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Pfarrer
Huetter wird in den Reisebeschreibung des bekannten Historikers Lorenz
von Westenrieder
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sehr lobend erwähnt. Westenrieder schreibt (im Duktus seiner Zeit
mit langen verschachtelten Sätzen):
"Ich
nahm, ohne mit einem der tausend Dinge, die bey dieser Aufforderung
zum Denken, Empfinden, und Ahnden sich darbieten, im geringsten mich
einzulassen, meinen Weg (von Schwabhausen aus) nordwärts
nach dem, eine halbe Stund entfernten Dorf Niederroth, um daselbst bey
Hrn. Pfarrer Joh.Adam Hueter mein Nachtquartier zu nehmen, einem Mann,
der mir durch seine freywillige und standhafte Bemühungen um die
Herstellung seiner Dorfschule, wovon ich in der Entfernung ein Zeuge
zu seyn, Gelegenheit hatte, und wovon zu reden ich am Ende Anlaß
nehmen werde, rühmlichst bekannt, und längst ehrwürdig
geworden war.
Ich fand einen herzlichst ofnen, äußerst dienstfertigen,
und bescheidnen Mann, der keine höhere Glückseligkeit kennet,
als reines, thätiges Christenthum, und so viele bürgerliche
Kenntniße, als seine Gemeinde nach dem Maß ihrer Bedürfniße
benöthigt ist, mithin so viele Glückseligkeit, als deren seine
Gemeinde zu erlangen, und zu tragen fähig ist, unter selbe zu verbreiten.
Ich kenne auch überhaupt unter allen Freuden, deren der menschliche
Geist empfänglich und fähig ist, keine reinere, innigere,
und sich selbst belohnendere, als (einem Mann von Werth und Würde)
schon der Gedanke seyn muß, das Haupt einer Gemeinde, der Ausspender
und Bewahrer der wichtigsten Begriffe, Kenntniße, und Vorstellungen,
welche bey derselben in Umlauf kommen, und ihr Verhalten bestimmen sollen,
zu seyn; und die Freude eines weiseren Landwirths, der, nachdem er etwa
einen öde gelegnen, oder verschlimmerten Grund fruchtbar machte,
nun die lieblichste Frucht heran blühen und reifen sieht, kommt
in keinem Vergleich, mit der Ueberzeugung und Wahrnehmung, unter den
Haushaltungen einer Gemeinde christlichen Wandel, und Sittlichkeit verbreitet,
Wirtschaftlichkeit, Fleis und Ordnung in die Häuser gebracht, nachbarliches
gutes Benehmen, und wechselseitige Dienstfertigkeit befördert,
entzweyte Familien vereinigt, und, was das wichtigste und verdienstlichste
ist, eine wahre Kinderzucht eingeführt, und befestigt zu haben.
In solcher Hinsicht kann ich nicht umhin, mir unter allen Berufsgeschäften
und Aemtern, welche in einem wohlgeordneten Staat würdigen Mitbürgern
anvertraut sind, das Berufsgeschäft und das Amt eines Pfarrers
bey weitem, als das Wichtigste zu denken, und die Beschäftigung
mit feyerlichem Ernst zu betrachten, welche (während daß
Richter und Rechtsgelehrte, Aerzte, und Soldaten sich damit abgeben,
Gebrechen zu schlichten, zu heilen, oder zu züchtigen) sich einzig
damit abgiebt, Gebrechen aus der Welt zu schaffen, und ohne Umwege und
unmittelbar zum Ziel menschlicher Bestimmung zu führen.
Es ist nicht bloß angenehm, nicht bloß lehrreich; es ist
nothwendig bey Männern dieser Art über die Erscheinungen eines
Orts sich Raths zu erhollen, wenn man nicht nur sehen, sondern auch
urtheilen, und dabey nicht alle Augenblicke Gefahr laufen will, Erscheinungen
für Eigenschaften zu halten, oder beyde in einem Licht, wo ihnen,
im guten oder schlimmen Verstand, zu viel geschieht, zu erblicken.
Ich lernte hier manche Mängel, die mir sehr aufgefallen waren,
von einer milderen Seite betrachten, oder mich an dem, was vorhanden
ist, genügen zu lassen, indem ich bey nährer Betrachtung sah,
daß außerordentliche Begünstigigungen und Hilfsmittel
sich vereinigen müßten, um die Sache beßer zu machen,
als sie ist. "
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