Filialkirche
St.Peter und Paul in Allach
München,
Eversbuschstraße 195
Lage der Kirche auf der Landkarte .. .
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Kurzbeschreibung
Allach
ist ein Stadtteil im Nordwesten Münchens. Der bis 1938 selbstständige
Ort an der Würm bestand bereits zur Zeit Karls des Großen.
Schriftlich wurde er erstmals im Jahre 774
als "Ahaloh" erwähnt. Das bedeutet "Wald am Wasser".
Zur gleichen Zeit wird auch eine vom Priester Kerolt errichtete
Peterskirche an der Würm genannt, die wohl mit unserer Kirche
St.Peter und Paul identisch ist.
Allach gehörte über Jahrhunderte verwal-tungsmäßig
zum Landgericht und Pflegamt Dachau, bis es 1802 zum neu gebildeten
Landgericht München kam. Die Pfarrei Allach erstreckte sich
bis 1964 in den Lkr. Dachau (Karlsfeld-West) hinein.
Die denkmalgeschützte Kirche steht am Ostufer der Würm,
an der Eversbusch-straße, inmitten eines ummauerten Friedhofs.
Der heutige Bau wurde im Jahr 1700 vom Maurermeister Hans Trixl
aus Menzing errichtet. Die damals abgetragene Vorgängerkirche
war uralt. Sie stammte aus dem 8.Jh., wurde 1315 erweitert und um
1500 umgebaut.
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Baubeschreibung
Die Außenseite der Kirche
ist blassgelb gestrichen und durch farblich abgesetzte, teilweise
aufgemalte Pilaster gegliedert. Das Gesims unter der Dachtraufe
ist durch dreifarbige Schablonenmalerei (von Hans Zimmermann 1986
nach altem Befund) verziert. 11 Fenster lassen viel Licht in den
Raum. Über dem Eingangsportal auf der Südwestseite ist
eine Sonnenuhr aufgemalt.
Der Turm auf der Westseite ist in seinem
unteren, romanischen Teil schon 700 Jahre alt, in seinem oberen,
gotischen Teil über 500 Jahre. Er ist mit Friesen
geschmückt: unten mit romanischen Rundbogenfriesen, oben mit
gotischen Spitzbogenfriesen über einem sog. Deutschem
Band. Im Turm hängen derzeit vier Glocken,
die 1915 und 1946 gegossen wurden
Die doppelstöckige Sakristei ist an der Nordseite des
Chors angebaut.
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Bemalung
der Außenseite
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Pfarrei
Die Filialkirchengemeinde gehörte über Jahrhunderte zur Pfarrei
Aubing. 1882 wurde Allach als Expositur installiert. Als 1914 die
Pfarrei Allach gegründet wurde, war diese Kirche St.Peter und Paul
die Pfarrkirche (mit Filialkirche St.Martin), bis 1955 die neue Pfarrkirche
Mariä Himmelfahrt errichtet wurde. Seit einigen Jahren bilden die
Pfarreien Allach und Untermenzing eine Pfarreiengemeinschaft.
Innenausstattung
Der Altarraum
ist von einem gotischen Gewölbe mit Stichkappen
überdeckt; in der Mitte ein IHS-Zeichen mit Kreuz und 3 Nägeln
aus Stuck.
Das Kirchenschiff besitzt dagegen eine barocke Flachdecke, seit 1962 ohne
Ausmalung.
Der stattliche Choraltar
wurde 1710 von Dachauer Künstlern geschaffen:
- Kunstschreiner Franz Prugger
- Bildhauer Bartholomäus Schuhpaur
- Maler Joh.Georg Hörmann.
Der Altar ist den Patronen Petrus und Paulus geweiht, deren Figuren in
der Mittelnische stehen. Begleitet werden sie von Skulpturen zweier heiliger
Bischöfe: links von St.Wolfgang dem Bischof von Regensburg, rechts
von St.Valentin, dem Bischof von Passau.
Im Altarauszug ein Bild der Krönung Mariens in den Himmel.

per Mouseklick zu den Beschreibungen
Die schräg gestellten Seitenaltäre
(1723 von Kistler Lukas Schäffler) sind der Muttergottes (links)
St. Josef (rechts) geweiht.
Assistenzfiguren sind nicht vorhanden.
Die Kreuzwegbilder
wurden gegen Ende des 19.Jh. gemalt.
Ein Bild mit dem Antlitz Christi auf
dem Schweißtuch der Veronika in üppigem barocken Rahmen hängt
unter der Empore.
Bilder- und Figurenausstattung
in der Kirche:
- St.Petrus Hauptfigur am Choraltar
(mit Schlüsseln), um 1710
- St.Paulus Hauptfigur am Choraltar
(mit Schwert), um 1710
- St.Sebastian am Marterbaum
mit Pfeilen im Körper - 20.Jh.
- ein heiliger Papst (barock)
- St. Wolfgang, Assistenzfigur
am Choraltar (1710)
- St. Valentin,
Assistenzfigur am Choraltar (1710)
- St.Maria - Gemälde
Krönung Mariens durch die Hl.Dreifaltigkeit (1710), als Muttergottesfigur
am Seitenaltar (17.Jh.)
- St.Josef Figur mit einem
Wanderstab (barock) an der Seitenwand, als Altarfigur
am Seitenaltar (1962)
- Kreuzigungsgruppe mit Maria
und Johannes -18.Jh.
- Geißelheiland
Die
Orgel wurde 1984 von der Fa. Gebr.Späth
aus Mengen-Ennetach erstellt. Sie besitzt zwei Manuale, ein Pedal u. 18
Register.
Was
noch interessiert...
Die Gottesdienstordnung
finden
Sie hier...
Die Pfarreiengemeinschaft Allach-Untermenzing
hat auch eine interessante Website; klicken
Sie hier...
360-Grad-Foto
Der Künstler Roland Steitz hat
vom Hauptraum der Kirche ein schönes HDR/360-Grad-Foto gemacht
und
im Internet veröffentlicht.
Wenn Sie es sich anschauen möchten, klicken
Sie hier...
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Alljährlich am
4.Sonntag im Oktober gestalten die Schönbrunner Sänger
und die Schönbrunner Stubnmusi den Gottesdienst für
die verstorbenen Bauern von Allach.
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Ortschaft
Allach ist ein Stadtteil im Nordwesten Münchens. Der bis 1938 selbstständige
Ort an der Würm bestand bereits zur Zeit Karls des Großen.
Die Ortschaft oder der Weiler
Allach wurde urkundlich erstmals im Jahre 774 als "Ahaloh"
im Zusammenhang mit einer Schenkung erwähnt. Ahaloh"
bedeutet "Wald am Wasser". 'Loh' wurde im Laufe der Zeit zu
'-lach' abgeschliffen. 16)
In der Karwoche dieses Jahres 774 sah sich der reiche Grundbesitzer Onolf
veranlasst, seinen Besitz in Allach, Glonn und Röhrmoos an die "in
der ummauerten Stadt Freising gelegene Kirche der seligen unbefleckten
Maria, der Jungfrau Gottes und der Mutter des Herrn" zu übergeben.
Freising war damals Sitz des Bischofs und nahm Schutzfunktionen im umliegenden
Land wahr.
Onolf hatte seinen Sohn Keparoh "durch räuberische Nachstellung"
(wie er selber schreibt) verloren. Es dürfte sich um einen Sippenstreit
gehandelt haben. Die Schenkung sollte dem Seelenheil des Getöteten
dienen.
Der
zweite Sohn von Onolf, Hrodinus, war für den geistlichen Stand
bestimmt; so befürchtete Onolf ein Aussterben der Sippe. Für
den Fall, dass Hrodinus aber kein Priester werden würde, durfte
er die Besitzungen bis zu seinem Ableben nutzen.
Und dieser Fall trat wohl ein. Der zweite Sohn entschied sich -für
frühmittelalterliche Adelsfamilien verständlich- für
die "Weiterführung des Blutes", also für eine
Heirat und gegen das Priestertum. Später werden in Urkunden Nachkommen
von ihm in Allach und Weilbach erwähnt. 25)
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Erwähnung Allachs in
der Urkunde (rot unterstrichen
24)
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Interessant
ist auch der Schluss der Urkunde, in dem darauf hingewiesen wird,
dass die Zeugen nach gutem baierischen Brauch an den Ohren gezogen wurden
("et haec testes per aures tracti"); sie sollten sich später
besser an das Rechtsgeschäft erinnern können. Meist glich ein
kleines Geschenk die Unannehmlichkeit mit den roten Ohren aus. 26)
"Allach
gehörte über Jahrhunderte zum Landgericht und Pflegamt Dachau,
bis es 1803 zum neu gebildeten Landgericht München kam. 12)
1678 wurde Allach in die neu geschaffene Hofmark Menzing eingegliedert,
die dem Baron Anton von Berchem, Pfleger von Dingolfing und Reisbach,
übertragen wurde 20).
1702, zwei Jahre nach Berchems Tod, fiel die Hofmark Menzing wieder an
das Kurfürstentum zurück, so dass Allach wieder seinen alten
Status als Ort im Landgericht Dachau zurück erhielt. 15)
Im Jahr 1818 wurde Allach
eine selbstständige Gemeinde im modernen Sinn, die 120 Jahre lang
Bestand hatte. 1938 wurde sie nach München eingemeindet.
Pfarrei
Pfarrlich war Allach wohl von Anfang an, mindestens aber seit 1315, eine
Filiale der Pfarrei Aubing (mit den weiteren Filialen St.Johann/Allach,
St.Maria/Pasing, St.Martin/Untermenzing, St.Michael/Obermenzing, St.Ulrich/Laim,
St.Wolfgang/Pipping).
1882 wurde Allach als Expositur innerhalb der Pfarrei Aubing installiert.
1914 wurde die Pfarrei Allach selbstständig und St.Peter und
Paul die Pfarrkirche. Die Pfarrei Allach umfasste nicht nur den Stadtteil
Allach, sondern erstreckte sich bis 1964 in den Lkr. Dachau (Karlsfeld-West)
hinein18).
Die Kirche St.Peter und Paul blieb Pfarrkirche bis 1955, bis zur Errichtung
der neuen Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in der Höcherstraße.
Seit einigen Jahren bildet die Pfarrei Allach zusammen mit der Pfarrei
Untermenzing die Pfarreiengemeinschaft Allach-Untermenzing.
Geschichte
der Kirche
Schenkungsurkunde aus
der Zeit 772/780 04)
In der Zeit um 772/780 wurde in einer Schenkungsurkunde eine vom Priester
Kerolt errichtete Peterskirche an der Würm erwähnt, die
wohl mit unserer Kirche St.Peter und Paul in Allach identisch sein
dürfte. Im Rahmen dieser Schenkung statteten ein gewisser Helmperht,
sein Sohn Cunzo und weitere Personen diese Kirche mit Grundstücken
und mit Unfreien, also mit einem Bauernhof und (Zwangs-)Gesinde, aus.
Die Erträge der Schenkung reichten aus, den Kirchenbau zu erhalten
und die Seelsorgsarbeit zu finanzieren. Zudem übertrug Kerolt
die Kirche dem Bistum Freising. Die Historiker und Theologen Mayer/Westermayer
teilen uns in ihrer Bistumsbeschreibung von 1880 mit, dass die Kirche
um 755 von Bischof Josef von Verona (748-764) geweiht wurde : "...
eine weitere Kirche ad locum wirmam mit dem Titel des hl.Petrus, von
Bischof Josef c.755 geweiht .." 08)
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Urkunde v.772/780
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Auch der Grund für die Schenkung
772/780 ist in der Urkunde genannt: "zum Heil seiner Seele" erfolgte
sie, als Sühne für begangene Sünden. Die Begründung
muss nun nicht bedeuten, dass Helmperht und seine Familie besonders große
Sünder gewesen wären. Diese höchstpersönlichen Erklärungen
waren notwendig, um der Schenkung Rechtssicherheit zu geben. Denn die weltliche
Obrigkeit war nicht begeistert, dass die Kirche durch diese Schenkungen
immer mächtiger wurde. Deshalb regelte sie im damals geltenden Gesetz,
dem Lex Baiuvariorum, dass einer sein Vermögen nur dann der Kirche
überschreiben darf, wenn dies "zur Erlösung seiner Seele"
geschieht (und nachdem mit den Söhnen geteilt worden ist).
Ein genaues Datum ist in der Urkunde nicht genannt. Die Schenkung erfolgte
in der Regierungszeit des Freisinger Bischofs Arbeo (764-783). Da einer
der Schenker, der Sohn Cunzo, erst seit 772 bekannt ist, grenzte der Historiker
Theodor Bitterauf die Ausstellungszeit der Urkunde auf die Jahre 772 bis
780 ein.
Ein Bild der Originalurkunde von 772/780 mit dem handschriftlichen Text
und daneben den transkribierten (abgeschriebenen) Text können
Sie hier sehen und lesen ...
Nach dem Historiker Carl Meichelbeck
wird die Peterskirche im Jahr 795 , also kurz nach der Schenkung
von 772/780 nicht nur "an der Würm", sondern "in Allach"
lokalisiert. 11)
Erste
Kirche
Die Geschichte der Kirche St. Peter und Paul geht bis zum 8. Jahrhundert
zurück: 03)
Sie wurde erstmals in den erwähnten Urkunden von 772/780 sowie von
795 und in einer dritten Urkunde von 802 erwähnt.
Die Gestalt dieses frühen Gotteshauses hat man bei Ausgrabungen im
Rahmen der Renovierungsarbeiten 1962 entdeckt:
Die Kirche bestand aus einem einschiffigen Langhaus aus Tuffquadern, das
nur innen verputzt war. Der Altarraum hatte die Form einer Rundapsis.
Die erste Kirche war viel kleiner als die heutige. Ihre Fläche nahm
etwa das nordwestliche Drittel des jetzigen Kirchenschiffs ein. 11
)
Sie hatte noch keinen Turm.
Konradinische
Matrikel 1315
02)
Die Kirche St.Peter und Paul in Allach
wurde auch in der Konradinischen
Matrikel von 1315 als eine von fünf Filialkirchen der
Pfarrei Aubing unter der Bezeichnung "Aloch" schriftlich erwähnt.
Dort heißt es unter dem Dekanat Monacensis:
"Aubing ... habet V filias: Paesing, Aloch,
duo Mentzing, Lamen (= Laim) cum sepulturis".
Allach hatte somit schon damals einen Friedhof. Dies spricht für
eine gewisse Bedeutung in früher Zeit.
Anbau 1315
Um das Jahr 1315 hat man das Gebäude nach Osten verlängert.
Die bisherige Rundapsis wurde durch einen rechteckigen Chorraum aus Backsteinen
ersetzt und der noch heute erhaltene, durch Bogenfriese gegliederte und
verzierte Turm mit quadratischem Grundriss angebaut
09),
10), 11)
Der -damals erheblich niedrigere- Turm stand in der Südwest-Ecke
der Kirche, d.h. die gesamte Kirche war gut halb so groß wie heute
das Kirchenschiff.
Umbau um 1500
Um 1500 wurde das Gotteshaus in spätgotischem Stil umgebaut.
Davon ist noch das Gewölbe im Altarraum erhalten. Außerdem
wurde der Turm auf seine heutige Höhe aufgestockt. 10)
Sunderndorfer'sche
Matrikel 1524 02)
In der Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 werden erstmals die Patrozinien der Kirchen
in der Diözese Freising genannt. Die große Pfarrei St.Quirin
in Awbing (Aubing) mit 700 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
hatte inzwischen 6 Filialen: "Beata Virginis in Bäsing (Pasing),
S.Udalrici (Ulrich) in Laym, S.Wolfgangi in Pupping, S.Georgii in Obermentzing,
Martini in Nidermentzing et S.Petri in Allach, die Kapelle S.Joannis
nahe Allach und die beiden Kapellen St.Georg und Dreifaltigkeit in der
Burg Mentzing.
Die Pfarrei Aubing war damals übrigens dem Stefan Sunderndorfer als
Pfarrherrn übertragen, während die Seelsorge vom Vicarius parochialis
Michael Gotzmann ausgeübt wurde. Sunderndorfer, der sogar Generalvikar
(= Bischofs-Stellvertreter) in Freising war, ist der Autor der
nach ihm genannten Matrikel von 1524.
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Hinweis:
Generalvicar Stephan der Sunderndorffer oder Sonderndorffer stammte
aus dem bayerischen altadeligen Geschlecht der Sonderndorfer auf Anzing
und Ibden. Er studierte in Pavia, wurde dort Dr. jur. und war seit
1506 Kanzler des Fürstbischofs Philipp. Er liegt im Kreuzgang
des Domes zu Freising begraben. Sein Grabstein hat die Aufschrift:
"Hier liegt begraben der Edl hochgelehrt Doctor Steffan von Sunderndorff
zu Anzing und Ibden, der Zeit Dombherr und Vicary zu Freysing, starb
am Lichtmesstag im Jahr 1528. Dem Gott Genad." |
Visitationsbericht von 1560 05)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse. Im Bericht über die Pfarrei Aubing ist auch Allach kurz
erwähnt [in eckigen Klammern der Originaltext]:
Auszug aus einer Karte vonPhilipp Apian 1568
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Die Filialkirche St. Petrus
hat ein jährliches Einkommen von 25 Gulden [jerlich einkomen
bei 25 fl. ]. Die Ausgaben für Öl, Wachs und anderen Kirchenbedarf
belaufen sich auf 15 Gulden [Ausgab umb öl, wachs und ander
der kirchen notturfft bei 15 fl. ]. Die Kirchenrechnung erstellt
Dr.Hundt. Die Kirche besitzt kein Haus für einen Mesner [hat
kain aigen mesenhauß].
In der wohlgezierten Kirche stehen drei Altäre [3 altär,
wol getziert].
An Geräten sind vorhanden: 2+1 Kelche, deren Güte aber
nicht bekannt ist [2 kelch, wissen nit ob sy guet] und fünf
Messgewänder [5 meßgewandt].
Die Inaugenscheinnahme durch die Visitatoren ergibt noch einen weiteren
Kelch, 3 Corporale und 3 Messbücher.
Vor dem Sakramentshaus brennt in der Nacht eine Ewig-Licht-Ampel.
Auch ein Friedhof ist vorhanden. [hat sacrament, dessen allein nechtliche
beleuchtung und ain begrebnuß].
In der Filialkirche finden Singmessen und andere Gottesdienste in
ausreichendem Umfang statt [wirt durch den pfarrer mit besingnuß
und anderm gotsdienst wol verricht].
Jeden dritten Sonntag wird ein festlicher Gottesdienst mit Predigt
gehalten [uber den dritten sontag wirt der gotsdinst mt predigen
und anderm alda verricht].
Der Bericht über die Inaugenscheinnahme endet mit der Bemerkung:
"Sonst nit mangel".
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Neubau
der heutigen Kirche 1700
Baufälligkeit der alten Kirche
Schon um 1673/78 war die zuletzt um 1500 umgebaute Kirche als baufällig
und zu klein eingestuft worden. Vielleicht hatte der 30jährige Krieg
seinen Anteil am schlechten baulichen Zustand. Jedenfalls hatte eine Dreier-Kommission,
bestehend aus einem Abgeordneten des Pfleggerichts Dachau, dem Aubinger
Pfarrer und dem churf.Baumeister Enrico Zuccali (Zogali), festgestellt,
dass
"bey dem Kürchel sowoll als Thurn und Sacristey
nit allein eine unumbgängliche Paufälligkeit vorhandten, sondern
auch
solches Khürchl derart lez und khlein, daß
bei dem anwachsenden Pfarrvolkh, welches da an dem 3ten Sonntag von 3
Dörfern
zu Besuch des hl.Gottesdienstes mueße zussamen
khommen, kein Platz mehr vorhanden, um Gläubige zu faßen".
23)
Zudem hatte sich der Baustil geändert: die Gotik war veraltet; modern
war nun der Barock. Und man wollte dem Herrgott ein schönes, modernes
Haus errichten und auch gegenüber den Nachbarorten nicht zurückstehen.
Bauantrag 23)
Die erste Initiative zum Bau ging vom Pfarrherrn Dr.Johann Bernhardin
von Prugg aus. Er war von 1669-1714, also 45 Jahre lang, Pfarrer der Pfarrei
Aubing, zu der Allach als Filialkirche gehörte. Am 3.1.1697 wandte
er sich, mit Zustimmung des damaligen Fürstbischofs von Freising
an den churfürstlichen Hofrat in München und teilte mit, dass
vor vielen Jahren durch eine Kommission (s.o.) die Kirche in Augenschein
genommen, "auch ein Visir und Yberschlag abgefasst worden",
der Neubau aber nicht vorgenommen worden sei, weil das Dorf zusammen mit
dem Kirchenschatz an den churf. Geheimen Rat von Berchem gekommen war.
Er bat deshalb den Kurfürsten, zur Beförderung der Ehre Gottes
und der Heiligen, dem Hofmarksherrn die Bewilligung zu erteilen daß
unverzüglich und zwar noch diesen Winter, "vor der Paursmann
wieder in den Ackher khombt und mit dem Seinigen zu thun hat", das
notwendige Baumaterial angefahren und mit dem Bau begonnen werde. Der
kurfürstliche Hofbaumeister Enrico Zuccalli hatte schon einen Plan
mit Kostenvoranschlag für einen Neubau erstellt. Die Ausführung
zog sich jedoch hin und der Plan wurde nicht verwirklicht.
Die zweite Initiative ergriff am
3.3.1700 der einflussreiche neue Hofmarksherr Baron von Berchem. Er teilte
in einem Schreiben an den Pfarrer und an den Fürstbischof mit, dass
die Baukosten auf "3 bis vierthalb Tausend Gulden kommen und auch
die bedürftigen Materialia, also Holz, Kalch und Hauerstain bereits
angefahren seien und auf dem Bauplatz lägen.
Der Pfarrer fügte einen neuen Bauplan des Menzinger Maurermeisters
Hans Trixl hinzu und teilte zudem mit, der Wirt und Kirchenpropst
Spitzweckh habe bereits die Werkleute bestellt, die am nächsten "Erchtag
nach Oculi" (Dienstag, 16.3.1700) mit dem Abbruch der alten Kirche
begännen.
Abbruch
der alten Kirche 23)
Die Lage der alten Kirche ist uns heute nicht mehr genau bekannt, weil
die Pläne fehlen. Aber dem Schreiben des Pfarrers Bernhardin von
Prugg vom 8.3.1700 ist zu entnehmen, dass durch die Vergrößerung
des Gotteshauses die Apsis so liegen werde, dass der neue Choraltar auf
einem Platz zu stehen komme, auf dem sich vorher Gräber befunden
haben. Aus gesundheitlichen Gründen müsse man diese Gräber
entfernen. Dazu bitte er um Mitteilung, was mit den Gebeinen zu geschehen
habe. Auch müsse, um "einen Umbgang in die Khürche zu haben,
umb so vill, als die Khürche liegen werde, mit dem Freithof auf die
Gemain hinausgefahren werde." Die Genehmigung zum Abriss traf am
11.3.1700 ein mit der Auflage, dass
- das Kirchlein vorher "profaniert" werde, d.h. die heiligen
Reliquien erhoben, an einem würdigen Ort aufbewahrt und
- die exhumierten Gebeine an einem anderen Platz auf dem Friedhof beigesetzt
werden.
Bau
Mit der Abriss- kam auch
die Baugenehmigung. Aus finanziellen Gründen wurde im Sommer 1700
der Plan des Menzinger Maurermeisters Hans Trixl verwirklicht, der die
vorhandene Nord- und Westmauer mit einbezog und auf die ursprünglich
geplante Errichtung eines neuen, unten viereckigen, oben achteckigen Zwiebelturms
mit 40 Metern verzichtete. Der alte Turm blieb stehen und wurde in die
Westfront einbezogen und verputzt. So blieb der Kirchturm als das älteste
Baudenkmal Allachs nahezu unversehrt erhalten.
Der Bau war Ende September 1700 vollendet. Der Pfarrer bat nun das Ordinariat,
das Kirchweihfest schon in der neuen Kirche auf einem Tragaltar (Portabile)
abhalten zu können. Denn das alte Kirchlein St.Johann oberhalb Allach,
in dem während des Baus der neuen Kirche die Gottesdienste gefeiert
wurden, biete für ein solch großes Fest nicht genug Platz.
Mit Genehmigung des Bischofs weihte der Pfarrer B.von Prugg die Kirche
vorher durch einfache Benediction. Später wurde die neu gebaute Kirche
durch den Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck
selbst feierlich eingeweiht. Das Datum hat sich leider nicht erhalten.
Innenausbau
Die neue Inneneinrichtung musste noch etwas warten: Als Hochaltar
stellte man einen (Übergangs-)Altar aus der Kirche St.Benedikt in
Gauting auf. Die Orgel kam aus der Pfarrkirche Dachau. 11)
Der neue Choraltar wurde 1710 angeschafft. Der Begründung in der
Kostenrechnung von 1710 ist zu entnehmen, dass man sich für den alten
Choraltar aus Gauting fast schämte. Darin heißt es: "Weillen
dann in disem Gottshauß das Verhandten gewest (=vorhandene)
Choraltärl gannz schlecht unnd allenthalben Zusamb gestuckht (=
zusammengestückelt) gewesst...".
Man holte zunächst einen Kostenvoranschlag (yberschläg) ein,
der vom 9.Juli 1709 datierte und Kosten von 542 Gulden vorsah. Den reichte
man beim "Geistlichen Rhat" in München ein, mit der "Unnderthenigist"
geäußerten Bitte um "allergnädigste Ratificierung".
Die Genehmigung wurde schon am 3.Aug. 1709 erteilt. Noch in diesem Jahr
erstellte der Dachauer Kunstschreiner Franz Prugger
den Altar (ohne Figuren und Verzierungen) und erhielt dafür 153 Gulden.
20) .
Die Figuren und die
Verzierungen für 60 Gulden kamen kurz darauf hinzu. Sie wurden von
Bärtlme Schuechpaur (= Bartholomäus Schuhpaur)
geschnitzt. Die Arbeiten wurden in der Kirchenrechnung im Einzelnen aufgeführt.
Der Originaltext lautet:
- "für die beiden "Seittenpildter (= Assistenzfiguren)
St.Wolfganng und St.Valentihn in Lebens Grösse 6 Münchener
Werkhschuech (= 1,80 m ) hoch
- dann in den mittlern Corpo (= in der Mittelnische) St.Petri et
Pauli Bildtnussen (= Figuren), wie selbe zu der Marter gehent ...
einander Umbfangen, unnd Beurlauben (=verabschieden),
ebenfahls Lebens gross aller thaillung gemess (= in allen Teilen)
wohl statuiert, fleissig, unnd sauber Verferttigt, geschnitten
unnd ausgearbeittet...
- sambt dennen hierbey angezaigten Bluemb gehengen (Blumengehängen)
- unnd in Underfues ( = unten) mit Zuethueung (= Hinzufügen)
dess Tabernaculs
- 5 Engls-Köpf Unnd a parte 4 früchten oder Bluembbeheng (=
Blumen-u. Fruchtschnüre) geschnitten...
Den höchsten Betrag
(329 Gulden) erhielt der Maler Johann Georg Hörmann
aus Dachau, der den Altar und die Figuren fasste. Der enorme Unterschied
zum Bildhauer-Entgelt ist darin begründet, dass der Maler aus seinem
Salär die teuren Farben kaufen und seine Gehilfen entlohnen musste.
Der Malerlehrling erhielt darüber hinaus sogar ein Trinkgeld, so
der nächste Eintrag in der Kirchenrechnung: "Dem Maller Jungen
Trinckhgeld 45 kr." Das entsprach -bei wörtlicher Auslegung-
in etwa 18 Maß Bier.
Daneben waren für die Erstellung des Altars auch ein Schlosser (Georg
Spitzer/Dachau: 7.20 fl. ) und ein Schmied (Jacoben Clafter/Allach: 1.38
fl.) nötig. Zwei Kistlergesellen haben den alten Choraltar abgebaut
und Teile davon für den neuen Altar aufbereitet (2.24 fl. ). Einen
Gulden erhielten Fuhrleute, die den neuen Choraltar von Dachau nach Allach
transportierten. Daraus ergibt sich, dass der Altar nicht in der Kirche
von Allach, sondern in der Werkstatt von Bartholomäus Schuhpaur in
Dachau gezimmert wurde. Als der Altar in Allach aufgestellt wurde, befestigte
man ihn mit "100 ganzen Pröternögln" (=Bretternägeln).
Und zum Schluss spendierte man den mitarbeitenden Künstlern und Helfern
eine Brotzeit. Die Rechnung (Zöhrungs Conto) des Wirts Hannsen Spizwöckhen
betrug 2 Gulden. 20)
Ablassfest
Anfang des 18.Jh. gab es für einen Besuch der Kirche am Patronatsfest
(29.Juni) einen Vollkommenen Ablass. In der Kirchenrechnung von 1715 ist
vermerkt, dass dieser Ablass schon das 14.Mal (also seit 1702) gewährt
wurde.
In die Kirchenrechnung wurde die Nachricht deshalb aufgenommen, weil der
zuständige Pfarrer von Aubing, HH.Knecht mit Begleitung beim Allacher
Wirt Hanns Spizwögg speisten und die Rechnung (Zöhrungs Conto)
der Kirchenverwaltung zukommen ließen. Die nicht geringe Zeche betrug
5.25 fl. , das entspricht etwa heutigen 250 Euro. 20)
Schmidt'sche
Matrikel 1738/40 02)
In den Jahren 1738
bis 1740 besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising alle Pfarreien
des Bistums und beschrieb in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz. Danach war die Kirche
in Allach -anders als noch 1560- neben St.Petrus auch dem hl.Paulus geweiht.
Die Kirche besaß drei Altäre. Der Choraltar war den Patronen
Petrus und Paulus geweiht. Auf ihm wurde das Allerheiligste aufbewahrt.
Ein weiterer Altar hatte die Jungfrau Maria als Patron (der Matrikeltext
über den dritten Altar ist leider nicht mehr lesbar). Gottesdienste
wurden jeden dritten Sonntag sowie an den Apostelfesten gehalten.
Kirchweihfest wurde am Sonntag vor dem Fest des hl.Michael (= vor 29.9.)
gefeiert, das Patrozinium am 29.Juni. Allach besaß auch damals einen
Friedhof mit Beinhaus. In der Sakristei befanden sich genügend Messgewänder.
Im Turm hingen drei geweihte Glocken. Die Kirchenrechnung erstellte der
Pfarrer und der Präfecto electorali aus Dachau. Der Bericht endet
mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das völlige Vermögen
dises Gottshauses mechte derzeit yber 500 fl. betreffen". Das war
für eine Filialkirche kein geringer Betrag.
1779
Im Dorfe Allach wurde die "Mildthätige Gesellschaft" gegründet,
die verarmte oder mittellos gewordene Kinder daselbst erziehen ließ,
und im Jahre 1779 vom Churfürsten Karl Theodor bestätiget wurde.
Ihre Entstehung hatte sie zuvörderst dem wohlthätigen Sinn und
Unternehmungsgeiste des Stadtraths und Weingastgebers zu München,
Franz Albert, zu danken. 01),
06)
Beschreibung
1820 21)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer von 1874/84
08)
die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Die Beschreibung ist nach Pfarreien gegliedert. Deshalb ist Allach im
Abschnitt "Aubing" zu finden. Dort wird die Kirche wie folgt
beschrieben:
"Allach, Dorf, Filialkirche, 333 Gläubige in 62 Häusern,
Entfernung von der Pfarrkirche 5/4 Stunden, Gottesdienste an Sonntagen
abwechselnd mit Unter- und Ober-Menzing, an einigen Festtagen etc.; Patrone:
hl.Petrus und Paulus; Kw (= Kirchweihfest): Sonntag vor Michaeli
(= So vor 29.9.) "
Allach 1843
Aus dem Jahr 1843 ist ein kurzer geschichtlicher Abriss von Allach erhalten.
Wenn Sie ihn lesen möchten, klicken Sie hier...
Beschreibung
der Kirche 1880 08
)
Die Filialkirche St.Peter und Paul in Allach ist auch in der "Statistischen
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" (im Kapitel über
die Pfarrei Aubing) aus der Zeit um 1874-84 enthalten, die zunächst
der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg
Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste
Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen
der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das
Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden
orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen
und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv
des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen
der Pfarrämter. Der die
Filialkirche in Allach betreffende Text lautet:
|
"Filialkirche
Allach an der Würm. Die Kirche, 1710 im Zopfstyl erbaut, hat
einen Sattel-Thurm mit 3 Glocken:
1.Sancti Petre et Paule, orate pro nobis! Gegossen von Bachmaier
in Erding 1871.
2.St.Joanne Bapt., ora pro nobis! Gegossen von ebendemselben.
3.Joseph Taller goß mich in München 1719.
Geräumigkeit genügend. Baupflicht: Kirche u. Decimatoren.
Cons.dub. Patrone: HHl. Petrus und Paulus. 4 altar. port. Ss.Cemeterium
ohne Capelle. Orgel mit 4 Registern.
Gottesdienst: jeden 3.Sonntag, abwechselnd mit Ober- und Untermenzing.
Am Patrozinium kommen sämmtl. Gemeinden mit dem Kreuze hieher;
überdieß ziehen die Gemeinden Allach u.Obermenzing während
der Frohnleichnams-Octave processionsweise zu den Antlaßvespern
nach Untermenzing, ebenso die Allacher am Pfingstsonntage zum Gottesdienst
nach Untermenzing, und die Untermenzinger am Pfingstmontag nach Allach.
Nach Maria Eich wallfahrtet man von Allach mit den Gemeinden Ober-
und Untermenzing am 2.Juli. Stiftungen: 2 Jahrtage mit Vigil und Requiem;
4 hl.Messen. Vermögen: 12.900 M rent., 18.806 M nicht rent.,
571 M 11 Pf. Passiva. Meßner und Cantor: Der Lehrer" |
Neuausstattung
um 1891 11)
In den Jahren 1891-98
wurde die Kirche im damals modernen Stil des Historismus neu ausgestattet.
- Mit Kommunionbank und Beichtstühlen von Zimmermeister Anton Mayer
aus Dachau
- neue Fassung der gesamten Ausstattung in den Farben Weiß und Gold
- Deckengemälde "Mariä Himmelfahrt" von Max
Bernatz aus München; es war eine 32 qm große Kopie von
Peter Candids
Altarblatt am Renaissancealtar, der von 1622 bis 1860
in der Münchener Frauenkirche stand.
- Neuer Deckenstuck von Leopold Ulseß aus München (der aus
Hägerau
stammte und am 6.12.1888 in München die
Gastwirtstochter von Schwarzhofen Elisabeth Zankl geheiratet
hatte).
- Glasgemälde in den Chorfenstern von der Kunstanstalt Josef Peter
Bockhorni aus München
- Reparatur der Orgel (1 Manual, 9 Register) durch die Firma Max Maerz
& Sohn aus München
- Abriss der oberen Empore.
Beschreibung 1895 07)
Mit der Allacher Kirche und ihrem "schwerfälligen Hochaltar"
befasste sich auch das Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches
Bayerns, das Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage
des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten
erstellt haben. Wenn Sie den Text lesen möchten,
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Große Renovierung 1962 11)
1962 wurde das Innere der Kirche so gestaltet, wie wir es heute
sehen können.
Zunächst legte man den Kirchenbau trocken, übermalte die
Deckengemälde und schlug den Deckenstuck ab. Auch die nicht
mehr benötigte Kanzel, die Glasgemälde in den Fenstern
und die Kommunionbank wurden entfernt. Die Seitenaltäre, die
bisher an der Außenwand angelehnt waren, wurden in die Ecken
zwischen Seitenwand und Chorbogen gestellt. Zum Schluss fasste man
die Raumschale und die Altäre neu.
|
schmucklose
Westseite
|
Wallfahrt/Bittgang
Aus den Kirchenrechnungen ist ersichtlich, dass die Allacher Gläubigen
nach dem 30jährigen Krieg alljährlich eine Wallfahrt/Bittgang
nach München zu St.Benno
unternahmen. Jedenfalls hat die Filialkirche in den Jahren 1650 und 1654
den Sängern (1 Gulden) und dem Fahnenträger (30 Kreuzer) ein
Zehrgeld bezahlt. ("Zörung für nacher München, unnd
gehn St.Kolman bezalt"). 20)
Zusammenstellung aller Renovierungen und Anschaffungen
11)
- 1315: Erweiterung der alten romanischen Kirche
- 1500: Einwölbung des Chors und Aufstockung des Turms
- 1630: Erwerb einer versilberten Chrisam-Gefäßes
("Umb ain versilberte Chrisam Pixen 2 Gulden") 20)
- 1650: Neuer Tabernakel für 38 Gulden (Schreiner M.Veith/Dachau,
Schlosser Rudolphen Otter, Maler von Bruck) 20)
- 1651: Anschaffung einer neuen "roth damaschgen Fahnen"
um 50 (!) Gulden 20)
Erwerb
eines neuen Ciboriums (Kelch) um 30 Gulden 8 Kreuzer 20)
- 1700: Neubau der heutigen Kirche
- 1710: Anschaffung einer Laterne ("Umb ain Neu hornenen
Lathern 2.-Gulden") 20)
Neues
Kruzifix und Kreuz sowie neues Vorhaus (Originaltext:
"Wolf Hisch, unnd Antoni Lomgöttl beede Zimmerleith
von allach habenvor ain Neugemachtes Crucifix, Creuz, und ain Vorheisl
auf der gassen Beweis Zötls zalt erhalten: 1.7
Gulden) Das
genannte Kruzifix wurde vom Dachauer Maler
Joh.Georg Hörmann
für 8.20 Gulden teilvergoldet 20)
Weiteres,
5 Schuh (1,60 m) hohes Kruzifix von Bildhauer Bartholomäus
Schuhpaur (1680-1750)
erstellt für 9.-Gulden.20)
- 1712: Erwerb eines himmelblauen Fastentuchs von Josef Sophia
Kramer aus Bruck 19)
- 1715: Kauf von Maikrügen und Maibuschen (= Schmuck
an Seitenaltären) für 7 Gulden
20)
- 1716: Erwerb von lebensgroßen Schnitzfiguren von Christus
dem Erlöser, von Maria und von elf Aposteln in Alabasterfassung
mit
vergoldeten Attributen: Bartholomäus Schuhpaur;
Fassung Maler Josef
Krenauer,
aus
(Fürstenfeld-)Bruck ( 1738)
- 1723/24: Erstellung der Seitenaltäre durch Kistler Lukas
Schäffler aus Neuhausen
- 1742: Neue Glocke von Glockengießer
Anton Benedikt Ernst
(tätig um 1700-1749)
- 1762: Turmerhöhung geplant. Dafür wurden Angebote
vom Zimmermeister Josef
Hagn ( 1762) und
Baumeister
Anton
Glonner
(1723-1792), beide aus Dachau, eingeholt. Das Vorhaben wurde aber nicht
verwirklicht.
- 1795: Abbruch der 1677 von Kurprinz Max Emanuel auf dem
Adelsberg im Dachauer Moos (westlich von Allach) gestifteten
Wallfahrtskapelle Hl.Kreuz. Dabei wurden die Kreuzigungsgruppe und eine
1719 von Jos.Christoph Thaller
aus Mch
gegossene Glocke in die Allacher Kirche übertragen. Dafür trat
man eine alte, zerbrochene Glocke zum Neuguss an die
Neuhauser Kirche ab.
- 1801: wurde eine der ältesten Kirchen der Gegend abgebrochen:
die erstmals 1524 erwähnte Kirche St.Johann am
östlichen Würmufer zwischen Allach und Untermenzing. Auch von
dieser Kirche kam eine Glocke nach Allach.
- 1851: Reparaturarbeiten am Kirchenbau
- 1871: Zwei neue Glocken von Joseph
Bachmair ( 1873)
- 1873: Kauf von Apostelfiguren aus Steinguss von der Mayer'sche
Hofkunstanstalt.
- 1882: Lieferung eines Hl.Grabes mit Grabchristus aus Lindenholz
durch Sebastian Steiner/Kunstanstalt Fürstenfeldbruck
- 1895/96: Neuausstattung des Kircheninneren (1891-1898): Deckengemälde
und Stuck, Glasgemälde, Beichtstühle,
Kommunionbank,
Abriss der oberen Empore, Orgelreparatur.
- 1902: Erwerb einer Immaculata-Figur von Josef Rifesser,
St.Ulrich im Grödnertal
- 1915: Umguss einer 1719 gegossenen Glocke durch die Glockengießerei
Ulrich Kortler
aus München
- 1920/23: Kirchenrenovierung durch Josef Zimmermann
aus Allach (*1892 Untermenzing, +1975 München)
- 1936: Friedrich
Haindl (1910-2002) erstellt einen Plan für den Bau einer neuen
Kirche; die Ausführung dieses Plans wurde aber durch
die Nazis vereitelt
- 1946: Kauf von zwei neuen Glocken als Ersatz für die
1940 für Kriegszwecke eingeschmolzenen Vorgängerinnen.
- 1954/55: Bau der neuen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
in der Höcherstraße. Dabei wurden einige Bildwerke an die neue
Kirche
abgegeben.
- 1962: Restaurierung (Trockenlegung des Baus, Schrägstellung
der bisher an der Außenwand angelehnten Seitenaltäre
Entfernung von: Deckengemälde, Deckenstuck, Kanzel, Glasgemälde
und Kommunionbank
Neubemalung der Raumschale und Altäre)
- 1984: Innenrestaurierung (Neufassung der Raumschale, der
Altäre und der Figuren, Neue Orgel von der Fa. Gebr.Späth aus
Mengen-Ennetach)
- 1986: Außenrenovierung durch Hans Zimmermann (heutige
Fassung nach altem Befund)
Baubeschreibung
Die Kirche St.Peter und Paul in
Allach steht am Ostufer der Würm an der Eversbuschstraße 195
inmitten eines ummauerten Friedhofs. Der heutige Bau wurde im Jahr 1700
vom Maurermeister Hans Trixl aus Menzing errichtet.
Die Außenseite ist gelb gestrichen und durch farblich abgesetzte
(graue) Pilaster gegliedert. Im hinteren Teil, am Kirchenschiff, sind
die Pilaster aufgemalt. Das Gesims unter der Dachtraufe ist durch dreifarbige
Schablonenmalerei verziert. Die Malereien wurden durch Hans Zimmermann
1986 nach einem alten Befund gestaltet und geben so der Kirche ihr früheres
Aussehen zurück.
Kirchenschiff
Das breite, aber nicht sehr lange Kirchenschiff ist im Inneren flach
gedeckt. Es wird von vier Segmentbogenfenstern und zwei Rundfenstern
(an der Empore) erhellt. Der Eingang liegt auf der Südwestseite.
Er wird durch einen kleinen Portalvorbau vor den Unbilden der Witterung
geschützt.
Über dem Eingang ist außen eine Sonnenuhr
mit einer AnzeigenSkala zwischen 6 und 6) angebracht. |
Sonnenuhr
|
Chorraum
Der mit einem Stichkappengewölbe überdeckte, nur wenig eingezogene
Chorraum/Altarraum wird durch 4 Segmentbogenfenster und ein Rundfenster
an der Ostseite erhellt. An der Südseite des Chors hängt außen
ein großes Kruzifix mit einer geschwungenen Kupferüberdachung,
die den Korpus vor Regen schützen soll.
Turm
Turm
|
Der relativ niedrige
Turm mit quadratischem Grundriss
befindet sich an der Westseite. Er stammt in seinem unteren Teil aus
der Zeit um 1315, als die alte romanische Kirche umgebaut und verlängert
worden war 09).
Dabei wurde er in die Westmauer einbezogen, sodass er wie ein großer
Dachreiter
aussieht. Lediglich ein geringer Mauervorsprung lässt erkennen,
dass es sich um einen bis zum Boden reichenden Turm handelt. Um 1500,
bei der Gotisierung (und wohl auch Erhöhung) des Gotteshauses,
wurde er zu seiner heutigen Höhe aufgestockt
10).
Der Turm ist mit Friesen
geschmückt: unten mit romanischen Rundbogenfriesen, oben mit
gotischen Spitzbogenfriesen über Deutschem
Band.
Auf allen Seiten ist eine Turmuhr angebracht. Der Turm hat ein Satteldach;
auf den beiden Giebeln sitzt jeweils ein Steinkreuz. Die Schalllöcher
haben Spitzbögen.
Beim Neubau des der Kirche 1700 war zunächst ein neuer, barocker
Zwiebelturm vorgesehen; doch aus finanziellen Gründen blieb der
alte Turm stehen. |
Zwei Generationen später, 1762, war eine Turmerhöhung geplant.
Dafür wurden Angebote vom Zimmermeister Josef
Hagn ( 1762) und Schlossmaurermeister Anton
Glonner (1723-1792), beide aus Dachau, eingeholt. 11).
Auch dieses Vorhaben wurde
nicht verwirklicht.
Glocken: Im Turm hängen derzeit vier Glocken, die 1915 und 1946
gegossen wurden. Sie sind den Kirchenpatronen Petrus und Paulus sowie dem
hl. Ulrich von Augsburg und Maria Magdalena geweiht.
11)
Glockenhistorie:
1742 - Neue Glocke von Glockengießer
Anton Benedikt Ernst
(um 1700-1749). 11)
1795 - Glocke aus der Wallfahrtskirche Hl.Kreuz am Adelsberg kam in die
Allacher Kirche; sie war 1719 von Jos.Christoph Thaller
aus München
gegossen worden. Dafür wurde eine alte, zerbrochene Glocke zum Neuguss
an die Neuhauser Kirche
abgetreten 11).
1801 - Glocke aus der Kirche St.Johann am östlichen Würmufer zwischen
Allach und Untermenzing wurde beim Abbruch dieser
Kirche nach Allach
übertragen
1871 - Zwei neue Glocken von Joseph
Bachmair ( 1873)
1915 - Anschaffung einer neuen Glocke
1940 - Zwei Glocken müssen zum Einschmelzen für Kriegszwecke abgeliefert
werden
1946 - Kauf von zwei neuen Glocken als Ersatz für die eingeschmolzenen
Vorgängerinnen.
Innenausstattung
Der mit einem Stichkappengewölbe
überdeckte, nur wenig eingezogene, breite Chorraum/Altarraum
wird durch vier Rundbogenfenster und ein Rundfenster an der Ostseite
erhellt.
|
Decke
|
Die Chordecke
ist durch dunkle Stuckrahmen im Eierstabmuster
in unregelmäßige Felder unterteilt. In der Mitte erinnert
ein Stuckornament in einem vier-passförmigen Feld an Jesus
Christus: Es besteht aus:
- dem IHS-Zeichen im Zentrum,
- darunter einem Herzen (Herzjesu)
- mit drei (Kreuzigungs-)Nägeln und
- darüber einem Kreuz.
Über dem Choraltar eine Muschel, das Zeichen der Auferstehung.
|
|
Hinweis: IHS das
ist das Namenssymbol Jesu. Es kann auf zwei Arten gedeutet werden:
Es sind einerseits die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben
geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS); andererseits werden diese Buchstaben
auch als Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" verstanden;
das bedeutet: "Jesus, Erlöser der Menschen" |
Choraltar
/ Hochaltar 11)
Beim Neubau der Kirche 1700 stellte
man zunächst einen provisorischen Hochaltar auf; er stammte aus der
Kirche St.Benedikt in Gauting.
Aber schon 10 Jahre
später wurde der neue, heute noch bestehende Hochaltar
errichtet.
Er ist eine Arbeit der berühmtesten Dachauer Künstler dieser
Zeit:
- die Kistlerarbeiten erstellte Kunstschreiner
Franz Prugger
(1638-1736),
- die Bildhauerarbeiten erledigte
Bartholomäus Schuhpaur
(1680-1750) und
- bemalt wurde der Altar von
Joh.Georg Hörmann
(1672-1749).
Der Altar fand nicht in jeder Epoche Gefallen.
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayerns von
1898 wird er als "schwerfälliger Hochaltar" bezeichnet
07).
|
Choraltar
|
Das Retabel,
der Altaraufbau ist rotbraun marmoriert und teilvergoldet. Vier Säulen
und zwei angedeutete Pilaster
tragen ein mehrfach verkröpftes
Gebälk mit vergoldeten Verzierungen in Akanthusformen.
Den oberen Abschluss bildet ein Auszugsgemälde .
In der Mittelnische stehen Figuren der Kirchenpatrone Petrus und Paulus.
Zwischen den Säulen befinden sich auf Sockeln Statuen zweier
heiliger Bischöfe.
In der Predella steht der prächtige Tabernakel, der in Form eines
offenen Baldachins gestaltet ist.
Eine Kartusche
über der Mittelnische trägt die Inschrift: "Altare
principibus apostolorum sacratum" (der den Ersten unter den Aposteln
geweihte Altar). |
1984 wurde der Hochaltar restauriert.
Altarauszug
Der
Altarauszug über dem mächtigen Gebälk besteht aus
einem Rundbild mit Blattornamentrahmen. Der ist auf beiden Seiten
von Sprenggiebeln, mit je einer vergoldeten Ziervase in der Mitte,
umgeben.
Drei Putten blicken auf die Gottesdienstbesucher herab.
Das Gemälde
zeigt die Hl.Dreifaltigkeit bei der Krönung Mariens.
|
Auszug: Krönung Mariä
|
- Die blau-weiß gekleidete Muttergottes mit einer Blume im Haar
kreuzt die Hände über der Brust.
- Gottvater mit Vollbart und dreieckigem Heiligen-
schein
- sowie der in den traditionellen roten Mantel
gekleidete Christus
halten die Himmelskrone über Maria.
- Darüber schwebt der Hl.Geist in Gestalt einer
Taube und sendet Gnaden-Zungen herab. |
Mittelteil |
|
|
In der Mittelnische
des Altars stehen zwei einander zugewandte Figuren von St.Petrus
und St.Paulus mit ihren Attributen, den Himmelsschlüsseln
und dem Schwert.
Sie nehmen vor ihrem Martyrium Abschied von einander. Früher
war in der Altaraussparung hinter ihnen ein Kulissengemälde der
Stadt Rom angebracht.
|
St.Petrus u.Paulus
|
Beide Figuren sind
ähnlich gekleidet, mit goldfarbener Toga. Ihre Bärte entsprechen
dem Typus, der sich in der Kunst über Jahrhunderte herausgebildet
hat: Petrus mit lichtem Haupthaar und Haarkranz, Paulus mit langem
Vollbart.
Die Figuren wurden vom Dachauer Bildhauer Bartholomäus
Schuhpaur (1680-1750) geschnitzt. |
|
Hinweise: Diese
sog.Himmelsschlüssel, die der Künstler der Petrus-Darstellung
in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentiert der Schlüssel
aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Nach Matthäus
16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des
Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden
sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst
sein im Himmel" (der goldene Schlüssel für die himmlische,
der silberne für die irdische Vollmacht).
Paulus hieß eigentlich Saulus. Er war von Beruf Zeltteppichweber
und jüdischer Theologe im Laienstand. Er verfolgte mit großem
Eifer die junge Kirche und war bei der Steinigung des Stephanus dabei.
Vor Damaskus wurde Paulus von einer Erscheinung Christi getroffen,
fiel zu Boden und erblindete kurzzeitig. Missionsreisen durch den
Nahen Osten und seine Briefe (7 der 13 Briefe stammen von ihm) machten
ihn bekannt. Der Schwerpunkt der Glaubensverkündigung des Paulus
ist die Gnade Gottes: Gott schenkt seine Gnade den Menschen nicht
aufgrund ihrer guten Taten, sondern einfach, weil er ein guter, menschenfreundlicher
Gott ist. Nach eher unwahrscheinlichen Legenden starb Paulus im Jahr
67 als Märtyrer unter Kaiser Nero durch das Schwert. Wahrscheinlich ist er -wie im ökumenischen Heiligenlexikon zu lesen ist- eines natürlichen Todes gestorben. |
Assistenzfiguren |
|
St.Wolfgang
|
Zwischen
den Säulen des Hochaltars stehen zwei heilige Bischöfe als
Assistenzfiguren.
Geschnitzt wurden sie ihres Schöpfers Bartholomäus Schuhpaur
als Figuren der heiligen Bischöfe Wolfgang und Valentin (im Kostenvoranschlag
waren noch Nikolaus und Benno genannt).
Die linke Figur mit dem Kirchenmodell stellt den hl.Wolfgang,
den Bistumsheiligen von Regensburg dar.
Die rechte Figur ist der Bistumsheilige von Passau, St.Valentin
von Rätien. Seine Attribute bestehen nur aus den Bischofs-Insignien.
Die Identität ergibt sich aus der Kirchenrechnung von 1710. .
Dort ha. Der Bischof
St.Valentin von Rätien ist nicht mit dem Priester St.Valentin
von Rom identisch, dessen Fest am 14.Februar mit Blumengeschenken
gefeiert wird. |
St.Valentin
|
Hinweis:
Wolfgang lebte im 10.Jh. Er war erst Mönch in Einsiedeln,
dann ab 972 Bischof von Regensburg. Die Legende erzählt von zeitweiligem
Einsiedlerleben am nach ihm benannten Wolfgangsee. Das Einsiedlerleben
wurde durch den Teufel gestört, der immer wieder versuchte, Wolfgang
zu vernichten, so dass Wolfgang beschloss, sich an einem freundlicheren
Ort eine Klause zu erbauen. Er warf seine Axt ins Tal hinab und gelobte,
an dem Ort, an dem er sie wieder finden werde, eine Kirche zu erbauen.
Wolfgang lebte sieben Jahre in der Einöde, danach kehrte er nach
Regensburg zurück. Die vielseitige und umsichtige Tätigkeit
als Bischof begründete Wolfgangs Beliebtheit und seine Verehrung
schon zu Lebzeiten. Er versuchte besonders, die Bildung und das geistliche
Lebens des Klerus und der Orden zu fördern. Zahlreiche Orte wurden
nach Wolfgang benannt. Sein Bild wurde zum Schutz des Viehs an Stalltüren
angebracht. Im 16. Jahrhundert trug der Gulden in Regensburg sein
Bild (Gedenktag 31.Oktober). |
|
|
Hinweis:
Valentin kam der Überlieferung nach um 435 nach Passau.
Als Bischof wurde er jedoch von den Bewohnern, die der Konfession
der Arianer anhingen, immer wieder vertrieben. Er wirkte dann in Rätien
als Wanderbischof und starb in Mais, dem heutigen Meran, wo er in
der Zenoburg bestattet wurde. Valentin war wohl tatsächlich Glaubensbote
in Rätien, nach neuen Erkenntnissen aber nicht Bischof von Passau.
Der Freisinger Bischof und Geschichtsschreiber Arbeo von Freising
(723-784) berichtete vom Grab eines Valentin in Mais in der Zenoburg
im heutigen Meran - und dass dessen Gebeine 739 nach Trient überführt
wurden. Von dort wurden sie 761 vom bayerischen Herzog Tassilo III.
nach Passau übertragen, wo seitdem Valentin neben Stephanus als
Bistumspatron verehrt wird. Um 1200 wurde anlässlich der angeblichen
Auffindung seines Grabes im Vorhof des Passauer Domes seine Lebensgeschichte
verfasst. (Gedenktag 7.Januar)
Der Heilige ist nicht mit dem hl.Valentin von Rom identisch, dessen
Fest am 14.Februar mit Blumengeschenken gefeiert wird und der im Übrigen
kein Bischof war. |
Tabernakel
In der Predella steht der prächtige Drehtabernakel
im barocken Stil, der in der Form eines offenen
Baldachins mit Akanthusblattverzierungen gestaltet ist.
An der Spitze des dekorativen Auszuges sitzt in einem Vogelnest ein
Pelikan. Er hält seine Flügel schützend über die
Jungen.
Der Pelikan ist Sinnbild für Christus, weil man (irrtümlich)
davon ausging, dass er in Notzeiten seine Jungen mit seinem Blut nährt.
|
Tabernakel
|
Der
heutige Tabernakel könnte mit dem Altar 1710 angeschafft worden
sein; vielleicht ist er auch älter und wurde 1710 nur überarbeitet.
Denn den Kirchenrechnungen ist zu entnehmen, dass 1650 ein
neuer Tabernakel um 38 Gulden erworben wurde. An dessen Erstellung
waren Schreiner M.Veith aus Dachau, Rudolphen Otter und ein Mahler
von Bruck beteiligt. 20)
Nach der Kirchenrechnung von 1710 erhielt der Bildhauer Bartholomäus
Schuhpaur für Schnitzwerke am neuen Choraltar 60 Gulden. Dabei
wird die Arbeit am Tabernakel nur mit den dürren Worten "unnd
in Underfuess mit Zuethueung des Tabernaculs" (= am Fuß
des Altars den Tabernakel hinzugefügt) beschrieben. |
|
Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12.Jh.
übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der
Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Seit dem hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die
heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jh. umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil
(1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder
modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Ewig-Licht-Ampel
Ewig-Licht-Ampel
|
Zu
beiden Seiten des Choraltars hängen Ewig-Licht-Ampeln
aus Silberblech mit Goldapplikationen. Die Aufhängevorrichtungen
sind besonders prächtig in Akanthusform gestaltet und vergoldet.
Hinweis: Das rote Öllämpchen,
das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines
katholischen Gotteshauses. In der Frühzeit des Christentums
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit
der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie bildete sich
etwa seit dem 13.Jh. der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus: Johanniter-Ritterorden
hatten das Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen
Land mitgebracht. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin,
dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch sollte es, so die Beschlüsse
des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche"
entsprechen. Silber erfüllt diese Voraussetzung.
27)
|
Epitaph am Chorbogen
Am breiten Chorbogen ist ein
Epitaph aus dem Jahr 1765
für den Hofkellermeister Franz von Lafabrique in das Mauerwerk
eingelassen. Es besteht aus rotem Marmor.
Der Text auf dem Epitaph lautet:
"Alhier liget begraben der Wohl Edl gebohrne
Herr Franz von Lafavrique Gewest Churfrtl. Hof-Kellermeister,
so gestorben in Anno 1765 in dem 34.ten Jahr
seines alters. Requiescat in Pace"
|
Epitaph
von 1765
|
Figuren
heiliger
Papst
|
An der linken Seite
des Altarraums steht die spätgotische Figur eines heiligen Papstes,
im goldenen Gewand, mit Papstkrone (Tiara), Papstkreuz und Bibel.
Um welchen Papst es sich handelt, steht nicht fest.
Die Auffassung, es handle sich um eine Figur des hl. Petrus,
ist unwahrscheinlich. Jedenfalls ist mir eine solche Petrus-Darstellung
nicht bekannt. Der Apostel wird in der Regel auch mit einem Bart dargestellt.
82 der insgesamt 265 Päpste werden als Heilige verehrt. In den
Kirchen unserer Gegend sind neben St.Petrus vorwiegend Gregor I.,
Silvester I., Sixtus II. und Pius V. figürlich dargestellt.
|
An
der rechten Seite des Altarraums steht auf einer Konsole die Figur
von St.Sebastian. Er ist
an den Marterbaum gebunden. Sein großenteils entblößter
Körper ist von vier Pfeilen durchbohrt. Aus den Wunden fließt
Blut. Die Figur wird als Barockstatue beschrieben; sie dürfte
in Wahrheit aber viel jünger sein und aus dem 20.Jh. stammen.
Hinweis: Sebastian ist eine legendäre Person. Er soll
im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde gewesen sein. Auf Befehl
des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen
durchschossen. Sebastian erholte sich aber durch die Pflege von St.Irene,
bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen
erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet
worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und
-der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
Gedenktag: 20.Januar
|
St.Sebastian
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Kreuzigungsgruppe
|
An der linken Seite des Kirchenschiffs
hängt dort, wo bis 1962 die Barockkanzel angebracht war, eine
Kreuzigungsgruppe mit
darunter stehenden Figuren von Maria und Johannes. Sie wurde in
barocker Zeit geschnitzt und kam 1795 -beim Abbruch der Wallfahrtskapelle
Hl.Kreuz auf dem Adelsberg- in die Kirche St.Peter und Paul.
Jesus am Kreuz hängt blutüberströmt an einem zu schmalen
Kreuzesstamm. Darunter steht links die händeringende Maria,
die mit Schmerz zu ihrem toten Sohn hinaufblickt. Auf der anderen
Seite der Apostel Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, mit wehendem
Obergewand. Auch sein Blick richtet sich verzweifelt nach oben.
In der Bibel wird diese Begebenheit in Joh.19,26 berichtet:
"Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den
Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau,
siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem
Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde
an nahm sie der Jünger zu sich".
|
An
der rechten Wand des Kirchenschiffs steht die barocke Statue eines
Heiligen mit bewegtem Gewand; er hält einen Wanderstock in der
Hand und trägt Stiefel an den Füßen. Ikonografisch
entspricht diese Figur der üblichen Darstellung von St.Jakobus
dem Älteren (allerdings fehlen die Muschelpailletten). Hier in
Allach verkörpert sie den hl.Josef, den Ziehvater Jesu. Vielleicht
wurde die Figur -wie die beiden Assistenzfiguren am Choraltar- vor
längerer Zeit umgewidmet und dabei leicht verändert. Die
Figur soll bis 1962 am rechten Seitenaltar gestanden sein. Mit dem
Kauf einer neuen Josefsfigur wurde sie an die Seitenwand verlegt.
11)
Die Wanderausrüstung, die bei Jakobus an die Wallfahrt nach Santiago
erinnert, könnte bei St.Josef auf die Flucht nach Ägypten
hinweisen, die er wegen des Mordbefehls von Herodes antreten musste.
Die Bibel berichtet von der Tötung aller männlichen Kleinkinder
in Bethlehem in Matth.2,1, von der Flucht der Hl.Familie nach Ägypten
in Matth. 2,13-23.
|
'
St.Josef
|
Das
Erdgeschoss des in das Kirchenschiff ragenden Turmes ist durch eine
bogenförmige Öffnung mit dem Kircheninneren verbunden. Der
Zugang ist aber durch ein massives Gitter abgesperrt.
Hinter dem Gitter steht -leicht nach vorne gebeugt- die Figur eines
Geißelheilands.
Der nur mit einem Lendentuch bekleidete Jesus ist mit Handschellen
an die Geißelsäule gebunden, die aber nicht rund ist, wie
üblich, sondern die Form einer Docke hat (wie sie früher
an den Kommunionbänken verwendet wurden). |
Geißelheiland
|
Hinweis:
Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden
zwar schon im Mittelalter. In unsere Gegend gelangten vereinzelte
Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen
setzte erst 100 Jahre später nach dem Wunder in der Wies (1738)
ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll
Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die
berühmte Wieskirche bei Steingaden wurde gebaut. |
Frühere
Figuren
Apostelfiguren
Aus den Kirchenrechnungen geht hervor, dass früher in der Kirche
Figuren der Apostel gestanden sein: 11)
1716 - wird von einer Lieferung von lebensgroßen Statuen von Christus
als Welterlöser, von Maria und 11 Aposteln berichtet.
Sie waren von Josef
Krenauer mit einer
Alabasterfassung (=weiß) und Goldrand versehen worden.
1873 - hat man 12 Apostelfiguren aus Steinguss von der Mayer'sche
Hofkunstanstalt erworben und sicher auch in der Kirche
aufgestellt. Dabei
dürfte man die Figuren von 1716 ersetzt haben. Wann man auch sie
wieder entfernte und wo
sie (und evtl.die
alten Figuren) sich heute befinden, ist mir nicht bekannt.
Marienfigur
Als 1955 die neue Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt errichtet wurde,
kamen einige Bildwerke von der alten Pfarrkirche St.Peter und Paul in
die neue Kirche. Darunter war auch eine spätgotische Muttergottesfigur,
die als Himmelskönigin dargestellt wird, mit einem Mond zu ihren
Füßen, in der theologischen Aussage ähnlich der Marienfigur
auf dem linken Seitenaltar.
Sakristei
Die kleine, doppelstöckige
Sakristei wurde im Jahr 1700 im Nordosten an den Übergang zwischen
Chor und Kirchenschiff angebaut.
Türbeschlag
|
Dort werden die Paramente (Messgewänder) und die für die
Kirche benötigten Gerätschaften aufbewahrt. In der Sakristei
ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst die liturgischen
Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt übrigens
das lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung "heilig
bzw. geweiht".
Die Türe zwischen der Sakristei und dem Kirchenraum besitzt noch
ein altes Schloss und
alte Beschläge
mit Akanthusmuster; sie könnten aus der Erbauungszeit um 1700
stammen.
|
Türschloss
|
Die Chorglocke (Sakristeiglocke)
neben dem Sakristeizugang, mit denen das akustische Zeichen für
den Beginn des Gottesdienstes gegeben wird, dürfte aus der Zeit
des Historismus stammen und wohl bei der Umgestaltung 1895
eingebaut worden sein. |
Chorglocke/Sakristeiglocke
|
Es handelt sich um eine kleine
Glocke, die mit einer gedrehten Stange geläutet wird. Besonders
kunstvoll ist der Griff am unteren Ende gestaltet.
Die Chorglocken werden geläutet,
wenn Priester und Ministranten die Sakristei verlassen und den Altarraum
betreten.
|
Zelebrationsaltar
Der Zelebrationsaltar
ist ein großer, einfacher Tisch aus der Zeit um 1980.
Er ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 28)
|
Zelebrationsaltar
und Ambo
|
Aus der gleichen
Zeit stammt der Ambo
in zeitloser, zweckmäßiger Form. |
Hinweis:
In der Anfangszeit des Christentums konnte zur Eucharistiefeier zunächst
jeder beliebige Tisch dienen, doch bereits im 4. Jh. wurde ein fester
Altar in die Kirchen eingebaut. Er war frei aufgestellt und von allen
Seiten zugänglich. Der zelebrierende Priester stand hinter dem
Altar, sodass seine Handlungen während der Messfeier für
die ganze Gemeinde sichtbar waren. Als der Altar dann im 11.Jh eine
Rückwand mit hohen Altaraufbauten (Retabeln) erhielt und weiter
an die Ostwand rückte, wandte der Priester der Gemeinde den Rücken
zu. Dies ist in der katholischen Kirche durch eine Liturgiereform
erst vor 60 Jahren wieder rückgängig gemacht worden.
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre: hier
klicken... |
|
Hinweis: "Die Verkündigung
der Lesungen und des Evangeliums sowie die Predigt erfolgen wiederum
von dem bereits in der Liturgie des ersten Jahrtausends bekannten
Ambo, dem als 'Tisch des Wortes' ein hoher Rang zukommt",
heißt es in der Liturgiekonstitution des II.Vaticanums Sacrosanctum
concilium (SC 124).
Deshalb wurden nach dem Konzil
(um 1970) in allen Kirchen Ambos (Lesepulte) aufgestellt. Sie sind
der Ersatz für die nicht mehr benutzte Kanzel.
|
Langhaus
/ Kirchenschiff
Das Langhaus oder Kirchenschiff
verdankt sein heutiges Aussehen den großen Restaurierungen von 1962
u. 1984. Damals wurden:
- die Raumschale neu gestaltet,
- die bisher an der Außenwand angelehnten Seitenaltäre über
Eck aufgestellt
- die Deckengemälde und der Deckenstuck übermalt
- die Kanzel, die Glasgemälde in den Fenstern und die Kommunionbank
entfernt
- die Altäre und Figuren neu gefasst (=bemalt bzw. marmoriert)
- eine neue Bestuhlung mit breiten Bänken ohne Mittelgang eingebaut
- eine neue Orgel aufgestellt. 11)
Die Flachdecke des Kirchenschiffs
ist seit 1962 nicht mehr bemalt. In diesem Jahr entfernte man das Deckengemälde
"Mariä Himmelfahrt" von Max Bernatz
aus München und den Deckenstuck von Leopold Ulseß aus München.
Das Deckengemälde war eine 32 qm große Kopie von Peter Candids
Altarblatt am Renaissancealtar, der von 1622 bis 1860 in der Münchener
Frauenkirche stand. 11)
Seitenaltäre
11)
Linker
Seitenaltar
(Marienaltar)
|
Die Seitenaltäre
wurden erst in den Jahren 1723/24 von Kistler Lukas Schäffler
aus Neuhausen errichtet, als die vom Bau erschöpften finanziellen
Mittel wieder aufgefüllt waren.
Sie sind seit 1962 schräg in die Ecken zwischen Außenwand
und Chorbogen gestellt; vorher waren sie an die Außenwand angelehnt,
damit der Blick zum Hochaltar frei bleibt.
Die Retabel (Altaraufbauten) sind grau-rot marmoriert. Vier Holzsäulen
stützen das dreistöckige, vorkragende Gebälk, das im
Auszug ovale Schrifttafeln umgibt.
In den goldumrahmten Mittelnischen stehen Figuren der Altarpatrone.
Die Predellen sind mit Bandlwerk verziert, das in der Zeit der Régence
(1715-1730) beliebtes Schmuckornament war. |

Rechter
Seitenaltar
(Josefsaltar)
|
Linker Seitenaltar
Der linke Seitenaltar ist ein Marienaltar. Das Patronat ist in der Inschriftenkartusche
im Altarauszug genannt: "Altare Sanctae Mariae Sacratum".
In der Mittelnische steht die barocke Figur einer Muttergottes.
Die Historiker Bezold und Riel schrieben 1898: "...eine
gute, lebensgrosse Madonna (das Kind modern ergänzt) aus dem
17.Jh..." 07)
Die auf Gewölk stehende
Maria ist in das traditionelle blau-rot-goldene Gewand gekleidet.
Sie wird
- als Himmelskönigin und
- als apokalyptische Frau dargestellt.
|
Muttergottes
|
An
die Himmelskönigin erinnern die barocke Krone auf dem Haupt und
das Zepter in der Hand. Das Jesuskind auf dem linken Arm hält
die dritte Insignie der Königsherrschaft, den Reichsapfel.
An Maria als apokalyptische Frau weist die Mondsichel zu ihren Füßen
hin. In der Offenbarung Kap.12, Vers 1 heißt es: "Und es
erschien ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, mit der Sonne
bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen ..." |
Rechter Seitenaltar
Der
linke Seitenaltar ist ein Josefsaltar
wie die Inschriftenkartusche im Altarauszug ausweist: "Altare
Sancto Joseph Sacratum".
Die Figur in der Mittelnische ist nicht so alt wie der Altar. Sie
wurde erst 1962 eingefügt. Die barocke Josefsfigur mit Wanderstab
verlegte man damals vom Altar an die rechte Seitenwand des Kirchenschiffs.
11)
|
St.Josef
|
St.Josef
ist als junger, kräftiger Mann dargestellt. Das ist in der Kunst
erst seit wenigen Jahrzehnten möglich. Denn früher sollte
das Aussehen als Greis die sexuelle Enthaltsamkeit in der nach ihm
benannten "Josefsehe" leichter erklärbar machen.
Josef war über Jahrhunderte Patron für einen guten Tod.
Patron der Handwerker und Arbeiter wurde er erst 1955. Seitdem wird
er meist mit Hobel und Zirkel dargestellt. Gedenktag: 19. März
|
Kirchenbänke
11)
Die Kirchenbänke (Blockbestuhlung
mit zwei Seitengängen) stammen aus dem Jahr 1962.
Sie wurden damals an der Stelle einer früheren zweigeteilten Bestuhlung
mit Mittelgang eingebaut. Sie bieten rd. 90 Besuchern Platz.
per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Apostelkreuze und
Apostelleuchter
Zwischen
den Kreuz-wegbildern sind an der Wand die Apostel-kreuze
und -leuchter angebracht; sie erin-nern an das in der Apokalypse(21,14)
beschriebene himmli- |
Apostelkreuz
|
sche Jerusalem, dessen
Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
Die Kerzen auf den Apostelleuchtern werden erstmals bei der Weihe
der Kirche und des Weiteren an großen Festtagen angezündet.
Die Enden des Apostelkreuzes in Allach sind in stilisierter Lilienform
gestaltet. Lilien und Kreuz sollen Schöpfung und Erlösung
symbolisieren. 17)
|
An den Wänden des Kirchenschiffs
hängen die Kreuzwegbilder aus dem 19.Jh.
1962 waren sie abgehängt und durch ältere (und kleinere)
Bilder (Kupferstiche) aus dem Jahr 1784 ersetzt worden, die aus
Graubünden stammen sollen. Allerdings hingen diese Kupferstiche
nicht an den Wänden, sondern an der Emporenbrüstung.
Um das Jahr 1990 entdeckte Hans Zimmermann die Gemälde aus
dem 19.Jh. wieder und restaurierte sie. Die Kupferstiche wurden
an die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt abgegeben und die restaurierten
Bilder wieder in St.Peter und Paul aufgehängt.
|

Kreuzwegbilder
19.Jh.
|
Wer die Bilder
gemalt hat, ist mir nicht bekannt. In ihrer Konzeption (Zahl und
Positionierung von Personen sowie deren Gestik) ähneln sie
sehr stark den Bilder in der Kirche von Weyhern, die von Balthasar
Kraft (1820-1889) aus Pfaffen-hofen/Ilm im Jahr 1858 gemalt wurden.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Hinweis:
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden
bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn
Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung
durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen.
Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten
nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen.
Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch
den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme des
Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt
wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die
Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür
die Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg
Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden.
Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen,
auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe
von Franziskanerklöstern.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten die Kreuzwegbilder Einzug
in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend.
Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen
über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form
des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen
Ablässen.
Vera-Icon-Bild
An der Westseite des Kirchenschiffs hängt ein Gemälde
mit dem Antlitz Christi
auf dem Schweißtuch der Veronika. Wie dieser Abdruck zustande
kam, wird in der 6.Station des Kreuzwegs erzählt.
In der Bibel ist die Begebenheit nicht enthalten. Erst im 12. Jh.
kam in der römischen Kirche die Legende auf, nach der Veronika
ihr Tuch Jesus auf dessen Weg nach Golgota gereicht habe, um Schweiß
und Blut abzuwischen. Damals (also im 12.Jh.) entstand in Rom ein
Bild der Veronika mit dem Schweißtuch, das im Mittelalter
weite Verbreitung fand und so die Legende bis in den Kreuzweg hinein
beförderte. Der Name Veronika leitet sich von der lateinischen
Bezeichnung vera icon = wahres Abbild her. Festtag Veronika: 4.
Februar
|
Vera-Icon-Bild
|
Die Empore besteht ganz aus
Holz. Sie wird durch zwei schlanke Holzpfeiler gestützt. Ihre Brüstung
ist durch geschuppte Pilaster gegliedert und geziert.
Früher hatte die Kirche eine Doppelempore. Der obere Teil wurde bei
der großen Neuausstattung der Kirche in der Zeit um 1895 abgetragen.
Orgel 11),
29)
Die
Orgel steht vor der in die Empore ragende Turmmauer.
Der fünfteilige Orgelprospekt wurde vom Münchner
Architekten Hans Schedl nach alten Vorbildern entworfen.
|
Orgelprospekt
|
Das Orgel-Instrument
ist relativ neu. Es wurde 1984 von der Fa. Gebr.Späth
aus Mengen-Ennetach (bei Sigmaringen) erstellt, die sechs Jahre
vorher schon die Pfarrkirche mit einer Orgel ausgestattet hatte.
|
Die Orgel in St.Peter und Paul mit
mechanischen Schleifladen hat 2 Manuale, 1 Pedal, 15 Register und 853
Pfeifen (davon 737 aus Metall und 116 aus Holz).
Disposition der Orgel 51)
Hauptwerk:
(C-g''') |
Holzflöte
8', Salizional 8', Prinzipal 4', Spitzflöte 4', Quinte 22/3', (Vorabzug
Sesquialter) Schweizerpfeife 2', Sesquialter 2fach (ab f0) Mixtur
3f 11/3' |
Oberwerk:
(C-g''') |
Metallgedackt
8', Rohrflöte 4', Superoktave 2', Sifflöte 11/3', Dulcianregal 8', |
Pedal:
(C-f') |
Subbaß
16', Offenbaß 8' |
Koppeln: |
II/I, I/P, II/P |
Frühere Orgel
Schon 1706 besaß die Kirche eine Orgel.
Es war ein gebrauchtes Orgelpositiv, das vorher in der Pfarrkirche St.Jakob
in Dachau stand.
|
Allgemeines
zur Orgel.
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich
der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in
die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (weltliches)
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh. wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt
durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Quellen
01) Oberbayerisches Archiv für
vaterländische Geschichte, herausg.v.historischen Verein von und
für Obb.-1843
02) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
03) Filialkirche St.Peter und Paul,
Internetseite
der Pfarreiengemeinschaft Allach-Untermenzing,
04) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.54)
05) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
06) Geographisch-Statistisch-topographisches
Lexikon von Bayern, Bd.I, S.24-26, Ulm 1796
07) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895, Seite762
08) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
09) Wikipedia-Eintrag
für Peter und Paul (Allach), Zugriff 2016 (Umbau 1315)
10) KulturGeschichtsPfad der Landeshauptstadt
München Stadtbezirk 23: Allach-Untermenzing,
S.42
11) Lothar Altmann, Kunstführer
St.Peter und Paul Allach, 1995
12) Geschichte des Landkreises Dachau,
Blick
in die Kreisgeschichte, Zugriff 2016
13) Künstlerindex
des Auktionshauses Michael Zeller, Lindau sowie 'Madonna von Jeziskem',
Zugriffe 2016
Der Maler und Restaurator Max
Bernatz, geb. 1862 in Aitrang/Schwaben studierte an der Kunstakademie
in München
bei Straehuber, Otto Seitz und Andreas
Möller, der ihn auch in religiöser Malerei unterrichtete. 1917
wurde
er zum Kgl. Professor ernannt. Seine
erste Ausstellung organisierte er 1891. Bernatz war hauptsächlich
in Augsburg und
München tätig, auch
wenn er 10 Jahre später, 1905, in Hof den Altar der berühmten
Hospitalkirche restaurierte. Der
Künstler starb 1932 in
München.
14) Werner Ebnet, "Sie haben
in München gelebt: Biografien aus acht Jahrhunderten", 2016
(Josef Zimmermann)
Malermeister Josef Zimmermann
(geb. 1892 in Untermenzing, gest. 1975 in München), studierte bei
Becker-Gundahl
und Carl Johann. Zimmermann eröffnete
eine Malerbetrieb, mit dem er Dekorationsmalereien schuf, Kirchenrestaurationen
durchführte, Fresken freilegte
und alte Bauernmöbel restaurierte. In seiner Freizeit malte er auch
Bilder. Zimmermann ist
auf dem Friedhof von Allach begraben.
15) Internetseite "Zur Allacher
Mühle", Zugriff 2016
16) Internetseite Grabhügelsuche
in der Allacher Lohe, Zugriff 2016
17) Pfr. Josef Mayer, KLB-Gottesdienst
in Jedenhofen, am 30.12.2011 (Lilien u.Kreuz)
18) Internetseite des Pfarrverbands
Karlsfeld, Zugriff 2016 (Karlsfeld-West)
19) Deutsche Digitale
Bibliothek-StAM, RMA Mch Unterbehörden 3100, Pfleggericht Dachau
A 130; HStA GL DAH 284
20) Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (1630, 1640)
21) Martin von Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
22) Peter Pfister, Von Arbeo zum
Internet, Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising",
1999
23) Albert Pfretzschner, Erweiterung
und Neubau der Kirche St.Peter und Pau in Allach um 1700, Amperbote, 1994
24) Dr.Gottfried Mayr, 1200 Jahre
Röhrmoos, Glonn und Allach, Amperland 1974/4 (Gründungsurkunde)
25) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.697)
26) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, 1225
Jahre Röhrmoos Glonn und Allach, Amperland 1999
27) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
28) Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Buskirche,
Zelebr ersetz Hochaltar)
29)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
52 Bilder: Hans Schertl

3.10.2022
Kirche in Allach
in "Kunstdenkmale des Königreichs Bayern"
von Bezold/Riel, 1895 07)
"Der im Aufbau
etwas schwerfällige Hochaltar ist für die stilistische Entwicklung
zu Anfang des 18.Jh. (geweiht laut Inschrift 1710) nicht uninteressant;
auf ihm die gut lebensgrossen Holzstatuen von Peter und Paul in der Mitte,
von St.Wolfgang und einem anderen Bischof an der Seite. - Aus gleicher
Zeit (1708 geweiht) stammen die beiden Seitenaltäre, auf deren nördlichem
sich eine gute, lebensgrosse Madonna (das Kind modern ergänzt) aus
dem 17.Jh. befindet. Auf der Südseite des Schiffes: Christus am Kreuz.
Lebensgrosse, gute, bemalte Holzfigur, Anfang des 18.Jh.
R(iel)
-------------------------------------------------------------------------
Beschreibung
von Allach 1843 01)
vom historischen
Verein von und für Oberbayern
Nach einer Beschreibung aus dem
Jahr 1843
"weiset der Ort Allach bis auf die Zeiten der Karlowinger zurück.
König Pipin (714-768), Karl des Großen Vater, hielt
während seiner Anwesenheit in Bayern sich mehrmal hier, wie auf dem
Berge zu Freysing, auf. Wahrscheinlich befand sich also schon damals ein
Schloß zu Allach. Als Hitto Bischof zu Freising war (811-834),
übergaben Graf Engilhard und seine Hausfrau alle ihre Besitzungen
in Ahaloh (Allach) der Freysinger Kirche, an welcher damals noch Mönche
statt der nachmaligen weltpriesterlichen Dom- oder Chorherrn sich befanden,
mit Vorbehalt des lebenslänglichen Genusses dieser Güter als
Benefizium.
In neuerer Zeit (= letzte Jahrhunderte) wurde der Ort eine churfürstliche
Hofmark, in welcher Eigenschaft er in der Mitte des vorigen Jahrhunderts
von Graf Zech in seinen Anzeigen aufgeführt sich findet. In der zweiten
Hälfte des eben gedachten Jahrhunderts (=18.Jh) wurde der Ort rühmlich
bekannt durch eine mildthätige Gesellschaft, welche ganz verarmte
oder mittellos gewordene Kinder daselbst erziehen ließ, und im Jahre
1779 vom Chrufürsten Karl Theodor bestätiget wurde. Ihre Entstehung
hatte sie zuvörderst dem wohlthätigen Sinn und Unternehmungsgeiste
des Stadtraths und Weingastgebers zu München, Franz Albert, zu danken.
Dieses am Würmfluß, eine Stunde von Aubing entlegene Dorf bildet
eine eigene Gemeinde. Die Gotteshäuser St.Paul und St.Johann daselbst
waren aber nach Zimmermanns geistlichem Kalender vom Jahre 1754 damals
schon Filialen der Pfarr Aubing. Dermal (= 1843) gehört der
Ort unter das neu gebildete Landgericht München."
-------------------------------------------------------------------------
Urkunde von 772/80
mit der ersten Erwähnung
der Kirche St.Peter in Allach 04)
Die Urkunde betrifft
eine Schenkung. Mit ihr haben die Grundbesitzer Helmperht, Cunzo, Hetti
u.a. die von Priester Kerolt gebaute Peterskirche an der Würm mit
Grundstücken und mit Unfreien ausgestattet und ihr mit den Einkünften
daraus den finanziellen Fortbestand gesichert. Ein genaues Datum ist nicht
genannt. Die Schenkung erfolgte in der Regierungszeit des Freisinger Bischofs
Arbeo (764-783). Da einer der Schenker, Cunzo, erst seit 772 bekannt ist,
grenzt der Historiker Theodor Bitterauf die Ausstellungszeit der Urkunde
auf die Jahre 772 bis 780 ein.
Abschrift
der Originalurkunde
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Transscription
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TRADITIO
KEROLTI PRESBITERI
ET LANFRIDI FRATRIS
EIUS ET ALIORUM FIDE-
LIUM DE LOCO QUOD DICITUR AD UUIRMA
In nomine
domini nostri Jesu Christi. Ego quidem
Helmperht tradidi tam pro remedium
anime mea quam et pro
filio meo nomine
Cunzo seu etiam pro
uxore mea nominefont
.. unum servum cum colonia
sive etiam cum tota
familia
ipsius servi et nomen Inguni.
Tradidi eum ad
ecclesiam beati Petri apostolorum
pricipis
quae constructa est in loco quod dicitur ad
Uuirma
(=Würm). Similiter etiam ego
Hetti tradidi ad eadem
ecclesiam propriam
hereditatem meam pro
remedium anime mee,
hoc est Adalker cum
sua familia. Leotholf
cum
ipsius familia et desuper quartam partem
terre mee quae ad me pertinebat. Similiter
autem ego Kysalni tradidi servum meum
nomine
|
 |
|
Liuprat cum colonia sive cum familia ad eadem
basilicam.
Similiter ego Uualdker tradidi
proprium
servum meum nomine Ratker ad
ipsam
supra scriptam ecclesiam beati Petri cum
colonia
sive cum familia et desuper tertiam
partem
terre mee quam ad me pertinebat.
Ipsam
basilica aedificavit Kerolt presbiter
et
Uualdker pater ipsius et invitaverunt
illuc
Josephum episcopum, ut ille hanc basilicam
dedicasset.
Ita t fecit et habuit eam Kerolt
presbiter
usque in finem vite sue. Ipse Kerolt presbiter
hanc
basilicam tradidit in episcopatum sancte
Marie
in manus Arbioni episcopi sive etiam
quicquid
aliud de propria heredidate
habuit
totum ex integro sancte Marie semper
virgini
tradidit in loco Frigisinga in
praesentia
domni Arbioni episcopi. Similiter vero
ego
Lantfrid persbiter frater Kerolti presbiteri tradi-
di
et confirmavi, ut firmiter permaneat ad
domum
sancte Marie usque in perpetuum. |
|