Das
frühere Kloster Maria Stern in TAXA
1618-1802
Das Kloster
Taxa um 1700
Die Geschichte des
Klosters Taxa begann der Legende nach im Jahr 1606 mit einem Gelübde
des in Seenot geratenen Hofmarksherrn
von Odelzhausen Joh.Wilhelm von Hundt, er werde im Falle seiner Rettung
eine Marienkapelle bauen. Nach der Rettung vergaß er sein Gelöbnis
und wurde erst ein Jahrzehnt später wieder daran erinnert, als am
Ostermontag 1616 oder Karfreitag 1618 an dem zum Schloss Odelzhausen gehörenden
Sedlhof in Taxa (einem Einödhof im Wäldchen Taxet 04))
ein
Hühnerei mit Relief eines Strahlenkranzes gefunden wurde.
Später glaubte man, darin auch noch einen Frauenkopf zu erkennen.
"Ein deutliches Hirnbatzl hinsichtlich des vergessenen
Bauversprechens", so Eugen Otker. Um die Besonderheit gleich sichtbar
werden zu lassen, habe die Hundt'sche Henne -so später Abraham a
Sancta Clara- dieses Ei auch nicht in einem gewöhnlichen Nest gelegt,
sondern "auff einen nagelneuen Zigel-Stain". Noch dazu
soll die Henne schwarz gewesen sein; dabei gab es in Taxa keine schwarze
Hennen. Joh.Wilhelm von Hundt war beeindruckt. Er löste nun sein
Versprechen ein und baute 1618 eine Kapelle im nahen Taxa, die
als "Maria Stern in den Daxen" am 8.Sept. (Mariä Geburt)
1619 vom Freisinger Auxiliarbischof Bartholomäus Scholl geweiht wurde.
Die Kapelle lag am östlichen Ortsende von Taxa, zwischen einem nach
Essenbach führenden Strässchen und der zum Glonntal hin abfallenden
Terrassenkante. 21)
Das Patrozinium der Kapelle soll aber nicht auf das
Sternei zurückzuführen sein, sondern auf die Verehrung Marias
als Meerstern. Auch Abraham a Santa Clara ging davon aus, wenn er schrieb:
"Maria ist ein trostvoller Meerstern allen denjenigen, so auf dem
gefährlichen Meer diser Welt schiffen und Zuflucht bei ihr suchen".
Ob
die vor allem von Abraham a Sancta Clara verbreitete Gründungsgeschichte
den historischen Ereignissen entsprach, ist zweifelhaft. Der Historikprofessor
Dr.Liebhart hat hierzu andere Erkenntnisse.
Mehr darüber können Sie hier erfahren ...
Erste
Kapelle 1618
|
Bei der ersten Kapelle handelte es sich um einen Zentralbau (wohl
aus Holz) über sternförmigem Grundriss. Dies ist in Schrift
und Bild glaubhaft überliefert.
(Bild links)
Auf den Gründungsbildern aus dem 17.Jh., die jetzt in der Kirche
Odelzhausen hängen ist eine andere Kapelle als frühe Kapelle
dargestellt (Bild rechts). Sie gleicht einer bäuerlichen Hofkapelle.
Diese erheblich stabiler wirkende Kapelle könnte auch später
errichtet worden sein.
"Da sich der Maler der Odelzhauser Tafeln", so
Dr.Mittelstraß, "bei der Darstellung dieser Kirche
als durchaus zuverlässig erwiesen hat, nehme ich an, daß
er, unter Weglassung des nachträglich angefügten Schiffs
mit Westturm, auch die Gnadenkapelle in ihrer realen Erscheinungsform
in der zweiten Hälfte des 17.Jh. abbildete, d.h. als Chor ohne
die an sich schon bestehende Kirche." 21)
|
Zweite
Kapelle
|
Allerdings
ist bei späteren Abbildungen der Kirche ein niedriger Bau mit achteckigem
Zwiebelturm
als Chor zu sehen. Dies
deutet eher darauf, dass doch die erste Kapelle Bestand hatte und beim Ausbau
übernommen wurde. Auch in der Beschreibung des Innenraums der
Kirche wird der Grundriss des Altarraums/Gnadenkapelle teils als rund, teils
als sternförmig geschildert. Auf alle Fälle handelte es sich um
einen Zentralbau. Die Platten des Marmorfußbodens, die Fensterscheiben
und fast alle Verzierungen waren sternförmig ausgebildet.
Für die neue Kapelle
erstellte der Bildhauer Hans Schütz im Jahr 1619 drei Altäre.
Für den Hauptaltar schnitzte er eine Marienfigur auf dem Ei; eine
sitzende Muttergottes, die ein auf ihrem Schoß stehendes Jesuskind
am Arm hält. Das Kind hat seine Hand erhoben und streckt zwei Finger
in die Höhe. 1630 schuf er -dann schon für die neue Kirche-
Gesimsengel für die Seitenaltäre. 12)
Bald kamen zahlreiche Pilger auch
aus entfernten Gegenden. Sie wurden vom alten Pfarrer Matthias Strohmayr
aus Sulzemoos betreut, dem Priester der Umgebung zu Hilfe kamen. Bald
unterstützte auch der Jungpriester Georg Schädl, der Sohn des
Verwalters, der das Sternei gefunden hatte, die Seelsorge.
Kirchenbau
Kirche
1654
|
Weil die Kapelle
dem Besucherstrom nicht mehr gewachsen war, baute man 1629
eine eintürmige Kreuzkirche an die Kapelle an, die noch während
des Dreißigjährigen Krieges abermals erweitert werden musste.
Die vorhandene Kapelle wurde zum winzigen Altarraum, der Neubau zum
Langhaus/Kirchenschiff der neuen Wallfahrtskirche. An die Kirche wurden
auf der Süd- und der Nordseite zwei Nebenkapellen angebaut, durch
die sie einen Grundriss in Form eines Kreuzes mit kurzen Seitenarmen
erhielt.
Die Bilder links und rechts zeigen diese Kirche, wie sie in den Jahren
1654 und 1672 (mit im Jahr 1660 angebautem Kloster) gemalt wurde.
Insbesondere die Form des Daches weist doch erhebliche Unterschiede
auf. |
Kirche
1672
|
Interessanterweise erhielt das
neu angebaute Kirchenschiff ein eigenes Kreuz-Patrozinium. Das war eine
Besonderheit, weil normalerweise Kirchen nur ein einheitliches Patrozinium
aufweisen. Allerdings war die Wallfahrtskirche hier in Taxa aus zwei eigenständigen
(aber miteinander verbundenen) Bauten zusammengesetzt. Die Verknüpfung
von Kreuzestheologie und Marienverehrung ist schlüssig, weil Maria
als Vermittlerin der Erlösungsgnade gilt.
1693 wurde die Kirche um- und ausgebaut.
Sie erhielt zwei Türme auf der Westseite und einen Dachreiter auf
der Ostseite, also über der alten Kapelle, die nun den Chorraum bildete.
21)
Die Westfassade hatte einen barocken Giebel mit einem Doppelkreuz, das
vergoldet gewesen sein dürfte. Die beiden Türme waren bis zum
Giebelansatz quadratisch und hatten einen achteckigen Aufsatz mit zwiebelförmiger
Kuppel. Auf der Turmspitze waren statt der üblichen Kreuze sechsstrahlige
Sterne angebracht. In den Türmen sollen vier Glocken gehangen sein,
die Schmidt'sche Matrikel spricht sogar von 5 Glocken. 01)
Weitere zwei Glocken
waren im Dachreiter auf der Ostseite des Langhauses untergebracht: sie
riefen die Mönche zum Gebet.
Der Kirchenumbau in Niederroth hat sich auch in der Kirchenrechnung von
Sulzrain niedergeschlagen. Dort ist 1693 ein Darlehen verbucht,
das die Kirchenverwaltung Sulzrain dem Kloster Taxa gewähren musste.
Wenn Kirchen nach dem
30jährigen Krieg neu gebaut oder aufwändig renoviert wurden,
war es üblich, dass das Pflegamt Dachau zinslose Darlehen (Anlehen
genannt) vermittelte. Das Geld für diese Darlehen mussten die übrigen
Pfarreien aufbringen. Ein Gulden war auch damals kein bedeutender Betrag,
aber zum einen musste Sulzrain auch an andere Kirchen Darlehen vergeben,
zum anderen dürfte auch Taxa mehrere solcher Darlehen erhalten haben.34)
Zum Bau des Klosters .....
Innenausstattung
der
Kirche
Die wohl dreischiffige
Kirche besaß die Innenmaßen von 178 Fuß (= 52 Meter)
Länge und 90 Fuß (=26 Meter) Breite (incl.Kreuzgang)
und wohl 10 m Höhe. 21)
Die Kirche von Taxa war damit größer als die Kirche im Kloster
Indersdorf. Drei Eingänge führten ins Innere, das vom Schmuck
ungezählter Votivtafeln, die von der Hilfe Marias in allen Nöten
kündeten, prangte. "Wie ein prächtig verzierter Tempel"
wird sie von Zeitgenossen beschrieben. Mitten in der Kirche lag die Mönchsgruft
21)
(ein Kreuz nördlich der heutigen Kapelle wies noch 1970 auf die Grabstelle
hin).
Altäre
Die Angaben über die Zahl der Altäre in der Kirche sind in den
alten Beschreibungen unterschiedlich. Zum einen wurden die Altäre
wohl erst nach und nach im Lauf der Zeit eingebaut, zum anderen wird oft
nicht von der ganzen Kirche, sondern nur von der Kreuzkirche mit oder
ohne Kapellen gesprochen. Wahrscheinlich ist der Aussage von Dr.Kaiser
zu folgen, nach der in der Kirche insgesamt 13 Altäre (!) standen.
Davon einer in der Chorkapelle, zwei am Chorbogen, acht im Kirchenschiff
und zwei in den Seitenkapellen.
Die Kirche hatte im Kirchenschiff also acht Altäre, von denen
heute noch zwei in der Pfarrkirche von Odelzhausen als Seitenaltäre
zu sehen sind. Sie bestanden aus marmoriertem Holz "mit vergoldeten
Zierraten". Diese Altäre hatten folgende Patrozinien:
- Evangelienseite (von hinten aus gesehen links): 1. Dreifaltigkeit 2.St.Petrus
3. St.Augustinus und St.Monika 4. St.Paulus
- Epistelseite (rechts): 1. St.Nikolaus v.Tolentino
2. Hl.Familie 3. Sel.Jungfrau vom Berge Karmel 4.Verkündigung
Mariens.
Die Anordnung lässt
kein ikonologisches Konzept erkennen. Deshalb ist anzunehmen, dass
die Altäre nicht gleichzeitig, sondern im Laufe mehrerer Jahre
oder Jahrzehnte beschafft worden sind. Der sonst nur selten verehrte
Nikolaus von Tolentino verdankt die Ehre des Altars der Tatsache,
dass er, wie St.Augustinus, dem Orden der Augustiner-Eremiten angehörte.
Zudem wird er häufig mit einem Stern als Attribut dargestellt.
Die Weihe eines Altars zu Ehren der seligsten Jungfrau vom Berge Karmel
hängt mit der Einführung der Skapulierbruderschaft im Jahre
1645 zusammen. Die Mitglieder der Skapulierbruderschaften trugen unter
der Kleidung Skapuliere, d.s. zwei kleine Vierecke aus Stoff, die
mit Schnüren so verbunden sind, dass ein Viereck vorne an der
Brust, das andere am Rücken getragen wird. Seine Verbreitung
verdankt das Skapulier einer Verheißung der Jungfrau Maria.
Sie soll am 16.7.1251 dem Ordensgeneral der Karmeliten Simon Stock
verkündet haben, dass derjenige, der mit einem Skapulier bekleidet
sterbe, nicht das Feuer der Hölle erleiden müsse. |
Gnadenbild-1719
|
In einem Brief an den Kurfürsten
vom 30.Mai 1635 findet sich die Beschreibung zweier weiterer Altäre,
die im Jahr 1630 von Maler Anton Reismüller sowie den Bildhauern
Hans Schütz und Rupprecht Pichler aus Fürstenfeldbruck
für den Preis von insg. 700 Gulden erstellt wurden. Diese Altäre
sollen -nach Dr.Kaiser- am Durchgang vom Langhaus zur Gnadenkapelle gestanden
sein, der wohl als Chorbogen/Triumphbogen mit dem Wappen des Bauherrn
gestaltet war.
- Den einen Altar hatte Kurfürst Clemens aus Köln gestiftet. Das
Altarblatt zeigte die Anbetung der Hl.Dreikönige, das Aufsatzbild
die Personifikation der göttlichen Tugend Caritas (Liebe). Assistenzfiguren
waren Glaube und Hoffnung. In der Predella war die
Flucht nach Ägypten dargestellt.
- Der zweite Altar war von Kaiser Ferdinand gestiftet worden. Er war der
Geburt Christi gewidmet. Im Aufsatz ein Bild von Mutter
Anna. Assistenzfiguren waren St.Joachim und St.Josef. In der Predella
Mariä Verkündigung.
Auf dem Gesims beider Altäre waren "geschnitzelte Engel mit etlichen
Waffen Christi" angebracht.
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Anton Reismüller
hat 1716 auch die Deckengemälde in der Indersdorfer Marktkirche
gemalt.
Rupprecht Pichler war Freisinger Hofmaler und bischöflicher
Baumeister. Er hat 1619 in der Fürstenfelder Klosterkirche den
Konventaltar gestaltet. Im Dachauer Land war er nur in Taxa tätig
und schuf hier um 1630 die drei Hauptaltäre, den rechten Seitenaltar
mit Geburt Christi, Englischem Gruß, Fides und Spes sowie den
linken Seitenaltar mit den Hl.Dreikönigen, der Flucht nach Ägypten,
Joseph, Joachim und Anna.
Hans Schütz (ab 1615 in FFB genannt) schnitzte für
Taxa insbesondere die Engel an den drei Altären, die Rupprecht
Pichler gestaltet hat. 12) |
In
der Klosterkirche befand sich wohl auch ein Bild des gegeißelten
Heilands. Denn 1619 hatte der bayerische Herzog Wilhelm V. ein "mit
eigener Hand gemaltes" Bild der Geißelung Christi in die neu
erbaute Gnadenkapelle Maria Stern in Taxa gestiftet.27)
Nebenkapellen
Auch in den beiden Nebenkapellen standen Altäre, die von Graf Hundt
gestiftet worden waren (Hundt war auch der Finanzier der beiden Kapellenanbauten).
In der linken Kapelle stand der Altar zu Ehren der sieben Schmerzen Mariens.
Der Altarauszug zeigte St.Sebastian, das Altarblatt die schmerzhafte Muttergottes.
Assistenzfiguren waren St.Benno und St.Rochus.
Der Altar in der rechten Kapelle war Mariä Himmelfahrt geweiht. Im
Altarauszug konnte man ein Bild von Johannes Evangelist sehen, im Altargemälde
die Aufnahme Mariens in den Himmel. Assistenzfiguren waren St.Karl Borromäus
und St.Franziskus.
Auch auf diesen Altären waren wieder "geschnitzelte Engel mit
etlichen Waffen Christi" zu sehen. Diese Waffen Christi oder arma
Christi werden als Majestätssymbole verstanden, die an den Sieg Christi
über den Satan erinnern. Im 17.Jh. wurden diese arma Christi auch
als Zeichen der Überwindung der Reformation gesehen.
Orgel
Auf der Westseite der Kirche, über dem Eingang und dem Vorraum
befand sich eine Orgelempore (Musikchor). Erbauer der letzten Orgel,
die später nach Altomünster kam, war Johann Franz Michael König
(1723-1791) aus Ingolstadt. Der mit vergoldeten Schnitzereien verzierte
Orgelprospekt ist fünfteilig aufgebaut und besitzt hohe seitliche
Rundtürme mit zur Mitte abfallenden Zwischenfeldern. Sockel und Spieltisch
waren aus marmoriertem Holz gefertigt.
|
Franz Michael König
wurde als Sohn des Orgelbauers Caspar König am 28. September
1717 in Ingolstadt in eine Orgelbauer-Dynastie hineingeboren. Der
Großvater Johann stammte aus Solothurn in der Schweiz und
war nach dem 30jährigen Krieg nach Ingolstadt gekommen, wo
er 1678 das Bürgerrecht
erhielt. Als Johann König am 15.10.1691 in Ingolstadt im Alter
von nur 52 Jahren starb, war sein Sohn Caspar, der Vater unsres
Franz König, noch nicht einmal 16 Jahre alt. Doch die Großmutter
führte den Betrieb weiter; so blieb die Werkstatt erhalten.
Caspar wurde einer der führenden Meister in Altbayern. Er starb
laut Sterbematrikel am 9. Juli 1765 kurz vor Vollendung seines 90.
Lebensjahres. Da hatte der Sohn Franz Michael König schon lange
die Werkstatt übernommen (1750). Ab 1755/56 tragen die Orgelverträge
seinen Namen und seine Unterschrift. Franz König starb am 3.
November 1791 im Alter von 74 Jahren . Die Liste der Werke der Familie
König ist lang. Franz hatte schon 1758 in Straubing vermerkt,
dass sein Vater über 170 Orgeln gefertigt habe. Darunter sind
aber nur 50 neue Orgeln, der Rest waren Reparaturen und Umbauten.
Der Name König ist im Zusammenhang mit dem Orgelbau auch im
Westen Deutschlands gut bekannt. Der Onkel von Franz, Balthasar
König, ebenfalls Orgelbauer, zog 1711 nach Münstereifel
und gründete dort einen neuen Betrieb. Hermann Fischer und
Hans-Wolfgang Theobald schreiben dazu:
"Keine andere Orgelbauwerkstatt hat das nördliche Rheinland
im 18. Jahrhundert so geprägt, wie die Familie König in
Münstereifel und Köln. Trotz regionaler Überschneidungen
mit konkurrierenden Werkstätten in benachbarten Regionen, etwa
die der Familie Stumm in Sulzbach im Hunsrück oder die Familie
Kleine-Roetzel in Alpen im Bergischen Land, konnte die König-Werkstatt
zunächst von Münstereifel aus, später von Köln
aus wichtige Impulse für die Orgel geben und über die
Kurfürstentümer Trier und Köln hinaus wirken, über
Schüler sogar bis weit in die folgende Zeit."
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Kirchenbankwange
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Die Besucherbänke in
der Klosterkirche hatten -der Zeit entsprechend- kunstvolle Wangen
im Stil des Rokoko.
Erhalten sind zwei unterschiedliche Wangenformen. Leider wissen
wir nicht, wo die entsprechen-den Stühle gestanden sein. Aber
es wäre eine Unterteilung in die Gnadenkapelle und in das Kirchenschiff
denkbar. 27)
Wenn Sie auch schön geschnitzte Stuhlwangen anderer Kirchen
im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier...
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Kirchenbankwange
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In der Nähe des Musikchores befand sich ein Oratorium. Es war mit einem
geschnitzten Kruzifix, einem Marienbild und einem Aufriss der neuesten Kloster-
und Kirchengebäude ausgestattet. Unter der Kirche war eine Krypta für
die Mönche und die Hofmarksherren angelegt.
Gnadenkapelle
Östlich
des Langhauses lag die alte Gnadenkapelle, die nun auch Chorkapelle genannt
wurde, weil sie den Altarraum der neuen Wallfahrtskirche bildete. Der
Grundriss wird teils als rund, teils als sternförmig beschrieben.
Auf alle Fälle handelte es sich um einen Zentralbau. Die Platten
des Marmorfußbodens, die Fensterscheiben und fast alle Verzierungen
waren sternförmig ausgebildet. Die Wände waren mit Stuck verziert;
Fresken fehlten hier ebenso wie im Kirchenschiff. Eine kleine Chororgel
begleitete den Gesang der Mönche, wenn sie im Chorgestühl ihr
Morgen- und Abendlob sangen. Ein Kruzifix mit den gemalten Bildern von
Maria und Johannes, ein weiteres Marienbild, Gemälde von Augustinus
und seiner Mutter Monika und sieben Portraits von verstorbenen Augustiner-Eremiten
vervollständigten die Ausstattung der Kapelle. Den Mittelpunkt bildete
der kostbare, aus Gold und Silber gearbeitete Gnadenaltar. In einer
alten Beschreibung heißt es:
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"Den
Altar in der anfangs erbauten ... Haubt und Chorkapellen, in
welchem ein geschnitztes unserer lieben Frauen Bild, das stehende
Christkindlein mit dem gerechten Arm haltend, auf jeder Seiten
ein stehender Engel und so alles mehrer thails mit Gold geziehrt
ist, hat machen und dazu in Anno 1619 gnädigst hergeben
lassen 100 Reichsthaller der durchläuchtigste Fürst
Wilhelm...". |
Auf der Altarmensa, dem Altartisch,
stand der Tabernakel für die Aufbewahrung des Allerheiligsten,
darauf ein Aufsatz aus vergoldetem Messing, der mit vielen silbernen
Ornamenten geschmückt war. Über dem Tabernakel war das Gnadenbild
unserer lieben Frau vom Stern mit einem stehenden Jesusbild zu sehen.
Es war umgeben von einem Baldachin, dessen Vorhänge von je einem
Engel rechts und links gehalten wurde.
Das Versteigerungsprotokoll von 1802 komplettiert die Angaben mit
dem Materialwert des Hochaltars:
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"Der Hochaltar
von Goldschmiedearbeit von Kupfer, vergoldet und mit vielen
silbernen Ziehraten nach geschehener Abschätzung
an Kupfer 294 Pfund à 1 Gulden,
an Messing 14 Pfund à 34 Kreuzer,
an Silber 46 Pfund à Loth 1 Gulden 11,5 Kreuzer,
zusammen 1758 Gulden und 54 Kreuzer".
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Altar
in der Gnadenkapelle
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Bauherr der Kirche 1629 war Graft Hundt.
Der nachfolgende Hofmarksherr Johann Bapt.Beccaria von Hilan ließ
weitere Anbauten anfügen, deren Umfang nicht genauer festgestellt werden
kann.
Die Päpste Gregor XV., Urban VIII. und Clemens IX. statteten die Kirche
mit speziellen Ablässen aus, was den Zulauf noch weiter steigerte.
Die Mirakelbücher, die Aufzeichnungen der Wunderheilungen, füllten
sich. Pro Jahr wurden über 40 Wunder aufgezeichnet. Hilfe erhielten
die Wallfahrer vor allem bei Frauenleiden, Fieber und Geburtsnöten.
Wening-Stich-1672
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Zwar mochte der
in Arnbach geborene Freisinger Fürstbischof Veit Adam von
Gepeckh (1618-1651) nicht an einen längeren Bestand der Taxaer
Wallfahrt glauben, doch der Zustrom der Wallfahrer zur Muttergottes
vom Stern hielt unvermindert an.
Als der Bischof im April 1644 (noch während des 30jährigen
Kriegs) die Gnadenstätte besuchte, fand er hier eine richtige
Kirche mit sieben Altären vor. Einen Altar hatte übrigens
Kaiser Ferdinand von Österreich gestiftet, einen anderen der
Erzbischof Ferdinand von Köln, der Bruder des bayer. Kurfürsten
Maximilian I. Am Ende hatte das Gotteshaus mindestens acht, nach anderer
Quelle 13 Altäre (mit den Altäre in den Nebenkapellen).
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs plante man, den
Wallfahrtsbetrieb durch hauptamtliche Seelsorger in Taxa betreuen
zu lassen. Zunächst waren die Augustiner-Chorherren von Indersdorf
im Gespräch; sie wären auch dazu bereit gewesen. Doch Kaiser
Ferdinand machte sich für einen anderen Zweig dieses Ordens stark,
den in Wien ansässigen Orden der Unbeschuhten Augustiner. |
Dieser strenge Orden war nach dem
Konzil von Trient (1545 bis 1563) als eine Reformkongregation der Augustinereremiten
entstanden. Taxa war die einzige Niederlassung des Ordens in Bayern; er
blieb in den 148 Jahren seines Bestehens der öster-reichischen Ordensprovinz
zugeordnet. Die meisten Mönche, im Zeitpunkt der Aufhebung waren
es 17 Priester, 6 Laienbrüder, kamen aber aus der nahen oder sogar
nächsten Umgebung.
Die Kleidung der Mönche bestand
aus einem schwarzen Habit mit Ledergürtel und einem großen
Schulterkragen mit Kapuze.
Klosterbau
Am 5.Mai 1654 übergab nun Bischof Albert Sigmund (1652-1685)
die Wallfahrt an die Augustiner-Barfüßer.
Sechs Jahre später, im Jahr 1660, legte Johannes Franziscus
Graf von Preysing zu Weikertshofen in Vertretung des Kurfürsten den
Grundstein zum Klosterbau. Der bestand nach seiner Fertigstellung aus
vier Trakten und einem Kreuzhof. Auf allen Ansichten überragen die
Türme und der Dachfirst der Kirche die übrigen Klostergebäude.
Die Kirche blieb damit das dominante Gebäude im Gesamtkomplex.
Die im Geviert errichteten 2-stöckigen Konventsgebäude hatten
die Maße 100 Fuß mal 210 Fuß (29 x 60 m).
Erste Klosterkirche mit Konventsgebäuden
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Neben der Bibliothek und
einem Konzertsaal standen 30 Mönchszellen und 10 Gästezimmer
(eines davon das Bischofszimmer) zur Verfügung. Der Ostgarten
war 1 1/2 Tagwerk groß. Zum Immobilienbesitz gehörten
183 Tagwerk (61 ha) Wald, 2 Fischweiher und ein Bauernhof in Miegersbach.
Für diesen Bauernhof mussten alljährlich 5 hl.Messen für
den Stifter Ambrosius Wagner, Hofkammerrat aus München gelesen
werden.
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Erweiterte Klosterkirche mit
Konventsgebäuden
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Dazu kamen Zehentrechte,
Gilten und Kapitalien in Höhe von fast 20.000 Gulden.
1665 wallfahrtete sogar
der Kurfürst Ferdinand Maria mit Gattin nach Taxa, um die Gottesmutter
um Hilfe anzuflehen. Die Kurfürstin Adelheid stiftete ein Kleid für
das Gnadenbild, "ainen khöstlichen schönen Rockh und anderes"
heißt es. Auch andere Gläubige spendeten Kleidungsstücke
für die Muttergottes-Statue. 1802 waren 12 Gewänder vorhanden.
Aber nicht nur Einzelpersonen, sondern ganze Ortschaften pilgerten zur
Abwendung von Notständen, Misswuchs, Hungersnot und Seuchen von Mensch
und Tier nach Taxa, das im 18.Jh neben Altötting und Tuntenhausen
zu den drei bedeutendsten Marienwallfahrten in Oberbayern gehörte.
mehr zur Wallfahrt...
Prediger
Abraham a Santa Clara
Von 1670
bis 1672 war hier Abraham a Santa Clara als volkstümlicher und wortgewaltiger
Kanzelprediger tätig. Er war vom Stammkloster der Augustiner-Barfüßer
in Wien gesandt worden, weil aus Taxa "Ungereimtheiten und Schlampereien"
gemeldet worden waren. Seine originelle und bilderreiche Sprache machte
ihn weithin berühmt. Er schrieb, allerdings lange Zeit nach seiner
Zeit in Taxa, 1683/1685 in Graz die Wallfahrtsgeschichte nieder und veröffentlichte
sie in seinem Buch mit dem ausführlichen Titel:
"Gack, Gack, Gack, Gack a Ga. Einer wunderseltzamen
Henne in dem Herzogthumb Bayrn. Das ist eine ausführliche und
umbständliche Beschreibung der berühmbten
Wallfahrt Maria Stern in Taxa".
Die Einzelheiten dazu will er von dem Verwalter Schädl von Odelzhausen
erfahren haben, der das Wunder-Ei gefunden hatte.
Mehr über Abraham a Santa Clara erfahren Sie hier...
Ausschnitt
aus der Karte-Bavaria Superior Et Inferior
Cum Quatuor Praefecturis von 1730
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Umbau
Ende des 17.Jh, möglicherweise 1681 gab es größere
Baumaßnahmen. Die Gnadenkapelle, das Chortürmchen und die
Sakristei wurden renoviert. Das Landgericht Dachau hatte eine Art
Baufond eingerichtet, der zinslose Kredite für Kirchenbauten
ausreichte.
Der Fond wurde von einer Vielzahl von Pfarreien/Kirchen gespeist,
die dazu verpflichtet worden waren.
Aus der Kirchenrechnung der Kirche in Etzenhausen geht hervor, dass
die Dorfbewohner in den Jahren 1693 bis 1695 (zinslose) Beiträge
(zur Tilgung der Schulden) leisteten.
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Altarweihe
1709
Jedenfalls ist vom 13. Oktober 1715 eine Altarweihe überliefert.
An diesem Tag kam der Fürstbischof Johann Franz von Eckher nach Taxa
und weihte den neuen Altar in der Kirche. Zugleich spendete er 405 (!)
Kindern das Sakrament der Firmung, die sicher auch aus weit entfernten
Dörfern hierher kamen. Der kunstsinnige Bischof regierte sein Bistum
von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in
kleinste Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit von 1695
bis 1727 hat er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Taxa, Palsweis, Ebertshausen,
Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach und Kollbach) und ca. 1.100 Altäre
und 734 Priester (23 pro Jahr) geweiht.
Im Spanischen Erbfolgekrieg
(1704-1714) wurde Taxa schwer heimgesucht. Die Mönche waren unter
Mitnahme des wertvollsten Kirchengeräts vor den heranrückenden
Österreichern und Engländern in die Landeshauptstadt München
geflohen. Ein Pater und mehrere Brüder, die zurückgeblieben
waren, mussten entsetzt mit ansehen, wie die siegestrunkenen Soldaten
Schränke und Truhen durchwühlten und alles, was ihnen brauchbar
erschien, raubten; das Übrige zerstörten sie mutwillig. Selbst
die Glocken wurden von den Türmen heruntergeholt und als Beute fortgeschleppt.
Im Österreichischen Erbfolgekrieg
1741-45 (Pandurenkrieg) "ist weder dem Kloster noch der Kirche einiges
Leid den ganzen Krieg hindurch zugefügt worden" schrieb der
Chronist in Taxa.
Wallfahrt
Taxa war am Anfang eine kleine Wallfahrt.
Von 1642 bis 1654 gab es durchschnittlich 3145 Kommunikanten und 840 gestiftete
Mes-sen im Jahr. Zunächst war geplant, die Wallfahrtsbetreuung dem
Stift Indersdorf oder dem Kloster Altomünster zu übergeben.
Doch der Bischof lehnte beide Male ab. Bischof Veit Adam von Gepeckh (1618-1651)
war ein erklärter Gegner dieser Wallfahrt die sich nur deshalb entwickeln
konnte, weil der bayerische Kurfürst und sogar der Kaiser Ferdinand
in Wien zu den Unterstützern gehörten. 33)
Als
1654 die Augustinerbarfüßer aus Wien die Wallfahrtsseelsorge
übernahmen, entwickelte sich Taxa rasant: In den ersten 5 Jahren
verdoppelte sich die Zahl der Kommunikanten auf 7435; die Zahl der Messstiftungen
stieg auf 1420 im Jahr. 30)
Im 18.Jh wallfahrteten bis
zu 60.000 Pilger alljährlich nach Taxa; dies war nicht zuletzt
auf die oben erwähnte Schrift Abraham a Santa Claras zurückzuführen.
Aus dem Pilgerstrom erwuchs auch ein Geldstrom. 184 Tagwerk Wald
und 19.400 Gulden Kapital zählten zum Besitz des Klosters.
Bis zu 24 Mönche lebten und wirkten hier in Taxa.
Die Pilger versprachen sich von der Wallfahrt Heilung von Krankheit
oder Schutz für Haus und Hof.
Taxa soll, so meinen Historiker, noch vor Altötting die größte
Marienwallfahrt Bayerns gewesen sein, andere sprechen von der drittgrößten
Wallfahrt nach Altötting und Tuntenhausen 33).
Vielleicht sprechen beide Gruppen von verschiedenen Zeiten
Hans Graßl schrieb 1977 in seinem Buch Unbekanntes Bayern:
"Die Wallfahrt in Taxa war über den
Petersberg und Altomünster hinaus das
eigentliche geistliche Zentrum des Dachauer
Hinterlands, wirklich der Ort, an
dem sich das bäuerliche und monastische
Leben am innigsten berührten".
Die frühere Bedeutung von Taxa zeigt sich auch daran, dass
Taxa im Bilderzyklus der bayerischen Marienwallfahrtsstätten
in der Bürgersaalkirche in München (als Daxa) vertreten
ist (siehe Bild rechts). Das Bild wurde von Franz Joachim Beich
um 1720/30 gemalt.
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Taxakirche
in der Bürgersaalkirche
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Mirakelbücher
Das erste Taxaer Mirakelbuch (Aufzeichnungen der Gebetserhörungen/Wunder)
wurde von Pfarrer Strohmayr aus Sulzemoos angelegt, nachdem er im Jahr
1640 vom Bischof dazu aufgefordert worden war ("die alldort sich
begebende Miracul in ein absonderliches Büchl zu beschreiben").
Die Aufzeichnungen beginnen mit dem 1.1.1642 und erstrecken sich bis zum
7. Mai 1654, dem Tag, an dem die Augustiner-Eremiten aus Wien die Wallfahrtsseelsorge
übernahmen. Diese legten ein zweites Mirakelbuch an, das den Hundert-Jahre-Zeitraum
von 1654 bis 1754 abdeckte. Beide Mirakelbücher werden heute in der
Bayerischen Staats-bibliothek aufbewahrt. Ein drittes, zeitlich sich anschließendes
Mirakelbuch dürfte in den Wirren der Säkularisation 1802 verloren
gegangen sein. Der Historiker und Brauchtumsforscher Robert Böck
hat in seinem Aufsatz "Alle Vürnemere Opferung vnd Schankhungen
zu Maria Stern in Taxa" (siehe Quellen) die Stiftungseintragungen
in die Mirakelbücher, die ich hier nur auszugsweise und zusammenfassend
wiedergebe, ausführlich dargestellt:
Gebetserhörungen
Im Hauptteil des Mirakelbuchs sind die Gebetserhörungen aufgeführt.
So sind die Schicksale einiger Wallfahrern der Nachwelt überliefert.
Die meisten kamen wegen akuter oder überstandener Krankheiten, Gefahren
und Schäden aller Art. Viehseuchen sind seltener verzeichnet; zweimal
ist von einer Hühnerkrankheit die Rede.
So zählen Franz Keiner in der Chronik von Odelzhausen und Robert
Böck im o.a. Aufsatz auf:
1643 opferte Maria Martini aus Pfaffenhofen/Ilm einen "viereggeten
Taler an einem blawseidenen pant" wegen Gefahr zur
Kriegszeit
1686: Matthias Hütt von Odelzhausen wurde von seinem Pferd
so sehr getreten, dass eine keine Hoffnung auf Genesung mehr
hatte.
Er verlobte sich an die Muttergottes von Taxa mit einer hl.Messe, Beichte
und Kommunion und erlangte seine
völlige
Gesundheit wieder.
1683: Johannes Chrysostomus Rieger aus Altomünster war im
Türkenkrieg gefangen genommen worden. Er verlobte sich an
Unsere
Liebe Frau von Taxa und war sieben Wochen später wieder frei.
1692: Sebastian Piettinger aus Essenbach besaß ein krankes
Ross, das er schon für verlohrn hielt. Er verlobte sich hierher,
spendete
zwei Kreuzer in den Opferstock und betete einen Rosenkranz. Das hat "das
Ross angfangen zu essen und ist
wiederum
gesund geworden".
1705: (während des Spanischen Erbfolgekriegs) wurden Bittflehende
in folgenden Notsituationen erhört:
- Mathias
Mall von Weitenried war von den Husaren gefangengenommen und verschleppt
worden.
- Auch
den Georg Sedlmayr von Roßbach hatten die Husaren entführt,
mitsamt Pferd und Wagen.
- Soldaten
raubten Catherina Kiermayrin von Sittenbach ihre einzige Kuh.
- Catharina
Bernhartin aus Egenburg wurde von Soldaten mit einem Strick gedrosselt,
"dass ihr die Augen zum Kopf
herausfallen möchten"
- eine
Frau aus Egenhofen dankte, weil ihr Haus von einer Feuersbrunst
verschont blieb, obwohl ringsum alles brannte.
- ein
Mann/Soldat geriet in einen Kanonenbeschuss, bückte sich zufällig
und die Kugel tötete den Reiter hinter ihm.
In den Nummern 11 bis 15 des Pastoralblatts
für die Erzdiözese München-Freising aus dem Jahr 1867 wurde
ein Fortsetzungsbericht über das Kloster Taxa veröffentlicht.
Wenn Sie den im Stil seiner Zeit verfassten Aufsatz lesen möchten,
klicken Sie hier...
Stiftungen
13)
.
Der erste Band der Mirakelbücher enthält neben 314 Eintragungen
von Gebetserhörungen und Wundern im Abschnitt "Alle Vürnemere
Opferung vnd Schanckhungen zu disem würdigen Gottshauß"
auch die Namen von Stiftern von wertvollen Opfergaben.
Hier finden wir vor allem adelige Namen,
an der Spitze die Kurfürstin Maria Anna von Bayern, die nach
dem Tod ihres Gemahls Kurfürst Maximilian I. am 27.9.1651 die
Regierungsgeschäfte für ihren noch minderjährigen
Sohn Ferdinand Maria führte. Sie stiftete am 29.5.1653 "ain
dreypfündige
weisse khörzen", die während
der hl. Messe vor dem wundertätigen Bild Mariens brennen sollte.
Pfalzgräfin Anna Catherina hatte schon 1643 ein neues, mit
Silber und Gold eingelegtes Messgewand gestiftet.
Von Ihrer Durchlaucht Maria von Elnßheim in Straßburg
stammte ein goldenes Sternlein mit 13 Rubinen (1654),
von Gräfin Juliana Fugger sechs weiße Wachskerzen.
Am 8.8.1644 stiftete das Ehepaar von Perling zu Gerolzheim und
Trugenhofen dem Gnadenbild von Taxa eine Krone ("ein schön
perline Cron mit guldenen röslin"), ein Altartuch
und einen Fingerring mit Smaragd ("guldenes handtringl mit
einem schönen
grossen smaragd") mit der Bitte um Hilfe bei einer
Augenkrankheit (nach dem Volksglauben galt der Smaragd als Amulettstein
für die Erhaltung des Augenlichts).
Mehrfach sind auch Hofmarksherren aus dem Dachauer Land als Stifter genannt:
Die Familie Beccaria aus Odelzhausen (Jesuskind aus Alabaster,
Zinnleuchter),
Fam. Hundt zu Lauterbach und Eisolzried (Mayen als Altarschmuck,
Rock für das Jesuskindlein),
Fam. Barth aus Pasenbach (Kleid für Gnadenbild).
Auch die Namen einer großen Zahl von Geistlichen finden sich im
Schenkungsbuch, die nicht nur Schmuck für das Gnadenbild oder Reliquien,
sondern auch ganz praktische Gegenstände wie z.B. Geschirr,
Haushaltsgeräte und Tischwäsche für das Kloster
stifteten. Der größte Teil der Spender stammte aus München,
von der Bürgerschaft der Haupt- und Residenzstadt.
Auch ganze Pfarrgemeinden sind in der Liste aufgeführt. So z.B. die
Pfarrei Jarzt, die am 2.Mai 1642 aus nicht bekanntem Anlass eine 3 1/2
pfündige Kerze stiftete und sie im folgenden Jahr auf 5 Pfund
sowie ein weiteres Jahr später auf 9 Pfund verstärken ließ.
Kerzen stifteten auch Schrobenhausen, Rain am Lech, Dasing, Motzenhofen,
Tünzhausen und Sigmertshausen.
Ein weiteres Kapitel im 1. Mirakelbuch
"Alle Vürnemere Opferung vnd Schankhungen zu Maria Stern in
Taxa" beschreibt die 28 dort geopferten Rosenkränze.
Sie bieten, wie Robert Böck in seinem Aufsatz "Rosenkranzandacht
und Rosenkranzbruderschaften.."
schreibt, einen interessanten Querschnitt durch die von barocker Frömmigkeit
geprägten Formen der Rosenkränze. Sie umfassen solche mit 3,
5, 6, 7, 10 oder 15 Gesätzen, mit 63 Aveperlen (Birgittenrosenkranz)
oder sogar mit 216 Perlen + 16 Untermarken.
Ungewöhnlich ist auch das Material, aus dem die Kugeln bestanden:
Koralle, Kristall, Alabaster, Agtstein, Elfenbein, Holz mit Perlmutteinlagen,
Silber oder Gedenkmünzen.
Wallfahrtsmedaille
Vorderseite
Rückseite
|
Wie bei vielen anderen Wallfahrtsorten
in Deutschland wurden auch im Kloster Taxa für die Pilger Wallfahrts-medaillen
geprägt. Dies war einerseits ein gutes Geschäft für
das Kloster, entsprang andererseits aber auch dem Bedürfnis
der Pilger, mit diesen Medaillen von der Wallfahrt nach Taxa ein
Stück Heiligkeit in die eigenen vier Wände mitzubringen.
Nach Wikipedia soll der Glaube an die heilkräftige Wirkung
so weit gegangen sein, dass man das Pilgerzeichen zur Heilung auf
ein erkranktes Körperteil auflegte. Ebenso habe man den Kranken
Wasser oder Wein zum Trinken gegeben, in die man das Abzeichen getaucht
hatte. 35)
Die Medaillen galten auch als Amulette zur Abwehr des Bösen
und wurden zu diesem Zweck im Haus oder Stall aufgehängt (zum
Schutz des Viehs vor Krankheiten), auf dem Feld vergraben (für
eine gute Ernte) oder an den Rosenkranz gehängt (zum eigenen
Schutz).
Brauchtumsreferent Robert
Gasteiger aus Dachau besitzt in seiner umfangreichen volkskundlichen
Sammlung auch einige Wallfahrtsmedaillen aus dem Dachauer Gebiet.
Darunter aus Altomünster, Pipinsried und Taxa. Die Medaille
aus Taxa, die die Pilger in der Zeit von 1654 bis Mitte des 18.Jh.
erwerben konnten, ist doppelseitig geprägt:
- Die Vorderseite
(Avers) ist mit dem Gnadenbild von Taxa versehen. Die Muttergottes
sitzt mit dem Kind
vor dem achtstrahligen Taxastern. Zu ihren Füßen
ist auf einem Buch das berühmte Taxa-Ei zu sehen.
Das Bild wird von dem Text: "S.Maria in Taxa - 1618"
umrahmt.
- Die Rückseite
(Revers) ist dem Ordensgründer der Augustiner-Barfüßer
gewidmet, die die Wallfahrt in Taxa
betreuten. Bischof Augustinus (354-430) ist hier als Halbfigur
im Profil zu sehen. Er ist in das Bischofs-
gewand gekleidet, mit Mitra und Bischofsstab, und hält
ein Herz mit lodernder Flamme (= Liebe zu Gott) in
der Hand. Der umlaufende Text lautet: "Sanct Augustino
ora p(ro) n(obis)".
|
In Taxa wurden auch weitere Wallfahrtsmedaillen geprägt. Der Medailleur
und Goldschmied Philipp Heinrich Müller gestaltete um 1700 eine
Medaille, die sich zwar nicht thematisch, aber doch im Detail von der früheren
Medaille unterschied. 36)
Müller (1654-1719) lebte in Augsburg und war einer der bedeutendsten
Medailleure und Stempelschneider seiner Zeit.37)
Die Medaille
ist aus versilbertem Bronze gegossen und hat folgende Maße: Höhe:
38,9 mm Breite: 33,4 mm Gewicht: 13,38 g Stempelstellung: 12 h.
36)
Vorderseite
Rückseite
|
Die
Vorderseite
enthält die Umschrift "S.MARIA AD STELLAM IN TAXA"
(Maria auf dem Stern);
die Bilder auf der Medaille zeigen oben in einem strahlenden Stern
das Marienbild von Taxa mit dem Jesuskind auf dem rechten Arm. In
der Mitte ist die Ansicht des Klosters mit der Kirche zu sehen,
zu der Wallfahrer heranziehen Unten liegt ein Ziegelstein mit dem
Taxa-Ei und dem Datum 1618. Die Gründung des Klosters geht
auf die Auffindung eines Hühnereis
mit
dem Relief eines Strahlenkranzes,
das nicht ins Nest, sondern "auff einen nagelneuen Zigel-Stain"
gelegt worden war.
Auch die Rückseite
enthält eine Umschrift: S.NICOLAVS - TOLENTINAS". Der
hl.Nikolaus im Mönchshabit kniet vor der auf Wolken schwebenden
Jungfrau Maria, die das Jesuskind auf dem linken Arm trägt
und dem Heiligen sechs Kugeln, die wahrscheinlich Brote darstellen
sollen, mit ihrer rechten Hand reicht. Unten
links ein aufgeschlagenes Buch; darüber die Signatur: "P.H.M."
(Philipp Heinricht Müller). 36)
St.Nikolaus
von Tolentino 1245-1305 (nicht zu verwechseln mit dem hl.Nikolaus
von Myra, der 900 Jahre vorher gelebt hat) war ein höchst beliebter
Prediger und Krankenseelsorger und führte ein Leben in strenger
Askese und tätiger Nächstenliebe. Er war Mitglied des
Ordens der Augustiner-Eremiten, dem auch die Mönche in Taxa
angehörten. An seinem Gedenktag wird altem Brauch gemäß
Brote gesegnet, die gegen Gicht helfe oder bei Bränden in die
Flammen geworfen werden, um sie einzudämmen.
|
Ort
Taxa
Die Ortschaft Taxa, die vor dem Kapellenbau lediglich aus einem Gehöft
bestanden haben dürfte, entwickelte sich im Schatten des Klosters
zu einer blühenden Gemeinde. Die Märkte an den Marienfeiertagen
waren gut besucht. Viele speziell auf Wallfahrer eingestellte Handwerker
und Händler (Weber, Hutmacher, Bader, Herrgottsschnitzer und Wachszieher)
siedelten sich hier an. Im Kloster entstand eine eigene Brauerei.
Aufhebung
des Klosters
Zu Beginn der Säkularisation
1802 wurde das Kloster (zusammen mit 48 anderen Männerklöstern
und 10 Frauenklöstern in Bayern 38)
) aufgelöst und gegen den Widerstand der
Bevölkerung völlig abgebrochen. Denn Taxa galt für die
Aufklärer als eine "Brutstätte des Aberglaubens".
Zudem waren die Augustinerbarfüßer ein Orden, der sich von
Spenden und durch Betteln finanzierte. Die Beamten um Montgelas sahen
in diesem Orden nur volkswirtschaftliche Schädlinge.
Deshalb wurde an Taxa auch ein Exempel statuiert.
Die 17 Patres und 6 Fratres wurden bei Nacht und Nebel abgeholt. Sie durften
nicht von ihren Verwandten Abschied nehmen; schließlich stammten
die meisten Mönche aus der Umgebung von Taxa. Dennoch kamen hunderte
von Menschen nach Taxa und verabschiedeten sich in einer stillen hl.Messe
von ihnen. Die Mönche mussten Bayern verlassen und nach Österreich
zum Mutter-haus ihres Ordens gehen; sie erhielten (als bayerische Staatsbürger)
in Österreich Asyl. Bei der Übertragung des Gnadenbildes nach
Odelzhausen kam es beinahe zum Volksaufstand. Nur mit großer Mühe
gelang es, Männer zu finden, die sich zum Tragen des Marienbildes
bereit fanden.
Der Zorn des Volkes richtete sich
insbesondere gegen den Regierungsbeauftragten Adam Heydolph aus
Dachau, den die Leute "den Heydeifi" nannten. Der übereifrige,
im Glauben wohl nicht fest verwurzelte Beamte soll beim Abtransport der
Muttergottesstatue in Anspielung auf das Eiwunder der Gründungslegende
geäußert haben: "Mit eierm Hehnermadl wern
ma glei ferti sei".
Der damals wohl 47jährige Heydolf, aus Eggenfelden gebürtig,
hatte in Ingolstadt Jura studiert und kam 1791 zum Landgericht Dachau.
Er hatte wohl einen schwieriger Charakter. Ein Mitstudent, Joseph von
Sasso, schrieb damals an Theodor von Lippert, den damaligen Landrichter
in Dachau und Vorgänger Heydolphs:
|
"Zu
der Anstellung Heydolphs wünsche ich Ihnen aber nicht Glück,
ich hätte vielmehr gewunschen, daß Sie einen biedern mann
zur Seite bekommen hätten; er machte auf der Universität
den Kalfakter ("zudringlicher geschäftiger Mensch")
und Fuchsschwanz bey H.Prof.Krenner und wurde allgemein gehaßt.
Doch villeicht bin ich auch wider Gebühr voll Abneigung gegen
alle Schwätzer.. vielleicht besserte er sich in der großen
Welt, ich wünsche es." |
Eine besonders unwürdige Rolle
spielte auch der frühere Theologe und spätere Kramer und Nachbar
des Klosters Ignaz Schmidmair. Er hatte sich in die Gunst der Patres eingeschlichen,
arbeitete aber heimlich mit Heydolph zusammen. So schrieb er seinem Auftrag-geber:
"ich werde mir Ausspähungen und Aufdeckungen jederzeit zur besonderen
Pflicht machen".
Schmidmair kaufte im Oktober 1802 zusammen mit einem Compagnon die Kirchengebäude,
riss sie ab und verkaufte das Abbruchmaterial.
Versuche
der umliegenden Ortschaften (darunter Sittenbach und 13 weitere
Gemeinden) und Privatleuten (darunter Joseph Widmann aus Oberroth),
die Kirche durch die beträchtliche Geldspende von 10.000 Gulden
vor dem Abriss zu retten, schlugen fehl. Odelzhausen als der eigentliche
Gewinner der Klosterauflösung dürfte nicht darunter gewesen
sein. Doch das Inventar wurde zum Teil in die Odelzhausener Kirche
gebracht; das Übrige wurde verkauft und die Gebäude restlos
abgerissen. Auch der 61 ha große Wald wurde verkauft:
40 ha an Graf Minucci von Odelzhausen, 5 ha an Graf von Hundt zu
Unterweikerts-hofen, 7 ha an den Wirt von Oberroth, der Rest an
verschiedene weitere Käufer. Die sollen die Kunstgegenstände
mit dem Heuwagen fortgebracht haben 30)
Lediglich
die Keller erhielten sich noch 150 Jahre lang, auf denen Privathäuser
errichtet wurden. Sie dienten im 2.Weltkrieg der Bevölkerung
als Luftschutzbunker. Bei Neubauten nach dem Krieg wurden auch diese
Keller beseitigt.
Spätere Versuche, die Wallfahrtsstätte wieder zu errichten
sind 1817 und 1825 gescheitert. 1826 kam mit dem Bescheid des Münchner
Ordinariats das endgültige Aus: Es habe "bey dem seit
mehr als 20 Jahren stattgefundenen Verhältnis sein Verbleiben".
|
Wiederangelegter
Friedhof
|
Lediglich der Friedhof ist wieder
eingerichtet, wie dem nebenstehenden Schild zu
entnehmen ist. Bei Bauarbeiten im Jahr 1986 wurde ein Teil der Gruft freigelegte,
in der man Gebeine, hölzerne Gürtelschnallen und Reste von Textilien
fand. Man geht davon aus, dass hier die Mönche aus Taxa beigesetzt
worden waren. Allerdings waren die Gräber schon einmal (vielleicht
im Zuge des Kirchenabrisses 1803) aufgebrochen und durchwühlt worden.
Geblieben ist das Symbol des Taxasterns. Er hat sich im Wappen der Gemeinde
Odelzhausen erhalten.
Und auch im Wappen der Schlossbrauerei Odelzhausen; vielleicht kommt daher
der in der Region verbreitete Spruch: "Der hot an "Taxastern"
(Vollrausch).
33)
Erhaltene
Ausstattungsgegenstände
Die große Kirchenorgel
wanderte über einen Zwischenhändler, den Münchner Tändler
Lambeck, der sie um 411 Gulden gekauft hatte, nach Altomünster,
die kleine nach Niederroth.
Dort stehen beide Prospekte noch heute.
Die mittlere Glocke mit einem Gewicht von 9 Zentnern, die Marienstatue,
die Kanzel, Votivbilder,
das Kanzelkreuz und
die mater dolorosa überführte man nach Odelzhausen. Ein Altar
kam nach Schöngeising, der Tabernakel
nach Unterweikertshofen.
Der interessante Hinterglas-Kreuzweg
und ein weiterer Altar (der allerdings schon früher nach Roßbach
abgegeben worden sein soll) befinden sich derzeit in Sixtnitgern-St.Johann.
Nach einer anderen Quelle sollen zwei Altäre nach Odelzhausen
abgegeben worden sein, wo sie jetzt -im 19.Jh. verändert- als Seitenaltäre
dienen. Die übrigen Altäre wurden zusammen mit dem Kirchengebäude
abgegeben und wohl verbrannt. Noch heute erhalten sind das Inventar des
Bischofzimmers und des Refektoriums, eine Reihe von Gemälden (u.a.
von Domenico Zampieri (1581-1641), bedeutende Skulpturen, Kreuze, Bücher,
das Uhrwerk der Turmuhr, ein Gipsrelief und viele persönliche Utensilien
der Mönche. Die Waldungen erwarb Graf Minucci.
Ein großer Rest der Ausstattung
wurde meistbietend verkauft und landete im Privatbesitz auf Bauernhöfen
in den Lkr. Dachau und Fürstenfeldbruck. Vor allem der frühere
Theologiestudent und Bauer Anton Knoller aus Hochdorf /FFB hatte den Wert
der regelrecht verschleuderten Kunstwerke erkannt. Er erwarb bei der Versteigerung
Möbel, Skulpturen, Bilder, Bücher, Gebrauchsgegenstände
der Mönche und sogar eine große Turmuhr der Klosterkirche und
transportierte die Erwerbungen mit sieben (!) Heuwägen ab. Rund 200
Jahre verblieben die Gegenstände im Besitz dieser Familie. Als der
letzte Hofbesitzer 2009 starb, ließen die Erben die Gegenstände
versteigern.
Versteigerungen
2009/10
Die Gemeinde Odelzhausen hatte schon
Jahre vorher versucht, in den Besitz dieser Ausstattungsgegenstände
zu gelangen. Nun mussten schnell Sponsoren für die Ersteigerung gefunden
werden. Dies gelang unter großem Einsatz des Gemeinderats Dr.Roderich
Zauscher. Auch die politische Gemeinde und die Pfarrgemeinde beteiligten
sich mit größeren Summen. Zuletzt standen 45.000 Euro für
den Ankauf von Kunstwerken zur Verfügung. Bei zwei Versteigerungen
2009 und 2010 erhielt Zauscher den Zuschlag für eine Reihe von Bildern
und Plastiken, darunter die wertvollen ehemaligen Kanzelfiguren
der Kirche. Auch zwei überlebensgroße Holzbilder
der Heiligen Nepomuk und Franz Xaver, sowie eine Reliefgruppe
Moses und der brennende Dornbusch konnten erworben werden, ebenso wie
die Ikone einer schwarzen Madonna
aus dem 17.Jh.
Durch Vermittlung von Christoph Kürzeder, Leiter des Diözesanmuseums
Freising, gelang es außerdem, ein zuvor schon verkauftes Bozzetto
(Modell) für ein Deckengemälde in Kirche oder Kloster zu erwerben.
Im Jahr 2014 konnte Odelzhausen Kirchenbank-wangen aus Taxa vom
Lippbauern in Wenigmünchen zurückkaufen. Alle Erwerbungen wurden
renoviert und im Juni 2015 in einer Ausstellung unter großem Publikumsandrang
im Odelzhausener Rathaus gezeigt und in Vorträgen von Bgm. Markus
Trinkl, Prof.Dr.Liebhart, Dr.Roderich Zauscher und Robert Gasteiger vorgestellt.
Bozetto des Deckengemäldes
Der größte und
dekorativste Ausstattungsgegenstand ist das Bozetto
eines Deckengemäldes. Es handelt sich um ein rd. zwei Quadratmeter
großes ovales Gemälde (Ölfarbe auf Leinwand), das als
Entwurf für das Deckenfresko diente. In der Malerei wird so ein Entwurf
auch als Macchia oder Schizzo bezeichnet. Das Bozetto fertigte Johannes
Chrysostomos Winck (1725-1795). Er war einer de bekanntesten Altarblatt-
und Kreuzwegmaler der späten Rokokozeit und wirkte hauptsächlich
im Fürstbistum Eichstätt. Im Dachauer Land stammt möglicherweise
das Altarblatt in der Kapelle zu Lindach von ihm.
Die Skizzierung ist notwendig, weil Fresken auf den nassen Putz gemalt
wurden. Die Farbe zog sofort ein und war kaum noch zu korrigieren.
Deshalb mussten Fresken gut vorbereitet werden. Es genügte nicht,
das Werk nur grob zu skizzieren; das Gemälde musste auf dem Bozetto/Maccia/Schizzo
möglichst in jedem Detail ausgearbeitet werden um es dann maßstabsgetreu
übertragen zu können. |
Bozetto
für Deckenbild Krönung Mariens
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Das hat z.B. auch Michelangelo
in der Sixtinischen Kapelle so gehalten; das Bozetto für das
Jüngste Gericht ist noch erhalten.
Man kann durchaus sagen, dass
die eigentliche künstlerische Arbeit am Bozzetto stattfindet.
Die Übertragung der künstlerischen Idee auf die Decke
ist dann lediglich Handwerkskunst auf höchstem Niveau.
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Ein vollends ausgearbeitetes Bozetto
lag auch im Sinne des Auftraggebers, weil der nun wusste, was er erwarten
durfte und bei Bedarf noch Korrekturen anregen konnte. Der Unterschied
zwischen Bozetto und Originalwerk gibt hierzu interessante Aufschlüsse.
Leider wissen wir nicht, an welcher Stelle das Deckenfresko in Taxa angebracht
war. Ja, es nicht einmal sicher, ob das Wandgemälde jemals ausgeführt
wurde. Da das Gemälde viele stilistische Elemente des Rokoko zeigt,
stammt es aus der Zeit von 1730 bis 1780. Da war bis zur überraschenden
Aufhebung des Klosters 1802 noch genügend Zeit zur Ausführung.
Thema des Gemäldes von Taxa
ist die Krönung Mariens durch die Hl.Dreifaltigkeit. Maria wird von
Engeln in den Himmel empor-gehoben. Jesus mit Kreuz, in wallendem roten
Mantel und ein Engel halten die kostbare Krone über die Gottesmutter,
die sich demütig verneigt. Abweichend vom sonst üblichen Typus
entsprechender Darstellungen legt Gottvater nicht selbst Hand an die Krone,
sondern lässt sich von einem Engel vertreten. Die Heilig-Geist-Taube
schwebt zwischen den beiden göttlichen Personen. Ein Putto über
der Taube hält einen zusätzlichen Kranz aus 6 roten Rosen und
6 weißen Sternen.
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Joachim
und Petrus
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Blumenkorb
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König
David
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Krönung
Mariens
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Stefanus
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Katharina
und Barbara
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Eine Schar von Heiligen umgibt
die Krönungsszene. Aber nicht alle konzentrieren sich auf die heilige
Handlung. Auf der rechten Seite sind die beiden Prinzessinnen (und Nothelferinnen)
St.Barbara (mit Kelch und Turm) und Katharina (mit zerbrochenem Marterrad)
in ein intensives Gespräch vertieft. St. Joachim, der Vater von Maria,
ist mehr mit seinen Täubchen beschäftigt, die er in einem Behältnis
mitgebracht hat (Mitte rechts).
Dagegen blicken St.Petrus (mit Schlüsseln), St.Stephanus ( im kurzärmeligen
Gewand des Diakons mit einigen Steinen) und St.Zacharias, der Onkel Jesu
(im jüd.Priestergewand mit Rauchfass), ganz fasziniert auf den Krönungsvorgang.
Über Zacharias wird von Putten ein Gerät (vielleicht die Bundeslade
der Israeliten) getragen.
Hinter Stephanus steht ein Heiliger mit Pfeilen in der einen und einer
Art Fahne in der anderen Hand. Es könnte sich um Sebastian handeln,
der mit Pfeilen gemartert wurde oder um einem Wetterheiligen, denn über
der Person kann man eine schwarze Wolke erkennen. Die Pfeile wären
dann die Blitze, die aus der Wolke fahren. Der bekannteste Wetterheilige
(als Einzelheiliger) in unserer Gegend ist St.Donatus.
Im unteren Bildbereich kniet König David im Hermelinmantel auf einem
roten Kissen und spielt die Harfe. Zwei Putten halten das wohl etwas lappige
Notenblatt. Ganz links schwingt eine groß dargestellte Person drohend
ein Schwert. Um wen es sich handelt, ist mir nicht bekannt. Zwischen den
Personen schweben Engel und verrichten verschiedene weitere Tätigkeiten:
sie tragen Maria, präsentieren einen Blumenkorb oder halten den Bühnenvorhang,
der die Szene umgibt, zurück.
Kanzelfiguren
|
Ersteigert
werden konnten 2010 auch die wertvollen Figuren der vier Evangelisten
und von Christus.
Die fünf ausdrucksstarken Figuren in faltenreichen und wehenden
Gewändern zierten die Kanzel in der Klosterkirche (die sich heute
in der Odelzhausener Kirche befindet). Hinter den Füßen
der Evangelistenfiguren lugen deren Attribute hervor: Matthäus
mit Mensch, Lukas mit Stier, Markus mit Löwen und Johannes mit
dem Adler. Die Symbole gehen zurück auf die Offenbarung des Johannes
(Kap.4 Vers 7). Dort werden sie als die vier Lebewesen, die rings
um Gottes Thron stehen, erwähnt.
Als Evangelistensymbole dienen sie erst seit dem frühen Mittelalter.
Seit Hieronymus (347-420) werden sie wie folgt gedeutet:
|
- Der geflügelte
Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus
weist auf den Stammbaum Jesu und auf dessen Geburt
(mit deren Bericht das Matthäusevangelium beginnt) hin.
- Der geflügelte Löwe ist Sinnbild für Markus,
weil das Markusevangelium mit der Predigt des Johannes in der
Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt und weil
sein Evangelium die Kraft der Auferstehung und Todesüberwindung betont.
- Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas
galt als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums,
das mit dem Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf
den Opfertod Christi hindeutet.
- Den Adler des Johannes versteht man als Symbol für
den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums,
das mit den Worten beginnt "Im Anfang war das Wort und das
Wort war bei Gott und Gott war das Wort".
Kopie
der Schwarze Madonna von Brünn 03)
Die Ikone der Schwarzen
Madonna in Taxa ist eine Kopie des entsprechenden Originalbildes
in der Basilika Mariä Himmelfahrt der Augustinerabtei in Alt-Brünn.
Das Originalbild ist sehr alt. Seine Existenz ist seit dem 14.Jh verbürgt;
nach der Legende soll es sogar vor 2000 Jahren vom hl.Lukas gemalt worden
sein. Überliefert ist jedenfalls, dass Kaiser Karl IV. die Ikone
im Jahr 1356 dem neugegründeten Kloster der Augustinereremiten vermachte,
dessen Gründer sein Bruder Markgraf Johann Heinrich war. 02)
Der Orden, zu dem auch der Konvent
in Taxa gehörte, hat wohl das Bild als Kopie nach Taxa weitergegeben.
Die Kopie der Ikone in Taxa
ist -im Gegensatz zum Originalbild- mit einer vergoldeten Schablone
verse-hen, die den Hintergrund des oberen Bildteils bildet und insbesondere
die reliefierten Kronen von Maria und dem Jesuskind enthält.
Die Fassung in Taxa erinnert an die offizielle Krönung der
Brünner Madonna am 10.Mai 1736 mit gegenständlichen Goldkronen
und einer Goldkette. Die Kronen mit über 100 Edelsteinen waren
von Goldschmieden in Rom erstellt worden. Deshalb ist in die Kronen
von 1736 auch das Wort "Roma" eingraviert.
|
Madonna
von Brünn
|
Diesen Namen der Stadt Rom finden wir auch auf der Kopie aus Taxa
(auf der Krone Mariens). Die Krone des Jesuskindes ist mit der Jahreszahl
1765 versehen; es dürfte das Jahr der Entstehung der Ikone
aus Taxa sein.
Auf dem Bild tragen Maria und Jesus gegenständliche Perlenketten,
Maria dazu noch eine rautenförmige Goldbrosche.
Der prächtige Rokokorahmen korrespondiert zwar mit dem Goldhintergrund
des Bildes, drängt aber die ursprüngliche Form als Ikone
in den Hintergrund.
|
Die Kopie in Taxa war-einer Inschrift auf der Rückseite zufolge- am
wundertätigen Original in Brünn anberührt worden. Man ging
davon aus, dass durch die Berührung die religiöse Kraft des Originalbildes
auf die Kopie übergeht.
Die Augustiner
von Brünn schreiben auf ihrer Internetseite:
"Die individuellen Gesichtszüge der Madonna verschwinden im Dunkel
und ermöglichen eine mystische Einheit mit dem/der Beter/in".
Heiligenbilder Zur geretteten Ausstattung
gehören auch Holzbilder der Heiligen Johannes
Nepomuk (mit Kreuz und Birett) und
Franz Xaver (mit Täufling)
Joh.Nepomuk
|
Johannes aus Pomuk,
"ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs
in Prag und machte sich beim König Wenzel wegen seines energischen
Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ
ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte
ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen
schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die
Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes,
der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine
Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das
1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen
hohen Stellenwert. Der
Fundort der Leiche
in der Moldau wurde
durch eine Erscheinung von fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk
ist neben Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt
ist. Die Verehrung von
Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber nicht
sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein Denkmal
auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte
ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre nach
seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in der
Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult
von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch
Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst
Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt.
Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig und nach
kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in
vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag:
16.Mai
Franz
Xaver, ein Spanier, war ein Zeitgenosse von Ignatius von Loyola
und einer der ersten Jesuiten. Von Goa in Indien aus missionierte
er auf mehreren Reisen den fernen Osten u.a. Japan und China und
taufte dort viele Menschen. Am 3. Dezember 1552 starb der Heilige
auf der Insel Sancian (Santschao) bei Kanton in China. Das hochgehaltene
Kruzifix erinnert an den Eifer, mit dem er die Botschaft vom Gekreuzigten
verkündete. In der Münchner Michaelskirche befindet sich
eine Knochenreliquie mit dem Spruchband: "25 Tote erweckt, 120.000
getauft". Die Zahl der Taufen war damals -anders als heute- ein
Maßstab für den Erfolg der Mission. (Gedenktag: 3.Dezember).
|
Franz
Xaver
|
Relief
"Moses und der brennende Dornbusch"
Wieder
beschafft werden konnte auch das zweiteilige Relief "Moses
und der brennende Dornbusch".
Im brennenden Dornbusch gibt sich Gott zu erkennen und reicht dem
vor ihm knienden Moses seine Hand. Die Gestik erinnert an das Schöpfungs-bild
von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle.
|
Moses
und der brennende Dornbusch
|
Der
brennende Dornbusch ist in der christlichen Ikonologie Symbol der
Auferstehung. Auch Jesus interpretiert diese Stelle in diesem Sinne,
denn: "Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen."
(Lk.20,38)
Die Bibel (Buch Exodus, Kap.3) schildert die Szene: |
|
"Mose
weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters
von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus
und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn
in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin:
Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. .....
Und der Herr sprach: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams,
der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht;
denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen..... " |
Quellen:
01)
Dr. Martin v.Deutinger,
Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02)
Hans Belting, Bild und Kult: eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter
der Kunst, S. 374, 1990 (1356)
03)
http://www.opatbrno.cz/opat_hist_de.htm, 2015 (Altbrünner Madonna)
04)
Renate Zauscher, Vom Marien-Ei und anderen Wundern, DAH-SZ vom 20./21.6.2015
(Taxet)
05)
Thomas Führer: Die Aufhebung
des Klosters Maria Stern bei Taxa (1. Teil), Amperland 1966
06)
Thomas Führer: Die Aufhebung
des Klosters Maria Stern bei Taxa (2. Teil), Amperland 1967
07)
Dachauer Neueste vom 23.8.1977
08)
Regionalanzeiger Landkreis Dachau
v. 7.12.1978
09)
Jakob Mois,Konsekrationsbuch des
Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe 1715)
10)
Max Gruber, Zu den vom Landgerichtsschreiber
Heydolph durchgeführten Klosteraufhebungen im Lkr.Dachau,
Amperl.1983(Heydolph)
11)
Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland
tätige Maler, Amperland 1987 (Pichler)
12)
Max Gruber,
Im Amperland tätige Bildhauer, Amperland 1987/1 (Hans
Schütz)
Der Bildhauer Hans
Schütz wurde erstmals 1615 in Fürstenfeldbruck genannt.
Er war verheiratet mit Veronika Wöhrlein.
In Taxa erstellte
Schütz Altäre für die erste Kapelle (1619) und für
die Klosterkirche (1630). Er schnitzte den Hochaltar mit
einer Marienfigur und
stehendem Kind, zwei Engel, und für die Seitenaltäre Gesimsengel,
Wappen und Waffen Christi.
13)
Robert Böck, Alle Vürnemere
Opferung vnd Schankhungen zu Maria Stern in Taxa, Amperland 1990 (Schenkungen)
14) Dr.Alfred
Kaiser, Maria Stern von Taxa. Zur Ikonographie einer verschwundenen Wallfahrtskirche,
Amperl.89 (Ausstattg)
15)
Robert Böck, Wallfahrt
im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
16) Robert
Böck, Rosenkranzandacht u. Rosenkr-Bruderschaften der Barockzeit
im Dachauer Land, Amperl.1991/2 (Rosenkr.)
17) Eugen
Otker, Gack Gack Gack Gack a Ga, 1993
18)
Gerd Holzheimer, Kloster Taxa
und sein Prediger, Unser Bayern, Heimatbeilage der bay.Staatszeitung,
1994
19) Robert
Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Baumaßnahmen
1693)
20) Unser
Dachauer Land, Beilage zu den Dachauer Nachrichten vom August 1998 (ASantaClara)
21)
Dr.Tilman Mittelstraß,
Taxa: Archaeologie im Nest der Sterneneier, Amperland 2000
22) Dachauer
Nachrichten von 2001 und vom 17.2.2003
23) Tobias
Zauscher, Die Aufhebung des Augustinerklosters Taxa 1802, Amperland 2003/3
24) Laura
Scherr, Klöster in Bayern, Haus der Bayerischen Geschichte, 2008
25)
Prof. Dr.Liebhart, Zur Geschichte
der Ei-Wallfahrt Maria Stern in Taxa bei Odelzhausen, 2009
26) Faltblatt
"Das Kloster Maria Stern in Taxa, 2013
27)
Dachauer SZ vom 14./15.8.2014
(Kirchenbankwangen aus dem Kloster)
28) Hermann
Fischer/Hans-Wolfgang Theobald, Die rheinischen Orgelbauer Balthasar u.Christian
Ludwig König, (Orgelb.König)
29) Dachauer
SZ vom 31.7.2001, 26.3.2002 u. vom 4.9.2002
30)
Claudia Schuri, Das Ei-Wunder
von Taxa, Dachauer Nachrichten vom 10.1.2018
31)
Das Kloster Taxa - Beschreibung
1867, Pastoralblatt für die Erzdiözese München-Freising
1867
32)
Gustav von Bezold und Berthold Riehl,
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Bd.1, Das
Kloster Taxa 1895
33)
Eierlei, ein
Magazin und ums Ei, Bayerischer Rundfunk 2, Sendung Zeit für Bayern,
31.3.2018, 12-13 Uhr
34)
Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
35)
https://de.wikipedia.org/wiki/Pilgerzeichen
36)
Bavarikon, Bayerische Wallfahrtsmedaillen
aus sechs Jahrhunderten, 2023
37)
Der
Goldschmied Philipp Heinrich Müller
(1654-1719) lebte in Augsburg und war einer der bedeutendsten Medailleure
und Münzstempelschneider
seiner Zeit.
Er schuf seit 1677 eine Vielzahl künstlerisch hochwertiger Medaillen
auf Herrscher,
Persönlichkeiten und Ereignisse
seiner Zeit. Bekannt sind etwa 260 Münzen und über 400 Medaillen,
Müller gab zusammen mit
Lauffer und Kleinert eine Medaillenreihe
der Ahnengalerie römischer Päpste heraus, obwohl er selbst Protestant
war.
38)
Dr.Dr.Anton
Schneider, Die Säkularisation in Bayern, Amperland 2003
32
Bilder: Schertl (30), Bavarikon
(2)
1.10.2023
Das Kloster Taxa - Beschreibung
1867
- Beschreibung des früheren Klosters im Pastoralblatt
für die Erzdiözese München-Freising 1867- 31)
Wo jetzt seit 1848 erst, durch freiwillige
Beiträge der Bewohner dortiger Gegend erbaut, nahe bei Odelzhausen,
ein kleines Capellchen steht, während rings um selbes der Pflug die
Felder durchfurcht, da befand sich einst ein herrlich Klostergebäude
mit geschmackvoller Kirche. Gewaltige Linden schirmten beide gegen die
anprallenden Weststürme. Drinnen aber wohnte Gnade und Friede.
Es war dieß das weithin gekannte
und weither besuchte Augustinerkloster Maria Stern zu Taxa. Das wundervolle
Ei mit dem Bildnisse der Gottesmutter in einem Sterne, welches im Hühnerhofe,
unweit des Schlosses Odelzhausen, auf einem neuen Ziegelsteine von der
sorgsamen Henne hingelegt worden war, hatte den Gutsherrn, Johann Baptist
von Hundt bewogen, dort eine Capelle im Jahr 1616 zu erbauen, und so ein
Gelübde freudig zu erfüllen, das er einst auf einer Reise als
Gesandter des großen Churfürsten Maximilian I. v.Bayern gethan.
Die Capelle war in Form eines Sternes
gebaut und Herzog Wilhelm V., der Fromme, schenkte dahin ein schönes
Marienbildniß. Sie ward am 8.September 1619 consecrirt. Es entstand
aber alsbald dort eine frequente Wallfahrt, so daß es nothwendig
wurde, eine große Kirche zu bauen. Dieß begann auch noch Willhelm
Hundt, der spätere Gutsherr Joh.Bapt.Beccaria vergrößerte
selbe, und im Jahr 1654 wurde sie vom Bischofe Albert Sigmund v.Freising
eingeweiht.
Um dem Andrange der Pilger zu den
hl.Sacramenten der Buße und des Altars genügen zu können,
ward auch ein Kloster daselbst erbaut und gleichzeitig den Augustinern
der strengen Observanz Barfüßer alles übergeben. In Wenings
Topographie finden wir eine gute Abbildung des spurlos verschwundenen
Taxa. Der berühmte P.Abraham a Santa Clara schrieb über selbes
ein Büchlein, das in München 1742 unter dem Namen "Gack, Gack,
Gack, Gack a Ga einer wunderseltsamen Hennen in dem Herzogthum Bayrn,
oder Beschreibung der Wallfahrt Maria Stern zu Taxa" erschien. Es enthält
Abbildungen des wundersamen Eies vom Jahr 1616, sowie des Klosters. Die
Kirche hatte 2 große Kuppel-Thürme mit 5 Glocken; 9 Altäre,
auf deren einem die Scapulier-Bruderschaft war. In Mitte der Kirche war
eine Crypta, als Begräbißstätte der dortigen Religiosen;
aber auch die Hofmarksherrn von Odelzhausen beanspruch-ten das Sepultur-Recht
in dieser Kirche, zu der sie Grund und Boden herschenkt, "auf ewige Zeiten!"
Was ist aber auf Erden ewig ? Im
Jahre 1802 erhob sich wie eine Windsbraut der Sturm gegen die Klöster
und Kirchen in Bayern. Wohl hatten die mächtigen Linden das friedlich
schöne Taxa gegen die natürlichen Stürme treu geschützt,
hier aber war ihre Kraft unzureichend. Kloster und Kirche wurden ausgeplündert,
demolirt, das Gnadenbild Mariä auf Befehl des unvergeßlichen
Commissärs Heydolf (!!) verhüllt, durch Laien nach Odelzhausen
gebracht, während der genannte königl.Commissär den trauernden
Ortsbewohnern verbot, zu beten, und das seit 186 Jahren hochverehrte Bildniß
der Mutter Jesu als "Stück Holz" und als "Hühnermädel"
schmähte.
Das
Kloster Taxa
im Buch
"Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern",
Bd.1 32)
1895
von Gustav von Bezold und Berthold Riehl
Taxa
war als Wallfahrt und Kloster der Augustiner strenger Observanz (Barfusser)
berühmt. Hier war 1616 von Johann Baptist von Hundt eine Kapelle
erbaut worden, in der ein Hühnerei mit dem Bildniss der Gottesmutter
in einem Stern, das eine Henne an dieser Stelle gelegt hatte, aufbewahrt
wurde.
Es entstand bald eine besuchte Wallfahrt, so dass es nöthig wurde,
eine grosse Kirche zu bauen, welche 1654 geweiht wurde. Gleichzeitig mit
der Kirche wurde ein Kloster errichtet, welches den Augustiner-Barfüßern
übergeben wurde. Von 1666 - 1668 war Abraham a Sancta Clara Pater
und Prediger in Taxa. Das
Kloster wurde 1802 säcularisirt und die Gebäude nebst der Kirche
zerstört. Eine Abbildung bei Wening, Rentamt München Taf. 98.
Beschreibung im Kalender für katholische Christen 1871. S. 43 ff.
Zahlreich
waren in dem Bezirke die Schlösser und Hofmarken, allein es haben
sich nur wenige und diese zumeist nur in verstümmelten Resten erhalten.
Vergl. Wening, Rentamt München, Gericht Dachau. Unter den erhaltenen
Schlössern sind Haimhausen und Odelzhausen die bedeutendsten. Die
Gegend war stets etwas abseits vom grossen Verkehr gelegen, sie entbehrte
städtischer Mittelpunkte und grosser Klöster, welche die Kunstübung
der Gegend wesentlich beeinflusst hätten, denn auch Indersdorf hat
zu keiner Zeit eine bedeutende Kunstthätigkeit entwickelt. Nur im
Beginn des 18. Jahrhunderts scheinen Anregungen für den Bau und die
Dekoration einiger umliegender Kirchen von Indersdorf ausgegangen zu sein.
Der Bezirk ist verhältnissmässig reich an romanischen Bauresten,
es lassen sich deren dreizehn nachweisen, welche zwar nicht unverändert
auf uns gekommen sind, doch aber zum Theil in solcher Erhaltung, dass
wir aus ihnen ein klares Bild der Bauweise gewinnen.
Quelle:
Gustav von Bezold und Berthold Riehl,
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Bd.1, Das
Kloster Taxa 1895
Gründungsgeschichte aus historischer
Sicht
von Prof.Dr.Liebhart
25)
Der Prediger Abraham a Sancta
Clara berichtete, am Karfreitag 1618 habe man ein Hühnerei mit
dem Relief eines Frauenkopfes im Strahlenkranz gefunden, das von einer
schwarzen Henne auf einen Ziegelstein gelegt worden sei. Dieses Ei
habe Johann v.Hundt zum Anlass genommen, die in Seenot versprochene
Kapelle in Taxa zu errichten.
Abraham a Sancta Clara hat die Geschichte in seinem 1683 verfassten
Buch "Gack, Gack, Gack, Gack a Ga" veröffentlicht (siehe
rechts). Damals lebte er in Graz. Mehr über
Abraham a Sancta Clara... |
Buch
von Abraham a S.Clara
über Taxa
|
50 Jahre vor Abraham
a Sancta Clara hatte schon der Jesuitenpater Georg Stengel (1585-1651)
die Wallfahrtsgeschichte aufgeschrieben. 1634 verfasste er in lateinischer
Sprache das Werk "Ova Paschalis", das 100 Deutungen des Eies
als Symbol für Geburt und Leben enthält. Darin berichtet er
auch, er sei als Gutachter für die in Taxa gelegten Sterneier herangezogen
worden.
Die Eier, so schreibt Stengel, hätten ausgesehen, "als wäre
ein Siegel in den weichen Kalk gedrückt" bzw. als sei die gerillte
Struktur "mit Linien und Strahlen mit einem Pinsel" gemacht
worden. Dennoch glaubte auch er an ein Wunder. Das erste Ei "mit
aufgedrücktem Stern oder Sonnenkranz" sei "unmittelbar
nach (!) Baubeginn der Kapelle an einem Freitag gefunden worden,
das zweite "14 Tage darauf". Der Bauherr habe daraus den Schluss
gezogen, es sei richtig gewesen, der Kapelle einen sternförmigen
Grundriss gegeben zu haben. Von einem Gelübde des Joh.Wilhelm von
Hundt ist hier nicht die Rede.
Auch das 1642 angelegte Mirakelbuch, in dem alle Heilungen in Taxa verzeichnet
sind, enthält eine Gründungsgeschichte. Sie wurde vom Sulzemooser
Pfarrer Matthias Strohmayr verfasst und ist wohl vom Bericht Stengels
beeinflusst: "Alß man aber die H.Capellen hatt angefangen zuebauen,
hatt sich .. begeben, dass durch ain oder zway Hennen.. zwey tag nacheinander,
..jeden tags ein Ay mit einem inprimirten (=eingedrückten)
Stern und ausführlichen Stern seindt gelegt" worden. Das erste
Ei sei damals (1642) schon zerbrochen gewesen. Auch hier kein Wort über
das Gelübde.
Nach Auffassung von Prof. Dr.Liebhart gab es wahrscheinlich keine
Seenot und kein Gelübde, auch kein Marienbild auf den Eiern, keinen
Ziegelstein und keine schwarze Henne. Der Kapellenbau diente der Abrundung
des neu angelegten Hofes mit Geflügel- und Fischzucht. Die Sternform
des Kapellen-Grundrisses könnte auf die Charakterisierung von Maria
als "Stern des Meeres" (Lauretanischen
Litanei) zurückzuführen sein. Aber auch eine Änderung
des Bauplans angesichts der unglaublichen Wirkung des Sternwunders auf
die Menschen sei nicht auszuschließen. Abraham a Sancta Clara hat
die tatsächlichen Ereignisse umgestellt und reich ausgeschmückt,
um daraus eine für die Menschen dieser Zeit schlüssigere Gründungsgeschichte
zu erstellen.
--------------------------
Quelle:
Prof.Dr.Liebhart, "Gack, Gack, Gack, Gack a Ga", Zur Geschichte
der Ei-Wallfahrt Maria Stern in Taxa, 2009
Stern-Eier
Sternei im Huttermuseum
|
Sterneier sind - nach Robert
Böck - durchwegs sehr dünnschalige Eier, die auf einer
Seite etwas plattgedrückt sind und dort eine elliptische blasenartige
Ausbuchtung aufweisen, von der strahlenförmige Einschnürungen
nach außen verlaufen. Bis heute sind solche Sterneier (fast
nur) in der Region um Taxa nachgewiesen. Sie gelten nicht nur als
Raritäten der Natur, sondern nach wie vor als Glücks-
oder Wunderzeichen. Eier von schwarzen Hennen galten früher
als Schutz vor Hexen, Teufeln und Unglücksfällen.
30)
Rudolf Kriß führt diese Missbildung der Eierschale auf
eine Deformation des Eierstocks zurück. Möglicherweise
liegt aber auch ein Kalkmangel vor, durch den sich die Eier beim
Erkalten im Nest zusammenziehen. Das sonstige Futter oder die Hühnerrasse
sind jedenfalls nicht ursächlich.
|
Für Abraham a Sancta Clara gab es aber nur übernatürliche
Ursachen. Er schrieb, die Sterneier seien ein Zeugnis dafür, wie die
"übergebenedeyte Himmelskönigin solches wertheste Herzogthumb
und auch die Diözese Freising im Schutz und Schirm" habe. Man
sehe daran, dass die Muttergottes nicht nur von den Menschen, sondern auch
von den "gagazigeten Hennen" verehrt werde. Deshalb solle man
das Bayerland in Mariäland umbenennen.
Sage
der Entstehung des Namens der Grafen v.Hundt 18)
Die
Grafenfamilie Hundt hieß vor langer Zeit Altdorff. Eines Tages hat
eine Frau Gräfin dieser Familie in Abwesenheit ihres Mannes Zwölflinge
geboren. Sie wollte ihrem Mann bei der Rückkehr aber keine zwölf
Kinder, sondern nur eines präsentieren. Deshalb befahl sie einer
Bediensteten, elf dieser Kinder in einen Sack zu stecken und zu ertränken.
Auf dem Weg zum Tatort begegnete sie dem heimkehrenden Grafen, der sie
fragte, was sie in dem Sack transportiere. Sie entgegnete: Junge Hunde.
Da wollte der Herr Graf einen dieser Hunde sehen. So kam die geplante
Mordtat auf. Der Graf ließ seine Gemahlin aber nicht, wie sonst
in Sagen üblich, auf dem Scheiterhaufen verbrennen, sondern schwieg
über sein Wissen. Er ließ die elf Kinder an einem geheimen
Ort aufziehen und präsentierte sie im Alter von sechs Jahren ihrer
Mutter. Die zeigte sich reumütig; er war großmütig und
verzieh ihr. Doch seiner Nachkommenschaft verordnete er den Namen Hundt.
Auf vielen Gemälden, die die Fam. Hundt in Auftrag gegeben hat, ist
ein kleiner, meist weißer Hund zu sehen.
Quelle: Gerd
Holzheimer, Kloster Taxa und sein Prediger, Unser Bayern, 1994
Abraham
a Santa Clara 18)
Abraham
a Sancta Clara
|
Abraham a Santa
Clara (bürgerlicher Name: Hans Ulrich Megerle) wurde am 2.7.1644
zu Kreenheinstetten im Schwäbischen Jura (Lkr. Sigmaringen) geboren,
erhielt seine Ausbildung auf den hohen Schulen des damaligen Bayern
in Ingolstadt und Salzburg, trat 1662 in Wien in den Orden der Barfüßer
ein. Nach weiteren Studien-jahren in Ferrara und Prag wurde er 1666
zum Priester geweiht, wirkte zunächst in Wien und von 1670 bis
1672, also nur zwei Jahre lang, als Sonntagsprediger in Taxa. Dann
kehrte er nach Wien zurück und machte dort Karriere: 1677 wurde
er kaiserlicher Prediger, ab 1680 Prior des Wiener Augustinerklosters
und 1690 Provinzial der deutschsprachigen Provinz des gesamten Ordens.
Dazwischen lebte er um 1683 ein paar Jahre in Graz. Die Belagerung
Wiens durch die Türken von Juli bis September 1683 erlebte er
so von außen.
Er starb im Alter von 65 Jahren am 1.12.1709 in Wien. |
Abraham a Sancta Clara gilt als sprachgewaltigster christlicher Prediger
im deutschen Sprachraum des 17. Jahrhunderts. Einige Literaturwissenschaftler
sehen in dem Ordensmann sogar den eigentlichen Begründer der deutschen
Schriftsprache.
Berühmt ist Abraham a Santa Clara vor allem wegen seiner originellen
und bilderreichen Sprache, die durchaus einen Hang ins Derbe aufwies. Er
selber nannte seine Predigtmethode "dem Volke aufs Maul schauen". Für
seine literarische Bekanntheit spricht, dass sich auch Schiller (1759-1805)
und Goethe (1749-1832) mit ihm befassten; Abraham a Santa Clara gab die
Vorlage zur Kapuzinerpredigt in 'Wallensteins Lager". Jean Paul (1763-1825)
wollte "auf das Grab des guten Abraham a Santa Clara eine Blume legen",
weil er seinen Humor so schätzte. Auch Eichendorff (1788-1857) und
Heidegger (1889-1976) hielten große Stücke auf ihn.
Aussagen über die Sprache
Abrahams a Santa Clara:
Gerd Holzheimer:
Die Sprache des wortgewaltigen Mönches ist, so schreibt der Münchner
Schriftsteller Gerd Holzheimer, je nach Bedarf humoristisch, satirisch,
parodistisch getönt, mit ausgreifenden Wortwiederholungen, gewagten
Metaphern, Kalauern, Wortwitzen, Alliterationen und Wortspielen. 18)
Prof.Dr.Liebhart:
Nach Historiker Prof.Dr.Liebhart war er "einer der bedeutendsten
Poeten, ein wortgewandter Prediger, der die Menschen in seinen Bann
zog. Er hat mit allen Mittel gearbeitet, er hat manipuliert und auf
Marketing gesetzt".30)
Dr.Norbert Göttler:
Der Bezirksheimatpfleger von Oberbayern erklärte in einem Interview
2018: Er war ein geistlicher Marktschreier und hat durch eine höchst
plastische, derbe Sprache und auch mit Witzen unterfütterte Sprache
versucht, die Leute zu erreichen. Heute würde man sagen, so ein
Tonfall kommt einem Geistlichen nicht zu. Auch mit Drohungen, Verleumdungen
und auch Beschimpfungen hat er nicht gespart. 30) |
Abraham a Santa Clara besaß
auch eine ordentliche Portion Chuzpe: In Wien predigte er einmal, dass
es am kaiserlichen Hof Damen gebe, "die nicht wert seien, dass sie
ein Hund anbrunzt". Als der Kaiser einen Widerruf dieser Grobheit
verlangte, verkündete Abraham von der Kanzel: "Es gibt am Hof
auch Damen, die es wert sind, dass sie ein Hund anbrunzt".
Aber die Predigten von Abraham hatten
auch außerordentliche reaktionäre Züge. Seine Feindbilder
sind eindeutig zu erkennen: Religiös die Moslems, Juden und Protestanten,
politisch die Türken, die zum Sturm auf Wien ansetzten und allgemein
die Frauen.
Frauen
Den Ausschnitt an den Frauenkleidern nannte er "Satansfenster".
Von den Jungfrauen verlangte er, sie sollten sein "wie die Chlocken
am Charfreytag (nämlich still) oder wie eine Orgel: "sobald
dise angetastet wird, so schreyt sie".
Das Heiraten gleiche für Frauen einem Glückstopf, predigte er:
|
"Manche zieht,
und erhält einen Kamm, welcher sie tüchtig zauset.
Diese zieht einen Schwamm, einen Säufer, welcher niemals trocken
wird.
Jene erhält einen Würfel, einen Spieler, welcher alles durchbringt
und die Kinder an den Bettelstab versetzt. |
Und die Männer warnte er:
|
Manche hat jetzt
goldne Haare, und bald maßt sie sich wie eine alte Bruthenne.
Die Augen sind glänzend schwarz, aber bald werden sie triefend,
und rot, wie die gewisser Tauben.
Die Wangen sind voll, und lieblich, aber bald werden sie einfallen,
wie ein leerer Dudelsack.
Die Nase ist schön geformt, alabastern, aber bald wird sie ein
alter Kalender, der immer nasses Wetter anzeigt.
Der Mund glänzt wie Corallen, aber bald wird er einer gerupften
Blaumeise gleichen.
Der Wuchs ist schön, aber bald geht er in Trümmer, wie die
alabasternen Büchsen der Magdalena.
Tugend besteht, aber Schönheit vergeht. |
Die Türken nannte er
heimtückisch und wortbrüchig und setzte sie mit dem Teufel gleich,
den die Christen mit ihren Sünden selbst herbeigeschworen haben.
Auch eine Reihe von Sprichwörtern stammt von ihm (oder wird
ihm zugeschrieben):
- Ein Vorsatz ist wie ein Aal: leichter
zu fassen als zu halten.
- Die Pforte im Himmel ist klein, es kann kein Prahlhans hinein.
- Freund und Anker erkennet man, wenn sie Hilf' in Not getan.
- Brummt das Weib den ganzen Tag, so geht der Mann zum Schwarzen Bären.
- Ein Jahrmarkt ohne Hiebe, ein Jüngling ohne Liebe, ein Ehestand,
der wohlbestellt, sind selt'ne Dinge in der Welt.
- Wenn das Schwein am fettesten ist, hat es den Metzger am meisten zu
fürchten.
- Sitzt die Maus am Speck, so piepst sie nicht.
- Ein schwerer Beutel macht leicht eitel.
- Er liebt das trübe Wasser wie ein Aal.
- Ein zänkisches Weib ist wie ein immer durchtriefendes Dach.
- Der Ehestand gleicht häufig dem Fische. Da sieht man viel Fröhlichkeit,
und muntere Sprünge, im Hintergrunde aber findet sich
Galle, ungeheuer viel Galle.
Quelle: Gerd Holzheimer, Kloster Taxa
und sein Prediger, Unser Bayern, 1994
|