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Bildhauerfamilie Öberl (Eberle)

Der Schreibname der Bildhauerfamilie Öberl aus Friedberg variierte früher in den Pfarrbüchern, den Ratsprotokollen und selbst in den Unterschriften / Signaturen der einzelnen Künstler. Die Figuren, die im Dachauer Land stehen, sind meist mit Öberl signiert. Deshalb soll hier der Familienname verwendet werden.
Die Öberls arbeiteten im 18.Jh in drei Generationen vorwiegend für die Kirchenausstattung. Sie schnitzten viele Marienstatuen, Kruzifixe und die Figuren der im 18.Jh. beliebten Heiligen (Josef, Sebastian, Franziskus, Franz Xaver, Antonius und der 1729 heiliggesprochene Nepomuk). Geografisch blieben sie im Wesentlichen in der Umgebung von Friedberg, in den Landkreisen Aichach, Dachau und Augsburg. Dort stehen noch heute 150 Schnitzwerke in 77 Orten /66 Kirchen. Im Dachauer Land finden wir ihre meist signierten bzw. datierten Figuren in 15 Kirchen.

Simon Eberle (1625-ca.1710)

Simon Eberle gilt als Stammvater der Familie. Er lebte als Schreiner in Bachern (sieben Kilometer südöstlich von Friedberg). Nach dem Taufbuch der Pfarrei St.Georg in Bachern hatte er 14 Kinder aus drei Ehen. Die Tradition als Bildhauer begründete sein Sohn Bartholomäus aus seiner ersten Ehe mit einer gewissen Brigida. Von Simon sind keine Werke bekannt.

Bartholomäus Öberl (1660-1742)

Bartholomäus Öberl ist der erste fassbare Bildhauer der Familie. Er wurde am 15.August 1660 als Bartholome Eberle geboren.
Seine Ausbildung als Bildhauer erhielt er bei Matthias Miller in Aichach. Mit dem Meister arbeitete er während seiner Lehre im Schloss Blumenthal und beim Neubau der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum. Bartholomäus arbeitete als Geselle beim Bildhauer Johann Jakob Rill (1645-1738) in Augsburg und später als Meister in Friedberg. Dort schien es ihm nicht so gefallen zu haben, denn er bemühte sich sehr um das Augsburger Bürgerrecht. Sieben Anträge schrieb er an den Rat der Stadt. Doch die Bildhauer in Augsburg fürchteten die Konkurrenz und agierten gegen ihn. Das Bürgerrecht wurde ihm nie gewährt.
In Friedberg war Bartholomäus gesellschaftlich gut gestellt, auch wenn er seine Meisterrechte nicht so recht nachweisen konnte. Er war mit einer respektablen Frau verheiratet, besaß ein Haus und konnte das Bürgergeld bezahlen. Aus der 10jährigen Ehe gingen 4 Kinder hervor, darunter der Sohn Georg Anton.
In zweiter Ehe heiratete er Maria Christina aus Öttingen, mit der er acht Kinder hatte, darunter die Söhne Johann Kaspar und Joseph Karl. 1703, im Spanischen Erbfolgekrieg, wurde das Haus der Öberl abgebrannt. Bartholomäus baute es zwar wieder auf, musste sich aber verschulden und kam wirtschaftlich nicht mehr auf die Füße. Kurz bevor der am 20.7.1742 starb wurde sein Haus im Bayerischen Erbfolgekrieg nochmals niedergebrannt. Von Bartholomäus Öberl sind im Dachauer Land keine Schnitzwerke bekannt.

Georg Anton Öberl (1693-1746)

Georg Anton Öberl wurde am 25.4.1693 als Sohn von Bartholomäus und Eva Öberl in Friedberg geboren. Er kam nach der Lehre bei seinem Vater nach Wien heiratete und baute sich dort sein Leben auf. 1737 kam er nach Kuttenberg (östlich von Prag), wurde als Landmeister in die Zunft aufgenommen, kaufte ein Haus und brachte es zu Ansehen. Er starb 1746. In Bayern sind keine seiner Werke zu sehen.

  Johann Kaspar Öberl (1700-1767)

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Johann Kaspar Öberl wurde am 1.9.1700 als siebtes Kind von Bartholomäus Öberl und seiner zweiten Ehefrau Christina in Friedberg geboren. Sein Taufpate (und Vornamensgeber) war der Maler Johann Kaspar Menrad. Über die Ausbildung von Joh.Kaspar gibt es keine Informationen. Aber er wird wohl als Bildhauer und als Steinmetz ausgebildet worden sein, weil er später mit Holz und Stein gearbeitet hat. Stilistische Vergleiche seiner Werke lassen vermuten, dass er auch bei den Luidls in Landsberg lernte und arbeitete oder auch in der Werkstatt Bergmüllers oder beim Bildhauer Ignaz Hillenbrand (ca.1690-1772) in Türkheim. 1728 heiratete Joh.Kaspar die Friedbergerin Maria Theresia Gölzin.

 


Mater dolorosa
Odelzhausen

Er arbeitete in der väterlichen Werkstatt, die er nach einiger Zeit übernahm, wohnte aber getrennt in einem eigenen Haus.
Johann Kaspar war ein impulsiver Mann, der einige Geld- und Gefängnis-strafen wegen ungebührlichen Verhaltens und wegen Beleidigung der Ratsherren auferlegt bekam. Wie sein Vater Balthasar war er immer wieder verschuldet. Geldgeber waren vielfach die Kirchen. Zwei Jahre vor seinem Tod musste er seinen ganzen Besitz verkaufen. Der Bildhauer starb am 19.August 1767. Weil aus seinem Sterbejahr noch mehrere von ihm signierte Werke guter Qualität bekannt sind, muss er wohl eines plötzlichen Todes gestorben sein. Von Johann Kaspar Öberl sind viele Bildwerke in den Kirchen des westlichen Dachauer Landes zu sehen.



Antependium in der Rosenkranzkp.
 
Hochaltar i.d. Marktkirche Indersd.

Joseph Karl Öberl (1712 - ca.1777)

Joseph Karl Öberl wurde am 11.2.1712 als 12.Kind von Bartholomäus Öberl und seiner zweiten Ehefrau Christina in Friedberg geboren. Er arbeitete zunächst wohl in der elterlichen Werkstatt in Friedberg und folgte im Alter von ca. 27 Jahren seinem Bruder Anton nach Kuttenberg. Dort heiratete er und verbrachte sein Leben als Bildhauer.

Bevor er nach Kuttenberg auswanderte arbeitete Joseph Karl in der Werkstatt des Klosters Indersdorf. Dort erstellte er Reliefs für das Antependium in der Rosenkranzkapelle und den Hochaltar in der Marktkirche St.Bartholomäus Indersdorf.

Zwei Figuren in Wollomoos (links St.Bartholomäus, rechts St.Antonius von Padua) stammen wohl aus seiner Friedberger Zeit.

Figuren in Wollomoos

   
St.Bartholomäus u. St.Antonius


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Quelle: Adelheid Riolini-Unger, Die Bildhauerfamilie Öberl in Friedberg, 2022 (ISBN: 978-3-949257-07-0)


Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

30.1.2023