Pfarrkirche
St. Georg in NIEDERROTH
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Kurzbeschreibung
Datenblatt
Die Ortschaft
Niederroth wurde in der Zeit der frühen Karolinger, um das
Jahr 800, unter dem Namen "Rota" erstmals urkundlich erwähnt.
Das genaue Jahr ist umstritten. Genannt werden 769, 773, 774 oder
849. In der letztgenannten Urkunde von 849 ist mit "Rota"
eindeutig unser Niederroth gemeint; in den früheren Urkunden
könnte es sich auch um Rott am Inn gehandelt haben.
Im Jahr 1151 jedenfalls wurde in Niederroth die Kirche
neu gebaut. In der päpstlichen Confirmationsurkunde (=Bestätigung)
wird auch schon von einer Georgskirche gesprochen.
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 ist Niederroth
als Pfarrei ohne Filialkirche erwähnt.
Die Kirche
in ihrer heutigen Form besitzt
im Langhaus noch den romanischen Mauerkern des Baues von 1151.
Der Altarraum und der westlich angebaute 20 Meter hohe Turm
wurden aber in gotischer Zeit, im 15. oder 16.Jh, errichtet.
Im 30jährigen
Krieg hat auch die Kirche von Niederroth schwer gelitten
und wurde wohl geplündert. Deshalb beginnen die Kirchen-matrikel
erst mit dem Jahr 1649.
Den Altären nach zu schließen, dürfte die
Kirche um 1740 im Stil des Rokoko ausge-stattet worden
sein.
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Engel am Altar
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Im 20
m hohen Sattelturm hängen drei Glocken,
die in den Jahren 1894 und 1950 gegossen wurden.
Seit 2005 gehört die
Pfarrei Niederroth dem Pfarrverband Indersdorf an, der von den
Pfarreien Indersdorf, Langenpettenbach und Westerholzhausen schon 2002
gegründet worden war.
Innenausstattung
Der stark eingezogene
Altarraum besitzt ein schönes gotisches Netzgewölbe.
Die beiden runden Schlusssteine
sind mit Reliefs von St.Georg und von St.Maria verziert.
Choraltar
(1794)
Der Altartisch und der vergoldete Tabernakel stehen einen Meter vor der
Altarwand. Der Zwischenraum ist der Zugang zum Beichtstuhl, der
in den unteren Teil des Altars integriert ist.
Im Altaraufsatz das "Auge im Dreieck" als Darstellung
der Dreifaltigkeit
Das Altarblatt (1794) von Josef Hauber, zeigt den Patron der Kirche,
St.Georg, beim Drachenstich.
Die Assistenzfiguren (von A.Arnold Ende 18.Jh.) zeigen:
St.Isidor (links, mit Dreschflegel) und St.Notburga mit Sichel

Seitenaltäre
Die beiden 180 cm breiten Seitenaltäre stammen aus der Zeit der Barockisierung
um 1680/90 oder von 1720/40.
Links: Der Altar ist St.Maria und St.Anna geweiht. Im Auszugsgemälde
die hl. Ursula mit Pfeilen (1720)
Im Mittelteil
eine Muttergottesfigur (1680)
An der Predella
befindet sich eine Figur der hl. Mutter Anna, die ihrer Tochter Maria
das Lesen lehrt.
Rechts: Der südliche (rechte) Seitenaltar ist dem hl. Sebastian
und dem hl. Leonhard geweiht.
Auszugsgemälde
(um 1730) zeigt die hl. Barbara mit den Attributen Turm und Kelch.
Die
große Sebastiansfigur (ca.1700) steht in der Mittelnische.
Auf
dem Altartisch eine kleine Figur des hl. Leonhard (um 1700)
Die Figuren - und Gemäldeausstattung
in der Kirche ist dem bäuerlichen Umfeld angepasst.
Neben Christus werden folgende Heilige dargestellt:
- St.Anna als Figur in der Predella
des linken Seitenaltars Tochter Maria das Lesen lehrt
- St.Barbara im Auszugsbild
des re Seitenaltars mit Turm und Kelch (1730)
- St.Georg als Relief im Schlussstein
des Altarraums (um 1600) und im Gemälde am Choraltar
(1794)
- St.Isidor mit Dreschflegel
als Figur am Choraltar (1790)
- St.Johannes der Täufer
auf dem Taufstein (20.Jh.)
- St.Nepomuk im Kirchenschiff
(um 1770)
- St.Leonhard als Figur auf
dem rechten Seitenaltar (um 1700)
- St.Maria im Schlussstein
des Altarraums (um 1600); Herz Mariä-Bild
im Altarraum (1790); als Figur im li Seitenaltar
(1680);
als
Mater dolorosa unter
dem Kanzelkreuz (18.Jh); als Gnadenbild
von Altötting im Kirchenschiff
- St.Notburga mit Sichel als
Figur auf dem Hochaltar (1790)
- St.Sebastian als Figur auf
dem rechten Seitenaltar (um 1700)
- St.Ursula mit Pfeilen
im Auszugsbild des linken Seitenaltars (1720)
In die Kirchenmauern sind innen
und außen mehrere Epitaphe aus
den Jahren 1560 bis 1814 eingelassen.
Die Orgel stammt aus dem im Jahr 1803 niedergerissenen
Kloster Taxa.
Was
noch interessiert...
Gottesdienstordnungen
finden Sie hier...
Wenn Sie die Internetseite
des Pfarrverbands Indersdorf besuchten möchten, klicken
Sie hier...
Der Indersdorfer Arbeitskreis Hörpfade hat über
St.Georg in Niederroth einen Hörbericht von drei Minuten Dauer
erstellt. Wenn Sie den Bericht hören möchten, klicken
Sie hier...
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die um 849
erstmals urkundlich erwähnte Ortschaft Niederroth gehört
seit der Gebietsreform 1978 zur Marktgemeinde Indersdorf. Zuvor bildete
sie 160 Jahre lang eine eigene Gemeinde. Niederroth hatte 2011: 1120 Einwohner.
Einen Eindruck, wie die Gegend um Niederroth um 1792 ausgesehen hat, vermittelt
ein Reisebericht des Münchner Geschichts-schreibers Lorenz von Westenrieder
(1748-1829) im Duktus seiner Zeit: 52)
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"Die
ganze Gegend um Niederroth und weiter hin würde gewinnen, wenn
der Rotfluß verbeßert würde. Dieses, bey Kreuz-holzhausen
entspringende und außer Inderstorf in die Glon sich ergießende
Feldwasser hat sein sich selbst gegrabenes Beet längst mit Schlamm
und Erdreich gefüllet und daher nicht nur nach allen Seiten,
wo es am wenigsten Widerstand fand, neues Erdreich weggespült,
sondern durch sein unterirrdisches Graben und Austretten unzählige
Strecken in stehen-de Möser verunstaltet; das Wasser selbst liegt
und faulet in einer traurigen Gestalt fast ohne alle Bewegung, ist
an man-chen Orten sehr seicht, verliert sich aber bald wieder in finstere,
tückische Tiefen und verursacht überhaupt unbeschreib-lich
schädliche Ausdünstungen, welche zuversichtlich die Hauptursache
sind, daß diese Gegend so häufig vom verzehren-den Reif,
Schauer und Hagel heimgesucht, und die Hoffnung des Landmannes zernichtet
wird." |
Geschichte
der Kirche
Wann
die Ortschaft und die Kirche Niederroth erstmals urkundlich erwähnt
wurden, ist unter Historikern umstritten.
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Der Heimatforscher Gisbert
Köhler ist der Auffassung, dass es sich bei dem Ort "Rota"
in einer Urkunde aus dem Jahr 769 (oder 773) entgegen der
gängigen Lehrmeinung um Niederroth und nicht um Rott am Inn
handelte. Die Urkunde wurde im Bistum Freising ausgestellt, die
Gegend um Rott am Inn gehörte aber zum Bistum Salzburg. Das
Schriftstück enthält den Hinweis, dass "Rota"
am Bach Roth liegt. Einen solchen Bach gibt es an beiden Orten.
33).
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Einige
Historiker aus früherer Zeit behaupteten, es habe im Jahre 774
an der Stelle der heutigen Kirche ein Marienkirchlein gestanden. Jedenfalls
erwähnen Anton Mayer und Georg Westermayer in ihrer Bistumsbeschreibung
1880, im Jahr 774 hätte sich in Niederroth eine Marienkirche
befunden, die von einem Priester namens Dominicus betreut wurde. 779
hätten die Brüder Cundhart dieser Marienkirche ein Drittel
ihres Erbes vermacht. 5)
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Niederroth
wurde unbestritten aber im Jahr 849 urkundlich erwähnt.
Damals übergab der Edle Tizian seinen Besitz zu Rota dem Freisinger
Bischof. Die Urkunde wurde am 30.Juni 849 in Tandern ausgestellt.
4 Jahre später vertauschte der Bischof diese Schenkung übrigens
gegen eine Liegenschaft in Erlahusun (Erlhausen) bei Weichs.
938 wurde Niederroth "minor Rota", um 1300 "wester Rot" genannt
9).
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Niederroth als Dotationsgut
Als das Kloster Rott am Inn im Jahr 1073
durch Kuno I. von Rott, Pfalzgraf von Bayern (1055-1086)
gegründet wurde, hat man die Ortschaft Niederroth ("Rota")
mit dem zugehörigen Ort Ried dem Kloster zur Verbesserung seines
Einkommens geschenkt. In der Bestätigungsurkunde von Kaiser Heinrich
IV heißt es: "Rota quod adjacet Glone flumini, cum ecclesia,
decemis, terminis et appendiciis suis". Durch einen Irrtum ist hier
die Glonn mit einem ihrer Nebenflüsschen verwechselt worden 9),
27).
Niederroth blieb bei diesem Kloster 600 Jahre lang, bis 1696. Bis 1802
leisteten 28 von 36 Anwesen Grundzinsen nach Rott 19)
Verlorene
Burg Niederroth 48)
Durch die Schenkung verlor die Burg bei Niederroth, die als Sitz der zwischen
1050 und 1150 urkundlich genannten Ministerialen 'de Rota' gilt, an Bedeutung
und verfiel. Heute ist sie obertägig ganz verschwunden; an sie erinnert
nur noch der Flurname Burgholz. Der ehem.Burgplatz ist hoch über
dem Rothbach gelegen, mit freiem Blick über die Felder bis nach Sigmertshausen.
Die Hinweise für das Vorhandensein der Burgstelle (Eintiefung der
verfüllten Gräben) ist heute für das ungeübte Auge
kaum noch zu erkennen. Der Historiker Graf von Hundt sah 1854 noch "umfängliche
Reste der Burg". Er schrieb:
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"Dem südlichen
Beginne des Dorfes gegenüber, am rechten Ufer des Baches, erhebt
sich ein Hügel zu etwa 40 bis 50 Fuß, dessen westlicher
Abfall gegen das Dorf hin von einer Mergelgrube gebildet wird, während
der Abhang nach Norden mit Bäumen und Büschen bekleidet
ist. Diesen Hügel krönt ein Burgstall, welcher aus einem
durchaus mit Gebüschen bedeckten Walde (er ist heute größtenteils
abgeholzt) besteht, der 450 Schritte im Umkreis mißt, und gen
West auf weitere 40 Schritte durch die Mergelgrube abgeschlossen wird.
An der Ostseite, wo der Bergrücken gen Sigmertshausen sich fortsetzt,
ist der Wall noch dermal am stärksten und erhebt sich wohl 20
Fuß aus dem Graben, der gegen das vorliegende Feld um 6-8 Fuß
sich einsenkt und 20 bis 25 Fuß Weite hat. Auch an der Süd-
und an der Nordseite ist der Graben noch vorhanden und nahezu überall
von gleicher Tiefe und Weite. An der Nordseite zieht sich in der Länge
von 112 Schritten der Fahrweg empor, der jetzt zur Benutzung des innen
liegenden Feldes dient. An der nordöstlichen Ecke findet sich
ein zweiter Eingang, der jedoch erst der Neuzeit anzugehören
scheint; denn hier greift die Kultur eben den anstoßenden Wall
an, und bereits ist auch ein Teil des Walles in den Graben geworfen
und dieser gefüllt." |
Neubau der Kirche 1151
Spätestens im Jahr 1151 war die Kirche jedenfalls neu gebaut, wie
aus einer päpstlichen Confirmationsurkunde (=Bestätigungs-urkunde)
hervorgeht. Darin wird von einer Georgskirche " ecclesia S. Georgii
"gesprochen (Mon. Boic. 1.360) 19).
Streit um das Präsentationsrecht
1214
Aus dem Jahr 1214 erwähnen Mayer/Westermayer einen Streit um das
Präsentationsrecht für die Pfarrerstelle zwischen dem Bischof
Otto II. von Freising (1184 bis 1220) und dem Abt des Klosters Rott am
Inn.
Der Abt von Rott, dem die Kirche in Niederroth gehörte, beschwerte
sich beim Papst, dass Bischof Otto II. von Freising, in dessen Seelsorgegebiet
Niederroth lag, die Pfarrherrnstelle nach eigenem Gutdünken vergebe.
Dabei stünde ihm, dem Abt, das Präsentationsrecht zu.
Papst Innocenz III. (im Amt 1198- 1216)
berief eine Untersuchungskommission ein. Sie gab dem Bischof recht. Die
betreffende Bulle ist datiert vom 10. April 1214. So wurde die Pfarrei
Niederroth die nächsten 482 Jahre lang allein von den Fürstbischöfen
zu Freising verliehen.
Im Jahre 1696 wurde Niederroth dann zur Wechselpfarrei erklärt, d.
h. das Besetzungsrecht wechselte fortan zwischen dem Kurfürsten
und dem Fürstbischof von München-Freising. Dazu heißt
es:
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"... nach
dem Tode des Pfarrers Urban Seggl entstanden Streitigkeiten zwischen
Kurbayern und Freising in Betreff des Verleihungsrechtes und man kam
überein, dass Niederroth künftighin für ewige Zeiten
eine Alternativpfarrei verbleiben soll, weswegen auch Maximilian Emanuel,
Kurfürst von Bayern, den 24. September 1696 den Johann Ballauf
zum ersten Male auf die Pfarrei Niederroth präsentiert hat"
19).
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Matrikel von
1315
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 ist Niederroth als Pfarrei ohne Filialkirche
erwähnt. Text: "Niderrot soluit II Pfund" 01).
Matrikel von 1524
Nach der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 hatte die Pfarrei 150 Communicantes, das sind
Gläubige nach der Erstkommunion. Niederroth gehörte auch damals
zu den kleineren Pfarreien im Dachauer Land. Das Besetzungsrecht für
die Pfarrstelle lag in der Praxis beim Bistum Freising. Der Pfarrherr
hieß Michael Zerrer. Die Gläubigen in Niederroth wurden aber
seelsorgerisch von Vikar Wolfgang Grosmair betreut. Das Pfarrhaus in Niederroth
und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude seien von schlechtem
Bauzustand und bedürften dringend einer Erneuerung, heißt es
in der Matrikel. 01)
Das
Präsentationsrecht (Recht, einen neuen Pfarrer zu bestimmen)
lag beim Freisinger Bischof allein (Jus liberae collationis).
57)
Visitationsbericht
von 1560 23)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über Niederroth heißt es, Pfarrer Gabriel
Laminger habe in Wien studiert, sei in Augsburg 1523 zum Priester geweiht
worden und hätte in München St.Peter seine Primiz gefeiert.
Er war seit 9 Jahren Pfarrer in Niederroth. Die Visitatoren berich-teten,
der Pfarrer predige aus katholischen Büchern und vertrete in allen
Vorschriften die katholische Lehre.
Privat sei Laminger ein lebenslustiger Mensch. Er habe eine Konkubine
und mit ihr Kinder und sei früher viel ins Wirtshaus gegangen.
Die Pfarrei hatte 200 Communicanten. Das Kirchengebäude war
renovierungsbedürftig, der Pfarrhof und die sonstigen Gebäude
aber in einem guten baulichen Zustand; sie waren also seit 1524 ausgebessert
worden.
Wenn Sie an weiteren Details der Visitation interessiert sind, klicken
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Gotische Kirche 15./16.Jh
In spätgotischer Zeit, um 1600, wurde die Kirche umgebaut oder
auf dem noch vorhandenen romanischen Mauerkern im Kirchenschiff
neu errichtet. Aus dieser Zeit stammt jedenfalls der heute noch
bestehende eingezogene Chor. Überraschend ist für Bauten
dieser Zeit der gerade Chorschluss; wahrscheinlich stammte auch
der noch von der Vorgängerkirche. In die gotische Kirche hat
man statt der in romanischen Kirchen üblichen Holzdecke ein
spätgotisches Netzrippengewölbe eingezogen. Maurer haben
"die Löcher zu den Fenstern ausgehauen", d.h. die Fenster
wurden vergrößert. Auch die Empore stammt schon aus der damaligen
Zeit.
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Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
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Zehent-Streit mit Kloster Rott
Die Zusammenarbeit der Niederrother Pfarrherren mit den Äbten des
Kloster Rott am Inn war nicht immer ungetrübt. Vor allem wenn es
um die finanziellen Belange ging. Als Beispiel sei der über Jahrhunderte
andauernden Streit zwischen dem Niederrother Pfarrherren und dem Kloster
Rott hinsichtlich des Zehents genannt, den Pfarrer Hueter in seiner Chronik
ausführlich dokumentiert hat. 19)
Wenn Sie die Schrift mit dem Titel "Streit mit Kloster Rott" lesen
möchten, klicken Sie hier...
Barocke Ausstattung
Nach einem Bericht von Pfarrer Hueter wurde 1628, kurz vor dem
Vordringen des 30jährigen Krieges nach Bayern, die Pfarrkirche
"... mit einem Aufwand von 800 Gulden in eine zierlichere Form umgestaltet,
wozu ein Ganzbauer 10 Gulden, ein
Halbbauer 5 Gulden, ein Gütler und vermögliche Lehnhäusler
1 Gulden, die Dienstboten 20, 15, 10 oder 6 Kreuzer
beigetragen haben" 19).
Dreißigjähriger
Krieg
In der Zeit des 30jährigen Krieges war die Pfarrei jedenfalls in
Bezug auf die Einkünfte "arg herabgekommen"; die andauernde
Geldnot ließ keine Reparaturen zu. Pfarrer Johann Stephan schrieb
am 9.April 1641, das Kirchenvermögen betrage nur noch 58 Gulden.
Davon müssten die Kirchenpröbste (=Kirchenverwalter)
alle Ausgaben für die Kirche bestreiten. Auch die völlig zerbrochene
Friedhofsmauer müsse dringend saniert werden, doch das sei unter
100 Gulden nicht zu machen. Das überfordere die Kirche, deren laufendes
Einkommen mit 18 Gulden, 5 Schäffel Korn und ein Schäffel Hafer
äußerst gering sei 5).
Bis zu diesem Zeitpunkt waren das Kirchengebäude und das Pfarrhaus
noch intakt, sonst wäre dies im Bericht von Pfarrer Stefan erwähnt
worden. Nach den Kirchenrechnungen wurden aber im Jahr 1646, noch
während des 30jährigen Kriegs, Turm und Kirchenschiff neu eingedeckt
(Zimmererarbeiten von Wolf Underberger
11)
(Undsberg ? 15))
aus Hebertshausen).
Auch die Tatsache, dass die Kirchenmatrikel erst mit dem Jahr 1649 beginnen,
spricht dafür, dass es im Kriegsverlauf wohl zu Brand oder Plünderungen
auch des Pfarrhauses kam.
Interessant ist ein Zeitzeugenbericht
von Pfr. Georg Christoph (1627-1634), den Pfarrer Hueter (1786-1814) in
seiner Chronik zitiert und damit der Nachwelt erhalten hat. Der Bericht
umfasst nur die beiden ersten Jahre des Schwedeneinfalls in Niederroth.
Danach ist Pfarrer G.Christoph gestorben
19).
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"Gustav Adolf,
der Schwedenkönig, ein sehr listiger und kriegerischer Feldherr,
war der Untergang für ganz Bayern. Im Jahre 1632 den 16ten Mai
eroberte und besetzte er München .. In Niederroth wurden der
Pfarrhof und die Höfe ausgeplündert. Rechtzeitig hatte Pfr.
Christoph die wertvollsten sakralen Gegenstände versteckt: Zwei
Kelche samt dem Ciborium wurden in der Sakristei unter dem Kelchkasten
wohl verwahrt vergraben. Der dritte Kelch ward auf dem Kirchenlanghause
unter die Pinne hineingesteckt. Und die neue Kirchenfahne, welche
120 Gulden gekostet hatte, ist ober der Sakristei in einem Trühchen
unter dem Steinhaufen verborgen worden. Wolfgang Wagner, Augustin
Kreitmair und Johann Metz, der Mesner "wurden zur Verwahrung dieses
Kirchenschatzes gebraucht; aber einer von diesen ist Verräter
desselben geworden. Ein schwedischer Soldat kam in das Haus des Augustin
Kreitmair, Bauer zu Niederroth, hatte das entblößte Schwert
in der Hand, und mit drohender Stimme sagte er: Blut oder Geld! -
Kreitmair erwiderte auf dieses: ,Sei zufrieden, Soldat, ich will dir
was Angenehmeres geben'. Darauf führte er ihn in die Kirche und
übergab dem Feinde alles Kirchensilber samt der Fahne. Durch
dieses Unglück bewogen, schenkte Herr Johann Magerl, Kooperator
bei unser lieben Frau zu München, im Juni 1632 einen ganz silbernen
Kelch der hiesigen Pfarrkirche... Übrigens sind in dem Jahre
1632 über 100 Personen teils aus Kümmernis, teils durch
die Hand des Feindes gestorben." |
Baumaßnahmen ab 1689
Wenn Kirchen nach dem
30jährigen Krieg neu gebaut oder aufwändig renoviert worden
sind, war es üblich, dass das Pflegamt Dachau zinslose Darlehen (Anlehen
genannt) vermittelte. Das Geld für diese Darlehen mussten die übrigen
Pfarreien aufbringen.
So erfahren wir manchmal aus Kirchenrechnungen anderer Pfarreien, wann
in einer Kirche eine Baumaßnahme durchgeführt wurde. 20)
In den Kirchenrechnungen von Bergkirchen, Sulzrain 44)
und Biberbach sind Beiträge dieser Pfarreien zu Baumaßnahmen
am Gotteshaus in Niederroth in den Jahren 1688, 1689 und 1691 enthalten.
In einigen Rechnungen sind auch die Gesamtkosten in Niederroth in Höhe
von 653 Gulden genannt. Dieser außergewöhnlich hohe Betrag
lässt auf eine Reparatur schließen, die im Umfang fast einem
Neubau entspricht. Von der damaligen Neuausstattung haben sich die Seitenaltäre
bis heute erhalten. Damals wurde die Kirche auch mit einem pultdachartigen
Sakristeianbau ausgestattet. Erhalten sind noch Planskizzen zur Innenrestaurierung
aus dem Jahre 1700. 19)
Altarweihe 1707 12)
Der 20. Juli 1707 war ein großer Feiertag für die Pfarrei Niederroth.
An diesem Tag war der Fürstbischof Johann Franz von Eckher zu Gast.
Er weihte die drei um 1690 eingebauten Altäre in der Kirche und spendete
52 Kindern das Sakrament der Firmung. Dieser kunstsinnige Bischof regierte
sein Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen
selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. Die Weihe der Altäre
am 22.7. in Niederroth war Teil einer intensiven Weihewoche, die den Bischof
innerhalb der 7 Tage vom 19.bis 25.7. in die Kirchen von Altomünster,
Oberzeitlbach, Kleinberghofen, Westerholzhausen, Niederroth, Weyhern,
Oberroth, Armetshofen, Schwabhausen Edenholzhausen und Welshofen führte.
Dort weihte er insgesamt 28 Altäre und spendete fünfmal die
Firmung (an 416 Firmlinge).
Kurz vor 1740 erhielt die Kirche ihre barocke Ausstattung. Bekannt
ist, dass Maurermeister Dörfler (auch Derffler, Träffler genannt)
im Jahr 1732 einen Überschlag für ein Kirchenpflaster (für
78 Gulden) erstellte. 11)
Dörfler
aus Hirtlbach war nicht nur in der Pfarrei Niederroth, sondern auch in
Ebertshausen (1718), Rumeltshausen (1733), Schwabhausen (1733), Riedenzhofen
(1740), Vierkirchen (1742-44) und daheim in Hirtlbach (1743) tätig.
Ansicht von Südwesten
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Schmidt'sche
Matrikel von 1738/40 1)
In den Jahren 1738/40 hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle
Pfarreien der Diözese besucht und sie in der nach ihm benannten
Schmidt'schen
Matrikel kurz beschrieben. Seinen Schilderungen
nach hat er in Niederroth schon die neue Kirche gesehen. Sie sei
unter den Kirchen des ländlichen Raumes eine der schöneren
schreibt er. Der Pfarrer hieß Johann Michael Kölle; er
war seit 1723 eingesetzt. Der Pfarrhof war wohl auch mit der Kirche
renoviert worden. Denn Schmidt bezeichnet ihn als kürzlich
erstellten Bau, an dem kein Schaden zu entdecken sei. Die Zahl der
Communicantes war auf 380 angewachsen. Die Kirche hatte drei Altäre,
die dem hl.Georg, der hl.Anna und den Heiligen Leonhard und Sebastian
geweiht waren. Das Kirchweihfest wurde am Sonntag nach Michaeli
(29.9.) gefeiert. Im Friedhof stand ein Beinhaus und im Turm hingen
drei geweihte Glocken. Die Einnahmen der Kirche verwalteten der
Pfarrer und der Landpfleger von Dachau. Der Bericht endet mit dem
einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das völlige Vermögen
dises Gottshauses wirdet diser Zeit gegen 1.500 fl. (=Gulden) ausmachen".
Das war ein angemessener Betrag.
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1754
und noch einmal 1760 erhielt die Pfarrei in Niederroth ein Zwangsdarlehen
der Kirche in Sulzrain. Nach den Sulzrainer Kirchenrechnungen wurden sie
wegen "Gotteshausbau" gewährt und betrug zweimal 1 Gulden
54 Kreuzer, und einmal 6 fl. 24 kr.
44)
Um welche Baumaßnahme es sich hierbei in Niederroth gehandelt haben
könnte, ist nicht bekannt.
Umbau
1787/95
In der Zeit um 1787/88 wurde die Ausstattung der Kirche teilweise ersetzt
oder ergänzt. Diese Ausstattungstücke waren noch in der Formensprache
des Barocks gearbeitet, obwohl man damals die Kirchen im Allgemeinen schon
im neuen Stil des Klassizismus eingerichtet hat. Dabei handelt es sich
um das Gestühl und die Kanzel (vom Indersdorfer Kistler Josef Lorenz)
und den Hochaltaraufbau (von Kistler Veit Walter aus Indersdorf). 32)
Die Altarfiguren von St.Isidor und
St.Notburga stammen vom Dachauer Bildhauer Augustin Joh. Arnold (1759-1834).
Zur Renovierung schreibt Pfr. Hueter (im Amt 1786-1814):
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"Als ich die
Pfarrei bezog, traf ich die Kirche, Altäre, Kirchenstühle,
Paramente (= Altardecken, Fahnen) und alles Übrige im
äußerst schlechten Zustande an.... und veranstaltete eine
Sammlung. Sogleich waren 133 Gulden, 7 Kreuzer beisammen ... Es wird
kaum eine Pfarrgemeinde geben, die aus freiem Willen so viel zur Verschönerung
ihrer Pfarrkirche getan hat. Mit erheblichen kurfürstlichen Zuschüssen
wurde die Kirche dann zwischen 1787 und 1795 verschönert"
19)
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Kriege um 1800
In den Revolutionskriegen (1792-1802) und Napoleonischen Kriegen (1800-1814)
hat auch Niederroth unter den einrückenden Franzosen schwer gelitten.
Detailliert schildert Pfarrer Hueter (1786-1814) die selbst erlebten Kriegsfolgen.
19)
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"Vom 27. August
bis 14. September 1796, wo sich die Franzosen gänzlich an den
Rhein zurückzogen, ist dem Dorfe Niederroth durch Plünderungen
und Lieferungen ein sehr beträchtlicher Schaden verursacht worden:
Nämlich 3 Pferde, 34 Schafe, 13 Schweine, 349 Hennen, 27 Enten,
Hafer 55 Scheffel, 241 Zentner Heu, an Gelde 2.494 Gulden, 21 Kreuzer,
an Geldeswerte 1.776 Gulden und 7 Heller. Wenn man alles nach billigen
Preisen zu Geld aufschlägt, so erstreckt sich der erlittene Schaden
auf 5.608 Gulden, 33 Kreuzer". (Hueter, 173)
"Ich kann mit Grunde behaupten, dass mich selbst die drei französischen
Kriege wenigst 3.500 Gulden gekostet haben (Hueter, 178).
Die französischen Kriege brachten für die einheimische Bevölkerung
große Not mit sich: "Der dritte französische Krieg
entstand endlich den 6. Oktober 1805. Schon den 12. dieses Monates
mußte das Dorf Niederroth allein ein französisches Quartier
vorn 85. Regiment-Infanterie de Ligue, welches aus 1000 Mann bestand,
tragen. Es traf also einen Bauern 90 bis 100 Mann. Und dieses sehr
beschwerliche Quartier datierte durch 10 volle Tage. Die Not hätte
damals nicht größer sein können. Wir hatten zwar Getreide
im Stadel, aber sehr wenig Gedroschenes, teils wegen der noch nicht
ganz vollendeten Feldarbeit, teils auch, weil die Kaiserlichen (=
Franzosen) die meisten Dienstknechte mit sich fortnahmen, und man
folglich einen Mangel an Dreschleuten hatte." (Hueter, 175/76)." |
Jahrtagsstiftungen
Im Jahr 1857 stifteten
- die Austräglerin Crescenz Meßner und die Gütlerin Anna
Kiening für jeweils für 58 Gulden eine Jahrmesse,
- der Wirt Sebastian Schmied für 132 Gulden einen Jahrtag.
Neubesetzung
der Pfarrei 1858: 3)
In diesem Jahr wurde die Pfarrei wegen der Beförderung
des bisherigen Pfarrers Wendelin Nußbaumer zum Pfarrer von Sielenbach
am 2. Juni 1858 im Königlich-bayerischen Kreis-Amtsblatt von Oberbayern
ausgeschrieben, damit sich neue Interessenten für das Pfarramt bewerben
konnten:
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Die
Erledigung der katholischen Pfarrei Niederroth, k.Landgerichts Dachau
betr.
Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern
Durch Beförderung des bisherigen Besitzers ist die kath. Pfarrei
Niederroth ist in Erledigung gekommen. Dieselbe liegt in der Erzdiözese
München-Freising, im Dekanate Sittenbach und im Landgerichtsbezirke
Dachau; sie zählt bei zwei Stunden Umfange 527 Seelen im Pfarrorte
und einigen Weilern hat eine Schule und wird vom Pfarrer allein
pastorirt.
Die Einkünfte dieser Pfarrei betragen, vorbehaltlich der Neuherstellung
der Pfarrfassion:
I. Aus dem Ertrage der Realitäten:
98 fl. 55 kr.
II. Aus dem Ertrage der Rechte:
567 fl. 20 1/4
kr.
III. Aus den Einnahmen von besonders
bezahlten Dienstverrichtungen:
1.) Bezüge von gestifteten Gottesdiensten
31 fl. 4 kr.
2.) an Stolgebühren 173
fl. 12 kr.
--------------
in
Summe 870 fl. 31 1/2 kr.
Die Lasten bestehen:
I. wegen der Staatszwecke u.bes.Verhältn.
63 fl. 48 kr.
II. wegen des Diözesanverbandes
3 fl. 12 kr.
--------------
in
Summe 67 fl. --- kr.
wonach sich ein fassionsmäßiger Reinertrag von 803
fl. 31 1/2 kr. ergibt, worauf eine jährliche Absitzfrist von
80 fl. zur Verzinsung und Tilgung eines Annuitätenkapitales
von 1600 fl. lastet.
Die bei der Pfarrei befindliche Oekonomie besteht 86 Tagwerk
94 Dezimalen Aecker und Wiesen.
Zur
Führung derselben werden 4 männliche und 3 weibliche Dienstboten,
6 Pferde, 16 Stück Rindvieh und zum Uebernahmskapital beiläufig
3000 fl. erfordert.
Bewerber
um diese Pfarrei haben ihre vorschriftsmäßig belegten
Gesuche binnen 3 Wochen bei der unterfertigten Stelle zu übergeben.
München, den 5.Juli 1858
Kammer des Innern, Freiherr von Zu-Rhein, Präsident, Pruch,
Sekretär
|
|
Die Pfarrerstelle erhielt übrigens
der Priester Jakob Wilhelm, bisheriger Benefiziat in Wasserburg, durch
allerhöchste Entschließung seiner Majestät des Königs
vom 7. Oktober 1858, der seit 1817 das Besetzungsrecht hatte. Bis 1696
gehörte die Pfarrei Niederroth als Dotationsgut dem Benediktinerkloster
Rott am Inn. Dann wurde es zur Wechselpfarrei erklärt. Das bedeutete,
dass bei einer Neubesetzung der Pfarrerstelle abwechselnd einmal der Bischof
und einmal der Landesherr die neuen Pfarrer aussuchen und damit die begehrte
und gut dotierte Stelle an ihre Bekannten oder Verwandten vergeben durften
(wechselndes Präsentationsrecht). Bei der Neubesetzung 1858 lag das
Besetzungsrecht beim Landesherrn, König Max II. Deshalb die Ausschreibung
im Amtsblatt.
Umpfarrungen
- Am 6.Dezember 1866 wurde Unterhandenzhofen aus der Pfarrei Röhrmoos
nach Niederroth, und
- am 4. Januar 1877 die Ortschaften Karpfhofen, Ober- und Untermoosmühle
aus der Pfarrei Niederroth nach Indersdorf umgepfarrt 19).
Beschreibung 1880 5).
Kirche und Pfarrei Niederroth sind auch in der "Statistischen
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit
um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und
-nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg
Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste
Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen
der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der
Pfarrämter.
|
Geographie:
"Die Pfarrei hat 390 Seelen in 61 Häusern. Davon wohnen
218 Gläubige (in 36 Häusern) in der Ortschaft Niederroth
selbst, die Übrigen in Frauenhofen 48 (6), in Kreithof 14 (1),
in Ried 82 (15) und in Unterhandenzhofen 28 (3). Die letztgenannte
Ortschaft kam erst am 6.12.1866 zur Pfarrei (früher Röhrmoos).
Dagegen waren 1877 die Ortschaften Karpfhofen, Ober- und Untermoosmühle
von Niederroth nach Indersdorf umgepfarrt worden. Der Umfang der Pfarrei
beträgt circa 8 km. Die Wege sind gut, im Herbst und Frühjahr
schlecht, weil Lehmboden." 1 Lehrer unterrichtet im 1869 erbauten
Schulhaus 54 Werktags- und 31 Feiertagsschüler.
Pfarrei: "Präsentationsrecht: Wechselpfarrei. Die
Kirchenrechnung weist bei 2704 Mark Einnahmen und 113 Mark Lasten
einen jährlichen Reinertrag von 2590 Mark aus. Pfarreischulden:
2742 Mark. Das Widum (=der Pfarrbauernhof) umfasst Grundstücke
von 86 Tagwerk Fläche der Bonität 8. Das Pfarrhaus ist geräumig,
passend und trocken; die Erbauungszeit unbekannt. Ökonomiegebäude:
Stadel und Kuhstall wurden 1877 niedergelegt; Pferdestall noch vorhanden.
Ökonomie zur Zeit verpachtet. Die Matrikelbücher beginnen
1649"
Kirche: "Erbauungsjahr unbekannt; restaurirt 1876. Baustyl:
Presbyterium gothisch, Schiff romanisch. Geräumigkeit eben ausreichend.
Baupflicht haben der Pfarrer und der Staat. Sattelthurm mit drei Glocken.
3 Altäre; Orgel mit 8 Registern; Cemeterium (=Friedhof)
bei der Kirche ohne Kapelle. Gottesdienste an allen Sonn- und Feiertagen.
Stiftungen: 32 Jahrtage und 19 Jahrmessen. Meßner- und Cantor
ist der Lehrer. Vermögen der Kirche: 21.200 Mark". |
Beschreibung 1895 17)
Die Kirche St.Georg
in Niederroth ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt
es auf Seite 310:
"-
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Kirche. |
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Gothischer
Chor.Das Uebrige aus dem 18. Jahrhundert. |
-
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Modem
romanisch restaurirt. Einschiffig mit eingezogenem, rechteckigem Chor, |
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Sattelthurm
westlich. Sakristei an der Nordseite des Chores. |
-
|
Das Langhaus hat ein Tonnengewölbe mit Stichkappen, der Chor
ein schönes Netzgewölbe in 2 Jochen. |
-
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.Die
Rippen setzen auf Kragsteinen auf. |
-
|
Zwei
runde Schlusssteine mit den Bildern des hl. Georg und der Mutter Gottes.
|
-
|
Chor
ohne Strebepfeiler; am Langhaus und der Sakristei niedrige Strebepfeiler. |
-
|
Das
Choraltarblatt; St Georg tödtet den Drachen ist ein gutes Bild
des 18. Jahrhunderts. |
-
|
Ein
vorzügliches Werk ist die bemalte Holzfigur des hl. Sebastian
auf dem südlichen Seitenaltar. Der jugendliche Heilige ist, nur
mit Lendentuch bekleidet, an einem Baumstamm gefesselt. Um Mitte des
17. Jahrhunderts. H.1m. |
-
|
Der
gleichen Zeit gehören an das lebensgrosse Holzcrucifix an der
Südwand, |
-
|
die Maria mit dem Kind auf dem Arm, sowie die hl. Anna, die vor ihr
knieende Maria unterrichtend, beide auf dem nördlichen Seitenaltar
|
-
|
und
endlich S. Leonhard auf dem südlichen Seitenaltar. " |
Bittgänge
und Wallfahrten 19)
In früheren Zeiten waren Bittprozessionen und Wallfahrten von großer
Bedeutung. Sie dienten nicht nur als geistliche Übungen, sondern
waren auch Gelegenheit, von daheim wegzukommen, in einer Zeit ohne Urlaubs-
oder Abenteuerreisen.
Folgende Bittgänge/Kreuzgänge und Wallfahrten
der Niederrother Gläubigen sind bekannt:
am Markustag (25. April) mit dem Kreuz nach dem "äußeren
Indersdorf" (= Marktkirche), in späterer Zeit nach
Sigmertshausen
In
der Bittwoche (drei Tage vor Christi Himmelfahrt) selbst ging man jeweils
um 5 Uhr früh!
am
Montag nach Sigmertshausen,
am
Dienstag nach Weyhern
am
Mittwoch nach Schwabhausen, in späterer Zeit nach Ottmarshart
am
Kreuzerfindungstag (3.5.) nach Kreuzholzhausen
am
Pfingstmontag nach Sigertshofen (Sickertshofen bei Schwabhausen)
am
Pfingstdienstag zum Kloster Taxa
am
Pfingstmittwoch nach Straßbach
am
Pfingstfreitag zum heiligen Benno nach München
an
Peter und Paul (29.6.) nach Oberroth
am
St. Magdalena-Tag (22.7.) nach Puchschlagen
an
Mariä Geburt (8.9.) nach Weyhern
sowie nach Andechs
auf den hl. Berg (seit 1602)
Aus den wenigen noch vorhandenen Kirchenrechnungs-Unterlagen
geht hervor, dass die Fahnenträger bei den Bittgängen für
ihre Tätigkeit z.B. im Jahr 1730 ein Zehrgeld von 1 Gulden 48 kr.
erhielten.
Mit kurfürstlicher Verordnung vom 4.12.1801 wurden diese Bittgänge/Wallfahrten
wegen "Müßiggangs" verboten. Aufgrund dieser Anordnung
entstanden im darauffolgenden Jahre 1802 Unruhen, die das Gepräge
eines Aufruhrs hatten. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
Pfarrei
1524: Pfarrei mit 150 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
1738: Pfarrei mit 380 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
1820: Pfarrei
mit 451 erwachsenen Gläubigen
in 80 Häusern
davon
in Niederroth 206 / 35; in Frauenhofen: 34/6; in
Karpfhofen
98/23; Kreithofen 12/1; Obermoosmühle 12/1
Ried 80/13,
Untermoosmühle 9/1 45)
1830: Pfarrei mit 393 erwachsenen Gläubigen
(Communicantes)
und 80 Kindern
1874: Pfarrei mit 390 Gläubigen in 61 Häusern.
Ort Niederroth
mit 218 Gläubigen in 36 Häusern.
1884: Pfarrei mit 390 Seelen in 61 Häusern (Niederroth
218,
Frauenhofen
48, Kreithof 14, Ried 82,
Unterhandenzhf.
28) 19)
1945: Pfarrei mit 420 Seelen
19).
1950: Pfarrei mit 620 Seelen 19).
1952: Pfarrei mit 650 Seelen, (Nichtkatholiken: 25)
19).
1991: Pfarrei mit 883 Seelen 19).
|
Ortschaft
1831: Ortschaft mit
rd. 200 Einwohnern 36)
1867: Ortschaft mit 230 Einwohnern in 76 Gebäuden
(dazu Kreithof 16/3, Weyhern 58/26) 4).
Gemeinde
1852: Gemeinde mit
63 Familien und 318 Einwohnern
2) .
1867:
Gemeinde mit 304 Einwohnern, 105 Gebäuden
Ortschaft
mit 230 Einwohnern in 76 Gebäuden (dazu
Kreithof 16/3,
Weyhern 58/26) 4).
1852: Gemeinde mit 63 Familien und 318 Einwohnern
2).
1867: Gemeinde mit 304 Einwohnern, 105 Gebäuden
|
Renovierungen 19).
1712 Reparaturen an der Kirche
1876 (außen/innen),
1901 (innen),
1938 (innen),
1951 (innen),
1952 (Friedhofsmauer restauriert),
1981,
1988/89 (außen/innen).
Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten
Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Meist werden Primizen oder Priesterjubiläen beschrieben, wie hier
auf der Seite für Niederroth. Wenn Sie die Berichte lesen möchten,
klicken Sie hier...
Baubeschreibung
Die Kirche St.Georg in Niederroth
liegt im Tal der Roth, auf einer kleinen Anhöhe über dem Fluss.
Dort thront sie über dem Ort und erscheint höher, als sie tatsächlich
ist. Der Historiker und Theologe Lorenz Westenrieder besuchte auf seinen
Reisen im Jahr 1792 auch den Ort und beurteilte in seinem Buch
Statistische Beschreibung des churfürstl. Landgerichts Dachau, 1792
insbesondere die nassen Böden negativ.
Wenn Sie den Bericht lesen möchten,
klicken Sie hier...
Grundriss
Die Kirche St.Georg hat, wie die meisten Kirchen in unserer Gegend, einen
rechteckigen Grundriss.
|
Sie gehört
architektonisch zu den Nachfahren der römischen Basilika, eines
säkularen Gebäudes, in dem ein hoher Amtsträger Petitionen
entgegennahm, Erlaubnisse erteilte oder zu Gericht saß. Die
frühen Christen mussten sich nach ihrer Legalisierung im 4.Jh
entscheiden, welche Form ihre Gotteshäuser haben sollten; der
römische Tempel war für die christliche Liturgie ungeeignet.
Während die Christen im Osten die Rundgebäude bevorzugten,
wählten sie in Rom und Italien das vorhandene und gewohnte Versammlungsgebäude,
die rechteckige Basilika mit einer überwölbten Ausbuchtung
ganz vorne, unter der der Versammlungsleiter saß. Architektur
und Ritus beeinflussen sich gegenseitig. Die römische Messliturgie
ist -so Jesuitenpater Eckhart Bieger- wohl auch unter dem Einfluss
der Architektur eine Prozessionsliturgie geworden. Einzug, Evangelienprozession,
Vorbringen der Gaben, Kommunionempfang und Auszug sind noch heute
erhalten. Vor 1564 gab es zusätzlich Reliquienprozessionen zu
den Seitenaltären. Alle diese Prozessio-nen heben die wichtigen
Teile des Gottesdienstes heraus. Für eine solche Prozessionsliturgie
ist nach Eckhart Bieger das langgestreckte Rechteck mit seinen langen
Wegen besser geeignet, als eine runde, kompakte Kirche mit einem Altar
in der Mitte. Für
die Kirchenform der üblichen Kirche bis zur Zeit des 2.Vatikanischen
Konzils bürgerte sich unter Theologen auch der Ausdruck "Buskirche" ein: Der Pfarrer ist der Busfahrer, die Gläubigen
die Passagiere. Durch das Konzil hat sich der Busfahrer zu den Passagieren
umgedreht. 35)
|
Die Niederrother Kirche in ihrer
heutigen Form besitzt im Langhaus noch einen romanischen Mauerkern,
der sich durch unregel-mäßige Wandverstärkungen bemerkbar
macht 16).
Das Langhaus und die Sakristei werden durch niedrige Strebepfeiler gestützt.
Im übrigen stammt das Gebäude aus der Zeit um 1628 mit einigen
Umbauten und Renovierungen zu späteren Zeiten.
Auch der eingezogene,
zweiachsige
und rechteckig
geschlossene Chor wurde in spätgotischer Zeit errichtet.
Er besitzt außen keine Strebepfeiler (mehr).
Turm
Der 20 Meter hohe, einfach
gestaltete Sattelturm könnte zumindest in seinem unteren
Teil noch aus dem 14.Jh stammen 19).
Er steht auf der Westseite der Kirche und ist etwas nach Süden
versetzt.
Glocken
Im Turm hängen drei Glocken,
die in den Jahren 1894 und 1950 gegossen wurden.
Die älteste und kleinste Glocke hat den hl.Georg
zum Patron. Seine Gestalt ist im Relief auf dem Glocken-
mantel als Drachentöter
dargestellt. Darunter der Text: "Die Leut ruf ich her, die
Toten ich ehr', dem
Wetter(=Unwetter) ich
wehr'." Auf der Rückseite hat sich der Glockengießer
verewigt: "Gegossen von
A.J.
Bachmair
in Erding 1894". Am oberen Rand ein Fries aus sich biegenden
Ähren.
|
Glocke
von 1894
|
Die beiden anderen Glocken stammen aus dem Jahr 1950 und wurden als Ersatz
für die im 2.Weltkrieg beschlagnahmten Glocken beschafft, die für
Kriegszwecke eingeschmolzen worden waren. 28)
Sie wurden unter großer Beteiligung der Niederrother Pfarrbürger
aufgezogen. Zusammen mit dem neuen Pfarrer L. Radinger und Pfarrer j. Vital
(1.11.49-31.12.49 Vikar in Niederroth) weihte Domkapitular Dr. Michael Hartig
anlässlich des Patroziniumsfestes St. Georg mit "levithischem
Festgottesdienst" (mit Diakonen als Assistenten des Pfarrers) die beiden
neuen Glocken 19).
Eine dieser Glocken ist der Muttergottes geweiht, deren
Relief auf dem Glockenmantel zu sehen ist. Dazu die Inschrift:
"Ave Maria, gratia plena"
(Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnaden). Auf ihre weitere Funktion
als Kriegergedächtnisglocke
verweist
der Text am oberen Rand: .... "unseren Kriegern".
Eine weitere Glocke enthält den Text:"O König der Könige,
komm zu uns".
Der Glockenstuhl
wurde im Oktober 1894 von Zimmermeister Meier aus Dachau neu erstellt,
als man drei neue Glocken aufzog 19)
Das Geläute ist gut auf einer Audioaufnahme über die Kirche
zu hören, die im Rahmen des VHS-Projekts Hörpfade aufgenommen
wurde.
50)
Das Vorhaus
über dem Portal ist an der Südwest-seite angebaut. Darin
ist an der Wand eine schlich-te Kreuzigungsgruppe
(ein Kruzifix mit darunter stehender Mater Dolorosa) angebracht. |
|
Die Sakristei
mit ihrem Pultdach steht an der Nordostseite, neben dem Chor. Sie
besitzt ovale Fenster in oben und unten gerundeter Barockform.
|
Epitaphe an der Außenmauer
1723
|
für Pfarrer Johannes
Ballauff, gestorben am 1.Juni 1723 (Solnhofener Plattenkalk,
Größe: 42 x 40 cm)
Text: "ADM Rus ET DOCTiSSiMUS D.JOHANN BALLAUFF PHLIAE ET SS
CAN. CAND. PER ANNO XXVII HIC PAROCH. ZELOSSiMUS Obiit J.JUNII MDCCXXIII.
Requiescat in Pace."
|

1827
|
für
Pfarrer Ignatz Saller,
gestorben 1827, (Solhofener Plattenkalk, Größe: 59 x 59
cm)
Text: "Denkmall des Hochwürdigen Wohlgebohrnen Herrn Ignatz
Saller, Pfarrer von hier Gestorben im Jahr 1827 Ruhe im Friden -RIP-" |

1926
|
für Pfarrer
Matthäus Müller, gestorben am 31.Juli 1926,
(heller Marmor, Größe: 104 x 56 cm)
Text: "Hier ruht in Gott
der hochwürdige Herr Mathäus Müller, Kammerer &
25 jahre Pfarrer dahier, geboren 17.März 1839, gestorben 31.Juli
1926".
Selig die Toten, die im Herrn sterben von nun an sollen sie ausruhen
von ihren Mühen denn ihre Werke folgen ihnen nach. Joh.Offb..
14,13."
|

1936
|
für
Pfarrer Johann Evangelist Hintermayr,
gestorben am 6.9. 1936 (heller Marmor, Größe: 110 x 65
cm)
Text: "Hier ruht in Gott
der hochw.Herr Johann Ev. Hintermayr, ,1930-1936 Pfarrer v. hier,
gest. am 6.Sept. 1936 im 37.Priester - u. 62.Lebensjahre.
Meine Liebe war Gott meine Heimat der Altar, meine Sorge eure Seelen".
|

1955
|
für
Pfarrer Ludwig Küffner,
gestorben am 19.1.1955 (Solhofener Plattenkalk, Größe:
109 x 66 cm)
Text: "Hier ruht in Gottes Frieden: der Hochwürdige Herr
Ludwig Küffner, 1936-1949 Pfarrer von hier, gest. am 10.Januar
1955, im 49.Priester- und 73.Lebensjahre. Die viele im Heil unterwiesen,
werden im Reiche Gottes lichter als die Sonne sein. Die dankb. Pfarrgemeinde". |
An der Ostseite
des Chores befindet sich eine Ädikula
mit dem barocken Missionskreuz, das an eine Volks-mission
erinnert. Eine Ädikula ist ein offener, nur wenig tiefer Anbau,
der den dort ausgestellten Objekten Schutz vor Witterungseinflüssen
gibt.
Das Kruzifix ist wahrscheinlich schon 200 Jahre alt. Dafür
spricht der etwas bläuliche Farbton des Corpus Christi, der
Anfang des 18.Jh für solche Darstellungen verwendet wurde.
|
Ädikula
mit Missionskreuz
|
Mit dieser Fassung
(=Bemalung) wollte man an die Bibelstelle in der Johannespassion
(Joh.19,33) erinnern, in der steht, dass Jesus am Kreuz die Gebeine
nicht zerbrochen wurden, weil er bereits tot war. So werde auch die
Schrift (Altes Testament, Psalm 34, 20) erfüllt, die lautet:
"Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines derselben zerbrochen
wird." |
Auf der Nordseite der Kirche wurde im Jahr 2022 nach langer Planungszeit
wegen denkmalschutzrechtlicher Bedenken unter Mithilfe von Niederrother
Gläubigen ein behindertengerechter Treppenaufzug für 22.500
Euro installiert, der auch als Lastenaufzug verwendet werden kann. 54)
Innenausstattung
Altarraum
Der zweiachsige,
stark eingezogene
Altarraum besitzt ein schönes Netzgewölbe
mit Rippen im Birnstabprofil.
"Das
sich selbst tragende Gewölbe fasziniert bis heute jeden Betrachter.
Seine Elemente müssten herabstürzen und werden doch durch ein
geniales System der Kräfteableitung zusammengehalten. Das Gewölbe
ist nicht nur eine technische Hochleistung, sondern vermittelt, mehr als
eine flache Decke es vermag, Schutz und Geborgenheit", schreibt die
Deutsche Stiftung Denkmalschutz. 46)
Besonders
interessant sind die zwei runden relifierten Schlusssteine des
Gewölbes, die im Scheitelpunkt eines Bogens bzw. im Knotenpunkt von
Rippen eingefügt ist. Sie verkeilen das gebogene Mauerwerk und geben
dem statischen Gefüge den entscheidenden Halt. Neben seiner bautechnischen
Aufgabe hat der Schlussstein auch eine religiöse Bedeutung. Denn
Paulus schreibt im Epheserbrief (Eph. 2,19-22) : "Ihr seid das Fundament
der Apostel und Propheten. Der Schlussstein ist Jesus Christus selbst.
Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem
heiligen Tempel im Herrn (Eph. 2,20-22).
Die Vielzahl der Rippenbögen im Netzgewölbe ist nicht - wie
z.B. beim Kreuzrippengewölbe- allein durch die Statik bedingt, sondern
dient auch der Zierde. Das Netzgewölbe wurde beim spätgotischen
Umbau um 1600 eingezogen. Und
Goethe lässt in Faust II den Kaiser zum Erzbischof sagen: "Wenn
ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut, dann ist`s mit
Sicherheit für ewige Zeit erbaut".
Einer
der Schlusssteine stellt den hl. Georg
als jungen Mann mit langem Haar, gelbem Heiligenschein, Schwert und
rot-weißem Wappen dar. |
Gewölbe-Schlusssteine
|
Der
andere zeigt die gekrönte Muttergottes,
die auf dem linken Arm ihr Kind trägt und in der rechten Hand
einen Apfel hält. |
|
Hinweis:
Der Apfel galt seit alters her als Symbol sinnlicher Reize
und Begierden, im Zusammenhang mit der Versuchung von Adam und Eva
im Paradies durch die Schlange sogar als Verkörperung der Erbsünde.
Seit dem 11. Jh. ist der Apfel in der christlichen Symbolik auch Zeichen
der Erlösung von der Erbsünde. In diesem Sinn ist der dargestellte
Apfel in der Hand Marias zu deuten. |
Wenn Sie noch weitere Gewölbeverzierungen
in den Kirchen des Landkreises Dachau sehen möchten, klicken
Sie hier...
Hochaltar
/Choraltar
Eine
Besonderheit ist der 1794 von Kistlermeister Veit Walter aus Indersdorf
und Augustin Johann Arnoldt (1759-1834), Bildhauer in Dachau, erstellte
Choraltar 29).
Es ist ein sog. Rokokoretabel mit vier Säulen, 4,50 Meter breit und
raumhoch.
Augustin Arnoldt war übrigens der Sohn des Bildhauers Franz
de Paula Arnoldt (1724-1788), von dem sich noch mehrere Kunstwerke in Kirchen
des Dachauer Landes befinden (so z.B. in Glonn, Altomünster, Bergkirchen
und Pipinsried).
Der Stipes, der Altarunterbau, der noch aus der romanischen oder gotischen
Zeit stammen könnte, ist mit Holz verkleidet. Er besitzt die klassizistische
Sarkophagform mit Rahmenfeldern, Blütenfestons und Mittelkreuz.
Hochaltaraufsatz
Der Auszug des
Hochaltars gestattet
einen Blick in den Himmel: hier ist die Heiligste Dreifaltigkeit
in Form eines Auges dargestellt, umgeben von sieben Engelsköpfen
(1760). Auch
auf den Rocaille-Voluten sitzen Englein.
|
Dreifaltigkeit
im Altarauszug
|
Hinweis: Das Auge im Dreieck
als Darstellung der Dreifaltigkeit in ihrer Allgegenwart und Allwissenheit
hat sich in der Kunst unserer Gegend erst im 18.Jh. verbreitet.
Das war zu der Zeit, in der der Altar in Niederroth errichtet wurde.
Aus der frühchristlichen und mittelalterlichen Kunst ist es
unbekannt.
|
Mittelteil
Im
Zentrum des Altars hängt ein 250 x 130 cm großes Ölbild
(auf Leinwand), das den Patron der Kirche, St.
Georg, beim Drachenstich zeigt.
Es wurde 1794 von Josef Hauber
(1766-1834), dem berühmte Hof- und Historienmaler aus München,
geschaffen (sign). Hauber malte 20 Jahre später auch das Altarbild
in St. Jakob, Dachau.
Das Gemälde wurde auch ins Verzeichnis der Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern von 1895 aufgenommen: Dort heißt es:
"Das Choraltarblatt St Georg tödtet
den Drachen
ist ein gutes Bild des 18. Jahrhunderts."
17)
|
St.Georg
|
St.Georg
-in Ritterrüstung mit prächtigem Helm- sitzt auf einem Schimmel
und stößt seine Lanze tief in das spitze Maul des Drachens
hinein. Darüber halten Engel den Lorbeerkranz für den Heiligen
bereit.
Dr.Morsch schreibt dazu im Kirchenführer:
"Das Gemälde zeichnet sich aus durch seine expressiven Bewegungen,
sein lebhaftes Kolorit und die Beschränkung auf das Wesentliche
ohne Abschweifungen in die Heiligenlegende". |
|
Hinweis: Die Bedeutung
des Pferdes in der Symbolik hängt wesentlich von seiner
Farbe ab. Weiße Pferde waren schon im Altertum die Zugtiere
der Wagen von Eos und Helios. Sie gelten deshalb als Lichtbringer.
Die mit weißen Rossen in Verbindung gebrachten positiven Vorstellungen
zeigen sich auch darin, dass der hl. Georg stets auf einem Schimmel
dargestellt wird. Schwarze Pferde symbolisieren dagegen Tod und Verderben.
Als Zugtiere für Leichenwagen dienten früher immer Rappen.
Der Schimmel ist wegen seiner weißen Farbe ein Symbol für
das Gute. |
Assistenzfiguren

St.Isidor
|
Als Assistenzfiguren
stehen zwischen den Säulen des Altars Statuen der Bauernheiligen
Isidor (links, mit Dreschflegel
und breitkrempigem Hut) und
Notburga (rechts, in der Kleidung einer Bauernsmagd, mit
erhobener Sichel in der Hand).
Die Figuren wurden um
1760/90 von Augustin Joh. Arnold geschnitzt. Arnold war auch beim
Choraltar in Bergkirchen beteiligt, den sein Vater Franz Paul als
verantwortlicher Künstler schuf.
Hinweis: Isidor lebte
im 12. Jh. als Knecht bei einem Baron. Seine Mitknechte verpetzten
ihn, weil er während der Arbeit ständig betete. Als sein
Herr feststellen wollte, ob dies stimme, sah er der Überlieferung
nach zwei weiße Stiere, von einem Engel geleitet, pflügten,
während Isidor im Gebet daneben kniete. Isidor wird häufig
mit Pflug, Sense oder, wie in Niederroth, mit Dreschflegel dargestellt.
|

St.Notburga
|
|
Die in Bayern
ungemein beliebte Notburga war eine Bauernsmagd aus Tirol,
die der Aufforderung des Bauern, auch nach dem Gebetläuten noch
auf dem Feld zu arbeiten, nicht nachkam und die Sichel in die Luft
hängte. Sie ist eine der wenigen Heiligen, die aus ganz einfachen
Verhältnissen kam und kein geistliches Amt innehatte. |
Tabernakel
Der 130 x 120 cm große
Tabernakel stammt aus der
Zeit um 1900, ist im barocken Stil gearbeitet und vollständig vergoldet.
Die Türen sind mit geometrischen Reliefmustern verziert.
Zu beiden Seiten lehnen sich Engelsfiguren in Inkarnatfassung (=hautfarbener
Farbton) an die Volute und weisen mit ihrer Hand zum Tabernakel
hin.
|
Tabernakel
|
Diese
Engelsfiguren stellen nicht nur eine Verzierung dar. Sie sind auch
auf die Gestaltung der Bundes-lade der Israeliten in biblischer Zeit
zurückzuführen, die als Vorgängerin des Tabernakels
angesehen wird. Die Bundeslade war von zwei goldenen Engelsfiguren
(Cherubim) eingerahmt (Ex, 37,7-9) 30).
|
Oben auf dem Tabernakel sitzt die versilberte Figur eines Pelikans,
der sich die Brust aufreißt, um mit seinem Blut das bettelnde Junge
vor ihm zu füttern. Der Pelikan galt als Sinnbild für Aufopferung
und als Symbol für Christi Todesopfer, weil man (fälschlicherweise)
dachte, der Vogel füttere in Notzeiten seine Jungen mit dem eigenen
Blut. Thomas v.Aquin (1225-1275)
schreibt in seinem Hymnus "Adoro te devote": Frommer Pelikan,
Herre Jesus, reinige mich Unreinen durch dein Blut, davon ein Tropfen erlösen
kann die ganze Welt von jeder Sünde". 42)
|
Hinweis: Tabernakel
ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche
Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur
Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen)
zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung
Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und
die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte
häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung
des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland,
wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken
und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert
umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies
wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen
Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf
einer Säule. |
In der Weihnachtszeit
steht auf dem Tabernakel die im Jahr 2003 renovierte Figur eines Christkinds
auf der Weltkugel (um 1700). Das Kind steht nicht -wie sonst üblich-
mit steifen Beinchen senkrecht auf der symbolisierten Welt, sondern balanciert
beinahe spielerisch auf der Kugel. Das Lendentuch schwebt nicht wie zufällig
über die zu bedeckenden Körperstellen, sondern wird durch einen
über die Schulter gezogenen "Hosenträger" gehalten. Das mit
einem Heiligenschein in Form eines Strahlen-kranzes versehene Kind blickt
dem Betrachter unmittelbar ins Gesicht und breitet die Hände segnend
aus.
In der Passionszeit steht an gleicher Stelle die Figur eines Christus
auf der Rast (Zahnwehherrgott) aus der Zeit um 1738,
in der Osterzeit ein Auferstehungschristus 19).
Beichtstuhl hinter
dem Hochaltar
Der Altartisch
mit dem Tabernakel steht gut einen Meter vor der Altarrückwand.
Der Zwischenraum bildet den Zugang zu einem Beichtstuhl,
der im unteren Teil des Retabels
eingebaut ist.
Das ist einmalig in den Kirchen des Landkreises Dachau.
Die Konstruktion könnte dadurch entstanden sein, dass der möglicherweise
aus der Romanik oder Gotik stammende Altartisch nicht versetzt werden
konnte, das Barockretabel wegen seiner Höhe aber eine Verbin-dung
zur Rückwand brauchte. |
Beichtstuhl
|
Bilder
im Altarraum
Zu beiden Seiten des Hochaltars hängen
92 x 51 cm große Ölbilder (auf Leinwanduntergrund) in schön
geschnitzten und vergoldeten Rocaillerahmen an der Wand. Die Bilder werden
ebenfalls Josef Hauber zugeschrieben (1770/90) und sollen früher Auszugbilder
an den Seitenaltären gewesen sein.
32)
Links ein Herz Jesu-Bild.

Herz
Jesu |
Jesus,
mit langem gelockten Haar und gepflegtem Bart, trägt eine rote
Toga über der Schulter. Mit seiner rechten Hand (mit Kreuzigungswunde)
weist er auf das offenliegende Herz, das mit Dornen umkränzt
ist und aus dem Flammen (der Liebe) schlagen.
Hinweis: Das Herz Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe Christi.
Diese Darstellung verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere
nach der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens
XIII.(1758-1769) im Jahr 1765. |
Rechts ein Herz Mariä-Bild.
Gegenüber hängt
ein Bild, das dem Herzen Mariens gewidmet ist.
Es zeigt die Muttergottes als Maria
Immaculata. Sie ist in das traditionell rot-blaue Gewand
gekleidet. In ihrer rechten Hand hält sie eine Lilie. Ihr Haupt
ist von einem Kranz aus 12 Sternen umgeben. Mit der linken Hand
weist sie auf ihr sichtbares Herz, aus dem Flammen emporschlagen.
Das Herz Mariens ist Zeichen für die mütterliche Liebe.
Das Gemälde in Niederroth entspricht nicht voll dem Bildtypus
der Immaculata, weil dieser auch das Motiv des Tritts auf den Kopf
der Schlange und die Mondsichel enthält.
Hinweis: Die zwölf Sterne erinnern an die Apokalyptische Frau,
die Johannes in der Geheimen Offenbarung beschrieben hat. Sie war
in der Vision vom Strahlenkranz der Sonne umgeben, über ihrem
Haupte standen zwölf Sterne als Symbol für die zwölf
Stämme Israels. Die Apokalyptische Frau wurde in frühchristlicher
Zeit als Symbol für die Kirche angesehen und erst später
mit Maria identifiziert.
|
Herz
Mariens
|
Chorglocke
Chorglocke
|
Am Eingang zur
Sakristei ist die Chorglocke
(Sakristeiglocke) in neugotischem Stil angebracht, die bei Beginn
des Gottesdienstes von den Ministranten geläutet wird. |
Zelebrationsaltar
Der
Zelebrationsaltar
ist rötlich marmoriert, um sich in das Gesamtbild der Kirche
einzuordnen. In der Mitte des Antependiums enthält er ein Rechteck
mit einer Verzierung, die an ein Stoff-oder Tapeten-muster erinnert.
Der Altar wurde in den 1970er Jahren aufgestellt im Zuge der Liturgiereform
durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils und bedeutet
eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier. |

Zelebrationsaltar
|
Der Zelebrationsalter ersetzt
nun liturgisch voll den Hochaltar. 47)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
In
der Nähe des Chorbogens hängt -wie in den meisten katholischen
Kirchen- die aus Messing getriebene und versilberte
Ewig-Licht-Ampel von der Decke.
Sie stammt aus der Zeit um 1900. In ihr brennt ein Öllämpchen
hinter rotem Glas.
Getrieben bedeutet, dass das Kunstwerk durch Hämmern von der
Rückseite her über einer nachgiebigen Unterlage erstellt
wurde. |
Ewig-Licht-Ampel
|
Die Ampel besteht
-wie erwähnt- aus versilbertem Messing. Die kirchlichen Vorschriften
haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln zwar nicht explizit
festgelegt; doch es sollte, so die Beschlüsse des Konzils
von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche"
entsprechen. Dies zielte in erster Linie auf das Material Silber,
doch auch versilbertes Messing dürfte diese Voraussetzung
noch erfüllt haben.
43)
|
|
Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt,
gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der
wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit
dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet. Das Ewige Licht
war vom Johanniter-Ritterorden von den Kreuzzügen aus dem Heiligen
Land mitgebracht worden. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf
hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist
sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus Silber oder
versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und mit vielen grazilen
Verzierungen versehen. |
Der
korbbogige Chorbogen war noch vor 100 Jahren bemalt: mit
einem Bild des triumphierenden Christus, umgeben von zwei Posaune spielenden
Engeln und eingerahmt von Feuerzungen und Ornamenten 19).
Heute ist er nur weiß getüncht.
Langhaus
/ Kirchenschiff
Das vierachsige
Langhaus hat noch einen romanischen Mauerkern, der an den unregelmäßigen
Wandverstärkungen zu erkennen ist. Die Decke ist ein Tonnengewölbe
mit Stichkappen
(gedrückte Spitzkappentonne). Diese Decke wurde beim barocken Umbau
oder später eingezogen. In der gotischen Kirche war auch das Langhaus
mit einem Netzgewölbe überdeckt, wie es im Altarraum noch heute
zu sehen ist.
Seitenaltäre

Seitenaltar
|
Die
beiden 180 cm breiten Seitenaltäre stammen aus der Zeit der Barockisierung
um 1680/90. (andere Quelle: 1720/40)
19)
Sie haben wie der Hochaltar vier rot marmorierte Säulen mit vergoldeten
korinthischen Kapitellen. |
|
Auf
dem Gebälk zu beiden Seiten der Auszugbilder stehen vergoldete
Ziervasen.
Die Antependien
der Seitenaltäre sind mit vergoldeten Girlanden auf blauem Grund
verziert. |
Antependium
|
Nördlicher Seitenaltar
Der linke, nördliche
Altar ist St.Maria und St.Anna geweiht.
Altarauszug
An oberster Stelle des Seitenaltars ist ein flammendes Herz Mariens
im Strahlenkranz zu sehen, das mit einem Kranz von Rosen umgeben ist.
Die Rose als Königin der Blumen ist Sinnbild für die Himmelskönigin
Maria. |
St.Ursula
|
Im
Auszugsgemälde ist wahrscheinlich die hl. Ursula
(mit Pfeilen und Märtyrerpalme) in der Hand dargestellt (Öl
auf Leinwand, 1720).
St.Ursula soll der Legende nach von den Hunnen mit Pfeilen getötet
worden sein. Festtag: 21. Oktober.
Ursula wurde 1970 aus dem Allgemeinen Römischen Kalender gestrichen,
da es für den Ursprung der Legende (Tod durch die Hunnen) keine
Belege gibt. |
Unterhalb des Auszugsgemäldes
ist eine Kartusche
angebracht, in der auf rotem Grund ein Wappen oder ein sonstiges
heraldisches Motiv zu sehen ist.
Mittelteil
In der mit einer Muschelverzierung und Lambrequins geschmückten
Nische des nördlichen Seitenaltars steht eine gekrönte
Muttergottesfigur
mit dem Jesuskind auf dem linken Arm und einem Zepter in der Rechten.
|

Muttergottes
|
Die Figur wurde um 1680 geschnitzt
und gehörte damit zur Erstausstattung nach der Barockisierung;
sie wurde aber erst in neuerer Zeit gefasst.
Zu Füßen der Figur
zwei Putten
die ein Kreuz, bzw. ein flammendes Herz halten (20.Jh).
|
Predella
An der Predella
befindet sich eine Figur der hl. Mutter
Anna, die ihrer Tochter Maria das Lesen lehrt. |
St.Anna
u. Maria
|
Hinweis: Das Thema
der Unterweisung Mariens ist in der Kunst seit dem 14.Jh bekannt und
war besonders in der Barockzeit beliebt. Es geht zurück auf die
Bibelstelle aus dem Buch der Sprichwörter (1,8) "Höre
mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters und die Lehre deiner Mutter
verwirf nicht" und wendet das Wort auf Maria an. |
Südlicher
Seitenaltar
Der südliche (rechte)
Seitenaltar ist dem hl. Sebastian und dem hl. Leonhard geweiht.
Altarauszug
Auf der Spitze des Altars sitzt -wie eine Monstranz- die Darstellung
des Herzens Jesu, umgeben von einem großen Strahlenkranz.
Der Altarauszug
des rechten Seitenaltars wird umrahmt von Volutensprenggiebeln.
|
St.Barbara
|
Das Auszugsgemälde
(Öl auf Leinwand, um 1730) zeigt die
hl. Barbara mit den Attributen Turm und Kelch.
Hinweise: Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne
Mädchen soll von ihrem heidnischen Va-ter, dem reichen Dioskuros
von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise
in einen Turm ge-schlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern.
|
|
Barbara ließ
im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei,
sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Dreieinigkeit. Als der
Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ
er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden
und mit Fackeln brennen. Vor dem Tod bat Barbara Gott, dass alle,
die der Passion Christi gedenken, vom Gericht Gottes verschont werden.
Schließlich enthauptete der Vater die Tochter selbst, worauf
er von Blitz getroffen wurde. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern.
Sie ist Patronin der Bergleute und -wegen des präzisen Blitzschlags-
der Artilleristen. Der Kelch in ihrer Hand versinnbildlicht die einem
Sterbenden gereichte letzte Kommunion (Viatikum) und verweist auf
ihre Funktion als Sterbepatronin. Festtag: 4.Dezember |
Mittelteil
Über dem Altarblatt ist eine Kartusche angebracht, in der auf
rotem Grund ein weißes Kreuz, zu sehen ist.
Die im 18.Jh. (andere Quelle: um 1680) geschnitzte Figur von Sebastian
steht in der Mitte des Altars in einer von einem Baldachin überdachten
Nische. Sebastian ist unter Verrenkung der Arme und Beine an den
Marterbaum gebunden und von Pfeilen durch-bohrt.
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895
17)
wird
die Figur wie folgt bewertet: "Ein vorzügliches Werk ist
die bemalte Holzfigur des hl. Sebastian auf dem südl.Seitenaltar.
Der jugendliche Heilige ist, nur mit Lendentuch bekleidet, an einem
Baumstamm gefesselt. Um Mitte des 17. Jh. H. 1 m." |
St.Sebastian
|
Hinweis:
Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen
Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen
seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen.
Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers
Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin
mit Keulen erschlagen.
Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.
Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile
wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
Festtag: 20. Januar |
Altartisch |
|
Auf dem Altartisch
des rechten Seitenaltars steht eine Figur des
hl. Leonhard, um 1700, mit einem reifen-förmigen Heiligenschein,
an dem Sterne befestigt sind.
Das erste Attribut, den Abtsstab hält er in der Hand, Hufeisen
sind neben ihm an die Predella angebracht und die weiteren Attribute,
die Hand- und Fußketten sowie das Buch, das ihn als Verkünder
des Evangeliums ausweist, werden von zwei kleine Engel darüber
gehalten. |
St.Leonhard
|
Hinweis: Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothel-fer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte
er die Gefan-genen und erreichte beim König Clodwig I., dass
viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen
- und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jh. ankettete. Als die
Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der
Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der
Haustiere, |
|
weil
man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die
Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch
den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6. November
werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen. |
Vor den Seitenaltären stehen prächtige Votivkerzen.
Eine ist mit dem Wachsbild der Niederrother Kirche geschmückt.
In der Widmung auf dem Schriftband sind die Stifter, die Fam. Prummer
und das Datum 1.Juli 1988 genannt. |
Votivkerze
|
Die andere Kerze
hat einen gedrehten Schaft, in den Rosenblüten aus Wachs eingearbeitet
sind. |
Taufstein
Vor dem rechten
Seitenaltar steht der Taufstein
mit seinem profilierten und mit Riefen besetzten achteckigen Becken.
Er besteht aus rotmarmoriertem Holz und ist ein Werk im Stil des ausgehenden
18. Jh. Sein Deckel ist durch eine Aufsatzgruppe aus dem 20.Jh geschmückt.
Sie besteht aus Johannes dem Täufer, der in der linken Hand einen Kreuzstab
hält und aus Jesus, den Johannes mit der rechten Hand tauft. Das in
ähnlichen Darstellungen übliche Schöpfgerät in der Hand
von Johannes (Muschelhälfte oder Schale) fehlt hier. Der Kreuzstab
gilt, seit Kaiser Konstantin d. Gr. ihn als Feldzeichen führte, als
Symbol der Macht.
|
Hinweis: Die Taufe der frühen
Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall dort,
wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der
Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene
Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend
durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße;
die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger
geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Taufbecken und Deckel
sind meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat geschmückt.
In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu
figürlich dargestellt; dies geht auf
Empfehlungen des Konzils von Trient (1545 bis 1563) zurück.
Das Taufbecken besitzt in der Regel -so wie in Nieder-roth- eine achteckige
Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol für
|
Taufsteinfiguren
|
|
Erneuerung, Wiedergeburt
und Herrschaft angesehen werden. Die Taufe gilt als der achte Schöpfungstag.
Schon im 4.Jh ließ der Kirchenvater Ambrosius von Mailand über einer Taufkapelle die Inschrift anbringen: |
|
"Mit acht
Nischen erhebt sich der Tempel zu göttlichem Dienste
Achteckig eingefasst ist der Quell, würdig für das heilige
Geschehen.
In der mystischen Acht muss das Haus unserer Taufe erstehen,
denn darinnen wird allem Volk ewiges Heil geschenkt" |
per Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Die Kirchenbänke
(1787 von Josef Lorenz gesetzt) wurde bei der letzten Renovierung
unter Verwendung der alten Schnitzwangen aus der Rokoko-zeit
erneuert. Das Grundmuster der Wangen gleicht denen der Kirchen-bänke
in Schwabhausen und Sulzemoos. |
Kirchenstuhl-wangen
|
Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang
an in den Kirchen. Die ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen
oder bewegten sich langsam im Raum. Lediglich für Alte
und Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen Wänden.
Ohne Kirchen-stühle fasst eine Kirche viel mehr Menschen;
bei dichtem Gedränge während des Gottesdienstes schien
der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde
zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft, in der jeder
seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden zuerst
die evange-lischen Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil
dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren
Raum einnimmt; beim Sitzen ist der Zu-hörer aufmerksamer,
geduldiger und ruhiger. Die katholischen Kirchen zogen erst
später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe,
weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert
werden mussten. |
|
Wenn Sie sich
für die Wangenmuster in den übrigen Kirchen des Landkreises
Dachau interessieren, klicken Sie hier...
Kreuzweg-Stationsbilder
Die 14 Stationen des Kreuzweges,
die an den Wänden des Chores und des Kirchenschiffs angebracht
sind, sollen von Josef Zoll
(1770-1833), einem Porträtmaler in München, 1789 gemalt
worden sein. Der Künstler, der auch in Straßbach tätig
war, erhielt für die Bilder 60 Gulden und 30 Kreuzer
19).
Diese Zuschreibung dürfte
allenfalls für frühere Kreuzwegbilder gelten, denn die
heutigen
Kreuzwegbilder in Niederroth gehören zu den Bildern, für
die der bekannte Nazarener-Maler Joseph von Führich
aus Wien (1800-1876) um die Jahre 1844/46 die Vorlage geschaffen
hat. Sie wurden somit frühestens um 1850 gemalt.
|
|
Der
Professor für historische Komposition an der Wiener Akademie
Joseph von Führich (auch "Theologe mit dem Stifte"
genannt) war durch seine Kreuzwegbilder im "harmonischen und
farbintensiven Flächenstil" 55)
(1844/46) international bekannt geworden.
Als Kupferstiche verbreiteten sie sich über ganz Europa und
unzählige Maler (darunter auch Anton Huber für Petershausen,
Franz Mayr für Kreuzholz-hausen und Anton Rick für Röhrmoos)
benutzten sie als Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln. Aus diesem
Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mind. 19 Kirchen des Dachauer
Landes in hohem Maße.
|
Hinweise: Seinen Ursprung hat der Kreuzweg übrigens im Brauch
der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen.
Wenn Sie mehr über die Geschichte des Kreuzwegs und seine Darstellungen
in Kirchen des Landkreises erfahren wollen,
klicken Sie hier...
Unter
den Kreuzwegstationen sind -über das Kirchenschiff verteilt-
die Apostelleuchter
vor den auf die Wand gemalten Apostelkreuzen angebracht.
|
Hinweis: Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse
(21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf
zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel
errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des
himmlischen Jerusalems. |
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Apostelkreuze
|
Sie können sich auch eine Zusammenstellung
der schönsten Apostelleuchter in den Kirchen des Landkreises Dachau
ansehen. Klicken Sie hier....
Epitaphe
In der Kirche befinden sich mehrere
Grabplatten (Epitaphe):
1560
|
Im Chorraum links:
die Grabplatte für Pfarrer Gabriel
Laininger (Pfr. in Niederroth um 1560), in deren oberem Teil
ein Priester am Altar mit Kelch und Hostie als Relief dargestellt
ist. Die Jahreszahl für das Sterbedatum ist nicht ausgefüllt.
(Sandstein, Größe 98 x 51 cm). |
1671
|
Im Chorraum rechts:
die Grabplatte von Pfr. Benedikt
Winter (gest. 16.10.1671 im Alter von 60 Jahren), der 10 Jahre
lang Pfarrer in Niederroth war. Im unteren Teil ist ein Kelch mit
Hostie abgebildet
(Solnhofener Plattenkalk, Größe 77 x 53 cm). |
1696
|
Im Langhaus links:
die Grabplatte von Urban Seggl
(gest. am 7.Sept.1696 im Alter von 54 Jahren).
Im oberen Teil der Tafel sind
- ein Kelch mit Hostie (Zeichen für Priester),
- ein gekreuzter Spaten (Beerdigung) und eine Sense (Tod),
- ein Totenkopf mit gekreuzten Oberschenkelknochen (Zeichen für
die geschwundene Kraft der Lenden) und
- eine Taube mit einem Ölzweig (Zeichen der Versöhnung und
des Friedens mit Gott) oder
- einer Rose (Zeichen der Verschwiegenheit/Beichtgeheimnis)
eingraviert (Solnhofener Plattenkalk, Größe: 43 x 35 cm).
|
1841
|
Ebenfalls im Langhaus
ein Epitaph von 1814 für Pfarrer
Adam Nieter, der im Alter von 69 Jahren starb
(Rotmarmor, Größe: 137 x 64 cm). |
|
Rechts die Grabplatte von
Johannes Michael Keller (oder Höller), der am 6.Juni
1747 gestorben ist
(Solnhofener Plattenkalk, Größe: 45 x 45 cm).
sowie
das Epitaph für
Michael Prummer, gestorben am 11.11.1825 (Solnhofener
Plattenkalk, Größe: 59 x 55 cm).
|
Kanzel
Die von der Sakristei aus begehbare
Kanzel mit geschweiftem, vorgebauchten
Korb ist rot, grün und grau marmoriert und mit vergoldeter Rocailleornamentik
versehen.
Sie wurde 1788 von Kistlermeister Josef Lorenz aus Indersdorf gefertigt
(144 Gulden).
Der vorgebauchte Korb ruht auf einer trichterförmigen Konsole,
die ganz unten in einer Figur endet: Ein kleiner Engel lehnt ganz
lässig an einer Volute (= spiralförmige Einrollung).
Der Schalldeckel ist an der Unterseite mit einer vergoldeten Hl. Geist-Taube
auf blauem Grund geschmückt. Oben bläst zwischen plastischen
Akanthusverzierungen
ein Putto die Posaune.
Er stellt den apokalyptischen Engel dar, der zum Jüngsten Gericht
ruft und über den die Bibel als einzigen berichtet, dass er fliegen
kann. 34
|

Kanzel 1788
|
Das Motiv des
Posaunenengels geht auf Papst Leo I. (440-461) zurück,
der schreibt, dass von der Kanzel die Posaune des Evangeliums ertöne.
Hinweise: Die Predigt
wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem
Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist
seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde
versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben
herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen
sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
|
|
Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung
des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu
im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt
auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet,
dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie
ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa
im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745
die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt,
wie sie vereinzelt immer noch vorkam. |
Kanzelkreuz
und Mater Dolorosa
An der Südwand hängt
ein großes ausdrucksvolles Kruzifix
(Kanzelkreuz) aus dem Beginn des 18.Jh. mit später erneuerter
Inkarnat- (= Hautfarbton) und Goldfassung. Jesus hat
sein Haupt im Tode nach rechts geneigt; es ist von dem nur den göttlichen
Personen vorbehaltenen dreistrahligen Heiligenschein umgeben. Aus
den Wunden der Hände, der Füße, der Knie, der Seite
und an der Stirn unter der Dornenkrone tropft Blut. Das um die Hüften
geschlungene Lendentuch ist vergoldet; es wird nur durch einen Strick
gehalten und flattert im Wind. Die Füße sind, wie im
Barock üblich, überkreuzt mit einem Nagel an das Holz
geheftet (sog. Dreinagel-typus).
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der
Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert
den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus
schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache
soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung
Christi zum Inhalt haben.
|

Kanzelkreuz
|
Unter
dem Kreuz steht -fast lebensgroß- die Mater dolorosa, die Figur
der Schmerzhaften Muttergottes
aus dem 18.Jh.. Sie ist in ein Gewand mit stark bewegtem Faltenwurf
gekleidet. Das Kleid ist rot, der Umhang blau und goldfarbig: es sind
die traditionellen Marienfarben. In der Brust Marias steckt ein langes
Schwert. Ihr Haupt ist von einem Kranz mit Sternen umgeben. Das Schwert
erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung
im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen",
die zwölf Sterne weisen auf die Apokalyptische Frau, die Johannes
in der Geheimen Offenbarung beschrieben hat. |
Mater dolorosa
|
Vortragekreuze
An den Kirchenbänken sind zwei
einfache Prozessionslaternen aus Messing sowie mehrere Vortragekreuze
in neubarockem Stil befestigt.
Ein Vortragekreuz
hat eine rötliche Kreuzfläche mit goldener Rahmung und
versilbertem Korpus.
Es dürfte bei Prozessionen Verwendung finden.
|
Vortragekreuze
|
Ein weiteres
Vortragekreuz ist für Beerdi-gungen vorgesehen. Der
Kreuzesstamm ist schwarz gefärbt, die Tragestange schwarz-weiß
gestrichen. Unter dem mit Goldverzierungen geschmückten Kreuz
ist ein Totenkopf angebracht.
|
|
Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen,
Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück
auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich
selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden
betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben.
Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh.
Bei Beerdigungen werden durch das Vortragekreuz die vom Priester gesprochenen
Worte:
"Jesus geht uns voraus - wir werden ihn sehen" sowie
"Das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres Herrn Jesus
Christus sei aufgerichtet über deinem Grab" sinnfälliger.
|
Figuren
an den Wänden des Kirchenschiffs
An der Langhauswand ist eine Statue
des hl.Johannes Nepomuk (mit
Kruzifix mit der rechten Hand) angebracht. Die Figur wurde um 1760/70
geschnitzt. Nepomuk ist im Stil eines Domherrn des 18.Jh. mit Talar, Rochett,
Mozetta und Birett bekleidet. Der Talar, der von den Füßen
bis zum Hals reicht, wird durch viele Knöpfe geschlossen. Darüber
trägt Nepomuk das weiße, spitzengesäumte Chorhemd und
über die Schultern hat er die Mozetta, das Schultertuch aus Fell,
gelegt, das dem höheren Klerus vorbehalten ist. Das Birett ist eine
quadratisch geformte Mütze mit vier Stegen, das außerhalb des
Gottesdienstes den Kopf der Priester bedeckt. Der Blick des Heiligen geht
in Richtung Kruzifix, das aber nicht zu ihm, sondern zum Betrachter gerichtet
ist.

St.Johannes
Nepomuk
|
Hinweis:
Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh
Generalvikar des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König
Wenzel wegen seines energischen Auftretens für die Rechte der
Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen
nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn
durch die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau
ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen,
dass Johannes, der auch Beichtvater der Königin war, dem König
keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe.
Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen
hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche in der Moldau wurde durch
eine Erscheinung von fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk ist neben
Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Die
Verehrung von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war
aber nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein
Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde,
machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre
nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in
der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann
die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt,
am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII.
Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst Karl Albrecht
zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten
förderten die Verehrung kräftig und nach kurzer Zeit stand
die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk
war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag: 16.Mai |
An der nördlichen Langhauswand ist eine an der Geißelsäule
stehende Jesusfigur (Geißelheiland)
zu sehen.
Geißelheiland
|
Jesus ist mit Handschellen
an die Steinsäule (in Balusterform) gekettet. Sein Leib ist
mit Wunden übersät. Das um die Hüften geschlungene
Lendentuch, in der Kunst auch Perizoma genannt, ist vergoldet (um
1760).
Hinweis: Die ersten Darstellungen
von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im
Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder
jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen
setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738)
ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll
Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und
die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15
Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden nach
dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Niederroth.
|
Am Mittelpfeiler
des Gewölbes, das die Empore trägt, steht eine neubarocke
Figur des Guten Hirten
mit einem Schaf auf den Schultern. Jesus ist auf einen Hirtenstock
gestützt. Der Kopf ist nach oben gewandt, sodass sein Gesicht
für die Kirchenbesucher kaum zu erkennen ist. |
Guter Hirte
|
Hinweis: Die Darstellungen
des Guten Hirten mit einem Schaf auf seinen Schultern waren in der
Frühzeit auf die Sündenvergebung bezogen (Mt.18,12-14).
In der Barockzeit trat die von Jesus auf die Priester übertragene
Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit dessen Hauptaufgabe, die
Verkündigung des Evangeliums. |
Am Aufgang zur Empore steht
eine Nachbildung des Muttergottes-Gnadenbildes
von Altötting. Sie ist in ein graues Gewand mit dem gleichen
Schnitt wie in Altötting gekleidet. Die Muttergottes ist mit einer
Krone in Form einer flachen Mütze gekrönt; die Zacken der Krone
sind reliefartig aufgetragen. Maria trägt das bekleidete Jesuskind
auf dem rechten Arm. In der Linken hat sie ein Zepter. Das Jesuskind hält
in seiner Hand einen Apfel, die Vorläuferform des Reichsapfels (20.Jh).
|
Hinweis:
Der Apfel ist Sinnbild des Paradiesapfels und damit des Sündenfalls.
Jesus nimmt den Apfel entgegen und überwindet durch seinen Tod
die Erbsünde. Der meist vom Kreuz bekrönte Reichsapfel ist
Teil der Insignien christlicher Herrscher. Er versinnbildlicht den
Erdball. Die ersten Darstellungen stammen aus dem Konstantinopel des
4./5. Jh. In Deutschland findet der Reichsapfel erst 1191 bei der
Kaiserkrönung Heinrichs VI. (1165-1197) Erwähnung.
Hinweis: Das aus Lindenholz geschnitzte Gnadenbild von Altötting
ist wohl um 1330 am Oberrhein entstanden und kam um 1360 als Geschenk
des Zisterzienserkloster Raitenhaslach nach Altötting. Die Figur
war ursprünglich wohl rosa bemalt. Wahrscheinlich ist die schwarze
Farbe im Laufe der Jahrhunderte durch Nachdunklung des Holzes und
durch den Kerzenrauch in der engen Kapelle entstanden. Manche Historiker
glauben auch, dass sie bewusst gefärbt wurde und verweisen auf
das Hohe Lied des Salomons aus dem Alten Testament: "Schwarz
bin ich, doch schön". Schwarze Madonnen galten im späten
Mittelalter als besonders wundertätig. Dies mag seinen Grund
auch darin haben, dass die schwarzen Madonnen besonders alt sind und
ihnen deshalb eine größere Anzahl von Erhörungen zugeschrieben
werden kann. |

Gnadenbild
von Altötting
|
Weihwasserbehälter
Weihwasser-behälter
|
Gegenüber
der Muttergottesstatue steht der Weihwasserbehälter
aus Holz, mit Eisenbändern zusammen-gehalten und mit einem eingravierten
Christusmonogramm geschmückt. Am unteren Ende ist ein Wasserhahn
angebracht. In diesem Weihwasserbehälter (Weihbrunnen) wird das
in der Osternacht geweihte Wasser aufbewahrt, damit es von den Niederrother
Gläubigen für die Gräber und für die Wohnung entnommen
werden kann. Weihwasser hat nur eine symbolische Bedeutung und soll
an die Taufe erinnern. |
In
der Nähe des Eingangs steht ein schöner alter Opferstock
(Höhe 96 cm) aus Schmiedeeisen mit drei Schließgurten auf
Metallfüßen. Er dürfte noch aus der Zeit vor 1629
stammen, denn damals wurden drei Opferstöcke der Pfarrei beschrieben.
Einer in der Pfarrkirche, einer in Karpfhofen und einer "an der
Heiligensäule vor dem Dorf auf der Straße nach Dachau" 19).
|

Opferstock
|
In den Kirchen
des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich
interessante Opferstöcke.
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|
Empore
Die Empore mit ihrem Kreuzgratgewölbe
und Segmentbögen ruht auf einem achteckigen Mittelpfeiler. Die Brüstung
ist verputzt und weiß gestrichen. Sie war im gotischen Kirchenbau
vorhanden, der um 1600 errichtet wurde.
Orgel
Die Orgel
(ohne Prospekt) ist rund 250 Jahre alt. Sie stammt aus dem ehemaligen
Kloster Taxa bei Odelzhausen, das bei der Säkularisation
1802 aufgelöst und abgerissen wurde. Dort diente sie als sog. kleine
Orgel (die größere steht heute in Altomünster).
24)
Bei
der Versteigerung der Kircheneinrichtung erwarb die Pfarrei am 15.Juli
1802 die Orgel um 110 Gulden 19)
.
Vor dem Aufstellen in Niederroth wurde sie noch repariert.
Die Orgel ist ein einmanualiges Werk mit fest ange-koppeltem Pedal,
mit mechanischem Schleifladen und ursprünglich sechs Registern.
Um 1850 wurde sie um zwei Register erweitert. 53)Sie
besitzt nun acht klingende Register. Alle Holzregister und das Salicional
(ein Metallregister) sind noch original von der Taxaorgel erhalten. |
Orgel aus Taxa
|
Der bescheidene nachklassizistische Orgelprospekt mit
einem barocken Engelaufsatz stammt aus der ersten Hälfte des
19.Jh. Die Schleierbretter sind in der Formensprache des Frührokokos
bemalt. Schleierbretter sind Holzschnitzereien, die der Zierde der
Orgel dienen und die Leerräume zwischen Pfeifen und Gehäuserahmen
verschleiern. |
|
Disposition
der Orgel (nach Brenninger - Stand 1975-) 10)
:
Manual (C-c'''): Principal 8', Dolce 8', Salicional 8', Flöte
8', Gedeckt 8', Flöte 4', Mixtur 2,
Pedal: (C-f): Subbass
16',angehängt
|
Im Jahr 2002 wurde die Orgel von der Orgelbaufirma Heick aus
Regensburg restauriert. Dabei wurde die ursprüngliche Windzufuhr durch
ein modernes Gebläse ersetzt. Früher musste ein Helfer die oberhalb
der Orgel im Dachboden angebrachten Blasebälge mittels zweier Seile
- wie beim Glockenläuten- bedienen.
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sollten Sie hier klicken...
|
Hinweis:
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich
der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (weltliches)
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
Ausgelagerte Liturgische
Geräte
Auch
an liturgischen Geräten besitzt die Pfarrkirche einige Kostbarkeiten:
19)
Kelche: Einer wurde im Jahr 1710,
ein anderer 1730 (Goldschmied Franz Thaddäus Lang) und ein dritter
um 1770 gefertigt.
Alle
Kelche sind Augsburger Arbeiten.
Ziborium: Vom Münchner Goldschmied Johann Georg
Oxner, aus der
Zeit um 1700, mit montierten, getriebenen Medaillons der
Darstellungen
"Letztes Abendmahl". Von Oxner stammt auch eine wertvolle Silber-Büste
des hl.Jakob in der
Dachauer Kirche.
Reliquiare: Kreuzreliquiar und Georgsreliquiar aus der Rokokozeit
Messkännchengarnitur als Gürtlerarbeit
Zinnteller von Johann Georg Teufel, München
1756.
Pfarrhof
Den
heutigen Pfarrhof in Niederroth gibt es seit dem frühen 18.Jh. Natürlich
gab es schon früher einen Pfarrhof, denn der Pfarrer wohnte schon
immer in einem eigenen Haus.
1524
|
hieß es in
der Sunderndorfer'schen Matrikel, das Pfarrhaus in Niederroth und
die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude seien von schlechtem
Bauzustand und bedürften dringend einer Erneuerung
01) . |
1632
ff. |
Im 30jährigen
Krieg wird wohl auch das Pfarrhaus gebrandschatzt oder geplündert
worden sein, da die Kirchenmatrikel in Niederroth erst mit dem Jahr
1649 beginnen. |
1653 |
der Zimmerer Peter
Zehentmair aus Eisenhofen macht einen Überschlag für den
Pfarrstadel und das Backhaus 15),
|
1656 |
der Zimmerer Georg
Pürckh aus Röhrmoos
erstellte eine Kostenschätzung für den Pfarrhof 11)
.
Im gleichen Jahr wurde der Zimmerer Georg Sturmb aus Niederroth für
die Erweiterung des Pfarrstadels entlohnt 15). |
1716 |
In
den Jahren 1716 bis 1729 hat man einen neuen Pfarrhof in Niederroth
errichtet. Ausgeführt vom Maurerpalier Georg Stubenpökh
aus Weyhern, der die Tätigkeit von Jakob Reggauer
aus Glonn 15)
nach dessen Tod 1716 weiterführte 11).
Andere Quellen schreiben den Bau dem Maurermeister Hans Maurer
aus Hirtlbach zu 8).
Der Kistler Martin Schwarzenpacher lieferte die Schreinerarbeiten.
13) |
1729 |
Nach
dem Pfarrhaus wurde auch der Pfarrstadel errichtet. |
1877 |
Dieser
Stadel stand 150 Jahre; 1877 hat man ihn abgetragen. Denn im Amperboten
vom 23.5.1877 war zu lesen 6):
|
"Versteigerung.
Am Pfingstdienstag den 22.Mai Nachmittags 1 Uhr wird das vom
niedergelegten Pfarr-Oekonomiestadel zu Niederroth vorhandene
Holz, dann sehr gut erhaltene Läden von 2 Stadeltennen,
sowie ungefähr 15.000 alte gutgebrannte Ziegelsteine gegen
Baarzahlung öffentlich versteigert." |
Das klingt
nach endgültigem Abbruch; doch es betraf nur den Stadel und den
Kuhstall. Der Pferdestall stand noch zur Jahrhundertwende. |
1953 |
Pfarrhof
|
1953 hat man den "überaus
feuchten und unhygienischen" Ökonomiepfarrhof abgebrochen.
Das neue Pfarrhaus
wurde im gleichen Jahr für 40.000 DM errichtet und am
8.11.1953 eingeweiht. Es besteht noch heute.
Wenn Sie auch andere
Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken
Sie hier...
|
|
Das
Pfarrwidum, (der Bauernhof des Pfarrers) hatte die Größe
eines mittleren bis großen landwirtschaftlichen Betriebs.
1830 umfasste es 85 Tagwerk =28 ha. (Äcker: 56 Tagw. 33 Dezimale,
Wiesen: 26 Tw.63 Dez; Wald 97 Dez.; Garten: 1 Tw..)
1882 war es unwesentlich größer: 87 Tagwerk (davon 60
Tagwerk Ackerland und 27 Tagwerk Wiesen).
Zum Viehbestand zählten 39 Stück Kühe, 1 Stier, 3 Ochsen
und 6 Pferde.
An Dienstpersonal hatte der Pfarrer 4 Knechte und 4 Mägde.
Heute sind die Pfarrgründe verpachtet. 19)
Hans Schertl
Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger,
Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03) Königl.-bayer. Kreis-Amtsblatt
v.Oberbayern, Erledigung der Pfarrei, 1858,(Ausschreibg Pfarrei u.
Mess-Stiftung1857)
04) Arthur von Ramberg, Joseph Heyberger,
Topogr.-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
(Statistik)
05) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880 (774 S.162)
06) Amperbote vom 23.Mai 1877 (Versteigerung
Pfarrstadel)
07) Theodor Bitterauf, Traditionen
d.Hochstifts Freising,1909 (Nr.705,720a Cozroh mit Übersetzung
17,739,1044,1057,1067)
08) Max Gruber, Zwei Dorf-Genies
aus dem Dachauer Land: Ulrich Gailler und Hans Maurer, 1968/4 (Pfarrhaus)
09) Heimatbuch des Landkreises und
der Stadt Dachau, 1971
10)
Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/3
11)
Max Gruber, Für Dachau
tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Stubenpöckh,
Underberger)
12)
Jakob Mois,Konsekrationsbuch
des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe 1707)
13)
Max Gruber, Im Amperland tätige
Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3
14)
Josef Mass, Geschichte des
Erzbistums München und Freising, 1986 (Wallfahrt Andechs)
15)
Max Gruber, Im Amperland tätige
Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Pürckh, Regauer, Undsberg, Zehentmair,Sturmb)
16)
Gottfried Weber, Die Romanik
in Oberbayern, 1990
17)
Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
18)
Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1992
19) Simon Osterauer, Pfarrkirche
St. Georg, aus: Niederroth - Ein Dorf im Dachauer Land, 1995
20) Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (1689)
21)
Helmut Rumrich,
Anton Blank, Priester und Ordensberufe in Röhrmoos, Röhrmooser
Heimatblätter 2016 (Pfarrerliste)
22)
Dachauer SZ vom 26.3.2002
23)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation
des Jahres 1560, 1986
24) Tobias Zauscher, Die Aufhebung
des Augustinerklosters Taxa 1802, Amperland 2003/3
25)
Dachauer Nachrichten v. 17./18.4.2004,
26)
Dachauer Nachrichten v. 8.9.2004,
27) Dachauer Nachrichten v. 11.7.07
(Dotationsgut),
28)
Dachauer Nachrichten v. 6.9.2010 (Glockenablieferung)
29)
Kiening, Genealogie (Franz Arnoldt)
30)
Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Tabernakelengel,
Bauform)
31)
Dachauer Nachrichten vom 13.2.2013 (Pfarrverband)
32)
Dr. Dieter Morsch, Die Kirchen im Pfarrverband Indersdorf 2014 (got.Decke,1787/88,Lorenz,Walter,Aufsatzbilder)
33)
Robert Stocker, Damals in Rota, Dachauer SZ vom 15.4.2016 (769)
34)
Bibel, Offenbarung 6,13): "Und ich sah
und hörte einen Engel fliegen mitten durch den Himmel und sagen mit
großer
Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen,
vor den andern Stimmen der Posaune der drei Engel, die noch
posaunen sollen!"
35) Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Buskirche)
36) Oberbayerisches
Archiv für vaterländische Geschichte, herausgegeben v.historischen
Verein von und für Obb.-1843
37)
Lorenz Westenrieder, Statistische Beschreibung des churfürstl. Landgerichts
Dachau, 1792
(Straßenzustand, Pieta)
38)
Hochfürstl-Freysingischer Hof-u.Kirchenkalender von 1792, S.96 (Pfr
Hutterer)
39)
Hochfürstl-Freysingischer Hof-u.Kirchenkalender von 1774, S.74 (Pfr
Sifferlinger)
40)
Joseph von Obernberg, Reisen durch das Königreich Baiern, S.419
, 1816
41)
Dachauer
Nachrichten vom 8.Mai 1968 (Kirchenrektor Eckher)
42)
Johan Huizinga, Herbst des Mittelalters, 1919, S. 348, ISBN 978-3-15-020366-8
43)
Sigrid Gensichen,
Auratisierte Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt,
2018
44)
Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
45)
Dr.Martin v.Deutinger,
Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate,
1820
46)
Der gebaute Himmel, Monumente, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland,
Dez. 2018
47)
Dr.Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt
2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
48)
Dr.Michael Losse, Das Burgensterben im Dachauer Land, Röhrmooser
Heimatblätter 2019
49)
Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS116 (Pfarrerliste)
50)
Andreas Geier, Hörpfade
St. Georg in Niederroth,
Indersdorfer Kulturkreis
51)
Deutsche Digitale Bibliothek, StAM,RMA München Unterbehörden
3153, Pfleggericht Dachau A 183; HStA GL Dachau 345 317
52)
Lorenz
von
Westenrieder,
Statistische Beschreibung des churfürstl. Landgerichts Dachau, München,
1792 (Pfr.Huetter)
53) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
54)
Josef Ostermair, Barrierefreier Zugang zu St.Georg, Dachauer Nachrichten
vom 10./11.9.2022
55)
Christoph Kürzeder, Wie immer nur anders, Diözesanmuseum 2012
bis 2022 (Katalog)
56)
Dr.Michael
Stephan in "Das Dachauer Land in früheren historisch-stat.-topograph.Landesbeschreibgungen,
Amperland 1993
57) Matrikel der Patronats- und
Collations-Rechte, Deutinger-Die älteren Matrikeln des Bisthums Freysing,
§ 678, S.476
58 Bilder: Hans Schertl

1.10.2022
weiter
zu ...
Pfarrerliste
Pfarrer
|
von
- bis
|
|
Pfarrer |
von
- bis
|
Wernher
ließ sich 1437 in die Fraternität des
Klosters Indersdorf aufnehmen |
-1437
|
|
Johann Georg Gerstl +1821
vorher Pfarrer in Ebertshausen 49)
|
1814-1821
|
Michael
Prummer +1823
vorher Pfarrer in Aubing 49)
|
1821-1823
|
Ulrich
Valkel |
1438-
|
Ignaz
Saller +1823 |
1824-1827
|
Michael
Deininger |
|
Thomas
Reif |
1827-1835
|
Michael
Zerrer
danach Vertreter des Landkapitels
zum Provinzialkonzil nach Salzburg |
1524-1549
|
Leonhard
Mertl +1845 |
1835-1845
|
Wendelin
Nussbaumer
auch Priester in Obermarbach 49)
|
1846-1858
|
Gabriel
Laming(er) siehe Bild rechts |
1551-1560>
|
Jacob
Wilhelm |
1858-1863
|
Michael
Seidl
danach in Kreuzholzhs u. Röhrmoos |
>1579
|
Nikolaus
Vogl
*1823; geweiht 1848; +19.1.1895
danach Beneficiat in Odelzhausen |
1864-1890
|
Johann
Laimer 49) |
1579-1627
|
Franz
Festing |
1891-1899
|
Georg
Christoph |
1627-1633
|
Matthäus
Müller |
1899-1924
|
Balthasar
Koming
|
1633-1637
|
Ferdinand
Frech |
1925-1930
|
Johann
Stephan |
1637-1649
|
Johann
Ev. Hintermayr |
1930-1936
|
Balthasar
Grandauer + 1661 49)
|
1649-1661
|
Josef
Lamprecht (Vikar)
21) |
1936
|
Benedikt
Winter +1671
vorher
Pfarrer in Hechendorf 49) |
1661-1671
|
Ludwig
Küffner |
1936-
1949
|
Dr.
Urban Seggl
+1696 |
1671-1696
|
Leonhard
Radinger |
1949-1967
|
Johann
Ballauf +1723 |
1696-1723
|
Dr.
Roman Ecker
vorher Kirchenrektor im Karmelkloster 41)
|
1968-1979
|
Johann
Michael Kelle +1747 |
1723-1747
|
Hansjürgen
Ludwig |
1979-1981
|
Thom.Ignaz
Sifferlinger +1786
(Ss.Theol.Lic.Kammerer
39)) |
1747-1786
|
|
Betreuung
durch die Pfarrei Schwabhausen |
1981-2005
|
Johann Adam Huetter
38)52)
+1814 |
1786-1814
|
|
Pfarrverband
Indersdorf |
seit
2005
|
|
|
|
Xaver Gröppmair,
Ruhestandspfr. *1940, 2020 |
2005-2020
|
----------------------------------------------------------------------------
Statistische
Beschreibung des churfürstl. Landgerichts
Dachau
37)
von Lorenz
von Westenrieder, 1792 Seite
45
"Die ganze Gegend um Niederroth,
und weiter hin, würde gewinnen, wenn der Rotfluß verbeßert
würde. Dieses, bey Kreuzholz-hausen entspringende und außer
Inderstorf in die Glon sich ergießende Feldwasser hat sein sich
selbst gegrabnes Beet längst mit Schlamm und Erdreich gefüllet
und daher nicht nur nach allen Seiten, wo es am wenigsten Widerstand fand,
neues Erdreich weggespült, sondern durch sein unterirdisches Graben
und Austretten unzählige Strecken in stehende Möser verunstaltet;
das Wasser selbst liegt und faulet in einer traurigen Gestalt fast ohne
alle Bewegung, ist an manchen Orten sehr seicht, verliert sich aber bald
wieder in finstere, tückische Tiefen, und verursacht überhaupt
unbeschreibliche schädliche Ausdünstungen, welche zuversichtlich
die Hauptursache sind, daß diese Gegend so häufig von verzehrenden
Reif, Schauer und Hagel heimgesucht und die Hoffnung des Landmannes zernichtet
wird."
|
Westenrieder
(1748-1829), ein deutscher Theologe, Historiker und Publizist der
Aufklärung, beschäftigte sich viel mit dem Land Bayern und
seinen Bewohnern. Die von ihm verfasste "Statistische Beschreibung
des churfürstl. Landgerichts Dachau" ist die erste materialreiche
und für lange Zeit detaillierteste Schilderung des Dachauer Landes.
Westenrieder bediente sich der Ende des 18.Jh. in Mode gekommenen
literarischen Form der Reisebeschreibung. Seine persönlichen
Beobachtungen untermauerte er Zahlen aus der Dachsbergischen Volksbeschreibung
(1771-1781). 56)
|
Reisen durch das Königreich
Baiern, 1816
40)
von Joseph von Obernberg
"In
Bezug auf das (dem Kloster Indersdorf) nahe Niederroth wird es
Ihnen nicht unangenehm seyn, wenn ich Sie an die Nachricht erinnere, welche
die öfter schon angeführte Beschreibung des Landgerichtes Dachau
von einem Eingebohrnen dieses Ortes giebt, dessen Andenken die Einwohner
noch jetzt erfreuet und ehrt. Es war der Küsters-Sohn Ignatz Albin
Seitz, am 13.Okober 1687 daselbst geboren, welcher durch Verstand, Fleiß
und Wissenschaft sich zu hohen Würden erschwungen hat. Er ward Bischof
zu Weglia, Propst zu Ofen bey St.Johann, kaiserlich königlicher geheimer
Rath, und Domherr bey St.Stephan in Wien. Auf diese glänzende Stufe
von Glück und Ansehn erhoben, erinnerte er sich seines Vaterortes,
und ward Wohlthäter der Kirche desselben. Mit Vergnügen erinnert
sich die Gemeinde bey vierteljährigen Verlesungen der Wohlthäter
vorzüglich desjenigen, den sie in dankbarem Andenken verehrt."
Kurz-Beschreibung
von Niederroth 1843 36)
vom historischen
Verein von und für Oberbayern
"Das
Pfarrdorf Niederroth mit dem Gotteshause St.Georg im dermaligen Landgerichte
Dachau mit mehr als 200 Seelen hat seinen Namen vom Flüßchen
Roth, woran es liegt. Ein daselbst den 13.Oktober 1687 geborner Küsters-(Meßners-)Sohn,
Albrecht Seitz, wurde Bischof zu Weglia, Probst zu Ofen bei St.Johann
und kaiserlicher Rath und Domherr bei St.Stephan in Wien."

|