
6. Für die Paß Windlade zu Repariern, so wie die Manual Windlage
gemacht wird 3 fl.
7. Für das Intonieren und neu stimen der 6 Register 9 fl.
Suma 48 fl. "
Restaurierung
der Altarfiguren
St.Magdalena und St.Johannes
Die
Assistenzfiguren am Choraltar St.Magdalena und St.Johannes wurden 1972
in der Werkstätte für kirchliche Restaurierungsarbeiten Johann
Stachl aufwändig restauriert. Hier die Rechnung vom 6.11.1972.
"Renaissancekreuz:
Die alte Fassung... gereinigt, abplatzende Stellen abgenommen und in Kreidegrund
ausgebessert. Die losen Arme frisch verleimt. Fehlstellen und Schäden
der Fassung - nach Konservierung der ganzen Fassung - in Mischtechnik
dezent ausgebessert. Die ruinöse Vergoldung des Lendentuches und
der Kopfstrahlen von Grund auf erneuert. Den freigelegten Kreuzbalken
überholt...
Magdalena: Die alte Fassung der Inkarnatsteile noch fertig freigelegt,
alles gereinigt, konserviert und Schäden behoben. Die Vergoldung
und Versilberung des Mantels und der Unterkleider von Grund auf erneuert.
Die Partien, die stark vom Wurm zerfressen waren, mit mehrmaliger Leimwassertränkung
gefestigt, verkittet und mit Leinwand kaschiert. Die Versilberung des
zweiten Unterkleides mit Krapplack lasiert und nach erfolgter Trocknung
eingestimmt. Die andere Versilberung zurückgestimmt und die Futter
in Farbe gefaßt. Nach Vergasung ...mehrmals mit XylamonCombi ...
eingelassen...
Johann: Behandlung wie Magdalena. Diese Plastik war jedoch extrem
vom Holzwurm zerfressen...
Die Attribute der Figuren ebenfalls hergerichtet.... Schlecht ergänzte
Finger neu geschnitzt..."
Sakristei
|
Die
Sakristei ist östlich an den Turm angebaut und mit einem Pultdach
versehen. Ihr Zugang von außen führt durch das Turm-Erdgeschoss.
Der erste Anbau dürfte in der 2.Hälfte des 17.Jh. errichtet
worden sein. Vielleicht war es im Jahr 1653, in der der Landrichter
angewiesen wurde, dass die Messgewänder in der (neu errichteten)
Sakristei aufbewahrt und vor Schaden bewahrt werden.
1911 beschloss die Kirchenverwaltung
die Verlegung der Sakristei wegen des Einbaus eines Oratoriums:
|
"In
der Pfarrkirche in Hebertshausen soll ein Oratorium in der Weise
errichtet werden, daß von der jetzigen Sakristei in die
Kirche eine Fensteröffnung gemacht und die Sakristei verlegt
wird. Die Anbringung eines Fensters bzw. einer Öffnung
von der Sakristei zum Presbyterium würde am besten möglichst
bald geschehen. Mit dem Bau einer neuen Sakristei könnte
noch gewartet werden. (...) Die Kosten (von 9800 Mark)
trägt Herr Graf v. la Rosee.
33) |
|
Das Generalkonservatorium im München genehmigte die Baumaßnahme
am 10.10.1911 mit folgenden, nicht sehr schmeichelhaften Worten:
33)
|
"Da
das Kircheninnere und dessen Ausstattung künstlerisch nicht sehr
bedeutend ist, so besteht unsererseits gegen die Einbrechung eines
Oratoriumsfensters im Chor und zum neuen Sakristeibau keine Erinnerung"
33) |
Ein Jahr später
wollte der Graf kein Oratorium mehr, sondern nur noch einen exklusiven Chorstuhl
für seine Familie im Altarraum. Das entnehmen wir einem Bericht der
Kirchenverwaltung Hebertshausen an das Bezirksamt Dachau:
|
"...
mit dem Berichte, daß auf den an das erzb. Ordinariat gerichteten
Antrag des Herrn Grafen von La Rosée, daß ihm an der
Evangelienseite des Presbyteriums ein Platz zur Errichtung eines Chorstuhles
von 4-6 Personen eingeräumt werde, die Kirchenverwaltung am 24.
April 1912 beschlossen hat, daß in eine Einschränkung dieses
Raumes auf die Dauer unmöglich eingewilligt werden kann... und
daß die Erbauung eines Oratoriums im Raum des Turmes oberhalb
des Durchganges zur Sakristei, wie es früher schon beabsichtigt
war, als die einzige Möglichkeit erscheint, jedoch mit einen
Aufgang von außen mit einem Anbau neben der jetzigen Thüre
ins Freie. Die Absicht ein derartiges Oratorium zu bauen, scheint
der Herr Graf nicht zu haben. Er benützt jetzt das Oratorium
des Herrn Grafen von Spreti in Ampermoching." 33) |
So verblieb
die Sakristei in Hebertshausen an ihrer Stelle.
Die Inneneinrichtung
der Sakristei stammte aus dem Jahr 1852. Dazu notierte der Pfarrer
Huebmann:
|
"Zu
Ostern 1852 ließ ich die Sakristei fast ganz neu umwandeln,
bis auf einen alten Kirchenkasten. Die Arbeit fertigten der Kistler
Otteneder von Weilbach und dessen Bruder. Auch den eichenfarbigen
Anstrich besorgten dieselben ganz lobenswerth". 33) |
Die Friedhofsmauer
musste -wie bei allen anderen Kirchen- immer wieder renoviert und ausgebessert
werden.
Bekannt ist dies aus den Jahren 1650, 1654 (3 Eichen für 4 fl. 41
kr. gekauft), 1683 (3000 Steine für 123 fl.), 1699 (550 maurstain),
1746, 1772, 1810 und 1837. Im 19./20. Jh. war mehrmals umstritten, ob
die Kosten der Ausbesserung die politische Gemeinde oder die Kirchengemeinde
zu tragen hat.
Wenn Sie Details über die Renovierungen der Friedhofsmauer in den
letzten 200 Jahren erfahren möchten, klicken sie hier...
1810 wurde die Friedhofmauer
mit großem Aufwand (11.000 Ziegelsteine und 100 Fuder Sand) völlig
erneuert. 5 Maurer und 6 Handlanger hatten 36 Tage zu tun. Interessant
ist der Kostenvoranschlag vom Schlossmaurermeister Anton Hergl aus Dachau
vom 20.1.1810, der sich auf 705 Gulden belief, später aber vom Revisor
auf 474 Gulden gekürzt wurde.
|
"...
Die Pfarr Kirche... ist auf einem Berghiegl von 50 biß 60 schue
(= 15-18 m) höche erbauet, so 57 schue (= 16,7 m)
lang, 28 schue (= 8,20 m) breit. Hiebäu befindet sich
einne maur um die Kirche, welche zum einschlus des Kirchhofes diennet,
sie ist 2 1/2 (= 73 cm) schue hoch über die Erdfleche
des Kirchhof, Ausser diesser Erdfläche aber ist solche maur 10
biß 12 (= 2,90-3,50 m) schue hoch, welche dem Berghiegl
zusammen haldet. Sohin zur Erhaltung der Kirche nothwendig Diesse
maur aber ist serr baufellich, wouon einniche stick ausgelegt und
neu gemacht werdenmiessen. Auch befindet sich ein stick maur Am Fues
des Berg, welche 157 schue (= 46 m) lang 15 (= 4,40 m)
hoch zue Gegenhalt des Berges, worauf die Kirche stehet wouon schon
ein stick zu 30 (= 8,80 m) schue lang eingefallen und ein zweits
zu 40 (=11,70 m) schue lang so einstweillen uerbelzet worden
ist abzutragen. sohin ist nachstehendes Bau Material dan mauer und
handtlanger Taglohn erforderlich" |
1892 wurde wieder festgestellt, der nördliche Teil der Friedhofsmauer
bedürfe der Erneuerung; dabei stellte der damalige Dekan Rößler
anlässlich einer Visitation fest: "Weil die Friedhofmauer eine
Gemeindesache ist, so erklärte H. Bürgermeister dieselbe heuer
noch u. zwar so bald als möglich herstellen zu lassen". Die Gemeinde
nahm die Baupflicht aber nicht an.
Als 1900 durch den Maurermeister Sebastian Schall aus Großinzemoos
Reparaturen an der Friedhofsmauer durchgeführt wurden, übernahm
die politische Gemeinde aber die Hälfte der Kosten von insgesamt 934,64
Mark.
Im Sitzungsprotokoll vom 23.1.1900 heißt es dazu:
|
"Zur Deckung
der Kosten hätte die Kirchengemeinde aufzukommen. Es übernimmt
jedoch mit curatelamtl. Genehmigung vom 12. Mai 1899 die politische
Gemeinde, die sich ohnehin mit der Kirchengemeinde deckt, einen Theil
der Bestreitung der Kosten im Betrage von 460 M, erlöst aus dem
Verkaufe an Gemeindegründen. Den restirenden Betrag hat die Kirchenstiftung
Hebertshausen zu leisten". |
Auch 1908 zahlte die Gemeinde
die Hälfte der Renovierungskosten.
Als 1921 eine neue Südmauer errichtet wurde, hat die Gemeinde
wohl die Kosten voll getragen. In der Kirchenrechnung ist jedenfalls kein
Eintrag zu finden. Grund für den Neubau war, dass von der südlichen
Friedhofsmauer unter dem Druck des Friedhofs ein etwa 20 m langes Stück
aus seiner ursprünglichen Lage ausgebrochen war und sich im Rest Sprünge
bildeten. "Die Beschädigungen sind derart, dass eine Reparatur
nicht möglich ist, sondern eine vollständige Erneuerung des schadhaften
Mauerteiles - aus praktischen Gründen durch Herstellung einer neuen
Mauer vorderhalb der schadhaften - notwendig wird", schrieb der Bezirksbaumeister
des Amtsbezirks Dachau. "Als Ursache der Beschädigung ist m. E.
keineswegs eine ungenügende Tragfähigkeit des Maueruntergrundes
anzunehmen, sondern lediglich die ursprünglich zu gering bemessene
Stärke der Mauer, die die bedeutende Last der Hinterfüllung wohl
noch aufzunehmen vermochte, jedoch den Druck der im April des Jahres gefallenen
Schneemengen nicht standhalten konnte". Die neue Mauer wurde in Beton
errichtet 40)
Die Untersuchung zur Stabilität des Kirchbergs vom 19.1.1920 durch
das Geologische Institut bei der Bay. Akad.d.Wissenschaften (Dr.Boden) hatte
folgendes ergeben:
|
"Über
die Gefahr eines Bergrutsches am Kirchberg in Hebertshausen.
Der Berghang, an dessen Oberkante die baufällige Friedhofmauer
in recht exponierter Lage errichtet ist, besteht aus sehr feinkörnigen,
lockeren, weichen Sandschichten. Da wesentliche Gesteinswechsel, die
zur Ansammlung von Wasser in diesen Sanden führen könnten,
nicht vorhanden sind, sickern die Tagewässer in die Tiefe und
treten erst am Fuße des Hanges als Quellen zu Tage aus. - Die
geologischen Verhältnisse liegen daher für die Bildung von
Gehängebewegungen nicht günstig und Anzeichen für derartige
Rutschungen, die zur Beschädigung der Mauer geführt hätten,
machen sich an dem mit Vegetation bedeckten Hang auch nirgends bemerkbar.
- Gegen die Herstellung einer neuen Mauer bestehen daher keine Bedenken,
jedoch müsste dem erheblichen Druck der hohen Hinterfüllung, |
1924 hat man die östliche
Friedhofstreppe aus Granit neu erstellt
40)
1925 reparierte man den Friedhofssteg. Dazu gibt es folgendes Beschlussprotokoll
der Kirchenverwaltung vom 4.1.1925:
|
"Der
höchst schadhafte Friedhofssteg bedarf dringender Reparatur ...
Da einerseits nicht sicher feststeht, wer hiefür aufzukommen
hat, und andererseits der Kirchenstiftung erhebliche Mehrkosten erwachsen,
so wird an den ... Gemeinderat das Ersuchen gestellt, dessen Instandsetzung
gütigst übernehmen zu wollen. Diese freiwillige Leistung
wird von der Kirchenverwaltung schon im vorhinein dankbarst anerkannt
wie auch die geplante Instandsetzung der östlichen Friedhofstiege,
bei der die Gemeinde bedeutende Mehrkosten sich auferlegt, um ein
dauerhaftes Werk zu schaffen". |
1939
war der Friedhof an der Kirche "restlos belegt." Eine Erweiterung
war nötig 40)
Der Hebertshausener
Bürgermeister Herzog begründete dies mit den Worten:
"Es sind hier für ca. 35 Häuser und 70 Familien
absolut keine Beerdigungsmöglichkeiten vorhanden, ganz abgesehen davon,
dass
sich gerade Hebertshausen auch nach Beendigung des Krieges
infolge seiner Lage zu Fabriken und zum SS-Lager Dachau
bestimmt wieder vergrössern wird."
Als in den Jahren 1941/1942 mit dieser Erweiterung begonnen wurde,
stellte man fest, dass zuerst ein Graben aufgefüllt werden musste.
Dazu wurden in den Wintermonaten 1941/42 französische Kriegsgefangene
(Tageslohn 2,50 RM) und 1942 -weil die erforderlichen Erdbewegungen so groß
waren
40)
- zusätzlich KZ-Häftlinge
aus Dachau (Stundenlohn 20 Pfg.) eingesetzt.
Im Zuge dieser Erweiterung kam es zu einem Streit um das Besitzrecht am
Berghang, auf dem der neue Friedhof entstand (Gemeinde oder Kirchenstiftung)
und über Rechte der Kirchenverwaltung bei der Verwaltung des Friedhofs.
Der Regierungspräsident entschied, dass die politische Gemeinde Hebertshausen
eine Friedhofsordnung nur für den neuen Friedhofsteil erlassen und
in gleicher Weise Grabgebühren nur für den neuen Friedhof festsetzen
und beanspruchen könne; der alte Friedhof um die Kirche verbleibe dagegen
mit allen Rechten bei der Kirchenstiftung, wobei eine Schließung dieses
alten Friedhofs wegen Vollbelegung in Erwägung gezogen werde (Vollzug
mit Ausnahme von Familiengrabstätten am 22.1.1945). Für die Kriegsgräber
gab es folgende Regelung:
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Eine Zusammenlegung
dieser Gräber ist an sich sehr schön und gut, solange einheitliche
Birkenkreutze (!) oder später auch Gedenksteine vorhanden sind.
Eine Aufstellung von verschiedenen Grabmalen würde jedoch dieses
einheitliche an die Opfer des deutschen Schicksalskampfes mahnende
Bild wieder zerstören.
Bürgermeister Herzog, Hebertshausen an Landrat, Dachau vom 11.6.1942
|
1946 wurde dieser Friedhofsteil
an die Kirchenstiftung verkauft 40).
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