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Benefizien
an der Jakobskirche in
Dachau

Die hier in Dachau genannten Benefizien sind Stiftungen von Geld oder Grundstücken, aus deren Ertrag die Kosten für eine bestimmte Anzahl von Messen für das Seelenheil von Verstorbenen bestritten werden sollten (Mess-Stipendien). Die Kosten umfassten in erster Linie die Bezahlung eines sog. Benefiziaten, eines mit dieser Aufgabe betrauten Geistlichen und sonstige allgemeine Ausgaben. Der Benefiziat stand weiterhin im Dienst der Diözese, wurde aber für diese Aufgabe (manchmal auch nur teilweise) abgestellt. Marcus Pilz (siehe Quellen) spricht von "Messstipendien, bei denen von der Anzahl der brennenden Kerzen bis zu den Glocken, die geläutet werden sollen und der Anzahl der Ministranten jedes Detail exakt festgelegt und einzeln honoriert wurde". Manchmal mussten die Benefiziaten der Pfarrei auch Paramentengelder für die Benutzung der Messgewänder bezahlen.
Für Dachau ist sogar die Klage eines Benefiziaten wegen "Überlassung eines schlechten Beichtstuhls" durch den Pfarrer überliefert. Im Allgemeinen war das Amt eines Benefiziaten aber begehrt, weil sie, so Pilz, bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts oftmals vom Seelsorgedienst befreit waren und somit nur ihre gestiftete Messverpflichtung zu erfüllen hatten. Hatte man eine solche Stellung erreicht, war man mit überschaubaren Verpflichtungen ein Leben lang gut bis sehr gut versorgt.

Aus der Schmidtschen Matrikel 06) und von Mayer/Westermayr 12) erfahren wir, dass in der Pfarrei Dachau folgende Benefizien eingerichtet waren:


Frühmeßbenefizium von 1408

Am "Gottesleichnamstage 1408" haben die Marktgemeinde Dachau und Pfarrer Daniel Anstaller (wohl im Zuge des Wiederaufbaus nach der Verwüstung des Marktes durch Truppen des Herzogs von Baiern-Ingolstadt 1403 51) )
ein Frühmeßbenefizium gestiftet. Das Benefizium ermöglichte die Anstellung eines Benefiziaten, der verpflichtet war, täglich die Frühmesse - im Winter um 7 Uhr, im Sommer um 6 Uhr- zu lesen, an Sonn-und Festtagen für die Stifter zu beten und eine Frühlehre zu halten. Daneben hatte er in der Seelsorge auszuhelfen und Beichte zu hören. Das Patronat der Stiftung (Entscheidung über die Besetzung der Benefiziatenstelle) hatte der Magistrat, der Rat des Marktes Dachau. Der Benefiziat wohnte in einem eigenen Beneficialhaus mit 21 Tagwerk Grundflächen der Bonität 17. Die Baupflicht am Gebäude hatte der Magistrat. Das Beneficium war einträglich: Den Einnahmen von 781 Gulden standen nur 50 Gulden Ausgaben gegenüber. Aus der Zeit des 30jährigen Kriegs ist aber bekannt, dass das Benefizium "wegen seiner geringen Dotation" in den Jahren 1644 bis 1646 von zwey Benediktinern zum hl.Kreuz in Donauwörth versehen" worden ist. 04)
Im Jahr 1816 wurde das erst 1812 neu erbaute Benefiziumshaus im Königlich-Bayerischen Intelligenzblatt für den Isarkreis mit folgenden Worten zum Verkauf ausgeschrieben:
  "Auf Andringen der Gläubiger der Burgkartischen Kirschners-Eheleute zu Dachau wird deren zum hießigen Frühmeß-Beneficium mit 3 Gulden 36 Kreuzer bodenzinsiges, erst im Jahre 1812 neu erbautes Haus, welches in der Länge 30, in der Breite 28 Schuhe hält, und sammt dem dabey befindlichen Gartenplätzchen 15 Decimalen Tagwerk einnimmt, am Montag den 30sten December i.J. salva ratificatione creditorum, öffentlich verkauft. Kauflustige wollen sich am bemerkten Tage Vormittags 9 Uhr dahier einfinden, um ihre Anbothe zu Protocoll zu geben. Bey der nähmlichen Gelegenheit wird auch einn geringer Vorrath von Hausfahrnissen gegen gleich baare Bezahlung versteigert. Den 2. December 1816. Königlich-Bayerisches Landgericht Dachau. Lict. Heydolph Landrichter."

30 Jahre später hat man mit einer Anzeige in der Bayerischen Landbötin einen neuen Benefiziaten gesucht:
138)
  "Bekanntmachung
Mit dem Schlusse des kanonischen Jahres 1844/45 kömmt das dieseitige Frühmeßbenefizium durch Resignation des dermaligen Herrn Besitzers in Erledigung. Dessen Jahres-Erträge sichern die Congrua hinlänglich.
Die Obligationen eines zeitlichen Benefiziaten bestehen in Lesung der täglichen Frühmesse und er hat auch in kirchlichen Verrichtungen im Sinne der Stiftungs-Urkunde Aushilfe zu leisten.
Nur bei 16 Quatembermessen und in festis solemniboribus ist pro fundatoribus zu appliziren; alle übrigen Messen sind frei. Bewerber um diese Pfründe, auf welche der dieseitigen Kommune das jus praesentandi zuständig ist, ... ihre Gesuche innerhalb 3 Wochen a dato hieher zu übermitteln.
Dachau, am 28. Dez. 1844, Magistrat Dachau. Mayer"


Mörz-Benefizium von 1714
Das Mörz-Beneficium mit einem Kapital von 2000 Gulden stammt aus dem Jahr 1714. Es war ursprünglich vom Pfarrer Michael Mörz aus Haimhausen in der Heilig-Geist-Kirche zu München (Viktualienmarkt) gestiftet und erst später nach Dachau transferiert worden. Das Patronatsrecht (Besetzungsrecht) lag "beim Land-Capitel Dachau, doch so,
  "daß daselbe auf einen aus des Stüffters Blutsbefreunden usque ad quartum gradum (bis zum 4.Verwandtschafts-Grad) vor anderen reflectieren solle; in Abgang dessen aber alsdann ein anderer frommer Priester oder der etwa lange Jahr in vinea Domini (im Weinberg des Herrn) euffrig gedient, präsentirt werde"
Das bedeutet: bei der Berufung eines Beneficiats musste erst ein Priester aus der Verwandtschaft des Stifters gefragt werden.
Die Verpflichtung des Beneficiaten belief sich zunächst auf 104, später 77 Messen jährlich und auf die Aushilfe im Beichtstuhl.



Metzger-Benefizium von 173094)
Das dritte Beneficium wurde vom Dachauer Pfarrer und Dechant Anton Metzger (1691-1729) testamen-tarisch, also nach seinem Tod, im Jahr 1730 gestiftet. Der aus Feldgeding stammende Metzger (auch Mözger oder Mezger geschrieben) hatte in Freising Theologie und Jura studiert, war von 1691 bis zu seinem Tode mit 64 Jahren, am 20.12.1729, Pfarrer in Dachau; er ist bis auf den heutigen Tag der am längsten amtierende Pfarrer in dieser Pfarrei. An der Nordwand der Kirche ist sein Epitaph erhalten.
Das Benefizium bestand aus einem Kapital von 4500 Gulden, die einen jährlichen Ertrag von 200 Gulden brachten. Der Collegiats-Stiftsdechant Ferdinand Zeller von Freising vermehrte das Fondskapital um weitere 800 Gulden. Bischof Johann Theodor von Bayern (1727-1763) hatte die Stiftung confirmiert (bestätigt). Der Beneficiat war verpflichtet, wöchentlich je drei Messen für die Stifter (zwei Messen für Metzger und eine

Anton Metzger
Messe für Zeller) zu lesen. Daneben musste er seelsorgerische Hilfstätigkeit in der Pfarrei übernehmen, vor allem das Beichthören.
Das Patronatsrecht für diese Stiftung lag offiziell beim Pfarrer von Dachau, war aber bei der Erstbesetzung durch eine Klausel stark eingeschränkt.

Nach dieser Klausel musste der Pfarrer zunächst die Neffen des Stifters fragen, ob sie nicht die Stelle selbst einnehmen wollten. Und einer der Neffen machte von diesem Vorrecht Gebrauch. Es war der 21 Jahre alte Franz Ferdinand Effner, Sohn des Dachauer Hofgärtners Johann Christoph Effner und Bruder des berühmten Münchner Hofbaumeisters Josef Effner. Der Dachauer Pfarrer Haimgarten aber sträubte sich, ihm das Amt des Benefiziaten zu übertragen. Er argumentierte damit, dass Ferdinand Effner die in der Stiftungsurkunde festgelegten Pflichten als Benefiziat nicht erfüllen könne, weil er nicht zum Priester geweiht sei (Ferdinand hatte erst die niederen Weihen empfangen). Ihm als Pfarrer war die sofortige Mithilfe in der Seelsorge und im Beichtdienst wichtig; dies war aber nur einem voll geweihten Priester möglich. Zudem sprach Pfarrer Haimgarten die Vermutung aus, der Vater Effner wolle mit den Einkünften aus dem Benefizium nur das teure Studium seines Sohnes finanzieren. Der folgende Rechtsstreit, den Marcus Pilz in seiner Facharbeit detailliert beschrieben hat, gewann im Ergebnis Effner, der wohl seine gute Beziehungen zum Hof des bayerischen Kurfürsten nutzte. Es kam zu einem "Vergleich", der dem Ferdinand Effner das Benefizium zusprach. Die Aufgaben des Benefiziats musste der Dachauer Pfarrer zunächst selbst übernehmen; dafür erhielt er von den Erträgen des
Benefiziats gut die Hälfte (112 Gulden und 30 Kreuzer jährlich). Für Effner blieben so fast 90 Gulden übrig, für die er nichts zu tun hatte. Pfarrer Haimgarten verlor (wohl durch den Streit) die Dachauer Pfarrstelle, wurde aber noch weiter von Effner gerichtlich verfolgt, der die Einnahmen rückwirkend haben wollte. 1733 wurde Effner zum Priester geweiht, übernahm das Benefizium in vollem Umfang und wurde neun Jahre später, 1742 sogar selbst zum Dachauer Pfarrer berufen. Als er am 30.März 1746 im Alter von nur 36 Jahren starb, war er als Pfarrer hoch angesehen. Davon zeuge der umfangreiche Nekrolog im Sterbebuch der Pfarrei, schreibt Pilz. Das Epitaph von Ferdinand Effner ist an der Außenseite der Kirche zu finden.

Ferdinand Effner


Mandel'sches-Benefizium 1654
Früher bestand auch noch das ursprünglich in die Metropolitankirche zu München (Liebfrauendom) gestiftete Baron v.Mandl'sche Benefizium, das aber im Jahr 1807 nach Hebertshausen verlegt wurde.

Durch Kriege, Inflationen, die Säkularisation und die Bauernbefreiung von 1849 verloren die Benefizien viel von ihrem Vermögensgrundstock. Deshalb legte man das Mörz- und das Metzgerbenefizium zusammen und vereinigte es später mit der Pfarrstelle von St.Jakob.


Robert Böck nennt in seinem Buch "Wallfahrten im Dachauer Land" noch folgende weitere Stiftungen:


Schüler- oder Ministrantenstiftung 1482 51)

Diese Stiftung wurde 1482 vom Herzog von Bayern-Dachau Sigismund (1439-1501) ins Leben gerufen. Stiftungszweck war, durch kleine Belohnungen dafür zu sorgen, dass Schüler oder Ministranten den Pfarrer bei den Versehgängen (zur Spendung der sog.Letzten Ölung) begleiteten. Nach den Kirchenrechnungen erhielten die Ministranten jeweils 2 schwarze Pfennig Entlohnung.
    "Auff die Schuelerbueben, alß man die Kranckhe Persohnen mit unserm lieben Herrn versehen, denen so mit gangen seindt."


Die Sebastianistiftung 51)
war 1594 von Annan Hofmannin und Colman Miller von Dachau mit einem Stiftungsvermögen von 36 Gulden errichtet worden. Zweck war die Finanzierung einer ewige Wochenmesse am Pfinztag (Donnerstag) am Sebastianialtar und eine Jahrtagsmesse am Sebastianitag (20.Januar). Nach der Jahrtagsmesse erhielten die Besucher aus dem Kelch Wein zum Trinken ("nach dem Gottedienste armen und reichen ain Maß Wein aus dem Khelch Zu Segen Zethrinckhen") . Es war eine Erinnerung an den Brauch in Ebersberg, wo den Gläubigen Wein aus der Hirnschale des hl.Sebastian angeboten wurde.
Weitere Aufgaben der Stiftung bestand darin, den Sebastiansaltar und die davor hängende Ewig-Licht-Ampel sowie die große Sebastianskerze aus 18 Pfund Wachs zu unterhalten.
1819 hatte die Stiftung ein Vermögen von nur 48 Gulden.

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Quellen

04) Franz Dionys Reithofer, Chronologische Geschichte von Dachau in Baiern S.12, 1816
06) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
12) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880, Band I.
51) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd. 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes 1991
94) Marcus Pilz, Das Metzgersche Benefizium an der Pfarrkirche St. Jacob in Dachau und der Besetzungsstreit
       um Ferdinand Effner 1731, Hausarbeit im Fach Bayerische Kirchengeschichte, 2011
138
) Bayerische Landbötin 1845, S.14