zur Landkreiskarte                   Ausführl.Beschreibg             Kirchen i.d. Gem.Petershausen


Filialkirche St. Ulrich in MÜHLDORF a.d.Glonn

Adresse: 85238 Petershausen, Mühldorf 4
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Die aus drei Höfen bestehende Ortschaft Mühldorf, die politisch zur Gemeinde Petershausen und kirchlich zur Pfarrei Hohenkammer gehört, wurde erstmals 1080 als Mulidorf im Cartular des Klosters Ebersberg genannt. Im Mittelalter gehörte Mühldorf zum Landgericht Kranzberg /Amt Indersdorf.

Die elegante spätgotische Filialkirche St. Ulrich mit ihrem markanten Turm, steht weithin sichtbar am Rande der Glonnauen zwischen Petershausen und Hohenkammer. Sie ist ein architektonisches Juwel. Der Historiker Joachim Sighart reiht sie unter die bedeutendsten der kleineren gotischen Kirchen Bayerns ein.
Das Gotteshaus ist in der Konradinischen Matrikel von 1315 noch nicht erwähnt; sie dürfte damals auch noch nicht bestanden haben.

Die heutige Kirche wurde wohl um 1485 erbaut. Darauf weisen die beiden 1486 gegossenen Glocken und der Schlussstein mit dem Wappen des Freisinger Bischofs Sixtus von Tannberg (1473-1495) hin.

In den folgenden Jahrhunderten wurde die gotische Einrichtung verändert: Um 1665-80 barock, 1735 im Stil des Rokoko und 1860-78 neugotisch. Im 20.Jahrhundert hat man einen Teil dieser Veränderungen wieder rückgängig gemacht.

Der Bau der Kirche muss mit der Wallfahrt zum heiligen Ulrich in Zusammenhang stehen, sonst hätte man niemals dieses großartige Gotteshaus für die drei Bauernhöfe errichtet. Die Wallfahrer erhofften sich die Fürbitte von St.Ulrich bei körperlichen Gebrechen und Hilfe bei Mäuse- und Rattenplagen.

Die Kirche ist ein einschiffiger gotischer Bau ohne große Änderungen späterer Zeiten. Das Dach erstreckt sich einheitlich über Kirchenschiff und Chor. Der Bau wird durch elf Stützpfeiler, die zweifach abgesetzt sind, gestützt.

Der mit gotischen Rötelornamenten gezierte Turm, der im unteren Teil quadratisch ist, erhebt sich über zwei Geschosse achteckig und mündet mit acht Giebeln in einem hohen, schindelgedeckten Spitzdach.
In diesem 1881 erneuerten Turm hängen zwei alte Glocken, die Ulrich von Rosen 1486 in München gegossen hat.

Inneneinrichtung

Im Inneren besticht der lichte, hohe Raum durch seine ausgewogenen Maße und durch das gotische Netzgewölbe mit den farbig gefassten Schlusssteinen.

Der Choraltar gehört zu den prächtigsten Altären im Dachauer Land.
Er wurde in den Jahren 1656/58 vom berühmten Bildhauer Constantin Pader (1605-1681) aus München und dem Maler Johann Schreiber aus Freising geschaffen.

In der Mitte des Altars sind die gekrönte Muttergottes und St.Ulrich in einer überlebensgroßen Holzplastik dargestellt. Assistenzfiguren sind St.Andreas (mit Schrägkreuz) und St.Erasmus (mit Gedärm).

zur Beschreibung der Seitenaltärezur Beschreibung des Triumpfkreuzeszur Beschreibung des Choraltarszur Beschreibung der Seitenaltärezur Beschreibung der Kanzel
per Mouseklick zu den jeweiligen Beschreibungen

 

Die barocken Seitenaltäre sind nicht mehr vorhanden. Die Retabel sind durch Figuren von St.Franziskus und St.Antonius ersetzt.

Am Chorbogen hängt ein Triumphkreuz aus der Zeit des Barocks; es wurde 1713 vom Freisinger Hofbildhauer Anton Mallet geschnitzt

An der Emporenbrüstung ist auf Holzplatten ein rot-blaues Schablonenmuster mit Rankenwerk und Spiralmustern aus dem späten 16. Jahrhundert aufgemalt.

Die Figuren - und Gemäldeausstattung in der Kirche ist dem bäuerlichen Umfeld angepasst.
Neben Christus werden folgende Heilige dargestellt:
- St.Andreas Figur auf dem Choraltar (1695)   - St.Franziskus auf Seitenaltar (1695)
- St.Antonius auf Seitenaltar (1695)   - St.Leonhard im Langhaus (1695)
- St.Ägidius mit Hirschkuh im Langhaus (1695) - St.Ulrich, Figur auf dem Choraltar (1656)
- St.Erasmus Figur auf dem Choraltar (1695) - 14 Nothelfer auf Gemälde im Chor (1695)


Denkmalschutz
Die Kirche steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Petershausen 34) eingetragen Darin wird sie wie folgt beschrieben: Mühldorf 4; Aktennummer: D-1-74-136-14
"einheitlich spätgotische Anlage mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, im südlichen Winkel Turm mit Oktogon und Spitzhelm zwischen Dreiecksgiebeln, 1485 errichtet, Turm 1881 erneuert; mit Ausstattung"


W
as noch interessiert...

Kirchenführung:
Wenn Sie eine Führung durch die Filialkirche St.Margareta wünschen, können Sie sich an Frau Ursula Mehr wenden:

Die Gottesdienstordnung finden Sie hier...

Der Fotograf Tibor Hlozanek hat vom Innern der Kirche ein 360-Grad-Panorama-Foto aufgenommen und ins Netz gestellt.
Wenn Sie es sehen möchten, klicken Sie hier...
 
 



Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen

Geschichte:  Matrikel 1524  Visitation 1560   Umbau 1732-35  Matrikel 1738  Beschreibg 1874
Beschreibg 1895  Wallfahrt   Gottesdienstordnung
Ausstattung:  Altarraum  Apostelleuchter  Baubeschreibung  Choraltar  Deckengewölbe
 Empore  Geschichte  Heiligenfiguren  Kanzel  Kirchenbänke
 Nothelferbild  Sakristei  Seitenaltäre  Triumphkreuz  Turm


Die aus drei Höfen (Stockmayer, Sautreiber und Fischer) bestehende Ortschaft Mühldorf, die politisch zur Gemeinde Petershausen und kirchlich zur Pfarrei Hohenkammer gehört, wurde erstmals 1080 als Mulidorf im Cartular des Klosters Ebersberg genannt; dort ist von einem Otto von Mulidorf die Rede. 04) Im Mittelalter gehörte Mühldorf zum Landgericht Kranzberg /Amt Indersdorf 21) . In der Zeit der Landesteilung lag Mühldorf in Niederbayern. Einer der Bauernhöfe, Hausname Fischer, wurde erst 1877 von Kollbach nach Hohenkammer umgepfarrt 20).

Geschichte der Kirche

Die spätgotische Filialkirche St. Ulrich mit ihrem markanten Turm, steht weithin sichtbar am Rande der Glonnauen zwischen Petershausen und Hohenkammer. Sie ist ein im Wesentlichen unveränderter Bau aus dem 15.Jh. mit idealen Proportionen, kurzum ein architektonisches Juwel aus gotischer Zeit. Der Kunsthistoriker und Theologe Dr.Joachim Sighart (1824-1867) reiht sie in seinem 1863 erschienen Buch "Geschichte der bildenden Künste im Königreich Bayern von den Anfängen bis zur Gegenwart" unter die bedeutendsten der kleineren gotischen Kirchen Bayerns ein 26).

In der Konradinischen Matrikel von 1315, dem ersten vollständigen Kirchenverzeichnis der Erzdiözese München und Freising ist die Kirche von Mühldorf noch nicht erwähnt. Sie muss also erst später errichtet worden sein.
Das dürfte wahrscheinlich um 1480-85 geschehen sein
19). Darauf weisen die beiden 1486 gegossenen Glocken und der Schlussstein mit dem Wappen des Freisinger Bischofs Sixtus von Tannberg (1473-1495) 10) hin.
Die erste schriftliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde vom 28.März 1502, in der sie mit "bey S.Ulrich zu Mülldorf" beschrieben wird.
21)


Wallfahrt

Der Bau der heutigen Kirche muss mit der Wallfahrt zum heiligen Ulrich in Zusammenhang stehen, sonst hätte man niemals dieses großartige Gotteshaus für die drei Bauernhöfe errichtet. Über den Beginn der Wallfahrt fehlen leider Zeugnisse. Zur Zeit des Freisinger Fürstbischofs Veit Adam von Gepeckh (1618-1651 im Amt) wurde festgestellt dass nach Mühldorf mehrere Wallfahrten führten; doch kirchlich gefördert wurden sie nicht 20). Mitte des 18.Jh. kamen u.a. alljährlich Wallfahrtsgruppen aus den Pfarreien Langenpettenbach, Ainhofen, Arnzell, Hohenkammer und Glonn.
Die Blütezeit erreichte die Wallfahrte erst im 17. und 18. Jahrhundert. 1659 musste man wegen der Menge der Besucher am St.Ulrichstag ("wegen des trengen (Gedränges) und der hitzigkeit halber") hinter dem Choraltar, dort wo sich heute die Sakristei befindet, einen Ausgang schaffen. Der war nötig, um die wegen der Hitze in Ohnmacht gefallenen Pilger hinausbringen zu können 20). Im Jahr 1680 kamen so viele Wallfahrer, dass an den Seitenaltären die Gatter zerbrachen. 21)
Damals soll sich hinter dem Choraltar in der Kirche eine Grube befunden haben, die man nicht zumauern konnte. Aus dieser Grube entnahmen die Pilger etwas Erde und verwendeten sie daheim sowohl für Heilzwecke ("gegen "allerlej gebräch der schenkhl")
24) Eine weitere Grube befand sich außerhalb der Kirche, im Freidthoff" wie es hieß, obwohl es doch in Mühldorf keinen Friedhof gab. 21)
Im 18.Jh. wird der Brauch erwähnt, dass Pilger auch zur Abwendung von Mäuseplage nach Mühldorf kamen. Sie ließen ihre Stecken aus Haselnusszweigen als Opfergabe zurück. Dies ist auch einem Wallfahrtsbericht mit dem Titel "Steckenkreuzgang" aus dem Jahr 1896 zu entnehmen: Pilger aus Fürholzen mussten ihre Haselnussstecken in einen hölzernen Behälter "im Gottesacker zu Mühldorf" auf dem Friedhof werfen. 21), 20) Die Stecken sollten auch Schutz vor Fiebererkrankung bringen
Möglicherweise stehen die Stecken mit einer Ulrichslegende in Zusammenhang, die Sie hier nachlesen können.
(mehr zur Wallfahrt siehe Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land)
22)
Die Einnahmen aus dem Wallfahrtsbetrieb waren erheblich. Sie kamen der Kirche, der eigenen Pfarrei, aber auch der Nachbarpfarrei zugute. So erhielt die Pfarrei Kollbach, zu der damals auch noch einer der drei Bauernhöfe in Mühldorf (Fischer) gehörte, im Jahr 1681 Geld für den Pfarrhofbau.
23)

Sunderndorfer'sche Matrikel 1524 01)
Die Kirche von Mühldorf ist in der Konradinischen Matrikel von 1315 noch nicht aufgeführt. Die erste Erwähnung findet sie in der
Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524, die u.a. erstmals alle Kirchenpatrone der Diözese Freising aufführt. So heißt es bei der Pfarrei Camer: "Item habet sex filiales ecclesias, scilicet s.Thomae in Schlips, s.Stephani in Eglhausen, s.Spiritus & Sebastiani in Mittermarpach cum sepulturis, s.Margaretae in Herschenhoven, s.Valentini in Niernstarff, s.Udalrici in Mildorf sine sepulturis".

Mühldorf war also damals schon dem hl.Ulrich geweiht und hatte keinen Friedhof.

 

Visitationsbericht von 1560 13)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.

Im Bericht über die Pfarrei Hohenkammer ist auch die Filialkirche "St.Udalricus in Mildorf" kurz erwähnt. Mit einem eigenem Einkommen (neben dem der Pfarrei) von jährlich 24 Gulden, 16 Schäffel Getreide und 1 Pfund Wachs war St.Ulrich in Mühldorf besser gestellt als die Kirchen in der Umgebung. Die Kirchenrechnung wurde vom Landgericht Kranzberg, dem Pfarrer und dem örtlichen

Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
Mühldorf=Mildorf
Kirchenkassier aufgestellt ["Rechnung nimbt auf gericht Crantsperg sambt pfarrer und zechpröbst"]. Vom Einkommen ging aber schon die Hälfte (12 Gulden) an das Gericht; der Pfarrer, die beiden Zechpröbste und ein Amtmann erhielten jeweils 15 Kreuzer
(= 1/4 Gulden). Der Rest des Geldes wurde verliehen und verbaut ["Habens hingelihen und verpaut"].
Die Kirche wird als guter Bau beschrieben ["Das gotshauß ist bei guetem paw"]. Sie hatte zwar kein Sakramentshaus und auch keinen Taufstein, doch sei sie "sonst mit aller zier versehen". Das Allerheiligste und die heiligen Öle wurden liturgisch rein auf-bewahrt. Auch ein Ewiges Licht war vorhanden. Das zeigte, dass die Kirche weiterhin katholisch war. Das Taufwasser befand sich in einer Flasche ["Baptismus ist in aim fleschel"]. Sogar ein Mesnerhaus gab es in Mühldorf; das ist für so eine kleine Kirche in einem so kleinen Bauerndorf erstaunlich. Der Mesner wird als "vleissig" beschrieben.
Von den Kirchengründen war nichts verkauft worden. Mit den Gottesdiensten waren die Mühldorfer nicht zufrieden, weil die vorgesehene Wochenmesse nicht gehalten wurde ["Soll wochenlich meß gelesen werden, geschicht nit"]. Doch die Kreuzgänge (=Bittgänge zu anderen Kirchen) wurden durchgeführt.
An Gerätschaften waren vorhanden: 2 Kelche mit corporale, davon einer aus vergoldetem Silber ["hat ain silbrin vergulten khelch"), eine Monstranz aus Messing ["ain messinge monstrantz"], 1 Messbuch, ein Liturgiebuch, ein Psalmenbuch und zwei Messgewänder ["2 ornät"]. Der Bericht endet mit dem Satz: (Die Kirche) "hat nit vil gmäl (=Gemälde). Sonst kain mangel". .

1645 stellte Kistler Sebastian Geislinger aus Kranzberg 24), 14) einen neuen barocken Predigtstuhl (= Kanzel) auf; er berechnete dafür 19 Gulden und 30 Kreuzer sowie 1,40 Gulden Maurerlohn. Der Bildhauer (und Dirrschüler) Tobias Schmid aus Freising schnitzte eine Hl.-Geist-Taube (48 Kreuzer) 20), 16).
Die barocke Kanzel von 1645 ist nicht mehr vorhanden; sie wurde im 19.Jh durch die heute noch bestehende neugotische Kanzel ersetzt.

1695 erhielt die Kirche neue Seitenaltäre ("seithen altärl") mit den Altargemälden von Maria und die 14 Nothelfer sowie vom Hl.Blut-Heiland. 20)
1709 ist von der Weihe aller drei Altäre durch den Freising Fürstbischof Johann Franz Eckher die Rede.
20)


1713 schnitzte der Freisinger Bildhauer Anton Mallet das sieben Schuh hohe Christusbild (Kruzifix) mit vier Engelsköpfen, das heute als Triumphkreuz vom Chorbogen hängt. Es wurde vom Maler Vinzenz Therblick aus Kranzberg gefasst. Der Kistler Andreas Ströber aus Kranzberg besorgte die Kreuzbalken aus Eichenholz. 20)

Karte von 1721 06)
Mühldorf und seine Kirche sind auch auf einer Landkarte aus dem Jahr 1721 zeichnerisch darge-stellt. Die Karte wurde als Beilage zu einem Bericht des Kranzberger Pflegskommissärs Joh.Anton Däxner (1716-1723) angefertigt, der an die kurfürstliche Hofkammer in München ging. Dort wollte man die jahrhundertelangen Streitigkeiten zwischen Pfaffenhofen und Kranzberg um die Hofmark Kollbach klären.
Die besondere Bedeutung dieser Karte für uns liegt darin, dass hier über die Hofmarkansichten von Michael Wening (um 1700) hinaus, auch kleinere Orte in ihrem damaligen Aussehen dargestellt sind. Dies gilt vor allem für die Kirchtürme. Hier in Mühldorf ist ganz deutlich der Spitzturm zu sehen, der noch heute die Kirche schmückt; auch wenn er etwas überhöht wirkt.

Umbau 1732-35
Für eine neue Orgel (vom Dachauer Orgelbauer Quirin Weber) wurde 1732 eine zweite Empore eingezogen. Wegen des Einbaus eines größeren Werkes von Peter Moser musste die Empore 1838 wieder gesenkt werden. Schließlich wurde diese zweite Empore um 1975 entfernt. Die Orgel, die laufend reparaturbedürftig war, kam 1974 in die Filialkirche Schlipps und befindet sich heute in Oberbiberg. Sie ist als einziges original erhaltenes Werk von Peter Moser dort eine Attraktion für Orgelfreunde. In Mühldorf gibt es seitdem keine Orgel mehr. 01)

Die Sakristei wurde 1735 im angefügt (Maurermeister war Paul Fuhrer aus Hohenkammer 20).
Kunsthistoriker Joachim Sighart äußerte sich 125 Jahre später darüber nicht begeistert: "Die Zopfsakristei hinter dem Chore ist unerträglich. Es ist wie ein Auswuchs, wie eine Warze auf der Nase". 24)


Schmidt'sche Matrikel 1738/40  01)
 
Der Freisinger Kanonikus Schmidt erstellte in den Jahren 1738-40 eine nach ihm benannte Schmidt'sche Matrikel (= Verzeichnis). Darin sind auch kurze Beschreibungen der Pfarrei und der Filialkirchen von Hohenkammer enthalten.
Über Mühldorf schreibt er, die Kirche sei von hoher und fester Bauweise und habe drei Altäre. Der Hochaltar sei dem Kirchenpatron St.Ulrich geweiht, die Seitenaltäre dem Heiligsten Erlöser und den 14 Nothelfern. Gottesdienste würden an Kirchweih, dem Sonntag vor dem Fest des hl.Ulrich und am Patrozinium (4.Juli) gefeiert. Werktags wird jede Woche eine Messe gelesen, wofür die Pfarrer 14 Gulden im Jahr erhält. Ein Friedhof war auch damals nicht vorhanden. In der (neu gebauten) Sakristei befänden sich ausreichende Messgewänder. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einkünfte würden vom Pfarrer und vom kurfürstlichen Pfleger in Kranzberg verwaltet. Die Beschreibung endet mit der Feststellung: "Das Vermögen dises Gottshauses solle sich der zeit über 9000 Gulden bezaigen". Das war für eine Kirche dieser Größe ein riesiger Betrag und nur durch die Wallfahrt erklärbar.

1745 raubte ein "heilloses Diebsgesindl" u.a.. Kirchenwäsche, Paramente und einen Kelch 20)


von Norden

1798 ruinierte ein "Donnerstreich" 20) (wohl ein Blitz) die Turm-kuppel, die danach vom Obermarbacher Zimmermeister Bernhard Öckl für 29 Gulden wieder ausgebessert wurde 11) .
Öckl (Öckhl) hat auch die Kirchen in Oberhausen, Johanneck, Pelka und Herrschenhofen repariert.

Bei einer umfangreichen Renovierung 1823 fasste Christian Unglert/Pfaffenhofen die Altäre, Kanzel, Kirchenstühle, Türen neu. 24) 20)

1836 erhielten die Seitenaltäre eine neue Gestalt. Auf den südlichen Altar kamen zum Bild der Nothelfer die Figuren der Heiligen Leonhard und Ägidius, auf den nördlichen Altar zum Bild des Salvators die Figuren der Heiligen Franziskus und Antonius. Zudem wurde ein neuer Tabernakel am Hochaltar mit dem Bild Salvator Mundi von Anton Pfätisch aus der Kongregationskirche in Ingolstadt aufgestellt. 20)


von Osten

Bei der Renovierung 1860/1863 wollte man den ursprünglich gotischen Bau nach Plänen des Architekten Josef Grisch aus München wieder herstellen. 20) Der Freisinger Professor und Kunsthistoriker Joachim Sighart äußerte sich darüber in einem Brief vom 28. November 1862: "Der Plan zur Herstellung der Kirche in Mühldorf ist ganz gut, Fenster, Streben, Gewölberippen ganz zu approbiren. Aber eines fehlt ! Die Zopfsakristei (=barocke Sakristei) hinter dem Chore ist unerträglich. Es ist wie ein Auswuchs, wie eine Warze auf der Nase". 24), 20) Es half nichts: Die Sakristei steht heute noch.

1868 wohnten 26 Einwohner in den 6 Gebäuden des Ortes. Dies ist dem -Topographisch-statistischen-Handbuch des Konigreichs Bayern aus diesem Jahr zu entnehmen. 02)

Beschreibung 1874 03)
Die Kirche in Mühldorf ist auch in der Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising von Anton Mayer aus dem Jahr 1874 enthalten. Dort heißt es:
  "In Mühldorf leben 17 Gläubige der Pfarrei Hohenkammer in zwei Häusern, das 3.Haus gehört zur Pfarrei Kollbach und 1 Haus vom Riedhof nach Allershausen. Die frühere Wallfahrtskirche Mühldorf ist an der Straße von Hohenkammer nach Petershausen gelegen. Erbaut um 1480 im gothischen Stile. Geräumigkeit hinreichend. Baupflicht: die Kirchenstiftung. Spitz-Thurm mit 2 Glocken. Drei Altäre (1 fix. 2 portatile). Orgel mit 4 Registern. Gottesdienste: Nur am Patrocinium. Am Ostertage war nachmittags Predigt üblich, ist aber nicht gestiftet. Früher war hier jeden Freitag eine Wochenmesse, da aber die Dotation nicht zureicht, wird eben so oft als möglich, wöchentlich einmal die Messe nach beliebiger Intention daselbst celebrirt. Gestiftet: 4 Jahrtage. Meßner: der dortige Stockmairbauer. Cantor: der Lehrer. Kirchenvermögen 1870: rd 20.100 Gulden.




1877-1878 stellte Balthasar Kraft/Pfaffenhofen neue Seitenaltäre unter Verwendung der Assistenzfiguren des Hochaltars auf. 10) 24) Dabei wurde der Choraltar abgebaut. 10)


Beschreibung 1895
29)

Auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, das 1895 Prof. von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellten, finden sich einige Bemerkungen über die Kirche St.Ulrich in Mühldorf. Dort ist auf Seite 309 zu lesen:
Kirche. Gothisch, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.. Einschiffig.
Chor eingezogen, ein Langjoch und Schluss in fünf Seiten des Achtecks umfassend.
Ganz gewölbt, im Langhause drei Joche, im Chor eines und Schluss in fünf Achtecksseiten. Pfeiler mit abgekanteten Ecken nehmen die Schildbögen auf, vorgelegte Dienste die Rippen des Netzgewölbes.
Schlusssteine im Langhaus mit Wappen. Im Chor Wappen von Baiern, S. Ulrich, S. Andreas, S. Maria.
Das Innere hoch und schlank von sehr guten Verhältnissen.
Thurm an der Südseite des Chores; die Sakristei an dessen Ostseite ist ein späterer Anbau.
Im Untergeschosse des Thurmes gutes gothisches Rippengewölbe. Abgestufte Strebepfeiler am ganzen Bau. Thurm unten quadratisch, oben achteckig mit acht Giebeln und Spitzdach.
Der Choraltar ein stattliches sehr bezeichnendes Werk aus der Zeit um 1670, trefflich in den gothischen Chor passend.
In dem Schrein die überlebensgrosse Holzstatue des hl. Ulrich, ein Buch haltend; neben ihm ein Engel mit einem Fisch
Ursprünglich standen an den beiden Seiten des Altares auf Consolen und unter Bögen die hl. Andreas und Erasmus, beide überlebensgrosse Holzfiguren, die aber jetzt auf den zwei Seitenaltären ihren Platz gefunden haben.
  Alle 3 Figuren, namentlich aber S. Andreas, sehr gute Werke aus der Zeit um 1670.
Aus etwa derselben Zeit stammt das gleichfalls vortreffliche grosse Triumphkreuz. H. "


1911 rekonstruierte man den Choraltar nach Plänen von Josef Elsner jun. aus München 10) .
Damals wurden allgemein die im 19.Jh. getätigten Umgestaltungen der Kirche im Sinne des Historismus bis auf die Seitenaltäre wieder rückgängig gemacht. 33)


1977 wurde in die Kirche eingebrochen und mehrere Figuren gestohlen. 20)

Renovierungen
1791: Reparaturen am Kirchendach für 323 Gulden
20)
1798: musste die Turmkuppel nach einem Gewitterschaden ausgebessert werden
33)
1823: Bei einer umfangreichen Renovierung 1823 fasste Christian Unglert/Pfaffenhofen die Altäre, Kanzel, Kirchenstühle,
        Türen neu.
24), 20)
1980: Die letzte gründliche Renovierung erfolgte 1980/82 19)
und 1987-1991 unter Pfarrer Rupert Höckmayr (1968-1995
         Pfarrer in Hohenkammer). Dabei hat man die Retabel der Seitenaltäre aus der Kirche entfernt. Die Arbeiten wurden durch
         die Firmen Seidenberger, Massenhausen (Maurer), Johann Bernhart, Hohenkammer (Schreiner) und Bernd Holderried,
         Pfaffenhofen (Kirchenmaler) erledigt. Gesamtkosten: Kirche 960.000 Mark, Turm 160.000 Mark 21)
.
2013: Außenrenovierung nach Unwetter mit Hagel im Sommer 2011. Schindeldeckung und Regenabläufe. Dabei wurde eine neue
         Urkunde in den Turmknopf eingelegt mit den Daten von 2013.


Baubeschreibung

Die Kirche ist ein einschiffiger gotischer Bau ohne große Änderungen aus späterer Zeit. Das hohe, schlanke Innere weist gute Maßverhältnisse auf. Es besteht aus einem dreiachsigen Langhaus und einem eingezogenen Chor, der dreiseitig schließt.
Das Dach mit Kirchenbiber (
Kirchenbiber-Ziegel sind dicker als normale Biberschwanz-Ziegel, haben eine farbige Beschichtung und sind von hoher handwerklicher Qualität) erstreckt sich ohne Einschnitt über Kirchenschiff und Chor. Der Bau wird durch elf zweifach abgesetzte Strebepfeiler zwischen den schlanken, spitzbogigen Fenstern gestützt. Die einzige Bausünde ist die 1735 angebaute Sakristei im Osten.

Turm
Der Turm ist im Süden an den Chor angebaut. Er ist im unteren Teil quadratisch (zwei Geschosse), darüber in zwei weiteren Geschossen achteckig und mündet mit acht Giebeln in einem hohen, schindelgedeckten Spitzdach. Die Geschosse sind durch Gesimse gegliedert, die mit einfachen gotischen Rötelornamenten geziert sind (Ähnliche Ornamente, jedoch aus Stein gemeißelt, befinden sich auch an den Türmen der Münchner Frauen-kirche und an der Dachauer Jakobskirche).
1798 wurde die Turmspitze nach einem Blitz-schlag erneuert 10), 24).

Gleiches passierte übrigens 2011 wieder, als ein Hagelschlag das Turmkreuz beschädigte.
Bei der Renovierung hinterlegte man im Sockel des Turmkreuzes zwei Urkunden.
...mehr dazu .....

             
gotische Rötelornamente mit Dreipassformen am Turm

Der Raum im Untergeschoss des Turmes ist einer der beiden Kirchenzugänge von außen. Die inzwischen mit einer modernen Sicherheitsanlage versehene Außentüre trägt die "Jahreszahl 1848-4". 20)  Die Innentüre zur Kirche ist mit einem alten Schloss und schönen Beschlägen versehen. Der Raum ist mit einem gotischen Rippengewölbe überdeckt.

 
 
Türschloss im Turm    Beschlag Gewölbe im Turm-EG Durchlässe für Glockenseile

Dieses Rippengewölbe ist durch die Treppe im Turm, die zu den Glocken führt, aufgebrochen. Im Untergeschoss hängen durch die beiden Deckendurchlässe die Glockenseile, mit denen die beiden von Ulrich von Rosen 1486 in München gegossen Glocken 20), 12), noch mit der Hand geläutet werden. Eine der Glocken soll die Aufschrift tragen: "Plena dominus" (alles für den Herrn)10).
...mehr über
Ulrich von Rosen ...

E
ine Auflistung der ältesten Glocken im Landkreis finden sie hier...

Die Glocken von Mühldorf stehen übrigens in dieser Auflistung nach Alter an 15. und 16.Stelle.


Sakristei
Die Sakristei wurde 1735 10) im Chorscheitel, d.h. an der Ostseite der Kirche angefügt (von Maurermeister Paul Fuhrer aus Hohenkammer). Bei der Renovierung 1860/1863 wollte man den ursprünglich gotischen Bau nach Plänen des Architekten Josef Grisch aus München wieder herstellen. Der Freisinger Professor und Kunsthistoriker Joachim Sighart äußerte sich darüber in einem Brief vom 28. November 1862:
       "Der Plan zur Herstellung der Kirche in Mühldorf ist ganz gut, Fenster, Streben, Gewölberippen ganz zu approbiren. Aber
        eines fehlt ! Die Zopfsakristei (=barocke Sakristei) hinter dem Chore ist unerträglich. Es ist wie ein Auswuchs, wie eine
        Warze auf der Nase".
24)
Der Anbau verdeckt das Mittelfenster auf der Ostseite der Kirche zur Hälfte. Der kleine rechteckige Raum besitzt ein eigenes Satteldach mit roten Ziegeln.

Die Sakristei ist nur von der Kirche aus zu betreten; die Türe liegt hinter dem Choraltar. Sie besitzt ein altes Türschloss aus Schmiedeeisen mit Blattrelief. Die Sakristei ist ein quadratischer Raum mit Kreuzgratgewölbe. Barocke, oben geschweifte Fenster auf drei Seiten geben ihm viel Licht. Überwältigend aber ist der Anblick des wunderschönen Sakristeischranks aus dem Jahr 1737 20). Er wurde vom Schreinermeister Johann Miller gefertigt und von Maler Stainicher aus Pfaffenhofen 1739 gefasst 20). Der Schrank ist mit hellblauem und gelbem Rankenmuster bemalt. Jede der Schranktüren (für Paramente) oder der Kästchen (für sonst. Utensilien) ist mit einem Feld versehen.

Bilder aus der Sakristei             
Lavabonische
Sakristeischrank
Reliquiar 1
AgnusDei Innocent
Reliquiar 2
altes Türschloss

Auf den Kästchen stehen zwei barocke, leicht beschädigte Tafelreliquiare mit Rocaille-Rahmen (57 x 35 cm 10) ) aus dem Jahr 1708. Sie standen die ersten Jahre auf dem Hochaltar 20). Die Reliquiare haben einen Unterbau und einen Aufsatz mit jeweils einem kleinem Agnus Dei hinter ovalem Sichtfenster; dazwischen die Tafel mit dem großem quadratischen Sichtfenster. Hinter der Scheibe sind in Klosterarbeit um ein großes "Agnus Dei" (S.Julius papa confessor - Innocent. XII. Roma) die Reliquien ausgestellt. Cedulae (Pergamentzettelchen) weisen auf die Heiligen hin, von denen die Partikel stammen sollen:
im  ersten  Reliquiar "S.Romani M(artyrer); S.Bonnellae M.; ... Aquini.. ; ... Artheri."
im zweiten Reliquiar: " Reliquae recondita, Francisci belium, S.Consteatii M."
Zwischen den Reliquiaren stehen Tumba-Schmucktafeln aus dem 19.Jh.
10)  in Pyramidenform mit einem Totenkopf an der Spitze.

In die Wand eingelassen ist eine mit Zinn verkleidete Nische, die früher ein Lavabo, ein Handwaschbecken für den Pfarrer, aufgenommen hatte. Das Lavabo wurde das in früherer Zeit, als es noch keine Wasserleitung zur Kirche gab, benutzt; es wird heute im Pfarrhof aufbewahrt. Das Lavabo besitzt einen Wasserhahn in Form eines Tierkopfs. Auf dem Deckel ruht ein Fisch
20).

Innenausstattung


Deckengewölbe

Im Inneren besticht der lichte, hohe Raum durch seine ausgewogenen Maße und durch das gotische Netzgewölbe mit den farbig gefassten Schlusssteinen, dessen Druck von Wanddiensten aufgenommen wird. Die Vielzahl der Rippenbögen im Netzgewölbe ist nicht -wie z.B. beim Kreuzrippengewölbe- allein durch die Statik bedingt, sondern dient auch der Zierde.

Deckengewölbe
im Altarraum

"Das sich selbst tragende Gewölbe fasziniert bis heute jeden Betrachter. Seine Elemente müssten herabstürzen und werden doch durch ein geniales System der Kräfteableitung zusammengehalten. Das Gewölbe ist nicht nur eine technische Hochleistung, sondern vermittelt, mehr als eine Flache Decke es vermag, Schutz und Geborgenheit", schreibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. 31)
Flache Wandpfeiler gliedern die Wände und gehen in spitzförmige Schildbögen über.

Wandpfeiler u. Dienste
Die Rippen liegen auf den sog. Diensten auf, die den Wandpfeilern vorgelegt (d.h. vorgemauert) sind.

Deckengewölbe
im Altarraum


Schlusssteine
Die Schlusssteine im Gewölbe sind sind z.T. farbenfroh bemalt. Im Altarraum zeigen sie die Symbole für die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe und die fürstbischöflichen Insignien. Möglicherweise sind diese Symbole nicht original, denn im Jahr 1910 beschrieb Pfarrer Merk (1852-1910) die Bilder der Schlusssteine im Altarraum mit "Maria mit dem Jesuskind, St.Ulrich und St.Andreas". 20)
Dies war auch im Kirchenführer von 1981 zu lesen 15) . Im Langhaus sind auf den fünf Schlusssteinen mehrere Wappen abgebildet.

Die Schlusssteine der Gewölberippen sind im Scheitelpunkt eines Bogens oder im Knotenpunkt von Rippen eingefügt. Sie verkeilen das gebogene Mauerwerk und geben dem statischen Gefüge den entscheidenden Halt. Und Goethe lässt in Faust II den Kaiser zum Erzbischof sagen: "Wenn ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut, dann ist`s mit Sicherheit für ewige Zeit erbaut".
31)
Neben seiner bautechnischen Aufgabe hat der Schlussstein auch eine religiöse Bedeutung. Denn Paulus schreibt im Epheserbrief (Eph. 2,19-22) : "Ihr seid das Fundament der Apostel und Propheten. Der Schlussstein ist Jesus Christus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn (Eph. 2,20-22).


Kreuz als Symbol für den Glauben.
Es steht für Jesus, den Mittler zwischen den Menschen und Gott. Als solches steht es auch als Symbol für den christlichen Glauben allgemein.
Anker als Symbol für Hoffnung.
Für die Christen wurde der Anker nach Hebr. 6.18 ff. das Bild der Hoffnung der Glaubenden auf die himmlische Seligkeit.
Der Schlussstein mit dem Symbol Liebe ist hinter dem Altar ange-bracht.

Fürstbischöflichen Insignien:
das Schwert für die Funktion als Fürst, die Mitra und der Bischofsstab für die Funktion als Bischof.

Wappen des Freisinger Bischofs Sixtus von Tannberg (1473/74-1495)
10).
Wappen der Herren von Kammer, aus der Familie der Parthenecker, die bis 1551 im Ort waren; sie führten in ihrem silbernen Wappen eine Streitaxt, auch Barte genannt. 10). Wappen der Herren von Weichs; hier das Wappen von Wolfgang v.Weichs, Pfarrer in Hohenkammer und Domherr zu Freising (1473-1490) 20).
Das übliche Weichser Wappen zeigt eine aufsteigende schwarze Spitze auf silbernen Grund.
10).

erhobene Hand. Es könnte sich um
- die ausgestreckte Hand Christi
  (Segenshand) oder um
- eine Schwurhand handeln.

nochmals das Wappen der Herren von Kammer ?
10).
evtl. Jakob von Kammer aus Jetzendorf 20)


Der Boden der Kirche ist durchgehend mit alten Solnhofener Platten diagonal belegt 10) .

 

Altarraum

Der zweijochige Chor/Altarraum ist eingezogen, schließt mit 3 Achteckseiten und besitzt sechs hohe Spitzbogenfenster.


Choraltar / Hochaltar


     Choraltar

Der Choraltar gehört zu den prächtigsten Altären im Dachauer Land. Wenn man bedenkt, dass er nur acht Jahre nach dem 30jährigen Krieg mit seinen schlimmen Verwüstungen im ganzen Land entstand, müssen die Einnahmen aus dem Wallfahrtsbetrieb beträchtlich gewesen sein.
Er wurde in den Jahren 1656/58 vom berühmten Bildhauer Constantin Pader (1605-1681) aus München
05) und dem Maler Johann Schreiber 17) aus Freising geschaffen 24), die beide je 150 Gulden dafür erhielten 21). 1878, als man die Kirche in den Stilformen des Historismus ausstattete, wurde der Altar abgebaut und 1911 nach Plänen von Josef Elsner jun. aus München wieder rekonstruiert 10).

Das Retabel besteht aus zwei glatten, mit Cheruben und Fruchtgehängen üppig verzierten Säulen. Sie tragen ein verkröpftes Gebälk mit flachen Volutensprenggiebeln. Dazwischen ist der Altarauszug mit Dreifaltigkeitsfiguren, zwei Anbetungsengeln und krönender IHS-Strahlenmonstranz aufgesetzt. In der Mitte des Altars befindet sich eine überlebensgroße Skulptur von St.Ulrich. Zu beiden Seiten stehen auf Konsolen und unter Baldachinbögen Heiligenfiguren.

Der Altarauszug und der Mittelteil des Altars bilden zusammen das Thema von Mariens Himmelkrönung ab.
Im Auszug ist die
göttliche Dreifaltigkeit dargestellt. Der bärtige Gott Vater, mit vergoldeter Weltkugel (Schöpfer) sitzt gegenüber von Christus. Der Hl.Geist
schwebt als Taube darüber.


Hl.Dreifaltigkeit u. hl.Maria
Darunter schwebt auf quellenden Wolken die Muttergottes, umgeben von Engeln und Cheruben. Im Gegensatz zu den üblichen Darstellungen von Mariens Krönung im Himmel schwebt sie nicht hinauf zur Dreifaltigkeit, sondern herab zum Patron der Kirche St.Ulrich. Denn Maria trägt auf dem Haupt bereits die Krone des Himmels, die ihr die Dreifaltigkeit aufgesetzt hatte.

In der rundbogigen Mittelnische steht auf einer Wolkenbank die überlebensgroße Holzplastik des Kirchenpatrons St.Ulrich, des Bischofs aus Augsburg mit Mitra, Buch und Bischofsstab.
Er ist in einen mit Edelsteinen besetzten Rauchmantel gekleidet.
Ein Engel hält ihm sein Attribut, den Fisch, entgegen.


St.Ulrich
Hinweise: St.Ulrich (890-973) war Bischof von Augsburg. Berühmt wurde er als Sieger über die räuberischen Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg im Jahr 955. Zum Dank verlieh ihm Kaiser Otto I. das Münzrecht für Augsburg. Ulrich baute dann die von den Ungarn zerstörten Klöster und Dörfer seines Gebiets wieder auf. Er selbst lebte bescheiden. Als er starb, wurde er mit dem Teppich, auf dem er auf der Erde zu schlafen pflegte, begraben. Die Fischlegende berichtet: Als er an einem Donnerstagabend mit dem Bischof Konrad von Konstanz zu Tisch saß, vertieften
  sich beide die Nacht über ins Gespräch, bis am Morgen des Freitag ein Bote des Herzogs, dem Ulrich Unrecht vorgehalten hatte, einen Brief brachte. Ulrich reichte als Botenlohn den beim Nachtessen nicht verzehrten Rest des Bratens, ein Gänsebein. Der Bote brachte dies dem Herzog, um den Bischof nun seinerseits des Unrechts überführen zu können, dass er am Freitag Fleisch esse; als der Herzog das Gänsebein aus der Umhüllung nahm, hatte es sich in einen Fisch verwandelt. Gedenktag: 4.Juli
 
St.Andreas

Die überlebensgroßen 10)  Seitenfiguren unter Baldachinbögen stellen
- den Apostel Andreas mit dem nach ihm benannten Schrägkreuz (links) und
- den heiligen Bischof Erasmus im bischöflichen Ornat (rechts) dar. Auf dem Buch (Bibel) des
   Erasmus, das ihn als Verkünder des Evangeliums ausweist, liegen die Gedärme des Heiligen.

Beide von Christoph Thalhammer (Thalheimer) geschnitzte Figuren stammen aus der Barockzeit um 1695,
21)   wurden aber 1878, bei der Neuausstattung der Kirche in den Stilformen des Historismus überarbeitet und neu gefasst. 10)
Alle drei Figuren sind auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895 enthalten. Dort heißt es:
"Alle 3 Figuren, namentlich aber St. Andreas, sehr gute Werke aus der Zeit um 1670."


St.Erasmus 

 

Der Apostel Andreas war der Bruder des Simon Petrus, wie dieser von Beruf Fischer; er stammte aus Bethsaida (Johannesevangelium 1, 14) oder Kapernaom (Markusevangelium 1, 29), Er war der erste, den Jesus als seinen Jünger berief; zuvor war er Anhänger Johannes', des Täufers (Johannesevangelium 1, 35-40). Nach Jesu Himmelfahrt lehrte er in Griechenland und wirkte zahlreiche Wunder. Als er die Frau des röm.Statthalters Ägeas zum Christentum bekehrte und ihr eheliche Enthaltsamkeit anriet, ließ ihn Ägeas an ein X-förmiges Kreuz binden, an dem er nach zwei Tagen, an denen er weiter predigte, verstarb. Gedenktag: 30.November

St.Erasmus war um 300 Bischof von Antiochia. Sieben Jahre lang verbarg er sich vor den Häschern des Kaisers Diokletian im Libanongebirge, wo ein Rabe ihm Nahrung brachte. Dann stellte er sich. Mit einer Seilwinde habe man ihm die Gedärme herausgezogen, heißt es in der Legende. Diese Winde hat ihn zum Patron der Schiffer gemacht. Er überstand wunderbarerweise die Marter. Danach wurde er in einen Kessel mit siedendem Öl gesteckt, dem er wiederum unbeschadet entstieg. Nach den Martern soll er noch sieben Jahre (ohne Gedärme ?) in Kampanien gelebt haben. Erasmus ist einer der 14 Nothelfer (Patron der Seefahrer und Seiler) und als solcher für Hilfe bei Magenkrämpfen und Unterleibsbeschwerden zuständig. Gedenktag: 2.Juni.

Die Predella ist mit Engelsköpfen und Draperie gestaltet und mit einem Ornamentrahmen im Ohrmuschelstil umgeben. Früher waren seitlich noch zwei Engelköpfe angebracht; sie wurden gestohlen.
Ein Tabernakel ist heute nicht mehr vorhanden.
Vom früheren Tabernakel ist bekannt, dass er von Anton Pfätisch für die Kongregationskirche in Ingolstadt gefertigt worden war. und von dort 1823 nach Mühldorf kam. Er war mit dem Bild des "Salvator Mundi" (Erlöser der Welt) geschmückt. 20)

 


Nothelferbild

An der südlichen Chorwand hängt über dem Eingang zum Turm ein großes barockes Gemälde der vierzehn Nothelfer 10). Es war zu seiner Entstehungszeit um 1695 ein Altarblatt am barocken Seitenaltar. Das Gemälde war um 1877, als die Kirche neue Seitenaltäre bekam, zusammen mit den barocken Retabeln abgebaut und im Pfarrhof gelagert worden. Das Nothelferbild ist erst seit einigen Jahren wieder in der Kirche angebracht.
  Hinweis: Die Vierzehn Nothelfer sind 14 Heilige, meist Märtyrer aus dem 2. bis 4. Jh., die bei unterschiedlichen Problemen um Hilfe angerufen wurden. Ihre Verehrung geht in Deutsch-land zurück bis ins 14.Jh. Eine große Verbreitung fand der Kult nach den Visionen eines Schäfers bei Klosterlangheim in den Jahren 1445/1446. Ihm erschienen auf freiem Feld vierzehn Kinder in rot-weißen Gewändern, die sich als 14 Nothelfer vorstellten und den Bau einer Kapelle

14-Nothelfer-Bild
  anmahnten. An dieser Stelle entstand die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Nur drei Nothelfer sind weiblichen Geschlechts. "Barbara mit dem Turm, Margareta mit dem Wurm und Katharina mit dem Radl, das sind die 3 hl.Madl", heißt es im Volksmund. Die Zusammensetzung der 11 männlichen Heiligen ist je nach Region verschieden. In Bayern gehören z.B. auch St.Leonhard, Rochus und Sebastian dazu.



Triumphkreuz

Am Chorbogen hängt ein sieben Schuh hohes Triumphkreuz aus der Zeit des Frühbarocks; es wurde 1713 vom Freisinger Hofbildhauer Anton Mallet geschnitzt und erstmals vom Maler Vinzenz Therblick aus Kranzberg und später von einem unbekannten Maler im 19.Jh neu gefasst 10) 20) 21) .
Am oberen und am unteren Ende des Kreuzes sind Engelsköpfe (Cheruben) mit Wolken und Strahlen angefügt. Früher war jedes der vier Kreuzbalken-Enden mit einem Engelskopf verziert
21)
Der Kistler Andreas Ströber aus Kranzberg besorgte die Kreuzbalken aus Eichenholz.
20) 23).

Triumphkreuz -1713
Jesus am Kreuz trägt die Dornenkrone auf dem Haupt.Er blutet aus vielen Wunden, doch dem Körper ist dennoch der erlittene Schmerz nicht anzusehen. Lediglich die Finger sind im Todeskampf verkrampft.

Das Lendentuch ist zweifarbig (gold-blau) gefasst. Die Füße sind nebeneinander an das Kreuz genagelt (sog.Viernagelkreuz). Dies war in romanischer Zeit üblich; in der Gotik waren die Füße übereinander gelegt und mit einem langen Nagel befestigt (Dreinagelkreuz).

Seitenaltäre

Seitenaltäre gab es in jedem Falle schon zur Barockzeit ab 1695. Es ist überliefert, dass damals "2 seithen altärl" neu gemacht worden sind, die 1710 geweiht wurden. In der Zeit standen nicht Figuren, sondern Gemälde im Zentrum des Altars: rundbogige Altarblätter mit den Themen "Maria und die 14 Nothelfer" und "Hl.-Blut-Heiland".
1836 wurden die damals noch barocken Seitenaltäre neu gestaltet: Auf den südlichen Altar kamen zum Bild der Nothelfer die Figuren der Heiligen Leonhard und Ägidius, auf den nördlichen Altar zum Bild des Salvators die Figuren der Heiligen Franziskus und Antonius.
20)
1877 bekam die Kirche neue Seitenaltäre.
20)  Die barocken Retabel wurden abgebaut und die Altarblätter von 1695 im Pfarrhof eingelagert. Das Nothelferbild ist seit einigen Jahren wieder in der Kirche an der Wand angebracht, das Hl.Blut-Bild an der Rückseite der Kanzel.
  
Linker Seitenaltar
Die Seitenaltäre bestehen heute nur noch aus der Mensa mit Unterbau und leerem Mittelsockel; ein Retabel fehlt; an ihrer Stelle stehen die Figuren von Antonius und Franziskus.

Die (damals natürlich vollständigen) Seitenaltäre waren in den Jahren 1877-1878 von
Balthasar Kraft (1820-1889) aus Pfaffenhofen gefertigt worden. 20)  Man hatte die durch den Abbau des barocken Choraltars frei gewordenen Assistenzfiguren (hll. Andreas und Erasmus) an den neuen Seitenaltären wiederverwendet. Als der barocke Choraltar 1911 wieder rekonstruiert wurde, verlegte man auch die Figuren zurück. Wann die heutigen Figuren aufgestellt wurden, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls waren sie um 1980 noch ausgelagert, im Jahr 2000 standen sie schon an den Altären 23).

Rechter Seitenaltar

Heute stehen jedenfalls über dem linken Seitenaltar die Figur des hl. Franziskus mit den Wundmalen, über dem rechten Altar der hl. Antonius mit dem Jesuskind auf dem Arm.
Beide sind in der braunen Kutte der Franziskaner dargestellt. Die Farbe Braun steht in der Tradition für Demut und Bescheidenheit. Erstaunlicherweise fehlt an dem Strick, den die Heiligen um die Hüfte gebunden haben, der traditionelle dritte Knoten der Franziskaner. Die Knoten sollen
für die drei Ordensgelübde Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit stehen.

Beide Figuren sollen um das Jahr 1695 entstanden sein; sie könnten von Hans-Christoph Thalheimer/Thalhammer geschnitzt worden sein
20). Von diesem Künstler stammen vermutlich auch Arbeiten in den Kirchen von Appercha, Weng und Großeisenbach.


Antonius v.Padua


Franziskus v.Assisi

Hinweise: Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen die Sekten der Katharer, Albigenser und Waldenser wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.

Der hl.Franziskus entsagte im 13.Jh allem Besitz und gründete den Orden der Minoriten, die sich besonderes der Armenpflege, Seelsorge widmeten. Seine glühende Liebe zu Gott und zur Schöpfung faszinierte die Menschen und er hatte damals schon viele Bewunderer und Verehrer. Franziskus wird häufig auch mit einem Kruzifix abgebildet, weil er in einer Vision Christus von einem (geflügelten) Kruzifix zu ihm herabsprechen hörte und dabei seine Wundmale erhielt. Zudem war ihm die Verbreitung der Passionsfrömmigkeit ein Hauptanliegen.

Kanzel


Kanzel - 1880

Die Kanzel an der Nordseite der Kirche stammt aus der Zeit des Historismus (1860/80)  10) und ist im neugotischen Stil gehalten. Der Kanzelkorb ist mit Maßwerk und Rebenbemalung geschmückt. Der Schalldeckel besitzt einen einfachen Maßwerkkranz.
Die Vorgängerkanzel war im Jahr 1645 von Kistler Sebastian Geislinger aus Kranzberg errichtet worden; der Bildhauer Tobias Schmid schnitzte 1654 eine Kanzeltaube als Sinnbild für den Heiligen Geist dazu.

Hinweise: Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.

Am Dorsale, der Rückwand der Kanzel, ist ein Gemälde angebracht. Es handelt sich hier aber nicht, wie zu erwarten wäre, um eine Darstellung des Guten Hirten. Das Bild ist vielmehr das zweite ehemalige Altarblatt der barocken Seitenaltäre 21)

Hl.Blut-Bild 1695
Es zeigt Christus in rotem Umhang, mit dem Kreuz in der Hand. Er ist von mehreren Engeln umgeben. Aus seiner Seitenwunde spritzt das Erlöserblut, das einer der Engel mit einem Kelch auffängt.
Das 1695 entstandene Gemälde ist sehr renovierungs-bedürftig. Solche Heilig-Blut-Bilder sind auch in Westerndorf und natürlich in der Hl.Blut-Kirche von Einsbach zu finden.


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Kirchenbänke

Die Kirchenbänke (sechs Bankreihen auf beiden Seiten des Mittelgangs) stammen aus der Zeit um 1911 10) . Sie haben einfache geschwungene Wangen.

Weitere, noch sehr originale Kniebänke sind auf der Empore zu finden. Sie sind aus handgeschla-genen 20) Holzstämmen, verbunden durch Verzapfungen und Holznägel, hergestellt.

Im Gegensatz zur Nachbar-kirche in Mittermarbach haben sie schon Knie-bretter statt Balken.
   Emporengestühl


Apostelleuchter

Die Apostelleuchter bestehen aus Schmiedeeisen 10).  Sie haben Dreiecksform und sind mit Ranken geziert. An ihren Befestigungspunkten an der Wand sind Apostelkreuze gemalt.
In der Regel werden die Apostelkreuze, auch Weihekreuze genannt (lat. crux signata), von einem Kreis umschlossen (Kreuznimbus). Vor allem im 19.Jh. wurde dieser Kreis, wie hier in Mühldorf (und in Mittermarbach), von Blüten- oder Blattranken gebildet. Das Kreuz in der Mitte wird hier aus orangen Lilienblüten gebildet. Lilien und Kreuz sind Symbole Schöpfung und Erlösung symbolisieren
25)

Apostelleuchter


Weitere Heiligenfiguren


   St.Ägidius
An den Langhauswänden stehen im hinteren Bereich zwei weitere Heiligenfiguren auf Konsolen. Sie gehören zu den vier Mönchen, die Hans-Christoph Thalhammer (Thalheimer) wohl um 1695 für die barocken Seitenaltäre der Kirche geschnitzt hat (die anderen beiden Mönche sind Franziskus und Antonius an den Seitenaltären) 10).

St.Leonhard hält den Abtsstab lose in der Hand (2 Finger fehlen).
St.Ägidius mit einer Hirschkuh.

St.Leonhard

Empore

Die heutige Empore ruht auf zwei gedrehten Holzsäulen mit Steinsockeln. Der Zugang führt über eine einfache Holztreppe im Westen. Die Verzierung auf den Holzplatten der Brüstung mit Rankenwerk und Spiralmustern wirkt wie eine Intarsienarbeit; tatsächlich handelt es sich um ein rot-blaues Schablonenmuster, das im späten 16. Jahrhundert aufgemalt wurde 20) .
Noch im 20.Jh. war das Muster auf der Innenseite der Empore angebracht; die Außenseite war weiß verputzt   10).

Für eine neue Orgel hatte man 1732 eine zweite Empore eingezogen. Wegen des Einbaus eines größeren Werkes musste die Empore 1883 wieder abgesenkt werden.

Um 1975 hat man diese zweite Empore schließlich ganz entfernt.

Emporenbrüstung
Orgel
Aus dem Jahr 1802 ist die Reparatur einer Orgel mit drei Registern überliefert; sie war jedenfalls 1814 noch vorhanden.
1884 kaufte die Kirchenstiftung eine Orgel, die 1836 von Peter Moser aus Rottenbach für die Pfarrkirche Ampermoching erstellt worden war
30)
Nach fast 140 Jahren im Betrieb war sie laufend reparaturbedürftig geworden; deshalb kam sie 1974 (ohne den Prospekt) in die Filialkirche Schlipps. Heute befindet sie sich in Oberbiberg.
08),09), 20)
Nun besitzt die Kirche keine Orgel mehr.


An der Westwand erkennt man eine runde Mauervertiefung, die wohl von einem zugemauerten Fenster stammt.


Früher gehörte zur Kirche auch eine weitere Figur des hl.Andreas, ein Werk des "Meisters der Blutenburg-Apostel" aus dem Ende des 15.Jh. Die Kunsthistorikerin Dr.Sylvia Hahn schreibt dazu: "Meine Lieblingsfigur aber ist der hl.Andreas aus der Filialkirche Mühldorf, ein Werk des Meisters der Blutenburg-Apostel aus dem Ende des 15.Jahrhunderts. Er dürfte nach Hohenkammer gekommen sein, als man in Mühldorf barockisierte." 18)

Hans Schertl


Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Heyberger/Schmitt/Wachter, Topographisch-statistischen-Handbuch des Konigreichs Bayern, 1868
03) Anton Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
04) Friedrich Hektor von Hundt, Cartular des Klosters Ebersberg, S.46, 1879
05) Max Gruber, Konstantin Pader als Bildhauer, Amperland 1965/1
06) Max Gruber, Eine gezeichnete Landkarte aus dem Jahre 1721 mit Orten der Landkreise DAH, FS und PAF, 1969 (1721)
07) Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
08) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
09) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
10) Kunsttopographie Pfarrei Hohenkammer, 1982
11) Georg Brenninger, Zur kirchlichen Kunsttätigkeit des 18.Jh im Freisinger Raum, Amperland 1983/3 (1798)
12) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2 (Rosen)
13) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
14) Max Gruber, Im Amperland tätige Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3
15) Rudolf Goerge, Die Kirchen der Pfarrei Hohenkammer,1981
16) Max Gruber, Im Amperland tätige Bildhauer, Amperland 1987/1 (Tobias Schmid)
     Der Bildhauer Tobias Schmid erlernte bei Meister Dirr die Bildhauerei. Er erwarb 1638 das Bürgerrecht in Freising. Schon
     vorher erstellte er Margarethenaltäre in Hohenkammer und Herrschenhofen (beide 1626). 1654 schnitzte er für Mühldorf
     die Kanzeltaube.
17) Georg Brenninger, Kunsthandwerker der Barockzeit in Kirchen des Gerichtes Kranzberg, Amperland 1987/3
18) Festschrift zur 1250-Jahrfeier der Diözese München und Freising, Das Dekanat Weihenstephan, 1989
19) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
20) Rudolf Goerge, Zur Renovierung der Filialkirche Mühldorf an der Glonn, Amperland 1991 (Tobias Schmid)
21) Rudolf Goerge, Kirchenführer Filial- und Wallfahrtskirche St.Ulrich Mühldorf, Herausgb.Kath.Pfarramt Hohenkammer,1991
22) Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd. 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
23) Dr.Georg Brenninger in Chronik der Gemeinde Petershausen, Band 2, Geschichte und Kultur, 2000
24) Geschichte der Filiale St. Ulrich Mühldorf, Internetseite des Erzbistums München und Freising, Zugriff 2015
25) Pfr. Josef Mayer, KLB-Gottesdienst in Jedenhofen, am 30.12.2011
26) Joachim Sighart, Geschichte der bildenden Künste im Königr.Bayern von den Anfängen bis zur Gegenwart, S. 426, 1863
27) Manfred H.Grieb, Nürnberger Künstlerlexikon, 2007 S. 482 (Elisabeth Rosen)
28) http://www.muenchenwiki.de/wiki/St._Maria_Ramersdorf (Ulrich von Rosen)
29) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
30) Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018

31) Der gebaute Himmel, Monumente, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, Dez. 2018

32) Ökumenisches Heiligenlexikon, Zugriff 2019
33) Wallfahrtsorte-und-kirchen, Internetseite des Erzbistums München und Freising, Wallfahrten im Erzbistum, download 2023

34) Denkmalliste Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Gemeinde Petershausen


49 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

7.3.2022

 


Stecken-Legende des hl. Ulrich   32)

Ulrich soll als Kind täglich vom väterlichen Schloss in Wittislingen durch ein sumpfiges Ried zur Klosterschule nach Dillingen und zurück gegangen sein. An einem nebeligen Herbsttag verlor Ulrich den Weg. Um besser querfeldein durch den Sumpf zu kommen, zog er einen Stock, der die Grenze zwischen zwei Wiesen markierte, aus dem Boden und verwendete ihn als Stütze. Dennoch fand er bis zum Abend nicht nach Hause.
Als er nicht mehr weiter wusste, vernahm er plötzlich eine Stimme, die ihn daran erinnerte, dass der Stecken fremdes Gut war. Ulrich kehrte um, steckte den Stock wieder an seinen Ort und hörte sogleich das Schlossglöcklein, das ihn sicher ins Elternhaus führte. Da dort zu dieser Zeit niemand das Glöcklein geläutet hatte, konnte es nur Gottes Stimme gewesen sein, die Ulrich den richtigen Weg wies.

 

Ulrich von der Rosen
Glockengießer

Ulrich von der Rosen ( tätig von 1454-1502) war der bedeutendste Glockengießer Münchens der Spätgotik. Er war der Sohn des Glockengießers Hans von Rosen und führte einen im ganzen Land angesehenen Glockengießerbetrieb. Von ihm sind mir Werke aus der Zeit ab 1454 (Schweitenkirchen) bis 1504 (Leonhardsbuch) bekannt. Ulrich hat u.a. die Präsenzglocke (Alltagsglocke) im Münchner Liebfrauendom angefertigt und zwei noch vorhandene Glocken in Maria Ramersdorf (1482) 12).
Für die Kirchen des Dachauer Landes goss er Glocken
für folgende Kirchen:
  1477 ? Petershausen
  1481 Pellheim, Mitterndorf und Appercha
  1485 Appercha und Günding (jetzt Bayr.Nationalmuseum)
  1486 hier in Mühldorf
  1487 Marktkirche Indersdorf
  1495 Ottmarshart
  1497 Weichs
  1498 Weichs

Ulrich von Rosen heiratete nach 1439
Elisabeth, die Witwe des bedeutenden Nürnberger Glocken- und Geschützgießers Ulrich (1395-1439) und Tochter des "Schönmachers" (Goldschmieds ?) Conrad. 27). Ulrich von Rosen starb im Jahr 1502 28). Möglicherweise wurde die letzte Glocke in Leonhardsbuch noch von seiner Witwe unter seinem Namen verkauft.


Urkunden im Turmkreuz
(Text: Pfarrei Hohenkammer)

"Am 7. Juli 2013 konnte die gelungene Außenrenovierung der Filialkirche St. Ulrich in Mühldorf nach dem Hagelschaden 2011 gefeiert werden. Pater Abraham SAC segnete zum Abschluss des Gottesdienstes die Gläubigen mit dem neu vergoldeten Turmkreuz, das anschließend wieder auf dem Turm, im Beisein von Bürgermeister Stegmair (Hohenkammer) und Bürgermeister Fuchs (Petershausen), von Kirchenpfleger Herbert Hanrieder montiert wurde. Unser besonderer Dank gilt allen Ehrenamtlichen, die in Eigenleistung viele Arbeitsstunden erbracht und so die Kosten erheblich reduziert haben.
Die Kosten den Renovierung beliefen sich auf über 110.972,87 Euro. Davon wurde ein Betrag von 63.523,25 Euro aus Versicherungsleistungen bezahlt. Den Rest musste die Kirchenstiftung Hohenkammer aufbringen".

Im Sockel des neu renovierten Turmkreuz wurden zwei Urkunden hinterlegt:
Eine aus dem Jahr 1980, die bei den Restaurierungsarbeiten gefunden wurde und eine neue aus dem Jahr 2013.
Pfr. Geistlicher Rat Johannes Thiele verfasste einen Text mit den wichtigsten gesellschaftlichen Ereignissen des Jahres 2013.

Urkunde 2013
Hohenkammer 4.7.2013 - Kirche St.Ulrich Mühldorf

Durch ein Unwetter mit Hagel im Sommer 2011, wurde die Kirche St.Ulrich Mühldorf schwer beschädigt. Turm, Schindel, Mauerwerk und Regenabläufe wurden sehr beschädigt. Die gesamte Ernte wurde vernichtet. Im Juni 2013 wurde mit der Sanierung von Turm, Fassade und neuem Holzschindeldach begonnen; auch die Regenabläufe wurden erneuert.

• Am 7.7. 2013 wurde bei einem Festgottesdienst die Kirche wieder geöffnet.
• Im April 2013 - der Bayerische Papst Benedikt XVI. (Josef Ratzinger) tritt zurück.
• Als Nachfolger wurde Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio gewählt. Er nennt sich Franziskus.
• Papst Benedikt hat das Jahr 2013 als Jahr des Glaubens ausgerufen, es geht darum, Glauben zu zeigen. Glaube
  ist faszinierend. Glaube ist spannend. Glaube ist hilfreich. Christen haben etwas zu sagen und das, was sie sagen, ist für
  die moderne Gesellschaft von nicht geringer Bedeutung.
• Vom 17.Juli bis 3.August 2013 ist in Rio de Janeiro mit Papst Franziskus der Weltjugendtag.
• Bundesverfassungsgericht stellt gleichgeschlechtliche Paare der Ehe gleich.
• Die evangelische Kirche in Deutschland verabschiedete sich vom bisherigen Familienverständnis. Die Ehe sei keine göttliche
  Stiftung und auch Homo-Partnerschaft seien Familie.
• Nach 10 Jahren intensiver Vorbereitung erscheint im Advent das neue Gotteslob.
• Durch sintflutartige Regenfälle hat im Juni die Hochwasserlage in Deutschland ungeahnte Ausmaße angenommen. Tagelanger
  Dauerregen führte vielerorts zu Überschwemmungen der höchsten Alarmstufe.
  In zahlreichen Orten wurden Evakuierungen durchgeführt, zehntausende Menschen mussten ihr Zuhause verlassen.
  In vielen Orten wurden historische Hochwasserstände erreicht (Passau, Deggendorf). Tausende Menschen stehen vor dem   Nichts. Mit Geld, Gottesdiensten und Spendenaktionen unterstützt die Kirche im Erzbistum die von der Flut Betroffenen.
• Am 29.Juni 2013 spendete Kardinal Reinhard Marx 8 Diakonen das Sakrament der Priesterweihe.
• Bei der letzten Kirchenzählung wurden 190 Besucher gezählt, das sind 12 %. Die Jugend steht der Kirche fern und ist mit
  ihrem Ritus nicht mehr vertraut.

Mühldorf den 07.07.2013
Pfarrverband Allershausen, Pfarrverbandsleiter Dr.Msgr. Robert Urland, Diakon Michael Layko