Schlosskapelle
Salvator Mundi in HAIMHAUSEN
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Kurzbeschreibung
Datenblatt
Die Kapelle an der Südseite
des Schlosses Haimhausen wurde
ab 1740 zusammen mit dem Schloss-neubau an der Stelle einer älteren
Kapelle errichtet und am 14. Okt. 1749 vom Freisinger Generalvikar
(und späteren Weihbischof) von Werdenstein feierlich eingeweiht.
Es ist mindestens die vierte
Schlosskapelle, die in Haimhausen
im Laufe der Jahrhunderte gebaut wurde.
Architekt des Schlosses und damit auch der Schlosskapelle war der
berühmte Francois Cuvilliés der Ältere (1695-1768).
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Die Ausgestaltung des Kapelleninneren übernahm im Wesentlichen der
flämische Künstler Egid Verhelst
zusammen mit seinen Söhnen Ignaz und Placidus.
Die Kapelle liegt im
östlichen Teil des Südflügels des Schlosses (im Bild oben
auf der linken Seite). Sie ist ein rechteckiger, über zwei Geschosse
reichender Raum, der völlig in den Schlossbau integriert ist. Dr.Haller
nennt sie den" geistlichen Festsaal des Schlosses. Die reiche Ausstattung
mit 2 Seitenaltären, 4 Beichtstühlen, der Kanzel und der Orgelempore
lässt eher an eine kleine Kirche denken als an eine Kapelle
". 21)
Die Einrichtung ist einheitlich
im feinsten Spätrokoko, größtenteils wohl nach den
Plänen Cuvilliés' gearbeitet. Die Stuckarbeiten und
die Altäre stammen vom flämischen Künstler Ägid
Verhelst (1696-1749) und seinen Söhnen.
In der Kapelle stehen drei
Altäre.
Der Hochaltar erinnert in der Figur
des Geißelheilands von 1660 (einer der ersten Figuren dieses
Typs im Dachauer Land) an Christus, den Erlöser der Welt (Salvator
mundi). Besonders prächtig ist der Altarauszug.
Die beiden Seitenaltäre
stehen an den Längswänden, um die Sicht der Gläubigen
auf den Hochaltar nicht zu beeinträchtigen. Auf den beiden
Altarblättern sind links der hl.Nepomuk (mit seinem Attribut,
der Zunge) und rechs die Vermählung/Verlobung von Maria und
Josef vor den jüdischen Rabbinern dargestellt.
Da die Nordseite der Kapelle
an Schlossräume stößt, sind die dortigen Fenster
dem Geschmack der Zeit entsprechend, durch Spiegel ersetzt.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Berühmt ist die Schlosskapelle
wegen ihrer Deckengemälde, die von
Joh. Georg Bergmüller 1750 geschaffen wurden.
Das große Bild zeigt die Rückkehr Christi auf den Thron der
Dreifaltigkeit; ein in der Kirchenmalerei sehr seltenes Motiv. In der
Mitte des Bildes kniet Christus mit dem Kreuz auf der großen, von
Flammen umzüngelten Erdkugel und bittet seinen Vater um Gnade für
die Menschheit. Eine Besonderheit ist die Darstellung des Hl.Geistes
als gekrönter junger Mann mit Flügeln.
Die von Placidus Verhelst mit reichem
Schnitzdekor (Blumengirlanden und geometrische Ornamente) versehene Kanzel
gehört zu den prächtigsten Rokokokanzeln im Dachauer Land.
Bei der Orgel
handelt es sich noch um das barocke Positiv von Quirin Weber, Dachau,
aus dem Jahr 1736. Es ist eine der ältesten Orgeln des Dachauer Landes.
Ausführliche
Beschreibung
mit
ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Geschichte
der Schlosskapelle
Schloss
in Haimhausen
In alter Zeit soll das Schloss in Haimhausen
auf der Anhöhe (neben der Kirche ?) gelegen haben. Der erste Bericht
stammt aus der Zeit um 1270, als die Marschälle von Schiltberg von
1238 bis 1280 die Haimhauser Burgherren waren. Ein Salbuch von 1281 spricht
von einem "Castrum in Heimenhusen". 29)
Altes
Schloss um 1700
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Nachdem
die bayerischen Herzöge Haimhausen erworben hatten, vergaben
sie Schloss und Besitz als Lehen an verschiedene edle Familien. Vermutlich
am 5. August 1504 wurde das Schloss zusammen mit dem Dorf Haimhausen
im Landshuter Erbfolgekrieg (Oberbayern gegen Niederbayern) von Pfalzgraf
Rupprecht niedergebrannt. 21)
Eine geraume Zeit später
wurde es -dem Geschmack der Zeit entsprechend- als Wasserschloss unten
an der Amper wieder aufgebaut. Graf Franz Ferdinand schuf durch den
Münchner Hofmaler Johann Andreas Wolff (1652-1716), dessen Büste
in der Münchner Ruhmeshalle an der Bavaria steht, den Mittelbau
mit der Freitreppe. Wolff war auch Schöpfer des Hochaltarbildes
in der Klosterkirche Indersdorf ...
mehr über den Maler Wolff... |
Lorenz Westenrieder (1748-1829), ein deutscher Theologe, Historiker
und Publizist der Aufklärung, beschäftigte sich viel mit dem
Land Bayern und seinen Bewohnern. Die
von ihm verfasste "Statistische Beschreibung des churfürstl.
Landgerichts Dachau" ist die erste materialreiche und für lange
Zeit detaillierteste Schilderung des Dachauer Landes. Westenrieder bediente
sich der Ende des 18.Jh. in Mode gekommenen literarischen Form der Reisebeschreibung.
Seine persönlichen Beobachtungen untermauerte er Zahlen aus der Dachsbergischen
Volksbeschreibung. 22)
Westenrieder
war vom Schloss ganz begeistert und schrieb:
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"Wer
das Schloß Haimhausen in der, 1701 mit ausnehmender Pracht veranstalteten,
Topographia Bavariae, wo verschiedene Abbildungen angebracht sind,
gesehen hat, kann sich von demselben nicht anders, als eine außerordentliche
Vorstellung von Pracht und Herrlichkeit machen.
Ich will davon eben keine neue Schilderung beginnen, sondern, wie
gleichsam nur im Vorbeygehen, anmerken, daß, wer auch das Schönste
dieser Art gesehen hat, jezt und jezt, so wie er das Schloß
hinan, und die Zimmer durchgeht, versucht und genöthigt wird,
auszurufen, nie etwas Schöneres gesehen zu haben.
Es ist nicht die Größe und Weitläuftigkeit der Gebäude,
noch sonst irgend eine gewaltsame Anstrengung, oder geflißne
Glanz- und Prunksucht, sondern es ist Verhältniß und Ordnung,
Geschmack, und große Einfachheit, die sich hier beym ersten
Anblick empfiehlt, und die dessen Eigenthümer als einen Mann
mit hohem Gefühl, und klaßischer Kenntnis des Schönen
verkündigt.
Schon die, geschmackvoll angelegten, doppelten Stiegen haben etwas
ungewöhnlich Schönes, und dann reizen die Einfaßungen
der Thüren, welche zu den Zimmern führen, nach diesen zu
eilen.
Die Zimmer sind durchaus nach dem neuesten Geschmack meublirt, und
zeigen dem Aug, dem das Herz folgt, alles, ohne Ueberladung, was die
Kunst Neues und Schönes hat, bald geistreiche Gemälde, bald
Kupferstiche in einer auserlesenen Wahl, und man glaubt sich in einem
jener griechischen oder römischen Landhäuser, deren, mit
vernünftigen Pracht vermischte, Anmuth uns die Weisen des Alterthums
mit so vieler Wärme und Verliebtheit geschildert haben, zu befinden..."
31)
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Derr Schriftsteller und Kreisdirektor
Joseph von Obernberg besuchte 1816 auf seinen Reisen durch
das Königreich Baiern auch das Schloss Haimhausen und war wie Westenrieder
begeistert vom "vorzüglichsten Schloss im Landgericht Dachau":
"Das prächtige Schloss Heimhausen,
ausgezeichnet nicht nur durch Größe und Weitläufigkeit
der Gebäude, sondern durch
gutes Verhältniß, Geschmack,
Einfachheit und durch sie hervorgehende Ordnung. Man wird durch die Ansicht
des Schönen
und Herrlichen überrascht und je näher
man kommt und im Innern sich umsieht, stets mehr und mehr bezaubert".
Eine Kurzbeschreibung der Geschichte
Haimhausens (nach damaligen Kenntnisstand) finden wir schon in einem vom
Königlichen Rath Dr.Buchinger im Jahr 1844 herausgegebenen
Buch mit dem Titel "Geschichtliche Nachrichten über die ehemalige
Grafschaft und das Landgericht Dachau bis 1800". Wenn Sie die Beschreibung
lesen möchten, klicken
Sie hier...
Eine Aufstellung der Haimhausener
Schlossherren von 1590-1983 finden Sie
hier....
Durch weibliche Erbfolge kam das
Schloss Ende des 18.Jh. in den Besitz der Grafen von Butler-Cloneburg,
die es 1892 an die Industriellenfamilie Haniel verkauften. In deren Besitz
blieb es bis 1983. Die später geadelte Familie Haniel bewohnte das
Schloss bis nach dem 2.Weltkrieg selbst. Ab 1946 wurden Räume nacheinander
an die Kunstakademie München, die Bayerische Finanzschule, die Bayerische
Rechtspflegerschule, die Polizeischule der Stadt München und an den
Internationalen Antiquitätensalon vermietet. 1983 verkaufte Günther
v.Haniel das Schloss an die Eheleute Daxer/Piech, die es von Grund auf
renovieren ließen (einschl.Kapelle). Seit 1997 ist es im Besitz
der privaten Bavarian International School (BIS), an der rd. 1000 Schüler
unterrichtet werden. 29)
Eine Beschreibung
der geschlossenen Hofmark Haimhausen finden wir im Historischen
Atlas von Bayern, der 1958 von der Kommission für Bayerische Landesgeschichte
herausgegeben wurde. Die dort behandelte Zeitspanne reicht von 1270 bis
1900, wobei die Hofmark nur in der Zeit vonn 1590 bis in die Mitte des
19.Jh. bestand.
Das Schloss findet hier großen Anklang. So schreiben die Verfasser:
"Unter den Schlössern
aus dem späteren siebzehnten Jahrhundert war Haimhausen das schönste,
eine wirklich künstlerisch
gedachte Gesamtanlage,
welche alles enthielt, was man in jener Zeit von einem vornehmen Adelssitze
verlangte."
Wenn Sie die Beschreibung
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Die
Kapelle im alten Schloss
Aus den Archivalien geht hervor,
dass es mindestens vier, vielleicht sogar fünf Schlosskapellen in
Haimhausen gegeben hat. Ob schon in dem 1504 zerstörten Schloss auf
der Anhöhe eine Kapelle bestand, ist nicht sicher. Schließlich
stand die Pfarrkirche direkt daneben. Vielleicht war die Kirche (damals
noch viel kleiner) sogar die Schlosskapelle. Bei der letzten Renovierung
der Kirche gefundene Grundmauern weisen darauf hin.
Die erste Benennung einer
Schlosskapelle in Haimhausen datiert aus dem Jahr 1662. Diese
Kapelle befand sich im Vorgängerbau des heutigen Schlosses,
der 100 Meter weiter nordöstlich gelegen war. Zu diesem Zeitpunkt
stand dort in der Kapelle ein portabler Altar. Dies geht aus dem
Ersuchen um Genehmigung von Schlossandachten hervor, das Graf Franz
Albrecht Freiherr von Haimhausen an den Freisinger Fürstbischof
gerichtet hatte. Die Erlaubnis wurde erst 1669 -nach einem weiteren
Gesuch von 1666 an den Papst Alexander VII- erteilt, der entsprechende
Konsensbrief sogar erst am 5.5.1670 ausgestellt. Möglicherweise
war die Kapelle -wie das ganze Schloss- im 30jährigen Krieg
beschädigt und eben erst wieder repariert worden.
Ab 1687 wurde -noch
immer im alten Schloss- unter dem Sohn Franz Albrechts, Franz Ferdinand,
eine zweite Schlosskapelle zu Ehren der Welterlösers erbaut
oder die erste Kapelle verlegt. 1692 wird der Bau vollendet gewesen
sein, denn Franz Ferdinand kaufte zwei Glocken. Auch hier verzögerte
sich die Einweihung bis zum 16. Oktober 1695. Erst 1701 erhielt
der Graf die bischöfliche Erlaubnis, das Allerheiligste in
der Kapelle aufbewahren zu dürfen. 35)
Um den Bestand der Kapelle zu sichern rief er eine Stiftung ins
Leben und stattete sie mit einem Kapital von 400 Gulden aus.
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Das alte Schloss - oben die
Schlosskapelle (Nr.1)
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Die
Kapelle Arcis
Sacellum von 1706
1706 errichtete Reichsgraf
Franz Ferdinand, dem die Österreichischen Besatzer alle seine Staatsämter
genommen hatten, eine weitere Kapelle. Sie lag außerhalb des Schlosses,
neben einem schon früher erbauten Lusthaus, wohl an der Stelle, an
der sich die heutige Kapelle im neuen Schloss befindet. In den Quellen
wird diese Kapelle "Arcis sacellum" genannt, was auf eine Gedächtniskapelle
hinweist. Das "dem Heiland in der Geißlung" geweihte Gotteshaus
wurde am 14. Okt. 1709 durch Freiherrn Franz Ignatz Albert von Werdenstein,
den damaligen Generalvikar des Bischofs Johann Theodor von Freising konsekriert
und erhielt von Papst Clemens XI. mit Bulle vom 15. März 1713 die
Erlaubnis zur Errichtung von drei Altären. Als Ferdinand 1724 an
einem Krebsleiden starb, wurde er hier in der "illustrissimo arcis
sacello", wie es im Totenbuch heißt, begraben.
Im Jahr 1718
beschrieb der Kartograph u. Kupferstecher Michael Wening
die "Schloss Cappeln" in einem Inventarium 28):
Danach stand auf dem Dach der Kapelle ein mit weißem Blech gedecktes
Türmchen. In ihm hingen 2 Glöckchen, "mit welchen
fruehe morgens, Mittag undt abents das Ave Maria gelitten und das Zeichen
zuer Heyl. Mess gegeben wirdt".
Danach stand darin ein Altar aus Stuckmarmor mit einem Geißelheiland
in der Mitte
[Originaltext: ..."die Schloss Cappeln, in welcher sich befindet
Ein von geschlüffener Stuckator Arbeith gemachter
Altar,
in der Mitte stehet Christus der Herr in der Gaißlung"].
Es dürfte die selbe Figur aus dem Jahr 1660 gewesen sein, die noch
heute den Altar ziert.
Daneben standen in der Kapelle Figuren von der Muttergottes, von St.Joseph,
den Aposteln Petrus und Paulus sowie der 14 Nothelfer. Auf dem Altar standen
10 Leuchter, 6 weißkupferne und 4 aus Zinn. Der Tabernakel bestand
wie der Altar aus Stuckmarmor.
An den Seitenwänden waren Halbfiguren mit Brustreliquiaren
aufgestellt. Es handelte sich um die heute noch vorhandenen Figuren von
St.Forian und von St.Donatus, die nun aber seitenverkehrt angebracht sind
["Auff
der Seüthen in der Mauer ist der Heyl.Donatus in einem Brustbildt
vorgestelt, warin etwelche Reliquien unnd
Gebain
dieses Heyl. Verfasset sein, auff der ander Seüthen linckerhandt
der Heyl.Florian"]
Im Deckenfresko
waren die Dreifaltigkeit in der Mitte und die Heiligen Josef, Antonius,
Franziskus und Ferdinand an den vier Seiten zu sehen. Auf der rot tapezierten
Empore standen eine kleine Orgel ["Orglwerkl"] mit 5
Registern und zwei Pauken nebst anderen Instrumenten. In der Sakristei
stand ein "langer Casten" für die Messgewänder
und folgenden liturgischen Gefäße:
- Monstranz, Ciborium
und zwei Kelche "von feinem Sülber nd vergold",
- Zwei silberne Kännchen mit Schälchen ( sülberne Kannel
mit
dem Schallel )
- Sechs weißkupferne Leuchter und vier Leuchter aus Zinn sowie sechs
Messgewänder
Schlosskapläne
In der Zeit von 1700 bis 1817 wirkten im Schloss Schloss-Kapläne,
die die Schlossbewohner seelsorgerisch betreuten und die ersten
70 Jahre auch in der Pfarrkirche als Musiker aushalfen.
Mehr zu den Aufgaben und dem Leben der Schlosskapläne finden
Sie hier...
Bruderschaften
Um die Bedeutung der Schlosskapelle zu heben, gründete Graf
Franz Ferdinand drei Bruderschaften (=Gebetsgemeinschaften),
die bis zur Säkularisation
im Jahr 1803 bestanden:
1698 die Armen-Seelen Bruderschaft,
1715 die Bruderschaft von der hl. Familie und
1718 die Skapulierbruderschaft.
Mehr zu diesen Bruderschaften erfahren Sie
hier...
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Die neue Kapelle von 1740/43
Schlosskapelle
von außen (Südostflügel)
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Um 1740 wurde im Zuge des
Schlossum- und -neubaues die neue, noch heute bestehende 17 x 10,5
Meter große Kapelle errichtet und am 14. Oktober 1749
vom Freisinger Generalvikar (und späterem Weihbischof) von
Werdenstein feierlich eingeweiht. Möglicherweise war der neue
Kapellentrakt auf der Grundlage der an dieser Stelle schon bestehenden
Kapelle "Arcis sacellum" als erster Bauteil errichtet
worden; denn als Baubeginn für das Schloss selbst wird das
Jahr 1747 genannt. Jedenfalls hat Graf Karl in einer Bittschrift
vom 3.2.1743 von seiner "neu gebautten" Schlosskapelle
gesprochen. Vollendet war die Kapelle jedenfalls um 1750 mit dem
Deckengemälde von Johann Georg Bergmüller, das mit dieser
Jahreszahl signiert ist. Zum Kirchenpatron war der Heiland in der
Geißelung bestimmt. Die neue Kapelle erhielt einen 15-tägigen
Ablass auf ewige Zeiten. Die Messen durften ausdrücklich nicht
nur vom Schlosspersonal, sondern auch von den Haimhauser Bürgern
besucht werden.
Architekt
des Schlosses und damit auch der Schlosskapelle war der berühmte
Francois
Cuvilliés der Ältere (1695-1768). Die Ausgestaltung
des Inneren der Kapelle (Stuck, Hochaltar mit Engeln und Putten
mit den Arma Christi im Auszug, die
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Nebenaltäre, die Kanzel und die
Beichtstühle) übernahm Egid Verhelst (1695-1749) mit seinen
Söhnen Placidus (1727-1778) und Ignaz
Wilhelm (1729-1792), der auch die Haimhausener Pfarrkirche ausgestattet
hat. In der Schlosskapelle hat Vater Egid aber wahrscheinlich nur noch den
Auftrag vorbereitet und Planungen erstellt. Kunstexperten begründen
dies mit dem auffallenden Verzicht auf figürliche Elemente in der Kapelle
und auch damit, dass Egid kurz vor seinem Tod 1749 in der Wieskirche als
Bildhauer tätig war. Die Arbeiten in Haimhausen mussten deshalb die
Söhne ausführen. Die Kirche trägt die künstlerische
Handschrift von Placidus Verhelst, der auch später als Ornamentschneider
Erfolg hatte. In jedem Falle werden ihm die Stuckdekoration (Entwurf wohl
Cuvilliés), die Holzschnitzereien an der Kanzelstiege und die Beichtstuhldekorationen
zugeschrieben. Ignaz Verhelst soll dagegen den Figurenschmuck erstellt haben.
Bei der Restaurierung 1984/88 entdeckten die Restauratoren, dass die Stuckierung
unterhalb der Fenster weder in der Stuckmasse, noch in der Qualität
der Ausführung mit dem oberen Teil übereinstimmt. Sie nahmen an,
dass der Termindruck der Kapelleneinweihung zur Vergabe dieser Arbeiten
an andere Handwerker geführt hat.
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Egid (Ägid)
Verhelst wurde 1696 in Antwerpen geboren, kam 1718 nach München,
wirkte von 1726-1736 im Kloster Ettal und zog schließlich 1738
nach Augsburg, wo er 1749 starb. Das künstlerische Schaffen in
den Haimhausener Gotteshäusern fällt somit in seine Augsburger
Zeit. Verhelst trug maßgeblich dazu bei, dass die flämische
Kunstauffassung auch in Süddeutschland Fuß fassen konnte,
die zwischen der Hofkunst und ländlicher Sakralkunst vermittelt.
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Spätestens 1740
hat der Freisinger Kanonikus Schmidt
die Kirchen der Diözese besucht und kurz beschrieben.
Er hat wohl bereits die neue Kapelle gesehen, denn er schwärmt in
seiner Beschreibung von der unglaublichen Schönheit des Neubaus,
der zu diesem Zeitpunkt noch nicht konsekriert war. Die beiden (!) Altäre
waren dem gegeißelten Heiland und dem Johannes Nepomuk gewidmet.
In der Beschreibung werden auch drei Bruderschaften genannt "confraternitates
nempe Jesu, Mariae, Josef - sacri scapularis - fidelium defunctorum".
Messen wurden an jedem zweiten Sonntag gelesen. Die Kapelle hatte auch
zwei Glocken.
Das Kirchenpatronat
Salvator Mundi wurde am Lukastag (18.Oktober) gefeiert. Später hat
man das Fest auf den 2.Sonntag im Oktober verlegt. An diesem Kirchweihsonntag
wurde Hauptgottesdienst nicht in der Pfarrkirche, sondern in der Schlosskapelle
gehalten.
Im ausgehenden 18.Jh
wurde die Schlosskapelle als Schulkirche genutzt. Nach der vom
Grafen Sigmund eigenhändig unter-schriebenen Schulordnung von 1788
mussten die Kinder an Schultagen um 10 Uhr von der Schule aus in die Schlosskapelle
kommen, dort der hl.Messe beiwohnen und -bevor sie zum Mittagessen nach
Hause gehen konnten- noch einen Rosenkranz beten (der zweite Teil des
Schulalltags begann um 12.30 Uhr). Im Jahr 1792 gab es in Haimhausen immerhin
57 Schulkinder; für 12 zahlte der Schlossherr das Schulgeld.
Kapelle
im 19.Jahrhundert
Im Jahr 1819
plante Graf Butler die Auflassung der Kapelle und die Umwandlung in Wohnungen.
Dagegen standen aber die aus den Mess-Stiftungen von Franz Albert und
Franz Ferdinand stammenden Verpflichtungen, sodass eine Umwandlung nicht
genehmigt wurde.
In der Zeit zwischen
1836 und 1842 ließ Graf Theobald am Schloss größere
Instandsetzungsarbeiten durchführen, die wohl auch die Schlosskapelle
betrafen. Zumal sich Graf Butler nach dem gescheiterten Umwandlungsprojekt
bei der Erhaltung der Kapelle Zurückhaltung auferlegt hatte.
Im Jahr 1841
musste die Schlosskapelle eine Zeit lang die Pfarrkirche ersetzen, weil
dort die Familiengruft der Butlers eingebaut wurde. Mehr über die
Gruft finden Sie hier...
Im Jahr 1865 brannten
die Ökonomiegebäude des Schlosses ab. Darüber berichtete
das Lindauer Tagblatt vom 22.9.1865: 30)
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"Von Haimhausen
erfährt der 'N.Bayer.Kurier', daß in der Nacht vom Sonntag
auf Montag die sämmtlichen Oekonomiegebäude des Grafen v.Butler-Haimhausen
mit dem größten Theil der diesjährigen Getreide- und
Futterernte abgebrannt sind. Nur das Vieh konnte gerettet werden.
Das Feuer soll durch ruchlose Hände gelegt worden seyn. Den Schaden
schlägt man auf mehr als 25.000 fl.an. " |
Das Schloss und damit die Schlosskapelle
waren nicht betroffen.
In der Zeit um 1874/80 verfasste Anton Mayr die "Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising". Darin ist auch
die Schlosskapelle in Haimhausen angesprochen:
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"Erbaut im Jahr 1706.
Renaissance-Stil. Baupflicht: Die Schlossherrschaft.
Hat keinen Turm, aber 2 Glocken. Consecriert 14.Okt. 1709
durch den damaligen Generalvikar des Bischofs Johann Theodor von
Freising: Freiherrn Franz Ignatz Albert von Werdenstein, 'episc.
Taenariens.in part.'zu Ehren des Heilandes in der Geißlung.
3 altar. f. Ss., zu dessen Einsetzung Papst Clemens XI. die Erlaubniß
gab. 15. März 1713, worüber die Bulle im Archive des Ordinariates
sich befindet (Pergament-Urkunden N.104). Orgel: 9 Register.
Gottesdienste: Jede Woche 1 hl.Messe. In dieser Capelle waren
früher drei Bruderschaften: Die Allerseelen-Bruderschaft (conf.
vom Bischofe Johann Franz 14.März 1697, aggregirt der damal.
Erzbruderschaft am 'Alten Hofe'in München), dann die St.Josephi-Bruderschaft
vom selben Bischofe am gleichen Tage conf. (=bestätigt)
und eine Scapulier-Bruderschaft. Mit Aufhebung der Klöster
erloschen selbe, u. wurde nichts mehr dafür gethan. Der Meßnerdienst
wird vom Schlosse aus versehen."
|
Am 16.12.1882 meldete
die Straubinger Zeitung (siehe rechts), dass die Gräfin Fernandine
v.Butler-Haimhausen, die Ehefrau von Graf Theobald Moritz Kajetan
Sigmund Hubert v.Butler, zum katholischen Glauben übergetreten
ist. 36) |
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Der Erwerb des Schlosses durch die evangelische Industriellenfamilie Haniel
im Jahr 1892 bereitete der Führung der Katholiken in Pfarrei
und Bistum Sorge. Pfarrer Neureuther war beunruhigt, weil der neue Inhaber
unmittelbar von seinem Schlafzimmer in die angebaute Kapelle sehen und
so der Messe beiwohnen konnte. Er sorgte dafür, dass das Allerheiligste
aus der Kapelle entfernt wurde. Des Weiteren stand die Frage an, ob die
Kapelle weiterhin ausschließlich dem "katholischen Kultus"
zur Verfügung stehe. Dies wurde zwar bestätigt. Doch der 1893
geadelte Eduard James von Haniel ließ überhaupt keine Gottesdienste
zu. So wurden auch die Trauerfeiern für ihn selbst (1904) und für
seine Witwe Henriette (1913) nicht hier, sondern in der Klausenkapelle
bzw. im Rockerl begangen. Mehr zu diesen Begräbnissen finden
Sie hier...
Beschreibung 1895
04)
Auch im Verzeichnis
der Kunstdenkmale Bayern, das 1895 Prof. von Betzold und Dr. Riehl im
Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums erstellten, finden sich
einige Bemerkungen über die Schlosskapelle in Haimhausen. Dort ist
zu lesen:
|
"Schloss.
Erbaut um die Mitte des 18.Jh. An einen Mittelbau schliessen sich
seitlich zwei gegen Norden vortretende Flügel an. In der ursprünglichen
Ausstattung aus der Mitte des 18.Jh. hat sich erhalten:
die Schlosskapelle im östlichen Flügel, ein rechteckiger,
durch zwei Geschosse reichender Raum mit Spiegelgewölbe. Kanzel
und Beichtstuhl. Gute Arbeiten". |
Kapelle
im 20.Jahrhundert
In den Jahren 1900/1901
und 1930 wurde die Kapelle gründlich renoviert.
Am 27.Juni 1935 muss
es ein Erdbeben in Haimhausen gegeben haben. Jedenfalls ist auf
der Rückseite des großen, von einem Engel getragenen
Kreuzes am Hochaltar ein mit Bleistift geschriebener Hinweis zu
lesen: " ... wieder aufgehängt am Tage nach dem Erdbeben,
28.Juni 1935".
Als Dr. Edgar von Haniel am
14.1.1935 starb, wurde er in der Schlosskapelle aufgebahrt;
dort hielt auch der evangelische Vikar von Mosach, von Kirschbaum,
die kirchliche Begräbnisfeier. Die Zeitung berichtete, es seien
so viele Trauergäste erschienen, dass nicht alle in der Kapelle
Platz fanden. Diese Begräbnisfeier war zwar ein Verstoß
gegen den Vorbehalt der ausschließlichen Nutzung im katholischen
Kultus; doch er blieb folgenlos.
Während des Zweiten Weltkriegs waren in der Kapelle tausende
Bücher der Bayerischen Staatsbibliothek ausgelagert. Der Raum
war meterhoch mit Bücherstapeln (ohne Regale) gefüllt.
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Schlosskapelle
Südseite (rechte Hälfte) -2021-
|
Nach dem Weltkrieg
bestand das Erzbistum München und Freising nicht mehr darauf, dass
es sich bei der Schlosskapelle um eine katholische Kirche handelt. Günther
von Haniel überließ sie deshalb der ev.-luth. Gemeinde, die
durch die Flüchtlinge stark ange-wachsen war und dringend ein Gotteshaus
brauchte. 1951 wurde sogar ein eigenes Vikariat Unterschleißheim-Haimhausen
gegründet und von der Pfarrei Moosach getrennt. 11 Jahre später
wurde aus dem Vikariat eine Pfarrei. Die Gottesdienste in Haimhausen fanden
alle in der Schlosskapelle statt.
Nach dem Verkauf des
Schlosses an die Fam. Daxer-Piéch im Jahr 1983 kam es zu einer
Unterbrechung der bisherigen Nutzung.
1985 musste die Kapelle restauriert werden. Der niedrige Grundwasserspiegel
von nur 1,20 Metern hatte zu einer starken Schädigung der Putze und
des Fußbodens beigetragen. Die Solnhofener Kalkschieferplatten mussten
vollständig durch neue Platten ersetzt werden.
Die letzte Renovierung
wurde im Jahr 2011 beendet. In den sechs Jahren dauernden Arbeiten
wurde das marode Dachgestühl komplett erneuert. Dabei musste man
den Druck des Daches, der die Mauern um einen halben Meter nach außen
getrieben hatte, ableiten. Außenwände wurden trockengelegt,
eine Fußbodenheizung eingebaut sowie das Deckengemälde und
ein Teil der Innenausstattung restauriert.
Derzeitige
Nutzung
Das Schloss Haimhausen
gehört seit 1997 der Bavarian International School, die vor allem
von Diplomatenkindern oder Kindern ausländischer Firmenvertreter
besucht wird. In der Schlosskapelle feiert zudem die evangelische Kirchengemeinde
Unterschleiß- heim/Haimhausen jeden zweiten Sonntag ihren Gottesdienst.
Immer wieder finden auch Konzerte und Lesungen für die Allgemeinheit
statt.
Innenausstattung
Die Schlosskapelle
ist ein über zwei Geschosse
reichender 16,90 x 10,50 Meter großer Saalbau
ohne ausgeschiedenen Altarraum. Sie besitzt eine Spiegeldecke
(= Decke mit einer ebenen Fläche in der Mitte) in 10 m Höhe.
Unter der Decke verläuft ein durchgehendes Gesims. Die Hohlkehle
ist durch graue Füllungsfelder gegliedert, die von vergoldeten Stuckleisten
umrahmt werden. Der obere Profilstab ist von ebenfalls vergoldeten Blumengirlanden
umrahmt.
Die Bemalung der Wände ist einfach gehalten. An der Nordwand der
Kapelle sind Spiegeleinfassungen angebracht, die in der Form von den gegenüberliegenden
Fenstern auf der Südseite nur geringfügig abweichen.
Deckenmalerei
Die mit Stuckgesims
umrandete Decke hat der Augsburger Akademiedirektor Joh. Georg
Bergmüller 1748-50 in perspektivischer Architekturmalerei gegliedert
und die einzelnen Felder unter Bezugnahme auf das Patrozinium der Kapelle
(Salvator mundi - Welterlöser) mit verschiedenen Szenen aus der Bibel
gefüllt.
Vertreibung aus dem Paradies
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Über dem Eingang
(Westseite) wird die Vertreibung
aus dem Paradies dargestellt. Adam und Eva haben ihre Blöße
mit üppigem Weinlaub bedeckt, auch wenn die Bibel von Feigenblättern
spricht. Die Stammeltern werden vom Erzengel Michael mit dem Feuerschwert
aus dem Paradies vertrieben. Adam und Eva beugen sich dem Urteil Gottes,
in flehend abwehrenden Gebärden, die Gesichter furchtsam dem
Engel zugewandt. Vor ihnen läuft ein kleiner Hund; unter den
Beinen Adams ringelt sich die Schlange.
In der Kartusche
unter dem Bild ist folgender Text enthalten: "Et sicut
in Adam omnes moriuntur" (So wie alle in Adam sterben werden...),
der mit dem Text in der Kartusche am anderen Ende der Decke (Ölbergszene
siehe unten) korrespondiert. |
Über dem Altar (Ostseite)
wird Jesus am Ölberg
gezeigt. Jesus kniet mit weit ausgebreiteten Händen im Garten
und betet. Unmittelbar hinter ihm schwebt der Engel mit dem Kelch,
der ihn tröstet. Der Kelch ist Sinnbild für das kommende
Leiden, aber auch für das Sakrament des Altares. Durch eine
Kreisöffnung fallen auf den Betenden Gnadenstrahlen nieder,
ausgehend von der Dreifaltigkeit im Hauptbild. Im Hintergrund schlafen
die Jünger auf dem Boden. In der Schriftkartusche unter dem
Bild stehen die Worte "Ita et in Christo omnes vivificabuntur"
(...so werden alle in Christus lebendig gemacht werden).
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Jesus am Ölberg
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Die Zusammengehörigkeit dieser
beiden äußersten Bilder (Sünde und Opfertod) ist Programm.
Christus ist der Erlöser der Menschheit, die durch die Schuld Adams
und Evas der Sünde verfallen ist. Die Erlösung von dieser Schuld
wird im Opfertod Christi am Kreuz vollzogen.
Im
Zentrum der Decke wird im größten Gemälde die Rückkehr
Christi auf den Thron der Dreifaltigkeit dargestellt.
Ein in der Kirchenmalerei sehr seltenes Motiv.
Im oberen Teil hält
Gottvater das Flammenschwert des Jüngsten Gerichts und weist
mit der linken Hand auf den leeren Platz zu seiner Rechten.
In der Mitte kniet Christus mit dem Kreuz auf der großen,
von Flammen umzüngelten Erdkugel, auf der die vier damals bekannten
Kontinente zu erkennen sind.
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Rückkehr Christi auf den
himmlischen Thron
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Sein purpurner Mantel ist
Hinweis auf die durchlittene Passion. Auf dem Purpurkissen auf dem
Thron liegen Krone und Zepter für den Salvator Mundi bereit.
Engel helfen das Kreuz tragen, das er seinem himmlischen Vater vorweist.
Das Kreuz ist der Hinweis, dass er den Kampf in Gethsemane bestanden
und den Kelch getrunken hat.
Weitere Engel haben die Hände
gefaltet und bitten für die brennende Erde. Auch Christus verweist
auf sie: der Salvator Mundi bittet seinen Vater um Gnade für
die Menschheit.
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Der Heilige Geist hat nicht -wie sonst üblich- die Gestalt einer
Taube, sondern wird in menschlicher
Gestalt als junger Mann in weißem Kleid mit Flügeln,
dargestellt. Er hält in der einen Hand ein Zepter; mit der anderen
Hand weist er auf Christus. So kennen wir den Heiligen Geist im Allgemeinen
nur aus mittelalterlichen Dreifaltigkeitsbildern.
Diese Tradition
war um 1743 wieder aufgelebt, als die (im Jahr 2001 durch Papst Johannes
Paul II. heiliggesprochene) Kreszentia von Kaufbeuren (1682-1744)
die dritte göttliche Person in einer Vision geschaut und ihrer
Umgebung als jungen Mann geschildert hatte. Doch diese Darstellungsform
in menschlicher Gestalt war nur von kurzer Dauer. Papst Benedikt XIV.
verbot sie schon zwei Jahre später, im Oktober 1745, kurz vor
der Erstellung des Gemäldes in Haimhausen. Seither darf der Hl.Geist
in Kirchen nur noch in der Gestalt der Taube gemalt werden. Entweder
war das Verbot in Haimhausen noch nicht bekannt, oder der Schlossherr,
der hier das Sagen hatte, setzt sich darüber hinweg. |
Heiliger
Geist
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Über der Dreieinigkeit steht
als riesiger Kreis der Regenbogen der Apokalypse (Apo.4,3), der die Sonne
einschließt.
In ihr schwebt das Dreieckszeichen der Trinität mit den Buchstaben
Alpha und Omega, dem göttlichen Auge und dem M darüber. Aus dieser
Sonne brechen sieben Strahlenbündel. Darauf sind die sieben Fackeln
angebracht, die die sieben Geister Gottes darstellen. Der Thron, der auf
der Wolke steht, hat drei Sitze.
An den Längsseiten der
Decke sind in monochromer (einfarbiger) Darstellung die Verkündigung
und die Geburt Christi zu
sehen. Eingefasst sind diese Gemälde von farbigen Rocailleverzierungen
und einem von Putten
angehobenen blauen Vorhang, der nach oben hin im weiten S-Schwung abschließt.
Verkündigung:
Auf dem Bild an der Nordseite empfängt Maria den auf Wolken sitzenden
Engel Gabriel hinter einem Betpult, an dem sie soeben in einem Buch
gelesen hat. Üblicherweise ist es die Seite der Bibel, auf der
geschrieben steht: "siehe eine Jungfrau wird empfangen"
(Jesaja 7:14). Maria senkt den Blick, verschränkt die Arme und
horcht auf die Worte des Engels. Ihr Ohr ist sichtbar.
Gabriel überbringt für den Betrachter die Botschaft in Form
einer Lilie, die er Maria überreicht. Weiße Lilien gelten
seit dem Mittelalter als Symbol für Reinheit und Keuschheit.
St.Mechthild von Magdeburg betete im 13.Jh: "empfange Herr, deine
Bräute und begegne ihnen mit den Lilien der lauteren Keuschheit
alle ihre Tage".
Mit der rechten Hand weist Gabriel zum Himmel hinauf. Über der
Szene erscheint der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube und sendet
seinen Gnadenstrahl auf Maria hinab. Im Hintergrund ist der Baldachin
eines Himmelbettes zu sehen um anzudeuten, dass die Begegnung in der
Wohnung Mariens stattgefunden hat. |
Gabriel bei Maria
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Geburt Christi: Das Bild auf der Südseite zeigt die Anbetung
der Hirten vor der Krippe in Bethlehem. Um Maria und Josef und das
Kind stehen drei Hirten im höhlenartigen Gemäuer und verehren
Jesus. Einer ist niedergekniet und betet das Kind an, während
ein zweiter hinter ihm neugierig auf Jesus schaut und mit umständlicher
Gebärde seine Mütze vom Kopf nimmt. In der Mitte steht ein
mit Tüchern verdeckter Futterstein. Josef stützt sich mit
beiden Händen auf seinen Stab. Im Hintergrund betrachten der
Ochs und der Esel interessiert die Szene. Ochs
und Esel versinnbildlichen das Judentum (Ochs, reines Tier) und das
Heidentum (Esel, unreines Tier); sie erinnern aber auch an den zweiten
Satz des Buches Jesaja "Der Ochse kennt seinen Besitzer und
der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis,
mein Volk hat keine Einsicht." |
Geburt Christi
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Der Kirchenlehrer
und östl. Kirchenvater Bischof Gregor von Nazianz (330-390) greift
einen weiteren Gedanken auf: "Zwischen dem jungen Ochsen/Stier, der
an das jüdische Gesetz gespannt ist, und dem Esel, der mit der Sünde
des heidnischen Götzendienstes beladen ist, liegt der Gottessohn, der
sie von beiden Lasten befreite".
An der Krippe stand wohl kein Ochse im heutigen Sinn (kastrierter Stier),
weil im Judentum damals schon seit Jahrhunderten die Kastration (auch) von
Tieren verboten war. Der Begriff Rind wäre wohl zutreffender. Das Lukasevangelium
nennt übrigens keine Tiere im Stall von Bethlehem. 27
Die vier Evangelisten
In den ornamentalen Durchbrüchen an den 4 Ecken sind die 4 Evangelisten
mit ihren Attributen (Symbolen) dargestellt.
Die vier Evangelistensymbole Engel, Löwe, Stier und Adler haben ihren
Ursprung in den Cherubim, den himmlischen Altar- und Thronwächtern.
Sie werden in den Gottesvisionen Hesekiels (Altes Testament) und in der
Offenbarung des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings
um Gottes Thron stehen, erwähnt. Zuerst wurden sie nur im Zusammenhang
mit dem thronenden Christus abgebildet. Als Evangelistensymbole dienen
sie erst seit dem frühen Mittelaltar.
Evangelist
Matthäus
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Matthäus
hält vor dem Hintergrund der bergigen Landschaft, in der Christus
am Ölberg kniet, eine Schreibtafel mit hebräischen Buchstaben
in der Hand. Im Rückraum sein typisches Attribut, der geflügelte
Mensch, der auf den Stammbaum Jesu hinweist. Das Matthäusevangelium
beginnt mit dem Bericht über die Geburt Christi.
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|
Markus
hält -in Gedanken versunken- das aufgeschlagene Evangelienbuch,
in dem auf dem linken Blatt das Mono-gramm des Malers Bergmüller
und die Jahreszahl 1750 zu erkennen sind.
Der Löwe im Hintergrund ist Sinnbild für Markus, weil dessen
Evangelium mit der Predigt des Johannes in der Wüste, dem Lebensraum
des Löwen, beginnt. |
Evangelist
Markus
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Evangelist
Johannes
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Johannes
ist wie Matthäus mit einer großen Schrifttafel und (ungewöhnlich
bei Johannes) ebenfalls hebräischen Buchstaben dargestellt. Hinter
ihm hat sich flügelschlagend ein Adler auf einer Wolke
niedergelassen. Diesen Adler versteht man als Symbol für den
spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums.
Auf dem Bild sitzt Johannes auf einem Sockelvorsprung und blickt auf
die Szene der Vertreibung. |
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Vor Lukas
liegt das geschlossene Buch. Er schaut auf die Gemeinde hinab. Mit
der linken Hand weist er hinauf auf zum Erlöser. Im Hintergrund
seine Attribute, der Stier sowie die Malerutensilien Pinsel und Palette
(Lukas soll Maler gewesen sein).
Der Stier (als Opfertier) galt als Hinweis auf den Beginn des Lukas-Evangeliums,
das mit dem Opfer des Zacharias ein-setzt und das am innigsten auf
den Opfertod Christi hindeutet. |
Evangelist
Lukas
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Renovierung
2010
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eingerüstete
Kirche
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Renovator
Siebert
bei der Arbeit
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ausgebauchte
Außenwand
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Riss in der
Decke
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dunkle Linien
= Zeichenstriche des Malers
|
Im
Zuge der großen Renovierung in den Jahren 2006 bis 2010/11 (mit
Kosten von 650.000 Euro) wurden auch die Deckengemälde renoviert.
Der gesamte Raum war eingerüstet
(Bild oben links) um das Podium für den Diplomrestaurator Peter
Siebert aufbauen zu können (Bild 2 von links).
Die Decke der Kirche war extrem einsturzgefährdet, weil sich im letzten
Jahrhundert die Dachkonstruktion über die Tragmauern um bis zu 50
cm nach außen geschoben hatte. Auf dem Bild oben (3.von links) ist
diese Vorwölbung auch
von außen gut zu sehen. Dies führte zu großen Rissen
an der Stuckdecke, die sich auch durch die Reparatur 2010 nicht mehr beheben
ließen; die beschriebene Verschiebung der Decke kann mit vertretbarem
Aufwand nicht mehr rückgängig gemacht werden. Zurück bleibt
ein Absatz im Stuck und
im Gemälde, der im Bild oben (4. von links) als schwarze Schattenlinie
zu sehen ist.
Betrachtet man die Gemälde aus der Nähe, fallen dunkle Striche
ins Auge, die sich entlang der Farbverläufe ziehen (Bild rechts).
Es sind die Zeichenstriche
des Malers Bergmüller, die er zu Beginn der Ausmalung 1748 als eine
Art Entwurfs-Zeichnung auf den Putz der Decke gezeichnet hatte. Interessant
ist, dass er sich bei der Ausmalung nicht immer an die eigenen Begrenzungslinien
hielt. Von unten aus sind die Linien mit bloßem Auge nicht zu sehen.
Choraltar
/ Hochaltar
Der Hochaltar
ist ein Säulenretabel
auf hohen Sockeln. Die korinthischen
Kapitelle der vier glatten Säulen und das klassische Gebälk
mit Architrav (= waagrechter, tragender Hauptbalken), Fries
und Kranzgesimse verraten bereits die kommende Kunst des Klassizismus.
Das Kranzgesims, das den oberen Abschluss des Gebälks bildet,
ragt aus dem Fries hinaus.
|
|
Säulen an
den Altären haben nicht nur statische Aufgaben. Sie sind auch
Symbol für den Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden
Himmel und Erde. Deshalb sind Säulenretabel eine beliebte Bauform. |
Der prächtige Auszug
entspricht noch dem Geiste des Rokokos. Zwischen dem hohen Gebälk ist
im Zentrum ein Dreieck mit dem Namen Gottes in hebräischer Schrift
zu sehen. Das Symbol der Hl.Dreifaltigkeit ist von einem Strahlenkranz umgeben.
Ein großer Engel auf Wolken hält das Kreuz in seinen Händen.
Kleinere Engel
(Putten) tragen einen Kelch und Leidenswerkzeuge (arma christi)
wie z.B. Nägel, Lendentuch, Hammer und Leiter; andere Englein
betrachten interessiert die Szene. |
Hochaltar-Auszug
|
Diese Putten geben
dem Altar Bewegung. Sie umgeben Christus an der Martersäule,
fliegen über den kreuztragenden Engel oberhalb des Säulenaufbaus
und lassen die Leidenswerkzeuge mehr wie ein kindliches Spielzeug
wirken. Das Lendentuch dient den Engeln als Tränen- oder gar
als Schneuztuch zur Dokumentation ihres Schmerzes. |
Haimhausener Wappen
|
Unter
dem großen Engel am Altar ist das voll vergoldete Wappen
der Haimhausener Grafen mit einem schwungvollen Rocaillerahmen angebracht.
Das Wappen besteht aus vier Teilen, diagonal zwei Häuser und
zwei Vögel. Das Wappen ist als Herrschaftszeichen mit der Krone
geschmückt.
Die Puttenfiguren sind
polierweiß (in Alabasterfassung) gefasst und wirken mit den
scharfen Glanzlichtern wie Porzellanfiguren; ihre Flügel sind,
wie der gesamte übrige figürliche Schmuck, vergoldet. Nach
Auffassung von Kunstexperten stehen die auffallend kleinen Putten
in einem unpassenden Verhältnis zur pompösen Wirkung der
Hauptarchitektur und deuten auf den Wechsel der ausführenden
Künstler vom planenden |
Puttenfiguren
|
Vater Egid Verhelst zum ausführenden
Sohn Ignaz Verhelst hin. Die Englein wirken frisch, naiv und kindlich; ein
Markenzeichen für die Kunst des Sohnes von Verhelst, das auch an späteren
Werken von ihm sichtbar wird.
|
Hinweis: Engel
(von griechisch angelos=Bote) waren in der Kunst des Frühchristentums
immer Männer ohne Flügel Sie sollten sich von den antiken
Göttern wie Nike oder Hermes unterscheiden, die Flügel trugen.
Erst als das Christentum im 4.Jh Staatsreligion wurde, bekamen die
Engel Flügel; dazu einen Heiligenschein und sogar Hoftracht.
Bis zu den ersten weiblichen Engeln dauerte es aber noch 800 Jahre.
Erst Giotto malte Engel mit weiblichen Zügen. Wahrscheinlich
hat der damals beginnende Marienkult die Verweiblichung verstärkt.
In der Renaissance und vor allem im Barock setzten sich die Putten
(geflügelte Knaben, die auf heidnische Eroten = Liebesgötter
zurückgehen) und die geflügelten Engelsköpfchen durch,
die in kaum einer der Barockkirchen unseres Landkreises fehlen. Erst
in der Romantik wurden die Engel wieder erwachsener. Die Malerschule
der Nazarener
prägte die Engel mit großen Flügeln, Anmut und Hoheit,
die uns als Schutzengel von den Bildern im Schlafzimmer oder den Heiligenbildchen
des 20.Jh bekannt sind. |
Mittelnische
In der Mittelnische
des Altars steht vor einem roten Hintergrund der Heiland
an der Geißel-säule, eine Barockfigur aus der alten
Kapelle von 1706 28),
ungefähr um 1660 geschnitzt. Es ist der älteste Geißelheiland
in unserer Gegend; einer der wenigen, die schon vor dem Wunder auf
der Wies (1738) in das Dachau Land kam. Jesus ist mit Fußfesseln
an die Geißelsäule gekettet. |
Heiland an der Geißelsäule
|
Hinweis: Die ersten
Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar
schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte
Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen
setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738)
ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll
Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die
berühmte Wieskirche wurde gebaut. |
Vergoldete
Reliefs im Chorschluss
Zu beiden Seiten des Hochaltars
sind vermauerte Türen zu erkennen, die ursprünglich in
die 1892/93 abgerissene Sakristei führten. Darüber sind
geschnitzte und vergoldete Reliefs zu sehen, die links die
kirchliche Herrschaft und rechts die weltliche Herrschaft versinnbildlichen.
In diesen Reliefs zeigt sich die Feinheit des Stils von Cuvilliés.
Die kirchliche Gewalt
wird dargestellt durch:
die Papstkrone (Tiara) und das Papstkreuz mit den drei Querbalken,
den Bischofsstab (Pedum) und die Bischofs-mütze (Mitra). Dazu
sind Kerzenleuchter, Monstranzen, Bibel, Patene, Weinkrug sowie
ein Weihwasserkessel mit Sprengel (Asperges) zu sehen. Die drei
Querbalken des Papstkreuzes symbolisieren die drei päpstlichen
Gewalten: die Priester-, Hirten- und Lehrgewalt.
Die weltliche
Gewalt wird vor allem durch Waffen (Hellebarde, Geißel,
Rüstung, Keule), aber auch durch Getreidegarben und eine verzierte
Vase gekennzeichnet, die um einen großen Schild mit der Aufschrift
"SPQR" gruppiert sind. "SPQR" heißt "Senatus
populusque romanum" (Senat und Volk Roms) und verweist auf
die verliehen Macht.
|
kirchliche Gewalt
weltliche Gewalt
|
Den unteren Abschluss dieser Stuckreliefs
bilden je zwei Puttenköpfe auf rosa Stuckwolken.
Seitenaltäre
Die beiden Seitenaltäre stehen
an den Längswänden und sind möglichst flächig gehalten,
um die Sicht der Gläubigen auf den Hochaltar nicht zu beeinträchtigen.
Das mit Rosengirlanden in gleichmäßigen Abständen verzierte
Rahmenwerk der Seitenaltäre zeigt die gleiche Ausführung wie am
Hochaltar in der ehem. Klosterkirche von Dießen. Beide wurden von
Cuvilliés geplant. Die Figuren und die Stuckaturen sind Werke des
flämischen Bildhauers Ägid Verhelst
und seiner beiden Söhne Ignaz und Placidus. Pfarrer
Prämer von Fürholzen berichtet in seiner Chronik, dass die Verhelsts
mit der Ausschmückung der Kapelle betraut wurden.
Kanontafel
|
Auf
den Altären stehen noch die alten Kanontafeln
im Rokokorahmen. Seit dem 16. Jh. bis zur Liturgie-Reform 1963 waren
auf dem Altar drei solcher Tafeln mit den gleichbleibenden Messtexten
als Gedächtnisstütze für den Priester aufgestellt.
Diese Kanontafeln finden heute manchmal wieder Verwendung, allerdings
nicht aufgestellt, sondern auf dem Altar liegend. |
Der rechte Seitenaltar
ist dem hl. Johann Nepomuk
geweiht. Seine Glorie ist Thema des großen Altarblatts. Nepomuk
schwebt auf Wol-ken zum Himmel empor, umgeben von einer Viel-zahl
von Engeln. Sie halten Gefangenenkette, Fackel, Märtyrerpalme
und Buch in Händen. Über der linken Hand des Heiligen
schwebt in einem Strahlenkranz eine Zunge.
Der nach oben gerichtete
Blick des Heiligen soll den Betrachter darauf hinweisen, dass Nepomuk
in diesem Augenblick
eine sog. "Visio beatifica", eine unmittelbare Anschauung
Gottes erfährt. Dabei ist Gott selbst nicht im Bild dargestellt,
sondern wird von den hebräische Buchstaben für JAHWE im
Strahlenkranz vertreten.
|
Glorie
des Joh.Nepomuk
|
Bekleidet ist Nepomuk mit
einem Talar, der vom Hals bis zu den Füßen reicht, darüber
das Rochett, das Chorhemd mit dem Spitzensaum und über den
Schultern die Mozetta, das Schultertuch aus Fell des höheren
Klerus.
Hinweis: Johannes aus Pomuk,
"ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs
in Prag und machte sich beim König Wenzel wegen seines energischen
Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ
ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte
ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen
schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die
Legen-de berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes,
der auch Beichtvater der Königin
|
|
war, dem König
keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe.
Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath. Kirche
einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche in der Moldau wurde
durch eine Erscheinung von fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk
ist neben Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt
ist. Die Verehrung von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar;
sie war aber nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt.
Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde,
machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre
nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in
der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann
die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt,
am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII.
Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst Karl Albrecht
zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten
förderten die Verehrung kräftig und nach kurzer Zeit stand
die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk
war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag: 16.Mai |
Der Auszug des rechten Seitenaltars ist mit Akanthussträußen
und Wolken geschmückt, zwischen denen zwei Engel und vier Putten
auf den Betrachter blicken. Im Zentrum des Auszuges sind 5 Sterne angebracht.
Sie weisen auf die Nepomuklegende hin, nach der der Fundort des ertränkten
Heiligen durch fünf Sterne geoffenbart worden sein soll.
Linker Seitenaltar
Der linke Seitenaltar wurde erst in der neuen Kapelle aufgestellt,
die alte hatte nur zwei Altäre. Das von Joh. G. Bergmüller
1749 (sign.) gemalte Bild zeigt die Vermählung
von Maria und Josef. Die Brautleute knien im Vordergrund und
reichen sich die rechte Hand. Um die linke Hand Marias ist ein Blumenkranz
gewunden. Hinter den Brautleuten steht ein Hohepriester mit der (wohl
auf Moses zurückzuführenden) Hornkappe. Im Hintergrund sind
mehrere junge Frauen zu sehen. |
Vermählung von Maria u.Josef
|
An der Wand hängen die Gesetzestafeln. Am Himmel hat sich ein
Loch in den Wolken aufgetan, das einen Blick auf die Dreifaltigkeit
(in Form eines Auges im Dreieck) freigibt.
Das Bild wird eingerahmt von
zwei schräg gestellten Pilastern.
Im Altarauszug sind Engel und Putten auf Wolken zu sehen.
|
Figuren
an den Seitenwänden
Zwischen den Seitenaltären und
dem Hochaltar sind an der Außenwand zwei versilberte
Halbfiguren von St.Florian und St.Donatus mit Brustreliquiaren auf
sich treppenförmig verjüngenden Konsolen angebracht. Zwei Putten
halten mit einer Hand Vorhänge wie eine Art Baldachin über die
Figuren, in der anderen Hand halten sie die Attribute, die die Heiligen
für die Gläubigen der damaligen Zeit klar benannten. Die Figuren
zierten schon die Vorgänger-Schlosskapelle ( Arcis sacellum) von 1706.
Dies ist dem "Inventarium des Schlosses Haimhausen " des Michael
Wening von 1718 zu entnehmen. 28)
St.Donatus
|
Die rechte Figur, die St.Florian darstellt, ist in eine Rüstung
gekleidet und trägt auf dem Kopf einen federgeschmückten
Helm. Der Engel hält ein Wasserschaff in der Hand, das Florian
als Helfer in Feuersnöten kennzeichnet. In der Brust der Floriansfigur
ist das relativ große Reliquienbehältnis noch erhalten.
Dagegen klafft in der Brust der Figur des hl.Donatus auf
der linken Wandseite ein Loch.
Die Reliquien sind nicht mehr vorhanden. Der Engel darüber
hält ein Messer, das Attribut des Donatus, in der Hand.
Die Halbfigur hier in Haimhausen gleicht in hohem Maße der
Reliquienbüste des heiligen Donatus in Münstereifel, einer
Silbertreibarbeit von Balthasar Lutz aus dem Jahre 1656.
|
St.Florian
|
|
Hinweis:
Der Märtyrer St. Donatus (der von Gott Geschenkte) wurde
schon früh als Wetterheiliger
verehrt. Er war Kommandant der Legion XII Fulminata, die während
einer Schlacht gegen die Quaden im Markomannenkrieg im Jahr 171
n.Chr. -vom Feind umzingelt- zu verdursten drohte und nur durch
einen plötzlichen Gewitterregen errettet wurde. Das Ereignis
ist historisch und wird in einem Relief auf der Mark-Aurel-Säule
in Rom dargestellt. Die Christen führten dieses glückliche
Naturereignis auf das Gebet von Donatus zurück. Sein Grab in
der Agnes-Katakombe wurde 1646 auf Geheiß Papst Innozenz X.
geöffnet und die Reliquien 6 Jahre später der Jesuitenkirche
in Münstereifel geschenkt. Hier geschah ein zweites Wetterwunder:
Strömender Regen verwandelte sich beim Herannahen der Reliquien
in strahlenden Sonnenschein; in Euskirchen wurde am Tag des Überführung
der vom Blitz getroffene Pater durch Anrufen von St.Donatus geheilt.
Festtag: 30.Juni
|
Chorgitter
Noch erhalten ist in der Schlosskapelle
das barocke Chorgitter, an dem früher die Kommunion ausgeteilt
wurde (Speisgitter). Die Gläubigen knieten dabei nebeneinander auf
der Stufe vor dem Gitter.
Spiegelfenster
Spiegelfenster
|
Da die Nordseite an Schlossräume
stößt, führen die Fenster auf dieser Seite nicht
ins Freie. Sie sind vielmehr -dem Geschmack der Zeit entsprechend-
durch Spiegel ersetzt
und erwecken so den Eindruck von Weite und Helligkeit. Ein kleines
Fenster im Spiegel ermöglichte die Teilnahme am Gottesdienst
von einem Kabinett im ersten Stockwerk des Schlosses aus.
Über den Spiegeln
sind an der Wand die feinen, von Cuvillies
geplanten Stuckaturen (mit vergoldetem Rahmen-, Wolken- und Blumenwerk)
angebracht. Die Ecken des schmale Stuckrahmens sind jeweils durch
ein profilübergreifendes Akanthusblatt verziert.
|
Kanzel
Auch
die Kanzel dürfte von
den Verhelsts stammen. Sie wird von vielen als ein wahres Prunkstück
angesehen. Die Stiege wurde von Placidus Verhelst mit reichem Schnitzdekor
(Blumengirlanden und geometrische Ornamente) versehen, der sich nicht
nur an der Brüstung, sondern auch an der Unterseite wiederfindet.
Der Kanzelkorb ist vorgebaucht. Nach Auffassung des Domkapitulars
und Kirchenhistorikers Dr.Michael Hartig
drückt die Kanzel nicht nach dem Gesetz der Schwerkraft von oben
nach unten, sondern scheint vielmehr von unten nach oben zu schweben.
Am geschweiften Kanzelkorb hat Ignaz Verhelst die Symbole der vier
Evangelisten figürlich dargestellt. Sie haben große
Ähnlichkeit mit den Figuren in der Wieskirche, die damals der
Vater Egid zeitgleich als eine seiner letzten Arbeiten schuf.
Daneben in Polierweiß gefasste Ornamente des sog. Rocaillestils.
In einem von Akanthusranken eingerahmten Feld des Kanzelkorbes ist
der Gute Hirte als Relief zu sehen. Die geschwungene Konsole passt
sich in das Gesamtbild ein und endet unten in einem gedrehten Hängezapfen. |
Kanzel
|
Besonders aufwändig ist
der Schalldeckel der
Kanzel als Baldachin mit Quasten gestaltet. An der Unterseite des Schalldeckels
schwebt der Heilige Geist in Form einer Taube im Strahlenkranz. Oben sind
inmitten von Wolkengebilden die beiden Gesetzestafeln des Moses mit den
Zehn Geboten, ein Kreuz und -von einem Engel gehalten- zwei Schlüssel
zu sehen.
|
Hinweis:
Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie
heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Zudem
bildet eine Holzkanzel -wie ein Cello- den Resonanzkasten für
die Stimme des Predigers. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
Die Darstellungen des Guten Hirten mit einem Schaf auf seinen
Schultern waren in der Frühzeit auf die Sündenvergebung
bezogen (Mt.18,12-14). In der Barockzeit trat die von Jesus auf die
Priester übertragene Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit
dessen Hauptaufgabe, die Verkündigung des Evangeliums. Deshalb
wurde der Gute Hirte ein bevorzugtes Bildnis an den Kanzeln.
Die Gesetzestafeln wurden Moses von Gott zweimal übergeben.
Den ersten Satz hatte Moses beim Anblick der um das Goldene Kalb tanzenden
Israeliten vor Zorn zerschmettert. |
Kanzelkreuz
Der Kanzel
gegenüber hängt -wie in allen katholischen Kirchen-
ein großes Kruzifix, das sog. Kanzelkreuz.
Darunter steht eine Figur der schmerzhaften
Muttergottes (Mater dolorosa), in deren Brust ein Schwert
steckt.
|
Hinweis:
Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der
Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist.
Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3),
in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als
den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge,
sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt
haben. |
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Kanzelkreuz
|
Die Muttergottes
unter dem Kreuz ist eine Nachbildung des Gnadenbildes in der Herzogspitalkirche
in München. Sie steht, mit einer barocken Krone auf dem Haupt
und in einen roten Mantel gehüllt, vor einem mächtigen Strahlenkranz.
Ein Kranz von 12 Sternen umgibt ihr Haupt. Das erinnert an die Apokalyptische
Frau in der Vision des Johannes: "Sie war vom Strahlenkranz
der Sonne umgeben, über ihrem Haupte standen zwölf Sterne
als Symbol für die zwölf Stämme Israels".
Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein
Schwert durch die Seele dringen". |
Mater dolorosa
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Beichtstühle
Wegen der Bruderschaften
gibt es in der Kapelle vier Beichtstühle,
die früher an den Bruder-schaftsfesten alle besetzt waren.
Sie wirken heute wie elegante Dekorationsstücke.
Die Beichtstühle sind etwas schräg geformt, vier Lisenen
trennen die Nischen des Priesters und der Beichtenden. Das Gesims
ist reich mit Ornamenten und Engelsfiguren geziert. Der erhöhte
Mittelteil ist von einer Ziervase gekrönt.
|
Hinweis:
Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden
offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später
bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders
hervorgehobene Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des
Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen Mönche wurde
die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht mehr öffentlich
abgelegt. Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren
Zahl von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegen-stände.
Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab
dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr
oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil
für den Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl)
und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine
Zwischenwand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd
in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für
einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit
bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre
eine räumliche Alternative für Beicht- und Glaubens-gespräche.
Die Beichte geht auf das Bibelwort
"Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr die Sünden
vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung verwei-gert,
dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück. |
|
Kirchenstühle
Die Stuhlwangen oder Docken der
Kirchenstühle vermeiden
-echt Rokoko- jede Kreislinie. Der elegant geschwungene Aufbau ist mit
Muschelmotiven, Blumen und weichen, medaillenartig gehaltener Dekoration
geziert. Wenn Sie sich auch für die Stuhlwangen in anderen Kirchen
des Landkreises interessieren, klicken Sie hier...
Kirchenbankwange
|
Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die
ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam
im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab es einige Stühle
an den seitlichen Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst die Kirche
viel mehr Menschen; bei dichtem Gedränge während des Gottesdienstes
schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde
zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft, in der jeder seinen
festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden zuerst die evangelischen
Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil dort die Predigt als Medium
der Heilsvermittlung einen größeren Raum einnimmt und damals
mindestens eine Stunde dauern musste. Die katholischen Kirchen zogen
erst später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert werden
mussten. |
Apostelkreuze
An den Innenwänden
ringsum die Kirche sind die zwölf vergoldeten Apostelkreuze
angebracht. Sie bestehen aus Gipsgüssen, die als Versatzstücke
in die Wand eingelassen wurden und nun ca. 2 cm aus der Wand hervortreten.
Zehn der ebenfalls vergoldeten Apostelleuchter wurden bei der Renovierung
1983 den beiden vorhandenen nachgeschnitzt.
Ein Apostelkreuz hat nur durch Zufall die zwei Jahrhunderte in Originalfassung
überstanden: Es war durch das 1792 aufgestellte Epitaph für
den Grafen Sigismund verdeckt und vergessen worden.
|
Apostelkreuze
|
|
Hinweis:
Die Apostelkreuze erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene
himmlische
Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen
der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin
des himmlischen Jerusalems. |
Grabdenkmäler (Epitaphe)
|
Hinweis: Epitaphe
gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und
können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind
normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet. |
In der Schlosskapelle
stehen drei Grabdenkmäler und zwar für den Erbauer der
Kapelle, seinen Bruder und dessen Frau:
1.
Rechts neben dem Eingang an der Südseite steht das in Pyramidenform
gehaltene Grabdenkmal des Erbauers der Kirche, des Grafen Karl
Ferdinand Maria (Hofmarksherr von 1731-1775) aus dem Jahr
1795. Es wird nach oben von einem Segmentgiebel abgeschlossen, unter
dem das Haimhausener Wappen zu sehen ist. Auf dem Giebel sitzt ein
trauernder Putto mit einem Totenschädel neben sich. Der Totenschädel
ist Zeichen der Sterblichkeit aller irdischen Dinge, Ermahnung zur
Buße und Anruf der Ewigkeit.
|
Inschrift:
"Hier liegt der Schöpfer dieser Kürch, der Feind
von Geiz und Plagen
der für des Unterthannes Wohl als Krist hat Sorg getragen,
der Menschen Freund, der edle Mann, die Redlichkeit begraben.
|
|
Epitaph für
Karl Ferdinan Maria
|
|
Weyland der Hochgebohrene Herr Karl Joseph Maria - Des Heil.Röm.Reiches
Graf von und zu Heimhausen
auf Inn- und Ottershausen Palzing, Gerlhausen -und Helfenbrunn, Herr
der Herrschaften Kuttenplan,
Heil.Kreuz, Neudorf, Dörmaul, Herrnberg und Kotten - in Böhmen,
Sr.Kurfrtl. Drtl. in Bayern Kammerer,
geheimer Rath, dann einer Löbl.Bajerischen -Landschaft Verordneter
Unterlandes etc. So gebohren
den 11.Jänner 1708 und gestorben den 10.May 1775.
Ruh Vater, ruhe gutt, ruh Hofmarksherr in Frieden, wir sind zwar hier
von dir, nicht aber dort geschieden". |
2.
Das Epitaph von Reichsgraf Sigismund
von und zu Haim-hausen (Hofmarksherr von 1782-1793) befindet sich
in der Ecke links neben dem Eingang. Es wird von einem schönen
Wappen aus grauem Stein bekrönt.
|
Epitaph für Graf
Sigismund
|
Das
Wappen besteht aus vier Feldern. Jeweils zwei diagonal angeordnete
Felder haben -seitenverkehrt- den gleichen Inhalt:
- Die gekrönten Adler links oben und rechts unten stellen den
habsburgischen Reichsadler dar, weil die Grafen von Haimhausen
seit
1692 ja Reichsgrafen waren.
- Mit den beiden Häusern wird symbolisch das Wort Haimhausen
zum
Ausdruck gebracht. Sie kamen 1615 ins Wappen, nachdem
Theodor Viepeckh von Kaiser Mathias die Erlaubnis
erhielt, den Namen
Haimhausen zu führen. |
Der Text auf dem Epitaph lautet:
|
"Wanderer
! Bet für mich. Hier Ligt Seine Exzellenz, der Hochgebohrne Herr
Sigismund Joseph des H.R.R. (=Heiligen Römischen Reichs) Graf
von und zu Haimhausen auf Inn- und Ottershausen, Herr der Herrschaft
Kuttenplan, Kotten Rha, heil.Kreutz, Neudorf und des Ritterguts Herrnberg
in Böhmen, Sr. Churfl. Durchl. in Baiern etc.etc. Kammerer, wirkl.
geheim. Rat und des Hochadel.Ritterordens des heil.Hubertus Komenthur,
Bergwerkkollegiums Präsident, Obermünzmeister und Oberbergwerks
Direktor in Baiern und der oberen Pfalz, auch der Churfl. Porzellainfabrik
Director und der Churfl. Akademie der Wissenschaften in München
Präsident.
Gebor. den 28ten December im Jahre 1708, gestorb. den 16ten Jener
1793. seines Alters im 85ten Jahre.
Der letzte des männlichen Stammes. Errichtet Zum ewigen Gedächtnüß
Von dessen zärtlich geliebten zwoen hinterlaß. Töchtern"
|
Der Reichsgraf war vom deutschen Kaiser Karl VII. - einem Wittelsbacher-
wegen seine profunden Kenntnisse des Bergbaus und der Metallverarbeitung
zum böhmischen Obermünzmeister ernannt und dann mit der Leitung
des bayerischen Berg- und Münzwesens betraut worden.
Später
gründete Graf Sigismund von Haimhausen die Porzellan-manufaktur
Nymphenburg und war schließlich Ehrenpräsident der Akademie
der Wissen-schaften.
Ein bedeutender Mann.
|
Büste
in der Ruhmeshalle
|
Seine
Büste
steht in der 1853 errichteten Ruhmeshalle am Fuß der
Bavariastatue an der Theresienwiese in München. Köng Ludwig
wollte in der 60 breiten und 32 m tiefen Halle die patriotischen
Gefühle der erst nach 1800 zu Bayern gekommenen neubayerischen
"Stämme" (heutige Franken und Schwaben) stärken.
Mehr als die Hälfte der von Anfang an aufgestellten Büsten
ehrten Personen aus Neubayern. Umso bedeutender sind die Büsten
der Altbayern, die für die Ruhmeshalle ausgewählt wurden.
Zu den "Größen der Philosophie, Theologie, Kunst
und Wissenschaft" gehörte eben auch der Haimhauser Reichsgraf.
|
3.
Zwischen zwei Beichtstühlen ist in der Nordwestecke das Denkmal
für die im Jahr 1770 im Alter von 66 Jahren verstorbene Gemahlin
des Reichsgrafen Sigis-mund, Maria
Regina, geborene Baronessa von Wolframsdorf, angebracht. Dieses
Epitaph wird von einem Allianzwappen und einem Totenschädel mit
gekreuzten Gebeinen (Oberschenkelknochen) gekrönt. Diese beiden
Symbole Totenschädel und Gebeine versinnbildlichen die abgestorbene
Kraft der Lenden und den entschwundenen Geist der Toten. Ein Allianzwappen
ist ein Ehewappen oder Heiratswappen. Es enthält die Wappen der
Ehepartner, in diesem Falle der Haimhausener -links- und der Wolframsdorfer
-rechts. |
Epitaph
für
Maria Regina
|
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Türbeschlag
|
Empore
Die Empore ist vom Kirchenraum
aus über ein besonderes Treppenhaus zu erreichen. Die Türe
zu diesem Treppenhaus hat -zum Gesamteindruck des Kirchenraumes
passend- ein vergoldetes Türschloss
und vergoldete Türbeschläge.
Wenn Sie noch andere alte Kirchentürschlösser aus dem
Dachauer Land sehen möchten, klicken Sie hier...
|
Türschloss
|
Die Empore wurde 1892/93
zu ihrer heutigen Form vergrößert. Sie ist derzeit baufällig
und darf aus statischen Gründen nicht mehr betreten werden. Die
nach vorne geschwungene Emporenbrüstung trägt Stuckierungen
aus Muschelornamenten, die rot-violett und golden gefasst sind. Die
Ornamente sind durch vergoldete Leisten verbunden, die violett gestrichene
Felder umrahmen. Das Spiegelfeld der Mittelkartusche ist gelb bemalt.
In gleicher Weise wie die Brüstung ist die Unterseite der Empore
gestaltet.
Schon
in der Vorgängerkapelle Arcis sacellum stand eine Orgel mit 5
Registern; dies berichtet der Kupferstecher M.Wening im Jahr 1718.
28)
Bei der heutigen Orgel handelt
es sich noch um das barocke Positiv von Quirin Weber, Dachau, aus
dem Jahr 1736. Es ist -bis auf ein Register- noch original erhalten.
Quirin Weber war der berühmteste Dachauer Orgelbauer. Mehr
darüber....
|
|
Die Orgel wurde 1960 von
Leopold Nenninger restauriert und verfügt nun über
9 Register (original 8 Register). Die Firma Nenninger baute auch
die Orgeln in den Kirchen von Odelzhausen, Sittenbach, Wiedenzhausen,
Welshofen und Langenpettenbach.
1976 wurde die Orgel durch Wilhelm
Stöberl repariert. Stöberl baute 120 Orgeln, vorwiegend
im Raum München und Oberbayern, darunter die großen Orgeln
in St.Benno und St.Paul.
|
Der Orgelprospekt
wurde 1750, nach dem Umbau der Kapelle, durch Rocaille-Schnitzereien verändert.
Orgel-Spieltisch
|
Disposition
der originalen Weber-Orgel mit mechanische Schleiflade von 1736 (nach
Brenninger):
Manual (C-c''', 45): Gedeckt 8', Gamba 8'(später),
Principal 4', Flöte 4', Octav 2', Quint 1 1/3',
Mixtur 1'+2/3'+1/2'.
Pedal (C-a,18): Subbaß
16' |
|
Hinweis:
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich
der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in
die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (weltliches)
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
Weihbrunnen/Weihwasserbecken
Über das große Weihwasserbecken
(Weihbrunnen)am Eingang
schreibt Dr. Michael Hartig 1938 im Stil
der damaligen Zeit:
Weihwasserbecken
|
" Alles
in der Kapelle ist möglichst prunkvoll geformt, so auch der Weihbrunnen
neben dem Eingang. Fuß, Schale und Aufsatz sind aus Marmor.
Das Weihwasser sollte vor allem den Armen Seelen zugutekommen. Der
Totenkopf in der Nische will den Beter mahnen, an, sein eigenes Ende
zu denken und für die Armen Seelen fleißig zu beten. An
die Vergänglichkeit des Lebens erinnert auch die Sanduhr unter
dem Totenkopf. Die 3 in Polierweiß gefassten Engel über
dem Gehäuse wollen sagen: "Wenn wir betend durch die Zeit
gehen, werden wir die Siegespalme des ewigen Lebens erringen". |
Das Weihwasserbecken in der Schlosskapelle ist tatsächlich das größte
in den Kirchen des Landkreises Dachau. Weihwasserbecken gehören zu
den Kennzeichen einer katholischen Kirche. Sie befinden sich gleich neben
dem Eingang. Nach heutiger Lesart laden sie ein, im Gebrauch des Weihwassers
beim Betreten der Kirche die innere Bereitschaft zur Erneuerung durch Gott
auszudrücken und beim Verlassen sich unter Gottes Sendung, Führung
und Schutz zu stellen. In evangelischen Kirchen gibt es solche Weihwasserbecken
nicht.
Früher besaß
die Kirche im Haimhausener Schloss auch eine Kreuzpartikel. Ob
dies noch der Fall ist, ist mir leider nicht bekannt. Kreuzreliquien
waren früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz
Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Die hl.Helena, Mutter
von Kaiser Konstantin, soll im Jahr 326 nach der Legende das Kreuz Christi
aufgefunden haben. Größere Kreuzpartikel kam ab 950 nach Deutschland.
Sie wurden meist in Reliquienmonstranzen aufbewahrt und waren in der Regel
Ziel kleinerer Wallfahrten.
Hans Schertl
Quellen:
01) Joseph von Obernberg, Reisen durch das Königreich
Baiern, 1816
02) Dr.Eduard Vehse, Geschichte der deutschen Höfe
seit der Reformation, Bd 24, 1853
03) Anton Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums
München-Freising, 1874
04) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
05) Max Frankenburger, Zur Geschichte des Schlosses
Haimhausen, 1931
06) Dr. M. Hartig, Die
Kirchen des Dekanats Dachau, 1938
07) August Alckens, Das Schloss Haimhausen, Amperland
1969
08) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
09) Georg Brenninger: Orgeln in
Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
10) Max Gruber, Für Dachau u. sein Hinterland bis
1800 tätige Architekten, Bau-u. Maurermeister, Amperland 1982 (Cuvillies)
11) Max Gruber, Bis gegen 1800 im
Amperland wirkende Bildhauer, Amperld. 1982/1 (Egid
Verhelst, Placidus u. Ignaz Verhelst)
|
Der
Künstler Placidus Verhelst war der Sohn von Egid. Er
wurde am 9.4.1727 in Ettal geboren. Zusammen mit seinem Vater und
seinem Bruder Ignaz (1729-1792) war er zwischen 1747 und 1750 künstlerisch
in der Schlosskirche Haimhausen tätig. Placidus war wohl für
die Stuckdekoration
(Entwurf wohl Cuvilliés), die Holzschnitzereien an der Kanzelstiege
und die Beichtstuhldekorationen zuständig.
Placidus
hatte später auch als Ornamentschneider Erfolg. Zum Ende seiner
Laufbauhn
folgte 1774 seinem Stiefvater Mutschele in seiner Anstellung als
Modelleur für die Porzellanmanufaktur Wirbilky in Moskau. Er
soll in St.Petersburg gestorben sein.
Auch Bildhauer Ignaz Verhelst war ein Sohn von Egid. Er wurde
am 23.7.1729 in München geboren. In Haimhausen war er vor allem
in der Schlosskirche (zusammen mit Vater und Bruder Placidus) tätig.
Die Figuren in der Kirche scheinen allein sein Werk zu sein. Ignaz
starb am 12.11. 1792 in Augsburg.
|
12) Erwin Riedenauer,
Zur Entstehung und Ausformung des landesfürstlichen Briefadels in
Bayern, in ZBLG 47, 1984 (1619)
13) Fa. Kellner, Restaurierungsdokumentation, 1988
14) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler,
Bayern IV, 1990
15) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd
7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
16) Markus Bogner, Chronik von Haimhausen, 1991
17) Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei
in Deutschland, 1996
18) Dachauer Neueste 1998
19) Grove Dictionary of Art, 2003 (Vanhelst)
20) Robert Giersch, Archivalienforschung zur Geschichte
der Schlosskapelle, 2004
21) Dr.Klaus Haller, Das Schloß
Haimhausen, ein kunstgeschichtlicher Überblick, Amperland 1972
22) Dr.Michael
Stephan in "Das Dachauer Land in früheren historisch-statistisch-topograph.Landesbeschreibung
23) Ludwig Erlebach, 400 Jahre Schlossareal Haimhausen,
2006
24) Heinrich und Margarethe Schmidt, die vergessene
Bildersprache christlicher Kunst, 2007 (OchsEsel)
25) Sarah Khan, Diversa diversis: mittelalterliche Standespredigten
und ihre Visualisierung, 2007
26) Diplomrestaurator Peter Siebert, Führung durch
die Baustelle, 2010
27) Die Tora (22:24) schreibt vor,
Tiere nicht zu kastrieren: "Und in Euerem Land dürfet Ihr das nicht
tun"
28) Hiltrud Frühauf/Hans Schindlböck
- Anhang 2 der Beschreibung des Kupferstichs vom Schloss Haimhausen durch
Michael
Wening, 1718
29)
Informationen aus den Gemeinden u.der Stadt Dachau, Sonderveröffentlichung
der Dachauer Nachrichten v. 14.3.2019
30) Lindauer Tagblatt vom 22.9.1865,
Amberger Tagblatt v. 21.09.1865 u. Schweinfurter Tagblatt v. 22.09.1865
31) Lorenz von Westenrieder, Statistische
Beschreibung des churfürstl. Landgerichts Dachau, München, 1792
32) Münchner
Intelligenzblatt vom 26.01.1793
33)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
34)
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep.
38 T 1 Nr. 1989 (Butler
adelig)
35)
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep.
38 T 1 Nr. 2009 (Allerheiligstes
in Kapelle)
36)
Straubinger
Zeitung vom 16.12.1882 (Gräfin Fernandine katholisch)
37) Künstler
in Haimhausen im Barock und Rokoko, Ausstellung 2014 (Placidus Verhelst)
52 Bilder:
Ortsarchiv Haimhausen (1), Hans Schertl (50), Dr.Florian Schertl (1)
12.2.2022
Schloss-Kapläne
in Haimhausen
Die Anstellung eines
Schlosskaplans war in der Zeit um 1700 nicht einfach. Sie musste vom zuständigen
Bischof, hier dem Fürstbischof von Freising, genehmigt werden. Der
örtliche Pfarrer hatte ein Mitspracherecht und das nahm der Haimhauser
Pfarrer auch in Anspruch. Er intervenierte in den Jahren vor 1700 zunächst
erfolgreich gegen den Antrag des Schlossherrn, weil er eine Schmälerung
seiner Rechte befürchtete. Der Schlossherr Franz Ferdinand Graf von
Haimhausen musste sich verpflichten, nur Kapläne einzustellen, die
auch musizieren können und sie an allen Sonn- und Feiertagen für
die Tätigkeit als Orgelspieler in der Pfarrkirche abzustellen. Zudem
sollte der größte Teil der Opferstockeinnahmen in der Schlosskapelle
der Pfarrei zugutekommen.
Der Ortspfarrer war auch berechtigt, jederzeit die Kapelle, das Allerheiligste,
die Sakristei und die Paramente (Zeremonien-Gewänder) visitieren
(überprüfen) zu können.
Die seelsorgerischen Rechte des Kaplans waren zunächst auf die Beichtabnahme
und den Versehgang für Schlossangehörige beschränkt. Im
Laufe der nächsten Jahre haben sich diese Befugnisse aber stillschweigend
auf die Seelsorge für alle Schlossbewohner erstreckt.
Rechte
Der Schlosskaplan erhielt ein Gehalt von 50 Gulden im Jahr und ein Weingeld
von 25 Gulden. Dazu kamen freie Verpflegung und eine Wohnung im Schloss
mit Brennholz und Licht. Das Jagdrecht in Begleitung des gräflichen
Jägers und ein kleiner Gartenanteil standen unter der Bedingung,
dass er seine seelsorgerischen Aufgaben zur Zufriedenheit der Herrschaft
erfüllte. Und als besonderes Bonbon durfte er an Tagen, an denen
sich die Herrschaft im Schloss aufhielt, "die Tafell sambt ein
Trunckh Wein mit derselben haben und genießen", also am
gräflichen Tisch essen und trinken. Auch Kündigungsfristen gab
es schon: sie betrugen sechs Wochen. Der Haimhausener Schlosskaplan wohnte
übrigens in der Klause, an der Stelle, an der heute die Wirtschaft
Schlossklause zu finden ist. Reichsgraf Franz Ferdinand schrieb im Jahr
1701:
|
"Dem Schlosskaplan
soll nit allein seine eigene Wohnung sambt einem Diener oder Mösmer
in der Clausen gegeben werden, sondern demselben soll auch Kost, Trunk,
Holz und Licht zustehen, damit er damit könne gar wohl zufrieden
leben. Wie er dann auch, wann sich die Herrschaft in loco (am Ort)
befinden solle, allzeit die Tafel mit derselben genießen solle".
|
Pflichten
Der Kaplan verpflichtete sich, an Feier- und Werktagen "nach
Anbefehlen der Herrschaft" die Messe zu halten, danach
den Verkündzettel zu verlesen und ein Vaterunser sowie ein AveMaria
laut zu beten. Drei Messen in der Woche waren für das Seelenheil
des Grafen Franz Ferdinand zu halten. Die Intentionen für die übrigen
Gottesdienste konnte er "appliciren und lesen, vor weme
er wolle". Täglich war in der Schlosskapelle vor dem
Aveläuten (= bei Einbruch der Dämmerung) ein Rosenkranz
und eine Marien-Litanei für die Verstorbenen der Allerseelenbruderschaft
zu beten.
In der übrigen Zeit musste der Kaplan die Kirche und die Sakristei
sauber halten und die Paramente (= Messgewänder) pflegen.
An den Sonntagen war er als Organist und Kantor in der Pfarrkirche eingesetzt.
Aus dem Wirken einzelner
Schlosskapläne (nach den Pfarrakten).
Wenn die Schlosskapläne zur Zufriedenheit von Schlossherrn und Pfarrer
ihren Dienst versahen und ohne Beanstandung lebten, fand dieses Verhalten
keinen Niederschlag in den Akten. Deshalb sollten die wenigen Problemfälle,
die aufgezeichnet wurden, nicht überbewertet werden.
Einer der ersten Kapläne
war ein Augustinermönch. Über ihn ist nichts weiter bekannt.
Leonhard Stigler:
Er war der Nachfolger des Augustinermönchs. Von ihm ist bekannt,
dass er wegen nicht abgeführter Stolgebühren (= Gebühren
für kirchlichen Handlungen wie Taufe, Trauung, Begräbnis)
und wegen selbstherrlicher Ausweitung der priesterlichen Aufgaben mit
dem Pfarrer Jodok Neudegger zerstritten war. Interessant ist auch der
Schriftverkehr im Rahmen eines Rechtsstreits mit der Hausmeisterin des
Schlosses, Maria Anna Schneider, im Dezember 1733. Darin wandte sich Frau
Schneider gegen die verleumderische Nachrede des Kaplans, sie habe das
Schloss angezündet und warf ihm Rachegelüste vor. Er habe den
Verdacht nur geäußert, weil sie eine Küchenmagd entlassen
habe, die "nach dem Willen dess H.Capellans auf dem Saill getantzet".
Außerdem bedrohe sie der Kaplan mit Ohrfeigen. Den Schlossmesner
habe er schon geschlagen. Im Wirtshaus raufe er gern. Die Messe lese er
nur selten und sitze lieber bei den Mägden im Zimmer. Der Kaplan
erklärte, er habe dem Mesner nur auf die Hand geschlagen, weil der
besoffen seinen Dienst verrichtet habe und beschuldigte die Hausmeisterin,
sie setze den Dienstboten Krautwasser statt Milch vor, sei voller Läuse
und missbrauche das gräfliche Speisegeschirr als salva venia, als
Nachttopf. Die letztgenannte Anschuldigung kostete der Hausmeisterin übrigens
die Stellung.
Johann Lechner:
(1779-1802): Er war vom gräflichen Jäger der Wilderei bezichtigt
worden. Der Kaplan hielt dagegen und bezeichnete den Sohn des Jägers
als Wilddieb.
Conrad Mezerra (1802-1814):
Er erbat sich vom Ordinariat Dispens (Ausnahmegenehmigung) vom
kirchlichen Verbot des freitäglichen Fleischverzehrs, weil er im
Schloss keine Fastenspeise bekomme. Zudem sollen ihm Graf Buttler und
dessen Münchner Gäste belustigt gefragt haben, ob er denn nicht
das Jesuswort kenne: "Esset und trinket, was man euch aufsetzet".
Der Dispens wurde nicht erteilt; im Gegenteil, der Pfarrer examinierte
den Schlosskaplan und befand, dass der kein großer Schulgelehrter
sei. Allerdings dokumentierte der Pfarrer dabei auch den sehr lockeren
Umgang im Schloss mit dem Freitagsgebot.
Andreas Obermayr (1814-1817).
Er war der letzte Schlosskaplan.
Quelle:
Robert Giersch, Archivalienforschung zur Geschichte der Schlosskapelle,
2004
Bruderschaften
bei der Schlosskapelle Haimhausen
Bruderschaften sind
kirchlich errichtete Körperschaften, die je nach Ausrichtung allen
Personen oder nur verschiedenen Personenkreisen (Zunftbruderschaften)
offenstehen. Die theologische Wurzel bildet die Vorstellung von der Gemeinschaft
der Kirche, zu der auch die Verstorbenen gehören (Corpus Christi
Mysticum). Ein Hauptanliegen ist das religiöse Totengedenken. Dazu
treten weitere Ziele (Caritas, Förderung individueller Frömmigkeit).
Bruderschaften waren aber auch Hilfsgemeinschaften im täglichen Leben
- in einer Zeit, in der von sozialer Absicherung noch keine Rede sein
konnte. Bruderschaften stehen unter dem Patronat eines Heiligen oder einer
Heilstatsache (wie z.B. die Verehrung des eucharistischen Sakraments).
Marianische Bruderschaften beziehen sich auf unterschiedliche Marienfeste
oder Gnadenbilder oder treten auch als Rosenkranz- und Skapulierbruderschaften
auf.
Eine Wurzel des Bruderschaftswesens dürften die frühmittelalterlichen
Gebetsverbrüderungen sein. Bruderschaften sind im Raum des heutigen
Bayerns seit dem Spätmittelalter belegt, überwiegend jedoch
im 15. Jahrhundert. Nach einem Einbruch im 16. Jahrhundert erlebte das
Bruderschaftswesen in der Barockzeit eine neue Blüte. Die durch die
Gegenreformation eingeleitete Erneuerung des religiösen Lebens führte
zur Gründung zahlreicher neuer Bruderschaften. Gegenüber dem
Mittelalter, in dem oft auch soziale Leistungen gefordert wurden, bezogen
sich die Verpflichtungen, die die Mitglieder der Bruderschaften eingingen,
in der Barockzeit fast ausschließlich auf geistliche Tätigkeiten.
Im 19. Jahrhundert erhielten Bruderschaften durch das katholische Vereinswesen
(Marianische Kongregation, Dritter Orden, Missionsverein, Kolpingsverein)
eine neuartige Konkurrenz. Die meisten Bruderschaften erloschen im Laufe
des 20. Jahrhunderts ohne formelle Auflösung. 15)
Armen-Seelen-Bruderschaft
- 1697
Graf Franz Ferdinand gründete diese Bruderschaft und stellte ihr
ein Kapital von 400 Gulden zur Verfügung. Das Geld verwaltete nicht
der Pfarrer oder die Kirchenstiftung, sondern der Hofmarksverwalter. Die
Bruderschaft wurde vom Bischof Johann Franz am 14.März 1697 bestätigt.
Die Statuten der Bruderschaft orientierten sich an der vom Kurfürsten
Maximilian 1615 gegründeten Bruderschaft mit dem langen Namen "Aller
lieben Christglaubigen Seelen Hof-Ertz-Bruederschaft in St.Laurentii Kuerchen
zu Alten-Hof". Graf Franz Ferdinand war dort selbst Mitglied.
Für die Bruderschaft mussten in der Schlosskapelle die so genannten
Quatembermessen (vierteljährliche Messen) gelesen werden, in denen
die Namen der im jeweiligen Quatember verstorbenen Mitglieder verkündet
wurden (Quatembertage waren Mi, Frei, Sa nach: 1.Fastensonntag, Pfingsten,
3.Septembersonntag und 3.Adventssonntag). Weitere Messen fanden an
den neun Konventstagen statt: Dreikönig(6.1), Lichtmess (2.2.), Sonntag
Laetare (Anfang März), am Fest der Apostel Philippus und Jakobus
d.J. (1.Mai), an Johanni (24.6.), an St. Laurentius (10.8.), zu Michaeli
(29.9.), am Fest der Apostel Simon und Thaddäus (28.10.) und am Andreastag
(30.11.). An diesen Konventstagen hielt man auch eine Prozession ab. Eine
Reihe von päpstlichen Ablässen machten die Mitgliedschaft noch
interessanter.
Josephi-Bruderschaft
- 1701
Graf Franz Ferdinand gründete
diese zweite Bruderschaft und legte deren Unterhalt seinen Nachfolgern
testamentarisch auf. In der Schmidt'schen Matrikel von 1738/40 wird die
Bruderschaft als "confraternitates nempe Jesu, Mariae, Josef"
bezeichnet.
Scapulierbruderschaft
- 1718
Die Gründung der Scapulierbruderschaft lässt sich aus den vorhandenen
Akten nicht nachweisen. Sie wird lediglich in Aufsätzen späterer
Kirchenhistoriker wie des Domkapitulars Dr.Michael Hartig
sowie in einer nicht datierten Pfarrbeschreibung erwähnt.
Das Skapulier war ursprünglich ein Bußkleid aus haarigem Stoff,
das über der Schulter getragen wurde. Es sollte beständig zur
Buße auffordern und an das Beispiel Mariens erinnern: Vertrauen
einflößen und die Bruderschaftsmitglieder ermuntern, als Kinder
Mariens auf Erden zu wandeln. Die Mitglieder der Scapulierbruderschaft
trugen kleine Skapuliere, die aus zwei durch Schnüre verbundenen
Vierecken bestanden. Jeweils ein Viereck auf der Brust und eins auf dem
Rücken. Die tatsächliche Größe der Vierecke variierte
zwischen 5 und 10 cm. Meistens sind auf den Skapulieren kleine Bilder
von Maria und dem Herzen Jesu angebracht.
Den Mitglieder der Bruderschaft wird verheißen:
1) ein besonderer Schultz Mariens in allen Gefahren
2) ein seliger Tod, Bewahrung vor dem höllischen Feuer
3) Anteil an den guten Werken der Mitglieder der Bruderschaft
4) verschiedene vollkommene und unvollkommene Ablässe.
Für das 19.Jh wird in den Akten
eine neu gegründete Bruderschaft Corpus Christi genannt. Zweck
war die Förderung der Ewigen Anbetung des allerheiligsten Altarsakraments;
Höhepunkt war natürlich die Fronleichnamsprozession. Von den
Dokumenten über die Bruderschaft ist nur eine Mitgliederliste aus
dem Jahr 1844 bekannt.
Schlossherren
von Haimhausen
von 1590-1983
Name
|
Schlossherr
von -bis
|
Sonstiges
|
Theodor
Viepeckh von Haimhausen |
1590-1626
|
adelig seit 1603,
durfte sich ab Juli
1619 "von und zu Haimhausen" nennen, wie schon sein Vater
seit 1572
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Johann Albrecht
von Haimhausen *1586 |
1626-1659
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sein Totenschädel
ist in der Kirche von Inhausen ausgestellt. |
Franz Albrecht
Freiherr von und zu Haimhausen *1609 |
1659-1687
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Epitaph in der
Pfarrkirche Haimhs.
Stiftete einen ewigen Jahrtag in St.Nikolaus mit 106 fl. Kapital |
Franz
Ferdinand Reichsgraf von und zu Haimhausen *1641 |
1687-1724
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seit
1692 Reichsgraf.
Schon seit 1666 Kurfürstl. Truchsess u. Hofrat
1680 Kammerherr; 1693 Hofratspräsident in Mch. |
Karl Ferdinand
Maria Reichsgraf von und zu Haimhausen |
1724-1775
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Erbauer der Schlosskapelle
von 1724-1731 unter Vormundschaft
Erbauer der Bründlkapelle (1734) |
Sigismund Reichsgraf
von und zu Haimhausen |
1775-1793
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letzter Viepeckh,
Epitaph i.d.Schlosskapelle
seine Büste steht auch in der Ruhmeshalle
in Mch
Über seinen Tod hat das Münchner Intelligenzblatt berichtet...siehe
hier... |
Graf
Theobald Sigmund Josef Hubert v. Butler |
1794-1829
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Nachfahre
des Wallenstein-Mörders Walther Butler. Die adelige Abstammung
der Familie Butler wurde durch eine Urkunde des engl.Königs Karl
II. vom 17.3.1669 34)
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Graf Theobald v.Butler-Haimhausen |
1829-1867
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Erbauer der Gruft
in der Pfarrkirche |
Graf Theobald Moritz
Kajetan Sigmund Hubert v.Butler |
1867-1892
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Ehefrau
Fernandine (seit 1882 katholisch 36) |
Carl James Eduard
Haniel von Haimhausen |
1892-1904
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Dr.Edgar Karls
Alfons Haniel von Haimhausen |
1913-1935
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Neffe von Carl
James, hoher bayer.Beamter |
Günther Haniel
von Haimhausen |
1935-1998
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