Filialkirche
St. Laurentius in RUMELTSHAUSEN
|
Kurzbeschreibung
Der Ort
Rumeltshausen ist in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 857 erwähnt.
Die erste Nachricht von einer
Kirche taucht in einer späteren
Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1128 auf. Eine "nobilis matrona"
(edle Frau) namens Irmengard übereignete ihren gesamten Besitz
einschließlich einer Kirche zu Rumeltshausen dem Kloster Scheyern.
Die Kirche in Rumeltshausen
ist ein einschiffige Chorturm-anlage
aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Die ältesten Teile des
Baues stammen aus spätromanischer Zeit. Romanische Bauzier
in Form eines Rundbogenfrieses
ist an der südlichen Langhausmauer und an der Südseite
des Turmunter-geschosses erhalten.
Als Pfarrei
wurde Rumeltshausen erstmals im Jahr 1315 in der Konradinischen
Matrikel genannt. Sie blieb es bis 1814, als sie mit der Pfarrei
Schwabhausen vereinigt wurde.
Die in gotischer Zeit
umgebaute Kirche wurde 1748
im Stil des Rokoko weiter ver- ändert und im 19.Jh.,
als die Bevölkerung anwuchs, um drei Meter verlängert.
|
Schriftkartusche am Kanzelkreuz
|
|
Der 36 Meter hohe Turm
besitzt einen viereckigen Unterbau aus der Erbauungszeit vor 800 Jahren
und einen achteckigen Aufbau von 1694, den eine dicke Zwiebelhaube bedeckt.
Im Turm hängen zwei Glocken. Die ältere
wurde 1665 von Bernhard Ernst aus München gegossen.
Die Kirche ist seit der letzten Renovierung
eines der Schatzkästlein unter den Kirchen im Landkreis Dachau.
Gottfried Weber schrieb: "Das stimmungsvolle Gotteshaus gilt wegen
seiner vielen kostbaren und bedeutenden Figuren aus Gotik und Barock als
Kleinod unter den Landkirchen".
Innenausstattung
Wandfresken
Der Altarraum im Erdgeschoss des Turmes enthält farbenfrohe
gotische Wandfresken aus dem 15.Jh.
Deckenfresken
Das Kreuzgewölbe im Altarraum und die Flachdecke im Langhaus
wurden 1748 von Franz Mayr mit Fresken bemalt, die Szenen
aus dem Leben des Patrons St.Laurentius zeigen.
Die Altäre stammen
aus dem Spätbarock.
Choraltar
Der Choraltar ist dem Patron St.Laurentius geweiht.
- Im Auszug eine Heilig-Geist-Taube
- Mittelpunkt ist aber eine liebliche Madonnenfigur
- Assistenzfiguren stellen St.Laurentius (mit Rost) u.
St.Sebastian (mit Pfeil und Bogen) dar.
Seitenaltäre
linker
Altar:
Im Altarauszug eine Figur des hl. Martin mit Gans.
Mittelpunkt eine Pieta aus der Zeit um 1500
rechter Altar:
Im Auszug eine gotische Madonnenfigur (15.Jh.)'
In der Mitte Figur von St.Leonhard mit Kette (1500)
Die 1720 gebaute Kanzel
mit prächtigem Schalldeckel zeigt auf dem Kanzelkorb Heiligenbilder.
|
per Mouseklick zu den Beschreibungen
|
An der Südwand hängt das
von Ligsalz im Jahr 1681 gestiftete Kanzelkreuz
im roten Stoffbaldachin.
Im Vorhaus des Einganges ein
Beinhaus und eine Ölbergdarstellung.
An der Emporenbrüstung
sind auf sieben Ölbildern die 7 Sakramente
mit den sie jeweils symbolisierenden Heiligen dargestellt
In der Nähe des Eingangs steht
das Taufbecken mit einer schönen Figurengruppe
auf dem Deckel.
Die Figurenausstattung entspricht
dem bäuerlichen Umfeld der Kirche; lediglich die Bilder an der Emporenbrüstung
zeigen selten dargestellte Heilige:
St.Adalbertus, predigt
den Rindern, Bild auf dem Kanzelkorb (Schutzpatron der Naturwissenschaftler)
St.Antonius, predigt
den Fischen, Bild auf dem Kanzelkorb (Patron der Schlamperer)
St.Barbara mit Kelch,
auf Bildständer am Seitenaltar (Patronin für einen guten Tod).
St.Burghardus an
der Emporenbrüstung
St.Florinus, Bild
auf der Emporenbrüstung
St.Franziskus,
predigt den Vögeln, Bild auf dem Kanzelkorb (Patron des Umweltschutzes,
der Ökologie und der Tierärzte)
St.Georg mit Lanze
und Drachen, am Chorbogen (Patron der Ritter und Soldaten)
St.Gamelbertus,
Bild auf der Emporenbrüstung
St.Joh.Nepomuk im Chorrock,
im Langhaus (Patron der Priester)
St.Joh.der Täufer
auf dem Taufstein
St.Joh. Sarcander,
Bild auf der Emporenbrüstung (Patron des Beichtgeheimnisses)
St.Laurentius
auf Wandgemälde im Chor (Martyrium);
auf
Deckengemälde im Altarraum
(Martyrium) und im Kirchenschiff
Figur
auf Choraltar (mit Rost)
und auf Bildständer
am Seitenaltar (mit Rost);
St.Leonhard,
mit Ketten, am rechte Seitenaltar (Patron der Haustiere)
St.Maria: Figur am Choraltar;
am Seitenaltar (als Pieta),
in der Außennische; im
Auszug des rechten
Seitenaltars;
als
Altöttinger Madonna im Chor;
als Madonnenfigur
im Langhaus
St.Martin mit
Gans, am linken Seitenaltar
St.Mauritius, Bild
auf der Emporenbrüstung
St.Michael
kämpft gegen Luzifer, Figur am Chorbogen ()
St.Sebastian,
mit Pfeil und Bogen, am Choraltar (Patron für Pestkranke),
St.Stephanus mit
Steinen, auf Bildständer am Seitenaltar
St.Tosso, Bild auf
der Emporenbrüstung
St.Wolsoldus, Bild
auf der Emporenbrüstung
Denkmal
Die Kirche gehört
zu den Baudenkmälern der Gemeinde Schwabhausen
39) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-143-26; "Dorfstraße
25; Einschiffige Chorturmanlage, im Kern romanisch, 1670 und 1748 umgestaltet,
1868 nach Westen erweitert, Turmoktogon mit Zwiebelhaube 1694; mit Ausstattung."
aufgeführt.
Die Gottesdienstordnung finden
Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Die Ortschaft
Rumeltshausen wurde schriftlich um 857 erstmals erwähnt. 07)
Damals
tauschte der 8.Freisinger Bischof Anno (855-875) mit dem Laien Heimperht
Liegenschaften zu Pellheim und Rumeltshausen (an den Bischof). In dieser
Tauschurkunde, die in der Zeit zwischen 867 und 864 erstellt wurde, wird
Rumeltshausen als "Rumaneshusir" (bei den Häusern des Ruman) 18)
bezeichnet. Aus diesem Namen schließt man, dass hier
einst eine fremde, romanische Volksgruppe hauste. Das könnte bedeuten,
dass Rumeltshausen schon zur Römerzeit besiedelt war.
Geschichte
der Kirche
1128 taucht
in Urkunden eine "nobilis matrona" (edle Frau) namens Irmengard auf, die
ihren gesamten Besitz einschließlich einer Kirche zu Rumeltshausen
dem Kloster Scheyern übereignete. Diesem Kloster unterstand der Ort
von 1128 bis 1725. 19)
Dann vertauschte Scheyern mit dem
Freisinger Bischof das Patronatsrecht auf Rumeltshausen gegen das auf
die Pfarrei Fischbachau.
Matrikel
von 1315 02)
Die Kirche St. Laurentius wird
in der Konradinischen
Matrikel von 1315 unter der Bezeichnung "Rumelshausen"
als Pfarrkirche mit Friedhof erwähnt). Die einschiffige Chorturmanlage
aus spätromanischer Zeit war wohl in der ersten Hälfte des 13.
Jh. entstanden.
Matrikel von 1524 02)
Die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 nennt erstmals den Kirchenpatron St. Laurentius.
Der damalige Pfarrherr hieß Johann Kocher. Die Seelsorge versah
aber der Vikar Johannes Rudolf, alias Grunbüchler. Das Präsentationsrecht
(Vorschlagsrecht für die Besetzung einer Pfarrerstelle) lag
beim Kloster Scheyern. Die Pfarrkirche hatte keine Filiale. Die Zahl der
Communikantes, der Gläubigen nach der Erstkommunion, betrug 45. Es
war damals die zweitkleinste Pfarrei im Gebiet des heutigen Landkreises
Dachau. Immerhin zeigten das Pfarrhaus und die Wirtschaftsgebäude
keine Schäden ["non patiuntur defectus"].
Die sog. "Kanzley-Manual-Matrikel
des Bisthums Freysing aus dem XVII.Jahrhunderte" enthält die
gleiche Aussage: "Rumelzhausen est de praesentatione Abbatis in Scheirn.
Ejusdem patronus s.Laurentius. Solvit in absenti 10 fl. " d.h. das
Absenzgeld, das der offizielle Pfarrherr dem die Seelsorge wahrnehmenden
Pfarrvikar zahlen musste, betrug 10 Gulden. Das war ein sehr niedrieger
Betrag, von dem ein Pfarrer nicht leben konnte.
Visitationsbericht
von 1560 15)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell
auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine
umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche
Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die
Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die
jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof
einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der
Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob
die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer
die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität
ihrer religiösen Kenntnisse Im Bericht über St.Laurentius
Rumeltshausen heißt es:
|
Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
|
Pfarrer
sei Wolfgang Khalteneckher.
Er halte jeden Sonn- und Feiertag eine Messe und predige an den Feiertagen
aus katholischen Büchern, die er von "aim alten Priester erkaufft"
habe. Einen Kathechismus besitze er nicht. Die Überprüfung des
theologischen Wissens habe ergeben, dass der Pfarrer über die katholische
Lehre gut Bescheid weiß und sie nach wie vor praktiziere. "Pfarrer
verricht den Gottsdienst auf die allt Religion mit allen Ceremonien",
gab der Kirchenpfleger an. Die Pfarrei habe nur 44 Gläubige
(= drittkleinste Pfarrei der Diözese), alle katholisch, über
die man nur Gutes berichten könne. Der Pfarrer sei sehr arm. Zudem
habe ein Hagelschlag heuer die Ernte zerstört. Auch die Einnahmen aus
den kirchlichen Verrichtungen waren bei so wenigen Gläubigen gering:
"Sterb offt in zwei Jarn niemandt", notiert der Visitator. Über
das Privatleben vermerkt er, der Pfarrer habe eine Köchin, aber kein
Kind von ihr.
Der Pfarrhof in Rumeltshausen sei "wolerpaut". In der Kirche
stünden 3 Altäre, ein Sakramentshaus, ein hölzerner Taufstein
["hiltzin Taufstockh), Bilder und Glocken. Das Taufwasser werde in
einem Krug aufbewahrt ["Baptismus ist in aim Kruegl"]. Der Bericht
schließt mit den Worten: "An der Khirch und Khirchmauer ist Mangel,
sonst an anderen Dingen nit".
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts
lesen möchten, klicken sie hier...
Barockisierung 1670
Um das Jahr 1670, kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, wurde
die Kirche umgestaltet (Westwand, Dachstuhl. Handwerker waren der Schlossmaurermeister
Johann Öttl und Zimmerer Lorenz Schnitzenbämer
aus Freising (Dachstuhl). 14)
|
Johann Öttl
aus Miesbach heiratete 1665 in Dachau ein. 26 Jahre später
heiratete er in zweiter Ehe am 23.7.1691 in Kollbach eine Münchnerin.
Da war er schon viele Jahre Schlossmaurermeister in Dachau (1665-1700).
Johann Öttl starb am 7.5.1700 in Dachau. Seine Witwe heiratete
ein Jahr später den Nachfolger Gregor
Glonner, der zwischen 1705 und 1745 in vielen Kirchen des Landkreises
Dachau tätig war.
12)
|
Altarweihe 1722 13)
Am 6. Juli 1722 weihte Fürstbischof Johann Franz von Eckher drei
Altäre in der Kirche und spendete 204 (!) Kindern das Sakrament der
Firmung. Die Kinder kamen sicher aus einem großen Gebiet hier zusammen.
Das Weihedatum bedeutet aber nicht zwingend, dass der Altar erst kurz
vorher neu beschafft oder renoviert worden wären. Es könnte
auch sein, die Altäre 1670 neu errichtet wurden oder aber vorher
- im 30jährigen Krieg - die Altäre von Soldaten entweiht worden
waren und deshalb einer Neuweihe durch den Bischof bedurften. Die war
damals aber nicht möglich. Denn ab 1652 saßen zwei Wittelsbacher
Prinzen (Albrecht Sigismund von Bayern und Joseph Clemens von Bayern)
auf dem Freisinger Bischofsthron, die mangels Bischofsweihe das geistliche
Amt des Bischofs nicht ausüben konnten; Albrecht Sigismund besaß
nicht einmal die Priesterweihe. Nach 40 Jahren kam 1695 mit Franz Eckher
wieder ein echter Bischof an die Regierung, für den nach so langer
Zeit ohne Kirchen- und Altarweihen und ohne Firmungen viel zu tun war.
Dieser kunstsinnige Bischof hatte seinen Sommersitz auf Schloss Hof bei
Eisenhofen; von hier aus weihte er in seinem Urlaub viele Altäre
und Kirchen unserer Region.
Matrikel 1738/40 02)
In den Jahren 1738/40, besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising die
Pfarreien der Diözese und erstellte -in Latein- die nach ihm benannte
Schmidt'schen
Matrikel. Über die Pfarrei "s.Laurentii in
Rumelzhausen" berichtete er:
Das Präsentationsrecht soll nach einer alten Matrikel früher
beim Abt und dem Konvent des Kloster Scheyern gelegen haben. Mit Vertrag
vom 8.August 1725 tauschten das bischöfliche Ordinariat in Freising
und das Kloster Scheyern die Rechte für die Pfarreien Fischbachau
(bisher Freising) und Rumeltshausen. Seitdem besaß Freising das
Präsentationsrecht in Rumeltshausen. Der Pfarrer hieß um 1740
Georg Michael Pabst; er war 1731 eingesetzt worden. Das etwas schäbig
aussehende Pfarrhaus war noch aus Holz gebaut. Es war samt den Wirtschaftsgebäuden
renovierungsbedürftig. Die Zahl der Gläubigen hatte sich in
den letzten 200 Jahren von 45 auf 78 erhöht, obwohl in dieser Zeit
zwei schreckliche Kriege (Dreißigjähriger Krieg und Spanischer
Erbfolgekrieg) das Land und seine Bewohner heimgesucht hatten.
Die Pfarrkirche beschreibt Schmidt als Bau, wie man ihn im ländlichen
Bereich üblicherweise findet. Sie hatte drei Altäre: Der Hochaltar
war dem hl.Laurentius, die Seitenaltäre der Schmerzhaften Mutter
(Mater dolorosa) und dem hl.Leonhard geweiht. In der Sakristei waren ausreichend
viele Messgewänder aufbewahrt. Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im
Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen und Ausgaben verwalteten
der Pfarrer und der Landpfleger von Dachau. Der Bericht endet mit dem
einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das völlige Vermögen
dises Pfarr-Gottshauses mechte sich der Zeit yber 700 fl. (=Gulden) belauffen".
Umbau 1748
Im Jahr 1748 wurde die Kirche im Stile des Rokoko weiter verändert.
Man schlug die Rippen der Chorraum-Decke ab und ließ die neu gewonnene
durchgängige Fläche von Franz Mayr bemalen. Auch der Stuck mit
Bandlwerkornamentik stammt aus dieser Zeit. Zudem wurde ein neuer Altar
aufgestellt. Bei diesem Umbau erhielt die Kirche in etwa das heutige Aussehen.
Die Inschrift über dem Chorbogen "Haec est Domus Domini"
(dies ist das Haus des Herrn) mit der Jahreszahl "MDCCXLVIII"
(1748) weist auf das Jahr hin.
Pfarrsitzwechsel 1814
Rumeltshausen war bis 1814 Sitz einer eigenen Pfarrei und wurde dann mit
der Pfarrei Schwabhausen zusammengelegt. 40)
Damals
kamen zu den 167 Gläubigen in Schwabhausen 72 Gläubige aus Rumeltshausen
dazu; die neue Pfarrei war immer noch klein.
In J.R.Buchinger historischen Nachrichten über das Landgericht Dachau
wird berichtet:
"Rumelzhausen besteht jetzt nicht mehr als eine eigene
Pfarrey, sondern wurde am 19.October 1814 für immer mit der Pfarrey
Schwabhausen vereiniget, die deßwegen einen Hülfspriester
zu halten hat".
Grund waren wohl die geringen Einkünfte beider Pfarreien. Mayer/Westermayer
schrieben 1880:
"weil das Widdum, der Pfarrbauernhof (im Rumeltshausen),
an Gebäuden und Feldbau gänzlich vernachlässigt war und
öde lag
und weil die Pfarrei Schwabhausen dringend einer
Aufbesserung bedurfte. Sämtliche Erträgnisse von Rumeltshausen
sollen
teils zur Haltung eines Hilfspriesters und teils
zur Verbesserung der ebenfalls unzureichend dotierten Pfarrei Schwabhausen
verwendet werden".
Dem letzten Pfarrer von Rumeltshausen wurden mangelhafte Kenntniss bei
der Bewirtschaftung der Pfarrgründe vorgeworfen, was ebenfalls die
Entscheidung erleichterte.
Die Eingliederung der Pfarrei Rumeltshausen nach Schwabhausen hatte nicht
nur Freunde. Die Gemeinde Rumeltshausen widersetzte sich mit der Begründung,
die Gläubigen könnten wegen der vom Rothbach drohenden Wassergefahr
unter keinen Umständen nach Schwabhausen kommen. Die Kirche in Schwabhausen
sei zu klein; außerdem sei der Pfarrhof in Rumeltshausen erst vor
12 Jahren gebaut worden.
Verkauf des Pfarrhofs 1815
01)
Nach der Auflösung der Pfarrei und der Vereinigung mit Schwabhausen
war ein Pfarrhof in Rumeltshausen nicht mehr nötig.
Man beschloss daher, die Gebäude und die Grundstücke zu verkaufen.
Im Königlich-bayerischen Intelligenzblatt für den Isarkreis
vom Mai 1815 war deshalb die Ankündigung einer Versteigerung zu lesen:
|
Nachdem
die Pfarrey Rumelzhausen mit jener in Schwabhausen vereinigt wurde;
so werden zu besserer Dotation der letztern die Gebäudlichkeiten
und das Widdumgut der erstern, in Folge allerhöchster Entschließung
vom 19ten vorigen Monats, entweder im Ganzen als ein Hofgut, oder
die Gebäude und jedes Grundstück einzeln, je nachdem sich
Liebhaber einfinden werden, an den Meistbietenden im Wege öffentlicher
Versteigerung nach den bestehenden Normen als bodenzinsiges Eigenthum,
unter Vorbehalt allerhöchster Ratification, verkauft werden.
Die Verkaufs-Gegenstände sind:
a) die Pfarrwohnung
b) der Stadel und die Stallungen,
c) 59 Jauchert 94 Dezimalen Aecker, alle zehentfrey,
d) 27 Tagwerk 30 Dezimalen Wiesen,
e) 48 Dezimalen Waldung.
Außer den landesherrlichen und communal-Auflagen dann jährlichen
2 Schäffel 3 Metzen Vogtey-Korn zum Königl. Rentamte Dachau,
und dem einzulegenden geringen Kornbodenzinse kommt aus gedachten
Realitäten nichts zu verreichen.
Ein Teil des Kaufschillings wirdd dem Käufer auf Verlangen
als Capital verzinslich belassen. Die Versteigerung wird Dienstags
den 20ten künftigen Monats Juni im Pfarrhofe zu Rumelzhausen
vorgenommen, und Vormittags 9 Uhr beginnen.
Kaufsliebhaber werden eingeladen, zur bestimmten zeit sich daselbst
einzufinden, und mögen in der Zwischenzeit die Verkaufsobjecte
besichtigen, und sich von den weitern Kaufsbedingnissen in Kenntniß
setzen; weshalb sie sich an den Meßner in Rumelzhausen zu
wenden haben . Entferntere Kaufslustige haben sich bey der Licitation
über ihre Zahlungsfähigkeit legal auszuweisen, oder annehmbare
Caution zu stellen.
--------------------------
Den 18.May 1815 - Königl. Stiftungs-Administration Aichach
- Steub Administrator.
|
Diese für den
20.Juli 1815 angesetzte Versteigerung führte zu keinem Ergebnis,
weil -wie man im Intelligenzblatt vom August 1815 nachlesen konnte- das
höchste Kaufangebot so niedrig war, dass die Versteigerung die "allerhöchste
Genehmigung" nicht erhalten" hat. Deshalb wurde für den
18.Sept. 1815 eine neue Versteigerung angesetzt. Deren Ausgang ist mir
leider nicht bekannt.
120 Jahre später, 1936, waren das ehem.Pfarrhaus und die Ökonomiegebäude
noch vorhanden
Beschreibung 1817
Im Jahr 1817, drei Jahre nach der Vereinigung der Pfarreien Schwabhausen
und Rumeltshausen, beschrieb Pfarrer Hosemann seine neue Pfarrei. Die
Kirche in Rumeltshausen sei "ziemlich feucht, weil man zwei Stufen
hinabsteigen" müsse. In der Mitte des Hoch-altars befinde sich
ein "hölzern sitzendes, aber angekleidetes Frauen-Bild, mit
dem ebenfalls gekleideten Jesukinde am Arme. Das Fest der Kirchenweihe
wird am Sonntag nach dem Fest der hl.Petrus und Paulus (=29.6.) gefeiert."
Verlängerung 1857/68
1857 (andere Quelle: 1868) wurde die Kirche nach Westen hin unter geschickter
Anpassung der Rundbogenblendfenster an der südlichen Außenseite
um 3,60 Meter erweitert. Die westliche Begrenzung des alten Kirchenschiffes
ist deutlich an der Mauerkontur sichtbar.
Beschreibung 1880 05)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
von Anton Mayer und Georg Westermayer aus dem Jahr 1880 ist im Kapitel
über die Pfarrei Schwabhausen auch die Kirche St.Laurentius in Rumeltshausen
enthalten. Im Dorf selbst wohnten 89 Seelen (in 12 Häusern). Über
die Kirche schreibt er: "An der Straße von Dachau nach Indersdorf
gelegen. Erbauungsjahr unbekannt. Am Triumphbogen die Inschrift: 'Haec
domus Domini 1748'. Restaurirt 1886. Renaissancestyl. Presbyterium (=Altarraum)
im Thurme. Geräumigkeit zureichend. Baupflicht hat die Kirche. Kuppelthurm
mit 2 Glocken; beide mit der Inschrift: " Bernhard
Ernst in München goss mich 1665". 3 Altäre, davon
1 portatile (ohne festen Altarstein). Keine Orgel. Cemeterium (=Friedhof)
ohne Capelle. Gottesdienste: jeden 3.Sonntag sowie 2.Weihnachtsfeiertag,
Oster- und Pfingstmontag. Stiftungen 6 Jahrtage, 3 Jahrmessen. Meßner
und Cantor ist der Meßnergütler. Kirchenvermögen: 14.300
Mark".
Beschreibung
1895 06)
Die Kirche St.Laurentius in Rumeltshausen ist ganz kurz auch im Verzeichnis
der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer
Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und
1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums
herausgegeben wurde. Dort heißt es:
-
|
Kirche.
|
-
|
Spätromanisch,
1748 umgestaltet und 1868 gegen Westen verlängert. |
-
|
Einschiffig
mit eingezogenem, rechteckigem Chor; nördlich am Chor die Sakristei
aus zwei gewölbten Räumen bestehend, von welchen der östliche,
mit spitzbögigen Netzgewölben, bei welchen indes die Rippen
nur durch leichte Vorsprünge angedeutet sind, gothisch, der westliche,
mit Kreuzgewölben, im 18. Jahrhundert erbaut ist. |
-
|
Im
Chor ein spitzbogiges Kreuzgewölbe ohne Schildbögen und
Rippen. |
-
|
Das
Langhaus ist flachgedeckt. Am Aeusseren südlich vertiefte Blende
mit Bogenfries (17 Rundbögen), am Chor zwei Doppelblendnischen. |
-
|
Ueber
dem Chor erhebt sich der Thurm. Aufbau aus dem 18. Jahrhundert, erst
quadratisch, dann achteckig mit Kuppeldach. |
-
|
Hoch
oben auf dem südlichen Seitenaltar steht eine bemalte Holzstatue
der Maria mit dem Kinde auf dem r. Arm, in der L. das Scepter, einen
Schleier auf dem Kopf; an der Hüfte stark ausgebogen. H. ca.
70 cm. Sehr interessantes Werk der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
|
Bittgänge
Aus den Kirchenrechnungen ist bekannt, dass die Rumeltshausener alljährlich
Kreuzgänge nach Webling und nach München (wohl
zum hl.Benno, der in der Frauenkirche verehrt wurde) unternommen haben.
Die Fahnenträger und Sänger ("Fahnnentrager unnd Sünger")
sowie der mitwallfahrende Pfarrer erhielten ein kleines Zehrgeld, das
in der Kirchenrechnung von Rumeltshausen verbucht wurde. 22)
Die Verehrung des hl.Benno in Bayern entstand erst im 16.Jh im Zusammenhang
mit der Reformation. St.Benno, der von 1066 bis 1106 in Meißen als
Bischof gewirkt hatte, wurde am 16.Juni 1524 zur Ehre der Altäre
gehoben. Luther verurteilte diese Heiligsprechung in seiner Schrift "Wider
den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden"
aufs Schärfste. Als Sachsen 1539 protestantisch wurde, hat man das
Grabmal Bennos geöffnet und seine Gebeine in die Elbe geworfen. Allerdings
behauptete der letzte Bischof von Meißen, der später übrigens
selbst die evangelischen Konfession annahm, schon vorher die Gebeine aus
dem Sarg entfernt und die Sekundärreliquien, das Messgewand, Mitra
und Bischofsstab in Sicherheit gebracht zu haben. Sie wurden 1576 (wohl
gegen einen ansehnlichen Betrag) zusammen mit einem Wunder-Verzeichnis
dem bayerischen Herzog Albrecht V. überlassen. 1580 setzte man die
Gebeine in der Münchner Liebfrauenkirche bei, wo sie nun das Ziel
vieler Wallfahrer aus dem bayerischen Land waren. Maßgeblich dafür
waren sicher die Patronate St.Bennos für München und Altbaiern
sowie seine Funktion als Wetterheiliger.
Renovierungen
- 1670 Langhausdachstuhl durch den hochfürstlichen Zimmermeister
Lorenz Schnitzenbämer
aus Freising
- 1733 Kirchenpflaster; Kosten: 78 Gulden; Handwerker: Maurermeister
Derffler (Dörfler) aus Hirtlbach 12)
- 1748 Umbau im Stil des Rokoko
- 1760 Glockenreparaturen durch Glockenumhänger Urban
Gruber aus dem Salzburger Land (für 8 Gulden)
06)
-
1815 Verkauf
des Pfarrhofs ...mehr dazu...
- 1857 Verlängerung des Kirchenschiffs nach Westen
- 1877 Reparatur der
Kirchturmkuppel für 300 Mark
35)
- 1919 Neue Orgel am 19.März für 4025 Mark von Fa. Behler
erworben 38)
- 1946 Allgemeine Renovierung, auch Außenanstrich,
durch die Gemeinde von Rumeltshausen selbst 24)
- 1990 Große Renovierung in den 1990er-Jahren
Statistik
In den alten Matrikeln,
Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt,
die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
1524: Pfarrei mit 45 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
02)
1560: Pfarrei
mit 44 erwachsenen Gläubigen (Communicantes) 15)
1738: Pfarrei mit 78 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
02)
1816: Pfarrei mit 72 Gläubigen
1852: Gemeinde Rumeltshausen mit 28 Familien und 133 Einwohnern
03)
1868: Ort Rumeltshausen mit 86 Einwohnern in 24 Gebäuden
04)
1876: Gemeinde mit 139 Einwohnern, 58 Gebäuden, davon 20 Wohngeb.
Ortschaft mit 80
Einw. in 32 Geb. (dazu Stetten 30/13; Unterhandenzhf: 29/13) 33)
1880: Ort Rumeltshausen mit 89 Gläubigen in 12 Häusern
05)
1933: Gemeinde mit 191 Einwohnern 31)
1939: Gemeinde mit 236 Einwohnern 31)
1946:
Pfarrei mit 335 Seelen (+5 Altkatholiken)
24)
Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten
Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Meist werden Primizen, Jubiläen oder Einweihungsfeiern beschrieben.
Wenn Sie die Berichte über Rumeltshausen lesen möchten, klicken
Sie hier...
Baubeschreibung
Innenmaße:
Länge: Kirchenschiff: 12,8; Altarraum: 3,0 (gesamt 15,8 m)
Breite: Kirchenschiff 5,75 m, Altarraum 3,50 m
Höhe: Kirchenschiff 5,70 m, Altarraum 5,30 m
Chorturmkirche
Die Rumeltshauser Kirche wurde wohl in der ersten Hälfte des 13.Jh.
im romanischen Stil erbaut.
19)
Sie ist eine Chorturmanlage,
d.h. der Altarraum ist im Erdgeschoss des Turmes untergebracht. Dies
hat zur Folge, dass zum einen der Turm im Verhältnis zum Kirchenschiff
recht groß und massig wirkt und dass zum anderen der Altarraum dennoch
relativ klein kurz und eng ist. Chorturmkirchen
waren vor allem in Süd- und Westdeutschland und in Skandinavien verbreitet.
In Norddeutschland, das damals konfessionell noch nicht getrennt war,
sind und waren sie unbekannt. Im Landkreis Dachau gibt es zwölf heute
noch bestehende Chorturmkirchen. Das ist im Vergleich zu anderen Landkreisen
eine hohe Zahl. Im Landkreis Erding z.B, gibt es keine Kirche dieses Typs
(mehr).
Das Langhaus
mit bemalter Flachdecke stammt im Wesentlichen aus der Erbauungszeit (1.Hälfte
13.Jh.); um 1868 hat man es um 3 Meter nach Westen verlängert. Die
Fenster wurden schon bei der Barockisierung 1748 erweitert, sodass die
Kirche heute, so Gottfried Weber 19)
, ein "lichtdurchfluteter, durchaus
geräumiger Bau" ist.
Der enge Chor
ist mit
einem Kreuzgratgewölbe überdeckt, das 1748 bemalt wurde. Dabei
hat man die Rippen abgeschlagen. An den Wänden des Chors haben sich
die gotischen Gemälde erstaunlich gut erhalten.
Muttergottes
|
An der Südseite des Turmuntergeschosses
und des Langhauses ist noch eine romanische Bauzier in Form
eines Rundbogenfrieses
angebracht.
Es sind zwei Blendbogen-Nischenpaare,
deren Aussehen sehr den Blendbögen am Chor der Kirche von Arzbach
ähneln.
Die Bauzier an der Westwand und an der Vorhalle ist nur romanisch
nachempfunden. Sie wurde bei der Verlängerung der Kirche 1868
gestaltet.
An der Südwand ist unter dem Bogenfries eine Sonnenuhr
angebracht (siehe Bild rechts).
|
![](rumeltshausen-sonnenuhr.jpg)
Bogenfries und Sonnenuhr
|
Zur
besseren Sichtbarkeit der Uhr hat man ein Friesteil herausgebrochen.
Rechts neben der Sonnenuhr hängt ein großes, von einem
Metallbogen überdecktes Kreuz in den Stilformen des Historismus
aus der Zeit um 1900 (Missionskreuz).
An der Außenseite des Vorhauses steht hinter einer mit Glas
abgedeckten Nische eine Madonnenstatue (siehe Bild links) |
Epitaphe
Um das Missionskreuz sind in die Mauer mehrere Epitaphe eingelassen, die
an ehemalige Pfarrer erinnern.
Wolfgang Kaltnöcker,
27. 8. 1609,
Kalksandstein, unten Hostienkelch
Maße: (60 x 58 cm)
|
1609
|
|
1753
|
Georg Michael Pabst,
5. 4. 1753,
(Pfarrer seit 1731),
Kalksandstein unten Hostienkelch
Maße: (61 x 58 cm) |
Pfarrer Johannes Nepomuk
Lindtner,
unten Kelch mit Hostie
Kalksandstein
Maße: (42 x 32 cm)
|
|
|
![](../thumbs/rumeltshausen-epitaph5-y.jpg)
1735
|
Wolfgang Pabst,
1735,
unten Hostienkelch
Rotmarmor
Maße: (83 x 51 cm) |
Der Turm besitzt einen viereckigen Grundriss und einen entsprechenden
Unterbau. Über den beiden Traufgesimsen erhebt sich der achteckige
Turmoberbau von 1694, bedeckt von einer ausladenden barocken Zwiebelhaube
(nach Entwurf des Münchner Hofmaurermeisters Franz Anton Kirchgrabner
1779) mit Schieferplatten. 19)
Angeblich wurde der Turm im Franzosenkrieg von 1796 auf die heutigen
35 m erhöht, um über den Hügel in Richtung Lengenmoos das
Herannahen des Feindes erkennen zu können. Es nützte nichts;
die Kirche wurde von den franz.Revolutionstruppen ausgeplündert.
1877 hat man die Kirchturmkuppel für 300 Mark renoviert.
35)
Eine Auflistung der höchsten Kirchtürme im Landkreis finden
sie hier....
Im Turm hängen zwei Glocken,
- die ältere aus dem Jahr 1665 besitzt die Aufschrift: "Bernhard
Ernst in München
goss mich 1665",
- die jüngere 1922 von Ulrich ; Weule aus Apolda in Thüringen.
1665 waren zwei Glocken beschafft worden; eine wurde im Ersten Weltkrieg
eingeschmolzen (s.u.).
Aus dem Jahr 1730 ist bekannt, dass der
aus Stuhlfelden im Salzburger Land stammende Schmid Urban
Gruber
hier in Rumelts-hausen als
Glockenumhänger tätig
war (für 8 Gulden) 06).
Urban dürfte der Sohn des Thomas Gruber gewesen sein, der 30 Jahre
vorher in Einsbach und Sulzrain Glocken reparierte.
1749 stiftete Ursula Schredl eine
Turmuhr und einen Geldbetrag für deren Unterhalt.
41)
1917 lieferte Rumeltshausen
eine Glocke (von 1665 ?) zum Einschmelzen für Kriegszwecke ab ohne
dazu wegen des Alters der Glocken verpflichtet zu sein. Aber die kleinere
Glocke hatte seit einigen Wochen einen Sprung, "sodass sie nur schepperte.
Deshalb waren alle mit der Weggabe derselben einverstanden", so Pfarrer
Höckmayr. 38)
(Eine Auflistung der ältesten Glocken im
Landkreis finden sie hier....).
Hinweis:
Woher die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform
kommt, ist erstaunlicher-weise nicht geklärt. Einige der Experten
vermuten, dass sie eine Nachahmung und Weiterentwicklung der im 7.Jh
errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom) und
somit arabischen Ursprungs ist. Damals glaubten europäische Bau-meister,
die Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verbanden mit ihr die
Vision vom himmlischen Jerusalem. Andere Kunstexperten sehen in der
Zwiebel eine Weiterentwicklung der byzanti-nischen Kuppel, die auch
in Russland großen Anklang fand. |
Turmzwiebel
|
Fest
steht jedoch, dass die ältesten zwiebelförmigen Kuppeln
im alten Baiern die der Münchner Frauen-türme sind (1525).
Weite Verbreitung fand die Zwie-bel als Bauform aber erst im Italien
der Renaissance und bei uns in der Barockzeit nach dem 30jährigen
Krieg. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur
Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barocks und galt "als
Synthese aus der Bewe-gung ins Übersinnliche und dem Verharren
in den Wölbungen des Sinnlichen". 28)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den
Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen möchten, klicken
Sie hier... |
Sakristei
![](../thumbs/rumeltshausen-sakristei-seilloch-y.jpg)
Glockenseil-Röhren aus Holz
durch die Decke
|
Nördlich am Chor ist
die Sakristei angebaut. Ihr älterer Teil besitzt noch
ein gotisches Kreuz-rippengewölbe. In der Sakristei enden die
hölzernen Röhren,
durch die die Glockenseile innerhalb des Mauerwerks geführt
wurden.
In der Sakristei hängt in einer Wandnische noch ein kupferner
Wasserbehälter mit Hahn (Lavabo),
in dem früher, als es noch keine Wasserleitung gab, das für
die Messe benötigte Wasser aufbewahrt wurde. Es ist eine Rarität;
solche Wasserbehälter sind mir im Landkreis Dachau nur noch
aus Deutenhausen, Bergkirchen und Inhausen bekannt.
Früher war die Sakristei
wohl ein feuchter Raum. Denn als die Pfarrei Schwabhausen am 18.10.1939
neue Messgewänder anschaffte, notierte Pfarrer Mayer: "In
Rumeltshausen ist es schade für jedes gute Stück. In kürzester
Zeit wird alles grau und modrig". 24)
|
![](../thumbs/rumeltshausen-sakristei-lavabo-y.jpg)
Lavabo
|
Im Vorhaus
des Einganges befinden sich drei übereinander liegende, mit schmiedeeisernen
Gittern versehene Nischen. |
Karner-Erinnerungsstätte
|
In der untersten
Nische, liegen fünf Toten-schädel. Sie erinnern an den früher
vielleicht an gleicher Stelle stehenden "Karner" (Beinhaus) |
|
Hinweis: Das Beinhaus oder Karner (lat.carnarium=Fleischkammer)
war vom Mittelalter bis zum 19.Jh. eine meist an die Kirche in der
Nähe des Eingangs angebaute, zweigeschossige Friedhofskapelle,
in deren Untergeschoss die Gebeine der schon lange Verstorbenen aufbewahrt
wurden, um Neuzugängen Platz zu machen (Zweitbestattung). Ursprünglich
hatte jeder Pfarrfriedhof, neben an oder unter der Kirche einen Karner.
Auf den Synoden von Münster und Köln (1279/1280) wurden
sie zwingend vorgeschrieben. In früheren Jahrhunderten war die
Lebenserwartung niedrig und die Kindersterblichkeit hoch; 42 Prozent
der Kinder starben im ersten Lebensjahr 21)
. Deshalb gab es damals im Verhältnis zur Bevölkerungszahl
mehr Beerdigungen als heute. Friedhöfe waren immer um
die Kirche herum angelegt und kaum erweiterungsfähig. Im Jahr
1058 beschränkte man die Grenzlinien der Friedhöfe auf 60
Schritte im Umkreis des Altars für Hauptkirchen und 30 Schritte
für Kapellen. Weiter entfernt konnte man sich des Segens der
im Altar ruhenden Reliquien und der Fürbitte des Heiligen nicht
sicher sein. So war es üblich, die Gräber schon nach 5 bis
10 Jahren wieder zu verwenden. Zudem gab es keine Familiengräber;
der nächste Tote erhielt das frei werdende Grab. Manche Totenschädel
in den Beinhäusern wurden auch bemalt oder mit Inschriften versehen,
um sie der Anonymität zu entreißen. Karner waren besonders
in Bayern, Österreich und Ungarn verbreitet; sie standen an katholischen
und protestantischen Gotteshäusern. In den letzten hundert Jahren
wurden die Karner abgerissen bzw. in Lourdeskapelle, Abstellräume
oder Vorhäuser umgewandelt. In manchen Kirchen wie hier in Rumeltshausen
erinnert aber noch eine Nische mit einigen Totenköpfen an die
frühere Trauerkultur. Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher
an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen.
|
In der darüber
liegenden rund-bogigen Nische steht eine 1,10 m hohe Christusskulptur
(Jesus auf der Rast)
mit seitlich angebrachten Engeln.
Diesehalten einen Toten-kopf (rechts) und eine Sanduhr, die Zeichen
für die Endlichkeit des Lebens, in den Händen. Sie gehören
thematisch eigentlich mehr zur unteren Nische mit den Totenköpfen.
|
Engel mit Stundenglas - Engel
mit Totenkopf
Christus auf der Rast
|
Hinweis: Figuren
von "Christus auf der Rast" sind nicht selten in den Kirchen des Landkreises
Dachau. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach, Berg-kirchen,
Biberbach, Gaggers, Haim-hausen, Kleininzemoos, Kollbach, Oberumbach,
Röhrmoos, Schönbrunn, Unterumbach, Tandern, Wiedenz-hausen
und Westerholzhausen.
Die Darstellung Christus auf der Rast geht zurück auf die heimlichen
Leiden Christi. |
|
Das
sind Schilderungen und bildliche Darstellungen von Martern Christi
vor seiner Kreuzigung, die nicht in den Evangelien erwähnt werden.
Sie entsprangen der Passionsmystik des Mittelalters und wurden in
der Barockzeit von den Jesuiten und Franziskanern für Zwecke
der Gegenreformation wieder belebt. Zu den heimlichen Leiden gehören
Darstellungen von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem toten Sohn
Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf der Rast.
Letztere stellen Jesus dar, der nach dem Kreuzweg, kurz vor seiner
Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz sitzt, seinen Ellbogen an
den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange mit einer
Hand hält. Eine uralte Geste der Klage. Diese Art der Gestaltung
heißt im Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott". |
Ölberg
In der Vorhausnische
ganz oben befindet sich eine Ölbergdarstellung
aus dem 18.Jh.
Sie zeigt den auf dem Boden knienden Jesus, der sein Gesicht betend
zum Himmel wendet. Rechts von ihm die drei schlafenden Jünger. |
Ölbergdarstellung
|
Über der
Gruppe ein Engel mit dem Kelch in der Hand. Er erinnert an die Jesusworte
am Ölberg: "Mein Vater! Ist es möglich, so gehe dieser
Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du
willst!" (Mtt, 26,39). |
Die letzte Renovierung
der Kirche fand in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts
statt.
Innenausstattung
Altarraum
Rumeltshausen
ist eine Chorturmkirche, d.h., der Altarraum
ist im Erdgeschoss des Turmes unter-gebracht. Der Raum hat die Grundmaße
des Turms (3,5 x 3 m) und ist deshalb relativ schmal und kurz. Der
Altarraum -auch Chor genannt- ist von einem in der Barockzeit bemalten
Kreuzgewölbe überdeckt, bei dem 1748 die Rippen abgeschlagen
wurden.
|
Hochaltar
|
An
der Nord- und der Ostwand wurden vor einigen Jahren farbenfrohe Fresken
aus spät-gotischer Zeit freigelegt. Die Tatsache, dass die Gemälde
bis hinter den Altar reichen, zeigt deutlich, dass der gotische Altar
nicht sehr hoch gewesen sein kann. Der heutige, raumhohe Altar, der
die Fresken verdeckt, wurde erst 1740 errichtet. |
Der um eine Stufe erhöhte Altarraum
wird nur durch
ein Fenster (an der Südseite) erhellt.
Spätgotische
Fresken im Altarraum
![](rumeltshausen-wandgemaelde-voll2.jpg)
Gotische
Wandgemälde im Altarraum
|
|
Maria und Hanna
|
Spätgotische Fresken,
im 15. Jh. entstanden,
zieren den Altarraum. Man entdeckte sie erst im 1911 bei einer
Restau-rierung wieder und legte sie frei. Sie zeigen jedenfalls an
der Nordseite Szenen aus dem Leben Jesu. Zwei Gemälde direkt
hinter dem Altar, die leider kaum zu fotografieren sind, sollen Szenen
aus dem Martyrium des hl.Laurentius darstellen. Das südliche
davon könnte aber auch die Geißelung Jesu sein. Dehio spricht
von einer weiteren Martyriums-darstellung.
18)
Interessant sind die Heiligenscheine; sie sind dreidimensional, also
plastisch gestaltet.
Als die Fresken hinter dem Altar gemalt wurden, war der Altar nur
so hoch, dass die Bilder vom Kirchenschiff aus zu sehen waren. Spätestens
als ein höherer Altar errichtet wurde, hat man diese (und wahrscheinlich
alle Wandgemälde im Chor) überweißelt.
Inmitten des freigelegten
Freskos steht in einer Nische eine schwarze Madonnenfigur (Altöttinger
Madonna). |
Deckengemälde
im Altarraum
Das
Deckengemälde im 5,30 m hohen Altarraum/Chorraum, wurde 1748
vom Dachauer Künstler Franz Mayr (geb.1707 in Lauterbach, gest.1752
in Dachau) gemalt (sign. an der Langhausdecke). Mehr über Franz
Mayr ....
Das 3,55 x 3,00
m große Bild 20)
stellt auf der ganzen Fläche Szenen aus dem Leben des hl. Laurentius
dar. Im Mittelfeld die Apotheose, die "Verherrlichung
des hl. Laurentius.
|
St.Laurentius
|
Der Heilige kniet
in Diakonskleidung (kurze Ärmel) mit ausgebreiteten Armen und
blickt zum Himmel. Ein Putto hält sein Attribut, einen Rost.
Über St. Laurentius blicken zwei große Engel mit weit aufgerissenen
Augen auf die Szene. Und darüber in einem Lichtfeld das Symbol
für die Dreifaltigkeit (Dreieckssymbol). |
In den Seitenfeldern des Kreuzgewölbes vier Ornamentkartuschen
mit und folgenden Texten und Emblemen:
An den beiden Stichkappen
links und rechts vom großen Deckengemälde im Altarraum befinden
sich zwei Bildfelder
in gemaltem Ornamentrahmen mit Schriftbändern unter den Bildern.
Auf
der linken Seite kniet Laurentius auf Wolken; unter ihm der Text "Löschet
auß die Feursbrunsten".
Auf der Erde sind im Vordergrund mehrere Gebäude -darunter auch
eine Kirche - zu sehen, die in Flammen stehen. |
Feuersbrunst
- Gewitter
|
Das Bild auf der rechten Seite
zeigt
Laurentius als Patron
gegen das Unwetter. In der Schriftkartusche ist "Trennet
ab die Hochgewitter" zu lesen.
Der Heilige lagert im oberen Teil des Bildes mit seinem Attribut,
dem Rost, auf einer Wolke. Aus dieser Wolke geht auf einen Bauernhof
ein Unwetter mit Hagelschauer nieder. Wegen des Feuertodes ist Lauren-tius
der Patron gegen Feuer und Blitzschlag.
|
Hochaltar
/ Choraltar
Der barocke Hochaltar aus dem
Jahr 1740, der einige Zeit in desolatem Zustand auf dem Dachboden des Pfarrhofs
in Schwabhausen gelagert war, steht seit der letzten Renovierung wieder
auf seinem Platz im Altarraum.
Mittelpunkt des
Altars ist eine von Putten umgebene liebliche Madonnen-figur
aus dem 18.Jh.
Sie hält das segnende Jesuskind in ihrem Arm. Flankiert wird
sie von Skulp-turen des Kirchenpatrons, des hl. Lau-rentius,
mit den typischen Attributen
Rost und Palmzweig (1740) auf der linken Seite |
SS. Laurentius - Maria - Sebastian
|
und des hl. Sebastian,
der als Soldat mit Pfeil und Bogen dargestellt ist (18.Jh) auf der
rechten Seite.
Im Auszug des Hochaltars eine
Heiliggeist-Taube.
|
|
Hinweis: Nach der Legende war Sebastian im 3.Jh.ein Offizier
der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit
Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege
der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem
Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung
hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Deshalb
wird der heilige Sebastian als Pestpatron und -der Pfeile wegen- auch
als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
Laurentius war um das Jahr 250 einer der sieben Diakone in
der Stadt Rom. Er sollte im Auftrag des Papstes den Kirchenschatz
unter den Leidenden und Armen austeilen. Kaiser Valerian erhob Anspruch
auf diese Schätze; als Laurentius sie nicht an ihn herausgab,
ließ er ihn mit Bleiklötzen schlagen, zwischen glühende
Platten legen und befahl schließlich, den Unerschütterlichen
über stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode
zu martern. Deshalb wird Laurentius mit dem Rost abgebildet. |
Der neubarocke Tabernakel
aus dem Jahr 1910 ist teilvergoldet.
Er wird durch vier 90 cm hohe Säulchen gegliedert. In den seitlichen
Nischen stehen 30 cm hohe Skulpturen aus Holz (18.Jh). |
Tabernakel
|
An der zweiflügeligen
Tabernakeltüre sind vergoldete Reliefs von Getreideähren
und Weinreben angebracht. Sie sind Zeichen für Brot und Wein
sowie für Leib und Blut Christi.
Die Figuren der Leuchterengel,
die auf dem Tabernakel sitzen, stellen nicht nur eine Verzie-rung
dar. Sie sind auch auf die Gestaltung der Bundeslade der Israeliten
in biblischer Zeit zurückzuführen, die als Vorgängerin
des
|
|
Tabernakels angesehen wird. Die Bundeslade war von zwei goldenen Engelsfiguren
(Cherubim) eingerahmt (Ex, 37,7-9). 30)
Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt.
Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück
zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem
Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher
Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die
heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Vor
dem noch erhaltenen (zusammengeklappten) Kommuniongitter steht auf
der Nordseite der aus Messing gearbeitete Ambo,
dessen Schaft mit reichen Verzierungen nach Art des Rokoko geschmückt
ist (um 1970).
|
Hinweis:
Der Ambo (griech.ambon = erhöhter Rand) war im Frühchristentum
und Mittelalter die erhöhte Plattform an der altchristlichen
Chorschranke in der Kirche zum Vorlesen und Vorsingen liturgischer
Texte (Epistel, Evangelium); ab dem 14. Jh. wurde die Funktion
des Ambos von der Kanzel übernommen. In neuester Zeit ist
der Ambo wieder fester Bestandteil in der Ausstattung der Kirchen.
In der Liturgiekonstitution des II.Vaticanums Sacrosanctum concilium
(SC 124) heißt es:
"Die Verkündigung der Lesungen und des Evangeliums
sowie die Predigt erfolgen wiederum von dem bereits in der Liturgie
des ersten Jahrtausends bekannten Ambo, dem als 'Tisch des Wortes'
ein hoher Rang zukommt".
Deshalb wurden nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos
(Lesepulte) aufgestellt. Sie sind der Ersatz für die nicht
mehr benutzte Kanzel. |
|
Ambo
|
Figuren am
Chorbogen
Am Chorbogen
(am Übergang vom Altarraum/Chorraum zum Kirchenschiff) sind zwei
Figuren aus dem 18.Jh.angebracht:
Links der hl.Michael
mit Flammenschwert, der seinen Fuß auf einen kleinen Teufel setzt.
Flammenschwert ist die Bezeichnung
für ein Schwert, dessen Klinge gewellte (geflammte) Schneiden hat.
St.Michael
|
Hinweis: Michael
ist mit Raphael, Gabriel und Uriel einer der vier Erzengel. Nach der
Überlieferung war Michael häufig mit der Heilsgeschichte
der Menschen verbunden. Er stürzte -schon vor Beginn der Schöpfung-
den Luzifer, trieb Adam und Eva mit dem Schwert aus dem
Paradies (1.Mose 3,23-24) zeigte Hagar, der von Abrahams eifersüchtiger
Frau Sara vertriebenen Magd, die Quelle zur Rettung ihres Lebens (1.
Mose 16,7-12). Michael gilt auch als einer der drei Männer,
die Abraham besuchten (1. Mose 18,1-16), er hinderte Abraham, den
Isaak zu töten (1.Mose 22, 11-18) rang mit Jakob (1.Mose 32,24-29),
teilte das Rote Meer beim Auszug aus Ägypten (2. Mose 14,19-22),
führte Israel ins gelobte Land und kämpfte mit dem Teufel
um die Seele von Mose. Rettend erschien er den Jünglingen im
Feuerofen bei Daniel (Daniel 3,25-26) und hielt Habakuk an den Haaren
über die Löwengrube. Michael hält die Seelenwaage und
empfängt die Seligen im Paradies, so wie Petrus an der Himmelspforte. |
Auf der gegenüber
liegenden Seite der hl. Georg,
der seine Lanze in den Drachen (Sinnbild für das Böse) stößt.
|
Hinweis:
Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser
Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet.
Bei uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt
(Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen
Drachen tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor
der Stadt Silena in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich
Lämmer und später Kinder opfern mussten. Da erschien
St.Georg, nachdem er alle Martern über-standen hatte, gevierteilt
und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt worden war.
Als der
Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes
die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte.
|
|
![](../thumbs/rumeltshausen-georg-y.jpg)
St.Georg
|
|
Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker in ihren Mythen
(Lindwurm) kennen. In China gilt er als glücksbringend, bei uns
im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon =
"furchtbar Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung
des Bösen und als Teufel bezeichnet. In der Apokalypse bedroht
er die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte. In der religiösen
Kunst wird er häufig zusammen mit dem hl.Michael, dem hl. Georg
und der hl.Margarete abgebildet. Bei frühen Darstellungen ist
der Drache meist schlangenartig und oft mehrköpfig wiedergegeben,
seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig, oft mit Fledermausflügeln
und feurigem Atem. Die Ähnlichkeit der in der religiösen
Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern ist frappierend. Zwar
war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt, dass es Saurier gegeben
hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten die Gewissheit über
die Existenz und das Aussehen der Drachen. Erst 1840 wurden die Saurier
als eigene Spezies eingeordnet. |
Ewig-Licht-Ampel
Von
der Mitte des Chorbogens hängt die schöne Ewig-Licht-Ampel.
Sie ist im Stil des Neurokoko gearbeitet; eine Gürtlerarbeit
(= in Metalldrücktechnik), versilbert mit Rocailleornamentik.
Die Aufhängeketten sind an eleganten, aus Rocailleblättern
gebildeten Henkeln befestigt. Im Muster befinden sich auffallend viele
Herzen.
|
![](../thumbs/rumeltshausen-ewiglicht-y.jpg)
Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis:
Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt
oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der
wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit
dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo
das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet, nachdem der Johanniter-Ritterorden
|
|
das Ewige Licht
von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht hatten.
Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche
geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Epitaph
am Chorbogen
Vor dem Choraltar
ist im Fußboden eine Platte im Rautenformat verlegt mit
der Aufschrift W.P.
Die Buchstaben könnten die Anfangsbuchstaben des Namens Wolfgang
Pabst (+1735) sein, für den ein weiteres Epitaph in die Außenseite
des Kirchenschiffs eingelassen ist.
|
![](../thumbs/rumeltshausen-epitaph1-y.jpg)
Epitaph am Fußboden
|
Chorgitter
/ Speisgitter
![](../thumbs/rumeltshausen-speisgitter-y.jpg)
Speisgitter
|
Noch erhalten ist in der Kirche
das barocke Chorgitter,
an dem früher die Kommunion ausgeteilt wurde (Speisgitter).
Die Gläubigen knieten dabei nebeneinander auf der Stufe vor
dem Gitter. Die Kommunionbank
besteht traditionell aus Docken, das sind runde, stark geschwellte
und profilierte Säulchen aus Holz. Das
Gitter ist gar nicht so alt. Es wurde am 18.12.1939 von Vitus Lachner
und Forstner aus Stetten geliefert. Vorher trug der Mesner bei der
Kommunion ein wackeliges Knieschemelchen hinaus, auf dem jeweils
nur ein Komunikant knien konnte. Dabei bestand die Gefahr, nach
vorn überzukippen, schrieb Pfarrer Mayer. 24)
In Rumeltshausen hat man die Kommunionbank aus kunsthistorischen
Gründen erhalten; sie hat in der Liturgie keine Funktion mehr.
Prälat Dr.Werner Gross schreibt: "Von der Kommunionbank
ist in den liturgischen Dokumenten des II.Vatikanischen Konzils
nicht mehr die Rede, da der Altar zugleich Tisch des Opfers und
des österlichen Mahles ist; von ihm empfangen die Gläubigen
die eucharistische Speise und den eucharistischen Trank. "
11)
Hinweis: Die Kommunionbänke
entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken
altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff,
vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher
die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte
von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie
aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen
die Patene, um ein Herunterfallen der Hostie zu vermeiden. Im Rahmen
der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten
Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der
Gemeinde zu schaffen.
|
Langhaus
/ Kirchenschiff
Die
Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen,
dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten,
das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen Wogen des
Schicksals rettet.
Chorbogen
|
Der Altarraum und
das um eine Stufe tiefer liegende Kirchenschiff sind durch einen hohen,
runden, mit Stuck-Rahmenleisten verzierten Chorbogen
mit der Aufschrift "Haec est domus Domini MDCCXLVIII" (Dies ist das
Haus des Herrn, 1748) getrennt. |
Deckengemälde
im Kirchenschiff
Das spätromanische
Langhaus hat eine mit leichtem, duftigen Stuck überzogene Flachdecke.
Das Kirchenschiff ist 12,80 Meter lang, 5,75 m breit und 5,70 m hoch.
Es hat sich durch die barocke Umgestaltung und zusätzliche Erweiterungen
im Jahr 1748 und 1868 in einen lichtdurchfluteten, durchaus geräumigen
Saal verwandelt. An die Flachdecke mit umlaufenden Rahmen sind ein zentrales
Fresko und - um dieses Fresko gruppiert - vier ovale Medaillons mit Stuck-Profilrahmen
gemalt. Der Architekt und Historiker Max Gruber geht davon aus, dass die
Arbeit auf die Stuckateur-Gruppe Alex Pader, Martin Hörmannstorffer
und Augustin Pältl
zurückgeht, die in Bergkirchen und mglw. auch in Etzenhausen, Arnbach
und Pipinsried tätig war.
Das
um 1748 von Franz Mayr (sign.) gemalte 2,85 x 2,45 m große Mittelfresko
20)
zeigt das Martyrium des hl.Laurentius.
Franz Mayr orientierte sich dabei an einer Stichvorlage von Lucas
Vorstermann und einem Gemälde von Peter Paul Rubens (im Schloss
Schleißheim). |
Martyrium des hl.Laurentius
|
Im Zentrum des Bildes ist St. Laurentius zu sehen, der halbnackt von
den Schergen auf den Rost gezwungen wird, unter dem bereits das Feuer
lodert. Andere Henkersknechte schütten aus einem Korb Kohlen
in die Glut. Im Hinter-grund ist eine Jupiterstatue zu sehen. Unter
dem Volk, das dem Schauspiel beiwohnt, befinden sich der römische
Kaiser, ein heidnischer Pries-ter, Krieger und ein Reiter mit roter
Fahne. Über der Szene schwebt ein Putto mit Palmzweig und Lorbeerkranz
für den Heiligen. |
|
Zum
gleichen Thema hat Mayr hat auch das Altarblatt in der Kirche von
Etzenhausen mit großer kompositorischer Ähnlichkeit gemalt.
Hinweise: Die Palme ist schon von alters her Zeichen der sieghaften
Vollendung und des Triumphs. Dies hat man für die christlichen
Märtyrer übernommen. Die immergrünen Palmzweige
symbolisieren das ewige Leben und den Sieg des Glaubens über
das Heidentum. Zudem berichtet Johannes in der Geheimen Offenbarung:
"... sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und
vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen" (Offb.7,9).
Der Lorbeerkranz war das Ehrenzeichen des siegreichen Athleten,
z.B. bei den Olympischen Spielen der Antike in Form eines Gewindes
aus Laub, Blumen u.ä. Das Christusmonogramm war in der frühen
Kirche öfters von einem Kranz umgeben und bezeichnete so Christus
als den Sieger über den Tod (daher häufig auf Sarkophagen)
oder - da die siegreichen römischen Kaiser den Lorbeerkranz trugen
- als Kyrios, den Herrn der Welt. Als Siegeszeichen gebührte
der Kranz auch den Märtyrern. |
In den ovalen Medaillons rund um das Langhaus-Gemälde ist Laurentius
als Helfer der Menschen in vielfältigen Nöten dargestellt. Über
den Szenen ist in Text-Kartuschen das Motto des Bildes beschrieben.
Unter der Empore
ist die Decke mit einem Fresko des Auges
Gottes im Dreieck bemalt. Um das Dreieck ein dichter Kranz
von Strahlen. |
Auge Gottes
|
Hinweis:
Das Auge Gottes im Dreieck verdankt seine Existenz der Scheu früherer
Jahrhunderte, Gottvater zu personifizieren. In der Frühzeit des
Christentums trat der Lebensquell an die Stelle Gottes, später
eine Wolke als Hand Gottes. Erst seit der Neuzeit ist das Auge Gottes
im Dreieck gebräuchlich. In der Kunst unserer Gegend |
|
ist es seit dem
18.Jh verbreitet. Es symbolisiert gleichzeitig auch die Dreifaltigkeit.
Personifiziert, als würdiger alter Mann mit langem Bart, wird
Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh) dargestellt. |
Seitenaltäre
Linker Seitenaltar
|
Die beiden Seitenaltäre
wurden erst bei der letzten Renovierung in
den 1990er-Jahren wieder aufgestellt.
Es handelt sich um spätbarocke Retabeln mit zwei glatten Säulen
unter dem verkröpften
Gebälk. Den Abschluss bilden die Altarauszüge oder Altaraufsätze
mit Nische und Rundbogengiebel; sie werden von zwei Volutensprenggiebeln
mit darauf sitzenden Engeln gestützt.
Die Seitenaltäre entsprechen im Stil und der Farbgebung dem Choraltar.
Der Stipes, der Altarblock, ist neu gemauert und verputzt.
|
Rechter Seitenaltar
|
Linker Seitenaltar
Altarauszug
Im Altarauszug steht eine
Figur des hl. Martin
im Bischofsornat mit Buch und Gans. Der Bischofsstab wurde ihm erst
bei der letzten Renovierung wieder in die Hand gegeben. 1982 fehlte
er noch.
|
St.Martin mit Gans
|
Hinweis: Martin
begegnete als Soldat hoch zu Ross am Stadttor von Amiens einem frierenden
Bettler. Er schenkte ihm die mit dem Schwert geteilte Hälfte
seines Mantels. In der folgenden Nacht erschien ihm dann Christus,
mit dem Mantelstück bekleidet: er war es, der Martin als Bettler
prüfte. St.Martin wurde gegen seinen Willen 371 auf Drängen
des Volkes Bischof von Tours. Die Legende berichtet, er habe sich
in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch hätten |
|
ihn die Gänse
durch ihr Schnattern verraten. Das Buch bezeichnet St.Martin als Verkünder
des Evangeliums. |
Mittelteil
Mittelpunkt des linken
Seitenaltars ist eine Pieta
(Vesperbild) aus der Zeit um 1500. Die
trauernde Muttergottes hält ihren toten Sohn Jesus nach der
Kreuzabnahme auf dem Schoß. Darüber schweben zwei barocke
Englein.
Die starke Schrägstellung
der Figurengruppe passt nicht ideal zur Mittelnische des Seitenaltars.
Die Pieta ist auch später hier angebracht worden; die Figur
ist ja wesentlich älter als der Seitenaltar.
...mehr zu Pieta -Darstellungen
im Landkreis...
|
Pieta
|
Hinweis: Die Darstellung der Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf
dem Schoß entspricht keinem Bibel-bericht. Nach dem Johannesevangelium
stand Maria zwar unter dem Kreuz; ihre Anwesenheit bei der Kreuzabnahme
ist aber nicht belegt.
Den Namen Vesperbild erhielten sie, weil die Zeit, die im
Stundengebet der Mönche und Nonnen der Trauer um den Tod Jesu
gewidmet wird, der Sonnen-untergang ist, die Zeit der Vesper.
18)
Der Begriff "Pieta" (ital. Mitleid)
weist nach Robert Böck auf das innige Mitgefühl hin, das
die Gläubigen dieser Darstellung entgegenbrachten.
|
Altarauszug
Im Auszug des rechten
Seitenaltars steht eine gotische
Madonnenfigur aus dem 15.Jh.
Sie trägt den kleinen Sohn Jesus auf dem Arm, der wiederum in
seiner linken Hand eine grüne Kugel, die die Erde symbolisiert,
hält. Die Finger der rechten Hand hat das Jesuskind zum Segensgruß
geformt. Maria umfasst mit der linken Hand ein Zepter.
|
Madonna 15.Jh
|
Bezold/Riel (Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern) schätzten die Figur sogar noch älter
ein:
Sie stamme aus der zweiten Hälfte des 14.Jh und sei die älteste
Heiligenfigur in den Kirchen des Dachauer Landes. |
Mittelteil
Auf dem rechten Seitenaltar
eine 88 cm hohe Figur des hl.
Leonhard (1740), die dem Bartholomäus Schuhpaur aus
Dachau zugeschrieben wird
Der Heilige ist von sieben geflügelten Engels-köpfchen
umgeben.
In
den Händen hält Leonhard eine Kette, das typischen Attribut,
das ihn als Patron der Gefangenen ausweist. Zu seinen Füßen
die Inful (Bischofsmütze) als Zeichen für die Abtswürde.
|
St.Leonhard
|
Hinweise:
Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr
500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig
I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen
- und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung
nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere,
weil man diese Ketten als
|
|
Viehketten
missdeutete. In
Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
Man nannte ihn auch den
"bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6. November
werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
Die Mitra bzw. Inful, ist seit dem 11.Jh Kopfbedeckung und
Würdezeichen der Bischöfe, Päpste, Kardinäle und
Äbte. Zunächst war sie halbkugelige oder dreieckige Haube
mit zwei hinten herabhängenden Zierbändern, den Infulae
(lat. = Binde, altes röm. Symbol für Obrigkeit). Bald schon
bekam sie hornförmige Ausbuchtungen, die zunächst seitlich
abstanden, dann aber über Stirn und Nacken verschoben wurden.
Sie nahmen dabei die Form eines Dreiecks an, wurden bald immer höher
und schildförmiger. |
An den Seitenaltären lehnen Bildständer
aus der Zeit um 1850. Es handelt sich um Gürtlerarbeit, versilbert,
in Holzrahmung mit handkolorierten Stahlstichen.
Der linke zeigt
- oben im Medaillon die hl. Barbara.
- im Hauptbild den hl. Laurentius mit dem Rost
und der Märtyrerpalme,
Text: "S. Laurentius / Ignem me examinasti, et non est inventa in
me / inquitas Psalm". |
Bildständer: St.Laurentius
u. St.Barbara
|
Der rechte Bildständer
zeigt
- oben eine hl. Prinzessin mit Kelch und
Herzwunde
- den hl. Stephanus mit Steinen und
Märtyrerpalme
Text: Lapidabant in vocantem, et dicentem Domine Jesus, / suscipe
spiritum meum Act. C. 7 V. 48." |
Votivkerzen
Votivkerze
|
Neben den beiden
Seitenaltären sind prächtige, über 1,40 Meter hohe
Votivkerzen aus dem Jahr 1939
in schmiedeeisernen Halterungen aufgestellt. Sie sind mit gotisierenden
Verzierungen und mit Heiligenbildern (St.Maria und St. Josef) geschmückt.
|
![](../thumbs/rumeltshausen-kerzelinks-y.jpg)
Votivkerze |
Kanzel
Die
1720 gebaute Kanzel
besteht aus einem fünf-eckigen Korpus; in die Füllungen
der drei Hauptseiten sind Heiligenbilder gemalt.
An der Kanzeltüre, die in die Sakristei führt, wird Jesus
als der gute Hirte dargestellt; ein beliebtes Kanzelbild-Thema der
Barockzeit. |
Kanzel
|
Auf der Rückseite
der Türe die Signatur "Neu gefast Anno 1749. Fr:M:".
(Maler Franz Mayr)
Auch die Türbeschläge stammen noch aus dem 18.Jh.
Der Schalldeckel ist in Form eines Baldachins gestaltet; an seiner
Unterseite ist eine Taube als Sinnbild für den Heiligen Geist,
den Helfer der Prediger, zu sehen.
|
|
Hinweis: Der
Hl.Geist wird seit dem Konzil von Nicäa (325) als Taube gezeigt.
Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen
Person in Menschengestalt. Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit
-ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten.
Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die
Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von
oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen
sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
|
|
Der
hl. Adalbert predigte einst aufmerksam den zuhörenden
Rindern, und erbat von Gott, auf einem Berge stehend, fruchtbaren
Regen für das dürre Land.
Das Bild von Antonius nimmt Bezug auf eine Legende, nach der
ihn die Einwohner von Rimini nicht predigen hören wollten. Da
versammelten sich die Fische und streckten ihre Köpfe aus dem
Wasser; dieses Wunder habe fast die ganze Bevöl-kerung der Stadt
bekehrt. Antonius war Franziskanermönch der ersten Stunde. Als
solcher ist er auf dem Bild -wie auch Franziskus- in der braunen Kutte
dieses Ordens dargestellt. |
per Mouseklick
zu den Beschreibungen
|
An
der rechten Seitenwand hängt das von einem roten Stoffbaldachin
mit gelben Fransen umgebene Kanzel-kreuz.
Nach der unter dem Kreuz angebrachten Schriftkartusche wurde
es im Jahr 1681 von Benno Ligsalz, einem Churfürstlichen
Oberreiter aus Schwabhausen, gestiftet. |
![](../thumbs/rumeltshausen-kanzelkreuz1-y.jpg)
Kanzelkreuz
|
|
Info:
Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz,
weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht
ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3),
in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als
den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge,
sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
|
In der Kartusche ist auch das
Wappen der Ligsalz mit den nach links oben weisenden Pfeilen zu sehen.
Mehr zur Münchner Patrizierfamilie Ligsalz, die in mehreren Orten
des Dachauer Landes Besitzungen hatten,
finden Sie hier...
Bei einer der letzten Renovierungen wurde aus der Jahreszahl 1681
irrtümlich ein 1631. |
|
Die Kartusche hat eine unregelmäßige Form; diese hat
sich aus einer Schnur entwickelt, die ursprünglich um Inschriften,
Wappen und Namen geschlungen wurde. Deshalb sind die meisten Einrahmungen
von Kartuschen nicht rechteckig, sondern kurvig. |
Kreuzwegbilder
Die
ersten Kreuzwegbilder kamen im Jahr 1756 in die Kirche.
42)
Die heutigen Kreuzweg-Stationsbilder
entstan-den im Jahr 1854. Sie sind in Ölfarbe auf Leinwand
gemalt. 1967 verkaufte man sie an das Heilig Geist Spital in Freising.
Durch großen persönlichen Einsatz des damaligen Kirchenpflegers
Bassing konnten sie 1997 wieder in die Kirche zurückgeholt
werden- ohne Kosten für die Kirchenstiftung. |
|
Die Originalrahmen
waren in Freising verloren gegangen. Aus alten, gefundenen
Teilen rekonstru-ierte Bassing die Originalrahmen und ließ
sie in der Restaurierungswerkstatt Hornsteiner in Dorfen in
weißer Lackierung mit Blattgoldauflage nach-arbeiten.
Auf der Rückseite der IV. Station sind die Spender der
Rahmen-Restaurierungskosten von 10.000 Euro genannt.
|
|
Vor 1997 hingen in der Kirche ovale Kreuzwegstationen, die Mitte
des 20.Jh mit Ölfarbe auf Holzuntergrund gemalt worden
waren. Sie waren
von einem Rahmen aus getriebenem und versilbertem Messing- oder
Kupferrahmen mit Muscheldekor umgeben. Der Maler ist nicht genannt;
sie könnten aber nach Stil und verwendetem Material von
Michael Weingartner (1917-1996) aus Pfaffenhofen an der Ilm
gestammt haben. |
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden
bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus
vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen
von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen.
Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den
Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Im späten
Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus
von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz
in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser
Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt
ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür die
Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg
Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet
werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals in
und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten,
insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der
Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug
in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend.
Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des
Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen
Ablässen.
|
|
|
|
|
|
|
1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
|
2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
|
3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuze
|
4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
|
5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus
das Kreuz tragen
|
6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
|
7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
|
9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
|
10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
|
11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
|
12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
|
13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
|
14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
|
Wenn Sie sich eine Zusammenstellung
von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen und
mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier..
Apostelleuchter
An
den Wänden hängen 12 schmiedeeiserne Kerzenleuchter aus
dem 20.Jh (Apostelleuchter).
Sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische
Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen
der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin
des himmlischen Jerusalems.
Die an die Wand gemalten Apostelkreuze bestehen aus stilisierten Kreuzbalken
und Lilienblüten. Sie sollen Schöpfung und Erlösung
symbolisieren. 36)
|
![](../thumbs/rumeltshausen-apostelleuchter-y.jpg)
Apostelleuchter
|
Kirchenbänke
21
Bankreihen (12 links, 9 rechts) bieten den Besuchern Platz (weitere
sieben Stuhlreihen stehen auf der tiefen Empore). Die Wangen der
Kirchenbänke
stammen aus dem Jahr 1810. Sie sind mit Dekor im Stil des Spätklas-sizismus
verziert.
Ähnliche Muster (Blüte und waagerechte Kette) finden Sie
in den Kirchen von Mitterndorf und Welshofen. |
Kirchenbank 19.Jh
|
Wenn Sie sich für die Wangenmuster in den übrigen Kirchen
des Landkreises Dachau interessieren, klicken Sie hier...
|
Die Lehnen der Kirchenbänke
sind mit vielen Brandflecken
übersät, die von den früher als Beleuchtung verwendeten
Wachsstöcken herrühren. Es gehörte zur Tradition, dass
jede Bäuerin ihren eigenen Wachsstock in der Sonntagsmesse vor
sich auf der Kirchenbank brennen hatte. Dazu diente der einfache "Wachsrodel",
der ohne Halterung aufgestellt werden konnte. Die Wachsstöcke
wurden aus einem dünnen weichen Wachsstrang (Kerzenschnur) gefertigt,
der nacheinander um Leghölzer gewickelt wurde, bis der Wachsstock
die gewünschte Stärke erhielt. Ein Viering mit einem Gewicht
von einem viertel Pfund brannte 24 Stunden. Erst Ende des 19.Jh wurden
die Wachsstöcke durch die Kerzen abgelöst.
|
![](../thumbs/rumeltshausen-kirchenbank-brandfleck-y.jpg)
Wachsstock-Flecken
|
In
der Kirche befinden sich noch zwei schöne Vortragekreuze.
Vortragekreuz
|
Das
Kleinere (Bild links)
aus dem 19.Jh hat eine runde Tragestange, einen birnenförmigen
Nodus und ein Kreuz mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden. Am
Kreuz ist ein aus Holz geschnitzter Korpus befestigt
Das größere Vortragekreuz
(Bild rechts) beeindruckt vor allem durch den sehr natürlich
gefassten Korpus.
|
Vortragekreuz
|
|
Hinweis: Vortragekreuze
werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie
bei
Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme
sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen,
Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden
Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei
anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh. |
Nepomukfigur
In
der Nähe des Eingangs steht eine Figur des hl.Joh.
Nepomuk auf einer Konsole. Bekleidet ist er mit einem Talar,
der sich vom Hals bis zu den Knöcheln erstreckt und mit vielen
Knöpfen versehen ist. Darüber liegt ein faltenreiches
Chorhemd (Rochett) mit einem breiten Spitzensaum. und Mozetta. Und
über die Schultern träg er einen großzügigen
Schulterumhang aus zottigem Pelz (Mozetta), die mit einem Schleife
geschlossen ist. Die Mozetta ist dem höheren Klerus vorbehalten.
|
![](../thumbs/rumeltshausen-nepomuk-y.jpg)
St.Joh.Nepomuk
18.Jh
|
Um das mit einem Birett
bedeckten Haupt des Heiligen rankt sich ein Kreis von Sternen.
In der linken Hand
hält die Figur den Märtyrerpalmzweig. Das sonst für
Nepomukdarstellungen übliche Kruzifix fehlt. Möglicherweise
hatte die Figur früher ein solches Kreuz in der rechten Hand.
Da der Blick von Nepomuk leicht nach oben gerichtet ist, war es
womöglich ein größeres Kruzifix.
Die Figur stammt aus der Mitte des 18.Jh.
|
|
Hinweis: Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar
des Erzbischofs in Prag und machte sich wegen seines energischen
Auftretens für die Rechte der Kirche beim König Wenzel
unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen,
foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch
die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau
ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei
gewesen, dass Johannes, der Beichtvater der Königin war,
dem König keine Auskunft über die Sünden seiner
Frau gab. Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der
kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche wurde
durch eine Erscheinung von 5 Sternen geoffenbart. Nepomuk ist
der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Sein
Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde,
machte ihn zu einem der wichtigsten Brückenheiligen. Joh.
Nepomuk wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen und
war deshalb während der Barock- und Rokokozeit als damals
moderner Heiliger häufig abgebildet. Festtag: 20.März
|
Muttergottesfigur
Muttergottesfigur
von 2016
|
Seit
Mai 2016 steht neben der Kanzel auf einem Podest eine neue Madonnenfigur.
Die Muttergottes hält das lebhafte Kind auf dem rechten Arm.
Die Figurengruppe ist mit den königlichen Attributen ausgestattet.
Das Haupt Mariens ist mit einer hohen Königskrone geschmückt,
in der linken Hand hält sie ein Zepter und das Jesuskind spielt
mit der Weltkugel (Reichsapfel).
Die Figur wurde vom Frauenbund Rumeltshausen gestiftet und von Engelbert
Köpf aus Oberammergau im gotischen Stil geschnitzt. 32)
Im Monat Mai ziert die Figur den linken Seitenaltar. |
Prozessionslaternen
Prozessionslaterne
|
An den vorderen Bänken
im Schiff sind auf hohen Stangen schöne Prozessionslaternen
aus dem 19.Jh. in neubarockem Stil befestigt. Die schwenkbaren Laternen
aus Messing und Glas sind in in einen Metallrahmen an der Spitze
der Stange gehängt, wo sie mit Hilfe der Schwerkraft die Bewegungen
des Laternenträgers ausgleichen können. So werden die
Kerzen in den Laternen senkrecht gehalten.
Die Prozessionslaternen wurden früher bei Flurumgängen
und Prozessionen (z.B. Fronleichnamsprozession) mitgetragen. Auch
damals schon dienten sie in der Regel der Zierde.
|
Opferstock
An einer der
hinteren Kirchenbänke steht ein schöner alter Opferstock
(ein Holzpflock) mit 2 Schloss-gurten. Er soll aus dem 18.Jh stammen.
Der Name rührt daher, dass der Opferstock aus einem großen
ausgehöhlten Holzstock besteht, der von Eisenblechen umgeben
ist.
|
Opferstock 18.Jh
|
In den Kirchen
des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich
interessante Opferstöcke.
Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier..
|
Empore
Auf der tiefen Empore
stehen 7 Bankreihen.
An der Emporenbrüstung sind auf sieben Ölbildern die
7 Sakramente dargestellt Diese Bilder wurden ebenfalls von Franz
Mayr (aber schon 1730) gemalt, der 18 Jahre später auch Deckengemälde
schuf.
Von links nach rechts:
Die
Taufe
- S.Gamelbertus -
Pfarrer zu Michelsberg
"Jesus kamm zu Johannes, daß er von ihm getauft wurde
Math:8 "
|
-
Die Firmung
- S.Mauritius -
Pfarrer, hernach Bischof zu Undegau
"Sie werden gezeichnet mit dem Zeichen des Kreuzes und gestärkt
mit der Salbe des Heils
ex trad: car: "
|
Der
Fronleichnam
- S.Burghardus -
Pfarrer zu Weinweil
"Nehmet hin, das ist
mein Leib und Blut das für euch gegeben wird. Math:
26: "
|
Die
Buße
- S.Johannes Sarcander -
Pfarrer zu Hossenshoffen
"Dir will ich geben die Schlüßel des Himmels. Was
du binden wirst auf Erden, soll gebunden sein im Himmel. Math:16:
"
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Die
letzte Oelung
- S.Florinus -
Pfarrer zu Hermus
"Sie sollen beten über ihm, und besalben
mit dem Oel des Heils im
Nammen
des Herrn. Jakob: 5:"
|
Die
Priesterweihe
- S.Tosso -
Pfarrer hernach Bischof zu Augsburg "Nehmet hin den Hl.Geist ,
welchen
ihr die Sünden vergeben werdet, sollen sie vergeben
sein.
Joan: 20:"
|
Die
Ehe
- S.Wolsoldus -
Pfarrer zu Hochenwarth
"Was nun Gott zusammen gefügt hat,
soll der Mensch nicht trennen.
Math:19: "
|
|
Hinweise: Warum hier an der
Emporenbrüstung diese seltenen Heiligen abgebildet sind ist
mir nicht bekannt. Auch nicht, welchen Bezug sie zu den jeweiligen
Sakramenten haben.
Der selige Gamelbertus, dessen Fest am 17.Januar gefeiert
wird, lebte Anfang des 8.Jh. Sein Vater wollte den jungen Adligen
für den Kriegsdienst erziehen lassen. Aber Gamelbertus entschloss
sich, als Hirte auf dem väterlichen Gut zu dienen, wurde Priester
und betreute nach dem Tode des Vaters als Pfarrer 50 Jahre lang
die ihm als Erbe zufallende Kirche von Buch. Der Ort bei Deggendorf
wird heute nach ihm Michaelsbuch (in Rumeltshausen Michelsberg)
genannt. Noch in hohem Alter unternahm er eine Wallfahrt nach Rom.
Von der Ewigen Stadt zurückgekehrt, gründete er mit seinem
Besitz in Michaelsbuch das Kloster Metten. Die Leitung dieser Abtei
übertrug er an Utto, der sein Patenkind war. Dieser Utto war
wahrscheinlich Mönch auf der Reichenau, wo er auch in dessen
Verbrüderungsbuch steht. Dargestellt wird Gamelbertus in der
Kunst als Weltpriester oder Pilger mit Vögeln. Der Kult für
Gamelbertus wurde erst 1909 durch Papst Pius X. öffentlich
gestattet.
Das Lexikon für Theologie und Kirche 23)
enthält
einen Eintrag über S. Burghardus, Pfarrer von Beinwil
in der Schweiz (in Rumeltshausen Weinweil genannt), der am 18.5.1192
gestorben sein soll. Er wird als Priester mit Eucharistie oder einem
Vogel dargestellt.
Der selige Johann Sarcander wirkte in Mähren. Er wurde
am 20.Dez.1576 in Skotschau bei Teschen geboren, studierte in Olmütz,
Prag und Graz Theologie. Sarcander wurde zunächst aber kein
Priester, sondern heiratete 1606. Nach dem frühen Tod seiner
Frau schon ein Jahr später, wandte er sich wieder dem geistl.Beruf
zu. Er wurde 1609 zum Priester geweiht und wirkte "in eifrigem
aber unstetem Einsatz" für die Gegenreformation in Mähren.
1616 Pfarrer in Holleschau ( in Rumeltshausen Hossenshoffen genannt)
und war mit dem kath.Landeshauptmann Lobkowitz befreundet. 1620
wurde er während der Revolution der Stände gegen Kaiser
Ferdinand (begonnen mit dem Prager Fenstersturz 1618) vor ein Gericht
der Aufständischen gestellt, gefoltert, und - weil er seine
politischen Freunde nicht verraten hat- hingerichtet. 1860 wurde
er selig gesprochen. Eine Figur des Heiligen steht auch in der Kirche
St.Johannes in Bergkirchen.
Der heilige Florinus war im 7.Jh. Pfarrer in Hermus. Sein
Fest wird am 17.November begangen. Er ist zweiter Patron der Diözese
Chur und Schutzheiliger des Unter-Engadins und des Vintschgaus.
Der hl.Tosso war um das Jahr 772 Bischof von Augsburg (Gedenktag
16.Jan). Nach -allerdings unzuverlässigen- Berichten soll er
zunächst Mönch im Kloster Murbach gewesen sein und später
an der Kapelle in Waltenhofen bei Füssen als Seelsorger gewirkt
haben. Dann wurde er auf Empfehlung des hl.Magnus zum Bischof von
Augsburg erhoben. Sein Grab befindet sich nach der Überlieferung
in der Kirche St.Afra in Augsburg.
|
Orgel
Die 1919 von Behler
; Waldenmaier aus München erbaute Orgel ist nicht quer,
sondern längs zum Kirchenschiff aufgebaut (an die Südwand
gerückt).
Die Kosten von 4025 Mark wurden größtenteils durch Spenden
der Gläubigen bestritten. 400 Mark musste der Pfarrer bestreiten.
38)
Am
Ostermontag 1919 wurde sie zum ersten Male gespielt; am 7. Mai nahm
der Domprediger Dr.H.Oberhauser von München als vereidigter Orgelrewident
die Prüfung vor und äußerte sich sehr zufrieden über das Werk.
|
Orgel
|
Die Orgel
in Rumeltshausen besitzt ein Manual mit sechs Registern. Es handelt
sich um eine Kegelladen-Orgel mit pneumatischer Traktur bei freistehendem
Spieltisch.
August Behler wurde 1877 als Sohn des Orgelbauers Fidelis Behler
(1835-1906) geboren. Der Vater wirkte ebenfalls als Orgelbauer in
Memmingen und München.
Der schöne dreiteilige
Prospekt im neubarocken Stil, der auf Anweisung der Regierung
sogar gefasst, also von einem Kunstmaler gestaltet wurde, ist leider
von unten nicht zu sehen.
|
Schon drei Jahre vorher hatte sich der Pfarrer für eine neue Orgel
eingesetzt, weil die alte "fast nicht mehr zu spielen" sei. Er
wollte die 4 oder 5 größeren Bauern überreden, sich "durch
den Ankauf einer Orgel ein Denkmal zu setzen". Aber die gaben zu verstehen,
dass die erforderlichen 2.225 Mark doch zu viel seien, zumal die Ernte nicht
gut ausgefallen sei. 38)
1917 musste Rumeltshausen eine Reihe von Orgelpfeifen zum Einschmelzen für
Kriegszwecke abliefern. Da es sich aber um die (stummen) Prospektpfeifen
handelte, war die Einbuße mehr optischer als akustischer Natur. Die
Entschädigung betrug 60,20 Mark.
|
Disposition
der Orgel (nach Brenninger - Stand 1975-):
Manual (C-f''''): Principal 8', Salicional 8', Gedeckt 8',
Trompete 4', Soloflöte 2'(Traversflöte
4'+Superoctav 2)
Pedal: (C-d'): Subbaß 16'
Koppeln: I(I
(Super), I/P
Die Disposition war auch
im Jahr 2022 unverändert. |
![](../thumbs/rumeltshausen-orgel-register-y.jpg)
Register
|
|
Hinweis:
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich
der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (weltliches)
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
Taufstein
|
In
der Nähe des Eingangs steht ein Taufstein
mit einer schön modellierten Täufergruppe
auf dem Deckel. In einer Muschel befinden sich Figuren von Johannes
dem Täufer mit den Kreuzstab in der Hand und von Jesus, der
seine Arme über der Brust verschränkt. Johannes tauft
den vor ihm knienden Jesus.
Der Taufstein war 1939 in die Pfarrkirche von Schwabhausen gebracht
worden und sollte dort verbleiben, bis Rumeltshausen wieder selbstständig
wird und den Taufstein selbst braucht, heißt es in einer Vereinbarung
der Kirchenverwaltungen von Rumeltshausen und Schwabhausen.
Doch 1988, nach 50 Jahren, hat man für Schwabhausen eine Nachbildung
des Kunstwerks in Auftrag gegeben und das Original wieder nach Rumeltshausen
zurückgebracht.
|
Hinweis: Die
Darstellung der Taufe Jesu am Taufort in der Kirche als Vorbild
für das Taufsakrament war vom Konzil von Trient (1545
bis 1563)vorgeschrieben. |
|
Taufsteinfigur
|
Krippe
In der Weihnachtszeit wird
am linken Seitenaltar von der Fam.Patzelt
eine Krippe aufgebaut.
Eine
Zusammenstellung von Weihnachtskrippen in den Kirchen des Dachauer
Landes können Sie sich hier
anschauen ...
|
Krippe
|
Auf dem Hochaltar
steht an Weihnachten unter einem Glassturz ein Christkind
aus Wachs, in weißem Gewand, mit goldfarbenen Ketten versehen.
Auf dem Haupt trägt es eine Krone, in der Hand hält es
einen Reichsapfel, das Zeichen für die Herrschaft über
die Welt.
|
Christkindl
|
Monstranz
Nicht
in der Kirche aufbewahrt wird eine 55 cm große Monstranz.
Sie wird nur noch selten, insbesondere an großen Festen und
bei Umzügen verwendet.
Die Monstranz wurde um 1720 in Augs-burg gefertigt, das damals als
das Mekka der Goldschmiedekunst galt.
Sie besteht aus Silber, ist vergoldet, ziseliert und punziert: "LB". |
|
Die Monstranz besitzt einen vierpass- förmigen Fuß. Auf
der Schauseite sind Leidenswerkzeuge, gegossene Figür-chen, eine
Schmerzhafte Muttergottes und ein Gottvater aufmontiert (siehe Bilder).
Das herzförmige Schaugefäß, das Zentrum der Monstranz,
ist mit farbigen Steinen besetzt. |
Unterirdischer Gang
Vor dem rechten Seitenaltar soll
ein geheimer unterirdischer Gang von außen enden. Jedenfalls meldete
der Amperbote am 8. November 1936, dass 5 Tage zuvor dort mehrere Steine
des Fußbodens eingesunken seien. Beinahe wäre der Mesner in
das Loch gefallen. Die gefährliche Stelle habe man einstweilen mit
Brettern abgedeckt. An der gleichen Stelle sei in früheren Jahren
ein Gang nach außen entdeckt und zugemauert worden. 08)
Hans Schertl
![](../kirchen/Bilder-linie-schwarz.gif)
Quellen:
01)
Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis, Pfarrhausversteigerung
in Rumeltshausen, 1815
02) Dr.Martin v. Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
03) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852 (Statistik)
04) Heyberger, Schmitt, Wachter,
Topograf-statist-Handbuch des Konigreichs Bayern, 1868 (Statistik)
05) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880
06) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
07) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (857)
08) Amperbote vom 08.11.1936 (geheimer
Gang)
09) Max Gruber, Stuck im Dachauer Land, Amperland 1966/1
10) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis
Dachau, Amperland 1975/3
11) Prälat Dr. Werner Gross,
Kirche und Denkmalpflege Die Erneuerung der Liturgie durch das II. Vatikanische
Konzil, 2003
12) Max Gruber, Für Dachau
tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Öttl,Derffler)
13) Jakob Mois, Konsekrationsbuch
des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe 1722)
14) Max Gruber, Im Amperland tätige
Zimmermeister, Amperland 1986/4 ( Schnitzenbämer)
15) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
16) Putz/Niederle, Kirchen und Kapellen im Gemeindebereich
Schwabhausen, 1988
17) Josef Bogner, Dorfkirchtürme im Amperkreis,
Amperland 1989/1
18) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern, 1990
19) Gottfried Weber, Die Romanik
in Oberbayern, 1990
20) Bauer/Rupprecht, Corpus der
barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
21) Prof. Dr.Wilhelm Liebhart, Das
Landgericht Dachau in der frühen Montgelaszeit, Amperland 1994
22) Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (Bittgänge)
23) Lexikon für Theologie und
Kirche, (LThK), 2001 (Emporenbrüstung)
24) Pfarrchronik Schwabhausen 1650-1950
25) Merkur-online.de/regionen/dachau/ v. 7.8.2003
26) Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im Dekanat
Dachau, Amperland 2005/1
27) Schwabhausen, Chronik eines Dorfes - Von der Poststation
zur Großgemeinde, 2005
28) Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005
und vom 2.10.2005
29) Münchner Kirchenzeitung v. 30.10.2005
30) Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen
Symbole, 2011 (Tabernakelengel)
31) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche
Verwaltungsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/,2015 (Stat
33,39)
32) Edeltraud Lachner, Dachauer
Nachrichten vom 11.5.2016 (neue Marienfigur)
33) Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss
des Königreichs Bayern, vom kgl. Statistischen Bureau in München,
1876
34) Helmut Rumrich, Anton Blank,
Priester und Ordensberufe in Röhrmoos, Röhrmooser Heimatblätter
2016 (Pfarrerliste)
35) Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt
von Oberbayern v. 01.06.1877 (Turmkuppelreparatur)
36) Pfr. Josef Mayer, KLB-Gottesdienst
in Jedenhofen, am 30.12.2011 (Lilien u.Kreuz)
37) Süddeutsche Zeitung, Beilage
Landkreis Dachau, 20.4.1979 (Römerzeit)
38) Pfarrchronik Schwabhausen 1650-1950
39) Liste der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Schwabhausen, Internetzugriff 2023
40)
Digitales
Archiv des Erzbistums München u.Freising, Signatur:
AA001/3, PfarrA20152 (Pfarreienzusammenlegung 1814)
41)
wie
oben; Signatur:
AA001/3, PfarrA20153 (Pfarrerliste);
Signatur:
AA001/3, PfarrA20173 (Turmuhr)
42)
wie
oben; Signatur:
AA001/3, PfarrA20174 (Kreuzwegbilder), Signatur:
AA001/3, PfarrA20144
(Pfr.Weiss)
105 Bilder:
Hans Schertl
![](PFEILNACHOBEN.gif)
12.2.2024
Pfarrer von Rumeltshausen
41)
Name
|
am
von-bis
|
|
Name
|
am
von-bis
|
Johannes
Widmann |
|
|
Georg
Michael Pabst, gest.1753 |
<-1753
|
Anton
Schmidtinger |
|
Sebastian
Puechpöckh |
|
Wolfgang
Kaltnöcker |
<-1609-
|
Anton
Sing |
|
Baltasar
Grandauer, Pfarrer
von Niederroth, als Provisor in Rumetlshausen |
1645>
|
Johannes
Nepomuc Lindtner |
<-1792
|
Jacob
Rernpöckh, Pfarrer
von Oberroth, als
Aushilfe in Rumeltshausen. |
<-1666
|
Valentin
Englbrecht |
|
Mathias
Carl 24)
Pfarrer von Rumeltsh. als Provisor in Schwabh. |
1666->
|
Mathias
Hauer |
|
Andreas
Weiss bat um eine Erhöhung seiner Einkünfte
als Kompensation für die Verrichtung einer Wochenmesse 42) |
<-1685->
|
Augustin
Geigenberger |
|
Wolfgang
Pabst
stiftete 1750 als resignierter Pfarrer einen Jahrtag |
<1731>
|
|
|
|
Bericht
über die Visitation im Jahr
1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern Originaltext-Auszüge] /font>
Pfarrer:
Pfarrer ist Wolfgang Khalteneckher. Er wurde in "Biburg bey Fürstenfeld"
geboren, hat in "Trivialschulen" studiert und wurde in Freising
zum Priester geweiht. Die erste Zeit war er beim Dekan in Sulzemoos
(wohl als Cooperator) tätig, danach 9 Jahre lang Pfarrer
und Vicar in Freising. Hierher nach Rumeltshausen wurde er vom Kloster
Scheyern, dem Inhaber des Präsentationsrechts, berufen. Er braucht
für die Pfarrei keine Abgaben zu entrichten. Khalteneckher predigt
an den Feiertagen aus katholischen Büchern, die er von "aim
alten Priester erkaufft" hat. Einen Katechismus besitzt er nicht.
In der Fastenzeit predigt er nachmittags. Zu Beginn der Predigt wird
nach katholischem Brauch gebetet und gesungen. Die Überprüfung
des theologischen Wissens ergab, dass der Pfarrer über die katholische
Lehre gut Bescheid weiß. Er sagt zwar allgemein, dass er in
der Messe das Volk ermahne, die katholischen Gebräuche zu ehren,
kann aber konkret nicht sagen, welche Worte er dafür benutzt.
Zu den Fragen über die Anrufung der Heiligen, über den Glauben
und die Werke gibt er gute Antworten. Er kennt die 7 Sakramente und
glaubt an sie. Über die Firmung hat er selten gepredigt. Vor
vier Jahren habe im Kloster Indersdorf einmal eine Firmung stattgefunden;
dabei seien auch etliche Kinder aus Rumeltshausen gefirmt worden.
Die Beichte hört er in der Sakristei. Er selbst beichtet viermal
im Jahr. Die letzte Ölung (Krankensalbung) empfiehlt er
seinem Pfarrvolk zwar; doch die Gläubigen meinen, wenn sie sie
nehmen, "missen sy sterben". |
Originalbericht von 1560
die leeren Seitenhälften waren für Anmerkungen
des Bischofs oder Herzogs bestimmt
|
Über sein Privatleben gibt
er an, er komme selten auf Hochzeiten. Er habe eine Köchin, aber
kein Kind von ihr; sie erhalte jährlich ihren Lohn ausbezahlt. Der
Kirchenpfleger erklärt, der "Pfarrer verricht den Gottsdienst
auf die allt Religion mit allen Ceremonien und ist in der Leer (Lehre)
nit argwenig".
Pfarrei: Die Pfarrei hat 44 Gläubige ["Communicantes"],
alle katholisch, über die er nur Gutes berichten könne. Sie
besuchen den Gottesdienst fleißig und beichten zweimal im Jahr.
Das Opfer und die Sammlungen ergeben natürlich nur geringe Summen.
In der Pfarrei gab es noch nie einen Cooperator. Der Pfarrer ist sehr
arm. Er hat schließlich eine sehr kleine Pfarrei und ein schlechtes
Einkommen. Seine Ernte ist heuer vom Hagelschlag zerstört worden.
Er kann sich nur mit Mühe behelfen. Auch die Einnahmen aus den kirchlichen
Verrichtungen sind bei so wenigen Gläubigen gering: "Sterb offt
in zwei Jarn niemandt", notiert der Visitator. Das Einkommen der
Pfarrei in Getreide und anderen Abgaben beträgt rd. 10 Gulden. Der
Vogt des Klosters Scheyern, der bayerische Herzog, erhält für
seine Dienste zwei Schäffel und einen Metzen Korn und 2 Pfund Pfennig
Jägergeld. Der Pfarrhof in Rumeltshausen ist "wolerpaut".
Kirche: In der Kirche stehen 3 Altäre. Daneben befinden sich
auch ein Sakramentshaus mit Beleuchtung, ein hölzerner Taufstein
["hiltzin Taufstockh), Bilder und Glocken. Das Allerheiligste und
die heiligen Öle werden rein aufbewahrt. Das Taufwasser befindet
sich in einem Krug ["Baptismus ist in aim Kruegl"]. Auch ein
Friedhof ist vorhanden. In der Sakristei befinden sich zwei Kelche mit
Corporale, eine Monstranz aus Messing, 2 Fahnen, 2 Messbücher, ein
zerrissenes Gesangbuch, ein Liturgiebuch. und drei Messgewänder.
Der Bericht schließt mit den Worten: "An der Khirch und Khirchmauer
ist Mangel, sonst an anderen Dingen nit".
Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden
Sie hier...
weiter...
zu den Zeitungsberichten
|