Die
Wandgemälde in der Basilika auf dem
PETERSBERG
Pantokrator
Christus in der Mandorla über dem Hochaltar
(daneben Petrus und Paulus)
darunter die Symbole der vier
Evangelisten, die vier apokalyptischen Wesen: Mensch, Löwe,
Stier und Adler.
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Vor 1000 Jahren konnte fast kein
Gläubiger lesen. Diese Kunst war im Wesentlichen der Geistlichkeit
vorbehalten. Auch viele Adelige waren Analphabeten. Der Kirchenraum
sollte deshalb den Besuchern die Religion bildhaft erklären sowie
durch figürliche Darstellung verdeutlichen und einprägen.
So um die Jahrtausendwende kam der
erzählende farbige Bildstreifen in der Malerei in Mode. Deshalb wurde
die Mittelapsis auf dem Petersberg in dieser Weise ausgemalt. Die Bilder
müssen bis 1119 gemalt gewesen sein, da in diesem Jahr der Konvent
die Stammburg der Grafen von Scheyern, die sich damals schon Wittelsbacher
nannten, zum Geschenk erhielt und bald darauf dorthin umzog. Möglicherweise
unterblieb wegen dieses raschen Umzugs die Ausmalung der beiden Nebenapsiden,
obwohl man bei Untersuchungen um 2006 festgestellt hat, dass auch die
Gemälde in den Apsiden nicht einheitlich sind, sondern aus verschiedenen
Zeiten stammten 13).
Bei der
großen Restaurierung 1907 aus Anlass der 800-Jahr-Feier der
Kirche- entdeckte man in der Hauptapsis unter sieben Farb- und Putzschichten
13)
romanische Wandmalereien, aber nur
noch in Bruchstücken. So waren z.B. durch den Abbruch des oberen
Teils der Hauptapsis und den Einzug einer Flachdecke vom Bild des Pantokrators
und der danebenstehenden Apostel Petrus und Paulus nur noch die Füße
und der unterste Teil der Apostel sowie Reste der vier Evangelistensymbole
erhalten 12)
. Durch den Ausbruch der beiden Fenster waren die Martyriumsszenen verstümmelt.
Gut zu erkennen, war nur die unterste Zone mit dem Marienbild und den
Engeln. Unter dem Mäanderband konnte aber noch ein Teil der Inschrift
mit den Namen Petrus und Paulus entziffert und vom Chorbogen, der in den
Dachraum hineinragte, die aufsteigenden Rauchfassengel freigelegt werden
12).
Am besten erkennbar waren noch die Gemälde der untersten Zone, die
thronende Gottesmutter mit vier assistierenden Engeln 12).
Wie Professor Haggenmiller feststellen konnte, war die originale
Ausmalung der Apsis erst nach und nach erfolgt; denn es ließen sich
dort die Lichtspuren von allen 12 Apostelkerzen nachweisen. Das Muttergottesbild
mit den Engeln soll sogar erst nach der zweiten Kirchenweihe von 1110
entstanden sein 12).
Ob die Restauratoren auch
in den Seitenapsiden Spuren von Malerei zu entdecken, ist nicht sicher
bekannt. Bisher schloss man dies aus und glaubte, dass Prof. Haggenmiller
die Seitenapsiden im Auftrag des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
mit völlig neuen Bildern ausgestattet hat, die dem Hauptbild nachempfunden
waren. Doch bei Untersuchungen im Zuge der letzten Restauration 2006/07
hat man festgestellt, dass die Gemälde nicht einheitlich sind, weder
beim Material noch im Stil. Dies spricht dafür, dass doch ein Teil
der Bilder aus früherer Zeit stammt.
Die Denkmalpfleger von 1907 standen
vor der Entscheidung, was mit der Hauptapsis, dem liturgischen Zentrum
der Kirche geschehen soll. Man konnte die Gemäldereste in diesem
größtenteils zerstörten Zustand belassen oder die Bilderreste
über-tünchen und etwas ganz Neues an dieser Stelle schaffen
oder die Wandgemälde (Al Secco-Malereien auf trockenem Putz
14)).
zu ergänzen. Man entschloss sich zu angleichender Ergänzung
der fehlenden Teile, wobei Professor Haggenmiller sich von den romanischen
Bildern der Abteikirche Prüfening bei Regensburg anregen ließ,
die er selbst restauriert hatte 12).
Zudem kümmerte sich ein Verwandter von ihm, Hans-Georg Haggenmiller
zeitgleich in der Regensburger Allerheiligenkapelle um die Wiederherstellung
der Fresken.
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Prof.Hans Haggenmiller
wurde 1864 in Ettensberg, Gemeinde Wiggensberg im Oberallgäu
geboren. Er studierte in den Jahren 1889-1891 an der Akademie der
Bildenden Künste in München und war Schüler von Rudolf
Seitz. Seit 1897 war er neben Jos.Alois Mayer und Dr.Georg Hager der
dritte Konservator am Bayer.Nationalmuseum und leitete dort die Restaurierungsanstalt.
Im Jahr 1900 wurde zum Professor ernannt. Ab 1908 leitete er das neu
gegründete Landesamt für Denkmalpflege. Haggenmiller galt
als Spezialist für Restaurierungsfragen 09),08) |
Bei der Restaurierung der Petersberg-Basilika
wurde aber der Unterschied zwischen der originalen und den ergänzten
Partien nicht kenntlich gemacht, sondern alles einheitlich gestaltet 12),
um eine bessere Wirkung beim Betrachter zu erzielen. Nur in der Apsiswölbung
hat der Restaurator durch einen dunkleren Hintergrundstreifen zwischen
den unteren Teilen der Apostelgestalten und den vier Evangelistensymbolen
die Grenze markiert, von der ab er den majestätischen Christus in
der Mandorla und die Apostel Petrus und Paulus neu gestaltet hat 12).
Bei den Martyriumsbildern in der mittleren Zone ist nicht mehr zu erkennen,
welche Teile original waren und welche -wegen der später hier eingesetzten
und wieder zugemauerten Seitenfenster- ergänzt worden sind 12).
Finanziert wurde die Rück-Romanisierung
1907 durch den Verkauf der barocken Altäre und der Kanzel an die
Pfarrei Rottenberg, Gemeinde Sailauf, deren Kirche damals neu gebaut worden
war 13)
.
Bewertung
Was ist nun von den Wandgemälden
zu halten ?
Es stecke mehr zwanzigstes als zwölftes Jahrhundert in den
neuen Gemälden, sagen viele Kunsthistoriker. Heute wäre eine
solche "Ergänzung" nicht mehr vorstellbar. In der Regel
steht der Erhalt der meist nur teilweise vorhandenen Originalsubstanz
im Vordergrund.
Als Laie aber kann
man sich über die Schönheit dieser beeindruckenden und einprägsamen
Darstellungen auf dem Petersberg ganz einfach freuen, wie dies wohl
auch die Menschen getan haben, die vor 900 Jahren diese Kirche besucht
haben. Vielleicht ist die Basilika durch die Ausmalung der Nebenapsiden
noch schöner geworden, als sie es jemals war.
Zum Eindruck, Jahrhunderte alten
Gemälden gegenüber zu stehen trägt sicher auch die Patina
bei, die den früher zu neu und zu glatt wirkenden Malereien ein altertümliches
Gepräge gibt. Sie wurde bei der Restaurierung von 1952 von Restaurator
Pfohmann 12)
aufgetragen. Bei einer Oberflächenreinigung
im Jahr 1984 hat man Teile der Patina entfernt, mit dem Ergebnis, dass
die Malerei Haggenmillers verstärkt hervortrat. Bei der Renovierung
2007 musste entschieden werden, wie mit der restlichen Patinierung verfahren
werden sollt. Nach Abwägung aller Möglichkeiten wurde entschieden,
dass der vorhandene Mischzustand von 1980 konserviert und nur die größeren
Schäden beseitigt werden 04) .

Mittelapsis
oder Hauptapsis
Die
Apsis des Mittelschiffs ist vertikal in drei Zonen gegliedert,
die durch verschieden gestaltete Schmuckbänder getrennt sind:
1. oben
in der Kalotte Christus als Weltenrichter,
2. im Mittelteil das Martyrium der Kirchenpatrone Petrus und
Paulus
3. im unteren Bereich Maria auf dem Thron, begleitet von
Engeln.
Das Bildprogramm der Mittelapsis
soll zeigen, dass die kirchliche Macht Vorrang vor der weltlichen
Macht genießt. Das himmlische Vorbild ist Ziel der Weltordnung.
Dazu gehören in romanischer Zeit ein Bild der himmlischen Kirche,
die endzeitliche Wiederkehr Christi, die Anwesenheit von irdischen
Vertretern der weltlichen und geistlichen Macht (Heidrun Stein-Kecks)
13).
Oberer
Teil
- Christus als Weltenrichter
In der Wölbung der Mittelapsis
ist in einer Mandorla Christus als Weltenrichter (Allherrscher,
Pantokrator) dargestellt, der auf einem Regenbogen, dem Sinnbild
für die Verbundenheit zwischen Gott und den Menschen, sitzt
(siehe Bilder oben und rechts). Eine Mandorla ist die in der Regel
mandelförmige Gloriole um eine göttliche Figur. Sie ist
mathematisch die Schnittfläche zweier sich überlappender
Kreise, theologisch die Schnittmenge des Himmelskreises und des
Erdkreises. Die Füße von Christus ruhen auf Gestirnen
und Planeten; er ist der Herrscher der Erde und des Weltalls 11)
.
Nach der Tradition geht die Gestalt des Weltenrichters auf das Bild
des Menschensohnes zurück, das im 7.Kapitel des Buches Daniel
zu finden ist: "wo jemand wie eines Menschen Sohn mit den
Wolken des Himmels kommt und vor dem "Uralten" gebracht wird, der
Gericht hält (der "Uralte" ist eine symbolische Umschreibung
Gottes, weil er schon immer da ist). Dieser gibt ihm Macht, Ehre
und das Reich über alle Völker".
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Links und rechts der Mandorla stehen
die Kirchenpatrone Petrus und Paulus.
Unter dem Pantokratorbild die Symbole
der vier Evangelisten die vier apokalyptischen Wesen: Mensch, Löwe,
Stier und Adler.
Ein Schriftband enthält einen nicht mehr vollständig lesbaren
Text
(DEI FAT.R.PETRUS.IN.CRUCE.S.O.LIGATUR...PAULUS
OVIA... DE NOSC...)
Weitere biblischen
Grundlagen
für die Darstellung des Weltenrichter und der apokalyptischen Wesen.
- Die bekannteste ist das 4.Kapitel
der Geheimen Offenbarung (Apokalypse), in der es heißt:
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Und
ich sah, ein Stuhl war gesetzt im Himmel, und auf dem Stuhl saß einer;
(Psalm 47.9) (Jesaja 6.1) und der dasaß, war gleich anzusehen wie
der Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Stuhl,
gleich anzusehen wie ein Smaragd...Und vor dem Stuhl war ein gläsernes
Meer gleich dem Kristall, und mitten am Stuhl und um den Stuhl vier
Tiere, voll Augen vorn und hinten. Und das erste Tier war gleich einem
Löwen, und das andere Tier war gleich einem Kalbe, das dritte hatte
ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Tier war gleich einem fliegenden
Adler. Und ein jegliches der vier Tiere hatte sechs Flügel, und sie
waren außenherum und inwendig voll Augen und hatten keine Ruhe Tag
und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der HERR,
der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt. |
- Das Bild beschreibt auch Ezechiel
(Hesekiel) in Kap. 1 seiner Prophezeiungen: (Hes, 1, 6-8 u. 26-28)
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Und
über dem Himmel, so oben über ihnen war, war es gestaltet wie ein
Saphir, gleichwie ein Stuhl; und auf dem Stuhl saß einer gleichwie
ein Mensch gestaltet. (Hesekiel 1.22) Und ich sah, und es war lichthell,
und inwendig war es gestaltet wie ein Feuer um und um. Von seinen
Lenden überwärts und unterwärts sah ich's wie Feuer glänzen um und
um. Gleichwie der Regenbogen sieht in den Wolken, wenn es geregnet
hat, also glänzte es um und um. Dies war das Ansehen der Herrlichkeit
des HERRN. Und da ich's gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht
und hörte einen reden.
Und darin war es gestaltet wie vier Tiere, und dieselben waren anzusehen
wie Menschen. Und ein jegliches hatte vier Angesichter und vier Flügel.
Und ihre Beine standen gerade, und ihre Füße waren gleich wie Rinderfüße
und glänzten wie helles glattes Erz. Und sie hatten Menschenhände
unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; denn sie hatten alle vier
ihre Angesichter und ihre Flügel. Und je einer der Flügel rührte an
den andern; und wenn sie gingen, mussten sie nicht herumlenken, sondern
wo sie hin gingen, gingen sie stracks vor sich. Ihre Angesichter waren
vorn gleich einem Menschen, und zur rechten Seite gleich einem Löwen
bei allen vieren, und zur linken Seite gleich einem Ochsen bei allen
vieren, und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. Und ihre Angesichter
und Flügel waren obenher zerteilt, dass je zwei Flügel zusammenschlugen,
und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. |
Auch Jesaias
stimmt in diese Beschreibung ein (Jes, 6,1-4)
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...sah
ich den Herrn. Er saß auf einem hohen Thron und war erhöht und der
Saum seines Gewandes füllte den Tempel. Über ihm schwebten Seraphim,
jeder hatte sechs Flügel. Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihre Gesichter,
mit zweien ihre Füße und mit dem dritten Paar flogen sie. Sie riefen
einander zu: 'Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Allmächtige!
Die Erde ist von seiner Herrlichkeit erfüllt!« Dieses Rufen ließ die
Fundamente der Vorhalle erzittern und der Tempel wurde mit Rauch erfüllt.
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Mittelteil der Hauptapsis:
das Martyrium von Petrus und Paulus
Im mittleren Bildstreifen der Hauptapsis
wird zu beiden Seiten des Alabasterfensters das Martyrium der Kirchenpatrone
Petrus und Paulus dargestellt. :

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links vom Alabasterfenster,
die Kreuzigung des
hl. Petrus.
Petrus wurde im Zirkus des
Nero auf eigenen Wunsch mit dem Kopf nach unten ans Kreuz geschlagen,
da er "nicht würdig sei, den selben Tod wie Jesus Christus
zu sterben".
Auf dem Bild ist sein Leib ist mit Stricken an den Kreuzesschaft
gebunden, während die Henker Nägel durch die Hände
schlagen.
Links vom Kaiser steht
ein weiterer Henker mit ge-zücktem Schwert, wohl bereit,
Petrus zu ent-haupten. Doch der neben ihm stehende Mann hält
ihn mit einer Hand-bewegung zurück |
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rechts:
die Enthauptung des hl. Paulus.
Der Heilige erwartet kniend den Schwertstreich des Henkers. In den
Händen hält er ein Buch; es ist Symbol für seine
Funktion als Verkünder des Evangeliums in Wort und Schrift.
Der rechts hinter ihm stehende Kaiser streckt den Arm aus, als Zeichen
für Henker, mit seinem Werk zu beginnen. Hinter ihm steht eine
Frau in vornehmem Gewand, die beschwichti-gend ihre Hand auf den
Arm des Kaisers legt.
Diese Szene soll, so Kreisheimatpflegerin Unger-Richter, auf eine
historische Begebenheit aus dem Leben des jungen Heinrich IV. hinweisen,
der als Minderjähriger an die Macht gekommen ist. Einige Reichsfürsten
unter der Führung des Erzbischofs Anno II. von Köln verschworen
sich gegen den jungen Herrscher 13)
.
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Beim "Staatsstreich von Kaiserwerth"
(1062) nahm Anno II. den 11jährigen Heinrich gefangen. Das vergaß
ihm der Junge nicht. Als Heinrich mit 14 Jahren volljährig wurde, erhielt
er feierlich ein Schwert überreicht (Schwertleite). Nach der Überlieferung
wollte er das Schwert sofort gegen den bei der Zeremonie anwesenden Bischof
Anno erheben. Doch Heinrichs Mutter Agnes konnte ihren Sohn gerade noch
von seinem Vorhaben abhalten.
Links von Paulus stehen zwei Frauen
in besonders prächtigen Gewändern. Die geöffneten Arme
und der Blick hin zu Heinrich könnten nach Auffassung von Historikern
auf die Ehefrau von Heinrich IV., Bertha von Turin, hinweisen, die Heinrich
auf Anordnung seines Vaters heiraten musste und von der er sich drei Jahre
später in einem ebenso Aufsehen erregenden wie aussichtslosen Verfahren
wieder scheiden lassen wollte 13).
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Interessant sind die beiden
Darstellungen des Kaisers, der die Hinrichtungen beobachtet
und beaufsichtigt. Er ist nicht wie Kaiser Nero gekleidet, unter
dem Petrus und Paulus hingerichtet worden sind. Die Gewänder
und die Kronen gleichen vielmehr denen des damaligen Kaisers Heinrich
IV, der mit dem Papst im Investiturstreit lag und deshalb exkommuniziert
war. Die Mönche auf dem Petersberg standen auf der Seite des
Papstes und stellten den Kaiser auf diese Weise in die Reihe mit
den Christenverfolgern. 10)
Auffallend
ist der Altersunterschied der beiden dargestellten Kaiser. Der Monarch
auf der linken Seite mit grauen Haaren scheint älter als der
rechte Kaiser mit rotem Bart und Haupthaar 13)
. Entweder wird der Kaiser
Heinrich IV. in unterschiedlichen Lebensaltern gezeigt, oder es
handelt sich um einen Hinweis auf den Machtübergang auf dessen
Sohn Heinrich V. Dieser stieß seinen Vater 1105 vom Thron,
behielt aber dessen unnachgiebige Position als Gegner der Päpste
im Investiturstreit zunächst bei.
Das Gemälde könnte somit ein frühes Propagandadokument
sein, falls die heute zu sehende Darstellung des Kaisers dem Originalgemälde
entspricht.
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Unterer
Teil der Hauptapsis:
Maria mit
dem Jesuskind
Im unteren, 177 cm hohen
Bildstreifen eine sitzende Maria mit Kind (Sedes sapientiae
- Sitz der Weisheit). Sie ist sowohl als Gottesmutter als auch als
die neue Eva mit dem Heils-Apfel (Symbolgestalt für die Kirche)
dargestellt.
Umgeben ist Maria von einem "Hofstaat" aus himmlischen Engelscharen
in Gestalt von acht großen Engeln mit LilienZeptern.
Maria zeigt den Gläubigen das Jesuskind. Auf dem Bild ist die
Figur von Maria sehr streng gehalten, während das lebhafte Jesuskind
den Betrachter anlächelt.
Dazu passt folgender Satz aus
dem Gebet "Salve Regina", das in einem die ganze Apsis umfassenden
Schriftband an unterster Stelle in Latein geschrieben steht: "...und
nach diesem Elend zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht Deines Leibes."
Text des Salve Reginas in Latein und
Deutsch:
Salve, Regina,
mater misericordiae:
Vita, dulcedo,
et spes nostra, salve!
Ad te clamamus, exules, filli evae
Ad te suspiramus,
gementes et flentes
in hac lacrimarum valle.
Eia ergo, advocata nostra,
Illos tuos misericordes oculos
ad nos converte! Et Jesum,
benedictum fructum ventris tui,
Nobis post hoc exilium ostende!
O clemens: O pia:
O dulcis Virgo Maria!
Amen |
Sei gegrüßt,
o Königin,
Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben, unsre Wonne
und unsre Hoffnung, sei gegrüßt!
Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas
zu Dir seufzen wir
trauernd und weinend
in diesem Tal der Tränen.
Wohlan denn, unsre Fürsprecherin,
wende Deine barmherzigen Augen
uns zu und zeige uns Jesus,
die gebenedeite Frucht Deines Leibes, nach dem (Leben in) diesem
Elend.
O gütige, o milde,
o süße Jungfrau Maria.
Amen |
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An die Stirnwand um die Mittelapsis
sind Engel unter roter Marmorierung sowie -oben in den Bogenzwickeln-
Engel mit Weihrauchgefäßen gemalt. Sie weisen die Betrachter
mit großen Gesten auf das Geschehen im Altarraum (Messopfer) hin.
An oberster Stelle ist ein Bild der Heilig-Geist-Taube zu sehen.
Wandgemälde
in den beiden Nebenapsiden
Ob in den Seitenschiff-Apsiden Gemäldereste gefunden wurden, ist
nicht zweifelsfrei geklärt. Bis vor wenigen Jahren war man der Ansicht,
dass die Apsiden nicht bemalt waren, weil die Mönche in den wenigen
Jahren zwischen Bau der Kirche und Wegzug nach Scheyern wohl nicht genügend
Zeit für eine vollständige Ausmalung hatten 12).
Man glaubte, dass Prof. Haggenmiller die Seitenapsiden im Auftrag des Bayerischen
Landesamt für Denkmalpflege mit völlig neuen Bildern ausgestattet
hat, die dem Hauptbild nachempfunden waren
12). Doch bei Untersuchungen im Zuge der letzten
Restauration 2006/07 hat man festgestellt, dass die Gemälde nicht
einheitlich sind, weder beim Material noch im Stil. Dies spricht dafür,
dass doch ein Teil der Bilder aus früherer Zeit stammt 13).
Die Auswahl der Themen -links Szenen
aus dem Leben des hl. Martin, rechts Szenen aus dem Leben des hl. Benedikt-
ist nach Pfarrer Jakob Mois wohl auf pastorale Gründe zurückzuführen:
die Kirchenbesucher sollten daran erinnert werden, dass es sich um eine
Benediktinergründung handelte und dass St. Martin von Anfang an neben
dem Apostel Petrus der zweite Kirchenpatron war (dessen Reliquien die
Gräfin Haziga gestiftet hatte) 12).
Jakob Mois weist in seinem Aufsatz "Dichtung und Wahrheit über
die romanischen Gemälde in der Petersberg-Basilika" auch darauf
hin, dass in den Gemälden einige ikonografische Ungereimtheiten
enthalten sind, die sie als neuzeitliche Entwürfe kenntlich machen
12):
So ist St. Martin in der Szene, in der er zum Bischof von Tours erwählt
wird, als vornehmer Offizier mit dem Schwert
über den Knien zu sehen, während ihm Mitra und Stab
hingereicht werden. Doch Martin hatte damals (371) schon längst den
weltlichen Stand verlassen und war seit 10 Jahren Mönch und Abt von
Ligugé gewesen. Ein Maler des 12.Jh hätte dem Abt Martin nie ein
Schwert hinzugefügt. Auch die Martinsgans im Medaillon der
Nordapsis verrät den neuromanischen Ursprung, weil in der Kunst die
Gans erst seit dem 15.Jh als Kennzeichen des hl.Martin auftrat.
In der südlichen Apsis wird der hl.Benedikt
im priesterlichen Messgewand mit einer an das Pallium erinnernden
Stola abgebildet, obwohl er nie Priester gewesen war. Auch die Darstellung
des Todes, am Altar kniend und das Haupt auf die Mensa gelegt,
widerspricht dem Bericht von Papst Gregor dem Großen, nach dem St.Benedikt
stehend, von Mitbrüdern gestützt, seinen letzten Atemzug getan
habe.
Linke Apsis
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Die linke Apsis ist dem hl. Martin
geweiht und enthält Darstellungen aus dem Leben des Heiligen.
In der Apsis, der Kalotte,
wird über einem perspektivischen Ornamentenband der hl.
Martin als Bischof gezeigt.
Die Mandorla, der gemalte Rahmen
der Gloriole um das Bild Martins erinnert an einen edelsteinbesetzten
Kranz.
Seitlich in den Zwickeln knien Engel
und halten das Rundbild. Als Abschluss ist das Schriftband mit dem
Text: "MARTINE ORA PRO NOBIS DEUM+" aufgemalt.
Darunter ein Schriftband mit dem
Text: "MARTINUS CHRISTUM VESTIVIT +MARTINUS, PASTOR TOURS,
ELIGITUR" das den Inhalt
der Bilder darunter vorstellt.
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Auf der rechten Seite wird die Berufung
des Heiligen zum Bischof gezeigt. Martin sitzt bereits auf dem
Bischofsthron und segnet die Gläubigen, während zwei Mönche
Mitra und Bischofsstab halten.
Auf den Knien des Heiligen liegt das den mittelalterlichen Vorschriften
für den geistlichen Stand widersprechende Schwert.
Martin wurde 371 auf Drängen
des Volkes Bischof von Tours, trotz Vorbehalten seitens des Klerus
und gegen seinen Willen.
Eine Legende berichtet, er
habe sich in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch
hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten. Der
volkstümliche Brauch der Martinsgans, die man vielerorts zum
Martinsfest verzehrt, rührt wohl von dieser
Geschichte her. Über
der Apsis ist in einem kleinen Rundbild deshalb eine Gans zu sehen.
Da diese Legende aber erst im 15.Jh entstanden ist,
hätten die Mönche auf dem Petersberg dieses Bild so nicht
gemalt.
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Das Gemälde links von dem kleinen
Fenster stellt die berühmteste Legende um St. Martin, die Mantelspende
dar. Allerdings nicht zu Pferd, sondern zu Fuß, auf gleicher
Ebene, auf Augenhöhe mit dem Bettler .
Rechts der Bettler mit Krücke und einem Raben auf der Schulter.
Martin begegnete am Stadttor
von Amiens als Soldat hoch zu Ross einem frierenden Bettler,
ihm schenkte er die mit dem Schwert geteilte Hälfte seines
Mantels; in der folgenden Nacht erschien ihm dann Christus
mit dem Mantelstück bekleidet: er war es, der Martin
als Bettler prüfte.
An der Stirnwand der linken
Apsis ist der Text "SACERDOS DEI APERTI SUND TIBI COELI"
zu lesen. Darüber ein Kreis mit einem Vogel (Gans) und stilisierten
Bäumen sowie dem weiteren Text: "MARTINUS VENUS PASTOR
EGREGIUS".
Die Gans ist heute zwar ein bekanntes Attribut von St.Martin; doch
in der Romanik war es noch unbekannt (erst seit 15.Jh).
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Rechte
Apsis
Die rechte Apsis ist dem Ordensvater
der ersten Mönche auf dem Petersberg, dem hl. Benedikt
geweiht, dessen Bild in der Apsis auf einem Rundbild zu sehen ist
(im priesterlichen Gewand - obwohl Benedikt kein Priester war !).
Auch hier halten zwei Engel
die in diesem Falle kreisrunde Mandorla.
Der Bogen enthält die Inschriften: "INTERCEDE PRO NOBIS
APUD DOMINUM" und (außen) "MULTI AD EUM CONVENERUNT
DISCIPULI"
Im Rundbild oberhalb der Apsis ist
zwischen stilisierten Bäumen ein Kelch mit einer Kerbe abgebildet.
Er erinnert an die Legende, dass Benedikt noch vor der Ordensgründung
vergiftet werden sollte. Das Gift aber entfloh durch einen Sprung
im Kelch, sodass Benedikt keinen Schaden nahm.
Der Text an dieser Stelle lautet:
"BENEDICTUS TOTUM SE DEDIT JESU CHRISTO"
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Unter einem Zackenband sind zu beiden
Seiten des Alabasterfensters Bilder zu sehen:
Im Gemälde links vom Fenster
stürzt der Heilige auf dem Monte Cassino ein Götzenbild.
Auf der Internetseite der Benediktiner
wird die Begebenheit wie folgt beschrieben:
"Dann zog Benedikt mit einigen Gefährten auf einen hohen Berg
namens Cassinus. Auf ihm stand ein uraltes Heiligtum, in dem das
einfache Volk den Gott Apollo nach alter heidnischer Sitte verehrte.
Als der Mann Gottes dahin kam, zerschlug er das Götzenbild,
zerstörte den Altar und steckte die Haine in Brand.
Den Apollotempel aber verwandelte er in eine Kirche. Darauf wandte
er sich an das umliegende Volk und bekehrte es durch unablässige
Predigt zum Glauben.
Der Text im Schriftband rund um die
Apsis lautet: "BENEDICTUS ARAM GENTIUM RUIT MORITUR AD ALTARE
CHRISTI".
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Das Wandbild rechts zeigt
den Tod des Heiligen Benedikt.
Benedikt starb am Gründonnerstag des Jahres 547, am 21.März,
während eines Gebets am Altar der Klosterkirche Montecassino
auf seine Mönche gestützt.
Seine Mitbrüder sahen, wie seine Seele von Engeln auf teppichbelegter,
lichterfüllter Straße gen Himmel getragen wurde.
Auf dem Gemälde ist
links oben die Seele Benedikts als kleine menschliche Gestalt zu
sehen, die auf dem Gnadenstrahl nach oben schwebt. Aus dem Himmel
streckt sich ihr die Hand Gottes entgegen, die sie nach oben zieht.
Am Scheitel des Bogens ist
ein Kelch mit Kerbe zu sehen, der an den Giftanschlag erinnert,
mit dem Benedikt von Mitbrüdern ermordet werden sollte. Das
Gift aber war durch eine Kerbe entwichen.
Der Text im Schriftband rund
um die Apsis lautet: "MORITVR AD ALTARE CHRISTI2
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In der rechten Apsis hängen
auch die Glockenseile, mit denen die Glocken in dem Türmchen
darüber geläutet werden.
Sehr gut kann man übrigens im untersten
Streifen aller drei Altarräume das bei der letzten Renovierung freigelegte
Bruchsteinmauerwerk in Augenschein nehmen.
Hans Schertl
zur
Hauptseite
Quellen:
01)
Gottfried
Weber, Die Romanik in Oberbayern, 1990
02)
Heimatbuch
des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
03)
Hermann
Bauer, Kunstwanderungen in Bayern südlich der Donau, 1973
04)
Dachauer
Nachrichten vom 26.6.2007
05) DuMont,
Kunstreiseführer Oberbayern, 1980
06) Konrad
Krieger, Der Petersberg im Kreis Dachau, 1954
07) Dewiel,
Rasp: Kunstfahrten in Oberbayern Süddeutscher Verlag 1989
08)
Ingolf Bauer, Volkskultur - Geschichte - Region, Festschrift für
Wolfgang Brückner zum 60., S. 634, 1992
09)
Günter Dippold, Anfänge und Frühzeit des Luitpold-Museums Kulmbach,
2003
10)
Franz Zeheter, Kirchenführung 2004
11)
Josef Mayer, Christus in der Mandorla, Petersberg-Rundbrief 2007
12)
Jakob
Mois, Dichtung und Wahrheit über die romanischen Gemälde in
der Petersberg-Basilika, Amperland 75/1
13)
Dr.Birgitta
Unger-Richter, Kirchenführer Basilika auf dem Petersberg bei Dachau,
2014
14)
Frau H.Frühauf, Haimhausen,
2007
Bilder: Hans Schertl

23.12.2014
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