
Gedenktag:
23. Juli |
Name
bedeutet: die Erhabene (latein.) |
Ordensgründerin
* um 1303 in Finsta/Schweden † 23. Juli
1373 in Rom |
Birgitten-Kirchen
im Landkreis Dachau:
Altomünster
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St.Birgitta
wurde um das Jahr 1303 als Birgitta Birgersdotter, als Tochter
von Birger Persson in Finsta bei Uppsala in Schweden geboren.
Sie stammte aus einer reichen Familie. Ihr Vater war einer
der größten Grundbesitzer in Schweden.
Mit 11 Jahren verlor sie ihre Mutter. Der war kurz vor Birgittas
Geburt, als sie bei einem Schiffbruch gerettet wurde, Maria
erschienen und hatte ihr ein "seliges" Kind prophezeit.
Birgitta hatte früh den Wunsch, in ein Kloster einzutreten.
Dies war auch bedingt durch viele Visionen, die sie schon
als Kind erlebt hatte:
Als Siebenjährige erschien ihr die Jungfrau Maria, die ihr
eine goldene Krone auf den Kopf setzte.
Im Alter von acht Jahren erschienen ihr zum ersten Mal der
gekreuzigte Christus sowie teuflische Ungeheuer, die sie
mit dem Kruzifix bannte.
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Deckenbild
in Altomünster
Vor Maria kniet die hl. Birgitta. Sie blickt zu Maria auf
und weist mit der Rechten auf die Gründungsszene. Damit
empfiehlt sie das Kloster dem Schutz Mariens.
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Doch Ihr Klosterwunsch wurde nicht erfüllt. Als Dreizehnjährige
wurde sie mit dem 18 Jahre alten Ademar Ulf Gudmarsson, dem Sohn
eines Ritters verheiratet. Birgitta bekam acht Kinder und kümmerte
sich neben ihrer Familie um benachteiligte Frauen.
1335
wurde Birgitta Hofmeisterin bei der Gemahlin von König Magnus
Eriksson.
1337
pilgerte sie mit ihrem Mann nach Santiago de Compostela.
Als ihr Mann auf der Reise erkrankte und bald nach der Heimkehr
1344 starb, zog sie sich in die Nähe der Zisterzienserabtei
von Alvastra zurück und begann ein streng asketisches
Leben.
Dort schrieb ihre Visionen auf.
In
sieben Büchern spricht Birgitta von ihrer Ergriffensein
von der Gerechtigkeit Gottes und der übergroßen Kraft der
Liebe, vermittelt besonders durch die Fürsprache der Gottesmutter
und die Heiligkeit der Kirche.
In
einer der Visionen war sie aufgefordert worden, eine neue
Ordensgemeinschaft zu gründen und ein Kloster im schwedischen
Vadstena am Vätternsee zu errichten. Dieser Aufforderung
kam sie nach. Dem Orden gab sie ergänzte Augustinerregeln;
er umfasste sowohl Schwestern als auch Priester - eine Klosterfamilie
als Symbol der Urgemeinde.
Der
schwedische König Magnus stellte Birgitta 1346 das Gut Vadstena
am Vättersee zum Bau eines Ordenshauses zur Verfügung.
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Birgittenfigur
in Altomünster
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Birgitta engagierte sich auch politisch uind kritisierte
ungeniert den Lebenswandel von Priestern und Bischöfen in
Schweden.
Später übersiedelte sie -entsprechend einer weiteren
Offenbarung- nach Rom, um an den Feiern zum Heiligen Jahr
1350 teilzunehmen und blieb dort, um die Anerkennung ihres
Ordens durch den Papst zu betreiben. Doch das Verfahren
zog sich hin; erst 1378 kam Anerkennung des Ordens; da war
Birgitta schon 5 Jahre tot.
Als Beraterin von Adeligen und zweier Päpste versuchte sie
im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich
(1337-1453) Frieden zu stiften oder den Papst zu einer Rückkehr
von Avignon nach Rom zu bewegen.
Beide Vorhaben scheiterten.
Birgitta
gründete in Rom ein Hospiz für schwedische Pilger und Studenten
und kümmerte sich um Prostituierte, denen sie einen Neuanfang
zu ermöglichen versuchte.
1372 pilgerte Birgitta im Alter von 69 Jahren in Begleitung
ihrer Kinder Karl, Birger und Katharina nach Jerusalem.
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Am 23. Juli 1373 starb sie in ihrem Wohnsitz an der Piazza Farnese
in Rom. Ihre Tochter Katharina, die ebenfalls heiliggesprochen
wurde, überführte ihre sterblichen Überreste nach Schweden.
Birgitta
schrieb ihre insgesamt 600 Visionen und Offenbarungen (Relevationes)
auf und ließ sie ins Lateinische übertragen. 1390 wurde
die Schrift von Verwandten mit der Bitte um Kanonisation dem Papst
Bonifatius IX. übergeben.
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Am 7. Oktober 1391 wurde Birgitta durch Papst Bonifatius
IX heiliggesprochen und 1396 zur Schutzheiligen ihres Heimatlandes
erklärt. Das Konzil von Konstanz (1414-1418) bestätigte
die Heiligsprechung 01) .
Birgitta hat für Schweden die Bedeutung, die Jeanne
d'Arc für Frankreich hat.
Das
erste Birgitten-Kloster auf dem europäischen Festland wurde
in Gdansk/Danzig gegründet; dies war der Grund, warum die
Arbeiterbewegung Solidarnosc Birgitta -nach Maria- zur zweiten
Schutzpatronin wählte; und dies war wohl einer der Gründe
für Papst Johannes Paul II., sie 1998 zusammen mit Katharina
von Siena und Edith Stein zur Patronin Europas zu erheben.
In
der heutigen evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche
gibt es eine Societas Sanctae Birgittae, eine Vereinigung
für Kleriker und Laien, die in der birgittinischen Spiritualität
und Tradition steht.
Zum
700. Geburtstag Birgittas im Jahr 2003 pilgerten mehr als
110.000 Menschen nach Finsta und vor allem Vadstena, wo
ein neues Birgitta-Museum eröffnet wurde. Die Gemeinde hat
heute 8.000 Einwohner und wird "Rom des Nordens"
genannt.
Derzeit gibt es zwei Birgittenklöster in Deutschland:
Altomünster ist ein Kloster des alten Zweiges des Birgittenordens
in Deutschland. Daneben gibt es seit 2002 in Bremen (Stadtviertel
Schnoor) ein Kloster des neuen Zweiges.
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Eine der bekanntesten Visionen ist die Weihnachtsvision,
in der Birgitta das Geschehen im Stall von Bethlehem in allen Einzelheiten
schildert. Birgitta befand sich als über 70jährige Frau
im Jahr 1372 auf einer Wallfahrt ins Heilige Land, als sie in der
Geburtshöhle Christi in Ekstase geriet.
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"Als
ich mich bei der Krippe des Herrn in Betlehem befand, sah
ich eine sehr schöne schwangere Jungfrau, mit einem
weißen Mantel und einem dünnen Kleid angetan
...
Mit ihr war ein sehr ehrenwerter alter Mann, und sie hatten
einen Ochsen und einen Esel mit sich.
Als sie in die Grotte gekommen waren, band der Alte den
Ochsen und den Esel an die Krippe, ging hinaus und kam mit
einem entzündeten Licht zur Jungfrau zurück, das
er an der Mauer befestigte. ...
Die Jungfrau nahm die Schuhe von ihren Füßen,
entledigte sich des weißen Mantels, den sie trug,
zog den Schleier vom Haupte und legte die Kleidungsstücke
neben sich. So hatte sie bloß das Kleid auf sich,
und ihr wunderbares, goldglänzendes Haar war über
die Schultern ausgebreitet. ...
Als alles in Ordnung getan war, fiel die Jungfrau ehrfurchtsvoll
auf die Knie, um zu beten, wobei sie den Rücken gegen
die Krippe wendete, ...
und in derselben Stunde, ja in einem Augenblick, gebar sie
ihren Sohn, von welchem ein so unsäglicher Strahlenglanz
ausging, dass die Sonne nicht mit ihm verglichen werden
könnte. ...
Ich sah indessen sogleich das ehrenreiche Kind nackt und
klar scheinend auf dem Boden liegen. ... Und ich hörte
süß klingenden Engelgesang von wunderbarer Schönheit.
...
Als sie fühlte, dass sie geboren hatte, betete sie
zu dem Knaben sehr geziemend ehrfurchtsvoll mit gebeugtem
Haupt und gefalteten Händen.
(Übersetzung
von S. Stolpe, Frankfurt/Main)
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Weihnachtsvision
der hl. Birgitta
Das Jesuskind liegt auf einer Windel im Schoß Mariens.
Birgitta kniet anbetend davor. Neben Maria der Ochs und
der Esel. Ganz hinten der hl. Josef. Im oberen Bildteil
Putten mit dem Spruchband "Gloria in excelsis deo".
Das Bild entspricht dem Tpyus Nr. 3
der nebenstehenden vier Versionen.
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Die
von ihr im 7.Buch der Revelationes geschilderten Visionen
hatten großen Einfluss auf die Frömmigkeit und
die Darstellungsweise biblischer Szenen in der Bildenden
Kunst, die sich nach dem Tod Birgittas (1373) rasch von
Italien nordwärts ausbreitete. 01)
Die Weihnachtsvision wurde nicht nur als Text verbreitet,
sondern auch in ikonographischer Darstellung. Dadurch eintstand
ein neuer Typus der Bilder von Christi Geburt, der sich
von der bis dahin vorherrschenden byzantinischen Bildüberlieferung
(wie Maria im Wochenbett) unterschied. Viele berühmte
Künstler nahmen das Thema auf. Schwerpunktmäßig
bildeten sich vier Versionen heraus.
1. Maria kniet neben dem nackt am Boden liegende Jesuskind,
das von einem Gnadenstrahl aus dem Himmel
erleuchtet wird.
2. St.Birgitta wird zusätzlich neben Maria oder ihr
gegenüber
dargestellt.
3. Maria sitzt und hat Jesus auf ihren Schoß genommen.
Birgitta
kniet vor dem Kind (siehe Bild links).
4. Birgitta nimmt die Stelle von Maria ein, die neben ihr
als
Helferin fungiert (davon soll es einen
Kupferstich des Meisters
S.Pheysens v. 1656 05)
geben)
In allen Versionen schweben über der Szene Gott Vater
oder Engel; Josef hält im Hintergrund eine Kerze oder
eine Laterne. 02)
Hans
Memling und Albrecht Dürer stellten das Jesuskind nicht
in der Krippe, sondern wie in der Vision Birgittas, auf
dem nackten Boden liegend dar.
Auch
in den Werken des Malers und Dürer-Zeitgenossen Matthias
Grünewald finden sich mehrfach Bezüge auf ihre Visionen.
Dies gilt ebenso für den Isenheimer Altar wie für die danach
geschaffene Stuppacher Madonna.
Die Gestalt Birgittas
erscheint auch in bildlichen Darstellungen der Neun Guten
Heldinnen, sie ist in dieser ikonografischen Reihe eine
Vertreterin des Christentums.
- Über die Weihnachtsvision
hat die Dipl.Theol Veronika Jung ihre Diplomarbeit geschrieben.
Einen Auszug können
Sie hier lesen...
- Das umfangreichste
Werk über die Weihnachtsvision hat Theodor Klotz aus
Dachau verfasst. Sein Buch ist unter dem Titel "Weihnachtsvision-
Die hl.Birgitta vor der Krippe" veröffentlicht
(ISBN 978-3-00-067531-7) 07)
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Quellen:
01)
Josef Dünninger, Die Weihnachtsvision der Hl.Birgitta, Festschrift
Altomünster 1973 S. 135
02) Toni Grad, Anmerkung
zur Ikonographie der Weihnachtsvision, Festschrift Altomünster
1973 S. 135
03) http://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Birgitta_Brigitta_von_Schweden.html,
2014-11-03
04) http://de.wikipedia.org/wiki/Birgitta_von_Schweden,
2014-11-05
05)
Buch "Vita seraphicae Matris Birgittae de regno Sveciae"
im Kloster Altomünster
06) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Weihnachtsvision
der hl.Birgitta von Schweden, Amperland 2008, S. 281 ff
07)
Theodor Klotz, "Weihnachtsvision- Die hl.Birgitta vor der
Krippe" (ISBN 978-3-00-067531-7), 2021


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