Wallfahrtskirche
Maria Birnbaum in SIELENBACH
Adresse: 86577 Sielenbach
Maria-Birnbaum-Straße 51
Lage der Kirche auf der Landkarte...
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Kurzbeschreibung
Sielenbach liegt
im Landkreis Aichach, im Wittelsbacher Land. Kirchenrechtlich gehört
es aber zum Dekanat Indersdorf. Deshalb habe ich die Wallfahrtskirche
Maria Birnbaum in diese Seite mit aufgenommen.
Die den Sieben
Schmerzen Mariens (Patrozinium am 15.Sep.) gewidmete Wallfahrtskirche
Maria Birnbaum liegt im Südteil von Sielenbach im Ecknachtal.
Die außergewöhnliche Architektur des Baus fasziniert
Besucher und Kunstexperten.
Der Kirchenbau besteht aus sechs
ineinander gehenden unter-schiedlich großen ovalen Räumen.
Sie sind von Kuppeln überwölbt, die zusammen mit den Türmen
die Dachsilhouette prägen und der Kirche ein Aussehen geben,
wie wir es aus Osteuropa oder von den alten byzantinischen Bauten
kennen. Diese Architektur ist in unserer Gegend einzigartig. Maria
Birnbaum war die erste Kuppel-kirche nördlich der Alpen.
Maria Birnbaum war ein bekannter Marienwallfahrtsort.
Auch heute noch zieht es viele Wallfahrer an. Gnadenbild ist die
Schnitzfigur einer wundertätigen Pieta,
die um 1600 geschnitzt, im 30jährigen Krieg von den Schweden
verstümmelt und danach in der Höhlung eines Birnbaums
aufgestellt wurde.
1659 gab es die ersten
Berichte von Wun-dern: Der Sohn einer Frau aus Südtirol
und ein taubstummes Mädchen aus Ziemetshau-sen wurden
geheilt. Die Wallfahrt zu 'Unser Lieben Fraw im Pürnbaum'
setzte ein.
Ab 1661 errichtete der Leiter der im nahen Blumenthal angesiedelten
Deutsch-Ordens-Ritter, Philipp Jakob von Kaltenthal, um den
Birnbaum herum die heutige Wallfahrtskirche.
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Gnadenbild
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Die Kirche geh&puml;rt
zu den wenigen Bauten der europäischen Architekturgeschichte, bei denen
ein Phantasieentwurf tatsächlich ausgeführt werden konnte.
Am 14.Oktober 1668 wurde die Kirche vom Freisinger Weihbischof
Kaspar Kühner feierlich eingeweiht.
Zwar waren wegen der mangelhaften Statik der Hauptkuppel immer wieder
größere Renovierungen nötig; doch die Kirche überstand
in der Bausubstanz alle Kriege und Brandgefahren. Lediglich die übrigen
Kuppeln hat man nach einem Sturm von 1794 etwas niedriger (ohne Turm-Laternen)
wieder aufgebaut.
Die Seelsorge
übernahmen zunächst Geistliche von Sielenbach und Klingen, später ab 1670
bis zur Säkularisation Deutschordens-Priester. 1803 sollten Kirche und
Wallfahrt aufgel&puml;st werden, doch die Bauern den Umgebung übernahmen die
Baulast, bis die Gemeinde Sielenbach später die Kirche kaufte.
Inneneinrichtung
Im Inneren bilden die nach
dem Grundriss so klar unterschiedenen Räume einen harmonisch
wirkenden Gesamtraum mit einem
einzigartigen Raum- und Lichterleben.
Das hohe Langhaus ist achteckig.
Auf seine Kuppel ist der sog. Apostelturm gesetzt, eine Rotunde
mit Brüstung, von der die Figuren der 12 Aposteln herabblicken.
Im Osten des Langhauses schließt sich der Altarraum an, mit
zwei Ausbuchtungen links und rechts sowie der niedrig eingewölbten
Sakristei hinter dem Choraltar.
Die Kirche besitzt 5 Altäre,
von denen drei aus der Erbauungszeit stammen.
Auf dem Choraltar steht das Gnadenbild,
darüber das Altarblatt mit einem Bild der Kreuzabnahme
Christi. Assistenzfiguren sind Petrus und Paulus.
Hinter dem Hochaltar ist noch der knorrige Stamm des 1671 abgestorbenen
Birnbaums zu sehen.
Im Langhaus stehen vier Seitenaltäre.
Die Altarblätter der beiden vorderen Altäre haben
die
- "Stigmatisierung des hl.Franziskus" und die
- "Rast der Hl.Familie auf der Flucht nach Ägypten"
zum Thema.
Die beiden hinteren Seitenaltäre, die erst 1817 aus
der Kirche von Thierhaupten hierher kamen, sind der
- hl.Barbara (mit Kelch und Turm) und dem
- hl.Georg (im Kampf gegen den Drachen) geweiht.
Als Schauseite dient die hohe
Westwand. Vier große Figuren umgeben
eine Nische inmitten der Wand, in die die Orgel mit halbkreisförmiger
Empore eingebaut ist. In dieser Nische stand fast 200 Jahre lang
der abgestorbene Birnbaum mit der Gnadenfigur. Während dieser
Zeit war auch der Hochaltar an der Westseite um diesen Birnbaum
herum aufgestellt.
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Vergrößerung von 26 Details (Altäre, Stuck) per
Mouseklick
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Viele Votivbilder zieren in mehreren Gruppen
die Wände der Kirche. Zwar wurden die wertvollsten Votivbilder aus
Sicherheits-gründen ausgelagert, doch vermitteln die noch vorhandenen
einen guten Einblick in die Nöte der Menschen und das große Vertrauen,
das die Bevölkerung der Muttergottes entgegenbrachte.
Was noch interessiert...
Gottesdienste
werden täglich gefeiert. Die aktuelle Gottesdienstordnung
finden Sie hier...
Patrozinium ist am Fest "Sieben Schmerzen Mariens",
am 15.September.
Die Kirche ist während des Tages geöffnet. Führungen
finden vom Mai bis Oktober jeden 1. Sonntag im Monat (15.00 Uhr),
sowie nach Vereinbarung statt.
- 360-Grad-Foto
Der Künstler Max van Allen hat vom Hauptraum
der Kirche ein tolles HDR/360-Grad-Foto gemacht und bei Google+
im Internet veröffentlicht. Wenn Sie es sich
anschauen möchten, klicken
Sie hier... oder hier...
Sie können Sich
das Glockengeläute auf Youtube anhören: klicken
Sie hier...
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Maria
Birnbaum ist auch eine der Stationen des 7-Klöster-Wegs, eines
Radwegs, der die Standorte von sieben bestehenden oder ehemaligen
Klöstern im Dachauer- und Wittelsbacher Land miteinander verbindet.
Entlang der Radltour werden der historische Hintergrund, der Bezug
zur Kunstgeschichte und zum Geistlichen Leben an jedem Klosterstandort
ansprechend dargestellt. An vielen Klosterstandorten befinden sich
heute noch neben geistlichen Einrichtungen Bildungshäuser, Orte
sozialer Integration oder Museen.
Die Klöster sollen durch diesen Radweg wieder ins Bewusstsein
gerufen und als Schatz des Dachauer Landes erfahrbar werden. Die Tour
führt zu zahlreichen Wirtshäusern, Klostergaststätten,
Cafes und Biergärten. |
Die sieben Klöster sind:
1. Schönbrunn (Gem.Röhrmoos). Bestehendes Kloster der Assoziation
der Diener und Dienerinnen der Göttlichen Vorsehung"
im ehem. Schloss Schönbrunn. Große Behindertenanstalt. ...
mehr über Kloster Schönbrunn...
2. Weichs. Bestehender Schulorden der Armen Schulschwestern von Unserer
Lieben Frau im ehem. Schloss der Reichsfreiherren
...
mehr über Kloster in Weichs...
3. Indersdorf. Ehem. Augustinerkloster von 1126-1783. ...
mehr über Kloster Indersdorf...
4. Petersberg (Gem.Erdweg). Ehem. Kloster von 1104-1123. ...
mehr über den Petersberg...
5. Altomünster. Birgittenkloster seit 1496, vorher Benediktinerinnenkloster,
um 760 Eremitenzelle von St.Alto ...
mehr darüber...
6. Maria Birnbaum (Gem.Sielenbach). Deutscher Orden. Wallfahrtskirche
erbaut 1659. ... mehr über
Maria Birnbaum...
7. Taxa (Gem.Odelzhausen). Ehem. Kloster der Augustiner-Barfüßer
von 1654-1802. ... mehr
über Kloster Taxa...
Der Radweg ist rd. 100 km lang. Er ist in beide Richtungen mit dem 7-Kloster-Logo
beschildert und kann so von jedem Kloster aus begonnen werden.
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Geschichte
der Kirche und der Wallfahrt
Wallfahrt
In
der Nähe der heutigen Kirche stand im Mittelalter die Burg Stunzberg,
ein Adelssitz derer von Weychs, die in der Renaissancezeit zu einem
stattlichen Schloss umgebaut worden war (siehe Bild rechts). Um 1600
stellten die Bewohner des Schlosses auf einem nahe gelegenen Areal
mit dem Flurnamen Weinberg (!) ein kleines, wenige Jahre zuvor geschnitztes
Vesperbild, auch Pieta genannt, in einen Eichbaum ("an dem
Spitz deß also genannten Weinbergs auf der Höhe gen der
Ecknach Brugg Auf einer Aichenen Säulen eingefaßt");
es diente der "persönlichen Andacht".
1632, im 30jährigen Krieg, fielen die Schweden in Bayern ein,
zerstörten das Schloss Stunzberg, zündeten das Marterl im
Weinberg an und warfen das Vesperbild in das Jochmoos. Dort fand "geraume
Zeit später" Johann Vogl, der Dorfhirte von Sielenbach,
die halb verbrannte und vermoderte Figur und stellte sie gesäubert
und ergänzt in den ausgebrannten Stamm eines Birnbaums an der
Straße. Zunächst wurde die Figur aber noch nicht besonders
verehrt. Berichte sprechen davon, dass Rossknechte manchmal die Figur
herausgenommen haben, wenn sie sich selbst in der wohl großen
Baumhöhlung vor Regen schützen wollten. |

Schloss Stunzberg
Vergrößerung bei
Mouseklick
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Bretterhäuschen
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1659 wurde
die erste Wunderheilung bekannt: Frau Anna Burger aus Meran in Südtirol
litt an "Hysterie", ihr Sohn an "einem großen
Leibschaden". Sie waren schon zu den "vornehmen Wallfahrten",
nach Andechs, Mariazell, Ettal und Klosterlechfeld gepilgert, ohne
geheilt zu werden. Da erschien der Frau im Traum das kleine Vesperbild
und forderte sie auf, das "monstruosa imago" im Baierland
zu suchen. Für die Heilung genügte also nicht der Traum;
notwendig war die körperliche Begegnung. Frau Burger zog über
die Alpen und fand das Vesperbild nach langer Irrfahrt hier in Maria
Birnbaum. Von Stund an war sie mitsamt ihrem Sohn geheilt. Als ein
zweiter Fall, die Heilung der taubstummen Maria Schnader aus Ziemetshausen
bekannt wurde, setzte eine rege Wallfahrt zu "Unserer Lieben
Fraw im Pürnbaum" ein.
Um den Birnbaum herum wurde ein provisorisches Bretterhäuschen
errichtet (siehe Bild links). Die Legende ist auch im 1855 erschienenen
Buch " Beitrag zu Deutschen Mythologie " enthalten. Wenn
Sie sie im Originaltext lesen möchten, klicken
Sie hier... |
Wallfahrtsmedaillen
Wie bei vielen anderen Wallfahrtsorten in Deutschland wurden auch in Maria
Birnbaum für die Pilger Wallfahrtsmedaillen
geprägt. Dies war einerseits ein gutes Geschäft für die
Kirche, entsprang andererseits aber auch dem Bedürfnis der Pilger,
mit diesen Medaillen von der Wallfahrt nach Maria Birnbaum ein Stück
Heiligkeit in die eigenen vier Wände mitzubringen. Die Medaille in
Maria Birnbaum stammt aus dem 19.Jh. 21)
Sie
besteht aus versilbertem Messing und hat folgende Maße: Höhe:
31,5 mm, Breite: 22,1 mm, Gewicht: 3,70 g Stempelstellung: 12 h.
Nach Wikipedia soll der Glaube an die heilkräftige Wirkung so weit
gegangen sein, dass man das Pilgerzeichen zur Heilung auf ein erkranktes
Körperteil auflegte. Ebenso habe man den Kranken Wasser oder Wein
zum Trinken gegeben, in die man das Abzeichen getaucht hatte. 09)
Die Medaillen galten auch als
Amulette zur Abwehr des Bösen und wurden zu diesem Zweck im Haus
oder Stall aufgehängt (zum Schutz des Viehs vor Krankheiten), auf
dem Feld vergraben (für eine gute Ernte) oder an den Rosenkranz gehängt
(zum eigenen Schutz).
Auf
der Vorderseite
der Medaille ist die Wallfahrtskirche abgebildet.
Darunter steht die Aufschrift: "WALLFAHRTS KIRCHE MARIA BIRNBAUM.
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Vorderseite
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Rückseite
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Mittelpunkt
der Rückseite
ist die Muttergottesfigur aus dem Birnbaum (Pieta), die seit 350
Jahren als Gnadenfigur verehrt wird.
Die Umschrift lautet:
"SCHMERZHAFTE MUTTER BITTE FÜR UNS
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Neubau der Kirche
Der Grund, auf dem der Birnbaum stand, gehörte dem Deuten Orden,
genauer gesagt, der Deutschordens-Kommende (= Ordens-
niederlassung) Blumenthal, nur wenige Kilometer nördlich
von Sielenbach. Deren Leiter (= Komtur) Philipp Jakob von Kaltenthal
unterstützte die Wallfahrt. Es gelang ihm, gegen erheblichen Widerstand
sowohl des Deutschen Ordens als auch des Freisinger Ordinariats den Bau
einer stattlichen Wallfahrtskirche (""ansehnlich große kirche")
für 2000 Gläubige über dem Gnadenbild durchzusetzen.
Die Kosten des Baus trugen die Deutschordenskommende Blumenthal
und der Komtur persönlich. Das Bistum steuerte nichts bei. Letztendlich
war der Bau aber nur möglich, weil viele Leute unentgeltlich halfen
und Material schenkten oder billiger abgaben. Ein Teil der Steine kam
von der Ruine des Schlosses Stunzberg.
Aber eine Wallfahrt war in der damaligen Zeit auch eine einträgliche
Einrichtung. Bald schon amortisierten sich die Baukosten durch die Spenden
der Wallfahrer. Allerdings gab es sofort Streit um das Geld, denn das
bischöfliche Ordinariat in Freising beanspruchte die Spenden für
sich. Es kam zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf die
neue Wallfahrtskirche sogar einmal mit einem Interdikt belegt wurde. Dies
bedeutete, dass hier keine Messen mehr gefeiert werden durften (und wohl
auch der Wallfahrtsbetrieb eingestellt war).
Im April 1661 begann
man mit dem Bau. Er wurde schnell hochgezogen, weil der Wallfahrtsbetrieb
nicht lange beeinträchtigt werden sollte. Bereits im November
waren die Außenmauern bis zu den Abschlussbögen der Fenster
gediehen. Im folgenden Jahr wurden die eigentlichen Maurerarbeiten
beendet und die Seiten-türme begonnen. 1663 errichtete
der Augsburger M. Gabriel Schwarz den großartigen Dachstuhl.
Gleichzeitig wurde der Grundstein für den Ostturm gelegt. Am
8. Oktober 1663 gewährte Papst Alexander VII. einen vollkommenen
Ablass für den Besuch der Kirche am Patroziniumsfest. Dies
förderte die Wallfahrt erheblich. 1664 stellte man die
12 lebensgroßen Apostelfiguren in der Rotunde auf; zugleich
stattete Matth. Schmutzer (1634-1686) aus der berühmten Wessobrunner
Künstlerfamilie die Kirche mit Stuck der Wessobrunner Schule
aus. 1668 war die Kirche fertig; am 14.Oktober weihte der
Freisinger Weihbischof Kaspar Kühner die Kirche ein.
Aber noch die nächsten vier Jahre arbeitete man an der Fertigstellung
des Ostturms. 1675 kam der Hoch-altar in die Kirche, drei
Jahre später, 1678, das Hochaltarbild. Im gleichen Jahr
baute man die Kanzel ein. Schon 1689 traten an der Kuppel
und an den Stuckaturen die ersten Bauschäden auf.
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Baumeister war
der Münchner Konstantin
Pader (1598-1681). Er ist im Dachauer Land vor allem als Bildhauer
bekannt, hat aber neben Maria Birnbaum auch eine Reihe von Pfarr- und
Klosterkirchen als Baumeister errichtet. Der Bauplan war zu Beginn noch
nicht ausgereift. Zunächst war nur ein Turm vorgesehen. Die beiden
anderen wurden erst später während der Bauarbeiten hinzugefügt.
1662 die beiden Seitentürme, 1663 der Ostturm. Der halbkreisförmige
Westanbau kam erst 1665 dazu.
Der eigentliche Planer aber war Philipp Jakob von Kaltenthal, der durch
viele Länder gereist war und in dieser Wallfahrtskirche seine architektonischen
Träume verwirklichte.
Verlegung der Altäre 1685-1867
Zunächst waren
die Altäre wie heute nach Osten ausgerichtet, d.h., der Hochaltar
stand im Altarraum, die Seitenaltäre im Langhaus. 1685 verlegte man
dann die Altäre nach Westen. Der Hochaltar kam an die hohe Westwand,
wo er den dort stehenden Birnbaum überwölbte. Auch die Seitenaltäre
wurden in diesen Tausch einbezogen. Eigentlicher Grund war wohl der Birnbaum,
den man in den Hochaltar einbauen wollte. Der aber war im Westen der Kirche
im wahrsten Sinne des Wortes "verwurzelt", obwohl er zu dieser
Zeit schon abgestorben war.
Dazu gibt es auch eine Legende, die der Historiker Panzer in seinem
Buch "Bayerische Sagen und Bräuche" erzählt:
Die Muttergottesfigur wollte nicht nach Westen (gegen den Untergang) schauen,
sondern nach Osten gegen den Aufgang...
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"Sie
verschwand nachts aus dem Chore und stand am Tage am Westende des
Schiffes an der Stelle des Birnbaums. Als sich dieses wiederholte,
erkannt man ihren Willen und versetzte den Altar aus dem Chore dahin,
das Altarbild gegen Osten gerichtet". |
Allerdings hat man im Jahr 1867 bei
der Rückführung der Altäre in den heutigen Zustand auf Betreiben
des Benefiziaten diese Legende mit keiner Silbe erwähnt, "obwohl
sie dem volkfrommen Konservatismus" dieser Zeit entsprochen hätte.
Geistliche
Betreuung
Votivbild
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Schon 1662 konnte
ein eigens angestellter Wallfahrtspriester über einem Tragaltar
Messen in der noch unvollendeten Kirche lesen. Papst Alexander VII.
gewährte am 8. Okt.1663 einen Ablass für das Fest Mariä
Himmelfahrt, der 1675 auf das Fest des hl.Georg (23.4.) erweitert
wurde. Das sorgte für ein weiteres Anwachsen der Wallfahrt. Von
1670 bis 1803 hatten die Deutschordens-Priester die Seelsorge inne.
Elf Jahre nach dem Bau der Kirche errichtete der Deutschordenskomtur
Freiherr Niclas von Sparr ein Benefiziatenhaus für einen Priester,
der von der Commende Blumenthal ein jährliches Einkommen bezog.
Wegen der großen Zahl der Wallfahrer stellte man später
sogar noch einen zweiten Priester als Kaplan an. Aus dem Jahr 1670
ist der Name des Wallfahrtspriesters bekannt; es war der Deutschordenspriester
Joh.Moses Stoß, der die Kirche noch von Blumenthal aus betreute,
d.h. die Entfernung von 2 mal 4 km täglich zu Pferde zurücklegte.
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Von 1867 bis 1984 übernahmen
die Kapuziner die Betreuung der Wallfahrer. Dazu wurde das Benefiziatenhauses
abgebrochen und an dessen Stelle ein Kapuzinerhospiz für zwei Patres
und 2 Fratres errichtet. Das Benefizium ging auf die Kapuziner über.
Mesner war damals war ein Kapuzinerbruder, Organist der Lehrer von Sielenbach.
Seit 11.Oktober
1998 liegt die seelsorgerische
Betreuung wieder beim Deutschen Orden. Der richtete hier 2001 in Birnbaum
das Noviziat der Deutschen Provinz seines Ordens ein, was die Bedeutung
von Maria Birnbaum als geistliches Zentrum unterstreicht.
Die beiden dauerhaft im Konvent lebenden Ordensbrüder sind beide in der
Pfarrseelsorge tätig und betreuen den Pfarrverband Altomünster. Gleichzeitig
befindet sich in Maria Birnbaum auch das Noviziatshaus der Deutschen Brüderprovinz.
Der Orden setzte das Konventgebäude in Stand und errichtete eine Wallfahrtsgaststätte
sowie einen Klosterladen, um die Wallfahrt zu beleben.
Patronat
Die Kirche ist den Sieben Schmerzen Mariens gewidmet. Das Fest heißt
seit 1960 Gedächtnis der Schmerzen Mariens und wird am 15. September,
dem Oktavtag von Mariä Geburt, gefeiert.
Die Wurzeln für die Verehrung der 7 Schmerzen Mariens reichen in
das 13.Jh zurück. Im Laufe der Jahrhunderte schwankte die Zahl zwischen
5 und 50, ja sogar bis zu 1500 im Einzelnen bezeichneten Schmerzen (Alanus
de Rupe, 1428). Nach der Einführung des (regionalen) "Festes
zum Gedächtnis der Sieben Schmerzen Mariens" im Jahr 1423 verblieb
es bei der Zahl 7.
1. die Darstellung im Tempel (Weissagung des Simeon)
2. die Flucht nach Ägypten
3. die Suche nach dem 12jährigen im Tempel
4. die Begegnung Mariens auf dem Kreuzweg
5. die Kreuzigung
6. die Kreuzabnahme und
7. die Grablegung Jesu.
Bruderschaft
1685 wurde die Bruderschaft zu den sieben Schmerzen Mariens gegründet,
zwar ohne bischöfliche Genehmigung, aber doch mit oberhirtlichem
Wissen. Sie wurde 200 Jahre später (mit oberhirtlichem Konsens vom
18.Mai 1867) der "Erzbruderschaft Mariä Himmelfahrt zum Troste
der armen Seelen" in Rom einverleibt (aggregiert). Das Hauptfest
der Bruderschaft ist an Mariä Himmelfahrt, dem 15.August. Aus dem
Jahr 1874 wird berichtet, dass zu diesem Fest Frühamt, Hochamt, Predigt
und Prozession abgehalten wurden. Am Ostermontag gedachte man der verstorbenen
Mitglieder. Mit der Bruderschaft vereinigt waren zwei Messbündnisse,
der sog. Toten- und der blaue Bund. Der Bruderschaft gehören noch
heute etwa 1000-2000 Mitglieder an.
Schmidt'sche
Matrikel von 1738/40
In den Jahren 1738/40 hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien
des Bistums Freising besucht und in der nach ihm be-nannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Wallfahrtskirche kurz beschrieben.
Zur "Ecclesia Bmae Virginis, bey dem Biernbaumb nuncupata",
bemerkt er, die Kirche sei sehr groß. Errichtet habe sie im Jahr
1661 der berühmte Herr Philippus Jacobus Baron von Kaltenthall, Mitglied
des Deutschen Ordens und Komtur in Plumenthall. Die Kirche besitze fünf
Altäre:
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Der Hochaltar
sei der Schmerzhaften Muttergottes geweiht, deren Statue in einem
Birnbaum aufbewahrt und in diesem öffentlich verehrt werde.
Es sei berühmt durch Wunder und viele Wohltaten. In diesem
Altar werde auch das Allerheiligste aufbewahrt. Die Seitenaltäre
seien der Heiligen Familie, der Märtyrerin und Jungfrau Barbara,
dem Gekreuzigten Christus und dem Martyrer Georg gewidmet. Gottesdienste
würden hier vom Benefiziaten und dessen Kaplan täglich
gehalten; besonders an den Marienfesten und an Samstagen. Das Kirchweihfest
falle auf den Sonntag nach dem Fest des hl.Gallus (16.Oktober).
Das Vorschlagsrecht für die Berufung des Benefiziaten habe
der Deutschordens-Komtur von "Plumenthall". Der aktuelle
Benefiziat sei Paulus Alipius Markel, der 1694 die Priesterweihe
empfangen habe. Der Kaplan Vitus Schoenauer sei erst seit 1737 hier.
Die Wallfahrtskirche habe keinen Friedhof; in der Sakristei befänden
sich schöne Messgewänder. Im Turm hingen drei geweihte
Glocken.
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Abrisspläne
1803
Im 18.Jh ging die Wallfahrt
in Maria Birnbaum -wie auch andernorts- stark zurück. Bei der
Säkularisation 1803 wurde die Kirche als entbehrlich eingestuft
und sollte abgerissen werden. Das -wohl nie förmlich gestiftete-
Benefizium wurde aufgehoben. Der letzte Benefiziat erhielt eine
Pension. Nur weil die Bauern der Umgebung die Baulast übernehmen
wollten, konnte das Gotteshaus weiter bestehen bleiben.
Später kaufte die
Gemeinde Sielenbach die Kirche. Doch auch sie entwickelte im Jahr
1865 Abrisspläne, vor allem wegen der umfangreichen Bauschäden,
die in den vorherigen 50 Jahren entstanden waren. Wieder retteten
Bauern die Wallfahrtskirche. Sie gründeten zwei Baufonds (Stiftungen),
deren Vermögen bei 2840 Mark (Asum'scher Fond) und 504 M (Böhm'sche
Fond) lag. Diese als blauer Bund bekannte Bruderschaft, die sich
der Verehrung der Gottesmutter und der Pflege ihres Hauses verschrieb,
besteht immer noch fort; ihre 30 Mitglieder tragen zu besonderen
Anlässen blaue Mäntel. Die Baupflicht obliegt aber nicht
mehr diesem Bund; sie lag jedenfalls 1874 schon wieder bei der Kirche.
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Mehr zum Blauen Bund finden Sie auf
der Internetseite des Deutschen Ordens; klicken
Sie hier...
In
der zweiten Hälfte des 19.Jh erreichte die Wallfahrt ihren
Höhepunkt. Die Zahl der Kommunikanten stieg bis 1896 auf mehr als
20.000 pro Jahr. Auch viele der Votivtafeln stammen aus dieser Zeit. 18)
Beschreibung
1895
Die Wallfahrtskirche
Maria Birnbaum ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Ich habe
den umfangreichen Text, der die Kunstgegenstände nach dem Stand am
Ende des 19.Jahrhunderts aufzählt und bewertet, auf eine eigene Seite
gelegt.
Wenn Sie ihn lesen möchten,
klicken Sie hier...
Renovierungen
1689 Die Statik des Baus war von Anfang
an teilweise mangelhaft. Schon ein Jahr nach der Einweihung musste die
Kuppel
über
dem Kirchenschiff wegen Baufälligkeit ausgebessert werden.
1671 Die erste Renovierung war 10 Jahre
nach der Erbauung notwendig.
1794 beschädigte ein Gewittersturm
die Dächer und der Apostelturm brannte sogar aus. Bei der Reparatur
erneuerte man drei
Turmzwiebeln
ohne sog. Laternen und gab ihnen ihr heutiges Aussehen.
1893-96 dunkle Ausmalung, goldener Stuck
1936-38 neue Dacheindeckung, ursprüngliche Farbigkeit wieder
hergestellt,
1972-80 Neufundamentierung, Ringanker aus Stahlbeton, Dacheindeckung,
Orgelempore
2009-10 Dachstuhl, Fassade. Das Dachwerk der Kuppel hatte sich wegen
weit zurückreichender Konstruktionsmängel gesenkt
und drohte einzustürzen.
Baubeschreibung
Die Kirche liegt im Ecknachtal, südlich von Sielenbach (Lkr.Aichach),
an der Straße nach Adelzhausen.
Baustil
Die Architektur der Kirche ist einzigartig
in unserer Gegend. Sie erinnert durch die drei Türme und durch mehrere
Kuppel-Überdeckungen an Kirchenbauten, wie wir sie vor allem in Osteuropa
im orthodoxen Raum finden.
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Doch tatsächlich
entspricht die Kirche einem Phantasie-Entwurf des weit gereisten Bauherrn,
der sich lange Zeit in Rom aufgehalten und dort das von ihm selbst
genann-te Vorbild für seine Bauidee kennengelernt hatte: die
Kuppelrotunde des Pantheons, das seinerzeit eine der bedeutendsten
Marienkirchen der Ewigen Stadt war. Es ist einer der seltenen Fälle,
in denen ein Hobbyarchitekt seine Pläne durchsetzen konnte. Einen
Teil verdankt das Erscheinungsbild der Kirche aber auch statischen
Problemen; denn die beiden Türme
in Norden und Süden mussten ganz ungeplant errichtet werden,
um die große Kuppel des Langhauses zu stützen. Früher
besaßen die Kuppeln ebenfalls Laternen, sodass es dem Betrachter
vorkommen musste, als habe die Kirche sechs Türme.
Maria Birnbaum ist der erste größere barocke Zentralbau
in Bayern. |
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Zitate
Der Baustil wird in mehreren Publikationen als außergewöhnlich
hervorgehoben:
Das Münchner Kirchenradio verkündete: "Ein
Stück Orient zwischen oberbayerischen Wiesen und Feldern ...
eine Besonderheit unter Bayerns Gotteshäusern".
Wikipedia erinnert es an byzantinische Bauten, bei denen
auch italienische Einflüsse eine große Rolle spielen.
auf der Internetseite des Deutschen Ordens ist zu lesen:
"Maria Birnbaum ist die Stein gewordene Vision eines Einzelnen -
zur Ehre der Gottesmutter Maria.
Der Münchner Kunsthistoriker Hans Karlinger bezeichnet
die Kirche als "wunderbaren, mirakulösen Heilthumsraum".
Der von Schnell/Steiner herausgegebene Kirchenführer
schreibt: " Der Außenbau wirkt wie ein fremdländisches
slawisches
Formenkonglomerat ... er ist eines der phantasiereichsten
Gebäude der neuzeitlichen europäischen Architektur
und Zimmermannskunst".
'Museum With No Frontiers' urteilt: "Eine phantastische
turmreiche Außengestaltung steht mit einer komplexen Dreier-
gruppe von Rundräumen in Verbindung, wobei
Reminiszenzen an das antik-römische Pantheon eine sinnfällige
Rolle spielen.
Das Verzeichnis
der Kunstdenkmale im Königreich Bayern 1895 enthält die
Sätze: "Die Raumwirkung ist bei einer Spann-
weite der Hauptkuppel von 16,5 m eine sehr bedeutende.
Die mit einer 5,5 m weiten Mittelöffnung versehene Kuppel ist ...eine
recht beachtenswerthe konstruktive Leistung.
Und Wallfahrtsseelsorger Pater Jörg Weinbach sagt:
"Maria Birnbaum ist eine Tankstelle der Seele".
Kirchenraum
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Die Kirche besteht
aus mehreren ineinander gehenden Räumen. Der Grundriss ist eine
Aneinanderreihung von verschiedenen Rundformen (Kreis, Ovale, Dreipässe).
Zentraler Punkt der Kirche ist die Hauptkuppel aus Ziegelsteinen,
die den größten Teil des Langhauses überdeckt.
Maria Birnbaum ist der ersten große barocke Zentralbau
Bayerns; ein Menschenalter vor den Bauten Joh.Michael Fischers in
und Bergkirchen (1733), Sigmertshausen (1755) und Altomünster
(1766). Das Langhaus mit achteckigem Grundriss erinnert an die frühen
Tauf-Kirchen, die ebenfalls achteckig waren. Auch Taufbecken haben
oft eine achteckige Form; die Zahl "8" hat als Hintergrund
die sieben Schöpfungstage und als achten Tag, den Tag der Taufe
als "Neuschöpfung durch Jesus Christus". |
Dieses achteckige (oktogonale)
Langhaus wird von einer großen Rotunde überkuppelt, über
die Licht in die Mitte des Raums geleitet wird. Im Osten schließt
sich der Altarraum an, hinter dem die Sakristei -ebenfalls mit ovalem Grundriss-
angebaut ist. Im Westen beschließt eine prächtige Schauwand die
Kirche. In einer Nische dieser Wand stand in den ersten zwei Jahrhunderten
nach der Erbauung der Birnbaum mit dem Gnadenbild vor einem großen
Fenster, damit die Wallfahrer ihn schon von außen sehen konnten. Lange
Zeit befand sich dort im Westen auch der Hochaltar. Eine solche Anlage hatte
Seltenheitswert in Bayern.
Die Wände der Kirche sind durch flache Pilaster gegliedert und durch
Stuck von Matthias Schmutzer aus Wessobrunn (1634-1686) verziert.
Diese Gestaltung verrät nach Ansicht des Kunsthistorikers Bernhard
Schütz die Handschrift des Baumeisters Konstantin Pader, der die Bauidee
von Kaltenthal in heimischer Formensprache ausführte und sie so gleichsam
ins Bayerische übersetzte.
Türme
und Kuppeln

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Die Kirche besitzt trotz der
insgesamt 10 mit Holzschindeln gedeckten Kuppeln
und Dächer nur drei Türme. Geplant war sogar nur ein einziger
Turm. Die beiden anderen Türme in Norden und Süden mussten
errichtet werden, um die Kuppel der großen Rotunde zu stützen.
Im Bild links sind die zusätzlichen Türme außen,
die Kuppel dazwischen zu sehen. Trotz der beiden stützenden
Türme ist die große Kuppel ein fragiles Bauwerk geblieben.
Vor wenigen Jahren hatte sich die Kuppel wieder abgesenkt und drohte
einzustürzen. 2011 hat man sie renoviert.
Wie ein Türmchen sieht
auch der außen angebaute und überkuppelte
Aufgang zur Kanzel auf der Südseite aus. Es reicht
aber nur bis zur halben Traufhöhe und ist als einziger mit
Kupfer gedeckt (Bild rechts). Die dazugehörende Kanzel war
1678/79 vom Kistler Johann Wiedemann aus St.Leonhard eingebaut worden;
gut 200 Jahre später, 1895, hat man sie wieder entfernt.
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Kanzel-Treppen-Turm
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Die Kuppeln hatten
zunächst sog. Laternen, waren also höher angesetzt als heute
(im Bild rechts: die zweite Laterne von links und die rechte Laterne).
Als 1794 das Dach durch einen schlimmen Sturm beschädigt worden
war, hat man bei der Reparatur die Laternen entfernt. |
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Die Türme
sind im unteren Bereich quadratisch, im oberen Bereich achteckig.
Besonders schön ist der Ostturm
gestaltet mit einer begehbaren Brüstung am Übergang vom
Viereck zum Achteck. Hier befindet sich auch eine alte Turmuhr der
Fa. J.Neher und Söhne aus München.
Hinter den 24 größeren und kleineren Schalllöchern
hängen derzeit fünf Glocken, die 1949 von Karl Czudnochowsky
in Erding gegossen wurden. Die früheren Glocken mussten im Krieg
zum Einschmelzen abgeliefert werden; Glocken zu Kanonen.
Sie können Sich das Glockengeläute auch auf Youtube
anhören: klicken
Sie hier.. |
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Frühere Glocken:
1874 waren vier Glocken vorhanden: Die drei kleineren davon waren
von
Paul Kopp
im Jahr 1682 gegossen worden ("Paulus Kopp goss mich in Mynchen
MDCLXXXII"). Sie trugen die weiteren Aufschriften "Jesu,
Nazarene, Rex Judaeorum, miserere nobis", "Jesus.Maria.Joseph.Joachim.Anna"
und "A fulgure et tempestate libera nos Domine Jesu Christe".
Auf der größten Glocke war zu lesen: "Gegossen von
Andreas Schmidt in Augsburg für die Wallfahrtskirche Sielenbach
- Gestiftet von Matthias Asum, Bauer in Lichtenberg" |
Eine Übersicht über die ältesten
Glocken im Landkreis Dachau finden Sie hier...
Neben dem Altarraum
stehen an der Südseite zwei eingeschossige Anbauten. Der östliche
beherbergt die 1734 errichtete Sakristei, im westlichen sind Abstellräume
eingerichtet.
Zur Unterstützung der Wallfahrt errichtete man eine Klostergaststätte
und einen Kloster.
Innenausstattung
Stuckierung
Die Wände der Kirche sind vertikal
durch flache Pilaster
mit Kompositkapitellen
auf hohen Sockeln und horizontal durch ein ringsum verlaufendes verkröpftes
Gesims
gegliedert. Überdeckt wird sie durch ein Tonnengewölbe
mit Stichkappen.
Die Deckenfläche ist durch geometrische Felderteilung und radial
ausstrahlende Rippen gegliedert.
Viele Fenster und die Rotunde in
der Mitte der Kirche lassen viel Licht in den Raum und machen ihn heller,
als man von außen vermutet.

Stuck-Details
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Der 1664
aufgebrachte graue Stuck
stammt aus der Hand von Matthias Schmutzer (1634-1686) aus Wessobrunn.
Man glaubt, dass auch der Baumeister Constantin Pader seine Ideen
mit eingebracht hat, denn in Maria Birnbaum sind die typischen Wessobrunner
Stuckformen (Verzierung der Fensterlaibungen, eingerollte Schneckenformen,
Muscheln) mit Elementen der Münchner Stucktradition (geometrische
Felderungen, Lorbeerbündel, Engelshermen, Lambraquins) vereinigt.
Schmutzer hat viele Einzelmotive mit festen Modellformen gegossen;
sie sehen deshalb gleich aus. Stuck besteht aus Gips.
Eine Zeit lang bot der Innenraum einen völlig anderen Anblick:
1896 hatte man die Kirche dunkel ausgemalt und den Stuck vergoldet.
Das wurde 1936 wieder rückgängig gemacht.
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Stuck-Details
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Choraltar
Der
Hochaltar dürfte
vom Baumeister Konstantin Pader -er war auch ein exzellenter Bildhauer-
entworfen worden sein. Er ist -wie viele Altäre seiner Zeit-
schwarz-golden gefasst (= bemalt) und dunkelrot marmoriert.
Die Fassung stammt von Christoph Schweigsteiger. Der sieben Meter
breite und raumhohe Altar stammt aus der Erbauungszeit (1674/75).
Unterhalb der Mensa des Altars befindet sich seit 1897 ein Reliquienschrein
mit den Gebeinen der hl. Liberata, einer r&puml;mischen Katakombenheiligen,
die von Ordens-schwestern aus Zangberg gestiftet wurden. 20)
|
Hochaltar
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Zunächst
stand der Choraltar -wie heute- an der Ostseite der Kirche, doch 1685
versetzte man ihn an die Westseite. Dort befand sich -vor einem großen
Fenster- der schon im Jahr 1671 abgestorbene Birnbaum. Um den herum
hat man den Altar aufgestellt, mit dem Gnadenbild im Mittelpunkt.
An diesem für einen Hauptaltar ungewöhnlichen Ort blieb
er 180 Jahre lang. 1867 kam der Altar mit Baum und Gnadenfigur wieder
in den Osten, wo er bis heute steht. |
Mit dem ungewöhnlichen Westaltar
beschäftigt sich auch eine Beschreibung aus dem Jahr 1855:
|
"Mariabirnbaum
heißt ein weiler mit einer walfahrtskirche in der pfarrei Sielenbach
in Oberbayern. die kirche wurde in den jahren 1161 bis 1165 (muss
richtig heißen: 1661 bis 1665) von dem komthur des deutschen
ordens, Jakob von Kaltenthal, aus steinen des in der nähe als
ruine noch sichtbaren schlosses Stunzberg erbaut. (topographisches
etc. lexicon von Eisenmann etc., 1832, II, 28). Auf der stelle, wo
jetzt der frauenaltar in der kirche steht, wurde "unsere
liebe Frau unterm birnbaum" verehrt. dieser altar steht nicht,
wie es gewöhnlich ist, in oder nächst dem gegen sonnenaufgang
gerichteten chor, sondern am äußersten westlichen ende
des kirchenschiffes und zwar so, daß die rückwand des altares
mit der abbildung der h.Maria unter einem fruchttragenden birnbaum
gegen aufgang gewendet ist. diese abweichende stellung des altares
hat folgenden grund. als die kirche erbaut war, errichtete man den
frauenaltar in dem chor; aber die h.Maria wollte gegen aufgang nicht
gegen untergang schauen und ihren altar auf der stelle haben, wo sie
vor erbauung der kirche unter dem birnbaum verehrt worden war. sie
verschwand nachts aus dem chore und stand am tage am westende des
schiffes auf der stelle des birnbaumes. als dieses wiederholte, erkannte
man ihren willen und versetzte den altar aus dem chore dahin, das
altarbild gegen aufgang gerichtet." |
Altarauszug
Der prächtige Altarauszug
wird von Sprenggiebeln eingerahmt, auf denen große, vergoldete
Engel mit Siegespalmzweigen und -kränzen lagern.
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Gottvater im
Altarauszug
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Zwischen Säulchen
(exakten Verkleinerungen der unteren Säulen) befindet sich in
einer rundbogigen Nische ein Relief von Gottvater im Strahlenkranz.
Darüber die Heilig-Geist-Taube. Zusammen mit Jesus im Altarblatt
(Kreuzabnahme) ist es eine vertikale Darstellung der Dreifaltigkeit.
11 Engel und Cheruben umgeben Gottvater. |
Überdeckt
wird der Altarauszug von einem Segmentgiebel. Auf ihm sitzen -wie
auf dem Sprenggiebel- zwei Engel mit Palmzweig und Lorbeerkranz. Darüber
eine große Plakette
mit den Buchstaben IHS und drei Nägeln. Die Plakette ist von
einem Ring aus Feuerzungen umgeben.
|
Hinweis:
IHS ist das Namenssymbol Jesu. Es kann auf zwei Arten gedeutet
werden: Es sind einerseits die Anfangsbuchstaben des in griechischen
Großbuchstaben geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS); andererseits
werden diese Buchstaben auch als Anfangsbuchstaben von "Jesus,
hominum salvator" das bedeutet: "Jesus, Erlöser der Menschen"
verstanden |
|
IHS-Zeichen
|
Wappen
Unter dem Altarauszug
ist -in der zurückgesetzten Mittelnische- das Deutschordens-Wappen
mit Heraldik-Zusätzen zu sehen. Es besteht aus vergoldetem Holz
und trägt die Inschrift: |
Deutsch-Orden-
Wappen
|
"Philipp
Heinrich von Andlau des Hl.Röm.Reiches deutschen Ordens Ritter
/
Obrister zu Fues und Comentur zu Blumenthal hat diesen Altar /
fassen lassen Anno 1683". |
Altarblatt
Zwischen den Säulen
hängt das große, rundbogige Altarblatt
mit einem Ölgemälde des Augsburger Malers Johann Hehrl
aus dem Jahr 1678. Hehrl erhielt dafür 120 Gulden. Das mit Ölfarbe
auf Leinwand gemalte Bild zeigt -in lebhafter Darstellung- die Abnahme
Jesu vom Kreuz. Zwei Männer, die hinter dem Kreuz auf Leitern
stehen, beugen sich weit über die Kreuzesbalken und lassen den
Leib Jesu vorsichtig hinab zu zwei weiter unten stehenden Helfern.
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Kreuzabnahme
|
Maria,
Johannes und weitere Personen beobachten mit schmerzvollem Gesichtsausdruck
die Szene.
Das Bildthema ist im Zusammenhang mit der Gnadenfigur zu sehen:
Die Pieta zeigt die der Kreuzabnahme unmittelbar folgende Szene,
auch wenn sie biblisch nicht belegt ist. Beide Darstellungen sind
in Maria Birnbaum untereinander zu sehen.
|
Birnbaum
Der
Rest des Birnbaums ist
an der Rückseite des Altars zu besichtigen. Durch eine Aussparung
unter dem Altarblatt sieht man von vorne die Gnadenfigur in der Baumhöhle
stehen. Ein reicher ornamentaler Schmuck umgibt den Höhlungsrand. |
Birnbaum
v.1600
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Bis 1866 stand der Birnbaumstamm
an seinem natürlichen Platz an der Westseite der Kirche (er
war ja mit der Wallfahrtskirche überbaut worden). Ein großes
Fenster gab schon von außen den Blick auf den Birnbaum frei.
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Pieta
Das
Ende des 16.Jh. geschnitzte und polychrom (mehrfarbig) gefasste
Gnadenbild stand von
1683 an zusammen mit zwei abgesägten Birnenästen in einem
Kasten auf einem Seitenaltar. Der Kasten war mit Laub und Birnen verziert.
Ende des 18.Jh stellte man die Figur der besseren Sicht wegen in eine
Mauernische, kurze Zeit später, im Jahr 1817 auf den Seitenaltar
in der rechten östlichen Konche. Seit 1866 ziert die Figur zusammen
mit dem Birnbaum den Hochaltar. |
Gnadenfigur
v. 1600
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Die trauernde Maria hält
ihren vom Kreuz abgenom-menen Sohn auf ihrem Schoß. Die Hände
und Füße der Figur waren durch die Schweden 1632 verstümmelt
worden und mussten später wieder ergänzt werden.
Seit 1931 befindet sich übrigens eine Kopie des Gnadenbildes
aus Maria Birnbaum im Bayer. Nationalmuseum in München. Die
Kopie wurde aus dem alten Birnbaum von 1670 geschnitzt.
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Assistenzfiguren
St.Petrus
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An den Seiten des
Choraltars stehen auf auskragenden Postamenten mit Akanthusmotiven
Figuren der Apostel Petrus
und Paulus. Sie sind polychrom
(=mehrfarbig) gefasst (=bemalt). Beide halten ein Buch
in der Hand; dies weist sie als Verkünder des Evangeliums aus.
Die Figuren stehen seit 1938 wieder auf den Konsolen.
Petrus zeigt dem Betrachter die beiden Himmelsschlüssel (einen
versilberten u.einen vergoldeten).
Paulus, mit langem Vollbart, stützt sich auf ein großes
Schwert.
Die Figuren wurden um 1670/80 geschnitzt. Der Bildhauer ist nicht
bekannt. |
St.Paulus
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Hinweise:
Die sog.Himmelsschlüssel, die der Künstler der Petrus-Darstellung
in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentieren die Schlüssel
aber die Vollmacht auf Erden und im Himmel zu lösen und zu binden.
Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte
Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches
geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel,
und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel".
Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger
und den Klerus übertragen.
Hinweis: Paulus hieß eigentlich Saulus. Er war von Beruf
Zeltteppichweber und jüdischer Theologe im Laienstand. Saulus
verfolgte mit großem Eifer die junge Kirche und war bei der
Steinigung des Stephanus dabei. Vor Damaskus wurde Paulus von einer
Erscheinung Christi getroffen, fiel zu Boden und erblindete kurzzeitig.
Missionsreisen durch den Nahen Osten und seine Briefe (7 der 13 Briefe
stammen von ihm) machten ihn bekannt. Der Schwerpunkt der Glaubensverkündigung
des Paulus ist die Gnade Gottes, die er den Menschen erweist. Gott
schenkt seine Gnade den Menschen nicht aufgrund ihrer guten Taten,
sondern einfach, weil er ein guter, menschenfreundlicher Gott ist.
Nach traditioneller Auffassung verblasste Paulus' Denken schon bald
neben anderen theologischen Lehren und wurde erst im 5. Jahrhundert
von Augustinus und im 16. Jahrhundert von Martin Luther wiederentdeckt.
Die Legende erzählt, Paulus sei unter Kaiser Nero zum Tode verurteilt
worden. Weil er das römische Bürgerrecht besaß habe
man ihn nicht gekreuzigt, sondern enthauptet. Wahrscheinlich ist er
aber eines natürlichen Todes gestorben, wie das Ökumenische
Heiligenlexikon schreibt. 2006 hat man in der Kirche St.Paul vor den
Mauern sein Grab gefunden. Gemeinsamer Gedenktag: 29.Juni |
Der Stipes,
der Altarblock, wurde 1895 mit schwarz gefasstem Holz neu verkleidet.
Unter der Mensa, der Altartisch-Platte, liegt seit 1897 in einem Neo-Renaissance-Schrein
aus getriebenem und vergolde-tem Messing (von dem Gürtler Schweizer
aus Lands-hut) eine Skelettreliquie der hl.Liberata. |
Skelettreliquie
St.Liberata
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Sie ist ein Geschenk
des Salesianerinnenklosters Zangberg bei Mühldorf. Bei der hl.Liberata
handelt es sich um eine sog. Katakombenheilige.
Die Gewänder sind in Klosterarbeit erstellt und z.T. in Sprengtechnik
(Reliefstickerei) gefasst. |
Reliquienschreine
In die Predella sind vier Reliquienkästchen
aus der Zeit um 1900 eingebaut. Der vergoldete Schnitzrahmen ist mit
Akanthusmotiven
und angedeutetem Bandlwerk geschmückt. Die Reliquien sind in reicher
Klosterarbeit
auf rotem Samt eingearbeitet. In der Mitte der Kästchen befindet
sich jeweils ein Wachsmedaillon. Darum herum sind Knochensplitter befestigt,
mit den Namen der Heiligen auf den Cedulae, den kleinen Pergamentstreifen.
Die Wachsmedaillons dürften aus den Resten von Osterkerzen hergestellt
worden sein.
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Oben
links: Im Medaillon ein Heiliger mit dem Jesuskind auf dem
Arm. Es könnte sich um S.Josef oder um St.Antonius handeln.
Reliquien von "S.Pauline, S.Benedicti Mart.". |
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Oben
rechts: "S.Iscanlae.Mart., S.Coelesti. Mart., S.Claudi
Mart. |
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Unten
links ist ein Mönch zu sehen. Die Texte auf den Cedulae
lauten: "S.Claudii.Mart., S.Clementii M., S.Christini M., S.Pacifica
mart." |
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Unten
rechts ist im Medaillon ein Priester mit Birett und Palme
zu sehen. Die Namen der Heiligen lauten: "S.Benedicti M(artyrer),
S.Alberti M., S.Francisc (?)". |
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Tabernakel
Der
Tabernakel stammt noch
aus der Zeit um 1675.
Er ist aus Holz, dunkelbraun gefasst und vergoldet. Zwei Säulchen
umgeben die Türe und stützen einen Sprenggiebel mit Akanthusschmuck.
Die Türe ist mit einem schönem Eisengitter verziert, mit
dem IHS-Zeichen im Strahlenkranz in der Mitte. |
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Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12.
Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort |
|
der Anbetung und
Verehrung der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die
Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte
häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung
des Tabernakels auf dem Altar an. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65)
lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten
Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen
frei auf einer Säule. |
Die beiden mit
vergoldeten Blattornamenten (Akanthus)
reich verzierten Oratoriengitter
in den seitlichen Konchen sind aus Holz geschnitzt und vergoldet.
Sie stammen aus der Zeit um 1700 und gehören zur Erstausstattung
der Kirche. Die Kirchenstühle dahinter dürften aus dem 19.Jh.stammen. |
Oratoriengitter
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Fahnen
und Tragestangen
Mit einer Wallfahrt verbunden sind
natürlich Fahnen und Tragestangen, mit denen die Wallfahrer in die
Kirche kamen.
Wallfahrtsfahne
18.Jh.
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Auf
der linken Seite neben dem Hochaltar steht eine 250 Jahre alte Fahne
(120 x 85 cm). Mit Ölfarbe wurde ein Bild aufgemalt, das Maria
zeigt, die mit ihrem Mantel das Blut Christi auffängt und es
zur Linderung der Schmerzen der Armen Seelen in das Fegefeuer gießt.
Vier Tragestangen, die den Unterbau für den Himmel bilden, sind
vergoldet, mit profilierten Schaftringen, deren oberer Teil mit Trauben
und Ähren, Palmetten und Pinienzapfen verziert ist. Die Frucht
der Pinie gilt als Zeichen der Auferstehung und der Unsterblichkeit.
Das Symbol stammt aus den Kulten Ägyptens (Isis) und Griechenlands
(Kybele). Die Christen übernahmen das Symbol und deuteten die
Pinie als den Baum des Lebens. Um 1900/10.
Auf einer weiteren Fahne
ist ein Bild von Maria gestickt. |
Wallfahrtsfahne
v.1900
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Sakristei
Hinter dem Hochaltar führt
eine Türe in
die Sakristei. Diese Türe ist mit barocken Schmiedeeisen-Beschlägen
geziert, die noch aus der Erbauungszeit stammen.
In der von einem sternförmigen
Kreuzgratgewölbe
überdeckten Sakristei steht eine Schrankeinrichtung aus dem
19. und 20. Jh.
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Sakristeitüre
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An der Wand hängt
ein 230 x 150 cm großes Gemälde, das den Tod der hl.Monika
zeigt. Maler war um 1715 Johann Eustachius Kendlbacher
(sign), der von 1660-1725 gelebt hat. Doch das Bild dürfte erst
später nach Maria Birnbaum gekommen sein. Es hing früher
in der Münchner Augustinerkirche (heute Jagdmuseum), die um 1803
säkularisiert wurde. |
Chorglocken
Am Zugang zur Sakristei
hängen die Chorglocken,
die das akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes
geben. Es handelt sich um zwei übereinander hängende Glocken,
die mit einem reich verzierten Zugband zum Klingen gebracht werden.
Die Glocken dürften aus dem 19.Jh. stammen.
Die Chorglocken werden geläutet, wenn Priester und Ministranten
die Sakristei verlassen und den Chor bzw. Altarraum betreten.
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Chorglocke
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Kapelle
oberhalb der Sakristei
Im Obergeschoss der Sakristei sind
ein Altar und mehrere Schnitzfiguren sowie die Kreuzwegstationsbilder
untergebracht.
- der Altar aus dem Jahr 1890 besitzt ein scheibenförmiges Retabel
(Durchm. 1,50 m ). Darauf 6 Tondi (= kreisrunde Bildwerke)
mit Szenen aus dem Leben Jesu. In der Mitte ein Maria-Immaculata-Figur
mit geflammtem Strahlenkranz und vier Engeln (1740)
- eine Pieta aus der 2.Hälfte des 16.Jh.
- eine hl.Elisabeth um 1880
- ein unbekannter Heiliger um 1880
- St.Franziskus aus der 2.Hälfte des 18.Jh.
- die 14 Kreuzwegstationen sind Öldrucke auf Leinwand mit den Maßen
70 x 47 cm aus der Zeit um 1880/90.
Kreuzweg
In der Kirche gibt es heute
keine Kreuzwegbilder mehr. Der Kreuzweg
wurde an der Südseite der Kirche vor einer Hecke an der Umfassungsmauer
angebracht. So besitzt er, so die Pfarrei, "mit den wechselnden
Jahreszeiten eine je eigene Prägung."
Die Bilder selbst sind aus
Holz geschnitzt. Die Reliefs sind bemalt.
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Kreuzwegbilder in den Kirchen
gibt es erst seit 1730-1760. Vorher waren die Stationen immer im
Freien angebracht; so wohl auch in Maria Birnbaum.
Hinweis: Wenn Sie mehr über die Geschichte des Kreuzwegs und
seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen,
klicken Sie hier...
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Ewig-Licht-Ampel
Ewig-Licht-Ampel
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Am
Chorbogen hängt eine wunderbar verzierte Ewig-Licht-Ampel
aus der Zeit um 1680/1700. Sie besteht aus getriebenem Messing und
ist teils versilbert und vergoldet. Die Ampel wird aus Akanthus-Ornamenten
gebildet. Sie hängt an einem weit auskragenden schmiedeeisernen
und ebenfalls teilweise vergoldeten Träger.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch sollte es, so die Beschlüsse
des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche" entsprechen.
Versilbertes und vergoldetes Messing erfüllt diese Voraussetzung
auch. 16)
|
Hinweis:
Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als
Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab es solche
Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden Verehrung
der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des
"Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird,
herausgebildet. Das Ewige Licht war vom Johanniter-Ritterorden von den Kreuzzügen
aus dem Heiligen Land mitgebracht worden. Durch sein dauerndes Brennen weist
es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden.
Zelebrationsaltar
Der
Zelebrationsaltar
ist im Stil den übrigen Altären angepasst. Er wurde Ende
des 20.Jh. aufgestellt im Zuge der Liturgiereform durch die Beschlüsse
des 2.Vatikanische Konzils und bedeutet eine Rückkehr zu den
Wurzeln der Eucharistiefeier. |
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Der Zelebrationsalter ersetzt
liturgisch voll den Hochaltar. 17)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken..
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Fenster
Viele Fenster
mit barocken Ovalformen und -einen Stock höher- zusätzlich
Ochsenaugenfenster ("oeil de boeuf") lassen viel Licht in den Kirchenraum,
insbesondere in den Zentralraum. Das nebenstehende Bild (bei Klick
vergrößert) zeigt deutlich, wie an einem Tag mit schönem
Wetter die Strahlen der Sonne den Raum mitgestalten.
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Sonnenstrahlen
in der Kirche |
Kirchenschiff
bzw. Langhaus
Die Bezeichnung des
Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen, dass
die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten,
das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen
Wogen des Schicksals rettet.
Seitenaltäre
In der Kirche stehen
vier Seitenaltäre, jeweils an den abgeschrägten Seiten des Kirchenschiffs.
Die beiden vorderen Seitenaltäre wurden zur gleichen Zeit erstellt
wie der Hochaltar, die beiden hinteren (westlichen) Altäre kamen
erst 1817 aus der abgebrochenen Pfarrkirche von Thierhaupten nach Maria
Birnbaum 18).
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Hinten
links
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Vorne
links
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Vorne
rechts
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Hinten
rechts
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Vordere
Seitenaltäre
Gemeinsames
Die beiden vorderen Seitenaltäre hatten auch den Umzug in den Westteil
des Kirchenschiffs 1685 mitmachen müssen. Sie sind, wie der Hochaltar,
schwarz gefasst und rot marmoriert. Ihre 3,60 m breite und 7 bis 8 m hohe
Retabel werden jeweils von vier gewun-denen Säulen gestützt,
die mit Weinlaub umrankt und durch Cheruben (= Engelsköpfe mit Flügeln)
geschmückt sind. Die Altäre standen bis 1867 an der Westseite
der Kirche, dort wo heute die hinteren Seitenaltäre ihren Platz haben.
Die vorderen Seitenaltäre sind architektonisch ähnlich gebaut,
aber nicht gleich. Sie unterscheiden sich im Sockel der Säulen, im
seitlichen Schmuck, im Gebälk und im Altarauszug. Die vier Gemälde
(2 Altarblätter, 2 Auszugsgemälde) hat der Münchner Maler
Ludwig Schnitzenbaumer 1895 im Nazarenerstil geschaffen.
Linker
vorderer Seitenaltar

Linker vorderer Seitenaltar
|
Die Sockel der Säulen am linken
vorderen Seitenaltar sind mit einer Vielzahl kleiner Cheruben
geschmückt. Seitlich der gewendelten Doppelsäulen runden
zwei vergoldete Fruchtgehänge den Altar in der Horizontalen
ab. Das Gebälk ist mit einem Segmentbogen überspannt.
Unter dem Bogen ist das Wappen von Adam Maximilian von Ow, Statthalter
der Ballei Franken, Komtur in Ellingen und Würzburg angebracht.
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Engen an den Säulen
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Ganz oben auf dem Altarauszug
ist eine Figur des hl.Nikolaus
im Bischofsornat angebracht. Er hält in der einen Hand ein
offenes Buch (Bibel), in der anderen den langen Bischofsstab. |
St.Nikolaus
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Hinweis: Nikolaus
ist eine historische Person. Er war um das Jahr 300 Metropolit von
Myra. Während der bald darauf einsetzenden Christenverfolgung
wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert. Er überlebte
und nahm 325 am 1.Konzil von Nicäa teil. Verschiedene Legenden
machten ihn zum Patron der Seeleute und der Kinder. Gedenktag: 6.Dezember
|
Altarauszug
Auf dem Bogen des Altarauszuges
lagern zwei Engel neben den Ziervasen und weisen den Betrachter
auf das runde Auszugsgemälde (Öl auf Leinwand) hin.
Darin hat der Maler
Ludwig Schnitzenbaumer
die hl. Elisabeth von Thüringen
dargestellt.
Die gekrönte, aber in einfaches Gewand gekleidete Heilige gießt
aus einem Krug Wein in die Schale einer armen Frau. Im Hintergrund
sind die Hände des stigmatisierten St.Franziskus von Assisi
zu sehen.
|
St.Elisabeth
speist Arme
|
Hinweis:
Elisabeth ist eine historische Person. Sie wurde am 7.7. 1207 in Ungarn
geboren, im Alter von 4 Jahren mit Hermann von Thüringen verlobt
und -nachdem Hermann 1216 starb- im Alter von 14 Jahren mit dessen
Bruder, Landgraf Ludwig IV. verheiratet. Elisabeth war tief beeindruckt
von Franz von Assisi, der zur selben Zeit wie sie lebte. Sein Ideal
befreiender Besitzlosigkeit übte großen Einfluss auf die
Heilige aus. Sie besuchte Armenviertel, verteilte Essen an Bedürftige
und gründete ein Spital. |
|
Nach dem Tod ihres
Mannes auf dem 5.Kreuzzug wurde sie von der Verwandtschaft vertrieben,
mit der Begrün-dung, sie verschwende öffentliche Gelder
für Almosen. Viele Legenden handeln davon, dass Kontrolleure
statt der erwarteten Almosen auf wundersame Weise etwas völlig
anderes vorfanden: den Gekreuzigten statt eines Aussätzigen im
Krankenbett oder Rosen statt Brote im Korb.
Dass in der Schürze ausgerechnet Rosen lagen, geht darauf zurück,
dass im Mittelalter -schon lange vor Elisabeth- die Armenspeisen Rosen
genannt wurden. Die letzten Jahre ihres 24 jährigen Lebens arbeitete
sie als Pflegerin im selbst gegründeten Spital in Marburg. Sie
starb 1231. Wallfahrten zu Elisabeths Grab gehörten zu den berühmtesten
des Mittelalters.
Elisabeth hatte einen besonderen Bezug zum Deutschen Orden. Denn ihr
Mann war Deutschordens-Mitglied. Und dieser Orden kümmerte sich
nach dem Tod um die Elisabeth-Verehrung und ließ ab 1235 die
ihr geweihte Kirche -als ersten gotischen Bau- in Deutschland errichten.
Gedenktag: 17.November |
Altarblatt
Auf dem großen
Altarblatt ist die Stigmatisierung
des hl.Franziskus von Assisi dargestellt.
Franziskus im Ordenshabit mit Rosenkranz kniet auf einem Felsvorsprung
und breitet überrascht die Arme aus. Denn oben im Himmel erscheinen
in einem Strahlenkranz die Wundmale Christi, die durchbohrten Hände
und Füße sowie das Herz, von Dornen umkränzt. Auch
die Hände von Franziskus weisen schon die Wundmale auf.
|

Stigmatisierung
von Franziskus
|
Im unteren Teil
des Bildes ist ein Mitbruder zu sehen, der soeben auf den Felsen geklettert
kommt und mit seiner linken Hand auf das Wunder hinweist. Die rechte
Hand hält er sich vor seine Augen zum Schutz vor der Helligkeit,
die von der Himmelserscheinung ausgeht. Zu Füßen des Franziskus
liegt ein Totenschädel als Hinweis darauf, dass der Heilige bald
sterben wird. Im Hinter-grund sind hohe Berge des Apennin zu sehen;
davor im Tal die kleine Kapelle von Portiunkula. |
Franziskus und sein Mitbruder sind
in der braunen Kutte
der Franziskaner dargestellt. Die Farbe Braun steht in der
Tradition für Demut und Bescheidenheit.
Das Gemälde in Maria Birnbaum wurde 1895 (von Ludwig Schnitzenbaumer)
geschaffen. Vor 1895 befand sich an dieser Stelle ein Bild mit dem Thema
"Flucht nach Ägypten", das heute verschollen ist.
|
Hinweis:
Als Giovanni Bernardone um das Jahr 1200 geboren, führte der
Heilige, Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, ein sorgloses Leben und
erhielt wegen seiner Vorliebe für das französische Leben
den Spitznamen Francesco. Als Kriegsgefangener bekehrte er sich und
pflegte Leprakranke. Er entsagte allem Besitz und gründete den
Orden der Minoriten, der sich besonderes der Armenpflege, Seelsorge
widmete. Seine glühende Liebe zu Gott und zur Schöpfung
faszinierte die Menschen und er hatte damals schon viele Bewunderer
und Verehrer. Alle waren ihm Schwester und Bruder, auch Sonne, Mond
und Tod, wie es sein "Sonnengesang" ausdrückt und wie es die
verschiedenen Legenden von der "Vogelpredigt" zeigen. Er zog als Wanderprediger
durch Dalmatien, Frankreich und Spanien. Später nahm er am 5.
Kreuzzug (1219) teil und predigte in Ägypten. Kurz vor seinem
Tod 1226 erhielt er die Wundmale (Stigmata).Gedenktag: 4. Oktober |
Rechter vorderer Seitenaltar

Rechter
vorderer
Seitenaltar
|
Die
Sockel der Säulen am rechten
vorderen Seitenaltar sind mit je einem Cheruben verziert.
Sie sind niedriger als am linken Altar. Dadurch sind die mit Weinlaub
verzierten Wendelsäulen eine halbe Drehung höher. Neben
den Doppelsäulen eine knorpelwerkartige Schnitzerei. Die Säulen
tragen ein verkröpftes Gebälk mit vier Cheruben.
Darunter ein Wappen des Johann Wilhelm Zocha zu Wald und Lauffenburg
(1627-1694), des Landkomturs der Ballei Franken in Ellingen. Auf dem
Gebälk ein Sprenggiebel mit zwei Engeln. |

Cherub
an der Säule
|
Gekrönt
wird der Altar mit einer Figur des hl.Antonius
von Padua. Der in ein vergoldetes Franziskanergewand gekleidete
Heilige trägt das Jesuskind auf dem rechten Arm. In der Linken
hält er eine Lilie. Seit dem Mittelalter gelten weiße Lilien
als Symbol für Reinheit und Keuschheit. |
St.Antonius
|
Hinweis:
Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen
die damaligen Häretiker (Katharer, Albigenser und Waldenser)
wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen
Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden
wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe
gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und
überhöhte |
|
Zinsen wurden
den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein
damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner
Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem
Eigentum. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei
uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen,
die er beim Bibellesen hatte, als ihm das Jesuskind auf der Bibel
erschien. Gedenktag: 13.Juni |
Altarauszug
Das
Auszugsgemälde (Öl auf Leinwand) ist von reicher Ornamenten-Schnitzerei
eingerahmt. Es zeigt Mutter
Anna, die ihre Tochter Maria im Lesen unterrichtet. Anna ist
als verheiratete Frau mit Schleier zu sehen. Sie weist mit ihrer Hand
auf ein geöffnetes Buch. Maria wird als frommes Kind mit gefalteten
Händen dargestellt.
Festtag St.Anna: 26.Juli
|
Anna
lehrt Maria
das Lesen
|
Hinweis:
Das Thema der Unterweisung Mariens in der Kunst des Lesens ist seit
dem 14.Jh bekannt und war besonders in der Barockzeit beliebt. Es
geht zurück auf die Bibelstelle aus dem Buch der Sprichwörter
(1,8) "Höre mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters und die Lehre
deiner Mutter verwirf nicht" und wendet das Wort auf Maria an. Die
Kunst des Lesens beherrschten in früheren Zeiten nur wenige,
meist vornehme Menschen. Dazu sollten auch Anna und Maria gerechnet
werden. |
Altarblatt
Das Altarblatt
hat die "Ruhe auf
der Flucht nach Ägypten" zum Inhalt. Vor dem Hintergrund
einer Palmenlandschaft, zweier Pyramiden und sogar der Sphinx sitzt
die Heilige Familie auf einer Steinstufe. Josef hält das Kind
in seinen Armen und betrachtet es liebevoll. Maria sitzt daneben.
Ihr ist die Erschöpfung anzusehen. In ihrer Hand hält
sie eine Trinkschale. Der aufgeschirrte Esel wartet hinter ihnen.
|

Ruhe
auf der Flucht
nach Ägypten
|
Hinweis:
Die Flucht nach Ägypten ist in der Bibel genannt: In Matthäus
2,13-16 heißt es: Kaum waren die Magier aufgebrochen, seht,
da erscheint ein Engel dem Josef im Traum und sagt: "Steh auf, nimm
das Kind und seine Mutter, flieh nach Ägypten und bleib dort,
bis ich dir etwas anderes sage. Denn Herodes wird das Kind suchen,
um es zu töten." Da stand Josef auf, nahm noch in der
Nacht das Kind und dessen Mutter, und sie flohen nach Ägypten.
Dort blieben sie bis zum Tod des Herodes".
|
Hintere Seitenaltäre
Gemeinsames
Die
hinteren Seitenaltäre im Westteil des Okto-gons sind etwas einfacher
gestaltet. Sie standen von 1817 bis 1867, bis zum großen Altartausch,
im Osten der Kirche. Doch dort befanden sie sich nicht so lange wie
die vorderen Altäre, denn sie kamen erst 1817 nach Maria Birnbaum,
als man sie von der abgebrochenen Kirche von Thier-haupten (nördlich
von Augsburg) erworben hat. Die hinteren Seitenaltäre waren auch
schon im
17.Jh. erbaut worden. |

Hintere Seitenaltäre
|
Die
beiden hinteren Seitenaltäre sind sich ähnlicher als die
vorderen; das liegt daran, dass der linke Altar im Jahr 1867 bei der
Erneuerung an den rechten Altar angeglichen wurde.
Sie sind beide etwas kleiner als die vorderen Altäre und besitzen
nur zwei statt vier Säulen.
Die 2,60 m breiten und 7 m hohen Altäre bestehen aus Holz, sind
schwarz gefasst und mit vergoldetem Schnitzdekor verziert.
Der Stipes, die Altartische, sind aus Holz gearbeitet, mit marmorierten
Füllungen und akanthusförmigen Ornamenten. |
In der Predella sind
vergitterte Nischen mit Akanthusaufsatz eingebaut. Die glatten Säulen
sind marmoriert und mit einem Cherub verziert. Sie tragen ein verkröpftes
Gebälk mit Segmentbogengiebel. Auf den Auszügen sitzen Engel
auf nach vorne gerichteten Voluten. Die Giebel der Altaraufsätze
sind architektonisch die kleinen Brüder der Retabelgiebel, d.h.,
die Altaraufsätze gleichen dem Hauptteil der Altäre unter ihnen.
Die Altarblätter (Ölfarbe auf Leinwanduntergrund) stammen aus
der Zeit um 1700.
Linker hinterer Seitenaltar
Altarauszug
Das
Auszugbild wurde
erst im 20.Jh. gemalt. Es zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel.
Die jugendlich wirkende Muttergottes wird von fünf Engeln und
zwei Putten in den Himmel hinaufgetragen. |
|
Aufnahme
Mariens
in den Himmel |
Altarblatt
Das Altarblatt
des linken hinteren Seitenaltars
zeigt die heilige Barbara.
Die Heilige steht in einer gebirgigen Gegend vor einem hohen Turm.
Ihre stattliche Figur ist in ein rotes Kleid und in einen goldbraunen
Mantel mit blauer Schärpe gekleidet. Ihr Haupt ziert eine Krone.
In der rechten Hand hält sie einen Kelch mit Hostie, die linke
Hand stützt ein geöffnetes Buch. |
St.Barbara
|
Hinweis:
Barbara ist eine
legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll von seinem
heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, während
einer längeren Geschäftsreise in einen Turm geschlossen
worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ im
Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei,
sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Dreieinigkeit. Als der
Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ
er sie |
|
geißeln,
mit Keulen schlagen und mit Fackeln brennen. Schließlich enthauptete
der Vater die Tochter selbst, worauf er von Blitz getroffen wurde.
Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute
und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen. Der
Kelch in ihrer Hand versinnbildlicht die einem Sterbenden gereichte
letzte Kommunion (Viatikum) und verweist auf ihre Funktion als Sterbepatronin.
Gedenktag: 4.Dezember |
Predella
In der Predella-Nische
steht in der vergitterten Nische eine 70cm große Figur des Auferstandenen
mit Kreuznimbus um das Haupt. Er
trägt einen über der linken Schulter gehaltenen vergoldeten
Umhang mit goldener Borte, der den rechten Oberkörper mit der
Seitenwunde und den rechten Arm mit dem Segensgestus frei lässt.
Sein Gesicht ist von einem langem Haupthaar und einem Vollbart umgeben.
Sein Blick geht zum Betrachter. |
Auferstandener
|
Der
Auferstandene hält eine weiße Fahne mit rotem Kreuz in
der Hand, die auf den Sieg über den Tod hinweist.
Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über
den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer
Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums
gehört die Fahne zur Ostersymbolik. |
Rechter
hinterer Seitenaltar
Von 1817 bis 1862 befand sich
auf dem rechten Altar
die Gnadenfigur, die dann anschließend fünf Jahre lang
im Birnbaum an der Westseite stand, bevor alle fünf Altäre
die West- gegen die Ostseite getauscht haben. Allerdings war der
damalige rechte Seitenaltar nicht mit unserem heutigen Altar identisch;
man hat ihn 1867 völlig neu gebaut und dabei stilistisch an
den linken Altar angepasst.
|
Altarauszug
Das
Auszugbild zeigt den Besuch
Marias bei ihrer Base Elisabeth und zwar die Begrüßung
der beiden Verwandten. Elisabeth trägt als verheiratete Frau
im Gegensatz zu Maria ein Kopftuch. |

Mariä Heimsuchung
|
Lukas
beschreibt die Szene zu Beginn seines Evangeliums im Kapitel 1 in
den Versen 39 bis 45.
Das Fest Maria Heimsuchung wird am 2.Juli begangen. |
Altarblatt
|
Das Altarblatt des rechten
hinteren Seitenaltars zeigt St.Georg
im Kampf gegen den Drachen.
Der Heilige reitet, in das Gewand eines römischen Soldaten
gekleidet, auf seinem Schimmel gegen den Drachen an und stößt
ihm die Lanze ins geöffnete Maul.
|

St.Georg
|
Im
Hintergrund kniet eine junge Frau am Ortsrand und hofft händeringend,
dass Georg mit seinem beherzten Angriff Erfolg hat. Die Frau ist die
Königstochter von Silena, die als Opfer für den Drachen
vorgesehen war.
Zu Füßen des Drachens liegt ein menschlicher Schädel,
der auf die Menschenopfer hindeutet, die dem Drachen zum Fraß
vorgeworfen werden mussten. |
|
Hinweis:
Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians
und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei uns
wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt (Georgiritt).
Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen (=das Böse)
tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena
in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer zum
Fressen vorwerfen mussten. Als keine Tiere mehr aufzutreiben waren,
wurden die Söhne und Töchter geopfert. Eines Tages traf
das Los die Königstochter (die als Verkörperung der Kirche
gelten kann). Nach einem Herz zerreißendem Abschied von den
Eltern ging sie an den See vor der Stadt. Da erschien St.Georg, nachdem
er alle Martern überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel
Michael wieder zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte,
schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte
das Untier, das zu Boden stürzte und verendete. |
Predella
In
der Predella-Nische steht in einem Schrein
ein
60 cm hohes Altarkreuz aus dem Anfang des 18.Jh.
|
barocker Schrein
|
Der Schrein ist von hochbarocken Verzierungen, vor allem Akanthusmotiven,
umgeben. |
Die
13 Kirchenbänke
sind noch nicht alt. Aber die Wangen haben barocke Formen und sind
mit Akanthusmotiven verziert.
|
Hinweis: Die
äußere Form dieser Kirchenstuhlwangen entspricht
dem vieler Kirchenstühle im Dachauer Land. Es trat erstmals
1695 in Glonn auf und wurde ab 1717 auch in Ainhofen, Albersbach,
Arnbach, Arnzell, Aufhausen, Bergkirchen, Hilgertshausen,
Markt Indersdorf (Marktkirche), Ottmarshart, Pasenbach, Pipinsried,
Walkertshofen, Weichs, Westerholzhausen und in Westerndorf
verwendet. Aber die inneren Verzierungen fehlen.
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Kirchenbank
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Kirchenstühle
gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die ersten 1500 Jahre standen
die Gläubigen oder bewegten sich langsam im Raum. Lediglich für
Alte und Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen Wänden.
Ohne Kirchenstühle fasst eine Kirche viel mehr Menschen; bei
dichtem Gedränge während des Gottesdienstes schien der Raum
voller Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde zum Spiegel
einer disziplinierten Gemeinschaft, in der jeder seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden zuerst die evangelischen Kirchen mit
Bänken ausgestattet, weil dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung
einen größeren Raum einnimmt; beim Sitzen ist der Zuhörer
aufmerksamer, geduldiger und ruhiger. Die katholischen Kirchen zogen
erst später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert werden
mussten. |
Vergrößerung von
17 Details (Altäre, Stuck,Orgel, Bänke, Epitaph, Votivbilder)
per Mouseklick
|
Zur Stuckverzierung
der Kirche gehören die Apostelkreuze
(ohne die üblichen Apostelleuchter) an der Wand.
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Apostelkreuz
|
Sie sind, wie der übrige
Stuck, in dunkelgrauer Farbe gehalten. Ein Kranz aus Akanthus-motiven,
garniert mit zwei Cheruben, umgibt das Kreuz, das aus vier Lilienblüten
gebildet wird. Wahr-scheinlich waren in der Kreuzesmitte die Apostelleuchter
angebracht.
Hinweis: Die Apostelkreuze und -leuchter erinnern an das in der
Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern
auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet
sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
|
Bruder-Konrad-Figur
In der südlichen
Mittelkonche steht eine 1,20 Meter große Bruder-Konrad-Figur,
die vom akademischen Bildhauer Paul Scheurle (1892-1952) aus
München im Jahr 1948 geschnitzt wurde. Er ist mit einer Vielzahl
von Rosenkränzen, wohl Gaben von Wallfahrern, behängt. |
Bruder Konrad
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Hinweis: Konrad
von Parzham (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting
als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte,
die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch Kinder
aus vielen armen Altöttinger Familien kamen bettelnd an die Pforte;
keines von ihnen ging leer aus. 1934 wurde Konrad von Papst Pius XI.
heiliggesprochen. Damals wurden in unseren Kirchen viele Figuren dieses
Volksheiligen aufgestellt. |
Opferstock
Opferstock
|
An der Außenwand stehen
hohe Opferstöcke.
Sie bestehen aus einem teilweise ausgehöhlten Holzstock und
sind voll von einem Metallmantel umgeben. Im unteren Bereich sind
sie mit massiven Schlössern gesichert. Ein Metallbogen über
dem Einwurfschlitz verhindert das Fischen nach Geld mittels langer
Drähte.
Hinweis: Auch in den
Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich
interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren,
klicken Sie hier..
|
Marienbildnis
In
der südwestlichen Konche/Exedra hängt in einem reich verzierten
Rokokorahmen das große Gemälde einer Maria
Immaculata, eine Kopie des Gnadenbildes im alten Freisinger
Gymnasium. Es ist ein Ölgemälde (auf Leinwanduntergrund)
mit den Maßen 220 x 160 cm. Das Bild wurde Ende des 18.Jh.
gemalt.
Die Mutter Gottes ist wie eine Fürstin ihrer Zeit gekleidet,
in reich bestickte Gewänder gehüllt, mit einer Mütze
auf dem Haupt. Blau, Rot und Gold sind die vorherrschenden Farben.
In ihrer Hand hält sie ein kostbares Zepter, das in einem Lilienstrauß
endet. Maria steht auf einem Halbmond und einer großen goldenen
Kugel, die die Erde darstellt, um die sich eine Schlange mit Apfel
im Maul geschlungen hat. Marias Haupt ist von einem Kranz aus 12
Sternen umgeben.
|
Hinweis:
Die Darstellung der Immaculata zeigt Maria als neue Eva, die,
wie in der Bibel angekündigt (Gen 3,15), der Schlange
den Kopf zertritt. Die Schlange symbolisiert die Erbsünde
und in weiterer Folge das Böse allgemein. Die Mondsichel
erinnert an Maria als der Frau aus der Offenbarung des Johannes
(Offb.12,1) "von der Sonne umkleidet, den Mond zu ihren Füßen.
Die zwölf Sterne um das Haupt Mariens sind Hinweis auf
die zwölf Stämme Israels. |
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Maria
Immaculata
aus Freising
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Votivbilder
Viele Votivtafeln
geben Auskunft von Gebets-erhörungen und Hilfe, die hier erfahren
wurden. Sie zieren in mehreren Gruppen die Wände der Kirche.
Zwar wurden die wertvollsten Votivbilder aus Sicher-heitsgründen
ausgelagert, doch vermitteln die noch vorhandenen einen guten Einblick
in die Nöte der Menschen und das große Vertrauen, das
die Bevölke-rung der Muttergottes entgegenbrachte. |
Votivtafeln
|
Meist handelt
es sich um einfache bäuerliche Malerei, die neben ihrer religiösen
Aussage oftmals interessante ikonologische Erkenntnisse über
die Tracht der Menschen oder die damalige Architektur der Gebäude
vermitteln. |
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Neben dem Eingang
hängt das größte Votivbild,
das mit 125 x 98 cm schon fast das Ausmaß eines Altarblatts
hat.
Eines der aktuellsten Bilder, das einerseits die ungebrochene Vertrauen
zu Maria zeigt, andererseits den Besucher wegen der Aktualität
betroffen macht, ist ein Gedenkbild an einen 2011 in Afghanistan
gefallenen Bundeswehrsoldaten. |
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Apostelturm
Im
Apostelturm, der
sein Vorbild im römischen Pantheon hat, stehen zwischen einer
weiß ange-strichenen Wandverkleidung und einer Holzbalus-trade
(beides aus Holz) fast lebensgroße Figuren von Aposteln.
Die Apostel stehen in der Ikonologie
für den Himmel, die Form des Pantheon für Maria. Die Figuren
stammen aus der Werkstatt von Lorenz Luidl
aus Landsberg (1645 bis 1719), dessen Werke auch in Bergkirchen
zu sehen sind. |
|
Luidl
hat die Apostel aber nicht für Maria Birnbaum geschnitzt, sondern
für die Kirche in Eresing bei Landsberg. Von dort erwarb sie
1862 der Benefiziat
Karl Reindl
für den Preis von 225 Gulden. Sie waren Ersatz für
die beim Gewittersturm von 1794 vernichteten ersten Figuren
aus dem Jahr 1664. Im Apostelturm stehen aber nur zwölf
der dreizehn Apostelfiguren. |

Apostel Simon
|
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Die Statue
von Apostel Thomas und von Christus selbst sind oben an der Westwand
angebracht.
Hinweis: Die Zahl der 13 Apostel rührt daher, dass Paulus
im Jahr 250 von einem Konzil zum Apostel h.c. ernannt wurde. Judas
Ischariot war durch seinen Verrat zwar aus dem Kreis der Apostel
ausgeschieden, doch nach Christi Himmelfahrt hat man an seiner
Stelle den Matthias gewählt. Paulus ist deshalb der 13.Apostel |
Westwand mit Orgel
Die hohe Westwand
ist als Schauwand gestaltet. Sie besitzt einen rundbogigen Abschluss
nach oben. Zwei Pilaster
tragen ein Gebälk mit doppelten überfangen-den Bogen, ein
architektonisches Motiv, das in der italienischen Dekorations- und
Baukunst verbreitet war. Die gesamte Wand ist mit geschmackvollem
Stuck in grauem Farbton überzogen. Bis 1893 waren die Musikemporen
in Nischen der beiden Seitentürme über und gegenüber
dem Eingang untergebracht; bei der Restaurierung 1893 hat man die
Nischen zugemauert.
Unterhalb der Orgel wurde
bei der vorletzten Renovierung eine halbkreisförmige Empore mit
vorgeblendeter Balustrade angebracht, auf der der Orgelspieltisch
steht.
Orgel
Zwischen den
Pilastern steht seit 1980 in einer Nische die Orgel.
Das 1976 von der Fa. Offner aus Kissing erstellte Instrument besitzt
elektrische Schleifladen, zwei Manuale und 15 Register. |
Westwand mit Orgel
|
Frühere Orgeln
Auch früher gab es schon eine Orgel.
- 1679 schnitzte der Bildhauer Mathias Müller
aus Aichach eine Davidsfigur für die Orgel.
- Aus der Zeit um 1870 ist bekannt, dass das Instrument damals
9 Register hatte.
|
Disposition der Offner-Orgel
19)
Hauptwerk:
(C-g''') |
Prinzipal
8', Coppel 8', Oktav 4', Flöte 4', Waldflöte 2', Sesquialter 2f
22/3' + 13/5' Mixtur 11/3', Tremulant |
Brustwerk:
(C-g''') |
Holzgedeckt
8', Rohrflöte 4', Prinzipal 2', Zimbel 1/2' |
Pedal:
(C-f') |
Subbaß
16', Pommer 8', Choralflöte 3f 4', Fagott 16' |
Koppeln: |
II/I, I/P, II/P; Tutti, Handregister an |
Orgel
|
In der Nische
der heutigen Orgel befand sich übrigens früher der Birnbaum
mit dem Gnadenbild. Sie war damals sogar verglast, damit die Besucher
das Ziel ihrer Wallfahrt schon von außen sehen konnten.
|
Apostel Thomas
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An
der Westwand stehen vier große Figuren auf Sockeln. Sie sind
aus Holz geschnitzt und polychrom gefasst. Die beiden oberen Figuren
sind noch Bestandteil des Apostelzyklus' im Apostelturm, zu dem
ja 13 Apostel und Christus gehören. Da im Apostelturm nur 12
Figuren Platz haben, wurden die 13.Figur (Apostel
Thomas mit einer Lanze) und die 14.Figur (Christus)
an die Westwand verlegt. |
Christus
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Neben der Empore stehen barocke Figuren aus der Zeit um 1750: der
hl. Leonhard (nördl.)
und Johann Nepomuk (südl);
sie sind polychrom (mehrfarbig) gefasst. |
St.Leonhard
|
St.Leonhard ist im Mönchsgewand abgebildet, mit Abtsstab
und Ketten in den Händen. Leonhard war Abt (Stab) und wird
vom Volk als Patron der Haustiere (Ketten) verehrt und angerufen.
Johann Nepomuk (südl),
in das Gewand eines Chorherrn gekleidet mit Talar, Rochett, Mozetta
und Birett). Der hier vergoldete, mit vielen Knöpfen versehene
Talar erstreckt sich vom Hals (mit einer schwarzen Krause) bis
zu den Füßen. Das dunkle Rochett darüber ist das
Chorhemd, das üblicherweise weiß, hier aber dunkel
dargestellt ist und einen Spitzensaum besitzt. Und über den
Schultern liegt ein opulenter ungefütterter Umhang aus Pelz.
Auf dem Kopf sitzt ein Birett, dahinter ist der Heiligenschein
als Strahlenkranz angebracht. Die Hände sind feingliedrig
gestaltet. In der rechten Hand hält Nepomuk ein Kreuz, die
Linke ist an die Brust gedrückt. Das bärtige Gesicht
ist nicht auf das Kreuz, sondern auf die andere Seite gerichtet.
|
Joh. Nepomuk
|
|
Hinweise: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer)
lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in
Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und
erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen
wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer,
"die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken,
die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung
nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen
er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil
man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In
Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
Man nannte ihn auch
den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6.
November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des
14.Jh Generalvikar des Erzbischofs in Prag und machte sich beim
König Wenzel wegen seines energischen Auftretens für
die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20.
März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit
Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen
und schließlich in der Moldau ertränken. Die
Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes,
der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine
Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das
1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen
hohen Stellenwert. Der
Fundort der Leiche
in der Moldau wurde
durch eine Erscheinung von fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk
ist neben Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt
ist. Die Verehrung
von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber
nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein
Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde,
machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300
Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des
Grabes in der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest
vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde
der Kult von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung
durch Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk
von Kurfürst Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729)
erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig
und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken
und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit.
Festtag: 16.Mai
|
Beichtstuhl
Im untersten
Teil der Westwand, also unter der Empore, befand sich früher
ein Umgang. In ihm sind heute Beichtstühle
eingebaut. |
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Sie sind blaugrau
marmoriert und mit vergoldeten Leisten verziert. Darüber sind
zwei 40 cm große Cheruben angebracht, die aus der Zeit um
1750/60 stammen. |
|
Hinweis:
Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden
offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später
bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene
Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch
die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert,
d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht
nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer
Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte
sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist
dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse
mit dem Mittelteil für den Priester (in dem der Priester sitzt
- deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von Priester und Beichtenden
durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien
abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen
für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer
Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen
Atmosphäre eine räumliche Alternative für Beicht-
und Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf das Bibelwort "Er
hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr die Sünden vergebt,
dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung verweigert, dem ist
sie verweigert" (Joh.20,22) zurück. |
Epitaphe
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Hinweis: Epitaphe
gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und
können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind
normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet. |
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1672
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Gedenktafel für den
Deutschordenskomtur Freiherr Niclas von Spar. Er war der Erbauer
des Priesterhauses (1673). Platte aus Eichenholz, polychrom gefasst,
Größe 176 x 43 cm
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1672
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Gedenktafel für Joh.Ludwig
von Roggenbach, den Miterbauer des Priesterhauses . Er war der
Finanzchef und bewilligte die Gelder für die Erbauung des
Priesterhauses 1673.
Platte aus Eichenholz, polychrom gefasst, Größe 176
x 43 cm
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1682
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Epitaph
für Pfarrer Johannes Moyses
Stoss, gest. 4.4.1682, mit Brustbild, Platte aus Solnhofener
Stein, Größe 33 x 33 cm. Am östlichen Torbogen
Text auf dem Stein: ""Hic Jacet ADM Rdus Nobilis et Clarissimus
Dominus Ioannes Moyses Stoss SS. Theologiae et SS. Canonum Ltus Inclyti
Ordinis Teutonici Praesbyter, Nec Non Beneficiatus Ad Benedicta Beata
Mariae Virginis Pyrum Prope Sielenbach Natus Anno Post Partum Virgineum
Supra Denat Anno MDCLXXXII IV. Aprilis.
Sta Viator Ante Ova Miaces Cadaver Si Sapis Hic Vive Deo Moberem Undo
Et Memento Quia Haec Ovae Aestimamus Omnia Non Esse Nisi Somnia, Credes
In Ultimo Vitae Momento Mors Te Ticit Ne Tangete Ite Obstupesce Sequeris".
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1699
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Epitaph
für Jacob Philipp von
Kaltenthal, gest. 1669, Platte aus Solnhofener Stein mit Farbresten
Größe 186 x 79 cm.
Das Epitaph für Philipp Jakob von Kaltenthal enthält vier
Wappen: die von Kalthenthal, Stain, Hohenegg und Bubenhofen. Dazu
ein Kreuz (in hoc signo vinces) und die Schrift: "Hic jacet Pulvis,
Cinis et Nihil, Hujus Sanctae Ecclesiae Fundator" (auf deutsch:
Hier liegt der Staub, die Asche und das Nichts des Gründers dieser
Kirche). Diese Inschrift wurde vom Grab des heiligmäßigen
Kapuzinerkardinals Antonio Barberini in Rom (S.Maria della Concezione)
übernommen. Daneben in einem Tresor die Grabbeigaben. |
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1702
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Epitaph für Pfarrer
Hector Seeger, gest. 5.12.1702, Platte aus hellem Kalkstein,
Größe 113 x 83 cm.
Text auf dem Stein:
"Quod Sibi Quisque Serit Piaesentis Tempore Vitae Hoc Sibi
Messis Erit Cum Dicentite Ventie - Anno MDCCII Die V Decmb. Obyt
in Dno Adm Rnd Religiosus ac Doctiss Dominus M.Hector Seeger, Inclyti
Ord. Teut Presbyter ac Beneficiatus in Sielenbach Aetatis LCII Annorum
Requiescat in Pace"
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1705
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Epitaph
für unbekannten Pfarrer,
gest. 9.10.1705 im Alter von 56 Jahren, Platte aus Sandstein,
Größe 115 x 58 |
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1743
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Epitaph
für Pfarrer Vitus Schönauer,
gest. 1743, Platte aus Solnhofener Stein,
Größe 40 x 40 cm.
Text auf dem Stein: "Hic Iacet Adm Rnd Dominus Vitus Schönauer,
Capellan Loci Ecclesiae Benefactor Requiescat In Pace" |
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1783
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Epitaph
für Pfarrer Josephus Bauer
(?), gest. 1783, Platte aus Solnhofener Stein,
Größe 33 x 33 cm.
Text auf dem Stein: ADM REV. ET DOCTISS D. JOSEPHUS BAUER .... OB
APR 1783 RIP" |
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1788
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Epitaph
für Ludovic von Epting,
gest. 1788, Platte aus Solnhofener Stein,
Größe 33 x 33 cm.
Text auf dem Stein: " ... Ludovic Von Epting Raths gepietend....
Francken u. Comenth zu Phlomenthal Tor" |
Krippe
Im hinteren Bereich
der Kirche, in der Nordwest-Konche steht in einem Glasschrein eine
Ganzjahreskrippe. Sie wird
seit 26 Jahren von Jakob Arzberger aus Sielenbach gestaltet. |
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Acht bis zehn
Szenen aus dem Leben Jesu werden alljährlich dargestellt:
- Herbergssuche
- Geburt Jesu
- Besuch der Weisen aus dem Morgenland
- Jesus in Nazareth
- Auferstehung (Ostern)
- Sendung des Hl.Geistes (Pfingsten)
- Hochzeit zu Kanaan
- Errettung Petri aus dem See Genezareth
- Bergpredigt
- Barmherzigen Samariter.
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Portal
Über der
Eingangstür der Kirche ist ein Stein
mit folgender Texteingravierung angebracht: "Teütschen Ordenß
Ritter Raths Gebittigern Der Valley Francken und Commenthne Zu Blumenthal
(Philipp Jakob von Kaltenthal, Teutscher Ordensritter, Rathgebittiger
der Balley Franken und Kommenthur zu Blumenthal 1662)". |
Gründertafel
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Es ist die Gedenktafel
für Philipp Jacob von Kaltenthal aus Anlass der Fertigstellung
des Neubaus 1662. |
Türen
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Die Eingangsvorhallen haben
doppelflügelige Türen aus Eichenholz, mit reich
ornamentierten Schmiedeeisen-beschlägen
aus der Erbauungs-zeit.
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Tafelbilder
in der Vorhalle
Im nördlichen Vorhaus hängen zwei 140 x 300 cm große
Tafelbilder (Ölfarbe auf versteifter Leinwand) mit gemalten
Texten, die in barocker bayerischer Sprache die Entstehungsgeschichte
der Wallfahrt erzählen (1687).
Westseite
Der Text unter dem rundbogigen
Bild lautet (die Nummern im Text -abgekürzt "N.")
weisen auf die entsprechend nummerierten Bilddetails hin):
"Anfang Und Ursprung deß Wundertettig Vesper Bildt
im Birnbaum negst Siellebach in Obern Bayrlandt
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Tafel mit Gründungsgeschichte
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Erstlich ist dis gnadenreiche
Vesperbildt anfenglich an dem Spiz deß also genandten Weinbergs
auf der Höche geg der Ecknach Brügg auf einer Aichenen
säule (N.1) eingefalt der alten ausag nach gestandten, Alwo
es von dem wolEdlen Herrn Georg Sigmundt von Weix auf Stunzberg
Pfleger Zu Weilheim, und desen auch Wol Edlen frauen frauen Maria
geborne wotschnin Seel.gedechtüs. Zum öftern besuecht,
oder sonst von dem schloß Stunzberg (N.2), mit andechtig gebett
verehrt wordten, in dem beriebten und eingefallenen Feindts Zeiten
Hernach ist obgdachte saul von den schwedtisch bildtstirmern yber
ein Haufen gerisen und daß Hl.gnadenbildt in einer des negstan
dem berg stosenten grosen graben Jochmas benamblet geworfen, und
versencket wordten (N.3),
Johann Vogl findet die
Gnadenfigur
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in dem war
das Hl.Mariabildt ein geraume Zeit unwisent dergangen Nachberschaft
in vergesnheit verbliben biß entlich dem Erbaren Johann
Vogl in dem dorf Siellebach bestelter Hietter etlichmal in schlaf
scheinbarlich vorkomen, er werdte solches in dem Jochmoh in
einem graben findten und an ein gewißes orth bring nach
lang und fleisig nach suech ist daß Hl.bildtnüs ganz
entferbt und ungstaldt erfundten (N.4), von ihme Hieter adechtig
gegriest und weillen ein bessers verhandten in einen alt Hol
ausgebrandten Pirnbaum neben den Vorbey gehündterthes und
fartweg an den Jachmos, einfeldtig aufbehalten wordten, weilen
aber daß Hl.bildt sehr Verbroch alt und ungestalt also
ist es auch in schlechten ehrn gehalten wordten, denen muettwillig
Rosbueben damallen, wan etwan Reg weter eingefahlen hat diß
Hh. bildtnüß dem bauim weich miesen, damit sie sich
vor dem Reg verberg kundten, wei noch ieziger Zeit lebente bekenen,
es ist auch sogahr underweillen in dem vorbeyfliesenten bach
die Eckna genandt negst der Mihl gefundten wordten. |
Man würdt auch bericht
daß ein voribergehünder ainfeldiger Baursman (N.5) sein
schwangers Weib ernstlich ermandt ihr angesicht Von dem Hl.bildtnis
abzuewendten, damit sie nit etwan einige Misgeburdt herfür bring
möge, Es hat aber der Allerhöchste gott die Uhnehr seiner
Ehrdverthesten Muetter nit lenger dulten könen, dahero durch
vilfeltige denen mensch er Zeigte gnadt und guettadt dise Hl.bildtnüs
in Hechsten ehr gebracht wie vlgt.(N.6), Anna Bürgerin von Maron
aüß dem ötschlandt ein sehr betriebtes Weib ist von
einem abscheichlich gessenst erschrei... und in Siben Jährige
betriebtnüs und anfechtung also gerath, daß sie Anna wiewol
vihl berüembte Walfarten mit andchat besuecht ni(n)rgendt völlige
Hilf und erledigung ihrer versuechung gefundten, in diser Höchster
noth ist entlich gemeldter Anna Anno 1659 zu Maron in dem schlaff
die schmerzhafte Muetter in gestaldt eines alt verworfnen Vesperbildt
perschönlich vorkommen sprechent gehe hin in daß Bayrlandt
und sueche ......dise bildnus in einem ausgebrendten Hollen Pirnbaum
an einem berg alda würdt dem lanwirige betriebtnüs ein endt
und seines Kindts Zuestandt baldt ein aufgang gemacht werden sheinem
miltreich und Barmherzig Raths gehörcht Anna gar gern, kombt
nacher Ingolstatt und in daß dorf Siellbach ohn einer wegweiser
über all nachfragent den Heilig ihr von gott vorgezeigten alten
Vesperbildt alwo sie dan Zu dem alt Hol aufgebrandten Pirnbaum kommen
und mit grosen freidten daß lang gesuechts gnadten bildt antroffen
ihr erhes Wordt wahr, O du hl.Jungfrau und Muetter gottes findte ich
dich da ? Hilf ain armen betriebten Weib, verd.. meine sünd samb
den Kindt so 10.Jahr alt war welches ein grosen leibschaden gehabt
ihr andechtiges gebet, hengt ein weis. leibath, samb ein auf Weiser
wolle gemachte Kranz an dem Baum Kombt Ao 1661 den 26. decembris beteirt
geg meniglich deß nit allein ihr sonder auch Ihren Kindt Johannes
genedige Hilf von der schmerzhaften Muetter auß dem Pirnbaum
sei geleistet wordten. Welches dan daß erste WunderZeich mehr,
und ein Ursach daß daß Heilige wunderthettige Bildnüs
in grösere ehr komen und daß Baurn Höfen mit Bretter
von dem daselbst Hiethenden Hirten ist eingemacht wordten".
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Auf dem rechten
(westlichen) Ölgemälde ist das frühere Schloss
Stunzberg abgebildet. Es war ein stattlicher Bau mit vier
Türmen und rings von einem Graben umgeben. Links ist das Marterl
im sog. Weinberg zu sehen. Der Name Stunzberg kam vom Geschlecht
der Stumphsperch, von denen erstmals 1280 eine Urkunde berichtet.
Als das Geschlecht ausstarb, kam die Burg an die Herren von Weichs,
die hier bis zum 30jährigen Krieg herrschten. Jetzt zeigt der
Hügel, auf dem es stand, keine Spur einer früheren Besiedlung
mehr. Aber bei Grabungen wurde ein Siegel gefunden, das das Wappen
der Stunzberg, ein Winkelbalken mit der Umschrift "vilhalm
marscalc" enthält.
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Schloss Stunzberg
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Bau der ersten Kapelle
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Unterhalb des
Schlosses ist noch der frühere Wallfahrtsbetrieb
abgebildet. Der Birnbaum mit Höhle, darin die Gnadenfigur,
davor eine Balkenkonstruktion. Links ein Zimmerer, der aus Bau-stämmen
die Balken schnitzt. Rechts nähert sich ein Paar mit Wanderstöcken
(ein Mann, der seiner schwangeren Frau einen Besuch beim Gnadenbild
verbieten will). Vor dem Konstrukt kniet eine Frau mit zwei Kindern
und fleht Maria um Hilfe an; dabei soll es sich der Beschreibung
nach um die Personen des ersten Wunders handeln: um Frau Anna aus
Meran in Südtirol und ihrem Sohn (Söhnen).
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Ostseite

Tafel mit Gründungsgeschichte
-2-
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Der Text unter dem Bild lautet:
"Weillen sich auch der Zuelaüft, die andacht, das opfer,
die von gott und Maria erzeigte gndtadten gemert Also ist entlich
mit verwilligung des Hochlöbl: Teitschn Ritter ordten von Ihro
Hochwürdten und gnaden Herrn Philib Jacob von Kaldtenthal der
Balley Franckh Raths gebiettiger und Commenthur Zu Plummethal Hochseel:
andenchens ein Recht ansechliches gottshaus unser lieben frauen
Zum Pirnbaum genandt, mit grosen unkosten erbaut wordten. Wo dann
durch die andacht der Nothleidenten noch vilfeltige grose gndtadten
Zum öftern erhalten werdten, unter welch auch bilig neben andern
Zu Zehln ist. Wie volgt N.7. Maria Magdalena schnaderin von Zemertshausen
gebirtig welche nach Zeignüs Herrn Johan Martin debers, vowesenter
aber vogten Zu Inning vierthalb Jahr stumb gewesen hat nach verichten
und gelegten opfer auf dem Altar alsobalt anfang Zu röden,
iezt hab ichs unnserlieben Frauen schon aufgeopfert. Zum Zeich der
erlangten gnaden sicht man iezt daß stume glöglein in
der Kirch hang welche demnoch Jehrlich wie heur 1687. in fest des
Hl.Apostel Jacobi geschieht Zu danksagung unser lieben frauen gottshaus
Zubesuecht und ein Hl. danckmeß lesen lasen, ist also wahr
worden was lucas II.Vers sagt, der stumb hat geredt und daß
Volk verwundert sich"
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Ansicht der Kirche 1687
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Das linke
(östliche) Gemälde zeigt die Wallfahrtskirche
im Zustand des Jahres 1687. Damals hatten die Kuppeln noch Laternen.
Darüber ist in den Himmel das Gnadenbild gemalt. Links
um die Kirche das 1685 errichtete Priesterhaus. Vor dem Eingang
debattiert eine Frau mit zwei Klerikern. Eine weitere Frau und
ein Mann mit Krücken nähern sich der Kirche.
Unten rechts (siehe Bild rechts) kniet der Deutschordenskomtur
mit einem Rosenkranz um die Finger; hinter ihm ein ebenfalls
Rosenkranz betender junger Mann. |
Deutsch-Ordens-Komtur
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Hans Schertl

Quellen:
01)
Dr.Martin
v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Panzer, Bayerische
Sagen und Bräuche, Bd II, S. 14, 1855 (Legende)
03) Bezold/Riel, Kunstdenkmäler des Königreichs
Bayern, 1895
04) Anton Mayer, Die Sage von Maria-Birnbaum bei Sielenbach,
ZBLG, 13/S.272, 1942 (Legende)
05) Max Gruber, Konstantin Pader als Bildhauer, Amperland
1965/1
06) Heinrich u.Margarete Schmidt, Die vergessene Bildersprache
christlicher Kunst, 1981 (7 Schmerzen)
07) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland wirkende
Bildhauer, Amperland 1982 (Müller)
08) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums
München und Freising, 1990
09)
https://de.wikipedia.org/wiki/Pilgerzeichen
10) Zeitschrift Maria heute, Nr.357, März 2000
(Ablass 1663)
11) MUSEUM WITH NO FRONTIERS, www.museumwnf.org, 2011
(Zitate)
12) Internetseite des Deutschen Ordens (http://www.deutscher-orden.de/konvente_birnbaum_kirche.htm),
2011 (Zitate)
13) Instandsetzungsmaßnahme Wallfahrtskirche Maria
Birnbaum in Sielenbach (www.walter-landherr.bw-testserver.de/82/)
14) Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen
Symbole, 2011 (Osterfahne)
15) Münchner Merkur v. 26.9.2014,
Bayernteil (Blauer Bund)
16) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018 (Ewig-Licht)
17) Dr.Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
18) Gabriele und Hubert Raab, Pilgerwege
im Wittelsbacher Land, 2010
19)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
20)
Internetseite des Deutschen Ordens, Die Wallfahrtskiche,
Download Mai 2023
21)
Bavarikon, Bayerische Wallfahrtsmedaillen
aus sechs Jahrhunderten, 2023
100 Bilder: Hans Schertl (98), Bavarikon
(2)

1.5.2023
Legende von der Marienstatue
im Birnbaum
Auszug aus: Friedrich Panzer,
Beitrag zu Deutschen Mythologie, 1855

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