Filialkirche
St.Martin in AMPERPETTENBACH
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Kurzbeschreibung
Die Filialkirche
St. Martin in Amperpettenbach ist architektonisch die interessanteste
Kirche in der Pfarrei Haimhausen Sie stellt einen der seltenen Fälle
eines wenig veränderten mittelalterlichen Kirchenbaus dar.
Erstmals urkundlich erwähnt
wurde die Kirche im Jahr 1315 in der
Konradinischen
Matrikel als "Petenbach" und später im
Appendix zur Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 als "Bettnpach". Das
Praefix "Amper" kam erst im 18.
Jh. auf, zur Unterscheidung vom anderen Pettenbach bei Inders-dorf,
aus dem Langenpettenbach wurde.
Die Kirche hat eine
Länge von 12 Metern und eine Breite von nur 4,65 Metern.
Das Langhaus ist der älteste
Teil der Kirche. Er stammt noch aus der romanischen Zeit um
13.Jh. Die Nordseite ist ohne Fenster; an der Südmauer
befindet sich romanische Bauzier: ein Rundbogenfries und ein
sog. Deutsches Band.
Der Chorraum wurde in der Zeit der Gotik vor 1500 errichtet.
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Ligsalz-Fenster v. 1516.
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Der Turm
(1677) besitzt einen reizvollen,
achteckige Aufbau, dessen Fassade durch Lisenen und ovale Felder
gegliedert ist. Bedeckt ist er mit einer Zwiebel-kuppel. An der
Spitze ein sog. Scheyerner Kreuz mit Doppelbalken.
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Die Filiale Amperpettenbach kam
erst 1818 zur Pfarrei Haimhausen. Vorher gehörte sie zur Pfarrei
Kollbach, 2 1/2 Gehstunden (!) entfernt. Seit 2012 ist Amperpettenbach
mit der Pfarrei Haimhausen Teil des großen Pfarrverbands
Fahrenzhausen-Haimhausen.
Inneneinrichtung
Der Chor ist spätgotisch (Ende
15.Jh). Die Decken sind mit einem phantasievollen Netzgewölbe
überzogen. Die gelb hervorgehobenen Rippen enden auf zehn Kragsteinen,
die mit originellen und nur noch selten zu findenden bunten Halbfiguren
geschmückt sind. Auch die vier Schlusssteine der Gewölberippen,
die das Mauerwerk verkeilen und dem statischen Gefüge den entscheidenden
Halt geben, sind recht gut erhalten.
Rechts im Chor ein besonders wertvolles
Buntglasfenster im Renaissancestil aus dem
Jahr 1516 eingesetzt, gestiftet von der Münchner Patrizierfamilie
Ligsalz, die hier in Amperpettenbach Besitz hatte.
Die Inneneinrichtung ist
im Barockstil gefertigt.
Altäre
Auf dem Hochaltar (1677)
wird im Aufsatzgemälde der Kirchenpatron St.Martin mit Gans gezeigt.
Das große Altarblatt ist dem hl.Leonhard gewidmet (1680). Darüber
das prächtige Stifterwappen.
Als Assistenzfiguren stehen lebensgroße Statuen der in unserer Gegend
selten dargestellten Heiligen Cosmas und Damian (im Gewand
der Hochschullehrer und mit Salbbüchse der Apotheker) neben den gedrehten
Säulen.
Die Seitenaltäre
stehen aus Platzgründen an den Chor-Seitenwänden
Linker Altar (um 1700):
Als Altaraufsatz dient ein Kreuzigungsfresko aus dem 16.Jh.
Das Altarblatt zeigt das Martyrium der hl. Ursula ((18.Jh).
Die Assistenzfiguren stellen die Heiligen Margareta (mit Drachen) und
Barbara (mit Turm) dar.
Rechter Altar (1717):
Im Auszug eine Nachbildung des Passauer Mariahilfbildes.
Altarblatt ist ein Gemälde der Heiligen Diakone Stephanus (mit Steinen)
und Laurentius (mit Feuerrost)
Keine Assistenzfiguren.
In der Kirche sind folgende
Heilige als Gemälde oder als Figur dargestellt:
- St.Antonius
von Padua mit dem Jesuskind |
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- St.Maria
als Mater dolorosa unter dem Kreuz |
- St.Barbara
mit Turm am linken Seitenaltar (15.Jh.) |
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- Maria
Magdalena mit Kreuz und Totenschädel im Chor |
- St.Cosmas
in der Robe von Uniprofessoren (1681) |
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- St.Margarete
mit Drachen am Seitenaltar (15.Jh.) |
- St.Damian
als Uni-Professor mit Apothekertiegel (1681) |
|
- St.Martin
mit Gans im Gewölbeschlussstein (1500) |
-
Apostel Johannes unter
dem Kreuz |
|
als
mit Gans im Auszug
des Choraltars |
- St.Laurentius
mit Feuerrost am Seitenaltar (1717) |
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als
kleine Figur Mantelteilung
auf Tabernakel |
- St.Leonhard
mit Ketten im Schlussstein des Gewölbes |
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- St.Paulus
mit Schwert, auf früh. Kanzelkorb (1677) |
auf
dem Altarblatt des
Choraltars (1680) |
|
- St.Petrus
als Figur mit Hahn im Chor |
- St.Maria
als Marienfigur im Langhaus(1520); |
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- St.Sebastian
am Marterbaum,am Seitenaltar (1520) |
als
Mariahilfbild am
Seitenaltar; |
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- St.Stephanus
mit Steinen, Altarblatt Seitenaltar (1717) |
als
Relief im Schlussstein
des Gewölbes; |
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- St.Ursula
auf dem Altarblatt (Seitenaltar) |
als
Gnadenbildes von Altötting
(Seitenaltar) |
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Was
noch interessiert...
Im
1. Coronajahr 2020 veröffentlichte die Gemeindereferentin
Dr. Andrea Kuffner zum 26.September, dem Fest von St.Cosmas und
Damian, unter dem Titel "Heiler und heilige Geldverächter"
einen Wochenimpuls aus der Filialkirche St. Martin Amperpettenbach.
Thema ist -neben der Kirchenhistorik- die Vita der Heiligen, die
am Choraltar der Kirche prominent dargestellt sind.
Sie können diese "Impulse zur aktuellen Situation"
hier
abrufen ... ........................................................................................
Gottesdienste
werden in Amperpettenbach i.d.R. alle zwei Wochen gehalten (gilt
nicht in der Coronazeit).
Die Gottesdienstordnung finden Sie hier...
.....................................................................................
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen
und kunsthistorischen Hinweisen
Die Ortschaft Amperpettenbach
wird schon lange vor der 1.Jahrtausendwende urkundlich erwähnt.
Lange Zeit glaubte man, eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 772, enthalte
die erste Nennung von Amperpettenbach. Doch die Historiker nehmen an,
dass der darin enthaltene Name "Petinpah" die Ortschaft Langenpettenbach
bei Indersdorf bezeichnet. Denn im Schriftstück ist von einer Michaelskirche
die Rede; Michael ist noch heute Patron in Langenpettenbach. Die Namens-gleichheit
der frühen Zeit (der Name Petinpah hat sich aus dem Namen Peto
entwickelt) ist für die historische Zuordnung ein großes
Problem.
Der dreiteilige Ortsname mit dem Präfix "Amper" kam erst
im 18. Jahrhundert auf.
Dagegen ist in der Tauschurkunde aus der Zeit des Bischofs Anno (855-875),
die in der Zeit zwischen 859 und 864 ausgestellt wurde und die
die lange Zeit in der Urkundensammlung "Freisinger Traditionen"
überlebt hat, unser Amperpettenbach gemeint. Denn damals tauschte
der Freisinger Bischof mit dem Edlen Alprat Liegenschaften zu Petinpah
mit solchen in Chuginhusin (Giggenhausen).
Das genaue Ausstellungsdatum wird nicht genannt. Das ist nicht ungewöhnlich,
weil zum einen die Zeitrechnung "nach Christi Geburt" damals
noch nicht verwendet wurde und zum anderen die auf römischen Brauch
zurückgehende ausführliche Eingangs-formel vereinfacht worden
war. Nach früherem römischen Recht musste an den Anfang des
Schriftstücks eine umfassende Darstellung des Rechtsgeschäfts,
die Aufführung der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers
gesetzt werden. Ab dem 8.Jh. begnügte man sich mit einer kurzen Erwähnung
der Rechtshandlung und einer akribischen Aufzählung aller Zeugen
des Vertragsabschlusses. Grund war, dass im Fall der Anfechtung der Rechtshandlung
der Hauptbeweis in den Zeugen lag. Bei der Beschreibung der Rechtshandlung
führte man aber auch die Namen der Rechtsbeteiligten auf. War eine
der Parteien die Kirche, wurde der Name des Bischofs genannt. Da die Regierungszeit
der Freisinger Bischöfe bekannt ist, lässt sich aus dem Bischofsnamen
die Zeit ermitteln, in der die Urkunde ausgestellt wurde. Prominente Zeugen,
von denen ebenfalls Lebensdaten erhalten sind, lassen eine weitere Eingrenzung
zu.
Wenn Sie den Text der Urkunde lesen möchten, klicken
Sie hier...
Im Jahr 1847
beschrieb
ein Reisender die Gegend um Amperpettenbach ganz begeistert als perfektes
Agrarland. In der Zeitung "Baierischer Eilbote" vom 4.7.1847
57)
ist zu lesen:
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"Allen
Denjenigen, welche von München aus den jetzt so trefflich bestatteten
Badeort Maria Brunn bei Dachau besuchen, möchte ch freundschaftlich
anrathen, den Rückweg abwärts längs der Amper durch
die Dörfer Sulzrain, Amperpettenbach und Fahrenzhausen,
dann von da aus auf der Hauptstraße nach München zu nehmen.
Dieser Umweg von etwa 2 Stunden führt durch überreichlich
gesegnete Saaten, deren Anblick in hohem Grade erheblich ist; die
Fluren der genannten drei Dörfer und die der anliegenden Ortschaften,
so wie die ganze südöstliche Abhang-Strecke links der Amper
bis Allershausen sind unübertreffliche Muster des Ackerbaues.
Wäre unser gesammter vaterländischer Boden in gleichem Maße
fruchtbar und gleich diesem Gau fleißig bestellt, so würde
uns ein gesegnetes Fruchtjahr nicht nur, wie es heißt, auf 3
Jahre für eigenen Bedarf, sondern wenigstens auf 6 Jahre mit
Getreid begaben; Bayern würde sohin in einem Jahr 5 Theile seiner
Getreid-Ernte ausführen können." |
Geschichte
der Kirche
Konradinische Matrikel 1315 05)
Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche finden wir in der
Konradinischen
Matrikel von 1315 bei der Pfarrei in Kollbach. ("Ecclesia
Cholbach .. habet in villa II sepulturas et filialem Petenbach").
Pfarrzugehörigkeit
Amperpettenbach gehörte nämlich bis zum Jahr 1818 zur Pfarrei
Kollbach, 2 1/2 Gehstunden entfernt. Um in die Pfarrkirche zu kommen,
mussten die Amperpettenbacher durch das Gebiet zweier anderer Pfarreien
gehen. Doch ebenso oft musste wohl der Kollbacher Pfarrer die Strecke
von rd. 10 km nach Amperpettenbach reiten.
Im Jahr 1818 (dem Jahr in dem die bayerischen Gemeinden gegründet
wurden) hat man Amperpettenbach nach Haimhausen umgepfarrt. Kommunal war
Amperpettenbach aber von 1818 bis 1972 eine eigene Gemeinde (mit Oberndorf,
Westerndorf und Sulzrain).
Gotischer
Umbau 1500
Um das Jahr 1500, wahrscheinlich mit Fertigstellung um 1516, wurde die
Kirche umgebaut.
Der alte, wahrscheinlich romanische Altarraum/Chor wurde abgebrochen und
in gotischem Stil mit 3/8-Schluss
neu errichtet. Allerdings ließ man, anders als in vielen sonstigen
Ortschaften des Dachauer Landes, das Kirchenschiff stehen. Der Chor wurde
in Breite und Höhe dem Langhaus genau angepasst, sodass der Bau von
außen eine Einheit bildet.
Auch das Innere der Kirche
wurde damals entscheidend verändert. Der Raum wurde mit einer phantasievollen
Mischung aus Stern- und Netzgewölbe
mit Schlusssteinen und Konsolenfiguren überzogen. Dies
betraf nicht nur den neuen Chor, sondern auch das Langhaus, das früher
wohl eine Flachdecke hatte. "Das sich selbst tragende Gewölbe
fasziniert bis heute jeden Betrachter. Seine Elemente müssten herabstürzen
und werden doch durch ein geniales System der Kräfteableitung zusammengehalten.
Das Gewölbe ist nicht nur eine technische Hochleistung, sondern vermittelt,
mehr als eine Flache Decke es vermag, Schutz und Geborgenheit", schreibt
die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. 51)
Damals wurden auch das wertvolle
Buntglasfenster und zumindest eine Figur von der Familie Ligsalz gestiftet.
Weitere Figuren von St.Sebastian, die Muttergottes und St.Barbara und
St.Margarete entstanden zu dieser Zeit und kamen wohl schon damals in
die Kirche.
Um 1500 standen in Amperpettenbach
11 Anwesen, von denen fünf den Klöstern Indersdorf, Scheyern
und Weihenstephan und eines der Münchner Familie Ligsalz gehörte.
Die Ligsalz waren Münchner Patrizier und reiche Kaufleute (Salz,
Roheisen und Tuche), die sich schon ab dem 14.Jh. im Umland Besitzungen
kauften. Zum einen wohl als krisensichere Geldanlage, zum anderen auch
aus Verbundenheit mit dem Bauernstande, dem sie letztlich entstammten.
Karl Ligsalz, der Stadtkämmerer von München hatte einen Hof
in Amperpettenbach erworben; sein Enkel Hans stiftete 1516 das wertvolle
Glasfenster hinter dem Altar und die Figur Urständ Christi. Mehr
über die Familie Ligsalz finden Sie hier...
Sunderndorfer'sche Matrikel von
1524 05)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird
erstmals der Patron der Kirche, der hl. Martin genannt. Dort heißt
es "Kolwach... habet unam filialem ecclesiam, videlicet s.Martini in Bettnpach".
Das bedeutete, dass schon damals die Pfarrkirche und die Filialkirche
den selben Patron, nämlich St.Martin, hatten. Das war und ist nicht
üblich.
Der Haimhausener Pfarrer Knilling mutmaßte bei der Umpfarrung Amperpettenbachs
im Jahr 1818 (von Kollbach nach Haimhau-sen), die Tatsache des gleichen
Patronats "gebe einer alten Sage Wahrscheinlichkeit, in der es heiße,
Amperpettenbach sei ursprünglich nicht mit Kollbach sondern mit einer
anderen benachbarten Pfarrei vereinigt gewesen und erst im 15.oder 16.Jh
dazugekommen. Sonst würde die Filialkirche nicht den gleichen patronus
ecclesiae, den die Pfarrkirche hat, bekommen haben, damit nicht altare
contra altare gestanden wäre!" Doch Knilling scheint die Matrikel
von 1315 und 1524 nicht gekannt zu haben.
Visitationsbericht von 1560
25)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte.
Im Bericht über die Pfarrei
Kollbach ist auch Amperpettenbach unter der Ortsbezeichnung "Ambper
Pettenbach" kurz erwähnt. Die Filialkirche St.Martinus habe
ein jährliches Einkommen von 2 Gulden 1 ß und 21 d, Getreide
von Ulrich Schmid in Höhe von einem halben Schäffel, ein Jahr
Hafer, das andere Jahr Korn. Die "khirchenrechnung gehert gen Dachaw",
die Einnahmen wurden also vom Dachauer Gericht überprüft. Die
Gottesdienste wurden vom Kollbacher Pfarrer versehen. In der Kirche stand
damals ein Sakramentshaus mit nächtlicher Beleuchtung. Der Pfarrer
erhielt außer dem Zehent und den Abgaben nach Kirchenrecht keine
weiteren Zahlungen. Das Mesnerhaus gehörte dem Schmid, der Grund
aber der Kirche. Die Amperpettenbacher müssten ihre Kinder in Haimhausen
taufen lassen (=wegen der großen Entfernung zur Pfarrkirche).
Sorge um den rechten Glauben musste sich der Bischof nicht machen. Der
Pfarrer "hellt alle ding catholisch", heißt es. Die Amperpettenbach
hielten auch die Kreuzgänge und alle anderen Kirchenbräuche
("khirchenpreuch"). In der Kirche befanden sich 2 leider gar
"unsaubere" Kelche mit Corporale, "ainer ist guet, der
ander kupferin" (=aus Kupfer), sowie 2 Messbücher, ein
Gesangbuch und ein Liturgiebuch. Vorhanden waren außerdem vier gar
alte Messgewänder. Das Sakramentshäuschen war nicht gut verschlossen,
wurde aber beleuchtet. Das Taufwasser hat man in einer Flasche aufbewahrt
("Baptismus ist in aim fleschel"). An Palmsonntag und am Ostermontag
wurde den Gläubigen vom Kollbacher Pfarrer die Kommunion in einer
Gestalt (=Hostie ohne Kelch) gereicht. Dies war wichtig, weil die
Protestanten die Kommunion in zwei Gestalten präferierten. Der Bericht
endet mit den Worten: "An altarthuechern ist mangel. Sonst kain defect
verhanden".
Wenn Sie ganzen Bericht über die Visitation der Pfarrei Kollbach
-in heutigem Deutsch- lesen möchten, klicken
Sie hier...
Weihnachts-Pferderennen
17),26)
Die noch erhaltenen Kirchenrechnungen aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen
Krieg enthalten Posten, die auf "Renneth am Hl.Kindltag" hinweisen.
Es geht hier um ein Pferderennen, das jeweils am Tag der unschuldigen
Kinder (28.Dezember) abgehalten wurde. Dieses Rennen wird wohl keine originär
kirchliche Veranstaltungen gewesen, sondern nur anlässlich des früher
groß gefeierten Tags der Unschuldigen Kinder veranstaltet worden
sein. Aber die Tatsache, dass die Einnahmen und Ausgaben in den Kirchenrechnungen
auftauchen, legt doch eine enge Verbindung mit dem kirchlichen Bereich
nahe. Die Reiter hatten als eine Art Teilnahmegebühr Getreide zu
spenden, das sie vor den Altar schütteten; dafür wurden Ross
und Reiter gesegnet. Das Getreide verkaufte die Kirche und nahm dadurch
Geld ein. Der Sieger des Rennens erhielt ein großes rotes Tuch (s.o.
1654: "rott Tuech") als Siegerpreis, das damals neben dem ideellen
auch einen hohen wirtschaftlichen Wert hatte; der rote Farbstoff war teuer.
Die Nächstplatzierten dürften Schweine als weitere Preise erhalten
haben (sog.Rennsäue).
Wenn Sie mehr über die Pferderennen in Amperpettenbach erfahren möchten,
klicken Sie hier....
Barockisierung 1677 /1689
Leider wurde auch diese Kirche Ende des 17.Jh ohne Rücksicht
auf den gotischen Bau mit einer barocken Inneneinrichtung versehen.
Doch in dieser Zeit war Altes nicht wert-voll. Dies zeigt schon
der Begriff "Gotik", der erst im Zeitalter der Renaissance
(vom italienischen Kunsttheoretiker Giorgio Vasari) geprägt
wurde. Gotico bedeutet fremd-artig, barbarisch, geschmacklos; damit
wollte Vasari seine Geringschätzung der mittel-alterlichen
Kunst zum Ausdruck bringen. Kein Wunder, dass man in dieser Zeit
die goti-sche Ausstattung der Amperpettenbacher Kirche unbedingt
loswerden wollte.
Nachweislich wurden damals der Hochaltar und die Kanzel neu eingebaut
u. die Fenster vergrößert. Auch die Seitenaltäre
und die Figuren von St.Petrus, St.Magdalena, St.Antonius, die Altöttinger
Madonna und eine Kreuzigungsgruppe stammen aus dieser Zeit.
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Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
Amperpettenbach = Petnpach
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Wann die Barockisierung vorgenommen
worden ist, kann ich nicht eindeutig sagen. In fast allen Beschreibungen
wird das Jahr 1677 genannt. Auf dem Hochaltar ist die Jahreszahl 1681 zu
lesen. Eine Quelle, die Kirchenrechnung von Bergkirchen, spricht von den
Jahren 1689 und 1691. Im Werkverzeichnis vom Dachauer Schlossmaurermeister
Johann Öttl heißte es, Öttl habe 1698 (!) die Auswechslung
der Hauptmauer in der Kirche durchgeführt.
Darlehen von anderen Kirchen
Wenn Kirchen nach dem 30jährigen Krieg neu gebaut oder aufwändig
renoviert worden sind, war es üblich, dass das Pflegamt Dachau zinslose
Darlehen vermittelte. Diese Darlehen mussten die übrigen Pfarreien
aufbringen. So erfahren wir manchmal aus Kirchenrechnungen anderer Pfarreien,
wann in einer Kirche eine Baumaßnahme durchgeführt wurde. In
der Kirchenrechnung von Sulzrain ist ein Darlehen für den "Kirchenbau
in Pettenbach" in Höhe von 1 Gulden im Jahr 1689 verbucht
50)
In der Rechnung für Bergkirchen ist ein Betrag der Pfarrei zu
den Baumaßnahmen am "Kirchenbau in Amperpettenbach" in den
Jahren 1689 und 1691 enthalten. Dort sind sogar die Gesamtkosten in Höhe
von 200 Gulden genannt. Es ist anzunehmen, dass sich die Barockisierung
in mehreren Bau- und Renovierungsabschnitten über mehrere Jahrzehnte
hingezogen hat.
Schmidt'sche Matrikel 1738/40 05)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising
alle Pfarreien des Bistums und beschrieb in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen. Danach war die Kirche
Ecclesia filialis s.Martini in Amperpettenbach von großer Zierde.
Sie habe zwei Altäre, heit es: der Hochaltar, auf dem auch der Tabernakel
stehe, sei dem hl.Martin, der Seitenaltar den beiden Märtyrerinnen
Ursula und Margarete geweiht.
Messfeiern würden an Kirchweih, dem Sonntag nach dem Fest des hl.Bartholomäus
(= nach 24.8.) und am Patrozinium, dem Martinitag (11.11.) gefeiert. Außerdem
fänden 19 Gottesdienste an Wochentagen statt, die auf eine Stiftung
vom 16.Dez.1599 zurückgingen. Im Friedhof stehe ein Beinhaus. Im
Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einkünfte würden vom
Kollbacher Pfarrer und vom kurfürstl. Präfekten in Dachau verwaltet.
Die Beschreibung endet mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das
völlige Vermögen dises Gottshauses würdet sich dieser Zeit
gegen 400 fl. (=Gulden) erstrecken".
Umpfarrung
1818
Amperpettenbach gehörte -wie schon erwähnt- seit der
Zeit der ersten Überlieferungen bis 1818, also mehr als 500
Jahre, zu der mehrere Gehstunden entfernten Pfarrei Kollbach. Wegen
der großen Entfernung hatte der Pfarrer hier in Amperpettenbach
einen Zehentstadel errichten lassen, in dem die Abgaben zwischengelagert
wurden. Der Stadel brannte im II. Weltkrieg ab. Im Visitationsbericht
von 1560 sind zwei eher gegensätzlich einzuschätzende
Bemerkungen enthalten: 1. "Die Amperpettenbacher müssen
ihre Kinder in Haimhausen taufen lassen" und 2."Das Taufwasser
wird in einer Flasche in der Kirche von Amperpettenbach aufbewahrt".
Als 1818 in Bayern die Gemeinden ihre Selbstverwaltung erhielten,
war wohl der Zeitpunkt gekommen, die seelsorgerisch ohnehin schon
teilweise vorweg-genommene Zuordnung zur Pfarrei Haimhausen auch
offiziell vorzunehmen.
Mit Ordinariatsdekret vom 7.Dez. 1818 ordnete Kapitelvikar Dr.Deutinger
die Umpfarrung der Filialkirche Amperpettenbach von der Pfarrei
Kollbach zur Pfarrei Haimhausen an. Pfarrer Knilling aus Haimhausen
hatte diese Verände-rung schon länger betrieben, denn
schon vorher war Amperpettenbach großenteils von Haimhausen
aus seelsorgerisch mitversorgt worden. Unter Pfarrer Knilling scheinen
die Amperpettenbacher mit ihrer Einpfarrung zufrieden gewesen zu
sein, als aber Knilllings Nachfolger, Merkl F.X., die vielen Gottes-dienste
in Amperpettenbach nicht mehr hielt, gingen fortwährend Klagen
der Gläubigen beim Ordinariat ein.
Zum Zeitpunkt der Umpfarrung hatte die Kirche Amperpettenbach ein
Vermögen von 1106 Gulden. 01)
|
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Baumaßnahmen
um 1822
In der Kirchenrechnung von Sulzrain sind weitere Darlehen an Amperpettenbach
ausgewiesen. Es handelt sich um ein Darlehen von 44 Gulden, die im 1822
ausgegeben wurden und um 10 Gulden aus dem Jahr 1824. Als Begründung
wird in beiden Fällen "Kirchenbau in Amperpettenbach" genannt.
Allerdings ist aus dieser Zeit keine Baumaßnahme in den Unterlagen
von Amper-pettenbach bekannt. Die Summe von 54 Gulden spricht aber dafür,
dass es sich um größere Maßnahmen gehandelt haben dürfte.
50)
1848 wurde die Sakristei an
die Ostseite des Turmes vom Dachauer Maurermeister Hergl angefügt.
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarrangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde.
1831 hatte Amperpettenbach
97 Einwohner, die in 14 Häusern wohnten 04)
1840 war noch keine Änderung eingetreten 02)
1852
hieß es, in Amperpettenbach wohnten 61 Familien mit 395 Seelen
06)
1867
hatte die Gemeinde 418 Einwohner in 99 Gebäuden
Ortschaft
Amper.115 Einw, 24 Gebäude (daneben Oberndorf 99/21,Sulzrain 101/28,Westerndorf
72/18,Hörgenbch 19/5)
1868
hatte war die Zahl bei 115 Einwohnern gleich geblieben
1874
waren es nur noch 112 Einwohner in
12 Häusern
1933
Gemeinde mit 390 Einwohnern
1939
Gemeinde mit 379 Einwohnern
2015 lebten
164 Einwohner in Amperpettenbach
Beschreibung 1874
Die Kirche in Amperpettenbach ist auch in der Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising von Anton Mayer aus dem Jahr 1874
enthalten. Dort heißt es:
"Amperpettenbach, nahe der Amper gelegen, früher Filiale von
Kollbach. Erbauungsjahr unbekannt. Ursprüngl. gothisch, dann verzopft
(=barock). Baupflicht: An der Kirche die Kirche, am Cm. (=Friedhof)
die Gemeinde. Geräumigkeit unzureichend. Kuppel-Thurm mit 2 Glocken.
Cons.dub. Patron Hl.Martin. 3 alt. p. Ss. Cm. ohne Cap. Gottesdienste:
Am Patrocinium und wöchentl. 1 hl.Messe. Meßnerdienste versieht
der Schmied. Kirchen-Vermögen: Rent. 1659 fl. (=Gulden)- Nicht
rent. 1197 fl. ".
Jahrtagsstiftungen
Eine Jahrtagsstiftung war ein der Pfarrei übereigneter Geldbetrag
oder ein Grundstück, aus deren Ertrag ein jährlicher
Gottesdienstes zum Gedächtnis eines Verstorbenen finanziert wurde.
Die Zinseinnahmen aus dem Stiftungskapital waren -neben der Landwirtschaft,
dem Zehent und den Stolgebühren- eine der Einnahmequellen für
den Pfarrer. Jahrtagsstiftungen sind schon seit dem 12.Jh. bekannt. In
unserer Gegend haben wir vor allem von den Stiftungen im 19.Jh. Kenntnis,
weil sie damals einer behördlichen Erlaubnis bedurften, die in den
Zeitungen veröffentlicht wurden.
In Amperpettenbach ist mir bisher nur folgende Stiftung bekannt:
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8.3.1868 |
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Kreszenz
Sedlmaier, Michlbäuerin zu Amperpettenbach
58)
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Beschreibung 1895
Mit der Amperpettenbacher Kirche befasste sich auch das Verzeichnis der
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, dessen Dachauer Teil 1888 von
Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold
und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben
wurde. Schon damals sah die Kirche so aus, wie heute. Wenn Sie den gesamten
Text lesen möchten, klicken
Sie hier....
Beschreibung 1900
In den Jahren 1900 und 1901 verfasste der Haimhausener Kaplan Hugo Straßer
unter dem Titel "Nova et vetera de parochia Haimbhusiaria" (=
Neues und Altes aus der Pfarrei Haimhausen) eine umfangreiche Pfarrbeschreibung.
Im Abschnitt Filialkirchen ist auch Amperpettenbach aufgeführt. Wenn
Sie am Text interessiert sind, klicken
Sie hier...
Restaurationen wurden in den Jahren
1699 Reparatur der Kirchenmauern um 59 fl.
1851 Hochaltar- und Chorrenov.durch Maler
Eller, Freising
1878 und 1938 (durch den Freisinger Maler Seibold - Rücknahme der
Veränderungen von 1851) durchgeführt.
1980 renovierte man den Turm, das Kirchendach
und den Verputz am Langhaus.
Außerdem
erhielt sie einen neuen Bodenbelag (Restaurator Günter Stachl).
2016/18 |
Der Zementputz
auf der Westseite, der das Austreten der aufsteigenden Feuchtigkeit
nach außen verhinderte, wurde bis zu einer Höhe von 2 Metern
abgeschlagen. Daneben stand die Sicherung des Fundaments gegen eindringende
Feuchtigkeit, die Sanierung der Fassade und des Turmes sowie die Behebung
von Schäden an Dach und Dachstuhl auf dem Programm. Auch die
Friedhofsmauer, die wegen Rutschgefahr schon seit Jahrhunderten Probleme
bereitet, wurde neu befestigt.
Die Kosten beliefen sich für die Außensanierung auf 210.000
Euro, für die Friedhofsmauer 290.000 Euro. Zuschüsse zu
diesen Kosten kamen von: Erzdiözese 440.000 €, Gemeinde
Haimhausen 50.000 Euro. Der Rest verblieb bei der Pfarrgemeinde Haimhausen.
47) |
Baubeschreibung
Die Martinskirche steht auf einer
kleinen Anhöhe am nördlichen Dorfrand von Amperpettenbach inmitten
eines ummauerten Friedhofs. Sie ist ein nur wenig veränderter mittelalterlicher
Kirchenbau. Solche findet man im südlichen Bayern nur noch selten.

Deutsches
Band (oben)
Rundbogenfries (unten)
|
Das Kirchenschiff ist noch
romanisch, der Chor schon gotisch. Der Turm stammt aus der Zeit
des Barock. Der Chor wird außen durch Stützpfeiler
stabilisiert. Das Langhaus stammt aus der Frühzeit des
13. Jh; darauf weist der romanischen Bogenfriesblende an der Außenwand
hin, bei dem die 9 Bögen bereits auf Konsolen sitzen. Deshalb
glaubt man zwei Bögen übereinander zu sehen. Darüber
ein Zahnfries,
auch Deutsches Band genannt. Diese Zierform wird dadurch erreicht,
dass man eine Reihe Backsteine schräg einsetzt, also über
Eck einbaut. Hier in Amperpettenbach sind es 31.
|
Die Kirche ist
an der Westseite außen -mit Putz- 6,46 m breit. Innen sind es
nur 4,60 Meter, am Übergang vom Kirchenschiff zum Chor 4,80 Meter.
Die Länge beträgt innen 14,5 Meter. Das Ziegel-mauerwerk
des Langhauses besitzt somit eine Stärke von ca. 90 bis 100 Zentimetern
(mit Putz) und ist ohne Sockel aufgeführt.
Der Bau ist in drei Achsen unterschiedlicher Breite gegliedert, nach
Westen zu mit größerer Spannweite. West- und Nordfassade
sind, wie in der Romanik häufig, glatt und schmucklos (siehe
Bild links). Fenster sind -entsprechend der romanischen Bauweise nördlich
der Alpen- nur auf der Südseite zu finden. Dies hat zwei Gründe:
einen praktischen und einen symbolischen. Der praktische Grund: Die
Fenster waren wegen des Lichteinfalls zwar notwendig, konnten damals
aber nicht gut verschlossen werden. Auf der Südseite kommt mehr
Licht und Wärme herein. Die Symbolik hat noch anderen Grund gefunden:
Vom Norden kommt die Finsternis und mit ihr das Böse. Sie sollen
nicht in die Kirche dringen können.
Alle Fenster wurden 1677 bei der barocken Umgestaltung dem neuen Bedürfnis
nach mehr Licht entsprechend vergrößert. Die kleine Vorhalle
an der Südseite vor dem Eingang ist dagegen jüngeren Datums
(wahrscheinl. 1953). Dort befindet sich das Denkmal für die im
Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. |

Nord- und Westseite
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Der Zwiebelturm
(1677) mit reizvollem, achteckigem, sich nach oben verjüngendem Aufbau
ist südlich am Chor angebaut. Gurtgesimse und vertiefte Ovale, schönes
Kranzgesims. Allseitig schmale Schallöffnungen. Unter der Zwiebelkuppel
befinden sich kleine kreuzförmige Öffnungen.
Oben ist der Turm mit einem doppelbalkigen
Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz geziert. Diese Kreuzesform ist weit
verbreitet und kann verschiedene Ursachen haben.
- Sie symbolisiert zum einen die erzbischöfliche Metropolitangewalt.
- Zum andern war sie früher im byzantinischen Gebiet gebräuchlich
und verbreitete sichvon dort aus im Laufe der Jahrhunderte
auch über ganz Europa.
- Dies gilt wohl auch das berühmte Scheyrer Kreuz, das im 10.Jh. aus
dem Osten über Dachau nach Scheyern kam.
Patriarchenkreuze
auf den Türmen unserer Gotteshäuser im Dachauer Land
zeigen oft besondere Bezüge zum Kloster
Scheyern an, können aber auch nur Zeichen sein, dass die
Kirche im Erzbistum München und Freising liegt.
In Amperpettenbach
hatte das Kloster Scheyern Besitzungen.
53)
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Hinweis:
Die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der
Bedachung von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt
aus dem Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern
als Weiterentwicklung der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche
verwendet. Das erste Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise
in das Heilige Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa.
Es enthielt einen Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf
dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die
große zwiebelförmige Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons
und verband mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem. Jörg
von Halsbach war der erste Baumeister unserer Gegend, der Zwiebeltürme
plante: die Münchner Frauentürme. Damals war die Zwiebel
als Bauform schon im Italien der Renaissance sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten Basiliuskathedrale
in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als die byzantinischen Kuppeln.
Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung
und zum Lebensstil des Barock und galt "als Synthese aus der
Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren in den Wölbungen
des Sinnlichen". 36)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land
vergleichen möchten, klicken
Sie hier...
Im Turm hängen zwei Glocken,
die 1903 von Ulrich
Kortler in München und 1954 von Karl Czudnochowsky
in Erding gegossen wurden.
Die große Dreifaltigkeitsglocke besitzt ein Gewicht
von 257 kg und einen Durchmesser von 80 cm. Auf der
Glocke sind ein Bild der Dreifaltigkeit und die
Texte: "gegossen von Ulrich Kortler-München 1903"
und
"Misericordias Domini in aeternum cantabo
Ps.88" (Die Barmherzigkeit des Herrn werde ich in Ewigkeit
besingen).
Die kleinere Marienglocke (Ton c') enthält die Aufschriften:
"Marianisches Jahr 1954 - gegossen von
V.K.Czudnochows zu Erding".
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Frühere Glocken
Noch um 1900 hingen zwei wesentlich ältere Glocken in der Glockenstube.
Kaplan Straßer berichtet:
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"Die größere
ist bezeichnet: Bernhard
Ernst in München
Goss mich 1654, Bild: Muttergottes mit Kind und Kreuz und Buchstabe
G". Die kleinere trägt als Inschrift: "Wofgangus Steger
me fecit MDCVII Monachii (1557) A malo libera nos. Zeichen: WH und
Wappen" |
Möglicherweise waren diese Glocken
bald nach 1900 schadhaft, denn sie wurden am 25. Mai 1903 durch zwei neue
(mit 257 kg, und 120 kg, Töne C und E) ersetzt. Nur die größere
hat die Weltkriege überstanden. Die kleinere dürfte mit großer
Wahrscheinlichkeit in einem der beiden Weltkriege zum Einschmelzen eingezogen
worden sein.
Innenausstattung
Altarraum
Der nicht eingezogene,
spätgotische Altarraum stammt aus der Zeit um 1500. Er war
von Anfang an gewölbt und hat deshalb außen
Stützpfeiler,
im Innern Wandpfeiler als Träger des Gewölbes. Die Ecken dieser
Pfeiler sind abgekantet; durch spitze Schildbögen
sind sie miteinander verbunden. Die Pfeiler ruhen auf Konsolen in Polygonform
(vieleckig), die mit kleinen Halbfiguren verziert sind. Der Chor
wird durch drei Seiten eines Achtecks geschlossen.
Gewölbe
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Konsolenfiguren
Keine andere Kirche im Landkreis Dachau hat eine derart große
Zahl von Konsolenfiguren. Zwei der Figuren stellen musizierende
Engel mit Orgel und Mandoline dar; ein weiterer Engel hält
ein Wappenschild. Die übrigen Figuren (darunter ein Ritter)
sind nicht zuzuordnen. Meist haben sich auch die Baumeister in einer
der Figuren ein Denkmal gesetzt. Ob dies auch hier in Amperpettenbach
der Fall ist und wenn ja, welche Figur ihn darstellt, ist leider
nicht bekannt.
Schlusssteine
Die Gewölberippen bilden ein Konstrukt zu vier Achsen. In den
Knotenpunkten der Rippen sitzen in jeder Achse Schlusssteine:
- in den beiden Chorachsen zwei runde Steine mit dem Bild des Kirchenpatrons
St.Martin (im Bischofsornat mit einer Gans auf dem Arm) und
von St.Leonhard (im Ordenshabit der Benediktiner mit Bibel
und Tierketten in der Hand)
-im Kirchenschiff ein ebenfalls runder Schlussstein mit dem Relief
von Maria (mit Krone auf dem Haupt, rotem Kleid und blauem
Umhang und einem relativ großen Jesuskind im Arm).
Der vierte Schlussstein entspricht in Form und Verzierung nicht
den übrigen dreien. Die genaue Konstruktion ist nicht zu erkennen,
weil man -künstlerisch etwas unglücklich- darüber
eine weitere Konsolenfigur (ein Mann in grüner Jacke mit sechs
Knöpfen, der sich den Bauch hält) als Abdeckung gesetzt
hat (siehe Bild links).
Die Schlusssteine werden
als letztes in einen Bogen oder oder im Knotenpunkt von Rippen eingesetzt.
Sie verteilen den Druck des Gewölbes auf die einzelnen Rippen
und geben dem statischen Gefüge den entscheidenden Halt. sie
Deshalb hat man sie auch besonders verziert.
Neben seiner bautechnischen Aufgabe hat der Schlussstein auch eine
religiöse Bedeutung. Denn Paulus schreibt im Epheserbrief (Eph.
2,19-22) :
"Ihr seid das Fundament der Apostel und Propheten. Der Schlussstein
ist Jesus Christus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten
und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn (Eph. 2,20-22)"
Und Goethe lässt in Faust II den Kaiser zum Erzbischof sagen:
"Wenn ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut,
dann ist`s mit Sicherheit für ewige Zeit erbaut". 51)
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Hochaltar
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Schlussstein-Ersatz über
der Empore
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Empore
/Eingang
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In der Bildtabelle oben habe ich die Konsolenfiguren und die Schlusssteine
in der Reihenfolge angeordnet, in der sie in der Kirche zu finden
sind. Die obersten Figuren auf dieser Seite sind in der Kirche hinter
dem Hochaltar, die untersten neben bzw. über der Empore angebracht. |
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Gewölberippen
In der späteren
Barockzeit war man mit der Innenausstattung, die in etwa der heutigen
entspricht, zufrieden; denn 1739 wurde sie in der Diözesanbeschreibung
als ganz besonders schmuckvoll bezeichnet.
Die Restauration, die 1851 vom Maler Eller von Freising vorgenommen
wurde, hatte den gotischen Charakter der Kirche aber falsch verstanden.
Eller strich -ganz im Sinne des neugotischen Stils - die Rippen weiß
und den Untergrund des Gewölbes blau, mit Sternen besetzt. Es
sollte einein Blick in das Sternenzelt ermöglichen.
Diese Veränderung wurde inzwischen wieder rückgängig
gemacht: die Rippen des Netzgewölbes
sind wieder freigelegt und farblich hervorgehoben. |
Netzgewölbe
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Hinweis: Die Erfindung des
Rippengewölbes, das zum Kennzeichen des gotischen Kirchbaus wird,
macht es möglich, die statischen Lasten zu reduzieren und so auch
über verhältnismäßig dünne Wände mit größeren Fenstern in Verbindung
mit entsprechenden Strebewerken in die Fundamente abzuleiten. Symbolisch
kann das Gewölbe mit seinem Netzwerk auch die Strukturen des gewölbten
Himmels abbilden.
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Fenster
Auf der rechten Chorseite
befindet sich ein besonders wertvolles Buntglasfenster, aus dem Jahre
1516, gestiftet von der Münchner Patrizierfamilie Ligsalz, die in
Amperpettenbach einen Bauernhof besaß. Es war der Hof Nr. 2, beim
Koch, den heute die Familie Hachinger bewirtschaftet. ...
mehr über die Familie Ligsalz finden Sie hier...
Das Gemälde zeigt vor
einem Renais-sance-Hintergrund die Stifterfamilie, die den Segen
des auferstandenen Christus empfängt. Das Fenster ist 68 x
63 cm groß.
Vor dem Auferstandenen (im
weit-wallenden Purpurmantel mit Kreuzstab und den Wundmalen an Händen
und Füßen und an der Seite) kniet der Rat-sherr Hans
Ligsalz, in einen Pelzrock gehüllt und mit einer hellen Haube
be-deckt). Neben ihm seine drei Söhne, von denen der mit dem
Buch zu seinen Füßen als Geistlicher (Kanoniker im Liebfrauendom)
zu erkennen ist.
Zur Linken kniet die Ehefrau des Stif-ters, Katharina Knöll,
mit gotischem Kopfputz, mit sicher wertvoller Hals-kette und und
einem schönen ge-schnürten Kleid.
An ihrer Seite sieht man die vier Töch-ter, darunter eine Nonne
in Klarissin-nentracht. Es ist Regina, die spätere Äbtissin
des Angerklosters in München (Äbtissin von 1530-36;gest.
1540).
Eingerahmt werden die Knienden
von den Wappenschilden der Familien Ligsalz (mit krönendem
Stulphut) und Knöll, der berühmten Ratsherren- und Bürgermeisterfamilie
aus Salzburg. 03)
|
Im Spruchband steht: "Hanns
Ligsalz + Katharina Knöllin von Salzburg, seine Hausfrau anno
1516".
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Interessant
sind auch die Rosenkränze, die die beiden Hauptpersonen um die Hände
gehängt tragen. Während bei Kath. Knöllin (ganz rechts) ein
langer Rosenkranz mit 40 Aveperlen und 4 Paternosterperlen zu sehen ist,
hält Hanns Ligsalz (ganz links) einen nur halb so langen Rosenkranz
mit 20+4 Perlen in den Händen. Die heute üblichen drei zusätzlichen
Aveperlen und das sog. Credokreuz am Anfang des Rosenkranzes fehlen. Dafür
ist der Beginn des Rosenkranzes mit wertvollen Medaillen geschmückt.
Die Glasmalereien wurden noch in
der musivischen Technik erstellt. Das Glas wird nicht -wie später
üblich- mit Farbe bemalt; die Fenster sind aus in der Masse durchgefärbten
Gläsern in der Art eines Mosaiks zusammengesetzt. Die Hauptkonturen
der Darstellung werden durch die Bleiruten vorgegeben, die die einzelnen
Gläser verbinden.
Das Glasgemälde dürfte von Jakob Kistenfiger aus München
geschaffen worden sein, dem auch die Fenster in Gauting, in Holzkirchen
und auch z.T. in der Münchner Frauenkirche (Dreikönigskapelle 1518)
zugeschrieben werden. Kistenfiger war zwischen 1496 und 1524 künstlerisch
tätig. Das Fenster wurde im Jahr 1877 zum ersten Mal durch R.Jos.Bockhorn
aus München renoviert. Darauf weist die Scheibe eines Glasfensters
unterhalb des Gemäldes hin. Die Renovierung finanzierten Johann und
Theresia Eberl.
Der Kunsthistoriker und Theologe
Dr. Joachim Sighart beschrieb das Fenstergemälde in seinen Büchern
|
1.
Die mittelalterliche Kunst in der Diözese München-Freising,
1855
"Über
Gesicht und die ganze Haltung aller dieser Personen ist jener selige
Friede, jene Innigkeit der Andacht ausgegossen, welche den alten Bildern
den unaussprechlichen Reiz verleihen. Es mahnt dieß Bild an
Holbeins berühmte Bürgermeisterfamilie Meier von Basel (das
10 Jahre nach dem Fenster in Amperpettenbach gemalt wurde). Als
Ornamente sind bereits nackte Genien hier angebracht, die auf antiken
Pfeilern stehen. Wahrscheinlich hat jener Ligsalz als Grundherr des
Ortes dieses Gemälde in dieß zierlich gothische Kirchlein
geopfert."
2. Von München nach Landshut - Ein Eisenbahnbüchlein
von Joachim Sighart, S. 26, 1859
"Die letzte Kirche des Amperthales, die man von der Bahn aus
erblickt (??), ist Amperpettenbach, eine Filiale von Haimhausen. Die
Kirche ist eine Stiftung der berühmten Münchner Patricierfamilie
der Ligsalz, die hier begütert waren. Das sieht man an dem herrlichen
Glasgemälde, das noch im Chore des gothischen Kirchleins prangt.
Vor dem Bilde des Auferstandenen kniet der Rathsherr Hanns Ligsalz,
in den Pelzrock gehüllt; ihn umgeben drei Söhne, von denen
der mit dem Buch leicht als Geistlicher zu kennen ist. Weir sehen
an ihm wohl den berühmten Kanonikus und Chronisten der Frauenkirche.
Zur Linken kniet seine stattliche Hausfrau mit dem hohen Kopfputz,
ihr zur Seite beten die vier Töchter, von denen eine Nonnentracht
hat. Es ist Regina die Aebtissin vom Klarakloster in München,
gestorben i.J. 1540. Ueber alle Figuren ist jener himmlische Friede,
jene Innigkeit der Andacht ausgegossen, die den alten Bildern so hohen
Reiz verleihen. Am Spruchband steht: Hanns Ligsalz und Katharina Knöllin
von Salzburg, seine Hausfrau anno 1516". |
Figuren
im Altarraum
An der südlichen
Chorwand stehen Figuren
des hl. Petrus (18.Jh)
mit den einem
versilberten und einem vergoldeten Himmels-
schlüssel sowie einem Hahn zu seinen Füßen.
St.Petrus hat -wie in den meisten Darste-
lungen dieses Heiligen seit dem 4.Jh.- einen
runden Kopf, einen grauen, krausen Haarkranz
und einen Bart.
der Maria Magdalena
mit den Attributen
Kreuz und Totenschädel. |
St.Petrus
und Maria Magdalena
|
Die Petrusfigur
hatte lange Zeit auf dem Kirchenspeicher gelegen, bis sie 1982 wieder
in den Kirchenraum zurückgeholt wurde.
Beide Figuren dürften vom einem Künstler geschnitzt worden
sein.
Warum sind Petrus und Magdalena zusammen abgebildet ?
Sie stehen hier für das Bußsakrament. |
Petrus ist mit den Himmelsschlüsseln
und dem Hahn zu seinen Füßen dargestellt. Der Hahn steht für die Verleugnung
Jesu im Hof des Hohen Rates am Vorabend der Passion. Die Beschreibung
der Begebenheit endet bei Matthäus (26,75) mit den Sätzen:
"Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe
der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus
und weinte bitterlich". Das Weinen, die Reue, ist die Verbindung von Hahn
und Buße.
Noch deutlicher ist die Verbindung von Schlüssel und Buße. "Ich werde
dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden binden wirst,
das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst,
das wird auch im Himmel gelöst sein" (Mt. 16,19).
Maria Magdalena, war nach
früherer Auffassung der Kirche (Entscheidung von Papst Gregor I.
im Jahr 591) sowohl
die die reuige Büßerin, die Jesus die Füße
salbte (Luk 7, 37-38), als auch
die Begleitperson Jesu auf seinen Predigtwanderungen (Luk.8, 3)
bis unter das Kreuz, die auch die erste Zeugin nach der
Auferstehung (Joh.20, 15-17) war und auch
die Maria von Bethanien, die Schwester von Lazarus und Martha (Luk
10, 38-42).
Deshalb hat sie von den Künstlern mehrere Attribute erhalten:
den Totenkopf, der in der abendländischen Kunst das Zeichen
der Sterblichkeit, das Zeichen für die Vergänglichkeit irdischer
Dinge und deshalb die Ermahnung zur Buße,
um im Falle des plötzlichen Todes die Aufnahme in den Himmel nicht
zu
verpassen.
das Kreuz, das an die andere Maria Magdalena erinnert, die Jesus
bis unter das Kreuz begleitet hat.
die Salbbüchse der Büßerin.
Die Figur in Amperpettenbach ist mit Kreuz und Totenkopf versehen.
Choraltar
/ Hochaltar
Der Hochaltar ist barock.
Er wurde 1677/1681 von dem Pfarrer Wolfgang Welsch von Efferting an der
Donau gestiftet. Die Weihe dürfte erst 1710 durch den Fürstbischof
Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1695-1727) erfolgt sein.
Jedenfalls ist dies so der Kirchenrechnung zu entnehmen ("Neuweihe
von zwei Altären durch den Bischof von Freising 14 fl.). Zum Zeitpunkt
der Stiftung war eine solche Weihe nicht möglich, weil der damalige
Fürstbischof Joseph Clemens von Bayern weder die Priester- noch die
Bischofsweihe empfangen hatte.
Über dem Altarbild ist
das prächtige Wappen des Stifters angebracht (siehe Bild rechts).
Zwischen der vergoldeten Verzie-rung mit Akanthusranken
und dem eigentlichen Wappen liegt ein Spruchband:"Wolfgangus
Italus, Theologiae Doctor Linz, AD 1681". Der aus dem Schmiedbauernhof
in Amperpettenbach stammende Pfarrer übersetzte seinen deutschen
Namen Welsch, der auf eine romanische Abkunft hindeutet, in Latein
mit Italus.

Stifertafel
|
Auf die Stiftung
weist auch eine Stein-tafel neben dem Altar hin. Es heißt
dort im oberen Teil:
"1677 - Hat der Wollehrwirdig, Edl und Hochgelehrte Herr
Wolfgang Welsch der Heill. Schrifft Doctor und Pfarrer Zu Efferting
disen Hoch-Althar Machen Lassen" |
Im mittleren Teil der Steintafel
wird auf eine von Pfarrer Welsch/Italus eingerichtete Stiftung aus
dem Jahr 1692 hingewiesen:
"1692-Einen ewigen Jahrtag mit einem Gesungenem Requiem und Zwey
Heillmessen Für sein Gesambte Freindtschafft, am Montag nach
der Kürchweich alhie, darzu gestüfftet". Das Kirchweihfest
dürfte damals schon am Sonntag nach Bartholomäus, also am
Sonntag nach dem 24.August gefeiert worden sein, wie dies für
1738 verbürgt ist.
|

Wappen
des Altarstifters Dr.Welsch
|
Der dazu gehörende Jahrtagsbrief
(vom 10.11.1692) hat sich im Kloster Indersdorf erhalten. Ihm sind die
Details zur Stiftung zu entnehmen: Die Stiftung in Höhe von 100 Gulden
war dazu bestimmt, aus ihren Erträgen all denen, die die Jahrtagsmesse
für seine Verwandten in der Amperpettenbacher Kirche besuchten, eine
Mittagssuppe zu reichen.
In der Kollbacher Kirchenrechnung
von 1700 schlug sich dies in folgender Bemerkung nieder:
"Absonderlich denen
Welschischen befreunden, ds sie dem Gottsdienst beygewohnt, und der abgestorbenen
Seell mit
ihrem Gebett ingedenckh Gewesen, zu ainer Mittag Suppen
obiger fundation Gemesß: 5 Gulden" .
Der Jahrtag war über die lange Zeit in Vergessenheit geraten; doch
seit einigen Jahren treffen sich die Mitglieder der Familie Welsch als
Nachfahren des Hochaltar-Stifters alljährlich, um einen Gottesdienst
am Altar ihres mehrfachen Ur-Großonkels zu feiern.

Wappen
v.Wolfg. Welsch
|
Im unteren Teil des Altars,
auf der 101 x 64 cm großen Steinplatte
ist wiederum das Wappen des Stifters eingemeißelt.
44)
Die Tafel wurde im Jahr 1981 restauriert.
Mehr über Dr.Wolfgang Welsch finden
Sie hier....
Eine weitere Inschrift an
der Rückseite der nördlichen Konsole berichtet von der
Altarrenovierung 1851 durch den Freisinger Maler Peter Ellmer.
Ellmer wurde am 20.9.1793 in Regensburg geboren und starb am 18.6.1872
in Freising. Von ihm stammt die Lithographie mit der Übergabe
der Stiftungsurkunde der Akademie der Wissenschaften an Sigmund
von Haimhausen (um 1830).
|
Renovierung des Altars 1938
Tafel
für Restaurierung
|
Eine weitere Steintafel
mit dem Welsch-Wappen
an der Südseite des Altarraums erinnert daran, dass 1938 Oberstabsarzt
Dr. Hans Welsch aus Dachau, ein Verwandter des Stifters, den Altar
zum letzten Mal neu fassen ließ.
Text: "1938 - Hoc altare majus restaurare fecit - Dominus Dr.Johannes
Welsch - natus in Etzenhausen - medicus in Dachau" |
Wappen
der Fam. Welsch
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Hochaltarblatt
Das Hochaltarbild
(1680) stellt die Glorie von St.Leonhard dar. Der Heilige
kniet im Ordenshabit auf einer Wolke. Er hält in seiner rechten
Hand die Gefangenenketten. Ein Engel, der ihn zum Himmel emporführt,
trägt seinen Abtsstab und ein Schrift-band mit dem Text: "Per
te rogo, o virgo afflictis et captivis" (durch dich bitte ich,
o Jungfrau, für die Bedrängten und Gefangenen).
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Glorie
des St.Leonhard
|
Über der
Szene thront die angesprochene Maria zwischen vielen Putten
auf Wolken und hält dem Ankommenden das Jesuskind entgegen.
Auf der Erde stehen dankbare Menschen, denen Leonhard geholfen hat:
Links Bauern mit Pferden, rechts Gefangene. |
|
Hinweis: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das
Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I.,
dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen
- und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete.
In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
Man nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem
6.November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen. |
Rechts und links
des Altarblatts stehen die Figuren der beiden Ärztepatrone Cosmas
und Damian. Sie sind als
Universitätsprofessoren gekleidet; der hl. Cosmas scheint gerade
seinen Schülern eine Vorlesung zu halten. |
St.Cosmas
und St.Damian
|
Der hl. Damian ist schon
etwas traditioneller mit Apothekertiegel zu sehen. Die Figuren kommen
uns wegen ihrer langen Kleidung als zu groß vor, haben aber
die normale Körperlänge.
Interessant ist der (wohl damals übliche) Professorentalar
mit den vielen Knöpfen und Schließen.
|
In das Buch, das Cosmas in
der Hand hält, hat ein Restaurator die Mitteilung geschrieben, dass
die Figuren 1681 neu gemacht und im Jahr 1712 renoviert wurden.

Buch
des St.Cosmas
|
Hinweis:
Die beiden Märtyrer Cosmas und Damian haben als Ärzte
und Apotheker in Kilikien, dem heutigen Syrien gearbeitet und für
ihre Dienste aus christlicher Überzeugung kein Geld genommen.
Heilung sei gottgewollt, sagten sie. Deshalb bekamen sie den Beinamen
"Anagyroi" (die umsonst arbeiten). In der Christenverfolgung
des Kaisers Diokletian im 4.Jh. wurden sie enthauptet.
Ihre Häupter befinden sich übrigens in einem Reliquienschrein
in der Münchner Michaelskirche. |
Das
Bild im Auszug des Hochaltars zeigt den
hl. Martin, den Patron der Kirche, im Bischofsornat mit
einer Gans im Arm. Erstaunlicherweise hat ihm der Künstler Stigmata
(Wundmale) verliehen. Dass Martin stigmatisiert war, ist aus keiner
der vielen Legenden bekannt.
Flankiert wird das Bild von zwei Engeln im Stil des 17.Jh., die auf
den Voluten sitzen. |
St.Martin
mit Gans
|
Hinweis:
Martin ist eine historische Person. Er wurde gegen seinen Willen
371 auf Drängen des Volkes Bischof von Tours. Die Legende berichtet,
er habe sich in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch
hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten. |
Auf dem marmorierten
barocken Tabernakel (18.Jh)
mit seinen vier gewendelten Säulchen und drei vergoldeten Muschelkalotten
steht eine kleine Figur des
hl. Martin.
Der
kleine St.Martin
|
Sie zeigt
den Kirchenpatron bei der Mantelteilung, der bekanntesten Legende
des Heiligen. Martin sitzt zu Pferd und zerschneidet mit dem
Schwert seinen Mantel in zwei Teile. Zu seinen Füßen
kniet der Bettler, der die andere Mantelhälfte erhalten
soll. Nach der Legende erschien dem Martin in der folgenden
Nacht Christus mit dem verschenkten Mantelstück bekleidet:
er war es, der Martin als Bettler prüfte. |
|
Tabernakel
|
Epitaphe
Zwischen
der Eingangstüre und der steilen Emporentreppe ist ein Epitaph
(Grabplatte) aus Kalksandstein für Georg Neumair in die Wand
eingelassen (58 x 47 cm). Der Text auf der Steinplatte lautet:
Epitaph
1659
|
"Anno 1661 starb
der erbare Georg Neumair Alhieseliger welcher 1659 zu Trost
seiner sellen und seiner gesambten Neumairischen Freindschafft
sellige Alhie zu Betenbach ainen ebigen Jartag gestifft
denen Gott gnedig und barmherzig sein wolle. Amen"
In unserer heutigen Sprache bedeutet dies:
"Im Jahr 1661 starb der ehrbare Georg Neumair selig,
der 1659 zum Trost seiner Seele und aller Verstorbenen der
Neumair-Verwandtschaft in Amperpettenbach eine Jahrtagsmesse
gestiftet hat. Gott wolle all diesen gnädig und barmherzig
sein. Amen."
|
Chorstuhl
Eine Kanzel
war für die kleine Kirche zwar aus akustischen Gründen
nicht notwendig; doch sie wurde um 1677 dennoch eingebaut,
weil man sich damals eine Kirche nicht ohne Kanzel vorstellen
konnte. Die Kanzel war an der Stelle des heutigen rechten
Seitenaltars an der Wand angebracht und vom Turm aus begehbar.
40 Jahre später bemerkte man, dass die Kanzel das Raumbild
und den Blick auf den Choraltar stört und entfernte sie
wieder. Der Kanzelkorb wurde zu einem Chorstuhl
umgewandelt. Ein 47 x 27 cm großes Ölbild des begeisterten
Predigers Paulus mit Schwert erinnert noch an die ursprüngliche
Bestimmung des Stuhles.
|
Hinweis:
Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde
versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch
von oben herab sprechen, was ihren Worten größere
Wirkung verleihen sollte. |
|

Früherer
Kanzelkorb
|
|
Die Kirche besitzt keinen Zelebrationsaltar
(Volksaltar) obwohl viel Platz zur Verfügung stünde.
Die Aufstellung eines Zelebrationsaltars ist nur für Pfarrkirchen
verpflichtend. Filialkirchen sollen damit ausgestattet werden, wenn es
die Platzverhältnisse erlauben. Die Pfarrei Haimhausen hatte nach
dem 2.Vatikanischen Konzil in keiner ihrer sechs Filialkirchen (einschl.Bründlkirche)
Platz für einen Zelebrationsaltäre gefunden.
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das Netzgewölbe mit seinen
schönen Rippen erstreckt sich auch auf das Langhaus. Deshalb sind
hier weitere Gewölbeschlusssteine und Konsolenfiguren
zu sehen. Die rundbogigen Fenster wurden in der Barockzeit zu ihrer jetzigen
Größe ausgebrochen.
Seitenaltäre
Linker Seitenaltar
Die Kirche hatte
früher nur einen Seitenaltar, der auf der Nordseite (links) stand.
Aus den Kirchen-rechnungen ist zu ersehen, dass im Jahr 1700 zwei
Altäre durch den Bischof von Freising Johann Franz Eckher von
Kapfing und Liechteneck (1694/1695-1727) geweiht wurden. Da der zweite
Seitenaltar erst 1717 gestiftet worden ist, dürfte es sich um
den Choraltar und den linken Seiten-altar gehandelt haben. |
Linker
Seitenaltar
|
Die Ausgaben für die
Weihe und -wie es hieß- "weitere damit zusammenhängende
Ausgaben" (insbesondere Bewirtung des Bischofs und seiner Begleitung)
betrugen erhebliche 14 Gulden; das war mehr als der Wert von 10
Kälbern.
|
Über dem linken
Seitenaltar wurde in einer Nische mit gotischem Spitzbogen ein Kreuzigungsfresko
-wohl aus dem 16.Jh.- entdeckt und im oberen Teil freigelegt. Es ist
nun anstelle eines Altarauszuges über dem Altarbild zu sehen.
|
Kreuzigungsfresko
16.Jh
|
Tatsächlich
handelt es sich hier um Reste der gotischen Ausmalung des Altarraum,
die vielleicht sogar die ganze Kirche umfasste.
|
Das
143 x 107 cm große Altarbild (Ölfarbe auf Leinwanduntergrund)
zeigt die hl. Ursula
aus Köln (18.Jh).
Die Heilige steht im Vordergrund. Ein Pfeil steckt ihn ihrem Hals.
In der Hand hält sie die blutrote Kreuzfahne der Märtyrer.
Freundinnen stützen die Todgeweihte. Eine der Gefährtinnen
liegt von ei-nem Pfeil niedergestreckt zu ihren Füßen.
|
Martyrium
von St.Ursula
|
Engel halten
den Lorbeerkranz und die Märtyrer-palme über sie. Im geöffneten
Himmel schwebt die Heilig-Geist-Taube. Im Hintergrund der Szene
sind der Rhein und die Stadt Köln zu sehen. Der Kölner
Dom fehlt; er wurde ja erst 100 Jahre später fertig.
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Hinweis: Ursula soll im Jahr 415 zusammen mit 11.000 Jungfrauen
(u.a. auch Cäcilia,Odilia und Verena) nach der Rückkehr
von einer Romreise in Köln von den Hunnen mit Pfeilen ermordet
worden sein, nachdem sie sich geweigert hatte, die Geliebte des Hunnenkönigs
zu werden.
Der Kranz war das Ehrenzeichen des siegreichen Athleten, z.B.
bei den Olympischen Spielen der Antike in Form eines Gewindes aus
Laub, Blumen u.ä. Das Christusmonogramm war in der frühen
Kirche öfters von einem Kranz umgeben und bezeichnete so Christus
als den Sieger über den Tod (daher häufig auf Sarkophagen)
oder - da die siegreichen römischen Kaiser den Lorbeerkranz trugen
- als Kyrios, den Herrn der Welt.
Als Siegeszeichen gebührte der Kranz auch den Märtyrern.
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Assistenzfiguren
St.Barbara
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Die spätgotischen
Assistenzfiguren (mit barocken Königskronen) stellen die Heiligen
- Margarete (mit einem Drachen=Lindwurm=Teufel zu ihren Füßen,
den sie an einer Kette hält) und
- Barbara (mit einem Turm mit drei Fenstern) dar,
beide aus dem Ende des 15.Jh.
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St.Margareta
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Hinweis:
Margareta
(+305) aus Antiochien ist eine legendäre Märtyrerin. Häufig
wird sie mit einem Drachen abgebildet, weil ihr nach der Überlieferung
der Teufel als ein riesiger Drache erschienen sein soll, um sie zu
verschlingen. Aber Satan wurde zerbrochen durch das das Kreuzzeichen,
das Margareta über ihn machte. Der Drache ist ein Wesen, das
viele Völker in ihren Mythen (Lindwurm) kennen. In China gilt
er als Glück bringend, bei uns im Westen als Bedrohung. Sein
Name kommt vom Griechischen drakon = "furchtbar Blickender". Im Alten
Testament wird er als Verkörperung des Bösen bezeichnet.
In der Apokalypse bedroht er die Frau, die gerade ein Kind geboren
hatte. In der religiösen Kunst wird er häufig zusammen mit
dem hl.Michael, dem hl. Georg und der hl.Margarete abgebildet. Bei
frühen Darstellungen ist der Drache meist schlangenartig und
oft mehrköpfig wiedergegeben, seit dem Spätmittelalter eher
echsenförmig, oft mit Fledermausflügeln und feurigem Atem.
Die Ähnlichkeit der
in der religiösen Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern
ist frappierend. Zwar war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt,
dass es Saurier gegeben hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten
die Gewissheit über die Existenz und das Aussehen der Drachen.
Erst 1840 wurden die Saurier als eigene Spezies eingeordnet.
Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen
soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia,
während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm
geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ
im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei,
sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Verehrung der Dreieinigkeit.
Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden
war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste
abschneiden und mit Fackeln brennen. Schließlich enthauptete
der Vater die Tochter selbst, worauf er von Blitz getroffen wurde.
Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute
und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen.
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Rechter Seitenaltar
Den rechten Seitenaltar
stiftete 1717 der kaiser-liche Rechnungsoffizier Welsch (ein Verwandter
des Stifters des Choraltars). Eine Steintafel berichtet:
"1717 hat der edle Herr Franz Italus kaiserlicher
Kriegsbuchhalteryi Rechnungsoffizier zu Wien
dießen Seitenaltar mache lassen und einen ei-
genen Jahrtag gestifftet, deme Gott und allen
christgläubigen Seelen gnädig sein wolle".
Darunter ist das Ritterwappen der Welsch (Italus) angebracht. |
rechter
Seitenaltar
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An dieser Südseite
war anstelle des Seitenaltars früher die Kanzel angebracht. Deshalb
sieht man über dem Gesims
des Altares noch ein Stück der Kanzeltüre, die durch den
Namenszug Mariens verdeckt ist.
Hier auf diesem Altar stand noch im Jahr 1900 die Muttergottesstatue
aus dem Jahr 1516, die heute im Kirchenschiff zu sehen ist.
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Im Auszug
des rechten Seitenaltars ist in einem Bild die Muttergottes
nach dem Bildtypus der sog. Passauer Mariahilfmadonna zu sehen. Dieses
Bildnis ist in vielen Kirchen des Landkreises Dachau zu finden. |
Maria-Hilf-Bild
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Wenn Sie Interesse
an der Geschichte dieses Madonnenbildnisses haben, das erstmals von
Lukas Cranach gemalt wurde, klicken Sie hier... |
Das
jetzige Altarbild
(Öl auf Leinwand, 158 x 90 cm) zeigt die beiden hl. Diakone
Stephanus und Laurentius.
Vor einem Säulenhintergrund sind sie in die kurz- ärmeligen
und seitlich geschlitzten Gewänder der Diakone gekleidet. |
SS.Laurentius
u. Stephanus
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Laurentius
(links) stützt sich auf einen Rost, Stephanus hält einen
Stein in der Hand.
Im oberen Bildteil ist die Hl.Dreifaltigkeit auf einem dunklen Wolkenband
zu sehen:
Jesus mit dem Kreuz,
Gottvater mit der Weltkugel und
darüber -in Gestalt einer Taube- der Hl.Geist.
|
|
Hinweise: Die Gestalt der Taube für die künstlerische
Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht
der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl
dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht
aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das
Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst
Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen
Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam.
Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen Gemeinde in
Jerusalem, die neben der Glaubensverkündi-gung auch für
die sozialen Belange der Gemeinde zuständig waren. Sie hatten
den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an die Apostel
heranreichten. Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus mit den
Juden in Konflikt. Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Die in Apostelgeschichte
7, 2 - 53 wiedergegebene, eindrucksvolle Rede belegt, dass Stephanus
noch vor Paulus den universellen Anspruch des Christentums verkündete.
Stephanus wurde als Lästerer verurteilt und von der aufgebrachten
Menge gesteinigt.
Laurentius war um das Jahr 250 einer der sieben Diakone in
der Stadt Rom. Er sollte im Auftrag des Papstes den Kirchenschatz
unter den Leidenden und Armen austeilen. Kaiser Valerian erhob Anspruch
auf diese Schätze;als Laurentius sie nicht an ihn herausgab,
ließ er ihn mit Bleiklötzen schlagen, zwischen glühende
Platten legen und befahl schließlich, den Unerschütterlichen
über stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode
zu martern. Deshalb wird Laurentius mit dem Rost abgebildet.
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Auf dem Altar steht die spätgotische Figur des hl.
Sebastian am Marterbaum, von Pfeilen durchbohrt; sie wurde um
1520 geschnitzt. Nach Auffassung des Historikers Dr. Michael Hartig
sind Haltung und Haarform noch gotisch; im Übrigen sei bereits der
Renaissancestil zu spüren. Denn, so Hartig, "der menschliche
Körper ist geschickt anatomisch richtig behandelt und um diesen Körper
war es dem Künstler in erster Linie zu tun".
Die bedeutende Skulptur befindet sich derzeit (= 2018) im Kunstdepot
der Erzdiözese München und Freising. Dort soll sie eine ausgiebige
Befunduntersuchung erhalten und anschließend restauriert werden.
49)
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Hinweis: Sebastian
soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde
gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines
Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die
Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte
sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen.
Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.
Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile
wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. |
St.Sebastian
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Muttergottes
von Altötting
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Der Altartisch ist an manchen
Festtagen mit einer Nachbildung des Gnadenbildes
von Altötting (Ende 18.Jh) geschmückt. Maria trägt
das bekleidete Jesuskind auf dem rechten Arm. In der Linken hat sie
ein Zepter. Gekrönt ist die Muttergottes mit einer Krone in Form
einer flachen Mütze. Das Jesuskind hält in seiner Hand einen
Apfel, die Vorläuferform des Reichsapfels. Auf der Rückseite
der Figur ein zerbrochenes Siegel mit den Buchstaben "IHS"
zu finden. Der Apfel ist Sinnbild des Paradiesapfels und damit des
Sündenfalls. Jesus nimmt den Apfel entgegen und überwindet
durch seinen Tod die Erbsünde.
Hinweis: Das aus Lindenholz geschnitzte Gnadenbild von Altötting
ist wohl um 1330 am Oberrhein entstanden und kam um 1360 als Geschenk
des Zisterzienserkloster Raitenhaslach nach Altötting. Die Figur
war ursprünglich wohl rosa bemalt. Wahrscheinlich ist die schwarze
Farbe im Laufe der Jahrhunderte durch Nachdunklung des Holzes und
durch den Kerzenrauch in der engen Kapelle entstanden. Manche Historiker
glauben auch, dass sie bewusst gefärbt wurde und verweisen
auf das Hohe Lied des Salomons aus dem Alten Testament: "Schwarz
bin ich, doch schön". Schwarze Madonnen galten im späten
Mittelalter als besonders wundertätig. Dies mag seinen Grund
auch darin haben, dass die schwarzen Madonnen besonders alt sind und
ihnen deshalb eine größere Anzahl von Erhörungen zugeschrieben
werden kann. |
Vortragekreuze
An den relativ
neuen Kirchenbänken sind zwei Vortragekreuze angebracht:
ein größeres Holzkreuz aus dem 18. Jh. mit dreipassförmigen
Balkenenden; der 22 cm hohe Korpus ist neu
gefasst (in roter Farbe) sowie
ein Metallkreuz,
bei dem sich an den Balkenenden des Kreuzes Bilder der vier Evangelisten
befinden.
|
Vortragekreuz
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Details per Mouseklick
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An
den hintersten Bänken ist ein schöner Opferstock
befestigt. Er ist mit "IS/1692" signiert und somit
über 300 Jahre alt.
Der obere Teil ist mit festen Eisenbändern um-geben und
durch Schließen gesichert. Ein auf-gesetzter Bogen verhindert
das "Fischen" nach Geldstücken oder Geldscheinen
durch den Einwurfschlitz. |
Opferstock
1692
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Der Opferstock in den Kirchen ist meist
ein schwerer, mit Eisenbändern und massiven Vorhängeschlössern
gesicherter säulenartiger Behälter aus Holz, Metall oder
Stein, der zur Aufnahme von Geldspenden in Kirchen dient. Der Name
rührt daher, dass der Opferstock ursprünglich aus einem
großen ausgehöhlten Holzstock bestand.
Opferstöcke gibt es schon
seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz III.
das Aufstellen von Opfer-stöcken an, um damit den Kreuzzug
von Damiette (1217-1221) zu finanzieren. 56)
Der
Einbruch in den Opferstock ist nahezu ebenso alt, wie die Opferstöcke
selbst. Deshalb muss das Türchen, aus dem das Geld vom Mesner
entnommen werden kann, mit schweren Eisenbändern und massiven
Vorhängeschlössern gesichert werden. Zudem wird der Einwurfschlitz
meist mit einem Metall-bügel geschützt, der das Fischen
nach dem Geld erschwert.
In den Kirchen des Landkreises
Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante
Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken
Sie hier....
|
Kirchenstühle
Die Kirchenbänke bestehen aus
sechs bzw. vier Reihen beiderseits des Mittelganges. Sie stammen wohl
aus dem 19. Jh. Die Bänke sind braun lackiert.
Hinweis: Schon vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein
knieten und saßen die Kirchenbesucher in den Kirchenbänken
oder standen im Raum nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gotteshaus
eine zu große "sündige" körperliche Nähe zwischen
Männern und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen
(Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen Kirchen sitzen gewöhnlich
die Männer rechts und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund für
diese "Seitenwahl" gibt es nicht. Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm
der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite
als Frauenseite. Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht
mehr. Viele Pfarrer propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien,
zusammenzubleiben. Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer
zu finden. Weibliche Kirchenbesucher sind insoweit flexibler.
Oft wurden auch die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit
ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen
Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen
links zu finden. So auch in Amperpettenbach (links St.Margareta , rechts
die Heiligen.Stefanus u.Laurentius).
Figuren
im Kirchenschiff
Muttergottes
15.Jh
|
An
der Nordostwand (links) ist -gut gesichert- eine spätgotische
Marienfigur aus
der Zeit um 1490 angebracht.
Die Madonna dürfte ursprünglich in der Mitte eines gotischen
Altarschreines gestanden sein. In barocker Zeit hatte man sie mit
einer üppigen barocken Krone ausgestattet und wegen der besseren
Passform dabei den oberen Teil des Kopfes abgeschnitten. Zudem wurde
ihr ein Zepter in die Hand gegeben. In der Zeit um 1960/70 ersetzte
man diese barocke Krone durch die jetzige gotische Krone. Dabei hat
man auch das Zepter wieder entfernt. Das Jesuskind wurde im 18. Jh.
ganz neu geschnitzt. Die jetzige Fassung brachte wohl der Münchner
Maler Eduard Simon an. Die
Nacktheit des Kindes ist theologisch begründet und verdeutlicht
die menschliche Natur Christi.
Maria trägt unter ihrer Krone offenes Haar und ist in ein rotes
Kleid und einen blau-goldenen Mantel gekleidet. Mit der rechten Hand
rafft sie ihren Mantel. Das Jesuskind auf ihrem linken Arm (Herzseite)
hält in seiner rechten Hand einen Reichsapfel. |
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Hinweis: Der Apfel
war schon im Altertum Sinnbild für den Kosmos, später auch
für die Erde, nachdem man deren Kugelform erkannt und akzeptiert
hatte. Der mit dem Kreuz versehene Reichsapfel in der Hand des Königs
ist seit 1191 Teil der königlichen Insignien und symbolisiert
den von Gott verliehenen Herrschafts- anspruch. Gleiches gilt auch
für das Jesuskind. Hier kommt aber die weitere Bedeutung des
Apfels als Paradiesapfel und Sinnbild für den Sündenfall
hinzu: Jesus weist den Betrachter darauf hin, dass er durch seinen
Tod die Erbsünde überwindet.
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Auferstandener
16.Jh
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Die
Figur des Auferstandenen
(Urständ Christi) an der Nordostwand, die- nach dem Wappen
im Sockel- von Hans Ligsalz gleichzeitig mit dem Glasgemälde
im Jahr 1516 gestiftet wurde, ist sehr ausdrucksstark. Sein Gesichtausdruck
strahlt Ernsthaftigkeit und Selbstbewusstsein aus. Die Vorlage
für den Christus könnte ein bäuerlicher Bewohner
der Gegend gewesen sein.
Der Auferstandene hält die Siegesfahne in der linken Hand;
seine Rechte hat er zum Segensgruß erhoben. Die Stoff-Fahne
aus rotem Tuch mit einem weißen Kreuz ist an einen sehr
hohen Kreuzstab gebunden. Der Auferstandene - in Schritt-stellung
gestaltet- trägt einen über beide Schultern gehaltenen vergoldeten
Umhang mit rotem Futter, der den Oberkörper mit der Seitenwunde
und den rechten Arm mit dem Segensgestus frei lässt. Auch das
rechte Bein ist unbedeckt und lässt uns erkennen, dass die
Figur wohl einen kurzen Oberkörper hat.
Die Figur wurde 1654
(um 2fl. 16 kr) erneuert und im Jahr 1938 neu gefasst. Im Wappen
ist der Stulphut als Hinweis auf die Ligsalz'sche Famlie zu sehen.
Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über
den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer
Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums
gehört die dreispitzig endende Fahne (ähnlich wie das
karolingischen Königsbanner) zur Ostersymbolik.
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Hinweis: Der Figurentypus
des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland.
Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf
Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar
die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende
Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das
Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird
auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht
stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone
tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands
entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der
Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge
mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln. |
An der südlichen Seitenwand eine
Figur des hl. Antonius von Padua
in der Franziskanerkutte mit dem Jesuskind auf dem Arm. Die Figur hatte
lange Zeit auf dem Kirchenspeicher gelegen, bis
sie 1982 wieder in den Kirchenraum zurückgeholt wurde.
|
Hinweis:
Der Heilige lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich
gegen die Sekten der Katharer, Albigenser und Waldenser wandte. Seine
Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg:
Die ganze Region schien wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen,
zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene
Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte
Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt
in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben
und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur
mit seinem Eigentum. Das Jesuskind auf seinem Arm ist Hinweis auf
eine seiner Visionen. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden
verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron
der Schlamperer". Wahrscheinlich geht das zurück auf die
Legende, nach der er einem Geizhals half, dessen Herz zu suchen und
es in der Geldtruhe fand.
|
St.Antonius
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An der Wand hängt eine
Kreuzigungsgruppe
mit Jesus am Kreuz, Maria und Johannes darunter stehend. Das Kreuz
steht auf einem Felsen, aus dem ein Totenschädel herausschaut.
Der Schädel stellt die Gebeine von Adam, dem ersten Menschen
dar.
Hinweis: Laut apokryphen Schriften sollen durch das Erdbeben, das
beim Tode Christi einsetzte, die Gebei-ne des "alten Adam" am Fuße
des Kreuzes Christi zutage getreten sein.
|
Kreuzigungsgruppe
|
Der Schädel Adams findet sich deshalb in der christ-lichen Kunst
häufig am Fuße von Kruzifixen. Die Apo-kryphen
berichten weiter, dass Noah durch seinen Sohn Sem und seinen Enkel
Melchisedek die Gebeine Adams aus der Bestattungshöhle holen
ließ und zum Mittelpunkt der Welt, nach Golgatha, gebracht,
um sie dort erneut zu begraben. Dabei soll sich die Erde von selbst
in Form eines Kreuzes geöffnet haben.
Nach der Typologie, der Lehre der Gegenüberstellung des NT (Antitypus)
und des AT (Typus), bedeutet |
|
diese Darstellung
der Gebeine Adams unterhalb des Kreuzes auch die Überwindung
des Alten Bundes durch den Neuen Bund. |
Gipsfigur eines Jesuskindes
aus dem beginnenden 20.Jh. Das Kind trägt ein graues Kleid mit den
Initialen IHS. In der linken Hand hält es einen Kreuzstab,
die rechte Hand hebt es segnend mit dem westlichen Segensgestus.
Jesuskind
|
Hinweis: IHS
das ist das Namenssymbol Jesu. Es kann auf zwei Arten gedeutet werden:
Es sind einerseits die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben
geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS); andererseits werden diese Buchstaben
auch als Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" das bedeutet:
"Jesus, Erlöser der Menschen" verstanden.
Der Kreuzstab gilt, seit Kaiser Konstantin d. Gr. ihn als Feldzeichen
führte, als Symbol der Macht.
Der westliche Segensgestus besteht aus den gestreckten drei
ersten Fingern und den zurück gebogenen restlichen beiden Fingern.
Die drei gestreckten Finger weisen auf die Dreifaltigkeit, die beiden
zurückgebogenen Finger auf die beiden Naturen Christi (göttlich
und menschlich) hin. |
Empore
und Orgel
Die Kirche besitzt eine tiefe, manche
meinen, eine für den kleinen Kirchenraum zu mächtige Empore.
Die hohe Emporenbrüstung ist nicht bemalt; doch scheint nach dem
Fleck in der Mitte früher eine Figur oder ein Bild dort angebracht
gewesen sein.
Harmonium
|
Seit ein paar Jahren steht
auf der Empore ein großes gebrauchtes Harmonium,
das Pfarrer Seidl vermittelte. Die zehn Register haben folgende
Dispositionen:
Portal - Viola 4'- Viola d'amour 4'- Diapason 8'- Dulciana 8'
- Vox Humana - Dolce 8'- Melodia 8'- Seraphone 8'- Vox Celeste
8'. Dazu kommen Basskoppel und Diskantkoppel
Das Gestühl
auf der Empore gehört noch zu der rustikalen Art, die
früher in allen Landkirchen üblich war (bestehend aus
Holzschragen) und dürfte aus dem 18.Jh stammen.
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Emporenstühle
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Nach einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1980 hingen früher in der
Kirche auch Kreuzwegbilder, die im Jahre 1886 gemalt worden sein
sollen. Wann sie entfernt wurden, ist mir nicht bekannt.
Portal
Kirchentür
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Ein Schmuckstück
ist auch die oben abgerundete Kirchentür
aus Eichenholz mit ihren alten schmiedeeisernen Beschlägen und
Türschlössern
aus der Zeit um 1700.
Aus Sicherheitsgründen wurde außen noch eine Metalltüre
mit modernen Sicherheitsschlössern davor gesetzt.
Wenn Sie noch andere alte Kirchentürschlösser aus dem Dachauer
Land sehen möchten, klicken Sie hier...
|
Türschloss
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Weitere
sakrale Gegenstände
Monstranz
Im Rahmen der Renovierung 1980 wurden aus Sicherheitsgründen
einige wertvolle Figuren aus der Kirche genommen. Unter anderem
sind zwei wunderschöne Monstranzen seitdem auswärts untergebracht.
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Monstranz
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Kleinere
Monstranz
Auf einem vergoldeten Hintergrund mit Strahlenkranz sind viele Gold-
und Silberapplikationen mit 12 roten bzw. grünen Edelsteinen
aufgebracht. Umgeben von Akanthusranken sind Figuren von Gottvater
und von drei Anbetungsengel eingearbeitet. Besonders schön gestaltet
ist die Lunula, die sichelförmige Halterung für die Aufnahme
der Hostie hinter dem Schauglas. |
große
Monstranz
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Rokoko-Monstranz
Die größere Monstranz stammt aus der Rokokozeit (nach 1730).
Vor einem prächtigen Strahlenhintergrund, sind Goldapplikationen
mit vielen Details aufgebracht. Um den wappenförmigen Schaukasten
sind 32 blaue bzw. rote Edelsteine aufgereiht; über die Monstranz
sind weitere Edelsteine verteilt. Unter dem krönenden Kreuz mit
Rubinen erinnert ein Edelsteindreieck mit Auge an die Hl.Dreifaltigkeit
(siehe rechts). Über Gewölk schweben zu beiden Seiten des
Dreiecks verehrende Englein. Getreideähren und Weinreben aus
Gold und Silber zwischen Rocaillen, zwei weitere Engel unter dem Schauglas
und ein Lamm auf dem Buch mit den 7 Siegeln vervollständigen
den Schmuck. |
Dreieck
mit Auge Gottes
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Kelch von 1642
Auch ein 360 Jahre alter Kelch mit sechsblättrigem Fuss und sechskantigem
Nodus ist noch vorhanden.
Am Fuss des Kelches (von dem ich kein Foto habe), sind die Worte:
HANS ENDER 1642 und ein Münchener Goldschmiedezeichen "WR"
eingraviert. WR verweist auf den Goldschmied Wolf Rieder aus Esslingen,
der in München 1639 als Mitglied der Goldschmiedezunft aufgeführt
wurde und 1690 gestorben ist. Hans Ender dürfte der Stifter gewesen
sein. |
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Kelch von 1681
Die Pfarrei ist zudem im Besitz
eines Kelches aus dem
Jahr 1681, den der Stifter des Choraltars, Dr.Wolfgang Welsch, damals
Pfarrer von Efferting bei Linz an der Donau, finanzierte.
Der Kelch besitzt Verzierungen:
- an der Kuppa in Form von floralen Silber-
Applikationen,
- an dem in Form einer Ziervase gestalteten Nodus
Gravuren und
- am breiten Fuß Silberapplikationen in Form von Blüten.
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Kelch
v. 1681
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Der Name des
Stifters des Kelches ist in einer Umschrift am Fuß des Kelches
festgehalten. Dort heißt es in deutscher Übersetzung:
"Wolfgang Italus(Welsch) hat diesen Kelch zum ewigen
Andenken... gestiftet." |

Umschrift
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Die Martinskirche in Amperpettenbach
gehört seit 1984 zu den schutzwürdigen Kulturgütern
im Sinne der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten
Konflikten. Zudem ist
sie in der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste
der Baudenkmäler in Haimhausen enthalten. Dort wird sie mit folgenden
Worten beschrieben: "einschiffig mit nicht eingezogenem, fünfseitig
geschlossenem Chor und Südturm, Langhaus im Kern romanisch (13. Jahrhundert?),
Chor und Turmunterbau frühes 16. Jahrhundert, Oktogon mit Zwiebelhaube
1677; mit Ausstattung D-1-74-121-11". 52)
Hans Schertl
Quellen:
01)
Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis,
1819, S.605 (Vermögen 1819 - 1106fl.)
02) Max Siebert, Das Königreich
Bayern topographisch-statistisch in lexicographischer u.tabellarischer
Form dargestellt,
1840 S.28
03)
Maria Vinzenz Süss, Die Bürgermeister in Salzburg 1433-1840,1840
(Stifterin Glasgemälde, Knöll)
04) Eisenmann/Hohn, Topo-geographisch-statistisches
Lexicon vom Königreiche Bayern, 1831
05) Dr.Martin v.Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50 (§ 411)
06) Pleickhard/Stumpf , Bayern
ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches
1852 (Statistik)
07) Joachim Sighart, Die mittelalterliche Kunst
in der Erzdiözese München-Freising (S.131), 1855
08) Dr.Joachim Sighart, Von München nach Landshut-
Ein Eisenbahnbüchlein, S. 26, 1859 (Fenster)
09) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topographisch-statist.
Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867 (Statistik)
10) Heyberger, Landes- und Volkskunde des Konigreichs
Bayern,1868
11) Anton Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums
München-Freising, 1874
12) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern, 1895
13) Hugo Straßer, "Nova et vetera de
parochia Haimbhusiaria", 1901 (Umpfarrung, Glocken)
14) Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts
Freising, 1909 (Nr.821, 1016)
15) Konrad Beyerle, Übersetzung der Handschrift
Lex Baiuvariorum, 1926 (nach Christi Geburt)
16) Dr. M. Hartig,
Die Kirchen des Dekanats Dachau, 1938
17) Rudolf Goerge, Pferderennen
im Amperland, Amperland 1972
18) Bauer/Rupprecht, Kunstwanderungen in Bayern
südlich der Donau, 1973 (S.223)
19) Markus Bogner, Die Geschichte der Ortsteile
von Haimhausen, Amperland 1974
20) Niklas Frh.v. Schrenck-Notzing, Die Herkunft
der Ligsalz im Dachauer Land, 1974 (Ligsalz)
21) Dachauer Nachrichten vom 23.5.1980 (Renovierung
80)
22) Max Gruber, Für Dachau und sein Hinterland
bis 1800 tätige Architekten, Bau- u. Maurermeister, Amperl. 1982
(Öttl)
23) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland tätige
Goldschmiede, Gürtler und Zinngießer, Amperland 1983 (Rieder)
24) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer,
Amperland 1984/2 (Steger)
25) Anton Landersdorfer, Das
Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
26 )
Gerhard Hanke, Volks- und heimatkundliche Findlinge aus dem Amperland,
Amperl.1986-S.167 (Rennet)
27) Josef Bogner, Dorfkirchtürme im Amperkreis,
Amperland 1989/1
28) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler,
Bayern IV, 1990
29) Gottfried Weber, Die Romanik in Oberbayern,
1990 S.323
30) Susanne Fischer, Glasgemälde des späten
Mittelalters, Amperland 1991/1
31) Markus Bogner, Chronik von Haimhausen, 1991
(Welsch)
32) Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land,
Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991 (MariaHilf)
33) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht
Dachau, 1996 (Altarweihen 1710, Baumaßnahme 1689)
34) Hans Schnell und Karl Wilhelm, Die Glocken der
Pfarrei Haimhausen, 2002
35) Süddeutsche Zeitung vom 29.1.2003
36) Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005
und vom 2.10.2005
37) Sabine Remiger, Münchner Kirchenzeitung
v. 3.9.2006 (Petrus)
38) Bayer.Hauptstaatsarchiv, Kloster Indersdorf,
Lit.Nr. 221 (Jahrtagsbrief)
39) Bernhard Hülsebusch, Tagung zu Schwarzen
Madonnen in Oropa/It, MKKZ v. 8.8.2010
40) Helmut Größ/Robert Böck, Pferderennenn
in Pasenbach an St.Leonhard, HausHofHeimat-Vierkirchen, 10/2010
41) Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen
Symbole, 2011 (Osterfahne,Netzgewölbe)
42) Dr.Andrea Kuffner, Mai-Gottesdienst mit Familienangehörigen
des Hochaltarstifters, Gemeindeblatt Haimhausen, 5/2011
43) Prof.Dr. Hermann Welsch, 2013 (Welschbiografie)
44) Künstler in Haimhausen
im Barock und Rokoko, Ausstellung 2014 (Ellmer)
45) Jahresstatistik 2014 über Haimhausen, Dachauer
Nachrichten vom 19.1.2015
46) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte
1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/, 2015 (Statistik 33)
47) Bernhard Skrabal, Sanierung von St.Martin Amperpettenbach,
Gemeindeblatt Haimhausen, Juli 2016, S.22
48) Bernhard Skrabal, Zum Bauen
in Haimhausen u. Fahrenzhausen, Kath.Pfarrbrief, Herbst 2016 (Renovierung)
49) Kunstwerk der Woche, Münchner
Kirchenzeitung vom 21.1.2018 (Sebastian Befunduntersuchung)
50) Georg
Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018 (Kredit
1689)
51)
Der gebaute Himmel, Monumente, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland,
Dez. 2018
52) Bay.Landesamt
für Denkmalpflege, Baudenkmäler in der Gemeinde Haimhausen
53)
Karte mit Besitzungen und Pfarreien der Abtei Scheyern bei der Ausstellung
900 Jahre Kloster Scheyern, 2019
54)
Anna Schwarz, Das Vermächtnis er Adelsfamilie Li(e)gsalz, Dachauer
Nachrichten vom 8.11.2019
55)
Wappengeschichte von Bayerns Gemeinden
im Internet
56) Hans Kratzer, Milde Gaben,
harte Strafen, SZ vom 20.1.2021 (Opferstock)
57) Baierscher Eilbote vom 4.7.1847
58) Freisinger Wochenblatt -zugleich
Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau v.14.03.1866 (Jahrtagsstiftung)
70 Bilder: Hans Schertl

17.2.2022
Erste
urkundliche Nennung von Amperpettenbach
Auszug aus: Theodor Bitterauf,
Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909

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Die
Patrizierfamilie Ligsalz
Das Münchner
Patriziergeschlecht der Ligsalz ist seit 1269 bekannt. Am
6.November 1269 wurde der Name Conrad Ligsalz erstmals urkundlich
erwähnt. Der Name Ligsalz dürfte von der Wendung "Salz
niederlegen" stammen,
denn die Ligsalz waren Salzhändler, die das Salz in München
niederlegen (zum Verkauf anbieten) mussten, bevor sie es ins Allgäu
weitertransportieren durften. Schon damals waren sie sehr reich
und hatten in München großen Einfluss. 1271 begleitete
Conrad Ligsalz den Bürgermeister auf der Reise zum Papst nach
Rom, um die Genehmigung für eine zweite Münchner Pfarrei
zu erhalten. 439 Jahre lang saß einer der Familie Ligsalz
im "äußeren und inneren Rat" der Stadt. Zeitweise
stellten sie den Bürgermeister oder waren als Stadtrichter,
Kämmerer oder Truchseß tätig.
1588, 1596 und 1601 erhielt die Familie Edelmannsfreiheit, d.i.
die Bestätigung der adeligen Gerichtsbarkeit; 1696 wurde der
Bürgermeister Friedrich Ernst Ligsalz von Ascholding in Bayern
baronisiert. Das Geschlecht bestand noch rd. 40 Jahre und starb
1739 im Mannesstamme aus. |
Ligsalz-Wappen
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Das Geschlecht der
Ligsalz teilte sich im Laufe der Jahrhunderte in verschiedene Linien.
- Die Münchner Familie erhielt den Adelsbrief. 1739 starb der letzte
Vertreter des adeligen Zweiges.
54)
- Stammvater des Zweigs der Familie, die Grundbesitzer im Dachauer Land
wurden, war der Münchner Stadtkämmerer und Bürgermeister
Karl Ligsalz, der urkundlich 1420 genannt wird. Dessen Sohn Karl,
wie sein Vater Stadtkämmerer, wurde 1432 mit einem Hof zu Oberndorf
belehnt, der mindestens 1520 noch im Besitz der Familie war. Dieser
Karl jun. (+1488) wird 1445 auch als Gerichtsbeisitzer in Dachau
genannt. Er war es auch, der weiteren Grundbesitz in Amperpettenbach
und die Vogteirechte für Röhrmoos und Hebertshausen
an seine Familie brachte. In Pellheim heirateten die Ligsalz
in die Familie Millau ein.
1469 erwarb er zusammen mit seinem Bruder Hans ( +1494) einen großen
Besitz in Ascholding bei Wolfratshausen und nannte sich danach (Ligsalz
von Ascholding); die Totenschilder der beiden Brüder sind noch
heute in der Münchner Frauenkirche zu sehen.
Im Westen des Landkreises
Dachau hatte 1954 die Ortschaft Unterumbach das Wappen der Familie
(silberner Schrägbalken, darin ein schwarzer Pfeil nach links
oben) als ihr Gemeindewappen übernommen, weil die Familie
Ligsalz sich von 1606 bis 1742 mit Unterbrechungen im Besitz der
Hofmark Oberumbach befand. 1975 hat die Gemeinde Pfaffenhofen
a.d.Glonn, in der die Gemeinde Unterumbach aufgegangen ist, das
Wappen der Ligsalz in ihr Gemeindewappen übernommen. 55)
Der
Enkel des obengenannten Karl jun., Hanns Ligsalz ist der
Stifter des Amperpettenbacher Glasfensters und der Figur des Auferstandenen
im Langhaus. Er hat noch bis 1521 gelebt. Über ihn ist mir
nichts weiter bekannt. Einer der drei im Glasgemälde abgebildeten
Söhne wurde -wie oben erwähnt- Kanoniker im Liebfrauendom.
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Wappen Pfaffenhofen/Glonn
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Von dem anderen Sohn
Andreas (gest. + 1.5.1564), wissen wir, dass auch er das Amt
des Münchner Bürgermeisters und des herzoglichen Kämmerers
ausübte. Sein Portrait (vom Maler Hans Mielich) hängt in der
Alten Pinakothek. Andreas Ligsalz war einer der bedeutendsten Kaufleute
seiner Zeit. Er trieb Handel mit Eisen, Salz und Tuchen und hatte sogar
eine Niederlassung in Antwerpen. Außerdem besaß er Silbergruben
in Tirol. Des Weiteren investierte er in Staatsanleihen (Stadt Antwerpen,
Statt-halterin der Niederlande, Könige von Spanien, England und
Frankreich). Als Frankreich und Spanien bankrott gingen zogen sie Andreas
mit in den Ruin. 1561 musste er Konkurs anmelden, wurde deswegen in
den Falkenturm gesperrt und starb dort. 54)
Seine Frau aus dem
Geschlecht der Ridler erbte übrigens den Sitz Schönbrunn,
einen gefreiten Sedelhof.
Die Ehefrau des Glasfenster-Stifters Hans Ligsalz, die im Glasfenster
abgebildete Katharina Knöll, war wahrscheinlich die Tochter
von Hanns Knöll, dem langjährigen Salzburger Ratsmitglied,
der 1475, 1480-1482 und 1489 zum Bürgermeister gewählt worden
war.
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