Bericht
über die Visitation
im Jahr 1560
in heutigem Deutsch
[in eckigen Klammern Originaltext-Auszüge]
Vorbemerkung:
Die Visitationsberichte enthalten
neben den Feststellungen zu den theologischen Kenntnissen, der Amtsführung
und dem Einkommen der Priester auch Bemerkungen zur Einhaltung des
Zölibats. Dass damals die Pfarrer häufig Lebensgefährtinnen
und Kinder hatten, wird heute teils schockiert, teils belustigt
zur Kenntnis genommen. Doch man sollte für die damalige Zeit
nicht die heutigen Maßstäbe anlegen. Zwar wurde das Zölibat
1139 für die gesamte kath.Kirche erlassen, doch bis
zum 30jährigen Krieg war es jedenfalls bei uns üblich,
dass die Pfarrer mit einer Frau zusammenlebten und Kinder hatten.
Dies wurde vom Volk anerkannt und vom Bischof (der selbst Konkubinen
hatte) toleriert. Erst durch die Reformation, die den evang.Priestern
das Heiraten erlaubte, änderte sich die Einstellung.
Zudem war die Rechtslage vor 1563 so, dass der Pfarrer und seine
Köchin miteinander eine "heimliche Ehe" schließen
konnten, die kirchenrechtlich gültig war. Denn die Ehe ist
ein Sakrament, das sich die Ehepartner selbst spenden. Damit war
das Zusammenleben vor Gott gerechtfertigt. Erst das Konzil von Trient
hob in einem Beschluss von 1563 die heimliche Eheschließung
auf und ließ nur noch die vor einem Priester öffentlich
geschlossene Ehe zu.
02)
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Visitationsbericht von 1560 im Diözesanarchiv München
Die linke Hälfte der Seiten wurde für Hinweise
(z.B. von Vorgesetzten) frei gelassen
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Möglicherweise trug auch die
radikale Klimaverschlechterung um 1560 dazu bei, die Unmoral der Pfarrer
stärker zu verfolgen. Denn man glaubte, dass sie eine Strafe des
beleidigten Gottes für das Übermaß an Sündhaftigkeit
auf Erden sei. Als Hauptsünden wurden Hexerei, Blasphemie, sexuelle
Ausschweifungen und eben auch das Priesterkonkubinat ausgemacht. Katastrophen
aller Art wurden als Folge menschlicher Verfehlungen betrachtet. Wolfgang
Behringer spricht von Sündenökonomie, weil damals versucht wurde,
"die Strafen Gottes für die Sünden der Menschen in rechnerische
Kalkulationen zu transformieren". Die katholischen wie evangelischen
Theologen gingen von einem kollektiven Menschheits-Sündenkonto aus,
d.h., dass Gott eine bestimmte Menge von Sünden tolerierte. Wurde
das Konto aber überzogen, folgte die Strafe Gottes und sie traf nicht
nur das Individuum, sondern die ganze Gesellschaft. Deshalb ging man in
der 2.Hälfte des 16.Jh gegen jegliche Unmoral vor, verbot die Prostitution,
das Fensterln und eben auch das Priesterkonkubinat.
Aber nicht die Bischöfe, sondern die bayerischen Herzöge (Albrecht
V. u. Wilhelm V.) setzten sich für die Einhaltung des Zölibats
ein und sorgten sich um die Erhaltung des rechten Glaubens. Die Bischöfe
erließen strenge Vorschriften, wiesen aber zugleich darauf hin,
dass die Durchsetzung wohl schwierig werden könnte. So heißt
es Buch Landersdorfers 01)
auf Seite 167 über den Kongregationstag von Salzburg am 5.Juli
1563 : "Zum schleppenden Fortgang bei der Reform des Kleruns erklärten
die Bischöfe, dass sie zwar ein scharfes Mandat publiziert hätten,
dass aber 'sonnderlich auf dem lanndt, da die briester mit mairschafft
beladen, das weckhschaffen der concubinen nit so baldt, wie es wol die
notturft eraischet' geschehen könnte. Bei allzu strengem Vorgehen
wäre ihrer Ansicht nach zu befürchten, daß die Pfarrer
eher ihre Gemeinden als die Köchinnen verließen, was angesichts
des eklatanten Priestermangels zu noch größeren Problemen führen
würde."
Die Visitation 1560 war noch voll
der Sorge um den rechten Glauben. Das Zölibat wurde nur nebenbei
überprüft. 25 Jahre später, bei der nur von den Herzögen
durchgeführten Visitation von 1584, wurden die Priesterfrauen regelrecht
gejagt. Nach dem 1583 vom
Papst erlassenen Mandat "Contra Clericos Concubinarios", waren
die Landesherren befugt, nach den "Beischläferinnen" der
Pfarrer zu fahnden und sie aus den Pfarrhäusern zu vertreiben.
Im Visitationsbericht von 1560 werden die Ergebnisse Pfarrüberprüfungen
in drei Teilen dargestellt: nach der Befragung des Pfarrers, nach der
des Kirchenpflegers und nach Augenscheinnahme der Visitatoren. Ich habe
im Folgenden die Ergebnisse nach Themenbereichen zusammengefasst um Wiederholungen
zu vermeiden und Ihnen eine bessere Übersicht zu geben.
Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden
Sie hier...
Bericht über
die Visitation im Jahr 1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern
Originaltext-Auszüge]
Pfarrer ist
Leonhard Stadler. Er wurde in Feldkirchen bei Aibling geboren, hat dort
sowie in Freising und München beim Poeten studiert und wurde 1549
in Dillingen zum Priester geweiht. Gefördert wurde er vom Domprediger
Johann Widmann, der alle Kosten der Ausbildung trug. Primiz feierte er
im Heimatort. Danach war er 2 Jahre Pfarrer in Thankirchen, 4 Jahre in
anderen Orten und ist seit 6 Jahren in Haimhausen.
Der Pfarrer und "sein gsell" halten es bei der Predigt und der
Darreichung der Kommunion wie früher ["wie vor Alter"].
Stadler predigt alle Feiertage aus alten Schriften. Vertritt auch sonst
in allen Fragen der Doktrin, der Zeremonien, der Heiligenverehrung die
katholische Auffassung. Glaubt an die 7 Sakramente (Luther predigte
nur zwei) und konnte alle dahingehenden Fragen der Visitatoren beantworten,
mit folgender Ausnahme: Über die Firmung habe er nichts gepredigt.
Er erzählte, dass er erst neulich eine Auseinandersetzung mit zwei
Gläubigen gehabt habe. Die beiden wollten heiraten und hätten
einander die Firmbinden (?) umgebunden. Er sei deshalb mit ihnen in Freising
gewesen und habe sie später von der Kanzel öffentlich getadelt
["eine Vermanung auf der Cantzl davon gethan"]. Die Jahrtage
werden in aller Regel gehalten. Nur bei einer Wochenmesse geschieht das
nicht. Das Pfarrvolk beichte meist zweimal im Jahr, er selbst alle Monat.
Die Sterbesakramente habe er bei seiner vorigen Pfarrstelle erteilt. In
Haimhausen habe aber noch niemand nachgefragt.
Bei Hochzeiten oder anderen Feiern geht der Pfarrer auch ins Wirtshaus.
Er hat eine Köchin, die aber nur seine Hauswirtschafterin sei ["sey
nur sein dienerin"]. Allerdings habe sie 5 Kinder. Mit seiner Köchin
lasse er sich draußen nicht sehen; nur ein paarmal habe er sie mit
auf einen Kirchtag genommen.
Die Pfarrei liegt in
der Hofmark Haimhausen. Hofmarksherr ist der bayer.Herzog selbst, der
auch das Präsentationsrecht besitzt. (1485 hatte zwar das Recht
vom Herzog zum Bischof gewechselt. Auch die Matrikel von 1524 bezeichnet
den Bischof als Inhaber des Präsentationsrechts. Aber
in der Praxis scheint der Herzog sich nicht daran gehalten zu haben ).
Die Pfarrei hat rd. 350 Communicantes. Sie sind alle katholisch und gehen
fleißig in die Kirche. Außer einem verweigert sich niemand
der Beichte. Mit Opfer und Sammlungen sind die Pfarrleuth aber nicht großzügig
["seind nachlessig gnug mit opfer und collectur"]. Vom Pfarrgrund
ist nichts verkauft. In guten Erntejahren hat der Pfarrer Einnahmen von
150 Gulden. Dazu kommen Einnahmen aus den Mess-Gebühren von rd. 60
Gulden ["macht ungeverlich 60 fl. "].
In der Pfarrei gebe es auch
noch einen Kaplan (Gsellbriester) und einen Frühmesser.
Der Kaplan heiße Andreas Unfueg. Er sei in München geboren
und wurde vor einem dreiviertel Jahr in Freising ordiniert. Seine Primiz
feierte er im Münchner Dom. Er konnte den Prüfern seine formata
und admission vorlegen. Unfueg besitzt die Predigtbücher Nauseam,
Eckhium und Hofmaister und hat daraus bisher 12 mal gepredigt. Er ermahnt
das Volk zum Gebet und hält die Feier- und Fasttage. Derzeit liest
er zwei Messen in der Woche. Glaubt an die Konkomitanzlehre. Theologisch
hatte er aber Lücken aufzuweisen: Er konnte die Absolutionsformel
bei der Beichte nicht aufsagen. Er hat keine Köchin und wird im Pfarrhof
verpflegt.
In Inhausen gibt es einen
Frühmesser (einen der die Frühmesse hält und
aus dem Beneficium bezahlt wird). Er heißt Johannes Meislmayr,
ist in Neuburg in der Pfalz geboren, hat in München, Neuburg, Niederaltaich
und Braunau studiert und wurde 1541 in Dillingen ordiniert. Die Primiz
feierte er in Haimhausen. Die ersten vier Jahre war er Cooperator; seit
14 Jahren ist er in Inhausen tätig. Empfohlen wurde er von seinem
Vorgänger Johannes Nandelstetter. Er ist nicht in der Seelsorge tätig.
Auf die Fragen der Prüfer über die katholische Religion und
ihre Zeremonien konnte er untadelige Antworten geben; auch glaubte er
an die 7 Sakramente. Seit 17 Jahren hat er keine Firmung mehr erlebt.
Und hat in den 19 Jahren seiner Priesterschaft nur 3 mal die Sterbesakramente
gereicht. Seine kirchenrechtlichen Kenntnisse waren nicht sehr ausgeprägt.
Er hatte Probleme bei der Aufzählung der Ehehindernisse und konnte
die Wandlungsworte nicht richtig wiedergeben.
Meislmayr hatte eine Geliebte. Die Kinder aus dieser Verbindung waren
aber verstorben. Der Frühmesser hätte gerne geheiratet (was
kurz vorher auch von den bayerischen Herrschern gefordert worden war).
Unter den Gläubigen
gibt es keine neuen Anhänger der neuen Lehren. Problemfälle
seien aber Hanns Haischl und seine bei ihm wohnende (aber wohl nicht
mit ihm verheiratete) Hausfraw. Ihnen hat der Herr Vicar die Kommunion
verweigert. Georg Milknecht hat ein Weib genommen und will sich nicht
einsegnen lassen. Deshalb ist er zwei Jahre nicht zur Kommunion gegangen.
Die übrigen Gläubigen beichten zweimal in der Fastenzeit. Die
Kreuzgänge werden gehalten.
Die Pfarrkirche
in Haimhausen ist in gutem baulichen Zustand. In ihm stehen drei Altären.
Er besitzt alle notwendige "kirchentzier". Die Kirche wird sauber
gehalten. Das Sakramentshäuschen ist wohl geschlossen und beleuchtet.
Vorhanden sind auch: ein Taufstein, eine Monstranz, 3 bzw. 4 vergoldete
Kelche mit Corporale, 4 Messbücher,1 Buch für Beerdigung-Gebete,
1 Gesangsbuch und 7 ziehmlich gute Messgewänder. Das Sacrament und
die heiligen Öle werden rein aufbewahrt. Der Bericht endet mit den
Worten: "Sonst an andern dingen kain mangel".
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Quellen:
01)
Anton
Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres
1560, 1986
02)
"Von
der Geheimehe zum Kirchenaustritt", Münchner Kirchenzeitung
vom 7.2.2021
Pfarrkirche
Haimhausen in der
Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising,
1874
"Erbauungsjahr unbekannt. 1871 durch
Marggraf aus München restaurirt. Ursprünglich gothischer Stil.
Geräumigkeit nicht hinreichend. Baupflicht an der Kirche hat der
Gutsherr (Graf Buttler) und die Decimatoren, nemlich die Unterrichtsstiftg-Administration
in München u. ein Bauer (Sedlmair) in Haimhausen. Am Cm. (Coemeterium
=Friedhof) die Kirche. Kuppel-Thurm mit 4 Glocken vom Jahr 1866.
Cons.dub. Patron Hl.Nikolaus B. 3 altar. f. Ss. B. Cm. ohn
Cap(elle). Unter der Kirche die gräfl. Buttler'sche Familien-Gruft.
Orgel: 8 Register.
Gottesdienste: regelmäßig alle, mit Ausnahme der Frauenfeste
(Marienfeste), welche in Innhausen gehalten werden. Concurse: Allerseelentag,
hl.Dreikönigsfest, Fronleichnamssonntag, Portiunkula. Aushilfleistung:
3 mal nach Jarzt (ohne Celebration) durch den Cooperator. Außerordentliche
Andachten: Tägl. im Advente Rorate, Mai-Andachten, Fastenpredigten,
Stundengebet mit Predigt in den 3 Faschingstagen, in der Allerseelen-Oktave
Rosenkränze (cor. Ss. in Cibor. = mit Aussetzung des Allerheiligsten).
Stiftungen: 3 Jahrtage mit Vigil, 7 Jahrtage mit Libera, darunter
2 mit 2, u. 2 mit 1 Beimesse, 5 Jahrtage ohne Vigil, darunter 1 mit 1
Beimesse, 18 Jahrmessen, 1 Amt, 4 Quat.-Messen.
Kreuzgänge: Am Mittwoch in der Bittwoche (vor Christi Himmelfahrt)
Felderumgang cum Sanctissime (mit dem Allerheiligsten) mit Abhaltung der
4 Evangelien.
Bruderschaft von der immerwährenden Anbetung des allerheiligsten
Sakramentes (Filiale der Corpor.Christi Bruderschaft zu St.Peter in München).
Confirm.-Urkunde (Bestätigung) zu Verlust gegangen. Titularfest:
Dreikönigsfest und Fronleichnam. Ablässe: die der Bruderschaft
eigenthümlichen. Andachten: An beidenFesten je 2 Frühämter,dann
Hochamt cor.Ss. mit Predigt, Nachmittags Vesper.
Den Mesner- u. Cantordienst versieht der Lehrer.
Kirchenvermögen: Rent. 6086 fl. (=Gulden) 35 kr. (=Kreuzer),
nicht rent.: 9234 fl. 41 kr."
Verzeichnis
der Kunstdenkmale des Königreiches
Bayerns
1895
Mit der Haimhausener Kirche befasste sich auch
das Verzeichnis der Kunstdenkmale Bayern, dessen Dachauer Teil 1888 von
Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold
und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben
wurde. Im Bericht heißt
es:
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"Pfarrkirche.
- Zwei Nebenaltäre von Egidius Verhelst von Augsburg
1695/96-1749 (nach Stetten, Kunstgesch. d.Stadt Augsburg 1779,
455), jeder mit zwei Säulen und einem kleineren,
ebenfalls mit zwei Säulen besetzten Aufbau, von edlen Formen;
seitlich
stehen auf Consolen Figuren, auf dem nördlichen
Altar S.Rochus und S.Sebastian, auf dem südlichen S.Ulrich
und S.Antonius von Padua. (Der Choraltar,
der ebenfalls von Verhelst war, ist durch einen modernen ersetzt).
- Im Triumphbogen
(früher an der Nordwand des Schiffes) lebensgrosses
Holzcrucifix, wohl vom Anfang des 18.Jh., mit kräftig
gebildetem Körper, von tiefer Empfindung. Hervorragendes Werk.
Grabsteine:
Innen an der Nordwand des Chores:
1. Grabstein des Theodor von und zu Haimhausen
+12.November 1626 und siner Ehefrau Anna +1600.
Innen, hoch oben an der Südwand des Chores:
2. Epitaph des Maximilian Freiherrn von und zu
Haimhausen +21.Oktober 1681, darstellend einen Ritter in Lebensgrösse
in
voller Figur mit seinem und seiner Frau Wappen. Holz
außen am Chor:
3. Grabstein, in Relief einen Priester mit Kelch
in Halbfigur zeigend. Der Theil, worauf die Inschrift stand, fehlt.
Ziemlich
unbedeutend. Rother Marmor.
H.82, br.82 cm.
4. Grabstein eines 1622 verstorbenen Priesters
mit der bärtigen Halbfigur des Verstorbenen in Relief. Rother
Marmor.
H.151, br.74 cm.
5. Grabstein eines 1520 verstorbenen Priesters
Johannes, mit dem Reliefbilde des Geistlichen in voller Figur. Rother
Marmor.Sehr beschädigt.
H.168, br.75 cm.
In der Sakristei:
- Ein Kelch mit Rankenwerk und Emailmedaillons
verziert. Nach der Marke Arbeit des Münchener Goldschmiedes
Franz Kessler (+1717), Anfang des 18.Jh.
- Ampel von Silber, mit durchbrochenem Rankenwerk
verziert, von 1721,
- ein Weihrauchschiffchen von 1764.
- Eine Casula, roth, mit weissem Mittelstück
und sehr hübschen Stickereien (Vögel), 18.Jh."
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Geschichtliche
Nachrichten
über die ehemalige Grafschaft und das Landgericht
Dachau bis 1800
vom Königlichen
Rath Dr.Buchinger im Jahr 1844
Die Hofmark Heimhausen mit einem Patromonialgerichte II.Klasse, einem
Pfarrsitze, schönem Schloße und ohngefähr vierthalbhundert
Seelen im Landgerichte Dachau am rechten Amperufer, bestand als Ortschaft
schon in grauer Vorzeit, woraus nach Meichelbecks Geschichte vom Hochstifte
Freysing 01
bereits i.J.
772 Schenkungen an dieses Hochstift gemacht wurden. Der Ort, ehmals Heiminhusir
genannt, kam unter des Gaugrafen Luitpold I. gräflichen Sprengel.
Er saß daselbst zu Gericht und leitete das öffentliche Verfahren
hiebei. Namentlich übte er solches Amt i.J. 829 (VII.Kal.Julii) zu
Heimhausen unter des Kaisers Ludwig des Frommen Herrschaft im zweiten
Jahre, seit welchem sein Sohn Ludwig Bayern übernommen hatte.
Als die beiden Ernste, Luitpolds I. Sohn und Enkel, als Heerführer
in fernen Feldzügen abwesend waren, siedelten sich in Luitpolds I.
Grafensprengel an der Amper, wie bereits erwähnt worden ist, mehrere
Edelleute an. Ein solcher edler Mann, Reginbert, befand sich nun
auch in gedachtem Zeitalter, und zunächst, wärend Bischof Waldo
in Freysing regierte, zu Heimhausen begütert (883-905). Späterhin
erscheinen die Besitzer von Heimhausen als gräfl. .Scheierische Ministerialen,
und der pfalzgräfliche Ministeriale, Hartmuth von Haimhausen,
fand sich zu Scheftlarn beim Sarge des um d. J. 1170 verstorbenen Grafen
Conrad I. von Valai ein. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese
Ministerialen von den vorgedachten edlen Männern zu Haimhausen abstammten.
Indessen verloren sich auch diese Ministerialen, und im Eingange es XV.Jahrhunderts
war Heimhausen eine unmittelbare herzogliche Besitzung, aus welcher und
den hieraus beziehenden Gilten Herzog Ernst i.J. 1420 seinen Küchenmeister
Martin für demselben schuldig gewordene hundert Gulden eine Verschreibung
machte, München sanct Johannstag ze sunwendten (24.Juni), so wie
der nehmliche Herzog i. J. 1436 auch das Gerichtshöfl. und die Taferne
zu Heimhausen an einen gewissen Heinrich Gienger und seinen Sohn
auf Lebensdauer vergab. München, Erichtag vor sand Simon und Judas
(23.October).
Nachhin kam jedoch Haimhausen oder Heimhausen wieder aus dem unmittelbaren
Besitze der bayerischen Herzoge. Denn Herzog Wilhelm V. (1548-1626)
verlieh Heimhausen als Hofmark seinem Hofkammerrath und Rentmeister in
Oberbayern, Theodor Viehpeck zu Hablspach (1590-1626), Sohn
des fürstl. Kanzlers zu Landshut, Wolfgang Viebeck, um das
Jahr 1593, wie aus des Herzogs Befehl von diesem Jahre an seinen Archivar,
Michael Ardenius, zur Aufsuchung der Alten über genannte,
an den Rentmeister verliehene Hofmark erhellet. Der Rentmeister hatte
diese Hofmark zwar vorerst nur leheweise erhalten, aber i.J. 1603 erwirkte
er bei Herzog Maximilian I., dem nachmaligen Churfürsten,
durch Anlassung des sogenannten Riedholzes auch volle Befreiung vom Lehenverbande.
Er
kam im Anfange des dreissigjährigen Krieges als bayerischer Oberst
nach Böhmen, und kaufte daselbst gelegenheitlich auch einige Güter,
namentlich Kuttenplan und Neudorf ec., starb 1626 und wurde durch seine
Söhne Stammvater er nachmaligen Grafen von Haimhausen. Sein Enkel,
Johann Albert, erhielt 1671 (?) die Freiherrenwürde, und hinterließ
als ältern Sohn den Franz Ferdinand, der zur reichsgräflichen
Würde kam und ein Alter von 86 Jahren erreichte. Dieser Franz Ferdinand,
Reichsgraf von und zu Heimhausen, In- und Ottershausen, Polzing, Gerlhausen
und Helsbrun, Erbherr der Herrschaft Kutenplan in Böhmen ec., churfürstlich
bayerischer geheimer Rath, Kämmerer, Hofraths-Präsident, Landrichter
zu Haag und Landschaftsverordneter Oberlands, reversirte i.J. 1702, daß
ihm wegen verwendeten Kosten auf Erhebung des Hochwegs oder der Landstrasse
(des sogenannten Maisteiges auf der Route von München nach Haimhausen)
und wegen künftiger Sorge für gedachte Strasse eine ewige Zapfengerechtigkeit
auf dem Maisteig verliehen worden ist (Urkundlich). Er starb zu Heimhausen,
wo er auch begraben wurde i. J. 1724. Sein Sohn Joseph, churfürstl.Hofrath
und Kammerherr, folgte im spanischen Successionskrieg (1701–1714)
dem Churfürsten Max Emanuel (1662-1726) nach Frankreich,
und fand seinen Tod und sein Grab zu St.Cloud bei Paris.
Des
Grafen Josephs Söhne waren Ferdinand Karl Joseph (1724-1775)
und Sigmund Ferdinand Joseph (1775-1793). Der letztere übernahm
die böhmischen Güter, und machte sich berühmt durch ganz
besondere Bildung und Kenntnisse. Er brachte als Präsident des neu
errichteten Münz- und Bergwerks-Collegiums zu München das bayerische
Berg- und Münzwesen in Aufschwung, und förderte besonders das
erstere zu weit größeren Erträgnissen als ehmals, auch
war er nicht allein Freund der Wissenschaften, sondern förderte sie
auch durch Thatsachen und durch seinen Eifer für die Begründung
der noch rühmlichst bestehenden Akademie der Wissenschaften zu München,
indem er an der Spitze einiger andern edlen Männer i. J. 1758 dem
Churfürsten Max Joseph III. (1727-1777) die ausgebreiteten
Früchte, welche durch eine gelehrte Akademie der gründlichen
Gelehrsamkeit zugehen würden, mit Beweggründen an das Herz legte,
welche ihre Errichtung bewirkten. Nach seines Bruders, des obigen Grafen
Ferdinand Karl Joseph, wahrscheinlich ohne männliche Nachkommenschafts-Hinterlaß
erfolgtem Tode erhob sich ein Erbfolgestreit in Betreff der Hofmark Heimhausen,
worüber ein paar Druckschriften erschienen: nemlich Beweis, daß
dem churfürstlichen Kämmerer Sigmund von Heimhausen auf Absterben
seines Herrn Bruders Karl ex Capite fideicommissi die Erbfolge zustehe,
1778, und Abfertigung des aktenmässigen Beweises, welchen die Karl
Heimhausischen Intestaterben entgegen gestellt haben 1779. (Beide Schriften
von Lipowsky).
Graf
Sigmund (1794-1829) fuhr nun fort, das von seinem Großvater
und Vater schon verschönerte Schloß Heimhausen noch weiters
zu verherrlichen. Schon am Ausgang des XVIII. Jahrhunderts zeigte sich
dieses Schloß als sehenswürdiges Gebäude mit schönen
Gärten und Anlagen, und es wurde nun auch innerlich sehr verschönert,
und eben so köstlich als geschmackvoll eingerichtet. Da auch der
Reichsgraf Sigmund von Heimhausen ohne männliche Nachkommen
verstarb, so kam diese Hofmark wahrscheinlich durch Verehlichung mit weiblichen
Erben an die Grafen von Buttler, welche sich gleichfalls die Verschönerung
des Schlosses undseiner Anlagen sowie auc die Oekonomie auf dem Gute angelegen
seyn liessen.
Die
Pfarrkirche zu Heimhausen ist dem h.Nicolaus geweihet, und hat
eine fundirte Kirchenmusik. Die schöne Schloßkapelle St.Salvator
hat eine eigene Kaplanei. Auf der Anhöhe eines nahen Berges war eine
nach einem antiken Style erbaute Kapelle auf einer ganz mit Wald
umgebenen Stelle, welche auch nach Heimhausen gehörte. 02
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01)
Karl Meichelbeck OSB
(* 29. Mai 1669 in Oberdorf im Allgäu; † 2. April 1734 in Benediktbeuern)
war Mönch und Historiker.
Sein
erstes Hauptwerk war die zweibändige Geschichte der Diözese
Freising („Historia Frisingensis"), die er ab 1724 bis 1729
im Auftrag von Fürstbischof
Eckhers verfasste. Sie beruhte auf urkundlich belegten Quellen und gilt
als die erste dieser Art
im katholischen deutschen Sprachraum.
02)
= Bründlkirche
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