Filialkirche
St. Florian in WIEDENZHAUSEN
Adresse:
85259 Sulzemoos, Kirchweg 4
Lage der Kirche auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Die Kath. Filialkirche
St. Florian in Wiedenzhausen
gehört zu den stilreinsten und besterhaltenen barocken Dorfkirchen
im Dachauer Land.
Der erste
Hinweis auf eine Kirche in Wiedenzhausen ist einer Urkunde aus
dem Jahre 808 zu entnehmen. Ein Priester namens Pernhard
hatte in Wiedenzhausen eine Kirche erbaut und den Freisinger Bischof
Atto eingeladen, sie am Fest Mariä Himmelfahrt zu weihen.
Die heutige
Kirche wurde in romanisch/gotischer Zeit (14.Jh)
als Chorturmkirche (Altarraum im Erdgeschoss des Kirchturms) errichtet
und um 1666 im barocken Stil umgebaut. Damals, kurz nach
dem 30jährigen Krieg, erhielt sie auch ihre derzeit noch vorhandene
barocke Ausstattung.
Über Jahrhunderte bestand in der alten Kirche auch eine Marienwallfahrt,
die mit Gründung des Klosters Taxa und der folgenden Maria
Stern-Wallfahrt (ca. 1670) endete.
Der 56 m hohe Turm
mit seinem quadratischen Sockel und dem reich gegliederten
achteckigen Aufbau (1696) ist einer der höchsten
und schönsten im ganzen Landkreis. Eine Glocke,
die sog. Sauglocke stammt aus dem Jahr 1605. Sie war im 30jährigen
Krieg vergraben und später durch Schweine wieder entdeckt
worden.
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Pelikan auf dem Tabernakel
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Wiedenzhausen gehörte
seit 1315 zur Pfarrei Einsbach. 1841 wurde es nach Ebertshausen umgepfarrt
und 1979 mit dieser Pfarrei in den großen Pfarrverband Odelzhausen
integriert.
Inneneinrichtung
Das Innere der Kirche besticht durch die stilistische Einheit von filigraner,
beige-grauer Stuckdekoration von der
Fam.Zwerger und verspielter, farbiger Inneneinrichtung. Prächtig verziert
ist der Chorbogen mit dem herzoglichen und dem bischöflichen Wappen.
Auch die Decke des Langhauses ist mit reichem figürlichem Stuck im
Miesbacher Stil verziert: Zu sehen sind Monogramme, Engel, Maria und die
zwölf Apostel.
Der stark eingezogene
Altarraum wird vollständig vom prächtigen Hochaltar
des berühmten Dachauer Bildhauers Konstantin Pader (1654)
ausgefüllt.
Mittelpunkt ist das aus dem 16.Jh. stammende Marien-Gnadenbild,
das früher Ziel einer Wallfahrt war und das aus dem Holz des
gleichen Baumstam-mes geschnitzt worden sein soll, wie die Tuntenhausener
Marienfigur.
01)
Die Assistenzfiguren stellen die Nothelferinnen St.Barbara und St.Katharina
dar.
Die Seitenaltäre
von 1667 wurden ebenfalls von Konstantin Pader ge-schnitzt. Die
Aufsatzbilder ergänzen sich und bilden zusammen die Ver-kündigungsszene.
Links: ein Anna-Altar
In der Mittelnische eine Figurengruppe Anna-selbdritt; Assistenzfiguren:
hl.Sebastian und den hl. Joachim.
Rechts: Salvator-Altar
Mittelpunkt sind Figuren des Welterlösers mit Maria und Michael.
Assistenzfiguren: St.Josef und Erz-engel Michael
Die prächtige Kanzel
(aus der Zeit um 1666) ist mit Figuren der vier Evange-listen, einem
Posaunenengel und einem Bild des Guten Hirten mit dem Schaf auf
der Schulter geschmückt. Gegenüber sind das Kanzelkreuz
und die unter dem Kreuz stehende Mater dolorosa an der Wand befestigt.
Kanzel und Kanzelkreuz werden -wie der Hochaltar- dem Künstler
Konstantin Pader aus Dachau zugeschrieben.
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33 Details (4 Altäre, Kanzel, Chorbogen, Kanzel,
Kreuz, Figuren, Decke)
per Mouseklick vergrößern
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Die umfangreiche Bild- und Figurenausstattung ist dem bäuerlichen
Umfeld angepasst:
Die Nothelfer
St.Georg (mit Spieß
und Drachen) und
St.Leonhard (im Mönchsgewand
mit Ketten)
St.Katharina (Schwert
und Marterrad) und
St.Barbara (mit Kelch
und Turm), |
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die Bistumsheiligen
St.Ulrich von Augsburg
(mit Fisch) und
St.Korbinian von
Freising (mit Bären) als Halbfiguren
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die Angehörigen Jesu:
St.Maria, seine Mutter (mehrfach mit Jesuskind,
als Königin, bei
der Verkündigung,
als Mater dolorosa)
St.Josef, sein Vater (mit
Aaronstab
St.Anna, Großmutter
(Anna selbdritt) und
St.Joachim, Großvater
(mit Schäferschaufel und zwei Tauben),
die Erzengel
St.Gabriel
(als Überbringer der Botschaft von der Menschwerdung Christ) und
St.Michael
(mit Schwert und Seelenwaage),
St.Benedikt
(im wallenden Abt-Gewand mit Stab und Mitra und weißen Handschuhen).
St.Sebastian,
der für Pestabwehr zuständige Heilige (am Marterbaum, von Pfeilen
durchbohrt)
Christus in der Rast, der
sein Haupt auf den linken Arm stützt (sog. Zahnweh-Herrgott) sowie
St.Florian,
der Patron der Kirche (mit Wasserschaff und brennendem Haus).
St.Konrad
von Parzham (mit Kruzifix)
die vier Evangelisten Matthäus,
Markus, Lukas,
Johannes mit Attributen
Denkmalschutz
Die Kapelle ist in der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen
Liste der Baudenkmäler in Sulzemoos enthalten. Dort wird sie mit
folgenden Worten beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-74-146-18; Katholische
Filialkirche St. Florian; Kirchweg 4; Chorturmanlage, Langhaus einschiffig,
Chor eingezogen, Turm mit hohem Oktogon und Zwiebelhaube, spätgotisch,
1666 umgestaltet und verlängert, Turmaufsatz 1696; mit Ausstattung".
40)
Was
noch interessiert...
Gottesdienstzeiten
erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Odelzhausen.
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des Pfarrverbands Odelzhausen besuchten möchten, klicken
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Glockengeläute
Von den Glocken der Filialkirche St.Florian gibt es
Audioaufnahmen auf Youtube. Wenn Sie es hören möchten,
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Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die Ortschaft
Wiedenzhausen gehört zur Gemeinde Sulzemoos. Sie liegt ungefähr
in der Mitte zwischen München und Augsburg an der Autobahn A8 zwischen
den Ausfahrten Sulzemoos und Odelzhausen. Die Ortschaft hat heute ca.
1000 Einwohner.
Wiedenzhausen wurde urkundlich erstmals am 26.Mai 8o5 im Rahmen
einer Schenkung als Winimunteshusir (Häuser des Winimunt) erwähnt
(Urk.Nr.281 der Freisinger Traditionen). Ein gewisser Meginhart schenkte
alles, was er im Ort besaß, der Freisinger Domkirche unter Bischof
Atto.
Geschichte
der Kirche
Schon bald darauf,
im Jahre 808, hatte ein Priester namens Pernhard in Wiedenzhausen
eine Kirche erbaut und Bischof Atto eingeladen, sie zu weihen. Dies geschah
auch. Nach der Weihe schenkte der Bauherr die Kirche mitsamt seinem Erbbesitz
dem Bischof. Dies entsprach der Vereinbarung: Der Bischof weihte damals
Privatkirchen nur dann, wenn sie der Erbauer -zumindest nach seinem Tod-
dem Bistum vermachte. So bekam die Diözese langsam die Kontrolle
über das Kirchenwesen in ihrem Gebiet.
In der von Diakon Tagabert auf Latein verfassten Urkunde ist vermerkt:
"Schenkung des Priesters Bernhard, der in diesem Dorf eine Kirche
erbauen hat lassen und den Bischof Atto dorthin eingeladen hat, der dann
die Kirche persönlich geweiht hat".
Die Weihe fand am Fest Mariä Himmelfahrt (15.August) statt; die Kirche
war damals der Muttergottes geweiht.
Wahrscheinlich war die Kirche aus Holz gebaut, wie dies zu dieser Zeit
üblich war.
Matrikel 1315 01)
In der
Konradinischen Matrikel
1315 ist die Kirche als Filiale von Einsbach nachgewiesen
(".. Widenshausn cum sepulturis"). Wiedenzhausen hatte
damals schon einen Friedhof, was für ein gewisse Bedeutung
dieser Filiale sprach.
Errichtet wurde die
heutige Kirche in der Zeit der Spätromanik als Chorturmanlage,
d.h., der Altarraum oder Chor ist im Erdgeschoss des Turmes eingerichtet.
Diese Bauform war auch in benachbarten Kirchen wie Einsbach und
Palsweis zu finden und für die Zeit des 13./14.Jh typisch.
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Auszug aus der Karte
von Apian 1568
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Patronat
Fast tausend Jahre lang war die Kirche in Wiedenzhausen der Muttergottes
geweiht. Dies geht auch aus der Freisinger Bistums-matrikel von 1524,
der Sunderndorfer'schen
Matrikel 01)
, hervor
("B.Mariae Virginis in Widentzhausen"). Das Kirchenpatronat soll
nach Angaben der Pfarrei am 16.Oktober 1671, also kurz nach der Barockisierung,
zum hl.Florian gewechsel haben. In der Schmidtschen Matrikel von 1738/40
wird aber immer noch von der Marienkirche ("Beatae Mariae Virginis
in Widenzhausen") gesprochen. St.Florian war damals lediglich Patron
eines Seitenaltars.
Weihnachtstaler
2005
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Wallfahrt
Im ausgehenden Mittelalter bestand in der alten Kirche auch eine kleine
Marienwallfahrt, die mit Gründung des Klosters Taxa und
der folgenden Maria Stern-Wallfahrt in der Mitte des 17.Jh. endete.
Die zentrale Figur am Hochaltar ist deshalb noch immer eine gotische
Muttergottesstatue, die aus dem Holz des gleichen Baumstamms geschnitzt
worden sein soll, wie das Tuntenhausener Gnadenbild. Überliefert
ist ein Kreuzgang der Gemeinde Ebertshausen in der 5.Woche nach Pfingsten
hierher (1720). Für eine Wallfahrt spricht auch das erstaunlich
hohe Vermögen der Kirche, das die Schmidt'sche Matrikel um 1740
mit 6.700 Gulden angab. Es soll sich aus einem schon 1630 vorhandenen
Grundstock von 3.700 Gulden und den daraus erwachsenden Zinsen entwickelt
haben. Eine andere Sprache spricht aber die Kirchenrechnung von 1640,
in der der Kauf eines neuen Messgewandes damit begründet wird,
dass die Kirche mit Messgewändern ungenügend ausgestattet
war ("das Gottshauß schlechtlich damit versehen gewest").
Das kann aber auch eine Folge der Plünderungen im 30jährigen
Krieg gewesen sein, denen Wiedenzhausen ausgesetzt war. |
Visitationsbericht von 1560
26)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Einsbach ist auch die Filiale Wiedenzhausen
(hier Widembthhausen genannt) mit der Kirche Beata Virgo kurz erwähnt.
Dort heißt es:
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Das
jährliche Einkommen beträgt: 8 fl. 30 kr. aus eisengüllt,
aus 10 Scheffel Korn, aus 9 Scheffel Hafer, alles Münchner Maß.
Das Vermögen von 74 Gulden war an arme Leute verliehen, die im
vergangenen Jahr Ernteschäden durch Unwetter erlitten hatten.
Die Filialkirche Wiedenzhausen besitzt ein Mesnerhaus mit einem Gütl.
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Barockisierung 1666/67
In den Jahren 1666/67 wurde die Kirche unter dem aus Palsweis stammenden
Pfarrer von Einsbach, Simon Widmann verlängert und barock überformt.
Finanziell unterstützt wurde die Pfarrei beim Bau vom Freisinger
Bischof Albert Sigmund. 36)
Die Flachdecke wurde durch ein Gewölbe ersetzt und mit wertvollen
Stuckarbeiten überzogen. Am 18.Oktober 1671 wurde sie neu geweiht,
auch, weil das Gotteshaus im 30jährigen Krieg von den Soldaten entweiht
und wohl auch beschädigt worden war. Jedenfalls hat man 1933 in der
Nähe der Kirche eine Schwedenkugel in der Größe eines
Kinderkopfes gefunden.
1696 kam der Turmoberbau dazu. Die Kirche gehört seither zu den stilreinsten
und besterhaltenen barocken Dorfkirchen des Dachauer Landes. Erstaunlich,
dass 18 Jahre nach dem Ende des 30jährigen Kriegs die finanziellen
Mittel für einen so großen Umbau vorhanden waren.
Schmidt'sche
Matrikel 1738/40 01)
In den Jahren 1738/40, hatte der Freisinger Kanonikus (Domherr) Schmidt
alle Pfarreien der Diözese Freising besucht und in der nach ihm benannten
Matrikel (Schmidt'sche
Matrikel)auch die Filialkirchen kurz beschrieben. Zur
"Ecclesia filialis s.B. Mariae Virginis in Widenzhausen" bemerkte
er, die Kirche sei sehr schön gestaltet und habe drei Altäre:
Der Hochaltar sei der Muttergottes geweiht. Auf diesem Altar stehe eine
hölzerne Marienstatue, die -so die Tradition- aus dem Holz des gleichen
Baumes geschnitzt worden sei, wie das Gnadenbild in Tuntenhausen.
Die
beiden Seitenaltäre hätten die Heiligen Katharina und Florian
als Patrone. Die Sonntagsgottes-dienste fänden alternierend mit
den Kirchen in Palsweis und Überacker jeden dritten Sonntag statt.
Außerdem werden hier Messen an folgenden Tagen gelesen:an Weihnachten,
an Silvester, am Oster- und Pfingstmontag, am Dreifaltigkeitsfest,
an den Festen der Heiligen Katharina, Florian, Blasius, Stephanus
und Innocenz, am Kirchweihfest, das auf den zweiten Sonntag nach dem
Fest des hl.Gallus (16.Okt) fiel, sowie an allen Marienfesten, mit
Ausnahme des Festes purificationes (Lichtmess).
Auf dem Friedhof stehe ein Beinhaus, schrieb Schmidt, im Turm hingen
drei geweihte Glocken. Die Einnahmen und Ausgaben verwalteten der
Pfarrer von Einsbach und der Landpfleger von Dachau. Der Bericht schließt
mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen
dises Gottshauses ist in letzter Rechnung auf 6704 fl. (=Gulden)
9 kr. (=Kreuzer) 3 1/2 hl. (=Heller) beloffen".
Das war auch für eine relativ große Kirche ein ungewöhnlich
hoher Betrag und kann nur -wie oben erwähnt- durch die Wallfahrtseinnahmen
erklärt werden. |
Weihnachtstaler
2005
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1841- Umpfarrung von Einsbach nach Ebertshausen
"Im
Jahre 1841 ist der Filialbezirk Widenzhausen von der Pfarrey Einspach
getrennt und der Pfarrey Ebertshausen zugewiesen worden", schrieb
im Jahr 1850 Martin Deutinger in seinem Buch Die älteren Matrikeln
des Bistums Freysing §239 S.278
01)
Beschreibung 1874 04)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 ist auch
die Kirche von Wiedenzhausen als Filialkirche von Ebertshausen enthalten.
Zu ihr gehörten 259 Dorfbewohner (Seelen), die in 45 Häusern
wohnten. Wiedenzhausen war erheblich größer als der Pfarrort.
Mayer schreibt über die Kirche:
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"An der Münchner-Augsburger
Hauptstraße gelegen. Erbauungsjahr unbekannt. Renovirt 1870.
Renaissance-Stil. Das Gewölbe der Kirche muß sehr viel
gekostet haben. Geräumigkeit nicht ganz entsprechend. Der Kuppel-Thurm
harmonirt in der Größe nicht mit der Kirche, denn er ist
der höchste von Dachau bis Augsburg. Laut der auf einem Ziegelsteine
vorgefundenen Jahreszahl ist er im Jahr 1696 vollendet worden. Schönes
Geläute von 3 Glocken, wovon die kleinste von Barth.Wengle in
München 1613, die größte von Bernhard
Ernst in München 1663, die mittlere aber von B.Ernst ebendort
im Jahr 1718 gegossen.
Patron der hl.Florian; Nebenpatrocinium Mariä Himmelfahrt. Bis
1740 kannte man nur das Marienpatrozinium. Nebenpatronin war bis dahin
St.Catharina. Auf dem Hochaltare steht eine Marienstatue, von welcher
die Sage geht, daß sie aus dem Holze des nemlichen Lindenbaumes
geschnitzt sei, wie das Gnadenbild zu Tuntenhausen. Daher sei auch
früher hier eine Wallfahrtskirche gewesen, die erst nach der
Gründung des Klosters Taxa (um 1630) aufgehört haben soll.
Der Gebrauch, daß fast alle Frauenfeste hier gefeiert werden,
möchte sich hieraus erklären. Die neue Orgel hat 8 Register.
Gottesdienste: Jeden 3.Sonntag im Wechsel mit der Pfarrkirche und
an vielen Festtagen. Stiftungen: 8 Jahrtage und 7 Jahrmessen. Meßner
ist der Schäffler des Ortes, Cantor der Lehrer von Ebertshausen.
Kirchenvermögen: rd. 18.400 Gulden". |
Das war für eine Filialkirche
ein enorm hoher Betrag.
Beschreibung 1895
06)
Die Kirche von Wiedenzhausen
ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern
erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und
Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt
es auf Seite 327:
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Kirche.
Eine gothische Kirche wurde zwischen den Jahren 1666 und 1667 um ein
Viertel verlängert und um die Höhe des Gewölbes erhöht
(?). Die Jahreszahl 1667
findet sich auf den Seitenaltären, beide Jahreszahlen sollen
auch auf einer nicht mehr vorhandenen Glocke gestanden sein. |
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Bauherr
war Bischof Albrecht Sigismund von Freising, Herzog in Bayern (1652
bis 1685). Die Wappen von Bayern und Freising sind über dem Chorbogen
angebracht. |
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Der Bau des Thurmes wurde
erst 1696 zum Abschluss gebracht.
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Die historischen Angaben finden
sich in Jos. Ant Schmids Matrikel des Bisthums Freising von 1740.
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Die
Kirche ist zwischen den Jahren 1834 und 1836 mit Schonung restaurirt
worden. |
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Einschiffig
mit eingezogenem, quadratischem Chor im Untergeschoss des Thurmes. |
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Sakristei
an der Ostseite des Chores. Vorhalle westlich. |
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Die
Wände sind durch kannelirte korinthische Pilaster getrennt, welche
im Langhaus ein Tonnengewölbe mit Stichkappen (vier Joche), im
Chor ein Kreuzgewölbe tragen. |
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Rundbogenfenster.
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Reiche
Stuckdekoration. Die Kapitelle der Pilaster haben einen hohen, aus
zwei Gliedern bestehenden Hals, das untere ist mit kleinen Ornamenten
in Flachrelief, das obere mit dem Eierstab geziert |
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Die
Kapitelle haben eigenthümlich flache Akanthusblätter und
darüber die Voluten des korinthischen Kapitelles. |
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Die
Gratlinien der Gewölbe sind mit Lorbeerstäben, welche zu
beiden Seiten mit Herzlaub eingefasst sind, geschmückt. In den
Gewölbezwickeln, Füllungen, mit Herzlaub umrahmt. Im untern
Theil dieser Füllungen Engel en face in Relief, welche die Arme
frei herausstrecken; im obem Theil je zwei Apostelfiguren; vor dem
Chorbogen der englische Gruss; in den Mittelmedaillons am Scheitel
der Gewölbe Inschriften (Namen der Evangelisten, Maria etc.)
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Das
Ganze sehr einheitlich und charakteristisch für die Dekorationsweise
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert.
Vgl. Einsbach und Lauterbach. |
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Hoher
Thurm, unten viereckig, oben achteckig mit Kuppeldach. |
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Ausstattung
aus der Zeit um 1667, welche Zahl auf den beiden Seitenaltären
steht |
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Diese
sowie der Hochaltar sind gute Werke von stattlichem Aufbau mit seitlich
auf Consolen unter vorspringenden Bögen stehenden Figuren. |
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Von
den Holzfiguren der Kirche, welche für die Zeit um 1667 höchst
charakteristisch sind, seien hervorgehoben; |
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auf
dem Choraltar die sitzende Maria mit dem Kinde, sowie St Katharina
und St. Barbara; |
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auf
dem südlichen Seitenaltar der Auferstandene, |
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auf dem nördlichen St Anna
selbdritt; an der Südwand Crucifix; Christus in der Pein; Maria
mit dem Kinde auf Wolken thronend.
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Sakristeianbau
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1907 wurde
in die Kirche eingebrochen. Dabei haben die Diebe den Tabernakel
aufgestemmt und den Speisekelch sowie Teile der Monstranz geraubt.
Wenn Sie einen Zeitungsbericht darüber lesen möchten,
klicken Sie hier...
1919 wurde
mit einem großen Gottesdienst die aus dem Krieg heimgekehrten
Soldaten geeehrt und für die Gefallenen gebetet. Den Bericht
in der Zeitung Amperbote können
Sie hier lesen...
1937/38
hat man das Kirchenschiff um zwei Achsen nach Westen erweitert,
um der gestiegenen Bevölkerungszahl Rechnung zu tragen. Schon
1874 war der Kirchenraum als zu klein beschrieben worden ("Geräumigkeit
nicht ganz entsprechend").
1944,
am 21.Juli, fielen 60 Bomben auf Wiedenzhausen, glücklicherweise
fast alle ins freie Feld. Nur das Schulhaus wurde durch die Detonationen
etwas beschädigt. Die Kirche trug keinen Schaden davon. 27)
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Pfarrei
Wiedenzhausen gehörte seit mindestens 1315 bis ins 19.Jh zur Pfarrei
Einsbach. Am 25. Januar 1841 (andere Quelle: 15.11.1841) wurde sie nach
Ebertshausen umgepfarrt; seit 1979 gehört sie mit der Pfarrkirche zum
Pfarrverband Odelzhausen.
Renovierungen der Kirche
1730 - Hochaltar und Kanzel von Nikolaus Prugger jun. um 110 Gulden,
Tabernakel um 30 Gulden umfassend renoviert
1834-36,
1868 (neuer Glockenstuhl),
1870
1900 (Sakristeineubau)
1938 (Verlängerung des Kirchenschiffs und Neubau der Empore)
bekannt.
1987 -1998 Die letzte Renovierung wurde ab 1987 in zwei Abschnitten
durchgeführt: zuerst außen (Turm, Dach) und ab 1990
innen unter Pfarrer Bacher ; sie dauerte bis 1994. 1998 kam der neue Zelebrationsaltar
hinzu.
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
1450: Ortschaft mit 24 Anwesen
1485: Ortschaft mit 29 Anwesen
1500: Ortschaft mit 32 Anwesen
1740: Ortschaft mit 40 Anwesen
1852: Gemeinde Wiedenzhausen mit 79 Familien und 193 Einwohnern
02)
1868: Ortschaft mit 244 Einwohnern,
89 Gebäuden (Gemeinde 358 Einwohner) 03)
1928: Ortschaft mit 42 Anwesen
1966: Gemeinde mit 555 Einwohnern
1978: Ortschaft mit 800 Einwohnern
2007: Ortschaft mit 916 Einwohnern
Bittgänge
Aus alten Kirchenrechnungen ist bekannt, dass die Wiedenzhausener schon
vor dem 30jährigen Krieg alljährlich Kreuzgänge nach Inchenhofen
zum hl.Leonhard, nach München zum Wetterheiligen St. Benno (der in
der Frauenkirche verehrt wurde) und auf den heiligen Berg nach Andechs
unternommen haben. Den "Fahnentragern, Creiztragern und Vorsingern"
musste man dafür ein kleines Zehrgeld ("Zöhrung")
geben, weil es niemand umsonst machen wollte ("weillens umbsonst
niemandt thuen will"). An der 350. Fußwallfahrt nach Inchenhofen
im Jahr 2002 nahmen 48 Personen teil.
Die Verehrung des hl.Benno
in der Frauenkirche München entstand erst im 16.Jh im Zusammenhang
mit der Reformation. St.Benno, der von 1066 bis 1106 in Meißen als
Bischof gewirkt hatte, wurde am 16.Juni 1524 zur Ehre der Altäre
gehoben. Luther verurteilte diese Heiligsprechung in seiner Schrift "Wider
den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden"
aufs Schärfste. Als Sachsen 1539 protestantisch wurde, öffnete
man das Grabmal Bennos und warf seine Gebeine in die Elbe. Allerdings
behauptete der lätzte Bischof von Meißen, der später übrigens
selbst die ö evangelischen Konfession annahm, vorher die Gebeine
aus dem Sarg entfernt und die Sekundärreliquien, das Messgewand,
Mitra und Bischofsstab in Sicherheit gebracht zu haben. Sie wurden 1576
(wohl gegen einen ansehnlichen Betrag) zusammen mit einem Wunder-Verzeichnis
dem bayerischen Herzog Albrecht V. überlassen. 1580 setzte man die
Gebeine in der Münchner Liebfrauenkirche bei, wo sie nun das Ziel
vieler Wallfahrer aus dem bayerischen Land waren. Maßgeblich dafür
waren sicher seine Patronate für München und Altbaiern sowie
seine Funktion als Wetterheiliger.
Ziel der Wallfahrt nach Andechs war der "Heilthumschatz".
Unter diesem Begriff wurden die vielen verschiedenen Reliquien zusammengefasst.
Es handelte sich dabei um die Herren-Reliquien, die die Grafen von Andechs
(darunter auch der hl.Rasso) von den Kreuzzügen und Wallfahrten aus
dem Heiligen Land mitgebracht hatten. Darunter waren Kreuzpartikel, Teile
der Dornenkrone Christi, ein Stück vom Tischtuch des Letzten Abendmahles
und viele weitere Erinnerungsstücke an das Leben und Leiden Christi.
Dazu kamen noch Blut- bzw. Gregoriushostien (Dreihostienmonstranz) sowie
das Brautkleid und Brustkreuz der hl.Elisabeth und ein Kopfreliquiar der
hl.Hedwig. Auch ein Stück aus dem Gewand des hl.Nikolaus und das
Siegeskreuz Karls des Großen gehörten zum Heilthumschatz. Die
Reliquien waren in einzelne Monstranzen aufbewahrt, die den Pilgern vom
Fenster der heutigen Hedwigskapelle aus einzeln gezeigt wurden (Weisung
der Heilthümer). Dazu wurden unterschiedliche Gebete und Litaneien
gesprochen und Lieder gesungen, je nachdem, ob es sich um das Reliquiar
eines Heiligen oder um eine Herrenreliquie handelte.
Die Wallfahrt zum hl. Leonhard in Inchenhofen gilt als älteste
und wichtigste Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Der Aufschwung begann,
als 1283 das Kloster Fürstenfeld die bis dahin noch unbedeutende
Wallfahrt in der kleinen Kapelle übernahm. Sie verhalfen ihr binnen
weniger Jahrzehnte zu höchster Blüte. Die Wallfahrt selbst geht
auf ein Wunder zurück: 1256 sollen Soldaten Votivgaben in der St.Leonhardskapelle
gestohlen haben und daraufhin schwachsinnig geworden sein. St.Leonhard
war bis dahin ein nur an wenigen Stellen verehrter französischer
Heiliger, der als Patron der Gefangenen und der (damals ebenfalls angeketteten)
Geisteskranken um Hilfe angerufen wurde. Seine große Bedeutung als
Bauernheiliger erhielt er erst im 16.Jh., als die Ketten, mit denen er
abgebildet war, als Viehketten missdeutet/umgedeutet wurden. Diese Patronatserweiterung
gab der Wallfahrt in Inchenhofen noch einen großen Schub. Bis 1803
unternahmen 167 Pfarreien eine alljährliche Wallfahrt nach Inchenhofen.
Heute kommen aus etwa 60 Orten die Wallfahrergruppen, meist zu Fuß,
nach "Leahad" , wie Inchenhofen auch genannt wird. Dabei ist
nach wie vor der größte Wallfahrtstag des ganzen Jahres der
Pfingstmontag, an dem zugleich das Hauptfest der 1659 vom Papst Alexander
VII. genehmigten Erzbruderschaft des hl. Leonhard gefeiert wird. 21)
Interessante Erkenntnis
aus der Kirchenrechnung ist, dass -jedenfalls kurz nach dem 30jährigen
Krieg- der Fahnenstoff sehr teuer gewesen sein muss. 1654 hatte
man beim Freisinger Tuchhändler Thoman Knaben eine rote Fahne aus
Damaszenerstoff gekauft ("ein Rott Carmasin Damascener Fahnen erkaufft")
und vom Maler Hans Georg Pichler bemalen und mit "gulden strichen"
zieren lassen. Das Tuch kostete 66, die Verzierung 17 Gulden. Der neue
Hochaltar von Constantin Pader kostete im gleichen Jahr nur 50 Gulden.
Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten
Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Meist werden Primizen, Jubiläen oder Abschiedsfeiern von Pfarrern
oder Fahnenweihen beschrieben.
Wenn Sie die Berichte lesen möchten, klicken
Sie hier...
Baubeschreibung
Die Kirche liegt am südwestlichen
Dorfrand inmitten eines ummauerten Friedhofs.
Errichtet wurde sie in der
Zeit der Spätromanik als Chorturmanlage, d.h., der Altarraum oder
Chor ist im Erdgeschoss des Turmes eingerichtet. Diese Bauform war für
die Zeit des 13./14.Jh typisch. Sie diente damals auch der Sicherheit;
denn ein Turm bot bei den häufigen Überfällen der damaligen
Zeit einen vorübergehenden Schutz für die umwohnende Bevölkerung.
Die oberen Stockwerke waren nur über einziehbare Leitern zu erreichen.
Chorturmkirchen waren vor allem in Süd- und Westdeutschland und in
Skandinavien verbreitet. In Norddeutschland, das damals konfessionell
noch nicht getrennt war, sind und waren sie unbekannt. Im Landkreis Dachau
gibt es zwölf heute noch bestehende Chorturmkirchen. Das ist im Vergleich
zu anderen Landkreisen eine hohe Zahl. So gibt es z.B. im Landkreis Erding
z.B. keine Chorturmanlagen (mehr).
Das vierachsige
Kirchenschiff stammt noch aus der Zeit der Barockisierung um 1667.
Es wurde 1696 vollendet; diese Jahreszahl fand man jedenfalls auf einem
verbauten Ziegelstein.
Der Chor ist im Erdgeschoss des massigen Turmes untergebracht (Chorturmkirche).
Er ist gegenüber dem Kirchenschiff stark eingezogen
und schließt naturgemäß gerade.
Turmoberbau
von 1696
|
Die Besonderheit
der Kirche in Wiedenzhausen ist der Kirchturm. Er ist nach
Zeitungsangaben
56 Meter hoch. Schon 1874 wurde er als "der höchste von
Dachau bis Augsburg" bezeichnet.
Auf einem quadratischen Sockel sitzt ein reich gegliederter achteckiger
Aufbau der mit einer kräftigen Zwiebel gekrönt ist. Im
Aufbau besteht eine große Ähnlichkeit mit dem Turm in
Puchschlagen.
Man geht davon aus, dass beide Türme vom gleichen Baumeister
errichtet worden sind.
Der Bergkirchener Architekt und Historiker Max Gruber schreibt die
Türme dem Klosterbau-meister von Dießen Michael Natter
(1649-1719) zu. Andere glauben, dass der Turm in Wiedenzhausen von
Mathias Holl, dem Sohn des berühmten Augsburger Baumeisters
Elias Holl (1573-1646), errichtet wurde.
Hinweis:
Die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der
Bedachung von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt
aus dem Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern
als Weiterentwicklung der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche
verwendet. Das erste Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise
in das Heilige Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa.
Es enthielt einen Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf
dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die
große zwiebelförmige Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons
und verband mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem.
Jörg von Halsbach war der erste Baumeister unserer Gegend,
der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der
1560 errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren
Zwiebeln, die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten
bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum
Lebensstil des Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung
ins Übersinnliche und dem Verharren in den Wölbungen des
Sinnlichen". 29)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land
vergleichen möchten, klicken
Sie hier...
Glocken
Im Turm hängen drei Glocken:
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- Zwei neuere Glocken, die 1950 von
Karl Czudnochowsky in Erding gegossen wurden (Töne g' und b')
35)
- Die dritte Glocke, die sog. Sauglocke (Ton d'')
stammt aus dem Jahr 1605 (andere Quelle: 1615) und wurde -wie eine spätere
Glocke 1613- von Bartholomäus Wengle (Wegerle) aus München gegossen.
Die 6 Zentner schwere Glocke haben die Wiedenzhausener im 30jährigen
Krieg vor den anrückenden Schweden in Sicherheit gebracht und an einem
geheimen Ort vergraben. Leider kamen alle an dieser Aktion Beteiligten im
Laufe des Krieges um. Erst mehrere Jahre danach wurden sie wieder entdeckt,
und zwar durch Schweine, die den Boden nach Fressbarem durchwühlten.
Seither hat sie ihren Namen.
Viele Legenden haben sich um diese Glocke gebildet, wie die von der Hexe
in einer furchterregenden Unwetterwolke, die durch den Glockenklang vertrieben
wurde und so daran gehindert werden konnte, die ganze Gegend zu vernichten.
Daran erinnert eine immer noch bestehende Fußwallfahrt, die am Samstag
vor Pfingsten nach Inchenhofen, dem größten Wallfahrtsort im
Bayern des 16.und 17. Jh, führt.
Frühere Glocken
Die 1663 von Bernhard
Ernst und 1718 von Anton
Benedikt Ernst gegossenen Glocken fielen dem 2. Weltkrieg zum Opfer. 1950
wurden zwei neue Glocken geweiht (gegossen von Czudnochowsky aus Erding).
Über den Verbleib der 1613 von Bartholomäus Wengle aus München
für Wiedenzhausen gegossenen zweiten Glocke ist nichts bekannt. Sie
war aber 1874 noch vorhanden.
Auf Youtube können Sie
das Geläute der Glocken hören ..
klicken
Sie hier..
|
Bartholomäus
Wengle stammte aus dem Allgäu. Er zog im 17. Jh. ins Stadtgießerhaus
am Glockenbach in München. Er galt als Koryphäe in seinem
Fach. Ihm vertraute man wichtige Aufträge an: Der zehnfache Familienvater
fertigt für die Karmelitenkirche, die Peterskirche und St. Maria
in Ramersdorf Glocken an, goss die Patrona Bavariae für die Westfassade
der Residenz sowie die Frauen- (3000 Kilo) und die Bennoglocke (2000
Kilo) für die Domtürme. Aber auch kleinere Kirchen wurden
mit Glocken von Wengle ausgestattet. In unserer Gegend waren dies
neben Wiedenzhausen: Bogenried (1614), Viehbach (1617), Weng (1605).
Mit Wengle endet die Traditionskunst des Glockengießens vor
dem Sendlinger Tor. Wegen des Ausbaus der Stadtbefestigungsanlagen
wurde der Komplex 1638 (im 30jährigen Krieg) abgerissen und Wengle
abgefunden. |
Eine Übersicht über die ältesten Glocken im Landkreis Dachau
finden Sie hier...
Schon am alten Turm
befand sich eine Turmuhr. Das geht aus der Kirchenrechnung von
1640 hervor, nach der damals für die Uhr eine "grosse Feder"
beschafft werden musste. 1901 hat man die Turmuhr erneuert.
Am unteren viereckigen
Teil des Turms ist eine einfache Sonnenuhr
angebracht.
Eine Auswahl der schönsten Sonnenuhren an den Kirchen im Landkreis
Dachau finden Sie hier...
Die zweistöckige
Sakristei wurde im Jahr 1900 an die Ostseite des Turmes angebaut.
Sie ist nicht -wie die Kirche mit roten Dachziegeln- sondern mit dunkelblauen
Schieferplatten gedeckt.
Der Friedhof wurde
1960 nach Süden erweitert; dabei hat man auch ein neues Leichenhaus
errichtet.
Innenausstattung
Altarraum
Der eingezogene
quadratische Altarraum hat ein barockisiertes
Kreuzgewölbe. Es ist wie die
Langhausdecke mit reichem Stuckwerk
überzogen. Über den ausführenden Künstler sind sich
die Experten nicht einig: Einige schreiben die Stuckatur -wegen der stilistischen
Ähnlichkeit mit Maria Birnbaum- dem in Augsburg ansässigen Matthias
Schmuzer d.J. zu. Die Schmuzers
waren eine berühmte Stuckateur-Familie.
Größere Wahrscheinlichkeit
hat die Einschätzung der Kunsthistoriker Robert Böck aus
München 18)
und Michael Andreas Schmid 24)
die die Auffassung vertreten, stilistische Merkmale (geometrische
Felderteilung, Festons, Putten, und Muscheln) sprächen eher
dafür, dass sie von der Stuckatorenfamilie Zwerger
aus Schliersee stammen, die auch den Deckenstuck in der nahen Kirche
von Lauterbach geschaffen haben. Jörg Zwerger war um diese
Zeit (von 1660-71) auch in Markt Schwaben, Anzing und Westerndorf
bei Rosenheim tätig. Er arbeitete im Miesbacher-Schlierseer
Stil.
|
Deckenstuck
|
Über dem Altar hat der Künstler
drei ineinander greifende Stuckkreise gezogen, die die Hl.Dreifaltigkeit
darstellen.
In die Kreise sind die Worte Pater, Filius, Spiritus (Vater, Sohn, Geist)
und in den Schnittpunkt der Kreise das Wort "Deus" (Gott) geschrieben.
Mit dem Stuck in Wiedenzhausen befasste sich auch die Allgemeine Zeitung
in ihrer Beilage vom 27.1.1893 36).
Dort ist zu lesen:
|
"Entsprechend
der Weise der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts, werden die Grate
der Stichkappen des Tonnen-gewölbes und die Schildbögen
durch aneiander gereihte breite Stäbe markirt und die übrige
Fläche des Gewölbes wesentlich mit breitem Rahmenwerk gefüllt.
Blumenvasen, Engel und moderne Figuren zieren verschiedene Felder.
In einem Punkte aber weicht die Ornamentik doch schon ab von den Formen
der ersten Hälfte des Jahrhunderts, nämlich in den derben
Lorbeerstäben, welche über die Grate des Gewölbes laufen."
|
Hochaltar / Choraltar
Der Choraltar
stammt aus dem Jahr 1654, also noch aus der Zeit vor der
großen Renovierung im Jahr 1667. Er wurde von dem im Dachauer
Landkreis vielbeschäftigten Bildhauer Konstantin Pader
geschaffen. In der Kirchenrechnung von 1654 ist dazu zu lesen: "Beym
Constantin Bildthauer in München so ihme auf die Arbeith deß
Cor Altars geben worden 50 fl. ") |
Choraltar
1654
|
1730 hat
man den Altar umfassend renoviert. "Niklas Prugger,
Burger und Kistler in Dachau hat", so die Kirchenrechnung von
1730, "die drei Altäre und die Kanzel abgebrochen und widerumben
aufgemacht, auch selbe benöttigtermassen aus gebessert und geleimbt"
(10 fl.).
Wesentlich teurer kam die Neufassung (=Bemalung) durch den
Dachauer Maler Johann Georg
Hörmann (1672-1749) der dafür 110 Gulden erhielt. |
Johann Georg Hörmann, der auch das Bürgermeisteramt in Dachau
ausgeübt hatte, war künstlerisch u.a. in Bergkirchen, in der Jakobskirche
Dachau, in Einsbach, Etzenhausen, Feldgeding, Giebing, Günding, Oberbachern,
Straßbach, Weichs und Breitenau tätig. Mehr zu Johann
Georg Hörmann...
Mehr über Konstantin
Pader und seine Kunstwerke in den Kirchen des Landkreises Dachau erfahren
Sie hier...
Altarauszug
Gekrönt
wird der Hochaltar von einer strahlenumkränzten Schriftkartusche
mit den Buchstaben IHS sowie einem Anker (oder drei Nägeln
?) als Hintergrund. |
Gottvater
|
Darunter ist
im Altarauszug Gottvater
dargestellt, mit langem Bart, dem dreieckigen Heiligenschein, der
nur göttlichen Personen vorbehalten ist, sowie einer Erdkugel
in der Hand als Sinnbild für die Schöpfung. Mit der rechten
Hand erteilt er den Segen.
|
|
Der Anker diente in biblischer Zeit nicht nur zum Festmachen,
sondern auch zum Manövrieren des Schiffes. Er symbolisierte deshalb
die göttliche Hilfe gegen die Bedrängnis der Christen in
der Zeit der Verfolgung. Damals verwendete man ihn (mit Querbalken) als heimliches Zeichen für das Kreuz; insbesondere auf den Gräbern
der Christen. Er war das Zeichen der Hoffnung während der Verfolgung.
Dann verschwand der Anker als Symbol für die nächsten tausend
Jahre. Erst im 15.Jh hat er wieder in seiner früheren Symbolik
verwendet. 32)
IHS das ist das Namenssymbol Jesu. Es kann auf zwei Arten gedeutet
werden: Es sind einerseits die Anfangsbuchstaben des in griechischen
Großbuchstaben geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS); andererseits
werden diese Buchstaben auch als Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum
salvator" das bedeutet: "Jesus, Erlöser der Menschen" verstanden.
Gottvater wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung
im Alten Testament (Exodus 20, 3-4) kein Schnitzbild von Gott zu machen,
viele Jahrhunderte nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole
wie der Lebensquell, die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck
verwendet. Personifiziert, als würdiger alter Mann mit langem
Bart, wird Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh). Diese Darstellung
wird dem Gottesbild in unserer Zeit nicht mehr gerecht. |
Im Zentrum des
Altars thront in einer Nische eine von zwei Engeln bekrönte
Muttergottes des frühen
16.Jh., die das Jesuskind in ihrem rechten Arm hält (Gnadenbild
der früheren Wallfahrt).
Die Schmidt'sche
Matrikel von 1738/40 01)
bemerkt, nach der Überlieferung sei die Plastik aus dem Holz
des gleichen Baumes geschnitzt wie die Marienstatue von Tuntenhausen
(1334). |
St.Barbara - Muttergottes - St.Katharina
|
Die mit einem roten
Kleid und einem blau-goldenem Mantel bekleidete Maria trägt
das Jesuskind auf dem rechten Arm. Zwei Putten halten ihr die Krone
(der Himmelskönigin) über das Haupt.
|
Die Muttergottesfigur wird eingerahmt von Schnitzfiguren der "heiligen
Madln" Katharina (rechts)
und Barbara mit Kronen auf dem
Haupt. Jeweils zwei Attribute hat der Künstler Konstantin Pader den
Figuren in die Hand gegeben, bzw. zu ihren Füßen gestellt: Der
hl. Katharina Schwert und Marterrad und der hl. Barbara Kelch und Turm.
|
Katharina,
die Königstochter aus Zypern, ist eine legendäre Gestalt.
Sie soll im Jahr 306 wegen ihres Glaubens und ihrer großen Überzeugungskraft
ausgepeitscht und gerädert und -als das Rad zerbrach- enthauptet
worden sein. Seit dem ausgehenden Mittelalter gehört sie zu den
beliebtesten Heiligen und wurde deshalb im 15. Jh der Gruppe der 14
Nothelfer (Patronin der Theologen, Lehrer und Frisöre; Helferin
bei Migräne) zugerechnet.
Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen
soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia,
während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm
geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ
im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei,
sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Dreieinigkeit. Als der
Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ
er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden
und mit Fackeln brennen. Vor dem Tod bat Barbara Gott, dass alle,
die der Passion Christi gedenken, vom Gericht Gottes verschont werden.
Schließlich enthauptete der Vater die Tochter selbst, worauf
er von Blitz getroffen wurde. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern.
Sie ist Patronin der Bergleute und -wegen des präzisen Blitzschlags-
der Artilleristen. Der Kelch in ihrer Hand versinnbildlicht die einem
Sterbenden gereichte letzte Kommunion (Viatikum) und verweist auf
ihre Funktion als Sterbepatronin. |
Assistenzfiguren
Auf Postamenten stehen zu beiden Seiten des Choraltars größere
Figuren der Heiligen Georg und des
Kirchenpatrons Florian. Beide
sind als Soldaten gekleidet und halten Siegesfahnen in ihren Händen.
Zu Füßen des hl.Georg windet sich ein Drache, das Sinnbild für
das Böse. Florian in römischem Soldatengewand löscht mit
einem Wasserschaff ein brennendes Haus.
St.Georg
|
Georg
war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und
wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei uns wird
der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt (Georgiritt).
Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen tötet.
Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia
ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer und später
Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern
überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder
zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte, schwang Georg
mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier,
das zu Boden stürzte. Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker
in ihren Mythen (Lindwurm) kennen. In China gilt er als Glück
bringend, bei uns im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen
drakon = "furchtbar Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung
des Bösen und als Teufel bezeichnet. |
St.Florian
|
|
In
der Apokalypse bedroht er die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte.
In der religiösen Kunst wird er häufig zusammen mit dem
hl.Michael, dem hl. Georg und der hl.Margarete abgebildet. Bei frühen
Darstellungen ist der Drache meist schlangenartig und oft mehrköpfig
wiedergegeben, seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig,
oft mit Fledermausflügeln und feurigem Atem. Die Ähnlichkeit
der in der religiösen Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern
ist frappierend. Zwar war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt,
dass es Saurier gegeben hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten
die Gewissheit über die Existenz und das Aussehen der Drachen.
Erst 1840 wurden die Saurier als eigene Spezies eingeordnet.
Florian war um das Jahr 304 Besatzungsoffizier der zweiten italienischen
Legion des römischen Heeres in Oberösterreich. Wegen seines
Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein
um den Hals in die Enns geworfen.In seiner Jugend soll er ein brennendes
Haus durch sein Gebet gerettet haben. |
Tabernakel
Der konvexe Tabernakel hat drei Nischen. In der Hauptnische, die mit Muschelornamenten
verziert und von zwei blauen, gedrehten Säulchen umrahmt ist, steht
ein Kreuz.
Der
kunstvoll verzierte Barock- Tabernakel
wurde 1730 von der Werkstatt der Dachauer Kistlers Nikolaus Prugger
(1684-1769) aus Linden- und Fichtenholz erstellt. Der Künstler
erhielt dafür lt. Kirchenrechnung 31 Gulden (Originaltext: "Sohin
Niclasen Prugger Burger und Kistler Zu Dachau, welcher den tabernacul
neben der wündten von sauber Lündten- und Feichtenholz mit
allem Laubwerch und Schneidt arbeith verförttiget"). |
Tabernakel (1730)
außen und innen
|
Die Pruggers
waren über lange Zeit in mehreren Kirchen des Landkreises künstlerisch
tätig.
Der Dachauer Maler und Bürgermeister Georg Hörmann (1672-1749)
hat den neuen Taber-nakel vergoldet und versilbert und blau
bemalt ("mit guet feinen Golt planiert und vergolt, auch die
architectur ebenfahls planiert und versilbert item die saullen und
Veltungen mit dem feinisten perliner plau lasiert: 48 fl. )
|
In den beiden seitlichen Nischen halten Anbetungsengel Weihrauchfässer
in den Händen. Auch diese Engel wurden 1730 geschnitzt. Der Künstler
war Bartholomäus Schuhpaur
(1680-1750). In der Kirchenrechnung ist zu lesen:
"Bärtlme Schuechpaur, Burger und Bilthauer
in Dachau hat, umb er zu dem tabernacul zwey kniehende Engl mit Rauchfässl
Von Lündten Holz sauber geschnitten und verförttigt".
Auf den Innenseiten der
Tabernakeltüren sind (wie in Sulzemoos) feingliedrige Anbetungsengel
angebracht.
Hinweis: Die Engelsfiguren, innerhalb und außerhalb des Tabernakels
stellen nicht nur eine Verzierung dar. Sie sind auch auf die Gestaltung
der Bundeslade der Israeliten in biblischer Zeit zurückzuführen,
die als Vorgängerin des Tabernakels angesehen wird. Die Bundeslade
war von zwei goldenen Engelsfiguren (Cherubim) eingerahmt (Ex, 37,7-9).
32)
Auf dem Tabernakel sitzt die Figur eines Pelikans, der seine Brust
aufreißt, um mit seinem Blut seine Jungen zu nähren (Sinnbild
für Christus).
|
Tabernakel ist
das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche
Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur
Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen)
zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung
Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und
die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte
häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung
des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland,
wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken
und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert
umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies
wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen
Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf
einer Säule. |
Bistumsheilige
neben dem Tabernakel
St.Korbinian
|
In
der Predella des Choraltars stehen zu beiden Seiten des Tabernakels
die Halbfiguren der Bistumsheiligen des eigenen Bistums München/Freising,
St. Korbinian und des
Nachbarbistums Augsburg, St. Ulrich.
Beide Heiligen sind im Bischofsornat mit ihren Attributen
dargestellt: Korbinian mit dem Bären, Ulrich mit dem Fisch.
Hinweise: Korbinian (um 670 in Frankreich geboren) war der
erste Bischof von Freising. Als bei einer Romreise ein Bär seinen
Esel tötete, band Korbinian die Traglast dem Bären um, der
sie ihm auch heim nach Freising trug.
|
St.Ulrich
|
|
St.Ulrich
(890-973) war Bischof von Augsburg. Berühmt wurde er als Sieger
über die räuberischen
Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg im Jahr 955. Die Fischlegende
berichtet: Als er an einem Donnerstagabend mit dem Bischof Konrad
von Konstanz zu Tisch saß, vertieften sich beide die Nacht über
ins Gespräch, bis am Morgen des Freitag ein Bote des feindlich
gesinnten Herzogs einen Brief brachte. Ulrich reichte als Botenlohn
den beim Nachtessen nicht verzehrten Rest des Bratens, ein Gänsebein.
Der Bote glaubte, Ulrich habe am Freitag Fleisch gegessen und brachte
seinen Botenlohn sofort zum Herzog; als der das Gänsebein aus
der Umhüllung nahm, hatte es sich in einen Fisch verwandelt.
|
Der
Zelebrationsaltar
besteht ganz aus massivem Stein. Wegen der Flecken im Stein ist das
Relief auf der Vorderseite kaum sichtbar. Es stellt das Lamm auf dem
Buch mit den sieben Siegeln dar.
Der Altar wurde im Jahre 1998 von der Kirchenver-waltung neu angeschafft
und im gleichen Jahr durch Weihbischof Haßlberger eingeweiht.
Der Zelebrati-onsalter
ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 34)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken... |
Zelebrationsaltar
|
Hinweise:
Die Darstellung des Lammes und des Buches greift ein Thema
aus den Geheimen Offen-barungen (Apokalypse, 5,1 ff) der Bibel auf.
Darin beschreibt Johannes eine Vision, in der Gott eine Buchrolle
mit sieben Siegeln in der Hand hält, die niemand öffnen
konnte. Allein der "Löwe aus Judas Stamm und Nachkomme Davids"
sei dazu berechtigt. Da kam ein Lamm, das aussah, als ob es geschlachtet
worden wäre und öffnete die Siegel. Die Buchrolle ist das
Buch des Lebens, in dem die Namen der |
|
Gerechten
und der Sünder eingetragen sind und das die Ereignisse enthält,
die am Weltende geschehen werden. Das Lamm stellt Jesus dar, der auch
der Löwe von Juda und Lamm Gottes genannt wird. |
Chorbogen
Der breite Chorbogen ist
besonders prächtig geziert. Zwei Wappen aus Stuck umgeben eine Nische,
in der die Nachbildung einer goldenen Monstranz steht. Diese prächtige
Herz-Jesu- Monstranz
mit dichtem Strahlenkranz enthält
in der Mitte ein
rotes,
flammendes Herz, umgeben von
der Dornenkrone.
Das linke Wappen symbolisiert
die weltliche Macht, in diesem Falle das Kurfürstentum Bayern
unter Kurfürst Ferdinand Maria (1651-1679). In den vier Feldern
sind zwei Löwen und zweimal das Rautenmuster der Wittelsbacher
(das sie von den Grafen von Bogen geerbt haben) zu sehen.
In der Mitte der Darstellung ein Reichsapfel als Insignie der weltlichen
Macht. Gekrönt wird das Wappen von der Herzogskrone. |
Herz-Jesu-Monstranz
Herzogswappen - Bischofswappen
|
Das rechte
Wappen ist auf den ebenfalls aus dem Hause Wittelsbach stammenden
Freisinger Fürstbischof Albert Sigmund (1651-1682) bezogen.
Es zeigt deshalb ebenfalls den baye-rischen Löwen und die Wittelsbacher
Rauten.
In der Mitte ist aber der Freisinger Mohr, ein Bestandteil des fürstbischöflichen
Freisinger Wappens, zu sehen. Die Stelle der Herzogskrone nehmen
hier die bischöfliche Mitra, ein Kreuz und der Bischofsstab
ein.
|
Ewig-Licht-Ampel
Am Chorbogen ist
die Ewig-Licht-Ampel ange-bracht,
die an einer langen Kette hängt.
Über der bauchigen Konsole hält eine Messingstütze
das Ewig-Licht im rotem Glaskelch. Die Konsole ist mit vergoldeten
Plaketten geschmückt, die die Form von Frucht- und Blumengebinden
hat. Erkennbar sind die Getreideähren und die Weintrauben, Symbole
für Brot und Wein, für den Leib und das Blut Christi. |
|
Hinweis: Das rote
Öllämpchen, das stets im Altar-raum brennt, gilt oft als
Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Es entspricht uralter
Tradition, an heiligen Stätten Licht brennen zu lassen als Zeichen
der Verehrung und als Sinnbild des Segens, der von diesem Ort ausgeht.
Früher gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern.
Mit der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich
etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet. |
|
Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche
geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Die
Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen,
dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten,
das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen Wogen des
Schicksals rettet.
Deckenstuck
im Kirchenschiff
Das Langhaus ist ein
sechsachsiger
Saalbau
mit Tonnengewölbe
und Stichkappen
über den 12 Fenstern. Die Wände sind durch
Pilaster mit
korinthischen Kapitellen gegliedert.
Apostel Jakobus - Maria
|
Die
Decke des Kirchenschiffs ist -wie die gesamte Kirche- ist mit reichem
Rahmen- und Füllungsstuck mit Engeln und stark plastischen pflanzlichen
und ornamentalen Motiven geschmückt. Erst bei genauerem Hinsehen
erkennt man, dass die Stuckaturen neben dem Rankenwerk eine Vielzahl
von Figuren und Monogrammen enthalten.
Diese Monogramme sind meist in kreisförmigen Stuckfeldern zu
sehen. Die Figuren gliedern sich als Bestandteile der Ornamentik in
das Gesamtkunstwerk der Decke ein.
So sind z.B. die 12 Apostel
zum Teil mit ihren Attributen einzeln abgebildet.
Auch Maria ist
über einem Spruchband mit dem Beginn des Ave-Maria "Ave
Maria gratia plena" zu sehen. |
Stuckmonogramme
Stuckengel
|
In die kreisförmigen
Stuckfelder sind die Monogramme von Josef,
von Maria und den vier
Evangelisten Matthäus, Markus,
Lukas und Johannes eingeschrieben. Dazwischen ist der Deckel des
Heilig-Geist-Lochs
mit dem Auge im Dreieck, umgeben von einem Kranz von Gnadenstrahlen
zu sehen.
Hinweise: Das Auge im Dreieck als Darstellung der Dreifaltigkeit
in ihrer Allgegenwart und Allwissenheit hat sich in der Kunst unserer
Gegend erst im 18.Jh verbreitet. Aus der frühchristlichen und
mittelalterlichen Kunst ist es unbekannt.
Das sog. Heilig-Geist-Loch oder Pfingstloch in der Decke
diente wohl in erster Linie der Entlüftung der Kirche. An Pfingsten
(und an Christi Himmelfahrt) wurde es früher aber auch für
eine Art Schauspiel genutzt: Während des Gottesdienstes wurde
von oben entweder eine lebende weiße Taube freigelassen oder
eine hölzerne Taube als Symbol für den Hl. Geist an einer
Schnur hinuntergelassen. Auch brennende (Flachs-)Flocken ließ
man vom Pfingstloch aus in das Kircheninnere fallen; sie sollten
die Flammenzungen des Hl. Geistes symbolisieren. Der Brandgefahr
wegen war dieser Brauch umstritten.
Das Pfingstloch spielt auch in vielen alten Anekdoten eine Rolle,
so z.B: Statt der Taube kam die Stimme des Mesners aus dem Pfingstloch:
"Herr Pfarrer, den Heiligen Geist hat Katz gfressn".
Eine Besonderheit des Deckenstucks
in Wiedenzhausen sind die großen, langgestreckten
Engel, die ihre Arme und ihre Füße in den Kirchenraum
strecken und damit die plastische Wirkung der Stuckierung noch steigern.
Alle Figuren mit menschlichen Gesichtern haben als einzige Farbtupfer
rote Lippen.
|
Auge im Dreieck
|
Seitenaltäre
Linker Seitenaltar
|
Auch
die Seitenaltäre wurden von Konstantin
Pader errichtet. Jedoch erst 13 Jahre später, im Jahr 1667.
|
Jahreszahl 1667 in den beiden Altaraufsätzen
|
Das
Datum steht auf den beiden Altaraufsätzen.
Links die Zahlen "16",
rechts "67". |
Rechter
Seitenaltar
|
Die Aufsätze
der Seitenaltäre ergänzen sich nicht nur hinsichtlich der
Jahreszahl, sondern auch im Thema der beiden darin enthaltenen Darstellungen.
Sie bilden zusammen die Verkündigungsszene.
Am linken Altar kniet
Maria vor einem Pult, auf dem noch das Buch liegt, in dem sie soeben
gelesen hat. |
St.Maria und Erzengel Gabriel
|
Der Engel Gabriel,
der ihr die Botschaft Gottes von der Empfängnis Jesu überbringt,
ist in der Auszugfigur des rechten Altars zu sehen. Er ist nicht leicht
zu erkennen, weil ihn der Künstler ohne die sonst üblichen
Engelsflügel abgebildet hat (auch der Erzengel Michael am rechten
Seitenaltar hat keine Flügel). |
|
Hinweis: Engel (von griechisch angelos=Bote) waren in der
Kunst des Frühchristentums immer Männer ohne Flügel.
Sie sollten sich von den antiken Göttern wie Nike oder Hermes
unterscheiden, die Flügel trugen. Erst als das Christentum im
4.Jh Staatsreligion wurde, bekamen die Engel Flügel; dazu einen
Heiligenschein und sogar Hoftracht. Bis zu den ersten weiblichen Engeln
dauerte es aber noch 800 Jahre. Erst Giotto malte Engel mit weiblichen
Zügen. Wahrscheinlich hat der damals beginnende Marienkult die
Verweiblichung verstärkt. In der Renaissance und vor allem im
Barock setzten sich die Putten (geflügelte Knaben, die auf heidnische
Eroten = Liebesgötter zurückgehen) und die geflügelten
Engelsköpfchen (in Wiedenzhausen an der Rückwand der Kanzel)
durch, die in kaum einer der Barockkirchen unseres Landkreises fehlen.
Auch in der Wiedenzhausener Kirche tragen die meisten Anbetungsengel
weibliche Züge. |
1730 hat man die Altäre (zusammen mit dem Choraltar und der Kanzel)
umfassend renoviert. Nach der Reparatur durch den Kistler (=Schreiner)
Niklas Prugger fasste der Dachauer Maler und spätere Bürgermeister
Johann Georg Hörmann (1672-1749) die Altäre neu.
Linker Seitenaltar
Im Zentrum des
linken Seitenaltars ist eine Art
Anna-selbdritt-Darstellung zu sehen.
In der Mittelnische sitzen Figuren von Maria, dem Jesuskind auf dem Schoß
Mariens und daneben die Großmutter Jesu, St. Anna. Darüber schwebt
eine Heilig-Geist-Taube. Maria ist in das traditionelle rote Kleid und einen
innen blau und außen goldenen Mantel gekleidet.
Rot
und Blau sind die traditionellen Marienfarben.
-Rot für den königlichen Anspruch,
-Blau für die hohe Wertschätzung. Denn im Mittel-
alter brauchte man für die Herstellung der blauen
Malfarbe Lapislazuli.
Maria trägt ihr Haar offen, mit einer seitlichen Span-ge. Damit
wird die Jungfräulichkeit unterstrichen.
Das Jesuskind sitzt auf dem linken Knie Marias; es ist mit einem Heiligenschein
versehen.
|
Anna
selbdritt
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Daneben
sitzt Anna, die Mutter Marias und streckt die Hände zum Jesuskind
hin aus, bereit, das Kind zu stützen, falls es durch eine Bewegung
herabzufallen droht. Anna ist in das für ihre Darstellung so
typische rot-grüne Gewand gekleidet. Um den Kopf hat sie den
Schleier der verheirateten Frauen geschlungen. Über den Hals
trägt sie das traditionelle Halstuch, den Gimpf, der im Mittelalter
zur üblichen Bekleidung der Frauen gehörte. |
|
Hinweis: Die Gestalt der
Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen Geistes
gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen Testament.
Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder
wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der
Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie ein Vogel,
wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa im Jahr
325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung
der dritten göttlichen Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt
immer noch vorkam. |
Assistenzfigur
Auf einer Konsole
neben der Mittelnische steht als Assistenzfigur eine Figur von St.
Joachim, der nach der Legende der Ehemann von Anna und damit
Großvater von Jesus war. Seine Anwesenheit ist sicher auf
die Figurengruppe der Mittelnische zurückzuführen. Der
Heilige hält eine Schäferschaufel und zwei Tauben in einem
Körbchen in den Händen. Joachim, der in der Bibel nicht
erwähnt wird, soll der Großvater Jesu gewesen sein.
Das apokryphe
Jakobusevangelium schildert Joachim als greisen Priester, dessen
Opfer im Tempel vom Oberpriester zurückgewiesen wurde, da er
keine Nachkommen hatte (deshalb die Opfertäubchen als Attribut).
Da erschien ihm ein Engel, traf ihn auf dem Feld bei seinen Herden
(Attribut Schäferschaufel) und seine Frau Anna in ihrem Haus.
Der Engel wies beide an, sich zu treffen. Diese Begegnung fand an
der "Goldenen Pforte" statt; das verheißene Kind Maria wurde
geboren.
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St.Joachim
|
Unter der Gruppe steht auf dem Altartisch eine kleinere Figur des
hl. Sebastian am Marterbaum,
von Pfeilen durchbohrt.
Sebastian war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der
auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde.
Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers
Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin
mit Keulen erschlagen.
|
St.Sebastian
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Teile der Reliquien Sebastians befinden sich angeblich im ehemaligen
Kloster Ebersberg in Oberbayern. Auf seine Anrufung hin, soll eine
Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird
deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften
verehrt. Sebastian ist der einzige Heilige, der fast unbekleidet
dargestellt ist.
|
Am rechten
Altar steht in der Nische eine Figuren-gruppe. Mittelpunkt
ist der Salvator Mundi,
der Welterlöser und Weltenrichter, mit dem Kreuz in der linken
Hand und die rechte Hand segnend erhoben. An Händen und Füßen
sind die Wundmale der Kreuzigung zu sehen.
Links kniet der hl. Michael
mit einem Schwert in der Rechten und der Seelenwaage in der Linken.
Der Erzengel ist ohne Flügel dargestellt.
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Salvator
Mundi
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Rechts fleht
die Muttergottes im Schatten des Kreuzes um Gnade für
die Sünder. Michael als Ankläger, Maria als Verteidigerin
und Christus als Richter.
Nach Robert Böck handelt es sich bei dieser Figuren-gruppe
um eine Kopie des Gnadenbildes der Wall-fahrtskirche "Maria
Hilf" in Klosterlechfeld, das 1604 vom Augsburger Christoph
Murmann d.Jüngeren geschnitzt wurde. Dort sind Michael und
Maria aber seitenverkehrt platziert und der Erzengel ist mit Flügeln
ausgestattet.
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St.Michael
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Der Erzengel Michael war
nach der Überlieferung häufig mit der Heilsgeschichte
der Menschen verbunden. Er stürzte -schon vor Beginn der Schöpfung-
den Luzifer, trieb Adam und Eva mit dem Schwert aus dem Paradies
(1. Mose 3, 23 - 24. Auf diese Ereignisse weist das Schwert in der
Hand des Erzengels Michael hin. Die Seelenwaage stützt sich
auf Legenden, nach denen Michael beim Tode eines Menschen die Seele
an der Himmelspforte empfängt und das Gute im Leben des Toten
gegen das Böse aufwiegt (diese Sicht lässt aber die Barmherzigkeit
Gottes außer Betracht).
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Muttergottes
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St.Josef
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Auf einer Konsole
steht am rechten Seitenaltar als Assistenzfigur der hl.
Josef. Er hält in seiner
linken Hand eine Lilie, die als Zeichen der Keuschheit gilt.
Joseph war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher
Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen
Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte
aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis
des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als
Zimmermann in Nazareth.
Die Figur bildet zusammen mit der Assistenzfigur des linken Seitenaltars
und der Figurengruppe in der Mittel-nische des linken Seitenaltars
die Großfamilie Jesu (Eltern und Großeltern Jesu).
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Altartisch
Auf dem Altartisch (Mensa) des rechten Seitenaltars steht eine Figur des
hl. Benedikt im wallenden Abtsgewand
mit Stab und Mitra und weißen Handschuhen.
Hinweis: Benedikt gründete zu Beginn des 6.Jh. auf dem Montecassino
den Benediktinerorden. Er schrieb die berühmte "Regula Benedicti",
mit dem Wahlspruch "Ora et labora", "bete und arbeite".
Benedikt starb am Gründonnerstag 547 während eines Gebets
am Altar der Klosterkirche Montecassino; seine Brüder sahen,
wie er von Engeln auf teppichbelegter, lichterfüllter Straße
gen Himmel getragen wurde.
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St.Benedikt
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Viele Legenden ranken sich um seine Person: In einem Kloster bei Tivoli
sollte er vergiftet werden, doch das Gift entwich in Gestalt einer
Schlange aus seinem Kelch (ähnlich wie bei Johannes Evangelist).
Einen weiteren Giftanschlag überstand er, weil ein Rabe das vergiftete
Brot forttrug.
Als ihn der Teufel in Gestalt einer schönen Frau verführen
wollte, wälzte sich Benedikt in Dornen um die Lust zu vertreiben.
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Kanzel
Die
prächtige Kanzel auf
der linken Seite dürfte mit der Neuausstattung der Kirche um
1666 (wohl auch von Konstantin Pader) erstellt worden sein. Im Jahr
1730 wurde sie von J.G.Hörmann neu gefasst.
Der Kanzelkorb ruht auf einer halbkreisförmigen Konso-le. Seine
Brüstung ist in Felder eingeteilt, in deren Nischen die vier
Evangelisten mit ihren Attributen stehen.
An der Rückwand, der Verbindung zwischen Kanzelkorb und Schalldeckel
(= Dorsale), ist ein Bild des Guten
Hirten angebracht. |
Kanzel
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Christus,
in ein weißes Gewand und einen roten Überwurf gekleidet,
trägt ein Lamm auf seinen Schultern. Der Schalldeckel wird
optisch von zwei Engeln gehalten. In der Kunst werden solche Figuren
als Hermen bezeichnet.
Auf der Unterseite des Schalldeckels ist auf blauem Hintergrund
die Heilig-Geist-Taube angebracht.
Ganz oben auf dem Schalldeckel sitzt ein Engel
auf einem Gebälk und bläst auf der Posaune.
Zur Kanzel führt eine Treppe, die in gleicher Weise
verziert ist, wie die übrigen Teile der Kanzel.
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St.Matthäus
u. Markus
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Hinweise: Die vier Evangelisten-Symbole Mensch, Löwe,
Stier und Adler reichen zurück bis in den babylonischen Mythos.
Dort stellten sie die vier Astralgötter Nergal (Flügellöwe),
Marduk (Flügelstier), Nabu (Mensch) und Mimurta (Adler) dar,
die vor den Heiligtümern Wache hielten. Im Alten Testament
werden sie in den Gottesvisionen Ezechiels (Ez 1,1-14), im Neuen
Testament in der Offenbarung des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die
vier Lebewesen, die rings um Gottes Thron stehen, erwähnt.
Zuerst bildete man sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus
ab. Als Evangelistensymbole dienen sie erst seit dem frühen
Mittelalter (durch die Kirchenväter Irenäus und Hippolyt
um das Jahr 200).
Seit Hieronymus (347-420) werden sie wie folgt gedeutet:
- Der geflügelte Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus
weist auf den Stammbaum Jesu und auf dessen Geburt (mit deren Bericht
das Matthäusevangelium beginnt) hin.
- Der geflügelte Löwe ist Sinnbild für Markus,
weil das Markusevangelium mit der Predigt des Johannes in der Wüste,
dem Lebensraum des Löwen, beginnt und weil sein Evangelium
die Kraft der Auferstehung und Todesüberwindung betont.
- Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas galt
als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das mit dem
Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf den Opfertod
Christi hindeutet.
- Den Adler des Johannes versteht man als Symbol für
den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums, das mit
den Worten beginnt "Im Anfang war das Wort und das Wort war
bei Gott und Gott war das Wort".
Die Darstellungen des Guten
Hirten mit einem Schaf auf seinen Schultern waren in der
Frühzeit auf die Sündenvergebung bezogen (Mt.18,12-14).
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St.Lukas
u. Johannes
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In der Barockzeit trat die von Jesus auf die Priester übertragene
Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit dessen Hauptauf-gabe,
die Verkündigung des Evangeliums. Deshalb wurde der Gute Hirte
ein bevor-zugtes Bildnis an den Kanzeln, wie hier in Wiedenzhausen.
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Kanzel-Dorsale
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Posaunenengel
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Das
Motiv des Posaunenengels
geht auf Papst Leo I. (440-461) zurück, der schreibt, dass von
der Kanzel die Posaune des Evangeliums ertöne. Nach
der Bibel ist übrigens der Posaunenengel der einzige Engel, der
fliegen kann.
05
Dieser
Engel wird sogar im Koran genannt; auch dort wird von ihm berichtet,
dass er das endzeitliche Gericht mit der Posaune ankündigen wird. |
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Hinweis:
Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute-
von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
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Kanzelkreuz
und Mater Dolorosa
An der Südwand,
gegenüber der Kanzel, hängt ein großes Kruzifix, das
sog. Kanzelkreuz. Die
Enden der Kreuzbalken sind als Dreipass gestaltet. Dort sind Puttenköpfe
angebracht. Unter dem Kreuz steht eine Figur der Mater
dolorosa, der sog.schmerz-haften Mutter. Diese Figurengruppe
wird ebenfalls dem Bildhauer Konstantin Pader, der die Altäre geschaffen
hat, zugeschrieben und dürfte deshalb rd. 330 Jahre alt sein.
Kanzelkreuz
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Hinweise: Das Kreuz
nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber
an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief
(1,3), in dem Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den
Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, nicht
politische Aussagen, sondern den Tod und die Auferstehung Christi
zum Inhalt haben.
Maria unter dem Kreuz trägt eine Krone auf dem Haupt.
Sie ist in einen goldenen Mantel gehüllt, der einen Blick auf
das rot-blaue Kleid freigibt. Ihre Arme sind über der Brust
gekreuzt. Dies ist ein uralter Trauergestus. Ihr Gesicht ist keinesfalls
schmerzverzerrt; es vermittelt mehr den Eindruck tiefer Traurigkeit.
Bei der Darstellung in Wiedenzhausen fehlt das sonst übliche
Schwert in der Brust, das an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap
2,35) bei der Darstellung im Tempel erinnert: "Dir selbst wird ein
Schwert durch die Seele dringen".
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Mater
dolorosa
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Figuren
an den Wänden des Kirchenschiffs
An den Wänden des Kirchenschiffs sind
vier weitere Figuren angebracht:
Bruder Konrad
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Ein
Joch westlich der Kanzel steht an einem Pilaster eine große
Statue des hl.Konrad von Parzham
im Ordensgewand der Kapuziner mit einem Kreuz im rechten Arm und einem
Schlüsselbund am Gürtel.
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Hinweis:
Konrad von Parzham
(1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting als
Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte,
die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch
Kinder aus vielen armen Altöttinger Familien kamen bettelnd
an die Pforte; keines von ihnen ging leer aus. 1934 wurde Konrad
von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Damals wurden in unseren
Kirchen viele Figuren dieses Volksheiligen aufgestellt. |
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St. Leonhard
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Auf
der gegenüber liegenden Seite steht die wohl zeitgleich entstandene
Figur des hl. Leonhard im Mönchsgewand, mit Abtsstab, einer Bibel
und Ketten in den Händen.
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Hinweis: Leonhard
ist einer der 14 Nothelfer. Er lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen
- und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. Im Landkreis Dachau war er früher einer der beliebtesten
Heiligen, dessen Figur in fast keiner Kirche fehlt. |
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Muttergottes
1670
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In
einer Nische auf der Südseite eine weitere Muttergottesfigur.
Sie wird Konstantin Pader, von dem die Altäre und die Kanzel
stammen, zugeschrieben. Ihr Alter läge somit über 330 Jahren.
Maria im rot-blauen Gewand thront mit den Insignien einer Königin
auf Wolken und hält auf ihrem rechten Knie das Jesuskind, das
spielerisch zum Zepter greift. Marias Fuß ruht auf der Mondsichel.
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Hinweis: Der
Mond weist auf Maria als der Frau aus der Offenbarung des Johannes
(Offb.12,1) hin, die "von der Sonne umkleidet ist, den
Mond zu ihren Füßen...." |
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Christus auf
der Rast
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Gegenüber der Muttergottesfigur
sitzt auf einem Postament Christus, der seinen Ellbogen auf das
Knie stützt und mit der Hand das Kinn bzw. eine Wange hält.
Sein Blick ist nach oben gerichtet. Sein dornengekröntes Haupt
ist von einem dreistrahligen Heiligenschein (Nimbus) umgeben. Hinter
seinen Beinen liegt das Kreuz, das er vorher auf den Hügel
Golgota getragen hat. Das weiß gefasste, weite Lendentuch
fließt über das Kreuz und den Landschaftssockel, auf
dem die Füße Jesu ruhen.
Die Figur wurde 1738 von Joh.Kaspar Öberl
aus Friedberg geschaffen. Die Jahreszahl ist auf der Sockelrückseite
flach eingeschnitten. 38)
|
Hinweis:
Figuren von "Christus
in der Rast" sind nicht selten in den Kirchen des Landkreises
Dachau. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach, Bergkirchen,
Biberbach, Gaggers, Haimhausen, Kleininzemoos, Kollbach, Oberumbach,
Röhrmoos, Rumeltshausen, Schönbrunn, Unterumbach,
Tandern und Westerholzhausen.
Diese Darstellung geht zurück auf die heimlichen Leiden
Christi. Das sind Schilderungen und bildliche Darstellungen
von Martern Christi vor seiner Kreuzigung, die nicht in den
Evangelien erwähnt werden. Sie entsprangen der Passionsmystik
des Mittelalters und wurden in der Barockzeit von den Jesuiten
und Franziskanern für Zwecke der Gegenreformation wieder
belebt. Zu diesen heimlichen Leiden gehören Darstellungen
von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem toten Sohn Jesus
auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf der Rast.
Die Geste, die in der Darstellung gezeigt wird, ist eine uralte
Geste der Klage. Im Volksmund heißt diese Art der Gestaltung
manchmal auch "Zahnweh-Herrgott". |
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Vergrößerung von 15 Details per Mouseklick
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Kreuzwegbilder
Zwischen den Figuren sind an
den Außenwänden die relativ kleinen Kreuzwegbilder
angebracht. Wann und von wem sie gemalt worden sind, ist mir
leider nicht bekannt.
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Auf jeden Fall gehören die
Wiedenzhausener Kreuzwegbilder zu den Bildern, für die der bekannte
Nazarener-Maler Joseph von Führich aus Wien (1800-1876) die Vorlage
geschaffen hat. J.v.Führich (auch "Theologe mit dem Stifte"
genannt) war durch seine Kreuzwegbilder (1844/46) international bekannt
geworden. Als Kupferstiche verbreiteten sie sich über ganz Europa
und unzählige Maler der Zeit (darunter auch Anton Huber, Ludwig
Hack und Anton Rick) benutzten sie als Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln.
Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mind. 23 Kirchen
des Dachauer Landes in hohem Maße.
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Wenn Sie
mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen
des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie
hier... |
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Apostelleuchter fehlen in der Kirche. Solche Leuchter sind nur für
Pfarrkirchen vorgeschrieben. Wiedenzhausen ist eine Filialkirche. Früher
gab es aber durchaus Apostelkreuze und -leuchter. In der Kirchenrechnung
von 1730 finden wir den Eintrag, dass der Dachauer Künstler Georg Hörmann
die auf die Wand gemalten Apostelkreuze restauriert und die eisernen Apostelkreuze
vergoldet hat (Originaltext: "12 runinirte auf die Maur gemahlne Apostl
Creuz neu renoviert und die 12 darbey sich befündtente Eisenen Leichter
matt Vergolt").
Bei Dunkelheit werden das
Kirchenschiff und die Empore von schönen Kerzenleuchtern mit
jeweils 6 (natürlich elektrischen) Kerzen erhellt.
Vortragekreuze
Vortragekreuz
|
An den rd. 40 Kirchenbänken
des Langhauses sind drei Vortragekreuze
befestigt. Das größte davon steht vor der ersten Bank
an der rechten Seite mit einem schön geschnitzten Korpus.
Die beiden übrigen sind kleiner
und befinden sich im rückwärtigen Teil des Kirchenschiffs.
Sie haben einen einfach geschnitzten Korpus. Eines davon ist für
Beerdigungen
vorgesehen
|
.
Vortragekreuz
|
|
Hinweis: Vortragekreuze
werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie
bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme
sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden
betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben.
Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh. |
Prozessionsstangenengel
|
Im
vorderen Bereich sind an den Bänken Prozessionsstangen befestigt.
Sie sind weiß-blau gestrichen und tragen zwei schöne Engelsfiguren.
Diese Engel knien auf Wolken und halten Leuchter in den Händen,
in die bei Bedarf Kerzen eingesteckt werden können. Beide Engel
haben ihre Gesichter einander zugewandt.
Die Stangen wurden und werden bei der Fronleichnamsprozession mitgetragen.
|
Prozessionsstangenengel |
Beichtstuhl
An
der Rückwand des Kirchenschiffs steht ein dreiteiliger Beichtstuhl.
Der Mittelteil mit dem Priestersitz ist durch ein zweigeteiltes Fenster
und durch die etwas vorgesetzte Zugangstüre gegliedert.
|
Beichtstuhl
|
Hinweis: Über
Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenn-tnis der Sünden offen im
Kirchenraum beim Sitz (Kathe-dra) des Bischofs, später bei dem
des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene
Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch
die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert,
d.h., nicht |
|
mehr öffentlich
abgelegt. Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren Zahl
von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände.
Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem
16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger
geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil für den
Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl) und mit
der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand
mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen.
Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug
der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer
mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche
Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte
geht auf das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen:
Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr
die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück.
|
Empore
Die heutige Empore
wurde bei der Verlängerung der Kirche im Jahr 1937 eingebaut. Sie
ist sehr tief und bietet vielen Kirchen-besuchern und Chormitgliedern
Platz. Die Emporenbrüstung ist der Stuckausstattung der Kirche hinsichtlich
der Farbe und des Stils angepasst. Sie wird durch Felder gegliedert.
Orgel
Die Orgel
mit ihrem offenen Prospekt wurde 1954 von Guido Nenninger
aus München erbaut. 10)
Sie besitzt 2 Manuale, 10 Register und elektro-pneumatische Kegelladen.
|
Orgel
|
Die Firma
Nenninger hat auch
- die Orgeln in den Kirchen von Odelzhausen,
Sittenbach, Welshofen sowie Langenpettenbach
gebaut und
- die Orgel in der Haimhausener Schlosskapelle
restauriert.
|
|
Disposition
der heutigen Orgel von 1954: 37)
Hauptwerk: (C-g''') Spitzflöte 8' Gedackt 8' Principal 4' Mixtur
4f 2'
Positiv: (C-g''') Holzflöte 8' Rohrflöte
4' Kleinoctav 2' Sifflöte 11/3'
Pedal: (C-f') Subbaß
16' Octavbaß 8'
Koppeln: II/I,
I/P, II/P, Tutti |
Frühere
Orgel
Die erste Erwähnung einer Orgel habe ich in der Statistischen Beschreibung
des Erzbistums München und Freising von 1874 gefunden. Dort
heißt es: "Die neue Orgel hat 8 Register".
|
Allgemeines zur Orgel
- Die Orgel mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite
der Orgel, wurde meist durch Künstler gestaltet. Im Barock, dem
unsere ältesten Orgeln angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
Gottesdienstzeiten erfahren Sie auf
der Internetseite des Erzbistums München und Freising. Klicken Sie
hier....
weiter
zu: Zeitungsberichte
über die Kirche in Wiedenzhausen
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger,
Topograph-statist. Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
(Statistik)
04) Erzbisthums München-Freising,
1874
05) Bibel, Offenbarung 6,13): Und
ich sah und hörte einen Engel fliegen mitten durch den Himmel und
sagen mit großer
Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen,
vor den andern Stimmen der Posaune der drei Engel, die noch
posaunen sollen!
06) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
07) Amperbote vom 18.12.1907 (Kircheneinbruch)
08) Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts
Freising, 1909 (Nr.217, 281, 348, 1187, 1258)
09) Max Gruber, Konstantin Pader als Bildhauer, Amperland
1965/1
10) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
11) Max Gruber, Werkverzeichnisse der Dachauer Maler
Johann und Johann Georg Hörmann, Amperland 1980/4
12) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer,
Amperland 1984/2 ( Bernhard
Ernst)
13) Max Gruber, Im Amperland tätige Kistler, Schreiner,
Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3 (Nkolaus Prugger)
14) Josef Mass, Geschichte des Erzbistums München
und Freising, 1986 (Wallfahrt Andechs)
15) Max Gruber, Im Amperland tätige Architekten,
Bau und Maurermeister, Amperland 1987/2
16) Josef Bogner, Dorfkirchtürme im Amperkreis,
Amperland 1989/1
17) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler,
Bayern IV: München und Oberbayern, 1990
18) Robert Böck, Wallfahrt
im Dachauer Land, Bd. 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
19) Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden des Landkreises
Dachau, Bd 2 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
20) Gerhard Hanke / Wilhelm Liebhart, Der Landkreis
Dachau, S. 126, 1992 (Erding)
21) Angelika Petitini, Leonhardsverehrung
u. Wallfahrt in Inchenhofen, Augsburger Volkskundliche Nachrichten, 1995,
Heft Nr.2
22) Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (Turmuhr 1640, Renovierung 1730, Bittgänge)
23) Dachauer SZ vom 6.9.2002, vom 28./29.5.2005
24) Michael Andreas Schmid, M.A,
Das Werk des Dachauer Stuckateurs Benedikt Heiß im Amperland, Amperland
2000
25) Peter Niedermair, Die Geschichte von Wiedenzhausen,
Landkreis Dachau, Oberbayern, 2003
26) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
27) Pfarrchronik
Schwabhausen 1650-1950
28) Dachauer Nachrichten vom 28./29.5.2005, v. 17.12.2008
(808)
29) Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005
und vom 2.10.2005 25.9.2005
30) Robert Böck, Dachauer Weihnachtstaler 2005
31) Prof. Dr. Wilhelm Liebhart, Wiedenzhausen 805 und
808, Amperland 2008/2
32) Eckart Bieger, Das Bilderlexikon
der christlichen Symbole, 2011 (Tabernakelengel, Anker)
33) Geschichte der Pfarrei Tuntenhausen, www.erzbistum-muenchen.de/Pfarrei/Page002670.aspx,2015
(1334)
34)
Dr.Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt
2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
35)
Walkertshofen,
Sonntagseinläuten auf Youtube,
Arnoldusglocken
36)
Georg Hager, Die Wessobrunner Stuccatorenschuele, Beilage zur Allgemeinen
Zeitung (Mch) vom 27.01.1893 (Stuck)
37) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
38)
Adelheid Riolini-Unger, Die Bildhauerfamilie Öberl in Friedberg,
2022 (ISBN: 978-3-949257-07-0)
39) Dr. Eckhard Bieger SJ, das Katholische Symbollexikon,
2004
40) Liste der_Baudenkmäler
in Sulzemoos, Stand 2023
64 Bilder: Hans Schertl
1.2.2023
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