Filialkirche
St. Emmeram in GLONN
Adresse: 85229
Markt Indersdorf, Glonntalstraße 50
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
|
Kurzbeschreibung
Die Kirche in
Glonn bei Indersdorf, eine Filiale der Pfarrei Indersdorf, ist dem
hl.
Emmeram geweiht; sie ist die einzige Kirche im Dachauer
Land, die diesen Heiligen zum Patron hat.
Die erste Erwähnung
der Ortschaft Glonn datiert aus
dem Jahr 774. Ob damals hier auch schon ein Kirchlein gestanden
ist, geht aus der Urkunde nicht hervor.
Doch bei Ausgrabungen im Zuge der letzten Kirchen-renovierung fand
man Reste einer Holzkirche und einer romanischen Kirche.
Glonn war wohl
die Urpfarrei im Indersdorfer Gebiet. Bis zum Jahr 1221
blieb es (damals Glanerdorf genannt) selbstständige Pfarrei,
zu der auch St.Michael in Langenpettenbach als Filialkirche gehörte.
Dann schenkte Bischof
Gerold von Freising die Pfarrei dem Kloster Indersdorf, "in
Anbe-tracht der geringen Einkünfte des Klosters und der
weit-gerühmten umfangreichen Gastfreundschaft der Mönche"
heißt es in den Unterlagen.
Die Seelsorge versahen nun die Mönche. Glonn blieb dem
Kloster incorporiert bis zu dessen
Auflösung 1783. Seither ist es eine Filiale der Pfarrei
Indersdorf. |
Deckenstuck
|
|
Die Filialkirche
St.Emmeram ist ein einfacher, flach gedeckter Saalbau.
Die Mauern des Langhauses stammen großenteils noch aus der Romanik.
Der Chor wurde in gotischer Zeit (um 1500) angebaut; er ist außen
an den Stützpfeilern
zu erkennen. Die Kirche wurde in barocker Zeit (wohl um 1700) erneuert
und in den 1740er Jahren neu ausgestattet. Im Jahr 1884 hat man die Kirche
nach Westen verlängert.
Der Zwiebelturm stammt im unteren Teil -wie
der Chor- aus gotischer, im oberen Teil aus barocker Zeit
Innenausstattung
Im Inneren prägt ein sehr reicher Deckenstuck
aus der Zeit um 1701/1702 mit stark plastischen Rahmen-, Muschel- und
Fruchtgebindeformen das Bild.
Altäre
Der prächtige Choraltar wurde
von Rochus Emaus 1741 geschaffen.
- im Altarauszug ein Dreifaltigkeitsgemälde
- in der Altarnische eine Muttergottesfigur
- Assistenzfiguren stellen den Kirchenpatron
St.Emmeram und den hl.Georg dar
(geschnitzt von Johann Martin Sailler).
Die Seitenaltäre
aus dem Jahr 1745 sind schräg angebracht. In den Aufsätzen
Herz-Jesu und Herz Mariä-Reliefs.
Links: Magdalenenaltar
- in der Mittelnische Figur der Patronin
- Assistenzfiguren: St.Barbara u.St.Katharina
St.Petrus
u.St.Augustinus
Rechts: Sebastiansaltar
- in der Mittelnische eine Figur des Patrons
- Assistenzfiguren: St.Johannes und Paulus
Auf den Altären stehen insgesamt 6 kunstvoll
verzierte Reliquiare.
Um den Choraltar hängen
im Altarraum zwölf geschnitzte Apostelkreuze
mit Halterungen für Apostelleuchter. Jeder Apostel wird in
einem Halbrelief dargestellt. Sie stammen vom Künstler Franz
de Paula Arnoldt.
An der südwestlichen Langhauswand hängen sieben Holzreliefs
zur Emmeramlegende aus der
Zeit um 1750.
|
|
In einer Nische an
der Langhausnordwand steht eine Pieta mit
schönem Faltenwurf aus dem beginnenden 15.Jh. (Steinguss).
Die Kanzel
besitzt einen bauchigen Korb, einen flachen Schalldeckel und ein Relief
des Guten Hirten an der Rückwand.
Die Orgel
mit 6 Registern wurde um 1880 von Anton Bouthillier aus Öttingen
errichtet.
In der Kirche werden folgende
Heilige als Figuren oder in Bildern dargestellt:
Denkmal
Die
Kirche gehört zu den Baudenkmälern
der Gemeinde Markt Indersdorf
40) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-131-20; "Glonntalstraße
50r; Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, im nördlichen
Winkel Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube, Chor und Turm spätgotisch, Langhaus
wohl um 1700, 1884 nach Westen verlängert; mit Ausstattung" enthalten.
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen kunsthistorischen Hinweisen
Die Ortschaft Glonn wurde
urkundlich erstmals im Jahre 774 als Clanae (Name des Flusses
Glonn) im Zusammenhang mit einer Schenkung erwähnt, 18 Jahre
nach der Ermordung des hl. Bonifatius in Friesland und 50 Jahre nach dem
Tod des hl. Korbinian in Freising. In der Karwoche dieses Jahres sah sich
der reiche Grundbesitzer Onolf veranlasst, seinen Besitz in Allach, Glonn
und Röhrmoos an die "in der ummauerten Stadt Freising gelegene Kirche
der seligen unbefleckten Maria, der Jungfrau Gottes und der Mutter des
Herrn" zu übergeben. Freising war damals Sitz des Bischofs und nahm
Schutzfunktionen im umliegenden Land wahr.
Onolf hatte seinen Sohn Keparoh "durch räuberische Nachstellung"
(wie er selber schreibt) verloren. Es dürfte sich um einen Sippenstreit
gehandelt haben. Die Schenkung von 774 sollte dem Seelenheil des Getöteten
dienen.
Der
zweite Sohn von Onolf, Hrodinus, war für den geistlichen Stand
bestimmt; so befürchtete Onolf ein Aussterben der Sippe. Für
den Fall, dass Hrodinus aber kein Priester werden würde, durfte
er die Besitzungen bis zu seinem Ableben nutzen. Und dieser Fall trat
wohl ein. Der zweite Sohn entschied sich -für frühmittelalterliche
Adelsfamilien verständlich- für die "Weiterführung
des Blutes", also für eine Heirat und gegen das Priestertum.
Später werden in Urkunden Nachkommen von ihm in Allach und (Unter/Ober-)
Weilbach erwähnt. 06)
|
Erwähnung Glonns in der
Urkunde (gelber Text)
10)
|
Interessant ist auch der Schluss der
Urkunde, in dem darauf hingewiesen wird, dass die Zeugen nach gutem baierischen
Brauch an den Ohren gezogen worden waren ("et haec testes per aures
tracti"); sie sollten sich später besser an das Rechtsgeschäft
erinnern können. 36)
Geschichte
der Kirche
Ob im Jahr 774 in Glonn schon ein
Kirchlein gestanden ist, geht aus der Urkunde nicht hervor.
Doch bei Ausgrabungen im Zuge der letzten Kirchenrenovierung fand man
Reste einer Holzkirche und einer romanischen Kirche. Man nimmt an, dass
Glonn sogar die Urpfarrei im Indersdorfer Gebiet gewesen sein könnte.
Dann müsste sie aber schon kurz nach der ersten Jahrtausendwende
bestanden haben.
Bis
zum Jahr 1221 war Glonn (damals Glanerdorf genannt) selbstständige
Pfarrei, zu der auch St.Michael in Langenpettenbach als Filialkirche gehörte.
Manche glauben, dass Glonn und Weichs eine gemeinsame Pfarrei gebildet
haben, doch in einer Urkunde aus der Zeit von Mai 1266 sind beide Pfarrer,
Chuenrad von Weichs und Rudolf von Glonn genannt. Das spricht für
getrennte Pfarreien.
Inkorporation in das Kloster
Indersdorf
Unter dem Bischof Gerold von Freising wurde die Pfarrei Glonn in das Stift
Indersdorf inkorporiert, d.h. dem Kloster geschenkt, mit der Begründung:
"in Anbetracht der geringen Einkünfte des Klosters und der weitgerühmten
umfangreichen Gastfreundschaft der Mönche".
Nach der Chronik des Indersdorfer Priors Morhart vom Jahr 1734 soll die
Übertragung an die Bedingung geknüpft gewesen sein, erst ein
geeignetes Pfarrhaus in Glonn zu bauen.
Die Schenkung
der Pfarrei Glonn an das Stift Indersdorf könnte eine der vielen
großzügigen Gesten von Bischof Gerold gewesen sein, wegen der
er später abgesetzt wurde. Jedenfalls galt er seinen Zeitgenossen
als zu großzügig mit den Gütern der Kirche: die steinerne
Gedenkplatte im Kreuzgang des Freisinger Doms verkündet dies in ungewohnter
Offenheit:
"Gerold, Bischof dieses Stuhles, starb am 29.März.
Schlecht hat er die Kirche regiert während seiner 11 Jahre. Er hat
viele
Güter der Kirche entzogen, die aber alle zurückgewonnen
wurden durch seinen Nachfolger Konrad von Tölz, wie aus der
goldenen Kaiserbulle und aus anderen Schriftstücken
zu ersehen ist."
Bischof Gerold wurde 1230 abgesetzt, weil er die Finanzen und die juristische
Position der Diözese ruiniert hatte. Er blieb Domherr und starb 8
Monate später.
Die Pfarrei wurde tatsächlich
längere Zeit nicht übernommen, weil Probst und Konvent von Indersdorf
trotz der päpstlichen Bestätigungen von 1221 und 1232 fürchteten,
die Pfarrei sei nicht in der (juristisch) rechten Weise inkorporiert worden.
Wahrscheinlich waren dem Kloster die Vorbehalte der Freisinger Bischofsadministration
bekannt. Erst als der Nachfolger auf dem Freisinger Bischofsthron, Konrad
von Tölz, der sich nach dem Text auf dem Epitaph bemühte, die
verschenkten Güter zurück zu gewinnen, die Pfarrei mit Urkunde
vom 27.7.1266 noch einmal übertrug, waren die kirchenrechtlichen
Bedenken zerstreut. Bei dieser zweiten Schenkung wurde ausdrücklich
vermerkt, ein Pfarrhaus sei nicht notwendig. Die Kirche liege nahe genug
am Kloster, sodass der jeweilige Pfarrvikar zum Chorgebet, zum Tische
und zum Schlafen leicht heimkehren könne. Da die Pfarrei Glonn 1266
noch mit Pfarrer Rudolf besetzt war, dauerte es mit der tatsächlichen
Übernahme bis zum Tode dieses Pfarrers im Jahr 1270. 05)
Nach anderer Überlieferung soll
die Übertragung der Pfarrei mit der Zusicherung verbunden gewesen
sein, Glonn werde wieder eine eigene Pfarrei, wenn das Kloster in Indersdorf
aufgelöst werden sollte. Dazu kam es aber bei der tatsächlichen
Aufhebung des Klosters 1783 nicht. Pfarrei blieb weiterhin Indersdorf.
Separate Pfarrmatrikel von Glonn wurden erst 1729 angelegt; vorher wurden
Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle in den Matrikeln der
ebenfalls nach Indersdorf inkorporierten Kirche Langenpettenbach geführt.
Welche Rechte
das Kloster Indersdorf in Glonn hatte, ist im Urbar von 1493 aufgeführt:
26)
|
"Glonerdorff:
Dye pfarrkirchen sand haymran mit irn zu kirchen oder töchtern
petenbach, ärntzell, herrentzell und ainhofen, darzu all zehent
klain und groß, pfärrlich recht, kirchträcht unnd
all ander grechtigkait ist unser und unnsers wirdigen gotzhauß
eingeleibts freysaigen. mügen die kirchen und menschen fürsehen
durch ainen unnsers connvents oder aine capellon, wie uns verlust
unnd die zehent heben wir all klain und groß".
(BayHStA, Kl Indersdorf 41, S.59) |
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird auch die Kirche in Glonn als
Filialkirche von Indersdorf erwähnt ("Understorff habet quatour
filias ... s.Emerami in Glan cum sepulturis"); es hatte also schon
damals einen Friedhof. 01)
Um 1430
In gotischer Zeit wurde die Kirche unter Belassung eines Großteils
der Außenmauern umgebaut. Der heute noch erhaltene Chor mit seinen
Stützpfeilern dürfte vorher nicht vorhanden gewesen und damals
neu errichtet worden sein. Auch der Turm stammt aus der Gotik.
Vielleicht gehörte zur Erstausstattung dieser gotischen Kirche auch
die Pieta, deren Entstehungsjahr auf 1430 datiert wird. Das könnte
im Umkehrschluss auf eine Bauzeit der Kirche in der 1.Hälfte des
15.Jh. schließen lassen. Dazu würde auch die bei der Renovierung
um 2008 entdeckte Ausmalung des Chorbogens passen, die eine Madonna zeigt
und um 1500 geschaffen worden sein soll. Ausmalungen hat man häufig
erst einige Zeit nach dem Kirchenbau durchgeführt, wenn wieder Geld
vorhanden war.
Visitationsbericht von 1560 20)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger
Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht
V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer
und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch
herzogliche Bevollmäch-tigte durchgeführt. Grund war die durch
die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über das Kloster Indersdorf ist auch "St.Emeranus
in Glan" kurz erwähnt. Er malt kein gutes Bild von der Glonner
Kirche; weder Gebäude noch Ausstattung waren zufriedenstellend. Dazu
heißt es:
"bey der kirchen, kirchmaur, stielen, fahne etc.
stet es nit wohl". Das Sakramentshaus ist zwar noch "wol beschlossen
und
beleucht". Das Allerheiligste und die heilige
Öle wurden aber nicht liturgisch rein behandelt. Das Taufwasser befand
sich in
einem Krug ("Baptismus ist in aim kriegl").
Der einzige Kelch wurde 3 Jahre vorher gestohlen. Außerdem waren
vorhanden:
2 geschriebene Messbücher, 4 gute und 2
zerrissene Messgewänder und ein zerrissenes Liturgiebuch.
Barocke Umbauten im 17. und 18.Jh.
In barocker Zeit wurde die Kirche in mehreren Schritten umgebaut:
1665
..... Lieferung
von 3 Antependienrahmen um 36 Kreuzer durch den Kistler Paul Schuster
aus Indersdorf 19)
1666/67 Arbeiten
am neuen Hochaltar durch den Kistler Paul Schuster aus Indersdorf
19) und
Bildhauer
Johann Schenck aus Aichach (1666: Anzahlung für Hochaltar
15 fl. ; 1676: 13 fl. für Figuren) 15)
1668
..... Kleine
Arbeiten an der Kirche durch Hans Underberger aus Glonn
32)
1669
..... neuer
Opferstock von Michael Gätting 23);
auch der Maler Kaspar Engelschalk war in diesem Jahr für die
Kirche
in Glonn tätig. 16)
1675/80 erstellte
der Kistler Fridolin Liechti (nach der Kirchenrechnung) einen Hochaltar
(1675) 19)
1680
.....
wurde der gleiche Handwerker für
"das Abbrechen und Wiederaufrichten von Altären" entlohnt
19)
um 1701 hat man neuen Stuck aufgebracht
(barocker Umbau) .
1715 lieferte
Martin Schwarzenpacher aus Karpfhofen einen Sakristeikasten (=Schrank)
für 15 Gulden 19)
1715
..... schnitzte Bartholomäus Ebert/Eberle/Öberle
aus Friedberg vier kleinere Statuen von St.Emmeram, St.Georg,
St.Sebastian
und St.Magdalena für den Choraltar um 5 Gulden 30 Kreuzer
1740/46 In der Zeit um 1740 erhielt die Kirche
neue Altäre, die von Rochus Emaus aus Freising 33)
und
Melchior Obermayr
konzipiert und von Benedikt Dersch
gefasst wurden 09).
Kirchenstühle, Kanzel und Portaltüre wurden durch den
Kistler Melchior Obermayr aus Indersdorf erneuert 19).
(Choraltar 1741, Kanzel u. Seitenaltäre 1745,
Ausmalung 1746).
1755
..... In der Zeit um 1755 arbeitete der Bildhauer Franz
de Paula Arnoldt (1724-1788) für die Kirche. Er schnitzte 1753
die
Apostelleuchter (aus Lindenholz), die mit je einem Apostel in Halbfigur
geschmückt sind. Nach den
Kirchenrechnungen
stammen von diesem Künstler auch die Figuren von Gottvater, von Christus
auf der Rast,
von Johannes und 4 Juden (1754 für 24 Gulden) sowie Christus am Ölberg,
8 weitere Figuren und Engel
(1755, 24 fl. ) und ein Auferstehungschristus (1756, 4 fl. 30 kr).
Schmidt'sche Matrikel von 1740 01)
In der Zeit um 1740, also mitten
in den Umbaumaßnahmen, hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt
alle Pfarreien der Diözese Freising besucht und in der nach
ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben.
Zur "Ecclesia filialis s.Emmerami in Glon" bemerkt er,
die Kirche sei schön erneuert worden. Sie besitze drei Altäre
von denen der Hochaltar dem hl.Bischof und Märtyrer Emmeram,
die Seitenaltäre der hl.Magdalena und dem hl.Sebastian geweiht.
Das Kirchweihfest falle auf den sechsten Sonntag nach Pfingsten.
In der Kirche befänden sich ausreichende Messgewänder.
Um die Kirche sei ein Friedhof mit Beinhaus angelegt. Im Turm hingen
zwei geweihte Glocken.
|
|
Beschreibung
1880 04)
In der Statistischen Beschreibung
des Erzbistums München und Freising vom Beneficiaten an der Domkirche
Anton Mayer aus dem Jahr 1880 ist im Kapitel über die Pfarrei Indersdorf
auch die Filialkirche St.Emmeram in Glonn enthalten. Im Dorf selbst wohnten
237 Seelen (in 44 Häusern). Über die Kirche schreibt er:
"Erbauungjahr unbekannt. Sehr restaurationsbedürftig. Renaissancestyl.
Geräumigkeit für die Filialgemeinde kaum zureichend. Baupflicht
die Kirchenstiftung. Kuppelthurm mit 2 Glocken: a) die größere:
"Mich goß Wolfgang Hubinger
von Müchen anno 1826" b) die kleinere: "Sub Gelasio Praeposito
Fusa ab A.B. Ernst
Monachii 1750". 3 Altäre. Cemeterium (=Friedhof) bei
der Kirche, ohne Capelle. Stiftungen 8 Jahrtage, 49 Jahrmessen. Eigener
Meßner da, der auch gewöhnlich die Cantordienste versieht.
Kirchenvermögen: 11.100 Mark".
Im Jahr 1884 wurde die Kirche
nach Westen verlängert.
Beschreibung 1895 35)
Die Kirche
von Glonn ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde.
|
"Kirche.
- Im Inneren an den Wänden sieben Holzreliefs mit Darstellungen
aus der Legende des hl. Emmeram und zwei Holzreliefs
mit Scenen aus dem Leben der Maria Magdalena aus der
Zeit um 1750, künstlerisch zwar wenig bedeutend, aber
frisch aufgefasst.
- Eigensinnig sind auch die aus Holz geschnitzten Apostelleuchter,
deren Schild je einen Apostel in Halbfigur zeigt;
um 1750.
- Außen in einer Nische an der Südseite des Chores eine Beweinung
Christi: Maria sitzt auf einer Bank,
deren Schmal-
seiten mit Masswerk belebt sind, und hält im Schoss
den Leichnam des göttlichen Sohnes, dessen Füsse auf dem
Mantel der Mutter ruhen. Namentlich durch den edlen Faltenwurf
ausgezeichnete bemalte Holzgruppe aus dem Ende
des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts. H. 66 cm." |
Renovierungen, Umbauten und Ausstattungen ab dem 19.Jh.
- 1884 Kirchenverlängerung
- 1978 Turm
- 2000-2008 außen und innen - Kosten: 620.000 Euro
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1852: Gemeinde mit 47 Familien und 202 Einwohnern
02)
1867: Gemeinde mit 199 Einwohnern in 68 Gebäuden
Ortschaft mit 188
Seelen in 64 Gebäuden (dazu Wildmoos mit 11 Einw. in 4 Geb.)
03)
1874: Ortschaft mit 237 Einwohnern in 44 Häusern
Baubeschreibung
Die Filialkirche St.Emmeram
ist ein einfacher, flach gedeckter Saalbau.
Das Langhaus
hat noch Umfassungsmauern aus romanischer Zeit. Es wurde in barocker Zeit
(wohl um 1700) umgebaut (Stuck von 1701) und in den 1740er Jahren neu
ausgestattet (Choraltar 1741, Kanzel u. Seitenaltäre 1745, Ausmalung
1746).
Im Jahr 1884 hat man die Kirche nach Westen verlängert.
Der nur wenig eingezogene
und mit drei Seiten
geschlossene Chor wurde in gotischer Zeit (um 1500) angebaut; an
seiner Außenseite wird er durch zweifach abgesetzte Stützpfeiler
stabilisiert. Im Inneren ist der Chor gewölbt. Bei einer der letzten
Renovierungen fand man dort spätmittelalterliche Fresken.
Die
Sakristei ist an der Ostseite (hinter dem Hochaltar) angebaut.
In ihr beeindruckt ein außergewöhnlich schön gestalteter
Sakristeischrank
(1715), der von Kunstschreiner Martin Schwarzenpacher aus Karpfhofen
stammen dürfte 19).
Der mit vielen Schüben ausgestattete Schrank aus dunklem Holz
ist mit vergoldeten Blütenschnüren und einer großen
Akanthusverzierung geschmückt.
Hinweis: In der Sakristei werden die Paramente (Messgewänder)
und die für die Kirche benötigten Gerätschaften aufbewahrt.
Dort ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst die
liturgischen Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt
übrigens das lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung
"heilig bzw. geweiht". |
Sakristeischrank
|
Der Zwiebelturm stammt im unteren
Teil aus dem 15.Jh. Er steht im nördlichen Chorwinkel (am Übergang
zwischen Chor und Langhaus). 1978 wurde er restauriert.
Ob die drei im Jahre 1750 für Glonn gegossenen Glocken noch
vorhanden sind, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls wird in den Protokollen
zur Ablieferung im 1.Weltkrieg darauf hingewiesen, dass Glonn seine "Glocken
widerrechtlich zurückbehalten" habe. 17)
Zwiebelturm
|
Hinweis: Die so
typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung
von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem
Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung
der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste
Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige
Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen
Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in
Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister
unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560
errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln,
die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden,
mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben
spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des
Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen".
39)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen
möchten, klicken Sie hier...
|
An der südlichen Außenwand der Kirche ist eine Kreuzigungsgruppe
zu sehen.
Oben ein großes
Kruzifix, das mit einem halbrunden Blechdach vor Witterungseinflüssen
geschützt ist. Das Kreuz soll bis 1900 als Kanzelkreuz in der
Kirche gehangen haben.
Unmittelbar unter dem Kreuz ist eine Ädikula, ein kleiner, nach
vorne offener Vorbau angebracht. In ihr steht, hinter einem Gitter
Maria, die schmerzensreiche Mutter, die mater dolorosa. Sie ist in
ein rotes Kleid und einen blauen Mantel gekleidet. In ihrer Brust
steckt ein Schwert, das Haupt ist von einem Kranz aus 12 Sternen umgeben.
|
Hinweis:
Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein
Schwert durch die Seele dringen". Die zwölf Sterne erinnern
an die Apokalyptische Frau, die Johannes in der Geheimen Offenbarung
beschrieben hat. Sie war in der Vision vom Strahlenkranz der
Sonne umgeben, über ihrem Haupte standen zwölf Sterne
als Symbol für die zwölf Stämme Israels. Die
Apokalyptische Frau wurde in frühchristlicher Zeit als
Symbol für die Kirche angesehen und erst später mit
Maria identifiziert. |
|
Kruzifix
mit Mater dolorosa
|
An der südlichen
Außenseite der Kirche sind zwei Epitaphe angebracht.
Neben dem Eingang zum Kirchenschiff
an der Südostseite hängt das Epitaph für "den
ehrengeachteten Herrn" Josef Arzberger,
den ehem. Kunstmühl- und Ziegeleibesitzer von Glonn. Er wurde
am 4.Juli 1833 geboren und starb mit 69 Jahren am 15.Oktober 1902.
Das Epitaph ist aus Marmor. Der obere Teil enthält das Halbrelief
von Jesus Christus mit einer Dornenkrone. Unter dem Epitaph befindet
sich ein in die Wand eingelassenes separates Weihwasserbecken.
|
Epitaph
1902
|
|
Josef
Arzberger war der Sohn von Leonhard Arzberger und Wallburga Golling,
den Besitzern von Mühle, Wirtshaus und Sägewerk (und Ziegelei
?) in Glonn. Er war das zweite von insgesamt neun Kindern. Josef heiratete
1859 Notburga Prummer (*1835) aus Pipinsried und übernahm den
elterlichen Betrieb. Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor, von denen
keines älter als vier Monate wurde. Nach dem Tod seiner Frau
Notburga (im Juli 1875) heiratete Josef Arzberger Frl. Katharina Thalhammer
aus Pfaffenhofen/Ilm. Sie hatten in den 12 Jahren ihrer Ehe keine
Kinder. 1895 verkaufte Johann Arzberger Mühle, Gasthaus und Sägewerk
an die Schönbrunner Gastwirts-leute Hohenester, die es heute
noch besitzen. Arzberger widmete sich in seinen letzten Jahren der
Ziegelei, die er kurz vor seinem Tod 1902 an die Fam. Huber verkaufte.
37)
|
Neben dem Eingang zur Sakristei
ist an der Außenwand ein weiteres Epitaph aus Marmor angebracht,
das an den zu Beginn des Ersten Weltkriegs gefallenen
Michael Doll aus Glonn erinnert. Das Epitaph besitzt einen
Aufsatz mit einem Rundmedaillon, in dem ein Christuskopf umrahmt
mit Mosaikornamenten zu sehen ist.
Text: "Zum Andenken an den tugendreichen Jüngling Michael
Doll, Schreiner und Bürgermeisterssohn v.hier. Soldat im 7.Feld.ARt.Reg.,
geb. 30.Nov. 1893. Er starb den Heldentod für das Vaterland
am 25.Aug.1914 i.Frankreich."
|
Epitaph
1893
|
Innenausstattung
Decke
Im Inneren überrascht den Besucher ein sehr reicher Deckenstuck
aus der Zeit um 1701/1702, mit stark plastischen Rahmen-,
Muschel-, Blattwedel- und Fruchtgebinde-Formen. Lange Zeit war der Stuck
überweißelt. Im Rahmen der Renovierung 2000 wurde die Chordecke
mit den harmonischen Pastellfarben der Entstehungszeit ausgemalt. Die Flachdecke
im Kirchenschiff war ursprünglich einfacher gestaltet und wurde erst
im Zuge der Kirchenerweiterung von 1884 durch zusätzliche Rosen
und Akanthusranken dem Detailreichtum und der Farbigkeit des Chorgewölbes
angeglichen.
Choraltar
Choraltar
v. 1741
|
Der prächtige Choraltar
ersetzte beim großen barocken Umbau den erst 65 jährigen
Altar von Fridolin Liechti aus Glonn von 1675. Nach Dr.Morsch war
der Choraltar, wie auch die beiden Seitenaltäre, als Grundbestand
schon nach der Stuckierung um 1705 entstanden und zunächst
mit älteren Bildern und Figuren ausgestattet. Vollendet in
seiner heutigen Form wurde er um 1740 von Rochus Emaus (Ebenaus)
aus Freising 33).
Die Kirchenrechnung weist das Salär für 1741 aus. Die
Fassung (Bemalung) des Altars übernahm 1741 der Maler
Benedikt Dersch
(*1686 in Wolfratshausen, +1757 in Freising) .
Halbkreisförmig steht das rot/weiß marmorierte Rokokoretabel
um den Tabernakel. Zwei gedrehte Säulen außen und zwei
glatte Säulen innen stützen das vorkragende Gebälk,
auf dem der Altarauszug sitzt, flankiert von zwei Engeln (von Johann
Martin Sailler geschnitzt 15) ).
In der Mittelnische befindet sich eine Muttergottesfigur, zwischen
den Innen-und Außensäulen stehen die Assistenzfiguren.
Auf und nebem dem Tabernakel hat man vier Reliquiare platziert.
|
Altarauszug
Im
abgerundeten Auszugbild
unter dem Segmentgiebel werden die drei Erzengel Gabriel, Michael
und Raphael abgebildet.
|
Gabriel-Michael-Raphael
|
- Gabriel kniet -mit einer
Lilie ausgestattet- links
auf der Wolke. Er erinnert an die Verkündigung.
- In der Mitte hält St.Michael die Seelenwaage und ein
Kreuz in seinen Händen. Er erinnert an das
Jüngste Gericht.
- Der rechte Engel ist Raphael. Er hat einen kleinen
Begleiter dabei, der ihm sein Attribut, den
Wanderstab hält.
|
Mittelnische
In der Mittelnische sitzt die Figur der Muttergottes
mit dem Kind auf dem Arm. Es handelt sich um eine frühbarocke
Figur um 1620 der Weilheimer Schule. Das Kind hat man, dem Geschmack
um 1900 entsprechend, erneuert.
Maria ist in ein kostbares
vergoldetes Gewand gekleidet. Sie trägt das lange Haar der
nicht verheirateten Frau. Auf dem Haupt sitzt eine barocke Krone.
In der rechten Hand hält Maria ein Zepter.
|
Muttergottesfigur
|
Das Jesuskind steht auf dem
Schenkel Mariens und hält ein Kreuz in der Hand, ein Hinweis
auf seine spätere Leidensgeschichte. In der anderen Hand könnte
es früher -der Haltung der Finger entsprechend- das fehlende
Attribut für die Königswürde, den Reichsapfel, gehalten
haben.
Ursprünglich (ab 1741)
war Mittelpunkt des Altars ein Mariengemälde, passend zum Auszugbild,
das bis zum Altar herabreichte. Erst um 1900 hat man das Gemälde
durch den Tabernakel und die Marienfigur ersetzt.
|
Assistenzfiguren
Als Assistenzfiguren stehen Skulpturen des Kirchenpatrons, des hl. Emmeram
sowie des hl. Georg zwischen den Säulen.
Sie wurden von dem Freisinger Bildhauer Johann Martin Sailler geschnitzt
15).
Anmerkung: Der Historiker Max Gruber vertrat 1982 die Auffassung, dass
die Assistenzfiguren (sowie die Seitenaltarfiguren St.Sebatian und Maria
Magdalena) von Bartholomäus Ebert (Öberle) stammen. In der Kirchenrechnung
seien 1738 dafür 5 Gulden und 30 Kreuzer veranschlagt worden. 15)
St.Emmeram
|
St.Emmeram
ist im Bischofsornat mit den für ihn typischen Attributen abge-bildet:
Eine Leiter und ein Beil.
Emmeram, in Frankreich geboren, war im 7.Jh. Bischof von Regensburg.
Wegen Familienstreitigkeiten wurde er ermordet. Sein Körper
wurde, auf eine Leiter gebunden und zerhackt. Emmeram kam nach 649
als Glaubensbote nach Bayern und ließ sich in Regensburg nieder,
wo er viele Heiden bekehrte.
|
|
St.
Georg ist in eine römische Rüstung gekleidet, mit
einem Kreuz auf seinem Brustpanzer und einer Lanze in der Hand. Zu
seinen Füßen liegt ein Drache.
St. Georg ist ein legendärer Heiliger. Er war Soldat des römischen
Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien
oder Lydda wegen seines Glaubens enthauptet.
|
St.Georg
|
Der
Heilige hatte nicht nur zu Herzog Theodo, sondern auch zu dessen Familie
ein gutes Verhältnis, dazu gehör-te auch Ota, der Tochter
des Herzogs. Sie war mit dem Beamten Sigibald befreundet und erwartete
von ihm ein Kind; die beiden vertrauten sich Emmeram an. Dieser nahm
die Vaterschaft auf sich, um den richtigen Vater vor der Bestrafung
zu schützen 652 begab er sich auf eine Pilgerreise nach Rom;
unterwegs ließ Otas Bruder Lantfried ihn der Überlieferung
nach zur Strafe an eine Leiter binden und ihm die Glieder stückweise
abhacken. Der Henker begann bei den Fingerspitzen, danach riss er
ihm die Augen heraus und schnitt ihm Nase und Ohren ab. Schließlich
enthauptete er Emmeram. Aus dem Himmel wurde ihm daraufhin eine Leiter
herabgereicht, was als Zeichen für seine Unschuld diente. Gedenktag
22. September |
|
Der
Drache, der sich grimmig
unter dem Fuß von Georg windet, weist auf folgende Legende hin:
In einem See vor der Stadt Silena in Lybia hauste ein Drache, dem
die Einwohner täglich Lämmer und später Kinder opfern
mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern überstanden
hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt
worden war.
Als der Drache
auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze
und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte.
Gedenktag: 23.April |
Drache
|
|
In Wikipedia ist im Artikel über St.Emmeram
vermerkt:
"Lange Zeit wurde der historische Wahrheitsgehalt der Legenden um
Emmeram angezweifelt. Eine anthropologische Analyse der in St. Emmeram
bestatteten Gebeine wies jedoch Spuren der schweren Misshandlungen nach.
Sämtliche Hand- und Fussknochen fehlten. Die Unterarmknochen zeigten jedoch
Spuren von Schlägen mit scharfkantigen Gegenständen. Auch das Nasenbein
war verletzt. Auf das Herausziehen und Herausschneiden der Zunge wiesen
die dabei oft auftretenden Verletzungen des Vordergebisses und des Unterkieferastes
hin. Auf den historischen Kern der Emmeramslegende deutet auch ein in
Aschheim gefundener leerer Grabschacht, der sich in der wahrscheinlich
ersten Kirche am Ort befand und als damalige vorübergehende Ruhestätte
des Bischofs interpretiert wurde".
Tabernakel
Der Tabernakel aus
vergoldetem Holz ist wie eine kleine Altarwand konzipiert: Zwei
weiße, gedrehte Säulchen und kleine vergoldete Pilaster
stützen das Gebälk. Auf der Tabernakeltüre ist als
Relief ein Kelch (mit Hostie) eingraviert; er ist unten von Gewölk,
oben von einem Strahlenkranz umgeben.
Der Tabernakel kam erst um 1900 auf den Altar.
|
Tabernakel
|
Auf dem Tabernakel steht ein
barockes Kruzifix aus Silber oder aus versilbertem Messing: Neben
diesem Kruzifix und neben dem Tabernakel stehen Reliquiare.
Vor dem Tabernakel befindet
sich das Ewig-Licht, in dem das brennende Öllämpchen
darauf hinweist, dass im Tabernakel eine geweihte Hostie aufbewahrt
wird.
|
|
Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische
Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt
zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls
in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit
frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung
verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter
wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt
dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung
änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische
Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar
an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran
festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Reliquiare
am Tabernakel
|
In
der Reliquie (lat. reliquiae = Überrest) verehrte man
den Heiligen selbst. Durch die Reliquie
war er dem Gläubigen unmittelbar gegenwärtig. Dabei war
unwichtig, ob es sich um die echten Gebeine des Heiligen handelte
oder ob die Reliquie nur mit den echten Gebeinen in Berührung
gebracht worden war. Damit wurde in der christlichen Kirche ein Brauch
fortgesetzt, der schon im Altertum weit verbreitet war. Bereits im
Heroenkult antiker Zeit, in der Verehrung von besonders herausragenden
und ausgezeichneten Menschen nach ihrem Tod, standen deren Grab und
Gebeine im Mittelpunkt des Kultes. Von den Gräbern der Märtyrer,
der Heroen des Christentums, hat der Heiligenkult seinen Ausgang genommen.
Reliquien waren den Gläubigen Unterpfand für die überirdische
Kraft des Heiligen, für seine besondere Stellung zu Gott, die
er sich durch seinen Märtyrertod oder durch ein besonders frommes
und gottgefälliges Leben erworben hatte. |
Prozessionslaterne,
Vortragekreuz und Kreuzstange
An den Kirchenbänken im Altarraum
sind links eine Prozessionslaterne, rechts eine Kreuzstange befestigt.
Beide werden bei Prozessionen mitgetragen.
Auf einer sehr kurzen, gedrechselten Stange ist eine weiß lackierte
Laterne befestigt,
in die einfarbig rote und mit Mustern verzierte weiße Gläser
eingesetzt sind. Die Laterne ist mit vergoldeten Akanthus-motiven
geschmückt. |
Prozessionslaterne
|
Prozessionslaternen wurden früher vor allem bei der Fronleichnamsprozession
mitgetragen. Sie hatten keine Beleuchtungsfunktion, sondern sollten
(ähnlich wie das Ewig-Licht vor dem Tabernakel) auf die Anwesenheit
des Leibes Christi in der geweihten Hostie hinweisen. |
Im Altarraum hängt links ein großes Vortragekreuz, an der rechten
Seite steckt eine Kreuzstange.
Vortragekreuz
|
Das Vortragekreuz
ist sehr groß. Der Korpus ähnelt dem Kruzifix, das gegenüber
der Kanzel im Kirchenschiff hängt. Lediglich die blutenden
Wunden sind realistischer ausgeprägt; zudem ist der senkrechte
Kreuzbalken erheblich länger. Das Lendentuch ist seitlich zu
einer großen Schlaufe gebunden. Das Kreuz dürfte aus
dem 18.Jh stammen.
Auch auf der Kreuzstange
ist ein Corpus befestigt, der jedoch viel kleiner und weniger detailliert
ist. Sie dürfte in der Zeit des Historismus in der 2.Hälfte
des 19.Jh entstanden sein.
Hinweis: Kreuze und Kreuzstange
werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie
bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein
Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen,
Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden
Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei
anderen Prozessionen, z.B. an Fronleich-nam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
|
Kreuzstange
|
Apostelkreuze
im Altarraum
Um den Choraltar
hängen im Altarraum zwölf geschnitzte Apostelkreuze
aus der Zeit um 1750
35) mit Halterungen für
Apostelleuchter. Jeder Apostel wird in einem Halbrelief dargestellt.
Sie stammen vom Dachauer Bildhauer Franz Paul Arnoldt (1724-1788 oder
85), Franz
de Paula Arnoldt
genannt, der auch in den Kirchen von Altomünster, Schwabhausen,
Dachau St.Jakob, Pipinsried und Bergkirchen künstlerisch tätig
war. |
|
Nach den Kirchenrechnungen
schnitzte Franz de Paula Arnold in der Kirche von Glonn auch die Figuren
von
- Gottvater,
- von Christus auf der Rast,
- von Johannes und 4 Juden (1754 für 24 Gulden)
- Christus am Ölberg
- 8 weitere Figuren und Engel (1755, 24 fl. ) und
- ein Auferstehungschristus (1756, 4 fl. 30 kr).
Die Fassung der Reliefs hatte Johann Georg Vogt
(1722-1771) übernommen und dafür eine Entlohnung von 10
Gulden erhalten. |
|
|
|
|
|
|
Andreas
|
Bartholomäus
|
Jakobus
d.Ältere
|
Johannes
|
Matthias
|
Matthäus
|
|
|
|
|
|
|
Paulus
|
Petrus
|
Philippus
|
Simon
|
Judas
Thaddäus
|
Thomas
|
Im
Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895 werden
die Reliefs als "eigensinnig" beschrieben. 35)
Sakristeiglocke
Die Sakristei
ist an der Ostseite der Kirche angebaut. Der Zugang zur Kirche
liegt hinter dem Hochaltar. An dieser Stelle ist an der Wand eine
Sakristeiglocke, auch Chorglocke
genannt, angebracht, die in ein kunstvolles Gestänge eingepasst
ist.
Die Glocke wird geläutet, wenn Priester und Ministranten die Sakristei
verlassen und den Chor betreten; sie gibt das akustische Zeichen
für den Beginn des Gottesdienstes.
|
Sakristeiglocke
|
Auferstandener
|
Nur in der Osterzeit
wird die Figur des Auferstandenen
Christus im Kirchenraum aufgestellt. Die übrige Zeit
des Kirchenjahres hat er in der Sakristei seinen Platz.
Der in einen rot-blauen Umhang gekleidete Christus hält einen
Kreuzstab in der Hand. Die sonst übliche Siegesfahne fehlt. Deutlich
zu sehen sind Christi Kreuzigungswunden an den Händen und in
der Seite. Das bärtige Gesicht ist von langen Haupthaaren umflossen.
Auffällig ist die Krone auf seinem Haupt: die Dornen haben sich
in Goldverzierungen verwandelt. Die Krone weist ihn als Christkönig
aus. |
Zelebrationsaltar
Der
Zelebrationsaltar
wurde in den 1970er-Jahren
im Zuge der Liturgiereform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische
Konzils aufgestellt. Er wurde dem barocken Stil des Choraltars nachempfunden.
Anfang 2013 stand allerdings ein einfacher Holzaltar mit konischer
Form in der Kirche. Er könnte Platzhalter für den endgültigen
Altar an dieser Stelle sein. |
Zelebrationsaltar
|
Der Zelebrationsalter
ersetzt liturgisch voll den Hochaltar. 34)
zur Geschichte des Zelebrationsaltars hier
klicken... |
Heiligenfiguren
An den Wänden der Kirche stehen
drei weitere Heiligenfiguren, die vor allem für die ländliche
Bevölkerung eine große Bedeutung haben. Es sind
- die wichtigste weibliche Heilige: St.Notburga und
- die beiden wichtigsten männlichen Heiligen: St.Leonhard u. St.Isidor.
St.Leonhard
|
Im Altarraum stehen auf hohen
barocken Sockeln Schnitzfiguren des hl.Isidor
(rechts) und des hl.Leonhard
(links). Sie wurden wie die Altarfiguren von Johann Martin Sailler
geschaffen
15) .
Die Gewänder beider Figuren sind vergoldet und versilbert.
Die Heiligen waren und sind vor allem bei der bäuerlichen Gläubigen
sehr beliebt. Leonhard ist in ein Abtsgewand gekleidet und hält
Abtsstab und Viehketten in den Händen. Isidor ist mit einem
Dreschflegel dargestellt.
Leonhard lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später
als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen
und erreichte für viele beim König Clodwig I. ihre Freilassung.
Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in
Ketten liegen". Nach der Reformation wurde er Schutzpatron der Haustiere,
weil man die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als Viehketten
deutete. Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte
abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
|
St.Isidor
|
Isidor
(1070 - 1130) lebte im 12. Jh. als Knecht bei einem Baron in Spanien.
Er zeichnete sich durch treue Pflichterfüllung, aber auch durch eifrige
Gebetsübungen und Wohltätigkeit aus. Der Gutshof blühte unter seiner zwar
Arbeit auf, doch der Neid der Mitknechte ließ diese dem Herrn petzen,
Isidor vernachlässige seine Arbeit und bete stattdessen ständig. Als ihn
der Baron bei der Arbeit kontrollierte, sah er den Heiligen beten und
Engel, die während dieser Zeit den Pflug führten. Isidor starb
"eines heiligen Todes". Nach 40 Jahren öffnete man sein Grab in der St.
Andreas-Kirche in Madrid und fand ihn unverwest. Isidor ist Patron der
Bauern und wird um Hilfe gegen Dürre; für Regen und gute Ernte angerufen.
Sein Fest wird am 15.Mai gefeiert.
Die
Notburga-Figur steht im
hinteren Teil des Kirchenschiffs. Sie ist in Silberfarbe (Gewand)
und als Inkarnat (Gesicht und Hände) gefasst. Notburga hält
mit der rechten Hand eine Sichel in die Höhe. In der anderen
Hand trägt sie einen Kübel. Um die Taille sind Schlüssel
als Zeichen für die verantwortungsvolle Hausfrau gebunden. |
St.Notburga
|
Die in Bayern ungemein beliebte
Notburga war eine Bauernsmagd aus Tirol. Auf Vorhaltungen des Bauern,
sie verschenke zuviel Essen an Arme, verwandelten sich die Brote
in ihrer Hand in Späne. Noch bekannter ist das Sichelwunder: Als
sie der Bauer, entgegen geltender Abmachungen anwies, auch nach
dem Gebetläuten noch auf dem Feld zu arbeiten, warf sie die Sichel
in die Luft, wo sie zum Entsetzen des Bauern hängen blieb.
|
|
Sie ist eine der wenigen
Heiligen, die aus ganz einfachen Verhältnissen kam und kein geistliches
Amt innehatte. Gedenktag:
14.September
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Linker Seitenaltar
St.Magdalena
|
Die Seitenaltäre
aus dem Jahr 1745 stehen schräg in den Ecken des Chorbogens,
um die Sicht der Gläubigen auf den Hochaltar nicht zu beeinträchtigen.
Die Retabel bestehen aus Holz und sind rot/weiß/blau marmoriert,
d.h., mit Marmormuster bemalt. Zwei Säulen mit vergoldeten
Kompositkapitellen stützen ein vorkragendes Gebälk, auf
dem ein Altarauszug sitzt.
Im Zentrum jedes Retabels befindet sich eine tiefe Nische mit einer
Figur des jeweiligen Altarpatrons. Assistenzheilige sind nicht vorgesehen.
Deshalb stehen die Heiligenfiguren auf dem Altartisch.
Die Altäre gestaltete 1745 der Kistler Melchior Obermayr
aus Indersdorf, der auch in Pipinsried/St.Wolfgang tätig war.
Man geht davon aus, dass er anstelle der ursprünglichen Altarbilder
die Mittelnischen mit Sockelunterbau eingebaut hat. Die Fassung
wird dem Maler Benedikt Dersch
(*1686 in Wolfratshausen, +1757 in Freising) zugeschrieben, der
dafür (und für die Fassung der Kanzel) 128 Gulden erhielt.
|
Rechter
Seitenaltar
St.Sebastian
|
Die Altaraufsätze auf
dem Gebälk sind blau marmorierte Tafeln mit rotbraunen Leisten. Sie
werden oben durch einen Segmentgiebel geschlossen, auf dem noch eine Gloriole
steht. In den umrandeten Feldern finden wir Symbole für die Liebe
Christi und Mariens zu den Menschen: das Herz Jesu und das Herz Mariens
im Strahlenkranz. Aus den Herzen lodert die Flamme der Liebe. Die Herz-Jesu-Darstellung
verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere nach der Einführung des
Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens XIII. (1758-1769) im Jahr 1765. Das
Herz Mariens ist als Ergänzung zur Herz-Jesu-Darstellung gedacht;
es ist Zeichen für die mütterliche Liebe.
Das Herz
Mariens wird durch den umgebenden (goldenen) Blütenkranz
geprägt. Über dem Herz ist ein Schwert angebracht. Dieses
Schwert erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35)
bei der Darstel-lung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert
durch die Seele dringen".
|
Herz
Jesu
|
|
Herz
Mariens
|
Das
Herz Jesu ist
Symbol für die Erlöserliebe Christi. Das Herz über dem rechten
Seitenaltar ist deshalb mit einem Symbol für die Passion versehen,
mit der (schwarzen) Dornenkrone. Darüber ein Kreuz. |
Linker
Seitenaltar
Der linke Seitenaltar ist
Maria Magdalena
(Maria aus Magdala) gewidmet. Ihre Figur steht in der Mittel-nische.
Magdalena hält in ihrem Arm ein Kruzifix; ein Hinweis, dass
sie auf Golgata unter dem Kreuz stand.
Zu ihren Füßen hat der Künstler einen Totenschädel
platziert. Er erinnert an die Büßerin Maria.
Der Totenkopf ist Symbol für die Vergänglichkeit des Irdischen,
dem sich die Büßenden abgewandt haben.
Die Skulptur hat 1741 Johann Martin Sailler geschnitzt (siehe auch
Assistenzheilige am Hochaltar u. weitere Heiligenfiguren) 15).
|
Maria
Magdalena
|
Maria
Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin Jesu, nachdem
der sie von Besessenheit befreit hatte (Luk. 8, 2). Magdalena sorgte
für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3). Sie war auch bei der Kreuzigung
Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner Auferstehung (Joh.20,15-17).
Ob es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin handelt, die
Buße tat und Jesus die Füße salbte, wurde in der Frühzeit des Christentums
(und wird in der neueren Zeit) eher verneint. Doch Papst Gregor d.
Große legte um das Jahr 600 einfach fest, dass es sich um eine Person
handelte. |
|
Diese Festlegung war Grundlage auch für die barocke Kunst, Magadalena
mit den Attributen Salbbüchse, Kruzifix und Totenschädel
zu versehen.
Gedenktag: 22.Juli |
Heiligenfiguren
am linken Seitenaltar
Auf dem Altartisch des linken Seitenaltars stehen außen Halbfiguren.
Sie stammen vom Dachauer Bildhauer Franz de Paula Arnold (1724-1788), der
sie (und der Kirchenrechnung nach: zwei weitere) im Jahr 1752 um 12 Gulden
geschnitzt hat.
St.Petrus
|
Links
St.Petrus, als
Büßer die Hände ringend, mit umgehängten Himmels-schlüsseln
Diese sog.Himmelsschlüssel, den der Künstler der Petrus-Darstellung
in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentiert der Schlüssel
aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Nach Matthäus
16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des
Himmelreiches geben. Was du auf |
|
Rechts ist die Figur des
hl.Augustinus zu sehen, im Bischofsornat, mit einer Bibel
und einem brennenden Herzen.
Augustinus ist der bedeutendste der vier lateinischen Kirchenväter.
Er war um 400 Bischof von Hippo bei Karthago. Durch seine zahlreichen
Schriften entwickelte er sich zum geistigen Führer der abendländischen
Kirche.
Eine Stelle in seinem berühmtesten Buch "Confessiones/Bekenntnisse",
in der seine
|
St.Augustinus
|
Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du
auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmelgelöst sein".
Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger
und den Klerus übertragen. Gedenktag:29.Juni |
|
feurige Gottesliebe zum Ausdruck kommt, verhalf ihm zum Attribut des
flammenden Herzens: "unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet
in Dir".
Gedenktag:28.August |
Zu beiden Seiten des Tabernakels stehen größere, teilvergoldete
Skulpturen der beiden "heiligen Madl" St.Barbara und St.Katharina.
Sie gehören zu den 14 Nothelfern.
Barbara
ist in ein kostbares Gewand gekleidet, mit einem Diadem im Haar. In
der einen Hand hält sie ein Schwert, in der anderen einen Märtyrerpalmzweig.
Barbara soll der Legende nach eine Königstochter gewesen sein,
die wegen ihres Glaubens erst in einen Turm ge-sperrt und später
vom ihrem Vater ent-hauptet wurde.
Gedenktag: 4.Dezember
|
St.Barbara
|
|
St.Katharina
|
Ähnlich
wie Barbara ist auch Katharina,
die Königstochter aus Zypern, gekleidet. Zu ihren Füßen
ist ein zerbrochenes Rad zu sehen. Katharina soll im Jahr 306 wegen
ihres Glaubens und ihrer großen Überzeugungskraft ausgepeitscht,
gerädert und -als das Rad zerbrach- enthauptet worden sein. Sie
gehörte früher zu den beliebtesten Heiligen.
Gedenktag:
25. November
|
Rechter
Seitenaltar
Der Altar auf der rechten
Seite ist dem hl.Sebastian
geweiht. Die Figur stellt den Heiligen dar, der an einen
dürren Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt ist.
Sebastian ist der einzige
Heilige, der fast nackt, nur durch ein Hüfttuch bedeckt dargestellt
wird.
|
St.Sebastian
|
Sebastian
soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde
gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines
Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die
Pflege von St.Irene, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde
daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine
Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb
als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften
verehrt. Gedenktag: 20.Januar |
Auf dem Altartisch stehen nicht
-wie auf dem linken Altar- vier, sondern nur zwei Heiligenfiguren; dazu
aber noch zwei prächtige Reliquiare.
Heiligenfiguren: |
St.Johannes
|
Die beiden Figuren dürften
die Heiligen Johannes und Paulus darstellen. Dafür spricht
die Kleidung der röm.Soldaten. Die speziellen Attribute, die
sie in den linken Händen gehalten und als Wetterheilige ausgewiesen
haben, fehlen. Die Palm-zweige
in den rechten Händen sind das Zeichen für Märtyrer.
|
St.Paulus
|
|
Die beiden
Heiligen waren Brüder, die hohe Beamtenstellungen am Hofe Kaiser Konstantins
innehatten. Unter Kaiser Julian dem Abtrünnigen, wurden sie um das Jahr
361 wegen ihres christlichen Glaubens in ihrem Haus auf dem Caeliusten
enthauptet und dort begraben. Seit dem 6. Jahrhundert werden sie als
Märtyrer verehrt, später galten sie auch als Gewitterheilige. Gedenktag:
26.Juni
Reliquienbehältnisse am
rechten Seitenaltar
Nicht nur am
Choraltar, sondern auch am rechten Seitenaltar stehen Reliquiare, deren
Gehäuse im Rokokostil sehr kunstvoll gestaltet sind.
Die Reliquiare sind in drei Schaubereiche
gegliedert, in denen hinter Glas die mit Goldlahn (= mit Goldfaden
umwickelter Metalldraht) und Perlen gefassten Reliquien zu sehen sind.
Die sog. Agnus-Dei-Plaketten in den Reliquiaren wurde zumeist aus päpstlich
geweihtem Wachs (im Hohlrelief gegossen) hergestellt. Sie zeigen aber
nicht nur das Lamm Gottes, sondern auch Reliefs von heiligen Personen
(z.B. St.Michael und St.Maria) 38).
In den mittleren und den unteren Schaukästen befinden sich hochovale
Wachsmedaillons (Agnus-Dei-Medaillon). Die hand-beschriebenen Cedulae
aus Pergament enthalten die Namen der Heiligen, von denen die Reliquien
stammen.
|
Hinweise: Die hier
genannten Heiligen dürften sog. Katakombenheilige sein, deren
Reliquien in der Barockzeit viel gehandelt wurden. Die in den Katakomben
gefundenen Gebeine waren anonym und konnten keinem bekannten Heiligen
zugeordnete werden. Deshalb wurden sie auf Phantasienamen "getauft".
Bei den Reliquienbehältnissen handelt es sich um Klosterarbeiten,
die meist von Klosterfrauen, zum Teil aber auch von begabten Handwerkerinnen
erstellt wurden. Interessant ist, dass die Reliquienkästchen
durch das bischöfliche Ordinariat offiziell versiegelt werden
mussten, um den Reliquiendiebstahl zu verhindern. |
Wandgemälde
Hinter dem rechten Seitenaltar
sind an der Chorbogenwand Relikte eines Wandgemäldes
zu erkennen. Es handelt sich um eine Muttergottesdarstellung. Die
Malerei soll um 1500 entstanden sein. Möglicherweise war früher
auf ähnliche Weise das gesamte Kirchenschiff oder sogar die
gesamte Kirche ausgemalt.
|
gotisches
Fresko
|
Pieta
In einer Nische der Langhausnordwand
hängt eine ausdrucksvolle Vespergruppe
(Pieta) aus der Zeit um 1430. Es ist eine Steinguss-Arbeit. Dabei
werden Marmormehl, Kalk und Wasser gemischt und diese Mischung in eine Form
gegossen.
Vespergruppe
|
Die Bank, auf der Maria sitzt,
ist mit gotischem Maßwerk geziert. Die Füße des
Leichnams Jesu ruhen auf dem Mantel der Mutter, dessen Faltenwurf
außer-gewöhnlich reich gestaltet ist. Jesus liegt waagerecht,
in gradliniger Totenstarre auf dem Schoß der Mutter, die mit
Tränen in den Augen und in Gedanken versun-ken über ihren
toten Sohn hinwegblickt. Der Leichnam ist so gelagert, dass alle
fünf Wunden sichtbar sind und verehrt werden können.
Das Muttergottesgesicht
ist schon nach dem sog. "weichen Stil" gestaltet, der
sich ab 1400 bei den Pieta-Darstellungen im süddeutschen Raum
durchgesetzt hatte. Bis dahin war das Gesicht Mariens meist "expressiv
schmerzverzerrt" dargestellt.
13)
|
Pieta
|
Die Figur wurde in letzter Zeit (?)
neu gefasst. Der Kunsthistoriker Dehio vertritt die Meinung, dass die Figur
"durch die neue Fassung entstellt ist".
24)
Die
Pieta wird auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern
von 1895 erwähnt 35):
Dort heißt es:
|
"Außen
in einer Nische an der Südseite des Chores eine Beweinung Christi:
Maria sitzt auf einer Bank, deren
Schmalseiten mit Masswerk belebt sind, und hält im Schoss den
Leichnam des göttlichen Sohnes, dessen Füsse auf dem Mantel
der Mutter ruhen. Namentlich durch den edlen Faltenwurf ausgezeichnete
bemalte Holzgruppe aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts.
H. 66 cm." |
Hinweis:
Den Namen Vesperbild erhielt die Darstellung, weil die Zeit, die im
Stundengebet der Mönche und Nonnen der Trauer um den Tod Jesu
gewidmet wird, der Sonnenuntergang ist, die Zeit der Vesper. Der Begriff
"Pieta" (ital. Mitleid) weist nach Robert Böck auf die kindliche
Liebe und das innige Mitgefühl hin, das die Gläubigen dieser
Darstellung entgegenbrachten.
...mehr zu Pieta -Darstellungen
im Landkreis... |
Kanzel
Auch die Kanzel
wurde -wie der größte Teil der Einrichtung- um das 1745
erstellt und von Benedikt Dersch
im Jahr 1746 gefasst. Die über eine Stiege begehbare Kanzel
mit geschweiftem, vorgebauchten Korb ist rot, weiß und blau
marmoriert, und mit vergoldeter Rocailleornamentik versehen. Der
Kanzelkorb besitzt eine außerge-wöhnlich elegante und
ausgewogene Form. Die unregelmäßig gestalteten Felder
auf dem Korb sind nicht mit Gemälden versehen, sondern nur
blau marmoriert.
|
Hinweis:
Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie
heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist
seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde
versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben
herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung
verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt. |
|
Kanzel
|
Der
gute Hirte
|
Auf
der Kanzelrückwand ist ein Halbrelief vom Guten
Hirten angebracht. Es ist ähnlich gearbeitet, wie die
Apostelreliefs im Altarraum. Der mit einer blauen Jacke bekleidete
Hirte hält eine Schäferschaufel in der Hand und hat ein
Lamm über seine Schultern gelegt.
Die Darstellung des Guten Hirten mit einem Schaf auf seinen Schultern
ist schon seit der Frühzeit des Christentums bekannt. Sie bezieht
sich nicht auf das Gleichnis vom Guten Hirten, der sich schützend
vor die Herde stellt und sein Leben für die Tiere einsetzt, sondern
auf die Erzählung "vom verlorenen Schaf" (Lk.15, 3). Darin heißt
es, dass sich Jesus über einen Sünder, der zur christlichen
Gemeinde zurückfindet, mehr freut, als über 99 Gerechte.In
der Barockzeit trat die von Jesus auf die Priester übertragene
Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit dessen Hauptaufgabe, die
Verkündigung des Evangeliums. Deshalb wurde der Gute Hirte ein
bevorzugtes Bildnis an den Kanzeln, so wie hier in Glonn. |
Der Schalldeckel ist auf der Unterseite
mit einer Heilig-Geist-Taube im Strahlenkranz geschmückt. Sie ist
Symbol für die Hoffnung, der Heilige Geist möge dem Prediger
die rechten Worte eingeben.
|
Kanzelkreuz
und Mater Dolorosa
Gegenüber
der Kanzel hängt das sog. Kanzelkreuz,
ein großes Kruzifix mit darunter stehender Figur der schmerzhaften
Muttergottes (Mater dolorosa). Es wurde bei der Renovierung
um 1900 hier angebracht.
Christus hat die Dornenkrone auf dem Haupt. Sein Körper
besitzt eine Inkarnatsfassung (= Hautfarbe) die die Adern
und Verwundungen sind deutlich erkennen lassen. Das vergoldete
Lendentuch ist gebauscht, mit flatternden und gedrehten Enden.
|
Kanzelkreuz
|
Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber
an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief
(1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als
den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern
den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
Unter dem
Kreuz steht eine schmerzhafte Muttergottes (Mater
dolorosa) im vergol-deten Mantel. In ihrer Brust steckt
ein langes Schwert, das an das Simeonwort im Lukas-evangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel erinnert: "Dir selbst
wird ein Schwert durch die Seele dringen". |
Mater
dolorosa
|
früherer
Opferstock
1669 lieferte der Glonner Zimmerer Michael Gätting einen
Kirchenstock (Opferstock) aus Eichenholz, der von Simon Näßl
aus Indersdorf mit Metall "beschlagen" wurde (1 Gulden
8 kr). Dieser Opferstock ist wohl nicht mehr vorhanden. Der derzeitige
Opferstock aus Metall ist am Gitter angebracht.
|
Kirchenbank
Die 14 Kirchenbänke
haben kunstvoll geschnitzte Eichenholz-Stuhlwangen, die mit Akanthusblätter-Motiven
verziert sind. Sie stammen aus dem Jahr 1695. Das Muster dieser
Kirchenstuhlwangen entspricht dem vieler Kirchenstühle im Dachauer
Land. Es trat 1695 erstmals hier in Glonn auf und wurde ab 1717
auch in Ainhofen, Albersbach, Arnbach, Arnzell, Aufhausen, Bergkirchen,
Hilgertshausen, Markt Indersdorf (Marktkirche), Ottmarshart, Pasenbach,
Pipinsried, Walkertshofen, Weichs, Westerholzhausen und in Westerndorf
verwendet. Die Wangen in Glonn sind das Original.
Wenn Sie sich noch weitere Muster von Kirchenbankwangen in den Kirchen
des Landkreises anschauen möchten, klicken Sie hier...
|
Kirchenbankwange
|
Namensschilder
|
In den
Bänken sind noch die alten Namensschilder
erhalten, die früher in fast allen Kirchen zu finden waren. Heute
ist dies -zumindest in dieser Anzahl- sehr selten im Landkreis Dachau.
Die Schilder sicherten früher den Bauern (gegen ein angemessenes
Entgelt) einen festen Platz in der Kirche. Diese festen Plätze
in der Kirchen-bank waren in der Regeln an den Hof gebunden; der Käufer
eines Anwesens erwarb auch den mit dem Anwesen verbundenen Kirchenstuhl.
Hinweis: Solche Namensschilder sind auch noch in den Kirchen von Ainhofen,
Altomünster, Dachau, Eglersried, Ebertshausen, Einsbach-Hl.Blut,
Eisenhofen, Langenpettenbach, Odelzhausen, Puchschlagen, Asbach und
in der Taxa-kapelle erhalten. |
In der Kirche befinden sich seit der letzten Renovierung keine Kreuzwegstationen
mehr. Auf älteren Aufnahmen ist zu erkennen, dass die Bilder wohl aus
dem Ende des 19.Jh. stammten, mit Rahmen in den Stilformen des Historismus.
Emmeramlegende
07)
30)
Im
Langhaus sind sieben ("flott geschnitzte"- so Historiker und
Pfarrer Mois) Holzreliefs zur Emmeramlegende aus der Zeit um 1750
05)
zu
sehen. Sie könnten von ebenfalls von Franz de Paula Arnold stammen.
Die Reliefs sind um eine Statue des Kirchenpatrons St.Emmeram angeordnet.
Die dargestellte Geschichte orientiert sich an der um 772 von Bischof
Arbeo von Freising verfassten Lebensgeschichte Emmerams. Im Verzeichnis
der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895 werden die Reliefs
als "künstlerisch zwar wenig bedeutend, aber frisch aufgefasst"
beschrieben.
35)
Der Chronist
Adolf Wacker bewertet sie als "ohne künstlerische Bedeutung".
05)
Vergrößerungen
per Mouseklick
|
|
1. Emmeram
missioniert mit seinen zwei Begleitern Vitalis und Wolflete in Bayern;
Herzog Theodo I. bittet ihn, in seinem Gebiet um Regensburg zu bleiben.
|
7. Überführung
nach Regensburg, nachdem die Unschuld Emmerams bekannt wurde. Das
Schiff mit dem Sarg schwimmt ohne Antrieb gegen die Strömung des Flusses
(Wunder). |
|
|
|
2.
Die Herzogstocher Uta beichtet Emmeram, dass sie vom Sohn eines Beamten
schwanger ist.
Er gibt ihr den Rat, nach seiner Abreise nach Rom, ihn als Kindsvater
anzu-geben, um die Bestrafung des Beamtensohns zu verhindern. |
|
|
|
|
6.
Engel bringen Märtyrergewand und
Palme zum Leichnam. Die Bewohner von Aschheim kommen, um den Toten
in ihrem Dorf beizusetzen |
|
3. Emmeram wird
bei Kleinhelferdorf vom Bruder Utas eingeholt. |
5. Freunde wollen
den Gemarterten versorgen. Der stirbt aber in Feld-kirchen. Seine
Seele schwebt als kleine Figur
in den Himmel. |
|
|
|
4. Martyrium Emmerams.
Alle Glieder werden abgeschnitten (das ist die Strafe für Ehebrechen
im Frankenreich) |
Emmeramreliquiar
Aus
dem Schrifttum ist bekannt, dass in Glonn noch ein wertvolles Emmerams-Reliquiar
aus dem 18.Jh. erhalten ist. Peter Dorner schreibt in seinem Aufsatz "Indersdorfer
Gnadenstätten": 21)
"Das Werk ist in schwungvollen Formaten aus versilbertem und vergoldetem
Blech getrieben. Flankiert von zwei Putten liegen aufgezogen auf ein silbernes
Gitter die Medaillons mit den Heiltümern (=verehrungswürdige
Gegenstände). Den Rahmen formen züngelnde Ornamente bis
hinauf zum Auge Gottes, das über Wolken schwebt. Im großen
Ovalmedaillon ruht eine mit feinem Gespinst überzogene, von Perlen,
Glassteinen und Drahtfiligranen umkrustete Reliquie des hl.Emmeram, die
das Kloster (Indersdorf) wohl vom Stift St.Emmeram in Regensburg
erhalten hat, wo der Heilige begraben ist."
Als zentrales Heiltum befindet sich in der Monstranz ein Stück des
Steinblocks, auf dem St.Emmeram im Jahr 715 das Martyrium erlitt. Weitere
Reliquien stammen von den Patronen der Seitenaltäre Sebastian und
Magdalena sowie von St.Franz de Paula. Die Reliquie von Johanna von Chantal,
der Gründerin des Ordens der Salesianerinnen, trägt zur ...
des Alters des Reliquiars bei. Auf dem Cedula, dem Zettelchen mit dem
Namen des Heiligen, von dem die Reliquie stammt, steht "sel. Johanna..".
Da Chantal im Jahr 1767 heiliggesprochen wurde, muss die Monstranz vor
diesem Jahr entstanden sein. Man nimmt an, dass Auftraggeber der kunstsinnige
Propst Gelasius Morhart (1748-1768) war.
Magdalena-Reliefs
Magdalena
wäscht
Jesus die Füße
|
Zwei weitere Reliefs
(von 1750 05)),
die in ähnlicher Weise gestaltet sind, wie die zur Emmeramlegende,
befassen sich mit Begebenheiten aus dem Leben von Maria Magdalena,
die auch in der Bibel erwähnt sind.
Ein Relief zeigt Magdalena,
die Jesus die Füße wäscht, mit ihren Haaren trocknet
und sie mit einer wertvollen Salbe aus einem Alabastergefäß
salbt (Lk.7,36-50).
Das zweite Relief schildert die Begegnung des auferstandenen
Christus mit Magdalena, als sie Jesus zunächst für
den Gärtner hält. Magdalena war die erste Person, der sich
der Auferstandene gezeigt hat (Joh. 20,11-18).
|
Magdalena
und der
auferstandene Jesus
|
Empore
und Orgel
Nach der Kirchenrechnung
stuckierte im Jahr 1725 ein nicht namentlich genannter Meister
die Empo-renbrüstung. Da die Kirche im Jahr 1884 nach
Westen verlängert wurde und dabei die Empore wohl abgebaut werden
musste, wurden die heute vorhandenen fünf einfachen Kassetten
der Brüstung wohl erst später geschaffen.
|
|
Auf der seither sehr tiefen Empore stehen neben der Orgel mehrere
Reihen Kirchenbänke.
|
|
Die
Orgel wurde um 1880 von Anton
Bouthillier aus Öttingen errichtet. Sie ist mit einer
mechanischen Schleiflade und einem angehängten Pedal ausgestattet
und wird wie ein Brüstungspositiv von hinten bespielt. Dem dreiteiligen
Gehäuse ist ein zweiteiliger, flachfeldriger Prospekt vorgesetzt.
11),
12)
Die Orgel in Glonn ist neben der in Junkenhofen das einzige Werk des
Orgelbauers Bouthillier in unserer Gegend. In Pipinsried steht noch
ein Orgelprospekt von ihm.
In Glonn kann der Orgelspieler durch den Einschnitt im Orgelgehäuse
auf den Altar blicken.
|
|
Die Orgel dürfte noch 6 Register
haben. Jedenfalls sind so viele Registerzüge vorhanden. Die Dispositionen
lauten (soweit noch beschriftet): Gedeckt 8', Flöte 4', Oktav 2', Principal
4'.
Eingangsportal
|
Die Kirche besitzt ein
beeindruckendes Eingangsportal.
Es besteht aus drei Flügeln. Das Portal ist durch einfache Felderungen
gegliedert.
Nur noch kulturhistorischen Wert hat das schöne alte Schloss,
das die Eingangstüre verziert. Die Kirche wird durch ein modernes
Schließsystem mit Alarmanlage gesichert. |
|
Frühere
Ausstattung der Kirche
Das nebenstehende Bild zeigt
die Kirche vor der Renovierung 2000. Damals
fehlten an den Seitenaltären die
Assistenzfiguren
waren an den Langhauswänden Kreuzwegbilder
befestigt
fehlten die 6 Reliquiare am Choraltar und
dem rechten Seitenaltar
war der Stuck an der Decke und am
Chorbogen weiß übermalt
stand ein Zelebrationsaltar im barocken
Stil im Altarraum
|
|
Hans Schertl
Quellen :
01)
Dr.Martin v. Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02)
Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03)
Arthur von Ramberg,Joseph
Heyberger, Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern,
Band 5, 1867
04)
Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880
05)
Adolf Wacker, Zur Indersdorfer
Kloster- und Ortsgeschichte, 1905
06)
Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.697)
07)
Jakob Mois,Geschichtliche
Notizen über einige Kirchen im Landkreis Dachau, ca.1950, unveröffentl.
(Emmeramreliefs.)
08) Max
Gruber, Die Dachauer Bildhauerfamilie Arnoldt, Amperland 1965 (Bildhauer
Franz Arnoldt)
09)
Max Gruber, Bis 1800 tätige Künstler und Kunsthandwerker in
Indersdorf, Amperl.1982/2 (Degler)
10)
Dr.Gottfried Mayr, 1200 Jahre
Röhrmoos, Glonn und Allach, Amperland 1974/4 (Gründungsurkunde)
11)
Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
12)
Georg Brenninger: Orgeln in
Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
13)
Heinrich u.Margarete
Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Pieta)
14) Max
Gruber, Im Dachauer Land wirkende Maler, Amperland 1982 (Dersch)
15)
Max Gruber, Im Dachauer Land wirkende Bildhauer, Amperland 1982/1 (Ebert,
Schenck, Sailler)
|
Der
Friedberger Bildhauer Bartholomäus Ebert (Eberl,Öberl)
schuf hier in Glonn vier kleinere Statuen von St.Emmeram, St.Georg,
St.Sebastian und St.Magdalena für den Choraltar um 5 Gulden 30
Kreuzer (1738).
Der Freisinger Bildhauer Johann Martin Sailler wurde 1694 in
Oberammergau geboren, lebte später als Stuckateur in Freising
(Bürgerrecht ab 1722), heiratete dort die Tochter des Bildhauers
Christoph Thalhammer und wurde 1740 zum Hofbildhauer ernannt. Seine
berühmtesten Werke sind die Altäre in der Johanneskirche
am Domberg und in der Freisinger Wieskirche. Im Dachauer Raum war
er in folgenden Kirchen künstlerisch tätig: 1741 Glonn (Seitenfiguren
St.Emmeram und St.Georg für den Hochaltar sowie mehrere Engelsfiguren,
Maikrüge und Heiligenfiguren von St.Leonhard und Magdalena),
1743 Glonn (Figuren von St.Josef und Franz Xaver), 1750 Vierkirchen
(Maikrüge). Johann Martin Sailer starb am 23.10.1774 im Alter
von 80 Jahren in Freising. |
16)
Max Gruber, Künstler in Indersdorf, Amperland 1982/2 (Engelschalk,
Dersch)
17) Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2
18) Max Gruber, Im Amperland tätige Schlosser und
Spengler, Amperland 1985/2 (Gätting)
19) Max Gruber, Im Amperland tätige
Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3 (Liechti,
Schuster
Obermayr,Schwarzenpacher)
Der Kistler und Kunstschreiner Martin Schwarzenpacher
aus Karpfhofen hat mehrere Arbeiten für Kirchen in und um
Indersdorf erledigt: 1715 Glonn (Sakristeikasten),
1715-29 Niederroth (Arbeiten im Pfarrhof und im Pfarrstadel), 1718 Kloster
Indersdorf (2 Türen für den Chor und 1 Hängekasten
um 5 fl. .32 kr., Stühle für die Krankenhauskapelle; 1719 Klosterkirche
(Rahmen für Prälatur um 3 fl. 30 kr); 1720
Klosterkirche (Stiegen); 1726 Glonn (Kirchenportal um 1 fl. 12 kr.)
20) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
21) Dr.Peter Dorner, Indersdorfer
Gnadenstätten. Zur Wallfahrtspflege des Augustiner Chorherrenstiftes,
Amperl 1982, S. 341
22) Josef Mass, Geschichte des Erzbistums
München und Freising, 1986 (Schenkung 1221)
23) Max Gruber, Im Amperland tätige
Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Gätting)
24) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
25) Dr.Peter Dorner, Der Abtransport der Dachauer Glocken
1917, Amperland 1994/2
26) Hans Kornprobst, Die inkorporierten
Pfarreien und Kirchen des Augustinerchorherrenstifts Indersdorf, Amperland
2004/2
27) Dachauer SZ vom 24.10.2007 (Renovierung), vom 27./28.9.2008
(Renovierung)
28) Dachauer Nachrichten v. 14.1.2008
29) Hans Kornprobst, Geschichte des Ortsteils Glonn, Internetseite
der Marktgemeinde Indersdorf (Kanzel 1777)
30) Hans Kornprobst, 2013 (Bildbeschreibung
Emmeramlegende)
31) Dr.Dieter Morsch, Die Kirchen im Pfarrverband Indersdorf
2014 (Altäre,Romanik,Dersch)
32) Max Gruber, Für Dachau tätige
Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Underberger)
33) Max Gruber, Kistler, Schreiner
u.Drechsler aus dem Amperland, Amperl 1975-S.91 (Emaus)
Der Kunstschreiner Rochus Emaus aus Freising
erstellte 1741 den neuen Hochaltar für Glonn. Der um 1706 geborene
Künstler
war vorwiegend im Freisinger Raum für Kirchen tätig:
Zolling (1749), Palzing (1750), Freising Wieskirche (1756).
34) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats
München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
35) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
36) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, 1225
Jahre Roehrmoos Glonn und Allach, Amperland 1999
37) Georg Gebhard, 120 Jahre Hohenester,
Familientradition in Glonn, Röhrmooser Heimatblätter 2015
38) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018 (päpst.Wachs)
39) Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und
vom 2.10.2005
40)
Liste der Baudenkmäler
in Markt Indersdorf, Bayer.
Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 2024
89 Bilder: Hans Kornprobst jr.(1), Hans Schertl (88)
27.2.2022
|