BEICHTRAUM
und darüber liegender FRAUENCHOR
in der Klosterkirche ALTOMÜNSTER

Beichtraum (zwischen
den Chorbögen) vom Herrenchor aus gesehen
Vergrößerung von 4 Details (Decke, Bilder, Kommunionbank)
per Mouseklick
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Beschreibung
Der fast 60 m
lange Kirchenraum in Altomünster beeindruckt wegen der interessanten
Raum-perspektiven, die sich durch die Anordnung der vier kunstvoll
hintereinander gelagerten Innenräume ergeben:
Dem Vorhaus und dem großen achteckigen Hauptraum folgt ein
kleinerer achteckiger Raum, der sog. Beichtraum, der überdeckt
wird vom Frauenchor.
Der Beichtraum ist wie der Hauptraum ein Achteck. Seine Fläche
ist aber um ein Drittel kleiner. Die Höhe wird vom darüber
liegenden Nonnenchor/Frauenchor beschnitten und beträgt nur
noch die Hälfte des Hauptraums, nämlich 9,30 m. Von seiner
Funktion her ist der sog. Beichtraum eine Verlängerung des
Kirchenschiffs, durch das der Blick der Gläubigen auf die Dreiergruppe
der oberen Altäre fällt.
Der Raum wird -wie der Hauptraum-von einer flachen Hängekuppel
mit Gemälden überdeckt.
Der Beichtraum wurde
früher auch Brüderchor genannt, weil hier - auf den seitlichen
Emporen- die Brüder der Messe beiwohnten.
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Beichtstühle
Der Name Beichtraum kommt von einer
Besonderheit dieses Raumes, den in die Wände eingearbeiteten Beichtstühlen
der Patres. Von diesen Beichtstühlen ist nur das Sprechgitter
zu sehen.
Ein Teil der Ausstattung und
der Bildwerke hier ist auf die Beichte ausgerichtet:
- Joh.Nepomuk (Beichtgeheimnis)
- König David (singt Psalm Miserere)
- Margarete von Cortona (Buße für zu lockeren
Lebenswandel)
- Dismas (der gute Schächer am Kreuz)
- Maria Magdalena (große Sünderin)
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Sprechgitter
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An den Seitenwänden stehen
zudem zwei übliche Beichtstühle. Die Kirchenbänke
für die Besucher wurden dort erst später eingebaut.
Der Beichtvater konnte den Platz auf der anderen Seite über
Gänge erreichen, ohne die Klausur verlassen zu müssen.
Denn genau unter den oberen Umgängen (für die Nonnen)
führt auch im Erdgeschoss (für die Mönche) innerhalb
des Mauerwerks ein Gang rund um die Kirche.
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Über den Beichtstühlen sind Emblemkartuschen zu sehen.
Links sind eine Hand mit Kelch und Jesuskind (Attribut des hl.Alto) und
ein Birgittinnenkreuz gemalt. Darunter stehen zwei Männer vor einem
Wald, von denen einer einen Stock hebt, um den anderen zu schlagen. Es dürfte
sich hier um eine Anspielung auf Graf Ethiko, der nach der Legende durch
eine Erscheinung des hl.Alto veranlasst wurde, das geraubte Klostergut herauszugeben
und für eine Neueinrichtung von Altomünster zu sorgen. Die Inschrift
CRESCITE (wachset) weist auf das Wachsen im Glauben durch das Bußsakrament
hin.
Rechts sieht man eine Landschaft mit Hügeln, Wasserfall und davor weidenden
Schafen. Das Wasser versinnbildlicht die göttliche Gnade, die Schafe
die Menschen. Darüber die Worte EVANGELIUM ET REVELATIONES (Evangelium
und Offenbarungen).
Büßerzyklus
Auf das Beichtgeheimnis verweisen auch
die vier Bilder oben in den abgeschrägten Ecken. Sie bilden einen sog.
Büßerzyklus.
Es sind zwei Fresken an den Wandschrägen im Westteil des Beichtraums
und die beiden Altaraufsätze der Seitenaltäre im Ostteil.
Margarete
v.Cortona
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a) Im Nordwesten eine Darstellung
der hl. Margareta von
Cortona mit Kruzifix und Geißel. Die Heilige betrachtet
das Kreuz und vergießt sichtbar eine Träne über
den Tod Christi. Im Hintergrund ist ihr persönliches Attribut,
ein Hund, zu sehen.
Margareta von Cortona war im 13.Jh neun Monate lang die Geliebte
eines Edelmanns. Als sie ein Hund zur halbverwesten Leiche ihres
Liebhabers führte, tat sie Buße, trat in ein Kloster
ein und hatte zahlreiche Visionen. Deshalb hält der Hund im
Bild einen Knochen im Maul; ein Totenschädel liegt neben ihm.
b) Im Bild auf der Südseite
wird König David im
Hermelin mit Krone und Zepter sowie einer Harfe gezeigt. In seiner
Hand ein Blatt mit der Aufschrift "Miserere mei Deus"
(Gott erbarme dich meiner).
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König David
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Der
Schächer Dismas
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c) Im Auszug des linken
Seitenaltars wird der reuige Schächer Dismas
gezeigt, aus dessen Mund die Worte "Memento mei Domine"
(Gedenke meiner o Herr) entströmen. Dismas wurde mit Jesus
gekreuzigt und bekehrte sich im letzten Moment noch. Weiteres zu
diesem Bild finden Sie hier...
d) Im Auszug ist die
büßende Maria
Magdalena mit Kreuz und Totenkopf dargestellt (Öl auf
Leinwand). Die Heilige ist aus der Bibel bekannt. Über
diese Magdalena sagte Jesus:
Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat
(Luk.7,47). Weiteres
zu diesem Bild finden Sie hier...
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Maria
Magdalena
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Kommunionbank
Vor den Seitenaltären
erstreckt sich über die gesamte Breite die geschweifte Kommunionbank
aus der Erbauungszeit. Die Balustrade aus Eichen-holz wird von den
profilierten und in der Mitte stark geschwellten barocken Docken (=
kleine Säulchen) getragen. Sie wurden vom Dachauer Bildhauer
Franz de Paula Arnoldt
(1724-1788) im Jahr 1770 39)
(andere Quelle: 1767)
geschnitzt. |
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Die Kommunionbank
trennt den Beichtraum vom Chorraum (Presbyterium) und ist in den Mittelfeldern
für den Durchgang geöffnet. Die Seitenaltäre sind deshalb
eigentlich schon zum Altarraum zu rechnen. |
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Hinweis: Die Kommunionbänke
entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken
altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff,
vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher
die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte
von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie
aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen
die Patene, um ein Herunterfallen der Hostie zu vermeiden. Im Rahmen
der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten
Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der
Gemeinde zu schaffen. Zudem ist nach herrschender Auffassung der Altar
auch Tisch des österlichen Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen
die Kommunion. |
Seitenaltäre
im Beichtraum
An den abgeschrägten Seiten
im Westen des Beichtraums, zu beiden Seiten des Durchgangs zum Altarraum
der Pfarrkirche, sind zwei Altäre von 1768 39)
angebracht. Sie sind in ihrer
Thematik mehr der Volkstümlichkeit gewidmet: Der linke Altar zeigt
die Gruppe der Heiligen Florian, Leonhard, Wendelin und Donatus, der rechte
die Heilige Familie und Heilige Sippe.
Der Altaraufbau (Holzretabel mit hohem Rahmenaufbau) wurden von Johann
Bapt. Straub gefasst. Auf den Altaraufsätzen stehen Ziervasen
neben Putti.
Die an den Seiten etwas schalenförmig vorspringen Seitenaltäre
haben goldgerahmte Altarbilder von Joseph Mages (Signaturen auf
beiden Bildern).
Skelettheilige
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Die beiden Altarblätter
lassen sich herausnehmen. Dies eröffnet den Blick auf die hinter
diesen Bildern befindlichen Schreine mit Skelettheiligen aus den Katakomben
in Rom, am linken Altar St.Alexander,
rechts St.Maximianus.
Es handelt sich
hier um Katakombenheilige,
ein Spezifikum der Barockzeit. Das waren Gebeine, die in den Katakomben
gefunden und pauschal als Märtyrer behandelt wurden. Da man die
Gebeine nicht bestimmten Personen zuordnen konnte, wurden sie nachgetauft.
Die Gebeine an den Seitenaltären im Beichtraum wurden 1688 von
Prior Hörmann erworben, 1694 im Kloster gefasst sowie 1871 und
1907 restauriert. Die als sitzende Skelette ausgestellten Heiligen
sollen römische Soldaten gewesen sein, von denen sich die Gläubigen
in und um Altomünster Schutz vor Kriegsgräuel erhofften.
126)
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Nach einer Beschreibung des Skelettheiligen Alexander durch Astrid Debold-Kritter
handelt es sich um eine "thronende Figur, die Arme aufgestützt,
mit Schwert und Märtyrerpalme.
"Feine
Textilarbeit, im Prinzip Chorheiligen gleich. Goldene Blattkrone
auf dem mit tüllartiger Seide bezogener Kopf, um den sich maskenartig
eine Seidenschärpe herumlegt. Reich besetzt mit Perlen, farbigen
Steinen und Pailletten; ornamental angedeutete Physiognomie.
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Die Kleidung:
enges Obergewand mit weitem langem Rock und herabfallendem Umhang
entspricht den übrigen Reliquienheiligen. Der purpurnen Seide
sind Goldlitzensterne angetragen und Steine in den Farben rot, blau,
grün. Der Rock aus goldgelbem Seidendamast hat ein rotes Vierpaßmuster."
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Die Skelette werden in ihren Schreinen
sitzend aufbewahrt. Die Stellung der Skelettheiligen folgt einer alten Beschreibung
zufolge
"offenbar symbolische
Tendenzen: Am Hochchor sind die heiligen Leiber wegen der Nähe des
Sakramentsaltares in
Ehrfurcht stehend
in den Altarnischen angeordnet, im Vorchor (Beichtraum) sitzend und im Laienschiff
liegend, also je
weiter vom Tabernakelaltare
entfernt, in desto zwangloserer Haltung".
Für Kirchenbesucher sind sie nur im November zu sehen.
Mehr zu den "Heiligen
Leibern" siehe hier...
Linker
Seitenaltar
Der linke Seitenaltar ist dem hl.Wendelin
geweiht. Im Altarblatt
(Öl auf Leinwand) sind aber noch weitere drei im ländlichen
Raum viel verehrte Heilige, Donatus, Florian und Leonhard, dargestellt.
Die Thematik orientiert sich am Aufgabengebiet der Laienbrüder, die
hier im Beichtraum ihren Platz während des Gottesdienstes hatten,
aber auch am Leben der Gläubigen im Hauptraum mit ihren bäuerlichen
Arbeiten und häuslicher Sorge: St.Florian als Helfer gegen Feuer,
St.Donatus Schützer der Ernte vor Blitzen, St.Leonhard und St.Wendelin
als Patrone des Viehs. 113)
Im Auszug
wird der reuige Schächer Dismas
gezeigt, aus dessen Mund die Worte "Memento mei Domine"
(Gedenke meiner o Herr) entströmen.
Dismas wurde mit Jesus gekreuzigt und bekehrte sich im letzten Moment
noch. (Magges 1768) |
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Jesus sagte ihm
die Aufnahme ins Paradies noch am Kreuz zu; er ist damit der ersten
Heilige der Kirche.
Gedenktag:
25. März |
Links St. Wendelin
im Abtsgewand. Obwohl er ein schottischer Königssohn
war, diente Wendelin als Schafhirte bei einem Edelmann in der Nähe
von Trier. Später wurde er (ohne Priesterweihe) Abt des nahegelegenen
Klosters Tholey (um 600). |
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Daneben der Wetterheilige
St. Donatus mit einem Kreuz in der Hand. Seine Reliquien aus
der St.Agnes Katakombe in Rom kamen 1652 als Schenkung an das Jesuitenkolleg
von Münstereifel. Strömender Regen verwandelte sich beim
Herannahen in strahlenden Sonnenschein; in Euskirchen wurde am Tag
des Überbringens der vom Blitz getroffene Pater durch Anrufen
des "Donatus" genannten Heiligen geheilt. "Donatus" gilt seither als
Wetterheiliger. |
St. Florian in römischer
Soldatenrüstung hält eine Fahne. Er war um das Jahr 304 Offizier
der zweiten italienischen Legion des römischen Heeres. Wegen seines
Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein
um den Hals in die Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes
Haus durch sein Gebet gerettet haben.
Ganz rechts schließlich St.Leonhard mit Abtsstab und Ketten
in den Händen. Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um
das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass
viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als
Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der
Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung
nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten
als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im
19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den bayerischen Herrgott.
Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen
vorgenommen.
Pfarrer Bachbauer hat in seinem Kirchenführer darauf hingewiesen, dass
die Heiligen Wendelin, Florian und Leonhard nochmals zu sehen sind, wenn
man sich vor den linken Seitenaltar im Beichtraum stellt und zur Decke im
Hauptraum hinaufblickt. Dort sind verschiedene Heilige auf Gewölk dargestellt.
44)
Hinter
dem Altarbild am linken Seitenaltar sitzt -wie oben erwähnt- in einem
verglasten Schrein die Skelettreliquie von
St.Alexander mit einem langstieligen Hammer und einem Beutel in den Händen.
Mehr zu den "Heiligen Leibern" siehe hier...

St.Bartholomäus |
Assistenzfiguren
am linken Seitenaltar sind wiederum zwei der zwölf Apostel.
Links der hl. Bartholomäus
mit Buch und Messer in den Händen. Bartholomäus wurde zu
einem besonders grausamen Tod verurteilt: zuerst wurde ihm mit einem
Messer die Haut abgezogen, danach wurde er gekreuzigt.
Rechts der hl.Thomas mit der Lanze 39)
Mehr über den Apostelzyklus in Altomünster finden
Sie hier... |
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Reliquienmonstranzen Flankiert
wird der Tabernakel von zwei Reliquienaufsätzen
aus der Zeit um 1770 39)
.
Sie besitzen reich geschnitzte vergoldete Rocaillerahmen und stehen auf
Volutenfüßen mit marmorierten Sockeln. Die Reliquien sind mit
Goldlahn (= mit Goldfaden umwickelter Metalldraht), Kantillen, Goldspitzen
und farbigen Steinen gefasst. In der Mitte ist eine sternförmig gefasste
Reliquie zu sehen, die nach Meinung von Kunstexperten auf das Kloster
Taxa hindeuten könnte. 39)
Auf
den Cedulae, den kleinen Pergamentzettelchen, stehen die Namen der
Heiligen, deren Gebeine hier enthalten sind:
Links: "S.Wolfganus; S.Mauriti M.; S.Benedictus
M.; S.Plasio P. M.; S.Saturnini M.; S.Christianus M.;
S.Placidi M.; S.Thebeorum M.; S.Gereon M.; S.Bonifacius M.; S.Stephano
M."
Rechts: "S.Benigni M.; S.Victorinae M.; S.Modesto M.; S.Aurelius
M.; Reliquae Incognitae M.; S.Ruffino M.;
S.Deodato
M.; S.LaurentioM.;S.Hypolito M.; S.Dionysio M.; S.Stephano P. M.;
S.Castuli; S.Simpliciani;
S.Sebastiani."
Das "M." hinter den meisten Namen bedeutet "Martyrer".
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Reliquienmonstranz
Detail-Taxakreuz
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Die
gesiegelte Weiheurkunde
enthält die Daten der Altarweihe:
Danach wurde er am 29.August 1773 durch den Freisinger Weihbischof
Ernest Nepomuk Graf von Herberstein (Weihbischof von 1767-1776) zu
Ehren der Heiligen Märtyrer Florian und Donatus sowie der Bekenner
Wendelin und Leonhard geweiht. Herberstein war auch Titularbischof
von Eucarpium, Domkapitular von Passau und Vorsitzender des Kollegs
von St. Andreas in Freising. |
Weiheurkunde
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Bei dieser Weihe wurden mehrere Reliquien von Heiligen und Martyrern
in den Altar "eingebettet", d.h. eingemauert: St.Alexander,
Achatius, Tranquilinus, Felix, Bischof Wolfgang sowie Eugenia und
Victoriana.
Dazu wurde ein Ablass von 40 Tagen für einen Kirchenbesuch
im nächsten Jahr und an allen weiteren Jahrtagen der Weihe
gewährt.
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Rechter Seitenaltar
Im Auszug
ist die büßende Maria
Magdalena mit Kreuz und Totenkopf dargestellt (Öl auf
Leinwand). Die Heilige ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin
Jesu, nachdem der sie von ihrer Besessenheit befreit hatte (Luk. 8,
2). Magdalena sorgte für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3). Sie
war auch bei der Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner
Auferstehung (Joh.20,15-17).
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Maria
Magdalena
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Ob
es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin handelt,
die Jesus die Füße salbte (Luk 7,37 - 38), wie die Legenden
behaupten, ist ungewiss. Dies wurde in der Barockzeit aber allgemein
angenommen. Über diese Magdalena sagte Jesus:
Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat (Luk.7,47).
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Am rechten Altar
zeigt das Altarblatt Jesus
inmitten der heiligen Sippe. Von links nach rechts: im Vordergrund
der Priester Zacharias, darüber die Cousine Marias, Elisabeth.
Unter Elisabeth der kleine Johannes mit dem Täuferstab.
Maria mit dem Jesuskind auf dem Kissen. Maler: Joseph Magges
1768 (sign). |
Sippe
Jesu
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Dahinter der
Vater Marias, Joachim, von dem nur der Kopfes zu sehen ist.
Neben Joachim Josef und ganz rechts, neben Jesus, Anna.
Hinter dem Altarbild in einem verglasten Schrein die sitzende
Skelettreliquie St.Maximianus.
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Apostel Andreas
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Assistenzfiguren sind
auch an diesem Altar wieder Apostel.
Rechts Matthäus
113)
mit Buch und Hellebarde. Matthäus verkündete in Parthien
das Evangelium. Dort wurde er am Altar von rückwärts mit
der Hellebarde erstochen.
Links Andreas mit dem Balkenkreuz, an dem der Apostel sein
Martyrium erlitt.
Auf der Tür des Tabernakels ist ein Lamm-Gottes abgebildet,
das auf der von Putten getragenen Bundeslade liegt.
Mehr über den Apostelzyklus in Altomünster finden
Sie hier...
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Apostel
Matthäus
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In der Predella stehen links und rechts
vom Tabernakel zwei Reliquienbehälter
aus der Zeit um 1770, die denen auf dem linken Seitenaltar (Wendelinaltar)
gleichen.
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Auch darin ist
eine sternförmige Reliquie
enthalten. Auf den Cedulae, den Pergamentzettelchen, stehen die Namen
der Heiligen, von denen die Gebeine stammten: 39)
Links: "S.Sophia M.; S. Lee (?) vidue.; Justino Gardina;
Dorothea V.M. et Incogn.; Juliana v. L.Sargh;
ex sepulcro
casula...; e ossibus S.Elisabetha; S. Innocenti M.; S. Cyriacae M;
... quae fuit crux;
De
ornatu S.Ulr...; S.Alexi.M."
Rechts: S.Gregorio M.; S. Leone M.; S. Martin M.; S. Corbiniani Episc.;
Hieronymo demensa loco habit...;
S.Widmaro
Ep.; S.Lampert; S. Theodori M.; Casiani B.; S.Gumperto Bisch.; S.Eligio
M.; S. Agritio M.;
S.
Debundo et S.Erhardo; S.Ignatio; De vestib.Caroli pontif." |
Reliquienbehälter
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Tabernakel
Tabernakeltüre
links
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Jeder
der Seitenaltäre besitzt einen Rokokotabernakel in "taillierter"
Form. Die Tabernakel sind mit vielen Rocaillen verziert, ihre Türen
mit vergoldeten Schnitzreliefs versehen:
- Die Tabernakeltüre am linken Seitenaltar zeigt die Bundeslade
der Israeliten mit Strahlen-
kranz, der von zwei Englein getragen wird.
- Das Relief an der Tür des rechten Tabernakels zeigt das Lamm
Gottes, das auf dem Buch
mit den sieben Siegeln ruht. Auch es wird von zwei
Englein begleitet.
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Tabernakeltüre
rechts
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Deckenfresko
im Beichtraum 16)
Das Deckenfresko mit einem
Durchmesser von 7,30 m 18)
zeigt
in zwei Hauptbildern das Auffinden der Quelle durch St.Alto und
Jesus am Teich Bethesda in Jerusalem. Es verbindet die beiden Quellwunder
und will damit sagen, dass auch Altomünster eine Gnadenstätte
von der Qualität des Teiches Bethesda ist. Beide Themen sind auch
Hinweise auf das Sakrament der Taufe. Auf dem Fresko steht auf der Nordseite
zwischen den beiden Taufbildern eine Palme mit geöffnetem Sarkophag;
auf der Südseite ist eine Wasserfläche mit Burg im Hintergrund
zu sehen.
Das
Bild auf der Ostseite des Deckengemäldes zeigt Jesus
am Teich Bethesda in Jerusalem, der in der Bibel bei Johannes,
Kap.5 Vers 1-9 im Zusammenhang mit einer Krankenheilung beschrieben
wird. Der Teich wurde von einem Engel ab und zu in Wallung gebracht.
Wer als erster hinein stieg, wurde geheilt. |
Jesus
am Teich von Bethesda
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Als Jesus den Teich
aufsuchte, klagte ihm ein seit 38 Jahren erkrankter Mann, dass niemand
ihm in das Wasser helfe. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf und geh.
Diese Szene wird auf dem Deckengemälde gezeigt. In der Bildmitte
steht Jesus inmitten von Kranken vor einer Mauer und dem in der Bibel
genannten Schaftor auf einer Plattform am Rande des Teiches und weist
mit seiner rechten Hand zum Himmel. Die meisten Personen blicken hinauf,
wo auf Wolken |
zwei Engel thronen. Über den
Engeln bricht aus dem Zentrum des Bildes ein Strahl aus den Wolken und fällt
auf den alten Mann, von dem die Bibel berichtet. Der empfängt den Gnadenstrahl
mit ausgebreiteten Händen.
Das
Gemälde auf der Westseite zeigt das Quellwunder
des St.Alto. Im Mittelpunkt steht der Heilige im Ordensgewand
auf einem kleinen Felsen und lässt mit dem Krummstab in der rechten
Hand eine kräftige Quelle aus dem Felsen entspringen. Auf der
linken Seite des Baches sitzt eine Gruppe von Frauen, die bereits
Wasser schöpft. |

Quellwunder
|
Hinter
St.Alto stehen ein Bauer mit einer Säge und eine junge Frau,
die auf einen eingerüsteten Bau zeigt, zu dem Arbeiter scheffelweise
Wasser tragen. Dass in der Szene keine Heilungen gezeigt werden, wie
dies auf den Barockgemälden häufig zu sehen ist, ist aus
der Sicht der Aufklärung zu beantworten: Nicht das Wasser hilft,
sondern die Gnade Gottes. |
Frauenchor
/ Nonnenchor

verglaster Nonnenchor auf der
oberen Empore-Westseite
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Geschichtliches
Einen den Nonnen vorbehaltenen Frauenchor gibt es in Altomünster
schon seit 500 Jahren. Er musste um das Jahr 1488/97 in die 1244
errichtete romanische Kirche eingebaut werden, als die Birgitten
(ein Orden mit Mönchen und Nonnen) das Kloster übernahmen.
Die Nonnen mussten die täglichen
Chorgebete an anderer Stelle verrichten als die Mönche. Der
Frauenchor lag auch damals schon im ersten Stock; er ruhte auf einem
quadratischen Kreuzgewölbe. Der Herrenchor, der Chor der Mönche,
lag in der alten Kirche schräg unterhalb des Frauenchors. Er
war vom Frauenchor aus einsehbar.
Doch der Blick hinunter war
nur während des Gottesdienstes zugelassen. In einem Visitationsbericht
aus dem Jahr 1512 heißt es:
"Gleicherweiß sol das gäter
(Fenster) im Nonnenchore,
dardurch man in der brueder chore
hinabsiecht, allein in
dem götlichen ambt der messe
offen sein, unndt ausserdes
alzeit zugethan mit einem schloss
versperrt beleiben".
Als Zugang zu diesem Frauenchor hat man 1497 an der linken (nördlichen)
Außenseite der Kirche eine vollständig überdachte
Treppe angebaut, über die die Nonnen zu ihrem Platz im Zwischengeschoss
kamen.
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Heutiger
Frauenchor
Der Frauenchor
liegt in Höhe der oberen Empore (20 m) zwischen dem Hauptraum
bzw. Kirchenschiff und dem Altarraum. Er überspannt wie eine
breite Brücke den Beichtraum und ist nicht vom Kirchenraum, sondern
nur über den Frauenkonvent und die oberen Emporengänge zugänglich.
Der auch heute noch nahezu
quadratische Raum mit den Ausmaßen 9,60 x 9,65 m wird über
Fenster auf der Nord- und Südseite sowie über die verglasten
weiten bogenförmigen Emporenöffnungen zum Hauptraum und
zum Altarraum erhellt.
Die Kapelle war früher den Chorfrauen vorbehalten; die Arbeitsschwestern
hatten eine eigene kleine Kapelle. 89)
|
Frauenchor
innen
|
Der Frauenchor liegt am höchsten;
sein Gehäuse ist ein wichtiger Faktor der ganzen Raumkomposition.
Die Nonnen konnten auf der Ostseite ihres Chors nur auf die Altäre
hinabschauen, auf der Westseite aber nicht aus nicht mehr als den Oberteil
des großen achteckigen Hauptraums mit seiner Kuppelmalerei sehen.
Sie hatten ja keinen freien Zugang zur Kirche wie die Mönche oder
die Laien.
Der Tabernakelaltar im Frauenchor
wurde 1964 von Georg Schwendtner neu geschaffen. Er dient der Aussetzung
und Anbetung des Allerheiligsten. An der Altarrückwand sind zwei Holztafeln
vom Tisch der hl.Birgitta im vergoldeten Metallrahmen befestigt. Der zweigeschossige
Tabernakel ist von einer Gloriole umgeben. Zwei große Anbetungsengel
erinnern an die Bundeslade, die als Vorbild des Tabernakels gilt.
Der als Sarkophag gestaltete Altarunterbau (Stipes) birgt die Reliquienfigur
eines unbekannten Katakombenheiligen.
In den Ecken des Raums stehen zwei kleine Eckaltärchen mit Schnitzfiguren
des hl. Josef mit Lilienstab (Ende 19.Jh) und der Schmerzhaften
Muttergottes.
Besucher der Klausur am Tag der
offenen Klostertür im Sept.2015 berichteten, dass dort ein spätgotischer
Flügelaltar steht, den die ersten Birgittinnen um das Jahr 1470
aus Mahingen mitgebracht haben. 89)
Nach Norbert Lieb
stand der Altar jedenfalls im Jahr 1973 frei in der Mitte des Frauenchors.
113)
Der Frauenchor ist von einer Flachkuppel
überspannt, die sich an der Nord- und der Südseite bis zum Sockel
herabzieht.
Die bis zu 7,30 m hohe Decke ist geschmückt mit einem zentralen Gemälde
"Mystische Vermählung der hl.Birgitta" sowie einem
Tugendzyklus in Form von vier kleineren Fresken mit Heiligendarstellungen.
Die Bilder wurden von J.Mages gemalt.
Haus
von Loreto
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In einem kleinen
Kartuschenbild unterhalb
der Brüstung wird die wunderbare Übertragung des Heiligen
Hauses der Maria nach Loreto durch Engel gezeigt.
Der Legende nach wurde das gemauerte Heilige Haus im Jahr 1291 von
Engeln aus Nazareth fortgetragen. Andere Quellen berichten, dass das
Haus von frommen Schiffers-Familien namens "de Angeli" nach
Loreto gebracht worden sei. Zuerst wurde das Haus an einer Stelle
bei Rijeka/Kroatien) aufgestellt. In der Nacht des 10. Dezember 1294
"wanderte" das Haus weiter und veränderte noch mehrmals seinen Platz,
bis es schließlich in Loreto seinen endgültigen Standort
einnahm. |
Deckengemälde
im Nonnenchor
In der Mitte des nahezu runden
zentralen Deckengemäldes (5,60 x 6,00 m) ist Gottvater zu sehen,
die rechte Hand segnend erhoben und mit der linken Hand -von zwei Engeln
unterstützt- die Weltkugel haltend. Links über ihm schwebt vor
hellem Licht die Heilig-Geist-Taube. Im unteren Teil des Bildes steht
Christus mit dem Kreuz im Arm auf Stufen.
Er steckt der vor
ihm knienden St.Birgitta einen Ring an die rechte Hand. Ein Engel
hinter ihr hält die Birgittinnenkrone über ihr Haupt. In
den Wolken schweben Engel mit Blumenkranz und Blumengirlande. Über
dem "Brautpaar" erscheint Maria in rotem Kleid und blauem
Mantel, das Haupt von einem Sternenkranz umgeben. Rot und Blau sind
die traditionellen Marienfarben. Rot für den königlichen
Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung (im Mittelalter
brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe Lapislazuli).
Links von Christus sind musizierende Engel zu sehen. Vor ihnen kniet
die hl.Agnes mit den Attributen Schwert, Lamm, Lilie und auf dem Haupt
einen Kranz aus Rosen. In ihren Händen trägt sie eine Krone.
Dieses Detail erinnert an eine der Visionen der hl. Birgitta, während
der ihr die hl.Agnes eine Edelstein besetzte Krone präsentiert
hat. |
Der Blick vom Hauptraum durch
das Gitter lässt die Schönheit des
großen Deckengemäldes im Nonnenchor erahnen.
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Die kleineren Fresken zeigen Heilige, die mit Altomünster oder dem
Birgittenorden verbunden sind. Sie stellen die drei göttlichen Tugenden
(Glaube, Hoffnung, Liebe) und im vierten Bild die Ordenstugenden Armut,
Keuschheit und Gehorsam dar.
Das erste Bild zeigt die hl. Katharina Tatara, eine frühere
Tatarenprinzessin, die bei Birgitta in Rom lebte. Sie hält eine Lilie
(seit dem Mittelalter Symbol für Reinheit und Keuschheit) in der Hand,;
eine Krone, Zeichen ihrer Prinzessinnenwürde, liegt neben ihr. Fides
(Glaube) thront mit Kreuz und Kelch über dem Symbol für die Kirche
dem kleinen Rundtempel.
Im zweiten Bild sitzt der hl.Alto auf Wolken und hält
den Kelch mit dem Jesuskind in der Hand als Hinweis auf die Vision des hl.Alto.
Neben ihm die Personifikation
der Spes (Hoffnung) mit Anker.
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Hinweis: Der Anker
diente in biblischer Zeit nicht nur zum Festmachen, sondern auch
zum Manövrieren des Schiffes. Er symbolisierte deshalb die
göttliche Hilfe gegen die Bedrängnis der Christen in der
Zeit der Verfolgung. Damals verwendete man ihn (mit Querbalken) als heimliches Zeichen für das Kreuz; insbesondere auf den Gräbern
der Christen. Er war das Zeichen der Hoffnung während der Verfolgung.
Dann verschwand der Anker als Symbol für die nächsten
tausend Jahre. Erst im 15.Jh erhielt er wieder seine frühere
Symbolik. 122)
.
|
Rechts sind Vögel mit Zweigen
zu sehen als Hinweis auf das sog. Vogelwunder des Alto bei der Rodung
des Waldes für den Klosterbau.
Das dritte Bild zeigt den hl. Augustinus in Bischofsornat
mit dem brennenden Herzen als Zeichen der Caritas (Liebe). Über
Augustinus das Dreifaltigkeitssymbol mit drei Feuerzungen, die auf die
vergeblichen Bemühungen des Heiligen bei der Ergründung des
Wesens der Dreifaltigkeit hinweisen. Eine Stelle in seinem berühmtesten
Buch "Confessiones/Bekenntnisse", in der seine feurige Gottesliebe
zum Ausdruck kommt, verhalf ihm später zum Attribut eines flammenden
Herzens.
Im vierten Bild sollen die spezifischen Ordenstugenden Armut, Keuschheit
und Gehorsam herausgestellt werden. Abgebildet ist Katharina von Schweden,
die Tochter der hl.Birgitta in Ordenstracht, die mit der Linken auf eine
Krone neben sich weist. In der Rechten hält sie eine Lilie. Neben
ihr steht ihr Attribut, die Hirschkuh. Katharina kam wie ihre Mutter aus
vornehmer Familie. Darauf wird auf vielen Gemälden in der Altomünsterer
Kirche durch eine Krone hingewiesen. Auch die Bevorzugung von Darstellungen
der Heiligen königlicher Abstammung (Agnes, Wendelin, Leonhard, Florian
u.a.) soll aufzeigen, dass Birgitta aus Liebe zu Gott ihr schönes
Leben durch das beschwerliche Ordensleben eingetauscht hat.
Hans Schertl
Quellen:
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3.1.2025
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