Wallfahrtskirche
St. Maria in AINHOFEN
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Kurzbeschreibung
Eine Kirche St. Maria in
Ainhofen wurde erstmals 1229 erwähnt. Von dieser spätromanischen
Kirche sind heute noch die unteren Partien von Langhaus, Chor und
dem Turm erhalten. Um 1300 wurde die Kirche vergrößert,
1682-87 nochmals verlängert und erhöht. Um 1717
erhielt sie die barocke Form und die barocke Ausstattung, die heute
noch zu sehen ist. Der barocke Helm stammt aus dem Jahr 1764.
Ainhofen ist seit über 500 Jahren Wallfahrtsort. Höhepunkt
der Marienwallfahrt war um das Jahr 1700.
Im Jahr 1519 soll sich ein Wunder ereignet haben (siehe Bericht
unten), das den Wallfahrtsbetrieb erheblich verstärkte.
Ziel der Wallfahrt, die auch heute noch in bescheidenem Ausmaß
fortbesteht, ist die romanische Figur einer stillenden Madonna
aus Lindenholz. Sie wurde um 1130 geschnitzt und ist damit die älteste
Marienfigur im mitteleuropäischen Raum. Über mehrere Jahrhunderte
stand die Skulptur in der Klosterkirche Indersdorf, bevor sie um
1500 nach Ainhofen kam.
Die aus Weidenholz
geschnitzte Figur ist 39 cm hoch und besitzt noch ihre originale
Bemalung. Von der Barockzeit bis 1942 war sie mit einem Stoffmantel
bekleidet. Die mit einem goldenen Stirnreif gekrönte
Muttergottes nährt das Jesuskind an ihrer Brust ("Maria
lactans''). Dieser Bildtypus war im 12.Jh in unserer Gegend
noch unbekannt; die Madonna von Ainhofen war ein Unikat.
"Klein an Materi, Form und Gestalt aber groß an
Tugenden und Wunderwirkungen" wurde sie im 17.Jh genannt.
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Gnadenbild
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Innenausstattung
Die Deckenfresken von Benedikt
Dersch (1717) zeigen im Altarraum den Besuch Marias bei ihrer Base Elisabeth,
im Kirchenschiff eine selten dargestellte Szene aus der Bibel: "Esther
vor Artaxerxes". Das Gemälde ist von feiner Stuckarbeit umgeben.
Der prächtige
Hochaltar mit seinen sechs gewendelten Säulen stammt aus dem
Jahre 1732. Mittelpunkt ist die schon erwähnte mittelalterliche Muttergottesfigur
in einem neobarocken Schrein. Sie wird von Skulpturen der beiden Assistenzheiligen
Barbara (mit Schwert und Kelch) und Dorothea (Korb mit Blumen und Äpfeln)
sowie 22 (!) Engeln und Putten umgeben wird. Der vergoldete Tabernakel
fügt sich in das prächtige Gesamtbild des Altars ein
per Mouseklick zu den
Beschreibungen
Die quergestellten Seitenaltäre aus dem Jahr 1719 sind den
Heiligen Petrus (links) und Paulus (rechts) geweiht. In den Altarauszugsbildern
sind die in Bayern sehr beliebten Heiligen Sebastian (Pestpatron) und
Leonhard (Viehpatron) zu sehen.
An den Wänden von Altarraum
und Kirchenschiff sind neben der etwas versteckten Rokokokanzel Reliquienbehälter
in schönen, silbergetriebenen Rahmen, Heiligenfiguren sowie ein Fresko
mit einer Kreuzigungsszene angebracht.
Besonders eindrucksvoll sind die
Votivtafeln, die im Altarraum und unter der Empore hängen.
Sie danken der Muttergottes für ihre Hilfe bei Gefahren für
Mensch und Tier. Darunter sind die besonders schön gestalteten Votivbilder
der Gemeinde Indersdorf aus den Jahren um 1800 und der Gemeinde Langenpettenbach
von 1945. Beide Bilder wurden zum Dank für die Errettung aus Kriegsgefahr
gestiftet.
2019 feiert die Ainhofener Wallfahrt 500jähriges Bestehen.
Über das ganze
Jahr verteilt finden Gottesdienste und Veranstaltungen statt.
47)
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an den Sonntagen im Mai: feierliche Maidandachten
- am 4.Mai Sternwallfahrt der Pfarreien des Pfarrverbands
- am 5.Mai Lichterprozession
- zwischen Christi Himmelfahrt 30.5. und Pfingsten 9.6.: Ainhofener
Festwoche
- vom 31.5.bis 8.6: Pfingstnovene, gestaltet von den kirchlichen
Vereinen
- am 5.6: Festgottesdienst mit Erzbischof Pierbattista Pizzaballa
aus Jerusalem
- drei goldene Samstage am 5.+12.+ 19. Oktober 2019
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die
Ortschaft Ainhofen soll im 8.Jh von Bischof Ruprecht von Salzburg gegründet
worden sein. Im Jahr 837 wurde es (als "Eiinhofa") erstmals
in einer Urkunde genannt. Zur damaligen Zeit muss Ainhofen schon bedeutend
gewesen sein. Denn hier wurde ein überörtlicher Gerichtstag
("publica placita") unter Beteiligung der Grafen Liutpald oder
Ratolt abgehalten.
Während der bayerischen Landesteilungen (1255-1505) gehörte
Ainhofen zu Niederbayern. Auch später war für Ainhofen nicht
das Landgericht Dachau, sondern das Landgericht Kranzberg (Hofmark Massenhausen)
zuständig. Hofmarksherr war lange Zeit der Freisinger Bischof.
Geschichte
der Kirche
Eine Kirche St. Maria in Ainhofen
wurde erstmals 1229 als zu Indersdorf gehörend erwähnt.
1221 hatte Bischof Gerold von Freising die Pfarrei Glonn in das Kloster
Indersdorf inkorporiert, "in Anbetracht der geringen Einkünfte
des Klosters und der weitgerühmten umfangreichen Gastfreundschaft
der Mönche". Ob Ainhofen damals Teil der Pfarrei Glonn war,
ist nicht sicher, doch es galt Jahrhunderte lang als Filialkirche von
Glonn. Nach der Chronik des Klosters Indersdorf, die der Chorherr Penzl
um 1745 geschrieben hat, soll Ainhofen gegen Schwabhausen eingetauscht
worden sein. Die Überlieferung (auch Anton Mayer 1880) spricht sogar
von einer Pfarrei Ainhofen vor 1229.
Auch im Saalbuch des Stifts Indersdorf von 1493 ist die Kirche von Ainhofen
als Teil des Klosters beschrieben:
"Die kirchen oder capell unser lieben frawen daselben
zu gehörg zu unnserer pfarr. glanerdorff unnser eingeleibts aigen
migt allen zehenten. klain und groß.
pfärrlichen rechten, kirchträchten, besingen wir durch unser
conventt. herren oder laybriester. deshaben
wir vollen gewalt."
Von der im Jahr 1229 bestehenden
spätromanischen Kirche sind heute noch die unteren Wandpartien von
Kirchenschiff, Chor und dem quadratischen Turm erhalten.
Gegen 1300 wurde die Kirche vergrößert; dabei wurde
an Stelle der romanischen Apsis ein geringfügig eingezogener,
dreiseitig
schließender, gotischer Chor mit abgetreppten Stützpfeilern
errichtet.
Wallfahrt
Um 1500 soll die kleine Figur der
stillenden Muttergottes von Indersdorf nach Ainhofen gekommen sein. Bald
danach dürfte deren Verehrung begonnen haben. Eine richtige Wallfahrt
entstand aber erst 1519, als sich die Kunde von einem Wunder in
Ainhofen verbreitete.
Wallfahrergruppe aus Langenpettenbach
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Von Indersdorf kräftig
gefördert, wuchs der Wallfahrtsbetrieb bis zum 30jährligen
Krieg allmählich zur mittleren Größe heran und erreichte
seinen Höhepunkt um das Jahr 1700, als jährlich 200 bis
300 Messen gefeiert wurden 16)
.
1682 war dem starken Pilgerstrom durch eine Verlängerung des
Kirchenschiffs Rechnung getragen worden. Über das Wunder berichtet
vor allem die Penzl-Chronik von 1745, die auf eine Erzählung
im "Marianischen Atlaß" des Wilhelm Gumppenberg
(1673) zurückgreift. Danach wollte der auch in der Chronik
erwähnte Hilfspfarrer Vitus die Gnadenfigur zu einem Restaurator
bringen und in dessen Werkstatt renovieren lassen. Doch die kleine
Figur ließ sich zwar noch aus der Kirche, nicht aber über
den Friedhof hinaus tragen. Die Träger seien von einer unsichtbaren
Kraft zurückgehalten worden.
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Unter den Zuschauern war auch ein
Weltpriester, der in Ainhofen eine Messe zelebrieren wollte. Als alle Mühen
und Versuche, das Bildnis fort zu bewegen, fehlschlugen, sagte dieser: "Ich
erinnere mich, immer gehört zu haben, dass die Frauen, wenn man sie
an der Brust berührt, hochspringen und so von ihrem Ort wegbewegt werden
können. Dabei zog er ein Messer heraus und begann in die Brust der
Figur zu stechen. In dem selben Augenblick zog sich ein Schleier über
seine Augen und er erblindete. Pfarrer Vitus und die übrigen Umstehenden
waren zutiefst erschrocken. Sie trugen das Bildnis unverzüglich wieder
in die Kirche auf den Altar zurück. Die Nachricht von diesem Geschehen
breitete sich schnell aus und ließ die Wallfahrt zur allerseligsten
Jungfrau Maria erheblich anschwellen.
Nach anderer Überlieferung hat sich
das Wunder vor einer Prozession ereignet, bei der das Gnadenbild mitgetragen
werden sollte, sich aber nicht aus dem Friedhof hinausbringen ließ.
Diese Sage geht gnädiger aus: Der Priester habe, nachdem er die Freveltat
bereut hatte, sein Augenlicht wieder erhalten.
Eine dritte Legende berichtet, das Gnadenbild habe auf einem Pferdefuhrwerk
in die Klosterkirche von Indersdorf gebracht werden sollen. Auf der ersten
Anhöhe aber sei der Wagen stehen geblieben und habe sich nicht mehr
bewegen lassen.
Allen Legenden gemeinsam ist
die Aussage, dass Wallfahrtsort und Wallfahrtsbild zusam-mengehören
und nicht getrennt werden dürfen. Historische Grundlage für
die Legenden könnte die Abneigung des Hilfspriesters Vitus
gegen die Darstellung der nackten Brust Mariens sein, die wohl auch
von den Gläubigen dieser Zeit als anstößig empfunden
wurde.
Nach Dr.Morsch wollte Vitus möglicherweise die Madonna so umgestalten
lassen, dass das Kind nur zur Mutter aufschaut und nicht gestillt
wird. Er könnte einen Bildhauer gesucht, aber niemand gefunden
haben, der Hand an eine bereits als Gnadenbild verehrte Figur legen
mochte. Daraufhin hat der Hilfsgeistliche wohl selbst zum Messer
gegriffen und die Brust entfernt. Spätere Generationen konnten
sich die abgearbeitete Brust nicht mehr anders als durch die erwähnte
Legende erklären.
Dafür spricht auch, dass die Geschichte erst 1673 im "Marianischen
Atlaß" niedergeschrie-ben wurde. Die Handlung des Hilfsgeistlichen
haben die Menschen wohl als Frevel angese-hen; da durfte eine angemessene
Strafe nicht fehlen. Der Marianische Atlaß hat die Ver-stümmelung
des Gnadenbildes mit den Bilderstürmen während der Anfangszeit
der Reforma-tion in Verbindung gebracht. Damals waren einzelne protestantische
Ideen auch in später katholisch gebliebenen Kreisen verbreitet.
Da könnte es Bestrebungen gegeben haben, das
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Weihnachtstaler 1987
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Gnadenbild, das von manchen Wallfahrern
sicher auch als Kultbild verehrt worden war, aus theologischen Gründen
vom Altar zu entfernen. Bilderstürmer wurden im katholischen Bayern
schwer bestraft. Möglicherweise hat der Verfasser des Marianischen
Atlaß, ein Jesuit, die Reaktion des Gnadenbildes, den Priester mit
Blindheit zu strafen, als himmlische Bestätigung der strengen Strafen
gesehen.
Die Wallfahrt nach Ainhofen hielt die gesamte Zeit von 1519 bis heute an;
doch sie verringerte sich stetig. Im Jahr 2015 sollte mit der Restaurierung
der Kirche und auch der Gnadenfigur die Wallfahrt wieder neuen Schwung bekommen,
so Kardinal Marx im Gottesdienst am 16.5.2015.
Matrikel 1524
Nach der Sunderndorfer'schen
Matrikel von1524 gehörte die Kirche zur Klosterpfarrei
Indersdorf; allerdings wird sie dort als Filialkirche von Langenpettenbach
bezeichnet ("B.Virginis in Änhofen"), das innerhalb der
dem Kloster inkorporierten Kirchen eine Sonderstellung einnahm. Damals
übte der Provisor Johannes Schmid die Seelsorge aus.
Ab 1864 wurde Langenpettenbach offiziell eine eigene Pfarrei, zu der damals
wie heute auch Ainhofen als Filiale zählte.
Visitationsbericht von 1560
Im Jahr 1560 hatte der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien angeordnet. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse
Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Filialkirche
"Ainhoven" heißt es, dass sie in das Kloster Indersdorf
inkorporiert sei und auch von dort versehen werde. Die eigenen Einkünfte
der Kirche betrügen 1 Gulden und 4 Schilling sowie 16 Pfund Wachs.
Die Kirchenrechnung erstelle der Pfleger zu Massenhausen. Dafür erhalte
er 40 Kreuzer, der Pfarrer, der Amtmann und die beiden Kirchenverwalter,
die dem Pfleger zur Seite stünden, jeweils 15 Kreuzer. Der Mönch,
der die Seelsorge übernommen habe, erhalte aus einem Gütl zusätzlich
60 Pfennig. Des weiteren wird darauf hingewiesen, dass das Gotteshaus
in gutem baulichen Zustand sei ("das gotshauß ist bei guetem
paw"). Im Inneren befänden sich 3 Altäre, ein Sakramentshaus
(Tabernakel) und alle "Khirchenzier". An liturgischen Geräten
seien vorhanden: drei Kelche mit Corporale, 3 Messbücher, ein Liturgiebuch,
ein zerrissenes Psalmenbuch und acht Messgewänder, allerdings von
schlechter Qualität ("8 schlecht ornät"). Auch an
Altartüchern und Fahnen sei kein Mangel. Das Sacramentshaus sei nicht
gut abgeschlossen und beleuchtet. Das Taufwasser befinde sich in einem
Krug ("in aim kriegl"). Der Pfarrer sei beliebt ("Pfarrer
beschwert niemandt") und dem katholischen Glauben treu ergeben. Er
halte jeden dritten Sonntag eine Singmesse. Die Gläubigen beichteten
zweimal im Jahr. Die Kreuzgänge würden fleißig gehalten.
Als "vleissig" wird auch der Mesner bezeichnet.
Dreißigjähriger Krieg
Bis 2006 glaubte man, im 30jährigen Krieg sei Ainhofen wegen
der großen Wälder in der Umgebung von den Schweden nicht
entdeckt worden und habe deshalb im Gegensatz zu den Dörfern
im Glonntal, keinen Schaden genommen.
Doch nun hat der Heimatforscher Otto Hefele festgestellt, dass nach
dem Schwedeneinfall 1632 in Ainhofen die meisten Bauernhöfe
zerstört waren und nur noch wenige Bewohner hier lebten. Dies
berichtet ein am 5.8.1636 aufgestelltes Verzeichnis mit dem Titel
"Verzeichnus, wer noch in Ainhofen ist bey Hauß und waß
Sie anpaut (ausgesät) haben", das derzeit im Hauptstaatsarchiv
München aufbe-wahrt wird. Im Krieg dürfte auch die Kircheneinrichtung
in Mitleidenschaft gezogen worden sein, auch wenn deren Schäden
nicht aufgezeichnet sind. |

Auszug aus einer Landkarte vom Jahr 1655
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Umbau 1682
In den Jahren 1682-88 wurde wegen des verstärkten Wallfahrerstroms
das Langhaus der Kirche durch den Sielenbacher Maurer-meister Hans Schneider
um 18 Schuh (= 5,20 Meter) verlängert. Außerdem hat man den
Chor erhöht und neu eingewölbt, weil er -wie es hieß-
"mit dem ybrigen Theill der Khirchen gar khein Porportion hat".
Auch die Ausstattung war ziemlich marode. Man hat deshalb den Choraltar
abgetragen und die Gnadenfigur in einer Wandnische im Chorschluss untergebracht.
1717 -1732 hat man unter
dem Chorherrn Dominikus Haller die Kirche durch Vergrößern
der Fenster, Einziehen einer Langhaus-decke und Stuckierung im barocken
Stil völlig verändert und mit Altären und Figuren neu ausgestattet.
Der Hochaltar, der schon beim Umbau 1682/88 entfernt worden war, wurde
1732 durch das heutige prächtige Retabel ersetzt. In der Zwischenzeit
von fast 50 Jahren stand die Gnadenfigur -wie erwähnt- in einer Nische
an der Rückwand des Chores.
Schmidt'sche
Matrikel von 1738
Die
Schmidt'sche Matrikel von 1738/40 schreibt, die große Kirche
der Seligen Jungfrau Maria in "Ainhoffen" habe drei Altäre.
Der Choraltar mit der Gnadenfigur sei der Gottesmutter, die Seitenaltäre
der hl.Anna und dem hl.Korbinian geweiht. Das Kirchweihfest werde am Sonntag
vor Mariä Geburt (8.Sept.) gefeiert. Um die Kirche herum liege der
Friedhof mit Beinhaus. Im Turm hingen drei geweihte Glocken. Das Vermögen
verwalteten der Prior von Indersdorf und der Landrichter von Massenhausen.
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Umbau des Turms
Der aus früherer Zeit stammende Sattelturm erhielt 1764
seinen jetzigen, ausgesprochen barocken Helm. Diese Arbeiten wurden
von Maurermeister Balthasar Mich. Zimmerer aus Hilgertshausen und
Kupferschmied J.G. Sepp ausgeführt. In den Archiven ist vermerkt,
dass ein Glockengießer namens Hans (von Rosen ?) im Jahr 1506
eine Glocke für Ainhofen gegossen hat. Weitere Glocken wurden
1720 in München gekauft. Alle diese Glocken mussten 1942 zum
Einschmelzen abgeliefert werden.
<<<-- Ansicht 1796
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Statistik
In den statistischen Jahrbüchern wird Ainhofen wie folgt beschrieben:
1820: "Ainhofen 131 Seelen in 26 Häusern, Entfernung von
der Pfarrkirche (Langenpett.): 3/4 Stunde
Zum Filialbezirk
gehören: Geyersberg (8 Einw.1Haus), Krainhof (6/1), Lanzenried (6/1)
46)
1831: "Ainhofen, Kirchdorf und Filial von Langenpettenbach, im
Landgericht Dachau, mit 27 Häusern und 150 Einwohnern,
2 3/4 Stunden
von Schwabhausen" (= nächste Poststation)
1852: In "Ainhofen leben 131 Familien und 673 Seelen"
1868: "Ainhofen, Dorf, Pfarrei Langenpettenbach, 148 Einwohner,
44 Gebäude (mit Scheunen), 1 Kirche"
1874: "172 Seelen in 30 Häusern"
1925: Gemeinde mit 708 Einwohnern
1933: Gemeinde mit 654 Einwohnern
1939: Gemeinde mit 581 Einwohnern
Beschreibung 1880
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und
Freising vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr
1880 ist im Kapitel über die Pfarrei Langenpettenbach auch
die Filialkirche St.Maria in Ainhofen enthalten. Im Dorf selbst
wohnten 172 Seelen (in 30 Häusern). Über die Kirche schreibt
er: "An der Straße nach Jetzendorf gelegen. Erbauungsjahr
unbekannt; restaurirt 1875. Styllos, Flachdecke von Holz, Presbyterium
gewölbt. Geräumigkeit zureichend für die ganze Pfarr(!)gemeinde.
Baupflicht der Staat. Kuppelthurm mit 3 Glocken. 3 Altäre,
Orgel mit 4 Registern. Gottesdienste jeden 3.Sonntag und an den
Marienfesten. Stiftungen 2 Jahrtage, 4 Jahrmessen. Meßner
ein Ortsangehöriger, Cantor der Lehrer von Langenpettenbach.
Kirchenvermögen: 11.800 Mark".
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Weihnachtstaler 1987
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Renovierungen
fanden statt:
1684 (Umbau durch den Sielenbacher
Maurermeister Hans Schneider
1764 (Kirchendach und
Turmkuppel durch Maurermeister Balthasar Mich aus Hilgertshausen und Zimmerer
August Reggauer
aus Glonn)
1860 (Dachstuhl)
1875
1942/43,
1965-70 (außen) und
1979 (innen)
2011-15
Festgottesdienst
zur Altarweihe
mit viel Weihrauch
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Die letzte Renovierung (730.000
Euro) begann 2011 und dauerte bis 2015. Größte Baumaßnahme
war die bauliche Trennung von Dachkonstruktion und Decke, weil Erschütterungen
des Dachs sich auf die Deckenfresken übertragen hatten. Zudem
wurden Stuck, Freskierungen und der gesamte Innenputz saniert sowie
ein Zelebrationsaltar angeschafft. Auch das schmiedeeiserne Gitter
im Vorhaus wurde restauriert. Die Kosten der Renovierung betrugen
745.000 Euro; davon hatte die Kirchenstiftung 105.000 € aus
eigenen Mitteln zu leisten. Leitender Architekt war Martin Spaenle,
der Bruder des damaligen bayerischen Kultusministers.
Der Abschluss der Renovierungsarbeiten wurde am 16.Mai 2015
mit einem Festgottesdienst gefeiert. Zelebranten waren Kardinal
Reinhard Marx und sieben weitere Geistliche. Dazu kamen die beiden
Diakone und die Pastoralassistentin. Musikalisch untermalten die
Langenpettenbacher Bläser den Gottesdienst, der per Video auf
eine Leinwand in das Festzelt im Hofbauernhof übertragen wurde.
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Baubeschreibung
Die Kirche liegt
am südlichen Dorfrand inmitten eines ummauerten Friedhofs. Es handelt
sich um eine Saalkirche, deren Decke ohne tragende Zwischensäulen
den gesamten Raum überwölbt. Das Kirchenschiff ist 5,55 m, der
Altarraum 5,25 m hoch.
Der zweiachsige
Chor ist gegenüber dem Kirchenschiff etwas eingezogen.
Er wird außen durch zwei abgetreppte Stützpfeiler
gestützt. Am Chorschluss, an der Ostseite, befindet sich eine kleine
Türe mit darüber liegendem hochovalen Fenster.
Das Kirchenschiff besitzt drei Achsen.
Ovale Fenster erhellen den Kirchenraum. Nördlich angebaut
ist ein Pultdach-gedeckter Raum, durch den die Kanzeltreppe verläuft.
Der gelb gestrichene Glockenturm ist durch weiße Lisenen
in vier ungleich hohe Stockwerke gegliedert. Der fast 250jährige
Turmhelm mit den integrierten Ziffernblättern der Uhr gilt manchen
Kunstexperten als "ideale Zuordnung von Architektur und Landschaft".
Er gleicht den Turmhelmen, die um das Jahr 1700 die Türme der Klosterkirche
Indersdorf zierten; zu besichtigen auf der Zeichnung von Michael Wening
(siehe hier...).
Ablieferung der Glocken 1942
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Die
drei Glocken sind neueren
Datum.
Zwei wurden 1948 von Karl Czudnochowsky
aus Erding,
die dritte 1928 von Rudolf Oberascher aus München gegossen.
Die noch 1880 vorhandenen 3 Glocken (zwei von Anton Hubinger/Mch
1872 u. 1859 sowie eine bedeutend ältere von Hans
Glockengießer aus dem Jahr 1506) mussten
während der beiden Weltkriege zum Einschmelzen für Kriegszwecke
abgeliefert werden. Im Zweiten Weltkrieg wurden jedenfalls zwei Glocken
eingeschmolzen. Das Bild links (von Otto Hefele), das am 10. Februar
1942 aufgenommen worden ist, zeigt die vom Turm abgenommenen Glocken,
die zur Ablieferung auf einen Schlitten geladen sind. |
An der Ostseite
des Turmes ist ein großes Kreuz
aus dem 19.Jh. befestigt. Es ist mit halbrunder Überdachung versehen
(restauriert 2006). Ein Korpus im herkömmlichen Sinn fehlt; an
seiner Stelle sind nur die durchbohrten Hände und Füße
sowie ein strahlenumkränztes Herz angebracht. Inhalt der Darstellung
sind die fünf Kreuzeswunden Christi. |

Kreuz mit 5 Wunden Jesu
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Die Sakristei ist an der südlichen Nahtstelle zwischen
Kirchenschiff und Chor angebaut.
Der Eingang liegt an der Westseite; er ist durch ein Vorhaus mit einem
nördlichen und einem südlichen Zugang vor den Unbilden der
Witterung geschützt. |
Innenausstattung
Altarraum
Der nur 5,25 m hohe Altarraum ist
lang gestreckt und gegenüber dem Kirchenschiff leicht eingezogen.
Er wird von 6 Fenstern in der barocken Form einer Ellipse erhellt (um
die Fenster ein profilierter Stuckrahmen).
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Die Decke besitzt
ein durch viele Stichkappen
durchschnittenes Tonnengewölbe
mit reichen Stuckarbeiten (1687).
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Stuckarbeiten im Chorraum
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.
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Deckenfresko
im Altarraum
Das
Deckenfresko im Altarraum
entstand (wie auch das Deckengemälde im Kirchenschiff) im Jahr
1717 und wird dem Maler Benedikt Dersch
(*1686 in Wolfratshausen,
+1757 in Freising) zugeschrieben. Das Fresko ist eine Kopie des Altarbildes
in der Kirche Mariä Heimsuchung in Rohrdorf, das Johann Degler
(1667-1729) im Jahr 1713 gemalt hatte. Ainhofen ist somit neben Straßbach
und Weichs die dritte Kirche im Landkreis, für die der Münchner
Hofmaler Johann Degler den Entwurf geliefert hat. Vom Maler Benedikt
Dersch stammt übrigens auch das Altarblatt in der Kirche St.Stephanus
in Steinkirchen bei Dachau. Auch in der Kirche von Glonn war er tätig.
Das 3,20 m x 2,20 m große Gemälde ist mit einem ovalen
Stuckrahmen aus Trauben-, Blatt- und Blumenmotiven umgeben. Thema
des Deckenfreskos ist die Heimsuchung Mariens, der Besuch von
Maria bei ihrer Base Elisabeth, wie er bei Lukas, Kap.1, Vers 39-56
beschrieben wird. Das Bild wurde in Blickrichtung des Pfarrers gemalt.
Vor einem Säulenportal empfangen Elisabeth, ihr Mann Zacharias
und eine Magd auf einer Treppe Maria, die von Josef begleitet wird.
Im Hintergrund ein Berg-massiv. Über dieser Szene schweben Engel
auf Gewölk. Zwei Putten
halten einen Lilienkranz über Marias Haupt als Zeichen der Jungfräulichkeit.
Darüber schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube.
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Besuch von
Maria bei Elisabeth
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Hinweis: Maria
hatte bei der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel erfahren,
dass auch ihre betagte Kusine Elisabeth guter Hoffnung war. Sie machte
sich auf den Weg, um Elisabeth zu besuchen (Lied: Als Maria übers
Gebirge ging). Bei der Begrüßung durch ihre Kusine
wurde Elisabeth offenbar, dass sie der Mutter des Gottessohnes begegnete,
denn es heißt in der Bibel bei Lukas: Als Elisabeth den Gruß
Marias hörte, da hüpfte das Kind in ihrem Leib und Elisabeth
wurde vom Heiligen Geist erfüllt. Sie erhob laut ihre Stimme
und rief: "Gebenedeit bist du unter den Frauen und gebenedeit ist
die Frucht deines Leibes!" Maria antwortete darauf mit dem Magnifikat,
das mit den Worten beginnt: Magnificat anima mea Dominum (= Hoch preiset
meine Seele den Herrn ..) |
Hochaltar / Choraltar
Den
prächtigen Hochaltar
ließ Pfarrvikar Anton Zunhamer im Jahre 1732 um den Betrag
von 546 Gulden errichten. Er ersetzte damit einen früheren Altar,
der schon 1688 aus der Kirche entfernt worden war. In den 46 "altarlosen"
Jahren stand die Gnaden-figur in einer Nische am Chorschluss. Der heute
noch bestenden Altar von 1732 übertrifft nach Aussage von Dr.Morsch
"die übliche Qualität in Landkirchen bei weitem und ist
den besten Retabeln der Klosterkirche in Indersdorf ebenbürtig".
Altaraufsatz auf dem Hochaltar
Im Aufsatz des
Hochaltars thront Gottvater
als große Figur auf Wolken, umgeben von vielen Engeln und Putten.
Die Nacktheit und Unbeschwertheit der Putten soll
Sinnbild für die Unschuld und Reinheit der Engel sein.
35
Vor Gottvater schwebt die Heilig-Geist-Taube, neben ihm die mit einem
Kreuz geschmückte Weltkugel (Schöpfer der Welt). Zusammen
mit dem Jesuskind auf dem Arm der Muttergottes ergibt dies eine vertikale
Darstellung der Hl.Dreifaltigkeit.
An der Spitze des Retabels
sitzt ein Strahlenkranz mit Marienmonogramm.
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Gottvater im Altaraufsatz
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Hinweis: Gottvater wurde in der christlichen Kunst wegen der
Weisung im Alten Testament (Exodus 20, 3-4), kein Schnitzbild von
ihm zu machen, viele Jahrhunderte nicht als Person dargestellt. Meist
wurden Symbole wie der Lebensquell, die Hand Gottes oder das Auge
Gottes im Dreieck verwendet.
Personifiziert, als würdiger alter Mann mit langem |
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Bart, wird Gottvater
erst seit dem Barock (17.Jh). Diese Darstellung wird dem Gottesbild
in unserer Zeit nicht mehr gerecht. |
Altarretabel
Choraltar 1732
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Das heutige
Altarretabel aus der Zeit des späten Régence hat eine
Breite von 3,40 Metern und ist raumhoch. Die Namen der Handwerker
von 1732 sind nicht überliefert.
Die Stipes, der Altarblock, ist mit einer marmorierten Holzverkleidung
(Antependium)
aus der Zeit um 1875 umgeben. Sechs gewendelte Säulen und zwei
Pilaster
mit jeweils korinthischen Kapitellen tragen ein verkröpftes
Gebälk mit aufgesetzter Bandlwerk- und Blattornamentik. Die
Säulen sind im und gegen den Uhrzeigersinn gedreht und sollen
an die Säulen im Tempel Salomons erinnern.
Im Mittelteil öffnen Putten einen roten Vorhang, der
den Blick auf das Gnadenbild freigibt. Der Vorhang wird nach den
Regeln der Typologie (Gegenüberstellung von Personen und Geschehen
aus dem Alten und Neuen Testament) mit dem Bundeszelt Moses oder
dem purpurroten Vorhang vor dem Allerheiligsten im jüdischen
Tempel gleichgesetzt. Dort trennte der Vorhang den Raum, den der
normale Mensch betreten kann, ab. Beim Kreuzestod Christi zerriss
dieser Vorhang in zwei Teile und eröffnete so den Zugang zum
himmlischen Heiligtum. Hier in Ainhofen halten die Putten den geteilten
Vorhang auf und ermöglichen den Blick auf das christliche Allerheiligste,
den Tabernakel und die Gnadenfigur.
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Das hinter dem Altar liegende ovale Fenster besitzt eine gelbe
Verglasung; das goldgelb gefärbte Licht wird durch einen geschlossenen
Schacht gezielt nach vorne geleitet. Es gibt dem Altar und vor allem
der Gnadenfigur einen magischen, fast übersinnlichen Glanz. Nach
Kunsthistoriker Dr.Morsch ist das gelbgetönte Glas ein bewusst
gewähltes römisches Motiv (z.B. aus dem Petersdom), dessen
Verwirklichung in Ainhofen die Verbundenheit mit dem Papsttum augenfällig
machen soll.
Gnadenfigur
Das Altarretabel
ist prächtiger Rahmen für das Gnadenbild, die romanische
Figur der Gnaden-Madonna.
Auf den ersten Blick wirkt die Arbeit eher grob und handwerksmäßig.
Erst bei längerem und genauerem Betrachten erschließt sich
etwas von dem inneren Adel dieser ergreifenden Skulptur."Klein an
Materi, Form und Gestalt - aber groß an Tugenden und Wunderwirkungen"
wurde sie im 17.Jh genannt. Der Historiker und Theologe Dr.Dieter Morsch
hat sich bei der Erforschung und Beschreibung dieser Figur (siehe Quellen)
große Verdienste erworben.
37)
Geschichte der
Figur
Die um 1130 entstandene 39 cm hohe Figur ist das älteste Marien-Gnadenbild
in Bayern, nach Dr. Morsch sogar im mitteleuropäischen Raum. Ihr
Aussehen ist archaisch und kultbildhaft. Dem Stil nach zu urteilen, wird
die Figur wohl im Süden Deutschlands entstanden sein. Dafür
spricht, dass dieser Grundtypus der Maria Lactans hier öfter vorkommt.
Allerdings weist die Darstellung in Ainhofen eine Besonderheit auf: Maria
hält das Kind nur mit einer Hand; in der anderen hielt sie einen
Zweig oder ein Zepter (heute kein Attribut mehr).
Mehrere Indizien sprechen für das hohe Alter:
- Die Figur besitzt im Wesentlichen noch ihre originale Bemalung. Die
dabei verwendeten Farben und die Maltechnik
verweisen auf das 12.Jh. Die romanische Fassung unter der spätgotischen
und der barocken wurde durch Polarisationslicht-
mikroskopie entdeckt. Sie zeigte Maria in einer roten Paenula
(Obergewand) und einer blauen Krone. Das Untergewand des
Kindes war schwarzbraun.
- Die Madonna wurde aus Weidenholz geschnitzt (zwei Dübel bestehen
aus Holunder) und ist nicht ausgehöhlt (weil aus
Kernholz). Weidenholz war im süddeutschen Raum bis in
das 13.Jh. hinein ein häufig genutzter Werkstoff für Holzskulpturen.
Viele Schnitzereien aus romanischer Zeit bestehen aus Weidenholz.
- Beim Schnitzen der Figur wurden Flacheisen benutzt. Auch dies deutet
auf eine frühe Entstehungszeit hin; denn Hohleisen mit
gewölbter Schneide wurden erst im 13.Jh. verwendet. Deshalb
fehlt bei romanischen Figuren tiefe rundliche Formen.
Über mehrere Jahrhunderte stand die Madonna in der Klosterkirche
von Indersdorf. Möglicherweise hat sie der ersten Propst des Klosters
im Jahr 1126, Propst Rupert 06)
als Erstausstattung
des Klosters mitgebracht, als die ersten Mönche von Marbach im Elsass
nach Indersdorf zogen. In der Indersdorfer Chronik von Georgius Penzl
(um 1745) wird die Figur als Domina Fundatrix, als Frau Gründerin
bezeichnet. Dass an dieser Stelle in der Chronik eine Madonna aus der
Zeit des Übergangs von der Gotik zum Barock abgebildet ist, ist nicht
verwunderlich, weil diese neue (viel größere) Figur, schon
200 Jahre zuvor die Stelle des alten Gnadenbildes eingenommen hatte. Dass
eine Statue aus der Zeit um 1500 nicht die bei der Gründung des Klosters
um 1126 vorhandene Figur der Domina Fundatrix gewesen sein konnte, war
sicher auch den Mönchen des 18.Jh bekannt. Aber die originale Frau
Gründerin war um 1500 bei dem erwähnten Austausch in die Filialkirche
von Ainhofen gestellt worden, weil sich damals die Mönche und die
Gläubigen mit der etwas starren Formen der Romanik, dem Bildthema
der stillenden Muttergottes und der geringen Höhe der Figur in der
nunmehr viel größeren gotischen Klosterkirche nicht mehr identifizieren
konnten.
Gnadenfigur v. 1130
|
Stillende
Madonna
Das Besondere an der Figur ist nicht nur das Alter, sondern auch
das Bildthema.
Es handelt sich um eine stillende Muttergottes (griech.Galaktotrophousa,
lat.Maria Lactans). Dieser Bildtypus war damals, um 1126, in der
Ostkirche und in Rom be-liebt, in Bayern aber nahezu unbekannt.
Die Muttergottesfigur von Indersdorf bzw. Ainhofen war somit in
unserer Gegend ein Unikat.
Die Bild-Idee ist älter als das Christentum.
Sie wurde in Ägypten entwickelt, als Darstellung der Göttin
Isis, die den Horus nährt. Über die Kopten und die Griechen
kam diese Art der Mariendarstellung in den Kreis der Westkirche.
Christlich abgeleitet
wird der Typus "Stillende Madonna" aus dem Lukasevangelium
(Kap.12,Vers 27): "Selig der Schoß, der dich getragen und
die Brust, die dich genährt hat".
Da Maria im Mittelalter vor allem Sinnbild für die Kirche Jesu
Christi auf Erden war, zeigt die Figur dem geschulten Betrachter,
dass das Heilsgeschehen und die Kirche eng zusammengehören:
Wie die Muttergottes mit der Milch Christus nährt, so nährt
gleichsam die Mutter Kirche mit den Sakramenten und den Gnadengaben
die Gläubigen.
Ähnliche Gedanken äußert der syrische Gnostiker
und Bischof Jakob von Batnae (451-521) in seiner Marienhymne, in
der er Maria seligpreist, "weil sie den mit ihrer reinen Milch
nährte, aus dem die Welten wie aus einer großen Mutterbrust
das Leben saugten".
Die große theologische Aussage der stillenden Madonna
ist aber die Darstellung der menschlichen Natur Christi, die Inkarnation
Gottes aus dem Fleisch der Maria, neben der göttlichen Natur.
Das Christuskind ist Gott, der die menschliche Natur gleichsam mit
der Muttermilch einsaugt.
Warum wurde im mittelalterlichen
Indersdorf eine so seltene Maria Lactans-Figur verehrt ?
Bis 1119 war Otto IV. wegen seiner Beteiligung an der Gefangennahme
des Papstes und der Plünderung des Petersdoms gebannt. Die
Gründung des Kloster war eine Wiedergutmachung, die ihm der
nächste Papst (Calixtus II.) für das Lösen des Banns
auferlegte. Dazu gehörte natürlich auch die Unterstützung
der päpstlichen
|
Partei im Investiturstreit mit dem
Kaiser und die Förderung der kirchlichen Reformbewegung (deshalb die
Besetzung mit dem reformierten Augustinerorden). Noch ein weiteres Zeichen
der Unterordnung unter den Papst dürfte das Nebenpatronat des hl.Petrus
sein. Der Papst war bestrebt, den Angriff auf den Vorgänger Paschalis
II. nicht nur als schändliche Tat gegen das Papsttum, son-dern auch
als Sünde wider den hl. Petrus selbst darzustellen. Das erforderte
eine Entschuldigung beim Heiligen selbst, nicht nur bei dessen päpstlichen
Nachfolger.
Dies könnte der Grund dafür gewesen sein, dass man eine fremdartige
Muttergottesfigur aufstellte, die einen starken Bezug zu Rom hatte, wo der
Typus der Maria lactans schon seit dem 4.Jh bekannt und beliebt war. Damals
hatte man auch in Indersdorf noch kein Problem mit der Darstellung der entblößten
Brust; das änderte sich erst um 1500, als die Figur nach Ainhofen kam,
wo der dortige Vikar die Muttergottes umschnitzen lassen wollte (siehe auch
Wallfahrtslegende). Später, in der Barockzeit,
hat man das Problem durch eine üppige Bekleidung der Figur gelöst,
die erst bei der Renovierung 1942/43 wieder entfernt wurde.
Beschreibung der Figur
In einem teilvergoldeten weißen Schrein aus neobarocker Zeit sitzt
Maria sitzt auf einer niedrigen Bank. Früher dürften eine
Rückenlehne und Armlehnen die Figur gestützt haben; übermalte
Bohrlöcher für Dübel sprechen dafür. Auch eine
Bodenplatte wird wohl vorhanden gewesen sein. Lange Zeit dachte
man, die Figur sei 1942, als die Bekleidung abgenommen worden ist,
neu bemalt worden. Doch die heutige Fassung (=Bemalung) stammt
tatsächlich noch aus der Barockzeit.
Die Beine der Gottesmutter stehen eng zusammen, sodass für das Kind
nur ein geringer Sitzplatz bleibt. Ihre Schultern sind schmal; die
Arme am Körper angelegt. Der Kopf ist im Verhältnis zum Körper zu
groß. Die Pupillen der Augen sind aufgemalt; allerdings sehr unter-schiedlich
gestaltet. Dies ist darauf zurückzuführen, dass man das rechte Auge
später restauriert hat. Die bloße Brust wurde im späten
Mittelalter aus Prüderie, vielleicht auch aus theologischen
Gründen, abgeschnitzt.
Das Haupt Mariens ist, für Maria-Lactans-Darstellungen ungewöhnlich,
mit einer Krone geziert. Auf dem Bild rechts umgibt ein später
hinzu-gefügter, vergoldeter Reif mit Edelsteinen die Krone,
die mit nach oben gebogenen Zacken versehen ist (siehe Bild oben).
Das offene Haar mit den Haarsträhnen ist mit einem Schleier
bedeckt, der nur noch zum Teil original erhalten ist. Die erst in
gotischer Zeit aus einer Kopfbedeckung umgearbeiteten offenen Haare
weisen Maria als Jungfrau aus. Dies war theologisch wichtig, weil
nur die Geburt Jesu aus einer Jungfrau sicherstellt, dass Jesus
nicht der Erbschuld unterliegt.
Die rechte Hand Mariens ist eine Ergänzung. Die Fingerhaltung lässt
darauf schließen, dass sie ein Zepter gehalten hat (wie auf Bildern
der Barockzeit zu sehen) oder einen Zweig mit langblättrigen Seitentrie-ben,
den Reis Jesse (Jes 11).
Maria ist mit zwei Gewändern gekleidet, mit einem Untergewand (mit
sieben Falten) und einem rund geschnittenen Obergewand.
Das barfüßige Jesuskind hat linkes Bein angewinkelt und das
rechte Knie erhoben. Es legt seinen Kopf nach hinten, um an der
linken Brustseite der Mutter Milch zu saugen. Die linke Hand schiebt
die Brust zum Mund; das Kind macht einen geradezu hungrigen Eindruck.
Bekleidet ist das Jesuskind mit einem Hemd mit langen, engen Ärmeln,
die bis zum Handgelenk reichen.
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Figur
in der Altarnische (noch im neubarocken Schrein)
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Die Madonnenfigur wirkt unnahbar
und streng, wie viele Skulpturen der frühen Romanik. Die Mutter zeigt
keine Beteiligung am Stillvorgang; sie wendet sich nicht dem Kind zu und
bleibt kultbildhaft erstarrt. Jesus hat einen kugelrunden Kopf mit etwas
hervorquellenden Augäpfeln, was der Betrachter aber nicht zu sehen bekommt.
Mit diesem Bildwerk sollte nicht
die Realität abgebildet werden, sondern die Grundidee der Gottesmutterschaft
Mariens. Im Mittelpunkt steht also Jesus und die Aussage, dass der Mensch
gewordene Gottessohn zwei Naturen besitzt. Und die mensch-liche Natur
kommt aus Maria; das Jesuskind saugt sie gewissermaßen mit der Muttermilch
ein.
Aber an der originalen Bekleidung, die wie eine Priesterkasel wirkt, ist
schon erkennbar, dass Marias Rolle nicht in der reinen Mutterschaft endet.
Im 12.Jh, als die Ainhofener Figur entstand, wurde vor allem von Ordenstheologen
wie Bernhard v.Clairvaux die Aussage propagiert, dass Maria die Mit-Erlöserin
darstellt und über die Gleichsetzung von Maria und Ecclesia das Erlösungswerk
auch von der Kirche wahrgenommen und verwaltet wird.
Neubarocker
Schrein
Lange Zeit war die Muttergottesfigur in dem teilvergoldeten weißen
Schrein aus neobarocker Zeit ausgestellt, wie dies im Bild oben noch zu
sehen ist. Inzwischen steht die Figur frei in der Mitte der Altarretabel.
Der Schrein dient seit 2017 anderen Zwecken. Er enthält nun eine
Partikel vom Felsen der Milchgrotte von Bethlehem sowie eine Dose, in
die die Gläubigen kleine Zettel mit Fürbitten einwerfen können.
24)
Mehr zur Milchgrotte finden Sie hier...
Barocke Bekleidung
bekleidete Figur bis 1940
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In der Barockzeit entsprach
eine Maria lactans mit nackter Brust nicht mehr dem sittlichen Empfinden
der Gesellschaft. Deshalb und wohl auch, weil die bloße Figur
den Eindruck des Ärmlichen erweckte, bekleidete man ab dem
späten 17.Jh (bis 1940) die Figuren mit kostbaren, prunkvollen
Gewändern und setzte ihnen Kronen auf. "Mater ter admirabilis"
(dreifache wunderbare Mutter) nannten sie die zeitgenössischen
Historiker. Dieser Marientitel hatte seinen Ursprung im Jesuitenkolleg
Ingolstadt, zu dem wohl auch ein Gedankenaustausch mit Ainhofen
bestand.
47)
Das nebenstehende Bild links, das die Ainhofener Madonna in einem
Votivbild von 1796 zeigt, vermittelt einen guten Eindruck; es entspricht
aber nicht ganz der Realität, weil es das Muster und die Stickereien
des tatsächlichen Gewandes sowie die Höhendimensionen
nicht richtig wiedergibt. Das festlichen Untergewand (siehe unten
rechts) war im Verhältnis zum Gesicht der Figur noch viel länger.
Deshalb stellte man die Figur auf einen sehr hohen Sockel, der großenteils
unter dem Kleid verschwand.
Das Kleid Mariens besaß oben drei Öffnungen: zwei für
die beiden Köpfe und eine für die rechte Hand Mariens
mit dem Zepter. Unter dem Kopf des Kindes wurde auf den Mantel ein
Kinderkleid-chen gehängt; das Kind selbst war unter dem Gewand
Mariens verborgen. Über die Reifkrone Mariens wurden ein langer
roter Schleier gelegt und eine damals aktuelle Bügelkrone oder
(zumin-dest für eine bestimmte Zeit oder einen bestimmten Anlass)
eine Stoffkrone mit Golddraht und Glassteinen darüber gestülpt
(siehe unten).
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Wegen des langen Kleides konnte man glauben, eine stehende Madonna
vor sich zu haben. Die Figur bot nun ein Bild, wie wir es aus der
Gnadenkapelle in Altötting oder vom Hochaltar in Sigmertshausen
kennen.
Durch die Bekleidung war auch die frühere Aussage des Kunstwerks
zur menschlichen Natur Christi entfallen. Die Figurengruppe diente
-ganz im Sinne der Gegenreformation- als Element der zeitgenös-sischen
Marienverehrung: Maria als Gnadenvermittlerin und als mächtige Fürbitterin
bei ihrem Sohn. An dem auf Volutenbeinen stehenden Sockel wurde
eine große Mondsichel aus Metall befestigt; dies sollte auf Maria
als apokalyptische Frau aus der Geheimen Offenbarung hinweisen (Ap
12,1), "den Mond zu Ihren Füßen". Dass sich unter der Kleidung eine
Maria lactans befand wussten nur die Eingeweihten.
1745 schrieb der Chronist Penzl: "In der Kirche von Ain-hofen
wird ein sehr altes Standbild der allerseligsten Jung-frau Maria
verehrt, das von ungeschickter Hand aus Holz geschnitzt ist.
Mit der linken Hand hält sie das göttliche Kind, das aus der
jungfräulichen Mutterbrust Milch saugt, was man aber, da sie
bekleidet ist, nicht sieht, sondern vorher wissen muss".
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Krone und Kleid für
das Christuskind
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Kleid für Maria
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Engel um die Muttergottesfigur
An und auf der Altarretabel tummeln sich 22 (!) Engel und Putten. Sie sitzen
auf den Giebeln, assistieren Gottvater im Auszug, ziehen den roten Vorhang
auseinander, verehren die Muttergottes und fungieren als Anbetungsengel
neben dem Tabernakel.
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Hinweis: Engel
(von griechisch angelos=Bote) waren in der Kunst des Frühchristentums
immer Männer ohne Flügel.Sie sollten sich von den antiken
Göttern wie Nike oder Hermes unterscheiden, die Flügel trugen.
Erst als das Christentum im 4.Jh Staatsreligion wurde, bekamen die
Engel Flügel; dazu einen Heiligenschein und sogar Hoftracht.
Bis zu den ersten weiblichen Engeln dauerte es aber noch 800 Jahre.
Erst Giotto malte Engel mit weiblichen Zügen. Wahrscheinlich
hat der damals beginnende Marienkult die Verweiblichung verstärkt.
In der Renaissance und vor allem im Barock setzten sich die Putten
(geflügelte Knaben, die auf heidnische Eroten = Liebesgötter
zurückgehen) und die geflügelten Engelsköpfchen durch,
die in kaum einer der Barockkirchen unseres Landkreises fehlen. Erst
in der Romantik wurden die Engel wieder erwachsener. Die Malerschule
der Nazarener
prägte die Engel mit großen Flügeln, Anmut und Hoheit,
die uns als Schutzengel von den Bildern im Schlafzimmer oder den Heiligenbildchen
des 20.Jh bekannt sind. |
Die
Kronen von Maria und dem Jesuskind wurde Anfang des Jahres 2015 von
Christine Zellner und Bildhauer Günther Gruber von der Restaurierungswerkstatt
Wiegerling in Gaisach neu vergoldet. Die beiden Künstler hatten
auch die übrigen Vergoldungen im Kirchenraum im Rahmen der Renovierung
2015 vorgenommen. |
Bekleidete
Gnadenfigur
|
Von
Ostersonntag bis 31. Mai wird die Marienfigur in barocker Manier präsentiert,
d.h. sie wird bekleidet
zu sehen sein. Ebenso von Heiligabend bis zum Festtag Taufe des Herrn,
also dem Sonntag nach dem 6. Januar. In der übrigen Zeit wird
sie in ihrer ursprünglichen, romanischen Gestalt gezeigt.
Das ganze Jahr über steht zudem im Vorhaus eine Kopie der Figur
in ihrer Ursprungsfassung. |
Tabernakel
Auch der vergoldete Tabernakel
ist in seiner Ausgestaltung dem prächtigen Altar angepasst. Der
aus Holz gefertigte und voll vergoldete Tabernakel besitzt zwei Stockwerke:
Im unteren Teil wird hinter einer Türe das Allerheiligste aufbewahrt.
Auf der Türe befinden sich Reliefs von Kelch und Hostie.
Der obere Teil ist eine offene Nische, die innen von kleinen Wendelsäulchen,
außen von Kerzen umrahmt wird. Dahinter ist ein dornenumkränztes
Herz Jesu als Relief
zu sehen; aus der Aorta schlagen Flammen. Hier ist auch der Platz für
das Altarkreuz oder
Tabernakel
von vorne von
der Seite
|
für die Aussetzungsmonstranz.
Dieser obere Teil besitzt einen Aufsatz in Form eines Rundbaues
mit Kuppel und offener Laterne, die Licht von oben hereinlässt
(der Kuppelbau gilt in der Ikonographie als Symbol für die
Kirche). An seiner Hinterseite ein kleines Ölbild auf Metall
mit dem Thema "Himmelfahrt Mariens". Steht man vor dem
Tabernakel, fällt der Blick durch die Öffnung der Laterne
genau auf den zum Himmel getragenen Leib Mariens auf dem Gemälde.
Oberster Abschluss des Tabernakels ist das Auge Gottes in einer
Wolkengloriole.
|

Herz-Jesu
|
Nach Dr.Morsch
ist der Tabernakel als Aufbewahrungsort der Eucharistie das eigentliche
Zentrum des Altars. Das zeige schon die vollständige Vergoldung an;
die Altaraufbauten (Retabel) seien dagegen nur marmoriert. Räumlich
werde das Gnadenbild (Bildpräsenz) mit der Eucharistie (Realpräsenz)
in Bezug gebracht. Durch den prächtigen Tabernakel soll die der Muttergottes
entgegengebrachte Verehrung der Wallfahrer auf Christus umgelenkt werden.
|
Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12.
Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545 - 63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die
heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962 - 65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Assistenzfiguren
Neben dem Tabernakel stehen außerhalb der Säulen die Figuren
der Nebenpatrone der Kirche, der Heiligen Barbara
und Dorothea. Links steht
St.Barbara, rechts Dorothea. Beide blicken nach innen. Bis 1942 waren
sie seitenverkehrt aufgestellt und blickten jeweils nach außen zu
den Betrachtern.
St.Barbara ist mit Krone, Schwert und Kelch dargestellt.
St.
Barbara
|
Hinweis:
Die Heilige ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen
soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia,
während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm
geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Als der Vater
zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ
er sie martern und enthauptete die Tochter selbst. Vor dem Tod hatte
Barbara Gott öffentlich gebeten, dass alle, die der Passion Christi
gedenken, vom Gericht Gottes verschont werden mögen. Der Kelch
mit Hostie in ihrer Hand versinnbildlicht die einem Sterbenden gereichte
letzte Kommunion (Viatikum) und verweist auf ihre Funktion als Sterbepatronin.
Die Abbildung der hl.Barbara nur mit Kelch ist bei uns erst seit dem
15.Jh. üblich (vorher immer mit Turm). |
St.Dorothea mit
einer Krone auf dem Haupt, hält in ihrem Arm einen Korb mit Blumen
und Äpfeln und in der Hand ein Schwert.
|
Hinweis:
Dorothea, Tochter eines römischen Senators lebte um das
Jahr 300. Weil sie nicht die Frau eines heidnischen Richters
werden wollte, wurde sie mit vielen Martern gequält und
schließlich enthauptet. Der Korb mit Blumen und Äpfeln
geht auf eine Legende zurück: Als Dorothea vor ihrem Tod
sagte, sie freue sich darauf, im Paradies Rosen und Apfel brechen
zu können, rief ihr der Schreiber Theophilus höhnisch
zu, sie solle ihm doch welche schicken. Bei ihrer Enthauptung
erschien ein goldlockiger Knabe in sternbesticktem Kleidchen
mit einem Korb voller Rosen und Äpfeln bei Theophilus und
wurde vor dessen Augen entrückt. |
|
St.Dorothea
|
Unterhalb der Reliquiare
ist auf beiden Seiten das Chorgestühl
aus Eichenholz zu bewundern, das mit einem Akanthusmuster
geschmückt ist. Dieses Muster ist auch an den Wangen der Kirchenbänke
zu finden. Hier, am Chorgestühl, sind aber auch die Vorderseiten
verziert (1720). |
Chorgestühl
|
|
Über dem Chorgestühl
auf der linken Seite ist an der Wand ein 180 x 115 cm großes
Ölgemälde
(auf Leinwand) im
Stuckrahmen angebracht. Es zeigt Maria unter dem leeren Kreuz. In
ihrer Brust steckt das Schwert der Schmerzen, das auf in Liebe getragenes
Leid deutet. Im Hintergrund eine Berglandschaft in Gewitterstimmung.
Über den Wolken ein Blick in den Himmel, der eine Vielzahl von
Engeln und Putten
freigibt (um 1700). |
Mater
dolorosa
|
Türbeschlag
|
Vom Chor führt ein
Portal mit gotischem Spitzbogen in das Untergeschoss des Turmes. Die
Türe besteht aus Weichholz mit alten Eisenbeschlägen aus
dem 16.Jh. (Kastenschloss). Auch die gegenüber liegende Sakristeitüre
hat einen wunderschönen Türbeschlag
(siehe Bild). |
Auferstandener
Über der Sakristeitüre steht
auf einem Sockel die Figur des auferstandenen
Christus (Salvator mundi) mit den fünf Wundmalen (18.Jh). Er
segnet den Betrachter. Um sein Haupt strahlt der nur für göttliche
Personen reservierte dreistrahlige Heiligenschein (Nimbus).
|
Hinweis:
Der Figurentypus des Auferstandenen (Salvator Mundi) entwickelte
sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht der Überlieferung
zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer
Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend
aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll.
Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden
Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago
pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete
und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden.
Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich
der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene mit
der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie
als die Schmerzen widerspiegeln. |
Auferstandener
|
Votivbilder
In der Kirche hängen im Altarraum
und unter der Empore viele Votivbilder
für die Errettung von Mensch und Tier aus Gefahrensituationen. Ein
Teil der Gebetserhörungen ist in Mirakelbüchern aufgezeichnet.
Weitere Bilder hängen an den Wänden des Kirchenschiffs und des
Altarraums. Die wertvollsten Bilder befinden sich im Museum.
|
Das
älteste Bild
in Ainhofen war um 1650 für ein "Knäbel mit einem Brichl
oder Leibschaden" gestiftet worden. Weitere Votivbilder beziehen
sich auf Reitunfälle, Unglücksfälle mit Pferden, verschiedene
Krankenheilungen sowie Abwendungen von Nöten und Gefahren im
Spanischen Erbfolgekrieg (1704) und in den Franzosenkriegen der Jahre
1796 und 1800. |
Darunter sind die Votivbilder der Gemeinde Indersdorf aus der Zeit um 1800
und der Gemeinde Langenpettenbach von 1945. Beide Bilder wurden zum Dank
für die Errettung aus Kriegsgefahr gestiftet.
Das Votivbild der Gemeinde Indersdorf
im Altarraum zwischen der Sakristeitüre und dem rechten Seitenaltar
erinnert an die Franzosenkriege Ende des 18.Jh, als die Revolutionstruppen
den Angriff der deutschen Fürsten zurückschlugen und im Gegenzug
Deutschland besetzten und plünderten. Das 99 x 71 cm große Ölbild
(auf Leinwanduntergrund) zeigt in klassizistischem Rahmen eine Wallfahrergruppe
vor der Kirche von Ainhofen. Der Text unter dem Bild lautet:
Votivbild der
Gemeinde Indersdorf
|
"In Kriegesnoth,
als der Franken Heer im Jahr 1796 und 1800 in Deutschland und auch
in unser libes Bairen hereinbrach, und schreken und Verderben Verbreitete,
gelobte die Gemeinde zu Inderstorf einen Bittgang nach Ainhofen, gelobte
Besserung der Herzen und blieb auf Fürbitte der Mutter des Herrn
Mariä von den größten Kriegsübeln befreyt, zur
Linken und zur Rechten fiel schwer auf jedes Ort die Plage des Krieges;
Inderstorf sah 1796 keine Franken, 1800 ward es von Kriegesplagen
gegen andere Orthschaften nur leicht berührt."
An den beiden unteren Ecken ist in kleinerer Schrift ein Gebet im
Stil der damaligen Zeit angefügt:
"Er kann dich nicht verlassen, willst du die Sünde haßen,
und über alles lieben ihn, er nimmt dir allen Jammer hin. Dann
fleht für dich so mütterlich, die Mutter unsers Herren,
den du wirst sie zu ehren, so leben sündenrein wie sie und unerhört
bleibst du dann nie". |
Seit 200 Jahren pilgern die Indersdorfer
alljährlich nach Ainhofen zum Dank an die Bewahrung der Ortschaft in
diesem Krieg.
Das Votivbild der Gemeinde Langenpettenbach
wurde zum Dank für die Bewahrung ihrer Ortschaft im Zweiten
Weltkrieg und beim Einmarsch der Amerikaner im Jahr 1945 gestiftet. Der
Maler des Bildes im geschnitzten Rahmen war Jos.
Albrecht (sign).
Das
113 x 91 cm große Ölbild (auf Leinwand) zeigt eine größere
Anzahl von Personen, die wohl einen Querschnitt der Bevölkerung
Langenpettenbachs darstellen sollen, um einen Altar versammelt. Der
obere Teil des Altars ist hinter einer Wolke versteckt, aus der heraus
das Gnadenbild aus Ainhofen erscheint. Im Hintergrund Ansichten der
Ortschaften Langenpettenbach und Ainhofen.
|
Votivbild der
Gemeinde Langenpettenbach
|
Der Text unter
dem Bild lautet: Die Pfarrgemeinde Langenpettenbach hat während
der Kriegsjahre 1939-1945 und besonders am Ende des Krieges in den
letzten Apriltagen 1945 beim Einmarsch der Amerikaner Gottes gnädigen
Schutz erfahren und hat zum Danke am 14.des Rosenkranzmonats 1945
mit den bereits heimgekehrten Kriegern eine feierliche Wallfahrt
nach Ainhofen ausgeführt und der Gnadenmutter von Ainhofen
zum immerwährenden dankbaren Gedenken dieses Votivbild gestiftet.
|
Der Maler Josef Albrecht
aus München (um 1947) war
übrigens auch in Gundackersdorf (Deckengemälde), Eglersried
(Kreuzwegbilder),
Asbach bei Petershausen (Deckengemälde), und in Weichs (Kreuzwegbilder)
künstlerisch tätig.
Chorbogen
In der Leibung des halbkreisförmigen
Chorbogens sind zwei Medaillons mit einem dornenumwundenen Herzen
(Jesu) mit Kreuz und einem von Rosen bekränzten Herzen (Mariens)
mit Schwert angebracht. Das Herz Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe
Christi. Diese Darstellung verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere
nach der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens XIII.
(1758-1769) im Jahr 1765.
Zelebrationsaltar
Bei
der Renovierung 2015 wurde ein neuer Zelebrationsaltar (Volksaltar)
eingebaut. Der Entwurf stammt vom Münchner Architekten Florian
Gierer, die Ausarbeitung vom Freisinger Steinmetz Manfred Kozel. Kozel
hat auch den Zelebrationsaltar in St.Kastulus Moosburg geschaffen.
Er erhielt 2003 den Kultur-Förderpreis der Stadt Freising. |
Zelebrationsaltar
- 2015
|
Zelebrationsaltar
in Ainhofen besteht aus reinweißem Laaser Marmor, einem harten und
widerstandsfähigen Stein,
der in Laas in Südtirol gewonnen wird. Dieser Stein wurde auch
bei Ruhmeshalle und der Glyptothek in München, beim Schloss Schleißheim,
der Wallhalla, dem World Trade Center in New York und bei vielen Bauwerken
in aller Welt verwendet. |
Die Altarplatte
ruht auf vier kannelierten Pfeilern. Die vorderen Pfeiler sind nach innen
gerückt und geben je nach Standpunkt verschiedene Durchblicke frei.
In einer Bodenintarsie aus rotem Marmor sind die Anfangsworte der Gründonnerstagsgraduale,
einer in der Osterzeit häufig gebeteten Textstelle (Philipper 2,8),
eingraviert: "Christus factus est pro nobis obediens usque ad mortem mortem
autem crucis" (Christus ward für uns gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuze). Die zurückhaltende Formsprache von
Altar und Ambo steht im gewolltem Kontrast zum barocken Hochaltar.
In den Boden
hinter dem Altar werden Reliquien des hl.Franz von Sales in einem Behältnis
aus Klosterarbeit bestattet. Die Ankunft der Reliquien im Januar 2015
-noch mitten unter der Renovierung- haben die Ainhofener mit einer Lichterprozession
gefeiert.
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das 5,55 m hohe Kirchenschiff besitzt
eine Flachdecke, die, ebenso wie das Gewölbe im Chor, mit reichen
Stuckarbeiten in den Farben Weiß, Grün und Rosa geschmückt
ist. In
den Jahren 2008 bis 2015 war die Decke mit Holzkonstruktionen abgesichert,
das Deckengemälde also nur mit Einschränkungen zu betrachten.
2008 hatten sich Putzteile gelöst und waren herabgefallen. Ursache
waren die durch den Wind hervorgerufenen Erschütterungen, die sich
über die Dachkonstruktion auf die historische Flachdecke übertragen
hatten. Deshalb wurden bei der folgenden Restauration die beiden Bauteile
Dach und Decke getrennt.
In
der Nähe des Chorbogens befindet sich das von Stuck umrahmte
Heilig-Geist-Loch.
Die Abdeckbretter
sind mit einer Taube als dem Symbol des hl. Geistes geschmückt.
Hinweis: Die Gestalt der Taube für die künstlerische
Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht
der Taufe Jesu im Neuen Testa-ment. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). |
Heilig-Geist-Loch
|
Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist beweg-te wie eine Taube,
nicht aber aussah wie ein Vogel, hat man die Taube als Symbol für
die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes gewählt.
Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst
Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen
Person in Menschengestalt, wie sie verein-zelt immer noch vorkam(so
z.B. in Deckengemälden der Schlosskapellen in Haimhausen und
Unterweilbach). |
Deckenfresko im Kirchenschiff
Signatur
auf dem
Hundehalsband
(B.D.)
|
Auch
das 4,80 x 3,70 m große Deckenfresko
im Kirchenschiff entstand 1717 durch Benedikt Dersch.
Dafür spricht die Signatur "B.D", die auf dem Hundehalsband
im Fresko zu lesen ist. Leider zieht sich quer durch das Bild ein
Riss.
Das Gemälde im Stuckrahmen zeigt eine selten dargestellte Szene
aus der Bibel: "Esther vor Artaxerxes" (Esth 5,1-3;
7,2-6). In der Babylonischen Gefangenschaft wendete die Jüdin
Esther eine Judenverfolgung ab. Sie war über einen Schönheitswettbewerb
Gemahlin des Perserkönigs Artaxerxes (Ahasver oder Ahaschwerosch)
geworden, der Persien von 465-424 v. Chr. regierte.
Die im Fresko dargestellte Szene einer Audienz Esthers beim König
ist übrigens nicht in der hebräischen, sondern erst in der
jüngeren, griechischen Fassung des Buches Esther enthalten. |
Im
Bild sitzt inmitten
prächtiger Palastarchitektur mit Säulen und Portalen König
Artaxerxes auf einem Thron, mit Turban und Mantel bekleidet.
Auf den Stufen vor dem Thron kniet Esther mit Gefolge, die Hände
zu Artaxerxes ausgestreckt. |
Esther vor Artaxerxes
|
Im
Hintergrund Krieger, im Vordergrund ein Knabe mit dem schon erwähnten
Hund.
Hinter dem König Wappenschilder. Aus dem Mund von Artaxerxes
kommen als Schriftstrahl die Worte "QUID VIS TIBI FIERI"
(Was du dir auch wünschst).
Esther als Fürbitterin und Retterin ihres Volkes wird als Vorläuferin
für Maria gesehen, die durch ihre Fürbitte bei Gott die
Gläubigen rettet. |
An die Außenwände in
der Nähe der Empore sind vier weitere Fresken in Stuckkartuschen
gemalt, von denen aber zwei übertüncht wurden. Die beiden anderen
zeigen Embleme, die sich auf Maria beziehen:
- Auf der Nordseite (links) ein Sonnenaufgang über einem Dorf.
Darüber ein Spruchband mit dem Text "EN SPES DOMIBUS
MARIA ORA PRO N." (Hoffnung den Häusern. Maria,
bitt für uns).
- Auf der Südseite wird ein Brunnen mit drei Schalen und ein
Spruchband mit dem Text "MEA GLORIA SPARGI EST" (Meine
Ehre ist weit verbreitet) gezeigt. Die aufgehende Sonne und
der Brunnen wurden häufig als Sinnbilder für Maria verwendet.
Über der Empore leere Kartuschen
mit den Umschriften "AD VOS QUIA PLENA....VENIO" und "ME
SINE CESSAT OPUS" (ohne
mich entfällt das Werk)
Kanzel
Am Chorbogen -etwas versteckt hinter
dem linken Seitenaltar- ist die barocke Kanzel
an der Nordwand angebracht, die 1720 für 50 Gulden erstellt worden
war.
Hier
musste sich der Prediger weit vorbeugen, um Sichtkontakt zu allen
Zuhörern knüpfen zu können. Die farblich den Seitenaltären
angepasste Kanzel entwickelt trotz der vielen barocken Zierelemente
keine eigenständige Kontur.

Kanzel-
Schalldeckel
|
Besonders
prächtig ist aber der Schalldeckel
gestaltet. An dessen Unterseite das Ölbild einer Hl.Geist-Taube;
auf dem Schalldeckel ein Lamm, das an den guten Hirten verweist.
|
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Kanzel
|
Hinweis: In altchristlicher Zeit wurde die Predigt -ähnlich wie
heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. hat man Kanzeln gebaut, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens
seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden sie nicht mehr benutzt |
Seitenaltäre
 |
Die 2,30 m hohen
Seitenaltäre aus dem Jahr 1719/20 sind in Längsrichtung
an den Wänden des Kirchenschiffs aufgestellt, um in der relativ
schmalen Kirche den Blick auf den Hochaltar mit dem Gnadenbild nicht
zu beeinträchtigen. Auch sie sind mit einem Säulenretabel
ausgestattet (jeweils 2 glatte und 2 gedrehte Säulen) und haben
über dem Gesims
hohe Altaraufsätze.
Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass im Jahr 1719 die damals neuen
Altäre der hl. Anna und dem hl. Nikolaus geweiht und deren Bilder
Inhalt der Altarblätter waren; 20 Jahre später, 1739, war
einer der Altäre umgewidmet: statt St.Nikolaus war nun St.Korbinian
der Patron. 1942 hat man die heute noch vorhandenen barocke Figuren
der Heiligen Petrus und Paulus aufgestellt. |
|
Reliquiare
In der Predella der
Seitenaltäre stehen jeweils zwei barocke Reliquienbehälter.
Sie haben eine angedeutete Pyramidenform.
Die Rahmen bestehen
aus versilbertem Messing mit getriebenen Verzierungen. "Getrieben"
bedeutet, dass das Kunstwerk durch Hämmern von der Rück-seite
her über einer nachgiebigen Unterlage er-stellt wurde.
In den Behältern sind Reliquien aufbewahrt, die mit Gold- und
Silberdrähten, schimmernden Perlen oder Halbedelsteinen, Seide,
Brokat und Samt und Wachs befestigt sind. |
Reliquiare
|
Im mittleren
Teil sind Wachsmedaillons mit Dar-stellungen der Muttergottes, des
hl.Augustinus und der hl.Elisabeth zu sehen. Ganz oben weisen Cedulae,
kleine Zettelchen aus Pergament, auf die Namen der Heiligen, von
denen die Reliquien stammen, hin.
|
Namen auf den
Cedulae:
1.Reliquiar:
|
oben: "S.Cosmi
M; S.Elisabeth; S.Inocenty M; S.Bonifaci M; S.Honori M;
unten: "S.Bonifacii ; S.Fortunati". |
2.Reliquiar:
|
oben: "S.Catharina;
S.Alepa..; S.Fausti M; S.Erculani M;
unten: "S.Bona M; S.Augustinus"; S.Bonus M." |
3.Reliquiar:
|
oben: "S.Evebus;
S.Anna; S.Jucundini; S.Inocentius M; S.Simplicianus M.;
unten: "S.Juliani M; S.Vigilantia"; |
4.Reliquiar:
|
oben: "S.Castus
M; S.Joachim; S.Medestina; S.Severiani M; S.Tranquiliani;
unten: "S.Castus M; S.Severins"; |
Rechter
Seitenaltar
Auszugsbild
Im Auszugsbild der hl.
Sebastian mit Märtyrerpalme und Pfeil in der Hand. Sebastian
war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl
des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte
sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus,
bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen
erschlagen. |
St.Sebastian
|
Auf seine
Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.
Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der
Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
|
Retabel
Der rechte Seitenaltar ist
jetzt dem hl.
Paulus geweiht. Mittelpunkt ist die Statue dieses Heiligen
mit Buch und Schwert in der Hand vor einem mit Blumen bemalten hellblauen
Hintergrund. Die wohl schon um das Jahr 1620 geschnitzte Statue
stand bis 1943 am Chorbogen, wie alte Fotos belegen. Das Buch unter
dem Arm von Paulus weist auf den großen Verkünder des
Evangeliums hin, das Schwert auf den legenden-haften Märtyrertod
in Rom unter Kaiser Nero.
|
St.Paulus
|
Schwerpunkt
der Glaubensverkündigung des Paulus ist die Gnade Gottes, die
er den Menschen erweist. Im Jahr 258, noch zur Zeit der Christenverfolgung,
verlieh ihm die Urkirche die Apostelwürde ehrenhalber.
|
Auf dem Altar stehen seit 2015 zwei Reliquienbehälter,
die vorher im Altarraum angebracht waren.
Linker
Seitenaltar
Aufsatzbild
Im Auszug des Altars ein
Ölbild des hl.Leonhard
mit Vollbart, im Ordensgewand, in der rechten Hand den Abtsstab,
über dem linken Arm die Viehketten. Das Leinwandbild stammt aus
der Zeit um 1900. Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte
um das Jahr 500 als Abt in Frankreich. |

St.Leonhard
|
Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreich-te beim König Clodwig
I., dass viele von ihnen frei-gelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der
Gefangenen. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam wurde
er Schutzpatron der Haus-tiere, weil man die Ketten, mit denen er
in Frankreich abgebildet war, als Viehketten deutete.
|
Retabel
Mittelpunkt des linken Seitenaltars
ist eine Petrusfigur
mit einem versilberten und einem vergoldeten Himmelsschlüssel
in der Hand (um 1620). Auch sie stand bis
1943 am Chorbogen. Der Heilige ist -wie in den meisten Petrusabbildungen
seit dem 4.Jahrhundert - mit rundem Kopf, grauem, krausen Haarkranz
um den Haarbüschel auf der Stirn und mit Bart dargestellt.
|
St.Petrus
|
Der
sog.Himmelsschlüssel, die der Künstler der Petrus-Darstellung
in die Hand drückte, hat den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentiert der Schlüssel
aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Deshalb die beiden
Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir
will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden
wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen
wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht
wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus
übertragen. |
In der Predella
des Altars stehen seit der Renovierung 2015 zwei Reliquienbehälter,
die vorher im Altarraum angebracht waren.
Weitere
Figuren und Bilder
Ecce homo
|
In der Osterzeit stehen
auf einem Seitenaltar die Figur des Heilands, die mit "Ecce
homo" gut umschrieben wäre. Man sieht den gegeißelten
Jesus, mit gebundenen Händen, in einen weiten Mantel gehüllt
-aber ohne Dornenkrone auf dem Haupt (18.Jh)
|
|
Noch vorhanden
ist eine weitere Marienfigur (Mater
dolorosa mit einem großen Schwert in der Brust), wie
sie üblicherweise unter dem Kruzifix im Kirchenschiff steht
(18.Jh). Dieses Schwert erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird
ein Schwert durch die Seele dringen"
Vor der Renovierung 2015 stand die Figur auf dem rechten Seitenaltar.
|
Mater
dolorosa
|
An der Nordwand
ist auf einer Konsole das früher auf dem Seitenaltar stehende
Muttergottesbild
angebracht. Es ist von einem blau gefärbten und an den Spitzen
vergoldeten Stehrahmen im Stil des Rokoko umgeben. Bei dem Gemälde
handelt sich um eine Kopie des Maria-Hilf-Bildes aus Passau. Maria
hält auf dem rechten Arm das Jesuskind, das sich an den Hals
Mariens schmiegt. Das 36 x 29 cm große Ölbild auf Leinwand
wurde in der 2.Hälfte des 18.Jh gemalt. Mehr über die
Maria-Hilf-Bilder im Landkreis Dachau finden
Sie hier ...
|

Maria-Hilf-Bild
|
Kreuzigungsgruppe
Vor dem Brunnenbild hängt ein großes
Kruzifix aus dem Jahr 1718
mit einem aus vielen Wunden blutenden Corpus.
Kreuzigungsgruppe
|
Hinweis: In den
frühchristlichen Kirchen wurde das Kreuz ohne den Corpus des
Gekreuzigten angebracht. Dann aber wurde Christus am Kreuz als lebender
und über den Tod triumphierender, göttlicher Sieger mit
geöffneten Augen und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst
im hohen Mittelalter (etwa seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung
des leidenden und toten Gekreuzigten, die Betonung des Menschseins
Jesu durch, wie wir es von unseren Kirchen kennen. |
Kreuzifix
1718
|
Unter dem Kreuz
die Figur der Mater dolorosa. Maria
steht händeringend unter dem Kreuz (Anfang 18.Jh). Ihre Brust
ist mit einem Schwert durchbohrt. Dieses Schwert erinnert an das Simeonwort
im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir
selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen".
|
Mater
dolorosa
|
Auf eine Holztafel wurde der Text
des Ablass-Schreibens von Papst Benedikt XIII. aus dem Jahr 1724
gemalt.

per Mouseklick zu den Beschreibungen
Apostelleuchter |
Die kunstvollen
Apostelleuchter
an der Wand dürften aus dem Jahr 1717 stammen. Sie bestehen aus
Schmiedeeisen in Durchstecktechnik. Apostelleuchter erinnern an das
in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen
Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel
errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Kirchenbänke

Kirchenbank |
Die Kirchenbänke
im Langhaus (12 Doppelreihen) haben kunstvoll geschnitzte Kirchenstuhlwangen
aus Eichenholz. Das Muster entspricht dem vieler Kirchenstühle
im Dachauer Land. Es trat erstmals 1695 in Glonn auf und wurde
ab 1717 zunächst in Ainhofen und dann auch in Albersbach,
Arnbach, Arnzell, Aufhausen, Bergkirchen, Hilgertshausen, Markt
Indersdorf, Ottmarshart, Pasenbach, Pipinsried, Walkertshofen,
Weichs, Westerholzhausen und in Westerndorf verwendet.
Mehr über die Kirchenbänke auf der Empore
finden Sie hier...
Hinweis: Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen.
Die ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich
langsam im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab es einige
Stühle an den seitlichen Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst die
Kirche viel mehr Menschen; bei dichtem Gedränge während des Gottesdienstes
schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde
zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft, in der jeder seinen
festgefügten Platz hatte. Im 16.Jh. sind zuerst die evangelischen
Kirchen mit Bänken ausgestattet worden, weil dort die Predigt
als Medium der Heilsvermittlung einen größeren Raum einnimmt.
Die katholischen Kirchen zogen erst später nach. Die Bestuhlung
war einer der Gründe, dass die Kirchen zu Beginn der Barockzeit
vergrößert werden mussten.
|
Kreuzwegstationen
innen
Die 1878 von Michael Trettenbach gestifteten Kreuzwegbilder
wurden vor einigen Jahren entfernt und durch die Metallplatten des
früheren Kreuzwegs ersetzt, der von 1727 an über 280 Jahre
lang bis zum Jahr 2004 auf dem Fußweg von Gundackersdorf nach
Ainhofen führte. Ein solcher, über mehrere Kilometer führender
Kreuzweg war einmalig im Dachauer Land. |
Kreuzwegbild
|
Er
wurde, wie der Indersdorfer Mönch Penzl Mitte des 18.Jh schrieb,
im Jahr 1729 in Form von 15 Standsäulen aus Holz errichtet.
Der Heimatforscher Otto Hefele nimmt an, dass der Kreuzweg wegen
des Vikars aus dem Kloster Indersdorf geschaffen wurde, der mehrmals
wöchentlich diese Strecke zu Fuß zurücklegen musste.
1855 wurden die Holzsäulen erneuert und in einer "Entfernung
von jeweils 130 Schritten" aufgestellt. Die Bildnischen waren
mit "hübsch gemalten Stationsvorstellungen versehen",
wie es hieß. 1883 wurden Steinsäulen aufgestellt |
mit Bildern des
Malers Schalger aus Indersdorf. 1936 mussten auch sie restauriert werden.
1968 standen die Kreuzwegstationen der Flurbereinigung im Wege.
Deshalb wurden sie an die Teerstraße verlegt.
Neue Bilder wurden vom Kunstmaler August Kröninger aus München-Trudering
geschaffen. Kröninger, 1893 in Kempten (?) geboren, hatte ab 1919
an der Akademie der Bildenden Künste studiert. Der Künstler
hat auch als Restaurator nach dem 2.Weltkrieg Großartiges geleistet
(Kirchen in Pasing und Berg am Laim).
In Ainhofen beschädigten kurz nach der Verlegung Vandalen diese
Bilder an der Straße. Sie wurden schließlich aus den Säulen
herausgenommen und in die Kirche von Ainhofen gebracht. Dort sind sie
als Kreuzwegstationen noch heute zu sehen. Der Vanda-lismus ging weiter,
auch die Ersatzbilder, Fotografien aus Papier hinter Glas, wurden zerstört
und die Metallkreuze auf den Stati-onen abgeschlagen. 2004 wurden die
inzwischen "blinden" Steinsäulen von der Straße
entfernt und im Friedhof von Ainhofen wieder aufgestellt.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
das Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Kreuzwegstationen
außen
Im Jahr 2005
erhielten die von der Straße genom-menen Säulen neue
Kreuze und Reliefbilder
aus Bronze, die in Italien hergestellt wurden und die die italienische
Darstellung des Kreuzwegs wiedergeben.
Dort beginnt der Kreuzweg im ersten Stationsbild mit dem Abendmahl
und endet mit der Auferstehung im 14.Stationsbild. Dafür fehlen
das zweite Bild des dreimaligen Zusammenbrechens Jesu unter dem
Kreuz sowie die Kreuzabnahme.
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Kreuzwegstation
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Eine Reihe der übrigen Kreuzwegstationen hat eine andere Stationsnummer.
Den Unterschied können Sie ersehen, wenn Sie die Unterschriften
unter den Kreuzwegstationen innen und außen vergleichen.
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1. Station
Jesus feiert mit
seinen Jüngern
das Abendmahl
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2. Station
Jesus wird
von Pilatus
zum Tod verurteilt
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3. Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
|
4. Station
Jesus begegnet
seiner
Mutter Maria
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5. Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
|
6. Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
das Kreuz tragen
|
7. Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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8. Station
Jesus fällt
zum weiteren Mal
unter dem Kreuze
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9. Station
Jesus tröstet
die weinenden
Frauen
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10. Station
Jesus wird
seiner Kleider
beraubt
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11. Station
Jesus wird
ans Kreuz
geschlagen
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12. Station
Jesus
stirbt
am Kreuz
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13. Station
Jesus wird
ins Grab gelegt
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14. Station
Auferstehung
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Wenn Sie sich eine Zusammenstellung
von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen und mehr
über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten, klicken
Sie hier...
An der Rückwand
des Kirchenschiffs ist ein großes Messingkreuz
ohne Corpus an der Wand befestigt. Es handelt sich um das ehem.
Turmkreuz, das bis zur Renovierung von 2006 die Haube krönte.
|
ehem. Turmkreuz
|
In der Nähe des Eingangs
steht der 63 cm hohe, blau bemalte Opferstock
mit 3 Schließgurten und einer Verkleidung aus Blech. Er stammt
aus dem 17. oder 18. Jh. |
Opferstock
|
In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich
dafür interessieren, klicken Sie hier..
|
Empore
Die stützenlose Empore wurde im
19.Jh auf ihre heutigen Ausmaße erweitert. Ursprünglich reichte
sie nur bis zur ersten Fensterachse. Die Emporenbrüstung ist
mit Gemälden von Josef Albrecht,
München (sign), aus dem Jahr 1941 geschmückt.
Josef Albrecht ist auch Maler des Votivbildes aus Langenpettenbach (s.oben).
In der Mitte der Brüstung ist ein
Engelskonzert für Maria zu sehen.
Maria hält ein
Spruchband mit dem
Text "Ave Maria" in der Hand. Links u. rechts spielen
Engel mit Trommel und Geige. Auf beiden Außenseiten der Empore
sind Bilder mit Blumen und Schriftbändern
gemalt.
|
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Engelskonzert
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Die
Texte auf den Schriftbändern lauten (nach dem Psalm 150):
"Laudate dominum in sono tubae - laudate eum in psalterio et
cithara"
"Laudate eum in tympano et choro, laudate eum in cordis et organo".
|
|
deutsch: Lobet den HERRN
mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfen! Lobet ihn mit Pauken
und Reigen, lobet ihn mit Saiten und Pfeifen! |
Orgel
Die
Orgel mit 5 Registern (Kegellage
mit pneuma-tischer Traktur) stammt aus der Zeit um 1905 (andere Quelle:
1910) und wurde von Willibald Siemann aus München erbaut. Sie
ist in einem neubarocken Gehäuse mit einteiligem Prospekt untergebracht.
Der Spieltisch steht frei. Siemann zählte seinerzeit zu
den ersten Adressen im bayerischen Orgelbau.
|
Orgel v. 1905
|
Eine Vorgängerorgel dürfte aus der Zeit um 1846 gestammt
haben. Jedenfalls ist bekannt, dass Anton Schin aus Neuburg damals
einen Kostenvoranschlag mit 4 Registern eingereicht hat, der wohl
auch ausgeführt wurde. 08)
|
Die Orgel besitzt (nach Brenninger
Stand 1976 08)
)
folgende Disposition:
|
I. Manual (C-f''''): Principal
4', Salicional 8', Gamba 8', Gedeckt 8',
Pedal: (C-d'): Subbaß
16',
Koppeln: IUk
I, Ok I, Volles Werk
|
|
Allgemeines zur Orgel.
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich
der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in
die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (weltliches)
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der "offene"
Orgelprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
2012 war geplant, die Empore wieder
auf den barocken Zustand, also vor der Erweiterung im 19.Jh. zurückzusetzen.
Zudem soll die Orgel verkauft und eine neue Truhenorgel im Altarraum aufgestellt
werden. Das Baureferat der Erzdiözese begründet diese Maßnahme
mit der statischen Gefährdung der stützenlosen Empore. Durch
diese Maßnahme werde das ikonographische Programm im Innenraum wieder
ablesbar, sodass die Kirche von der Eingangsseite her stimmig wahrnehmbar
werde. Die Kirchenverwaltung und viele Gläubige sind gegen diese
Maßnahmen, die mit 31.000 Euro (Empore) und 15.000 Euro (Orgel)
veranschlagt sind.
Kirchenbänke
auf der Empore

Kirchenbänke
auf der Empore
|
Die sechs grob behauenen
Kirchenbänken
auf der tiefen Empore sind noch recht ursprünglich; man glaubt,
dass sie noch aus dem 16.Jh stammen. In sie sind viele Namen eingekratzt
oder eingeschnitzt, darunter mehrfach der Name "Paulus Phöchtl",
der im Übrigen auch an den Bänken von Gundackersdorf zu
lesen ist.
An den Bänken auf der Empore in Ainhofen sind auch Namensschilder
angebracht, die früher den Bewohnern eines Hofes oder den Mitgliedern
einer Familie einen festen Platz sicherten. Diese festen Plätze
in der Kirchenbank waren in der Regel an den Hof gebunden; der Käufer
eines Anwesens erwarb auch den mit dem Anwesen verbundenen Kirchenstuhl.
Solche Namensschilder sind auch noch in den Kirchen von Odelzhausen,
Altomünster, Dachau, Eglersried, Einsbach-Hl.Blut, Langenpettenbach,
Puchschlagen, Asbach und in der Taxakapelle erhalten. |
Namensschilder an
den Emporenbänken
|
Leider nur noch
Geschichte ist der kleine Karner, der bis 2005 in einer Nische des
Vorhauses seinen Platz gefunden hatte und an das Beinhaus erinnerte,
das früher wohl an der Stelle des Vorhauses stand. |
Mariengrotte
|
Die Nische wurde
nunmehr in eine Mariengrotte
verwandelt, mit der Kopie des Gnadenbildes als Mittelpunkt und einem
einfachen Gitter davor. An der Seite steht ein Lichterbaum für
Opferkerzen. |
ehem.Karner
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Der
kleine Karner
war noch durch ein wunderbares, schmiedeeisernes Gitter (mit Akanthusrankenmuster
in Durchstecktechnik) aus der Zeit um 1720 gesichert. In ihm waren
noch einige Totenschädel aufbewahrt, auf die die Namen
der Verstorbenen gemalt war. Auf dem Gitter hielten zwei Engel
ein Spruchband zu beiden Seiten eines Kelches. Der Text lautete, einem
Kirchenlied entsprechend: "Christus ist mein Leben, Sterben ist
mein Gewinn". Auch an die Wand war ein Spruch gemalt: "Hin
geht die Zeit, her kommt der Tod, Mensch tue recht und fürchte
Gott" |

ehem.Karner
|
|
Hinweis: Das Beinhaus oder
Karner (lat.carnarium=Fleischkammer) war vom Mittelalter bis zum
19.Jh. eine meist an die Kirche in der Nähe des Eingangs angebaute,
zweigeschossige Friedhofskapelle, in deren Untergeschoss die Gebeine
der schon lange Verstorbenen aufbewahrt wurden, um Neuzugängen Platz zu machen (Zweitbestattung). Ursprünglich hatte jeder Pfarrfriedhof,
neben an oder unter der Kirche einen Karner. Auf den Synoden von
Münster und Köln (1279/1280) wurden sie zwingend vorgeschrieben.
In früheren Jahrhunderten
war die Lebenserwartung niedrig und die Kindersterblichkeit hoch;
42 Prozent der Kinder starben im ersten Lebensjahr
36)
. Deshalb gab es damals im Verhältnis
zur Bevölkerungszahl mehr Beerdigungen als heute. Friedhöfe
waren immer um die Kirche herum angelegt und kaum erweiterungsfähig.
Im Jahr 1058 beschränkte man die Grenzlinien der Friedhöfe
auf 60 Schritte im Umkreis des Altars für Hauptkirchen und
30 Schritte für Kapellen. Weiter entfernt konnte man sich des
Segens der im Altar ruhenden Reliquien und der Fürbitte des
Heiligen nicht sicher sein. So war es üblich, die Gräber
schon nach 5 bis 10 Jahren wieder zu verwenden. Zudem gab es keine
Familiengräber; der nächste Tote erhielt das frei werdende
Grab. Manche Totenschädel in den Beinhäusern wurden auch
bemalt oder mit Inschriften versehen, um sie der Anonymität
zu entreißen. Karner waren besonders in Bayern, Österreich
und Ungarn verbreitet; sie standen an katholischen und protestantischen
Gotteshäusern. In den letzten hundert Jahren wurden die Karner
abgerissen bzw. in Lourdeskapelle, Abstellräume oder Vorhäuser
umgewandelt. In manchen Kirchen wie hier in Ainhofen erinnert aber
noch eine Nische mit einigen Totenköpfen an die frühere
Trauerkultur. Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher
an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen.
|
Im Vorhaus stand früher
eine Büste des Wohltäters von Ainhofen, Matthias
Trettenbacher, dem Stifter des Kreuzwegs von 1878 (und dem
Großonkel des Indersdorfer Priors Sutor). |
Stifter Matth.Trettenbach
|
Diese Büste
ist nunmehr in der Kirche in der Nähe des Eingangs untergebracht.
|
Monstranz
Bei besonderen Anlässen und Gottesdiensten findet die 70 cm hohe
Monstranz Verwendung.
Sie ist aus Messing getrieben und gegossen. Über einem ovalen
Fuß erhebt sich ein Schaft mit Palmetten. Ein Strahlenkranz
und ein mit Steinen besetzter Kranz aus Ähren und Weintrauben
umgeben das vierpassförmige Schaugefäß, in dem die
geweihte Hostie Aufnahme findet. Die Monstranz wurde um 1900 erstellt. |
Monstranz
|
Wenn Sie die Internetseite des
Pfarrverbands Indersdorf besuchen möchten, klicken Sie hier...
Die Gottesdienstordnung finden Sie hier...
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Pleickhard/Stumpf, Bayern ein geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches 1852 (Statistik)
03) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des
Erzbisthums München-Freising, 1880
04)
Historischer Atlas von Bayern,
Teil Altbayern, Heft 11/12, 1958 (Gerichtstag 850)
05)
Max Gruber, Die Wallfahrtskirche
in Ainhofen, Amperland 1965/1
06) Adolf Wacker, Zur Indersdorfer
Kloster- und Ortsgeschichte, 1905
07) Max Gruber, Die Kistlerfamilie Prugger in Dachau,
Amperland 1975/1
08)
Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
09)
Georg Brenninger: Orgeln in
Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
10)
Heinrich u.Margarete Schmidt,
Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Batnae)
11)
Max
Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister, Amperland
1982/3 (Mich,Schneider)
12) Anton
Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres
1560, 1986
13)
Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2 (Hans Glockengießer, Czudnochowsky)
|
Vom
Hans Glockengießer, der 1506 für Ainhofen eine Glocke
gegossen hat, sind mir nur wenige Lebensdaten bekannt. In Nürnberg
gab es um das Jahr 1500 eine Familie, die 'Glockengießer' genannt
wurde. Drei dieser Familie trugen den Vornamen Hans. Von einem Hans
II. ist bekannt, dass er 1492 die Lehmform für den Metallglobus
von Martin Behaim herstellte. Er soll von 1490 bis 1559 gewirkt haben.
Hans II. wird wohl auch 1506 den Glockenguss für Ainhofen vorgenommen
haben. Der Glocken- und Geschützgießer übernahm nach
dem frühen Tod seines Bruders Andreas übernahm er 1486 die
Gießhütte und das Wohnhaus seines Vaters Conrad. Von seinem
Vetter Nicolaus Gnotzhamer übernahm er -wohl als Grundstock-
74 Zentner Glocken und das Werkzeug. Hans heiratete die Witwe des
Münzmeisters Sachs. starb am 14.7.1521 und ist in Röthenbach
bei St.Wolfgang begraben. |
14)
Manfred H. Grieb, Nürnberger
Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker ... S. 481.
2007
15)
Max Gruber, Im Amperland tätige
Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Reggauer)
16)
Gottfried
Weber, Die Romanik in Oberbayern, 1990
17)
Georg
Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
18)
Robert
Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer
Landes, 1991
19)
Dr.Stefan
Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1992
20)
Dr.Georg
Brenninger, Aus der Kirchengeschichte von Ainhofen, Amperland 1995/1
21)
Otto
Hefele, Leere Nische, die vom Leiden Christi erzählen soll, Dachauer
SZ vom 30.1.2002
22)
Dachauer
Kurier vom Juli 2003
23)
Peter
Dorner, Indersdorfer Chronik-aus der Reihe Publikationen der Akademie der
Augustiner-Chorherren von Windesheim, 2003
24)
Weihnachtspfarrbrief
Indersdorf 2017 S. 58.
25)
Hans Kornprobst, Die inkorporierten
Pfarreien und Kirchen des Augustinerchorherrenstifts Indersdorf, Amperland
2004/2
26)
Otto
Hefele, Geschichtliches über Ainhofen, 2005
27)
Münchner Kirchenzeitung
v. 30.10.2005 (Erlass von 1058)
28)
Max Gruber, Burgen und Schlösser
in Deutschland und deutschsprachigen Ländern und Regionen (www.burgeninventar.de)
29)
Sabine Remiger, Münchner
Kirchenzeitung v. 3.9.2006 (Petrus)
30)
Dachauer
Nachrichten vom 13.10.2008 (Studie zur Figur)
31)
Dachauer
Nachrichten vom 15./16.10.2011 (Renovierung)
32)
Dachauer
Nachrichten vom 4.9.2013 (Renovierung)
33)
Dr.
Dieter Gerhard Morsch, Das Gnadenbild und die Marienwallfahrt von Ainhofen,
Amperland 2009/03 (Legende, Altar, Figur)
34)
Matrikelbuch
AdbK, www.matrikel.adbk.de/05ordner/mb_1884-1920/jahr_1919/matrikel-05801,
Zugriff 2015 (August Kröninger)
35)
Dr.Carmen Roll,Leiterin des Diözesanmuseums
Freising, Vortrag 2010 (nackte Putten)
36)
Prof.
Dr.Wilhelm Liebhart, Das Landgericht Dachau in der frühen Montgelaszeit,
Amperland 1994
37)
Dr.
Dieter Gerhard Morsch, Das Gnadenbild von Ainhofen, Amperland 2012/04 (technol.Untersuchung)
38)
Dachauer
SZ vom 28.12.2011 (Emporenrückbau), 9.6.2012 (Renovierung)
39)
Dr.
Dieter Morsch, Die Kirchen im Pfarrverband Indersdorf 2014 (Figur in
der Nische, Nebenpatrone)
40)
Dr.Mich.Rademacher,
Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/,
2015 (Statistik 33,39)
41)
Josef
Ostermair, Franz v.Sales-Reliquie vorgestellt, Dachauer Nachrichten vom
28.1.2015 (Reliquie)
42)
Matrikelbuch
AdbK, www.matrikel.adbk.de/05ordner/mb_1884-1920/jahr_1919/matrikel-05801,
Zugriff 2015 (August Kröninger)
43)
Josef
Ostermair, Dachauer Nachrichten vom 7.Mai 2015 (Vergolder der Kronen im
Rahm.d.Renovierung)
44)
Pressemitteilung
des Erzbistums München und Freising vom 11. Mai 2015 (Zelebrationsaltar
und Einweihungsfeier)
45)
Josef Ostermair, Dachauer Nachrichten
vom 12. und 18. Mai 2015 (Einweihungsfeier, Videoleinwand)
46)
Dr.Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung
der Decanate, 1820 (Statistik)
47)
Josef Ostermair, "Stand
am Anfang eine Bildschändung", Dachauer Nachr. v.12./13.1.2019
(500-Jahrfeier)
108 Bilder: Otto Hefele (1),
Hans Schertl (104)

9.3.2018
Die
Milchgrotte in Betlehem
Die Milchgrotte
ist eine Höhle bei Bethlehem, einen Kilometer von der Geburtsgrotte
entfernt. Namensgeber ist der weiße Kalkfelsen der Grotte, eine
geologische Besonderheit der Gegend. Das pulverisierte weiße Felsgestein
der Grotte wird Marienmilch genannt. Man presste es häufig in Form
kleiner Figuren, von denen man bei Bedarf etwas Material abschabte (Schabfigürchen)
und in Wasser gelöst trank. Seit dem 6. Jahrhundert wird die Milchgrotte
als Heiligtum der stillenden Gottesmutter verehrt. Hier steht eine Wallfahrtskirche
mit einem Gnadenbild der Maria lactans als Mittelpunkt. Dies ist die besondere
Verbindung zur Wallfahrtskirche in Ainhofen.
Der
Legende nach soll sich die Gottesmutter in der Höhle vor den Gerichtsdienern
des Herodes in Sicherheit gebracht haben. Hier soll auch der Ort gewesen
sein, wo Joseph vom Engel im nächtlichen Traum den Auftrag erhielt,
nach Ägypten zu fliehen. Joseph drängte die gerade stillende
Maria zur Eile und dabei fielen ein paar Tropfen ihrer Muttermilch auf
den Boden. Sogleich färbte dieser sich vom üblichen Rot in strahlendes
Weiß. Dem Volksglauben nach nahm dadurch der Felsen heilende Eigenschaften
an, vor allem für Mütter, die aus medizinischen Gründen
ihre Kinder nicht stillen konnten. Dankesbriefe von 1.800 Paaren aus den
letzten 20 Jahren geben Zeugnis davon.
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