Filialkirche
St.Nikolaus in Rettenbach
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Kurzbeschreibung
Die Filialkirche
St.Nikolaus der Pfarrei
Vierkirchen in Rettenbach wurde in der Konradinischen
Matrikel
von 1315 unter dem Namen "Rotenbach" erstmals schriftlich
erwähnt. Sie dürfte aber noch älter sein.
Denn der Bau ist eine romanische Chorturmanlage
aus der Zeit vor 1300; das heißt, das Erdgeschoss des
Turmes bildet den Altarraum.
Die Kirche gilt als charakteristisches Beispiel dafür, wie
lange auf dem flachen Lande am traditionellen Formen-gut, in diesem
Fall am romanischen Stil, festgehalten wurde.
Im 15.Jh wurde die Kirche im zeitgenössischen gotischen
Stil überarbeitet. Der Dreißigjährige Krieg dürfte
auch die Kirche und die damals 13 Rettenbacher Anwesen in Mitleidenschaft
gezogen haben. Dafür
sprechen Knochenfunde unmittelbar vor dem Kirchen-eingang, bei denen
es sich um schwedische Soldaten handelte.
1690, zwei
Generationen nach dem Dreißigjährigen Krieg war eine
Gesamtrenovierung der Kirche notwendig. Die
Inschrift "W. G.
F.G.V.R. 1690" an der östlichen Außenmauer des Langhauses
(neben dem
Turm)
erinnert daran.
Im Zuge der Säkularisation war die
Kirche 1804 für den Abriss vorgesehen.
Der Vierkirchener Pfarrer stimmte dem Vorhaben zu, aber die
Orts-bewohner verhinderten das Vorhaben.
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Ministrantenglocken
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Die Kirche in Rettenbach
ist eine der wenigen Kirchen im Landkreis, die in ihrem Äußeren
den romanischen Charakter bewahrt haben. An den Außenwänden
ziert die Kirche ein Rundbogenfries mit
14 Bogen, ebenso am Turm mit 7 Bogen
Innenausstattung
Die Kirche in Rettenbach ist eine Chorturmkirche, d.h., der
Altarraum liegt im Erdgeschoss des gedrungenen Sattelturmes.
Er ist mit einem gotischen Sterngewölbe überdeckt
in dessen Gewölbezwickeln die Bilder der Kreuzi-gungswerkzeuge
(Arma Christi) jeweils zusammen mit einem Kreuz und schmückenden
Blumen zu sehen sind.
Der Altar passt stilistisch zum
Altarraum; es handelt sich aber um ein neugotisches Werk aus dem
19.Jh. - Der Altar ist der Muttergottes
geweiht (Pietafigur
in der Mittelnische-1700);
- Assistenzfiguren aus der Zeit um 1500 sind
der Patron der Kirche, der hl.Nikolaus
(in Bischofs-
tracht, mit 3 Goldkugeln in der linken Hand) und
Magdalena,
der späteren zweiten Kirchenpatronin
(mit einem Salbgefäß und einer Geißel
in den
Händen)
An Stelle von Seitenaltären
ist die Kirche mit zwei großen Kreuzen ausgestattet.
Zusammen mit der Pieta auf dem Hochaltar bilden sie eine Trilogie
der Kartage:
Rechts Karfreitag, Mitte Karsamstag, links Ostertag.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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An der Emporenbrüstung
stehen Figuren von
St.Florian
in römischer Soldatenrüstung mit Wasserschaff in den Hand (1680)
St.Petrus, mit Kreuzstab
und Papstkrone (18.Jh)
St.Martin im Bischofsornat
und einer Gans neben seinen Füßen (18.Jh).
Das barockisierte Kirchenschiff
hat eine Flachdecke. In einem runden Deckenbild
ist der hl. Nikolaus mit Äpfeln
statt Goldkugeln dargestellt.
Gottesdienstzeiten erfahren
Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Weichs/Petershausen/Vierkirchen.
Klicken Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Rettenbach liegt an
der Straße zwischen Giebing und Vierkirchen. Die Ortschaft wurde
als Rotinpah (Rodung am Bach) erstmals am 22.August 852 in einer
Urkunde genannt. Der Freisinger Bischof Erchanbert (855-875) tauschte
mit dem Edlen Hitto Land. Er erhielt 126 Morgen Grund zu Assenhausen bei
Pellheim und gab Hitto dafür seinen Grundbesitz zu Rettenbach in
gleicher Größe.
Die Urkunde wurde am 22.August 852 in Helidkereshuson = Hilgertshausen
(bei einem Gerichtstag ?) ausgefertigt.
Im Mittelalter war Rettenbach geteilt. Drei Höfe, die im Obereigentum
des Klosters Weihenstephan standen, gehörten zum Landgericht Kranzberg,
während der Rest der Höfe dem Landgericht Dachau unterstanden.
In der Zeit der bayerischen Landesteilung (1255-1505) gehörte das
Landgericht Dachau zu Oberbayern und das Landgericht Kranzberg zum oftmals
verfeindeten Teil Niederbayern. Das führte zu Loyalitätsproblemen
im Ort.
Geschichte
der Kirche
vor
1300
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Bau
der Kirche |
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1315
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Konradinische Matrikel 1315
01)
Die Filialkirche St. Nikolaus der Pfarrei Vierkirchen wurde erst 450
Jahre später, in der Konradinischen
Matrikel von 1315, unter dem Namen "filiam in Rotenbach"
erwähnt.
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15.Jh
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Im 15.Jh wurde
die Kirche im zeitgenössischen gotischen Stil überarbeitet.
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1524
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Sunderndorfer'sche Matrikel 1524
01)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel wird Rettenbach als Filiale "s.Nicolai in Rötenpach
sine sepult. (=ohne Friedhof)" erwähnt.
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Visitationsbericht
von 1560
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche
Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die
Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof
einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der
Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob
die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer
die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität
ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Vierkirchen ist auch die Filialkirche
"Sanctus Nicolaus in Röttenbach" erwähnt. Allerdings
sind die Schilderungen, die sich aus den Angaben des Kirchenpflegers
und der Inaugenscheinnahme der Prüfer ergaben, unterschiedlich.
Der Kirchenpfleger gab an, die Kirche sei ein armes Gotteshaus ("ist
ain arms gotshauß"), habe kein Sakramentshaus und besitze
nur einen vergoldeten Kelch ("ain vergulten kelch") und
ein Messgewand. In ihm werde im Jahr dreimal eine Messe gehalten.
Die Ocularis inspectio ergab aber, dass der Zustand der Kirche,
der Altäre und weiteren Einrichtungen geziemend d.h. ganz passabel
waren ("die kirch, altär, altarthuecher, stuel, fanen,
glockhen, kirchmaur seind zimblich versehen"). Das Allerheiligste
und die heiligen Öle würden zwar unrein aufbe-wahrt, doch
sei das Behältnis "wol beschlossen und beleucht".
Das Taufwasser werde in einem Krug aufbewahrt ("Baptismus ist
in aim kruegl"). Neben dem Kelch gebe es noch ein Messbuch,
ein Liturgiebuch, ein zerrissenes Gesangsbuch und ein schlechtes
Messgewand.
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1632/48
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Dreißigjähriger
Krieg
Der 30jährige Krieg, der ab 1632 nach Bayern kam, dürfte
auch die Kirche und die damals 13 Rettenbacher Anwesen in Mitleidenschaft
gezogen haben. Dafür sprechen Knochenfunde unmittelbar
vor dem Kircheneingang, bei denen es sich um schwedische Soldaten
handelte. Die Tatsache, dass die Gräber nur sehr flach
ausgehoben worden waren, lässt vermuten, dass es die Armee
sehr eilig hatte. Dies könnte beim Rückzug der Schweden
im Jahr 1648 gewesen sein, bei dem die Orte im Landkreis Dachau
nochmals schwere Verwüstungen hin-nehmen mussten. Mit dem
Krieg könnte auch die im Jahre 1657 erfolgte Dachreparatur
in Zusammenhang stehen.
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Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
Rettenbach = Rötnbach
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1673
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Beschreibung
Aus dem Jahr 1673 stammt eine Beschreibung Rettenbachs, die im Bayerischen
Staatsarchiv liegt. Darin wird zur Kirche ausgeführt:
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"In
Rettenbach befindet sich auch ein Kirchlein mit einem massiven
Sattelthurm mit zwei Glöcklein, eingeweiht zu Ehren des
hl.Bischofs Nicolaus. Wann dasselbe erbaut wurde, kann nicht
angegeben werden, jedoch dürfte das Erbauungsjahr vor dem
15.Jh zu suchen sein. Es ist bei demselben keine Begräbnißstätte
angebracht und findet in ihr nur zweimal des Jahres, nämlich
am Patrociniumsfeste und in der Bittwoche, Gottesdienst statt."
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Kirchenumbau
Zwei Generationen nach dem Dreißigjährigen Krieg war
eine Gesamtrenovierung der Kirche notwendig. Die Inschrift "W.
G. F.G.V.R . 1690
" an der östlichen Außenmauer des Langhauses (neben
dem Turm) erinnert daran. Das Geld kam u.a. auch von einem
zinslosen Darlehen, das -vom Dachauer Pflegamt organisiert- von
den übrigen Pfarrei aufgebracht wurde. Nach einem Vermerk in
der Kirchenrechnung erhielt Rettenbach im Jahr 1688: 303 Gulden,
1689: 200 Gulden und 1691: 150 Gulden.
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Inschrift an der
Außenwand
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1699/1700
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wurde
die Kirchenhauptmauer gegen Osten und Norden ausgewechselt und der
Mittelgang durch Maurermeister Georg Wolfgang Weigl aus Vierkirchen
gelegt. Das Kirchenschiff erhielt um diese Zeit eine Flachdecke.
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1710
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war
der Maurer Hans Huber noch immer für Ausbesserungsarbeiten an
der Kirche beschäftigt.
In der Kirchenrechnung ist auch die Weihe eines Altars durch
Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck
(1695-1727) erwähnt. Dieser kunstsinnige Bischof regierte sein
Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen
selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit
von 1695 bis 1727 hat er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Palsweis,
Ebertshausen, Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach, Westerholzhausen
und Kollbach) und ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (23 pro Jahr)
geweiht. Dies hatte seinen Grund auch darin, dass mit Franz nach 40
Jahren wieder ein echter Bischof auf dem Freisinger Thron saß.
Seine Vorgänger waren zwei nachgeborene Wittelsbacher Prinzen
(Albrecht Sigismund von Bayern und Joseph Clemens von Bayern). Sie
konnten das geistliche Amt des Bischofs nicht ausüben und Albrecht
Sigismund besaß nicht einmal die Priesterweihe. So war für
den Bischof nach 40 Jahren ohne Kirchenweihen und ohne Firmung viel
zu tun.
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1721
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1721
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Rettenbach
und seine Kirche sind auch auf einer Landkarte aus dem Jahr
1721 zeichnerisch dargestellt. Die Karte wurde als Beilage (Augenscheinkarte)
zu einem Bericht des Kranzberger Pflegskommissärs Joh.Anton
Däxner (1716-1723) angefertigt, der an die kurfürstliche
Hofkammer in München ging. Dort wollte man die jahrhunderte-langen
Streitigkeiten zwischen Pfaffenhofen und Kranzberg um die Hofmark
Kollbach klären. Die besondere Bedeutung dieser Karte für
uns liegt darin, dass hier über die Hofmarkansichten von
Michael Wening (um 1700) hinaus, auch kleinere Orte in ihrem
damaligen Aussehen dargestellt sind.
Dies gilt vor allem für die Kirchtürme. Hier in Rettenbach
ist ganz deutlich der Sattelturm zu sehen, der noch heute die
Kirche schmückt.
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1738 /40
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Schmidt'sche
Matrikel 1738/40 01)
1738/40
hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien der Diözese
Freising besucht und in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben.
Zur "Ecclesia filialis s.Nicolai et Magdalenae in Rettenbach"
bemerkte er, sie sei ein bescheidener Bau von hohem Alter. Die Kirche
besitze einen Altar, der den Patronen Nikolaus und Magdalena geweiht
sei. Aber es seien auch noch zwei weitere Altäre aus Ziegelsteinen
vorhanden, die aber nicht geweiht und zudem auch für eine Zelebration
nicht geeignet seien. Gottesdienste würden am Kirchweihfest (am
Fest der hl.Magdalena - 22.Juli) und am Nikolaustag gefeiert; ferner
am Mittwoch der Rogationes, der drei Tage vor Christi Himmelfahrt,
an dem ein Bittgang zur Kirche stattfand. In der Sakristei seien zwar
nur wenige, aber doch die notwendigen Messgewänder vorhanden.
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einkünfte der Kirche
verwalteten der Pfarrvikar von Vierkirchen und der Landpfleger von
Dachau. Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher
Sprache: Das Vermögen dises Gottshauses solle diser Zeit gegen
1000 fl. (=Gulden) betreffen". Das war für eine so
kleine Kirche ein hoher Betrag".
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fertigte der Murnauer
Bildhauer Adam Mayr ein Kruzifix, drei Tafeln und zwei Rosenstöckl
für die Kirche, der
Kistler Kaspar Leithner aus Vierkirchen drei Antependien.
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1804
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1.
Abrissplan
Im Zuge der Säkularisation
war die Kirche für den Abriss vorgesehen. Der Vierkirchener Pfarrer
Prof.Markus Wankerl (1804-1829) beantragte am 19.9.1804 sogar den
Abbruch, um kostenloses Baumaterial für eine neue Schule in Vierkirchen
zu gewinnen. Er hielt die Kirchen in Rettenbach (und Jedenhofen) "wegen
der nahen Lage an der Mutterkirche ganz entbehrlich". Diese Vorhaben
wurde aber wegen des Einspruchs der Ortsbewohner nicht ausgeführt.
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1811
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2. Abrissplan
1811 drohte der Kirche, die als baufällig galt, erneut der Abriss;
wiederum, um damit Baumaterial für die Errichtung der Schule
(damals ein beliebter Verwendungszweck für die abzureißenden
Kirchenmauern) zu gewinnen.
Es kam jedoch auch dieses Mal nicht dazu. |
1820
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Beschreibung
1820
24)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im
Jahr 1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing
nach Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarr-beschreibungen. Die Tabellarische Beschreibung
blieb bis zum Werk von Anton Mayer und Georg Westermayer 10)
die ausführlichste Darstellung. Sie wurde von der bischöflichen
General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung von Deutinger herausgegeben.
Rettenbach war natürlich bei der Pfarrei Vierkirchen erwähnt,
zu der es schon seit mindestens 1315 gehört.
Damals lebten in Rettenbach 72 Seelen in 16 Häusern. Patrone
waren die Heiligen Nikolaus und Maria Magdalena; das Kirchweihfest
wurde am Sonntag nach Magdalena (22.Juli) gefeiert.
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1874
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Beschreibung von Anton Mayer
02)
Um das Jahr 1870 erstellte der Dombenefiziat Anton Mayer eine Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising und veröffentlichte
sie 1874 als Buch. Über Rettenbach ist zu lesen, dass dort 102
Gläubige (in 20 Häusern) lebten. St.Nikolaus in Rettenbach
war eine Nebenkirche der Pfarrkirche St.Jakob in Vierkirchen. Mayer
schreibt über das Gotteshaus: "Erbauungsjahr unbekannt.
Sehr alt, jetzt stillos. Klein, doch genügend. Baupflicht hat
die Kirche. Sattel-Thurm mit 2 Glöckchen. Consecrirt 28.6.1779.
Patrone Hl.Nikolaus und Magdalena. 1 Altar; hatte drei Altäre,
wovon aber 2 weder consecrirt noch je gebraucht waren. Gottesdienst
nur am Patrocinium (6.12.). Am Dienstag in der Bittwoche geht man
(von Vierkirchen aus) hierher. Meßner ist der Hirte. Kirchenvermögen:
rd. 1600 Gulden".
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1895
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Beschreibung
1895
Rettenbach ist
auch
im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt,
dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg
Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des
Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde.
"Kirche - Gothisch, früh, aber nicht näher zu datiren.
Einschiffig, der eingezogene Chor im Untergeschoss des Thurmes.
Das Langhaus ist flachgedeckt, der Chor hat ein einfaches Sterngewölbe
mit hohlprofilirten, wenig vorspringenden Rippen und rundem Schlussstein.
Die Rippen ruhen auf kleinen Kragsteinen.
Chorbogen und Fenster des Chores spitzbogig, desgleichen die Thüre
an der Südseite des Langhauses.
Die Fenster des Langhauses im 17. Jahrhundert erweitert.
An der Südseite des Langhauses eine vertiefte, oben mit einem
Rundbogenfries von 14 Bögen geschlossene Blende.
Einfacher Sattelthurm ohne Stockwerkstheilung. An den Ecken Lisenen,
oben Dreiecksfries.
Auf dem Choraltar, Mitte des 17. Jahrhunderts, zwei unbedeutende bemalte
Holzfiguren aus dem 16. Jahrhundert: S. Nikolaus mit drei Kugeln in
der L. und S. Magdalena mit Salbgefäss und Geissel. H. 84cm.
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Renovierungen:
1951 und 1993-97 (Trockenlegung, Dachstuhl, Bemalung des Innenraums)
Baubeschreibung
Die Kirche steht in der Mitte des langgezogenen
Straßendorfs. Sie besitzt seit 1500 keinen Friedhof und keine Einfriedung
mehr. Zur Kirche gehört nur der Grund, der übermauert ist. Trotz
des typisch romanischen Bauschemas und der Fassadengliederung am Langhaus
dürfte die Anlage erst um das Jahr 1300 errichtet worden sein. Die
Kirche ist eine Chorturmanlage. Das Erdgeschoss des Turmes bildet den
Altarraum. Dies hat zur Folge, dass zum einen der Turm im Verhältnis
zum Kirchenschiff recht groß und massig wirkt und dass zum anderen
der Altarraum dennoch relativ klein ist. Chorturmkirchen waren vor allem
in Süd- und Westdeutschland und in Skandinavien verbreitet. In Norddeutschland,
das damals konfessionell noch nicht getrennt war, sind und waren sie unbekannt.
Im Landkreis Dachau gibt es zwölf heute noch bestehende Chorturmkirchen.
Das ist im Vergleich zu anderen Landkreisen eine hohe Zahl. Im Landkreis
Erding z.B. gibt es keine Chorturmanlagen (mehr).
romanisches
Bogenfries
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Die Kirche gilt
damit auch als charakteristisches Beispiel dafür, wie lange auf
dem flachen Lande am traditionellen Formengut, in diesem Fall am romanischen
Stil, festgehalten wurde.
16)
An
den Außenwänden ziert die Kirche ein Rundbogenfries
mit 14 Bogen ebenso am Turm mit 7 Bogen. |
Der Altarraum ist gegenüber dem
Kirchenschiff stark eingezogen
und schließt
gerade. Er ist mit einem Sternengewölbe überdeckt, dessen Rippen
auf Kragsteinen enden. Das Kirchenschiff besitzt einen annähernd quadratischen
Grundriss. In die Außenwände sind mehrere Wandnischen eingelassen.
Fünf Fenster (jew. 2 Spitzbogenfestern an der Nord- und der Südseite,
sowie ein kleines Fenster an der Ostseite) erhellen den Innenraum.
Glocken
Der Turm
ist ein einfacher Sattelturm ohne Stockwerksteilung. An den Ecken
Lisenen, oben ein Dreiecksfries.
Im Turm hängen zwei
Glocken, die inzwischen
über Fernbedienung elektrisch geläutet werden können.
Die Läutanlage hat übrigens der frühere Mesner Georg
Michl mit einem Techniker selbst erstellt und dabei das Rad eines
Mähdreschers mit dem Motor einer Waschmaschine kombiniert.
- Die mit einem Durchmesser von 58 cm etwas größere Glocke
wurde 1952 neu beschafft, als Ersatz für die
Glocke, die im Zweiten Weltkrieg zum Einschmelzen abgeliefert
werden musste. Auf ihr steht "Mich goss Karl Czudnochowsky
& Bachmair Nachfolg. zu Erding Obb. 1952".
- Die kleinere Glocke (Durchmesser: 57 cm) ist schon fast 400 Jahre
alt. Sie wurde im Jahr 1611 von Sixtus
Steger aus München
für Rettenbach gegossen. Der Text an der Glocke über dem
Kranz aus gotischen Verzierungen lautet: "HOC OPUS
AD FINEM PRODUXIT SIXT STEGER ANNO MDCXI" (Diese Werk hat Sixtus
Steger für den Allerhöchsten gemacht im Jahr 1611).
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Glocke
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Auch im Ersten Weltkrieg mussten Glocken
aus Rettenbach zum Einschmelzen für Kriegszwecke nach Dachau gebracht
werden. Doch zum Glück lagen sie bei Kriegsende noch im Sammellager
und konnten -"eigenmächtig" wie es heißt- heimgeholt
werden.
Die größere der beiden hat aber den 2.Weltkrieg nicht überstanden.
Eine Zusammenstellung der 50 ältesten Glocken im Landkreis Dachau finden
Sie hier....
Die Kirche in Rettenbach ist eine
der wenigen Kirchen im Landkreis, die in ihrem Äußeren den romanischen
Charakter bewahrt haben. Die Außenansicht der Kirche lässt auch
ihre frühere Funktion als Schutz- und Trutzgebäude sehr gut erkennen
Innenausstattung
Altarraum
Der eingezogene,
gerade schließende Altarraum liegt im Erdgeschoss des gedrungenen
Sattel-turmes (Chorturmkirche). Er ist mit einem Sterngewölbe
überdeckt, dessen Schlusssteine
mit dem IHS-Zeichen verziert sind. |
Sterngewölbe
im Altarraum
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Dieses Zeichen
ist das Namenssymbol Jesu.
Es kann auf zwei Arten gedeutet werden:
einerseits als die Anfangsbuchstaben des in
griechischen Großbuchstaben geschriebenen
Namens Jesu (JHSOUS);
andererseits als Anfangsbuchstaben von
"Jesus, hominum salvator" das bedeutet:
"Jesus, Erlöser der Menschen". |
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Hinweis:
Die Schlusssteine der Gewölberippen sind im Scheitelpunkt eines
Bogens oder im Knotenpunkt von Rip-pen eingefügt. Sie verkeilen das
gebogene Mauerwerk und geben dem statischen Gefüge den entscheidenden
Halt. Neben seiner bautechnischen Aufgabe hat der Schlussstein auch
eine religiöse Bedeutung. Denn Paulus schreibt im Epheserbrief (Eph. 2,19-22) : "Ihr
seid das Fundament der Apostel und Propheten. Der Schlussstein ist
Jesus Christus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten
und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn (Eph. 2,20-22). |
Die Felder zwischen den Gewölberippen
sind mit blauer Farbe ausgemalt. In den vier Gewölbezwickeln
sind Bilder der Kreuzigungswerkzeuge (Arma Christi), jeweils zusammen
mit einem Kreuz und schmückenden Blumen zu sehen.
Die Leidenswerkzeuge sollen die Gläubigen, ähnlich wie der Kreuzweg,
zu längerem Betrachten des Leidens Jesu anregen.
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Hinweis zu den 3 Nägeln:
Zum Kreuzestod Verurteilte wurden entweder mit Stricken oder Nägeln
am Kreuz befestigt, so wie es die Bibel für Jesus beschreibt.
Nägel verstärken, aber verkürzen auch das Leiden. Bei
Ausgrabungen wurden Gebeine von Gekreuzigten gefunden, bei denen 2
Nägel vor den Handwurzeln und ein 17 cm langer Nagel durch die
übereinan-dergelegten Fersen getrieben worden waren. Nach der
Legende fand die Hl.Helena bei der Kreuzauffindung auch drei Nägel,
von denen noch einer in der Kirche S.Croce in Rom vorhanden ist. Er
hat eine Länge von 14 cm und besitzt einen mehreckigen breiten
Kopf. |
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Hinweis: Der 60
cm hohe Ysop ist ein aromatisch duftender Halbstrauch mit meist
blauen Blüten. Er gehört zu den Mysterienpflanzen des Altertums
und wird im Mittelmeerraum seit etwa 2000 Jahren als Heilpflanze verwendet.
Personen und Dinge, die mit einem Leichnam in Berührung gekommen
waren, wurden mit dem Ysopbüschel besprengt. "Reinige mich
mit Ysop und ich werde frei von Schuld sein" steht in der Bibel (Psalm
51,7). In der frühen christlichen Tradition war Ysop Symbol für
die Taufe. Der essiggetränkte Schwamm, mit dem Jesus am Kreuz
gelabt wurde, war auch auf einen Ysopstengel gesteckt. Ysop findet
an vielen Stellen der Bibel Erwähnung. Bis heute weiß man
aber nicht, ob es sich dabei um das selbe Kraut handelt, das wir zur
Zeit unter diesem Namen kennen. Dass dem sterbenden Jesus am Kreuz
Wasser mit Essig vermischt gereicht wurde, war für diese Zeit üblich. Leicht gesäuertes Wasser wurde viel getrunken.
So erhielten z.B. die Soldaten auf ihren Fußmärschen größere
Mengen verdünnten Weines oder Weinessigs. In der Passionsgeschichte
ist deshalb davon auszugehen, dass die Soldaten Jesus das Getränk
reichten, das sie gerade zur Verfügung hatten. |
Altar
Der
160 cm breite und raumhohe neugotische Altar
mit Kreuzblumen und Fialen stammt aus dem Jahr 1886. Er ist aus
Eichenholz geschnitzt und mit ornamentaler Malerei (Schablonenmalerei)
verziert. |
Choraltar
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Viele
Jahre lagerte der Altar im Hühnerstall eines Bauernhofs bei Waging,
der dem Kloster Schönbrunn gehörte. Der Rettenbacher Mesner
Georg Michl entdeckte ihn dort und konnte ihn für seine Kirche
retten. |
In
der großen Mittelnische des neugotischen Altars thront seit
einigen Jahren eine Pieta
(Vesperbild) aus der Zeit um 1700/30. Maria trauert um den
auf ihrem Schoß liegenden Sohn. |
Pieta
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Sie
ist in das traditionelle rote Kleid und den blau-goldenen Mantel
gekleidet mit einem urtümlichen weißen Gimpf um den Hals.
Auf ihrem Haupt trägt sie eine prächtige Krone. Diese Krone
besteht aus versilbertem Messing mit farbigen Steinen; die Verzierungen
sind getrieben (durch Hämmern von der Rückseite her erstellt).
|
...mehr zu Pieta
-Darstellungen im Landkreis...
St.Nikolaus
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Die Pieta wird
flankiert von den Figuren der Heiligen
Nikolaus
(in Bischofstracht, mit 3 Goldkugeln in der linken Hand) und
Magdalena,
der späteren zweiten Kirchenpatronin (mit einem Salbgefäß
und einer Geißel
in den Händen). Beide Skulpturen stammen
aus der Zeit um 1500.
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895
werden die Figuren nicht sehr postiv bewertet. Es heißt dort:
" Auf dem Choraltar, Mitte des
17. Jahrhunderts, zwei unbedeutende bemalte Holzfiguren
aus dem 16. Jahrhundert:
S. Nikolaus mit drei Kugeln in der L. und S. Magdalena mit Salb-
gefäss und Geissel".
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Magdalena
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Nikolaus,
der Patron der Kirche, war um das Jahr 300 Metropolit von Myra. Während
der bald darauf einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen
genommen und gefoltert. Er überlebte und nahm 325 am 1. Konzil
von Nicäa teil. Über ihn sind viele Legenden verbreitet;
die bekannteste erzählt:
In einer verarmten Familie konnte er durch gezielte Geldgeschenke
(Goldkugeln), die er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in
die darin aufgehängten Socken warf, verhindern, dass der Vater
seine drei Töchter zur Prostitution bewegen musste. Festtag:
6.Dezember
(Frau Barbara Deger aus Vierkirchen hat einen Vergleich zwischen den
Nikolausfiguren in Jedenhofen und Rettenbach gezogen ...bei
Interesse hier klicken... ) |
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Maria Magdalena
ist
aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin Jesu, nachdem
der sie von Besessenheit befreit hatte (Luk. 8, 2). Magdalena sorgte
für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3). Sie war auch bei der Kreuzigung
Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner Auferstehung (Joh.20,15-17).
Ob es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin handelt,
die Buße tat und Jesus die Füße salbte, ist geschichtlich
ungewiss. Der Künstler von Rettenbach ging jedenfalls davon aus,
weil er ihr ein Salbgefäß in die Hand drückte. In
der Frühzeit des Christentums wurden unter den in der Bibel genannten
Magdalenas verschiedene Frauen verstanden; Papst Gregor d. Große
(um das Jahr 600) erklärt aber in seinen Auslegungen, es handle
sich um eine Person.
Festtag: 22.Juli |
Chorglocke
und Ministrantenglocke
Chorglocke
|
An der Südwand des Altarraums ist eine kleine Chorglocke
(Sakristeiglocke) im schmiedeeisernen Gestänge angebracht,
die bei Beginn des Gottesdienstes geläutet wird. Sie dürfte
aus dem 19.Jh. stammen.
Rettenbach
besitzt sehr schön verzierte und besonders geformte Handglocken/Ministranten-glocken.
Sie sind mit Reliefs der Evangelistennamen und -attribute verziert.
Diese Glocken werden vor allem zu hl.Wandlung benötigt. Kurz
vor der Elevation, dem feierlichen Zeigen der soeben konsekrierten
Hostie und des Kelches, wird mit den Ministrantenglocken ein akustisches
Zeichen gegeben, um die Aufmerksamkeit der Kirchenbesucher auf das
Geschehen am Altar zu lenken. Den ersten Hinweis auf dieses Wandlungsläuten
ist einer Anweisung aus dem Jahr 1152 zu entnehmen. Damals wurde
es noch mit der Chorglocke an der Wand erzeugt. 23)
|
Ministrantenglocke
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Die Handglocken kamen
allgemein erst im 16.Jh. zum Zug; vereinzelt waren sie schon auf Abbildungen
des 15.Jh. zu sehen. Damals waren sie besonders wichtig, denn die Elevation,
das Hochheben der Hostie bei der Wandlung, galt als Höhepunkt des
Gottes-dienstes. Allein das Anschauen der Hostie garantierte damals nach
Meinung der Gläubigen die Erhörung der Gebete und die Gewäh-rung
vieler Gnaden. Die Elevation galt aber auch vielen als Ende der Mitfeier
des Gottesdienstes. Ein Beispiel dafür waren die Schachtelämter.
Das waren mehrere Gottesdienste in einer Kirche, die im Abstand von 15-30
Minuten nacheinander begannen und deshalb zum Teil zeitgleich stattfanden.
Diese Ämter wurden nur teilweise gesungen. An einem bestimmten Punkt
brach man den Gesang ab, weil inzwischen an einem anderen Altar das nächst
Amt begonnen hatte, das nun (ebenfalls nur zum Teil) besungen wurde. Meist
endete der Gesang in jedem dieser Gottesdienste bei der
Elevation, dem Hochheben der Hostie bei der Wandlung. Danach wandten sich
die Gläubigen dem nächsten Amt zu oder sie liefen sogleich ins
Wirtshaus. 23)
Fenster
Die Fenster
im Altarraum sind mit Glasgemälden im Jugendstil verziert. Die
Ornamentik ist in beiden Fenstern sehr ähnlich. Im Mittelpunkt
des linken Fensters
steht das Herz Jesu, im rechten Fenster das Herz Mariens. Die
Glasgemälde wurden von J.Bockhorni, München, im Jahr 1892
geschaffen (sign.).
Das Herz Jesu gilt als Symbol für die Erlöserliebe Christi.
Diese Darstellung verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere
nach der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens
XIII.(1758-1769) im Jahr 1765.
Das Herz Mariens ist Zeichen für die mütterliche Liebe. |
Glasgemälde
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Hinweis: Joseph
Peter Bockhorni (1832-1905), Sohn eines Münchner Glasermeisters,
hatte 1864 die "Münchner Kunstanstalt Josef Bockhorni"
gegründet. Er war Mitglied des Vereins für christliche
Kunst in München. Bockhorni arbeitete oft mit dem bekannten
Münchner Architekten Johann Marggraff
(1830-1917) zusammen. Zahlreiche Aufträge erhielt er auch
aus Frankreich, Rumänien, Österreich und dem Elsass. Im
Dachauer Land hat er auch die Fenster der Kirche in Kammerberg,
Viehbach und Prittlbach gestaltet. |
Chorbogen
Der Chorbogen
im gotischen Stil ist an der Innenseite ebenso mit ornamentalen Verzierungen
bemalt, wie die Chorwände und die Fensterlaibungen. |
«
Chorbogenverzierungen |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Deckengemälde
Das im 17.Jh verlängerte
Langhaus besitzt eine Flachdecke. Sie ist in hellbraune Felder mit
weißen Rahmen eingeteilt.
In der Mitte ist Platz für ein Rundbild (Tondo) des hl.
Nikolaus (mit Ölfarbe auf Blech-untergrund, 2.Hälfte
des 19.Jh).
Der halbfigurig abgebildete
Heilige ist mit dem Bischofsornat gekleidet und präsentiert
vordergründig drei, tatsächlich aber vier auf dem Buch
(Bibel) gestapelte Äpfel.
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St.Nikolaus
mit Äpfeln
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Die Äpfel gehen auf eine
bekannte Legende zurück:
In einer verarmten Familie konnte er durch gezielte Geschenke, die
er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in die darin aufgehängten
Socken warf, verhindern, dass der Vater seine drei Töchter
zur Prostitution bewegen musste.
Die Geschenke
bestanden aus drei Äpfeln, die durch seine Fürbitte
bei Gott bis zum Auffinden am nächsten Morgen in Goldkugeln
verwandelt worden waren. |
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Zwei barocke Rundbogenfenster
mit farbigen Glaseinsätzen und bemalten Laibungen erhellen das Kirchenschiff.
Kruzifixe
am Chorbogen
An
Stelle von Seitenaltären ist die Kirche mit zwei großen
Kreuzen ausgestattet, die dort vor dem Hintergrund eines gemalten
Wandbehangs angebracht sind. |

Karfreitag
- Karsamstag - Ostersonntag
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Die beiden
Kreuze bilden zusammen mit der Pieta auf dem Hochaltar
eine Trilogie der Kartage:
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Ganz rechts der
Karfreitag, an dem Christus gekreuzigt wurde,
in der Mitte der Karsamstag mit dem toten Christus auf dem
Schoß der Mutter und
links der Ostersonntag mit leerem Kreuz und dem Auferstandenen.
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Das
rechte Kreuz ist ein Kruzifix
mit darunter stehender Mater dolorosa, das um 1740 der aus
Murnau stammende Adam Mayr lieferte. Maria, im roten Kleid mit weißem
Goller um dem Hals und einer Krone über dem Kopftuch auf dem
Haupt, hat ihre Arme über der von einem Schwert durchbohrten
Brust gekreuzt (ein altes Motiv der Trauer). Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei
der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch
die Seele dringen".
Auf der linken
Seite befindet sich ein leeres Kreuz, um das ein Grabtuch
gewickelt ist. Unter dem Kreuz steht eine Christusfigur, der Auferstandene,
der die rechte Hand segnend erhoben hat(1900). Der Figurentypus
des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland.
Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück
auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über
dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe
aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus dieser Darstellung
des Erbärmde-Heilands entwickelte sich der Salvator Mundi,
der Welterlöser oder der Auferstandene mit der Siegesfahne
in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie als die Schmerzen
widerspiegeln.
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per Mouseklick zu
den Beschreibungen
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Kreuzwegbilder
Über
dem Chorbogen und an den Seitenwänden hängen die
Kreuz-wegbilder, im
vergoldeten Rahmen. Sie sind mit Ölfarbe auf Blechuntergrund
gemalt (71 x 55 cm).
Es könnten noch die Bilder sein,
die im Jahr 1787 vom damaligen Pfarrer Johann Baptist Graf von
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Kreuzwegbilder
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Edling angeschafft wurden. Das
wären dann die ersten Kreuzwegbilder der Kirche. Denn bis Mitte
des 18.Jh waren Kreuzwegstationen nur im Freien üblich.
Über den vier Bildern am Chorbogen ist an der Wand ein Spruchband
mit dem Text "Im Kreuz ist Heil" aufgemalt.
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Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen
in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier... |
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Kruzifix
Unter der Empore ist an
der letzten Bank ein großes Kruzifix
aus dem 17.Jh befestigt, das früher auf dem Altar
stand.
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Kruzifix
unter der Empore
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Kirchenbänke
Die sechs durchgehenden
Kirchenbänke haben eine unterschiedliche Breite. Sie sind mit etwas
Schablonenmalerei verziert und stammen aus der 1.Hälfte des 19.Jh.
Empore
Die Brüstung
der stützenlosen Empore ist in fünf Felder eingeteilt.
Die Felderumrahmungen sind mit Schnitzwerk und Schablonenmalerei
aus der 1.Hälfte des 19.Jh versehen. Auf der Rückseite
ist mehrfach die Jahreszahl 1845 eingeschnitzt.
Vorne, an der Emporenbrüstung, sind drei Heiligenfiguren
angebracht.
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Auf
der Südseite der Empore steht die Figur des hl.
Florian in römischer Soldatenrüstung mit Wasserschaff
in den Hand (1680). Der Heilige war um das Jahr 304 Offizier der
zweiten italienischen Legion des römischen Heeres. Wegen seines
Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein
um den Hals in die Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes
Haus durch sein Gebet gerettet haben; dadurch wurde er zum Patron
gegen das Feuer.
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St.Florian
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In
der Mitte sitzt der hl. Martin,
im Bischofsornat, eine Gans neben seinen Füßen (17.Jh andere
Quelle: 18.Jh). |

St.Martin
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St.Martin
wurde gegen seinen Willen im Jahr 371 auf Drängen des Volkes
Bischof von Tours. Die Legende berichtet, er habe sich in einem
Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch hätten ihn Gänse
durch ihr Schnattern verraten.
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Auf der Nordseite St.Petrus,
mit Kreuzstab und Papstkrone (Tiara). Die Figur stammt aus dem Ende
des 17.Jh.
Der Heilige ist -wie in den meisten Petrusabbildungen seit dem 4.Jahrhundert-
mit rundem Kopf, grauem, krausen Haarkranz um den Haarbüschel
auf der Stirn und mit Bart dargestellt.
Hinweis: Petrus, der Fischer Simon, wurde gemeinsam mit seinem
Bruder Andreas von Jesus in seine Jüngergruppe berufen. Er wird
in den Evangelien häufig genannt. Nach der Himmelfahrt Jesu hatte
Petrus zusammen mit Jakobus die Führung der Gemeinden in Jerusalem
inne und wird in allen neutestamentlichen Apostelkatalogen an erster
Stelle genannt. Nach katholischer Lehre reiste Petrus später
nach Rom, wirkte dort als Leiter der Gemeinde und starb dann unter
Nero den Märtyrertod indem er auf eigenen Wunsch im Zirkus
des Nero umgekehrt ans Kreuz geschlagen wurde. Die Petrusbriefe im
Neuen Testament dürften nicht von Petrus stammen. Seine Bedeutung
erhielt Petrus durch die Lehre von der apostolischen Nachfolge, der
zufolge alle Bischöfe von Rom direkte Nachfolger des Petrus sind
(deshalb die Papstkrone). Die Ostkirchen bestritten seit je
her die Oberhoheit des römischen Bischofs. Auch die protestantische
Reformation lehnte es ab, das Papsttum auf Petrus zurückzuführen.
Der Kreuzstab in der Hand der Petrusfigur gilt, seit Kaiser Konstantin
d. Gr. ihn als Feldzeichen führte, als Symbol der Macht.
Die Tiara, die dreifache Krone, entstand aus der phrygischen
Zipfelmütze des iranischen Hofzeremoniells des 5.Jh.v.Chr. In
den ersten Jahrhunderten des Christentums waren Papst und Klerus barhäuptig.
Die Tiara wurde erstmals im 8.Jh erwähnt. Ihre heutige Form stammt
aus dem 14.Jh. Es gibt mehrere Deutungen für die dreifache Krone:
Die eine besagt, sie sei das Gegenstück zu den weltlichen
drei Kronen des Kaisers (Königskrone von Aachen,
Krone der Langobarden und die Kaiserkrone von Rom).
Eine andere Deutung weist auf das dreifache päpstliche
Amt hin: lehren, lenken und heiligen.
Wieder eine andere bezieht die Tiara auf die drei Reiche der
Kirche: Die streitende Kirche auf Erden, die leidende
Kirche im Fegefeuer, die triumphierende Kirche
im Himmel.
Schließlich werden die drei Kronen auch als Symbol der
Dreieinigkeit Gottes gesehen.
Früher wurde dem neugewählten Papst die Tiara mit den Worten
überreicht: "Empfange die dreifach gekrönte Tiara und
wisse, dass Du der Vater der Fürsten und Könige, der Lenker
des Erdkreises und der Vikar Jesu Christi, unseres Erlösers,
auf Erden bist". Seit 1964 trägt der Papst keine Tiara mehr.
Paul VI. schenkte seine Krone den amerikanischen Katholiken als Dank
für die großherzigen Spenden zugunsten der Armen in der
Welt. |
Nicht
mehr feststellbar sind eine Urständ Christi (Auferstehungsdarstellung),
die 1710 von einem Dachauer Bildhauer geliefert wurde und drei Antependia,
die 1740 von Kaspar Leithner gestaltet wurden
08)
.
Gottesdienstzeiten
erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Weichs/Petershausen/Vierkirchen.
Klicken Sie hier...
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.
Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02)
Mayer-Westermayer,
Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03)
Mathias
Steinberger, Die Pfarrei Vierkirchen, 1879
04)
Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
05)
Theodor
Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.1133, 1147,
1149)
06)
Max
Gruber, Eine gezeichnete Landkarte aus dem Jahre 1721 mit Orten der Landkreise
DAH, FS und PAF, 1969 (1721)
07)
Heimatbuch
des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
08) Max Gruber, Kistler, Schreiner u.Drechsler
aus dem Amperland, Amperl 1975, S.91 (Leithner)
09)
Dr. Gerhard Hanke, Festschrift
1200 Jahre Vierkirchen, 1979
10)
Andreas Berthold, Die Orte
der früheren Gemeinde Vierkirchen, 1979
11) Wolfgang Lanzinger, Aus der Chronik der Pfarrei
Vierkirchen über das letzte Jahrhundert, Amperland 1979
12)
Max Gruber, Im Dachauer Land
wirkende Bildhauer, Amperland 1982/1
13)
Max Gruber, Für Dachau
tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Weigl)
14)
Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2 (Steger)
15)
Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
16)
Gottfried Weber, Die Romanik
in Oberbayern, 1990
17)
Georg Dehio, Handbuch der
Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern,
1990
18)
Kreisbote Dachau vom 6.9.2001
19)
Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1992
20)
Gerhard Hanke / Wilhelm Liebhart,
Der Landkreis Dachau, S. 126, 1992 (Erding)
21)
Dr.G.Brenninger, Kirchenabbrüche
im Gebiet des Amperlandes als Folgen der Säkularisation v.1803, Amperland
1992/1
22)
Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (Bittgang, Altarweihe 1710, Turm 1729)
23) HB Meyer, Zur Theologie und Spiritualität
des christlichen Gottesdienstes, S.17, 2000. (Handglocken)
24) Dr.Martin
v.Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
25) Sabine Remiger, Münchner Kirchenzeitung v.
3.9.2006 (Petrus)
26)
Eduard
Kopp in Chrismon 06.2007 (Essigwasser)
27) Dachauer Nachrichten vom 27.8.2009 (Glocken,
Altar), v. 13./14.9.2014 (Friedhofsauflösung)
30 Bilder: Hans Schertl

2.4.2022
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