Filialkirche
St. Margareta in KLEININZEMOOS
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Kurzbeschreibung
Die erste Erwähnung einer
Ortschaft Inzemoos stammt aus
dem Jahr 1150. Ob es sich dabei um Großinzemoos oder
Kleininzemoos handelte, wissen wir nicht. Vielleicht gab es damals
tatsächlich nur einen gemeinsamen Siedlungsraum Inzemoos. Erst
1446 wurde zwischen "Cleinen Intzemosen"
und Großinzemoos (Intzemosen) unterschieden.
Das Erbauungsjahr
der Filialkirche St.Margareta
der Pfarrei Großinzemoos in Kleininzemoos ist nicht bekannt.
Aber der gotische Stil des
eingezogenen Altarraums spricht dafür, dass dieses Gotteshaus
schon um 1500 bestanden hat. Eine Vorgängerkirche war wohl
nicht vorhanden, weil die Kirche im ersten Verzeichnis aller Kirchen
des Bistums Freising, der Konradinischen Matrikel von 1315, noch
nicht enthalten ist.
So erhalten wir die erste
schriftlich Nachricht über die Kirche aus der Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524. Dort wird sie als Filialkirche "St.Margareta
der Pfarrei Inntzemoss" beschrieben.
Um die Zeit von 1700 wurde das Kirchenschiff erweitert und
das Innere barockisiert.
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Zur Zeit der Säkularisation (1803) war
die Kirche schon für den Abbruch bestimmt, doch als die Gemeinde
sich verpflichtete, die Unterhaltung des Gebäudes und die Bestreitung
aller Bedürfnisse auf sich zu nehmen, konnte die Kirche "diesem
Kultzwecke gewidmet" bleiben.
An der Außenwand des dreiachsigen Kirchenschiffs ist ein Missionskreuz
aus dem 19.Jh. angebracht.
Im Zwiebelturm hängen zwei Glocken von 1706 und
1921.
An der Südseite des Chores ist die kleine Sakristei angebaut.
Innenausstattung
Der gotische Altarraum
ist von einem Gewölbe überdeckt.
per Mouseklick
zu den Beschreibungen
Altäre
Choraltar (1670)
- im Altarauszug ein Gottvaterbild
- im Altarblatt wird die Hinrichtung der Kirchenpatronin St.Margareta
darstellt (Maler Anton Huber)
- Assistenzfiguren sind:
links der hl.Nikolaus (mit Bischofsstab und drei Goldkugeln
auf der Bibel) sowie
die hl.Barbara mit dem dreifenstrigen Turm in der Hand. Die
Figuren stammen noch aus gotischer Zeit.
Seitenaltäre
linker Altar
- auf dem Altarblatt ist das Maryrium des hl.Sebastian zu sehen (Bild
von Anton Huber 1847)
- An der Predella
die berühmte Halbfigur der Muttergottes mit dem liebkosenden Jesuskind
(um 1520)
rechter Altar
- auf dem Altarblatt ist die Taufe von Kaiser Konstantin durch St.Silvester
(Bild von Anton Huber 1847)
- Auf dem Altartisch steht eine Halbfigur des hl. Josef mit dem Jesuskind
auf dem rechten Arm (18.Jh)
Die Kanzel
aus der Zeit um 1700 besitzt keinen Schalldeckel. Am vierseitigen Kanzelkorb
ist der Gute Hirte in einem Bild dargestellt.
Figuren- und Bilderausstattung
Denkmal
Die
Kirche gehört zu den Baudenkmälern
der Gemeinde Röhrmoos 21)
.
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-141-12; "St.-Margareth-Straße
3; einschiffig mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, Westturm
mit Oktogon und Zwiebelhaube, im Kern spätgotisch, in der 2. Hälfte des
17. Jahrhunderts erweitert und umgestaltet; mit Ausstattung" enthalten.
Kirchenführung:
Wenn Sie eine Führung
durch die Filialkirche St.Margareta wünschen, können Sie
sich an Frau Ursula Mehr wenden: |
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Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Über die Gründerzeit von
Kleininzemoos ist noch nicht viel bekannt. Nach dem Historischen Atlas
von Bayern 20)
gehörte der Ort Incinmos (Inzemoos) grundherrschaftlich zum Kloster
Polling, dem er von den Edelleuten (nobiles viri") Wito de Husen
und Berthold de Ufelendorf um 1150 geschenkt wurde. Erst
1446 wurde "Cleinen Intzemosen" von Großinzemoos
unterschieden, das bis ins 18.Jh hinein weiter Inzemoos genannt wurde.
Der Ort bestand über Jahrhunderte aus 5 oder 6 Anwesen. Lediglich
nach dem 30jährigen Krieg (1649) war die Zahl auf 3 Höfe gesunken.
Geschichte
der Kirche
Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524
01)
In der Konradinischen
Matrikel von
1315, der ersten Auflistung aller Kirchen im Bistum Freising, ist Kleininzemoos
noch nicht enthalten.
Erst
die Sunderndorfer'sche Matrikel
von 1524 erwähnt die Kirche St.Margareta als Filiale von Inntzemoss
("Item habet unam filialem ecclesiam s.Margaretae in Klein-Inntzemoss")
im Dekanat Hebertshausen/Dachau.
Visitationsbericht von 1560
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Großinzemoos ist auch die Filiale
St.Margareta in Kleininzemoos unter dem Namen "Khlein Intzemoß"
kurz erwähnt. In einem der Berichte wird fälschlicherweise als
Patron St.Silvester aufgeführt. Immerhin ist ein Seitenaltar diesem
heiliggesprochenen Papst geweiht. Das Einkommen der Kirche (neben dem
der Pfarrei) betrug 5 Gulden. Der Pfarrer erhielt davon 32 Pfennig.
Die Kirchenrechnung erstellte das Gericht zu Dachau. An liturgischen Geräten
waren vorhanden: 2 Kelche aus vergoldetem Silber, 1 gutes Messbuch, ein
Psalmenbuch, ein zerrissenes Kantorenbuch und fünf Messgewänder,
darunter zwei minderer Qualität ("5 ornät, seyn darunder
zway nit vasst guet"). Das "Sakramentsheusl" war "nit
wol beschlossen, aber wol beleucht" (=EwigLicht). Das Allerheiligste
und die heiligen Öle wurden liturgisch rein behandelt. Das Taufwasser
war in einer Flasche aufbewahrt ("Baptismus ist in aim fleschl").
Ein Mesnerhaus war nicht vorhanden. Der als "vleissig" beschriebene
Mesner war wohl ein Bauer. Der Bericht endet mit gegensätzlichen
Erkenntnissen: Der Kirchenpfleger sah "das gotshauß zimblich
wol erpaut und mit aller zier zimblich versehen"; dagegen schrieb
der Visitator nach der Inaugenscheinnahme ("ocularis inspectio")
des Gotteshauses: "Khirch und freithofmaur seind paufellig. Sonst
kain mangel".
Dreißigjähriger
Krieg
Im 30jährigen Krieg waren drei der sechs Bauernhöfe zerstört
worden. Über den Zustand der Kirche nach dem Krieg ist nicht viel
bekannt. Die Kirchenrechnung von 1650 enthält aber einen indirekten
Hinweis auf einen Unglücksfall. Dort heißt es, dass zwei zerschmolzene
Glocken nach der Prunst (Feuersbrunst) bei M.Ernsten in München umgegossen
werden mussten. Da scheint das Feuer von den Höfen auf die Kirche
übergegriffen zu haben. 1654 gab man zur Ausbesserung der Kirchen-
und Friedhofsmauern 48 Gulden aus.
Silvester-Pferderennen
Die noch erhaltenen Kirchenrechnungen aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen
Krieg enthalten auch Posten, die auf "Renneth an Silvester"
hinweisen. Es geht hier um ein Pferderennen, das jeweils am letzten Tag
des Jahres abgehalten wurde. Diese Rennen werden wohl keine originär
kirchliche Veranstaltungen gewesen, sondern nur anlässlich der Feiern
zu Silvester veranstaltet worden sein. Aber die Tatsache, dass die Einnahmen
und Ausgaben in den Kirchenrechnungen auftauchen, legt doch eine enge
Verbindung mit dem kirchlichen Bereich nahe. Die Reiter hatten als eine
Art Teilnahmegebühr Getreide zu spenden, das sie vor den Altar schütteten;
dafür wurden Ross und Reiter gesegnet. Das Getreide verkaufte die
Kirche und nahm dadurch Geld ein. Der Sieger des Rennens erhielt ein großes
rotes Tuch (s.o. 1654: "rott Tuech") als Siegerpreis, das damals
neben dem ideellen auch einen hohen wirtschaftlichen Wert hatte; der rote
Farbstoff war teuer. Die Nächstplatzieren dürften Schweine als
weitere Preise erhalten haben (sog.Rennsäue).
Wenn Sie mehr über die Pferderennen in Kleininzemoos erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Umbau 17.Jh
Das Erbauungsjahr der Filialkirche St. Margaretha in Kleininzemoos ist
unbekannt. Aber der gotische Stil des eingezogenen Altarraums spricht
dafür, dass diese Kirche vielleicht schon im 15. Jh bestanden hat.
In der 2. Hälfte des 17.Jh, einige Jahre nach dem 30jährigen
Krieg, wurde das Kirchenschiff grundlegend umgestaltet und die Kirche
im Stil des Barock ausgestattet. Die Erhöhung und gleichzeitige Erweiterung
sind im Kirchenspeicher am Chorbogenaufbau erkennbar.
Ein paar Jahrzehnte vorher, im Jahr 1630 hatte der Dachauer Bildhauer
Constantin Pader zwei "schöne
hohe Crucifix geschnitzlet, weilln khains verhandten gewest". Allerdings
spricht der Lohn von 3 Gulden nicht für große Kreuze. Dies
berichtet die Kirchenrech-nung von 1630. Darin ist auch die Rede, dass
der "Silvesstrj Altar gahr schlecht und Paufellig" sei, "mueß
ein anderer gemacht werden" heißt es. Ob und ggf. wann dies
geschehen ist, ist nicht bekannt, denn zwei Jahre später kamen die
Schweden.
Altarweihe
Der Kirchenrechnung von 1710 ist zu entnehmen, für die "Neuweihe
des Altars" durch Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing
und Liechteneck (1695-1727) Ausgaben in Höhe von 7 Gulden verrechnet
wurden. Dies ist verwunderlich, denn das Weiheverzeichnis 07)
dieses Fürstbischofs enthält einen Eintrag über die Weihe
von 3 Altären sowie eine Firmung in Kleinberghofen am 20.Juli 1707.
Dass Kleinberghofen vier Altäre hatte, ist nicht bekannt; es wäre
auch kein Platz dafür gewesen.
Warum ein Altar schon nach 3 Jahren nochmals hätte geweiht werden
müssen, wäre allenfalls mit dem Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714
zu erklären, bei dem 1704 die Pfarrkirche im benachbarten Großinzemoos
eingeäschert wurde. Aber von Beschädigungen in Kleininzemoos
ist nichts überliefert. Vielleicht wurden die Kosten für die
Weihe auch erst später verrechnet oder es war die Schlussrechnung
der Weihe. Die Kirchenrechnungen von 1707 wurden bei der Säkularisation
1803 zusammen mit vielen anderen Dokumenten vom Staat vernichtet.
Schmidt'sche Matrikel von 1738/40
01)
Etwas ausführlicher beschreibt die Schmidt'sche
Matrikel von 1738/40 die Kirche in ("Klein-Inzemos").
Sie hatte auch damals drei Altäre; der Hochaltar war "der jungfräulichen
Märtyrerin St.Margareta", der Patronin der Kirche geweiht, die
Seitenaltäre dem hl.Silvester und der Heiligsten Dreieinigkeit (jetzt
Sebastiansaltar). Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im Turm hingen zwei
geweihte Glocken. Damals gehörte die Pfarrei zum Dekanat Hohenkammer.
Die eingefallene Kirchenmauer sowie das Kirchenpflaster waren schon 1730
repariert worden.
Säkularisation 1803
Zur Zeit der Säkularisation (1803) war das Kirchlein schon für
den Abbruch bestimmt (wie auch die Kirchen in Edenholzhausen und Jedenhofen).
Aber als sich die Gemeinde verpflichtete, die Unterhaltung des Gebäudes
und die Bestreitung aller Bedürfnisse auf sich zu nehmen, wurde "genehmigt,
dass die Kirche diesem Kultzwecke gewidmet" bleibt. Maßgebend war
auch, dass sich in Kleininze-moos eine Sepultur (= Begräbnisstätten)
befand.
Beschreibung 1874 02)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 ist auch
die Kirche von Kleininzemoos als Nebenkirche von Großinzemoos enthalten.
Damals wohnten in Kleininzemoos 47 Gläubige in 5 Häusern. Mayr
schreibt: "Nebenkirche Klein-Inzemoos, an der Ingolstädter Bahn
gelegen. Erbauungsjahr unbekannt. Stil des Presbytheriums gothisch, Anbau
modern, Plafond der Zopfzeit. Geräumigkeit genügend. Baupflicht:
an der Kirche und am Cemeterium (=Friedhof) die Gemeinde. Kuppel-Thurm
mit 2 Glöckchen. 3 Altäre. Keine Orgel. Gottesdienste: Am Patrocinium,
Mariä Geburt, Weihnachten-Missa in aurora (= Frühmesse),
zweiten Sonntag nach Dreikönig (Sebastiansfest), Markustag,
Pfingstmontag und Fronleichnams-Sonntag. Stiftungen: 2 Jahrtage. Cemeterium
ohne Capelle, mit Ossuar (=Beinhaus). Meßner: ein Gütler.
Kirchenvermögen 1870: rd. 1200 Gulden.
Beschreibung 1895 03)
Die Kirche von Kleininzemoos ist auch im Verzeichnis der
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern kurz erwähnt, dessen Dachauer
Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und
1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums
herausgegeben wurde :
"Kirche. Der Choraltar um 1670; die denselben schmückenden
Holzfiguren: S. Nikolaus und S. Maria Magdalena wohl noch aus
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts."
Baubeschreibung
Die kleine Kirche liegt am westlichen
Rand des Dorfes, etwas erhöht, in einem ummauerten Friedhof.
Der einachsige Chor aus der gotischen Zeit schließt
in drei Seiten eine Achtecks und ist eingezogen.
Das im 17.Jh erhöhte und erweiterte Kirchenschiff /Langhaus
erstreckt sich über drei Achsen.
hl.Antonius
|
An
der Ostseite des Chors steht in einer rundbogigen Nische hinter Glas
eine Figur des hl.Antonius
aus der 2.Hälfte des 19.Jh. Früher befand sie sich in der
Pfarrkirche Großinzemoos.
Antonius war noch zu Lebzeiten von Franziskus v. Assisi in den Franziskanerorden
eingetreten. Deshalb ist er hier in der braunen Kutte der Franziskaner
dargestellt. Die Farbe Braun steht traditionell für Demut und
Bescheidenheit. Das Jesuskind erinnert an eine Erscheinung, die Antonius
beim Bibellesen hatte. |
An der Südseite
des Langhauses hängt ein Missionskreuz
aus dem 19.Jh mit einem gegossenen und früher vergoldeten Korpus.
Missionskreuze erinnern an Volksmissionen,
die in längeren zeitlichen Abständen in den Pfarreien durchgeführt
werden. Das Kruzifix besitzt eine geschwungene Kupferüberdachung,
die den Korpus vor Witterungseinflüssen schützen soll; die
Vorderseite des Bleches ist gezackt. Dies hat eine über die reine
Verzierung hinausgehende Bedeutung: Die Zacken beschreiben den täglichen
Lauf der Sonne vom Aufgang im Osten bis zum Niedergang im Westen.
So wie die Sonne wieder aufgeht, so ist auch Christus auferstanden
und so wird auch der Mensch vom Grabe auferstehen. |
Missionskreuz
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Hinweis:
Die
Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück
und war Teil der kath. Gegenreformation. In Bayern wurde die erste
Volksmission 1843 in Tuntenhausen von den Redemptoristen abgehalten.
Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B. vor, dass wenigstens
alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt werden solle.
Durch die Volksmission sollten
die Gläubigen in den katholischen Gemeinden in einer Art Crashkurs
von zehn bis fünfzehn Tagen wieder intensiver an die Sakramente,
die Glaubenslehren und die Moral herangeführt werden. Dies geschah
in der Regel durch speziell geschulte Ordensleute mit besonderen rhetorischen
Begabungen. Sie hielten Predigten, luden zur Beichte ein, feierten
Messen und hielten zahlreiche Vorträge. Mitunter wurden die Kanzeln
indieser Zeit sehr beansprucht, da die Prediger zur Unterstreichung
ihrer Worte des Öfteren harte Schläge auf die Holzeinfassung
ausführten. Im Vordergrund stand aber nicht die Förderung
der christlichen Gemeinschaft, sondern das persönliche Verhältnis
zu Gott nach dem Motto "Rette deine Seele". Bei diesen Volksmissionen
wirkte bis zum 2.Vatikanischen Konzil noch ganz die alte Frömmigkeitshaltung
des Barock nach, auch seine starre Liturgie, bald als dunkle Wucht,
bald als feierliche Pracht. Christliche Verkündigung, die Lebensfülle
der hl.Schrift, wurde verengt auf moralische Verbote. Damals wurden
das 6.Gebot und die Kirchengebote (Keuschheit, Sonntagsgebot, Fasten
und Abstinenzen) zum wichtigsten Inhalt katholischen Lebens gemacht.
Tugendbündnisse und Jungfrauenkongregationen entstanden. Der
Zulauf zu den Volksmissionen war dennoch groß.
Heutzutage wird die Volksmission durch neue Formen der Schulungs-
und Missions- bzw. Evangelisationsarbeit ersetzt. |
Der kurze Turm auf der Westseite besitzt einen viereckigen
Grundriss und einen sich verjüngenden achteckigen Aufbau mit
jeweils einem Schallfenster auf jeder der acht Seiten. Unterhalb
der schön gestalteten Zwiebelhaube mit Kupferblech-Deckung
hängen zwei Glöckchen. Sie wurden 1706 von der
Gießerei Langenegger
in München und 1921 von der Gießerei Anton Bachmair in
Erding gegossen.
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Im unteren
Bereich ist eine Sonnenuhr
aufgemalt.
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Sonnenuhr
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Hinweis:
Die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung
von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem
Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung
der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste
Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige
Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen
Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in
Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister
unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten
Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor
allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als die
byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte
wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barock und galt
"als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem
Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen". 15)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen
möchten, klicken Sie hier...
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Oben ist der Turm mit einem doppelbalkigen
Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz geziert. Diese Kreuzesform ist weit verbreitet
und kann verschiedene Ursachen haben.
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- Sie symbolisiert zum einen
die erzbischöfliche Metropolitangewalt.
- Zum andern war sie früher im byzantinischen Gebiet gebräuchlich
und verbreitete sich von dort aus
im Laufe der Jahrhunderte auch über ganz Europa.
- Dies gilt wohl auch das berühmte Scheyrer Kreuz, das im 10.Jh.
aus dem Osten über Dachau nach
Scheyern kam. Patriarchenkreuze auf den Türmen
unserer Gotteshäuser im Dachauer Land zeigen oft
besondere Bezüge zum Kloster Scheyern an, können
aber auch nur Zeichen sein, dass die Kirche im
Erzbistum München und Freising liegt. In Kleininzemoos
hatte das Kloster Scheyern Besitzungen
18)
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In
den Werkverzeichnissen der Glockengießer wird der Münchner
Glockengießer Christoph Thaller (Daller) genannt, der für
Kleininzemoos in den Jahren 1705 und 1712 Glocken gegossen haben soll.
Wo diese verblieben sind, ist mir nicht bekannt. Thaller, der in der Zeit
von 1698 bis 1736 als Glockengießer genannt wurde, lieferte auch
für Vierkirchen (1731) und Kollbach (1732) Glocken und für das
Kloster Indersdorf ein Rauchfass (5 fl. 15 kr.).
An der Südseite des Chores
ist die kleine Sakristei angebaut.
Innenausstattung
Das Kirchenschiff besitzt
nur wenige Wandmalereien. Insbesondere die Decken (gotische Gewölbedecke
im Altarraum und die bemalte Flachdecke mit umlaufen-dem Gesims
im Kirchenschiff) sind lediglich getüncht.
Die einzigen Malereien sind die im Langhaus verteil-ten Apostelkreuze,
die bis vor kurzem ebenfalls übertüncht waren; einige
von ihnen wurden bei einer der letzten Renovierungen freigelegt.
Altarraum
Der gegenüber dem Kirchenschiff
um eine Stufe erhöhte Altarraum aus gotischer Zeit ist eingezogen
und schließt
in drei Seiten. Er ist mit einem Gewölbe versehen, in das Stichkappen
einschneiden.
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per
Mouseklick zu den Beschreibungen
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Hochaltar
/ Choraltar
Altarauszug
Der
rechteckige Altarauszug
mit dem Gottvaterbild sitzt auf einem verkröpften
Gebälk. Er wird von einem gesprengten Volutengiebel
gestützt und von einem Segmentgiebel
gekrönt.
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Gottvaterbild
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Das
Auszugbild zeigt eine Halbfigur von Gottvater, der nachdenklich auf
die Weltkugel in Form des Reichsapfels vor ihm blickt. In der Hand
hält er ein Zepter als Zeichen für seine Herrschaft. Das
göttliche Haupt ist von einem dreieckigem Heiligenschein (Nimbus)
umgeben. |
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Hinweis:
Der Nimbus oder Heiligenschein ist eine kreisförmige Fläche
um das Haupt göttlicher oder heiliger Personen und bezeichnet
deren Heiligkeit. Er war schon bei der Darstellung der Götter
im Altertum (bei Persern, Indern, Griechen, Römern) üblich.
Seit dem 4.Jh., nachdem das Christentum Staatsreligion geworden war,
kennzeichnete der Nimbus das Haupt von Christus. Später wurde
er auch Maria, den Märtyrern und sonstigen Heiligen beigegeben.
Die Unterschiede in Farbe (gold, grün, rot) oder Form (radförmig,
reifenförmig, diskusförmig, dreieckig, viereckig) haben
in der Regel keine besondere Bedeutung. Allerdings ist der dreieckige
Nimbus Gottvater vorbehalten; einen viereckigen Nimbus tragen nur
(damals) lebende Personen. In der Barockzeit verbreitete sich die
Form eines Strahlenkranzes. Christus war ein dreistrahliger Nimbus
(als Zeichen der Zugehörigkeit zur Dreifaltigkeit) vorbehalten.
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Altarblatt
Mittelpunkt des zweisäuligen, barocken Hochaltars
aus dem Jahr 1670 ist ein großes Ölgemälde (auf Leinwanduntergrund),
das die Hinrichtung der Kirchenpatronin, der hl.
Margareta darstellt.
Margareta, im vornehmen Gewand und mit einer Krone auf dem Haupt,
kniet vor ihrem Henker, der mit dem rechten Arm zum tödlichen
Schwertstreich ausholt. Ein Putto über den Wolken hält schon
den Märtyrerkranz und den Märtyrerpalmzweig bereit. |
Martyrium von
St. Margareta
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Das 150 x 92 cm
große Altarbild im versilberten Holzrahmen dürfte von Anton
Huber dem Älteren (1799 -1868) aus Dachau gemalt worden sein,
ist also jünger als der Hochaltar.
Hinweis: Margareta (+305) aus Antiochien ist eine legendäre Märtyrerin.
Wegen ihres christlichen Glaubens wurde die Tochter eines heidnischen
Priesters vor Gericht gestellt; die Richter begehrten die hübsche
Angeklagte, wurden aber von ihr abgewiesen und rächten sich umso
grausamer. Margareta wurde mit Fackeln angesengt und in siedendem
Öl gekocht, aber sie blieb unverletzt. Das Volk war von diesen
Wundern dermaßen beeindruckt, dass die Menschen sich offen |
|
zum
Christengott bekannten - dafür aber geköpft wurden, wie
schließlich auch Margareta. Nach anderen Überlieferungen
soll ihr der Teufel als ein riesiger Drache erschienen sein, um sie
zu verschlingen. Aber er wurde zerbrochen durch das Kreuzzeichen,
das Margareta über ihn machte. |
Assistenzfiguren
St.Nikolaus
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Als Assistenzfiguren stehen
der hl. Nikolaus mit
Bischofsstab
und drei Goldkugeln auf der Bibel (links) sowie die hl.
Barbara mit dem dreifenstrigen Turm in der Hand (rechts)
unter den baldachinartigen Ausschwüngen beiderseits des Altarblatts.
Die Figuren stammen noch aus gotischer Zeit. Sie sind auch im Verzeichnis
der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt. Dort
heißt es:
"Der Choraltar um
1670; die denselben schmückenden Holzfiguren:
S.Nikolaus
und S. Maria Magdalena wohl noch aus der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts. "
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St.Barbara
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Hinweise: Nikolaus war um das Jahr 300 Metropolit von Myra.
Während der bald darauf einsetzenden Christenverfolgung wurde
er um 310 gefangen genommen und gefoltert. Er überlebte und nahm
325 am 1. Konzil von Nicäa teil. Eine weit verbreitete Legende
erzählt, Nikolaus habe einer verarmten Familie durch Geldgeschenke
(Goldkugeln), die er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in
die darin aufgehängten Socken warf, geholfen, damit der Vater
seine drei Töchter nicht zur Prostitution bewegen musste.
Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen
soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia,
während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm
geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ
im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei,
sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Verehrung der Dreieinigkeit.
Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden
war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste
abschneiden und mit Fackeln brennen. Schließlich enthauptete
der Vater die Tochter selbst, worauf er von Blitz getroffen wurde.
Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute
und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen.
|
Tabernakel
Der barocke Tabernakel
stammt aus dem Jahr 1720. Zwei Wendelsäulchen auf Sockeln umgeben
die rundbogige Türe, auf der ein großer Kelch mit Hostie
vor einem Strahlenkranz zu sehen ist.
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Tabernakel
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Hinweis: Tabernakel
ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche
Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur
Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen)
zur Aufbe-wahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im
hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und |
|
Verehrung
Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und
die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte
häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung
des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland,
wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken
und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert
umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies
wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen
Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf
einer Säule. |
Der Stipes, der Altarblock,
ist gemauert. Das Antependium
des Altars besteht aus einer marmorierten Holzverkleidung; es ist mit
klassizistischen Ornamenten verziert. Das Mittelfeld schmückt ein
vergoldetes Holzkreuz.
Floriansfigur
im Chorraum
Neben der Sakristeitüre steht
auf einem Podest eine Schnitzfigur des hl.Florian
aus der 1.Hälfte des 18.Jh.
Der Heilige
ist in ein römisches Gewand gekleidet. In seinen Armen hält
er die Siegesfahne. Mit einem Wasserschaff löscht er ein
brennendes Haus zu seinen Füßen.
Hinweis: St.Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen
Legion des römischen Heeres. Er war in St.Pölten in
Oberösterreich stationiert. Nachdem der Christ geworden war,
trat er aus der Armee aus.
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St.Florian
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Wegen seines Glaubens wurde
er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um
den Hals in die Enns geworfen. Florian ist der erste österreichische
Märtyrer und Heilige. In seiner Jugend soll er ein brennendes
Haus durch sein Gebet gerettet haben; aber erst im 15. Jh setzte
sich diese Überlieferung durch, die heute seine Bedeutung als
Schutzpatron vor Feuersgefahr begründet.
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Chorglocke
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Am
Zugang zur Sakristei auf der Südseite des Altarraums hängt
die Chorglocke aus Bronze,
die das akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes
gibt. An den schmiedeeisernen Metallrahmen sind zwei rot gefärbte
Blechobjekte geschweißt, deren Bedeutung ich nicht kenne. Beim
unteren Objekt handelt es sich um die Darstellung eines Hufeisens.
Die Chorglocke wird geläutet, wenn Priester und Ministranten
die Sakristei verlassen und den Altarraum betreten. |
Der
Zelebrationsaltar
ist ein ungefasster Blocktisch. In das Antependium
ist durch Schnitzwerk mit einem Kreuz in der Mitte gegliedert.
Inmitten der drei alten Barockaltäre in hellblauem Grundton wirkt
der Altar etwas fremd. |
Zelebrationsaltar
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Der Zelebrationsalter ersetzt
liturgisch voll den Hochaltar. 17)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das Kirchenschiff besitzt
eine flache Putzdecke. Sie ist nicht bemalt.
Seitenaltäre
Die Seitenaltäre
sind spätbarocke Säulenaufbauten mit Wendelsäulen aus der
Zeit um 1730. Sie besitzen ein verkröpftes
, vorgezogenes Gebälk. Die Antependien sind aus marmoriertem Holz
mit versilberten Kranzleisten. Im den von seitlichen Voluten gestützten
Altarauszügen sind Herz-Jesu-Symbole zu sehen.
Linker Seitenaltar
Der linke Seitenaltar
ist dem hl.Sebastian geweiht.
Auf dem Bild im versilberten Rokokorahmen wird sein Martyrium dargestellt. Sebastian
ist an den Marterbaum gefesselt. Fünf Pfeile stecken in seinem
Körper. Der Helm liegt vor ihm auf dem Boden. Zwei Englein mit
dem Märtyrerkranz und Ölzweigen in den Händen umschweben
die Szene.
Auch dieses Gemälde stammt von Anton Huber (1847). Über
dem Bild eine Schriftkartusche mit dem Heiligennamen "St.Sebastian".
Das Gemälde in Kleininzemoos entspricht in seiner Gestaltung
in hohem Maße dem Sebastiansbild in Dachau St.Jakob, das dem
Maler Joh.Georg Hörmann (1672-1749) zugeschrieben wird.
Vergleich ? |
St.Sebastian
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Sebastian
soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde
gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines
Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die
Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut
zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine
Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.
Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile
wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. |
An der Predella
unterhalb des Bildes die berühmte Halbfigur der Muttergottes
mit dem liebkosenden Jesuskind (um 1520).
Es soll sich um eine Nachbildung des Gnadenbildes Maria
del popolo in Rom handeln, das dem hl. Lukas zugeschrieben wird,
tatsächlich aber wohl von einem Meister aus San Saba im 13.Jh.
gemalt wurde.
Viele Künstler haben das Bild nachgemalt und mit eigenen Motiven
versehen.
Eine weitere Nachbildung der Maria
del popolo ist in einem Gemälde in der Kirche von Pipinsried
zu sehen.
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Muttergottes
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Die Figur in Kleininzemoos
ist aber eine sehr freie Nachbildung. Verbindendes Element mit dem
Original sind allenfalls die Kopfbedeckung von Maria, die Palla
sowie die clavusähnliche Verzierung am Ärmel der Mutter.
Der Künstler ist nicht bekannt.
Die Figurengruppe ist eine
innige Darstellung von Mutter und Kind. Maria hält das vor
ihm sitzende Jesuskind dem linken Arm. Das Kind schmiegt seinen
Kopf an die Mutter und greift ihr mit der linken Hand an den Hals.
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Das Bild auf dem
rechten Seitenaltar (ebenfalls von Anton Huber, Dachau 1847 gemalt)
stellt den hl.Papst Silvester
bei einer Taufe dar. Der Täufling beugt sich über ein Taufbecken
in Form eines Kelches. Der Papst tauft ihn mit einer Muschelschale.
Dahinter steht ein Kleriker mit brennender Kerze in der Hand. Drei
geflügelte Engelsköpfe blicken auf die Szene herab.
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Papst Silvester
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Silvester I. war
der Papst, unter dem das Christentum Staatsreligion wurde. Der Täufling
könnte der Kaiser Konstantin sein. Beide haben Anfang des
4.Jh gelebt.
Der Vorgänger des rechten Seitenaltars wurde im Jahr 1650 als
"gahr schlecht und Paufellig" bezeichnet mit der Mahnung
"mueß ein anderer gemacht werden". Ob und wann dies
verwirklicht wurde, ist mir nicht bekannt. |
Auf dem Altartisch
steht eine Halbfigur des hl. Josef
mit dem Jesuskind auf dem rechten Arm und einer Lilie in
der linken Hand (2.Hälfte 18.Jh).
Weiße Lilien gelten seit dem Mittelalter als Symbol für
Reinheit und Keuschheit. St.Mechthild von Magdeburg betete im 13.Jh:
"empfange Herr, deine Bräute und begegne ihnen mit den Lilien
der lauteren Keuschheit alle ihre Tage". |
St.Josef
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Joseph war der
Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher Überzeugung
Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen Geist im Schoß
der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte aus dem Geschlecht
des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis des Alten Testaments
der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann in Nazareth. |
Die
Kanzel aus der Zeit um
1700 ist an der Nordwand angebracht. Der Schalldeckel fehlt. Eine
Treppe mit Balustrade führt zum vierseitigen Kanzelkorb, auf
dem ein Bild von Jesus als dem guten Hirten (46 x 29 cm) zu sehen
ist.
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Hinweis:
Die Darstellung des Guten Hirten mit einem Schaf auf seinen
Schultern ist schon seit der Frühzeit des Christentums
bekannt. Sie bezieht sich nicht auf das Gleichnis vom Guten
Hirten, der sich schützend vor die Herde stellt und sein
Leben für die Tiere einsetzt, sondern auf die Erzählung
"vom verlorenen Schaf" (Lk.15, 3). Darin heißt es, dass
sich Jesus über einen Sünder, der zur christlichen
Gemeinde zurückfindet, mehr freut, als über 99 Gerechte.
In der Barockzeit trat die von Jesus auf die Priester übertragene
Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit dessen Hauptaufgabe,
die Verkündigung des Evangeliums. Deshalb wurde der Gute
Hirte ein bevorzugtes Bildnis an den Kanzeln. |
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Kanzel
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Kreuzigungsgruppe
Auf der Südseite,
gegenüber der Kanzel, hängt ein großes Kruzifix, das
sog.Kanzelkreuz. Es
wurde im 17.Jh geschnitzt. Der Korpus wird blutüberströmt
dargestellt. Geschaffen wurde das Kruzifix wohl vom Dachauer/Münchner
Bildhauer Constantin Pader. Jedenfalls ist dem Werkverzeichnis des
Künstlers zu entnehmen, dass Pader im Jahr 1630 zwei Kruzifixe
für Kleininzemoos hergestellt hat. Sie kosteten drei Gulden.
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Kanzelkreuz - Mater dolorosa
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Unter dem Kanzelkreuz
steht die Figur der schmerzhaften Muttergottes (mater
dolorosa) in rot-blau-goldenem Gewand. Das Gesicht ist noch
sehr jugendlich dargestellt. In ihrer Brust steckt ein Schwert. |
Das Kreuz nennt
man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber
an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief
(1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den
Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den
Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben. |
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Das Schwert in Marias Brust
erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der
Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele
dringen".
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Die
14 Kreuzwegbilder wurden um die Emporenbrüstung herum angebracht.
Die ersten beiden Stationsbilder hängen an der südlichen
Seitenwand, die nächsten zehn Bilder an der Emporenbrüstung
und die beiden letzten Bilder an der nördlichen Wand.
Die 66 x 49 cm großen Stationsbilder wurden 1850 in Öl
auf Leinwand gemalt; sie sind von einem teilvergoldeten Rahmen umgeben.
Als Maler könnte wieder Anton Huber in Betracht kommen, von
dem schon die drei Altarbilder stammen. Interessant ist, dass die
Kreuzwegbilder hier in Kleininzemoos, in Obermarbach und in der
Klosterkirche von Altomünster nach der gleichen Vorlage gemalt
sind: Es handelt sich dabei um den vom italienischen Künstler
Giovanni Domenico Tiepolo (1727-1804) im Jahr 1747 für das
Oratorium von San Polo in Venedig gemalten Kreuzweg, der übrigens
der erste Kreuzweg für Kircheninnenräume in Venedig war.
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Kreuzwegbilder
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Wenn Sie mehr über
die Geschichte des Kreuzwegs und seine Darstellungen in Kirchen
des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...
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Apostelkreuze
Apostelleuchter
sind heute nicht mehr vorhanden. Einige der auf dem Putz aufgemalten
Kreuze wurden freigelegt;
die übrigen sind noch unter der Wandfarbe verborgen.
Hinweis: Die Apostelleuchter und -kreuze erinnern an das in der Apokalypse
(21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
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Apostelleuchter
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Am Eingang steht ein sehr
urtümlich wirkender Opferstock.
Es handelt sich um eine 44 cm hohe schmiedeeiserne Arbeit mit zwei
massiven Schlossgurten auf einem Holzpflock.
Es sieht aus, als könnte er schon im Jahr 1630 hier gestanden
sein, als sich nach der ersten erhaltenen Kirchenrechnung am Jahresende
im Stock die erhebliche Summe von 21 Gulden und 17 Kreuzer befunden
hat.
Der Name Opferstock rührt
daher, dass der er aus einem großen ausgehöhlten Holzstock
besteht, der mit Metall ummantelt ist. Der Stock ist im unteren
Bereich ausgehöhlt. Von dort ist im massiven Holz ein schmaler
Schlitz bis zum oberen Ende herausgearbeitet, durch den das Geld
in die Höhlung fällt.
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Opferstock
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Opferstöcke gibt es schon
seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz III.
das Aufstellen von Opferstöcken an, um damit den Kreuzzug von
Damiette (1217-1221) zu finanzieren. 19)
Der
Einbruch in den Opferstock ist nahezu ebenso alt, wie die Opferstöcke
selbst. Deshalb muss das Türchen, aus dem das Geld vom Mesner
entnommen werden kann, mit schweren Eisenbändern und massiven
Vorhängeschlössern gesichert werden. Zudem wird der Einwurfschlitz
meist mit einem Metallbügel geschützt, der das Fischen
nach dem Geld erschwert.
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In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich
interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken
Sie hier..
Kirchenbänke
und Kreuzstange
Die Kirchenbänke (acht
durchgehende Reihen) stammen aus dem 19.Jh und sind einfach gestaltet.
Sie sind hellbraun lackiert und gemasert.
An der vordersten
Kirchenbank ist eine hohe, rotweiß bemalte Stange mit einem
Vortragekreuz befestigt. Unterhalb des Kruzifixes ist eine
vergoldete Verdickung zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Nodus,
wie er auch an den Schäften von Kelchen und Monstranzen und an
Hirtenstäben zu sehen ist.
Der Nodus stammt aus vorchristlicher Zeit, war früher ein Knoten
und hatte ursprünglich eine unheilabwendende (apotropäische)
Bedeutung. |
Vortragekreuz
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Jesus
auf der Rast
An der Nordwand steht unter der
auf einer Holzsäule ruhenden Empore eine für den Kirchenraum
unverhältnismäßig große, teilvergoldete Figur "Jesus
auf der Rast" (Mitte 17.Jh., andere Quelle 16.Jh). Sie
stellt Jesus dar, der sich, sein Haupt mit der rechten Hand stützend,
vor seiner Kreuzigung ausruht. Die Größe der Figur lässt
vermuten, dass sie nicht für Kleininzemoos geschaffen wurde.
Jesus auf der
Rast
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Hinweis:
Figuren von "Christus auf der Rast" sind nicht selten in den Kirchen
des Landkreises Dachau. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach,
Bergkirchen, Biberbach, Gaggers, Haimhausen, Kollbach, Oberumbach,
Röhrmoos, Rumeltshausen, Schönbrunn, Unterumbach, Tandern,
Wiedenzhausen und Westerholzhausen.
Die Darstellung Christus auf
der Rast geht zurück auf die heimlichen Leiden Christi. Das sind
Schilderungen und bildliche Darstellungen von Martern Christi vor
seiner Kreuzigung, die nicht in den Evangelien erwähnt werden.
Sie entsprangen der Passionsmystik des Mittelalters und wurden in
der Barockzeit von den Jesuiten und Franziskanern für Zwecke
der Gegenreformation wieder belebt. Zu diesen heimlichen Leiden gehören
Darstellungen von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem toten Sohn
Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf der Rast.
Letztere stellen Jesus dar, der nach dem Kreuzweg, kurz vor seiner
Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz sitzt, seinen Ellbogen an
den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange mit einer
Hand hält. Eine uralte Geste der Klage. Diese Art der Gestaltung
heißt im Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott". Die Kleininzemooser
Figur ist die älteste dieser Darstellungen im Landkreis Dachau. |
Emporengitter
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Die Empore
mit der verputzten Brüstung ruht auf einer Stützsäule.
Der Treppenzugang (um 1965) kann durch ein umklappbares Gitter
abgesperrt werden.
Eine Orgel fehlt heute. Ihre Funktion wird von einem kleinen Harmonium
wahrgenommen.
Vor 125 Jahren stand auch in Kleininzemoos eine Orgel. Aus den Aufzeichnungen
von Pfarrer Schanderl ergibt sich, dass die Röhrmooser im Jahr
1891 eine neue Orgel aufstellten und ihre alte Orgel für 100
Mark an Kleininzemoos verkauften. Käufer waren die beiden Kleininzemooser
Bauern. |
Harmonium
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Türschloss
Die Kirchentüre
wurde in den 1960er Jahren gefertigt. und mit einer modernen Alarmanlage
ausgestattet.
Der Türdrücker
wurde von der Vorgängertüre übernommen. |
Türschloss
|
Wenn Sie sich für
alte Schlösser und Beschläge an den Kirchentüren interessieren,
klicken Sie hier.... |
Neben der Kirche wurden Geheimgänge
aus der Schwedenzeit gefunden.
Kirchenführung:
Wenn Sie eine Führung
durch die Filialkirche St.Margareta wünschen, können Sie
sich an Frau Ursula Mehr wenden: |
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weiter zu
Pferderennen
in Kleininzemoos
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern, 1895
04) Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts
Freising, 1909 (Nr.97, 441, 697a)
05) Josef Scheidl, Die Bevölkerungsentwicklung
des Landgericht Dachau im Laufe früherer Jahrhunderte, 1925 (3
Höfe 1649)
06) Max Gruber, Konstantin Pader als Bildhauer, Amperland
1965/1 (1630)
07) Weihe-Reise
des Fürstbischofs Johann Franz von Eckher im Juli 1707 durch das
Gebiet des Dachauer Landes:
19.Juli
|
Altomünster,
4 Altäre |
22.7. |
Niederroth,
3 Altäre, Firmung |
24.7. |
Schwabhausen,3
Altäre, Firmung |
20.Juli
|
Oberzeitlbach,
2 Altäre |
|
Weyhern,
1 Altar |
|
Edenholzhausen,
1 Altar |
|
Kleinberghofen,
3 Altäre, Firmung |
23.7. |
Oberroth,
4 Altäre, Firmung |
25.7. |
Welshofen
- 3 Altäre, Firmung |
21.Juli
|
Westerholzhausen,
Kirche, 4 Altäre |
|
Armetshofen, 1
Altar |
|
|
08)
Rudolf Goerge, Pferderennen im Amperland, Amperland 1972
09) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer,
Amperland 1984/2 (Thaller)
10) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der
bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
11) Gerhard Hanke, Volks- und heimatkundliche Findlinge
aus dem Amperland, Amperl.1986-S.167 (Rennet)
12) Röhrmoos Bürgerinformationen Gemeinde
Röhrmoos, 1998
13) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd
7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes , 1991
14) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht
Dachau, 1996 (Umbau 17.Jh)
15) Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005
und vom 2.10.2005
16) Manfred Bergmeister, Grabkreuzausstellung Hebertshausen,
2007 (Missionskreuz-Überdachung)
17) Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
18) Karte mit Besitzungen und Pfarreien
der Abtei Scheyern bei der Ausstellung 900 Jahre Kloster Scheyern, 2019
19) Hans Kratzer, Milde Gaben, harte
Strafen, SZ vom 20.1.2021 (Opferstock)
20)
Historischer
Atlas von Bayern, Digitale
Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek (Hofmark)
21 Liste der Baudenkmäler
in Röhrmoos, Bayer. Landesamt
für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 2024
32 Bilder: Hans Schertl (2005)
2.4.2022
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