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Mit freundlicher
Genehmigung
des Autors

Die Sankt Nikolaus Kirche in Sulzrain
von Georg W e r n e r

Teil I
Zur Baugeschichte einschließlich Innenausstattung

 

 

Den allerersten Hinweis(1) auf ein bestehendes Kirchlein findet sich in den Conradinischen Matrikeln vom Jahre 1315, wo Sulzrain als Filialkirche ohne Friedhof beschrieben wird. Zu einer unbekannten Zeit hat aber ein Friedhof bestanden. Im Jahre 1963 wurde der Kirchenhügel bei Straßenbauarbeiten angeschnitten, wo nach mündlicher Auskunft des Sulzrainer Bauern Martin Polz menschliche Gebeine zum Vorschein kamen. Die Gräber der Sulzrainer Bauernfamilien befinden sich sämtlich im Ampermochinger Kirchenfriedhof.

Die Sankt Nikolaus Kirche ist seit undenklicher Zeit eine Filialkirche der Ampermochinger Kirche Sankt Peter. Als eigene Kirchenstiftung mit eigenen zwei Kirchpröbsten, die Sulzrainer Bauernfamilien entstammten, war sie bis 1933 verwaltungsmäßig nie mit der Ampermochinger Kirchenverwaltung(2) verbunden. Der Dachauer Historiker Gerhard Hanke(3) vermutet, dass der Grundbesitz des Edlen Aripo um die Mitte des 10. Jahrhunderts in beiden Ortschaften die Ursache für die Zugehörigkeit Sulzrains zur Pfarrei Ampermoching sei.

Das Baujahr der Kirche ist unbekannt. Der Chor der Kirche(4) weist spätgotische Merkmale aus. Er hat einen 3/8 Schluss und hat eine etwas größere Breite als das Langhaus. Der Turm am Westgiebel ist jüngeren Datums. Er wird dem 17. Jahrhundert zugewiesen. Im unteren Bereich ist der Turm(5) quadratisch, im oberen Bereich ist der achteckig ausgebildet. Der aufgelockerte Unterbau als auch die durchbrochenen Mauerkränze im Oberteil zeugen vom Kunstsinn des unbekannten Baumeisters. Bis zum Jahre 1876 war er mit einer Zwiebelhaube versehen, die durch einen Sturm zerstört wurde. Seit 1876(6) besitzt dieses Kirchlein eine Spitzhaube. In der großen Visitation(7), die Herzog Albrecht V. im Jahre 1560 abhalten ließ, wird als Kirchenpatron Sankt Nicolaus erwähnt. Als Ausstattung besaß die Kirche unter anderem zwei Kelche, ein Monstranz aus Messing und ein Messbuch. Das Kirchlein muss in baulich gutem Zustand gewesen sein, da es weiter heißt "sonst kain mangel."

Die erste vorhandene Kirchenrechnung datiert vom Jahre 1630(8). Ein nicht namentlich genannter Zimmermeister erstellte mit einem Gesellen die Empore und das Zimmerchen auf dem Vorhäusl und erhielt dafür 3 fl. Kirchprobst damals war der Hörlbauer Michael Mändl. Mändl war ein freigebiger Mann. Er stiftete das für die Empore notwendige Holz, schenkte die erforderlichen Mauersteine her und bezahlte den Mörtelrührer. Ein nicht namentlich genannter Kistler schlug die Empore für vier Gulden aus. Der Dachauer Maler Johann Zehetsperger fasste den Altarstein, vergoldete das Kreuz und malte an der Empore acht Bilder, darunter die vier Kirchenlehrer und Sankt Leonhard, bemalte auch die Stiegen mit durchbrochener Arbeit und erhielt dafür 14 fl.
1640
(9) verrichtete der Schlosser Jacob Piechler verschiedene Arbeiten für 1 fl. 52 kr. Weiter wurde bemerkt, dass die Kirchenfenster einer Reparatur bedürfen.
1654
(10) war als Absichtserklärung vermerkt, das Kirchendach zu übergehen und einen Sakristeikasten anzuschaffen.
1688
(11) war vorgemerkt, den Altar auszubessern, da alles verfallen will.
1700
(12) erhielt der Schäffler von Moching für die Erstellung eines Tischls und der Bank in der Sakristei 15 kr.
1726
(13) fand sich in der Kirchenrechnung unter dem Begriff "Notdurft" der Hinweis, dass die Sakristei repariert werden soll. Die Reparatur scheint dann 1728 erledigt worden zu sein, die Höhe der Bauausgaben lässt dies vermuten, da in der Kirchenrechnung von
1730
die Notwendigkeit einer Sakristeireparatur nicht mehr aufgeführt worden ist.
Für 1728(14) lag nur ein Kirchenrechnungsextract vor, in dem die Bauausgaben auf 46 fl. 59 kr. beziffert wurden, jedoch ein Einzelausweis nicht vorgenommen wurde.
1730
(15) hing der Schmid und Glockenumhänger Thomas Gruber aus dem Salzburger Land die zwei vorhandenen Glocken um, machte einen neuen Schwengel und einen neuen Glockenboden und kassierte dafür 6 fl. 26 kr. Beim Reparieren und Aufrichten der Glocken half ihm dabei der Mochinger Schmid Caspar Dexl. Der Dachauer Kistler Johann Georg Prugger fertigte für die Messgewänder drei neue Kästen zum Preis von 9 fl. 12 kr. und der Dachauer Schlosser Georg Spizer beschlug die Kästen um 1 fl. 12 kr. (Georg Spizer war übrigen auch in den Kirchen von Giebing, Dachau, Vierkirchen, Oberroth, Dachau, Haimhausen, Röhrmoos, Indersdorf, Oberbachern tätig).
1750
(16) war die Reparatur der Fenster erforderlich. Drei Dachauer Handwerker waren dabei beteiligt. Der Schlosser Josef Frankh lieferte drei neue Fensterbänder, der Glaser Georg Älbl glaste die neuen Fenster ein und der Maurermeister Andreas Stromayr und ein Geselle waren für die Maurerarbeiten zuständig. Die Mauersteine lieferte der Kochbauer Georg Koch. Insgesamt betrugen die Reparaturkosten 53 fl. 29 kr.
1760(17) fertigte der Dachauer Schneidermeister Franz Mitlhammer ein neues Messgewand für 18 fl. Daneben wurde ein neuer Altarstein für 6 fl. angeschafft.
Für 1765(18) lag nur der Kirchenrechnungsextract vor. Es wurden Bauausgaben in Höhe von 36 fl. 32 kr. geltend gemacht, aber alles ohne Spezifizierung.
1793(19) oder in den folgenden Jahren muß die Kirche einer größeren Reparatur unterzogen worden sein. Im Ampermochinger Pfarrarchiv sind Kostenvoranschläge archiviert, die darauf schließen lassen. Der Dachauer Schloss- und Maurermeister Anton Glonner (der auch an den Kirchen in Breitenau, Rudelzhofen und Vierkirchen sowie am Pfarrhof in Mitterndorf tätig war) schlug folgende Maßnahmen vor. Das Kirchen- und Sakristeidach ist gegen das Wetter neu auszuschlagen, das Kirchengemäuer ist an vier Orten zu untermauern, das Vorhaus, das einsturzgefährdet ist, ist neu aufzumauern, das Kirchenpflaster ist neu zu legen, da es völlig verfault ist und statt der ruinösen Decke aus Täfelwerk ist eine weiße Decke hinaufzumachen. Unter anderem werden dazu folgende Materialien benötigt: 3,5 Muth Kalk samt Fuhrlohn a 5 fl. 36 kr. = 19 fl. 36 kr, 26 Fuder Sand mit Graben und Werferlohn a 12 kr. = 5 fl. 12 kr, 1.500 Mauerseine, 1.000 Stück zu 11 fl. = 16 fl. 30 kr, 600 Hacken und Preis a 5 kr. = 20 fl. 50 kr, an Arbeitskräften werden gebraucht, ein Maurerpolier samt drei Gehilfen, ein Mörtelrührer und drei Tagwerker, alle für 34 Tage. Als Arbeitslöhne wurden angesetzt pro Tag: Polier 32 kr, Maurer 26 kr, Mörtelrührer 18 kr. und Handlanger 16 kr. Die Kostenschätzung lautete auf insgesamt 181 fl. 50 kr. Der Dachauer Glasermeister Ignaz Manhardt gab folgendes Gutachten ab. Drei neue Fenster sind zu erstellen, jedes Fenster mit 28 Tafeln samt Bleizinn für insgesamt 36 fl. 48 kr, zwei neue Fenster in der Sakristei, jedes Fenster mit sechs Tafeln, macht zusammen 2 fl. 24 kr. und drei neue Gatter, jedes Gatter mit zwölf Pfund Gewicht, das Pfund zu 44 kr, macht zusammen 26 fl. 24 kr. Die Kostenschätzung lautete auf insgesamt 45 fl. 36 kr. Der kurfürstliche Dachauer Bau- und Zimmermeister Melchior Hohenstainer schlug folgende Arbeiten vor. Ausbesserung des Daches, der Kuppel, der Kirchenstühle und der Stiege. Die Materialkosten belaufen sich auf 58 fl. 28 kr, die Zimermannsarbeit wird auf 18 Tage geschätzt. Drei Zimmerleute kommen zum Einsatz, pro Tag 26 kr, macht zusammen 23 fl. 24 kr. Werden die Kostenvoranschläge zusammengezählt, so ergab sich ein Reparaturbedarf von insgesamt von 309 fl. 18 kr. Die Säkularisation war voll im Gange, was auch Auswirkungen auf die Kirche Sankt Nikolaus hat. In einem Schreiben des Landgerichts Dachau20 vom 16. Juli 1803 unter Landrichter Lippert an die Pfarrei Moching kündigte sich Unheilvolles an: "Auf Kirchenadministrationsentschließung vom 11. dieses Monats .............. wird hiemit eröfnet, daß ab Seite des churfürstlichen Administrations-Collegiums auf dieses Kirche zu keiner zeit eine Reparation- oder Paramentenausgabe zu verrechnen gestattet wird, folglich die Gemeinde zur Übernamme sämtlicher Ausgaben und gleich von iezt anfangend zur Bezahlung der vorkommenden 52 fl. 52 kr. auf Gemeindekosten sich verstehen muß, unter welcher Bedingnüß die an und für sich ganz entbehrliche Kirche einesweill stehen bleiben mag, welche entschlüßung der Gemeinde Sulzrain ebenfalls eröfnet werden wird."

In der Kirchenrechnung vom Jahre 1803(21) fand sich eine Anmerkung, wie die Bewohner Sulzrains auf den geplanten Abriss reagierten. "Hierauf hat sich aber die Gemeinde Sulzrhain dem 26. Juli 1803 anheischig gemacht, daß selbe alle wie immer Namen Hab und Auslagen übernehmen wolle, welches via obiger Resolution die Bedingnis ist, unter welcher diese Kirche noch stehen bleiben könne."
Im Inventar vom Jahre 1817(22) fand sich die Bemerkung, dass die Jahre 1809 ein Glöcklein im Wert von 15 fl. vorhanden war. Am 21. Juli 1817(23) stellte Pfarrer Nebel ein Inventar der Filialkirche Sulzrain auf und bemerkte voller Wehmut: "Diesem Kirchlein wurde ihr Vermögen eingezogen, als entbehrlich erklärt und zu demolieren angeordnet, hätte selbes baulich zu unterhalten die Gemeinde nicht übernommen, das sie auch bisher geleistet und so stehts zur Zierde der Gegend, beraubt ihres Vermögens noch da."
Laut Kirchenrechnung vom Jahre 1818(24) war seit dem Jahre 1806 die Gemeinde Sulzrain für den Bauunterhalt zuständig. 1824(25) erfolgte eine Reparatur des Daches um 22 fl. 23 kr,
1827(26) eine weitere Dachreparatur und Weißeln der Kirche. Dem Maurer bezahlte man 9 fl. 40 kr. und dem Glaser 1 fl. 24 kr, beide sind nicht namentlich erwähnt. In einem Schreiben des Patrimonialgerichts Schönbrunn(27) vom 16. Juni 1828 wurde Pfarrer Nebel wegen seiner Seelsorgstätigkeit in Sulzrain getadelt: "Man musste mit großem Befremden in Erfahrung bringen, daß von Herrn Pfarrer zur Haltung verschiedener Gottesdienste in Sulzrain jedes Mal aus der Pfarrkirche Ampermoching ein Kelch als noch andere Gegenstände als Chorröcke verwendet werden. Da diese Gegenstände, namentlich der vergoldete Kelch durch das häufige Hin- und Herschlagen beschädigt werden, so sieht man sich veranlaßt, diese Handlung dem Herrn Pfarrer um so mehr zu rügen, da die Filialkirche Sulzrain mit der Pfarrkirche Ampermoching in gar keiner Verbindung steht, so sieht man sich bemüßigt, den Gebrauch eines Kelches, Chorrockes .............. für alle Zukunft zu untersagen, widrigenfalls dem Pfarrer für jede Übertretung 3 fl. von seinem Stiftungsgefälle abgezogen werden müßten. Dieser Mißstand kann um so leichter abgestellt werden, als die Gemeinde Sulzrain allerdings so viel vermögend seyn wird, diese höchst nöthigen Requisite aus eigenen Mitteln beizuschaffen." Handschriftliche Anmerkung des Pfarrers Nebel: "Dieses wurde den Bauern in Sulzrain am 22. Juni ...... kundgethan und zur Beyschaffung eines Kelches mit Patene, den Ministranten Chorröcken, Corporale ermahnt."
1829(28) wurde von Anton Mairhofer, Silberarbeiter in München ein ganz silberner und vergoldeter Kelch, samt Löffel und Patene zu 30,5 Loth a 1 fl. 36 kr. beschafft. Die Gesamtkosten dafür betrugen 48 fl. 48 kr, wobei die Gemeinde Sulzrain einen Zuschuss von 25 fl. leistete. Daneben besserte der Glaser Manhardt zu Dachau die Fenster um 1 fl. 24 kr. aus.
1832(29) erhielt der Dachauer Zimmermann Jakob Arnoldt (Anmerkung Schertl: der Enkel des Bildhauers Franz Paul Arnoldt 1724-1788) für Ausbesserung des Kirchturms und der Kirche zwecks Setzung eines Blitzableiters 18 kr.
1834(30) reparierte der Maurer Josef Brandhofer das Kirchendach für 9 fl. , der Glaser Manhardt die Fenster um 54 kr. 1835(31) setzte Balthasar Wildenrather aus München den Blitzableiter und erhielt dafür 39 fl. 48 kr. Die Gemeinde Sulzrain schoss diesen Betrag zur Deckung der Kosten gegen Rückersatz vor. Teilrückzahlung erfolgten 1835(32) in Höhe von 9 fl. , 1836(33) von 9 fl. 48 kr,
1838(34) von 11 fl. und und der Rest von 10 fl. schenkte die Gemeinde Sulzrain der Kirche im Jahre 1840(35). Der Kirchenrech-nung vom Jahre 1840(36) war ein Inventar beigefügt. Demzufolge befanden sich auf dem Turm zwei Glocken, 1,5 Zentner schwer, Wert 50 fl. pro Zentner. Der Gesamtwert betrug demnach 75 fl.
1848(37)(38) wurde das Kirchlein in all seinen Teilen renoviert. Die durchgeführten Arbeiten wurden näher beschrieben. Es wurden benötigt unter anderem 200 Pflastersteine zu 13 fl. 24 kr, für Hacken und Preise 50 kr, für Maurerarbeiten 23 fl. 12 kr, für Glaserarbeiten dem Glaser Manhardt 4 fl. 18 kr, dem Dachauer Kistler Geum in Dachau 18 fl. , dem Dachauer Maler Maler Huber 118 fl. 15 kr, alles in allem kostete 208 fl. Der Kostenvoranschlag lautete nur auf 159 fl. Zur Finanzierung wurde die ganze Barschaft von 80 fl. und andere Einnahmen des Jahres in Höhe von 37 fl. verwendet. Außerdem leistete die Gemeinde einen unverzinslichen Vorschuß in Höhe von 91 fl. , so daß die ganze Reparatur finanziert werden konnte . 1849(39) erfolgte eine Rückzahlung in Höhe von 11 fl. ,
1850(40) weitere 20 fl. ,
1851(41) weitere 31 fl. ,
1852(42) weitere 14 fl. 50 kr. und auf den Rest von 14 fl. 50 kr. verzichteten die Vorschussgeber, so daß die Schulden für den Blitzableiter jetzt ganz getilgt waren. Über die Innenausstattung im Jahre
1849
(43) weiß man genau Bescheid, da ein Kostenvoranschlag des Dachauer Malers und Vergolders Huber vom 17. Mai 1849 archiviert ist.

Der Choraltar ist 13,5 Fuß hoch und 5,5 Fuß breit - ein bayerischer Fuß entspricht 0,29 Meter - , und hat zwei corinthische Säulen. Er besteht aus vier Figuren, zwei Altarrahmen, der eine ist vier Fuß, der andere zwei Fuß hoch, weiter aus Christus am Kreuze. Auf einem Postament thronen Maria, Johannes und Magdalena. Im Innern befinden sich noch zwei Kreuze und 14 Kreuzwegrahmen. Laut Amperlandheft vom Jahre 1985(44) hat der Altar folgende Inschrift: "1749 FM, NP, MI, renoviert 1849 ML ( ? ) und 1923." Das Alter des Altares beträgt also circa 250 Jahre. FM steht für Franz Mayr, Maler in Dachau, NP für den Dachauer Kistler Nikolaus Prugger und MI dürfte der Bildhauer gewesen sein, der noch nicht bekannt ist. Bei der Angabe ML muss es sich um einen Schreibfehler handeln, da die tätigen Künstler Huber und Geum bekannt sind.
Für die Renovierung 1923 waren bisher keine Archivalien auffindbar. Einem Schreiben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalspflege(45) vom 6. Februar 1974 an das Pfarramt Ampermoching konnte entnommen werden, dass der Kupferstichkreuzweg eine Arbeit des Augsburger Künstlers Klauber ist und aus dem 18. Jahrhundert stammt.

Die Kirchenrechnung von 1870(46) wies zwei Glocken aus, deren Wert mit 190 fl. angesetzt wurde.
Im September 1876(47) erstellte der Dachauer Maurermeister Jakob Hergl einen Kostenvoranschlag. Er berichtete, dass ein heftiger Orkan im vorigen Jahr die Kuppel herunter geworfen und den oberen Mauerkranz beschädigt hat. Laut Beschluss der Kirchenverwaltung soll der Mauerkranz ergänzt, die frühere Kuppel aber durch eine Turmspitze ersetzt werden, wobei der Dachstuhl zu erneuern und die Spitze aus Metall herzustellen ist. Die Kostenschätzung für Maurer-, Zimmerer- und Schlosserarbeiten beliefen sich auf 350,00 Mark. Die notwendigen Arbeiten wurden von den Bewohnern Sulzrains unentgeltlich und freiwillig geleistet, ebenso die erforderlichen Hand- und Spanndienste. Laut Gemeindebeschluss der Ortsbürger Sulzrains vom 22. April 1877(48) wurde eine Umlage erhoben. Umlagepflichtig waren Mathias Eberl ( Kochbauer ), Josef Riedmair ( Brettschlaipferbauer ), Josef Neumayr (Straßerbauer ), Simon Neumayr, Johann Zigldrum ( Wirt ), Josef Kreitmair ( Kreitmairbauer ), Johann Heckmair ( Hörgergütler ), Kreszenz Krimmer ( Aurerbäurin ), Josef Westermair ( Hörlbauer ) und Jakob Haaser ( Höllbauer ). Als Berechnungsgrundlage werden die zu zahlenden direkten Steuern herangezogen.
Dem Revisionsbericht vom 25. April 1878 zufolge wurde anstelle des geplanten Eisenbleches Zinkblech verwendet, was jedoch nicht beanstandet wurde. Außerdem wurde der Blitzableiter, der bei den Bauarbeiten beschädigt wurde, erneuert und eine 1 m tiefe Bodenleitung hergestellt.
1878(49) erhielt laut Kirchenrechnung Josef Baumeister aus München für die Vergoldung eines Kelches 30,30 Mark.
1891(50) führte der Indersdorfer Spengler Schrodt Arbeiten am Kirchturm durch. So wurden am Blechdach neue starke Vorsprungbleche mit Drahteinlage aufgelötet. Der alte eiserne Blitzableiterdraht wurde durch Kupferdraht ersetzt. Die Kosten beliefen sich auf 56,00 Mark. Weitere, nicht nähe spezifizierte Spenglerarbeiten wurden 1911 um 73,00 Mark durchgeführt. Kleinere Glaserarbeiten zwischen 1870 und 1875 führte der Dachauer Glaser Jakob Manhart aus, ab 1883 bis 1916 wurden dann die Dienste des Haimhauser Glasers Max Reipold in Anspruch genommen. 1901 wurde die Kirche innen ausgeweißt, 1908 dann das Außengemäuer. Erwähnenswert ist, dass das Weißen damals Maurerarbeit war.

Einem Glockenverzeichnis des Bezirksamtes Dachau vom 24. August 1918(51) ist zu entnehmen, dass zwei Glocken aus dem 19. Jahrhundert vorhanden waren. Der Glockengießer ist nicht angegeben. Davon musste die schwerere Glocke mit 65 kg für Rüstungszwecke abgeliefert werden mit der Inschrift "Maria bitt, Maria bitt" ohne Angabe des Gussjahres. Pro kg wurden 3,50 Reichsmark bezahlt, außerdem bei rechtzeitiger Ablieferung eine Reichsmark Zuschlag, so dass die Kirchenstiftung insgesamt 292,50 Reichsmark ausbezahlt bekam. Die leichtere Glocke mit 35 kg verblieb bei der Kirche. Die Eigenständigkeit der Kirchenverwaltung Sulzrain hatte spätestens im Jahre 1933(52) ihr Ende gefunden, da einem Schreiben des Notariats Dachau zu entnehmen ist, dass die Kirchenstiftung Sulzrain von der Kirchenverwaltung Ampermoching vertreten wird.
1934 kam es zur Renovierung des Daches, wie aus einer Zusammenstellung des Pfarrers Dobler(53) zu ersehen ist. Das Dach wurde mit Biberschwanzplatten neu gedeckt und außerdem wurden neue Dachrinnen angebracht. Die Gesamtkosten beliefen sich auf insgesamt 374,08 RM. Dazu leistete die Kirchenverwaltung Ampermoching, die die Kirchenstiftung Sulzrain rechtlich vertritt, einen Zuschuss von 200,00 RM. Der Rest wurde von der Ortschaft gedeckt.
Am 11. September 1937 berichtete das Bezirksamt Dachau(54) an die Kirchenverwaltung Ampermoching, dass sich die Kirche in einem sehr verwahrlosten Zustand befindet. Das Innere soll wieder instand gesetzt werden, ebenso das Turmdach und das am Turmdach befestigte Kreuz. Die hinter dem Altar sich befindende Ampel wurde bei der kurz vorher durchgeführten Besichtigung bereits zur Reparatur mitgenommen. Am 2. Oktober 1937 schrieb Pfarrer Dobler an das Bezirksamt Dachau, dass zur Deckung der Kosten bei der Regierung ein Gesuch zwecks Erhöhung des Kirchgeldes eingereicht werden muss. 1939 und 1940(55) kam es zur Restaurierung der Kirchenzier. Franz Seibold aus Freising renovierte die Muttergottesstatue, Sankt Nikolaus und die beiden Erzengel Michael und Gabriel zum Gesamtpreis von 166,50 RM. Davon wurden 100,00 RM durch Spenden aufgebracht. Spender waren Franz Riedmair und Franz Eberl aus Sulzrain sowie Thomas Eggl aus Ampermoching. Als Ersatz für die im 2. Weltkrieg abgelieferte Glocke(56) erhielt die Kirche eine 64 kg schwere Kupfer-Zinn-Bronze Glocke mit der Tonlage g, die der Erdinger Glockengießer Karl Czudnochowsky anfertigte. Einschließlich Klöppel und Zubehör kostete die Glocke DM 350,00. Die Inschrift der Glocke lautet: "Zu Ehren des hl. Nikolaus". Zwecks Abstimmung der Tonlage musste vorher das vorhandene Glöckchen nach Erding gebracht werden. Zu erwähnen ist, dass die Weihe zusammen mit den Ampermochinger Glocken vorgenommen wurde. Als zweite Glocke besitzt die Kirche ein Maria-Glöcklein von 35 kg mit der Tonlage g.
In den Jahren 1978(57) und 1979 wurde eine Grundsanierung der Nikolauskirche im Innen- und Außenbereich durchgeführt. Da das Mauerwerk stark durchfeuchtet ist, war eine Trockenlegung erforderlich. Rund um das Gebäude wurde ein Graben ausgehoben, die Fundamentmauern wurden erneuert und gegen aufsteigende Feuchtigkeit isoliert. Der Außenputz am Kirchenschiff und Turm wurden abgeschlagen und erneuert. Das baufällige Vorhäusl wurde abgebrochen. Das Dach wurde neu eingelattet und anschließend mit naturroten Biberschwanzziegeln gedeckt, das Turmdach wurde mit handgespaltenen Zedernschindeln neu gedeckt und das Turmkreuz vergoldet. Kupferdachrinnen nehmen das Regenwasser auf und leiten es aus dem Grundstück ab. Im Innenbereich wurde der alte Ziegelboden abgetragen und durch Solnhofer Bodenplatten ersetzt. Der Innenputz wurde bis zur Fensterhöhe erneuert, jedoch ergab sich nirgends ein Hinweis auf alte Wandmalereien.

Die vorhandene Inneneinrichtung, bestehend aus einem Altar und unter anderem aus den Heiligenfiguren Sankt Michael, Sankt Johannes und einer Madonna mit Kind wurden von alten Farbschichten gereinigt und anschließend bemalt, versilbert und vergoldet. Das Kirchengestühl wurde auf einem neu errichteten Holzpodium als Mittelblock neu aufgestellt. Die vorhandenen vier Fenster wurden mit Goetheglas in Bleirahmen neu eingeglast. Die Renovierungskosten beliefen sich auf circa DM 174.000,00. Der Zuschuss betrug DM 155.000,00, der Rest war aus Eigenmitteln aufzubringen. Die Renovierung der Inneneinrichtung im Jahre 1979 nahm die Münchner Werkstätte für kirchliche Restaurierungsarbeiten Johann Stachl vor. Im Jahre 200158 musste der Dachstuhl teilweise repariert werden. Einsickerndes Regenwasser hat die Schäden verursacht. Ebenso fand eine Begasung statt, um dem Holzwurm Herr zu werden.

Weitere interessante Begebenheiten der Sankt Nikolaus Kirche in Sulzrain bleiben einer späteren Veröffentlichung unter Teil II vorbehalten.


Anmerkungen:
1, 5, 44

Max Gruber, Zur Baugeschichte der Kirchen im Bereich der Gemeinde Hebertshausen, Amperland 21, 1985, S. 141

2 PA Ampermoching, Schreiben des Notariats Dachau, 1933
3 Gerhard Hanke, Die Siedlungsgeschichte der Gemeindeteile von Hebertshausen, Amperland 21, 1985, S. 111
4 Kunst- und Kulturdenkmäler in der Region München, S. 358
6 PA Amp, Jacob Hergl, Plan zur Wiederherstellung des durch den Sturm beschädigten Kirchturms in Sulzrain 1876
7 Das Bistum Freising ..... Münchner theol. Studien , S. 330
8, 9, 10, 12, 13,15, 16, 17, 21 StA München, Geistlicher Rat, Kirchenrechnungen, 1630, 1640, 1654
11,14,18,
35,36,38,
24,25,26,28,29,30,31,32,33,34
39,40,41, 4246, 49
PA Amp, Kirchenrechnung Sulzrain 1688,1765,1818,1824,1827,1829,1832, 1833,1835,1836,1838,1840,1848,1849,1850,1851,1852,1870,1878
19 PA Amp, Kostenvoranschläge
20 PA Amp, Schreiben des Landgerichts Dachau vom 16.07.1803
22, 23 PA Amp, Inventar 1817
27 PA Amp, Schreiben des Patrimonialgerichts Schönbrunn vom 16.06.1828
37 STA München, LRA 34463
43 STA München, LRA 34463
45 PA Amp, Schreiben des Landesamtes für Denkmalspflege vom 6.2.1974
47 PA Amp, Plansammlung
48 STA München, LRA 129944
50 STA München, LRA 129353
51, 56 PA Amp, Glockenkauf 1947 - 1950
52 PA Amp, Protokoll der KV vom 7.11.1933
53 PA Amp, Bericht des Pfarrers Dobler
54 STA München, LRA 129944
55, 57 PA Amp, Rechnungen
58 PA Amp, Protokoll der KV vom 01.08.2001
 
Erstveröffentlichung in der Zeitschrift Amperland, Heft 2003/1, Seite 170

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

 28.10.2002