zur Landkreiskarte        ausführl.Beschreibg         Kirchen in der Gem.Hebertshausen


Filialkirche St. Nikolaus in SULZRAIN

zur KirchentürKelchbecherTurm 32 m hochChor-spätgotischmehr über St.Nikolaus
Adresse: 85241 Hebertshausen, Taxbergstraße 13
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Die Ortschaft Sulzrain wurde erstmals im Jahr 829 in einer Urkunde als Sulzreini erwähnt.
Sulz bedeutete: versumpfter Boden.

Die dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche von Sulzrain wird schon 1315 in der Konradinischen Matrikel als Filial-kirche von Arnpermoching genannt; sie besaß damals wie heute keinen Fried-hof.

Seit 1524 kennen wir das Patronat St.Nikolaus.

Der heutige Kirchenbau ist in seinem Äußeren der Spätgotik (15./16.Jh) zuzuordnen. Die Inneneinrichtung stammt aus der Rokokozeit um 1750.

Im Jahre 1803 war die Kirche im Zusammenhang mit der Säkularisation in Bayern zum Abriss vorgesehen. Nachdem sich aber die Gemeinde Sulzrain zur baulichen Erhaltung der Kirche verbindlich verpflichtete, wurde der Bau vom Abbruch verschont.

Der dreiseitig geschlossene Chor ist breiter als das Langhaus.


Der unten quadratische Turm aus dem 17.Jh mit seinem achteckigen Oberteil ist teilweise in die Westmauer integriert. Er ist durch viele barocke Blendnischen reich gegliedert. Der Spitzhelm wurde er erst nach einem Sturmschaden im Jahr 1878 aufgesetzt und ersetzte eine frühere Zwiebelhaube. Das Blechdach hielt bis 2015; da erhielt der Turm ein Uginoxdach. Im Turm hängen zwei Glocken.

Renovierungen der kleinen Dorfkirche dürften -wie dies auch bei vielen anderen Kirchen der Fall ist- mindestens alle 50 Jahre vorgenommen worden sein. Nachgewiesen sind sie in den Jahren 1630, 1793, 1849, 1923, 1978 und 2015.

Innenausstattung

Der mit drei Achteckseiten schließende Altarraum ist mit einer unbemalten Flachdecke überzogen; vier rundbogige Fenster erhellen den Raum, in dem fünf Bänke den Besuchern Platz bieten.

Der Rokoko-Altar stammt aus dem Jahr 1749. Drei berühmte Dachauer Künstler waren hier beteiligt:
- als Schreiner u.Schnitzer Nikolaus Prugger(sign.)
- als Maler Franz Mayr aus Dachau,
- als Restaurator Anton Huber aus Dachau (1849).
Im Altarauszuggemälde wird ein Gottvater gezeigt.
In der Mittelnische steht eine Nikolaus-Figur, die älter ist als der Altar. Sie entstand 1680. Der Heilige ist im Bischofsornat dargestellt, in der
rechten Hand drei goldene Kugeln.

An den Wänden zwei Kreuzigungsgruppen und eine Muttergottesstatue (mit Krone und Zepter).

KreuzigungsgruppeKruzifixzur Beschreibung des ChoraltarsMuttergottesfigurVortragekreuz
per Mouseklick zu den Beschreibungen der einzelnen Ausstattungsstücke

Die Kreuzwegbilder im rückwärtigen Bereich des Kirchenschiffs sind Kupferstiche der Augsburger Künstler Joh.Sebastian Klauber und Joh.Andreas Pfeffel aus dem 18.Jh

Pfarrei/Pfarrverband
Sulzrain gehört zum Sprengel der Pfarrei Ampermoching, der auch die Orte Ampermoching, Durchsamsried, Gänsstall, Kaltmühle, Lotzbach, Purtlhof, Reipertshof, Sommerhaus, Mariabrunn und Unterweilbach umfasst. Mit der Pfarrei gehört Sulzrain seit
2012 zum Pfarrverband Röhrmoos-Hebertshausen, dem die Pfarreien Ampermoching, Hebertshausen, Röhrmoos und Großinzemoos angehören.


Denkmalschutz
Die Kirche steht unter Denkmalschutz
und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Hebertshausen 32) eingetragen Darin wird sie wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-74-122-14; Taxbergstraße 13; Saalbau mit dreiseitigem Schluss, Fassadenturm mit Oktogon und Spitzhelm, Chor 15./16. Jahrhundert, Langhaus und Turm 17. Jahrhundert; mit Ausstattung" 


Was noch interessiert...

Der Pfarrverband Röhrmoos-Hebertshausen hat auch eine Internetseite, auf der Sie die Gottesdienstzeiten erfahren können. Klicken Sie hier....

Feier des Patroziniums
Alljährlich um den 6. Dezember herum feiern die Sulzrainer das Patrozinium ihrer Kirche mit einem Gottesdienst. Zum Schluss wird das Nikolauslied gesungen, das die Besitzerin von Mariabrunn, Monika Breitling vor Jahren geschrieben hat. Danach geht es einem alten Brauch entsprechend, zum Weiswurstessen in das Sulzrainer Gasthaus Ziegltrum. Dort warten schon Gläubige aus Ampermoching. Sie kommen ebenfalls zum Patrozinium, gehen aber gleich zum Wirt, weil in der Kirche kein Platz mehr frei sei.
24)

 

 


Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen


Geschichte: Matrikel 1315 Matrikel 1524 Visitation 1560 30jähriger Krieg Inventar 1656
Matrikel 1740 Säkularisation 1803 Inventar 1809 Kirchweihfestverlegg Beschreibung 1874
  Inventar 1903   Denkmalschutz    
Einrichtung: Altarraum Altar Baubeschreibung Empore Figuren
  Harmonium Kreuzweg Kreuzigungsgruppe Säkularisation Vortragekreuze

Die Ortschaft Sulzrain wurde erstmals im Jahr 829 als Sulzireini und Sulzareini erwähnt. Sulz bedeutete versumpfter Boden. Zwei Urkunden vom 4. und 25. Juni dieses Jahres berichten davon, dass ein gewisser Oadalpald seine Ansprüche auf eine Schenkung Hludolfs zu Sulzrain verzichtete.
Die Gegend um Sulzrain ist aber schon viel länger besiedelt. Bei Grabungen am Taxberg, gleich im Anschluss an die Häuser in Richtung Amperpettenbach, hat man im Jahr 2009 viele Funde aus vorgeschichtlicher Zeit gemacht. Dabei handelte es sich um Pfeilspitzen, Schleifsteine, Schaber aus der Steinzeit und Keramikscherben aus den letzten Jahrtausenden (Metallzeit) bis hin zum Mittelalter, aus dem die ersten schriftlichen Dokumente auftauchen.
Der Platz ist auch im Bayerischen Denkmalatlas enthalten mit der Beschreibung: "Siedlung vor- und frühgeschichtlicher Zeitstellung, u.a. der Bronzezeit und der römischen Kaiserzeit". 29)
Bei der Gemeindebildung Anfang des 19.Jh. gehörte Sulzrain ab 1808 zum Steuerbezirk Schönbrunn, ab 1818 zur Gemeinde Amperpettenbach. 23)
Damals hatte es 45 Einwohner, deren Zahl sich bis 1925 auf 48 erhöhte. 30)
Seit 1972 ist Sulzrain mit seinen rd. 60 Einwohnern Teil der Gemeinde Hebertshausen.


Im Jahr 1847 beschrieb ein Reisender die Gegend um Sulzrain ganz begeistert als perfektes Agrarland. In der Zeitung "Baierischer Eilbote" vom 4.7.1847 31) ist zu lesen:
  "Allen Denjenigen, welche von München aus den jetzt so trefflich bestatteten Badeort Maria Brunn bei Dachau besuchen, möchte ch freundschaftlich anrathen, den Rückweg abwärts längs der Amper durch die Dörfer Sulzrain, Amperpettenbach und Fahrenzhausen, dann von da aus auf der Hauptstraße nach München zu nehmen. Dieser Umweg von etwa 2 Stunden führt durch überreichlich gesegnete Saaten, deren Anblick in hohem Grade erheblich ist; die Fluren der genannten drei Dörfer und die der anliegenden Ortschaften, so wie die ganze südöstliche Abhang-Strecke links dr Amper bis Allershausen sind unübertreffliche Muster des Ackerbaues. Wäre unser gesammter vaterländischer Boden in gleichem Maße fruchtbar und gleich diesem Gau fleißig bestellt, so würde uns ein gesegnetes Fruchtjahr nicht nur, wie es heißt, auf 3 Jahre für eigenen Bedarf, sondern wenigstens auf 6 Jahre mit Getreid begaben; Bayern würde sohin in einem Jahr 5 Theile seiner Getreid-Ernte ausführen können."

Geschichte der Kirche

Matrikel 1315 01)
Die dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche von Sulzrain wird schon 1315 in den Konradinischen Matrikeln als Filialkirche von Ampermoching genannt und war damals wie heute ohne Friedhof.
Irgendwann (vielleicht in Kriegszeiten ?) muss es aber einen kurzzeitigen Friedhof oder doch zumindest einzelne Gräber um die Kirche gegeben haben, weil 1963 bei Straßenbau menschliche Gebeine zum Vorschein kamen. 26) Doch die Tatsache, dass die Sulzrainer Bauern ihre Gräber in Ampermoching haben, spricht dafür, dass es in Sulzrain zumindest in den letzten 200 Jahren keinen regulären Friedhof gegeben hat.

Matrikel 1524 01)
Auch in der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 wird Sulzrain ohne Friedhof beschrieben. In diesem Verzeichnis ist erstmals das Nikolaus-Patrozinium genannt. Nach Georg Werner muss aber zu einer unbekannten Zeit (Kriegszeit ?) ein Friedhof bestanden haben, weil bei Straßenbauarbeiten neben der Kirche menschliche Gebeine zum Vorschein kamen.


Visitationsbericht von 1560
Auch im Visitationsbericht von 1560 wird die Kirche in "Sultzrain" kurz erwähnt. Dort heißt es, sie besitze zwei Kelche mit Corporale (Tuch unter dem Kelch), eine Messingmonstranz, ein Messbuch, ein Liturgiebuch, ein zerrissenes Liederbuch und zwei Messgewänder. Das Tauföl sei in einer kleinen Flasche aufbewahrt. Mit den Worten "Sonst kain mangel" endet der Bericht über Sulzrain.



Ausschnitt aus der Karte des Freisinger
Geografen Georg Philipp Finckh von 1655


Michael Mändl Jahrtag
26)
Die Kirchen bezogen früher einen Teil ihrer Einnahmen aus den Jahrtagsstiftungen. Der Stifter schenkte der Kirche ein Grundstück oder einen höheren Geldbetrag, aus deren Erträgen die Ausgaben für den kirchlichen Betrieb finanziert wurden. Dafür wurde für die Stifter jedes Jahr eine Jahrtagsmesse gelesen. Die bestand aus einer Vigil am Morgen und einem gesungenen Seelenamt mit (je nach Stiftungsbetrag) zwei oder drei Beimessen. Außerdem wurde das Andenken des Verstorbenen das ganze Jahr über von der Kanzel verkündet.
Die Kirche in Sulzrain war damit nicht gut ausgestattet; sie hatte nur eine Jahrtagsstiftung. Der Hörlbauer von Sulzrain, Michael Mändl, stiftete zu Beginn des 17.Jh. den Jahrtag und stattete diesen mit 50 fl aus. Am 24. Mai 1628 weitete er seine Stiftung auf zusätzlich 51 Wochenmessen aus. Das Stiftungskapital betrug 620 Gulden. Bei dem damals üblichen Zins von 5% waren also 31 Gulden Zinsen zu erwarten.
Georg Werner hat in seiner Ampermoching-Chronik 26) die Verwendung der Zinsen detailliert dargelegt.
Da es Banken in unserem heutigen Sinn jedenfalls auf dem Land nicht gab, musste die Kirche die Gelder selbst ausleihen. Kreditnehmer waren vor allem die Bauern in der Umgebung von Amperpettenbach bis Dachau (im Jahr 1630).
Die Zinseinnahmen waren laut Stiftungsanordnung folgendermaßen zu verwenden:
- dem Pfarrer für die 51 Wochenmessen a 20 kr = 17 fl
- dem Pfarrer für die Abhaltung des Jahrtages 20 kr
- dem anderen Priester, also für die Beimesse, 30 kr
- dem Mesner für die Holung des Messweines, 52 x 4 kr = 3 fl 20 kr
- dem Kirchprobst (= Kirchenpfleger) für die Aufsicht, 30 kr
- den armen Leuten am Nachkirchweihtag, 12 kr
- dem Mesner für das Läuten an Sonn- und Feiertagen, im Sommer um 4 Uhr (!), im Winter um 5 Uhr, 30 kr.
Die Summe aller Ausgaben betrug demnach 22 fl 22 kr. Ein etwaiger Überschuss ging in das Vermögen der Kirche über. Maximal konnten also 8 fl 30 kr erwirtschaftet werden unter den Voraussetzungen, dass sämtliches Kapital ausgeliehen werden konnte und keine Ausfälle eintraten.
Durch den 30jährigen Krieg verminderte sich das Stiftungskapital und die Zinseinnahmen. Deshalb wurden bis 1693 noch 24 Mändlsche Wochenmessen abgehalten, die dann vom Ordinariat auf zwölf Monatsmessen reduziert wurden, da vom ehemaligen Stiftungskapital von 620 fl nur noch 245 fl vorhanden waren. Der Mesner erhielt für jede Monatsmesse 4 kr , für das Läuten des Morgengebetes jährlich 30 kr. Im Jahr 1878 bestand nur noch die Jahrtagsmesse, die Wochenmessen waren gänzlich entfallen.

Eine andere Einnahmequelle für die Kirche war (laut Salbuch vom Jahre 1558) eine drei Tagwerk große, zweimahdige Wiese, die sog. "Kirchwies".26) Sie stand im Eigentum der Ortschaft, der Pachtertrag aber sollte der Kirche zukommen. Nach der Kirchenrechnung von 1630 brachte diese Kirchenwiese eine jährliche, beständige Pfenniggült von 17 Kreuzern u. 1 Heller, die außerdem laut Kirchenrechnung von 1694 noch mit einer Wachsgilt von einem halben Pfund belegt war. Ein Pfund Wachs war 48 Kreuzer wert. Über viele Jahrhunderte brachte die Kirchenwiese aber keinen Geldertrag, weil sie an das Anwesen Nr. 11 (heute Strasser) verpachtet war und die Familie anstelle der Pacht den Mesnerdienst versah. Das führte letztendlich zum Verlust der Wiese, weil das Grundstück bei der Einführung des Katasters im Jahr 1860/61 aus amtlichem Versehen dem Anwesen 11 zugesprochen wurde. Als man den Irrtum 1888 entdeckte, war die Eintragung rechtskräftig und eine Revindikation (Rückforderung bzw. Geltendmachung eines Herausgabeanspruchs) für die Kirchenstiftung nicht mehr möglich.


Renovierungen im 17.Jh. vor dem 30jährigen Krieg
Die älteste Kirchenrechnung stammt aus dem Jahr 1630.
Damals erstellte ein namentlich nicht genannter Zimmerermeister die Empore und die Bedachung des Vorhäusls. Die Kosten von 3 Gulden 26) übernahm der Kirchenpfleger Michael Mändl (Hörlbauer) privat.
Der Dachauer Maler Johann Zehentsperger (Zehentberger) bemalte für 14 Gulden die Emporenfelder mit acht Bildern, darunter mit der Abbildung der vier Kirchenlehrer (Augustinus, Ambrosius, Gregor d.Große und Hieronymus) und des hl.Bernhard. 27) Er bemalte auch die Stiegen mit durchbrochener Arbeit. Zehentsperberger dürfte der selbe Maler sein, der im Jahr 1630 in der Wallfahrtskirche von Einsbach tätig war.

Dreißigjährigen Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg hat Sulzrain unter den Schwedeneinfällen 1632 und 1648 schwer gelitten. Am Ende des Krieges, 1648, standen nur noch zwei der elf Anwesen. Ob die Kirche in Mitleidenschaft gezogen worden ist, ist mir nicht bekannt.

Aber große Teile des Jahrtagskapitals von 1628 brachten noch Jahrzehnte nach dem Krieg keinen Zins mehr. Wahrscheinlich waren die Höfe der Kreditnehmer abgebrannt oder die Menschen ermordet worden.
26) Die geringen Zinseinnahmen hatten zur Folge, dass der Ampermochinger Pfarrer die Jahrtagsmessen nur noch zum Teil abhielt. Dies ist einem Schreiben des Ordinariats vom 3.3.1687 zu entnehmen, in dem der Pfarrer dafür kritisiert wurde.

Was an liturgischen Geräten nach dem Krieg noch übrig geblieben war, ist in einer Beschreibung vom 3.7.1656 enthalten:
"1 Messgewand mit leoischen Porthen samt Stol(a) und manipl
 1 Altartuch mit Spitzen - 1 Tuftentuch mit Spitzen
 1 weißes doppeltes Kelchtichl mit guldenen Spizen, 1 mit silbernen Spizen
 1 Albe samt dem Funeral
 2 zinnerne Opferkändl samt dem Plätl
 1 kupferner Weihbrunnkessel - 2 Gloggen
 1 rotes Mochiern = Mohär Fähnl - 2 gloggenrot hilzen (hölzerne) Leichter -
 1 blechern Handglöggel - 1 blechernes Wandlglöggl (1661)



Kreditvergabe an andere Kirchen

Wegen der hohen Schäden im 30jährigen Krieg fehlte bei vielen Kirchen das Kapital für Renovierungen oder Wiederaufbauten. Die (staatliche)
Kirchenbehörde des Kurfürstentums überprüfte die Kapitalien der bayerischen Kirchen und zwang diejenigen, die noch über Kapital verfügten, zu verzinslichen und unverzinslichen Kreditvergaben für kirchliche und später auch staatliche Zwecke (z.B. Schulhausbauten). Diese Praxis wurde über viele Jahrzehnte noch nach dem Krieg beibehalten.
Die Rückzahlung der Schulden dauerte bis zu 150 Jahre. Die Tilgungsbeträge gingen mit den Namen der Kreditgeber/nehmer und den Auszahlungsjahren in die Kirchenrechnungen ein; so gibt manchmal eine fremde Kirchenrechnung Auskünfte über das Jahr einer Baumaßnahme.
Auch die Kirchenverwaltung von Sulzrain musste Kredite vergeben. Nach einer Aufstellung von Georg Werner in der Amper-
mochinger Chronik 26) haben sie von dem verbliebenen Messstiftungskapital im Zeitraum von 150 Jahren (1688-1835) über 50 Kredite vergeben.
Dabei war der Kirche von Sulzrain noch im Jahr 1661 amtlich die Armut bescheinigt worden. Damals überprüfte der Freisinger Bischof die Besitz- u. Einkommensverhältnisse der Kirchen, um von den reicheren Kirchen eine Bausteuer für den Aufbau des zerstörten Reformatenklosters in Freising zu erheben. Drei Kirchen im Amt Dachau wurden dabei als arm eingestuft: Die Kirchen in Goppertshofen, Hebertshausen und Sulzrain; sie hatten deshalb keine Steuer zu entrichten. 26)


Matrikel 1740  01)


Kirchturm
im 18.Jh.

In den Jahren 1738 bis 1740 hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien der Diözese Freising besucht und und in der nach ihm benannten Schmidt'schen Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben.

Zur "Ecclesia filialis s.Nicolai in Sulzrain" bemerkt er, sie liege auf einem kleinen Hügel. Der einzige Altar sei dem hl.Nikolaus geweiht. Gottesdienste würden am Kirchweihfest gehalten, das auf den Sonntag innerhalb der Oktav von Mariä Himmelfahrt (15.Aug.) falle und natürlich am Patronatsfest (6.Dezember). Außerdem bestehe nach einem Dekret von 20.Okt. 1692 eine Messstiftung des Ortsangehörigen Michael Mändel für eine Messe monatlich.
Dies gehe aus einer Visitationsbeschreibung aus dem Jahr 1706 hervor. Die Messgewänder müssten in der Regel von der Pfarrkirche in Ampermoching mitgebracht werden.
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer von Amper-moching und der Landpfleger von Dachau. Das Vermögen der Kirche betrage 600 fl. (=Gulden). Das war für damalige Zeiten ein für die Größe der Kirche angemessener Betrag.


  Kirchturm
im Jahr
2015

Neuausstattung in der Rokokozeit
In der Rokokozeit um 1750 wurde das Innere im Sinne des neuen Stils ausgestattet. Bekannt ist, dass in diesem Zusammenhang der Dachauer Marktmaurermeister Andreas Strohmayr (+ 1763) drei Kirchenfenster vergrößerte. Der Dachauer Kunstschreiner .. Nikolaus Prugger jun.(1684-1769) erstellte einen neuen Altar.

Renovierung um 1800 26)
Im Jahre 1793 erstellte der Schlosser- und Maurermeister Anton Glonner einen Kostenvoranschlag für eine Reparatur der Kirche. Darin schlug er vor, die Bedachung "gegen das Wetter neu auszuschlagen", das Kirchengemäuer an vier Orten zu untermauern und das baufällige Vorhaus neu aufzumauern. Außerdem sollte das Kirchenpflaster neu gelegt werden "weil es selbst völlig verfault ist". Die ruinöse Holzvertäfelung der Decke des Kirchenraums aus "Dafllaerch" (=Tafellärche) sollte abgenommen und die Decke geweißelt werden (Kosten 181 fl). Außerdem wurde die Erneuerung der Kirchenstühle und der Stiege vorgeschlagen.


Säkularisation 1803
Im Jahre 1803 war die Kirche im Zusammenhang mit der Säkularisation in Bayern zum Abriss vorgesehen. Nachdem sich aber die Ortschaft zur baulichen Erhaltung der Kirche verbindlich verpflichtete, wurde sie vom Abbruch verschont. Die Sulzrainer schrieben:
    "Diese Kirche ist allerdings entbehrlich und deßwegen mittelst Gnädigsten Kirchen Administrations Raths Resolution vom
     11. July 1803 dieselbe zu demolieren anbefohlen worden. Hierauf hat sich aber die Gemeinde Sulzrhain dem 26. Juli 1803
     anheischig gemacht, daß selbe alle wie immer Namen Hab und Auslagen übernehmen wolle, welches via obiger Resolution
     die Bedingnis ist, unter welcher diese Kirche noch stehen bleiben könne."
Der Erhalt der Kirche wurde genehmigt. Ab dem Jahre 1806 war deshalb die Ortschaft Sulzrain, später die Gemeinde Amper-pettenbach, für den Bauunterhalt zuständig; dies ergibt sich aus einer Anmerkung zum Inventarverzeichnis von 1817.
Dort heißt es dazu:
  "Diesem Kirchlein wurde ihr Vermögen eingezogen, als entbehrlich erklärt und zu demolieren angeordnet, hätte selbes baulich zu unterhalten die Gemeinde nicht übernommen, das sie auch bisher geleistet und so stehts zur Zierde der Gegend, beraubt ihres Vermögens noch da". 17)

1819 hatte die Kirche aber schon wieder ein Vermögen von 554 Gulden 22)


Inventarverzeichnis 1809
a) 1 Glöcklein, Wert 15 fl
b) Ein Altärlein, Wert 11 fl
c) 2 Messgewänder, Wert 5 fl
d) Unbedeutende Gerätschaften, Wert 2 fl
Das Verzeichnis wurde vom Ampermochinger Pfarrer Theodor Nebel am 21. Juli 1817 rückwirkend für das Jahr 1809 aufgestellt. Zwischen 1809 und 1817 nichts mehr angeschafft worden.


Karte von 1808

Renovierung 1848/49  26), 17)
In den Jahren 1848/49 führte man eine größere Renovierung der Kircheneinrich-tung durch. Die Gesamtkosten betrugen 208 fl. darunter für Maurerarbeiten 23 fl 12 kr, für Glaserarbeiten des Glasers Manhardt 4 fl 18 kr, für Schreinerarbeiten des Dachauer Kistlers Geum ? in Dachau (18 fl.) und für Malerarbeiten des Dachauer Malers Huber (118 fl 15 kr.)
An erster Stelle stand die Reparatur des prächtigen Choraltars, der damals genau 100 Jahre alt war. Aus dem Kostenvoranschlag des Dachauer Malers Anton Huber kennen wir die Maße und die Ausstattung des Altars, die weitgehend den heutigen entsprechen:
   "Größe: 13,5 Fuß (=3,92 m) hoch und 5,5 Fuß (=1,60 m) breit. Zwei
    korinthische Säulen. Zwei Altarrahmen, einer vier Fuß, der andere zwei Fuß
    hoch. Daneben hat man noch die Kreuzigungsgruppe mit Christus am Kreuz,
    Maria, Johannes und Magdalena (!) restauriert. Die Gesamtkosten betrugen
    208 Gulden."


Verlegung des Kirchweihfestes
Im Jahr 1854 stellten die Sulzrainer beim Ordinariat den Antrag, das Kirchweihfest aus dem Sommer (Sonntag nach Mariä Himmelfahrt -15.8.) in den Herbst zu verlegen. Grund war die Klage der Bauern, dass die Knechte und insbesondere die Mägde mitten in der Erntezeit von Freitag vor der Kirchweih bis Dienstag nach der Kirchweih für die landwirtschaftliche Arbeit ausfielen. Da es für einen Bauern üblich sei, ein Rind, ein Schwein und oft noch zwei bis drei Schafe zu schlachten, bleibe meist Fleisch übrig. Das könne man im Sommer aber nicht räuchern, weil es zu schnell verderbe.
Pfarrer Angermair schrieb: "Da aber nunmehr die weltliche Feier aller Kirchweihen auf den 3. Sonntag im Oktober verlegt ist (?)", sollte die kirchliche Feier auf den 3. Sonntag vor Simon und Judas (28.Okt.) festgesetzt werden. Denn am 1. Sonntag vor genanntem Aposteltage finde die Kirchweih von Ampermoching, am 2.Sonntag vor dem 28.10. jene von Mariabrunn und so würde die Kirchweih am 3. Sonntag gut passen. Ob der Antrag genehmigt wurde, ist mir nicht bekannt.
Ab 1866 legte man staatlicherseits alle Kirchweihfeste einheitlich auf den 3.Sonntag im Oktober.
Wenn Sie den Antrag im Originaltext lesen möchten, klicken Sie hier...


Beschreibung 1874
Um das Jahr 1870 erstellte der Dombenefiziat Anton Mayer eine Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising und veröffentlichte es 1874 als Buch. Über Sulzrain ist darin zu lesen, dass in dem "an der Vicinalstraße nach Unterbruck" gelegenen Ort 98 Gläubige in 12 Häusern wohnten. Das Erbauungsjahr der Kirche sei unbekannt. Die "stillose" Gotteshaus habe einen Kuppel-Thurm mit zwei Glöckchen. Die Baupflicht liege bei der Gemeinde. Gottesdienst werde am Patrozinium (6.12.) gefeiert. Den Mesnerdienst versehe ein Bauer.

Beschreibung 1895   21)
Die Kirche von Sulzrain ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt es auf Seite 320:
   "Kirche. In der Sakristei: Kleiner Leuchter aus Bronze; Fuss pyramidenförmig mit eingezogenen Seiten und eingetieften linearen
    Ornamenten. Am kurzen Schaft ein kantiger Ring. (Schaft jetzt an den Fuss gelöthet). H, 8 cm. Scheint dem 13. Jahrhundert
    anzugehören."
Der beschriebene Leuchter ist 1945 verschwunden.


Inventarverzeichnis 1903

a) 1 Altar
b) 3 Kruzifixe
c) 12 Leuchter
d) 13 Kreuzwegtafeln
e) 3 Heiligenstatuen
f) 1 Kredenztisch
g) 1 Opferstock
Wert der Gegenstände: 361 Mark
Das Verzeichnis wurde am 27. Juni 1903 vom Ampermochinger Pfarrer Hilger für die Feuerversicherung angelegt.

Restaurierung 1940 26)
Am 11. September 1937 bemängelte das Bezirksamt Dachau den verwahrlosten Zustand der Kirche und schlug vor, das Innere, das Turmdach und das am Turmdach befestigte Kreuz wieder instand zu setzen. Pfarrer Dobler beantragte daraufhin bei der Regierung, das Kirchgeld erhöhen zu dürfen. 1940 renovierte man die Ausstattung. Franz Seibold aus Freising setzte die Muttergottesstatue und die Figuren von St Nikolaus und der beiden Erzengel Michael und Gabriel zum Gesamtpreis von 166,50 RM instand. Davon wurden 100 RM durch Spenden aufgebracht. Spender waren Franz Riedmair und Franz Eberl aus Sulzrain sowie Thomas Eggl aus Ampermoching.


Renovierungen, Neuanschaffungen

der kleinen Dorfkirche dürften -wie dies auch bei vielen anderen Kirchen der Fall ist- mindestens alle 25 Jahre vorgenommen worden sein. Nachgewiesen sind sie in den Jahren
1630      Einbau und Ausgestaltung der Empore durch Maler Johann Zehentsperger 27)
1640      Schlosserarbeiten durch Jacob Piechler (1 fl. 52 kr) 26)

1700      neues Tischl und neue Bank in der Sakristei 15 kr. durch den Schäffler von Moching 26)
1728      Sakristeireparatur um 46 fl. 59 kr. 27)
1730      Glockenreparatur durch Glockenumhänger Thomas Gruber aus dem Salzburger Land (unter Mitwirkung des Ampermochinger
            Schmieds Caspar Dexl) (6 fl.26) 17)
            Der Dachauer Kistler Joh.Georg Prugger fertigte drei neue Kästen für die Messgewänder (9 fl 12 kr), die der Dachauer
            Schlosser Georg Spizer um 1 fl 12 kr. beschlug.
1750      Neuausstattung in der Rokokozeit durch Nikolaus Prugger jun. z.B. Fensterreparatur, neue Fensterbänder (53 fl.) 17)
1750      neues Messgewand durch Schneider Franz Mitlhammer (18 fl.) u. neuer Altarstein für 6 fl. 26)

1765      Bauausgaben von 36 fl. 32 kr. 26)
1793      große Reparatur 26)
1824      Dachreparatur, 17)
1828      neuer silberner und vergoldeter Kelch von Anton Mairhofer aus München (48 fl.) 26)
             Fensterreparatur durch Glaser Mannhardt aus Dachau (1 fl. 24 kr) 17)
1832      Ausbesserung des Kirchturms und der Kirche durch den Dachauer Zimmermann Jakob Arnold für 18 kr. 26)  
1834      Kirchendachreparatur durch Maurer Josef Brandhofer für 9 fl; Fensterreparatur durch Glaser Manhardt (54 kr.)  17)  
1835      Setzen eines Blitzableiters durch Balthasar Wildenrather aus München (39 fl 48 kr.) 17)
1848/49  Große Renovierung innen und außen; Choraltar und Kreuzigungsgruppe für 208 fl. 17)
1873      Kleinreparaturen durch Korbinian Eggl 26)
1875      Heftiger Orkan, der die Turmkuppel heruntergerissen hat
1878      Neue Turmspitze mit Zinkblechabdeckung aufgesetzt Kosten: 350 Mark 17)
             Kelch vergoldet durch Josef Baumeister aus München für 30,30 Mark 26)
1891      Kirchturmarbeiten durch den Indersdorfer Spengler Schrodt. Neue Vorsprungbleche am Blechdach mit Drahteinlage.
             Eiserner Blitzableiterdraht durch Kupferdraht ersetzt.(56 Mark). 26)
1901      innen ausgeweißelt   26)  
1908      Außenmauer gestrichen  26)
1911      Spenglerarbeiten  26)       
1934      Dachreparatur, Neueindeckung mit Biberschwanzplatten und neue Dachrinnen (374,08) 26)
1937      Bericht des Bezirksamts Dachau über den verwahrlosten Zustand der Kirche. Es solle: das Innere instandgesetzt werden,
             ebenso das Turmdach mit dem Kreuz darauf. Die Ewig-Licht-Ampel sei bereits zur Reparatur mitgenommen worden.
             Die Kirchenverwaltung beantragte beim Bezirksamt eine Erhöhung des Kirchgelds. 17)
1939/40  Reparatur der Innenausstattung, insbesondere der Statuen durch Franz Seibold aus Freising 26) und "Restauration der
             Kirchenzier" (Figuren der Muttergottes, des hl.Nikolaus und der beiden Erzengel Michael und Gabriel) zum Gesamtpreis von
             166 RM. Davon wurden 100 RM von Franz Riedmair und Franz Eberl aus Sulzrain und Thomas Eggl aus Ampermoching
             aufgebracht. 17)
1979      Trockenlegung und Isolierung der Fundamente, Putz, Pflaster, Neueindeckung des Daches, Renovierung der Figuren,
             Holzpodium unter den Kirchenstühlen, die vier Fenster wurden mit Goetheglas in Bleirahmen neu eingeglast.
             Renovierungskosten: DM 174 000,00. Die Renovierung der Inneneinrichtung nahm die Münchn.Werkstätte für kirchliche
             Restaurierungsarbeiten Johann Stachl vor.17)
2001       Renovierung des Dachstuhls (wegen eingesickernden Regenwassers). Holzwurmbegasung. 17)
2015/16   Erneuerung des Wandverputzes, Neuanstrich mit Sumpfkalk und Quark, Reparaturen an den bleiverglasten Fenstern, Aufbau eines Turmgerüstes, zweimaliger Neuanstrich nach gründlicher Vorbehandlung der Außenwände, Abnahme der von den Spechten bearbeiteten Schindelbedachung, Zimmereiarbeiten als Vorbereitung zur Verkleidung der Turmspitze mit einem äußerst dauerhaften Uginoxdach und zum Schluss die Reinigung und Wiedervergoldung des stark abgewitterten Turmkreuzes. Die Gesamtkosten beliefen sich auf circa 39 000 Euro. 26)


Pfarrzugehörigkeit

Sulzrain war zwar über die Jahrhunderte immer eine Filialkirche der Pfarrei Ampermoching. Doch wirtschaftlich war sie bis 1933 eine eigene Kirchenstiftung. 26)
Dies zeigt auch eine Entscheidung des Patrimonialgerichts Schönbrunn vom 16. Juni 1828, in der der damalige Pfarrer Nebel getadelt wurde, weil er zu den Gottesdiensten Kelche, Messgewänder und die Chorröcke der Mini-stranten aus der Pfarrkirche Ampermoching mitbrachte 17). Die Sulzrainer mussten sich diese Utensilien selbst beschaffen. Das taten sie auch und kauften sich bei Anton Mairhofer in München für 48 Gulden einen vergoldeten Silberkelch samt Löffel und Patene.
Wenn Sie den Schiedsspruch im vollen Text lesen möchten, klicken Sie hier...


Baubeschreibung

Die Kirche liegt auf einer kleinen Anhöhe inmitten des Dorfes. Ein Friedhof ist nicht vorhanden.
Der 3-seitig geschlossene Chor ist geringfügig breiter als das Langhaus (dies ist selten in Kirchen des Dachauer Landes). 
Die Kirche in ihrer breit dahingelagerten Form  gleicht einer Henne, die ihre Flügel schützend über ihre Küken ausbreitet.
Der Dachstuhl stammt noch aus dem Jahre 1626, wie eine Einkerbung in einem Balken ausweist. Er weist teils stehende und teils liegende Konstruktionsteile auf; dies wird auf spätere Reparaturarbeiten zurückgeführt. 26)

Das Dach ist seit 1979 mit naturrohen Biberschwanzplatten gedeckt. 25)


Der quadratische Turm aus dem 17.Jh. 25)mit seinem achteckigem Oberteil und dem Spitzhelm ist teilweise in die Westmauer integriert. Er ist durch viele barocke Blend-nischen reich gegliedert.
Die Turmspitze besitzt seit 2015 ein äußerst resistentes Uginoxdach. Uginox ist verzinnter Edelstahl, der mit der Zeit eine Patina ansetzt.
Früheres Turmdach
Vom 17.Jh. bis 1875: Zwiebelkuppel. Sturmschaden 1875 17)

Von 1877 bis 2015: Schindeldeckung mit Zinkblechspitze 25)
Spechte durchlöcherten die Schindeln.


Kirche von Westen

Im Turm hängen zwei Glocken.
—  Die Marienglocke mit einem Gewicht von 35 kg
     stammt aus dem 19.Jh.
—  Die mit 64 kg fast doppelt so schwere Nikolaus-
     glocke aus Kupfer-Zinn-Bronze wurde von Karl
     Czudnochowsky aus Erding 1950 gegossen (für
     350 DM). Sie besitzt die Aufschrift:
     "Zu Ehren von St.Nikolaus" und erklingt in der
      Tonlage g. Die Glocke wurde am 29.Mai
      1950 von Prälat Geistl.Rat Friedrich Pfanzelt in
      Ampermoching geweiht. 17)

Mit dabei war bei der Weihe auch die kleine Marien-glocke, weil sie wegen der "Abstimmung der Ton-lage" in der Gießerei verändert werden musste. 26)

 


Frühere Glocken:
Schon die Inventarliste von 1656 wies zwei Glocken aus.
Nach der Kirchenrechnung von 1730 hat man zwei Glocken repariert: Der Glockenumhänger Thomas Gruber aus Stuhlfelden im Salzburger Land hing die beiden Glocken um, machte einen neuen Schwengel und einen neuen Glockenboden (6 fl. 26 kr). 06)
Gruber war im gleichen Jahre auch in Einsbach (in beiden Kirchen) und in Überacker tätig. 30 Jahre später hat in Rumeltshausen wiederum ein Gruber aus Stuhlfelden.
Aus dem Jahr 1809 ist bekannt, dass im Turm nur ein kleines Glöckchen hing. 1840 waren es schon wieder zwei Glocken mit einem Gewicht von 65 und 35 kg. Sie wurden im Inventar mit einem Wert von insgesamt 75 Gulden angesetzt 26)
. 1870 waren sie 190 Mark wert.
Nach dem Glockenverzeichnis des Bezirksamts Dachau vom 24.8.1918 waren die beiden Glocken noch vor-handen. Am Ende des Ersten Weltkriegs musste die schwerere Glocke mit 65 kg (mit der Aufschrift "Maria bitt") für Rüstungszwecke abgeliefert werden. Die Entschädigung dafür betrug 292 ReichsMark. 17)
Die als Ersatz angeschaffte Glocke überstand nur wenige Jahre; sie wurde im 2.Weltkrieg eingeschmolzen.


Gedenktafeln ...
Im Vorhaus an der Südwestseite sind zwei Gedenktafeln für die Gefallenen der Ortschaft in den beiden letzten Weltkriegen angebracht.
   
... für die Gefallenen


Der Heimatforscher Georg Werner aus Ampermoching hat sich ausführlich mit der Baugeschichte der Kirche befasst.
Wenn Sie den Aufsatz, der in der Zeitschrift Amperland 2003/1 veröffentlicht wurde, lesen möchten, klicken Sie hier....



Innenausstattung

Der mit drei Achteckseiten schließende Altarraum ist mit einer unbemalten Flachdecke überzogen; vier rundbogige Fenster mit Rechteckverglasung erhellen den Raum. Fünf Bänke, die in der Mitte der Kirche platziert sind, bieten Platz für 20-25 Besucher.
Der Fußboden ist seit 1979 anstelle des alten Ziegelbodens mit Solnhofer Platten wandparallel verlegt.25), 26)

Altar

Der Rokoko-Altar von 1749 25) besitzt einen von zwei Wendelsäulen und zwei Pilastern getragenen Aufbau mit verkröpftem Gesims und schrägen Volutenstützen im Auszug.
Das Antependium ist braun-beige marmoriert (Holz mit Marmorstruktur bemalt) und mit einem vergoldeten Kreuz geschmückt.

Choraltar 1749
Drei berühmte Dachauer Künstler waren hier beteiligt: Der Altar wurde
- von Nikolaus Prugger, Kistler aus Dachau (sign.)
- von Franz Mayr, Maler, ebenfalls aus Dachau (sign) - und Kistler Geum (18 fl.) gestaltet;
Anton Huber
restaurierte ihn 100 Jahre später, 1849. Die Signatur lautet "1749 FM, NP, MI, renoviert 1849 ML ( ? ) und 1923. 26)
" Was MI bedeutet, ist nicht bekannt. Es könnten die Insignien des unbekannten Bildhauers sein.
Altarauszug
Auf dem verkröpften Gesims sitzt der Altarauszug, der von seitlichen Voluten gestützt wird. Das ovale Bild wurde wohl bei der Erstellung des Altars im frühen 18.Jh.25) gemalt.
Es stellt Gottvater dar, mit dichtem Bart, der sich auf eine Weltkugel stützt. Das Haupt ist von dem nur den göttlichen Personen vorbehaltenen dreieckigen Heili-genschein umgeben. In der Hand hält er ein Zepter.

Gottvater
Gottvater wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung im Alten Testament (Exodus 20, 3-4) kein Schnitzbild von Gott zu machen, viele Jahrhunderte nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole wie der Lebensquell, die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck verwendet. Personifiziert als würdiger alter Mann mit langem Bart wird Gottvater erst seit der Barockzeit (17.Jh). Diese Darstellung wird dem Gottesbild in unserer Zeit nicht mehr gerecht.
Mittelteil
Die St. Nikolaus-Figur in der geschweiften Mittel-nische entstand schon 70 Jahre vor dem Altar, um 1680.
Der Heilige ist im Bischofsornat dargestellt, auf dem Kopf die Mitra, in der linken Hand den Bischofsstab und in der rechten Hand drei goldene Kugeln.

St.Nikolaus
Nach der Legende konnte Nikolaus durch gezielte Geldgeschenke (Goldkugeln), die er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken warf, verhindern, dass ein Vater seine drei Töchter zur Prostitution bewegen musste.


St.Nikolaus

Die Ministrantenglöckchen stammen aus der 1. Hälfte 18. Jh.; sie sind eingriffig und besitzen vier Schellen. 25)
Ein kleiner Bronzeleuchter, der angeblich aus dem 13. Jahrhundert stammte, ist 1945 verschwunden.



Figurenausstattung

Patrona Bavariae
An der linken Seitenwand steht auf einem Sockel eine Muttergottesstatue aus spätgotischer Zeit 25). Maria, mit einem rot/ blau/goldenem Gewand gekleidet, trägt eine Krone auf dem Haupt. Sie hält auf dem  linken Arm das Jesuskind, in der rechten Hand ein Zepter. 
Rot und Blau sind die traditionellen Marienfarben. Rot für den königlichen Anspruch, Blau für die hohe Wert-schätzung; im Mittelalter brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe den Edelstein Lapislazuli. Und Gold symbolisiert das Ewige, die himmlische Herkunft, den himmlischen Glanz und höchste Herrlichkeit.


1. Kreuzigungsgruppe

Des weiteren ist an der linken Seiten-wand eine Kreuzigungsgruppe im gotischen Stil des 16.Jh. 25) angebracht. Maria hat die Arme in Trauerhaltung über der Brust gekreuzt, der Apostel Johannes mit der Bibel unter dem Arm, weist mit der mit der rechten Hand auf das Kruzifix.

      
Muttergottes - Kruzifix - St.Johannes
Früher gehörte zu dieser Gruppe noch eine Figur der Maria Magdalena.
Dies wissen wir von der Aufstellung der Renovierungskosten in der Kirchen-rechnung 1849.


2. Kreuzigungsgruppe


Kreuzigungsgruppe

Gegenüber, an der rechten Seitenwand, ist eine weiter Kreuzigungsgruppe zu sehen. Sie wurde wohl in der 1.Hälfte des 18.Jh 25) geschnitzt. Der Corpus ist als Inkarnat (=Hautfarbe) gefasst. Aus den Wunden der Hände, der Füße, der Knie, der Seite und an der Stirn unter der Dornenkrone tropft das Blut. Jesus hat sein Haupt im Tod nach rechts geneigt. Das im Wind flatternde Lendentuch (Perizoma) ist vergoldet.
Unter dem Kreuz steht Maria als Mater Dolorosa, als Schmerzensmutter mit einem Schwert in der Brust. Das Schwert erinnert das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung   im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen". Maria ist in ein rot-blau-goldenes Gewand gekleidet. Der Bildtypus der Mater Dolorosa entwickelte sich schon im Mittelalter und bezieht sich direkt auf das aus dem 13. Jh stammende Gedicht "Stabat mater", das die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten besingt: Christi Mutter stand mit Schmer-zen, bei dem Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing. Das Lied wurde vielfach vertont; es ist auch im Gotteslob unter der Lied Nr.532 zu finden.



Mater dolorosa


Neben der Kreuzigungsgruppe steht auf einem Postament an der rechten Wand eine Figur des Erzengels Michael, der mit dem Spieß den unter ihm liegenden Luzifer in Schach hält.
Eine weitere Engelsfigur, die mit der Michaelsfigur um das Jahr 1700 geschnitzt worden war 25)
, wurde im 20.Jh gestohlen.
  Hinweis: Der Erzengel Michael war nach der Überlieferung häufig mit der Heilsgeschichte der Men-schen verbunden. Er stürzte - schon vor Beginn der Schöpfung - den Luzifer, trieb Adam und Eva mit dem Schwert aus dem Paradies (1.Mose 3, 23-24) zeigte Hagar, der von Abrahams eifersüch-tiger Frau Sara vertriebene Magd, die Quelle zur Rettung ihres und ihres Sohnes Leben

St.Michael
  (1.Mose 16, 7-12). Michael gilt auch als einer der drei Männer, die Abraham in Sodom besuchten (1.Mose 18, 1-16), er hinderte Abraham, den Isaak zu töten (1.Mose 22, 11-18) rang mit Jakob (1.Mose 32, 24-29), teilte das Rote Meer beim Auszug aus Ägypten (2.Mose 14, 19-22), führte Israel ins gelobte Land und kämpfte mit dem Teufel um die Seele von Mose. Rettend erschien er den Jünglingen im Feuerofen bei Daniel (Daniel 3, 25-26) und hielt Habakuk an den Haaren über die Löwengrube. Michael hält die Seelenwaage und empfängt die Seligen im Paradies, so wie Petrus an der Himmelspforte. Gedenktag: 29.September

Das Langhaus besitzt wie der Altarraum eine einfache Flachdecke. 

KreuzwegbilderGeorg WernerMichebaur aus SchuihofKreuzwegbilderKreuzwegbilderKreuzwegbilderKreuzwegbilderRundbildHockerVortragekreuz
                             per Mouseklick zu den Beschreibungen der einzelnen Ausstattungsstücke

Kreuzwegbilder

Die Kreuzwegbilder im rückwärtigen Bereich des Kirchenschiffs sind großen-teils Nachdrucke der Stiche von Ignaz Sebastian Klau-ber, Kupferstecher und Kunstverleger aus Augsburg (1753-1817); sie wurden 1797 erstellt (s. Signatur).

Dazu kommen Drucke aus dem "Passionsspiegel" des Augsburger Kupferstechers und Verlegers Joh. Andreas Pfeffel (1674 - 1748).


Kreuzwegbild

Die Bilder wurden für das Exerzitienhaus Fürstenried erstellt und kamen später nach Sulzrain 25).
Wenn Sie sich alle Kreuzwegbilder ansehen möchten, klicken Sie hier...
Hinweis: Von Klauber stammen übrigens auch die von derselben Platte gedruckten, aber colorierten Kreuzwegbilder in Wollomoos und (ebenfalls schwarz/weiß) in den Kapellen von Taxa und Hilpertsried.

                       
Vortragekreuz

Das vor den Kirchenbänken aus dem 19.Jh. 25) befestigte Vortragekreuz aus derselben Zeit erinnert an den früheren alljährlichen Bittgang der Sulzrainer nach Pasenbach am 1. Mai jeden Jahres. Der Corpus Christi ist nicht so fein gearbeitet wie an den anderen beiden Kruzifixen im Raum. Der vormals sicherlich dreiteilige Heiligenschein besitzt nur noch einen Strahl.
In späterer Zeit hat man um den Hals Jesu ein Blechherz (Herz Jesu mit Flammen) gehängt.


Vortragekreuz
  Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie bei
Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh.


Empore

Die Kirche ist nicht sehr hoch. Wegen der geringen Kopffreiheit hilft hochgewachsenen Kirchenbesuchern auf der Empore nur eine demütige Haltung mit gesenktem Haupt.

Die Emporenbrüstung ist durch acht Felder gegliedert. Alten Kirchenrechnungen ist zu ent-nehmen, dass sie wohl im Jahr 1630 eingebaut wurde. Damals bemalte der Dachauer Johann Zehentsperger acht Felder, u.a. mit den Bildern der vier Kirchenlehrer Augustinus, Ambrosius, Gregor d.Große und Hieronymus sowie des hl.Bernhard. 25)  
Später waren hier die Kreuzwegbilder befestigt, die nunmehr an den Wänden hängen.


Kopie von Raffael-Gemälde
Heute sind die Holzfelder der Brüstung leer; lediglich ein Rundbild ist in der Mitte angebracht. Es zeigt eine Nachbildung der Madonna-della-Sedia, die vom berühmten italienischen Renaissance-Maler Raffael (1483-1520) im Jahr 1513 geschaffen wurde. Die 'Madonna della Sedia'- auch 'della Seggiola' genannt - verdankt ihren Titel dem übereck gestellten Sessel, in dem Maria mit dem Christuskind gezeigt wird. In das Rund des Bildes ist die Sitzgruppe mit dem jugendlichen Johannes dem Täufer meisterhaft eingefügt.
  "Was dieses Gemälde vor allen anderen des großen Meisters auszeichnet, ist nicht allein die Innigkeit der in sich bewunderungswürdig geschlossenen Composition, sondern hauptsächlich der magische Reiz, welcher über das blendend schöne Antlitz der Madonna ausgegossen ist." (J.D. Passavant, 1839). Seit 1589 gehörte das zugleich intime und reich instrumentierte Gemälde zum Kernbestand der Medici-Sammlungen in der Tribuna der Uffizien. Seine Zugänglichkeit dort, wie auch die spätere Präsentation in Paris zwischen 1797 und 1815, führte zu einer weiten Verbreitung der Kopien wie z.B. hier in Sulzrain.

Fünf Bänke bieten rd. 25 bis 30 Besuchern Platz.

                Harmonium

Die Kirche hat keine Orgel. Im Kirchenschiff steht hinten links ein Harmonium mit schön gestaltetem Hocker für den Organisten. Aber spielen kann es nach Aussagen der Mesnerin keiner mehr. Für die musikalische Begleitung der Messe muss ein Keyboard in die Kirche gestellt werden. Den Strom dafür spendiert der Nachbar, denn die Kirche ist noch nicht an das Stromnetz angeschlossen. 28)
Aus diesem Grund müssen auch die Glocken, deren Seile an der Rückwand im untersten Turmgeschoss hängen, mit der Hand geläutet werden.


Hocker

Hans Schertl


Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03)
Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr. 585, 803, 979)
04)
Bericht des Kreisheimatpflegers Angerpointner (nicht veröffentlicht)
05)
Max Gruber, Für Dachau und die Umgebung bis 1800 tätige Architekten, Bau- u. Maurermeister, Amperland 1982 (Strohmayr)
06)
Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2 (Gruber)
     Der Glockenumhänger Thomas Gruber aus Stuhlfelden im Salzburger Land hat 1730 nicht nur die beiden Glocken in Sulzrain
     umgehängt und repariert. Gruber war im gleichen Jahre auch in Einsbach (in beiden Kirchen) und in Überacker tätig. 30 Jahre
     später hat in Rumeltshausen wiederum ein Gruber aus Stuhlfelden Urban Gruber entsprechende Arbeiten verrichtet. Er
     könnte der Sohn des Thomas gewesen sein.
07)
Max Gruber, Baugeschichte der Kirchen im Bereich der Gemeinde Hebertshausen, Amperland 1985
08)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
09)
Max Gruber, Im Amperland tätige Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3 (Nikolaus Prugger)
10)
Inventar der Gotteshäuser der Pflegamts Dachau, S.150, STA München, Pfleggericht Dachau, GL DAH 211
11)
Dachauer Nachrichten 2001
12)
Dachauer SZ 2001
13) Kreisbote Dachau 2001
14) Georg Werner, Kirchenführung 2001
15) Georg Werner, Die Sankt Nikolaus Kirche in Sulzrain, Amperland Heft 2003/1 (klicken sie hier....)
16) Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im Dekanat Dachau, Amperland 2005/1
17) Georg Werner, Kirchenrechnungen der Pfarrei Ampermoching, 2009 (Kirchweih)
18) Cyliax, Haidn/Pascale, Besiedlungsspuren am Taxberg bei Sulzrain, aus Heft Archäologie im Dachauer Land 2008-2010
19) Georg Werner, Schmuckstück für das Dorf, Münchner Kirchenzeitung vom 17.Januar 2016
20) Wie gemalt, Münchner Kirchenzeitung vom 22.1.2017
21) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
22) Vermögen der Kirche- Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis, 1819, S.605
23) Die Landgerichte Dachau und Kranzberg, Altbayern-Reihe I Heft 11-12: 5.Übersicht über die Gemeindebildung (1818)
24) Patrozinium, Dachauer Nachrichten vom 20.12.2017 (KHR)
25) Georg Brenninger, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1982
26) Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
27) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996
28) Christiane Bracht, Wo Erna, Loni und Biene muhen, SZ vom 4.9.2017
29) Bayerischer Denkmal-Atlas, 2019
30) Josef Scheidl, Kreisheimatpfl. , Bevölkerungsentwicklung des altbayer.Landgerichts Dachau, in ZBLG3 (1930),S.384
31) Baierscher Eilbote vom 4.7.1847
32) Denkmalliste Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Gemeinde Hebertshausen

40 Bilder: Hans Schertl (39), Georg Werner (1)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

18.2.2022


 
Kreuzwegbilder

Titelbild des "Kläglichen Passionsspiegels"

Daraus sind die Stationen 9, 13 und 14 entnommen.
Die übrigen Stationen wurden von Ignaz Sebast. Klauber gestochen.


Titelbild des Passionsspiegels

Text:
Kläglicher PASSIONS-Spiegel, welcher uns vorstellet den schmerzhafften Weg zum Creutz und Todt des wegen unserer Sünden gecreutzigten Heylands JESU CHRISTI, herausgegeben, u. verlegt von Johann Andreas Pfeffel, Ihrer kayserl. Majestät Hoff- Kupfferstecher in Augspurg.

1.Station
Christus ad mortem crucis condemnatus.
Jesus wird zum Tod des Kreuzes verurtheilt.
  2.Station
Christus humeris suis crucem inponens.
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulteren.

3.Station

Casus Christi sub cruce primus.
Jesus fallet das erstemahl unter dem Kreuz.

 

4.Station

Christus obuians Matri Suae.
Jesus begegnet mit dem Kreuz seiner Betrübten Mutter.

6.Station

Christus a Veronica Sudarium accipiens.
Veronica reichet Jesu das Schweiß-Tuch.

 

7.Station

Christus altera vice sub cruce in terram prostratus.
Jesus fallet unter dem Kreuz das anderemahl.

8.Station

Christus Filias Hierusalem Solatur.
Jesus tröstet die Weinende Frauen von Jerusalem.

 


9.Station

Der durch die ungeheuere Creutzes-Last gantz abgemattete Heyland fällt mit derselben zum dritten mahl. -
O Schmerz ! o große Noth !
der Heyland fällt schon wieder,
Der, welcher ohne Schuld, liegt hier ganz abgematt,
Des Creutzes schwere Last
stürzt ihn zur Erden nieder,
Das er zu unserm Heyl auf sich genommen hat.


10.Station

Christus vestimentis exuitur.
Jesus wird seiner Kleider entblößt und mit Gall vermischten Wein getränket.

 

11.Station

Christus cruci affigitur.
Jesus wird an das Kreuz genaglet.


12.Station

Christus in Cruce
Jesus wird erhöcht, und Stirbt am Kreuz.

 

 


13.Station

Nicodemus u. Joseph von Arimathia haben den allerheiligsten Leichnam Christi vom Creutz genommen u. seiner heiligen Mutter übergeben.
Mein Jesus wird nunmehr von seinem Creutz genommen. - Ach ! legt denselbe doch tief in mein Hertz hinnein; - Er ist nach Ängst und Pein zu seiner Ruh gekommen - Welt gute Nacht, ich will bey meinem Jeus seyn.


14.Station

Der gebenedeyete Leichnam unsers entseelten Heylands Jesu Christi wird in das neue Grab Josephs von Arimathia gelegt.
Hier liegt der Lebens-Fürst, hier liegt mein Schatz entseelet.
Und ich armseeliger kan noch am Leben seyn ?
Die Sonne meiner Lust, die ich mir auserwehlet,
Schließt jetzt die dunckle Grufft des harte Felsens ein.



Entscheidung des Patrimonialgerichts Schönbrunn
vom 16.Juni 1828

"Man musste mit großem Befremden in Erfahrung bringen, daß von Herrn Pfarrer zur Haltung verschiedener Gottesdienste in Sulzrain jedes Mal aus der Pfarrkirche Ampermoching ein Kelch als noch andere Gegenstände als Chorröcke verwendet werden. Da diese Gegenstände, namentlch der vergoldete Kelch durch das häufige Hin- und Herschlagen beschädigt werden, so sieht man sich veranlaßt, diese Handlung dem Herrn Pfarrer um so mehr zu rügen, da die Filialkirche Sulzrain mit dere Pfarrkirche Ampermoching in gar keiner Verbindung steht, so sieht man sich bemüßigt, den Gebrauch eines Kelches, Chorrockes ... für alle Zukunft zu untersagen, widrigenfalls dem Pfarrer für jede Übertretung 3 fl. von seinem Stiftungsgefälle abgezogen werden müßten. Dieser Mißstand kann um so leichter abgestellt werden, als die Gemeinde Sulzrain allerdings so viel vermögend sein wird, diese höchst nötigen Requisiten aus eigenen Mitteln beizuschaffen."
Pfarrer Nebel fügte folgenden Zusatz an: "Dieses wurde den Bauern in Sulzrain am 22.Juni kundgetan und zur Beischaffung eines Kelches mit Patene, den Ministrantenröcken, Corporale ermahnt."

 

Verlegung der Kirchweihe in Sulzrain

Protokoll aufgenommen im Pfarrhof zu Ampermoching am 11. Juni 1854
die Verlegung der Kirchweih der Filiale Sulzrain betreffend".

Praesent:
Angerpointner, Pfarrer
1 . Johann Riedmaier, Bauer beim Brettschleipfer
2. Michael Heckmaier, Gütler und Kirchenpfleger, gleichfalls von dort
und geben an:

die Feier unserer kleinen Filialkirche fällt jährlich auf den nächsten Sonntag nach Maria Himmelfahrt in Mitte August und sohin in eine Zeit, wo gewöhnlich noch der Weizen oder doch wenigstens Gerste und Haber auf dem Halme stehen. Durch die Feier der Kirchweih gehen uns aber die weiblichen Dienstleistungen am Freitag und Samstag vor und am Dienstag nach der Kirchweih verloren und daß am Kirchweihmontag ohnehin nichts geschieht, ist bekannt. In der Ernte aber vier Arbeitstage verlieren müssen, ist gewiß ein kostspieliger Verlust. Ein weiterer sehr bedeutender Nachteil geht uns dadurch zu, daß uns diese Zeit das Fleisch so leicht verdirbt. Wie dermalen die Kirchweihen gehalten zu werden pflegen, muß der Bauer ein Rind, ein gutes Schwein und oft noch 2 - 3 Schafe schlachten und kann erst am Dienstag sagen, ob und was ihm geblieben ist. Durch die Wärme in dieser Zeit ist aber häufig der Überrest schon riechend und es bleibt sohin nichts anderes übrig als auch ihn noch schnell aufzuzehren, während er zu jeder anderen Zeit geräuchert und aufbehalten werden könnte. Darum hätten sie schon längst gerne die Verlegung ihrer Kirchweih nachgesucht, hätten sie nicht die Feindschaft des Wirtes von Amperpettenbach gefürchtet. Da aber nunmehr die weltliche Feier aller Kirchweihen auf den 3. Sonntag im Oktober verlegt ist, so bringen sie die unterthänigste Bitte an: "Es möge die kirchliche Feier ihrer Filialkirchweihe auf den 3. Sonntag vor Simon und Judas verlegt worden, wonach am 1. Sonntag vor genanntem Aposteltage die Kirchweih von Ampermoching, am 2.jene von Mariabrunn und am 3. die von Sulzrain fiele."

Es unterschreiben dieses zur Bestätigung auf Ablesen eigenhändig
Johann Riedmair

Ergänzung:
Soll dieses Protokoll mit gutachtlichem Briefe an das hochwürdigste Ordinariat einbefördert werden.
Das katholische Pfarramt, Angerpointner, Pfarrer

zur Baugeschichte von Georg Werner...