Filialkirche
St. Silvester in
APPERCHA

Navi-Adresse : 85777 Fahrenzhausen,
Johannesstr. 2
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Appercha liegt
im Landkreis Freising, zwischen Fahrenzhausen und Allershausen.
Der Ort wird schon um das Jahr 762 in
einer Schenkungsurkunde als "Perahah" erwähnt. Man
weiß jedoch nicht, ob dieser Ortsname für das heutige
Appercha oder das benachbarte Hohenbercha steht. Vielleicht war
Percha damals ein gemeinsamer, auseinandergezogener Siedlungsraum.
Deshalb feierten beide Ortschaften im Jahr 2012 das 1250. Jubiläum.
Bis zur Säkularisation
1803 gehörte das Dorf Appercha zur Hofmark Massenhausen mit
der Hofmarksherrschaft Hochstift Freising. Dann kam es zur neu gebildeten
Gemeinde Jarzt im Landkreis Freising.
Eine Kirche
wurde erstmals in der Konradinischen
Matrikel von 1315 erwähnt, auch wenn davon auszugehen
ist, dass in Appercha wohl schon hunderte von Jahren vorher eine
Kapelle oder eine kleine Kirche stand..
1524 wird erstmals der
Kirchen-patron genannt. Es war Johan-nes der Täufer.
Spätestens 1679 wechselte das Patronat zu St.Silvester.
Die heutige Kirche mit ihren ge-schweiften Fenstern stammt
im Wesentlichen aus der Zeit um 1738, als das alte gotische
Kirchenschiff abgetragen und neu aufgebaut wurde.
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Patron St.Silvester
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Auch der Kirchturm
stammt zum Teil aus dieser Zeit. Lediglich der wesentlich kleinere und
schmälere Chor ist noch aus dem Mittelalter erhalten. Im Turm hängen
zwei sehr alte Glocken, die in den Jahren 1485
und 1481 gegossen wurden.
Inneneinrichtung
Die Kircheneinrichtung ist
barock.
Die Altäre sind 60 Jahre
älter als das Kirchenschiff. Sie stammen aus der Zeit um 1679. Die
Figuren wurden -zumindest zum Teil- von Christoph Thalhammer aus Freising
geschnitzt.
Der Choraltar ist dem Kirchenpatron Papst
Silvester geweiht.
- Im Altarauszug eine Halbfigur von Gottvater
- Im Mittelfeld der Kirchenpatron St.Silvester
- Assistenzfiguren in den Außennischen sind die beiden Johannes
Johannes d.Täufer und Johannes Evangelist.
Seitenaltäre
linker Altar
im Altarauszug ein Portrait von Herz-Mariä
- auf dem Altarblatt ein Maria-Hilf-Bild
- Assistenzfiguren von St.Florian und St.Leonhard
- auf Reliquienkästchen in der Predella die Franziskanerheiligen
St.Franziskus von Assisi und St.Antonius v.Padua
rechter Altar
im Altarauszug ein Portrait von Herz-Jesu
- auf dem Altarblatt eine große Annafigur
- Assistenzfiguren von St.Wolfgang und St.Stephanus

per Mouseklick zu den Beschreibungen
Zwei große Gemälde prägen
den Eingangsbereich. In der Vorhalle ein Arme-Seelen-Bild, an der
Rückseite des Kirchenschiffs ein Votivbild der Ortschaft Appercha
aus dem Jahr 1796 als Dank für die himmlische Hilfe bei Hochwasser
und Viehseuche.
Eine Besonderheit der Kirche in
Appercha ist die Ölberg-Darstellung
mit fünf großen Figuren aus dem Beginn des 17.Jh.
Heiligenbilder
und -figuren in der Kirche
Pfarrei/Pfarrverband
Die Kirche St.Silvester in Appercha ist eine Filiale der Pfarrkirche Jarzt
zu dessen Sprengel die Orte Appercha, Bärnau (seit 1868), Fahrenzhausen,
Jarzt, Lauterbach, Oberndorf, Unterbruck und Westerndorf gehören.
Mit der Pfarrei gehörte Appercha ab 1.November 1990 zum Pfarrverband
Jarzt-Fahrenzhausen (Giebing, Jarzt und Weng). Am 1. Okt. 2012 wurde der
Pfarrverband um die Pfarrei Haimhausen erweitert und führt nun den
Namen Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen.
Denkmalschutz
Die Kirche
steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes
für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Freising
37)
eingetragen Darin wird sie
wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-78-123-4; Johannesstraße
2; Barocker Saalbau mit eingezogener Apsis, angefügter Sakristei
und Westturm mit Zwiebelhaube, erbaut 1739; mit Ausstattung"
Was
noch interessiert...
In
der "Coronazeit" des Jahres 2020 hat Pfarrer Stefan Menzel
unter dem Titel "Lasst beides wachsen: Barmherzigkeit contra
Kirche der Reinen" einen Wochenimpuls aus der Filialkirche
St.Silvester veröffentlicht. Angeregt durch das Leben des Heiligen
Sylvesters wirft Pfarrer Stefan Menzel interessante Gedanken auf,
die zum Nachdenken anregen.
Sie können diese "Impulse zur aktuellen Situation"
hier
abrufen ... ........................................................................................
Über
die Glocken von Appercha hat Thomas Wendt ein Video bei Youtube
ins Netz gestellt. Klicken
Sie hier...
Gottesdienste werden in Appercha i.d.R. alle zwei Wochen gehalten
(gilt nicht in der Coronazeit).
Die Gottesdienstordnung finden Sie hier...
.....................................................................................
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen
und kunsthistorischen Hinweisen
Ortsgeschichte
Appercha bedeutet das "am Wasser (der Amper) gelegene Percha".
Es wurde früher auch Perhah, Perchach, Aperchach, Abberchach, Amperperchach,
Achperchach, Aperchen" und "Aperchau" genannt. Bei Appercha
finden sich Siedlungsspuren, die in die Jungsteinzeit, in die Bronzezeit
(1800-1250 v. Chr.), in die Latenezeit (500-100 v.Chr) und in die folgende
Römerzeit zurückreichen.
Erstmals schriftlich wird Appercha
möglicherweise in einer Urkunde aus der Zeit zwischen 762
und 764 genannt 06).
Damals schenkte ein gewisser Erchanpald dem Bistum Freising seinen
Besitz zu Perahah und Mintraching. Er begründet dies mit der
Sorge um sein Seelenheil und dem Seelenheil seines Vaters Reginpald, seiner
Mutter Cotafrita und seines (Bruders ?) Oadalker, eines Klerikers (?).
Dies entnehmen wir der Urkunde, die in der Urkundensammlung Freisinger
Traditionen aufbewahrt wird und deren Überschrift "Donatio Erchanpaldi
de Perahah" lautet.
Das genaue Datum wird nicht genannt. Das ist nicht ungewöhnlich,
weil zum einen die Zeitrechnung "nach Christi Geburt" damals
noch nicht verwendet wurde und zum anderen die auf römischen Brauch
zurückgehende ausführliche Eingangsformel vereinfacht worden
war. Nach früherem römischen Recht musste an den Anfang des
Schriftstücks eine umfassende Darstellung des Rechts-geschäfts,
die Aufführung der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers
gesetzt werden. Ab dem 8.Jh, also zur Ausstellungszeit unserer Urkunde,
begnügte man sich mit einer kurzen Erwähnung der Rechtshandlung
und einer akribischen Aufzählung aller Zeugen des Vertragsabschlusses.
Grund war, dass im Fall der Anfechtung der Rechtshandlung der Hauptbeweis
in den Zeugen lag. Bei der Beschreibung der Rechtshandlung hat man aber
auch die Namen der Rechtsbeteiligten aufgeführt. War eine der Parteien
die Kirche, wurde der Name des Bischofs genannt. Da die Regierungszeit
der Freisinger Bischöfe bekannt ist, lässt sich aus dem Bischofsnamen
die Zeit ermitteln, in der die Urkunde ausgestellt wurde. Prominente Zeugen,
von denen ebenfalls Lebensdaten erhalten sind, lassen eine weitere Eingrenzung
zu.
Die Urkunde über die Donatio des Erchanpaldi wurde unter Bischof
Josef von Verona überliefert, der das Bischofsamt von 748 bis 764
ausübte. Da unter den Zeugen ein gewisser Oadalker genannt ist, der
den Historikern bekannt ist, nimmt man an, dass die Urkunde in den letzten
Regierungsjahren von Bischof Josef ausgestellt wurde.
Den genauen Wortlaut (in Druckschrift mit Übersetzung von Dr.Kick)
können Sie hier lesen...
Auch in den Jahren 765-767 und 843 könnten Appercha/Hohenbercha
schriftlich erwähnt sein. Am 10.Juli eines Jahres um 765-767 übergaben
Reginolt und Egeno ihren Besitz zu Perchak an die örtliche Kirche
St.Michael (Urkunde Nr. 22). Um 765 kaufte Bischof Arbeo einen Besitz
zu Perahhah (Urkunde Nr. 24 b). Am 1.Juli 843 schenkte eine Person namens
Nordperht Besitz in Perhah dem Dom zu Freising (Urkunde Nr. 658).
In allen genannten Fällen sind sich die Historiker einig, dass der
Ort mit den Bezeichnungen Perahah, Perchak, Perahhah oder in unserem Gebiet
gelegen ist. Ungewiss ist aber, ob damit Hohenbercha oder Appercha gemeint
ist.
Möglicherweise bildete Percha damals einen gemeinsamen weitläufigen
Siedlungskomplex, der sich erst in den folgenden Jahrhunderten auseinander
entwickelte. Deshalb feierten beide Ortschaften im Jahr 2012 das 1250.
Jubiläum. In diesem Rahmen zelebrierte der frühere Weihbischof
Dietl am 24.Juni 2012 einen Festgottesdienst und weihte eine Gedenktafel
ein.
Mit seinem heutigen Namen erscheint Appercha in den Jahren 1225
als Achperchach, 1330 als Amperperchach. Der Kartograph Philipp Apian
(1531-1589), der die erste Landesaufnahme des bayerischen Herzogtums erstellte,
schrieb:
"Appercha pagus, templum ad Ambram varie se inflectentem".
Von 1499 bis zur Säkularisation 1803 gehörte das Dorf
zur Hofmark
Massenhausen und wurde somit vom Hochstift Freising verwaltet. Territorial
gehörte es aber zum Wittelsbacher Gebiet (Gericht Kranzberg).
Zum Thema Hofmark schreibt Thomas Wendt: 29)
|
"Der
Hofmarksherr von Appercha war im Gegensatz zu anderen Hofmarken im
heutigen Landkreis Freising nicht der Oberherrschaft des Hochstiftes
Freising unterworfen. Der Hofmarksherr saß auch nicht in Appercha,
sondern auf Schloß Massenhausen. Dieser übte die niedere Gerichtsbarkeit
aus und zwar "soweit der Dorfzaun reichte". Darüber hinaus stand alle
Gerichtsbarkeit dem Landesherrn zu, der diese Rechte durch seinen
Pflegegerichtsverwalter in Kranzberg ausüben ließ." |
In den Jahren nach 1818 kam Appercha
zur neu gebildeten Gemeinde Jarzt im Landkreis Freising.
Geschichte
der Kirche
Erste
Kirche
Wahrscheinlich stand in
Appercha -wie auch in den anderen Ansiedlungen unserer Gegend- schon vor
über 1000 Jahren eine kleine Holzkapelle. Wurde eine solche Kapelle
abgetragen und durch einen Steinbau ersetzt, sind heute kaum noch Spuren
des Holzbaus zu erkennen.
Wann die erste Kirche aus Stein gebaut worden ist, ist nicht bekannt.
Bei Renovierungsarbeiten in den 1970er Jahren entdeckte man noch Reste
einer spätromanischen Anlage, mit kleinen (später zugemauerten)
Fenstern und einem Schmuckfries an der Außenwand, ähnlich dem
an der Kirche in Großeisenbach. Dieses Schmuckfries ist unter dem
heutigen Putz noch erhalten. Kirchen im Stil der Romanik wurde in unserer
Gegend bis zum Jahre 1300 gebaut.
Konradinische
Matrikel 1315 09)
Die Kirche in Appercha (Pfarrei Jarzt) wurde erstmals in der Konradinischen
Matrikel von 1315 als Perchach schriftlich erwähnt. Dort
heißt es unter dem Dekanat Bergkirchen: "Jortz habet IIII filias:
Warnoltzhausen, Westerndorf, Perchach et Lauterbach cum sepulturis".
Appercha hatte somit schon damals einen Friedhof; dies war das Zeichen
für einen Ort mit einiger Bedeutung. Ein Friedhof war auch deshalb
wichtig, weil damals die Verstorbenen in viel größerem Maße
in das Leben und in die Bräuche der Menschen einbezogen waren als
heute.
Matrikel
von 1524 09)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel aus dem Jahr 1524 wird erstmals das Patrozinium von
"Abberchach" genannt: Es war Johannes der Täufer. Der Wechsel
zum Patron Papst Silvester muss zwischen 1560 und 1679 erfolgt sein.
Visitationsbericht von 1560
Im Jahr 1560 ordnete
der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen
Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche
Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation
Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls
in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt
hatte.
Im Bericht über die Pfarrei Jarzt ist auch Appercha unter den
beiden Ortsbezeichnungen "Aperchen" und "Aperchau"
kurz erwähnt. Die Filialkirche St.Johannes Baptista (!) habe
"alle pfärrliche Recht. Das Einkommen betrage 3 Pfund d
(d=Pfennig; 3 Pfund = 720 Pfennige) und 1 Pfund Wachs. Die
Einnahmen würden vom Gericht von Massenhausen verwaltet. Als
Gottesdienste werden 2 Wochenmessen gehalten. Das "Gotshauß
ist nit paufellig und hat alle Kirchentzier, aber an Khelch, Meßgewandt
und Puecher (ist) großer Mangel", berichtet der Kirchenpfleger.
In der Kirche befanden sich 1 Kelch mit Corporale, 2 Messbücher
und 3 schlechte Messgewänder. "Sonst kain mangel" heißt
es abschließend. |
Karte um 1651
|
Dreißigjähriger
Krieg
Über Schäden an der Kirche oder an den Häusern von Appercha
im Dreißigjährigen Krieg ist nichts bekannt. Dies ist auf den
Pfarrhofbrand in Jarzt am 17.August 1799 zurückzuführen, bei
dem fast alle Archivalien, Stiftungsbücher, Matrikel und sonstige
Schriftstücke verbrannt sind. Ein Blick in die Kirchenbücher
der Nachbarschaft, den Georg Völkl in seiner Pfarrbeschreibung von
Jarzt 08)
wagte, zeigt aber, dass auch unsere Gegend schwer getroffen wurde. Die
Mühle zu Unterbruck wurde "durch Freund- und Feindsoldaten stark
zugerichtet, daß fast kein Rad mehr zu gebrauchen war". Nach
den Wenger Büchern "starb 1647 Wolfgang Sauerngruber von Weng,
seine Gattin Barbara, vor Elend halb wahnsinnig und Christoph ihr Kind".
Schon ein Jahr vorher war Johann Sauerngruber verstorben, "verschmackt
vor Gestank und Läusen im währenden Krieg".
Einen Hinweis könnte der Erwerb von Altären in Appercha im Jahr
1679 geben. Die Soldaten hatten trotz ihrer Zerstörungswut die Kirchengebäude
aus Stein meist verschont, weil ihnen das Pulver zur Sprengung zu wertvoll
war. Dafür zerstörten und entweihten sie die Inneneinrichtung,
insbesondere die Altäre. Auch deshalb gab es in unserer Gegend zwischen
1650 und 1700 sehr viele neue Altarbauten und Altarweihen.
Neue Seitenaltäre 1679
Die Anschaffung der Seitenaltäre in Appercha im Jahr 1679 ist belegt.
Ein Stilvergleich spricht dafür, dass alle drei Altäre vom selben
Künstler bzw. der Hochaltar in Kenntnis der Seitenaltäre oder
umgekehrt geschaffen wurden.
Im bischöflichen Ordinariat in Freising hat sich noch Schriftverkehr
über die Anschaffung des rechten Seitenaltars erhalten
17).
Pfarrer Stieler schrieb an Bischof Albert Sigismund am 14.6.1679, er wolle
für das ehrwürdige St.Silvester-Gottshaus in Appercha einen
würdigen Altar mit einem Bildnis der HL.Familie erwerben. Die Genehmigung
wurde erteilt. Die Kosten betrugen 90 Gulden. Für die Assistenzfiguren
der Heiligen Stephanus und Wolfgang liegt ein Kostenvoranschlag des Bildhauers
Hans Christoph Thalham-mer
aus Freising bei den Akten. Es ist anzunehmen, dass er auch die Arbeiten
ausführte.
Vom linken Seitenaltar ist kein Schriftverkehr bekannt. Aber bei der Renovierung
1970 entdeckte man auf der Rückseite einen mit Bleistift geschriebenen
Hinweis, dass der Kistlergeselle Bartholomäus Ströber aus Massenhausen
hier 1679 tätig war.
Kirchenzehent
Der Kirchenzehent ist eine alte Abgabe. Schon in der Antike haben
Gläubige nach dem Vorbild des Alten Testaments den zehnten Teil der
geernteten Feldfrüchte der Kirche vermacht als eine Art freiwillige
Kirchensteuer. Nach Gründung von Pfarreien im 12.Jh. wurde der Zehent
kirchen- und staatsrechtlich verpflichtend dem Pfarrer für seinen
Lebensunterhalt zugestanden.
Er wird unterschieden in den Großzehent (Getreide, Stroh), den Kleinzehent
(Ost, Gemüse, Flachs und Hanf) und den Blutzehent (Haustiere und
Tierprodukte wie Milch, Honig usw.). Zehentfrei waren Gärten, Wiesen
und Wald. Einem Verzeichnis aus dem Jahr 1672, also eine Generation nach
dem 30jährigen Krieg, ist zu entnehmen, dass in Appercha der Kirchenzehent
geteilt war: von den alten Höfen bekam der Jarzter Pfarrer einen
Schober Korn und ein Fuder Hafer und vom Rest des großen Zehents
ein Drittel, der Massenhausener Pfarrer zwei Drittel. Der Kleinzehent
ging voll an den Jarzter Pfarrer. Die neuen Höfe ("in den Pointen")
zahlten beide Zehente nach Jarzt.
Altarweihen
von 1708
In Freisinger Weihebuch "Extractus ex libro Consecrationum et Benedictionum
Joa.Fr.Eckher, Eppi Frisigensisab 1696 usque 1727" ist festgehalten, dass
der 57. Freisinger Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing und
Liechteneck am 4. September 1708 drei Altäre in Appercha weihte.
Es war der Kirchweihtag der im Jahr 1700 errichteten Pfarrkirche in Jarzt.
An diesem Tag weihte er in den Filialkirchen auch Altäre ("Jarzt
Kirche und 3 Altäre, Appercha 3 Altäre, Fahrenzhausen 3 Altäre,
Westerndorf 2 Altäre").
Der kunstsinnige Bischof Eckher von Kapfing regierte sein Bistum von der
Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste
Dörfer seines Bistums. In seiner langen Regierungszeit von 1695 bis
1727 weihte er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Palsweis, Ebertshausen,
Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach, Westerholzhausen und Kollbach)
sowie ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (23 pro Jahr).
Renovierung/Neubau
1738
Um das Jahr
1738, also rd.40 Jahre nach der Pfarrkirche in Jarzt, wurde das Gotteshaus
in Appercha in großen Teilen neu errichtet. Jedenfalls wird in der
Freisinger Matrikel von 1739/40, der sog. Schmidt'sche
Matrikel, von einem Kirchenbau berichtet, in dem die Altäre
noch nicht aufgestellt sind. Es ist anzunehmen, dass die zu reparierende
Kirche noch der Bau aus der Spätromanik war. Aber der wird wohl im
verflossenen Zeitraum von über 400 Jahren häufig repariert und
ergänzt worden sein. Eine Regel besagt, dass jede Generation eine
kleinere Renovierung durchzuführen hat, jede zweite sogar eine größere.
Kirche
von Norden
mit Sonnenuhr
|
1722
jedenfalls war die Sakristei, vor allem deren Bedachung, schadhaft.
Ein Antrag an das Ordinariat, die Schäden reparieren zu dürfen,
blieb unbeant-wortet, obwohl in der Pfarrei Geld genug vorhanden gewesen
wäre.
15 Jahre später wurde der nächste Antrag gestellt. Darin
war schon von schlimmen Schäden die Rede. Und als die Reparaturarbeiten
dann tatsächlich durchgeführt wurden, kamen weitere Bauschäden
zum Vorschein. Sogar der Turm musste teilweise abgetragen werden.
Die beiden Glocken brachte man in einem Bretterverschlag neben der
Kirche auf dem Friedhof unter. Sie blieben 22 Jahre dort; so lange
dauerte es, bis der Turm (für 540 Gulden) wieder aufgebaut war.
Das Kirchengebäude war schneller wieder hergestellt. Das nächste
Schreiben vom 5. Juli 1738 befasste sich schon mit der Frage, welches
Weihwasser bei der bevorstehenden Kircheneinweihung benutzt werden
solle. |
Kirche
von Westen
|
Schmidt'sche Matrikel 1738/40 09)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising
alle Pfarreien des Bistums und beschrieb in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen.
"Diese einst baufällige Kirche wird jetzt erbaut und die
Altäre sind in ihr noch nicht aufgestellt. Der Hochaltar, in dem
sonst das Allerheiligste aufbewahrt wird, wird dem hl.Silvester geweiht.
Gottesdienst wird hier sonst gewöhnlich am dritten Sonntag (durch
den Kooperator; an den anderen beiden Sonntagen in Westerndorf) und
an den nichtmarianischen oder nicht apostolischen Festtagen gefeiert.
Dazu kommt noch eine Messe in der Woche, für die der Kooperator (Kaplan)
jährlich einen Gulden 42 Kreuzer und 6 Heller erhält. Das Kirchweihfest
wurde bisher (= bis 1740) am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt
(= 15.August), das Patro-zinium am 31.Dezember gefeiert. Appercha
besitzt einen Friedhof mit Beinhaus und Grabstätten. In der Sakristei
befinden sich die notwendigen Paramente (= Messgewänder).
Im Turm hängen zwei geweihte Glocken. Die Einkünfte dieser Kirche
werden vom Pfarrer und vom Hofmarksverwalter von Massenhausen verwaltet."
Zum Schluss der einzige deutsche Satz im sonst lateinischen Text: "Das
Vermögen dises Gottshauses mechte der Zeit gegen 600 fl. (= Gulden)
betragen".
Brände
im Ort im 19.Jh.
1827:
Die Ortschaft
Appercha wurde im 19.Jh. von mehreren Bränden heimgesucht. Der erste
große Brand, von dem die Zeitungen berichteten 30)
ereignete
sich Anfang Juli 1827. In diesem Bericht wird darauf hingewiesen, dass
ein Bauernhof in den letzten 14 Jahren schon dreimal abgebrannt sei. Immer
seien die Brände vorsätzlich gelegt worden. Auch 1827 sei dies
der Fall gewesen. Dank des großen Einsatzes der Nachbarn konnte
ein noch größeres Unglück verhindert werden. Im letzten
Augenblick konnten sie die Bewohner des Stockmayrhofs aus dem Bette herausreißen,
so schnell wütete das Feuer schrieb "der Landbote". Die
Zeitung führte bei ihren Lesern eine Sammlung durch, um die Brandopfer
zu unterstützen. Der für Appercha zuständige Cooperator
der Pfarrei Jarzt, Hammerschmid, bedankte sich in einem auch für
die damalige Zeit außergewöhnlich gefühlsbetonten Schreiben
dafür. Wenn Sie die Originalberichte von 1827 lesen möchten,
klicken Sie hier...
1866: Am 9.Sept.1866 wurde
Appercha wieder von einem "großen Brandunglück" heimgesucht.
Welche Schäden es verursachte, ist mir nicht bekannt. Die Kirche
dürfte wohl nicht davon betroffen gewesen sein; dies wäre sonst
im Zeitungsbericht erwähnt worden. Zu den möglichen Ursachen
schrieb die Zeitung "Neuer bayerischer Kurier für Stadt und
Land" am 15. 9.1866
02:
|
"Am vergangenen
Sonntag Nachts sah man mehrere Feuer in der Umgegend. So brannte es
in Appercha, in Eching, in Inkofen und in der Richtung nach Geisenhausen
sah man ebenfalls Feuerröthe am nächtlichen Himmel. Sonderbar,
daß gerade an diesem Tage, wo verschiedene Kirchweihen zusammenfallen,
die Brandfälle vorkommen. Im vorigen Jahre war es ebenso der
Fall. Es trägt demnach sicher Brandstiftung die Schuld an den
Feuers-brünsten." |
Die Brandbekämpfung scheint aber
erfolgreich gewesen zu sein. Jedenfalls sah sich die Filialgemeinde Appercha
veranlasst, am 16.Sept. in dieser Zeitung folgende Danksagung zu veröffentlichen.
|
"Die Filialgemeinde
Appercha, k.Bez.Amts Freising, welche am Sonntag den 9.d. Mts, Abends
von einem großen Brandunglücke heimgesucht wurde, sieht
sich veranlaßt, den eben in Appercha und Jarzt einquartierten
Soldaten der Abtheilung des 1.Artillerie-Regiments, sowie der Mannschaft
des 1. u. 5. Aufnahmespitals für ihre Menschenfreundlichkeit
öffentlichen Dank zu sagen. Ihrer raschen Beihilfe und ihrem
unermüdeten Eingreifen hat man es zu verdanken, daß nicht
das ganze Dorf ein Raub der Flammen wurde. Ebenso fühlt sich
Appercha verpflichtet, dem hochverehrten Hrn. Bez.Amts-Assessor Scheibenpflug
in Freising für seine eifrige Anordnung von Sicherheitsmaßregeln,
und endlich auch der Stadtgemeinde Freising, den Landgemeinden Allershausen,
Gremertshausen, Haimhausen, Kammerberg, Kollbach und Kranzberg für
ihre thätige Unterstützung herzlichsten Dank zu sprechen.
Jarzt den 16.September 1866
Im Namen der Filialgemeinde Appercha, Jos.Thurner, Cooperator, Mich.Reichl,
Vorsteher" |
1871
meldeten das Freisinger Tagblatt und die Straubinger Zeitung 31)
einen weiteren
Brand in Appercha. Die Häufung mit Bränden in anderen Orten
legt auch hier Brandstiftung nahe.
Jahrtagsstiftungen
Eine Jahrtagsstiftung war ein der Pfarrei übereigneter Geldbetrag
oder ein Grundstück, aus deren Ertrag ein jährlicher Gottesdienstes
zum Gedächtnis eines Verstorbenen finanziert wurde. Die Zinseinnahmen
aus dem Stiftungskapital waren -neben der Landwirtschaft, dem Zehent und
den Stolgebühren- eine der Einnahmequellen für den Pfarrer.
Jahrtagsstiftungen sind schon seit dem 12.Jh. bekannt. In unserer Gegend
haben wir vor allem von den Stiftungen im 19.Jh. Kenntnis, weil sie damals
einer behördlichen Erlaubnis bedurften, die in den Zeitungen veröffentlicht
wurden.
In Appercha sind mir folgende Stiftungen bekannt:
|
04.10.1855 |
|
Joseph
Schuster aus Appercha 35)
|
|
31.05.1860 |
153
fl.
|
Joseph Schreiber
aus Appercha
34)
|
|
09.09.1861 |
136
fl.
|
Mathias
und Magdalena Glas aus
Appercha
33)
|
Die eingenommenen Gelder wurden
häufig wieder als Darlehen an Pfarrangehörige oder Personen
der Umgebung ausgereicht. So z.B. im März 1862, als im Freisinger
Wochenblatt folgende Anzeige erschien:
"136 fl. sind von der Kirche Apercha gegen
sichere Hypothek und 4 % auszuleihen. M.Fumi, Pfarrer in Jarzt."
36)
Statistik
1867: Dorf,
kath.Pfarrei Jarzt, 153 Einwohner, 51 Gebäude, 1 Kirche (Handbuch
des Königreichs Bayern von 1867) 03
1876: Kirchdorf, zur Kirche und Schule Jarzt 1 km, zur Post
Haimhausen 8 1/4 km, 134 Einw., 55 Gebäude, 60 Pferde,
222 Rinder.
Beschreibung
1874 04
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und
Freising vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr
1874 ist auch die Kirche von Appercha (damalige Schreibweise: Apercha)
als Filialkirche von Jarzt enthalten. Zu dieser Zeit gehörten
137 Seelen zu diesem Filialbezirk. Sie wohnten in 20 Häusern
(1832 waren es 120 Einwohner in ebenfalls 20 Häusern 01).
Die Kirche, so schreibt Mayer, liegt an der Distriktsstraße
von Jarzt nach Moosburg. Um das Jahr 1740 wurde sie neu gebaut. Stil
wie in Fahrenzhausen (= modern). Geräumigkeit: genügend.
Baupflicht: An der Kirche die Kirchenstiftung, am Cemeterium (=Friedhof)
die Gemeinde. Kuppel-Thurm mit 2 Glocken. 3 Altäre. Gottesdienste:
An jedem 3.Sonntage, abwechselnd mit Westerndorf, und am Feste St.Johann
d.T., sowie am Patrocinium, durch den Cooperator. Stiftungen: 7 Jahrtage
und 3 Jahrmessen. Meßner ist ein Gütler. Kirchenvermögen
4.300 Gulden. |
im Jahr 1908
|
Mayer schreibt weiter in einer Anmerkung:
10)
"In Apercha sind d.Z. 11 Protestanten, eingepfarrt nach Ober-Allershausen,
die Kinder aber gehen nach Fahrenzhausen zur Schule".
Diese Protestanten waren in der Zeit zwischen 1810 bis 1820 im Rahmen einer
Einwanderung "vom Rhein her" nach Appercha gekommen. Sie erwarben
in Zinklmiltach, Grandlmiltach, Thurnsberg und Appercha relativ günstig
Höfe, die durch die kriegerischen Ereignisse zu Beginn des 19.Jh vergantet
waren. 1797 zogen die Franzosen durch, 1798 war das österreichische
Regiment einquartiert, 1800 kamen wieder die Franzosen. Die vom König
Max I. aus seiner früheren Heimat, der Pfalz, geholten Einwanderer
konnten ihren Boden daheim verhältnismäßig günstig
verkaufen. Für ein Tagwerk pfälzischen Grund erhielten sie in
Appercha drei Tagwerk. Dank ihrer verfeinerten landwirtschaftlichen Anbaumethoden
hatten sie guten wirtschaftlichen Erfolg. Dass sich über-haupt Protestanten
hier ansiedeln konnten, lag am bayerischen Toleranzedikt von 1800, das allen
christlichen Bekenntnissen Religionsfreiheit gewährte. Vorher gab es
-jedenfalls auf dem Land- keine Protestanten.
Renovierungen
im 20.Jh.
1904 wurde die Kirchturmkuppel für 3000 Mark erneuert und
mit Kupferblech eingedeckt. 28)
1973 bis 1975 renovierte man die Kirche von Grund auf. Die Außenmauern
wurden oberhalb der Grundmauern waagerecht durchschnitten, gegen Feuchtigkeit
isoliert und auf einen neuen Betonsockel gestellt.
Ergänzung
der Kircheneinrichtung um 2000
In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts ergänzte der langjährige
Kirchenpfleger und begnadete Handwerker Johann Rottenfußer die Inneneinrichtung
der Kirche um mehrere Kunstschlosser-Arbeiten:
- Verzierung des Portalgitters (2007)
- Apostelleuchter (2008)
- Leuchterarm für die Ewig-Licht-Ampel (2009)
- Chorglocke (2016)
- Totengedenkbrett mit Ständer für Opferkerzen (2016)
- Zelebrationsaltar und Ambo (2018)
Rottenfußer hat diese Arbeiten in den Formen des Barock/Rokoko-Stils
erstellt, der der Kirche ihr Gepräge gibt. Kennzeichnend sind bei
allen Arbeiten die Farben Anthrazit für die Grundfunktionen und Gold
für die Verzierungen. Rottenfußer hat diese Einrichtungsgegenstände
auf seine Kosten erstellt und der Kirche gestiftet.
Baubeschreibung
der
Kirche
Die 1738 von Grund auf renovierte
Kirche liegt inmitten des Dorfes an der Hauptstraße. Sie ist von
einem ummauerten Friedhof umgeben.
Der gegenüber dem Langhaus deutlich eingezogene (= niedrigere
und schmälere) Chor schließt mit einer halbrunden
Apsis.
Das Langhaus besitzt zwei Joche.
Die Fenster haben geschweifte Formen. Langhaus und Chor sind von einem
hohem Satteldach mit rotem Kirchenbiber überdeckt, das über
der Sakristei heruntergezogen ist. Kirchenbiber-Ziegel
sind dicker als normale Biberschwanz-Ziegel, haben eine farbige Beschichtung
und sind von hoher handwerklicher Qualität.
Sakristei
Die doppelstöckige Sakristei
ist an der Nordseite an den halbrunden Chor angebaut (siehe Bild rechts).
Der obere Stock ist nur von außen zugänglich. Die Fenster
bestehen aus rundverbleiten Antikgläsern. Eine Wandnische ist
mit einem Türchen aus dem 18.Jh. verschlossen. |
Sakristei
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Aufnahme 1908
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Bis 1970 war
in den Zwickel zwischen Kirchenschiff-Ostseite und Chor-Südseite
ein schmaler Anbau
mit steilem Dach gesetzt, in dem die Ölbergfiguren aufbewahrt
wurden (siehe Bild links, mittlerer Bauteil). Der Anbau war von
einer Lattenrost-Türe verschlossen, die nur mangeln-den Schutz
vor der Witterung bot. Seit 1970 befinden sich die Figuren im Leichenhaus.
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Turm
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Der Turm
steht im Westen. Er stammt in seinen drei quadratischen Untergeschossen
noch aus dem Mittelalter. Der obere Teil wurde 1760 durch den Freisinger
Stadtmaurermeister Ignaz Reiser aufgesetzt; er besteht aus einem
Achteck mit vier schmalen und vier breiten Seiten. Die schmalen
Diagonalseiten sind durch Pilaster verziert. Zimmerermeister Math.
Neureuther aus Massenhausen versah den neuen Turm mit einer kunstvollen
Zwiebelhaube (Turmkosten 796 Gulden). Auf einer Zeichnung des Feldvermessers
Thobias Volkhmair aus dem Jahr 1643 hat der Turm noch ein Satteldach.
Auf
die Nordseite des Turms ist eine Sonnenuhr
gemalt. Dies klingt zunächst nach einem Schildbürgerstreich,
ist aber aus der Geschichte erklärbar: Früher waren
aus gestalterischen Gründen auf allen vier Seiten des Turms
Sonnenuhren angebracht. Bei einer Renovierung hatten die Maurer
begonnen, den Putz und damit auch die Sonnenuhr-Gemälde
abzuschlagen; sie konnten erst auf der Nordseite gestoppt werden.
So hat sich nur die Sonnenuhr im Norden erhalten und gibt nicht
informierten Betrachtern zu denken. |

Sonnenuhr
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Turmkreuz
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Übrigens:
Eines hat die Kirche in Appercha mit der Kirche St.Peter in München
gemeinsam: Das Kreuz auf der Turmspitze hat -wie das auf dem Alten
Peter- die falsche Richtung. Üblicherweise sind die Kreuzbalken
quer zum Kirchenschiff, also in Nord-Süd-Richtung, angeordnet.
Das Kreuz ist also von Osten und vor allem von Westen in seiner vollen
Breite zu sehen. Das hat zwei Gründe:
a) Kirchenbesucher, die auf die Kirche von Westen her zugehen, sollen
es von vorne erblicken.
b) Außerdem war in früheren Zeiten die Westseite als Gegenstück
zur Ostseite (Sonnenaufgang als Symbol
für Christus) die Richtung, aus der schädliche
Einflüsse kamen. Da konnte eine volle Kreuzes-Breitseite
zur Abwehr dieser schädlichen Einflüsse nicht
schaden. 26)
Beim Alten Peter soll einer Sage nach der Teufel das Kreuz gedreht
haben. Wer in Appercha schuld war, ist (noch) nicht geklärt.
Alle übrigen Kirchen der Pfarrei Jarzt haben übrigens die
Kreuze auf ihrer Kirchturmspitze ganz korrekt in traditioneller N/S-Richtung
montiert. |
Glocken
Hinter den vier rundbogigen Schallfenstern hängen zwei Glocken.
Sie sind historische Raritäten: Beide wurden von Ulrich
von Rosen aus München in den Jahren 1481 bzw. 1485 gegossen. Die
Aufschrift auf den Glocken lautet: "Ave Maria, gratia plena, dominus
tecum" (= Gegrüßt seist Du Maria, voll der Gnaden, der
Herr ist mit Dir); "1481
jar gos mich maister ulrich von rosen" und "1485
jar gos mich ulrich von rosen". Die Inschrift ist von gotischer Ornamentik
eingerahmt.
Die
Brüder Ulrich und Hans von Rosen haben auch eine Glocke für
die Münchener Frauenkirche gegossen. |

1481
|
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1485 |
Im
Landkreis Dachau hängen in der Kirche von Mühldorf bei Petershausen
ebenfalls zwei Glocken von Ulrich
von Rosen (gegossen
1486 und 1487). |
Die Glocken von Appercha sind
-wie die meisten Glocken in unseren Kirchen- Bronzeglocken. Sie
bestehen leider aus dem gleichen Material wie die Munition und Kanonen
des Militärs (etwa 78 Teile Kupfer und 22 Teile Zinn). Im Ersten
und im Zweiten Weltkrieg wurden deshalb in Deutschland tausende
von Glocken beschlagnahmt und zu Kriegsgerät eingeschmolzen.
Im Ersten Weltkrieg fielen nur Glocken unter die Beschlagnahme,
die nach 1770 gegossen worden. Doch im 2.Weltkrieg wurde auch eine
der historischen Glocken vom Turm der Kirche von Appercha geholt,
nach Hamburg gebracht und in der Elbe als Rohstoffvorrat versenkt.
Dort überlebte sie den Krieg und konnte wieder nach Appercha
zurückkehren. Allerdings war sie stark beschädigt und
musste -zunächst notdürftig- repariert werden. 1995 ließ
man beide Glocken in Nördlingen nochmals überholen. Die
Geldmittel dafür stammten aus dem Verkauf eines Kochbuchs mit
Rezepten von Frauen aus Appercha. 17)
In den
1990er Jahren bekamen die Glocken eine elektrisch betriebene Läuteanlage.
Das
Glockengeläute
wurde von Herrn Thomas Wendt aufgenommen und in Youtube eingestellt.
Wenn Sie es hören möchten, klicken
sie hier....
|
Das
Portal liegt an der Westseite des Turmes. Bis zur Renovierung 1738
befand sich der Eingang übrigens an der Südseite; er wurde zugemauert
und ist unter dem Putz noch zu erkennen.
Das Portal führt den Besucher zunächst in die Vorhalle, die
im Erdgeschoss des Turmes eingerichtet ist. Dort befand sich in den früheren
Jahrhunderten das Beinhaus. In diesen auch Karner genannten Gebäuden
wurden die Gebeine der schon vor längerer Zeit Verstorbenen aufbewahrt,
die man aus ihren Gräbern geholt hatte. Friedhöfe waren damals
immer um die Kirche herum angelegt und kaum erweiterungsfähig. Es
war üblich, die Gräber schon nach 5 bis 10 Jahren wieder zu
verwenden. Zudem gab es keine Familiengräber; der nächste Tote
erhielt das frei werdende Grab. Als man die Beinhäuser im 19.Jh.
schloss, wurden an deren Stellen oftmals Lourdeskapellen oder/und kleine
Erinnerungsstätten an die Beinhäuser (Gedenknischen) angelegt,
wie dies auch in Appercha der Fall war. Einige Totenköpfe in der
Nische erinnerten an die frühere Trauerkultur. Sie sollten die Kirchenbesucher
an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen. Besonders für
Kinder waren sie aber auch Stätten des Gruselns. Deshalb wurden die
Totenschädel bei der großen Renovierung um 1970/75 entfernt.
Verblieben sind das große
Gemälde und
das schwarz gestrichene Holzgitter. Beide wurden möglicherweise
beim Umbau des Beinhauses in eine Gedenknische im 19.Jh. angebracht.
Das mit Ölfarbe
auf Holzuntergrund gemalte Bild zeigt die Linderung der Qualen der
Seelen im Fegefeuer durch das Blut Christi. Aus den fünf Wunden
Jesu strömt das Blut in ein großes, kelchartiges Gefäß
(dem Sinnbild für die Kirche), aus dem es in fünf Blutstrahlen
an die im Fege-feuer schmachtenden Seelen weitergegeben wird (durch
die Kirche zum Heil).
Das rundbogige Gemälde steht unter der Überschrift: "Seelig
ist wer verstandt hat, und sich annimmt um den dirfftigen (=Bedüftigen)
Psalm 40".
|
Arme-Seelen-Gemälde
|
Das
Bild wird von einem Band aus Bildern und Texten um-geben. Darauf
werden dem Betrachter Ratschläge gege-ben, mit welchen
Mitteln er den Armen Seelen im Fege-feuer helfen könne.
Genannt werden Messopfer, Almosen,
Gebet, Fasten, Seelenablass,
und Geduld.
Dazu der Text: "Mit welchem Maass ihr aufmessen werdet,
mit derselben wird euch gemessen. |

Almosen
- Fasten
|
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Totengedenktafel
und Lichtspalier

Totengedenken
|
Gegenüber
vom Allerseelengemälde ist eine mit Schmiedeeisen umrahmte
Totengedenktafel
angebracht, in die die Sterbebilder der zuletzt verstorbenen Gläubigen
aus Appercha gesteckt werden. Auf einem Lichtspalier darunter können
gegen eine kleine Gebühr Opferkerzen angezündet werden.
Der Erlös daraus wird zur Pflege der Kirche und des Friedhofs
verwendet; darauf weist eine daneben angebrachte Tafel
hin, auf der ein Gebet der im September 2016 heiliggesprochenen
Mutter Theresa zu lesen ist:
"Herr lass uns in deiner Liebe einander
treu sein. Lass nicht zu, dass irgendetwas,
irgendjemand uns von deiner Liebe und der Liebe trennt, die wir
zueinander haben sollen. Amen".
Die schmiedeeisernen Rahmen von Totengedenktafel und Gebetstafel
sowie das Lichtspalier wurden von Johann Rottenfußer aus Appercha
gefertigt. |
Gebet
von
Mutter Theresa
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Epitaph
an der Außenmauer
 |
Epitaph für
Maurermeister Andreas Lärl.
Text: Familien-Grabstätte
Hier ruhet der ehrengeachte Herr Andreas Lärl, Maurermeister
von hier.
geboren den 2.Nov. 1818 in Günzenhausen
gestorben den 30.Jäner 1874 nach Empfang aller hl.Sterbesakramente
in einem Alter von 55 Jahren.
Gott verleihe ihm eine fröhliche Auferstehung |
1874
|
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Innenausstattung
Innenmaße
des Kirchenbaus:
Länge
des Kirche 15,10 m (davon Kirchenschiff: 8,64
m; Chorbogen: 0,60 m; Altarraum: 5,90 m)
Breite der Kirche: Kirchenschiff: 5,60 m; Altarraum:
4,45 m
Höhe: Kirchenschiff: 5,00 m; Altarraum: 5,03
m
+ 1 Altarstufe: 0,20 m; Empore beginnt in 2,65 m Höhe
Der Kirchenraum
ist mit einem Spiegelgewölbe
(gedrückte Tonne) bedeckt, das über den Fenstern flache
Stichkappen
bildet. |
Deckengewölbe
|
Die
Decke ist mit einfachen geometrischen Formen (z.B. einer Kombination
aus Rechteck und Vierpass) geschmückt, gebildet aus profilierten
Stuckleisten. |
Der Boden ist mit Solnhofener Platten
im Rosenspitzmuster
belegt.
|
Hinweis: Beim Rosenspitzmuster
handelt es sich um ein Verlegemuster, das besonders häufig im
süddeutschen Raum zu finden ist. Es besteht aus zwei Elementen:
Das Zentrum bildet eine quadratische Platte, die auf allen Seiten
von sechseckigen Platten, den sogenannten Schiffchen, eingefasst ist.
Dieses Muster war in den 1920er Jahren auch als Egerer Muster bekannt.
|
Altarraum
Der tiefe, zweiachsige Altarraum
ist gegenüber dem Kirchenschiff eingezogen
und um eine Stufe erhöht.
Choraltar
/ Hochaltar
Choraltar
|
Der Stipes, der Altartisch,
ist gemauert und weiß verputzt.
Der Altaraufbau über
dem Altartisch ist ein dreiteiliger Figurenaltar aus der Zeit um
1679 - noch mit Anklängen an einen gotischen Schreinaltar.
Er wurde in der Rokokozeit, wahrscheinlich bei der großen
Renovierung 1738, verändert. Der Altar aus gefasstem Holz besteht
sowohl vertikal als auch horizontal aus drei Teilen.
Der Altarauszug im obersten Stockwerk wird von zwei Voluten-Sprenggiebeln
eingefasst.
Tabernakel, der von zwei rot-schwarz marmorierten
Seitenfeldern eingerahmt wird.
Auf der mittleren Ebene befinden sich drei große Figuren
in rot hinterlegten und durch vergoldete Säulen
getrennte Nischen.
Der untere Teil des Altaraufbaus (Predella)
enthält in der Mitte den schwarz gefassten (bemalten)
Um den Altar herum sind vergoldete Rokokoverzierungen angebracht.
|
Altarauszug
Der Altarauszug
wird von zwei Säulchen gestützt. Dazwischen eine Rundnische
mit einer Halbfigur von Gottvater, der einladend seine Hände
ausbreitet. Darüber ein Rocailleabschluss
mit Kreuz. |
Gottvater
im Auszug
|
Eingerahmt wird der Altarauszug von zwei steil aufragenden Voluten-Sprenggiebeln
mit darauf sitzenden Putten.
|
Ein
Stockwerk darunter thront in der Mittelnische die Figur des Kirchenpatrons
St.Silvester auf
einem Sockel. Zu seinen Füßen liegt sein typisches Attri-but,
ein Stier. Die Figur wurde um 1500 geschnitzt. Silvester ist in ein
vergoldetes Gewand gekleidet, das an den Borten mit gotischen Ornamenten
verziert ist.
Auf dem Haupt trägt er die Tiara (in einer etwas freien künstlerischen
Form). Die dreifache Papst-krone weist auf die drei Reiche der Kirche
hin:
Die streitende Kirche auf Erden,
die leidende Kirche im Fegefeuer und
die triumphierende Kirche im Himmel. |
St.Silvester
|
Eine
weitere Deutung ist den Worten zu entnehmen, mit denen früher
die Tiara dem neugewählten Papst überreicht wurde: "Empfange
die dreifach gekrönte Tiara und wisse, dass Du
der Vater der Fürsten und Könige,
der Lenker des Erdkreises und
der Vikar Jesu Christi, unseres Erlösers, auf Erden bist".
Der Hirtenstab in der Hand von Silvester entspricht nicht der Form,
die wir von dem Papstkreuz erwar-ten. Er hat nur zwei statt der sonst
üblichen drei Querbalken.
Vor St. Silvester sitzen auf dem Gesims
zwei silberfarben gefasste Leuchterenglein aus der Zeit um 1760. |
|
Hinweis:
Silvester war der erste Papst, der nach der Christenverfolgung zum
Papst gewählt wurde. Seine Verehrung als Heiliger beruht auf
einer Reihe von Irrtümern und Legenden. Die Behauptung, er habe
Kaiser Konstantin vom Aussatz geheilt und getauft, ist historisch
nicht haltbar, ebenso wenig wie die Geschichte von der Konstantinischen
Schenkung, die sich als Fälschung herausstellte. Silvester hat
während seiner Amtszeit bei wichtigen Glaubensentscheidungen
nicht mitgewirkt. Er nahm weder an der Reichssynode in Arles (gegen
Donatisten) teil noch am 1. Konzil von Nicäa, wo es um die Wesensart
Christi und die Auseinandersetzung mit den Arianern ging. Den Synodalen
von Arles schrieb er, er könne die Apostelgräber in Rom
nicht im Stich lassen. Wahrscheinlich wollte er sich nicht den Vorwürfen
stellen, er sei während der diokletianischen Verfolgung vorübergehend
vom Glauben abgefallen.
Sein Attribut der Stier hat eine Legende als Hintergrund. Darin wird
von einem Streitgespräch berichtet, das Silvester mit zwölf
jüdischen Rabbinern geführt hat, weil die römische
Kaiserin Helena ihren inzwischen getauften Sohn Konstantin zum Judentum
bekehren wollte. Silvester obsiegte im religiösen Disput gegen
elf der gelehrten Juden; der zwölfte tötete einen Stier,
um ihn wieder zum Leben zu erwecken und so die Kraft seines jüdischen
Glaubens zu beweisen. Dem Rabbiner misslang die Totenerweckung. Silvester
dagegen gab dem Tier das Leben zurück, worauf die zwölf
Rabbiner und die Kaiserin Helena sich sofort taufen ließen.
|
Assistenzfiguren
Die Assistenzfiguren am Choraltar stehen in den beiden Seitennischen unter
Muschelkalotten.
Es handelt sich um Darstellungen zweier Johannes: Johannes
des Täufers und des Evangelisten.
Die Figuren sollen aus der Zeit um 1480 stammen; die Fassung (=Bemalung)
soll jünger sein.
Joh.der
Täufer
|
Johannes der Täufer (links) hält ein Buch im Arm, auf
dem ein Lamm ruht. Mit der linken Hand weist er auf das Lamm hin.
Johannes der Täufer hatte mit den Worten "Dieser ist das Lamm
Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt" den Messias angekündigt
(Johannes 1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem
Lamm abgebildet.
Die Figur des Johannes auf der rechten Seite stellt den Evangelisten
Johannes dar. Der Kelch in seiner Hand erinnert an den Versuch,
Johannes in Ephesus zu vergiften. Das Gift entwich dem Kelch in
Form der Schlange.
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Joh.Evangelist
|
Tabernakel
Der schwarz gefasste Tabernakel
wird von zwei vergoldeten kannelierten Säulchen gestützt. Es handelt
sich um einen Drehtabernakel mit insgesamt drei Nischen.
In
der üblicherweise nach vorn gerichteten Nische steht ein Altarkreuz
aus Holz mit einer Messingver-blendung, die versilbert und mit Verzierungen
in Treibarbeit versehen ist.
Der Sockel ist mit Rocaillen,
Blattfestons und Schleifen geschmückt, die Kreuzbalken-Enden
mit roten Streifen.
|
Tabernakel
|
Die zweite Nische ist für
den Hostienkelch reserviert; sie ist derzeit nicht belegt, weil
zu selten Gottesdienste stattfinden.
In der dritten Nische steht die Monstranz, das mit Schmuck und Steinen
verzierte liturgisches Schaugerät, in dem bei Segensandachten
die konsekrierte Hostie zur Verehrung und Anbetung ausgesetzt wird.
|
Die aus vergoldetem
und versilbertem Messing oder Kupfer bestehende Monstranz
in Appercha ist zwar kein außergewöhnliches Kunstwerk, gehört
aber zu Ausstattungsstücken in der Kirche, die mit dem filigransten
Schmuck versehen sind. Mittelpunkt ist das ovale Schaubehältnis mit
einem Glastürchen vorne, in das die Lunula eingesetzt ist, die sichelförmige
Halterung der geweihten Hostie.
Monstranz
|
Umgeben ist das
Schaubehältnis von einem vergoldeten Strahlenkranz, der die Sonne
symbolisiert und auf Christus den Herrscher hinweist. Vor den Strahlenkranz
ist ein Silbergitter gesetzt, das mit seinen Verzierungen in Treibarbeit
und mit den eingesetzten Halbedelsteinen bzw. Glassteinen den sichtbaren
Schmuck der Monstranz ausmacht. Die Bilder rechts zeigen Details (Vergrößerung
durch Mouseklick). |

Baldachin
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Blumenkorb
|

oberer Abschluss
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Am Monstranz-Schaft (Stiel) sind ein
birnenförmiger und ein eiförmiger Nodus (lat.=Knoten) zu
sehen. Ein Nodus sorgt dafür, dass die Monstranz am Schaft besser zu
greifen ist. Der Name kommt aus früheren Zeiten. Da hatte der Nodus,
der Knoten, noch die weitere Aufgabe, Unheil abzuwehren (apotropäische
Bedeutung). Diese ihm schon aus vorchristlicher Zeit zugeschriebene Eigenschaft
rührte von der Vorstellung her, dass ein Knoten für Dämonen
ein unüberwindbares Hindernis darstellt.
Leuchterengel
Auf dem Altartisch des Choraltars knien zwei Leuchterengel
mit recht menschlichen Gesichts-zügen.
Vor 1970 standen sie sich auf dem Tabernakel, vor der großen
Altarfigur des Silvester, dort wo sich heute ihre sitzenden Nachfolger
aus der Zeit um 1760 befinden. |

Leuchterengel
|
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Ewig-Licht-Ampel
Ewig-Licht-Ampel
|
Die Kirche besitzt
zwei Ewig-Licht-Ampeln.
An der rechten Chorwand ist eine akanthusgerahmte Kartusche
aus Holz in roter und goldener Fassung befestigt (um 1700). Eine Messingstütze
hält das Ewig-Licht
im rotem Glaskelch (um 1700).
Links hängt seit einigen Jahren wieder die prächtige Ewig-Licht-Ampel
aus der Zeit des Historismus mit neugotischen Verzierungen und drei
Kerzen um den Glaskelch. Der kunstvoll geschmiedete Leuchterarm stammt
von Johann Rottenfußer aus Appercha (2009). |
Ewig-Licht-Ampel
|
|
Hinweis: Das rote
Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als
Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. In der Anfangszeit
des Christentums gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern.
Mit der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie bildete sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus. Der Johanniter-Ritterorden
hatte das Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land
mitgebracht. In der Grundordnung des Römischen Messbuchs heißt
es: "Nach überliefertem Brauch hat beim Tabernakel ständig
ein mit Öl oder Wachs genährtes besonderes Licht zu brennen,
wodurch die Gegenwart Christi angezeigt und geehrt wird". Hier in Appercha
brennt das Ewige Licht nicht mehr, weil der Tabernakel leer ist. |
Nicht -wie sonst- an den Kirchenbänken befestigt, sondern im Chor,
rechts neben Altar, steht ein Vortragekreuz
aus dem 18.Jh. Auf der Stange sitzt ein mit Blattwerk bemalter, eiförmiger
Nodus. Darüber ein dreipassförmiges Kruzifix mit einem stark gekrümmten
Corpus aus neuerer Zeit.
|
Hinweis:
Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und -auszug, Prozessionen,
Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück
auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne
sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei
Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des
Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den
Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam
und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h.,
er weist ihnen den Weg. |
Vortragekreuz
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Chorglocke/Sakristeiglocke
Chorglocke
|
In der Sakristei werden die
Paramente (Messgewänder) und die für die Kirche
benötigten Gerätschaften aufbewahrt. In der Sakristei
ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst die liturgischen
Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt übrigens
das lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung "heilig
bzw.
geweiht".
Die
Kirche besitzt seit 2016 eine neue Chorglocke,
die in einer kunstvoll gestalteten Aufhängevorrichtung neben
dem Sakristeieingang angebracht ist. Sie wurde von Johann Rottenfußer
aus Appercha entworfen und erstellt.
Hinweis: Chorglocken sind in den Kirchen Bayerns seit dem 15.Jh.
gebräuchlich. Sie hängen am Zugang zur Sakristei und geben
die akustischen Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes.
Die Glocke wird geläutet, wenn Priester und Ministranten die
Sakristei verlassen und den Kirchenraum betreten.
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Zelebrationsaltar
Unter dem Chorbogen
stehen seit Juni 2018 ein neuer Ambo
und ein neuer Zelebrationsaltar.
Beide passen sich im Stil an die übrige Barockeinrichtung der Kirche
an.
Ambo und Altar wurden von Johann
Rottenfußer geschaffen, einem kunstverständigen Handwerker
aus Appercha, von dem auch viele weitere Einrichtungsgegenstände
in der Kirche stammen. Sowohl der Ambo als auch der Altar, die von Rottenfußer
gestiftet wurden, sind mit vielen symbolischen Verzierungen versehen.
27)
Mehr zu den Überlegungen
zur Symbolik des Altars und des Ambos finden
Sie hier auf dieser
Seite....
Am Ambo,
dem Altar des Wortes, sind neben den vier Evangelisten
die Dreifaltigkeit (durch drei Kreuze),
die Unendlichkeit (Ringe),
die Welt und ihr Schöpfer (Kugel) dargestellt.
In
der offenen Kugel ist Platz für die Darstellung liturgischer
Zeiten und Ereignisse (z.B.Figuren oder Tafeln).
|
Ambo
und Zelebrationsaltar
|
Der Altar
besteht aus filigranem, teilvergol-detem Schmiedeeisengeflecht
und heimi-schem Eichenholz. Er ist ebenfalls mit einer Vielzahl
von Emblemen und symbolhaften Aufschriften versehen. In einer
verschließ- baren Nische werden Reliquien aufbewahrt. Das
Kreuz an der Vorderseite erinnert natürlich an Christus,
der die Eucharistie eingesetzt hat und dessen Tod auch am Altar
gedacht wird.
|
Altarsegnung
Am 29.6.2018 segnete Pfarrer Stefan Menzel (mit Diakon Georg Kwossek
) den neuen Altar und den neuen Ambo im Rahmen eines festlichen
Gottesdienstes.
Der Altar wurden dabei mit Chrisamöl gesalbt, mit Weihwasser
besprengt und anschließend mit Weihrauch beräuchert.
Zum Schluss wurde die Reliquie eingelegt, die sich schon im Vorgängeraltar
befunden hat. Die fünf Kerzen auf dem Altartisch (Mensa) erinnerten
an die 5 Wunden Christi am Kreuz. |
|

früherer
Zelebrationsaltar
|
Der frühere Zelebrationsaltar
(Volksaltar) im modernen Stil bestand aus dunklem Holz. Er wurde
um 1975, nach der letzten Renovierung, aufgestellt, im Zuge der
Liturgiereform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils.
In der Konstitution des II.Vaticanischen Konzils "Sacrosanctum
concilium" (SC 124) heißt es: "Die Eucharistie kann gemäß
einem Desiderat der Liturgischen Bewegung wiederum versus populum
gefeiert werden. Dafür ist ein freistehender, umschreitbarer
Altar notwendig".
Wegen seines Stils, seiner Größe und wegen des dunklen
Holzes passte er
nach Auffassung der Gläubigen nicht zur barocken, farbenfrohen
Einrichtung. Deshalb wurde er 2018 durch den neuen Altar ersetzt.
Der Zelebrationsalter ersetzt liturgisch voll den Hochaltar. 24)
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Seitenaltäre
Allgemeines zu beiden Altären
Die Seitenaltäre in Appercha wurden im Jahr 1679 angeschafft. Bei
der Renovierung 1970/75 entdeckte man auf der Rückseite des linken
Altars einen mit Bleistift geschriebenen Hinweis, dass der Kistlergeselle
Bartholomäus Ströber aus Massenhausen hier 1679 tätig war.
Über die Anschaffung des rechten Altars berichtet uns der Schriftverkehr
zwischen Pfarrer Kaspar Stieler u. dem Ordinariat in Freising.
Linker
Seitenaltar
|
Die
Seitenaltäre haben
dunkel gehaltene Retabel (Altaraufbauten), die von zwei hellen,
kannelierten Säulen gestützt werden. Zwischen den Säulen
befindet sich eine Nische mit einem Altarblatt oder einer Figur;
außerhalb der Säulen stehen zwei Assistenzfiguren auf
Volutenkonsolen unter Baldachinbögen. Die Assistenzfiguren
könnten von Christoph Thalhammer aus Freising (um 1680)
geschnitzt worden sein.
Von Thalhammer stammen vermutlich auch Arbeiten in Mühldorf
bei Petershausen, Petershausen-Kp, Weng und Großeisenbach.
Der Stipes, die Altarblöcke, sind gemauert und weiß verputzt.
Bei der Renovierung 1970 wurden sie zurückgebaut, weil sie
nicht mehr für Zelebrationen benötigt werden. Früher
hatten bei großen Beerdigungen oftmals drei Priester gleichzeitig
die hl.Messe gefeiert.
|

Rechter
Seitenaltar
|
Die
Altaraufsätze auf dem von den Säulen getragenen Gesims bestehen
aus Hochoval-bildern, die von sitzenden Putten
eingerahmt werden.
Interessant ist die Bekleidung der kleinen Engel.
Sie haben Lendentücher, die mit Hosenträgern versehen sind,
damit bei den lebhaften Bewegungen nichts ins Rutschen kommt. |
Engel:
heute u. im Jahr 1908
|
Vor mehr als 100 Jahren war ein Pfarrer aber der Auffassung, dass
die Altarengel zu knapp bekleidet sind. Die Nacktheit von Putten
erinnere die frommen Beter nicht an deren ursprüngliche Bedeutung,
die Unschuld und die Reinheit
10),
sondern störe sie in ihrer Konzentration. Er zog ihnen kaschierte
Leinenhemdchen über. Die nebenstehenden Fotos zeigen den linken
Engel des rechten
|
|
Altars in den
Jahren 2012 und 1908. Im Laufe der Jahrzehnte wurden diese Hemdchen
aber -wie Pfarrer Mayer schrieb- staubig und schäbig. 1970/75
hat man bei der großen Renovierung den Originalzustand wieder
hergestellt. |
Die breit gelagerten Tabernakel
an den Seitenaltären haben geschwungene Glastüren, die von zwei
Säulchen flankiert werden. Seit einigen Jahrzehnten werden die Tabernakel
als Reliquienkästchen genutzt.
Frühere Altarbilder
Die heutige Ausstattung der Seitenaltäre ist erst seit 1975, seit
der letzten großen Renovierung, vorhanden. Vorher hingen in den
Mittelnischen zwei Gemälde. Diese im Nazarenerstil
gemalten Bilder waren aber nicht so alt wie der Altar; sie dürften
im 19.Jh. entstanden sein.
Seitenaltarblätter
vor 1975
|
Das Gemälde am linken
Seitenaltar war eine Darstellung der Pieta, der Mutter Maria, die
ihren vom Kreuz abgenommenen Sohn Jesus vor der Grablegung noch
einmal auf ihrem Schoß betrauert.
Der rechte Seitenaltar war schon bei seiner Erstellung 1679 der
Heiligen Familie gewidmet. Bis 1970 hing dort ein -mglw. später
entstandenes- Gemälde, das Josef, Maria und Jesus zeigte.
Bei der letzten großen Renovierung um 1975, tauschte man das
Altarblatt gegen die heutige Annafigur aus. Was aus dem Gemälde
geworden ist, ist mir nicht bekannt.
|
Linker Seitenaltar
Altarauszug
Der Auszug
auf dem linken Seitenaltar ist mit einem vergoldeten Kreuz im Strahlenkranz
gekrönt. Im ovalen Bild zwischen den Säulchen ist ein Gemälde
mit dem Thema Herz Mariens enthalten. |
Maria
Immaculata
|
Die Muttergottes
hält eine Lilie (Zeichen für Reinheit) in der linken Hand;
mit der Rechten verweist sie auf das brennende Herz, das von einem
Kranz weißer Rosen umgeben ist.
Der Stil des Bildes und die Form des Kreuzes legen nahe, dass der
Auszug aus dem 19.Jh. stammt. |
Mittelteil
Das Altarblatt
des linken Seitenaltars aus der Zeit um 1730 zeigt in einem weiß-goldenen
Frührokoko-Rahmen ein Maria-Hilf-Gemälde.
Das Besondere an diesem Bild sind die Kronen von Maria und Jesus.
Sie sind nicht gemalt, sondern bestehen aus Metall und bunten
Steinen. Das 71 x 41 cm große Bild wurde mit Ölfarben
auf Leinwand gemalt. Die Pupillen der Augen sind so gemalt, dass
der Blick von Maria jede Bewegung seines Betrachters zu verfolgen
scheint.
|
Maria-Hilf-Bild
mit Metallkronen
|
Hinweis: Maria-Hilf-Bilder hängen in vielen Kirchen des süddeutschen
Raums. Das Original malte um 1530 der Lutherfreund Lucas Cranach
d.Ä. für den evangelischen sächsischen Kurfürsten.
Der verschenkte es nach Passau, wo man es mit übernatürlichen
Erscheinungen in Verbindung brachte. Später kam das Original
nach Innsbruck, wo es -ebenso wie die Kopie in der Passauer Maria-Hilf-Kirche-
als Wallfahrtsbild verehrt wird. Das Mariahilfbild ist das am weitesten
verbreitete Marienbild in Süddeutschland und im Alpenraum.
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Wenn Sie Interesse an der Geschichte
dieses Madonnenbildnisses haben, klicken Sie hier...
Assistenzfiguren am linken
Seitenaltar sind die Heiligen Florian
(als römischer Soldat mit Siegesfahne und mit brennendem Haus zu
seinen Füßen) und Leonhard
(im Mönchsgewand). Die Leonhardsfigur stand früher am rechten
Seitenaltar.

St.Florian
|
Hinweise: St.Florian
war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des
römischen Heeres. Er war in St.Pölten in Oberösterreich
stationiert. Nachdem der Christ geworden war, trat er aus der Armee
aus. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern
mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. Florian
ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige. In
seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet
haben; aber erst im 15. Jh setzte sich diese Überlieferung
durch, die heute seine Bedeutung als Schutzpatron vor Feuersgefahr
begründet.
Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das
Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig
I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen.
Nach der Reformation wurde er Schutzpatron der Haustiere, weil man
die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als Viehketten deutete.
Die Leonhardsfigur in Appercha hat keine besondere Attribute. Das
Buch ist das Zeichen für die Verkünder des Evangeliums;
das sind fast alle Heiligen. Auf Leonhard weist das Mönchsgewand
hin. Außerdem lässt die Haltung der linken Hand vermuten,
dass sie früher entweder den Abtsstab oder Ketten hielt.
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St.Leonhard
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Auf dem Reliquienkästchen,
dem früheren Tabernakel, stehen zwei Figuren der Franziskaner-Heiligen
Franziskus von Assisi und
Antonius von Padua. Sie wurden
zu Beginn des 18.Jh geschnitzt. Früher standen sie auf dem rechten
Seitenaltar.
Beide Heiligen lebten um
das Jahr 1200 (Franziskus 1181-1226, Antonius 1195-1231); sie kannten
sich persönlich. Antonius trat 1220 in den von Franziskus gegründeten
Orden der Minoriten (Franziskaner) ein. Dieser Orden zeichnet sich
durch persönliche Armut aus. Dies zeigt sich auch am Gewand:
- die Kutte der Franziskaner ist braun. Diese Farbe
steht traditionell für Demut und Bescheidenheit.
- Der Gürtel der Mönche ist bei den Franziskanern
ein Strick. Die
drei länglichen Knoten im Strick
sind ein Spezifikum der Franziskaner und stehen
für die drei Ordensgelübde Gehorsam, Armut und
Ehelosigkeit.
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Franz
v.Assisi - St.Antonius
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Franziskus
wird in Appercha mit Kruzifix sowie Hand- und Seitenwunde abgebildet.
Der Heilige förderte in besonderer Weise die Verehrung der Passion
Christi. Kurz vor seinem Tod erhielt er die Hand- und Fußwundmale
(Stigmata).
Das Jesuskind auf der Bibel des Antonius erinnert an die Legende,
nach der dem Heiligen beim Bibellesen das Jesuskind erschienen ist.
Die Figur des Antonius darf in keiner Dorfkirche fehlen, weil der
Heilige Patron für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände
ist. |
Reliquienmonstranz
Reliquienmonstranz
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Im früheren Tabernakel
auf dem linken Seitenaltar steht eine Reliquienmonstranz
im Stil des Frührokoko aus der Zeit um 1730/40. Hinter dem
ovalen Sichtfenster sind Reliquien
zu sehen. Nach der Aufschrift auf der Cedula, dem kleinen Zettelchen
aus Pergament, handelt es sich um Gebeine von "S.Nicolai P.".
Dabei dürfte es sich um einen der vielen Katakomben-Heiligen
handeln.
Hinweis: Am 31.3.1578 wurde in Rom ein unterirdischer, frühchristlicher
Friedhof (Coemeterium Jordani) entdeckt. Als man an den Gräbern
Symbole von Kreuzen, Palmen und Tauben fand, nahm man an, dass dort
Märtyrer begraben liegen. Die Gebeine wurden ausgegraben und
"getauft", d.h. mit Namen versehen, die an Tugenden, heroische Eigenschaften
oder an ande-
|

Reliquie
St.Nicolai
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|
re
Heilige erinnerten. Die Kirche war anfangs dagegen, doch als der Druck
der Gläubigen zu groß wurde, genehmigte sie die Ausgrabung,
Taufe und Verehrung der Katakombenheiligen. Vor allem nördlich
der Alpen kamen sie in Mode. Und ein schwunghafter Handel begann.
Für Reliquien von Katakombenheiligen gilt ganz besonders der
Satz: "Reliquien sind echte oder gefälschte Dokumente einer
wahren Sehnsucht nach einem greifbaren Stück Heiligkeit".
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Rechter Seitenaltar
Altarauszug
Der Auszug
auf dem rechten Seitenaltar ist in gleicher Weise gestaltet wie sein
Pendant gegenüber; er stammt auch aus der gleichen Zeit. In seiner
Mitte ein Herz-Jesu-Bild im Stil der Nazarenerschule. |
Herz-Jesu-Bild
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Jesus, mit dem
dreistrahligen Heiligenschein (der den drei göttlichen Personen
vorbehalten ist) weist mit der Hand auf sein flammendes Herz hin,
das von einer Dornenkrone umgeben ist. |
Mittelteil
In
der Mittelnische des Altars steht eine Statue der hl.Anna,
die im 18.Jh. geschnitzt wurde. Die mit Metallfarbe gefasste Figur
war bis 1970 in der Pfarrkirche von Jarzt aufgestellt und wurde
im Zuge der großen Renovierung 1975 nach Appercha gebracht.
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St.Anna
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Ins Auge fällt
das wallende Gewand, unter dem der Körper fast verschwindet.
Der Name "Anna" wird in der Bibel nicht erwähnt. Nach apokryphen
Evangelien des 2. bis 6. Jh war Anna die Mutter von Maria und somit
die Großmutter von Jesus. Ähnlich wie Hanna soll sie
erst nach zwanzig-jähriger kinderloser Ehe ihr Kind Maria geboren
haben. Deshalb wird sie in der Kunst als ältere, verheiratete
Frau mit Kopftuch dargestellt.
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Assistenzfiguren
Assistenzfiguren sind die Heiligen Wolfgang
und Stephanus. Sie stammen aus
dem Ende des 17.Jh., denn für diese Figuren liegt ein Kostenvoranschlag
von Christoph Thalhammer aus dem Jahr 1679 vor 17)
.
Stephanus wird
als junger Mann dargestellt, der in seinem linken Arm Steine trägt;
ein Hinweis auf sein Martyrium durch Steinigung. Die Figur stand vor
1970 -mit einem Heiligenschein in Form eines Strahlenkranzes- auf
dem linken Seitenaltar. |

St.Wolfgang
- St.Stephanus
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Wolfgang ist als
Bischof dargestellt, mit Mitra und Bischofsstab.
Das für diesen Heiligen typische Attribut, das Kirchenmodell,
fehlt heute. Aber die Stellung des Daumens der linken Hand lässt
erkennen, dass auf dem Buch früher ein solches Modell gestanden ist. Dies wird durch ein altes Foto bestätigt. |
|
Hinweise: Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen
Gemeinde in Jerusalem, die neben der Glaubensverkündigung auch
für die sozialen Belange der Gemeinde zuständig waren. Sie
hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an
die Apostel heranreichten. Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus
mit den Juden in Konflikt. Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Stephanus
wurde als Lästerer verurteilt und von der aufgebrachten Menge
gesteinigt. Stephanus sah den Himmel offen, kniete, seinen Widersachern
vergebend, im Gebet nieder und starb. Stephanus' Steinigung war der
Auftakt zu einer großen Christenverfolgung in Jerusalem.
Wolfgang lebte im 10.Jh. Er war erst Mönch in Einsiedeln,
dann ab 972 Bischof von Regensburg. Die Legende erzählt von zeitweiligem
Einsiedlerleben am nach ihm benannten Wolfgangsee. Das Einsiedlerleben
wurde durch den Teufel gestört, der immer wieder versuchte, Wolfgang
zu vernichten, so dass Wolfgang beschloss, sich an einem freundlicheren
Ort eine Klause zu erbauen. Er warf seine Axt ins Tal hinab und gelobte,
an dem Ort, an dem er sie wieder finden werde, eine Kirche zu erbauen.
Wolfgang lebte sieben Jahre in der Einöde, danach kehrte er nach
Regensburg zurück. |
Kreuzpartikelmonstranz
Kreuzpartikel-
monstranz
|
Im früheren Tabernakel
auf dem rechten Seitenaltar steht eine Kreuzpartikelmonstranz
aus der Frührokokozeit um 1730/40. Sie besteht aus Kupfer und
ist vergoldet und versilbert. Im Sichtfenster ist ein blau scheinendes
Bergkristallkreuz zu sehen. Darin ein kleineres weißes Kreuz,
das die winzige schwarze Kreuzreliquie
enthält.
Bergkristall in Kreuzform als Einfassung einer Kreuzpartikel ist
seit Jahrhunderten verbreitet. Während der Edelstein in der
Antike als wertvoller Heil- und Zauberstein galt, ist er im
Christentum ein Zeichen für die Auferstehung Christi.
23)
Hinweis: Kreuzreliquien waren früher besonders wertvoll; schließlich
galt das Kreuz Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit.
Die hl.Helena, Mutter von Kaiser Konstantin, soll nach der Legende
im Jahr 320 das Kreuz Christi aufgefunden haben. Größere
Kreuzpartikel kamen ab 950 nach Deutschland; die meisten wurden
aber im 17. und 18.Jh erworben. Sie werden häufig in Reliquienmonstranzen
aufbewahrt und waren früher in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten.
|
Kreuzpartikel
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Kanzel
An der rechten Seite ist die
Kanzel aus dem Ende des
17.Jh. angebracht. Sie besteht aus Holz und ist braun und golden
gefasst. Der Kanzelkorb ist fünfeckig. Vier der Seiten haben
einfache Felderungen, zwischen denen sich kannelierte Säulchen
befinden. Die fünfte Seite ist offen; die steile Treppe, die
hier endete, ist entfernt.
Das Wandgemälde an der Rückwand zeigt eine Draperie.
Am Schalldeckel ist an der Unterseite das Jesusmonogramm IHS im
Strahlenkranz angebracht. Die Abkürzung IHS hat mehrere Bedeutungen:
- als die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben
geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS);
- als die Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" mit der
Bedeutung: "Jesus, Erlöser der Menschen"
Hinweis: In altchristlicher
Zeit wurde die Predigt -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus
gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versam-
|
Kanzel
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melt ist. Von
hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren
Worten größere Wirkung verleihen sollte.
Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln
nicht mehr benutzt. |
per Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Kreuzigungsgruppe
An der Nordwand hängt eine
Kreuzigungs-gruppe, ein Kruzifix
mit einer darunter stehenden Schmerzhaften Mutter (Mater dolorosa).
Sie dürften aus dem Beginn des 18.Jh stammen.
Der Corpus Christi ist aus Holz und besitzt eine Inkarnatfassung.
Die Füße sind, wie im Barock üblich, überkreuzt
mit einem Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus).
|

Kanzelkreuz
|
Das dornenbekrönte Haupt
ist
im Tode nach rechts geneigt. Aus den Wunden fließt viel Blut.
Das Kreuz wird auch Kanzelkreuz genannt, weil es -wie hier in Appercha-
der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Der Grund für
diesen Standort ist im 1.Korintherbrief (1,3) von Paulus zu finden.
In ihm er-mahnt der Apostel den Prediger in der Kirche: "Wir
predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht
weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum
Inhalt haben. |
Unter
dem Kreuz steht -auf einer marmorierten Säule mit Akanthusblattwerk-
eine Mater dolorosa.
Sie hält ihre Arme über dem Körper gekreuzt. In ihrer
Brust steckt ein Schwert. Der Bildtypus der Mater Dolorosa entwickelte
sich schon im Mittelalter und bezieht sich direkt auf das aus dem
13. Jh stammende Gedicht "Stabat mater", das die Gottesmutter
in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten besingt: Christi Mutter stand
mit Schmerzen, bei dem Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber
Sohn da hing. Das Lied wurde vielfach vertont; es ist auch im Gotteslob
unter Lied Nr. 532 zu finden.
Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein
Schwert durch die Seele dringen".
|
Mater
dolorosa
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Kreuzweg-Stationsbilder
Die Bilder der vierzehn
Kreuzwegstationen stammen
aus dem Ende des 18.Jh. Sie sind mit Ölfarbe auf 51 x 37 cm große
Holzplatten gemalt. Der Künstler ist nicht bekannt.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Hinweis: Der Kreuzweg in unseren
Kirchen hat seinen Ursprung im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten
nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa"
nachzugehen. Als die Wallfahrten wegen der Vormachtstellung der
Türken im östlichen Mittelmeer schwierig wurden, hat man
Kreuzwege bei uns in Deutschland angelegt (1503 in Nürnberg);
aber nicht im Inneren den Kirchen, sondern außerhalb der Kirchenmauer,
bevorzugt auf Anhöhen. Erst zu Beginn des 18.Jh. hielt der
Kreuzweg Einzug in die Kirchen, gefördert durch großzügige
Ablässe von Papst Clemens XII. (1731). Zunächst waren
es sieben Stationen. Nach und nach wurde die Zahl der Stationen
auf vierzehn erweitert und thematisch auf die Ereignisse zwischen
Verurteilung und Grablegung eingeengt. Von diesen vierzehn Stationen
haben acht eine direkte Grundlage in den Evangelien.
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Apostelkreuze
u. Apostelleuchter
Die Apostelkreuze
bestehen aus reliefierten Mauerkreuzen. Sie sind -wie dies von alters
her üblich ist- von einem Kreis umgeben (Nimbuskreuze). An den Apostelkreuzen
wurde die Kirche bei ihrer Weihe mit Chrisam gesalbt.
Apostelleuchter
|
In
der Mitte der Kreuze waren noch bis vor wenigen Jahren einfache Eisenhaken
angebracht. 2008 hat Johann Rottenfußer neue Leuchter geschmiedet
und die Apostelleuchter wieder komplettiert. Am Kirchweihfest oder
bei anderen hohen Festen werden die Apostelkerzen angezündet.
Hinweis: Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen
mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht
sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Kirchenbänke
Die sieben Bankreihen im Kirchenschiff
stammen aus dem 20.Jh. Ebenso die zwei Bänke auf der Empore. Bis
1975 gab es geteilte Bankreihen mit einem Mittelgang. Seither bilden die
Bänke einen Block in der Mitte mit Zugängen von den Außenseiten.
|
1908 2012
|
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Empore
Die Empore wird
von einem seitlichen Holzpfeiler gestützt. In Richtung Nordseite
führt eine Holztreppe hinauf. An der Treppe ist ein Verhaltenshinweis
für Kirchenbesucher angebracht, der noch aus früherer Zeit
stammt:
"Stehen
auf der Stiege und auch schwäzen in der Kirche ist verbotn"
Die Emporenbrüstung besteht aus rohem, älteren Nadelholz
und ist durch Felderungen gegliedert. Darin hat man Spuren von Gips
gefunden; sie war früher wohl mit Stuck versehen. |

Verbotsschild
an der Emporentreppe
|
Auf der Empore steht heute ein Keyboard
mit dem der Gesang der Gläubigen begleitet wird. Früher
befand sich dort ein Harmonium, das von der Fa. Mannborg, M.J.Schramm in
München (wohl im19.Jh.) hergestellt worden war.
Votivbild
Unter der Empore
hängt ein Votivbild
der Gemeinde Appercha zu den Heiligen Silvester und Leonhard, die
beide als Patrone der Haustiere verehrt werden.
Das 95 x 67 cm große Ölbild (auf Holz) wurde 1796 von der
Ortschaft gestiftet, die 1795 wegen einer "Wassergefahr"
und ein Jahr später nochmals wegen einer Viehseuche ein Gelöbnis
gemacht hatte.
|
Votivbild
|
Im
oberen Teil des Bildes schweben beide Heilige unter dem Kreuz Christi
auf Gewölk. Leonhard hält den Abtsstab in der Linken und
Viehketten in der Rechten. Silvester kniet im Papstornat mit Tiara
und Papstkreuz und einem Buch in der Hand auf der Wolke.
Im mittleren Teil ist eine große Rinderherde zu sehen. Darunter
steht folgender Text:
"Hier hat sich verlobt eine hiesige Gemeinde
zum schmerzhaften Jesu, wegen einer grossen Wasser-gefahr, welche
sie ao: 1795 mit ihrer samentl.-Vieh |
|
Heerde auszustehen
gehabt, und durch die 2 Fürbitter, des heil: Silvester, dann
des heil.Leonhards, ohne Verletzung bey Gott Hilf erlangt haben. Anno
1796 hat obige Gemeinde dieses Verlobniß erneuert, wegen der
damaligen Viehseuch und sind auch in diesem Fahl von dergleichen Unglück
befreyet gewesen. |
Der Maler der Votivtafel ist nicht
bekannt. Man nimmt an, dass die Votivtafeln in Appercha und in Weißling
vom gleichen Künstler geschaffen wurden.
Portal
Der Eingang zur Kirche liegt auf der
Westseite unter dem Turm.
Eisengitter
|
Hinter den durch
Alarmanlagen gesicherten Türen befindet sich ein Eisengitter,
das bei geöffneter Türe einen Blick in Kirche erlaubt. Es
enthält im Mittelteil Kreuze und die Buchstaben Alpha und Omega.
Das Gitter wurde 2007 von Johann Rottenfußer aus Appercha geschmiedet.
|
Kirchentüre
|
Zwischen Vorraum
und Kirchenschiff befindet sich die alte, gut renovierte Kirchentüre,
deren Muster durch viele Ziernägel gebildet wird. Sie besitzt
noch uralte Beschläge
(18.Jh.) |
Beschläge
|
Ölberg
Im Leichenhaus ist einen große
Ölberggruppe aufgebaut. Die Figuren stammen aus dem Beginn des 17.Jh,
also noch aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg. Da sie lange Zeit
in einem südlichen Anbau standen, dessen Tür nur ein Lattengitter
war und deshalb Staub und Feuchtigkeit hineinließ, haben die FigurenVerwitterungsspuren
und mussten inzwischen auch schon teilweise renoviert, ergänzt werden.
1975 wurden sie von Restaurator Martin Zunhammer, Altötting neu gefasst.
17)
Inzwischen sind sie -durch eine Alarmanlage geschützt- wieder aufgebaut
und können durch ein Fenster betrachtet werden.
Die Figuren stellen die Situation
kurz vor der Verhaftung Jesu im Garten Gethsemane dar.
Nach dem Markusevangelium (Mk,14, 33-40.) betete Jesus dort zum Vater.
Markus schreibt:
|
33 Und
er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht
und Angst
34 und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt
hier und wacht!
35 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf die Erde und betete,
dass, wenn es möglich wäre, die
Stunde an ihm vorüberginge,
36 Er sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch
von mir! Aber nicht, was ich will,
sondern was du willst
37 Und er ging zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus:
Simon, du schläfst? Konntest du
nicht einmal eine Stunde wach bleiben?
38 Wacht u. betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist
ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
39 Und er ging wieder weg und betete mit den gleichen Worten.
40 und kam wieder und fand sie schlafend; denn ihre Augen waren voller
Schlaf, und sie wussten nicht,
was sie ihm antworten sollten. |
In der Ölberggruppe von Appercha
steht der Engel im rotweißen Gewand, das einem Chorrock ähnelt,
auf einem Felsen und hält den Leidenskelch, den zu trinken Jesus
gern vermieden hätte, bereit. Jesus im grau/roten Gewand und mit
einem dreistrahligen Heiligenschein um das Haupt kniet auf dem Boden und
wendet sich mit seinem ganzen Körper dem Engel zu. Die drei Apostel
schlafen. Jakobus und der junge Johannes sitzen in den Ecken des Raumes,
Petrus liegt -in einen faltenreichen Umhang gehüllt- im Vordergrund,
sein Haupt liegt auf einem Stein. Die Gewänder der drei Apostel sind
oben durch einen roten Kragen geschlossen.
Die Ölbergfiguren tauchen in
den Jarzter Kirchenbüchern erstmals zu Beginn des 19.Jh. auf. Sie
dürften nach Auffassung von Kunstexperten nicht für Appercha
gefertigt worden sein, sondern aus einer anderen Kirche stammen.
Ölbergandacht
|
Da bei der Säkularisation
1803 Klöster aufgehoben und Kirchen abgetragen und deren Kunstschätze
verkauft wurden, könnten die Figuren aus einem solchen Bau
stammen. Pfarrer Anton Mayer wies in seiner Chronik der Pfarrei
Jarzt auf die Verbindungen des damaligen Jarzter Pfarrers und Angehörigen
des Benediktinerordens Anton Rupert Weber zum aufgelösten Benediktinerkloster
Weihenstephan hin; er vermutet, dass die Figuren aus diesem Kloster
stammen. 17)
In der Karwoche wird bei der
Ölberggruppe eine Ölbergandacht
abgehalten.
|
Hans Schertl
Quellen:
01) Eisenmann/Hohn,
Topo-Geographisch-Statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern S.201,
1832 (Einw)
02) Neuer bayerischer Kurier
für Stadt und Land, v. 15.9. und 16.9.1866 (Brand 1866)
03) Handbuch des Königreichs
Bayern, 1867 (Appercha 1867)
04) Anton Mayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
05) Vollständiges
Ortschaften-Verzeichnis des Köngreichs Bayern v. 1876, S.103
06) Theodor
Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.18, 22,
24b, 658)
07) Konrad
Beyerle, Übersetzung der Handschrift Lex Baiuvariorum, 1926 (nach
Christi Geburt)
08) Georg
Völkl, Die Pfarrei Jarzt, 1929 (1524 )
09) Dr.Martin v.Deutinger,
Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
10) Heinrich
Rothenberger, Mundartliche Sonderheiten im Raume der Glonn und Amper,
Amperland 1979? (Protest.1810)
11) Eduard
Wallner, Altbairische Siedelungsgeschichte 1924-Freisinger Traditionen
S. 1930
12) Erwin
Neumair, Freising, Portrait eines Landkreises -Vom Steinbeil bis zum 1.Dombau,
1983 (Bronzezeit,Römerzeit)
13) Anton
Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres
1560, 1986
14) Festschrift
zur 1250-Jahrfeier der Diözese München und Freising, Das Dekanat
Weihenstephan, 1989
15) Rudolf
Goerge, 1250 Jahre Glaube und Leben im Freisinger Land, 1989
16) Georg
Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990 (Alter
Tür)
17) Geistl.Rat
Anton Mayer, Wege-Zeichen-Glauben, Chronik der Pfarrei Jarzt, 2007
18) Beiträge
zur altbayerischen Kirchengeschichte, Bände 43-44, S.36, 1998 (einh.Siedlkompl)
19) Zur
Startseite Informationen über die Gemeinde Fahrenzhausen, 2010 (Bronzezeit)
20) Friedrich
Keydel , Kirchen und Kapellen entlang von Amper und Glonn, 2008 (Leonhard)
21) Hochstift
Freising, Ausgabe 33 von Historischer Atlas von Bayern: Teil Altbayern,
S.24, 2010, (Oadalker)
22) Dr.Carmen
Roll,Leiterin des Diözesanmuseums Freising, Vortrag 2010 (nackte
Putten)
23) Susanne
Wittekind, Caput et corpus: die Bedeutung der Sockel von Kopfreliquiaren,
in: Reliquiare im Mittelalter von Bruno
Reudenbach, S. 114, 2005
(Bergkristall)
24) Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
25) Dr.Thomas
Horst, Gericht und Herrschaft in Bayern, aus dem Buch Fürstliche
Koordinaten, 2014 (Apian)
26) Eva
Maria Bast, Was der Teufel mit dem Turmkreuz trieb, Münchner Merkur
v. 25.11.2015
27) Kirchenpfleger
Johann Rottenfußer, 29.6.2018
28)
Pfr. Kaspar
Rößle, Chronik für die Pfarrkirche Jarzt, 1867-1906
29)
Thomas Wendt,
Appercha in alten Ansichten, 2012
30)
Der Bayerische Landbote- 07.07.1827
(Brand in Appercha)
31)
Freisinger Tagblatt-Freisinger Nachrichten-
Amtsblatt der Stadt Freising und aller Behörden des Kreises Freising
vom10.09.1871 und Straubinger Zeitung vom
13.09.1871 (Brand in Appercha)
32)
Freisinger Tagblatt -Freisinger
Nachrichten-Amtsblatt der Stadt Freising und aller Behörden des Kreises
Freising
vom
08.02.1868 (Pferderennen-Gedicht)
33)
Freisinger Wochenblatt -zugleich
Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau v. 12.09.1861 (Jahrtag
Glas)
34)
Freisinger Wochenblatt-zugleich
Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau v. 3.6.1860 (Jahrtag
Schreiber)
35)
Freisinger Wochenblatt-zugleich Amtsblatt
für Freising, Moosburg und Dachau- 21.10.1855 (Jahrtag Schuster)
36)
Freisinger Wochenblatt-zugleich Amtsblatt
für Freising, Moosburg und Dachau-13.03.1862 (Kirche leiht Geld)
37)
Liste
der Baudenkmäler
-Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Freising, Gemeinde Fahrenzhausen
94 Bilder: Johann Rottenfußer (2), Hans Schertl (92)
29.3.2022

weiter
zu:
Überlegungen
zur Symbolik des Altars und des Ambos
Kirchenraum
vor 1908 - 2012
Ein altes, etwas vergilbtes
Foto aus dem Jahr 1908
zeigt das Innere der Kirche in Appercha in ihrer Gestaltung vor
gut 100 Jahren. Im Großen und Ganzen dürfte sie bis 1970,
bis zum Beginn der großen Renovierung, so ausgesehen haben.
Unterschiede zu 2012:
- die Kirchenbänke waren
geteilt
- im Altarraum Chorgestühl
- Maria Hilf-Bild hing vom Chorbogen
- Altarblätter in den Seitenaltären: links Pieta, rechts
Hl.Famile
- Assistenzfiguren Stephanus und Leonhard waren getauscht
- Figur von St.Wolfgang hält Kirchenmodell in der Hand
- Figuren von Franziskus u.Antonius standen auf dem rechten Seitenaltar
- die Engel auf den Seitenaltar-Aufsätzen waren mit Hemdchen
bekleidet.
|
Kirche
1908
Kirche
2012
|
Schenkungsurkunde
von 762
(Die Originalurkunde ist auf zwei Blätter verteilt)
(links lateinischer Originaltext,
rechts deutsche Übersetzung)
Donatio
Erchanpaldi de Perahah
|
|
Schenkung
Erchenpalds zu Perahah
|
|
|
|
In
nomine domini nostri Jesu Christi salvatoris dei. |
|
Im Namen unseres Herrn Jesus
Christus, unseres Erlösers und Gottes.
|
Ego Erchanpald
cogitans enim aeternam beatitudinem possidere |
|
Ich,
Erchenpald mach mir Gedanken, die ewige Glückseligkeit zu erlangen
|
vel poenalem iudicium
evadere et considerans, |
|
sowie dem Strafgericht
zu entgehen und ich denke daran, |
qualiter contemnentes
deum poenam incidunt aeternam |
|
wie die Gottes-Frevler
der immerwährende Strafe anheimfallen |
et Christo adherentes
vitam adipiscunt sempiternam, |
|
und die Anhänger
Christi das ewige Leben erlangen. |
propterea igitur
statui, ut de iura proprietatis meae |
|
Deshalb habe ich
bestimmt, dass ich meinen rechtmäßgen Besitz, |
quod pater meus
mihi in hereditatem reliquid |
|
den mir mein Vater
vererbt hat, |
ad oppidum Frigisinga
tradidi ad ecclesiam beate dei genetricis Mariae semper virginis |
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in der Stadt Freising
der Kirche der glückseligen Gottesgebärerin und immerwährenden
Jungfrau Maria" übergebe, |
in locis nominatis
Perahah et MUNIRIHHINGA. |
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nämlich in
den genannten Ortschaften Perahah (Hohenbercha/Appercha) und Munirihhinga
(Mintraching), |
Enimvero
tradidi de Perahah domum cum omnibus aedificiis curtiferis sepe circumcinctis
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Fürwahr
übereigne ich den Wohnsitz Peraha, mit allen Gebäuden und
umzäunten Höfen |
et tres familias
cum coloniis et cum omnibus quaecunque habent quorum nomina Nardperht
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und drei Familien
mit ihren Niederlassungen und allem, was jene besitzen, ihre Namen
lauten Nardperht, |
et alii quinque
nomine Lantfrid et uxor sua |
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sowie fünf
weitere mit Namen Lantfrid und seine Gattin, |
Otrih et mater
eius et Alarih frater eius |
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Otrih und dessen
Mutter sowie seinen Bruder Alarih |
et in vico MUNIRIHHINGA
duas familias cum omnibus illorum utensilils quorum nominae Pirhtilo
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und im Dorf Munirihhinga
(Mintraching) zwei Familien mit allen mit allen ihren Gerätschaften,
deren Namen sind Pirhtilo |
et uxor sua Hroadheri
com sua uxore |
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und seine Gattin
sowie Hroadheri mit seinem Eheweib |
et omnem territorum
sub nostro iure et alode pratis pascuis silvis quod ad me pertinere
legibus videbatur, |
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und all unser Besitztum,
das rechtmäßig (erworben) und ererbt, bestehend aus Wiesen,
Weideland und Wäldern, was laut Gesetz, offensichtlich mir gehört. |
post
obitum vero meum donatum ad ecclesiam sancte Mariae domum episcopalem
sicut supradictum est donatum in perpetuum esse |
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Erst
nach meinem Tod wird die Gabe wahrhaftig der Kirche zur Hl. Jungfrau
Maria sowie dem Bistum zugesprochen und so soll es in Ewigkeit sein,
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volo tam pro me
quam pro patrem meum Reginpaldum et matrem meam Cotafrita et Oadalkerum,
ut hereditas mea hereditas sit sanctorum. |
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dies will ich,
sowohl für mich als auch für meinen Vater Reginpald und
meine Mutter Cotafrita und Oadalker, auf dass meine Erbschaft eine
Erbschaft der Heiligen sein möge. |
Übersetzung Dr.Walter Kick, Dachau

Brand
in Appercha 1827
Der Bayerische Landbote vom 7.7.1827




Pferderennen
Pferderennen
waren in den vergangenen Jahrhunderten in der Winterszeit auf dem Lande
eine beliebte sportliche Betätigung für die Reiter und ein spannendes
Ereignis für die Zuschauer. Bis zur Säkularisation fanden solche
Rennen unter der organisatorischen Leitung der Kirche (mit Segnung der
Reiter in der Kirche) statt. Durch die Verbote von kirchlichen Festen
im Rahmen der Säkula-risation verschob sich die Leitung aus dem kirchlichen
in den säkularen Bereich, also vom Pfarrer zum Wirt. Über die
Pferderennen in Appercha unter kirchlicher Leitung habe ich keine Unterlagen
gefunden. Wie damals solche Rennen abgelaufen sind, können Sie auf
der Seite von Fahrenzhausen
lesen.
1868 jedenfalls veranstaltete der Wirt von Appercha - sicher nicht zum
ersten Mal- ein Pferderennen. Die Organisation fand nicht bei allen Beteiligten
Zustimmung. So veröffentlichte das Freisinger Tagblatt 32)
ein Gedicht,
in dem sich ein auswärtiger Teilnehmer wortreich über Organisationsmängel
und Unfairnis beklagt.

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