Filialkirche
St. Laurentius in RUMELTSHAUSEN
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Kurzbeschreibung
Der Ort Rumeltshausen
ist in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 857 erwähnt. Die
erste Nachricht von einer Kirche taucht in einer Schenkungsurkunde
aus dem Jahr 1128 auf. Eine "nobilis matrona" (edle Frau)
namens Irmengard übereignete damit ihren gesamten Besitz einschließlich
einer Kirche zu Rumeltshausen dem Kloster Scheyern.
Die Kirche in Rumeltshausen
ist ein einschiffige Chorturmanlage aus der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts. Die ältesten Teile des Baues stammen aus
spätromanischer Zeit. Romanische Bauzier in Form eines Rundbogenfrieses
ist an der südlichen Langhausmauer und an der Südseite
des Turmuntergeschosses erhalten.
Als Pfarrei wurde Rumeltshausen
erstmals im Jahr 1315 in der Konradinischen Matrikel genannt. Sie
blieb es bis 1814, als sie mit der Pfarrei Schwabhausen vereinigt
wurde.
Die in gotischer Zeit
umgebaute Kirche wurde 1748 im Stil des Rokoko weiter verändert
und 1868, als die Bevölkerung anwuchs, um drei Meter
verlängert.
Der 36 Meter hohe Turm
besitzt einen viereckigen Unterbau aus der Erbauungs-zeit
vor 800 Jahren und einen achteckigen Aufbau von 1694, den
eine dicke Zwiebelhaube bedeckt.
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Schriftkartusche am Kanzelkreuz
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Im Turm hängen zwei Glocken.
Die ältere wurde 1665 von Bernhard Ernst aus München gegossen.
Im Vorhaus an der Südwestseite
befinden sich drei Nischen mit Totenköpfen und Figurendarstellungen.
Die Kirche ist seit der letzten Renovierung
eines der Schatzkästlein unter den Kirchen im Landkreis Dachau.
Gottfried Weber schrieb: "Das stimmungsvolle Gotteshaus gilt wegen
seiner vielen kostbaren und bedeutenden Figuren aus Gotik und Barock als
Kleinod unter den Landkirchen".
Innenausstattung
Der Altarraum im Erdgeschoss
des Turmes enthält farbenfrohe gotische Wandfresken
aus dem 15.Jh. Das Kreuzgewölbe im Altarraum und die Flachdecke
im Langhaus wurden 1748 von Franz Mayr mit Fresken bemalt,
die Szenen aus dem Leben des Patrons St.Laurentius zeigen.
Die Altäre sind
schon seit Hunderten von Jahren dem hl.Laurentius (Choraltar), der
Muttergottes (links) und dem hl.Leonhard geweiht.
Die Figurenausstattung
entspricht dem bäuerlichen Umfeld der Kirche:
Die Muttergottes ist am Hochaltar, am Seitenaltar (als Pieta
) und im Aufsatz des rechten Seitenaltars dargestellt. Außerdem
sind die Figuren des Patrons Laurentius (mit Feuerrost),
des Pestheiligen Sebastian (mit Pfeil und Bogen), des Nothelfers
Georg (mit Lanze und Drachen), des Bauernheiligen
Leonhard (mit Ketten), des Patrons der Priester Johannes
Nepomuk (im Chorrock) und des Erzengels Michael (mit
Luzifer) zu sehen.
Am Chorborgen steht das Taufbecken
mit einer schönen Figurengruppe auf dem Deckel.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Die 1720 gebaute Kanzel zeigt
Heiligenbilder.
An der Südwand hängt das
von Ligsalz im Jahr 1681 gestiftete Kanzelkreuz im roten Stoffbaldachin.
Im Vorhaus des Einganges ein
Beinhaus und eine Ölbergdarstellung.
An der Emporenbrüstung
sind auf sieben Ölbildern die 7 Sakramente mit den sie jeweils symbolisierenden
Heiligen dargestellt
Die Gottesdienstordnung
finden Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Die Ortschaft
Rumeltshausen wurde erstmals um 857 schriftlich erwähnt. 07)
Damals
tauschte der 8.Freisinger Bischof Anno (855-875) mit dem Laien Heimperht
Liegenschaften zu Pellheim und Rumeltshausen (an den Bischof). In dieser
-in der Zeit zwischen 867 und 864 erstellten- Tauschurkunde wird Rumeltshausen
als "Rumaneshusir" (bei den Häusern des Ruman) 18)
bezeichnet. Aus diesem
Namen schließt man, dass hier einst eine fremde, romanische Volksgruppe
hauste. Das könnte bedeuten, dass Rumeltshausen schon zur Römerzeit
besiedelt war.
Geschichte
der Kirche
1128 taucht
in Urkunden eine "nobilis matrona" (edle Frau) namens Irmengard auf, die
ihren gesamten Besitz einschließlich einer Kirche zu Rumeltshausen
dem Kloster Scheyern übereignete. Diesem Kloster unterstand der Ort
von 1128 bis 1725. 19)
Dann vertauschte
Scheyern mit dem Freisinger Bischof das Patronatsrecht an Rumeltshausen
gegen das auf die Pfarrei Fischbachau.
Matrikel
von 1315 02)
Die Kirche St. Laurentius wird
in der Konradinischen
Matrikel von 1315 unter der Bezeichnung "Rumelshausen"
als Pfarrkirche mit Friedhof erwähnt). Die einschiffige Chorturmanlage
aus spätromanischer Zeit entstand wohl in der ersten Hälfte
des 13. Jh.
Matrikel von 1524 02)
Die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 nennt erstmals den Kirchenpatron St. Laurentius.
Der Pfarrherr hieß Johann Kocher. Die Seelsorge versah aber der
Vikar Johannes Rudolf, alias Grunbüchler. Das Präsentationsrecht
(Vorschlagsrecht
für die Besetzung einer Pfarrerstelle)
lag beim Kloster Scheyern.
Die Pfarrkirche hatte keine Filiale. Die Zahl der Communikantes, der Gläubigen
nach der Erstkommunion, betrug 45. Es war damals die zweitkleinste Pfarrei
im Gebiet des heutigen Landkreises Dachau. Immerhin zeigten das Pfarrhaus
und die Wirtschaftsgebäude keine Schäden ["non patiuntur
defectus"].
Die sog. "Kanzley-Manual-Matrikel
des Bisthums Freysing aus dem XVII.Jahrhunderte" enthält die
gleiche Aussage: "Rumelzhausen est de praesentatione Abbatis in Scheirn.
Ejusdem patronus s.Laurentius. Solvit in absenti 10 fl. " d.h. das
Absenzgeld, das der offizielle Pfarrherr dem die Seelsorge wahrnehmenden
Pfarrvikar zahlen musste, betrug 10 Gulden. Das war ein sehr niedrieger
Betrag, von dem ein Pfarrer nicht leben konnte.
Visitationsbericht
von 1560 15)
Im Jahr 1560 hatte der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf
Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine
umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien angeordnet.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche
Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die
Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die
jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof
einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der
Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob
die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer
die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität
ihrer religiösen Kenntnisse Im Bericht über St.Laurentius
Rumeltshausen heißt es,
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Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
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Pfarrer
sei Wolfgang Khalteneckher.
Er halte jeden Sonn- und Feiertag eine Messe und predige an den Feiertagen
aus katholischen Büchern, die er von "aim alten Priester erkaufft"
habe. Einen Kathechismus besitze er nicht. Die Überprüfung des
theologischen Wissens habe ergeben, dass der Pfarrer über die katholische
Lehre gut Bescheid weiß und sie nach wie vor praktiziere. "Pfarrer
verricht den Gottsdienst auf die allt Religion mit allen Ceremonien",
gab der Kirchenpfleger an. Die Pfarrei habe nur 44 Gläubige
(= drittkleinste Pfarrei der Diözese), alle katholisch, über
die man nur Gutes berichten könne. Der Pfarrer sei sehr arm. Zudem
habe ein Hagelschlag heuer die Ernte zerstört. Auch die Einnahmen aus
den kirchlichen Verrichtungen waren bei so wenigen Gläubigen gering:
"Sterb offt in zwei Jarn niemandt", notiert der Visitator. Über
das Privatleben vermerkt er, der Pfarrer habe eine Köchin, aber kein
Kind von ihr.
Der Pfarrhof in Rumeltshausen sei "wolerpaut". In der Kirche
stünden 3 Altäre, ein Sakramentshaus, ein hölzerner Taufstein
["hiltzin Taufstockh), Bilder und Glocken. Das Taufwasser werde in
einem Krug aufbewahrt ["Baptismus ist in aim Kruegl"]. Der Bericht
schließt mit den Worten: "An der Khirch und Khirchmauer ist Mangel,
sonst an anderen Dingen nit".
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts
lesen möchten, klicken sie hier...
Barockisierung 1670
Um das Jahr 1670, kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, wurde
die Kirche umgestaltet (Westwand, Dachstuhl. Handwerker waren der Schlossmaurermeister
Johann Öttl und Zimmerer Lorenz Schnitzenbämer
aus Freising (Dachstuhl). 14)
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Johann
Öttl heiratete als Maurergeselle aus Miesbach heiratete 1665
in Dachau ein. 26 Jahre später heiratete er in zweiter Ehe am
23.7.1691 in Kollbach eine Münchnerin. Da war er schon viele
Jahre Schlossmaurermeister in Dachau (1665-1700). Johann Öttl
starb am 7.5.1700 in Dachau. Seine Witwe heiratete ein Jahr später
den Nachfolger Gregor Glonner,
der zwischen 1705 und 1745 in vielen Kirchen des Landkreises Dachau
tätig war.
12) |
Altarweihe 1722 13)
Am 6. Juli 1722 weihte Fürstbischof Johann Franz von Eckher drei
Altäre in der Kirche und spendete 204 (!) Kindern das Sakrament der
Firmung. Die Kinder kamen sicher aus einem großen Gebiet hier zusammen.
Das Weihedatum bedeutet aber nicht zwingend, dass der Altar erst kurz
vorher neu beschafft oder renoviert worden wären. Es könnte
auch sein, die Altäre 1670 neu errichtet wurden oder aber vorher
- im 30jährigen Krieg - die Altäre von Soldaten entweiht worden
waren und deshalb einer Neuweihe durch den Bischof bedurften. Die war
damals aber nicht möglich. Denn ab 1652 saßen zwei Wittelsbacher
Prinzen (Albrecht Sigismund von Bayern und Joseph Clemens von Bayern)
auf dem Freisinger Bischofsthron, die mangels Bischofsweihe das geistliche
Amt des Bischofs nicht ausüben konnten; Albrecht Sigismund besaß
nicht einmal die Priesterweihe. Nach 40 Jahren kam 1695 mit Franz Eckher
wieder ein echter Bischof an die Regierung, für den nach so langer
Zeit ohne Kirchen- und Altarweihen und ohne Firmungen viel zu tun war.
Dieser kunstsinnige Bischof hatte seinen Sommersitz auf Schloss Hof bei
Eisenhofen; von hier aus weihte er in seinem Urlaub viele Altäre
und Kirchen unserer Region.
Matrikel 1738/40 02)
In den Jahren 1738/40, besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising die
Pfarreien der Diözese und erstellte -in Latein- die nach ihm benannte
Schmidt'schen
Matrikel. Über die Pfarrei "s.Laurentii in
Rumelzhausen" berichtete er: Das Präsentationsrecht soll nach
einer alten Matrikel früher beim Abt und dem Konvent des Kloster
Scheyern gelegen haben. Mit Vertrag vom 8.August 1725 tauschten das bischöfliche
Ordinariat in Freising und das Kloster Scheyern die Rechte für die
Pfarreien Fischbachau (bisher Freising) und Rumeltshausen. Seitdem besaß
Freising das Präsentationsrecht in Rumeltshausen. Der Pfarrer hieß
um 1740 Georg Michael Pabst; er war 1731 eingesetzt worden. Das etwas
schäbig aussehende Pfarrhaus war noch aus Holz gebaut. Es war samt
den Wirtschaftsgebäuden renovierungsbedürftig. Die Zahl der
Gläubigen hatte sich in den letzten 200 Jahren von 45 auf 78 erhöht,
obwohl in dieser Zeit zwei schreckliche Kriege (Dreißigjähriger
Krieg und Spanischer Erbfolgekrieg) das Land heimgesucht hatten.
Die Pfarrkirche beschreibt Schmidt als Bau, wie man ihn im ländlichen
Bereich üblicherweise findet. Sie hatte drei Altäre:Der Hochaltar
war dem hl.Laurentius, die Seitenaltäre der Schmerzhaften Mutter
(Mater dolorosa) und dem hl.Leonhard geweiht. In der Sakristei waren ausreichend
viele Messgewänder aufbewahrt. Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im
Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen und Ausgaben verwalteten
der Pfarrer und der Landpfleger von Dachau. Der Bericht endet mit dem
einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das völlige Vermögen
dises Pfarr-Gottshauses mechte sich der Zeit yber 700 fl. (=Gulden) belauffen".
Umbau 1748
Im Jahr 1748 wurde die Kirche im Stile des Rokoko weiter verändert.
Man schlug die Rippen der Chorraum-Decke ab und ließ die neu gewonnene
durchgängige Fläche von Franz Mayr bemalen. Auch der Stuck mit
Bandlwerkornamentik stammt aus dieser Zeit. Zudem wurde ein neuer Altar
aufgestellt. Bei diesem Umbau erhielt die Kirche in etwa das heutige Aussehen.
Die Inschrift über dem Chorbogen "Haec est Domus Domini"
(dies ist das Haus des Herrn) mit der Jahreszahl "MDCCXLVIII"
(1748) weist auf das Jahr hin.
Pfarrsitzwechsel 1814
Rumeltshausen war bis 1814 Sitz einer eigenen Pfarrei und wurde dann mit
der Pfarrei Schwabhausen zusammengelegt. Damals kamen zu den 167 Gläubigen
in Schwabhausen 72 Gläubige aus Rumeltshausen dazu; die neue Pfarrei
war immer noch klein.
In J.R.Buchinger historischen Nachrichten über das Landgericht Dachau
wird berichtet: "Rumelzhausen besteht jetzt nicht mehr als eine eigene
Pfarrey, sondern wurde am 19.October 1814 für immer mit der Pfarrey
Schwabhausen vereiniget, die deßwegen einen Hülfspriester zu
halten hat". Grund waren wohl die geringen Einkünfte beider
Pfarreien. Mayer/Westermayer schrieben 1880: "weil das Widdum, der
Pfarrbauernhof (im Rumeltshausen), an Gebäuden und Feldbau
gänzlich vernachlässigt war und öde lag und weil die Pfarrei
Schwabhausen dringend einer Aufbesserung bedurfte. Sämtliche Erträgnisse
von Rumeltshausen sollen teils zur Haltung eines Hilfspriesters und teils
zur Verbesserung der ebenfalls unzureichend dotierten Pfarrei Schwabhausen
verwendet werden". Dem letzten Pfarrer von Rumeltshausen wurden mangelhafte
Kenntniss bei der Bewirtschaftung der Pfarrgründe vorgeworfen, was
ebenfalls die Entscheidung erleichterte.
Die Eingliederung der Pfarrei Rumeltshausen nach Schwabhausen hatte nicht
nur Freunde. Die Gemeinde Rumeltshausen widersetzte sich mit der Begründung,
die Gläubigen könnten wegen der vom Rothbach drohenden Wassergefahr
unter keinen Umständen nach Schwabhausen kommen. Die Kirche in Schwabhausen
sei zu klein; außerdem sei der Pfarrhof in Rumeltshausen erst vor
12 Jahren gebaut worden. 1936 jedenfalls waren das ehem.Pfarrhaus und
die Ökonomiegebäude noch vorhanden. Über den damaligen
Eigentümer ist mir aber nichts bekannt.
Verkauf
des Pfarrhofs 1815 01)
Nach der Auflösung der Pfarrei und der Vereinigung mit Schwabhausen
war ein Pfarrhof in Rumeltshausen nicht mehr nötig.
Man beschloss daher, die Gebäude und die Grundstücke zu verkaufen.
Im Königlich-bayerischen Intelligenzblatt für den Isarkreis
vom Mai 1815 war deshalb die Ankündigung einer Versteigerung zu lesen:
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Nachdem
die Pfarrey Rumelzhausen mit jener in Schwabhausen vereinigt wurde;
so werden zu besserer Dotation der letztern die Gebäudlichkeiten
und das Widdumgut der erstern, in Folge allerhöchster Entschließung
vom 19ten vorigen Monats, entweder im Ganzen als ein Hofgut, oder
die Gebäude und jedes Grundstück einzeln, je nachdem sich
Liebhaber einfinden werden, an den Meistbietenden im Wege öffentlicher
Versteigerung nach den bestehenden Normen als bodenzinsiges Eigenthum,
unter Vorbehalt allerhöchster Ratification, verkauft werden.
Die Verkaufs-Gegenstände sind:
a) die Pfarrwohnung
b) der Stadel und die Stallungen,
c) 59 Jauchert 94 Dezimalen Aecker, alle zehentfrey,
d) 27 Tagwerk 30 Dezimalen Wiesen,
e) 48 Dezimalen Waldung.
Außer den landesherrlichen und communal-Auflagen dann jährlichen
2 Schäffel 3 Metzen Vogtey-Korn zum Königl. Rentamte Dachau,
und dem einzulegenden geringen Kornbodenzinse kommt aus gedachten
Realitäten nichts zu verreichen.
Ein Teil des Kaufschillings wirdd dem Käufer auf Verlangen
als Capital verzinslich belassen. Die Versteigerung wird Dienstags
den 20ten künftigen Monats Juni im Pfarrhofe zu Rumelzhausen
vorgenommen, und Vormittags 9 Uhr beginnen.
Kaufsliebhaber werden eingeladen, zur bestimmten zeit sich daselbst
einzufinden, und mögen in der Zwischenzeit die Verkaufsobjecte
besichtigen, und sich von den weitern Kaufsbedingnissen in Kenntniß
setzen; weshalb sie sich an den Meßner in Rumelzhausen zu
wenden haben . Entferntere Kaufslustige haben sich bey der Licitation
über ihre Zahlungsfähigkeit legal auszuweisen, oder annehmbare
Caution zu stellen.
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Den 18.May 1815 - Königl. Stiftungs-Administration Aichach
- Steub Administrator.
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Diese
für den 20.Juli 1815 angesetzte Versteigerung führte zu keinem
Ergebnis, weil -wie man im Intelligenzblatt vom August 1815 nachlesen
konnte- das höchste Kaufangebot so niedrig war, dass die Versteigerung
die "allerhöchste Genehmigung" nicht erhalten" hat.
Deshalb wurde für den 18.Sept. 1815 eine neue Versteigerung angesetzt.
Deren Ausgang ist mir leider nicht bekannt.
Beschreibung 1817 Im Jahr 1817, drei Jahre nach der Vereinigung
der Pfarreien Schwabhausen und Rumeltshausen, hat Pfarrer Hosemann seine
neue Pfarrei beschrieben. Die Kirche in Rumeltshausen sei "ziemlich
feucht, weil man zwei Stufen hinabsteigen" müsse. In der Mitte
des Hochaltars befinde sich ein "hölzern sitzendes, aber angekleidetes
Frauen-Bild, mit dem ebenfalls gekleideten Jesukinde am Arme. Das Fest
der Kirchenweihe wird am Sonntag nach dem Fest der hl.Petrus und Paulus
(=29.6.) gefeiert."
Verlängerung 1857
1857 (andere Quelle: 1868) wurde die Kirche nach Westen hin unter geschickter
Anpassung der Rundbogenblendfenster an der südlichen Außenseite
um 3,60 Meter erweitert. (Die westliche Begrenzung des alten Kirchenschiffes
ist deutlich an der Mauerkontur sichtbar).
Beschreibung 1880 05)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
von Anton Mayer und Georg Westermayer aus dem Jahr 1880 ist im Kapitel
über die Pfarrei Schwabhausen auch die Kirche St.Laurentius in Rumeltshausen
enthalten. Im Dorf selbst wohnten 89 Seelen (in 12 Häusern). Über
die Kirche schreibt er: "An der Straße von Dachau nach Indersdorf
gelegen. Erbauungsjahr unbekannt. Am Triumphbogen die Inschrift: 'Haec
domus Domini 1748'. Restaurirt 1886. Renaissancestyl. Presbyterium (=Altarraum)
im Thurme. Geräumigkeit zureichend. Baupflicht hat die Kirche. Kuppelthurm
mit 2 Glocken; beide mit der Inschrift: " Bernhard
Ernst in München goss mich 1665". 3 Altäre, davon
1 portatile (ohne festen Altarstein). Keine Orgel. Cemeterium (=Friedhof)
ohne Capelle. Gottesdienste: jeden 3.Sonntag sowie 2.Weihnachtsfeiertag,
Oster- und Pfingstmontag. Stiftungen 6 Jahrtage, 3 Jahrmessen. Meßner
und Cantor ist der Meßnergütler. Kirchenvermögen: 14.300
Mark".
Beschreibung
1895
06)
Die Kirche St.Laurentius
in Rumeltshausen ist ganz kurz auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof.
Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold
und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben
wurde. Dort heißt es:
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Kirche.
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Spätromanisch,
1748 umgestaltet und 1868 gegen Westen verlängert. |
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Einschiffig
mit eingezogenem, rechteckigem Chor; nördlich am Chor die Sakristei
aus zwei gewölbten Räumen bestehend, von welchen der östliche,
mit spitzbögigen Netzgewölben, bei welchen indes die Rippen
nur durch leichte Vorsprünge angedeutet sind, gothisch, der westliche,
mit Kreuzgewölben, im 18. Jahrhundert erbaut ist. |
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Im
Chor ein spitzbogiges Kreuzgewölbe ohne Schildbögen und
Rippen. |
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Das
Langhaus ist flachgedeckt. Am Aeusseren südlich vertiefte Blende
mit Bogenfries (17 Rundbögen), am Chor zwei Doppelblendnischen. |
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Ueber
dem Chor erhebt sich der Thurm. Aufbau aus dem 18. Jahrhundert, erst
quadratisch, dann achteckig mit Kuppeldach. |
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Hoch
oben auf dem südlichen Seitenaltar steht eine bemalte Holzstatue
der Maria mit dem Kinde auf dem r. Arm, in der L. das Scepter, einen
Schleier auf dem Kopf; an der Hüfte stark ausgebogen. H. ca.
70 cm. Sehr interessantes Werk der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
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Bittgänge
Aus den Kirchenrechnungen ist bekannt, dass die Rumeltshausener alljährlich
Kreuzgänge nach Webling und nach München (wohl zum hl.Benno,
der in der Frauenkirche verehrt wurde) unternommen haben. Die Fahnenträger
und Sänger ("Fahnnentrager unnd Sünger") sowie der
mitwallfahrende Pfarrer erhielten ein kleines Zehrgeld, das in der Kirchenrechnung
von Rumeltshausen verbucht wurde.
22)
Die Verehrung des hl.Benno in Bayern entstand erst im 16.Jh im Zusammenhang
mit der Reformation. St.Benno, der von 1066 bis 1106 in Meißen als
Bischof gewirkt hatte, wurde am 16.Juni 1524 zur Ehre der Altäre
gehoben. Luther verurteilte diese Heiligsprechung in seiner Schrift "Wider
den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden"
aufs Schärfste. Als Sachsen 1539 protestantisch wurde, hat man das
Grabmal Bennos geöffnet und seine Gebeine in die Elbe geworfen. Allerdings
behauptete der letzte Bischof von Meißen, der später übrigens
selbst die evangelischen Konfession annahm, schon vorher die Gebeine aus
dem Sarg entfernt und die Sekundärreliquien, das Messgewand, Mitra
und Bischofsstab in Sicherheit gebracht zu haben. Sie wurden 1576 (wohl
gegen einen ansehnlichen Betrag) zusammen mit einem Wunder-Verzeichnis
dem bayerischen Herzog Albrecht V. überlassen. 1580 hat man die Gebeine
in der Münchner Liebfrauenkirche beigesetzt, wo sie nun das Ziel
vieler Wallfahrer aus dem bayerischen Land waren. Maßgeblich dafür
waren sicher die Patronate St.Bennos für München und Altbaiern
sowie seine Funktion als Wetterheiliger.
Renovierungen
- 1670 Langhausdachstuhl durch den hochfürstlichen Zimmermeister
Lorenz Schnitzenbämer
aus Freising
- 1733 Kirchenpflaster; Kosten: 78 Gulden; Handwerker:
Maurermeister Derffler (Dörfler) aus Hirtlbach 12)
- 1748 Umbau im Stil des Rokoko
- 1760 Glockenreparaturen durch Glockenumhänger
Urban Gruber aus dem Salzburger Land (für 8 Gulden) 06)
-
1815 Verkauf
des Pfarrhofs ...mehr dazu...
- 1857
Verlängerung des Kirchenschiffs nach Westen
Statistik
In den alten Matrikeln,
Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt,
die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
1524: Pfarrei mit 45 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
02)
1560:
Pfarrei mit 44 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
15)
1738: Pfarrei mit 78 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
02)
1816: Pfarrei mit 72 Gläubigen
1852: Gemeinde Rumeltshausen mit 28 Familien und 133 Einwohnern
03)
1868: Ort Rumeltshausen mit 86 Einwohnern in 24 Gebäuden
04)
1876: Gemeinde mit
139 Einwohnern, 58 Gebäuden, davon 20 Wohngeb.
Ortschaft mit 80
Einw. in 32 Geb. (dazu Stetten 30/13; Unterhandenzhf: 29/13) 33)
1880: Ort Rumeltshausen mit 89 Gläubigen in 12 Häusern
05)
1933: Gemeinde mit 191 Einwohnern
31)
1939: Gemeinde mit 236 Einwohnern
31)
Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten
Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Meist werden Primizen, Jubiläen oder Einweihungsfeiern beschrieben.
Wenn Sie die Berichte über Rumeltshausen lesen möchten, klicken
Sie hier...
Baubeschreibung
Innenmaße:
Länge: Kirchenschiff: 12,8; Altarraum: 3,0 (gesamt 15,8 m)
Breite: Kirchenschiff 5,75 m, Altarraum 3,50 m
Höhe: Kirchenschiff 5,70 m, Altarraum 5,30 m
Chorturmkirche
Die Rumeltshauser Kirche wurde wohl in der ersten Hälfte des 13.Jh.
im romanischen Stil erbaut. 19)
Sie war eine Chorturmanlage,
d.h. der Altarraum ist im Erdgeschoss des Turmes untergebracht. Dies
hat zur Folge, dass zum einen der Turm im Verhältnis zum Kirchenschiff
recht groß und massig wirkt und dass zum anderen der Altarraum dennoch
relativ klein kurz und eng ist.
Chorturmanlagen waren meist
als Wehrkirchen geplant und
boten bei den häufigen Überfällen der damaligen Zeit einen
vorübergehenden Schutz für die umwohnende Bevölkerung.
Die oberen Stockwerke des Turms waren nur über einziehbare Leitern
zu erreichen. Relativierend ist zu sagen, dass im 12./13. Jh die Landbevölkerung
nicht nur in den um die Kirchen herum gewachsenen Dörfern siedelte,
sondern in vielen einzelnen Höfen und kleinen Hofgruppen. Diesen
Menschen konnte die Turmkirche nur Schutz bieten, wenn sie schneller waren,
als die heranrückenden Feinde. Nicht vergessen werden sollte auch,
dass Kirchen als geweihte Orte eine gewisse Sicherheit boten. Schließlich
waren auch viele der Angreifer Christen, die eine gewaltsame Entweihung
eines solchen Ortes wegen der zu befürchtenden schlimmen Jenseitsfolgen
scheuten. Chorturmkirchen
waren vor allem in Süd- und Westdeutschland und in Skandinavien verbreitet.
In Norddeutschland, das damals konfessionell noch nicht getrennt war,
sind und waren sie unbekannt. Im Landkreis Dachau gibt es zwölf heute
noch bestehende Chorturmkirchen. Das ist im Vergleich zu anderen Landkreisen
eine hohe Zahl. Im Landkreis Erding z.B, gibt es keine Kirche dieses Typs
(mehr).
Das Langhaus
mit bemalter Flachdecke stammt im Wesentlichen aus der Erbauungszeit (1.Hälfte
13.Jh.); 1868 hat man es um 3 Meter nach Westen verlängert. Die Fenster
wurden schon bei der Barockisierung 1748 erweitert, sodass die Kirche
heute, so Gottfried Weber 19)
, ein "lichtdurchfluteter, durchaus
geräumiger Bau" ist.
Der enge Chor
ist mit
einem Kreuzgratgewölbe überdeckt, das 1748 bemalt wurde. Dabei
hat man die Rippen abgeschlagen. An den Wänden des Chors haben sich
die gotischen Gemälde erstaunlich gut erhalten.
Muttergottes
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An der Südseite des Turmuntergeschosses
und des Langhauses ist noch eine romanische Bauzier in Form
eines Rundbogenfrieses
angebracht.
Es sind zwei Blendbogen-Nischenpaare,
deren Aussehen sehr den Blendbögen am Chor der Kirche von Arzbach
ähneln.
Die Bauzier an der Westwand und an der Vorhalle ist nur romanisch
nachempfunden. Sie wurde bei der Verlängerung der Kirche 1868
gestaltet.
An der Südwand ist unter dem Bogenfries eine Sonnenuhr
angebracht (siehe Bild rechts).
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Sonnenuhr
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Zur
besseren Sichtbarkeit hat man ein Friesteil herausgebrochen.
Rechts neben der Sonnenuhr hängt ein großes, von einem
Metallbogen überdecktes Kreuz in den Stilformen des Historismus
aus der Zeit um 1900 (Missionskreuz)
An der Außenseite des Vorhauses steht hinter einer mit Glas
abgedeckten Nische eine Madonnenstatue (siehe Bild links) |
Epitaphe
Um das Missionskreuz sind in die Mauer mehrere Epitaphe eingelassen, die
an ehemalige Pfarrer erinnern.
Wolfgang Kaltnöcker,
27. 8. 1609,
Kalksandstein, unten Hostienkelch
Maße: (60 x 58 cm)
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1609
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1753
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Georg Michael Pabst,
5. 4. 1753,
(Pfarrer seit 1731),
Kalksandstein unten Hostienkelch
Maße: (61 x 58 cm) |
Pfarrer Johannes Nepomuk
Lindtner,
unten Kelch mit Hostie
Kalksandstein
Maße: (42 x 32 cm)
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1735
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Wolfgang Pabst,
1735,
unten Hostienkelch
Rotmarmor
Maße: (83 x 51 cm) |
Der Turm hat einen viereckigen Grundriss und einen entsprechenden
Unterbau. Über den beiden Traufgesimsen erhebt sich der achteckige
Turmoberbau von 1694, bedeckt von einer ausladenden barocken Zwiebelhaube
(nach Entwurf des Münchner Hofmaurermeisters Franz Anton Kirchgrabner
1779) mit Schieferplatten. 19)
Angeblich wurde der Turm im Franzosenkrieg von 1796 auf die heutigen 35
m erhöht, um über den Hügel in Richtung Lengenmoos das Herannahen
des Feindes erkennen zu können. Es nützte nichts; die Kirche wurde
von den franz.Revolutionstruppen ausgeplündert.
Eine Auflistung der höchsten Kirchtürme im Landkreis finden sie
hier....
Im Turm hängen zwei Glocken. Die ältere aus dem Jahr 1665
besitzt die Aufschrift: "Bernhard
Ernst in München goss
mich 1665", die jüngere 1922 von Ulrich & Weule aus Apolda
in Thüringen. 1665 waren zwei Glocken beschafft worden; eine wird wohl
im Ersten oder Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden sein. Aus dem Jahr
1730 ist bekannt, dass der
aus Stuhlfelden im Salzburger Land stammende Schmid Urban
Gruber
hier in Rumeltshausen als Glockenumhänger
tätig war (für 8 Gulden) 06).
Urban dürfte der Sohn des Thomas Gruber gewesen sein, der 30 Jahre
vorher in Einsbach und Sulzrain Glocken repariert hat.
(Eine Auflistung der ältesten Glocken im Landkreis finden sie hier....).
Hinweis:
Woher die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform
kommt, ist erstaunlicher-weise nicht geklärt. Einige der Experten
vermuten, dass sie eine Nachahmung und Weiterentwicklung der im 7.Jh
errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom) und
somit arabischen Ursprungs ist. Damals glaubten europäische Bau-meister,
die Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verbanden mit ihr die
Vision vom himmlischen Jerusalem. Andere Kunstexperten sehen in der
Zwiebel eine Weiterentwicklung der byzanti-nischen Kuppel, die auch
in Russland großen Anklang fand. |
Turmzwiebel
|
Fest
steht jedoch, dass die ältesten zwiebelförmigen Kuppeln
im alten Baiern die der Münchner Frauen-türme sind (1525).
Weite Verbreitung fand die Zwiebel als Bauform aber erst im Italien
der Renaissance und bei uns in der Barockzeit nach dem 30jährigen
Krieg. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur
Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barocks und galt "als
Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren
in den Wölbungen des Sinnlichen". 28)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den
Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen möchten, klicken
Sie hier... |
Sakristei

Glockenseil-Röhren aus Holz
durch die Decke
|
Nördlich
am Chor ist die Sakristei angebaut. Ihr älterer Teil besitzt
noch ein gotisches Kreuzrippengewölbe. In der Sakristei enden
die hölzernen Röhren,
durch die die Glockenseile innerhalb des Mauerwerks geführt wurden.
In der Sakristei hängt in einer Wandnische noch ein kupferner
Wasserbehälter mit Hahn (Lavabo),
in dem früher, als es noch keine Wasserleitung gab, das für
die Messe benötigte Wasser aufbewahrt wurde. Es ist eine Rarität;
solche Wasserbehälter sind mir im Landkreis Dachau nur noch aus
Deutenhausen und Bergkirchen bekannt. |

Lavabo
|
Im Vorhaus
des Einganges befinden sich drei übereinander liegende, mit schmiedeeisernen
Gittern versehene Nischen. |
Karner-Erinnerungsstätte
|
In der untersten
Nische, liegen fünf Totenschädel. Sie erinnern an den früher
vielleicht an gleicher Stelle stehenden "Karner" (Beinhaus) |
|
Hinweis: Das Beinhaus oder Karner (lat.carnarium=Fleischkammer) war
vom Mittelalter bis zum 19.Jh. eine meist an die Kirche in der Nähe
des Eingangs angebaute, zweigeschossige Friedhofskapelle, in deren
Untergeschoss die Gebeine der schon lange Verstorbenen aufbewahrt
wurden, um Neuzugängen Platz zu machen (Zweitbestattung). Ursprünglich
hatte jeder Pfarrfriedhof, neben an oder unter der Kirche einen Karner.
Auf den Synoden von Münster und Köln (1279/1280) wurden
sie zwingend vorgeschrieben. In früheren Jahrhunderten war die
Lebenserwartung niedrig und die Kindersterblichkeit hoch; 42 Prozent
der Kinder starben im ersten Lebensjahr 21)
. Deshalb gab es damals im Verhältnis
zur Bevölkerungszahl mehr Beerdigungen als heute. Friedhöfe
waren immer um die Kirche herum angelegt und kaum erweiterungsfähig.
Im Jahr 1058 beschränkte man die Grenzlinien der Friedhöfe
auf 60 Schritte im Umkreis des Altars für Hauptkirchen und 30
Schritte für Kapellen. Weiter entfernt konnte man sich des Segens
der im Altar ruhenden Reliquien und der Fürbitte des Heiligen
nicht sicher sein. So war es üblich, die Gräber schon nach
5 bis 10 Jahren wieder zu verwenden. Zudem gab es keine Familiengräber;
der nächste Tote erhielt das frei werdende Grab. Manche Totenschädel
in den Beinhäusern wurden auch bemalt oder mit Inschriften versehen,
um sie der Anonymität zu entreißen. Karner waren besonders
in Bayern, Österreich und Ungarn verbreitet; sie standen an katholischen
und protestantischen Gotteshäusern. In den letzten hundert Jahren
wurden die Karner abgerissen bzw. in Lourdeskapelle, Abstellräume
oder Vorhäuser umgewandelt. In manchen Kirchen wie hier in Rumeltshausen
erinnert aber noch eine Nische mit einigen Totenköpfen an die
frühere Trauerkultur. Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher
an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen.
|
In der darüber
liegenden rund-bogigen Nische steht eine 1,10 m hohe Christusskulptur
(Jesus auf der Rast)
mit seitlich angebrachten Engeln,
die einen Totenkopf (rechts) und eine Sanduhr, die Zei-chen für
die Endlichkeit des Lebens, in den Händen halten. Sie gehören
thematisch eigentlich mehr zur un-teren Nische mit den Totenköpfen.
|
Engel mit Stundenglas - Engel
mit Totenkopf
Christus auf der Rast
|
Hinweis: Figuren
von "Christus in der Rast" sind nicht selten in den Kirchen des Landkreises
Dachau. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach, Bergkirchen,
Biberbach, Haimhausen, Kleininzemoos, Kollbach, Röhrmoos und
Westerholzhausen. Die Darstellung Christus auf der Rast geht zurück
auf die heimlichen Leiden Christi. Das sind Schilderungen und |
|
bildliche
Darstellungen von Martern Christi vor seiner Kreuzigung, die nicht
in den Evan-gelien erwähnt werden. Sie entsprangen der Passionsmystik
des Mittelalters und wurden in der Barockzeit von den Jesuiten und
Franziskanern für Zwecke der Gegenreformation wieder belebt.
Zu den heimlichen Leiden gehören Darstellungen von Christus im
Kerker, von Maria mit ihrem toten Sohn Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder)
und Christus auf der Rast. Letztere stellen Jesus dar, der nach dem
Kreuzweg, kurz vor seiner Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz
sitzt, seinen Ellbogen an den Schenkeln aufstützt und das Kinn
bzw. eine Wange mit einer Hand hält. Eine uralte Geste der Klage.
Diese Art der Gestaltung heißt im Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott".
|
Ölberg
In der Vorhausnische
ganz oben befindet sich eine Ölbergdarstellung
aus dem 18.Jh. Sie
zeigt den auf dem Boden knienden Jesus, der sein Gesicht betend zum
Himmel wendet. Rechts von ihm die drei schlafenden Jünger. |
Ölbergdarstellung
|
Über der
Gruppe ein Engel mit dem Kelch in der Hand. Er erinnert an die Jesusworte
am Ölberg: "Mein Vater! Ist es möglich, so gehe dieser
Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du
willst!" (Mtt, 26,39). |
Die letzte Renovierung
der Kirche fand in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts
statt.
Innenausstattung
Altarraum
Rumeltshausen
ist eine Chorturmkirche, d.h., der Altarraum
ist im Erdgeschoss des Turmes untergebracht. Der Raum hat die Grundmaße
des Turms (3,5 x 3 m) und ist deshalb relativ schmal und kurz. Der
Altarraum -auch Chor genannt- ist von einem in der Barockzeit bemalten
Kreuzgewölbe überdeckt, bei dem 1748 die Rippen abgeschlagen
wurden.
|
Hochaltar
|
An
der Nord- und der Ostwand wurden vor einigen Jahren farbenfrohe Fresken
aus spätgotischer Zeit freigelegt. Die Tatsache, dass die Gemälde
bis hinter den Altar reichen, zeigt deutlich, dass der gotische Altar
nicht sehr hoch gewesen sein kann. Der heutige, raumhohe Altar, der
die Fresken verdeckt, wurde erst 1740 errichtet. |
Der um eine Stufe erhöhte Altarraum
wird nur durch
ein Fenster (an der Südseite) erhellt.
Spätgotische
Fresken im Altarraum

Gotische
Wandgemälde im Altarraum
|
|
Maria und Hanna
|
Spätgotische Fresken,
im 15. Jh. entstanden,
zieren den Altarraum. Man hat sie erst im 1911 bei einer Restaurierung
wieder entdeckt und freigelegt. Sie zeigen jedenfalls an der Nordseite
Szenen aus dem Leben Jesu. Zwei Gemälde direkt hinter dem Altar,
die leider kaum zu fotografieren sind, sollen Szenen aus dem Martyrium
des hl.Laurentius darstellen. Das südliche davon könnte
aber auch die Geißelung Jesu sein. Dehio spricht von einer weiteren
Martyriums-darstellung.
Interessant sind die Heiligenscheine; sie sind dreidimensional, also
plastisch gestaltet.
Als die Fresken hinter dem Altar gemalt wurden, war der Altar nur
so hoch, dass die Bilder vom Kirchenschiff aus zu sehen waren. Spätestens
als ein höherer Altar errichtet wurde, hat man diese (und wahrscheinlich
alle Wandgemälde im Chor) überweißelt.
Inmitten des freigelegten
Freskos steht in einer Nische eine schwarze Madonnenfigur (Altöttinger
Madonna). |
Deckengemälde
im Altarraum
Das
Deckengemälde im 5,30 m hohen Altarraum/Chorraum, wurde 1748
vom Dachauer Künstler Franz Mayr (geb.1707 in Lauterbach, gest.1752
in Dachau) gemalt (sign. an der Langhausdecke). Mehr über Franz
Mayr ....
Das 3,55 x 3,00
m große Bild 20)
stellt auf der ganzen Fläche Szenen aus dem Leben des hl. Laurentius
dar. Im Mittelfeld die Apotheose, die "Verherrlichung
des hl. Laurentius.
|
St.Laurentius
|
Der Heilige kniet
in Diakonskleidung (kurze Ärmel) mit ausgebreiteten Armen und
blickt zum Himmel. Ein Putto hält sein Attribut, einen Rost.
Über St. Laurentius zwei große Engel mit weit aufgerissenen
Augen und darüber in einem Lichtfeld das Symbol für die
Dreifaltigkeit (Dreieckssymbol). |
In den Seitenfeldern des Kreuzgewölbes vier Ornamentkartuschen
mit und folgenden Texten und Emblemen:
An den beiden Stichkappen
links und rechts vom großen Deckengemälde im Altarraum befinden
sich zwei Bildfelder in gemaltem Ornamentrahmen mit Schriftbändern
unter den Bildern.
Auf der linken
Seite kniet Laurentius auf Wolken; unter ihm der Text "Löschet
auß die Feursbrunsten" St.Laurentius.
Auf der Erde sind im Vordergrund mehrere Gebäude -darunter auch
eine Kirche - zu sehen, die in Flammen stehen. |
Feuersbrunst
- Gewitter
|
Das
Bild auf der rechten Seite zeigt St. Laurentius als Patron gegen das
Unwetter. In der Schriftkartusche ist "Trennet
ab die Hochgewitter" zu lesen. Der Heilige lagert im
oberen Teil des Bildes mit seinem Attribut, dem Rost, auf einer Wolke.
|
|
Aus dieser Wolke geht
auf einen Bauernhof ein Unwetter mit Hagelschauer
nieder. Wegen des Feuertodes ist Laurentius der Patron gegen Feuer
und Blitzschlag. |
Hochaltar
/ Choraltar
Der barocke Hochaltar aus dem
Jahr 1740, der einige Zeit in desolatem Zustand auf dem Dachboden des Pfarrhofs
in Schwabhausen gelagert war, steht seit der letzten Renovierung wieder
auf seinem Platz im Altarraum.
Mittelpunkt des
Altars ist eine von Putten umgebene liebliche Madonnenfigur
aus dem 18.Jh. Sie
hält das segnende Jesuskind in ihrem Arm. Flankiert wird sie
von Skulpturen des Kirchenpatrons, des hl. Laurentius,
mit den typischen Attributen
Rost und Palmzweig (1740) auf der linken Seite |
SS. Laurentius - Maria - Sebastian
|
und des hl. Sebastian,
der als Soldat mit Pfeil und Bogen dargestellt ist (18.Jh) auf der
rechten Seite.
Im Aufsatz des Hochaltars eine Heiliggeist-Taube. |
|
Hinweis: Nach der Legende war Sebastian im 3.Jh.ein Offizier
der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit
Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege
der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem
Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung
hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Deshalb
wird der heilige Sebastian als Pestpatron und -der Pfeile wegen- auch
als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
Laurentius war um das Jahr 250 einer der sieben Diakone in
der Stadt Rom. Er sollte im Auftrag des Papstes den Kirchenschatz
unter den Leidenden und Armen austeilen. Kaiser Valerian erhob Anspruch
auf diese Schätze; als Laurentius sie nicht an ihn herausgab,
ließ er ihn mit Bleiklötzen schlagen, zwischen glühende
Platten legen und befahl schließlich, den Unerschütterlichen
über stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode
zu martern. Deshalb wird Laurentius mit dem Rost abgebildet. |
Der neubarocke Tabernakel
aus 1910 ist teilvergoldet. Er wird durch vier 90 cm hohe Säulchen
gegliedert. In den seitlichen Nischen stehen 30cm hohe Skulpturen
aus Holz (18.Jh). |
Tabernakel
|
An der zweiflügeligen
Tabernakeltüre sind vergoldete Reliefs von Getreideähren
und Weinreben angebracht als Zeichen für Brot und Wein, Leib
und Blut Christi, die im Tabernakel aufbewahrt werden.
Die Figuren der Leuchterengel, die auf dem Tabernakel sitzen, stellen
nicht nur eine Verzierung dar. Sie sind auch auf die Gestaltung
der Bundeslade der Israeliten in biblischer Zeit zurückzuführen,
die
|
|
als Vorgängerin des Tabernakels angesehen wird. Die Bundeslade
war von zwei goldenen Engelsfiguren (Cherubim) eingerahmt (Ex, 37,7-9).
Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt.
Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück
zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem
Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher
Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545 - 63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die
heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Vor
dem noch erhaltenen (zusammengeklappten) Kommuniongitter steht auf
der Nordseite der aus Messing gearbeitete Ambo,
dessen Schaft mit reichen Verzierungen nach Art des Rokoko geschmückt
ist (um 1970).
|
Hinweis:
Der Ambo (griech.ambon = erhöhter Rand) war im Frühchristentum
und Mittelalter die erhöhte Plattform an der altchristlichen
Chorschranke in der Kirche zum Vorlesen und Vorsingen liturgischer
Texte (Epistel, Evangelium); ab dem 14. Jh. wurde die Funktion
des Ambos von der Kanzel übernommen. In neuester Zeit ist
der Ambo wieder fester Bestandteil in der Ausstattung der Kirchen.
"Die Verkündigung der Lesungen und des Evangeliums sowie
die Predigt erfolgen wiederum von dem bereits in der Liturgie
des ersten Jahrtausends bekannten Ambo, dem als 'Tisch des Wortes'
ein hoher Rang zukommt", heißt es in der Liturgiekonstitution
des II.Vaticanums Sacrosanctum concilium (SC 124). Deshalb wurden
nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos (Lesepulte)
aufgestellt. Sie sind der Ersatz für die nicht mehr benutzte
Kanzel. |
|
Ambo
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Figuren am
Chorbogen
Am Chorbogen
(am Übergang vom Altarraum/Chorraum zum Kirchenschiff) sind zwei
Figuren aus dem 18.Jh.angebracht:
Links der hl.Michael
mit Flammenschwert, der seinen Fuß auf einen kleinen Teufel setzt.
Flammenschwert ist die Bezeichnung
für ein Schwert, dessen Klinge gewellte (geflammte) Schneiden hat.
St.Michael
|
Hinweis: Michael
ist mit Raphael, Gabriel und Uriel einer der vier Erzengel. Nach der
Überlieferung war Michael häufig mit der Heilsgeschichte
der Menschen verbunden. Er stürzte -schon vor Beginn der Schöpfung-
den Luzifer, trieb Adam und Eva mit dem Schwert aus dem
Paradies (1.Mose 3,23-24) zeigte Hagar, der von Abrahams eifersüchtiger
Frau Sara vertriebenen Magd, die Quelle zur Rettung ihres Lebens (1.
Mose 16,7-12). Michael gilt auch als einer der drei Männer,
die Abraham besuchten (1. Mose 18,1-16), er hinderte Abraham, den
Isaak zu töten (1.Mose 22, 11-18) rang mit Jakob (1.Mose 32,24-29),
teilte das Rote Meer beim Auszug aus Ägypten (2. Mose 14,19-22),
führte Israel ins gelobte Land und kämpfte mit dem Teufel
um die Seele von Mose. Rettend erschien er den Jünglingen im
Feuerofen bei Daniel (Daniel 3,25-26) und hielt Habakuk an den Haaren
über die Löwengrube. Michael hält die Seelenwaage und
empfängt die Seligen im Paradies, so wie Petrus an der Himmelspforte. |
Auf der gegenüber
liegenden Seite der hl. Georg,
der seine Lanze in den Drachen (Sinnbild für das Böse) stößt.
|
Hinweis:
Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser
Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet.
Bei uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt
(Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen
Drachen tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor
der Stadt Silena in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich
Lämmer und später Kinder opfern mussten. Da erschien
St.Georg, nachdem er alle Martern über-standen hatte, gevierteilt
und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt worden war.
Als der
Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes
die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte.
- |
|

St.Georg
|
|
Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker in ihren Mythen
(Lindwurm) kennen. In China gilt er als glücksbringend, bei uns
im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon =
"furchtbar Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung
des Bösen und als Teufel bezeichnet. In der Apokalypse bedroht
er die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte. In der religiösen
Kunst wird er häufig zusammen mit dem hl.Michael, dem hl. Georg
und der hl.Margarete abgebildet. Bei frühen Darstellungen ist
der Drache meist schlangenartig und oft mehrköpfig wiedergegeben,
seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig, oft mit Fledermausflügeln
und feurigem Atem. Alte Drachen-Darstellungen sind Sauriern oft erstaunlich
ähnlich, als ob es ein Urwissen von der Existenz dieser prähistorischen
Tiere geben würde. |
Ewig-Licht-Ampel
Von
der Mitte des Chorbogens hängt die schöne Ewig-Licht-Ampel.
Sie ist im Stil des Neurokoko gearbeitet; eine Gürtlerarbeit
(= in Metalldrücktechnik), versilbert mit Rocailleornamentik.
|

Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis:
Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt
oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der
wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit
dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo
das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet, nachdem der Johanniter-Ritterorden
|
|
das Ewige Licht
von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht hatten.
Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche
geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Epitaph
am Chorbogen
Vor dem Choraltar
ist im Fußboden eine Platte im Rautenformat verlegt mit
der Aufschrift W.P.
Die Buchstaben könnten die Anfangsbuchstaben des Namens Wolfgang
Pabst (+1735) sein, für den ein weiteres Epitaph in die Außenseite
des Kirchenschiffs eingelassen ist.
|

Epitaph am Fußboden
|
Langhaus
/ Kirchenschiff
Die
Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen,
dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten,
das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen Wogen des
Schicksals rettet.
Chorbogen
|
Der Altarraum und
das um eine Stufe tiefer liegende Kirchenschiff sind durch einen hohen,
runden, mit Stuck-Rahmenleisten verzierten Chorbogen
mit der Aufschrift "Haec est domus Domini MDCCXLVIII" (Dies ist das
Haus des Herrn, 1748) getrennt. |
Deckengemälde
im Kirchenschiff
Das spätromanische
Langhaus hat eine mit leichtem, duftigen Stuck überzogene Flachdecke.
Das Kirchenschiff ist 12,80 Meter lang, 5,75 m breit und 5,70 m hoch.
Es hat sich durch die barocke Umgestaltung und zusätzliche Erweiterungen
im Jahr 1748 und 1868 in einen lichtdurchfluteten, durchaus geräumigen
Saal verwandelt. An die Flachdecke mit umlaufenden Rahmen sind ein zentrales
Fresko und - um dieses Fresko gruppiert - vier ovale Medaillons mit Stuck-Profilrahmen
gemalt. Der Architekt und Historiker Max Gruber geht davon aus, dass die
Arbeit auf die Stuckateur-Gruppe Alex Pader, Martin Hörmannstorffer
und Augustin Pältl
zurückgeht, die in Bergkirchen und evtl. auch in Etzenhausen, Arnbach
und Pipinsried tätig war.
Das
um 1748 von Franz Mayr (sign.) gemalte 2,85 x 2,45 m große Mittelfresko
20)
zeigt das Martyrium des hl.Laurentius.
Es wurde von Franz Mayr nach einer Stichvorlage von Lucas Vorstermann
und einem Gemälde von Peter Paul Rubens (im Schloss Schleißheim)
gemalt. Im Zentrum des Bildes ist St. Laurentius zu sehen, der halbnackt
von den Schergen auf den Rost gezwungen wird, unter dem bereits das
Feuer lodert. |
Martyrium des hl.Laurentius
|
Andere
Henkersknechte schütten aus einem Korb Kohlen in die Glut. Im
Hintergrund ist eine Jupiterstatue zu sehen. Unter dem Volk, das dem
Schauspiel beiwohnt, befinden sich der römische Kaiser, ein heidnischer
Priester, Krieger und ein Reiter mit roter Fahne. Über der Szene
schwebt ein Putto mit Palmzweig und Lorbeerkranz für den Heiligen.
Zum gleichen Thema hat Mayr hat auch das Altarblatt in der Kirche
von Etzenhausen mit großer kompositorischer Ähnlichkeit
gemalt. |
|
Hinweise: Die
Palme ist schon von alters her Zeichen der sieghaften Vollendung und
des Triumphs. Dies hat man für die christlichen Märtyrer
übernommen. Die immergrünen Palmzweige symbolisieren
das ewige Leben und den Sieg des Glaubens über das Heidentum.
Zudem berichtet Johannes in der Geheimen Offenbarung: "... sie standen
in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und
trugen Palmzweige in den Händen" (Offb.7,9).
Der Lorbeerkranz war das Ehrenzeichen des siegreichen Athleten,
z.B. bei den Olympischen Spielen der Antike in Form eines Gewindes
aus Laub, Blumen u.ä. Das Christusmonogramm war in der frühen
Kirche öfters von einem Kranz umgeben und bezeichnete so Christus
als den Sieger über den Tod (daher häufig auf Sarkophagen)
oder - da die siegreichen römischen Kaiser den Lorbeerkranz trugen
- als Kyrios, den Herrn der Welt. Als Siegeszeichen gebührte
der Kranz auch den Märtyrern. |
In den ovalen Medaillons rund um das Langhaus-Gemälde ist Laurentius
als Helfer der Menschen in vielfältigen Nöten dargestellt. Über
den Szenen ist in Text-Kartuschen das Motto des Bildes beschrieben.
Unter der Empore
ist die Decke mit einem Fresko des Auges
Gottes im Dreieck bemalt. Um das Dreieck ein dichter Kranz
von Strahlen. |
Auge Gottes
|
Hinweis:
Das Auge Gottes im Dreieck verdankt seine Existenz der Scheu früherer
Jahrhunderte, Gottvater zu personifizieren. In der Frühzeit des
Christentums trat der Lebensquell an die Stelle Gottes, später
eine Wolke als Hand Gottes. Erst seit der Neuzeit ist das Auge Gottes
im Dreieck gebräuchlich. In der Kunst unserer Gegend |
|
ist es seit dem
18.Jh verbreitet. Es symbolisiert gleichzeitig auch die Dreifaltigkeit.
Personifiziert, als würdiger alter Mann mit langem Bart, wird
Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh) dargestellt. |
Seitenaltäre
Linker Seitenaltar
|
Die beiden Seitenaltäre
wurden erst bei der letzten Renovierung wieder aufgestellt. Es handelt
sich um spätbarocke Retabeln mit zwei glatten Säulen unter
dem verkröpften
Gebälk. Den Abschluss bilden die Altarauszüge oder Altaraufsätze
mit Nische und Rundbogengiebel; sie werden von zwei Volutensprenggiebeln
mit darauf sitzenden Engeln gestützt.
Die Seitenaltäre entsprechen im Stil und der Farbgebung dem Choraltar.
Die Stipes, der Altarblock, ist neu gemauert und verputzt.
|
Rechter Seitenaltar
|
Linker Seitenaltar
Altaraufsatz
Im Altaraufsatz
eine Figur des hl. Martin
im Bischofsornat mit Buch und Gans. Der Bischofsstab wurde ihm erst
bei der letzten Renovierung wieder in die Hand gegeben. 1982 fehlte
er noch. |
St.Martin mit Gans
|
Hinweis: Martin
begegnete als Soldat hoch zu Ross am Stadttor von Amiens einem frierenden
Bettler. Er schenkte ihm die mit dem Schwert geteilte Hälfte
seines Mantels. In der folgenden Nacht erschien ihm dann Christus,
mit dem Mantelstück bekleidet: er war es, der Martin als Bettler
prüfte. St.Martin wurde gegen seinen Willen 371 auf Drängen
des Volkes Bischof von Tours. |
|
Die Legende berichtet,
er habe sich in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch
hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten. Das
Buch bezeichnet St.Martin als Verkünder des Evangeliums. |
Mittelteil
Mittelpunkt
des linken Seitenaltars ist eine Pieta
aus der Zeit um 1500. Die trauernde Muttergottes
hält ihren toten Sohn Jesus nach der Kreuzabnahme auf dem Schoß.
Darüber schweben zwei barocke Englein.
|
Pieta
|
Die
starke Schrägstellung der Figurengruppe passt nicht ideal zur
Mittelnische des Seitenaltars.
Die Pieta ist auch später hier angebracht worden; die Figur
ist ja wesentlich älter als der Seitenaltar.
...mehr zu Pieta -Darstellungen
im Landkreis...
|
Rechter
Seitenaltar
Altaraufsatz
Im Aufsatz des
rechten Seitenaltars steht eine gotische
Madonnenfigur aus dem 15.Jh.
Sie trägt den kleinen Sohn Jesus auf dem Arm, der in der linken
Hand eine grüne Kugel, die die Erde symbolisiert, hält.
Die Finger der rechten Hand hat Jesus zum Segensgruß geformt.
Maria umfasst mit der linken Hand ein Zepter.
|
Madonna 15.Jh
|
Bezold/Riel (Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern) schätzten sie sogar noch älter
ein: Sie stamme aus der zweiten Hälfte des 14.Jh und sei die
älteste Heiligenfigur in den Kirchen des Dachauer Landes. |
Mittelteil
Auf dem rechten Seitenaltar
eine 88 cm hohe Figur des hl.
Leonhard (1740), die dem Bartholomäus Schuhpaur aus
Dachau zugeschrieben wird, umgeben von sieben Putten.
In
den Händen hält eine Kette, das typischen Attribut,
das ihn als Patron der Gefangenen ausweist. Zu seinen Füßen
die Mitra als Zeichen für die Abtswürde.
|
St.Leonhard
|
Hinweise:
Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr
500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig
I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen
- und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung
nach Deutschland kam, hat man ihn wegen der Ketten, mit denen er
in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere verehrt,
weil man diese Ketten als
|
|
Viehketten
missdeutete. In
Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
Man nannte ihn auch den
"bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6. November
werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
Die Kopfbedeckung des Bischofs oder des Abts, die Mitra, ist
seit dem 11.Jh Kopfbedeckung und Würdezeichen der Bischöfe,
Päpste, Kardinäle und Äbte. Zunächst war sie halbkugelige
oder dreieckige Haube mit zwei hinten herabhängenden Zierbändern,
den Infulae (lat. = Binde, altes röm. Symbol für Obrigkeit).
Bald schon bekam sie hornförmige Ausbuchtungen, die zunächst
seitlich abstanden, dann aber über Stirn und Nacken verschoben
wurden. Sie nahmen dabei die Form eines Dreiecks an, wurden bald immer
höher und schildförmiger. |
An den Seitenaltären lehnen Bildständer
aus der Zeit um 1850. Es handelt sich um Gürtlerarbeit, versilbert,
in Holzrahmung mit handkolorierten Stahlstichen.
Der linke zeigt im Hauptbild
den hl. Laurentius mit dem Rost und der Märtyrerpalme, oben im
Medaillon die hl. Barbara.
Text: "S. Laurentius / Ignem me examinasti, et non est inventa in
me / inquitas Psalm". |
Bildständer: St.Laurentius
u. St.Barbara
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Der rechte Bildständer
zeigt den hl. Stephanus mit Steinen und Märtyrerpalme, sowie
oben eine
hl. Prinzessin mit Kelch und Herzwunde.
Text: Lapidabant in vocantem, et dicentem Domine Jesus, / suscipe
spiritum meum Act. C. 7 V. 48." |
Votivkerzen
Votivkerze
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Neben den beiden Seitenaltären
sind prächtige, über 1,40 Meter hohe Votivkerzen
aus dem Jahr 1939 in schmiedeeisernen Halterungen aufgestellt. Auf
ihnen sind neben gotisierenden Verzierungen Heiligenbilder (St.Maria
und St. Josef) zu sehen. |

Votivkerze |
Kanzel
Die
1720 gebaute Kanzel
besteht aus einem fünf-eckigen Korpus; in die Füllungen
der drei Hauptseiten sind Heiligenbilder gemalt. An der Kanzeltüre,
die in die Sakristei führt, wird Jesus als der gute Hirte dargestellt;
ein beliebtes Kanzelbild-Thema der Barockzeit. |
Kanzel
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Auf der Rückseite
der Türe die Signatur "Neu gefast Anno 1749. Fr:M:".
Auch die Türbeschläge stammen noch aus dem 18.Jh. Der Schalldeckel
ist in Form eines Baldachins gestaltet; an seiner Unterseite ist eine
Taube als Sinnbild für den Heiligen Geist, den Helfer der Prediger,
zu sehen.
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Hinweis: Der
Hl.Geist wird seit dem Konzil von Nicäa (325) als Taube gezeigt.
Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen
Person in Menschengestalt. Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit
-ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten.
Ab dem 13. Jh. hat man Kanzeln gebaut,
die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die
Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von
oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen
sollte. Spätestens
seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden sie nicht mehr benutzt.
|
Der hl. Adalbert predigte einst
aufmerksam den zuhörenden Rindern, und erbat von Gott, auf einem Berge
stehend, fruchtbaren Regen für das dürre Land.
Das Bild von Antonius nimmt Bezug auf eine Legende, nach der ihn
die Einwohner von Rimini nicht predigen hören wollten. Da versammelten
sich die Fische und streckten ihre Köpfe aus dem Wasser; dieses Wunder
habe fast die ganze Bevölkerung der Stadt bekehrt. Antonius war Franziskanermönch
der ersten Stunde. Als solcher ist er auf dem Bild -wie auch Franziskus-
in der braunen Kutte dieses Ordens dargestellt. Die Farbe Braun steht in
der Tradition für Demut und Bescheidenheit.
per Mouseklick
zu den Beschreibungen
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An
der rechten Seitenwand hängt das von einem roten Stoffbaldachin
mit gelben Fransen umgebene Kanzel-kreuz.
Nach der unter dem Kreuz angebrachten Schriftkartusche wurde
es im Jahr 1681 von Benno Ligsalz, einem Churfürstlichen
Oberreiter aus Schwabhausen, gestiftet. |

Kanzelkreuz
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Info:
Das Kreuz heißt Kanzelkreuz,
weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht
ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3),
in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als
den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge,
sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
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In der Kartusche ist auch das
Wappen der Ligsalz mit den nach links oben weisenden Pfeilen zu sehen.
Bei einer der letzten Renovierungen wurde aus der Jahreszahl 1681
irrtümlich ein 1631.
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Die Kartusche hat eine unregelmäßige Form; diese
hat sich aus einer Schnur entwickelt, die ursprünglich
um Inschriften, Wappen und Namen geschlungen wurde. Deshalb
sind die meisten Einrahmungen von Kartuschen nicht rechteckig,
sondern kurvig. |
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Kreuzwegbilder
Die
vierzehn im Jahr 1854 in Öl auf Leinwand gemalten Bilder
der Kreuzwegstationen
waren 1967 an das Heilig Geist Spital in Freising verkauft worden.
Durch großen persönlichen Einsatz des damaligen Kirchenpflegers
Bassing konnten sie 1997 wieder in die Kirche zurückgeholt
werden- ohne Kosten für die Kirchenstiftung. |
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Die Originalrahmen
waren in Freising verloren gegangen. Aus alten, gefundenen
Teilen rekonstruierte Bassing die Originalrahmen und ließ
sie in der Restaurierungswerkstatt Hornsteiner in Dorfen in
weißer Lackierung mit Blattgoldauflage nacharbeiten.
Auf der Rückseite der IV. Station sind die Spender der
Rahmen-Restaurierungskosten von 10.000 Euro genannt. Vor 1997
hingen in der Kirche ovale Kreuzwegstationen, die Mitte des
20.Jh mit Ölfarbe auf Holzuntergrund gemalt worden waren.
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Sie waren von einem Rahmen aus getriebenem und versilbertem
Messing- oder Kupferrahmen mit Muscheldekor umgeben. Der Maler
ist nicht genannt; sie könnten aber nach Stil und verwendetem
Material von Michael Weingartner (1917-1996) aus Pfaffenhofen
an der Ilm gestammt haben. |
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden
bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus
vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen
von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen.
Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den
Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Im späten
Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus
von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz
in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser
Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt
ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür die
Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg
Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet
werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals in
und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten,
insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der
Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug
in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend.
Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des
Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen
Ablässen.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus
das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
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14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
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Wenn Sie sich eine Zusammenstellung
von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen und
mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier..
Apostelleuchter
An
den Wänden hängen 12 schmiedeeiserne Kerzenleuchter aus
dem 20.Jh (Apostelleuchter).
Sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische
Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen
der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |

Apostelleuchter
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Kirchenbänke
21 Bankreihen
(12 links, 9 rechts) bieten den Besuchern Platz (weitere sieben
Stuhlreihen stehen auf der tiefen Empore). Die Wangen der Kirchenbänke
stammen aus dem Jahr 1810. Sie sind mit Dekor im Stil des Spätklassizismus
verziert. Ähnliche Muster (Blüte und waagrechte Kette)
finden Sie in den Kirchen von Mitterndorf und Welshofen. |
Kirchenbank 19.Jh
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Wenn Sie sich für die Wangenmuster in den übrigen Kirchen
des Landkreises Dachau interessieren, klicken Sie hier...
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Die Lehnen der Kirchenbänke sind
mit vielen Brandflecken übersät. Die Kirchenbänke haben
viele kleine Brandstellen,
die von den früher als Beleuchtung verwendeten Wachsstöcken herrühren.
Es gehörte zur Tradition, dass jede Bäuerin ihren eigenen Wachsstock
in der Sonntagsmesse vor sich auf der Kirchenbank brennen hatte. Dazu
diente der einfache "Wachsrodel", der ohne Halterung aufgestellt werden
konnte. Die Wachsstöcke wurden aus einem dünnen weichen Wachsstrang
(Kerzenschnur) gefertigt, der nacheinander um Leghölzer gewickelt
wurde, bis der Wachsstock die gewünschte Stärke erhielt. Ein Viering
mit einem Gewicht von einem viertel Pfund brannte 24 Stunden. Erst
Ende des 19.Jh wurden die Wachsstöcke durch die Kerzen abgelöst.
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Wachsstock-Flecken
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In
der Kirche befinden sich noch zwei schöne Vortragekreuze.
Vortragekreuz
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Das
Kleinere (Bild links)
aus dem 19.Jh hat eine runde Tragestange, einen birnenförmigen
Nodus und ein Kreuz mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden. Auf
dem Kreuz ist ein aus Holz geschnitzter Korpus befestigt
Das größere Vortragekreuz
(Bild rechts) beeindruckt vor allem durch den sehr natürlich
gefassten Korpus.
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Vortragekreuz
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Hinweis: Vortragekreuze
werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie
bei
Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme
sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen,
Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden
Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei
anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh. |
Nepomukfigur
In der Nähe des Eingangs steht eine Figur des hl.Johannes
Nepomuk auf einer Konsole. Bekleidet ist er mit Rochett
und Mozetta. Die Mozetta, das mit einer Knopfreihe vorn geschlossene
Schultertuch, ist dem höheren Klerus vorbehalten. Das Wort kommt
vom italienischen Wort für "abgeschnitten".
Rochett (it.Rock) bezeichnet ein mit Stickereien verziertes weißes
Hemd, das über dem schwarzen Talar getragen wird. Um das mit einem
Birett bedeckten Haupt des Heiligen rankt sich ein Kreis von Sternen.
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St.Joh.Nepomuk
18.Jh
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In der linken Hand hält die Figur den Märtyrerpalmzweig.
Das sonst für Nepomukdarstellungen übliche Kruzifix fehlt.
Möglicherweise hatte die Figur früher ein solches Kreuz
in der rechten Hand. Die Figur stammt aus der Mitte des 18.Jh. Der
Palmzweig stellt den Sieg des Märtyrers über Welt und Fleisch dar.
Er nimmt Bezug auf die Offenbarung des Johannes (Apo. 7,9), in der
es heißt: "Danach sah ich eine große Schar aus allen Nationen ...
Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und
trugen Palmzweige in den Händen". |
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Hinweis: Johannes
aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs
in Prag und machte sich wegen seines energischen Auftretens für
die Rechte der Kirche beim König Wenzel unbeliebt. Der ließ
ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn
selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen
und schließlich in der Moldau ertränken. Die
Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes,
der Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft
über die Sünden seiner Frau gab. Das 1215 eingeführte
Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert.
Der Fundort der Leiche wurde durch eine Erscheinung von 5 Sternen
geoffenbart. Nepomuk der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt
ist. Sein
Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde,
machte ihn zu einem der wichtigsten Brückenheiligen. Joh. Nepomuk
wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen und war deshalb
während der Barock- und Rokokozeit als damals moderner Heiliger
häufig abgebildet worden. Festtag: 20.März |
Muttergottesfigur
Seit Mai 2016 steht
neben der Kanzel auf einem Podest eine neue Madonnenfigur. Die Muttergottes
hält das lebhafte Kind auf dem rechten Arm. Die Figurengruppe ist
mit den königlichen Attributen ausgestattet. Das Haupt Mariens
ist mit einer hohen Königskrone geschmückt, in der linken
Hand hält sie ein Zepter und das Jesuskind spielt mit der Weltkugel.
Die Figur wurde vom Frauenbund Rumeltshausen gestiftet und von Engelbert
Köpf aus Oberammergau geschnitzt.
Im Monat Mai ziert die Figur den linken Seitenaltar.
Prozessionslaternen
Prozessionslaterne
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An den vorderen Bänken
im Schiff sind auf hohen Stangen schöne Prozessionslaternen
aus dem 19.Jh. in neubarockem Stil befestigt. Die schwenkbaren Laternen
aus Messing und Glas sind in in einen Metallrahmen an der Spitze
der Stange gehängt, wo sie mit Hilfe der Schwerkraft die Bewegungen
des Laternenträgers ausgleichen können. So werden die
Kerzen in den Laternen senkrecht gehalten.
Die Prozessionslaternen wurden früher bei Flurumgängen
und Prozessionen (z.B. Fronleichnamsprozession) mitgetragen. Auch
damals schon dienten sie in der Regel der Zierde.
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Opferstock
An einer der
hinteren Kirchenbänke steht ein schöner alter Opferstock
(ein Holzpflock) mit 2 Schlossgurten. Er soll aus dem 18.Jh stammen.
Der Name rührt daher, dass der Opferstock aus einem großen
ausgehöhlten Holzstock besteht, der von Eisenblechen umgeben
ist.
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Opferstock 18.Jh
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In den Kirchen des Landkreises
Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante
Opferstöcke.
Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier..
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Empore
Auf der tiefen Empore
stehen 7 Bankreihen. An der Emporenbrüstung sind auf sieben
Ölbildern die 7 Sakramente dargestellt Diese Bilder wurden
ebenfalls von Franz Mayr (aber schon 1730) gemalt, der 18 Jahre später
auch Deckengemälde geschaffen hat.
Von links nach rechts:
Die
Taufe
- S.Gamelbertus -
Pfarrer zu Michelsberg
"Jesus kamm zu Johannes, daß er von ihm getauft wurde
Math:8 "
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Die Firmung
- S.Mauritius -
Pfarrer, hernach Bischof zu Undegau
"Sie werden gezeichnet mit dem Zeichen des Kreuzes und gestärkt
mit der Salbe des Heils
ex trad: car: "
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Der
Fronleichnam
- S.Burghardus -
"Pfarrer zu Weinweil
Nehmet hin, das ist mein Leib und Blut das für euch gegeben
wird. Math: 26: "
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Die
Buße
- S.Johannes Sarcander -
Pfarrer zu Hossenshoffen
"Dir will ich geben die Schlüßel des Himmels. Was
du binden wirst auf Erden, soll gebunden sein im Himmel. Math:16:
"
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Die
letzte Oelung
- S.Florinus -
Pfarrer zu Hermus
"Sie sollen beten über ihm, und besalben
mit dem Oel des Heils im
Nammen
des Herrn. Jakob: 5:"
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Die
Priesterweihe
- S.Tosso -
Pfarrer hernach Bischof zu Augsburg "Nehmet hin den Hl.Geist ,
welchen
ihr die Sünden vergeben werdet, sollen sie vergeben
sein.
Joan: 20:"
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Die
Ehe
- S.Wolsoldus -
Pfarrer zu Hochenwarth
"Was nun Gott zusammen gefügt hat,
soll der Mensch nicht trennen.
Math:19: "
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Hinweise: Warum hier an der
Emporenbrüstung diese seltenen Heiligen abgebildet sind ist
mir nicht bekannt. Auch nicht, welchen Bezug sie zu den jeweiligen
Sakramenten haben.
Der selige Gamelbertus, dessen Fest am 17.Januar gefeiert
wird, lebte Anfang des 8.Jh. Sein Vater wollte den jungen Adligen
für den Kriegsdienst erziehen lassen. Aber Gamelbertus entschloss
sich, als Hirte auf dem väterlichen Gut zu dienen, wurde Priester
und betreute nach dem Tode des Vaters als Pfarrer 50 Jahre lang
die ihm als Erbe zufallende Kirche von Buch. Der Ort bei Deggendorf
wird heute nach ihm Michaelsbuch (in Rumeltshausen Michelsberg)
genannt. Noch in hohem Alter unternahm er eine Wallfahrt nach Rom.
Von der Ewigen Stadt zurückgekehrt, gründete er mit seinem
Besitz in Michaelsbuch das Kloster Metten. Die Leitung dieser Abtei
übertrug er an Utto, der sein Patenkind war. Dieser Utto war
wahrscheinlich Mönch auf der Reichenau, wo er auch in dessen
Verbrüderungsbuch steht. Dargestellt wird Gamelbertus in der
Kunst als Weltpriester oder Pilger mit Vögeln. Der Kult für
Gamelbertus wurde erst 1909 durch Papst Pius X. öffentlich
gestattet.
Das Lexikon für Theologie und Kirche 23)
enthält
einen Eintrag über S. Burghardus, Pfarrer von Beinwil
in der Schweiz (in Rumeltshausen Weinweil genannt), der am 18.5.1192
gestorben sein soll. Er wird als Priester mit Eucharistie oder einem
Vogel dargestellt.
Der selige Johann Sarcander wirkte in Mähren. Er wurde
am 20.Dez.1576 in Skotschau bei Teschen geboren, studierte in Olmütz,
Prag und Graz Theologie. Sarcander wurde zunächst aber kein
Priester, sondern heiratete 1606. Nach dem frühen Tod seiner
Frau schon ein Jahr später, wandte er sich wieder dem geistl.Beruf
zu. Er wurde 1609 zum Priester geweiht und wirkte "in eifrigem
aber unstetem Einsatz" für die Gegenreformation in Mähren.
1616 Pfarrer in Holleschau ( in Rumeltshausen Hossenshoffen genannt)
und war mit dem kath.Landeshauptmann Lobkowitz befreundet. 1620
wurde er während der Revolution der Stände gegen Kaiser
Ferdinand (begonnen mit dem Prager Fenstersturz 1618) vor ein Gericht
der Aufständischen gestellt, gefoltert, und - weil er seine
politischen Freunde nicht verraten hat- hingerichtet. 1860 wurde
er selig gesprochen. Eine Figur des Heiligen steht auch in der Kirche
St.Johannes in Bergkirchen.
Der heilige Florinus war im 7.Jh. Pfarrer in Hermus. Sein
Fest wird am 17.November begangen. Er ist zweiter Patron der Diözese
Chur und Schutzheiliger des Unter-Engadins und des Vintschgaus.
Der hl.Tosso war um das Jahr 772 Bischof von Augsburg (Gedenktag
16.Jan). Nach -allerdings unzuverlässigen- Berichten soll er
zunächst Mönch im Kloster Murbach gewesen sein und später
an der Kapelle in Waltenhofen bei Füssen als Seelsorger gewirkt
haben. Dann wurde er auf Empfehlung des hl.Magnus zum Bischof von
Augsburg erhoben. Sein Grab befindet sich nach der Überlieferung
in der Kirche St.Afra in Augsburg.
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Orgel
Die 1919 von Behler
& Waldenmaier aus München erbaute Orgel
ist nicht quer, sondern längs zum Kirchenschiff aufgebaut (an
die Südwand gerückt).
August Behler wurde 1877 als Sohn des Orgelbauers Fidelis Behler (1835-1906)
geboren. Er wirkte ebenfalls als Orgelbauer in Memmingen und München.
, , Orgelbauer |
Orgel
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Sie besitzt ein
Manual mit sechs Registern. Es handelt sich um eine Kegelladen-Orgel
mit pneumatischer Traktur bei freistehendem Spieltisch. Der dreiteilige
Prospekt ist im neubarocken Stil gehalten. |
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Disposition der Orgel (nach
Brenninger - Stand 1975-):
Manual (C-f''''): Principal 8', Salicional 8', Gedeckt 8',
Trompete 4', Soloflöte 2'(Traversflöte 4'+Superoctav
2)
Pedal: (C-d'): Subbaß 16'
Koppeln: Ok
I, I-P
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Hinweis:
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich
der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (weltliches)
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der "offene"
Orgelprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
Taufstein
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In
der Nähe des Eingangs steht ein Taufstein
mit einer schön modellierten Täufergruppe
auf dem Deckel. In einer Muschel befinden sich Figuren von Johannes
dem Täufer mit den Kreuzstab in der Hand und von Jesus, der
seine Arme über der Brust verschränkt. Johannes tauft
den vor ihm knienden Jesus.
Der Taufstein war 1939 in die Pfarrkirche von Schwabhausen gebracht
worden und sollte dort verbleiben, bis Rumeltshausen wieder selbstständig
wird und den Taufstein selbst wieder braucht, heißt es in
einer Vereinbarung der Kirchenverwaltungen von Rumeltshausen und
Schwabhausen.
Doch 1988, nach 50 Jahren, hat man für Schwabhausen eine Nachbildung
des Kunstwerks in Auftrag gegeben und das Original wieder nach Rumeltshausen
zurückgebracht.
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Hinweis: Die
Darstellung der Taufe Jesu am Taufort in der Kirche als Vorbild
für das Taufsakrament war vom Konzil von Trient (1545
bis 1563)vorgeschrieben. |
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Taufsteinfigur
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Krippe
In der Weihnachtszeit wird
am linken Seitenaltar von der Fam.Patzelt
eine Krippe aufgebaut.
Eine
Zusammenstellung von Weihnachtskrippen in den Kirchen des Dachauer
Landes können Sie sich hier
anschauen ...
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Krippe
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Auf dem Hochaltar
steht an Weihnachten unter einem Glassturz ein Christkind
aus Wachs, in weißem Gewand, mit goldfarbenen Ketten versehen.
Auf dem Haupt trägt es eine Krone, in der Hand hält es
einen Reichsapfel, das Zeichen für die Herrschaft über
die Welt.
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Christkindl
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Monstranz
Nicht
in der Kirche aufbewahrt wird eine 55 cm große Monstranz.
Sie wird nur noch selten, insbesondere an großen Festen und
bei Umzügen verwendet. Die Monstranz wurde um 1720 in Augsburg
gefertigt, das damals als das Mekka der Goldschmiedekunst galt. Sie
besteht aus Silber, ist vergoldet, ziseliert und punziert: "LB". |
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Die Monstranz besitzt einen vierpaßförmigen Fuß.
Auf der Schauseite sind Leidenswerkzeuge, gegossene Figürchen,
eine Schmerzhafte Muttergottes und ein Gottvater aufmontiert (siehe
Bilder). Das herzförmige Schaugefäß, das Zentrum der
Monstranz, ist mit farbigen Steinen besetzt. |
Unterirdischer Gang
Vor dem rechten Seitenaltar soll
ein geheimer unterirdischer Gang von außen enden. Jedenfalls meldete
der Amperbote am 8. November 1936, dass 5 Tage zuvor dort mehrere Steine
des Fußbodens eingesunken seien. Beinahe wäre der Mesner in
das Loch gefallen. Die gefährliche Stelle habe man einstweilen mit
Brettern abgedeckt. An der gleichen Stelle sei in früheren Jahren
ein Gang nach außen entdeckt und zugemauert worden. 08)
Hans Schertl

Quellen:
01)
Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis, Pfarrhausversteigerung
in Rumeltshausen, 1815
02)
Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
03)
Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches
Bayern, 1852 (Statistik)
04)
Heyberger, Schmitt, Wachter, Topograf-statist-Handbuch des Konigreichs
Bayern, 1868 (Statistik)
05)
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising,
1880
06)
Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
07)
Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (857)
08)
Amperbote vom 08.11.1936 (geheimer Gang)
09)
Max Gruber, Stuck im Dachauer Land, Amperland 1966/1
10)
Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland
1975/3
11)
Süddeutsche Zeitung, Beilage Landkreis Dachau, 20.4.1979 (Römerzeit)
12)
Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister,
Amperland 1982/3 (Öttl,Derffler)
13)
Jakob Mois, Konsekrationsbuch des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe
1722)
14)
Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Schnitzenbämer)
15)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation
des Jahres 1560, 1986
16)
Putz/Niederle, Kirchen und Kapellen im Gemeindebereich Schwabhausen, 1988
17)
Josef Bogner, Dorfkirchtürme im Amperkreis, Amperland 1989/1
18)
Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München
und Oberbayern, 1990
19)
Gottfried Weber, Die Romanik in Oberbayern, 1990
20)
Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
21)
Prof.
Dr.Wilhelm Liebhart, Das Landgericht Dachau in der frühen Montgelaszeit,
Amperland 1994
22)
Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Bittgänge)
23)
Lexikon für Theologie und Kirche, (LThK), 2001 (Emporenbrüstung)
24)
Kirchenpfleger Bassing, 2002
25)
Merkur-online.de/regionen/dachau/ v. 7.8.2003
26)
Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im Dekanat Dachau, Amperland
2005/1
27)
Schwabhausen, Chronik eines Dorfes - Von der Poststation zur Großgemeinde,
2005
28)
Karl Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner
Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und vom 2.10.2005
29)
Münchner Kirchenzeitung v. 30.10.2005
30)
Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Tabernakelengel)
31)
Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/,2015
(Stat 33,39)
32)
Edeltraud Lachner, Dachauer Nachrichten vom 11.5.2016 (neue Marienfigur)
33)
Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern,
vom kgl. Statistischen Bureau in München, 1876
34)
Helmut
Rumrich, Anton Blank, Priester und Ordensberufe in Röhrmoos, Röhrmooser
Heimatblätter 2016 (Pfarrerliste)
102 Bilder:
Hans Schertl

9.3.2018
Bericht
über die Visitation im Jahr
1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern Originaltext-Auszüge] /font>
Pfarrer:
Pfarrer ist Wolfgang Khalteneckher. Er wurde in "Biburg bey Fürstenfeld"
geboren, hat in "Trivialschulen" studiert und wurde in Freising
zum Priester geweiht. Die erste Zeit war er beim Dekan in Sulzemoos
(wohl als Cooperator) tätig, danach 9 Jahre lang Pfarrer
und Vicar in Freising. Hierher nach Rumeltshausen wurde er vom Kloster
Scheyern, dem Inhaber des Präsentationsrechts, berufen. Er braucht
für die Pfarrei keine Abgaben zu entrichten. Khalteneckher predigt
an den Feiertagen aus katholischen Büchern, die er von "aim
alten Priester erkaufft" hat. Einen Katechismus besitzt er nicht.
In der Fastenzeit predigt er nachmittags. Zu Beginn der Predigt wird
nach katholischem Brauch gebetet und gesungen. Die Überprüfung
des theologischen Wissens ergab, dass der Pfarrer über die katholische
Lehre gut Bescheid weiß. Er sagt zwar allgemein, dass er in
der Messe das Volk ermahne, die katholischen Gebräuche zu ehren,
kann aber konkret nicht sagen, welche Worte er dafür benutzt.
Zu den Fragen über die Anrufung der Heiligen, über den Glauben
und die Werke gibt er gute Antworten. Er kennt die 7 Sakramente und
glaubt an sie. Über die Firmung hat er selten gepredigt. Vor
vier Jahren habe im Kloster Indersdorf einmal eine Firmung stattgefunden;
dabei seien auch etliche Kinder aus Rumeltshausen gefirmt worden.
Die Beichte hört er in der Sakristei. Er selbst beichtet viermal
im Jahr. Die letzte Ölung (Krankensalbung) empfiehlt er
seinem Pfarrvolk zwar; doch die Gläubigen meinen, wenn sie sie
nehmen, "missen sy sterben". |
Originalbericht von 1560
die leeren Seitenhälften waren für Anmerkungen
des Bischofs oder Herzogs bestimmt
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Über sein Privatleben gibt er an, er
komme selten auf Hochzeiten. Er habe eine Köchin, aber kein Kind von
ihr; sie erhalte jährlich ihren Lohn ausbezahlt. Der Kirchenpfleger
erklärt, der "Pfarrer verricht den Gottsdienst auf die allt Religion
mit allen Ceremonien und ist in der Leer (Lehre) nit argwenig".
Pfarrei: Die Pfarrei hat 44 Gläubige ["Communicantes"],
alle katholisch, über die er nur Gutes berichten könne. Sie besuchen
den Gottesdienst fleißig und beichten zweimal im Jahr. Das Opfer und
die Sammlungen ergeben natürlich nur geringe Summen. In der Pfarrei
gab es noch nie einen Cooperator. Der Pfarrer ist sehr arm. Er hat schließlich
eine sehr kleine Pfarrei und ein schlechtes Einkommen. Seine Ernte ist heuer
vom Hagelschlag zerstört worden. Er kann sich nur mit Mühe behelfen.
Auch die Einnahmen aus den kirchlichen Verrichtungen sind bei so wenigen
Gläubigen gering: "Sterb offt in zwei Jarn niemandt", notiert
der Visitator. Das Einkommen der Pfarrei in Getreide und anderen Abgaben
beträgt rd. 10 Gulden. Der Vogt des Klosters Scheyern, der bayerische
Herzog, erhält für seine Dienste zwei Schäffel und einen
Metzen Korn und 2 Pfund Pfennig Jägergeld. Der Pfarrhof in Rumeltshausen
ist "wolerpaut".
Kirche: In der Kirche stehen 3 Altäre. Daneben befinden sich
auch ein Sakramentshaus mit Beleuchtung, ein hölzerner Taufstein ["hiltzin
Taufstockh), Bilder und Glocken. Das Allerheiligste und die heiligen Öle
werden rein aufbewahrt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krug ["Baptismus
ist in aim Kruegl"]. Auch ein Friedhof ist vorhanden. In der Sakristei
befinden sich zwei Kelche mit Corporale, eine Monstranz aus Messing, 2 Fahnen,
2 Messbücher, ein zerrissenes Gesangbuch, ein Liturgiebuch. und drei
Messgewänder. Der Bericht schließt mit den Worten: "An der
Khirch und Khirchmauer ist Mangel, sonst an anderen Dingen nit".
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