Filialkirche
St.Nikolaus in DEUTENHAUSEN

Adresse : 85232 Bergkirchen, Kirchweg 3
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Eine Ortschaft
Deutenhausen wird erstmals 895 als "Tutinhusa" erwähnt, was
so viel heißt wie: "Haus des Te(u)to". Ob es sich um unser
Deutenhausen oder um die gleichnamige Ortschaft bei Günzenhausen
handelt, ist ungewiss. Bis zum Jahr 1848 bildete Deutenhausen mit
Palsweis und dem nahegelegenen Schlosssitz Eisolzried eine Hofmark.
Die Filialkirche St.
Nikolaus in Deutenhausen gehört schon seit 700 Jahren zur
Pfarrei Bergkirchen. Sie wurde 1315 in der Konradinischen
Matrikel als Filialkirche "Tävtenhausen"
erstmals erwähnt.
Der
jetzige Bau von 18 m Länge stammt
- teils aus der frühgotischen Zeit (Altar-
raum mit Spitzbogengewölbe sowie der
Unterteil des 29 m hohen Turms),
- teils aus der Zeit des Rokoko um 1792
(Langhaus mit einfachem Tonnengewölbe
und rundbogigen Fenstern, sowie die
Turmzwiebel).
In der Vorhalle
der Kirche steht an Stelle des alten Beinhauses eine Statue
von Jesus an der Geißelsäule.
In der Nische daneben liegt ein Heilig-Grab-Christus.
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Flötenengel auf der Kanzel
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Inneneinrichtung
Der Altarraum ist mit einem
gotischen Gewölbe überdeckt. Die
Konsolen der Gewölberippen sind mit interessanten Figuren und Wappen
geziert.
Die barocke Altarausstattung in
schwarz-goldener Fassung stammt aus der Zeit um 1670 oder 1680.
Auf dem Hochaltar
von 1680.
- gewährt das Aufsatzbild einen Blick in
den Himmel zu Gottvater
- im Mittelteil Figuren
der Muttergottes
flankiert von den Heiligen
Nikolaus mit drei goldenen Kugeln u.
Sebastian
mit Pfeilen in der Hand.
- Assistenzheilig sind die Figuren von St.Blasius (mit
Kerze) und
St.Florian (mit Wasserschaff).
- der Tabernakel ist eine viersäulige
spätbarocke Intarsienarbeit
Seitenaltäre
Linker Altar:
- im Aufsatz ein Bild von Christus
- im Mittelteil gotische Figuren von
Maria Magdalena (mit Salbbüchse)
und den Wetterheiligen Johannes
und Paulus (mit Schwertern)
rechter Altar
- im Auszug: ein Bild von St. Vitus
im Ölkessel (18. Jh.)
- in der Mittelnische eine Figur von
St.Leonhard (19. Jh.)
Das Deckengemälde
wurde erst 1947 von Richard Holzner geschaffen.
Es stellt die Krönung Mariens dar.
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Mouseklick zu den Beschreibungen
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An den Chorwänden
befinden sich runde Reliefsteine aus gotischer Zeit, ein Kruzifix und
verschiedene Reliquiare hinter Glas. Auf ihnen sind St.Nikolaus und St.Georg
abgebildet.
An der Nordwand ist die spätbarocke Kanzel
von 1780 angebracht. Am Kanzelkorb befinden sich die Attribute der vier
Evangelisten (Mensch, Löwe, Stier, Adler) .
Die Orgel
ist neu, sie wurde am 20. Dezember 1998 eingeweiht.
Eine Besonderheit gehören neben den erwähnten gotischen Ausstattungsstücken
die 12 außergewöhnlich schönen und großen Apostelleuchter.
In der Sakristei ist noch
ein Lavabo zu sehen.
Die Figuren- und Bilderausstattung
spiegelt die Beliebtheit von Heiligen in der bäuerlichen Bevölkerung
wider.
Baudenkmal
Die Kirche
gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom
Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler
in Bergkirchen 20)
wird
sie mit folgenden Worten beschrieben: "Aktennummer: D-1-74-113-23;
Kirchweg 3; einschiffig mit eingezogenem, fünfseitig geschlossenem Chor,
Westturm mit Oktogon und Zwiebelhaube, Chor und Turmunterbau spätgotisch,
Langhaus 1792; mit Ausstattung".
Die Gottesdienstordnung finden
Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit
ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Eine Ortschaft
Deutenhausen wird erstmals 895 als "Tutinhusa" erwähnt, was so viel
heißt wie "Haus des Te(u)to". Ob es sich um unser Deutenhausen bei
Bergkirchen oder um die gleichnamige Ortschaft bei Günzenhausen im
Landkreis Freising handelt, ist ungewiss. In Deutenhausen soll früher
eine Burg bestanden haben. Jedenfalls wird solch ein Bauwerk der Herren
von Deutenhausen um 1155 erwähnt. Von ihr ist aber nichts mehr erhalten.
Auf jeden Fall war die Gegend um Deutenhausen schon in der Römerzeit
besiedelt. Denn man legte 1911 auf dem Wolfsacker nördlich von Deutenhausen
einen römischen Ziegelofen frei (dazu ein Zeitungsbericht...).
Die Ortsgeschichte ist eng mit dem nahen Eisolzried verknüpft,
wo schon früh Adelige einen Stammsitz hatten.
Um 1210 gehörte es den Wittelsbachern, die hier einen Dienstmann Heinricus
von Eisolzried mit der Verwaltung beauftragt hatten.
Ehem. Eisolzrieder Schlosskapelle
06)
Rund 400 Jahre lang, bis 1848, bildete Deutenhausen mit dem Schlosssitz
Eisolzried eine Hofmark.
Hofmarksherren waren die Familien der Eisolzrieder, der Eisenhofener und
der Ruffini. Eine frühere Inschrift in den Kirchenbänken von Deutenhausen
wies darauf hin, dass die erste Bank links und rechts in der Kirche für
das "Schlossgut Eisolzried" bestimmt waren.
Über die Schlosskapelle St.Leonhard ist in der Bergkirchner Chronik
von 1948 zu lesen:
Schloss
Eisolzried um 1700
|
"Im Schloße
zu Eisolzried befand sich eine dem Hl.Leonhard geweihte Kapelle, in
die eine Wochenmesse gestiftet war, die der Pfarrer selbst abhielt.
Mit dem Abbruch des Schlosses verschwand auch die Kapelle, die wie
ganz alte Leute noch wissen, sehr schmuck gewesen sein soll (demoliert
so um 1889). Die Paramente (=Messgewänder) kamen wohl nach Schloss
Weyeren in der Pfarrei Egenhofen, das der dortige Schloss-herr von
Ruffini auch Besitzer von Eisolzried war. Auch die Tageszeiten wurden
geläutet und es erhielt die "Drittlerin" d.h., die
im Range dritte Magd alljährlich für das "Engel des
Herrn-Läuten" ein Gewand von der Gutsherrschaft. Die Pfarrkirche
besitzt als Erbstück aus Eisolzried ein prachtvolles, rotseidenes,
reichgesticktes Messkleid." |
Das Schloss wurde erstmals Anfang des 13.Jh. erwähnt. Es war in der
2.Hälfte des 14.Jh. ausgebaut, im 30-jährigen Krieg zerstört,
danach wieder aufgebaut und im Jahr 1889 abgebrochen worden. Erhalten soll
noch ein "erdgeschossiger Steilgiebelbau" sein 12)
.
Schlossherren/Hofmarksherren waren die Herren von Eisolzried, die
Edlen von Preysing, die Sätzlinger (1390-1467), Herzog Sigmund von
Bayern (1467-79) und die Wittelsbacher, die Grafen von Hundt (1598-1727)
sowie die Familien Ruffini (1727-1800) und Lotzbeck (1801-1916).
12)
Geschichte
der Kirche
Konradinische Matrikel von 1315
01)
Die Kirche wurde erstmals 1315 in der Konradinischen
Matrikel als "Tävtenhausen" genannt. Sie soll
bereits im gotischen Stil erbaut gewesen sein und kann deshalb nur kurze
Zeit vorher errichtet worden sein. Damit wäre Deutenhausen wohl eine
der ältesten bestehenden gotischen Kirchen im Landkreis. Nach anderen
Quellen wurde die jetzige Kirche erst in spätgotischer Zeit (16.Jh)
errichtet. Von dieser Kirche, ob um 1300 oder 1550 erbaut,
stammen noch der heutige Chorraum und der untere Teil des Turms.
Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524
01)
In der Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 ist erstmals das Patrozinium der Kirche genannt
("s.Nicolai in Deuttenhausen").
Apiankarte 1568
Der Kartograph Philipp Apian bezeichnet den Ort wenig später
als "Teütnhausen", wie Sie auf der Landkarte rechts oberhalb
des Schlosses "Eisetzriet" sehen können. Damals hatte die
Kirche noch einen Spitzturm, denn Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter
Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.
Philipp
Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit. Er
wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors
Peter Bienewitz (latinisiert: Apian) geboren und trat die Nachfolge
seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk
war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte
er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab
von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr
unhandlichen Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen"
(jeweils 40 mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000
dar, die 1568 vom Züricher Form-schneider Jost Amman in Holz
geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die
Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen;
noch Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern.
Apian musste noch im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach
Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation zugetan"
war. Er starb dort 1589. 13)
|
Auszug aus der Karte
von Apian 1568
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Visitationsbericht von 1560
07)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse
Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer (der
in Bergkirchen hatte 12 Kinder) sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Bergkirchen ist auch die Filiale "s.Nicolaus
in Deutenhausen" kurz erwähnt. Leider fehlt die Aussage des
Kirchenpflegers. Nur der Bericht über die Inaugenscheinnahme des
Visitators ist noch erhalten. Darin steht, dass das Allerheiligste "wol
beschlossen und beleucht", aber liturgisch unrein aufbewahrt werde.
Das Taufwasser befinde sich in einem Krug ["Baptismus ist in aim
kruegl"]. An liturgischen Geräten seien vorhanden gewesen: 2
Kelche, eine kleine Monstranz aus Messing, 2 Messbücher, 1 Liturgiebuch,
ain Kantorenbuch und 3 Messgewänder ["3 ornät"]. Der
kurze Bericht über Deutenhausen schließt mit dem Satz "sonst
kain mangel".
Wenn Sie ganzen Bericht über die Pfarrei Bergkirchen -in heutigem
Deutsch- lesen möchten, klicken
Sie hier...
Schmidt'sche Matrikel von 1738/40
01)
In den Jahren 1738 bis 1740, besuchte der Freisinger Kanonikus Schmidt
alle Pfarreien der Diözese Freising und beschrieb auch die Filialkirchen
kurz (Schmidt'sche
Matrikel) . Zur "Ecclesia filialis s.Nicolai in
Deutenhausen" bemerkt er, die Kirche sei ein durch-schnittlicher
Bau, der eine Reparatur nötig habe. In der Kirche stünden drei
Altäre, die dem hl.Nikolaus, den Heiligen Martyrern Johannes und
Paulus sowie dem hl.Georg geweiht seien. Sonntagsgottesdienste würden
abwechselnd mit Oberbachern gefeiert. Außerdem fänden Messen
an vielen Marienfesten und am Thomastag statt. Das Kirchweihfest falle
auf den Sonntag nach Michaeli (29.9.). Außerdem gebe es eine Wochenmesse;
dies gehe aus einer Visitationsakte von 1705 hervor, schreibt Schmidt.
In der Sakristei würden die notwendigen Messgewänder aufbewahrt.
Im Friedhof stehe ein Beinhaus (in das die Gebeine der Toten nach der
Exhumierung einige Jahre nach der Beerdigung gebracht worden sind).
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen der Kirche verwalteten
der Pfarrer von Bergkirchen und der Hofmarksherr in Eisolzried, der Herr
von Ruffini. Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher
Sprache: "Das völlige Vermögen dises Gottshauses wirdet
sich diser Zeit gegen 700 fl. (=Gulden) belauffen".
Biberecker Speisenweihe
05)
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Geschichte über die Biberecker
Speisenweihe. Pfarrer Froschheim (1737-1779) berichtet, der Kooperator
habe am Ostermontag auf seinem Weg von Bergkirchen nach Deutenhausen einen
Umweg über Bibereck gemacht, um in der dortigen Kapelle (!) das von
den Biberecker Bauern bereit gehaltene Fleisch und die Eier zu weihen.
Dies sei aber keine Verpflichtung des Kooperators, sondern eine reine
Gefälligkeit gewesen.j Und als der Kooperator den Umweg nicht
mehr machen wollte, brachten die Bauern die Speisen nicht zur Weihe in
die nahe Kirche von Deutenhausen, sondern legten sie am Morgen bei Sonnenaufgang
unter freiem Himmel ins Gras und ließen sie von den ersten Strahlen
der aufgehenden Sonne "weihen". Sie verträten die Auffassung,
die Ostersonne ersetze voll den Segen des Kooperators, schreibt Froschheim.
Umbau 1792
Im späten 18. Jh. wurde das Langhaus von Grund aus umgebaut.
Vielleicht war das 1792 der Fall; diese Jahreszahl ist auf eine
der Sollnhofer Platten an der Chortreppe geschrieben. Dabei wurden im
Chor die Rippen des Gewölbes abgeschlagen. Das Langhaus bekam ein
einfaches Tonnengewölbe und rundbogige Fenster. Der Turm wurde durch
einen achteckigen Aufsatz erhöht.
Beschreibung Deutenhausens 1844 15)
im Oberbayerischen
Archiv für vaterländische Geschichte,
die im Verlag des Historischen Vereins veröffentlicht wurde.
Wenn Sie die Beschreibung, die sich vor allem mit der mittelalterlichen
Herrschaft über Deutenhausens befasst, lesen möchten,
klicken Sie hier...
Beschreibung 1874
02)
Um das Jahr 1870 erstellte der Dombenefiziat Anton Mayer eine Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising und veröffentlichte
sie 1874 als Buch. Über Deutenhausen ist zu lesen, dass in dem an
der Vicinalstraße (Ortsverbindungsstraße) nach Kreuzholzhausen
gelegenen Ort 201 Gläubige in 36 Häusern lebten (ebenso viele
wie in Bergkirchen).
Über die Kirche schreibt Mayer:
|
"Alter unbekannt.
Ursprünglich gothischer Stil. Zu klein und ruinos. Baupflicht
am Kirchengebäude die Kirche, am Cemeterium (Friedhof)
die Gemeinde. Kuppelthurm mit 2 Glocken. Drei Altäre. Orgel mit
5 Registern. Gottesdienste:an den Sonntagen abwechselnd mit Oberbachern
und an manchen Festtagen. Stiftungen: 8 Jahrtage, 8 Jahrmessen und
11 Monatsmessen. Bittgang um die Felder cum Sanctissime (mit dem
Allerheiligsten) mit 4 Evangelien(stationen) am Dreifaltigkeits-Sonntag.
Meßner ein Gütler, Cantor der Lehrer. Kirchenvermögen:
5782 Gulden". |
Beschreibung 1895 03)
Auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern, das 1895 Prof. von Betzold und Dr. Riehl
im Auftrag des Königl Staatsministeriums des Innern, für Kirchen-
und Schulangelegenheiten erstellten, ist die Kirche St.Nikolaus in Deutenhausen.
Dort ist auf Seite 286 zu lesen:
|
Kirche.
Gothische Anlage, im 18. Jahrhundert verändert. Unbedeutend.
|
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Auf
dem von ca. 1660 stammenden Choraltar eine Maria mit dem ganz bekleideten
Kinde auf dem rechten Arm, dem Scepter in der Linken. Sehr gute bemalte
Holzfigur der Münchener Schule vom Ende des 15. Jahrhunderts.
H. 105 cm. |
|
Auf
demselben Altar St. Sebastian mit fürstenhutähnlicher Mütze
und Mantel, mit Pfeilen in der Hand Höhe 105 cm, (Abg. Taf. 35
und bei B. Riehl, Skizze der Geschichte der mittelalterlichen Plastik
in Bayern, Zeitschrift d. bayer. Kunstgewerbevereins 1890, S. 62). |
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St.
Nikolaus mit drei Kugeln auf dem Buch. Beide sehr gute bemalte Holzfiguren
mit vorzüglich durchgebildeten Köpfen, Ende des 15. Jahrhunderts.
H. 11o cm. |
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Auf
dem nördlichen Seitenaltar (Taf. 35): St. Magdalena mit der Salbbüchse
in Zeittracht um 1520 mit vollem lieblichen Gesicht; der Schleier
um den Kopf gewunden. H. 76 cm. |
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Zu
Seiten stehen St.Johannes mit schaubenähnlichem Mantel und Schwert
(ehemals mit Kelch), H, 76 cm. und St Paulus mit ähnlichem Mantel,
Schwert und Buch. H. 76 cm. |
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Alle
drei kunstvolle bemalte Holzfiguren von ca. 1520, die wieder den der
Münchener Schule eigenthümlichen, einfachen, grosszügigen
Faltenwurf zeigen. |
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Innen
an der Nordwand des Chores sind zwei Reliefmedaillons aus Sandstein
eingemauert, auf deren einem in Kniestück ein Ritter mit Lanze
und Krug, also wohl St Florian, auf dem andern St Nikolaus mit den
Kugeln; flüchtige Arbeiten vom Ende des 15. Jahrhunderts (ursprünglich
Gewölbeschlusssteine?). Durchmesser 31 cm. |
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In der
Sakristei: Kelch, Silber, zum Theil vergoldet, mit grossen getriebenen
Blumen. Augsburger Arbeit, Marke IM, um 1700.
19)
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1933 wurde die Friedhofsmauer neu errichtet 04)
(siehe
Bericht...)
1935 hat man das Dach erneuert.
Berichte aus dem Pfarrleben
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Leben der Pfarreien im Landkreis berichtet. Diese meist in blumiger
Sprache geschriebenen Berichte befassen sich nicht unmittelbar mit dem
Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus
der damaligen Zeit. Ein Zeitungsbericht vom 20.5.1932 schildert den Pfingstausflugs
des Kath.Burschenvereins. Wenn Sie Interesse an den Berichten haben, klicken
Sie hier....
Baubeschreibung
Die Filialkirche liegt am
südwestlichen Dorfrand auf einer Anhöhe inmitten eines 1974
neu ummauerten Friedhofs.
Der einachsige Chor (Länge 8 Meter) schließt in drei
Seiten eines Achtecks.
Das 10 Meter lange Langhaus, das Kirchenschiff, erstreckt sich
über drei Achsen.
An
der Außenwand ist ein Epitaph
für die Familie Andräe eingemauert. Es erinnert an die Toten
der Familie, die in der Zeit zwischen 1884 und 1930 gestorben sind.
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Hinweis:
Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als
Gedächtnismal für einen oder mehrere Verstorbenen
in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der
Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden für
diesen Zweck eigens angefertigt und können künstlerisch
aufwändig gestaltet sein; sie sind normalerweise keine
früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und
taphos bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung
"beim Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder
dahinter noch darunter ein Grab befindet. |
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Epitaph
1930
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Turm
Der westlich vorgelagerte 29 Meter hohe Turm, durch den man auch die Kirche
betritt, erhielt auf seinem breiten rechteckigen Unterbau mit achteckigem
Aufbau eine Zwiebelkrönung. Das Turm-Erdgeschoss wird von einem Kreuzgratgewölbe
überdeckt.
Hinter den Schallfenstern hängen drei Glocken: 10)
Die mit 500 kg schwerste Glocke ist dem Kirchenpatron St.Nikolaus
geweiht,
die mittlere (320 kg) der Muttergottes.
Diese zwei Glocken wurden 1948 von Karl Czudnochowsky
gegossen und ersetzten die beiden im Weltkrieg zum Einschmelzen beschlagnahmten
Glocken.
Die dritte Glocke ist die kleinste. Sie wiegt 125 kg und wurde
schon im Jahr 1691 von Paul
Kopp
aus München gegossen. Sie
steht in der Liste der ältesten Glocken des Landkreises
an 52.Stelle
.. mehr Infos zu den ältesten Glocken....
Turmzwiebel
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Hinweis: Die so
typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung
von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem
Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung
der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste
Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige
Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen
Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in
Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister
unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560
errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln,
die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden,
mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben
spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des
Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen".
11)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen
möchten, klicken Sie hier...
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Die Sakristei befindet sich
an der Südseite des Chores und wurde allem Anschein nach 1939 errichtet.
Innenausstattung
Altarraum
Konsolen-verzierungen
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Der eingezogene
Chor (Altarraum) mit seinem Spitzbogengewölbe und den
spitzbogigen Fenstern stammt noch von der früheren gotischen
Kirche. Die Konsolen der Gewölberippen sind mit interessanten
Figuren und Symbolen
geziert. Eine Konsolenfigur zeigt einen zierlichen Kopf; vielleicht
hat sich darin der damalige Baumeister verewigt. Weitere Konsolen
sind als Wappenschilde gestaltet.
Wenn Sie sich für weitere Konsolenfiguren in Kirchen des Dachauer
Landes interessieren, klicken Sie hier... |
Hochaltar
/Choraltar
Die Kirche besitzt
eine hochbarocke Altarausstattung aus der Zeit um 1670 bis 1680.
Das schwarz-golden gefasste Retabel
des Hoch-altars wird von
zwei weinlaubumrankten Säulen eingerahmt, die auch das Gebälk
mit dem Auszug stützen. |
Nikolaus-Maria-
Sebastian
|
Der Stipes, der
Altarblock, ist gemauert und verputzt. Vom ehemaligen Antependium
hat sich nur noch ein Kreuzornament erhalten. |
Altarauszug
In der Barockzeit wurde der
Altarauszug meist für einen Blick in den Himmel genutzt. Auch
hier in Deutenhausen wird
Gottvater mit Reichsapfel
dargestellt; ganz oben ist der Hl. Geist als Taube zu sehen
(1670).
Der Auszug ist mit einem Volutengiebel
bedeckt und wird von zwei Säulchen flankiert. Daneben
sitzen Anbetungsengel auf dem Gebälk.
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Gottvater
|
Hinweise:
Gottvater wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung
im Alten Testament (Exodus 20, 3-4) kein Schnitzbild von Gott zu machen,
viele Jahrhunderte nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole
wie der
Lebensquell, die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck (das
Auge als Symbol für die Wachsam-keit Gottes über den Menschen) verwendet.
|
|
Personifiziert,
als würdiger alter Mann mit langem Bart, wie hier in Deutenhausen,
wird Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh). Diese Darstellung wird
dem Gottesbild in unserer Zeit nicht mehr gerecht.
Der Apfel hat in der christlichen Kunst neben dem "Paradiesapfel"
noch eine weitere Bedeutung: Er steht für den Kosmos und -als
die Kugelform der Erde anerkannt war- als Symbol der Erde. In der
Hand von Jesus ist er das Zeichen der Herrschaft. Deshalb hielt auch
der Kaiser den mit einem Kreuz geschmückten Reichsapfel in der
linken Hand. 08)
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Mittelteil
Zwischen den Säulen stehen drei alte Figuren aus dem Ende des
15. Jh, über denen zwei Engel (17.Jh) schweben. Bezold/Riel, die
Verfasser des Buchs "Kunstdenkmale des Königreichs Bayern",
schreiben dazu:
|
"Diese Figuren
gehören zum Allerbesten,
was in Oberbayern aus dieser Zeit auf uns gekommen ist; sehr gute
bemalte Holzfiguren mit vorzüglich durchgebildeten Köpfen.
Alle drei kunstvolle bemalte Figuren von ca. 1520, die wieder den
der Münchener Schule eigenthümlichen, einfachen, grosszügigen
Faltenwurf zeigen."
03)
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In der Mitte
steht eine bekrönte Muttergottes
mit einem ebenfalls bekrönten Jesuskind auf dem rechten Arm und
einem Zepter in der linken Hand. Um das Haupt Mariens ein Kranz mit
zwölf Sternen. |

St.Nikolaus-Maria
- St.Sebastian
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Assistiert
werden sie von etwas kleineren Figuren
des hl. Nikolaus
mit Bischofsstab,
Buch und
drei goldenen Kugeln sowie
des hl. Sebastian
mit einem Pfeil in der Hand. Er trägt
einen flachen Fürstenhut auf
dem Kopf, der ihn üblicherweise in
den Dar-
stellungen bedeckt, in denen er nicht am
Marterbaum abgebildet ist.
|
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Hinweise: Nikolaus war um das Jahr 300 Bischof von Myra.
Während der bald darauf einsetzenden Christen-verfolgung wurde
er um 310 gefangen genommen und gefoltert. Er überlebte und
nahm 325 am 1.Konzil von Nicäa teil. Eine Legende über
Nikolaus erzählt: In einer verarmten Familie konnte er durch
gezielte Geldgeschenke (Goldkugeln), die er heimlich durchs Fenster
und durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken warf,
verhindern, dass der Vater seine drei Töchter zur Prostitution
bewegen musste.
Sebastian war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der
auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde.
Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers
Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin
mit Keulen erschlagen.
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Assistenzfiguren
St.Blasius
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An den Außenseiten
des Altar-Retabels stehen auf den Postamenten neben den gewendelten
Säulen um 1670 geschnitzte Figuren
- des hl.Blasius mit Kerze
und Bischofsstab
(links) und
- des hl.Florian in römischer
Rüstung mit Wasserkrug und einem brennenden Haus zu seinen Füßen.
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St.Florian
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Blasius
war von Beruf Arzt und wurde um das Jahr 300 Bischof von Sebaste (heutige
Türkei). Unter Kaiser Licinius erlitt er das Martyrium. Der Legende
nach erhielt eine arme Frau, die durch Blasius' Gebet ihr vom Wolf
geraubtes Schwein zurück erhalten hatte, von ihm den Auftrag,
jährlich in seinem Namen eine Kerze zu seinem Gedächtnis
zu opfern (deshalb die Kerze in der Hand). Bekannter noch ist folgende
Legende: Vor der Hinrichtung betete Blasius darum, dass alle, die
ein Übel an der Kehle oder sonst ein Siechtum haben, Erhörung
fänden, wenn sie in seinem Namen um Gesundung bäten. Eine
Stimme vom Himmel versicherte ihm die Gewährung dieser Bitte.
Ein Junge wurde durch seine Anrufung vor dem Erstickungstod durch
eine Fischgräte bewahrt (deshalb der Blasiussegen am 3.Febr).
Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen
Legion des römischen Heeres. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet
und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die
Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch
sein Gebet gerettet haben. |
Tabernakel
Der einen Meter hohe Tabernakel
aus der Zeit um 1740 ist eine viersäulige, spätbarocke Intarsienarbeit,
die 1938 nach der Beseitigung der Goldfassung wieder zum Vorschein kam.
Die beiden Frauenfiguren unter den Muschelkalotten
in den seitlichen Nischen sind Personifikationen der gött-lichen
Tugenden Glaube (Kreuz) und Hoffnung (Anker).Die dritte Tugend, die
Liebe, ist nicht figürlich dargestellt; sie wird durch die Hostien
im Tabernakel verkörpert.
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Tabernakel
|
Die
drei Tugenden erhalten das Attribut "göttlich", weil
die christliche Lehre davon ausgeht, dass sie nicht von Menschen erbracht,
sondern durch den Geist Gottes geschenkt werden. Dem Glauben wird
die Farbe Blau, der Hoffnung die Farbe Grün und der Liebe die
Farbe Rot zugeordnet. |
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Hinweise: Tabernakel
ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche
Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten
zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der
Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter
anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die
Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch
diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt,
die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in
modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die
Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.
Der Anker diente in
biblischer Zeit nicht nur zum Festmachen, sondern auch zum Manövrieren
des Schiffes. Er symbolisierte deshalb die göttliche Hilfe
gegen die Bedrängnis der Christen in der Zeit der Verfolgung.
Damals verwendete man ihn (mit Querbalken) als heimliches Zeichen für das Kreuz. Er war das Zeichen der Hoffnung während
der Verfolgung. Dann verschwand der Anker als Symbol für die
nächsten tausend Jahre. Erst im 15.Jh erhielt er wieder seine frühere Symbolik.
08)
|
Medaillons in der Chorwand
Vortragekreuz
In die nördliche Chorwand
sind knapp unter dem Gewölbe zwei Reliefmedaillons
(15. Jh.) aus Sandstein eingelassen, wohl ehemalige Gewölbe-
Schlusssteine
(= runde Steine am Treffpunkt der Gewölberippen in der Mitte
der Decke). Die Medaillons (mit einem Durchmesser von 31 cm) sind
mit Darstellungen der Heiligen Nikolaus (mit 3 Kugeln) und
Georg (als Ritter) geschmückt. Früher war der rechte
Seitenaltar in Deutenhausen dem hl.Georg geweiht. |
Medaillons
|
Hinweis: Georg war
Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und
wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei uns wird
der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt (Georgiritt).
Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen tötet.
Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia
ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer und später
Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern
überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder
zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte, schwang
Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das
Untier, das zu Boden stürzte. Der Drache ist in dieser Legende
Sinnbild für das Böse bzw. den Bösen, den Satan.
Schon Augustinus schrieb: "Der Satan ist ein Löwe im Angriff
und ein Drache im Hinterhaltlegen".
Die Ähnlichkeit
der in der religiösen Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern
ist frappierend. Zwar war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt,
dass es Saurier gegeben hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten
die Gewissheit über die Existenz und das Aussehen der Drachen.
Erst 1840 wurden die Saurier als eigene Gattung erkannt.
|
An der Nordwand des Altarraums steht ein Beichtstuhl in Formen
der Neurenaissance. Das Holz ist braun lackiert. Der Beichtstuhl wurde
1914 erstellt.
Noch um 1980 stand am Übergang zwischen Altarraum und Kirchenschiff
die Kommunionbank aus dem 19.Jh. mit balusterartigen Docken.
|
Hinweis: Die Kommunionbänke
entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken
altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff,
vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher
die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte
von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie
aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen
die Patene, um ein Herunterfallen der Hostie zu vermeiden. Im Rahmen
der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten
Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der
Gemeinde zu schaffen. Zudem ist nach herrschender Auffassung der Altar
auch Tisch des österlichen Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen
die Kommunion. 16)
|
Vom
Chorbogen hängt eine Ewig-Licht-Ampel
aus der Zeit um 1900. Sie besteht aus Messing und ist versilbert.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch es sollte, so die Beschlüsse
des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche"
entsprechen.
Dies zielte in erster Linie auf das Material Silber, doch auch versilbertes
Messing dürfte diese Voraussetzung noch erfüllt haben.
17)
|

Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt,
gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der
wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit
dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet. Das Ewige Licht
war vom Johanniter-Ritterorden von den Kreuzzügen aus dem Heiligen
Land mitgebracht worden. |
|
Durch
sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte
Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das Kirchenschiff besitzt ein einfaches
Tonnengewölbe
und vier rundbogige Fenster.
Das
Deckengemälde im Langhaus entstand 1947 durch Richard
Holzner
(1883-1958) aus München
(er malte 1937 auch in der Bergkirchner Kirche).
Das Bild stellt die Krönung Mariens
dar.
Die blau-rot gewandete Maria schwebt über Wol-ken und nimmt ehrfürchtig
die Krone entgegen, die Christus und Gottvater über ihr Haupt
halten. Dazwischen schwebt die Heilig-Geist-Taube.
Ein großer Engel grenzt im Hintergrund die Szene nach oben mit
einem roten, flatternden Tuch ab. Im Vordergrund blicken vier kleine
Putten
auf die Szene. |
Krönung Mariens
|
Der Maler
war in jenem Jahr oft bei der Familie Hartmann neben der Kirche
zu Gast. Der damals einjährige Hans der Familie er-freute
den Maler so sehr, dass er ihn auf dem Deckengemälde
mit darstellte. Es ist der mittlere von den drei Engeln (Bild
rechts) |
Mitte:Hans
Hartmann
|
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Seitenaltäre
Die Seitenaltäre
sind, wie der Choraltar, hochbarocke Retabel
mit zwei Säulen.
Säulen in der Kirche haben nicht nur statische Aufgaben. Sie sind
auch Symbol für den Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden
Himmel und Erde. Deshalb ist die Säule vor allem an Altären
eine beliebte Bauform.
Linker Seitenaltar
Im
Auszugbild zwischen gewendelten Säulchen ist
Jesus mit Kreuz und Zepter im roten Spottmantel dargestellt.
Das Bild wird von drei auf dem Gebälk sitzenden Engeln flankiert.
|

Christus
mit Kreuz
|
Hinweis:
Engel (von griechisch angelos=Bote)
waren in der Kunst des Frühchristentums immer Männer ohne
Flügel. Sie sollten sich von den antiken Göttern wie Nike
oder Hermes unterschei-den, die Flügel trugen. Erst als das Christentum
im 4.Jh Staatsreligion wurde, bekamen die Engel Flügel; dazu
einen Heiligenschein und sogar Hof-tracht. Bis zu den ersten weiblichen
Engeln dauerte es aber noch 800 Jahre. Erst Giotto malte Engel |
|
mit weiblichen
Zügen. Wahrscheinlich hat der damals beginnende Marienkult die
Verweiblichung verstärkt. In der Renaissance und vor allem im
Barock setzten sich die
(geflügelte Knaben, die auf heidnische Eroten = Liebesgötter
zurückgehen) und die geflügelten Engelsköpfchen durch,
die in kaum einer der Barockkirchen unseres Landkreises fehlen. Erst
in der Romantik wurden die Engel wieder erwachsener. Die Malerschule
der Nazarener
prägte die Engel mit großen Flügeln, Anmut und Hoheit,
die uns als Schutzengel von den Bildern im Schlafzimmer oder den Heiligenbildchen
des 20.Jh bekannt sind.
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Am nördlichen Seitenaltar
stehen in der Nische drei
gotische Figuren von 1520, in einer sehr seltenen Gruppierung:
links der hl.Johannes mit Schwert
in
der Mitte Maria Magdalena mit einer
Salbbüchse und
rechts
Paulus, ebenfalls mit einem Schwert
in der Hand.
Die Figur von Magdalena wird durch eine
große Aureole besonders herausgestellt. Es ist die besondere
Form des Heiligenscheins, die die ganze Gestalt als Strahlenkranz
umschließt und damit deren Heiligkeit unterstreichen soll;
sie war in der Gotik sehr beliebt.
|
Johannes-Magdalena-Paulus
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Bei
den männlichen Heiligen handelt es sich nicht um die Apostel,
sondern um Märtyrer des 4. Jh.
Johannes und Paulus waren Brüder, die hohe Beamtenstellungen
am Hofe Kaiser Konstantins inne hatten. Unter Kaiser Julian dem Abtrünnigen
wurden sie wegen ihres Glaubens um das Jahr 361 enthauptet (deshalb
das Schwert).
Seit dem 6. Jh. werden sie als Märtyrer verehrt.
- In Arzbach sind Johannes und Paulus Kirchen-
patrone,
- in Westerndorf wird an ihrem Festtag, dem
26.6., in Bittgang aus Fahrenzhausen erwartet,
- ebenso wie hier in Deutenhausen von den
Bergkirchner Gläubigen. |
Rechter Seitenaltar
St.Leonhard
|
Der südlichen
Seitenaltar ist ähnlich aufgebaut, wie der nördliche,
jedoch schlichter und wohl aus einer etwas späteren Zeit stammend.
Früher war der Altar dem hl.Georg geweiht.
- Das Auszugsgemälde zeigt den heiligen Vitus
im Ölkessel (18. Jh.).
- In der Mittelnische ist der hl. Leonhard
(19. Jh.) als relativ junger Mönch zu sehen; neben ihm
auf derselben Konsole, kleine Figuren einer Kuh und eines
Pferd - wie aus dem Spielzeugladen.
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St.Vitus
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Hinweise: Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später
als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen
und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen
wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer,
"die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken,
die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung
nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere,
weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte
die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Festtag: 6.November
Vitus wurde schon
als Kind von seinem heidnischen Vater wegen seines christlichen
Glaubens vor Gericht gestellt. Den Folterknechten verdorrten die
Arme, aber Vitus heilte sie. Der Kaiser Diokletian wollte ihn mit
schweren Eisenplatten erdrücken, in einem heißen Ölkessel
sieden oder ihn den Löwen vorwerfen. Nichts gelang. Dann wurde
er mit Haken zerfleischt. Er ist auch Schutzpatron gegen das Bettnässen,
weil man in früheren Jahrhunderten den Ölkessel als großen
Nachttopf deutete.
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Kanzel
An der Nordwand ist die spätbarocke
Kanzel von 1780 angebracht. Sie
ist vom Kirchenraum aus über eine Treppe begehbar.
An
die Rückwand sind die Gesetzestafeln des Mose aus dem Alten Testament
gemalt. Der Schalldeckel ist prächtig verziert; an der Unterseite,
direkt über dem Kopf des Predigers, ist die Heilig-Geist-Taube
im Strahlenkranz angebracht. Ganz oben auf den Voluten
sitzt ein Flötenengel. |
Löwe
- Kanzel gesamt - Stier
|
Der
Kanzelkorb ist mit golden gerahmten Feldern verziert. An der trichterförmigen
Konsole sind die Symbole
der vier Evangelisten plastisch dargestellt: ein geflügelter
Mensch für Matthäus, ein Löwe für Markus, ein
Stier für Lukas und ein Adler für Johannes. Neben jedem
Symbol ist eine offene Bibel angebracht. |
|
Hinweis: Die vier Evangelistensymbole Mensch, Löwe, Stier
und Adler reichen zurück bis in den babylonischen Mythos. Dort
stellten sie die vier Astralgötter Nergal (Flügellöwe),
Marduk (Flügelstier), Nabu (Mensch) und Mimurta (Adler) dar,
die vor den Heiligtümern Wache hielten. Im Alten Testament werden
sie in den Gottesvisionen Ezechiels (Ez 1,1-14), im Neuen Testament
in der Offenbarung des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen,
die rings um Gottes Thron stehen, erwähnt. Zuerst bildete man sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus ab. Als Evangelistensymbole
dienen sie erst seit dem frühen Mittelalter (durch die Kirchenväter
Irenäus und Hippolyt um das Jahr 200). Seit Hieronymus (347-420)
werden sie wie folgt gedeutet:
Der geflügelte Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus
weist auf den Stammbaum Jesu und auf seine Geburt
(mit deren Bericht das Matthäusevangelium beginnt) hin,
der geflügelte Löwe ist Sinnbild für Markus,
weil das Markusevangelium mit der Predigt des Johannes in
der Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt
und weil sein Evangelium die Kraft der Auferstehung
und Todesüberwindung betont.
Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas
galt als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das
mit dem Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf
den Opfertod Christi hindeutet und
den Adler des Johannes versteht man als Symbol für
den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums.
|
Kanzelkreuz mit
Mater Dolorosa
Gegenüber
der Kanzel hängt das sog. Kanzelkreuz
mit einer darunter stehenden Mater
dolorosa.
Beide Figuren
stammen wie die Kanzel aus der Zeit um 1780. Der blutüberströmte
Körper von Christus hat neben der Dornenkrone auch eine prachtvolle
Königskrone auf dem Haupt. Die Dornenkrönung im Rahmen der
Verspottung Jesu ist in den Evangelien genannt (z.B. Mtt 27, 28-30).
Ob Jesus auch am Kreuz die Dornenkrone getragen hat, ist der Bibel
nicht zu entnehmen. Dies wird aber in den Apokryphen
erwähnt. In der Kunst ist des Öfteren die Dornenkrone durch
die Königskrone ersetzt. Damit soll auf die Überwindung
der Sünde (=Dornen) durch Christus hingewiesen werden. Hier in
Deutenhausen trägt Christus beide Kronen übereinander; die
obere Krone ist aber sehr provisorisch angebracht. |
Kanzelkreuz
|
|
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber
an der Wand
angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3),
in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten".
Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die
Auferstehung Christi zum Inhalt haben. In den frühchristlichen
Kirchen wurde das Kreuz ohne den Corpus des Gekreuzigten angebracht.
Dann aber wurde Christus am Kreuz als lebender und über den Tod
triumphierender, göttlicher Sieger mit geöffneten Augen
und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst im hohen Mittelalter (etwa
seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung des leidenden und toten
Gekreuzigten, die Betonung des Menschseins Jesu durch, wie wir es
von unseren Kirchen kennen. |
Unter dem Kreuz
steht die ausdrucksstarke Figur der leidende Muttergottes
(mater dolorosa), mit Schwert in ihrer Brust, einer Krone auf
dem Haupt und von 12 Sternen umkränzt. Das Schwert in Marias
Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei
der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch
die Seele dringen" . |
Mater
dolorosa
|

per
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|
Die Kirchenbänke
(jeweils neun Reihen beiderseits des Mittelganges) mit den
blumenbemalten Wangen
stammen aus dem 19.Jh. In ihrer Form gleichen sie den für
die Dachauer Gegend typischen Barock-wangen, die in 15 Kirchen
des Landkreises zu finden sind.
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Kirchenbank
|
Wenn Sie
sich auch die Stuhlwangen in
anderen Kirchen des Landkreises ansehen möchten, klicken
Sie hier...
Apostelleuchter
Um 1995 fand
die letzte Renovierung statt. Dabei kam die frühere Wandbemalung
bei den Apostelleuchtern
zum Vorschein,
die wieder restauriert wurde. Auch die Apostelleuchter selbst
sind besondere Schmuckstücke. |
Apostelleuchter
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Original sind
noch zwei davon; die übrigen
wurden nachgefertigt. Die Apostelleuchter erinnern an das in der
Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern
auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel
errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des
himmlischen Jerusalems.
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Die 14 Kreuzwegbilder
sind im hinteren Bereich des Kirchenschiffs konzentriert. Die 62
x 46 cm großen Ölbilder auf Leinwanduntergrund stammen
aus der 2.Hälfte des 19.Jh. Über den Maler ist mir leider
nichts bekannt.
Aber die Deutenhausener Kreuzwegbilder gehören zu den Bildern,
für die der bekannte Nazarener-Maler Joseph von Führich
aus Wien (1800-1876) die Vorlage geschaffen hat. Der Professor für
historische Komposition an der Wiener Akademie Joseph von Führich
(auch "Theologe mit dem Stifte" genannt) war durch seine
Kreuzwegbilder im "harmonischen und farbintensiven Flächenstil"
18)
(1844/46) international bekannt geworden.
Als Kupferstiche verbreiteten sie sich über ganz Europa und
unzählige Maler benutzten sie als Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln.
Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mind. 22 Kirchen
des Dachauer Landes in hohem Maße.
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Kreuzwegbilder
|
Wenn Sie mehr darüber
erfahren und andere Darstellungen von Kreuzwegstationen in Kirchen des
Landkreises sehen
wollen, klicken Sie hier...
An den vordersten
Kirchenbänken sind schöne, in den Farben Blau, Rot und Gold
gestrichene Prozessions-laternen
befestigt.
Die Prozessionslaternen wurden früher bei den Flurumgängen
und Prozessionen (z.B. Fronleichnamsprozession) mitgetragen. Die eigentliche
Laterne ist in einen Metallrahmen gehängt, wo sie mit Hilfe der
Schwerkraft die Bewegungen des Laternenträgers ausgleichen kann.
So werden die Kerzen in den Laternen senkrecht gehalten. Die Prozessionslaternen
dienen in der Regel der Zierde.
|
Prozessions-laternen
|
Vortragekreuz
1772
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An den hinteren
Bänken stehen zwei Vortragekreuze.
Das blau-weiß gestrichene Vortragekreuz mit einem Corpus aus
Messingblech (18.Jh) dient bei Prozessionen;
das schwarz-weiß bemalte
Kreuz wird bei Beerdigungen benutzt. Bei letzterem sind
unter dem Kreuzbalken ist ein geschnitzter Totenschädel (mit
der Jahreszahl 1772) und Oberschenkelknochen eingefügt. Die
Oberschenkel-knochen versinnbildlichen die abgestorbene Kraft der
Lenden, der Schädel den entschwundenen Geist. Ein Korpus fehlt
am Kreuz. Seine Stelle nimmt eine Plakette ein. Dahinter bilden
Grabhacke und Spaten (die zum Ausschaufeln des Grabes notwendig
waren) ein weiteres (Schräg)Kreuz.
|
|
Hinweis: Das Vortragekreuz
in Deutenhausen ist ähnlich gestaltet wie das Kreuz in Breitenau.
Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten
sowie bei Beerdigungen voran-getragen. Dies geht zurück auf das
Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich
selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden
betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben.
Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
Diese Kreuz ist "das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres
Herrn Jesus Christus, das über deinem Grab aufgerichtet sei"
wie der Pfarrer bei der kath. Beerdigung betet. |
Empore
und Orgel
Bis 1918 hatte die Kirche
zwei Emporen. Bei der damaligen Renovierung wurde die obere
Empore abgebaut und die untere etwas höher wieder eingebaut.
Die Orgel
ist neu, sie wurde 1998 durch die Orgelbaufirma Frenger
; Eder aus Feldkirchen-Westerham gebaut.
|
Orgel
von 1998
|
Sie besitzt 8 Register auf einem Manual und Pedal mit mechanischer
Spiel- und Registertraktur.
Die Segnung der Orgel fand am
20.12 1998 statt. Organist und Orgelsachverständiger war Dr.Michael
Hartmann
14)
Früher wurde der Gesang der Kirchenbesucher von einem Harmonium
der Fa. Steinmeyer aus Oettingen aus der Zeit um 1900 begleitet.
|
|
Hinweis: Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert hinein
als profanes (weltliches) Instrument galt, das für das höfische
Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel,
in allen bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört
eine Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt
und Klangfülle trägt sie zur Verschönerung des Gottesdienstes
bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher
meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus,
deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören,
wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die
harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Vorhaus
Im Vorhaus nehmen
zwei Nischen die Stelle des alten
Beinhauses ein.
Grabchristus
18.Jh
|
In einer Nische befindet sich
ein 80 cm großer Heilig-Grab-Christus
(18.Jh) mit angedeuteten Öllämpchen an der Wand. Wenn
Sie sich für Heilige Gräber interessieren, klicken
Sie hier...
In der zweiten Nische steht eine Statue von Jesus
an der Geißelsäule (18.Jh) mit dem Text in der
Schriftkartusche: "O Mensch, steh still und schau mich an".
Hinweis: Die ersten Darstellungen
von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im
Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder
jedoch erst im 17.Jh. Die große
|
Jesus
an der Geißelsäule 18.Jh
|
|
Verbreitung dieser
Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in
der Wies
(1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden
soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt
und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd.
15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden in
mehr oder weniger freier Nachbildung des Wies-Heilands gestaltet. |
In der Sakristei
ist noch das alte Lavabo
erhalten, ein Zinnfässchen, in dem vor dem Bau der Wasserleitungen
das für die hl.Messe benötigte Wasser aufbewahrt wurde.
Durch einen kleinen Hahn kann das Wasser entnommen werden. Solche
Wasserbehälter sind mir im Landkreis Dachau nur noch aus Rumeltshausen,
Bergkirchen, Inhausen und -in etwas anderer Form- aus Altomünster
und Mühldorf bekannt. Der zum Lavabo gehörige Zinnteller
stammt aus dem Jahr 1792. Möglicherweise ist dies auch das Entstehungsjahr
des Lavabofässchens.
Hinweis: In der Sakristei werden
die Paramente (Messgewänder) und die für die Kirche benötigten
Gerätschaften
aufbewahrt.
In der Sakristei ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst
die liturgischen
Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt übrigens das
lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung "heilig,
geweiht". |
Lavabo
von 1792
|
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02)
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising, 1874
03)
Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1893
04)
Amperbote vom 20.04.1933 (Kirchenmauer)
05)
Burghart Josef, Chronik
von Bergkirchen, 1948,
(Speisenweihe S.54, Schlosskp S.45)
06)
Süddeutsche Zeitung, Beilage Landkreis Dachau, 20.4.1979 (Schlosskp
Eisolzried)
07)
Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
08)
Eckhard
Bieger, Das
Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2008
09)
Maria Thanbichler in der Reihe "Kirchen im Pfarrverband Bergkirchen"
10)
Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im Dekanat Dachau, Amperland
2005/1
11)
Karl Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner
Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und vom 2.10.2005
12)
Werner Meyer, Burgen in Oberbayern, Frankfurt/Main, 1986, ISBN: 9783803512796
13)
Dr.Thomas Horst, Gericht und
Herrschaft in Bayern, aus dem Buch Fürstliche Koordinaten, 2014 (Apian)
14)
Erzbischöfliches Ordinariat, Neue und restaurierte Orgeln
in der Erzdiözese bis 2003
15)
Oberbayerisches
Archiv für vaterländische Geschichte, herausgegeben v.historischen
Verein von und für Obb.-1844
16)
Prälat Dr. Werner Gross, Kirche und Denkmalpflege-Die Erneuerung
der Liturgie durch das Zweite Vatikanische Konzil
17)
Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
18)
Christoph Kürzeder, Wie immer nur anders, Diözesanmuseum 2012
bis 2022 (Katalog)
19)
"Im
17. und 18. Jahrhundert galt Augsburg als das Zentrum der Silber- und
Goldschmiede. Mehr als 200 Meister dieser Zunft
|
waren
hier ansässig und exportierten ihre Schöpfungen in die gesamte
Welt. Sowohl der österreichische als auch der bayerische Hof
zählten zu den finanzkräftigen Kunden und ließen virtuose
Objekte für ihre Kunstsammlungen kreieren. Aber nicht nur das!
...Der Pinienzapfen wird als Punze zum Zeichen dieser ersten Adresse
für Gold und Silber. Aufgrund dieser Marke und der sogenannten
Meistermarken ist es möglich, heute jedes Objekt exakt seinem
Schöpfer zuzuordnen. Glanzvolle Objekte sind Synonym der Kreativität
der Meister, aber auch Ausdruck eines ästhetischen Empfindens,
das zur Grundlage des Mäzenatentums wurde." |
20)
Liste
der Baudenkmäler
-Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau, Gemeinde Bergkirchen
44 Bilder: Hans Schertl

27.3.2022
|