Pfarrkirche
Heilig Kreuz in Dachau
85221 Dachau,
Sudetenlandstr. 62
Lage der Kirche
auf der Karte ...
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alle
Kirchen und Kapellen in der Stadt Dachau auf der Landkarte
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Beschreibung
Die Geschichte
der Pfarrei Heilig-Kreuz hängt eng mit dem doppelten Kreuz
von Konzentrationslager Dachau und Vertreibung zusammen. Der Stadtteil
Dachau-Ost und damit die Pfarrei Heilig Kreuz ist aus dem ehemaligen
Konzentrationslager hervorgegan-gen, das nach dem Krieg zunächst
Internierungslager für SS-Angehörige und NS-Parteigenossen
und später lange Zeit Auf-fanglager für Heimatvertriebene
war.
"Die Kirche
Heilig Kreuz ist in Geschichte, Bau und Ausstattung ein beispielhaftes
Zeugnis für den inneren Neubeginn und Aufbruch im Geiste der
Menschlichkeit nach der menschenverachtenden Kata-strophe des Nationalsozialismus.
Inmitten des II.Vatikanischen Konzils entstanden, steht sie sinn-bildlich
für die geistige Erneuerung und Neuausrichtung der katho-lischen
Kirche.
Architekt und Künstler schufen einen Kirchenbau, dessen Klarheit,
Strenge und Ernsthaftigkeit der besonderen Vorgeschichte dieses
Ortes Rechnung tragen. Die auffällige Reduktion, vor allem
er-sichtlich in der Malerei Franz Nagels, versteht sich als bewusster
Gegenentwurf zur aufgeblähten Bildsprache des Nationalsozialis-
mus. Konzentration auf das Wesentliche, Kraft ohne Pathos und Gemeinschaft
statt Ausgrenzung zeichnen diesen Kirchenbau aus.
Liturgisch steht Heilig Kreuz an einem Wendepunkt im Sakralbau.
Sie ist noch als traditionelle Wegekirche mit konsequenter Ausrichtung
zum Tabernakelaltar in der Apsis konzipiert. Später wurden
Circumstanz-Lösungen bevorzugt, als sichtbarer Ausdruck der
sich um den Altar versammelnden Gemeinde".
31)
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Frühere
Hl.Kreuz-Kirchen
Die erste Heilig-Kreuz-Kirche in Dachau wurde 1945 im früheren
Konzentrationslager auf dem ehem. Appellplatz gebaut und diente der Seelsorge
für die internierten Nazis. Erster Seelsorger war Pater Leonhard Roth,
ein ehemaliger KZ-Häftling. Er kümmerte sich um seine früheren
Peiniger. Schon diese 1946 geweihte Kirche trug den Namen "Heilig Kreuz".
mehr dazu...
Als das Lager 1948
in ein Flüchtlingscamp umgewandelt wurde, errichtete man eine zweite
Barackenkirche für die Flüchtlinge und Vertriebenen. Pfarrer
Roth blieb am Ort und übernahm das Amt eines Kuraten für die
neu entstehende Pfarrgemeinde Heilig Kreuz.
mehr
dazu...
Kinosaal-Kirche
1956 wurde das Lager in eine Gedenkstätte umgewandelt; die
Lagerbewohner zogen nach und nach in die neu gebauten Wohnun-gen in Dachau-Ost.
Deshalb erwarb im Jahr 1960 das Erzbistum München-Freising
das früheren Capitol-Kino an der Sudetenland-straße
22),
schräg gegenüber der heutigen Heiligkreuz-Kirche (das Haus wurde
1971 an die Knabenkapelle verkauft und wird immer noch als Übungsraum
genutzt). Dort richtete der Nachfolger des in den Ruhestand getretenen
Pater Roth, der neue Kurat Josef Lechner (vorher Kaplan in München-Allach)
schließlich in einem "ärgerlich langen und schleppenden
Arbeitsgang von über zwei Monaten", so Lechner, 22)
einen Gottesdienstraum, die dritte Notkirche der
Pfarrei, ein. Die 356 Sitzplätze, die Beleuchtung, der Vorhang und
die Warmluftheizung blieben erhalten. In die Ostwand wurden drei große
Fenster eingebaut, die Eingänge über der Westseite überdacht
und die Leinwandbühne als Altarraum umgebaut (siehe Bild unten rechts).
Architekt dürfte Hansjakob Lill
(1913-1967) aus München gewesen sein 26).
Die Weihe durch Pfr. Lechner fand am 28.10.1960 (Christkönigsfest)
im Beisein aller Volksschüler "in einfacher Weise" statt.
22).
Gottesdienste wurden aber
auch noch im Lager abgehalten.
So lautete damals die Gottesdienstordnung:
"7.30 Uhr Frühmesse in der Barackenkirche,
8.30 Uhr Hochamt und 10.00 Uhr Kindermesse in
der Kino-Notkirche.
Wochentags um 6.45 Uhr hl.Messe im täglichen
Wechsel zwischen Kino-
Notkirche und Baracken-Notkirche".
Die Lagerkirche auf dem Appellplatz, in der von 1956 bis 1960 noch
Sonntags-gottesdienste stattfanden, wurde abgerissen. 30)
Mehr über die verschiedenen Lagerkirchen erfahren
Sie hier...
Als die Pfarrgemeinde 1964
vom Kinosaal in die neu erbaute Pfarrkirche umzog, erklärte
Pfarrer Lechner "... ich glaube, dass wir uns später einmal
gerne an die Jahre zurückerinnern werden, da wir im Kino-Notraum
Pfarrfamilie geworden sind. Wir werden uns gerne erinnern an das
äußere Gewand der einzelnen Jahreszeiten, gerne an die
Gesänge des nun schon ganz schön gefestigten kleinen Kirchen-chores
und unser aller, immer wieder angeleitet und geübt durch unseren
uner-müdlichen und tüchtigen Chorleiter Fritz Koeniger,
gerne auch, so darf ich doch hoffen, an manches priesterliche Wort
hier vom Altare aus....
22)
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Kinosaal-Kirche
1960
Kino bis 1960-Kirche bis 1964-jetzt Übungsraum der KKD
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Pfarrei Heilig Kreuz
Schon 1949 war eine Kuratie Heilig Kreuz unter der Verwaltung der Pfarrei
St.Jakob eingerichtet worden. Sie umfasste nur das Flüchtlingslager.
Ein weiterer Schritt folgte 1962, als sie zur Pfarrkuratie erhoben
und nun für einen selbstständigen Seelsorge-bezirk in Dachau-Ost
zuständig wurde. Die Grenzen des Pfarrbezirks sind in der "Urkunde
über die kanonische Errichtung der kath. Kirchengemeinde Heilig Kreuz
in Dachau" vom 17.7.1962 festgelegt: 29)
Im
Süden: |
Schleißheimer
Str. von der Bayernstr. an bis zur Pfarrgrenze von Ampermoching, aber
so, daß die Hausnummern rechts und links der Schleißheimerstraße
zur Pfarrei St.Peter gehören |
Im
Westen: |
Bayernstrasse
bis zur Wotanstrasse, diese westlich bis zur Roßwachterstrasse.
|
Im
Norden: |
Roßwachterstrasse,
Westgrenze des amerikanischen Camp, südl. der Würmmühle
vorbei an die Amper
bis zur Pfarrgrenze von Ampermoching |
Im
Osten: |
Pfarrgrenze von Ampermoching |
Die Zahl
der Gemeindemitglieder betrug 3700.
Heutige Kirche
an dieser Stelle wurde
die Kirche Hl.Kreuz gebaut
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Die heutige Kirche Hl. Kreuz
wurde 1963/64 von der Baufirma Otto Reischl nach Plänen
Friedrich Haindls
erbaut. Der Architekt plante auch den Bau der Kirche Mariä
Himmel-fahrt in Dachau und von Sankt Anna in Karlsfeld.
Am 14.September 1962, dem
Patroziniumstag, legte Weihbischof Joh.Neuhäusler unter großer
Anteilnahme der Bevölkerung den Grundstein. Darin eingemauert
ist eine Urkunde, deren Text Sie hier lesen
können...
Der 7300 qm 29)
große Platz für die Kirche auf dem Fluren des Liebhofs
war bereits 1958 von der Pfarrei St.Jakob im Tauschverfahren von
der Stadt Dachau erworben worden. Kurze Zeit später weihte
man den Platz mit einem Gottesdienst im Freien für seine zukünftige
Bestimmung öffentlich ein und stellte ein Kreuz auf. (siehe
Bild links). Zu diesem Kreuz hat Frau E.Philipp interessante und
beeindruckende Häftlingsberichte gefunden und zur Verfügung
gestellt; wenn Sie interessiert sind, klicken
sie hier...
Am 12. April 1964 wurde die Kirche
durch Kardinal Julius Döpfner geweiht. "Der Kirchbau
sticht wie ein riesiger Ozeandampfer in Richtung Osten vor. Ex oriente
lux, aus dem Osten kommt das Licht. Christus ist das wahre Licht",
so Pfarrer Lechner in der ersten Pfarrbeschreibung von 1964.
Wie verläuft die Einweihung einer Kirche ? mehr darüber
erfahren Sie hier...
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Am 12.April
1964 wurde im Rahmen der Kircheneinweihung die bisherige Pfarrkuratie
(seit 1.1.1962) zur selbstständigen Pfarrei erhohen. Die entsprechende
Urkunde hat folgenden Text: 29)
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|
Julius
Kardinal Döpfner,
Kardinalpriester der Heiligen Römischen Kirche,
vom Titel S.Maria della Scala,
durch Gottes Erbarmen und des Heiligen Apostolischen Stuhles
Gnade
Erzbischof von München und Freising.
Urkunde
|
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Die bisherige
Pfarrkuratie Hl.Kreuz in Dachau-Ost, Dekanat Dachau, habe ich mit
Wirkung vom 12.April 1964 zur selbständigen Pfarrei erhoben.
Zu ihrem ersten Pfarrer ernenne ich den Hochwürdigen Herrn
Josef
LECHNER
bisher Pfarrkurat daselbst und verleihe ihm die Pfarrei mit Wirkung
vom 12.April 1964.
Die kanonische Investitur wolle bei meinem Generalvikariate geziemend
erbeten werden.
Zur Beurkundung dessen habe ich das gegenwärtige Dekret ausfertigen
lassen und dasselbe mit meiner Unterschrift und meinem Siegel versehen.
Gegeben zu München im Bischofshof am 20.März 1964
(Unterschrift) Julius Card.Döpfner |
In den 1960er Jahren folgte der Kirchenbau in Deutschland den Leitthemen
"Schiff" und "Zelt". Die Kirche Heilig Kreuz
besitzt den Charakter eines Schiffs. Er manifestiert sich
in den über den gesamten Kirchraum hinweg von hinten nach vorne
ansteigenden Linien: der Außenmauern, der Decke und der Fenster,
die auf die bugartige Apsis mit ihrem parabel-förmigen Grundriss
hinstreben (siehe Bild rechts).
Auch der Prediger der Einweihungsfeier war auf diesen Vergleich
eingegangen und wies darauf hin, dass sich das Schiff der Kirche
auf großer Fahrt befindet.
Das Kirchenschiff ist quadratisch (Seitenlänge etwas über
25 1/2 m) mit halbrunder Ostseite, auf der ein vergoldetes Kreuz
befestigt ist.
Der mit einem Kreuz gekrönte,
frei stehende Turm ist über 30 Meter hoch. Früher
war er mit einer roten Farbe bemalt.
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Kirche von Osten mit der "bugartigen"
Apsis
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Im Turm hängen fünf Glocken, die 1963 bei der Fa. Perner
in Passau gegossen und am 15.9.1963 vom
Domkapitular Prälat Joachim Delagera geweiht wurden. Sie kosteten zusammen
mit dem Glockenstuhl, den elektrischen Läute-maschinen und der Schaltautomatik
47.666 DM. 29)
Ein Bild von der Weihe finden Sie
hier...
Patronat
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Aufschrift
auf der Glocke
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Ton
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Gewicht
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Kreuzglocke
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"Im
Kreuz ist Heil" und "Gestiftet von der Baufirma Otto Reischl
und Zimmerei Franz und Theobald Lachner, Anno domini 1963"; darunter
ein Kreuzbild |
c'
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2200 kg
|
Marienglocke
|
"Maria,
Erlöserin der Gefangenen, bitte für uns!" und "Stiftung
der bayerischen Landsleute und Dachauer Großbetriebe - Anno
domini 1963" sowie ein Marienbild |
e'
|
1163 kg
|
Josefsglocke
|
Unter
dem Bild des hl.Josef: "St.Joseph, patronus ecclesiae, ora pro
nobis: Ut omnes unum sint" und "St.Josef, Patron der Kirche,
bitte für uns, auf daß alle eins seien!" und "Stiftung
der Stacheldrahtseminaristen von Chartres 1945-1947 im Jahre des II.Vat.Konzils
1963" und "In memoriam etc. zu deutsch: Zum Gedächtnis
Papst Johannes XXIII., des Bischofs von Chartres Harscouet, der Priester
Le Meur und Franz Stock". |
g'
|
680 kg
|
Hedwigsglocke
|
Unter
dem Bild der hl.Hedwig: "St.Hedwig, du große Herzogin,
vereine unser Volk und Land in Frieden!" und "Stiftung der
sudetendeutschen und schlesischen Landsleute - Anno domini 1963" |
a'
|
475 kg
|
Stephansglocke
|
"St.Stephan,
du edler König, schenk uns einen guten Heimgang!" und "Stiftung
der südostdeutschen Landsleute aus Jugoslawien, Ungarn und Rumänien
- Anno domini 1963". Darüber ein Bild des Heiligen. |
h'
|
331 kg
|
Auch die elektrische Turmuhr wurde zusammen mit den Glocken von der
Fa. Perner in Passau geliefert (4600 DM).
Kreuz im Innenhof
Der Zugang zur Kirche führt
unter dem Turm hindurch in einen Innenhof vor der Kirche. In der
Mitte dieses Hofes steht ein Betonkreuz,
das aus vielen einzelnen, nicht zueinander passenden Teilen zu bestehen
scheint. So soll an die Verletzung und Misshandlung von Menschen
erinnert werden, die im KZ Dachau eine besonders schlimmes Ausmaß
erreichten.
Dieses Kreuz ist nach Meinung
von Kunstexperten eines der besten religiösen Kunstwerke, die
wir aus den 1960er Jahren im Erzbistum München-Freising besitzen.
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Betonkreuz
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Michael
Buchmann und Michael Raz beschreiben in ihrem "Geistlichen Kirchenführer"
07)
das Kreuz mit den Worten:
"Ein Kreuz aus Beton, das wie aus verschiedenen Felsbrocken zusammengesetzt
scheint, massiv, kantig, wenig gefällig. Es wirkt fast so, als
ob es jeden Moment aus dem Gleichgewicht geraten könnte und einzelne
Teile herunterkippen würden. Irgendwie wollen sie nicht zusammenpassen.
Aber so ist eben: Kreuz, Leid 'passt' nie und hinterlässt immer
Narben und Einschnitte. Und es begegnet uns immer, wir kommen daran
nicht vorbei. Aber es ist auch so: |
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Mit
dem Kreuz können wir manchmal -vielleicht gegen den äußeren
Anschein- stehen bleiben, standhaft bleiben und vieles, was uns begegnet,
überstehen. Vielleicht kann dieses "zusammengewürfelte"
Kreuz auch ein Bild für unsere Gemeinde abgeben, die sich aus
vielen verschiedenen Menschen zusammengesetzt, und die in ihrer Vielheit
und Buntheit den Namen "Heilig Kreuz" trägt: Unter seinem
Kreuz, durch sein Kreuz kommen all diese Menschen zusammen - überall
auf der Welt".
Das Kunstreferat des Erzbistums würdigte 2011 das Kreuz kunsthistorisch
wie folgt: 31)
"Ein mächtiges Betonkreuz von Johannes Leismüller (*1936),
dessen schroff aufgetürmte Blöcke an Franz Wotruba (einen
der bedeutendsten österreichischen Bildhauer des 20. Jh.) erinnern,
beherrscht die Mitte des Innenhofsund gibt die ernste Grundstimmung
der Anlage vor". |
Gedenktafel
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Eingangsvorraum
Im
Eingangsvorraum der Kirche ist eine Gedenktafel
für den ersten Pfarrer der Pfarrei in die Wand eingelassen.
Text: "Zum Gedenken an den ersten Pfarrer von Heilig Kreuz
Msgr. Josef Lechner (1960-1982), unter dem diese Kirche 1964 erbaut
wurde."
Lechner wurde am 24.3.1916 geboren und im Juni 1947 zum Priester
geweiht.
Lechner
starb am 25.10.1982 und wurde im Priestergrab am Waldfriedhof begraben.
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Priestergrab
am Waldfriedhof
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Weitere Pfarrer: 28)
Pater Leonhard Roth, Kurat von 1945-1960, 26.6.60
Kaplan Xaver Gröppmair
von 1967-1970
Kaplan Manfred Reupold, 1970-1975
Kaplan Erich Lang, 1975-1977
Kaplan Franz Stadler, 1977-1982
Kaplan Engelbert Wollmann (vic.oec.) von 1982-1985
Pfarrer Lechner von 1960-1982
Pfarrer Mathias Wögerbauer von 1985-2000 (*26.2.1931,
19.3.2022) 32)
Pfarradministrator Cabraja von 2000-2005.
Pfarrer Reinhold Langenberger, von Sept.bis Dez. 2005
Pater Franz Felber Pfarradministrator von 2005-2010
Pater Cornelius Heinrich Denk von 9/2010-9/2023
(seit
2012 Leiter des neuen Pfarrverbands mit St.Peter, von 2017-6/2022
Dekan)
Pfarrvikar Jasper
Gülden seit 9/2023
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Länge der
Kirche 32,85 m (Kirchenschiff 25,55 m, davon 2,50 unter der Empore
Marienkapelle, Altarraum 7,30
m)
Breite der Kirche: Kirchenschiff: 25,78 m, Altarraum: 10,33 m
Höhe der Kirche: Kirchenschiff: 9,85 bis 15,20 m, Altarraum:
16,25 m (+ Höhe von 4 Altarstufen) |
Der Altarraum
ist stark eingezogen und schließt in einem Halbkreis. Der
einzige Schmuck ist ein riesiges Kreuz, das von Prof. Franz
Nagel in düsteren Farben an die Wand der Apsis gemalt
wurde. "Unten dunkel, blutbefleckt... oben wird es heller und
stößt durch das spitze Dornengeflecht hindurch in die
anbrechende himmlische
Herrlichkeit", schreibt Pfarrer Lechner 29)
Das schlank aufragende Kreuz mit dem Titel "Kreuz und Kosmischer
Horizont" wird durch den bis zur Gänze abstrahierten Corpus
durchbrochen. So ist das Kreuz nicht leer; es lässt den am
Kreuz hängenden Christus erahnen. 31)
Über dem
Kreuz erinnert die große Dornenkrone in ihrer Gestaltung
an das Mahnmal, das in ähnlicher Form in der KZ-Gedenkstätte
steht: eine metallene Dornenkrone aus geschundenen und gequälten
menschlichen Leibern. Ob es sich tatsächlich um eine Dornenkrone
handelt oder -wie andere sagen- um ein Bombergeschwader oder einen
Stacheldraht, hat der Künstler offen gelassen. Die Bedeutung
liege im Auge des Betrachters.
Über das Kreuz hat der Künstler ein farbiges Feld gesetzt,
ein "reduziert kraftvolles Gemälde", wie es heißt,
das den Raum an seinem höchsten Punkt zu öffnen schein.
Es stellt den "kosmischen Horizont" als Hintergrund des
Kreuzes dar.
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Die Wände sind mit Dispersionsfarbe
gestrichen, die sie licht und transparent erscheinen lässt und die
sie "optisch zum Atmen bringt". Die Führung der Wandflächen
und die Linien der Decke lenken den Blick unwillkürlich auf die Mitte
einer kath.Kirche, den Opfertisch des Herrn". 28)
Zelebrationsaltar
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Der
von Johannes Leismüller aus Partenkirchen entworfene und von
der Steinmetzfirma Scheck aus München erstellte Altar
ist ein Steinquader mit schrägen Einschnitten, die auf die zweite
Funktion als Tisch hinweisen. Leismüller war Stipendiat der Villa
Massimo in Rom. 1977 erhielt er den Schwabinger Kunstpreis im Fach
Plastik/Bildhauerei.
Ebenfalls von Leismüller entworfen sind der Ambo und die Sedilien,
die Sitze für Priester und Ministranten. "Die Verkündigung
der Lesungen und des Evangeliums sowie die Predigt erfolgen wiederum
von dem bereits in der Liturgie des ersten Jahrtausends bekannten
Ambo, dem als 'Tisch des Wortes' ein hoher Rang |
zukommt", heißt es in der
Liturgiekonstitution des II.Vaticanums Sacrosanctum concilium (SC 124).
Deshalb wurden nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos (Lesepulte)
aufgestellt. Ambos sind der Ersatz für die nicht mehr benutzten Kanzeln.
Unter dem Kreuz ist der Tabernakel
in die Wand eingelassen, mit einem Edelstein als Mittelpunkt.
Tabernakel
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Hinweis: Tabernakel
ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche
Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen)
zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im
hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi
in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form
der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig.
Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels
auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man
lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken
und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert
umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder
zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel
häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.
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Kreuzwegstationen
An den Seitenwänden sind die Bronzedarstellungen
von 15 Kreuzwegstationen angebracht.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus
das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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Die 28 x 28 cm großen Kreuzweg-Reliefs wurden von dem in München
lebenden Bildhauer Roland Friederichsen (1910-1992) im Jahre
1968 in Bronze gegossen. Das kleine Format wurde dem Künstler
vorgeschrieben; er hätte gerne größere Stationen
geschaffen.
Die Güsse sind durchbrochen gearbeitet, d.h., Öffnungen
im Bild um die maßgeblichen Personen herum geben den Blick
zum Hintergrund frei und schaffen damit eine höhere Plastizität.
In allen Szenen, in denen das Kreuz zu sehen ist, ragt dieses über
den Bildrand hinaus. Am deutlichsten geschieht dies im zwölften
Bild. "Das Kreuz sprengt den Rahmen".
Gleiches gilt für den auferstandenen Christus im letzten Bild,
denn die 14 Hochreliefs der Passion werden durch die 15. Station
in Form einer etwas größer gestalteten Figur des Auferstande-nen
ergänzt.
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13. Station
Jesus wird vom Kreuz abgenommen
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14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
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15. Station
Jesus ersteht vom Grabe
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Zu einzelnen Stationen
(Bemerkungen von Prof.Dr.Ottilie Thiemann-Stoedner 03)):
Die 5.Station ist eine Diagonalkomposition, die Personen folgen dem
schräg stehenden Kreuz
In der 8.Station wird Jesus größer dargestellt als die
Frauen (Bedeutungsmaßstab)
Die 9.Station ist wieder eine Diagonalkomposition, in der der Künstler
die ganze Figur Jesu im Quadrat unterzubringt
In der 11.Station wird der Kriegsknecht, der Jesus annagelt, in den
Vordergrund gerückt
In der 12.Station wird der Sterbende in Dreiviertelfigur, Maria u.
Johannes als Halbfiguren abgebildet.
Die 13.Station besticht durch die Ausgeglichenheit der Komposition.
In der 14.Station ist der Ausdruck der Trauer in de Gesichtern erkennbar.
Alles in allem erschüttert uns die Einfachheit, verbunden mit
seelischer Tiefe der Darstellungen. Sie beruhen auf der Meditation
des Künstlers über das jeweilige Geschehen.
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Der Künstler
Roland Friederichsen wurde 1910 in Greifswald geboren. Er studierte
in München u.a. bei Olaf Gulbransson und bei Adolf Schinnerer.
Friederichsen war Gestalter von Kirchenräumen und Schöpfer
zahlreicher sakraler Kunstwerke. Er starb 1992 in München. Im
Landkreis Dachau stammt neben den Kreuzwegstationen in Hl.Kreuz noch
der Tabernakel in Karlsfeld Sankt Anna von ihm. |
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An der vierzehnten
Kreuzwegstation ist die Signatur des Künstlers
(68 - RoFried.) angebracht. |
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Uber den Kreuzwegbildern
hängen 12 große Apostelleuchter
als Sinnbild für die 12 Apostel. Die Kerzen werden nur an hohen
Festtagen und am Weihetag der Kirche angezündet. |
Apostelleuchter
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Die mit Holz verkleidete Decke
der Kirche steigt nach vorne an.
Die Fenster, Lampen und Lautsprecher stellen die Funktionalität in
den Vordergrund und sind in dieser Deutlichkeit
auch raumgestaltend. Nach Aussage von Buchmann/Raz erinnern sie stilistisch
an Elemente einer Industriehalle.
Der Kirchenraum
wird seit 1999 nach hinten durch einen Zwischen-Querriegel abgeschlossen,
hinter dem unten die Kapellen und Beichtstühle, oben die Orgel und
der Platz für den Kirchenchor eingerichtet sind. Dieser Querriegel
besteht aus Eisenträgern, die mit Holzbrettern verbunden sind. Kritiker
sprechen von der Optik eines Hobbyraums.
Vorher stand hier eine gläserne Membran. Sie hatte zur Folge, dass
die Werktagskapelle optisch nicht abgeschlossen war und der Blick in den
Kirchenraum reichte. Direkt hinter der Glaswand stand der Kapellenaltar.
Jede Bewegung im Kirchenraum spielte sich somit hinter dem Kapellenaltar
ab und störte die Andacht, Nach 25 Jahren befand man diese Situation
als nicht mehr sachgerecht und baute um.
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Orgel
05),
33)
Die 11 Meter breite, 2,30 m tiefe und 4,80
m hohe Orgel stammt aus dem Jahr 1999 und wurde von der Fa.
Anton
Staller (1923-2008) aus Grafing erbaut. Sie verfügt über
2 Manuale, Pedal und 27 Register. Die Orgel besitzt 1740 Pfeifen:
1568 aus Metall, 172 aus Holz.
Die längste Pfeife ist fast 5 Meter, die kürzeste nur
12 mm lang.
Kosten: 700.000 DM.
"Der mehrteilige Prospekt ist relief- artig in verschiedene
vertikale Schichten gegliedert, wodurch eine interessante Optik
entsteht", schreibt die Orgelbaufirma Staller.
"Die Orgel ist in mechanischer Schleifladentechnik mit elektrischer
Registertraktur und Setzeranlage gebaut. Eine Besonderheit stellen
die Schwellerklappen dar: Sie sind hier nicht verborgen im Gehäuse
unter-gebracht, wie normalerweise üblich. Sie bilden vielmehr
die sichtbare Hintergrundgestaltung des gesamten Orgelprospekts.
Der Spieltisch ist hier seitlich zur Orgel angeordnet und bietet
dem Organisten den direkten Blickkontakt zu Chor und Orchester."
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Die Orgel hat folgende
Disposition:
Hauptwerk:
(C-g''') |
Prinzipal 8', Oktav 4', Superoktav
2', Mixtur 4-fach 1 1/3', Bourdon 16', Rohrflöte 8', Spitzflöte
4',
Cornet 3-fach 2 2/3', Trompete 8', Koppel II/I
|
Schwellwerk:
(C-g''') |
Gedeckt 8'Salicional
8'Vox coelestis (ab c) 8'Koppelflöte 4'Fugara 4' Nasard 2 2/3'Flageolet
2'Terz 1 3/5'Quinte 1 1/3'Cymbel 3-fach 1'Oboe 8'Tremulant |
Pedal: (C-f1) |
Prinzipalbaß
16'Subbaß 16'Oktavbaß 8'Flötbaß 8'Choralbaß
4'+2'Bombarde 16' Baßtrompete 8'Koppeln I/P, II/P |
Koppeln: |
II/I, I/P, II/P, 4000 Setzerkombinationen |
Die langjährige
Organistin und Chorleiterin Irmgard Reichl bezeichnete die Orgel in Heilig
Kreuz als " modernes Instrument, das sich mit seiner singulären
Gestaltung harmonisch in den schlichten Kirchenraum einfügt".
Es sei aus besten Materialien gebaut, gut intoniert und wenig störanfällig.
So müsse es nicht so häufig nachgestimmt werden.
In der Kirche
finden immer wieder Konzerte mit religiöser Musik statt, die weit
über die Pfarrei hinaus Beachtung finden.
Der Platz des (ausgezeichneten) Kirchenchors befindet sich neben der Orgel
(im Bild links oben).
Die kleine Vorgängerorgel
aus der alten Kirche mit einem Manual und 5 Registern war 1957 von E.F.
Walcker aus Ludwigsburg geliefert worden. Eine spätere Kleinorgel
stammte von der Firma Carl Schuster ; Söhne aus München
und besaß 12 Register (um 1982).
Von
Karfreitag Nachmittag bis Karsamstag Mittag ist an der rechten Seite
ein Hl.Grab aufgebaut. Der
Brauch des "Hl.Grabes" und des sog. "Graberlschauns"
stammt aus der Barockzeit und diente der Veranschaulichung des Heilsgeschehens.
Wenn Sie sich die übrigen "Heiligen Gräber" in
den Kirchen des Landkreises anschauen wollen, klicken
Sie hier... |
Heiliges
Grab
|
Kapellen
in der Kirche
Unterhalb der Empore sind zwei
Kapellen eingerichtet:
- eine größere Taufkapelle, in der werktags auch Gottesdienste
gefeiert werden, und
- eine kleinere Marienkapelle neben dem Eingang.
Marienkapelle
Mittelpunkt der
Marienkapelle ist eine barocke Muttergottesfigur
aus dem 18.Jh. vom Figurentyp "Maria vom Siege", so wie
sie Ignaz Günther
für Weyarn geschnitzt hat. |
|
Die 1,5 Meter große
Figur stammt aus Zangberg bei Mühldorf. Die Pfarrei erwarb
sie 1968 (andere Quelle: am 1.5.1966 29))
um 15.000 DM und ließ sie um 1977 29)
neu fassen (=bemalen).
Maria steht auf der Erdkugel, die von einer züngelnden Schlange
als dem Symbol des Bösen umfangen ist.
Die Hände des lebhaften
Jesuskindes haben früher sicher einen Gegenstand (Kreuz ?)
gehalten.
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Muttergottes
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Die Darstellung
der Schlange weist auf die Bibelstelle im Buch Genesis Kap.3, Vers
15 hin, nach der eine Frau der Schlange den Kopf zertreten wird.
Die Kirche sieht in dieser Frau Maria.
Sie lässt sich -anders als Eva- von der Schlange nicht verführen,
sondern ist ihr als Immaculata in ihrer Reinheit überlegen.
Die Immaculata war schon im 17./18.Jh als liebreizende, siegreiche
Jungfrau zum populärsten Marienbild avanciert. Dennoch wurde
das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens erst 1854
verkündet.
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Taufkapelle
/Werktagskirche
Taufkapelle-Blick
zum Altar
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Die
Taufkapelle wird neben
den Tauffeiern vor allem für Gottesdienste an den Werktagen genutzt,
wenn die Zahl der Besucher für den großen Kirchenraum klein
ist.
Die Kirchenbänke mit rd. 40 Plätzen stehen sich in einem
doppelten Halbkreis gegenüber und bilden eine Ellipse,
an deren beiden Brenn-punkten sich der Altar und der Ambo befinden.
Der Zwischenraum bleibt leer, als Platz für den unsichtbaren
Gott in der Mitte der Gläubigen.
Ambo und Altar sind nicht auf einer Achse, sondern leicht versetzt.
Auf diese Weise bleibe eine Spannung im Raum, sagt Pastoralreferent
Michael Raz. Es stehe eine Tür offen, durch die Gott eintreten
könne.
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Taufkapelle-Blick
zum Ambo
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Früher standen in dem Raum
noch zusätzlich vier dunkle Beichtstühle und verdüsterten
ihn zu einem "schäbigen Kapellenraum", in dem sich die
Gläubigen nicht wohl fühlten. 1999 gestaltete man die Kapelle
im Zusammenhang mit dem Orgeleinbau im Kirchenraum um. Und zwar so erfolgreich,
dass sie im Juni 2010 von der Bayerischen Architektenkammer als herausragendes
Beispiel gelungenen Bauens geehrt wurde.
Das Ordinariat schrieb damals:
"Die Neukonzeption der Werktagskirche von 1999 (Planung Felix Schürmann,
Ellen Dettinger) versteht sich bewusst als räumliche, liturgische
und bildnerische Ergänzung zum großen Kirchenraum von 1964
mit dem Ziel der Erweiterung der pastoralen und liturgischen Möglichkeiten
der Pfarrei (Tauffeiern, Andachten, Vespern...). Sie verwirklicht antithetische
Positionen zur großen Kirche: Wegekirche (Kirchenraum) - Circumstanz
(Werktagskirche), Gerichtetheit - Bipolarität, Ernst
- Heiterkeit, Massigkeit - Transparenz, feste Ordnung - Flexibilität.
Demzufolge wurde dem Raum als liturgisches Konzept eine bipolare Struktur
zugrunde gelegt. Altar und Ambo stehen sich dialogisch gegenüber
und markieren die beiden geistigen Zentren. Ihre jeweils leicht gegen
die Raumachse verschobene Stellung verleiht dem starren Raumgefüge
eine feine Dynamik, die durch die in segmentförmigen Bogenreihen
platzierten Hocker unterstrichen wird." 31)
Altarbild
Blickfang der Kapelle ist das drei mal sechs Meter (andere Quelle: 4,05
x 2,40 m) große Altarbild
des Professors an der Akademie der bildenden Künste Jerry
Zeniuk (* 1945).
Der Bildträger, eine
Wandscheibe, verstellt -wie ein Paravent- den Blick auf die Eingangswand
zur Hauptkirche. Er scheint trotz seines Volumens im Raum zu schweben.
Die nicht grundierte, grau-beige Leinwand ist nach allen Seiten
über den weißen Bildträger gespannt, wodurch sich
das Gemälde von vorne wie ein ungerahmtes, zweidimensionales
(60 cm tiefes) Bildwerk präsentiert. 31)
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Altarbild
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Das Gemälde besteht aus vielen leuchtend bunten Punkten, die
wie in mehreren Schichten hinge-streutes Konfetti wirken.
"Die auf den ersten Blick zufällig anmutende Vertei-lung
der Farbpunkte offenbart sich bei längerer Be-trachtung aber
als feinsinnig austariertes Spiel von Grund- und Komplementärfarben.
Die Wiederkehr der verschiedenen Farben verknüpft die Punkte
zu vielgestaltigen Ketten, die sich zu einer geradezu tänzerischen
Gesamtkomposition verbinden und einen nicht endenden Farbraum verbinden",
schreibt Dr. Alexander Heisig. 31)
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Nach Auffassung von Diakon
Raz ist der ungewöhnlich farbige Raum "nicht erbauend
oder kontemplativ, eher fröhlich und lebhaft. In ihm ist kein
Heiliger dargestellt, keine Figur, nicht einmal ein religiöses
Symbol".
Die Farbtupfer tanzen Rhythmik, setzen heitere Akzente, auch als
Gegensatz zum Hauptraum. In den vielen Punkten
könne man die Mitglieder der Gemeinde entdecken, die alle zum
Bild der Kirche gehören und in denen allen Gott sichtbar werde,
so Raz. Manche der Punkte stünden ganz nahe beieinander, andere
eher allein. Aber alle gehörten dazu. Auch Gott setze immer
wieder Punkte in unserem Leben. Er werde immer wieder spürbar,
nicht andauernd, doch punktuell, in guten und schlechten Zeiten.
Übrigens:
Jerry Zeniuk hat 2020 die farbenprächtigen Glasgemälde
in der zur Aussegnungshalle umgebauten St.Georgs-Kirche in Hebertshausen
gestaltet. ...siehe
dort ...
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Altar und
Ambo
Altar
der Taufkapelle
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Den Altar
und den Ambo schuf Prof.Nikolaus Gerhart
(geb.1944), der Professor und zeitweilige Rektor der Münchner
Kunstakademie, aus hell eingefärbtem Beton. Er wollte durch
die besondere Methode des "Aushöhlens" den Stein
selbst zum Sprechen bringen und seine Tiefendimensionen unterstreichen.
Auf dem luftigen Unterbau liegt die schwere Altarplatte, die Mensa,
aus Jurakalk. Diese Platte stammt vom Vorgänger-Altar und wurde
neu zugeschnitten.
Aus einer kreuzförmigen Grundplatte wächst ein orthogonales
Rahmengerüst empor, das vom Kreuz zum Quadrat übergeht
und im Umriss einen kubischen Körper beschreibt. Der von den
Streben umschlossene Leerraum ermöglicht den Durchblick auf
die Malerei der Rückwand. 31)
Diese bildhauerische Form
symbolisiere: Das Schwere werde leicht getragen, sagt Prof.Gerhard,
den Kreisheimatpfleger Göttler als "personifizierten Meister
des Steins" bezeichnete.
.
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Ambo
der
Taufkapelle
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Der gegenüberstehende filigrane
Ambo ist als Lesepult
der "Tisch des Wortes". Auch er greift die Form des Kreuzes
als horizontale Grundform auf. Die Betonstreben sind komprimiert und zu
einer schlanken, pfeilerartigen Stele gestreckt.
Die liturgische Ausstattung wird
vervollständigt durch das silberne Vortragekreuz von Matthias Larasser-Bergmeister
aus Erding. In seiner Gestaltung nimmt es unmittelbar Bezug auf das große
Kreuz von Franz Nagel in der Apsis des Kirchenraums. So wird der Brückenschlag
zwischen Haupt- und Werktagskirche, Vorhandenem und Neuem sichtbar. 31)
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Der Gesang der Gottesdienstbesucher
wird seit 2006 von einer kleinen Truhenorgel
(Modell "Organeo") mit mechanischer Schleiflade der Fa.
Staller aus Grafing begleitet. 29)
Die Orgel wird auch
bei Kirchenkonzer-ten als zusätzliches Instrument eingesetzt.
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Truhenorgel
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Das schon in
den 1990er Jahren gebaute und erst 2006 (für 32.000 Euro) nach
Dachau gekommene Instrument besitzt
6 Register, mit folgender
Disposition:33)
Manual ( C-g''', Schleifenteilung zwischen h und c')
Gedeckt 8', Rohrflöte 4' B/D, Quinte 22/3' D,
Prinzipal 2' B/D, Terz 13/5' D, Quinte 11/3' B/D.
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Am westlichen Ende, über dem Taufbereich, steigt
der Raum abrupt empor und wird durch ein farbkräftiges Glasfenster
mit der symbolischen Darstellung des Heiligen Geistes in ein blaues Licht
getaucht.
Darunter steht der Taufstein.
Taufstein
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Das
Fenster ist mit einer Phönixdarstellung bemalt. Es stammt vom
Münchner Kunstmaler Hans Dumler (1922-2017). Die beherrschende
Farbe Blau ist die Farbe des Wassers und des Himmels. Pfarrer Lechner
schrieb dazu 1964: "Das leuchtende Himmelsblau des Farbfensters,
in das der aus der Asche neugeborene Vogel Phönix hineinschwingt,
gibt dem Raum die besondere Note. Die Phönixdarstellung ist aber
für die Wiedergeburt aus dem Wasser und dem Hl.Geiste ein gutes
Gleichnis".
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Phoenix- Hl.Geist
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Hans Dumler,
geb. 1922 in Köln, studierte von 1948 bis 1953 an der Akademie München
und war danach Meisterschüler bei Franz Nagel. Dumler erhielt 1954
ein Stipendium des Französischen Staates, studierte bei Goetz und Singier
in Paris und errang 1965 den Förderpreis für Malerei der Stadt
München. 1976 übersiedelte Dumler nach Landsberg am Lech, 1992
nach Utting/Ammersee. Dort starb der Künstler 2017 im Alter von 95
Jahren.
Die sog. Heiligen
Öle werden in einer Glasvitrine aufbewahrt, die in einen
Mauervorsprung einge-bettet ist. Bei den Ölen handelt sich um
Chrisam und Kathechumenenöl, die bei der Taufe verwendet werden.
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Hl.Öle in der Glasvitrine
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- Chrisam besteht
aus Olivenöl, dem wohlrie-
chende Balsame beigemischt sind. Es wird bei
der Spendung verschiedener Sakramente und
Sakramentalien verwendet.
- Das Katechumenenöl wird nur zur Salbung
eines Taufbewerbers ("Katechumene") während
seines Katechumenats bzw. eines Täuflings vor
der Taufe verwendet. |
Renovierungen
1999 bis 2001 im Rahmen des Orgeleinbaus 1999 und der Pfarrhausrenovierung
2008 Umbauarbeiten in der Kapelle 29)
2009 behindertengerechter Zugang 29)
Seit einigen Jahren bilden die Dachauer
Pfarreien St.Peter und Heilig Kreuz einen Pfarrverband.
Die Gottesdienstordnung für diesen Pfarrverband finden
sie hier...
Die Gottesdienstordnungen aller Pfarreien im Landkreis Dachau können
Sie hier erfahren...
Hans Schertl
Quellen:
01) Kirchenführer Heilig Kreuz Dachau, Pfarrkuratie,
1964
02) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann,
München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
03) Prof.Dr. Thiemann-Stoedtner,
Der Bildhauer Roland Friederichsen und Dachau, Amperland 1984/2
04) Dachauer Nachrichten v. 8./9.4.1989 (Kuratie)
05) Festschrift zur Orgelweihe und
Umgestaltung der Pfarrkirche, 1999 (Orgeldaten)
06) Katholische Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in Dachau,
Info 2001
07) Michael Buchmann/Michael
Raz, Die Kirche Heilig Kreuz in Dachau - Ein geistlicher Kirchenführer,
Link...
08) Michael Raz, Kirchenführer für Kinder
09) Eleonore Philipp, Die Blechbüchsenorgel in
der Dachauer Lagerkirche Heilig Kreuz, Amperland 2003/1
10) Dachauer Nachrichten v. 8.9.2003
11) Dachauer Nachrichten v. 17.9.2003
12) Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im Dekanat
Dachau, Amperland 2005/1
13) Franz Pawelka, Dachau, 2006
14) Dachauer Nachrichten v. 19.9.2006,
15) Dachauer Nachrichten v. 8.11.2006,
16) Kreisheimatpfleger Prof.Dr.Norbert Göttler
in der Dachauer SZ vom 14.9.2009 (Altar in der Werktagskirche)
17) Dachauer Nachrichten v. 25.2.2010 (Nik.Gerhart)
18) Dr.Bärbel Schäfer in den Dachauer Nachrichten
vom 7.1.2010 (Gebetsraum)
19) Dachauer SZ vom 10.6.2010 (Ehrung durch Architektenkammer)
20) Eleonore Philipp, Die ehemaligen Dachauer Gutshöfe
Liebhof u. Pollnhof, Amperland 2010/4,
21) Eleonore Philipp, Feldkreuz auf dem Gelände
des ehem. Liebhofes, Dachau, 2012
22) http://www.staller-orgelbau.com/, Zugriff 2015 (Orgeldaten)
23) Innenmaße: Messung durch
den Verfasser Apr.2016
24) Dorothea Friedrich, Die himmlische Konzertmaschine,
Dachauer SZ vom 27. Dezember 2017 (Orgel)
25) Matthias Schneider, Willm ich meines Amts würdig
erweisen, Dachauer Nachrichten v. 21.12.2017 (Heinrich Denk)
26) mediaTUM Gesamtbestand,Architekturmuseum-Sammlung,
https://mediatum.ub.tum.de/930435
27) Gedenkbuch für die Toten
des Konzentrationslagers Dachau, herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte
Dachau 2011.
Dort auf Seite 9: "Von 33.205 Todesopfern
konnten die Namen ermittelt werden. Unbekannt bleiben 8.300 Menschen,
die
zwischen 1933 und 1945 im KZ Dachau und den Außenlagern
zu Tode kamen." - recherchiert v.Ludwig Schmidinger, Dachau
28) Brief des Pfarrers an seine
Gemeinde, Festschrift zur Weihe der Kirche am 12.4.1964
29) Kreuzschnabel, Pfarrbrief der
Gemeinde HeiligKreuz, Dachau, April 2014 (Pfr. J.Lechner, Festschrift
zur Weihe d.Kirche)
30) Barackenkirche wird dem Erdboden
gleichgemacht, Dachauer Nachrichten vom 28.10.1960
31) Dokumentationen des erzbischöflichen
Ordinariats München, Zeitgenössische christliche Kunst: Dachau
Pfarrkirche
Hl. Kreuz - Werktagskirche, Ausgabe 1 _2011
32) Trauer um Pfarrer Wögerbauer,
Dachauer Nachrichten vom 23.3.2022
33) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
41 Bilder: Hans Schertl (38), Rudolf Fischer (1), Pfarrei (2)
4.5.2024
Text
der Urkunde im Grundstein
+ Im Namen des Vaters
und des Sohnes und des Hl.Geistes. Am Feste Kreuzerhöhung, dem 14.Sept.,
im Jahre des Herrn, 1962, wurde der Grundstein für die neue Pfarrkirche
in Dachau-Ost gesegnet und gelegt. Das Fest Kreuzerhöhung hat seinen
Ursprung in Jerusalem. Dort war von Kaiser Konstantin über dem Heiligen
Grab eine Basilika erbaut und am 13.Sept.335 eingeweiht worden. Einen
Tag später, am 14.September, wurde in dieser Kirche das von St.Helena
auf Golgota aufgefundene Kreuz dem Volk gezeigt (=erhöht) und zur
Verehrung dargereicht.
Die Kirche soll den Namen der im Jahre 1946 im Gebiet des ehemaligen Konzentrationslagers
Dachau erbauten Notkirche hl.Kreuz und der dazu errichteten Kuratie fortführen.
Es war ja ein schweres Kreuz, was rund 200 000 KZ-Häftlinge in der
Zeit von 1933-1945 tragen mussten. An die 30.000 *
von ihnen mussten dort ihr Leben lassen.
Schwer und bitter war auch das Elend der Tausende von Flüchtlingen
aus dem Sudetenland, aus Schlesien und aus dem südostdeutschen Raum,
die in den KZ-Baracken seit 1948 notdürftige Unterkunft fanden. Der
Kirchplatz liegt inmitten der Neuansiedlung jener Flüchtlinge, die
im KZ-Lager untergebracht waren.
Der Beginn der Bauarbeiten erfolgte am Feste Mariä Heimsuchung, den
2.7.1962. Dieses bedeutungsvolle Ereignis des Kirchenneubaus Heilig Kreuz
Dachau trat ein:
Im vierten Jahr des Pontifikates unseres Hl.Vaters Papst Johannes XXIII.,
im zweiten Jahr, da Erzbischof und Kardinal Julius Döpfner als 71.Nachfolger
den Hirtenstab des hl.Korbinian im Erzbistum München-Freising führt.
An der Spitze der Stadt Dachau stehen als 1.Bürgermeister Franz Böck,
als 2.Bürgermeister Adolf Hällmayer. Landrat des Landkreises
Dachau ist Staatsminister a.D. Dr.Josef Schwalber.
Als Pfarrkurat wirkt Hochw.Herr Kurat Josef Lechner, der Nachfolger des
1.Seelsorgers der Kuratie Hl.Kreuz, Hochw.Herrn Paters Leonhard Roth.
Den Grundstein und die Grundmauern
weihte Se.Excellenz der Hochw.Herr Weihbischof Dr.Johannes Neuhäusler.
Bauherr ist die Erzbisch.Finanzkammer unter Leitung von H.H.Prälat
Franz Stadler. Die Pläne wurden entworfen von Architekt Friedr.F.Haindl.
Das Gotteshaus wird erstellt durch die Baufirma Otto Reischl Dachau. Die
Bauleitung liegt in Händen des Herrn Architekten Dipl.-Ing. Berchtold.
Polier ist Herr Anton Karl.
Der Segen des Allmächt.Gottes
des Vaters und des Sohnes und des Hl.Geistes komme herab auf dieses Gotteshaus
und ströme von ihm aus über die Pfarrgemeinde !
Joh.Neuhäusler,
Weihbischof
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i.V. Josef Veit Erzb.Finanzkammer |
Heps, Erzb.Bauamt |
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Walter Mularcyk,
Kirchenverwaltung |
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* = tatsächlich
41.500 27)
Verlauf
der Kirchenweihe
am 12.April 1964
(nach dem ersten Kirchenführer von Heilig Kreuz 1964)
Der Tag vor der Weihe ist
für die Gemeinde ein Fasttag. Am Abend um 18 Uhr werden die Reliquien
feierlich eingebracht und in der Notkirche aufbewahrt. Davor wird Nachtwache
gehalten bis 24 Uhr.
I.Teil
Segnung der Kirche
Äußere
Besprengung, Einzug in die Kirche, Innere Besprengung, Reinigung des Altares,
Besitzergreifung und Weihe.
Die Kirche, die gleichsam getauft wurde, wird für Gott in Besitz
genommen. Nach altem Brauch wird dabei das Alphabet in griechischer und
lateinischer Sprache in ein Aschenkreuz am Fußboden vor der Kommunionbank
eingetragen. Christus ist Alpha und Omega, der Anfang und das Ende.
II.Teil
Beisetzung der Reliquien
Übertragung aus der Notkirche
in feierlicher Prozession durch den Bischof, Klerus und Vertreter des
Volkes. Beisetzung der Reliquien im Altar.
III.Teil
Konsekration
Konsekration der Kirche:
Salbung der Wände und des Portales mit Christus.
Konsekration des Altares: der Bischof macht 5 Kreuze mit Chrisam
auf den Altar, beräuchert dann denselben in der Mitte und an den
vier Ecken, formt aus Weihrauchkörnern fünf Kreuze und entzündet
darüber fünf Drahtwachskerzen.
Nach Anrufung des Heiligen Geistes erfolgen das Weihegebet und die Weihepräfation.
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zum Feldkreuz am Liebhof
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