Pfarrkirche
St. Michael in GIEBING
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Kurzbeschreibung
Der Ort
Giebing wurde im Jahr 1069 als Giebingen (bei den Leuten
des Gibo) erstmals urkundlich erwähnt. Er bestand ursprünglich
aus 3 Bauernhöfen und entwickelte sich erst im 16.Jh. durch
Neuerrichtung von Handwerker- und Tag-werkersölden zu einem
Dorf.
Die erste Beschreibung einer
Kirche in Giebing ist in der Konradinischen
Matrikel von 1315 zu
finden. Dort war sie unter dem Ortsnamen "Giebingen" als
Filialkirche von Vierkirchen ohne Friedhof verzeichnet.
Die ersten Jahrhunderte war das Gotteshaus in Giebing eine Marienkirche.
Letztmals in einem Visitationsbericht von 1560
wird sie als Marienkirche aufgeführt. Erst danach setzte sich
das noch heute geltende Michaelspatrozinium durch.
Pfarrkirche wurde St.Michael erst im Jahr 1804,
als Giebing mit den Filialen Kammerberg und Viehbach zur selbststän-digen
Pfarrei erklärt wurde. Vorher war sie eine Filiale von Vierkirchen.
Die heutige Kirche St.Michael
ist im Wesentlichen erst gut 110 Jahre alt. Um die Wende vom
19. ins 20. Jh. war das Kirchenschiff baufällig geworden;
zudem hatte sich der Turm gesenkt und drohte umzufallen. Der
damalige Pfarrer Benl ließ das Kirchenschiff abreißen
und mit erheblicher Eigenleistung der Bevölkerung in 5
Monaten neu aufbauen. Der
ebenfalls gotische Altarraum blieb erhalten. |
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Der Turm aus der Mitte des 15.Jh, der im unteren
Bereich noch romanische, im oberen Teil gotische Bausubstanz aufweist, erhielt
1902 zwei Strebepfeiler als Stützen. Derzeit hängen im Turm drei
Glocken.
Der Sprengel der Pfarrei Giebing
umfasst die Orte Gramling, Milbertshofen, Kammerberg, Bachenhausen,
Viehbach und einen Hof von Lauterbach an der B13 (2020: 880 Katholiken).
Seit Oktober 2012 bildet die Pfarrei Giebing mit den Pfarreien Jarzt,
Haimhausen und der Kuratie Weng den Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen;
er gehört zum Dekanat Dachau.
Innenausstattung
Die Giebinger Kirche ist die einzige
Kirche im Dachauer Land, deren Innenausstattung
den Stil des späten Historismus (hier Neuromanik) mit dem Jugendstil
(der im Zeitpunkt der Kirchenausmalung -1906-modernen Kunstrichtung) verknüpft.
Dies gilt insbesondere für die Ausmalung von 1906, die bei der Renovierung
2000/2004 wieder hergestellt wurde, aber auch für die Altäre,
Kreuzwegbilder, Kirchenbänke und Fenster. Viele Kirchen haben einzelne
Ausstattungsgegenstände im Jugendstil (z.B. Glasmaler-eien), doch
der Umfang der Jugendstildekoration in Giebing ist in unserer Gegend einzigartig.
Die Ausmalung hat den Innenraum von St. Michael in Giebing zu einem Gesamtkunstwerk
werden lassen.
per Mouseklick zu den
Beschreibungen
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Der Hochaltar
besitzt kein Retabel mehr. Dessen Stelle nehmen drei große Glasfenster
ein, in denen die drei Erzengel Gabriel, Michael
(Patron) und Raphael dargestellt sind. Der Giebinger Altar erinnert
"in seiner Gestaltung an rheinische Reliquienschreine des 12. Jahrhunderts".
Die Seitenaltäre
in Form von Triptycha zeigen
- links die Muttergottes mit dem Jesuskind von Engeln umgeben und
- rechts den Tod Josefs im Beisein von Jesus und Maria.
Wand-
und Deckengemälde
Die Ausmalung prägt den Gesamteindruck der Kirche.
Im Altarraum sind Wand und Decken mit
kräftigen Farben (oben blau, in der Mitte grün und unten rot)
bemalt. Das Deckengemälde zeigt Christus als Pantokrator. Nach der
Tradition geht die Gestalt des Weltenrichters auf das Bild des Menschensohnes
zurück, das im 7.Kapitel des Buches Daniel zu finden ist. Jesus wurde
in den Evangelien mit dem Menschensohn identifiziert. An den Wänden
Ornamentleisten, Schriftbänder, Kreuzformen und Felderungen.
Die Deckengemälde im Kirchenschiff
zeigen
- im vordersten Fresko einen Pelikan, der seine Jungen mit seinem Blut
ernährt;
- im mittleren Gemälde die Verehrung Christi durch musizierende Engel
und
- über dem Eingang einen sechsflügeligen Seraphim vor einem
Ornament-Hintergrund.
In der
Kirche werden folgende Heilige als Figuren oder auf Bildern dargestellt:
- Thronende Muttergottesfigur
aus dem 15.Jh, die Anfang des 20.Jh mit einer historisierenden Neufassung
versehen wurde
- St.Maria als Mater dolorosa,
und auf Seitenaltarblatt
- St.Anna,
die Mutter Marias und Großmutter Jesu mit Kopftuch und Buch (Beginn
17.Jh)
- St.Joachim
trägt eine an einem Stab blühende Lilie in der Hand (Beginn
17.Jh)
-
St.Leonhard
im Mönchsgewand, hält einen Abtsstab und Gefangenenketten in
den Händen (20.Jh im Rokokostil)
- St.Konrad
von Parzham, der einem vor ihm knienden Knaben ein Brot schenkt (1950).
- St.Martin, der seinen
Mantel mit dem Bettler teilt (Ölbild, 1787)
- St.Johannes der Täufer
auf dem Taufsteindeckel (um 1700)
- St.Josef als Sterbender
auf rechtem Seitenaltarbild (1902)
- St.Michael,
Schutzengel
und Heilige
Familie
auf Fenstergemälde (1902)
- St.Johannes Nepomuk mit Birett, Mozetta, Stola, Rochett und Märtyrerpalmzweig
(20.Jh im Rokokostil)
- Herz-Jesu-Figur und Herz-Marien-Figur
(um 1920)
- Jesus als segnendes Kind
mit einem kleinen Holzkreuz in der Hand (1870/80)
- Jesus als Pantokrator
auf Deckengemälde (1906)
- Jesus als Geißelheiland
mit roten Spottmantel und gefesselten Händen (2.Hälfte des 19.Jh.)
- Gottvater
auf Gemälde am Chorbogen (1906)
Eine Besonderheit sind auch
die vierzehn Kreuzwegtafeln, von
denen zwölf zu Dreiergruppen zusammengefasst sind.
Auch der größte Teil der übrigen Ausstattung stammt -mit
Ausnahme einiger Figuren und des Taufsteins- aus der Zeit des beginnenden
20.Jahrhunderts.
Baudenkmal
Die Kirche
gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom
Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler
in der Gemeinde Vierkirchen 69)
wird
sie mit folgenden Worten beschrieben: "D-1-74-150-7; Hauptstraße
3; Kath. Pfarrkirche St.Michael; lisenengegliederter Saalbau mit eingezogenem,
dreiseitig geschlossenem Chor und Satteldachturm im nördlichen Winkel,
Chor und Turm spätgotisch, Langhaus 1902; mit Ausstattung".
Wenn Sie
eine Kirchenführung vereinbaren möchten, klicken
Sie hier....
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Ort Giebing
wurde im Jahr 1069 als Giebingen (bei den Leuten des Gibo) erstmals
urkundlich erwähnt. Ein Udalrich de Giebingen erscheint als Zeuge
unter Bischof Otto I. (1137-1158). Obwohl der Ortsname auf "ing"
endet, dürfte Giebing nicht schon in der baiuwarischen Frühzeit
entstanden sein, weil diese alten "ing"-Orte immer große
Pfarrdörfer waren. Giebing bestand bis zum 16. Jh. nur aus 3 Vollbauern
und vergrößerte sich erst durch Hand- u. Tagwerkersölden.
Man nimmt an, dass Giebing im 9. oder 10. Jh. entstanden ist.
Eine
Beschreibung der geschlossenen Hofmark Giebing, zu der auch Gramling
gehörte finden wir im Historischen Atlas von Bayern, der 1958 von
der Kommission für Bayerische Landesgeschichte unter Max Spindler
herausgegeben wurde 68).
Die dort behandelte Zeitspanne reicht von 1457 bis 1819.
In den ersten dieser Jahrhunderte war unklar, ob Giebing überhaupt
eine Hofmark war oder ob die Gerichtsbarkeit kraft Edelmannsfreiheit ausgeübt
wurde. Deshalb wurde Giebing bis ins 18.Jh. auch als "Sitz und Dorfgericht"
bezeichnet. Mehr dazu können
Sie hier lesen...
Geschichte
der Kirche
Die erste Beschreibung einer Kirche in Giebing ist erst viel später,
in der Konradinischen
Matrikel von 1315
04)
zu finden. Dort war sie unter dem Ortsnamen "Giebingen"
als Filialkirche von Vierkirchen ohne Friedhof verzeichnet. Das Fehlen
des Friedhofs ist eine Bestätigung der geringen Bedeutung von Giebing
vor 700 Jahren. Ob die damalige Kirche könnte schon aus Stein erbaut
worden sein, weil man bei Umbauten noch romanische Bausubstanz gefunden
hat. Um 1315 wurden bei uns schon Kirchen im gotischen Stil erbaut.
Aus dem Jahr
1484 ist bekannt, dass die Filialkirchenstiftung in Giebing ein
Gut von Peter Fischer (Vischer) in Ottershausen gekauft und dem bisherigen
Eigentümer zu Lehen gegeben hat. Als Käufer traten auf Pfarrer
Hans Groß und die Pröpste (Kirchenpfleger) der Kirche "Unserer
Lieben Frauen" (!) in Giebing. Dies ist die erste Erwähnung
des Marienpatroziniums. Mit diesem vom Indersdorfer Richter Konrad Mändel
besiegelten Rechtsgeschäft wurde der freie Bauer Vischer zum Pächter.
Warum er verkaufen musste, ist nicht bekannt. 1484 war das vierte Jahr
nacheinander mit Missernten wegen Nässe und Kälte. Die Urkunde
vom 27.Dez. 1484 (Text: "an Sant Johanns tag in weichnächtveirn
des hailligen zwelfpoten und evangelisten") ist im Landesarchiv Baden-Württemberg
aufbewahrt. 66)
Vier Jahre später, am 19.10.1488 (Text: an
Suntag nach Sand Lucas tag des heiligen evangelisten) erwarb die Marienkirche
in Giebing den jährlichen Zins aus einem Gütlein zu Ottershausen
in Höhe von 30 Pfennig von der Kirche zu Niederscheyern für
einen Ablösebetrag von 30 Pfund Pfennig.
67)
Die
gotischen Teile der Kirche
(Chor mit Stützpfeilern und Turm)
|
Gotischer
Bau
In der Zeit der
Gotik, vom 14. bis 15.Jh. (vielleicht um 1480) wurde die Kirche
neu errichtet. Von diesem Bau sind noch der durch abgetreppte Stützpfeiler
stabilisierte Chor und der Kirchturm mit Satteldach erhalten (siehe
Bild links). Im unteren Teil des Turms hat man sogar noch Teile
der Vorgängerbaus aus romanischer Zeit gefunden.
Im Inneren
erinnert nichts mehr an die gotische Zeit; die gotischen Elemente
wurde später umgestaltet.
Sunderndorfer'sche
Matrikel 1524 04)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird Giebing -wie schon 1484- mit einer
Marienkirche (immer noch ohne Friedhof) aufgeführt. Erst nach
dem 16. Jh setzte sich das Michaelspatrozinium durch. In Giebing
soll damals ein Beneficiat gewohnt haben; er wurde aus einem Benefizium
besoldet, über das nichts bekannt ist.
Visitationsbericht von 1560
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell
auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, d.i.
eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien
an. Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche
Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die
Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof
einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der
Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob
die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer
die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität
ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Vierkirchen ist auch die Filiale
in Giebing, immer noch als Marien-kirche "Beata Virgo"
erwähnt. Beneficiat und Frühmesser war "Georgius
Scheirer ex Monaco" (= aus München). Er war gut
katholisch geblieben und kannte sich in theologischen und liturgischen
Fragen aus; auch wenn er die Absolutionsformel für die Beichte
nicht aufsagen konnte. Über das Privatleben wird berichtet:
Kommt selten auf Hochzeiten. Hat eine Köchin und vier Kinder.
Die Kirche war nicht üppig ausgestattet. Vor allem eine Gemäldeausstattung
wurden vermisst ("in der kirchen nit vil gemeld").
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten,
klicken sie hier...
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Dreißigjähriger
Krieg
Von Schäden im 30jährigen Krieg gibt es keine detaillierten
Berichte. Doch die Soldaten hatten auch Giebing nicht übersehen,
denn die Zahl der Häuser, die zwischen 1550 und 1587
von 7 auf 16 angestiegen war und 1631 sogar 20 betrug, war 1649 auf 14
zurückgefallen. Sie waren wohl großenteils niedergebrannt;
denn für 12 Anwesen wurden neue Käufer gesucht und gefunden.
Auch die Kirche war in Mitleidenschaft gezogen worden.
60
1630, zwei Jahre vor dem Schwedeneinfall,
waren Glockenstuhl und Turmstiege ausgebessert und die Turmuhr vom Dachauer
Uhrmacher Mathias Zächerl repariert worden.
Die Kirchenrechnung von 1650
berichtet vom Bau einer neuen Friedhofseinzäunung, die notwendig
geworden war, weil die bisherige "von den Kriegs-Völckhern
wider Zerrissen und das Holzwerch davon verprent worden" war.
Der neue Zaun bestand aus 60 Pfosten und 105 Brettern mit 1000 Nägeln
("hat man braucht 60 Standter 105 prötter 1000 Nögl").
Auch die Weihe von drei Altären im Jahr 1710 könnte
darauf hinweisen, dass die Soldaten die Kirche entweder im 30jährigen
Krieg oder im Spanischen Erbfolgekrieg entweiht haben. Der große
zeitliche Zwischenraum zwischen dem Ende des Krieges und dem Weihejahr
ließe sich damit erklären, dass die Freisinger Fürstbischöfe
von 1655 bis 1695 nur Fürsten waren und keine Bischofsweihe
(z.T. nicht einmal die Priesterweihe) empfangen hatten. Der Kirchenrechnung
von 1710 ist jedenfalls zu entnehmen, dass Fürstbischof Johann
Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1695-1727) am 3.Juli 1710
drei Altäre geweiht hat.
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Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
zur Vergrößerung klicken
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In den Jahren bis 1689 hatte
die Filialkirche keinen festen Kaplan oder Vikar, sondern einen Kooperator,
der nach dem freien Willen des Vierkirchner Pfarrers von Jahr zu Jahr
damit beauftragt wurde. Erst ab 1689 wohnte ein Vikar in Giebing in einem
eigenen, "hübschen Haus". Der erste dieser Giebinger Vikare
hieß Georg Simon Mörz. Zu seinem Lebensunterhalt stand ihm
neben den Stol-gebühren ein Widum (der Kirche gehörender Bauernhof)
zur Verfügung. Zu diesem Benefizium gehörte auch die Schlosskapelle
Giebing mit einer Kaplanei oder Frühmessstiftung. Von der Kapelle
ist bekannt, dass sie in den Jahren 1672/73 repariert wurde; der Zimmerer
Georg Pürckh aus Vierkirchen
erstellte dafür den Kostenvoranschlag mit geschätzten Baukosten
von 65 Gulden.
Das Schloss -und damit auch die Kapelle- wurde 1803 abgebrochen.
Spanischer
Erbfolgekrieg 1701-1712 13)
Im Jahr 1703 erreichten die kriegerischen Auseinandersetzungen des Spanischen
Erbfolgekriegs auch Indersdorf. In diesen Krieg war ganz Europa verwickelt
und kämpfte um das Erbe des kinderlosen Königs Karl II. von
Spanien. Bayern war mit Frankreich gegen Österreich verbündet.
Als die österreichischen Husaren Bayern besetzten und ausplünderten,
mussten die Indersdorfer Mönche nach München flüchten,
im nahegelegenen Kollbach am 8.Sept.1703 die beim Frauenfeste versammelten
Beichtherren samt ihren Beichtkindern das Weite suchten und viele Pferde
und Kühe "unzählig die Zahl" am 8.Sept und 28.Dez.
nach Augsburg und Neuburg geschleppt wurden.
|
Am 23.Juli 1704,
so die Chronik von Giebing, als das kaiserliche Heer bei Schrobhausen
stand, ergriff gleichfalls wider Alle die Flucht, während welcher
ihnen die Häuser niedergebrannt wurden, so daß sie bei
ihrer Heimkunft rauchende Brandstätten vorfanden, wozu noch das
Bittere gesellte, dass die Ernte vor der Thüre - und kein Mensch
zum arbeiten da war." |
Karte von 1721 Giebing und seine Kirche sind auch auf Landkarten aus
den Jahren 1700 und 1721 zeichnerisch dargestellt.
Karte von Michael Wening
1700
|
Wening ging es vor allem
um das Schloss Giebing, das im Vordergrund mit der großen
Zwiebelkuppel rangiert. Dieses Schloss war seit 1607 im Besitz der
Kammerberger. 1803 wurde es wegen Baufälligkeit abgebrochen;
die Steine wurden an Bauern verkauft (100 Steine je Gulden). 56)
Die Kirche
zeigt Wening mehr dokumentarisch weit entfernt im Hintergrund.
In der Karte des Kranzbergers Pflegskommissärs Joh.Anton Däxner
vom Jahr 1721 (Beilage zu einem Bericht an die kurfürst-liche
Hofkammer in München) ist dagegen die Kirche als in der Größe
gleichwertiges Bauwerk dargestellt.
Das tatsächliche Größenverhältnis dürfte
in der Mitte zwischen beiden Bildern liegen.
|
Karte von Joh.A.Däxner - 1721
|
Umbau 1726
In den Jahren 1726 und 1733 führte der Dachauer Schlossmaurermeister
Gregor Glonner (ca.1680-1745) zusammen mit seinem Palier Johann Lettner
aus Dachau und Zimmermeister Jakob Öggl aus Vierkirchen (109 fl.
.44 kr.) umfangreiche Baumaßnahmen durch, insbesondere die Erneuerung
des einsturzgefährdeten Dachstuhls. Die Baumaßnahmen, die wohl
schon fast einem Neubau gleichkamen, erforderten eine Summe von 778 Gulden.
Das war für damalige Verhältnisse ein hoher Betrag. Allein der
Glaser Georg Älbl
erhielt für seine Arbeit 82 fl. 28 kr. Dabei hatten die Giebinger
jedenfalls beim Dachstuhl auch selbst Hand angelegt. In der Kirchenrechnung
von 1726 ist vermerkt, dass den Helfern "2 Eimer 50 Mass Praunes
Pier zur ergözlichkeit abgegeben" wurden.
Mehr über Gregor Glonner, den Erbauer der
Kirchen in Rudelzhofen, Oberbachern und Großberghofen, erfahren
Sie hier...
Glaserarbeiten durch Georg Älbl
zusammen mit Johann Mörtan
für (den hohen Betrag von) 82 fl. 28 kr.
Aus dem Jahr 1733 ist bekannt,
dass die Dachauer Künstler
- Nikolaus Prugger
(1684-1749) aus der berühmten Dachauer Kistlerfamilie als Kunstschreiner,
- der Bildhauer Bartholomäus
Schuhpaur (1709-1750) und
- der Maler Johann Joh.Georg
Hörmann (1672-1749) einen
neuen Choraltar schufen. 14)
Matrikel
1738/40 04)
In den Jahren 1738 bis 1740 hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt
alle Pfarreien der Diözese Freising besucht und in der nach ihm benannten
Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben, zu
denen ja Giebing damals noch rechnete.
Zur "Ecclesia filialis s.Michaelis in Giebing" bemerkte er,
sie sei eine Kirche, wie man sie überall im ländlichen Gebiet
findet. Sie habe drei Altäre: der Hochaltar sei dem Patron St.Michael
geweiht; auf ihm stehe der Tabernakel. Die Seitenaltäre hätten
den hl.Leonhard und den Papst Silvester zum Patron. In dieser Matrikel
wird auf das oben erwähnte Benefizium von 1689 verwiesen. Der Benefiziat,
der die Gläubigen aus den Orten Giebing und Kammerberg seelsorgerisch
betreute, hieß damals Jakob May; er war seit 1730 einge-setzt. Das
Haus des Benefiziaten sei eine hinreichend große Wohnung, schreibt
Schmidt. Das Kirchweihfest fiel auf Pfingstmontag. Im Friedhof um die
Kirche stand ein Beinhaus. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen
der Kirche verwalteten der Vierkirchner Vikar und der Landpfleger in Dachau.
Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache:
"Das Vermögen dises Gottshauses mechte diser Zeit gegen 4.000
fl. (=Gulden) ausmachen". Das war ein großes Vermögen.
Pfarreierhebung
1804
Am 5.Dezember 1804 wurde die Kuratie Giebing mit der Filialkirche in Kammerberg
zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Zur neuen Pfarrei gehörten
auch die Filialkirche Viehbach und die Orte ohne Kirche "Gramling,
Pachenhausen und Milbertshofen" sowie 1 Haus in Lauterbach (Rest
von Lauterbach zu Pfarreien Jarzt und Hohenkammer). Bis zur Pfarrerhebung
hatten die Sonntagsmessen nur zwischen Giebing und Kammerberg gewechselt.
Als 1804 Viehbach zur neuen Pfarrei Giebing kam, wechselte der Gottesdienst
zwischen den drei Kirchen. Dies verursachte bei den Gläubigen in
Kammerberg große Unzufriedenheit. Zur Besänftigung verlegte
man die früher in Giebing gehaltenen Nachmittagspredigten in der
Fastenzeit nach Kammerberg. 1817 stiftete der Kistlerbauer Jakob Höckmayr
50 Gulden zur Abhaltung (!) eines Kreuzwegs in Giebing.
Pfarrei-Ausschreibung 1810
Zwischen der Säkularisation 1803 und dem Konkordat zwischen Bayern und
der römischen Kurie am 5. Juni 1817 wurden die Pfarrer in ihre Pfarreien
ohne Kontaktaufnahme mit der Diözesanverwaltung von den staatlichen Landrichtern
eingesetzt. Die Ordinariate wurden lediglich durch die Anzeige im Regierungsblatt
amtlich unterrichtet und erteilten dann dem neu ernannten Pfarrer die
kirchliche Investitur. Diese Anzeige war als Stellenausschreibung formuliert
und lautete:
16)
|
"Im
Namen Seiner Majestät des Königs
Durch die Versetzung des vorigen Pfarrers, Michael Prunner auf die
Pfarrei Kirchdorf Landgerichts Miesbach, wurde die Pfarrei Giebing
Landgerichts Dachau erledigt.
Diese Pfarrei, welche die Diöces Freising und dem Wahldecanate
Dachau liegt, hat eine Stunde im Umfange und enthält 540 Seelen,
die Einkünfte fließen aus Widdum, Zehenten und Stolgebühren,
und betragen im Durchschnitte gegen 1000 fl. Dabei hat der neu angehende
Pfarrer die Verbindlichkeit, den sehr baufälligen Pfarrhof, wovon
sich die Bauüberschläge auf 2324 fl. belaufen, ad onus Successorum
dergestalt aus eigenen Mitteln herzustellen, daß nach abgelegter
und ratifizierter Berechnung, der hierauf erloffene Betrag von ihm
in jährlichen 30 fl. Fristen ausgesessen, und der bei seinem
Tode oder allenfallsigen Abstande nach Abzug der ausgesessenen Fristen
noch verbleibende Bauschillingsrest, seiner Erbsmasse oder ihm von
seinem Nachfolger baar heraus bezahlt werde. Die geeigneten Komponenten
haben sich daher in Zeit längstens 14 Tage zu melden.
München den 2.Juni 1810 - Königliches General-Kommissariat
des Isarkreises, de Troge, Direktor" |
Pfarrei 1817
01)
Nach dem Bericht von Pfarrer Schwinghammer
vom 27.11.1817 über die "Säkular-Pfarrey Giebing"
hatte die Pfarrei folgende Mitglieder (Seelen):
|
Ort |
Seelen
|
Häuser
|
Landgerichtsbezirk |
|
Giebing |
92
|
22
|
Dachau
|
Gramling |
15
|
3
|
Dachau
|
Milbertshofen |
24
|
3
|
Dachau
|
Kammerberg |
200
|
42
|
Freising
|
Lauterbach
(nur 1 Haus) |
5
|
1
|
Freising
|
Viehbach |
118
|
26
|
Dachau
|
Bachenhausen |
67
|
14
|
Dachau
|
|
521
|
111
|
|
Der Zustand der Pfarrkirche in Giebing: altgotische
Bauart, klein, etwas derb.
Altäre sind dem Erzengel Michael, der schmerzhaften Muttergottes und
dem hl.Sebastian geweiht.
Zustand der Filialkirche Kammerberg: Schön gebaut, geräumig und
licht.
Altäre sind dem Johannes d.Täufer, Christus am Ölberg (von
den Engeln gestärkt und Franz Seraph geweiht.
Die Einkünfte des Pfarrers betrugen damals 684 fl. (Gulden) und zwar:
|
aus dem 33 ha großen
Widdum (Pfarrbauernhof) |
120 fl. |
|
|
aus dem Zehent |
346 fl |
|
|
aus Stiftungen |
32 fl |
|
|
aus Stolgebühren
(für Taufe, Trauung, Begräbnis) |
188 fl |
|
Pfarrherrnwechsel 1820
02 )
Im Jahr 1820 war im Königl.Bayerischen Intelligenzblatt folgende
Notiz zu lesen: "Seine Köngliche Majestät haben am 22.September
l.J. die Pfarrey Petershausen, Landger.Dachau, dem bisherigen Pfarrer
zu Giebing, Priester Joseph Schwingkammer, und die dadurch erledigte Pfarrey
zu Giebing, obigen Landgerichts, nach der Classifications-Reihe der im
Jahr 1813 dahier geprüften Pfarrcandidaten, dem Priester Melchior
Geitner, Cooperator zu Einspach, allergnädigst zu verleihen geruht".
Beschreibung
1820 74),
75)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 10)
die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei Giebing wird darin (S.62) wie folgt beschrieben:
|
"Giebing
.... |
Vormals
ein Curatbeneficium, worauf ein jeweiliger Pfarrer in Vierkirchen
präsentirte, seit 1804 aber eine Säcul.Pfarrei.
Pfarrkirche: Gottesdienst an Sonntagen abwechselnd mit den
2 Filialen, an allen Haupt- und Frauenfesten etc; Patron hl.Michael,
Kw (Kirchweihfest): 1.Sonntag im Oktober (Pfingstmontag M.)
|
Kammerberg |
Gottesdienst
jeden 3.Sonntag u. an einigen Festtagen, Patron hl. Joh. Baptist;
Kw Sonntag darnach |
Viehbach
... |
Patron
hl. Laurentius; Kw 2. Sonntag nach Michaeli |
Ottershausen
|
Patron
hl.Jakobus (u.Stephanus) Kw: Sonntag nach Mariä Geburt |
Seelenzahl:
Pfarrei
Haimhausen: |
757
Gläubige in |
130
|
Häusern |
Hofmark
Kammerberg: |
200
Gläubige in |
42
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std |
Dorf
Lauterbach |
61
Gläubige in |
10
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std |
Dorf
Hörenzhausen : |
72
Gläubige in |
12
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std
|
Dorf
Inhausen: |
43
Gläubige in |
7
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
|
Einöde
Maysteig |
14
Gläubige in |
2
|
Häusern, Entfernung von d.Pfarrkirche: 1/2 Std, Filialk:1/4
Std. |
Dorf
Ottershausen |
145
Gläubige in |
29
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
|
|
Einen kurzen Blick auf die Erschwernisse
der Seelsorge gibt eine Bemerkung des Giebinger Pfarrers Geitner aus dem
Jahr 1825:
|
"Der
Piflizerbach und der Rettenbach läuft bei anhaltendem Regenwasser
sehr und so stark an, daß selb(ig)er oft zwei bis drei Tage
in diesem Zustand (bleibt). Allein im Notfalle ist die Kommunikation
ohne Gefahr nie gehiendert,wenn ein
Seelsorger des Reitens kundig ist." |
Bruderschaft:
Am 6.Mai 1844 wurde eine Herz-Mariä-Bruderschaft gegründet.
Ablässe, die die Mitglieder erreichen konnten, waren die der Erzbruderschaft.
Das Vermögen betrug 1870 ca. 178 Gulden.
|
Hinweis: Die Herz-Mariä-Bruderschaft
geht zurück auf Abbe Desgenettes aus Paris, der im Jahr 1836
während der Messfeier eine übernatürliche Eingebung
erhielt: "Weihe deine Pfarrei dem heiligen und unbefleckten
Herzen Mariens, der Zuflucht der Sünder!". Die daraufhin
gegründete Bruderschaft des heiligen und unbefleckten Herzens
Mariä zur Bekehrung der Sünder wurde 1838 von Papst Gregor
XVI. in den Rang einer Erzbruderschaft erhoben und für die
Gesamtkirche empfohlen. In der Erzdiözese Mch und Freising
eröffnete man die erste der inzwischen 53 Herz-Mariä-Bruderschaften
1843 in bei der Frauenkirche in München.
Die Mitglieder sind gehalten, täglich ein Ave Maria für
die Bekehrung der Sünder zu beten. Außerdem können
sie an Wallfahrten der Bruderschaft, an Maiandachten und am Requiem
für die verstorbenen Mitglieder teilnehmen.
|
Kirchenraub 1864
Aus dem Jahr 1864 wird von einem größeren Kirchenraub berichtet
57)
.
Nächtliche Einbrecher stahlen Monstranzen, Ciborium, Leuchter und
die schöneren Paramente (Kirchengewänder) und verschütteten
die im Ciborium enthaltenen Hostien. Zwei Leuchter geringeren Wertes wurden
in der Nähe von Geroldsbach wieder gefunden. Damals gründeten
Giebinger einen "Verein zur immerwährenden Anbetung des allerheiligsten
Altarsakraments" zur "Sühne für die damals dem Sakrament
zugefügte Verunehrung". Dieser Verein erhielt die bischöfliche
Bestätigung im Jahr 1865. Verpflichtung der Mitglieder: Täglich
nach der hl.Messe das Memorare des hl.Bernhard mit 1 Vaterunser und Gebet
"Hochgelobt sei das allerh.Sakrament des Altares" beten. Das
Memorare des hl.Bernhard von Clairvaux lautet:
|
"Gedenke,
o gütige Jungfrau Maria, von Ewigkeit her ist es unerhört,
dass einer, der zu dir seine Zuflucht genommen, deine Hilfe angerufen,
um deine Fürsprache gebeten, von dir sei verlassen worden. Von
diesem Vertrauen beseelt, eile ich zu dir, Jungfrau der Jungfrauen
und Mutter. Zu dir komme ich, vor dir stehe ich seufzend als Sünder.
Verschmähe nicht meine Worte, du Mutter des Wortes, sondern höre
sie gnädig an und erhöre mich. Amen". |
Beschreibung
1874
Kirche und Pfarrei Giebing sind auch in der "Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten,
die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877-
Pfarrer Georg Westermayer
als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung
sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan-
und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen
Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen
Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger
gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser
"Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
Über die Pfarrei Giebing schreibt er, sie habe 735 Seelen
in 108 Häusern. Davon wohnten in Giebing selbst 145 Personen (in
22 Häusern), in Gramling 26 (3), Milbertshofen 35 (3), Kammerberg
250 (45), Viehbach 175 (27) und Bachenhausen 96 (7). Dazu kamen noch 8
Bewohner eines Hauses in Lauterbach. Die Einöde Bärnau war 1869
nach Jarzt umgepfarrt worden. Die Pfarrei habe einen Umfang von 1 1/2
Stunden, heißt es. Das Präsentationsrecht (Vorschlagsrecht
für den Pfarrer) hatte der bayerische König. Der Pfarrer bewohnte
ein Pfarrhaus, das nach Mayer "erst etwa 40 Jahre alt, aber leicht
gebaut und sehr beschränkt" war. Die Ökonomiegebäude
waren aber hinreichend. Zum Widdum gehörten 37 Tagwerk (12 ha) Grund
der Bonität 11. Die Kirchenrechnung lautete: 1119 Gulden Einnahmen,
77 Gulden Ausgaben, Reinertrag 1042 Gulden.
Die Pfarrkirche St.Michael beschreibt Mayr mit den Worten::
|
"Erbauungsjahr
unbekannt. Ursprünglich gothisch, dann stillos verändert.
Geräumigkeit nicht hinreichend. Baupflicht die Zehentberechtigten,
d.s. die Gutsherrschaft von Hohenkammer und Reichertshausen, dann
der Pfarrer von Giebing. (Baupflicht) am Cemeterium (Friedhof) die
Gemeinde. Sattel-Thurm mit 2 Glocken. Cons(ecriert) von Bischof Johann
Franz am 3.Juli 1710. Drei Altäre. Orgel klein. Gottesdienste:
An Sonn- und Feiertagen abwechselnd mit Kammerberg und Viehbach; an
den Hauptfesten stets in der Pfarrkirche. Stiftungen: 12 Jahrtage.
Kreuzgänge: In der Kreuzwoche einmal nach Kollbach wegen eines
Verlöbnisses zur Abwendung der Rinderpest und Felderumgang in
derselben Woche mit Allerheiligstem. Den Mesnerdienst versah ein Gütler.
Cantor war der Lehrer von Kammerberg. Das Kirchenvermögen betrug
im Jahr 1870 rd. 7100 Gulden." |
Beschreibung 1895 50)
Die Kirche
von Giebing ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde.
Dort
ist jedoch nur die Marienfigur beschrieben:
"Auf dem südlichen Seitenaltar S. Maria, sitzend,
mit dem Kinde auf dem linken Arm; bemalte Holzfigur, anscheinend vom Ende
des 15. Jahrhunderts, mit späteren Veränderungen.
H. 80 cm. (Vgl. Math. Steinberger. Die Pfarrei Vierkirchen p. 43 ff.)"
Bericht über den
Bau der Kirche 1902
Die heutige Kirche wurde im Wesentlichen 1902 gebaut. Nur der mit
drei Achteckseiten schließende
Chor mit seinen dreifach abgetreppten Stützpfeilern
und der Turm (wohl Mitte 15.Jh) stammen noch von der alten ursprünglich
gotischen, danach barockisierten Kirche. Die Langhauswände sind durch
Lisenen
gegliedert. Über dem Südwestportal ist eine kleine Vorhalle
errichtet. Die Sakristei auf der Südostseite wurde um 1900 im Rahmen
des Neubaus erbaut. An der Südwand des Langhauses steht im Friedhof
eine kleine Kriegerkapelle.
Aus den Kirchenrechnungen ist zu sehen, dass die alte Kirche einen
im Jahr 1630 errichteten Hochaltar mit vier Säulen vom Dachauer
Kistler Niclas Prugger (gest.1670) besaß, der wohl nach dem Neubau
des Kirchenschiffs 1733 vom Enkel Nikolaus
Prugger (1684-1769) stark überarbeitet, vom Dachauer Bildhauer
Bartholomäus Schuhpaur
(1680-1750) mit Engelsfiguren versehen und vom Maler Johann
Georg Hörmann (1672-1749)
gefasst wurde. Hörmann hat auch das Michaelsbild für
den Altarauszug gemalt. Prugger und Schuhpaur arbeiteten des Öfteren
zusammen. Bekannt ist dies neben Giebing auch von Etzenhausen, Kreuzholzhausen
und Puchschlagen (jeweils Choraltar). Der genannte Bildhauer Bartholomäus
Schuhpaur und Maler Franz Mayr
(1707-1752) schnitzten und fassten 1740 die Urständ Christi.
Von 1726 bis 1733 war das
Kirchenschiff neu gebaut worden. Doch der Bau scheint nicht von guter
Substanz gewesen zu sein. 170 Jahre später, so um die Wende vom 19.
ins 20. Jh., war das Kirchenschiff jedenfalls wieder in einem schlechten
baulichen Zustand (während sich der 500 Jahre alte gotische Chor
noch immer recht gut hielt). Zudem hatte sich der Turm gesenkt und drohte
umzufallen. Und schließlich war der Raum für die gewachsene
Zahl der Gläubigen zu klein geworden.
Deshalb nahm Pfarrer Hugo Benl,
der am 1. Dezember 1899 als Pfarrvikar und designierter Pfarrer nach Giebing
gekommen und am 26. Mai 1900 feierlich installiert worden war, im Jahre
1902 den Bau einer neuen Pfarrkirche in Angriff. Der schiefe Turm
bekam im Chorinneren und an der Turmaußenmauer jeweils eine Stütze.
Der Altarraum blieb stehen.
Pfarrer Benl leitete den Bau der Kirche selbst, stellte die Arbeiter ein,
die fast alle aus der Pfarrei waren, bezahlte und beaufsichtigte die Arbeit
und ließ sich nur in technischen Fragen vom Bezirksbaumeister Oskar
Scholz aus Dachau beraten.
Nach einem feierlichen Gottesdienst begannen am Montag dem 10. März
1902 die Abbrucharbeiten. Schon vier Tage später waren diese Arbeiten
abgeschlossen.
Kirche vor dem Umbau 1901
|
Am 30.April fand
eine schöne Hebauffeier statt. Drei Monate später, am 2.August
war der Kirchenneubau schon fast vollendet; wegen der Ernte wurde
der Weiterbau aber bis September ausgesetzt; schließlich kamen
viele der Arbeiter aus der Landwirtschaft. Nach wenigen Tagen Arbeit
im September war der Kirchenneubau fertig (ähnlich schnell verlief
der 7 Jahre früher der Bau der Thalhausener Kirche). Der Architekt
Josef Stärk aus Nürnberg lieferte Altäre, Kanzel und
Kommunionbank, dem Baustil des Kirchenschiffs entsprechend, in neuromanischen
Formen. Der Kirchenneubau hatte nur 15.450 Goldmark gekostet. Dazu
kamen 9000 Goldmark Eigenleistung und 22.311 Mark für die Inneneinrichtung.
Stilistisch ist der äußere Kirchenbau dem Historismus zuzurechnen,
einer Mischung aus romanischen bis barocken Elementen. |
Kirche während des Umbaus 1902
|
Am 25.September 1902 fand die Konsekration
der neuen Pfarrkirche durch den Erzbischof von München und Freising,
Josef von Stein statt. Am Vorabend wurde der Erzbischof durch Reiter und
Wagen in Unterbruck (wo sich eine große Poststation befand) abgeholt.
In Giebing bei der Brücke hatten sich die Geistlichen der näheren
Umgebung postiert, um auf den Bischof zu warten. Bei seiner Ankunft wurde
er von der Schwester des Pfarrers, Maria Benl, mit "sinnlichen Gedichten"
begrüßt. Anschließend setzte sich der Zug mit den mitgebrachten
Reliquien in Richtung Kirche in Bewegung. Dort angekommen, zog der Oberhirte
unter den mächtigen Klängen der neuen Orgel ein. Nach einer
kurzen Ansprache rezitierte der Erzbischof mit dem anwesenden Klerus die
Stundengebete. Am Donnerstag, dem 25.9.1902 folgte die Weihe (Konsekration)
der Kirche mit einer anschließenden Pontifikalmesse. Hernach folgte
die feierliche Rückkehr in den Pfarrhof, wo einige geistliche Herren
mit dem Oberhirten zu Tische saßen.
Pfarrei und Pfarrverband
Der Sprengel der Pfarrei Giebing umfasst die Orte
Gramling, Milbertshofen, Kammerberg, Bachenhausen, Viehbach und einen
Hof von Lauterbach an der B13. Ab
1.November 1990 bildete die Pfarrei Giebing mit der Pfarrei Jarzt und
der Kuratie Weng den Pfarrverband Jarzt-Fahrenzhausen. Damals wurde die
Pfarrei Giebing aus dem Dekanat Indersdorf ausgegliedert und in das Dekanat
Weihenstephan eingepfarrt.
Im Oktober 2012 wurde dieser Pfarrverband um die Pfarrei Haimhausen (zum
Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen) erweitert; er gehört nun zum
Dekanat Dachau.
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
Pfarrei
1816: Pfarrei mit 521 Seelen
1817: Pfarrei mit 521 Seelen in 111 Häusern
1824: Pfarrei mit 603 Seelen
40)
1826: Pfarrei mit 594 Seelen
03)
1830: Pfarrei mit 602 Seelen
41)
1840: Pfarrei mit 599 Seelen
42)
1845: Pfarrei mit 575 Seelen
47)
1850: Pfarrei mit 625 Seelen
43)
(Besetzungsrecht: Bayer.König)
1855: Pfarrei mit 618 Seelen 48)
1860: Pfarrei mit 669 Seelen
44)
(Besetzungsrecht: Bayer.König)
1865: Pfarrei mit 679 Seelen 48)
1870: Pfarrei
mit 710 Seelen 45)
1875: Pfarrei mit 699 Seelen 45)
(Besetzungsrecht: Bayer.König)
1970: Pfarrei mit 782 Seelen
1991: Pfarrei mit 896 Seelen
2010: Pfarrei mit 886 Seelen 55)
|
|
Ortschaft Giebing (ab 1867
mit Gramling)
1475: Ortschaft mit
5 Häusern
1550: Ortschaft mit 7 Häusern
1587: Ortschaft mit 16 Häusern
1600: Ortschaft mit 17 Häusern
1631: Ortschaft mit 20 Häusern
1641: Ortschaft mit 14 Häusern
1649: Ortschaft mit 14 Häusern
1666: Ortschaft mit 16 Häusern
1721: Ortschaft mit 16 Häusern
1752: Ortschaft mit 18 Häusern
1771: Ortschaft mit 22 Häusern
1794: Ortschaft mit 18 Häusern
1817: Ortschaft mit 92 Einwohnern in 22 Häusern
1867: Ortschaft mit 143 Einwohnern in 52 Gebäuden
1868: Ortschaft mit 143 Einwohnern in 54 Gebäuden
1879: Ortschaft mit 200 Einwohnern in 25 Häusern
Gemeinde Giebing
1852: Gemeinde mit
274 Einwohnern 56 Familien
1867: Gemeinde (Giebing+Viehbach) mit 268 Einwohnern,
107 Gebäuden
(= Häuser und Städel)
1867: Gemeinde
(Giebing+Viehbach) mit 268 Einwohnern,
107 Gebäuden
(=Häuser und Städel)
1933: Gemeinde mit 143 Einwohnern
1939: Gemeinde mit 133 Einwohnern
|
Bittgänge
Aus den Kirchenrechnungen ist bekannt, dass die Giebinger alljährlich
nach Neufahrn und zum Kloster
Taxa wallfahrteten ("Creuz
Gäng nacher Neufahrn und Täxa verrichten"). Die Fahnenträger
und die Sänger erhielten dafür ein kleines Zehrgeld von 26 bis
30 Kreuzern.
|
Kreuzgang nach Neufahrn
Eine Wallfahrt führte nach Neufahrn bei Freising zur hl.Wilgefortis
(St.Kümmernis). St.Kümmernis war eine fiktive Heilige,
die ihre Existenz einer Verwechslung verdankte. Man glaubt in einem
Bildnis des gekreuzigten Christus mit Tunika eine andere Heilige
zu erkennen. Die Besonderheit von Wilgefortis war der Bart, der
ihr der Legende nach gewachsen sein soll, damit sie für Männer
nicht mehr attraktiv war. Als Wilgefortis wurde sie 1583/86 ins
Martyrologium Romanum aufgenommen, inzwischen aber wieder gelöscht.
St. Kümmernis wurde von Frauen und Männern angerufen:
in Liebesangelegenheiten, bei Beziehungsproblemen, Familienzwist,
Sorgen um Fruchtbarkeit in Haus und Hof oder bei Krankheiten (insbesondere
Frauenkrankheiten). Von Männern wurde sie zusätzlich bei
Kriegsgefahr und Gefangenschaft um Fürbitte gebeten. Die ersten
Nachweise stammen aus den Jahren 1626-29. In den Kriegs- und Pestjahren
1632, 1634 und 1649 fiel die Wallfahrt aus. In allen übrigen
fast 150 Jahren bis 1786 aber gingen die Dachauer nach Neufahrn,
das aber von der Besucherzahl nur ein kleiner Wallfahrtsort war.
Kreuzgang zum Kloster
Taxa
Die Wallfahrt zum Kloster Taxa war in erster Linie eine Marienwallfahrt.
Doch in der Klosterkirche befand sich auch eine Kreuzreliquie, die
viele Pilger anzog. Die Kirche hatte sogar beide Patrozinien: der
Altarraum war St.Maria, das Kirchenschiff dem hl.Kreuz geweiht.
Hauptanziehungspunkt war aber die Muttergottesfigur mit Kind, die
von einer sternförmigen Aureole umgeben war. Die Wallfahrt
war ja entstanden, weil 1618 ein Hühnerei mit dem Relief eines
Strahlenkranzes gefunden worden war. Zudem glaubte man, darin auch
noch einen Frauenkopf zu erkennen. Im 18.Jh wallfahrteten bis zu
60.000 Pilger alljährlich nach Taxa. Es war damals -noch vor Altötting-
die größte Marienwallfahrt Bayerns. Die meisten kamen wegen akuter
oder überstandener Krankheiten, Gefahren und Schäden aller Art.
Viehseuchen sind seltener verzeichnet; zweimal ist von einer Hühnerkrankheit
die Rede.
"Die Wallfahrt in Taxa, so schrieb Hans Grassl, war über den
Petersberg und Altomünster hinaus das eigentliche geistliche
Zentrum des Dachauer Hinterlands, wirklich der Ort, an dem sich
das bäuerliche und monastische Leben (Mönchsleben) am
innigsten berührten". Die
wohl dreischiffige Kirche mit ihren 13 Altären, war größer
als die Kirche im Kloster Indersdorf.
Die Wallfahrt bestand bis zum Abriss des Klosters Taxa im Jahr 1803.
|
Heutige
Kirche
Turm
mit Strebepfeilern
|
Die Kirche liegt am Nordostrand
des Dorfes inmitten eines ummauerten Friedhofs.
Das fünfachsige
Kirchenschiff ist ein schlichter neuromanischer Bau. Die
Fassade wird nur durch Lisenen
und die Rundbogenfenster gegliedert. Noch eine Woche vor Abbruch
des alten Kirchenschiffs hatte das Generalkonservatorium versucht,
eine Stiländerung zu erreichen, da ein Bau in romanischen Formen
im Gegensatz zur gotischen Anlage des Chores stünde. Dieser
Einspruch ging jedoch ins Leere: Während der Vorschlag des
Generalkonservators unter den Beamten noch diskutiert wurde, hatte
der Pfarrer die Fundamente für den Neubau bereits gelegt.
Von der alten Kirche ist neben den Mauern des Altarraums noch der
Turm erhalten, der im unteren Bereich sogar noch romanische,
im oberen Teil gotische Bausubstanz aufweist. An der Nordseite wird
er durch zwei mit Holzschindeln abgedeckte Strebemauern gestützt
(siehe Bild links). Im
Inneren besitzt der Zugang vom Altarraum in das Erdgeschoss des
Turms einen Spitzbogen aus gotischer Zeit.
Die elektrische Turmuhr
stammt aus dem Jahr 1972. Sie wurde im Zuge der Gebietsreform von
der neuen Gemeinde Vierkirchen gespendet. Aus den drei bis dahin
selbstständigen Gemeinden Vierkirchen, Giebing und Pasenbach
wurde damals die neue Großgemeinde Vierkirchen gebildet. 65)
Oben ist der Turm mit einem doppelbalkigen
Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz geziert. Diese Kreuzesform ist
weit verbreitet und kann verschiedene Ursachen haben.
- Sie symbolisiert zum einen die erzbischöfliche Metropolitangewalt.
- Zum andern war sie früher im byzantinischen Gebiet gebräuchlich
und verbreitete sichvon dort aus
im Laufe der Jahrhunderte auch über ganz Europa.
- Dies gilt wohl auch
das berühmte Scheyrer Kreuz, das im 10.Jh. aus dem
Osten über Dachau nach Scheyern kam. Patriarchenkreuze
auf den Türmen
unserer Gotteshäuser im Dachauer Land zeigen
oft besondere Bezüge zum
Kloster Scheyern an, können aber auch nur
Zeichen sein, dass die Kirche im
Erzbistum München und Freising liegt. In
Giebing hatte das Kloster
Scheyern Besitzungen
54)
|
|
|
Derzeit hängen im Turm drei Glocken. Eine davon wurde 1950 von
Karl Czudnochowsky in
Erding gegossen. Ob eine der beiden in den Jahren 1514 und 1522 von Leonhard
Keller (Mch) für
Giebing erstellten Glocken oder die 1664 von Bernhard
Ernst aus München für Ampermoching gegossene und später
nach Giebing verbrachte Glocke noch vorhanden sind, konnte ich noch nicht
ermitteln.
Eine Übersicht über die ältesten Glocken im Landkreis Dachau
finden Sie hier...
An der äußeren
Südwand des Kirchenschiffs ist eine kleine Kriegerkapelle
angebaut. Darin hängt ein Holzkruzifix aus neuerer Zeit, umgeben
von runden Gips-Reliefs mit Jesus und Maria (Durchmesser 37 cm)
aus der Zeit um 1910/15.
Epitaphe
In die Ostwand der Kirche
sind zwei Epitaphe untereinander eingelassen.
Das obere erinnert an Pfarrer Franz Seraph Lettner, der 1853 im
Alter von 47 Jahren starb. Er war von 1849-1853 Pfarrer von Giebing.
Der eingravierte Text auf dem Epitaph lautet:
"Hic jacet R.D. Fr.Seraph Lettner Toelzensis
qui hac parochia per 4 annos diligenter ad ministrata
scholaque Camerbergensi constituta, 47 aetatis
anno 8vo Febr.1853 morbo brev decessit. R.I.P. "
Das untere Epitaph gedenkt
des Pfarrers Martin Rauscher, der am 15.Sept.1806 hier starb.
Der Text lautet:
"Hic jacet R.D. Martin Rauscher prim. Paroch.
hujus propterea in multis offentus requiescit hunc in Pace.
Obiit die 15. Spet. (sic) ao. 1806. R.I.P. "
|
Epitaph
1853
Epitaph
1806
|
Restaurierungen
1630 - Turmstiegen und Glockenstuhl repariert (durch Georg Stölzl
aus Ampermoching)
1726 - Glaserarbeiten durch Georg Älbl
zusammen mit Johann
Mörtan für (den
hohen Betrag von) 82 fl. 28 kr.
1952 - Übertünchung der Gemälde von 1906
2004 - Bei der letzten Renovierung ab 2000 wurden die Jugendstilgemälde
von Hans Hofmann und Hans Kögl aus dem Jahr 1906,
die 1952 mit weißer
Farbe übertüncht worden waren, wieder freigelegt und stilgerecht
ergänzt.
Wenn Sie die Kirche
vor der Renovierung 2004 sehen möchten, klicken Sie hier...
Innenausstattung
1904 wurde die Innenausstattung
(drei Altäre, Orgel, Kirchenfenster, Betstühle, Beichtstühle,
Türen, Treppen, Kreuzwegbilder, Apostelleuchter) fast völlig
erneuert. Teile des alten Hochaltars, der 1733 vom Dachauer Maler
Johann Georg Hörmann (1672-1749)
gefasst worden war, wurden verkauft oder landeten auf dem Kirchenspeicher
in Viehbach (nicht mehr vorhanden); der Drehtabernakel kam nach Weng.
Der Erlös aus dem Verkauf sollte der Ausmalung der Kirche zugutekommen.
Altarraum
Der eingezogene
Altarraum und das Kirchenschiff
sind flach gedeckt und im Stil der Zeit des beginnenden 20.Jh farbenfroh
ausgemalt.
Die farbliche Zusammensetzung erinnert fast an eine orthodoxe Kapelle.
Die den Betrachter fast verwirrende Vielzahl der verschiedenen Ornamente
ist dem Jugendstil eigen. Sie zeigen stilisierte, flächig geschwungene
Motive, die manchmal der Natur nachempfunden, aber nicht naturalistisch
gestaltet sind.
Der Jugendstil entstammt der profanen Malerei und wurde in Kirchen wohl
auch deshalb selten verwendet, weil er in der Regel keine theologische
Aussagekraft hat.
Altarraum
Decken- und Wandgemälde
im Altarraum
Die Ausmalung der Kirche erfolgte
vier Jahre nach dem Bau, 1906. Die zunächst eingeholten Skizzen
und Kostenvoranschläge von den Münchner Malern Franz Hoffmann,
Anton Spöttl und A.Niedermaier wurden von Pfarrer Benl und der von
ihm eingeschalteten Königlichen Kunstgewerbeschule abgelehnt. Erst
die Entwürfe des Künstlers Hans Hofmann fanden Anerkennung.
Er berücksichtigte die von der Kunstgewerbeschule bemängelten
Aspekte und erhielt schließlich den Auftrag zur Ausmalung. Die kolorierten
Zeichnungen von damals sind noch im Pfarrarchiv erhalten. Diese Entwürfe
waren aber noch in den Stilformen des Historismus gehalten.
Den Übergang vom Historismus zum Jugendstil schaffte erst der für
die figürliche Ausmalung hinzugezogene Maler Hans
Kögl (um 1880 bis 1930), von dem die Entwürfe stammten.
Die beiden Künstler und Kögl erarbeiteten für die Kirche
ein Konzept, das den Stil des späten Historismus mit dem damals aktuellen
Jugendstil verknüpfte. Sie waren auch beeinflusst von der Beuroner
Schule, die ein sog. hieratisches, d.h. von allen Anzeichen menschlicher
Individualität befreites Kultbild pflegte. Die Künstler entwickelten
dieses Kultbild fort. Dies spiegelt sich in Giebing z.B. in der Sitzhaltung
der Figuren, Gestaltung der Gesichter oder der Gewänder wider. Es
sind symbolhafte Kompositionen mit streng stilisierten figürlichen
Darstellungen. Die Figuren wurden - wie erwähnt- von Hans Kögl
gemalt, die ornamentalen Rahmungen von Hans Hofmann erstellt. Auch an
der Auswahl der Bildmotive war Pfarrer Benl maßgeblich beteiligt.
Thematisch war die Kirche als "Engelskirche" bezeichnet worden.
Neben dem Erzengel Michael enthält sie weitere Engels-abbildungen,
darunter Anbetungsengel, Schutzengel, musizierende Engel und sechsflügelige
Seraphim. Auf früheren Gemälden im Langhaus waren die neun Chöre
der seligen Geister, die den Sohn Gottes in Brotsgestalt (gehalten von
St.Michael) anbeten und die Anbetung des Gottessohnes in der Krippe durch
die himmlischen Geister dargestellt.
mehr über den Künstler Hans Kögl finden
Sie hier...
von 1952-2000
|
Während
der Renovierung 1952 wurden die Gemälde auf Betreiben
von Prof. Blatner vom Landesamt für Denkmalpflege überweißelt
und damit "die gesamte unschöne Ausmalung des Raumes beseitigt".
Heinrich Pickl malte damals die Kirche teilweise neu aus und schuf,
so der Kunstreferent Dr.Rohrmann bei der Einweihung 2004, "einzelne
Deckenbilder in einem kargen, unvollendeten Raum". Wenn Sie sich
den damaligen kargen Raum näher ansehen möchten, klicken
Sie auf die kleinen Bilder. |
von 1952-2000
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Bei der Renovierung
in den Jahren 2000-2004 wurden wiederum die Gemälde von
Pickl kaschiert/übermalt, um sie so weit wie möglich zu
erhalten. Im Altarraum wurde aber durch die Kirchenmaler Hornsteiner
und Ricarda Dietz der alte Zustand von 1906 wieder hergestellt. Ein
altes Foto aus der Zeit vor 1952 zeigt, wie gut diese Restauration
gelungen ist. Klicken Sie darauf....
|
vor 1952
|
Als Vorbild für die Decken- und Wandmalereien dienten sowohl motivisch
wie stilistisch Malereien und Mosaike des Mittelalters, vornehmlich des
12. Jahrhunderts. So sind vergleichbare Felderungen aus der hochmittelalterlichen
Buchmalerei bekannt; die dichte Ornamentierung erinnert mit den hellen,
perlschnurartigen Akzenten ebenso an frühchristliche Mosaikkunst.
Das
große Gemälde an der Decke des Altarraums zeigt vor einem
sternenbesetzten blauen Hintergrund Jesus Christus als Pantokrator,
als Herrscher der Welt, als Weltenrichter, als Majestas Domini.
Er sitzt, in ein kostbares Gewand gekleidet,
auf einem bemalten Thron inmitten einer ornamental reich ausgestalteten
kreisförmigen Gloriole. |
Pantokrator
|
In der linken Hand hält er die Bibel, die rechte Hand hat er
segnend erhoben. Seine Füße mit den sichtbaren Wundmalen
ruhen auf der blauen Weltkugel. Das Bild ist von mehreren wellen-förmigen
Linien und einem Schriftband umgeben. Der Text auf dem Schriftband
gibt ein Zitat aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus
wieder, der einen Lobpreis göttlicher Barmherzigkeit bedeutet: |
|
"FIDEUS SERMO
ET OMIN ACCEPTIORE DIECUS CHRISTUS JESUS VERI IQ NUNC MUNDEM PECCATORES
SAVOSFAGERE QUORUM PRIMUS EGO SUM AMEN" (Christus ist in die
Welt gekommen, die Sünder selig zu machen). |
Umgeben
wird der Pantokrator von den vier Evangelisten in kleineren Rundbildern.
Ihre Namen sind mit Goldschrift in die Bilder eingetragen. |
Anbetungsengel
|
Östlich
und westlich des Gemäldes sind Anbetungsengel
mit Kreuzen und Räucher-schalen zu sehen.
|
Fries
|
Umgeben wird das Deckengemälde von einer Ornamentleiste und -am
Übergang von der Decke zur Wand- von einem gemalten Fries.
Dieses Fries besteht aus vielen Kästchen, in die Kleinsymbole,
Ziffern oder stilisierte Gegenstände gemalt sind; ob sie eine
symbolische Bedeutung haben, einen verschlüsselten Code darstellen
oder willkürlich eingezeichnet wurden, ist auch Kunstexperten
(noch) nicht bekannt. |
Unter dem Fries wurde auf einem hellrosa Band
eine Umschrift mit folgendem Text gemalt:
ARCHANGEL MICHAEL CAELO TUI TE PRINCEPEM SUPER OMNI PRINCEPS GLORISSIME
MICHAEL ARCHANGELE ESTO MEMOR NOSTRI : HIC ET UBIQUE SEMPER PRECARE. ANGELI
DOMINI DOMINUM BENEDICTE IN AETERNUM ALLELUJA
Unterhalb der Umschrift, im oberen
Teil der Wand, erstreckt sich ein breites blaues Band mit den Namen der
zwölf Apostel in Goldschrift. Der Mittelteil der Wand ist mit hellgrünen
Feldern verziert, der untere Teil rosa gestrichen. Dazwischen wieder eine
Ornamentsleiste mit Kreuzen in runden Feldern.
Oratorium
|
An
beiden Seiten der Chorwände sind Oratorienfenster zu sehen. Durch
sie konnten die Schlossherren unbeobachtet der Messe beiwohnen.
Unterhalb der Oratorien sind größere Bilder mit Ornamentrahmen
gemalt mit den Inschriften: "Salve Regina, mater misericordae,
vita dulcedo et spes nostra salve" (links)
und
"Emanuel Rex et Pater noster" (rechts)
unter einem Kreuz vor rundem blauem Hintergrund und Vögeln in
den Ecken. Vögel sind in der religiösen Kunst Sinnbild für
das Paradies. Beim Kreuz sind die Kreuzbalken mit Blätterornamentik,
der Mittelpunkt mit einer Blüte
verziert. |
Oratorium
|
Über den Oratorienfenstern sind
Medaillons mit einem großen Buchstaben angebracht, die mit dem
Text unterhalb der Oratorienfenster korrespondieren. Das große "M"
links weist auf Maria hin, das große "H" rechts könnte
Heiland bedeuten.
Hochaltar
/Choraltar
Der drei Meter breite Hochaltar
selbst ist fast unscheinbar. Er besitzt kein hohes
Retabel; dessen Funktion teilen sich
der Tabernakel mit den Nischenverbreiterungen sowie die Wandgemälde
am Chorschluss und die drei farbigen Jugendstilfenster. Nach dem 2.Weltkrieg
war der Hochaltar noch mit einem Bild des Freisinger Malers Johann Baptist
Deyrer (1738-1789)
aus dem Jahr 1787 geschmückt. Es hing ursprünglich in der Biberbacher
Kirche und kam 1920 nach Giebing.
Nach Aussage des Kunsthistorikers Steffen Mensch erinnert der Giebinger
Hochaltar in seiner Gestaltung an rheinische Reliquien-schreine des 12.
Jahrhunderts, die auch Vorbild für den wenige Jahre zuvor entstandenen
Tabernakel von St. Benno in München waren.
|
Antependium
|
Das Antependium
des Altars ist mit Sandsteinreliefs (ornamentale Kreuze) versehen |
Der vergoldete
neuromanische Tabernakel
aus Holz ist an den Türen mit geschnitzten Kreuzen und zwei Lämmern
verziert. Er wurde im Rahmen des Neubaus um 1902 erworben. Darüber
die In-schrift: "Sanctus, Sanctus, Sanctus" und "Dominus
Deus Sabaoth" (Worte aus dem Sanctusgebet der Messe).
Neben dem Tabernakel stehen in flachen Nischen vier Engel mit Traube
und Ährenbündel, einer Lyra und einem Weihrauchfass und
einer ehernen Schlange in den Händen. |
Tabernakel
|
Darunter die
Inschrift: Adoramus te, gratias agimus, suscipe deprecationem miserere
nobis" (Worte aus dem Gloria der Messe).
Auf dem Mittelteil des Tabernakels steht ein säulengestützter,
halbrund schließender Aufsatz, in dem vor einem Strahlenkranz
die Figur einer Heilig-Geist-Taube schwebt.
Unter dem Tabernakel ist am Altarstein ein Umschrift "SIGNANTEM
CHRISTUM PUERUM PATER IMOLAT ISTUM" eingraviert.
|
Vor dem Neubau, im 19.Jahrhundert, besaß Giebing einen wertvollen
Drehtabernakel. Der wurde 1902 nach Weng verkauft, um den Neubau des Kirchenschiffs
zu finanzieren.
52)
Hinter
dem Altar sind im Chorschluss zwei über-lebensgroße stehende
Anbetungsengel
gemalt mit Textauszügen aus dem Gloria:
"Tu solus sanctus, tu solus dominus". |
Anbetungsengel
|
Darüber
sind an der Wand zwei schwebende Engel
zu sehen, die mit ihren Händen ein Medaillon halten. Darin ist
ein Pelikan abgebildet, der die Jungen mit seinem Blut ernährt.
|
|
Hinweis: Was hat der Pelikan mit dem Geschehen auf dem Altar zu
tun? Im Mittelalter war das Aussehen des exotischen Vogels in unseren
Breiten nicht bekannt. In alten Büchern (Bestiarium,Physiologus)
wird berichtet, dass der Pelikan seine Brust aufreißt, um
mit dem eigenen Blut die Jungen zu ernähren; er galt deshalb
als Sinnbild für Aufopferung und als Symbol für Christi
Todesopfer.
Thomas v.Aquin (1225-1275) schreibt in seinem Hymnus "Adoro
te devote":
Frommer Pelikan, Herre Jesus, reinige mich
Unreinen durch dein Blut,
davon ein Tropfen erlösen kann
die ganze Welt von jeder Sünde". 32)
Die ersten künstlerischen Darstellungen des Pelikans wurden
schon im 3.Jh. nachgewiesen. Biologisch ist dieser Bericht vom Pelikan
heute überholt. Die Fabel entstand wohl, weil die Art und Weise,
wie der Pelikan seine Jungen aus dem dehnbaren Kehlsack heraus füttert,
indem er dabei den Schnabel auf die Brust stemmt, um die Fische
einfacher auswürgen zu können und dabei seine weißen
Federn mit dem Fischblut rötet, falsch gedeutet wurde.
|
Die Laibung der romanisierenden Rundbogenfenster
des Altarraums sind mit einer reichen ornamentalen Ausmalung geschmückt.
Die Glasgemälde in den Fenstern wurden von der Glasmalerei-Anstalt
Ostermann & Hartwein erstellt.
Zwischen
und unter den Engeln an der Rückwand den befindet sich das mitt-lere
Fenster mit einem Glasgemälde des hl. Michael
beim Engelssturz. Michael stößt einen Spieß
in den Leib des Luzifer, der als geflügeltes und gehörntes
Teufelchen dargestellt ist (nach Guido Reni). |
Heilige
Familie -
St.Michael - Schutzengel
|
Die
beiden Fenster zur linken und rechten Seite des Altars (Inschrift:
Anno Domini 1902) sind der Heiligen
Familie und dem Schutzengel
(mit zwei Kindern) geweiht. Die Darstellungen entsprechen dem süßlichen
Stil der damaligen Zeit, der sich auf vielen Heiligenbildchen und
Schlafzimmerbildern bis in die Zeit nach dem 2.Weltkrieg erhalten
hat. Schön bemalt sind auch die Laibungen der Fenster. |
Über den beiden äußeren Fenstern
des Altarraums enthalten Medaillons die griechischen Buchstaben Alpha
und Omega.
|
Hinweis:
Diese beiden Buchstaben sind der erste und letzte Buchstabe des griechischen
Alphabets. Sie beziehen sich auf Kap.1 Vers 8 der Offenbarung: "Gott
der Herr sagt, ich bin das Alpha und das Omega, der ist und der war
und der kommt, der Herr der ganzen Welt." Die frühchristliche
Kunst hat die Alpha- und Omegazeichen im Besonderen auf Christus bezogen;
zum einen, weil er nach Offb.. 22,13 als kommender Richter dasselbe
aussagte und zum anderen, um die von den Arianern bestrittene Wesensgleichheit
(Göttlichkeit) von Christus mit Gottvater zu betonen.
Hinweis: Die liturgische Verehrung der Schutzengel hat sich
vor allem im 15. und 16. Jh. verbreitet, zunächst in Verbindung
mit dem Fest des Erzengels Michael (29. September); 1670 hat Papst
Klemens X. das Schutzengelfest für die ganze Kirche vorgeschrieben
und auf den 2. Oktober festgelegt. Der Glaube an die Schutzengel stützt
sich vor allem auf Mt. 18, 10. Dort ist zu lesen: Hütet Euch
davor, einen dieser Kleinen zu verachten. Denn ich sage Euch Ihre
Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters.
|
Figuren
im Altarraum
An den Wänden des Altarraums stehen vier
Figuren auf Postamenten.
Muttergottes
15.Jh.
|
Links eine thronende Muttergottesfigur
aus dem 15.Jh, die Anfang des 20.Jh mit einer historisierenden Neufassung
versehen wurde. Maria ist in ein mit vielen Ornamenten verziertes
gold-blaues Gewand gekleidet. Sie trägt eine Krone auf dem
Haupt; in der rechten Hand hält sie ein Zepter (beides mglw.
spätere Ergänzungen).
Auf ihrem Knie sitzt das Jesuskind, das in der linken Hand einen
Reichsapfel balanciert und mit der anderen nach einer Beere greift,
die ihm Maria mit den Fingern ihrer rechten Hand anbietet. Die
Nacktheit des Kindes ist theologisch begründet und verdeutlicht
die menschliche Natur Christi.
Die Figur hat Platz vor dem
Teil des Wandgemäldes gefunden, der mit dem Textbeginn des
"Salve Regina" in besonderer Weise der Muttergottes gewidmet
ist. Die Figur stand vor der Renovierung auf einem Steinsäule
unter dem Chorbogen.
Die Figur ist auch -als einziges Kunstwerk von Giebing- im Verzeichnis
der Kunstdenkmale von Bayern zu finden, das 1895 von Prof. von Betzold
und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums
erstellt wurde. 50)
Hinweis: Der Apfel war schon im Altertum Sinnbild für den Kosmos,
später auch für die Erde, nachdem man deren Kugelform
erkannt und akzeptiert hatte. Der mit dem Kreuz versehene Reichsapfel
in der Hand des Königs ist seit 1191 Teil der königlichen
Insignien und symbolisiert den von Gott verliehenen Herrschaftsanspruch.
Gleiches gilt auch für das Jesuskind. Hier kommt aber die weitere
Bedeutung des Apfels als Paradiesapfel und Sinnbild für den
Sündenfall hinzu: Jesus weist den Betrachter darauf hin, dass
er durch seinen Tod die Erbsünde überwindet.
|
St.Leonhard
|
Bei der nächsten Figur handelt es sich um ein Bildnis des
hl. Leonhard, im Mönchsgewand,
mit Abtsstab und Gefangenenketten.
Der Heilige hält die Ketten aber nicht -wie sonst üblich-
in den Händen, sondern ist selbst an die Ketten gefesselt.
Der lange Abtsstab ragt sehr schräg in den Chor hinein und stört
dadurch etwas die auf waagrechte und senkrechte Linien aufgebaute
Komposition des Altarraums. |
|
Figur des hl.
Johannes Nepomuk, mit Birett, Mozetta, Stola, Rochett und einem
Märtyrerpalmzweig in der Hand. Die Mozetta, das mit einer Knopfreihe
vorne geschlossene Schultertuch ist dem höheren Klerus vorbehalten.
Das Wort kommt vom italienischen Wort für "abgeschnitten". Rochett (it.Rock)
bezeichnet ein mit Stickereien verziertes weißes Hemd, das über
dem schwarzen Talar getragen wird. Das Birett ist eine quadratisch
geformte Mütze mit vier Stegen (Kardinäle nur drei Stege),
das außerhalb des Gottesdienstes den Kopf der Priester bedeckt.
Beide Figuren wurden zu Beginn des 20.Jh angefertigt, als die neu
gebaute Kirche ausgestattet wurde. Allerdings wurden sie im Stile
des Rokoko geschnitzt. Der
Palmzweig stellt den Sieg des Märtyrers über Welt und Fleisch dar.
Er nimmt Bezug auf die Offenbarung des Johannes (Apo. 7,9), in der
es heißt: "Danach sah ich eine große Schar aus allen Nationen ...
Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und
trugen Palmzweige in den Händen".
|
Jesuskind
1880
|
Rechts
vorne steht vor einem weiteren Feld der Wandmalerei, das mit einem
roten Kreuz auf blauem Hintergrund geschmückt ist, ein segnendes
Jesuskind, mit einem
kleinen Holzkreuz in der Hand. Sowohl das Gewand von Jesus, als auch
der Sockel der Figur sind mit Sternen geschmückt.
Die Statue wurde in der Zeit um 1870/80 geschnitzt. Unter ihr sind
in der Wandmalerei die Worte "Emanuel Rex et Pater noster"
(Emanuel ist unser König und Vater) zu lesen. |
Zelebrationsaltar
Der Zelebrationsaltar
ergibt das Bild eines Marmor-altars mit rotem Rahmen um den grauen
Stein, aus dem Ornamente in Form von Kreuzen herausgearbei-tet
sind. Doch der Altar besteht aus Holz und ist täuschend echt
marmoriert. Die Ornamentik stammt von der früheren Kommunionbank.
Gleiches gilt für den aus dem selben Material bestehenden
Ambo.
|
Zelebrationsaltar
|
Der Zelebrationsalter ersetzt
nun liturgisch voll den Hochaltar. 53)
mehr zur Geschichte der
Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
|
Hinweis: Die
Kommunionbänke entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter),
den Altarschranken altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum,
d. h. das Kirchenschiff, vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank
knieten sich früher die Gläubigen, die kommunizieren wollten.
Der Priester reichte von der dem Altarraum zugewandten Seite der
Kommunionbank die Hostie aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter
das Kinn des Gläubigen die Patene, um ein Herunterfallen der
Hostie zu vermeiden. Im Rahmen der Liturgiereform um 1970 wurde
die Kommunionbank in den meisten Kirchen abgebaut, um so eine Einheit
zwischen dem Priester und der Gemeinde zu schaffen. Zudem ist nach
herrschender Auffassung der Altar auch Tisch des österlichen
Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen die Kommunion. |
An der rechten Seite des Altarraums
liegt der Zugang zur Sakristei. Darin werden die Paramente (Messgewänder)
und die für die Kirche benötigten Gerätschaften aufbewahrt. In
der Sakristei ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst
die liturgischen Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt übrigens
das lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung "heilig bzw.
geweiht".
Chorglocke
|
Neben der Rundbogentüre
hängt die Chorglocke
in einfachem Eisengestänge mit Eisen-klingelzug. Sie gibt das
akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes. Die Glocke
wird geläutet, wenn Priester und Ministranten die Sakristei
verlassen und den Chor betreten.
In der Sakristei sind zwei Fresken zu sehen:
An der Decke ist die Hl.Dreifaltigkeit
in Form eines Auges im Dreieck dargestellt.
Es ist von einem Strahlenkranz umgeben und wird von
blauen und weißen Wellenlinien
umrahmt.
Über die Sakristeitüre ist ein blaues
Tuch mit goldenen Fransen gemalt. Ob dieses
Gemälde über die reine Zierfunktion hinaus
eine symbolische Aussage trifft, ist mir
nicht bekannt.
|
(Fresken)
Auge im Dreieck blaues
Tuch
|
Chorbogen
Der Chorbogen, der den Altarraum
vom Kirchenschiff trennt, ist mit Ornamenten und Medaillons ausgemalt. Die
Gestaltung erinnert stark an die Capella Palatina in Palermo oder den Dom
zu Monreale mit Mosaiken des 12. Jahrhunderts. An der Innenseite sind sieben
blaue Rundmedaillons für die Darstellung der sieben Sakramente vorgesehen.
Aber nur drei Medaillons enthalten die Symbole für die Sakramente;
die übrigen wurden bei der Renovierung leer belassen, weil der Restaurator
unter der freigelegten Malschicht keinen Hinweis auf das vorherige Aussehen
gefunden hatte. Die Erhaltung des nachgewiesenen Originalzustands steht
über der theolo-gischen Aussage, die das ursprüngliche Gemälde
treffen sollte.
Auf der den Gläubigen
zugewandten Seite des Chorbogens ist in drei Rundgemälden horizontal
die Hl.Dreifaltigkeit zu sehen:
In der Mitte Gottvater,
mit wallendem,
struppigem Bart,
links Gott Sohn als Opferlamm mit dem Kreuz
und
rechts Gott Heiliger Geist in Gestalt einer
Taube. |
Gottvater
|
Das Gottvaterbild
hat große Ähnlichkeit mit einem Bild in der Pfarrkirche
St.Anna im Münchner Stadtteil Lehel, das 1890 von Rudolf Seitz
gestaltet worden war und in München mehrfach nachgemalt wurde.
Dieses Bild dürfte so manchem Kind die Vorstel-lung von Gott
als dem gütigen Vater erschwert haben. |
Vom Platz der Kirchenbesucher aus
betrachtet bildet das Gottvaterbild mit dem Mittelbild des Deckengemäldes
im Altarraum, das Christus als Pantokrator zeigt und der Heilig-Geist-Taube
über dem Tabernakel eine weitere, vertikale Dreifaltigkeitsdarstellung.
Vortragekreuz
|
Unter dem Chorbogen
steht ein über 2 Meter hohes Vortragekreuz.
Es wurde um 1880 in den Stilformen des Historismus geschnitzt. Das
Kreuz besitzt dreipassförmige Kreuzbalken-enden. Der Korpus ist
sehr hell, nur mit geringen Blutspuren gefasst. Das Lendentuch ist
nicht vergoldet. Die Füße sind, wie zur Zeit der Romanik,
getrennt an den Balken genagelt (Viernagelkruzifix). |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das von 12 Fenstern erhellte, lang
gestreckte Kirchenschiff mit fünf Achsen
ist nicht so dicht bemalt wie der Altarraum. Hier beschränkt sich
die Ausmalung auf die Decke und die Fensterlaibungen. Die Wände wurden
weiß belassen. Dadurch wirken Altarraum und Kirchenschiff sehr gegensätzlich.
Die Fenster haben einen farbigen Randstreifen mit Ornamentmuster.
Deckengemälde
im Kirchenschiff
Das Deckengemälde im Langhaus
besteht aus drei Gemälden mit unterschiedlicher Thematik; sie sind
die mit Ornamentrahmen verbunden. Diese Gemälde wurde durch die Münchner
Künstlerin Ricarda Dietz bei der Renovierung 2004 neu geschaffen.
...
mehr zu Ricarda Dietz...
Am Gesims
sind Friese und Mäanderbänder gemalt, die durch Schattenwurf eine
dreidimensionale Struktur erhalten.
Im
vordersten Fresko
wird im inneren Kreis ein Pelikan dargestellt, der seine Jungen mit
seinem Blut ernährt. Umgeben wird dieses Bild von einem weiteren
Kreis, der den blauen Himmel mit Sonne, Mond und Sternen zeigt. In
den Ecken des Gemäldes befinden sich vier Medaillons mit dem
Christusmonogramm.
|
Hinweis:
Das Christusmonogramm
besteht
aus zwei griechischen Buchstaben, dem chi (das ist das "X")
und dem rho (das ist das "P") und bezeichnet damit die ersten
beiden Buchstaben des Titels "Christus" = der Gesalbte. Unter
diesem Zeichen hatte Kaiser Konstantin die Schlacht an der
Milvischen Brücke gewonnen.
Zum Dank dafür verkündete er in der Mailänder
Vereinbarung von 313 (früher als Toleranzedikt bezeichnet)
generelle Religionsfreiheit und erlaubte auf diese Weise auch
den christlichen Kult. Der entscheidende Passus in der Vereinbarung
mit seinem Mitkaiser lautet:
"Nachdem
wir beide, Kaiser Konstantin und Kaiser Licinius, durch glückliche
Fügung bei Mailand zusammenkamen, um zum Wohle aller
...zu regeln ... sowohl den Christen als auch allen Menschen
freie Vollmacht zu gewähren ... ihre Religion zu wählen
...damit die himmlische Gottheit uns und allen ... gnädig
und gewogen bleiben kann... Wir sind seit langem der Ansicht,
dass Freiheit des Glaubens nicht verweigert werden sollte.
Vielmehr sollten jedermann seine Gedanken und Wünsche
gewährt werden, so dass er in der Lage ist, geistliche
Dinge so anzusehen, wie er selbst es will. Darum haben wir
befohlen, dass es jedermann erlaubt ist, seinen Glauben zu
haben und zu praktizieren, wie er will." 46)
|
|
Pelikan
|
Das
mittlere Gemälde zeigt die Verehrung Christi durch musizierende
Engel. Es ist um das Heilig-Geist-Loch
herum angelegt. Den Deckel des Lochs ziert ein Jesusmonogramm mit
Strahlenkranz. Dieser Strahlenkranz setzt sich im Fresko fort und
führt dort bis zum Rahmen, der die Form eines Vierpasses hat.
An den Ecken sitzen vor einem Sternenhimmel vier Engel mit Musikinstrumenten
(Psalter, Violine, Laute und Zither). Die musizierenden Engel fordern
die Betrachter auf, in den Lobpreis Gottes einzustimmen (Psalm 150).
|
Hinweis:
Das Jesusmonogramm IHS kann auf zwei Arten gedeutet werden:
- als die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben
geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS);
- als die Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" mit
der Bedeutung: "Jesus, Erlöser
der Menschen" . |
|
musizierende Engel
|
Thema
des hintersten (westlichsten)
Gemäldes ist ein sechsflügeliger Seraphim vor einem
quadratischen Ornamenthintergrund. Zwei Flügel sind hinter dem
Kopf zusammengefügt, zwei bedecken den Körper und zwei die
Beine, so dass nur der Kopf, Hände und Füße zu sehen
sind.
An den Ecken vier Medaillons mit dem Christusmonogramm, wie im vordersten
Fresko.
Seraphim
|
Info: Die
Seraphim sind
sechsflügelige Wesen. Im Zusammenhang mit dem Jüngsten
Gericht werden sie mit glühenden Kohlen in den Händen
dargestellt, zum Tilgen der Sünden. Die Flügel der
Engel kennzeichnen ihre Leichtigkeit und Geschwindigkeit: sie
sind jederzeit zur Stelle, wo immer und wie immer es der Herr
befiehlt. |
|
Seraphim
|
In der Zeit von
1952 bis 2000 war an der Langhausdecke ein Gemälde von Heinrich
Pickl zu sehen, das die Verehrung des neugeborenen Erlösers
in der Krippe durch die Engel zeigte. Wenn Sie sich eine Schwarz-Weiß-Aufnahme
des Deckengemäldes ansehen möchten, klicken Sie auf das
Bildchen rechts.
In vier weiteren Grisaillebildern ( = mit verschiedenen Grautönen)
waren die Auferstehung Christi, die Verkündi-gung Mariens sowie
die Außenansichten der Filialkirchen von Viehbach und Kammerberg
dargestellt. An der Altarraumdecke war St.Michael mit dem Flammenschwert
zu sehen. Darunter der Evangelist Johannes mit dem apokalyptischen
Weib (sign.Kögel). |
Früheres
Deckengemälde
|
Die beiden Seitenaltäre haben
gemauerte Stipes
(Altartische) aus Sandstein.
Sie besteht aus zwei freigestellten Säulchen mit Blattkapitellen
und einer Steinplatte.
|
Antependium
|
Die Antependien
sind mit Relief-Ornamentik (Kreuz und Rosetten) geschmückt, die
Seitenaltäre von einer reichen Teppichmalerei hinterfangen. |
Tabernakel links
|
Auf
den Altartischen stehen vergoldete Tabernakel
im neuromanischen Stil , die -ähnlich wie der Tabernakel am Hochaltar-Verbreiterungen
haben.
Dort sind -als Reliefs- Gegenstände mit Symbolgehalt für
die Eucharistie (z.B. Kelch) abgebildet. |
Tabernakel links
|
Die Altaraufbauten der Seitenaltäre bestehen aus einzelnen Gemälden
im Jugendstil (um 1910), die triptychonartig zusammen-gefasst sind.
Die Entwürfe für die Bilder stammen von Hans Kögl. Die
fast zwei Meter hohen und insgesamt 180 cm breiten Altarblätter
sind mit Ölfarbe auf Leinwanduntergrund gemalt.
Linker
Seitenaltar
Der linke
Seitenaltar ist ein Marienaltar.
Die Gemälde zeigen im Mittelteil
die thronende Gottesmutter, die dem Betrachter ihr Kind präsen-tiert.
Um das Jesuskind ist ein Rosenkranz geschlungen. |
Marienaltar
links
|
Hinter dem Thron,
in der Hand des Kindes und am Boden verstreut, sind viele Rosen als
Symbol für den Rosenkranz zu sehen. Aus Rosen sind auch die Blumengirlanden,
die die begleitenden Engel auf den etwas niedrigeren Außenbildern
tragen. |
Der
rechte Seitenaltar
ist dem hl. Josef geweiht. Auf dem erhöhten Mittelbild wird in
einer seltenen Darstellung der Tod des Heiligen gezeigt.
Der ergraute Josef sitzt, wie Maria am anderen Seitenaltar, auf einem
ornamentgeschmückten Thron. Er hält sein Attribut, die Lilie,
in seiner kraftlosen Hand.Aus dem Himmel strömen Gnadenstrahlen
auf ihn herab.
|
Josefsaltar rechts
|
Begleitet wird Josef von seinem Sohn Jesus und seiner Frau Maria
auf den äußeren Bildtafeln.
Jesus, in ein rotes Gewand gekleidet, segnet seinen Vater und reicht
ihm die Palme des ewigen Lebens, während Maria die Hände
zum stillen Gebet gefaltet hat.
|
|
Hinweis: Die Verehrung
von St.Josef begann in der Ostkirche schon früh, in unserer westlichen
Kirche erst ab dem 14.Jh. Sie wurde insbesondere von den Franziskanern
stark gefördert. Das beliebteste ikonographische Thema war der
Tod Josefs. Da die Bibel Josef -anders als Maria- während des
öffentlichen Wirkens Jesu nicht mehr erwähnt, geht man von
einem frühen Tod aus. Deshalb war Josef früher Schutzpatron
der Sterbenden. Patron der Handwerker und Arbeiter wurde er erst später.
Insbesondere im 20.Jh. ist seine Verehrung gestiegen. Keinem anderen
Heiligen wurden im 20.Jh mehr katholische Kirchen geweiht - Maria
ausgenommen. Zum Patron der Arbeiter wurde er 1955 ernannt. |
Kreuzwegbilder
und Apostelleuchter
Die
14 Kreuzwegbilder (Öl
auf Leinwand, 164 x 100 cm) aus der Erbauungszeit hängen nicht
-wie sonst üblich- einzeln an den Wänden des Kirchschiffs,
sondern sind in vier Dreiergruppen und zwei Einzelbilder (erste und
letzte Station) aufgeteilt. Zudem sind die Stationen -anders als üblich-
entgegen dem Uhrzeigersinn aufgereiht.
|
Kreuzwegbilder
|
Die
Bilder sind mit den im Jugendstil üblichen Ornamentsrahmen mit
geometrischen und floralen Motiven eingefasst. Die Rahmen stammen
aus dem Atelier von Josef Stärk aus Nürnberg. In der Pfarrchronik
lobt Pfarrer Benl die Arbeit von Stärk; die Kreuzwegbilder dagegen
bezeichnete er als "leider nicht sehr glücklich, wenigstens
einzelne Stationen lassen sehr zu wünschen übrig".
|
|
Die Kreuzwegbilder
wurden nach der gleichen Vorlage gemalt, wie die Bilder in Westerholzhausen,
Unterumbach und Weißling. |
Zwischen den Kreuzwegbildern
sind sechs Apostelleuchter
angebracht. Die Kerzenleuchter aus Messingguss sind aber über
den Kreuzmedaillons an der Wand befestigt.
Hinweis: Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen
mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht
sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Apostelleuchter
|
Figuren
und Bilder an den Wänden
des Kirchenschiffs
Die beiden Figuren
an der Nordwand standen bis zur letzten Renovierung an den Seitenaltären.
Es handelt sich um überlebensgroße Herz-Jesu
und Herz-Marien-Figuren,
die im neubarocken Stil um 1920 geschnitzt wurden. |
Herz-Jesu
+ Herz Mariens
|
Hinweis: Das Herz
Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe Christi. Diese Darstellung
verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere nach der Einführung
des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens XIII.(1758-1769) im Jahr
1765. Das Herz Mariens ist Zeichen für die mütterliche Liebe.
|
St.Anna
17.Jh.
|
St.Anna,
die Mutter Marias und Großmutter Jesu trägt ein Kopftuch
und hält in der Hand ein Buch.
Hinweis: Der Name "Anna" wird in der Bibel überhaupt nicht erwähnt.
Nach den Apokryphen, den von der Kirche nicht als Evangelium anerkannten
Schriften soll sie die Mutter Marias gewesen sein. Da sie erst nach
zwanzigjähriger kinderloser Ehe ihre Tochter Maria geboren hat,
wird sie in der Kunst immer als ältere, verheiratete Frau mit
Kopftuch abgebildet. Das Buch in ihren Händen geht auf Legenden
und Darstellungen zurück, in denen sie ihre Tochter Maria das
Lesen lehrt. Das Thema der Unterweisung Mariens ist in der Kunst seit
dem 14.Jh bekannt und war besonders in der Barockzeit beliebt. Es
geht zurück auf die Bibelstelle aus dem Buch der Sprichwörter
(1,8) "Höre mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters und die Lehre
deiner Mutter verwirf nicht" und wendet das Wort auf Maria an. Die
Kunst des Lesens beherrschten in früheren Zeiten nur wenige,
meist vornehme Menschen. Dazu sollten auch Anna und Maria gerechnet
werden. |
St.Joachim
17.Jh.
|
Gegenüber
von St.Anna wird ihr Mann und Großvater Jesu, St.Joachim
in einer Figur dargestellt. Er trägt eine an einem Stab blühende
Lilie. Dieses Attribut ist für Joachim nicht typisch. Üblicherweise
hält er eine Schäferschaufel oder zwei Täubchen in
der Hand. Dem hl. Joachim soll nach den Apogryphen (Jakobusevangelium)
ein Engel er-schienen sein, während er auf dem Feld die Herden
hütete.
Die Figuren von St.Joachim und von St.Anna wurden wohl Anfang des
17.Jh geschnitzt. Interessant ist, dass bei beiden Figuren die Hände
erst später ergänzt wurden. |
Neben dem Nordeingang sitzt
in der Ecke die Gipsfigur des "gegeißelten
und verspotteten Heilands" auf einem gemauerten Sockel.
Jesus trägt die Dornenkrone und ist mit dem roten Spottmantel
bekleidet. Seine Hände sind gefesselt.
Die einen Meter hohe Figur
stammt aus der 2.Hälfte des 19.Jh. und wurde 2009 vom Maler
Robert Freiberg restauriert.
|
Geißelheiland
|
In
einer Nische an der rechten Seite steht eine Figur des
hl. Konrad von Parzham aus der Zeit um 1950. Der Heilige,
der Pförtner im Kloster Altötting war, schenkt einem vor
ihm knienden Knaben ein Brot. |
Bruder Konrad
|
Info:
Konrad von Parzham (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting
als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte,
die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch Kinder
aus vielen armen Altöttinger Familien kamen bettelnd an die Pforte;
keines von ihnen ging leer aus.
1934 wurde Konrad von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Damals wurden
in unseren Kirchen viele Figuren dieses Volksheiligen aufgestellt.
|
Kreuzigungsgruppe
Auf
der rechten Seite hängt ein großes Kruzifix
(sog.Kanzelkreuz) Es soll aus dem 18.Jh stammen, ist aber stilistisch
mit dieser Zeit nicht in Einklang zu bringen. Vermutlich wurde es
mit der darunter stehenden Mater dolorosa (schmerzhaften
Mutter) in der Zeit um 1880 geschnitzt. Auf alten Fotos ist
zu erkennen, dass die Marienfigur früher mit einem Schwert (der
Schmerzen) versehen war. |
Kanzelkreuz
und
Mater dolorosa
|
Bei
diesem Kruzifix handelt es sich um einen sog.Viernageltypus.
Die Beine liegen nebeneinan-der
am Kreuzstamm auf, jeder Fuß ist von einem Nagel durchbohrt,
zusammen mit den Nägeln der Arme also vier, daher die Bezeichnung
"Viernagel-typus". Diese Darstellung war in den ersten 1200 Jahren
des Christentums üblich. Seit der Gotik werden die Beine des
Gekreuzigten auf Darstel-
|
|
lungen
im Allgemeinen nicht mehr nebeneinander, sondern übereinander
geschlagen wiedergegeben. Die Füße sind nur mit einem Nagel
am Kreuz befestigt, daher heißt die Gestaltungsweise "Dreinageltypus".
|
per Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Frühere
Kanzel
An der Nordseite des Kirchenschiffs, gegenüber der Kreuzigungsgruppe,
war früher die hölzerne Kanzel
angebracht. Dies zeigt eine Abbildung auf einer alten Ansichtskarte
(Sammlung M.Daurer), die kurz nach dem Neubau der Kirche 1902
von Architekt Josef Stärk aus Nürnberg erstellt worden ist.
Der an den Ecken abgeschrägte Kanzelkorb war mit Kreuzen und
anderen historisierenden Ornamenten geschmückt und stand auf
Holzsäulen. Der quadratische, relativ schmucklose Schalldeckel
war von einer hohen Krone verziert. Die Kanzel ist unverändert
auch auf einem Bild kurz vor der Renovierung 1952 zu sehen; bei dieser
Renovierung dürfte sie wohl entfernt worden sein. |
früh.Kanzel
|
Die Kirchenbänke
(je 22 Reihen rechts und links) sind ebenfalls rd. 100 Jahre alt.
Sie haben interessant ge-staltete Wangen, die stilistisch an den Historismus
(in diesem Falle neugotisch-neuromanisch) anklingen.
Sie bieten mit den Bänken auf der Empore bis zu 300 Besuchern
einen Sitzplatz.
|
Kirchenbank-1902
|
In den Kirchen
des Landkreises Dachau gibt es übrigens viele verschiedene
Muster von Kirchenbank-Wangen.
Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier...
|
|
Hinweis:
Schon vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein knieten
und saßen die Kirchenbesucher in den Kirchenbänken oder standen im Raum nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gotteshaus eine zu große
"sündige" körperliche Nähe zwischen Männern und
Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen
(Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen Kirchen sitzen gewöhnlich
die Männer rechts und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund
für diese "Seitenwahl" gibt es nicht. Jedenfalls gilt im traditionellen
Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite
und die Evangelienseite als Frauenseite. Eine Ausnahme macht bei uns
die Kirche in Altomünster; dort ist die rechte Seite die Frauenseite.
Grund dafür ist, dass im bis 1803 bestehenden Gemeinschaftskloster
Altomünster die Frauen das Sagen hatten.
Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele Pfarrer
propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien, zusammen zu bleiben.
Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden.
Weibliche Kirchen-besucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch
die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit
ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen
Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen
links zu finden. Bei seitlichen Eingängen geht die Trennlinie
manchmal auch quer durch die Kirche. Vorne die Frauen, hinten und
auf der Empore die Männer (z.B. in Jarzt). |
Opferstock
|
In die rückwärtige
Kirchenwand ist der Opferstock
eingemauert. Es handelt sich nicht um einen metallumman-telten Holzstock
wie in vielen anderen Kirchen, sondern um ein zweistöckiges Metallgehäuse
mit dem eingravierten Text: "Gaben für die Kirche - Vergelt's
Gott!". |
In
die Wand eingelassen sind auch die dreiteiligen, Beichtstühle
aus Eichenholz. Sie sind um das Jahr 1900 im neuromanischen Stil entstanden.
Die inzwischen schon ergänzten Türen haben große Fenster
mit z.Teil ungewöhnlichen Sprossen. Der Mittelteil, in dem der
Priester sitzt, ist etwas erhöht. |
Beichtstuhl-
1900
|
Hinweis:
Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden
offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später
bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene
Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert,
d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. |
|
Dazu bedurfte
es nicht nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern
auch neuer Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte
sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen,
mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil
für den Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl)
und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand
mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen.
Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der
Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer
mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche Alternative
für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf
das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr
die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung
verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück. |
Taufstein
15.Jh
|
Zwischen den beiden Emporentreppen
steht der achteckige Taufstein
aus Untersberger Rotmarmor aus dem 15.Jh. Mit dem profi-lierten
Fuß und eingezogenen Schaft ist er 107 cm hoch. Der Eichendeckel
(19.Jh) ist mit Kupferblech überzogen.
Darauf steht eine Figur
von Johannes d.Täufer aus der Zeit um 1700.
|
Johannesfigur
18.Jh
|
Der
Heilige hält einen Kreuzstab in der Hand, um den ein Textband
mit der Aufschrift "Ecce Agnus Dei" gewickelt ist. Zu seine
Füßen liegt ein Lamm, auf das er mit dem rechten Zeigefinger
weist. Johannes hatte mit den Worten "Dieser ist das Lamm Gottes,
das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt" den Messias angekündigt
(Joh.1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem Lamm
und mit dem Spruchband "Ecce agnus dei" am Kreuzstab abgebildet. |
|
Taufbecken und Deckel sind
meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat geschmückt.
In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu
figürlich dargestellt; dies geht auf Empfehlungen des Konzils
von Trient (1545 bis 1563) zurück. Das Taufbecken besitzt in
der Regel -so wie in Giebing- eine achteckige Form, weil die Zahl
acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt
und Herrschaft angesehen werden. Die Taufe gilt als der achte Schöpfungstag.
Schon im 4.Jh hat der Kirchenvater Ambrosius von Mailand über
einer Taufkapelle die Inschrift anbringen lassen:
|
"Mit
acht Nischen erhebt sich der Tempel zu göttlichem Dienste
Achteckig eingefasst ist der Quell, würdig für das
heilige Geschehen.
In der mystischen Acht muss das Haus unserer Taufe erstehen,
denn darinnen wird allem Volk ewiges Heil geschenkt" |
|
Die
Empore hat zwei geschwungene Treppenauf-gänge. Die Bänke
zu beiden Seiten der Orgel bieten 36 Personen einen Sitzplatz.
An der nur durch Kassetten gegliederten, nicht bemalten Emporenbrüstung
ist ein dreiteiliger Schrein
(1902) mit relifierten Figuren angebracht.
In der Mittelnische St. Anna und ihre Tochter Maria, in den Seitennischen
Engelsfiguren. |
Emporenbrüstung
|
Alle halten
Spruchbänder mit Texten aus dem Alten Testament (Daniel 12,
Vers 3, Moses II, 23,21 und Psalm 90, 11). Über und unter der
Mittelnische stehen -ins Holz graviert- die Worte: "Kommet
Ihr Gesegneten meines Vaters und besitzet das Reich, das euch bereitet
ist vom Anbeginn der Welt".
Zu beiden Seiten des Schreins sind die Namen der im Ersten und Zweiten
Weltkrieg gefallenen Soldaten aufgeführt.
|
Die
zweimanualige Orgel mit 16
Registern wurde 1902 von Willibald Siemann aus München
(damals mit 15 Registern) erbaut. Das neuromanische Gehäuse ist
bemalt. Der dreiteilige Prospekt besitzt einen erhöhten Mittelteil.
Die Orgel besitzt eine Kegellade mit pneumatischer Traktur. |
Orgel
von 1902
|
Siemann-Orgeln
stehen übrigens auch in Ainhofen, Arnbach, Kreuzholzhausen, Randelsried
und Sulzemoos. Siemann zählte seinerzeit zu den ersten Adressen
im bayerischen Orgelbau. |
|
Disposition
der Orgel im Jahr 1975 15) 64)
I. Manual (C-f '''): Bourdon 16', Principal 8', Viola di Gamba
8', Tibia 8', Gedeckt 8', Octave
4', Traversflöte 4', Mixtur 2 2/3'
II. Manual (C-f '''): Aeoline 8', Salizet 8', Geigenprinzipal
8, Lieblich Gedeckt 8,
Rohrflöte
4',
Pedal: (C-d'): Subbaß
16', Violonbass 16, Cello 8'
Koppeln: Manuale
II-I, Superoktavkoppel II-I, Manual I-Pedal,
Manual
II-Pedal, Spielhilfen |
Orgeltisch
|
|
Info: Die Orgel
mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht meist im rückwärtigen Bereich der
Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die
Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes Instrument
galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde.
Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen
Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite
der Orgel, wurde meist durch Künstler gestaltet. In der Barockzeit,
dem unsere ältesten Orgeln angehören, wurde der Prospekt
mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifen-prospekt
durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Martinsbild
Am
Emporenaufgang hängt ein 300 x 190 cm großes Gemälde
von Johann Baptist Deyrer
(1738-1789). Es ist mit "Deyrer pinx.1787" signiert.
Bis zum Jahr 2000 hing das Bild an der Nordwand des Kirchenschiffs
in Giebing.
Das Ölbild (auf Leinwand) stammt aus der Kirche von Biberbach
und war dort das Altarblatt des Choraltars. Darauf abgebildet ist
der Biberbacher Patron St.Martin, der seinen Mantel mit dem Bettler
teilt. |
St.Martin-1787
|
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale
in Bayern von 1895 ist das Bild wie folgt beschrieben 50):
"St. Martin reicht dem Bettler die Hälfte seines Mantels,
ist (unten auf einer Trinkschale) bezeichnet Deyrer Pinx, f/Sy.
Ziemlich unbedeutend".
Der Maler Johann Deyrer (Deirer) wurde 1738 in Ingolstadt
geboren. Er ging bei seinem Vater in die Kunstmalerlehre. 1765 kam
er nach Freising und wurde dort Hofmaler. Deyrer starb 1789 im Alter
von 51 Jahren.
|
In der Weihnachtszeit
steht vor dem Zelebrationsaltar eine große Krippe
ohne Stall oder Landschaft. Darin liegt die Figur eines Jesuskindes.
Die Krippe wurde von der Fam. Mair gestiftet. Um 1978 hat der Zimmerer
die Krippe gebaut. In den ersten Jahren lag eine Puppe darin; seit
1984 schmückt die im Kunsthandel erworbene Figur des Jesuskindes
die Krippe. |
Krippe
|
Uhrwerk
|
Im
Pfarrheim neben dem alten Pfarrhof
wird das alte Uhrwerk in
einem Schrank aufbewahrt. Es wurde von der J.Mann-hardtschen Königl.Bayr.Hof-Thurmuhren-Fabrik
in München um 1900/1910 erstellt. |
Pfarrhof
|
Vom Pfarrhaus / Benefiziatenhaus
selbst sind mir nur einige Reparaturen bekannt:
- 1672/73 Reparaturen am Frühmeßhaus in Giebing
61)
- 1771/72 baute Zimmermeister Martin Öggl aus Vierkirchen
den Pfarrstadel und den Pfarrstall um
- 1807 führte Maurermeister Georg Bürkl und Zimmer-
meister Georg Kirmayer, beide aus Vierkirchen, eine
Reparatur durch.
|
Das Pfarrhaus
gehört wie die Kirche zu den schützenswerten Baudenkmälern.
In der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler
in Vierkirchen 69)
wird
sie mit folgenden Worten beschrieben: "D-1-74-150-8; Gröbmaierstraße
12; Pfarrhaus; zweigeschossiger Walmdachbau, 1835".
Wenn Sie Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier....
Hans Schertl
Quellen:
01) Pfr. Josef Schwinghammer, Beschreibung
der Säcular-Pfarrey Giebing vom 27.11.1817, Diözesanarchiv Mch
02) Königlich-bayerisches Intelligenzblatt
für den Isarkreis 1820 S. 1052 (neuer Pfarrer)
03) Schematismus der Erzdiözese
München und Freising, 5.Decanat Dachau, 1826 (Statistik, Pfr.MelchiorGeitner
)
04) Dr. Martin v.Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
05) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
(Statistik)
06) Arthur von Ramberg, Joseph Heyberger, Topographisch-statist.Handbuch
des Königreichs Bayern, Band 5, 1867 (Statistik)
07) Heyberger, Schmitt, Wachter -Topografisch-statistisches-Handbuch
d. Konigreichs Bayern-1868 (Statistik)
08) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des
Erzbisthums München-Freising, 1874
09) Amperbote vom 28.3.1877 (Joh.Gualbert-Seelfelder)
10) Mathias Steinberger, Die Pfarrei Vierkirchen, 1879
11) Josef Scheidl, Kreisheimatpfl. , Bevölkerungsentwicklg
des altbayerischen Landgerichts Dachau, in ZBLG 3 (1930),S.384
12) Max Gruber, Eine gezeichnete Landkarte aus dem Jahre
1721 mit Orten der Landkreise DAH, FS und PAF, 1969 (1721)
13) Klaus Freiherr von Andrian-Werburg,
Hofmark Kammerberg, 1970
14) Sigfrid Hofmann, Arbeitsgemeinschaften
bei oberbay. Altarbauten des 17.u.18.Jh, in ZBLG 35, 1972 (SchuhpaurMayr)
15) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
16) Königlich Baierisches Regierungs-Blatt
1810, S. 402
17) Max Gruber in der Festschrift
1200 Jahre Vierkirchen, 1979
18) Josef Dallmair, Die frühere Gemeinde Giebing,
Amperland 1979 (nicht 802, ing, Statistik)
19) Max Gruber, Werkverzeichnisse der Dachauer Maler
Johann und Johann Georg Hörmann, Amperland 1980/4
20) Max Gruber, Für Dachau u.sein Hinterland bis
1800 tätige Architekten, Bau-u.Maurermeister, Amperld 1982 (Bürkl,Lettner)
21) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland wirkende
Maler, Amperland 1982 (Deyrer)
22) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer,
Amperland 1984/2 (Keller)
23) Max Gruber, Im Amperland tätige Glaser, Amperland
1984 (Älbl)
24) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der
bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
25) Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister,
Amperland 1986/4 (Kirmayer, Jakob Öggl, Martin Öggl Stölzl,
Pürckh)
26) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums
München und Freising, 1990
27) Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden des Landkreises
Dachau, Bd 2 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
28) Beschreibung des Pfarrverbandes Jarzt-Fahrenzhausen
vom 10.12.1991
29) Dr.Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im
Dekanat Weihenstephan, Amperland 1994/1
30) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht
Dachau, 1996 (Umbau 1726)
31) Dachauer Nachrichten vom 28./29.9.2002, 11.10.2002
32) Johan Huizinga, Herbst des Mittelalters,
1919, S. 348, ISBN 978-3-15-020366-8
33) Heinrich und Margarethe Schmidt, die vergessene
Bildersprache christlicher Kunst, 2007 (ThAquin)
34) Steffen Mensch, "St. Michael in Giebing-kirchl.Jugendstil
im Dachauer Land", Jahrbuch 2006 des Vereins für Christl.Kunst
35) Johanna Hartl, A.Fischereder, Pfarrbrief Advent
2009 (Verspottungsheiland)
36) Dr.Carmen Roll,Leiterin des Diözesanmuseums
Freising, Vortrag 2010 (Vögel/Paradies)
37) A.Fischereder, 2010 (Krippe)
38) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte
1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/,2015 (Statistik 33,39)
39) Schematismus der Erzdiözese
München und Freising, 5.Decanat Dachau, 1868 (Pfr.Weber, Statistik)
40) ebd, 1826 (Pfr.Geitner, Statistik)
und 1827 (kein Pfarrer)
41) ebd, 1830 (Pfr.Popp, Statistik)
und 1834 (kein Pfarrer)
42) ebd, 1840 (Pfr.Fumy, Statistik)
43) ebd, 1850 (Pfr.Lettner, Statistik),
1854-57 (Pfr.Kolb und Gerg)
44) ebd, 1860 (Pfr.Müller,
Statistik), 1869 (kein Pfarrer)
45) ebd, 1870 (Pfr.Bezold, Statistik),
ebd, 1870 (Statistik)
46) Wikipedia: Mailänder Vereinbarung
47) ebd, 1845 (Statistik)
48) ebd, 1855
(Pfr.Kolb, Statistik),1865 (Pfr.Weber, Statistik)
49) Hochfürstlich-Freysingischer
Hof- und Kirchenkalender 1743, 1789, 1801
50) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
51) Hochfürstlich-Freysingischer
Hof-u.Kirchenkalender mit beygefügtem Schematismo, 1790
52) Vorbericht über den Tag
des offenen Denkmals, Aus da G'moa, Aug./Sept. 2018, S. 28
53) Dr.Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
54) Karte mit Besitzungen und Pfarreien
der Abtei Scheyern bei der Ausstellung 900 Jahre Kloster Scheyern, 2019
55) http://www.pv-fahrenzhausen-haimhausen.de/pfarrei-giebing.html
56) Brigitte
Weber, Die Entsorgung der Schloss-Steine, Dachauer Nachrichten vom 27.1.2021
57) Augsburger Postzeitung vom 10.05.1864
58) Deutsches
Volksblatt für das Main- und Nachbar-Land vom 20.04.1861 (Pfr.Freidlsperger
59) Bayerischer Kurier vom 27.12.1876
(Coop Gierl)
60) Josef Scheidl, Bevölkerungsentwicklung,
Zeitschrift für bayer.Landesgeschichte, S. 884
61) Deutsche Digitale Bibliothek,
StAM, RMA München Unterbehörden 3130, Pfleggericht Dachau A
160; HStA GL Dachau 317
62) Tod des Benefiziaten Josef Max
Eberl zu Giebing, StAM, RMA München Unterbehörden 2976, Pfleggericht
Dachau A 6; StAM
AR F. 116 Nr. 137
63) Testamentseröffnung nach
Tod des Benefiziaten Jakob May, StAM, RMA München Unterbehörden
2975, Pfleggericht Dachau
A 5; StAM AR F. 115 Nr. 135
64)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
65)
Jessica Schober, Damals galt ein Handschlag noch, Dachauer SZ vom 18.10.2022
(Turmuhr)
66) Landesarchiv Baden-Württemberg,
Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep.38 T 1 Nr. 1775 Haimhausen 35 (1484)
67)
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep.
38 T 1 Nr. 1778, Haimhausen 38 (1488)
68)
Historischer
Atlas von Bayern, Digitale
Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek (Hofmark)
69) Liste der_Baudenkmäler
in der Gemeinde Vierkirchen
69)
Digitales-Archiv
des Erzbistums-München und Freising,
Dokumente
(Pfr.Ebert)
74 Bilder: Sammlung F.Herzberg/Vierkirchen (2), Umbau 1902, Sammlung
M.Daurer/Sulzemoos (Kanzel),
Hans Schertl (67), Pfarrei Giebing (4)
9.11.2022
Bericht
über die Visitation
im Jahr
1560
-
in heutigem Deutsch -
Im Bericht über die Visitation der "Pfarr
St.Jakobus in Viehkirchen" ist auch die Filiale Giebing besonders erwähnt.
Patronin der Kirche war
die Jungfrau Maria ["Patronin beata Virgo"). Giebing hatte
einen Benefiziaten, der als Fruehmesser auch für die Pfarrei
Vierkirchen tätig war. Dazu schreibt der Visitator: Frühmesser
ist "Georgius Scheirer ex Monaco" (= aus München).
Er wurde 1547 in Augsburg geweiht ["Auguste ordinatus"]
und ist im 3.Jahr in Giebing ["im dritten Jar auf diser Meß"].
Auch er predigt an allen Feiertagen aus katholischen Büchern
und betet seinem Volke vor. Die Gläubigen kommen fleißig
zum Gottesdienst. Der Frühmesser tauft die Kinder nach dem Obsequial
(= einem liturgischen Buch). Er kennt und praktiziert die katholische
Messe und die sieben Sakramente. Die Beichte hört er in der Kirche.
Aber er konnte vor dem Visitator die Absolutionsformel (Lossprechungsformel)
nicht aufsagen ["Nescit formam absolutionis"]. Scheirer
selbst beichtet viermal im Jahr. Seine Stundengebete verrichtet er
fleißig ["Pett seine horas mit vleiß alle tag"].
Über das Privatleben wird berichtet: Kommt selten auf Hochzeiten.
Hat eine Köchin und vier Kinder. |
Visitationsbericht von 1560 im Diözesanarchiv München
- S.288: Filiale Giebing
Die linke Hälfte der Seiten wurde für Hinweise (z.B. von
Vorgesetzten) frei gelassen
|
In der Kirche gibt es kein
Sakramentshaus. Sie ist mit Fahnen und anderem versehen. An Gerätschaften
vorhanden sind 3 Kelche ["3 kelich"] mit Corporale, darunter
ein guter und ein sehr schlechter ["bedörfft der dritt machens"];
desweiteren ein Messbuch, ein Liturgiebuch, ein zerrissenes Gradual sowie
3 Meßgewänder, darunter zwei abgenutzte ["3 Meßgewandt,
die zway nit vast guet"]. Der Visitator vermisst eine Monstranz ["kain
monstranz"]. Das Allerheiligste und die heiligen Öle werden
zwar nicht liturgisch rein, aber doch wohl verschlossen aufbewahrt. Das
Taufwasser befindet sich in einer Flasche ["Baptismus ist in aim
fleschel"]. Reparaturbedürftig sind die Kirchenmauer und die
Kirchenbänke ["Bey der kirchmaur und gestuel ist mangl"].
Die Ausmalung ist unvollständig ["in der kirchen nit vil gemeld"].
Sonntagsgottesdienste werden vermisst ["Caplan soll sontaglich alda
meß lesen, geschicht nit"].Die Filialkirche hat ein eigenes
Einkommen in Höhe von 32 Gulden, das das Dachauer Landgericht verwaltet.
Ein Mesnerhaus gibt es nicht.
Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden
Sie hier...
Spendung der
heiligen Firmung
Amperbote vom 28.03.1900
Die Spendung der hl.
Firmung wird seine Excellenz der hochw. Herr Erzbischof von München-Freising,
Dr. v. Stein an folgenden Tagen und Orten vornehmen:
Am 2. Mai in Dachau für die Pfarreien Ampermoching, Bergkirchen,
Dachau, Hebertshausen, Kollbach, Kreuzholzhausen, Mitterndorf und Pellheim.
Am 3. Mai in Dachau für die Pfarreien Giebing, Haimhausen,
Röhrmoos und Vierkirchen, Asbach, Obermarbach und Petershausen, Oberroth
und Schwabhausen.
Am 5. Mai in Indersdorf für die Pfarreien Arnbach, Hirtlbach,
Indersdorf , Langenpettenbach, Niederroth, Weichs, Westerholzhausen und
Großinzemoos.
Am 7. Mai in Altomünster für die übrigen Pfarreien
des Dekanats Sittenbach.
Am 8. Mai in Scheyern für die Pfarreien des Dekanats Scheyern
mit Ausnahme von Asbach, Obermarbach und Petershausen, sowie für
die Pfarrei Hohenkammer des Dekanats Dachau.
Installation
des Pfarrer Joh. Gualbert Seefelder
Wochenblatt
Amperbote vom 27. Juni 1877
Am
Sonntag den 24. ds. fand die feierl. Installation des Herrn Pfarrers Johann
Gualbert Seefelder in Giebing statt. Um 8 1/4 Uhr kamen dortselbst der
von der kgl. Regierung beauftragte weltliche Commissär, Herr Regierungsrath
Hausladen mit Commissions-Aktuar und etwas später der erzbischöfl. geistl. Commissär Herrn Dekan Mederer von Haimhausen daselbst an.
Der herabströmende Regen beeinträchtigte die Feierlichkeit nicht
unwesentlich und fand, nachdem der Hr. Pfarrer von dem weltlichen, sowie
dem geistl. Herrn Commissär der Pfarrgemeinde nach den vorausgegangenen
kirchlichen Feierlichkeiten vorgestellt war, die nähere Uebergabe
im Innern des Pfarrhofes statt.
Pfarrer
von Giebing
bis
1804 Cooperatoren/Benefiziaten aus Vierkirchen
Name
|
<genannt
in>
von-bis
|
|
|
<genannt
in>
von-bis
|
Georgius
Scheirer aus München 24)
|
1560
|
|
Thomas
Kolb
*1.3.1815 in Peterskirchen
Priesterweihe:
1.8.1838 43)
|
1854-1856
|
Gg.Simon
Mörz (Vierkirchner Vikar) |
1689-
|
Martin
Gerg
*9.8.1817 in Hohenbrunn
Priesterweihe:
31.7.1841 43)
|
1856 -1857
|
Jakob
May 04),
63)
Benefiziat,
gestorben 1756
|
1730-1756
|
Karl
Müller
*12.12.1816 in München
Priesterweihe: 31.7.1842
44)
|
1858-1860
|
Dr.Joseph
Maxim. Eberle
Benefiziat 49),
51), 62) |
<1743-1790
|
Joseph
Freidlsperger 58)
ab 18.4.1861 vorher Benefiziat in Pasenbach
|
1861
|
Georg
Mayr 49)
|
1793
|
Josef
Weber
*19.9.1820in
Auerbach/Opf.
Priesterweihe 25.11.1845
39)
|
1861-1868
|
kein
Pfarrer 49)
|
1801
|
Franz
H.Kammerer Pfarrvikar
*30.10.1840 in Prutting; Weihe: 29.6.1865
44) |
1869
|
Martin
Rauscher |
-1806
|
Georg
Leopold Bezold
*10.5.1825 in Zogenreuth/Ofr.
Priesterweihe: 29.6.1852
45)
|
1870-1876
|
Michael
Prunner
später Kirchdorf |
-1820
|
Johann Gierl Coop.
59)
Pfarrvicar in Giebing 1876-1877
ab 1880 Pfarrer in Fürholzen
|
1876-1877
|
Joseph
Schwinghammer |
<1817-1820
|
Joh.Gualbert-Seelfelder
(vorher Cooperator in Grassau) |
ab 18.3.1877
|
Melchior
Geitner
*4.10.1780
Neumarkt,
Weihe: 22.12.1804 03),
40)
vorher Cooperator
in Einsbach |
1820 -1826
|
Hugo
Benl
Erbauer der heutigen Kirche
vorher 1 Jahr Kaplan in Giebing |
|
kein
Pfarrer 40) |
1827
|
Friedrich
Ebert |
<1921>
|
Joseph
Popp, Pfarrvikar,
*15.3.1778 in Regen
Weihe: 24.12.1802
41)
|
1828-1833
|
Max Moser |
<1951
-1968>
|
kein
Pfarrer 41)
|
1834
|
Alois
Zenner
*24.9.1923
im Saarland
Priesterweihe: 1957, gestorben 1997 |
1975-1988
|
Michael
Heinrich Fumy
*28.8.1797 in Stadtamhof
Weihe: 23.7.1823 (Grabstein 1822)
Später in Jarzt
47)
|
1835-1848
|
|
|
Franz
Seraph Lettner
Tit.d.Marktes Tölz
*2.10.1806, Weihe: 21.8.1830
43)
|
1849-1853
|
|
|
|
|