Pfarrvisitation
in Niederroth 1560
Bericht
über die Visitation im Jahr 1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern
Originaltext-Auszüge]
Pfarrer: Der
hiesige Pfarrer ist Gabriel Laminger. Er hatte in Wien studiert, war in
Augsburg 1523 zum Priester geweiht worden ["Auguste ordinatus"]
und hatte in München St.Peter seine Primiz gefeiert. Er kann seine
Formata, sein Weihedokument, vorlegen
["Exhibuit suas formatas"]. Laminger war im Land Bayern an verschiedenen
Orten tätig, vor allem aber 17 Jahre als fürstlicher Kaplan
zu Menzing und jetzt seit 9 Jahren als Pfarrer in Niederroth. Seine Stelle
in Niederroth hat er durch die Resignation seines Vorgängers Michael
Zerer erhalten ["Michael Zerer hat im resigniert"]. Dafür
zahlt er ihm 50 Gulden ["Dedit antecessori 50 fl"].
- Gebeichtet wird monatlich.
- Die Letzte Ölung wird von vielen seiner Gläubigen abgelehnt,
obgleich der Pfarrer seine Schäfchen gewissenhaft dazu ermahnt
["Extremam uncitionem pauci suorum subditorum
recipiunt, quamvis eos diligenter admoneat"].
- Das Selgerait (Spenden bei Totengedenken) bemisst der Pfarrer nach den
Einkommensverhältnissen der Personen ["Selgerait
nimbt er nach gelegenhait der personen"].
- Pfarrer Laminger war einmal ein Wirtshausgänger und damit ein besonderes
Ärgernis.
- Er hat eine Konkubine und mit ihr Kinder ["Concubinam habet et
liberos"]. Weiß nicht, warum das für Priester nicht erlaubt
ist.
- Das Haus in dem sie wohnen, ist in sehr schlechtem baulichen Zustand.
["Domus sua plae est destructa"]
- Das Einkommen des Pfarrers (allein) aus den Jahrtagen beträgt
18 Schilling.
Pfarrei
- Die Pfarrei hat 200 Communicanten, Gläubige nach der Erstkommunion,
die (in der Zeit der Reformation) alle katholisch geblieben
sind ["Communicantes habet 200, omnes catholicos"].
- In der Pfarrei gab es nie mehr als einen Priester, also keinen Cooperator.
- Die Pfarrei hat kein eigenes Mesnerhaus. Der (auf seinem Hof wohnende)
Mesner ist fleißig.
- Die Pfarrei hat den dritten Teil des Zehents, die restlichen zwei Drittel
gehen an das Kloster Rott am Inn.
- Von den Pfarrgütern ist nichts verkauft.
- Die Pfarrei Niederroth ist eine Monatspfarrei: der Bischof von Freising
wählt den Pfarrer aus, wenn der Wechsel in ungerade
Monate fällt, ansonsten ist der bayer. Herzog
zuständig.
Kirche
- Das Einkommen der Kirche liegt bei 17 Gulden. Dazu kommen 1/2 Pfund
Wachs.
- Die Kirchenrechnung erstellt der Landpfleger von Dachau. Was er dafür
als Vergütung erhält, können die Kirchenpfleger nicht
sagen. Aber die bei Rechnungserstellung ebenfalls
anwesenden Kirchenpfleger und der Amtmann bekommen je 15 Kreuzer.
- In der mit aller Zier wohl versehenen Kirche stehen drei Altäre.
- An liturgischen Geräten sind vorhanden: 3 vergoldete Kelche (einer
ist zerbrochen), 3 Corporale, 3 Messbücher, 1 zerrissenes
Beerdigungsbuch, ein Liederbuch und 10 Messgewänder.
Die Kirche ist mit Altartüchern wohl versehen.
Auch ein Tabernakel war vorhanden, der wohl verschlossen
und mit einem Ewigen Licht versehen war [Sakramentsheusl ist wol
beschlossen und beleucht"].
Das Taufwasser wurde in einem Krug aufbewahrt ["Baptisterium ist
in aim kruegl"]
Die Kirche war reparaturbedürftig, die sonstigen Gebäude aber
in einem guten Zustand ["Das gottshauß ist paufellig. Sonst
bei der
pfarr und pfarrhof kain Mangel]
Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden
Sie hier...
Quelle:
Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986

5.5.2018
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