Kuratiekirche
St.Georg in WENG
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Kurzbeschreibung
Die Kirche von
Weng (Gemeinde Fahrenzhausen im Lkr. Freising) liegt auf einer Anhöhe
über dem Ampertal und ist auch von der Autobahn A9 München-Nürnberg
gut zu sehen.
Die Ortschaft Weng (2019: rd.500
Einwohner) wird schon 864 erstmals schriftlich erwähnt.
Damals tauschte Bischof Anno von Freising Liegenschaften mit dem
Grafen Cotascale. Der Bischof gab Grundflächen in Zezinhusir
(Hetzenhausen) und erhielt dafür solche in Uuengia und Holunpahc
(Hollenbach b.Aichach).
Die Kirche
St.Georg in Weng soll einer Sage
nach zusammen mit den Kirchen von Inhausen und Johanneck von Marschall
Arnulf/Arnold dem Nasenlosen von Massenhausen gestiftet worden sein,
als Sühne für die vorschnelle Verbrennung seiner Ehefrau
auf dem Scheiterhaufen im Jahr 1323.
Tatsächlich wurde
die Kirche erst 140 Jahre später, 1468, von Hans Fraunberger
zu Haag auf Massenhausen und seiner Ehefrau Anna Mar-schalkin zu
Pappenheim erbaut.
An die Stifter erinnert seit 1472 ein prächtiges (leeres)
Hochgrab in der Kirche. Das
Grabmal gehört zu den bedeutendsten Arbeiten der spätgotischen
bayrischen Plastik. |
Schlussstein im Vorhaus
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Immerhin waren die Fraunberger das
Nachfolgegeschlecht von Arnold dem Nasenlosen, dessen Familie
(man sagte: wegen der Untat) eine Generation später ausgestorben ist.
Der Kirchenbau von Weng wurde im
Jahr 1468 vom Freisinger Fürstbischof
Johann Tulbeck eingeweiht. Im selben Jahr legte der Bischof übrigens
auch den Grundstein für den Bau der Frauenkirche in München.
Die Größe der Kirche, insbesondere des Presbyteriums (Chorraums),
deutet darauf hin, dass an dieser Stelle ein Kloster oder ein Chorherrenstift
errichtet werden sollte. Woran die Klostergründung scheiterte, ist
nicht bekannt. Man nimmt an, dass die Chorherren nicht aus der Stadt Freising
in die Abgeschiedenheit der Gegend um Weng ziehen wollten.
Dier Kirchenbau
gehört augenscheinlich dem Stil der Hochgotik an. Eindrucksvolles
Zeugnis dafür sind die mehrfach abgetreppten Strebepfeiler an der
Außenseite und die spitzbogigen Fenster mit Maßwerk. Der tiefe
Chor besitzt zwei Langjoche und schließt mit drei Seiten
eines Achtecks. Die Rippen des Gewölbes ruhen auf Kragsteinen und
münden oben in runde Schlusssteine, die mit Inschriften und Bildern
verziert sind.
Vorhaus
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Das tiefe Vorhaus
der Kirche, das den Eingang vor der Witterung schützt, ist ebenfalls
von einem gotischen Gewölbe überzogen.
An den Seitenwänden des Vorhauses sind das Kriegerdenkmal und
ein kleiner Karner angebracht. Dort hängt auch eine Erinnerungsplakette
an den Besuch von Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt
XVI., anlässlich der 525-Jahrfeier der Georgskirche in Weng.
An der Stirnseite des Vorhauses ist eine Sonnenuhr aufgemalt.
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Erinnerungstafel
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Der 43 m hohe Turm
an der Westseite mit Strebepfeilern nach Süden und Norden, ist unten
viereckig, weiter oben achteckig. Bedeckt ist er mit einem achteckigen
Spitzhelm aus Kupferplatten; in ihm hängen drei Glocken, die 1606
bzw. 1949 gegossen wurden. Turm und Langhaus wurden wegen ihrer exponierten
Lage immer wieder durch Blitzeinschläge beschädigt.
Bei der Säkularisation
1803 war die Kirche in Weng als für die
Seelsorge überflüssig eingestuft und zum Abbruch bestimmt worden.
Die Bewohner von Weng wandten sich gegen diese Pläne und konnten
die Kirche 1807 ersteigern.
Weng gehörte über
die Jahrhunderte als Filiale zur Pfarrei Gremertshausen. Am 8.Mai
1874 wurde es zur Expositur (Kuratie) innerhalb der Pfarrei Jarzt umgewandelt,
zu der auch Großeisenbach und Unterbruck gehören (2020: 391
Katholiken). Seit 1.Oktober 2012 bildet Weng mit der Pfarreien Giebing,
Jarzt und Haimhausen den Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen.
Innenausstattung
Die Kirche besitzt
im Chor ein Gewölbe mit Rippen
und Schlusssteinen,
im Kirchenschiff ein mit Orna-menten bemaltes Tonnen-gewölbe.
Die Sandsteinquader im Chor sind aufgemalt.
An der linken Chorseite
steht auf einem Steinsockel das noch originale gotische Sakramentshäuschen
aus Sandstein mit vergoldetem Türchen, dreiseitigen Fialen,
Krabben u. Kreuzblume.
Der hohe Choraltar
(1688) ist dem Patron St.Georg geweiht. Der Heilige ist im großen
Altarblatt als Drachentöter abgebildet.
Maler: Cornelius Bosch
Assistenzfiguren stellen St.Petrus mit den Himmels-schlüsseln
und St.Paulus mit dem Schwert dar.
Im Altarauszug ist die Krönung Mariens durch die Hl.Dreifaltigkeit
zu sehen.
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Durch Mouseklick zur jeweiligen Beschreibung
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An den Seitenwänden des Altarraums steht das mit Schnitzereien verzierte
Chorgestühl (15.u.17.Jh).
Darüber hängen zwölf große, ovale Apostelbilder
(17.Jh).
Die Seitenaltäre stammen aus der
Rokokozeit (1730/40):
- Am linken Seitenaltar ist in der reich
verzierten Mittelnische ein Muttergottesbild (Mariahilfbild) von geschnitzten
Halbfiguren der
14 Nothelfer umgeben, die 1582 aus der abgebrochenen Vorgängerkirche
von St.Michael in München nach Weng kamen.
Im Auszug ist St.Josef dargestellt.
- Der rechte Seitenaltar zeigt im Altarblatt
St.Leonhard, den wichtigsten Heiligen für die ländliche Bevölkerung,
der vor allem für
die Gesundheit der Tiere zuständig war.
Im Auszugbild St.Florian.
An den Seitenwänden stehen
auf Postamenten mehrere Figuren aus älterer
Zeit, z.B. eine Madonna, ein Schmerzensmann, Herz-Jesu-Figur und Auferstandener.
Hochgrab
für die Kirchenstifter
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Vor
der Empore ist an der nördlichen Seite das prächtige Hochgrab
aus Marmor (1472) errichtet, das an die Kirchenstifter Hans Fraunberger
zu Haag auf Massenhausen und seiner Ehefrau Anna Marschalkin zu Pappenheim
erinnert. Auf der Grabplatte sind die beiden Stifter in einem Relief
dargestellt. Beide knien auf der Erde und haben die Hände Gebetshaltung
gefaltet. In der oberen Hälfte der Platte ist der von zwei Engeln
begleitete Christus dargestellt, der die rechte Hand über seine
Seitenwunde legt und mit der Linken hinab weist auf die beiden Stifter.
Die Steinmetzarbeit gehört zu den besten Leistungen mittelalterlicher
Plastik in unserer Gegend; sie könnte von Hans Haldner stammen,
der 1468 auch die spätgotische Tumba für Kaiser Ludwig den
Bayern in der Münchner Frauenkirche geschaffen hat
43).
Das Hochgrab
ist leer, die Stifter sind hier nicht begraben 15).
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An der Emporenbrüstung
hängen besonders frühe Kreuzwegbilder, die 1737 vom Veitbauern
(Veit und Anna Gallinger) in Kleineisenbach gestiftet wurden
Auf der Empore steht eine große
Orgel, die 1928 für das Erzbischöfliche
Knabenseminar in Freising gebaut und 1973 nach Weng abgegeben wurde.
Denkmalschutz
Die Kirche
steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes
für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Freising
59)
eingetragen Darin wird sie
wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-78-123-25; Georgshöhe 8;
Spätgotischer Saalbau mit leicht eingezogenem polygonal abschließendem
Chor, Westturm und angefügter Sakristei, erbaut um 1468, Langhaus
1728 barockisiert; mit Ausstattung".
'
Chronologie
der Renovierungen,
Umbauten, Anschaffungen:
37)
1472 - Stifter-Hochgrab
der Anna von Fraunberg, geb. Pappenheim errichtet
1477 - Stiftung des Benefiziums durch Anna von Fraunberg
1520 - Nördliches Chorgestühl
1606 - Glocke von Bartholomäus Wengle (noch erhalten)
1641 - Schlosserarbeiten durch Hans Gissk und Glasarbeiten durch Christoph
Perger
1642 - Lieferung der Turmuhr (und 90 Claffter Stricke) durch Uhrmacher
Simon Hirmer aus Freising (8fl. 40)
1643 - bis 1644 Dachreparaturen
1665 - Reparaturen am Turm (vor allem Eindeckung) durch Meister
Caspar. Finanzierung aus Stiftungsmitteln
1683 - Turmreparatur nach Gewitterschaden ("von den hochgewitter
Erlittenen Schaden")
1688 - neuer Hochaltar von Hofkistler Tobias Kidl für 110
fl.
von Bildhauer
Johann Christoph Thalhammer aus Freising für 100 fl.
von
Fassmaler Franz Gerbl aus Erding für 175 fl.
Altarblatt
von Cornelius Bosch (Cornelis van den Bossche) für 106 fl.
1728 - Großer Umbau (Gewölbe im Langhaus, Fenster, Turm
nach Blitzschlag. Kosten 673 fl.
1732 - neuer südlicher (rechter) Seitenaltar von einem Freisinger
Hofmaler
1747 - Turmreparatur nach Blitzschlag
1776 - Renovierung des Stucks und des Brunnens ("zu wiederumiger
Herstellung eines eingegangenen Maurstukes
und des Ruinierten
Bronnens" 66 fl. aufgewendet")
1786 - Legat (Stiftung) des verstorbenen Pfarrers Michael Kratzer
für einen silbernen Kelch: 100 fl.
1805 - Abbruchpläne im Rahmen der Säkularisation (offizieller
Titel: "Demolierung der Filial Kirche Weng").
1823 - Turmreparatur nach Blitzschlag (neue Dachstuhlsparren und
neue Eindeckung). Kosten v. 600 fl. trug die Kirche selbst
1824 - wiederum Turmreparatur nach Blitzschlag
1828 - bis 1829: Reparatur an Fensterkonstruktionen
1841 - Reparaturarbeiten durch Max Heigl aus Freising
1843 - Renovierung des Innenraums (Tünche, Pflaster, Dach)
(Es
wird später angemerkt, daß die Übertünchung mit warmer
Kalksteinweiße so fest auf den Fensterstreben bzw.
dem
Sakramentshäuschen haftete, daß sie kaum zu entfernen war)
1845 - Reparatur des Stiftungsgebäudes (Benefiziatenhaus)
1846 - Neufassung der Kanzel durch Maler Baumann aus Freising (Reparatur
und Vergoldung)
1847 - Neue Kanzel durch Kistler Petzler (lt.Rechnung: "für
Reparirung der Kanzel, Stiege und Halldeckel 20 fl. ")
1848 - Vergoldung des Himmelfahrtschristus und der Rahmen für
sechs große Apostelbilder
1850 - Zeit um 1850: Renovierung der Orgel (40 fl. ) und von drei
Kreuzwegstationen (36 fl. )
1851 - Vergoldung von 3 großen Aposteltafeln
1854 - bis 1857: Reparaturen
an den Gesimsen, Maß- und Strebewerken der gotischen Fenster; Sakramentshäuschen
von
der Tünche
aus dem Jahr 1843 freigelegt (Veranschlagte Gesamtkosten: 3800 fl. )
1857 - Aus- und Einbau sowie Reparatur der Fenster durch den Freisinger
Glasermeister Franz Ostermann für 60 fl.
1858 - Anstrich der
Innenwände mit einem "einfachen Farbentone" und dem Einbau
einfach ornamentierter, farbiger Glasfenster
1861 - Kanzel von 1847 stürzt wegen abgefaulter Tragbalken
ab
1869 - Baureparaturen für 430 Gulden
1874 - Umpfarrung von der Pfarrei Gremertshausen in die Pfarrei
Jarzt
1875 - Neue Kommunionbank für 3 fl. 6 kr.
1889 - Außenrenovierung (Putz, Abdeckung der Strebepfeiler,
Dach) u.Tünchung des Innenraums (Distr.Techniker Scheingraber)
1893 - Reparatur am Dach nach Blitzschlag und Neueindeckung des
Turms mit französischem Chablonschiefer (Kosten 1253 Mark)
1896 - Blitzableiter auf Turm angebracht
1898 - bis 1901: umfangreiche Reparaturmaßnahmen an den Fenstern
und am Dach nach Sturmschäden im Dez.1895
1901 - neue Kirchenfenster für 710 Mark
1902 - Tabernakel in Giebing gekauft
1903 - neuer eiserner Glockenstuhl sowie Putz und Dachreparaturen
und Neutünchung der Außenwände
1906 - Umguß einer zersprungenen Glocke durch Fa.Bachmaier
in Erding für 755,50 M.
1912 - Erwerb einer 1897 erbauten Orgel aus der Kirche von Feldafing
mit 10 klingenden Registern, mit Mechanik, Magazinblasbalg; ein
2teiliges Werk mit Spieltisch.
1913 - Steinarbeiten durch die Fa. Marmorindustrie Kiefer
1914 - Reparaturen am Dachstuhl; Dach mit Biberschwanzziegeln neu
eingedeckt.
Auswechseln
der durch Blitzschlag beschädigten Sparren und Streben.
1927 - bis 1928: Außenrenovierung durch Albert Adldinger
aus Kranzberg; neuer Blitzableiter durch Fa. Hartner
1929 - Innenrenovierung durch Maler Altmannshofer; (Abtönung
der Gesimse in Granitton, Abtönung der Felder und Gesimse
in ganz hellen
satten Tönen", der Hochaltar gereinigt und "auflackiert",
die beiden Apostelfiguren neu gefaßt).
Auch Gestühl
und ein Beichtstuhl wurden gestrichen.
Auflösung
des Stifter-Hochgrabes, Grabplatte in Außenmauer gesetzt.
1935 - bis 1936: Orgelreparatur durch Albert Moser
1936 - zwei neue Glocken von der Fa. Bachmair aus Erding
1939 - Stifter-Hochgrab wieder aufgestellt
1942 - Glockenabnahme und Einlagerung der Glasgemälde im Pfarrhaus
1945 - bis 1946: Dachreparatur und Ausbesserung der Wasserschäden
an Decken- und Wandputz
1947 - Neues Heiliges Grab von Bildschnitzer Georg Liedl aus Weng
und Maler Christian Seibold aus Freising
zwei neue
Glocken von der Gießerei Karl Czudnochowsky aus Erding
1949 - Orgelreparatur für 230 M. durch Orgelbauer Joseph Herzog
aus München
1951 - Dachreparatur (Auswechslung konstruktiver Dachstuhlteile)
und Erneuerung der Friedhofsmauer (Beton)
1959 - Turm erhält eine Kupferblecheindeckung (anstelle der
alten Schieferdeckung), Kirchenschiff Biberschwanzplatten.
1960 - Kauf einer Kanzel aus der Kirche von Singenbach (nicht mehr
vorhanden)
1964 - Innenrenovierung durch die Fa. Finkenzeller aus München
(mit Innenaustünchung sowie Renovierung der Ausstattung);
Stuck-
und Verputzarbeiten durch Fa. Ludwig Späth
1965 - Dachwasserableitungsanlage rund um die Kirche verlegt
1969 - Sakristeieinrichtung erneuert; Beichtstuhl aus der Anstaltskirche
in Ecksberg erworben
1972 - bis 1975: Große Renovierung (Beichtstuhl und Kanzel
entfernt, Chorgestühl von Fa.Straßer, Großeisenbach,
elektrische
Bankheizung,
Pflaster aus Solnhofener Platten diagonal verlegt)
1973 - Kauf einer aus dem aufgelösten Studienseminar in Freising
stammenden Orgel
1981 - Außenrenovierung (Einbringung einer chemischen Horizontalsperre
(Hermetique), Reparaturen am Glockenstuhl,
Neueindeckung
der Dachflächen, Erneuerung der Schallläden, vollständige
Putzerneuerung, Neuanstrich mit Keimfarben,
Restaurierung
der Natursteinteile (v.a. Fensterstrebe- und Maßwerke) durch Fa.
F.X. Rauch, Erneuerung der Fensterverglasung
(mit Restaurierung und Schutzverglasung für die Glasgemälde).
1989 - Restaurierung zweier Gemälde durch das Restauratorenpaar
Strube.
1990
- Verputzung und Renovierung der Friedhofsmauer
1991 - Orgelreparatur durch Fa. Staller aus Grafing
1993 - Befund der Raumschale durch Fa. Wiegerling
erstellt (Nachweis der Erstfassung)
1997 - Restaurierung des Auferstehungschristus im Leichenhaus
durch Kirchenmaler Wilhelm Böck
aus Langenbach; Anobien- und Hausschwammbekämpfung durch Fa.
Binker
2014-2018
Generalsanierung. Die Kosten: 500.000 Euro. Davon trägt das Erzbischöfliche
349.000 Euro.
Den restlichen Betrag hatte die Kirchenstiftung Weng zu tragen.
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Einrüstung
2014
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die Kirche von
Weng liegt auf einer Anhöhe (487 m über N.N.), in "imponierender
Stellung, weithin das Ampertal nach Nordosten und Südwesten beherrschend",
wie Alois Angerpointner schreibt.
Auch den Autofahrern auf der Autobahn A9 München-Nürnberg
ist der Kirchturm von Weng gut be-kannt. Man nimmt an, dass diese
auch strategisch günstige Stelle schon in der Frühgeschichte
be-siedelt war.
1)
So wurde z.B. südlich von Weng ein Bronzeschwert aus der der
Zeit um 1400 v.Chr. gefunden. 23)
Und in einem Gutachten
des Landesamts für Denkmalpflege (Dr.Blatner) vom 7.Mai 1959
ist zu lesen: "Die Größe des Baukörpers und die
künstlerische Durchbildung geben Veranlassung von einem Baudenkmal
von überörtlicher Bedeutung zu sprechen. ".
37)
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Ortschaft
Der Name Weng (Ableitungen sind
Wengen, Wang, Wangen) bedeutet: gerundete Erhebung oder abschüssige,
mit Gras bewachsene Fläche eines Hügels 01).
Die Ortschaft Weng wird schon im 9.Jh., in der Zeit der Herrschaft der
Frankenkönige in Bayern, erstmals schriftlich erwähnt. In der
Sammlung Freisinger Traditionen befindet sich eine Urkunde aus dem Jahr
864, nach der Bischof Anno (855-875) Liegenschaften mit dem Grafen
Cotalscalc und dessen Gattin Altasuind tauscht. Der Bischof gab Grundflächen
in Zezinhusir (Hetzenhausen) und erhielt dafür solche in Uuengia
(Weng) und Holunpahc (Hollenbach b.Aichach) 02)
Die Liegenschaften in Hetzenhausen bestanden aus Hofstätte, Haus,
Stadel, Obst- und Hopfengarten, 240 Juchert Ackerland, ferner Wiesen mit
300 Karren Heuerträgnis. 54)
Im Jahre 1159 übergab Mathilde
von Falkenstein, die Witwe des Grafen Konrad II. von Dachau, einen Hof
in Weng dem Kloster Indersdorf.
54)
Konrad II. war kurz vorher, am 18.2.1159, in Bergamo gefallen; möglicherweise
hatte die Schenkung damit zu tun.
Weng lag
in der Hofmark Massenhausen. Mit dieser kam es ab 1431 über einen
Erbfall zur Familie der Fraunberger, den Inhabern der Grafschaft Haag.
1490 verkauften die Fraunberger ihre Hofmark Massenhausen (und mit ihr
die Ortschaft Weng) an die Grafen von Hardeck. Nur neun Jahre später,
1499, erwarb das Hochstift Freising die Hofmark. Die Bischöfe waren
aber nur die Hofmarksherren; landesrechtlich blieb Massenhausen Teil des
Herzogtums Niederbayern (ab 1505: Bayern). 03)
Statistik
1832: hatte Weng 60 Einwohner, die in 12 Häusern
wohnten 19)
1867: Zur Größe der Ortschaft Weng im 19.Jh. waren
im Handbuch des Königreichs Bayern von 1867
04)
unter der Rubrik
Gemeinde Großnöhbach
folgende Einträge zu lesen:
"Großnöhbach,
Gemeinde 402 Einw., 130 Gebäude in 7 Orten:
Gesseltshausen,
Dorf, kath.Pfarrei Gremertshausen, 111 Einwohner, 40 Gebäude, 1 Kirche
Großeisenbach,
Dorf, Pfarrei Fürholzen, 57 Einw., 18 Gebäude, 1 Kirche
Großnöhbach,
Dorf, Pfarrei Haimhausen, 58 Einw., 20 Gebäude, 1 Kirche
Kleineisenbach,
Pfarrei Gremertshausen, 25 Einw., 7 Gebäude
Kleinnöhbach,
Dorf, Pfarrei Fürholzen, 22 Einw. (5 Mennoniten), 8 Gebäude
Unterbruck, Dorf,
Pfarrei Jarzt, 56 Einw. 12 Gebäude, 1 Kirche
Weng, Dorf,
Pfarrei Gremertshausen, 73 Einw. 25 Gebäude (davon 11 Häuser),
1 Kirche, 1 Benefiziatenhaus". 18)
1876: Weng, Kirchdorf
(Exposit.), zur kath. Pfarrei und Schule Jarzt 2 km, zur Post Haimhausen
6 km, 81 Einw., 33 Gebäude,
20 Pferde, 101
Rinder. 32)
1991: zählte
die Kuratie 423 Katholiken 05).
2012: waren
es ca. 480 Einwohner in 150 Häusern 05).
Geschichte
der Kirche
Im ersten Verzeichnis aller Kirchen der Diözese Freising, der
Konradinischen Matrikel von 1315, ist eine Kirche in Weng noch
nicht enthalten. Offensichtlich gab es damals noch keine Vorgänger-Kirche
oder -kapelle, die dem Bistum unterstanden hätte.
Wiguläus Hundt verwendete in seinem Bayrisch-Stammen-Buch
von 1598 zwar den Ausdruck "von newem aufferbawt". Doch dies
könnte nicht nur "erneut" sondern auch "als neu"
bedeuten.
Erst im zweiten Verzeichnis, der
Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524, wird eine Kapelle
St.Georg von Weng als Teil der Pfarrei Gremertshausen erwähnt. Dort
heißt es:
|
"Gremertshausen
- Parochalis ecclesia s.Nicolai in Greimerzhausen est Parochia alternativa;
habet unam filialem ecclesiam s.Jacobi in Gesseltshausen et unam capellam
s.Georgii in Weng, ubi est Beneficium fundatum. .... Weng, Beneficium
- Missa perpetua s.Georgii in Weng est de collatione Rev mi Episcopi
Frisingensis. Investus Beneficiatus dat Infulsteuer 30 fl. subsidium
charitativum nihil."
01) 06) |
Der Historiker und Kartograf Philipp
Apian (1531-1589) erwähnt Weng kurz mit den Worten "
Weng pagus, templum in colle alteriori ad Ambram" (Dorf Weng, Kirche
auf einem Hügel oberhalb der Amper).
40)
Gründungssage
Nur wenige Kilometer von Weng entfernt, stehen zwei weitere Kirchen, die
in ihrer äußeren Form stark der Wenger Kirche ähnelten.
Inhausen und Johanneck. Alle drei haben auch eine gemeinsame Gründungssage,
die einer historischen Überprüfung aber nicht Stand hält.
Gründungssage
für Weng, Inhausen und Johanneck 01)
05)
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Die Sage
erzählt, dass um das Jahr 1320 in Kranzberg der Ritter
Arnold IV aus dem Geschlecht der Massenhauser regierte, auch
Arnold der Nasenlose genannt. Er war Pfleger und Richter, also
ein hoher Beamter des nieder-bayerischen Herzogs Heinrich XIV.
und Berater von Kaiser Ludwig dem Bayern. Arnold war mit Elisabeth
von Greifenberg verheiratet. Der eifersüchtige Edelmann
verdächtigte seine Frau der ehelichen Untreue mit einem
Bediensteten und verurteilte sie am 5.12.1323 -zusammen mit
ihrem vermeintlichen Liebhaber- zum Tod auf dem Scheiterhaufen.
Schon auf dem brennenden Scheiterhaufen liegend hob die Frau
ihre Hand zum Schwur und stieß den Fluch aus: "Nie mehr
soll einem Massenhauser ein Sohn geboren werden!". Diese Schwurhand
verbrannte nicht.
Bald nach dem Tod stellte sich die Unschuld der Frau heraus.
Arnold der Nasenlose war reuig und versprach, seinen tödlichen
Irrtum durch einen Kirchenbau sühnen. Er ließ sich
mit der Buße aber 40 Jahre Zeit. Erst 1364, vielleicht
angefeuert von der berechtigten Sorge um sein Seelenheil, ritt
er mit seinem Schimmel durch die Gegend und ließ überall
dort, wo sein Pferd einen Kniefall machte, eine Kirche bauen.
Es sind die Kirchen in Weng, Johanneck und Inhausen. Alle drei
Kirchen haben/hatten hohe spitze Kirchtürme und von ganz
oben kann man, so heißt es, jeweils die beiden anderen
sehen.
Wie so häufig, hat auch diese Sage einen wahren Kern. Die
Verbrennung der Ehefrau in Kranzberg am 5. Dezember 1323 ist
historisch belegt. Die Überreste -einschließlich
der nicht verbrannten Schwurhand- sind im Kloster von Dießen
am Ammersee begraben. Das Geschlecht Arnolds starb tatsächlich
mit dem schon vor der Verbrennung geborenen Sohn Wilhelm wegen
Fehlens eines männlichen Nachkommens 1399 aus. Arnold selbst
wurde beim Niederbrennen des Schlosses Arnbach bei Schrobenhausen
von herabstürzenden Balken erschlagen.
Die Sage hat Schwächen, wenn man sich die Historik von
Inhausen anschaut. Denn hier stand 1364 schon eine Kirche. Sie
hatte damals ihre 500-Jahrfeier schon lange hinter sich. Außerdem
ist zu bedenken, dass Inhausen knapp außerhalb des Regierungsbezirks
von Arnold lag, der an der heutigen B13 endete. Aber es ist
nicht ausgeschlossen, dass Arnold mit finanziellen Mitteln vorhandene
Kirchen gefördert oder -wie evtl. in Weng- eine Kapelle
gebaut haben könnte. Wir haben aber außer der Sage
keine Hinweise auf ein früheres Gotteshaus in Weng.
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Kirchenbau
1468
Tatsächlich wurde
die Kirche von Hans Fraunberger zu Haag auf Massenhausen und seiner Ehefrau
Anna Marschalkin zu Pappenheim "von neuem" erbaut. "Mit
Hilfe armer Leute und einer Sammlung", wie der Historiker Wiguleus
Hundt schrieb (siehe Originaltext...).
Für die Stifter besteht seit 1472 ein prächtiges
Hochgrab aus Marmor in der Kirche, auch wenn sie dort nicht bestattet
sind. Die Verbindung zur Sage ist die Tatsache, dass die Fraunberger das
Nachfolgegeschlecht von Arnold dem Nasenlosen waren, dessen Familie mit
seinem Sohn ausgestorben ist. Der Stammsitz der Fraunberger, die Ortschaft
Fraunberg, liegt nördlich von Erding. Drei Jahre vor dem Bau war
der Kirchenstifter mit weiteren Verwandten von Kaiser Friedrich III. zu
Reichsfreiherren mit dem Recht des Siegelns mit rotem Wachs ernannt worden.
Der Kirchenbau von Weng wurde im Jahr 1468 vollendet. Diese Jahreszahl
ist auf einem Schlussstein im Gewölbe zu lesen.
Eingeweiht wurde die Kirche
vom Freisinger Fürstbischof Johann Tulbeck (1453-1473), der im gleichen
Jahr den Grundstein für den Bau der heutigen Frauenkirche in München
legte 05).
Die Ausstattung der Kirche
zog sich wohl noch länger hin, weil das nördliche Chorgestühl
mit seinen Flachschnitzereien erst 1510/20 entstanden ist.
Die
Größe der Kirche, insbesondere die des Presbyteriums,
deutet darauf hin, dass an dieser Stelle ein Kloster oder ein Chorherrenstift
errichtet werden sollte. Mönche bzw. Chorherren benötigen
viel Platz im Chorraum, um dort im Chorgestühl ihre Gebete
verrichten zu können. Woran die Klostergründung scheiterte,
ist nicht bekannt. 01)
Der Historiker Wiguläus Hundt schreibt 1598, es sei ein Stift
sei geplant gewesen, das aber wegen des Todes von Hanns Fraunberger
nicht mehr zur Ausführung gekommen sei 20)
Geist.R. Anton Mayer vertritt die Meinung, die Kirche sei so groß
gebaut worden, weil sie als Grablege der Fraunberger dienen sollte;
der Plan für ein Stift sei erst gefasst worden, als die Kirche
1499 in die Hofmarksherrschaft des Bistums Freising kam. 16)
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Ansicht
von Süden
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Fraunberger-Benefizium
1477
Im Jahr 1477 richtete die Witwe des Johann Fraunberger, die Marschallin
von Pappenheim, das erste Benefizium ein.
Das Stiftungsvermögen bestand aus vielen verpachteten Höfen
54):
- aus den Ganzhöfen "beim Veitl" und "beim Wastl" in Kleineisenbach
und "beim Edel" in Fürholzen,
- aus dem Halbhof "beim Hörl" in Großeisenbach,
- zwei Höfen in Aitterbach (Achtelhof "beim Schäffler" und "beim
Scheyerl")
- sowie mehreren Anwesen in Reichertshausen, Ottenburg und Hörenzhausen,
deren Namen nicht bekannt sind.
Dazu kommen Anteile des Zehents vom Hof "Lamprecht" in Hetzenhausen und
eine Lohe bei Großnöbach.
Das Einkommen aus diesem Grundbesitz betrug z.B. 1667 insgesamt 150 Gulden.
Das war für damalige Verhältnisse ein großer Betrag. Das
Kirchenvermögen umfasste das Grundstück "Kirchenbreite" mit
12,5 Tagwerk, das an verschiedene Bauern der Umgebung verpachtet war.
Die andere Seite des Benefiziums lag in der Verpflichtung für den
Benefiziaten, pro Woche zwei Messen für die Stifter zu lesen.
Das wurde 1667 abgeändert/präzisiert in die Verpflichtung, alle
Sonn- und Feiertage, ausgenommen Ostern, Pfingsten, Weihnachten, sowie
auch jede Woche, in die kein Feiertag fiel, eine hl.Messe zu lesen oder
lesen zu lassen.
Das Benefizium war dem jeweiligen Pfarrer von Gremertshausen übertragen,
der in Weng einen besonderen Kooperator beschäftigte. Das Recht,
den Benefiziaten auszusuchen, hatte aber der Freisinger Bischof. Bei einem
Wechsel auf dem Bischofsstuhl in Freising musste das Benefizium eine zusätzliche
Steuer von 30 Gulden (Infulsteuer) zahlen
08)
An Ostern und an Christi Himmelfahrt hatte der Benefiziat
je eine Nachmittagspredigt zu halten. Dazu kam 1 Jahrtag mit Vigil, Requiem,
Libera und eine Beimesse für die Stifter und noch zwei Jahrtage mit
Requiem
21)
.
Insgesamt
war die Arbeitsbelastung aber im Verhältnis zu einem heutigen Pfarrer
nicht sehr groß.
Das Benefizium bestand bis zur Säkularisation
1803. Weil der damalige Benefiziat von Weng zugleich Domkapitular war,
hatte der Staat bei der Auflösung des Domkapitels auch den Dotationsfond
(das Vermögen) des Benefiziums von Weng einkassiert. Die durch das
Benefizium finanzierten Messen bezahlte ab 1803 der Staat (Fußnote
II zur Schmidt'schen Matrikel).
Visitationsbericht von 1560 35)
.
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Gremertshausen ist auch die damals 100-jährige
Kirche von Weng kurz erwähnt. So erklärten die Khirchpröbst
(Kirchenverwalter), die Filialkirche St.Georg habe "alle pfärrliche
recht". Die Frühmesse in Weng halte der Pfarrer von Garsch (=Jarzt).
Das Einkommen der Filialkirche betrage 6 Gulden. Der Gottesdienst werde
nach gutem katholischen Ritus gefeiert. In der Kirche gebe es 3 Kelche,
3 guete Messbücher, 3 Liturgiebücher sowie sechs Messgewänder,
genügend Altartücher, Fahnen und Sonstiges. Eigentlich sollten
in Weng wöchentlich fünf Messen gelesen werden; "doch das
"geschicht nit".
Dreißigjähriger Krieg
Im 30jährigen Krieg hat auch Weng stark gelitten.
Auszug aus einer Karte von
Philipp Finkh -1655
|
So
wird berichtet, dass am 15. Dez.1646 der Wagner von Weng, Johann
Sauerngruber, "verschmachtet vor Gestank und Läuse in
währendem Krieg" gestorben ist. 07)
Auch die Kirche wurde schwer beschädigt. Ein Jahr nach dem
Krieg, im Jahr 1649 wurde in einem Schadensbericht festgehalten,
dass "das Gottshauß durch den Feindt genzlich ruiniert,
die stiell (Kirchenstühle) und oberdöckhen (Holzdecke)
ausgerissen, in die Dachung Löcher geschlagen unnd die Fenster
verlözt und alles verPrennt worden" sei. 37)
Wahrscheinlich
wurden auch Liturgische Geräte, sofern sie nicht versteckt
waren, geraubt. Die Schadensmeldung in Weng deckt sich mit der aus
vielen anderen Kirchen unserer Gegend.
|
In der Regel haben die Soldaten alle
hölzernen Bauteile und Einrichtungen herausgerissen und (am Lagerfeuer)
verbrannt. Schäden am Mauerwerk waren selten, weil das Abreißen
zu viel Arbeit gewesen wäre und das für eine Sprengung erforderliche
Pulver zu wertvoll war.
Mitten im Krieg, 1642,
bekam die Kirche übrigens eine neue Turmuhr. Ein Jahr später waren
größere Reparaturen an Turm und Dach fällig (Hohlziegel
am Dach und Scharschindeldeckung am Turm). Dies muss aber nicht auf Kriegseinwirkungen
zurückzuführen sein; denn aus dem nahen Kloster Altomünster
sind Berichte über schwere Sturmschäden im Jahr 1643 überliefert.
1688, eine Generation nach
dem Krieg, schaffte man einen neuen Hochaltar an, der im damals modernen
Stil des Barock gestaltet war. Künstler waren der Hofkistler Tobias
Kidl und der Bildhauer Johann Christoph Thalhammer
aus Freising sowie Fassmaler Franz Gerbl
aus Erding. Das Altarblatt schuf Cornelius Bosch, ein am Hof des
Freisinger Fürstbischofs Albrecht Sigismund als Hofmaler tätiger
Niederländer.
Umbau
1728
Um 1728 wurde das restliche
Gotteshaus umgebaut und barockisiert. Die Kirche wies erhebliche Bauschäden
auf. Der Pfleger von Massenhausen, Graf Königsfeld, wies darauf hin,
dass Turm und Glockenstuhl durch einen Blitzschlag erheblich beschädigt
waren. Auch die Fenster mussten repariert werden 16).
Bei diesem Umbau hat man im Kirchenschiff die eingezogenen
Strebepfeiler zu toskanischen Pilastern umgearbeitet
11)
12)
.
Außerdem soll die Kirche anstelle der schadhaften Flachdecke aus
Holz mit einem barocken stuckierten Holzgewölbe versehen worden sein
16) .Baumeister
könnte der Freisinger Hofmauerermeister Dominik
Gläsl (1660-1731) gewesen sein; das vermutet jedenfalls der Architekt
und Historiker Max Gruber 24)
.
Dominik Gläsl hat 1723 auch die Kirche in Fürholzen gebaut.
1732 war die Kirche
Ziel eines internen Raubes: Der Pfarrer von Gremertshausen brach
mit Gewalt den Zechschrein, die Kirchenkasse, auf und entnahm ihm 100
Gulden. Die Wenger waren darüber sehr erbost. 43)
Matrikel
1738/40 06)
Eine Beschreibung
der Kirche (Schmidt'sche
Matrikel ) stammt aus der Zeit um 1738/40.
Der Freisinger Kanonikus Schmidt führte in der nach ihm benannten
Schmidt'schen Matrikel aus, die Kirche sei im Vergleich zu den anderen
ländlichen Gotteshäusern von ausgezeichneter Gestalt. Sie besitze
drei Altäre, die den Kirchenpatron, die Jungfrau Maria und die Jungfrau
und Märtyrin St.Barbara zum Patron hätten.
Der Hochaltar sei St.Georg geweiht. An diesem Altar sei das Benefizium
eingerichtet. Zwar lägen die Gründungsurkunden nicht vor, doch
es werde angenommen, dass es von der bekannten Familie der Frauenberg,
insbesondere von Frau Anna von Fraunberg, geborene Pappenheim, eingerichtet
worden ist. Deren Grabmal aus Marmor stehe in der Mitte dieser Kirche.
Das Patronatsrecht dieses Benefiziums habe der Freisinger Bischof zusammen
mit dem Domkapitel inne. Das Dotationsgut bestehe "aus je einem Anwesen
in Fürholzen, Grosseisenbach, Reichertshausen, Ottenburg, Hörnzhausen
sowie jeweils zwei Anwesen in Klein-Eisenbach, Weng und Aitterbach".
Dazu komme eine Lohe unweit Nebach (Großnöbach) und aus zwei
Zehnteln beim Lamprecht zu Hetzenhausen. Das Einkommen aus all diesen
Gütern belaufe sich schätzungsweise auf 250 Florenos (Gulden).
Der Benefiziat (oder ein Ersatz-Priester) sei angehalten -so eine Schrift
aus dem Jahr 1667- alle Sonn- und Feiertage, ausgenommen die drei Hauptfeste
Ostern, Pfingsten und Weihnachten, sowie in den Wochen, in die kein Feiertag
fällt, eine hl.Messe lesen zu lassen. Der Benefiziat des Jahres 1740
heiße Franciscus Antonius de Fraporta, der 1714 in sein Amt eingeführt
worden sei. Gottesdienste, die keine Benefiziatsmessen sind, würden
vom Pfarrer gehalten, und zwar am Tag der Kirchweihe (d.ist der Sonntag
nach dem Martinifest, also der Sonntag nach dem 11.Nov.) und am Patrozinium,
dem St.Georgs-Fest am 23.April.
Um die Kirche sei ein Friedhof angelegt, in dem ein Beinhaus stehe, heißt
es weiter. In der Sakristei befänden sich Messgewänder (Paramente)
in ausreichender Zahl. Der Turm hingen drei geweihte Glocken.
Die Einkünfte der Kirche gingen an die Pfarrei Massenhausen. "Das
völlige Vermögen dieses Gottshauses wird sich dieser Zeit gegen
1000 fl. erstreckhen", heißt es im Schlusssatz. Das war für
eine Filialkirche kein geringes Vermögen.
Abrisspläne
1805
Bei der Säkularisation
1803 wurde die Kirche in Weng als für die Seelsorge überflüssig
eingestuft und zum Abbruch bestimmt. Das Benefizium wurde eingezogen.
In einem Brief vom 6.April 1805 forderte das kurfürstlichen Rentamt
(Finanzamt) Freising den Pfarrer Glas von Gremertshausen auf,
mitzuteilen, wie "von der zu demolierenden Filialkirche Weng
das (Bau)Material am vorteilhaftesten verwendet werden könnte".
Der Geistliche Rat empfahl zu überprüfen, ob "in der
Pfarr nicht allenfalls ein benöthigter Schulhausbau geschehe,
wozu selbes (Abbruchmaterial) verwendet werden könnte".
Die Antwort kam am 7.5.1806: Schulhausbau in Sünzhausen.
37)
1806/07 wurden alle Einrichtungsgegenstände, die der Pfarrer
nicht für die Pfarrkirche von Gremerts-hausen beanspruchte, vor
allem an die örtlichen Bauern und einige Münchner Bürger
versteigert. Am 15.7.1808 öffnete Pfarrer Glas die Altarsepulchren
(Reliquieneinschlüsse im Altar) und schickte die Reliquien
zurück an das bischöfliche Ordinariat; die Glocken ließ
er nach Gremertshausen bringen. Ein großes Kruzifix verblieb
nur deshalb in Weng, weil es nicht durch die Türe der Pfarrkirche
passte. Welche Preise die einzelnen sakralen Gegenstände bei
der Versteigerung erzielten, kann man dem Licitations Protocoll vom
3.9.1807 entnehmen. Dort sind auch die Ersteigerer genannt. Einen
Auszug finden Sie hier...
Dem Protokoll ist zu entnehmen, dass die meisten Interessenten ihre
ersteigerten Sachen nicht mitgenommen haben. Das Versteigerungergebnis
wurde mit allerhöchstem Reskript vom 22.ten Februar 1808 bewilligt
und "die unverzügliche Betreibung des Verkaufs Erlöses
allergnädigst anbefohlen". |
|
Der Bischofsstuhl
war damals nicht besetzt. So mussten die Gläubigen die Rettung ihrer
Kirche selbst das Heft in die Hand nehmen. Die Bewohner von Weng wandten
sich gegen den Abriss und bekamen Unterstützung vom kunstsinnigen
Pfarrer Joh.Baptist Eichenbüchler aus Kranzberg, der seinem Gremertshausener
Amtsbruder vorwarf, er wolle sich nur den beschwerlichen Fußweg
nach Weng sparen; deshalb betreibe er aktiv den Abbruch und habe zudem
vorher jede Reparatur vermieden. Zudem habe der Pfarrer ein Auge auf die
Glocken und einen Teil der Ausstattung geworfen, die er in seine Pfarrkirche
nach Gremertshausen bringen wolle.
Wie wir wissen, hatte
die Angelegenheit einen guten Ausgang.
Nach Alois Angerpointner
01)
konnten die Bewohner ihre Kirche 1807 mit dem gesamten restlichen Inventar
ersteigern (?).
Jedenfalls erfolgte "auf die vom Ordinariate sowohl, als von der
Gemeinde Weng so andern gemachten dringenden Vorstellungen endlich am
6. Sept. 1807 das königl. allerhöchste Instands-Geboth".
Das fand aber offensichtlich keine große Beachtung, wie die weitere
Ausräumung der Kirche auch 1808 beweist.
Das entscheidende Dekret kam erst 1809, als der Abbruchbefehl für
die Wenger Kirche auf Anordnung von Montgelas (durch "allerhöchstes
Reskript vom 25.ten Feber 1809") wieder aufgehoben und die Versteigerungen
für ungültig erklärt wurde. Dazu waren wiederholte neuere
Vorstellungen in München notwendig. Mit diesem "allerhöchsten
Restitutions-Geboth" war der Stand vor der Säkularisation wieder
erreicht. Die Bauern hatten sich die Baulast für die Kirche, die
sie sonst übernehmen hätten müssen, erspart. Die Reliquien
(?), die versteigerten Gegenstände und die Glocken kamen wieder zurück
(den Bericht über die Rückführung finden
Sie hier...).
Nur das Altargitter und ein Rauchfass blieben unauffindbar. Allerdings
war auch das Benefizium und damit die Einnahmequelle für den Benefiziaten
verloren gegangen. 104 Stiftsmessen (und deren Einnahmen). Das Geld war
übrigens für den Schulhausbau in Gremerts-hausen verwendet worden
16).
Weng konnte sich
keinen Benefiziaten mehr leisten, sondern musste wie jede andere Filialkirche
von der Pfarrei mitversorgt werden. Aus der Mitte des 19.Jh. ist zu erfahren,
dass ein Kommorant, ein pensionierter Priester, der im Wenger Benefiziatenhaus
wohnte, die hl. Messe feierte.
Pfarrbeschreibung 1817 37)
In der Pfarrbeschreibung
Gremertshausen ist auch ein Bericht über die Filialkirche Weng enthalten:
|
"1.
Beschaffenheit der Kirche: groß und niemals mit Besuchern ganz
angefüllt; scheint daher zu einem anderen Zwecke erbaut worden
zu seyn, als für die 12 zu Weng vorfindigen Häuser, und
ist selbst auf dem Berge etwas derb.
2. Altäre: a) Hochaltar St. Georg, b) Frauenaltar, c) St. Leonhard.
(...)
In der Kirche zu Weng selbst aber zeigt sich ein ziemlich großes
steinernes Grabmonument für eine da begraben liegen sollende
Freyin Fraunberg, woher auch ebenfalls die Fraunbergische Meßstiftung,
oder Fraunberg'sche Beneficium zu Weng kommen mag, welches aber lange
Zeiten her und auch ietzt wiederum ein Commendist versieht ..." |
Beschreibung
1820
45)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 10)
die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Weng gehörte zum größten Teil (11 Anwesen mit 53 Bewohnern)
zur Pfarrei Gremertshausen und zum kleinen Teil (1 Anwesen mit 7 Bewohnern)
zur Pfarrei Fürholzen. Die allgemeine Beschreibung lautet: "Weng,
mit einem vermuthlich von Frau Anna von Frauenberg, gebornen von Pappenheim
gestifteten Beneficium (Bischof), welches gegenwärtig von Freysing
aus versehen wird; Patron hl.Georg, das Kirchweihfest wurde am Sonntag
vor st. Martin gefeiert".
Inventar
1835
wurde von der Diözese das Inventar aufgenommen, mit den geschätzten
Werten der einzelnen Gegenstände.
Für die Kirche in Weng:
|
1.
Kostbarere Gegenstände
|
|
|
|
|
|
Kirchenglocken
|
1400
fl
|
|
Kelche |
20
fl
|
|
Altäre
|
600
fl
|
|
Kreuzpartikel |
8
fl
|
|
2.
Paramente und Geräthe
|
|
|
|
|
|
20 Kerzenleuchter
(4 von Messing 8 fl. )
|
14
fl
|
|
Christus in Lebensgrösse in der Auferstehung gut geschnitzt und
gefaßt |
44
fl
|
|
15
Kreuzwegtafel von Leinwand
|
21
fl
|
|
1 gläserner Luster |
2
fl
|
|
1 Rauchfaß mit Schiffchen
|
4
fl
|
|
1 Crucifixus mit der Mater dolorosa aus Holz |
11
fl
|
|
6 Tafeln (Canontafeln)
|
6
fl
|
|
19
Kirchen-Bethstühle |
32
fl
|
1855
beschrieb der Historiker und Theologe Dr.Joachim Sighart die mittelalterliche
Kunst in der Erzdiözese München und Freising in einem Buch.
Darin ist auch die Kirche von Weng erwähnt.
Wenn Sie das entsprechende Kapitel lesen möchten, klicken
Sie hier...
Reparatur 1854
1854 war die Kirche wegen ihrer sichtbaren Schäden untersucht worden.
Im Gutachten wurden die Reparaturen vorgeschlagen, "welche
in thunlichster Bälde gewendet werden sollen, da sich sonst die Kosten
nicht unbedeutend erhöhen dürften".
Ein entsprechender Antrag an die Kammer des Innern wurde von dort erst
sehr verhalten behandelt, dann aber doch genehmigt, mit der Begründung:
"Die Filialkirche von Weng, im Jahr 1268 (!) erbaut, ein sehenswertes
Denkmal, befindet sich nach innen und außen in einem beklagenswerthen
üblen baulichen Zustand".
Die Kosten wurden auf über 3200 Gulden geschätzt, wovon 928
Gulden von der Pfarrei, 500 Gulden aus den Pfründen, 1.338 Gulden
von der Diözese getragen und zugleich Hand- u. Spanndienste der Wenger
im Wert von 460 Gulden zu leisten waren. Die tatsächlichen Kosten
waren dann niedriger, doch wurden Klagen laut, dass das Baumaterial sehr
schlecht sei.
Einige der Reparaturen wurden noch in diesem Jahr vorgenommen, z.B. an
den Gesimsen sowie an den Maß- und Strebewerken der gotischen Fenster
(teilweise mit Kelheimer Sandstein ergänzt). Außerdem legte
man das Sakramentshäuschen frei.
Weitere Reparaturen (wie ein neues Ziegelpflaster, neuer Verputz, Dach)
stellte das Ordinariat zurück und lehnte den zugleich geäußerten
Wunsch nach einer neugotischen Ausstattung ab.
1858 wurden
Kostenvoranschläge für notwendige Reparaturen vorgelegt. Jedenfalls
ist in der Auflistung der vom bayerischen Staat gewährten Zuschüsse
auch die Kirche in Weng genannt: "Für die bauliche Reparatur
der Filialkirche zu Weng k.Landgerichts Freising: 800 Gulden" 10),16)
. Der
Zuschuss wird wohl für die 1854 erledigten Arbeiten sowie für
den Anstrich der Innenwände mit einem "einfachen Farbentone"
und dem Einbau einfach ornamentierter, farbiger Glasfenster verwendet
worden sein.
Beschreibung
1874
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer 21)
aus dem Jahr
1874 ist auch die Kirche von Weng als Filiale von Gremertshausen mit folgendem
Text enthalten:
|
"Kirche.
An der Landstraße von Freising nach Bruck. Erbauungsj. unbekannt.
Gothischer Stil. Sehr geräumig. Baupflicht: an der Kirche die
Kirche, am Cm. (= Friedhof) die Gemeinde. Spitz-Thurm mit
3 Glocken. Cons(ecriert) i.J. 1708. Patr(ozinium) Heil.Georg.
3 altar. p.SS. (in Cibor.). Cm. Orgel (6 Reg.) Gottesd(ienst): Gegenwärtig
abwechselnd alle anderen Sonntage (wenn in Sünzhausen eine
fremde Aushilfe ist) und am Patrocinium.. (Am Patrocinium u. Kirchweihe
musste früher der Pfarrer hier Gottesd. halten). Stiftungen:
2 Nachmittagspredigten (am Oster- u. Christi Himmelfahrtsfeste);
1 Jahrtag mit Vig(il), Requ(iem), Lib(era) und Beimesse; 2 Jahrtage
mit Requ. - Meßmer: Ein Gütler. Kirchenvermögen:
a.Rent. 3164 Gulden 12 kr. - b. nicht rent. 2341 fl. 37 kr.
Anmerkung: Es ist für Weng die Auspfarrung nach Jarzt in Aussicht,
mit Errichtung eines eigenen Beneficiums und Erbauung eines Benefiziatenhauses.
...
Hilfspriester: Ein ständiger Cooperator, welcher an
den meisten Sonn-und Feiertagen die Filiale Weng versieht, an dern
Werktagen Weng und Sünzhausen. Wohnung des Cooperators im Pfarrhofe
Gremertshausen.
.....
Das Beneficium Weng
...Hundt behauptet in seinem Stammenbuche, Bd. I. S.61: "Anna
Marschalkin von Pappenheim, die Wittwe jenes Hannsen Fraunberger
von Haag zu Mässenhausen, der "mit Hülff armer Leuth
unnd der Samblung, das Gottshauß zu Weng von newem aufferbawt
hatte" im J. 1477 dieß Beneficium gestiftet habe u. noch
bei Lebzeiten (1472) den schönen Grabstein in der Kirche zu
Weng sich fertigen ließ". Bei der Säcularisation
wurde der Dotationsfond des Beneficiums in Weng incamerirt (=
in den Staatshaushalt übernommen), weil der damalige Beneficiat
ein Domcapitular von Freising war. Seitdem las ein Priester von
Freising die Messen daselbst auf Kosten des Aerars (=Staatshaushalts).
Ursprünglich hatte der Landesherr das Patronatsrecht dieses
Beneficiums, gieng aber bei der Vereinigung der Pfarrei Deining
mit dem Kloster Schäftlarn (als Kompensation) in die
freie bischöfliche Collation (= Auswahl) über.
Durch einen Beschluß vom J.1667 hatte der Beneficiat die Obligationen
(= Verpflichtungen): "alle Sonn- und Feiertage, ausgenommen
Ostern, Pfingsten, Weihnachten, sowie auch jede Woche, in die kein
Feiertag fiel, eine hl.Messe zu lesen oder lesen zu lassen. Das
Benefizium ist derzeit dem Pfarrer beigegeben, unter der Verpflichtung
der Haltung eines Cooperators. Die Posthalterin Barth von Unterbruck
hat es durch eine Zustiftung meliorisirt (= verbessert).
Schulverhältnisse: Die Pfarrschule mit 1 Lehrer befindet
sich in Sünzhausen. Zahl der Werktagsschüler: 76 ...
Kleine Notizen: ....5. ..Der historische Verein v. Oberbayern
besitzt einige auf Weng bezügliche Photographien.
6.
In Weng wurde vor 20 Jahren eine Mission gehalten."
|
Einrichtung
der Expositur/Kuratie Weng 1874 01),
16)
Die Auspfarrung
der Filiale Weng aus der Pfarrei Gremertshausen ging von der "energischen
Posthalterin (Wirtin) Barbara Barth in Unterbruck" aus. Sie hatte
ihren 1858 verstorbenen Mann nicht, wie sonst üblich, in Jarzt, sondern
in Weng begraben lassen, obwohl der Friedhof Weng seit der Säkularisation
1803 geschlossen war. So war Josef Barth nach über 50 Jahren der
erste Tote, der wieder seine Ruhestätte hier fand. 1858/59 war auch
die neue Kapelle in Unterbruck fertig geworden, die die Wirtsleute privat
finanziert hatten. Frau Barth wollte unbedingt Unterbruck von der Pfarrei
Jarzt trennen lassen; Grund war ihre große Abneigung gegen den Pfarrer
von Jarzt, Kaspar Rößle.
Sie hielt die Gründung einer selbstständigen Pfarrei Weng mit
der Filiale Unterbruck für die beste Lösung. Mit diesem Vorschlag
wandte sie sich 1871 an das Innenministerium, das den Antrag nicht -wie
erwartet- ablehnte, sondern an die Diözese weiterleitete. Pfarrer
Weißinger von Gremertshausen stimmte überraschenderweise einer
Auspfarrung von Weng sofort zu. Er verzichtete zwar auf die 300 Gulden
jährlich, die er für die Seelsorge in Weng erhielt. Dafür
konnte er die Kosten für den Cooperator einsparen.
Der Pfarrer von Jarzt bot an, Weng als Filialkirche zu übernehmen.
Doch das entsprach natürlich nicht dem Ansinnen von Frau Barth. Sie
schlug vor, ihre Kapellenstiftung in Unterbruck in die neue Seelsorgestelle
Weng einzubringen, dazu eine neue "anständige" Wohnung
für den Priester in Weng zu errichten und von ihrem Vater ein Darlehen
in Höhe von 4000 Gulden (mit 5-prozentiger Verzinsung) zu besorgen.
Die Gemeinde Weng forderte sie auf, ein Baugrundstück für das
Pfarrhaus bereit zu stellen und die Baupflicht für das von Frau Barth
zu errichtende Pfarrhaus zu übernehmen.
Letztendlich kam nach Verhandlungen aller Beteiligter folgende Lösung
zum Tragen:
- Die Gemeinde Weng stellt einen Bauplatz von 7 Dezimalen und weitere
Gründe von 36 Dezimalen zur Verfügung. Außerdem
stiftet sie das Bauholz und bezahlt die Taglöhner beim
Bau.
- Die Einwohner leisten Hand- und Spanndienste.
- Die Wirtsleute Barth aus Unterbruck verpflichten sich, auf fünf
Jahre die Baulast der Priesterwohnung in Weng zu übernehmen
und anschließend noch einen Baufond von 1000 Gulden
einzuzahlen.
Damit
war die wirtschaftliche Grundlage für die Selbstständigkeit
der Seelsorgestelle Weng gelegt. Es wurde aber keine neue Pfarrei gegründet,
sondern lediglich eine Expositur eingerichtet. Zur Expositur zählte
die Filiale Unterbruck, die wegen der räumlichen Nähe zu den
übrigen Ortschaften, bis dahin der Pfarrei Jarzt unterstand (Ministerielle
Entschließung vom 8.5.1874 mit Wirkung vom 22.5.1874). Eine Expositur
ist seelsorglich eine eigene Einheit, gehört aber verwaltungsmäßig
zur Pfarrei. Der Priester hieß früher Expositus, später
Kurat. Deshalb ist Weng heute eine Kuratie.
Der Expositus war nach
der Entschließung vom 8.5.1874 verpflichtet:
- jeden Sonn- u.Feiertag sowie
- am Kirchweihfest (am Sonntag nach Martini = 11.November)
- am Patrozinium (23.April) in der Filialkirche zu Weng jeweils einen
Gottesdienst zu halten,
- an Sonn- u. Feiertagen einen öffentlichen Rosenkranz zu beten,
- die Stiftungsmessen für das Fraunberger'sche Benefizium zu lesen,
- außerdem in Unterbruck drei Wochenmessen für das Kögl'sche-,
das Kyrin'sche- und das Paur'sche Benefizium zu halten
- dazu kamen eine Wochenmesse und ein Jahrtag für Josef Barth und
seine Gattin Barbara Barth.
Die Gründung der Expositur und die Umpfarrung von Gremertshausen
nach Jarzt bedurfte der Genehmigung der staatlichen Behörden, die
1874 auch erteilt wurde. Die Neue Augsburger Zeitung vom 12.5.1874 berichtete
davon:
Beschreibung
1895 11)
Die
Expositurkirche St.Georg in Weng ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888
von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895
von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums
herausgegeben wurde.
Wenn Sie den Teil, der Weng betrifft (Seite 436), lesen möchten,
klicken Sie hier...
Jahrgangsstiftungen 01)
Weitere
Jahrtagsstiftungen wurden im 19.Jh eingerichtet:
- 1876 von den Wengern Jakob Pauls, Georg Pauls, Martin und Creszenz
Steindl mit 300 Gulden
- 1877 von Eva Wenger, Privatierswitwe aus Dachau für die Familie
Gammel
- 1882 von Katharina Schnitzler aus Freising für die verstorbene
Wirtsfamilie mit 400 Gulden
|
Vergrößerung
durch Mouseklick
|
Blitzschläge
37)
Die Kirche wurde wegen ihrer exponierten Lage des Öfteren von Blitzen
getroffen. z.B.:
- 1683 (Text
in der Kirchenrechnung: "von den hochgewitter Erlittenen Schaden")
- 1727 (durch den Donnerstreich ruinierter Kürchenthurn)
- 1747 (Donnerstraich) Reparaturkosten 83 fl.
- 1823 (neue Dachstuhlsparren und neue Eindeckung),
- 1824 ("Kirchthurm durch einen Blitzstrahl zertrümmert, das
Kirchendach beschädigt") Kosten: 400 fl.
- 1893 16)
.
- 1896 wurde ein Blitzableiter auf Turm angebracht
- 1914 Blitz beschädigte Sparren u. Streben
Beschreibung 1913
Am 3.6.1913 empfahl die Zeitung "Münchner neueste Nachrichten"
eine Rundwanderung ab der Eisenbahnstation Lohhof, die über Ottenburg,
Massenhausen, Garchinger Heide, Eching, Hetzenhausen und Weng führte.
In Weng wird vor allem die Kirche beschrieben. Aber auch der Ausblick
von der Wenger Friedhofsmauer wird gerühmt. 55)
.
Wenn
Sie den Bericht lesen möchten, klicken Sie hier...
Pfarreizugehörigkeit
Weng gehörte über die Jahrhunderte, bis 8.Mai 1874 zur Pfarrei
Gremertshausen. 06)
Seitdem ist
es eine Expositur/Kuratie innerhalb der Pfarrei Jarzt, zu der auch Großeisenbach
und Unterbruck als Filialen gehören. Erster Curat wurde Anton Aigner
(bisher Laufen). Nicht alle Wenger Bürger scheinen den neuen Curaten
geschätzt zu haben. Jedenfalls schreibt die Zeitung von "grenzenloser
Rohheit und teuflicher Arglist" mit der einige dem Priester zugesetzt
haben. Mehr darüber können Sie hier lesen...
Ab 1.November 1990 bildete es mit den Pfarreien Giebing und Jarzt den
Pfarrverband Jarzt-Fahrenzhausen. Am 1.Oktober 2012 wurde dieser Pfarrverband
um die Pfarrei Haimhausen zum Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen erweitert.
57)
Baubeschreibung
|
|
"Weng ist auf dem Lande unstimmig eines der schönsten
Gotteshäuser im Umkreise von
mehreren Stunden. Es zeichnet sich vor allen andern an Lichte,
Länge, Höhe u. Breite
aus, ist ganz mit Steinen gewölbt, und verdankt ihr
Entstehen dem vierzehnten Jahr-hunderte, wo der gottselige
Eifer für die Ehre Gottes und die Baukunst miteinander
wetteiferten, die Tempel des Herrn für Jahrtausende
zu gründen, und ich glaube,
ohne Uebertreibung behaupten zu können, daß so
ein Tempel wie der in Weng,
nicht nach vielen Jhh. auf dem Lande wird wieder hergestellt
werden".
|
|
|
schrieb
Pfarrer Joh. Bapt. Eichbüchler von Kranzberg
am 12.11.1808
|
Strebepfeiler
|
Die Kirche liegt weithin sichtbar
auf einem Hügel (wohl einem ehemaligen Burgstall). Der Bau
ist im Stil der Hochgotik errichtet und über die Jahrhunderte
-jedenfalls außen- im Wesentlichen unverändert geblieben.
Eindrucksvolles Zeugnis dafür sind die mehrfach abgetreppten
Strebepfeiler an der Außenseite und die spitzbogigen Fenster
mit Maßwerk. Im Inneren sind diese Strebepfeiler
zu Wandpfeilern mit Kapitellen umgebaut worden.
Chor
Der wegen seiner ursprünglichen Bestimmung als Kollegstift
tiefe Chor umfasst zwei Langjoche und schließt
mit drei Seiten eines Achtecks. Er war von Anfang an von einem Gewölbe
überdeckt. Die (nicht mehr originalen) Rippen dieses Gewölbes
ruhen auf Kragsteinen und münden oben in runden Schlusssteinen,
die mit Inschriften und Bildern verziert sind.
|
Langhaus
Das
einschiffige Langhaus (Kirchenschiff) besitzt vier Achsen
; es
ist im Inneren mit einem 1728 errichteten Tonnengewölbe
mit hohen Stichkappen
über den Fenstern überdeckt. Vorher besaß es eine
hölzerne Flachdecke; darauf weisen Spuren im Mauerwerk hin.
Nicht ausgeschlossen ist, dass in noch früherer Zeit auch das
Langhaus eingewölbt und die Flachdecke nur eine Zwischenlösung
für die Zeit zwischen dem Verfall des ersten und der Errichtung
des zweiten Gewölbes war.
37)
Der
kunstvoll errichtete Dachstuhl
besteht aus Eichenholz (Reparaturen wurden mit Fichtenholz ausgeführt).
An den kräftigen Bohlen ist die stuckierte Rabitzdecke des
Kirchenschiffs aufgehängt.
|
Dachstuhl
|
Das Langhausdach
war früher mit Hohlziegeln gedeckt. Da diese Ziegel nicht sehr haltbar
waren
und es immer wieder einregnete, deckte man das Dach 1914 mit Biberschwanzziegeln
neu ein. 37)
Westlich des Eingangs ist an der Südmauer ein Missionskreuz
aus dem Jahr 1963 angebracht. Der Corpus besteht aus Eisen und ist bronziert.
Das Kruzifix erinnert an eine der vielen Volksmissionen, die früher
in den Pfarreien durchgeführt wurden. Die erste Volksmission
in Weng ist mir aus der Zeit um 1855 bekannt.
21)
Turm
Der insgesamt 43 m (andere Meinung:
49 m 37)
) hohe
Turm an der Westseite ist unten quadratisch (5,50 m), weiter oben
achteckig. Auch er wird durch abgestufte Strebepfeiler
gestützt. Bedeckt ist der Turm mit einem achteckigen, 20 m oder 15
m hohen Spitzhelm mit goldenem Knopf an der Spitze. Nach Auffassung von
Rümann-Drave entspricht die Form dem sog. Münchner, nicht dem
Landshuter Stil von Türmen 14)
Seit 1959 (andere Quelle: 1893) ersetzt
eine Kupferblechverkleidung die alte Schieferdeckung.
37).
|
Oben ist der Turm
mit einem doppelbalkigen Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz geziert.
Diese Kreuzesform ist weit verbreitet und kann verschiedene Ursachen
haben: Sie symbolisiert zum einen die erzbischöfliche Metropolitangewalt.
Zum andern war sie früher im byzantinischen Gebiet weit verbreitet
und hat sichvon dort aus im Laufe der Jahrhunderte auch über
ganz Europa verbreitet. Dies gilt wohl auch das berühmte Scheyrer
Kreuz, das im 10.Jh. aus dem Osten über Dachau nach Scheyern
kam. Patriarchenkreuze auf den Türmen unserer Gotteshäuser
im Dachauer Land zeigen oft besondere Bezüge zum Kloster Scheyern
an, können aber auch nur Zeichen sein, dass die Kirche im Erzbistum
München und Freising liegt. In Weng hatte das Kloster Scheyern
Besitzungen. 48)
|
Treppenturm
im Winkel
|
Der Wind und Wetter (Blitzschlag)
besonders ausgesetzte Turm musste häufig restauriert werden.
So z.B. 1665, als man dafür 2000 Scharschindeln, 3000 Nägel,
130 Pfund Grundfarbe, 15 Pfund Mennigfarbe für den Glanz, 6
Pfund Firnis und 100 Pfund Leinöl benötigte.
1927 war eine Ausbesserung des 50 cm hohen Turmknopfs erforderlich,
weil er so viele Einschusslöcher ("von dummen Burschen")
aufwies.
Im Jahr
1911 glaubte man, im Turm sei ein Feuer ausgebrochen. Doch es war
nur ein mächtiger Bienenschwarm.
56)
Mehr
dazu siehe hier...
In
der südlichen Ecke zwischen Kirchenschiff und Turm ist
ein Treppenhaus
in Form eines außen liegendes Treppenturms (siehe Bild
links) eingebaut, von dem aus eine steinerne Spin-deltreppe
auf 120 Stufen in den Turm zu den Glocken führt. |
Turminneres
von unten gesehen
|
Der
Blick im Inneren
des Turmes von unten nach oben (Bild mitte) zeigt rechts die
Rundung des Treppenturms, in der Mitte die rustikalen Bodenstützen
des achteckigen Turmoberteils. |
|
Spindeltreppe
|
Spätestens seit 1642 war auf dem Turm eine Uhr zu sehen, denn aus diesem
Jahr (mitten im 30jährigen Krieg) ist eine Rechnung des Freisinger
Uhrmachers Simon Hirmer für eine Turmuhr überliefert. Er erhielt
für die Uhr 8 fl. 40 kr., für die Vergoldung der Uhrzeiger 1 fl.
30 kr. 37)
Glocken
In der Glockenstube hängen drei Glocken:
die kleinste Glocke wurde im Jahr 1606 gegossen und wiegt
175 kg (Ton es''). Sie dürfte von
Bartholomäus
Wengle
stammen 25),
der zur gleichen Zeit auch eine Glocke nach Wiedenzhausen lieferte.
16)
Leider konnte ich die Inschrift auf der Glocke
nicht vollständig lesen. Doch der sichtbare Textteil
"..
Purger von Minchen" (Bürger v.München) trifft auf
Wengle zu. Er war kurz vorher vom Allgäu nach
München gezogen. Deshalb könnte ihm das neue
Bürgerrecht eine Aufschrift auf der Glocke wert gewesen
sein. Evl. war die Glocke St.Michael geweiht.
die mittlere Glocke,
die der Muttergottes geweiht ist, wiegt 400 kg und trägt die
Aufschrift "Hl. Georg,
bitte für uns
die größte
Glocke mit einem Gewicht von 600 kg
05)
ist dem Patron St.Georg geweiht. Sie erklingt auf
dem Ton b'. Die Glocke wurde 1947 von der Erdinger
Glockengießerei Czudnochowsky aus 25 Zentnern
33)
Altmessing und Kupfer gegossen. Auf dem Glockenmantel
ist das Relief einer Patronin Bavariae, einer
Muttergottes mit Kind mit Krone und Zepter zu sehen.
Die Aufschrift lautet "Patrona Bavariae ora pro
nobis".
Sie
können sich das Geläute der Glocken von Weng auf
Youtube anhören. Klicken
Sie hier...
Frühere
Glocken
1936 stellte die Glockengießerei Bachmair, Erding folgende
Rechnung für neue Glocken:
37)
"2 Bronceglocken, g'-b' = 915
kg ... 1 kompl. Armatur für b'-Glocke ... 1 Klöppel anpassen
... sowie
kl. vorh. Glocke 'dicken'
+ Klöppel längen ... Inschriften und Bilder ..."
(KA Weng: Akt "Glocken")
Bis 1942 war noch eine Glocke aus dem Jahr 1468 vorhanden, die aber
schon vorher gesprungen war. Bei ihrer Abnahme vom Turm zerbrach
sie vollends. 37)
|
Muttergottesglocke
St.Georgsglocke
|
Vorhaus
Vorhaus
|
Das tiefe Vorhaus
der Kirche, das den Eingang vor der Witterung schützt, ist
von einem gotischen Gewölbe
im naturbelassenen Sandsteinton überzogen; die Rippen treffen
sich im Schlussstein mit dem Relief des Auferstandenen,
der den Betrachtern seine Wunden zeigt.
Dort hängt auch eine Erinnerungsplakette
an den Besuch von Kardinal Ratzinger, dem inzwischen zurückgetretenen
Papst Benedikt XVI, anlässlich der 525-Jahrfeier der Georgskirche
in Weng (siehe Bild rechts)
An den Seitenwänden
des Vorhauses sind das Kriegerdenkmal (vom Freisinger Bildhauer
Franz) und ein kleiner Karner
angebracht, der aber nur ein Erinnerungsort für das früher
bestehende Beinhaus ist. Vor Jahren wurden die damals hölzernen
Gitter aufgebrochen und die Gebeine gestohlen. Daraufhin ergänzte
Kurat StDir.Weber die Gebeine wieder und Hugo Hundseder aus Fahrenzhausen
fertigte im Jahr 2003 kostenlos ein schmiedeeisernes Gitter in gotischen
Formen dazu. 52)
An der Stirnseite des Vorhauses ist eine Sonnenuhr
aufgemalt.
|
Erinnerungsplakette
an Besuch von Kardinal Ratzinger
|
Bilder
aus
dem Vorhaus
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Portal
19.Jh.
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Die aus
Brettern kunstvoll gezimmerte zweiflügelige barocke
Rahmentüre am Eingangsportal dürfte aus dem 19.Jh.
stammen. Sie wird von einem doppelten Spitzbogen aus gotischer Zeit
überwölbt. Die Holzverzierung besteht unten aus 20 Feldern;
oben ist sie strahlenförmig gestaltet. Am Ausgangsort der Strahlen
sind kleine geschnitzte Engelsfiguren angebracht.
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Karner-Erinnerung
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Sonnenuhr
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Gewölbe im Vorhaus
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Um
1728 wurde das Gotteshaus umgebaut und barockisiert.
Bei der Säkularisation
1803 war die Kirche in Weng als für die Seelsorge überflüssig
eingestuft und zum Abbruch bestimmt worden. Die Bewohner von Weng wandten
sich gegen diese Pläne und konnten die Kirche 1807 ersteigern. Durch
weiteres Insistieren bei der Regierung in München erreichten sie
zwei Jahre später die Rücknahme Abbruchanordung. Damit war 1809
wieder der rechtliche Status von 1803 als Filialkirche hergestellt und
die Bewohner konnten sich die Übernahme der Baulast sparen.
Epitaphe
an der Außenmauer
1886
|
Text:
"Hier ruht der hochwürdige Herr
Joh.Ev. Gunzelmann
Expositus in Weng
geboren am 8.November 1832
gestorben am 25.Juni 1886
Er ruhe in Frieden"
|
|
Text:
"Hier ruht in Gott
der Hochwürdige Herr
Heinrich Simon Seib
Expositus in Weng, welcher nach längerem Leiden, versehen mit
den hl.Sterbsakramenten am 14.Juni 1905 im Alter von 80 1/2 Jahren
selig im Herrn verschieden ist. RIP
|
1905
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Text:
"St.Dir. Josef Weber
* 25.11.1925
+ 18.2.2001
Seelsorger in Weng
von 1968 bis 1998 |
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Text:
Hier ruht im Glauben
an die Auferstehung
Friedrich Reitz
1908-1966
10 Jahre Kurat in Weng
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2001
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1996
|
Die Kirche St. Georg
ist von einem ummauerten Friedhof umgeben, der 1972 erweitert und
mit einem Leichenhaus ausgestattet wurde.
Weng gehörte über
Jahrhunderte zur Pfarrei Gremertshausen. Am 8.Mai 1874 wurde es
eine Expositur innerhalb der Pfarrei Jarzt, zu der auch Großeisenbach
und Unterbruck gehören. Ab 1.Oktober 2012 bildet sie mit der Pfarreien
Giebing, Jarzt und Haimhausen den Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen.
Innenausstattung
Altarraum
/Chorraum
Der Altarraum ist gegenüber
dem Kirchenschiff um drei Stufen erhöht. Der Boden ist mit alten
Solnhofener Platten belegt. Drei der neuen Platten sind beschriftet:
09)
1. vor dem Altarraum: "A.D. 1972"
2. vor dem Stiftergrab: "1468 erbaut von Hans dem Fraunberger
u. Anna von Pappenheim. Mit Hilfe armer Leut"
3. vor dem Stiftergrab: "1972 Erneuert von der Kuratie-Gemeinde
St.Georg Weng-Amper in gemeinsamer Arbeit".
Nach Anton Mayer soll sich unter dem Altarraum früher eine Gruft
befunden haben. Sie sei aber wohl nicht als solche benutzt worden, weil
sie zu feucht u. modrig war. Bei einer Renovierung in letzter Zeit wurde
sie verfüllt u.ihr Eingang verschlossen 16)
Gewölbe
Die Kirche besitzt im Chor ein Gewölbe
mit Rippen und Schlusssteinen.
Die Rippen setzen seitlich auf Konsolen (auf Kragsteinen) auf, von
denen einige mit Blattwerk verziert sind.
|
Kreuzrippengewölbe
im Altarraum
|
Die
Rippen scheinen steinsichtig zu sein, sind tatsächlich aber
verputzt und bemalt. Eingezogene
Strebepfeiler mit ausgekehlten Ecken tragen die spitzen Schildbögen.
Drei verzierte Schlusssteine geben dem Gewölbe statischen Halt.
|
Schlusssteine
Schlussstein
St.Georg
|
Der
östliche Schlussstein (über dem Hochaltar) ist mit einem
Relief des Kirchenpatrons
St.Georg geschmückt.
Vor einem blauen Hintergrund ist die Drachentötung dargestellt.
Der Heilige in Ritterrüstung holt mit einer weiten Armbewegung
zum Schwertstreich aus. Der Drache liegt, bereits besiegt, am Boden.
|
Fraunberger
Wappen
|
Der
mittlere zeigt ein in rotem Feld nach rechts springendes weißes
ungezäumtes Pferd, das Wappen der Familie der Fraunberger, die
die Kirche erbauen ließ. Allerdings springt im originalen Fraunberger
Wappen das Pferd nach links.
Das aufspringende Ross war ursprünglich das heraldische Zeichen
der Familie Gurren von Kirchdorf, später Gurren von Haag, das
von deren Rechtsnachfolgern, den Frauenbergern, übernommen wurde.
|
westlicher
Schlussstein
|
Auf
dem westlichen Schlussstein ist neben dem Relief eines Mannes (des
Baumeisters ?) der Text: "Anno Domini 1268" eingraviert.
Die Ziffer "2" ist falsch. Schon Riel/Bezold berichten in
ihrer Beschreibung von 1895, dass im westlichen
Schlussstein die falsche Jahreszahl steht: "An einem Schlussstein
des Chores findet sich eine unleserliche Inschrift mit der Jahreszahl
1268, sie ist erneuert und es dürfte wohl bei diesem Anlass die
gotische 4 ()
in eine 2 verwandelt worden sein, woraus sich dann das Jahr 1468 als
Erbauungsjahr ergeben würde". 11)
|
Chorgestühl
15./16.Jh
|
An den Seitenwänden
des Altarraums ist das mit Schnitzereien (spätgotischen Flachornamenten)
verzierte Chorgestühl
eingebaut. Es besteht aus zwei Reihen mit jeweils vier Sitzen. Die
nördliche Reihe ist die ältere. Nach Riel/ Bezold gehörte
sie zur Erstausstattung des Jahres 1468 ff. 11)
Anderer Meinung ist Anton Mayer; er setzt den Erstellungszeitpunkt
mit 1510/20 an; dies dürfte aufgrund der spätgotischen Schnitze-reien
wahrscheinlicher sein.
Das südliche Gestühl,
eine schöne Renaissancearbeit, ist fast 200 Jahre jünger
und wird wohl nach dem 30jährigen Krieg geschnitzt worden sein.
01),09)
|
südl.Chorgestühl
17.Jh
|
Das Vorhandensein des Chorgestühls wird (ebenso wie die Größe
des Chorraums und die
Größe des Kirchenbaus insgesamt) als Beleg dafür genommen,
dass in Weng nicht
eine Ortskirche gebaut werden sollte, sondern ein Chorherrenstift (oder
Kloster) vorgesehen war. Chorherren benötigen viel Platz im Altarraum,
um dort im Chorgestühl ihre Gebete verrichten zu können.
Warum nur die Kirche, nicht aber die Stiftsgebäude errichtet wurden,
weiß man nicht sicher. Es wird aber angenommen, dass sich die
vorgesehenen Stiftskanoniker geweigert haben, in die Abgeschiedenheit
von Weng zu ziehen.
Apostelbilder
Apostelbilder Nordseite
|
An
den Seitenwänden des Altarraums hängen im ersten Chorjoch
je sechs 98 cm hohe, ovale Ölgemälde (auf Leinwand) aus
der Zeit um 1660 01)
-andere Quelle: 1740
09)
-.
Die Bilder in den vergoldeten barocken Rahmen zeigen Portraits der
zwölf Apostel
"in einer lebhaft wirkenden Darstellung", wie es heißt.
Auf der Nordseite sind (von oben nach unten) die Apostel
Petrus, Andreas, Jakobus d.Ä.,
Johannes, Thomas und Matthäus,
an der Südseite:
Thaddäus, Bartholomäus, Simon,
Philippus, Jakobus d.J., Matthias dargestellt.
Es handelt sich um die in der Bibel genannten Apostel; Matthias
war als Ersatz für den "Verräter" Judas Iscariot
gewählt worden.
Früher hingen die Apostelbilder, über die ganze Kirchenschiff
verteilt, an den Außenwänden
39).
|
Apostelbilder
Südseite
|
Votivbilder
Auch wenn Weng
nicht als Wallfahrtsort bekannt ist, hängen im Altarraum einige Votivbilder.
Die Anrufungen stammen von Wenger Gläubigen; sie haben sich aber nicht
an den Kirchenpatron St.Georg gerichtet, sondern an die Muttergottes und
an den gekreuzigten Christus.
Votivbild
1784
|
Die
Texte lauten:
Bild links: EX VOTO - sprenning Alhier. 1784
Bild rechts: Caspar
Hörger Miller paur allhier zu Weng, hat alles sein Vich zu
unser
Lieben Frauen alhier verlobt, Durch
den Schutz Maria hat auch solches frisch
und gesund erhalten, gott und Maria
sey ewigen dank gesagt -1750- EX VOTO
Votivbilder
(Votivtafeln) sind in der Regel dreifach gegliedert:
unten teilt eine Schrift den Anlass mit
darüber kniet der Bittsteller
im oberen Teil des Bildes, im Himmel thronen der angerufene Heilige
oder die
göttl.Personen und nehmen den Dank entgegen
|
Votivbild 1750
|
Über
organisierte Wallfahrten der Pfarrei Gremertshausen, zu der Weng
über Jahrhunderte gehörte, ist mir nichts bekannt. Aber einzelne
Personen aus Weng haben sicher Wallfahrtsorte besucht. Darunter war auch
Inchenhofen,
der große Leonhard-Wallfahrtsort bei Aichach. Jedenfalls ist im
Inchenhofener Mirakelbuch von 1659
53)
die Familie
Schneider aus Weng genannt, deren Haus nach einem Gelübde wundersam
vor dem Feuer errettet wurde.
Mehr darüber erfahren Sie hier...
Sakramentshäuschen
An der linken Chorseite (Evangelienseite)
steht auf einem Steinsockel das noch originale gotische Sakramentshäuschen
aus Sandstein mit vergoldetem Türchen, dreiseitigen Fialen, Krabben
u. Kreuzblume.
1843
war das Sakramentshäuschen mit warmer Kalksteinweiße übertüncht
worden, die sich 15 Jahre später kaum mehr lösen ließ.
Der Steinmetz Max Einsele klagte,
"daß mit allen möglichen Hilfsmitteln zu Werk gegangen
mußte werden, um welche loß zu bringen.
Am Sakramentshäuschen war der größte Theil der Ornamentic
zerstört, oder fiel weg, und ist dieselben ganz neu gefertigt
u. vollendet. Das obere Lotus Knauflaub wird dieser Tage wegen besserer
Anrich-tung im Atilier des Unterzeichneten gefertiget."
37)
|
Sakramentshaus
1468
|
Das Sakramentshäuschen
besteht aus einem Fuß, einem Überleitungselement, dem
dreieckigen Gehäuse und einem bekrönenden Baldachin. Das
Sakramentshäuschen diente der Aufbewahrung der geweihten Hostien,
die nach der Messe nicht weggeworfen werden durften.
Als das Tridentinische Konzil um 1545-63 die Unter-bringung der
Hostie im Tabernakel auf dem Altar anordnete, verloren die Sakramentshäuschen
ihre hauptsächliche Funktion. Seit dem 2.Vatikanischen Konzil
(1962-65) ist ihr Gebrauch wieder zugelassen.
|
Choraltar / Hochaltar
Der raumhohe Choraltar
ist ein von vier schmalen Säulen gestütztes Retabel
aus Holz, mit Feldern und Säulen,
die schwarz in der Art von Schildpatt gefasst sind. Er wurde
1670
12)
oder (wahrscheinlicher) 1688 16)
errichtet und 1855 umgestaltet 09)
.
Die Schreinerarbeiten lieferte der Freisinger Hofkistler Tobias
Kidl, die Bildhauerarbeiten stammen von Johann Christoph Thalhammer.
Die Bemalung des Altars und der Figuren übernahm Fassmaler
Franz Gerbl aus Erding, der auch in der Kirche Heilig-Blut
Erding tätig war. 16)
Die
Säulen gründen auf der Predella,
die Platz für den Tabernakel bietet. Sie reichen hinauf
bis zum vorkragenden Gebälk, auf dem der Altarauszug
mit hochovalem Gemälde und einigen Engeln sitzt.
|
Choraltar
von 1670
|
Im
Mittelteil des Altars befindet sich zwischen den Assistenzfiguren
von St.Petrus und St. Paulus ein großes Altarblatt von
Cornelius Bosch mit einem Gemälde des Kirchenpatrons
St.Georg. Er ist als Drachentöter dargestellt.
Früher stand an dieser Stelle eine monumentale gotische
Georgsfigur. Sie wurde jedenfalls 1855 vom Historiker Sighart
noch beschrieben. In der folgenden Zeit ist sie verschwunden.
Möglicherweise kam die Figur in den Münchener Dom,
der damals gerade im Stil der Neugotik ausgestattet wurde.
Jedenfalls war dort 1858 eine neue, ebenfalls sehr große
Georgsfigur (von Hans Leinberger) aufgestellt worden
01),
09).
Sie soll sich heute neben dem Sakristeieingang bzw. in
der "Kapelle der hll. Anna selbdritt und Georg der Hofbruderschaft"
im Münchner Dom befinden 05).
|
In
der Barockzeit wurde der Altarauszug meist für einen
Blick in den Himmel genutzt.
Der Altarauszug in Weng
wird von zwei Säulen mit Kompositkapitellen gestützt
und von einem Segment-giebel
überdeckt. Auf dem Giebel ist eine Gloriole in Form einer
vergoldeten Strahlenmonstranz mit der Inschrift "IHS"
und einem Herz angebracht. Zwei kleine Engel weisen auf diese
Gloriole hin.
Auch auf den begleitenden Sprenggiebeln -ein halbes Stockwerk
tiefer- sitzen Engel. Mit großen Flügeln und Hosenträgern
ausgestattet loben sie Gott und lenken die Aufmerksamkeit
der Betrachter auf das hochovale Bild zwischen den Säulen
(18.Jh).
|
Krönung Mariens
durch die Hl.Dreifaltigkeit
|
Dort
ist unter der Rollwerkkartusche mit dem Text "Ave Maria"
die Krönung Mariens durch die Hl.Dreifaltigkeit zu sehen.
Maria in blau-weißer Kleidung kniet auf Wolken, die rechte
Hand als Zeichen der Demut auf ihre Brust gelegt. Darüber
halten Gottvater, ausgestattet mit einem Zepter und Christus
mit dem Kreuz im Arm die schmale Krone über Marias Haupt.
Über allem schwebt der Heilige Geist in Form einer Taube
und sendet Gnadenstrahlen herab.
Früher (um 1910) befanden sich hier noch zwei kleinere
Figuren von St.Laurentius und St.Florian. 09)
|
Das 4,5 m
hohe und 2,6 m breite
52)
rundbogige
Altarblatt, ein barockes Ölgemälde auf Leinwand, zeigt
St.Georg als Drachentöter. Im geöffneten Himmel halten
Englein die Ehrenzeichen für Märtyrer, den Lorbeerkranz
und die Palmzweige, über den Heiligen. Das Bild soll vom
niederländischen Meister Cornelius Bosch (auch Cormeli
genannt) stammen, der damals am Hof des Fürstbischofs in
Freising als Hofmaler beschäftigt war. Das Gemälde
in Weng soll sein einziges erhaltenes Gemälde sein. 16)
|
St.Georg
|
Das
Altarblatt wurde später in Teilen übermalt, insbesondere
der Drache und die auf Knien dankende Königstochter am
See. Eine Besonderheit sind die sichelförmige Messingbrosche
mit blauem Stein (beim hl.Georg) sowie zwei Messingsterne und
ein Messingknopf (am Zaumzeug des Pferdes), die wohl 1855 in
die Lein-wand eingehängt wurden 09).
Dagegen ist das Stuck-Englein, das ganz oben im Bild angebracht
ist, noch ursprünglich. |
|
Im
Jahr 2003 stellte man fest, dass das Gemälde bei früheren
Restaurationen an mehreren Stellen dilletantisch übermalt
worden war. So hatte die Darstellung des Drachens nichts mehr
mit dem Original zu tun. Die Schäden wurden bei der großen
Renovierung 2014-2018 behoben. |
Hinweis: Georg war
Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und
wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei uns
wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt (Georgiritt
am 23.4.). Meist wird er, wie hier in Weng, als Ritter auf einem
weißen Pferd dargestellt, der mit einer Lanze den sich unter
ihm windenden Drachen durch das Maul hindurch ersticht. Nach der
Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia ein
Drache, dem die Einwohner täglichLämmer und später
Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern
überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder
zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte, schwang
Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das
Untier, das zu Boden stürzte.
Assistenzfiguren
St.Petrus
|
Assistenzfiguren
stellen Petrus mit
den Himmelsschlüsseln und Paulus
mit dem Schwert dar. Petrus steht vom Altar aus gesehen rechts,
der vornehmeren der beiden Seiten.
Beide Heilige sind mit einem Umhang bekleidet. Erstaunlich
ist die Blickrichtung der beiden Figuren. Petrus lässt
den Kopf betroffen hängen, Paulus scheint sich entrüstet
abzuwenden.
Die 2 m hohen Holzfiguren haben eine Lüsterfassung (mit
irisierender Wirkung). Sie stammen aus dem 3.Viertel des
18. Jh. und gehörten wohl nicht zum ursprünglichen
Altar.
Über den Figuren sind am Altar Fruchtgehänge angebracht.
Im Jahr 1855 standen die beiden Figuren hinter dem Altar 13),
1895 galten die beiden Figuren als verschollen 11).
|
St.Paulus
|
Petrus:
Der Fischer Simon wurde gemeinsam mit seinem Bruder Andreas
von Jesus in seine Jüngergruppe berufen. Er wird in den
Evangelien häufig genannt. Nach der Him-melfahrt Jesu
führte er die christliche Gemeinde in Jeru-salem. Nach
katholischer Lehre reiste Petrus später nach Rom, leitete
dort die Gemeinde und starb dann unter Nero den Märtyrertod,
indem er auf eigenen Wunsch umgekehrt ans Kreuz geschlagen
wurde. Seine Bedeutung erhielt Petrus durch die Lehre von
der apostolischen Nachfolge, nach der alle Bischöfe von
Rom direkte Nachfolger des Petrus sind. Die Ostkirchen bestritten
seit je her die Ober-hoheit des römischen Bischofs. Auch
die protestantische Reformation lehnte es ab, das Papsttum
auf Petrus zurückzuführen. Petrus schließt
in mittelalterlichen Darstellungen des Jüngsten Gerichts
das Himmelstor auf. Der Himmelsschlüssel in seiner Hand,
erinnert an die Aussage Jesu "Dir werde ich die Schlüssel
des Himmelreiches geben". Diese himmlische Rolle als Schlüsselwart
macht ihn auch zum "Wetterheiligen". |
|
Paulus
hieß eigentlich Saulus. Er war von Beruf Zeltteppichweber
und jüdischer Theologe im Laienstand. Er verfolgte mit großem
Eifer die junge Kirche und war bei der Steinigung des Stephanus
dabei. Vor Damaskus wurde Paulus von einer Erscheinung Christi
getroffen, fiel zu Boden und erblindete kurzzeitig. Missionsreisen
durch den Nahen Osten und seine Briefe (7 der 13 Briefe stammen
von ihm) machten ihn bekannt. Der Schwerpunkt der Glaubensverkündigung
des Paulus ist die Gnade Gottes, die er den Menschen erweist.
Gott schenkt seine Gnade den Menschen nicht aufgrund ihrer
guten Taten, sondern einfach, weil er ein guter, menschenfreundlicher
Gott ist. Nach traditioneller Auffassung verblasste Paulus'
Denken schon bald neben anderen theologischen Lehren und wurde
erst im 5. Jahrhundert von Augustinus und im 16. Jahrhundert
von Martin Luther wiederentdeckt. Nach eher unwahrscheinlichen
Legenden starb Paulus im Jahr 67 als Märtyrer unter Kaiser
Nero durch das Schwert. Wahrscheinlich ist er -wie im ökumenischen Heiligenlexikon zu lesen ist- eines natürlichen Todes gestorben. |
Predella
Voluten
|
Die Predella,
der Teil des Altars zwischen der Altarplatte und dem Altarblatt,
ist mit einer schwarz/rot marmorierten Felderung versehen.
Die äußeren Teile sind die vorstehenden Säulensockel,
die in Knorpelwerksvoluten mit spitz zulaufender Blüte
enden. Daneben jeweils ein Leuchterenglein.
Eine über die Breite der Mensa hinausreichende Predel-la
ist bei einem 1670 erstellten Altar selten. Vielleicht ist
dies ein Werk der Umgestaltung von 1855.
|
Voluten
|
Auf der Predella steht
ein 1,45 cm hoher neuba-rocker Drehtabernakel aus der Zeit
vor 1900. 9)
Er
soll um 1902 von Giebing nach Weng verkauft worden sein, um
den Kirchenneubau in Giebing mitzufinanzieren. 42)
Nach
anderer Aussage stammt er aus einer Freisinger Kirche und
kam als ein Geschenk des Expositus Angermaier nach Weng.
55)
|
Tabernakel
|
Der dekorative Tabernakel ist aus Holz gearbeitet und mit einer
metallischen Fassung versehen. Er besteht aus zwei Stockwerken:
Der untere Teil besitzt eine konvexe Türe mit eingraviertem
Goldmuster. Das Bild des oberen Teils dominieren die sechs zurückgestuften,
vergoldeten Säulen. Sie umstehen die konkave Drehnische
mit Brokatmuster. |
|
In
der Nische ein Altarkreuz aus dem Ende des 17.Jh. Es besteht
aus Holz und ist goldfarben gefasst. Das INRI-Schild wurde erst
später, im 19.Jh. hinzugefügt. 09)
Nach
oben abgeschlossen wird der Tabernakel von Sprenggiebeln mit
Blüte. Begleitet wird der Tabernakel von zwei schönen
Engeln, die Leidenswerkzeuge in den Händen halten:
Links die Ysopstange, mit der dem Gekreuzigten Essig gereicht
wurde (Joh.19,29). Rechts die Lanze, mit der Jesu Seite geöffnet
wurde, um den Tod zu bestätigen (Joh.19,34). |
Der Stipes (der Altartisch) ist mit Holz verkleidet.
Die Vorderseite, das Antependium,
ist außen schwarz/grün/weiß marmoriert.
Das Antependium dürfte so alt wie der Altaraufbau sein.
37)
|
Antependium
|
Im Inneren
ein durch Profilleisten gebildetes Feld, das bemalt ist: In
einem breiten Gebinde aus naturalistischen Blumen befindet sich
eine von weißen Rosen umgebene Kartusche. Sie enthält
die Buchstaben IHS, MRA und IPH (Jesus Maria und Joseph). |
|
Die Decke der
Sakristei ist -wie der Vorraum- mit einem Netzgewölbe überzogen.
Die Rippen sind verputzt und farblich hervorgerufen.
In der Sakristei werden die Paramente (Messgewänder) und die für
die Kirche benötigten Gerätschaften aufbewahrt. In der Sakristei
ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst die liturgischen
Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt übrigens das
lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung "heilig bzw.
geweiht".
Sakristeitüre
|
Die Sakristeitüre
vom Altarraum zur Sakristei ist als prächtiges Gewände-Portal
im gotischen Stil gestaltet. (Bild links)
Das Türblatt
ist mit schönen Beschlägen ge-schmückt (Bilder rechts).
Dort ist auch ein altes Türschloss eingebaut.
Das Schloss ähnelt sehr stark dem über 500jährigen
Sakristeischloss in der Kirche von Feldgeding
und stammt aus der gotischen Erbauungszeit.43)
|
Türschloss und Beschläge an der Sakristeitüre
|
An der Sakristeitür
sind reichverzierte Chorglocken
(Sakristeiglocken) angebracht, die den Besuchern den Beginn eines
Gottesdienstes akustisch anzeigen. Es handelt sich hier in Weng sogar
um drei Glocken die in Schmiedeeisen-Gestängen an der Wand angebracht
sind. Die Glocken sind 15 cm, 9 cm und 6,5 cm hoch. Auf der kleinsten
ist als Marke in Herzform eingeprägt: "4, I F"
09) .
|
Chorglocken
|
Ewig-Licht-Ampel
An der rechten
Chorseite hängt eine sehr dekorative Ewig-Licht-Ampel.
Sie stammt augenscheinlich aus der Zeit des Historismus, als alte
Baustile wieder hoch im Kurs standen und deren Verzierungen oft im
Übermaß verwendet wurden. |
Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis: Das rote
Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als
Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab
es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden
Verehrung der aufbewahrten Eucharistie bildete sich etwa seit dem
13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus. Durch sein dauerndes
Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien |
|
aufbewahrt werden.
Meist sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus Silber
oder versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und mit vielen
grazilen Verzierungen versehen. |
Zelebrationsaltar
und Ambo
Ambo
|
Der
Ambo besteht aus Holz. An ihm
ist eine barocke Hl.Geist Taube befestigt
(25 cm, Holz, versilbert)
Der Zelebrationsaltar,
oft auch als Volksaltar bezeichnet, bestand bis 2022 aus einem einfachen,
großen Tisch. Hier im Bild war er -der Jahreszeit entsprechend-
mit Sonnenblumen geschmückt. Die Form des Altars weist ganz deutlich
auf seine Funktionen als Ort der Eucharistiefeier hin.
|
früherer
Zelebrationsaltar
|
Der
neue Zelebrationsaltar aus Stein besitzt die Formen eines sich nach
oben verjüngenden Sarkophags mit einem hohen Deckel. |
neuer
Zelebrationsaltar
|
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das Kirchenschiff ist um drei Stufen niedriger angelegt als der Altarraum.
Der Boden ist mit neuen Solnhofener Platten belegt. Sie dürften aus
dem Jahr 1972 stammen, denn auf einer Platte ist zu lesen: "1972
Erneuert von der Kuratie-Gemeinde St.Georg Weng-Amper in gemeinsamer Arbeit".
Der Chorbogen und verschiedene andere Bauteile in der Kirchen scheinen
aus großen Steinquadern zu bestehen. Tatsächlich handelt es
sich nur um verputztes Mauerwerk, auf das die Steinquadern aufgemalt sind.
41)
Decke
im Langhaus
Decke im Kirchenschiff
Die Decke im Kirchenschiff (in 13 Metern
Höhe 41)
) besteht aus einem Tonnengewölbe
mit gelb eingefärbten Stichkappen.
Bemalt ist die Decke mit vier sternförmigen Ornamenten.
Herz
Mariens
|
Herz
Jesu
|
Sie zeigen (von
hinten nach vorne):
das Herz Mariens
das Herz Jesu
der Hl.Geist
im 24-teiligen Strahlenkranz
(mit Heilig-Geist-Loch u.vier kleinen Engels-
köpfchen aus Stuck)
das Auge Gottes
im Dreieck |
Hl.Geist
|
Auges
Gottes
|
Seitenaltäre
Linker
Seitenaltar
|
Die
Seitenaltäre stammen aus der Rokokozeit (links 1738
11);
rechts 1732). Jeweils zwei blau-weiß marmorierte Säulen
mit Kompositkapitellen und vielen Blumengirlanden auf und neben
den Säulen stützen einen vorkragenden Giebel. Darauf sitzt
ein hoher Auszug, der von Voluten begleitet und von einem Segmentgiebel
überdeckt wird.
Gekrönt werden die Altäre von Gloriolen mit Strahlenkranz,
die ein Thema der Decken-gemälde aufnehmen und das dornenumkränzte
Herz Jesu mit dem Kreuz und das blumenumkränzte Herz Mariens
mit den Liebesflammen zeigen. Elf Englein und Cheruben (= Engelsköpfe
mit Flügeln) umgeben den oberen Teil jeden Altars.
Die beiden Altarretabel besitzen noch die originalen Marmorierungen;
die Vergoldungen sind erneuert.
37)
|
Rechter
Seitenaltar
|
Linker Seitenaltar
|
Der linke Seitenaltar
wurde vom Freisinger Domkapitular Franz Anton von Fraporta gestiftet
und 1738 errichtet 33)
.
Seine Ausstattung hat eine bewegte Geschichte. 22)
Das Marienbild und die Figuren der 14 Nothelfer stammen aus der St.Nikolauskirche
in München in der Neuhauser Straße, die 1582 abgetragen
wurde.
Als bei der Säkularisation um 1803 die Kirche in Weng abgetragen
werden sollte, versteigerte man die Inneneinrichtung. Die Erwerber,
der Veitlbauern in (Groß)Eisenbach (Figuren) und der
Glockengießer Regnot in München (Altar), gaben später,
als die Kirche gerettet war, das ersteigerte Inventar zurück.
1913 wurde der linke Seitenaltar von den Malern Altmannshofer
und Kremmer aus Freising renoviert und wieder in den früheren
Zustand zurückversetzt. Darüber veröffentlichte das
Freisinger Tagblatt am 6.4.1913 folgenden Bericht
... |
Gloriole
Gekrönt
wird der linke Seitenaltar von einer großen Gloriole.
Sie enthält in ihrem Zentrum das Herz-Mariä-Symbol. Es ist
ein rotes Herz, das von einem Kranz aus Rosen umgeben ist und aus
dem Flammen schlagen. Durch das Herz ist von oben nach unten ein Schwert
gestoßen. Umgeben ist das Herz von sieben Cheruben, d.h. geflügelten
Engelsköpfchen. Hintergrund ist ein großer Strahlenkranz,
gebildet aus 16 Strahlenbündeln. |
Herz-Jesu-Gloriole
|
Das
Herz-Marien-Symbol ist eine Replik des Herzens Jesu.
Der Blumenkranz ist ein Mariensymbol.
Das Schwert erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35)
bei der Darstellung Jeu im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch
die Seele dringen". |
Altarauszug
Im
Auszugbild des linken Seitenaltars wird St.Josef
dargestellt. Er sitzt auf einer Steinbank und trägt seinen Sohn
Jesus auf dem linken Arm. In der rechten Hand hält er eine dreiblütige
Lilie, das Zeichen für Reinheit und Keuschheit. Von oben kommen
Gnadenstrahlen herab. Im Hintergrund blicken zwei Cheruben auf die
Szene. |
|
Joseph
war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher
Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen
Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte
aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis
des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann
in Nazareth. Gedenktag: 19. März |
Altarblatt
Der
linke Seitenaltar wurde (lt.Inschrift) 1738 vom Freisinger Domherrn
und Wenger Benefiziaten Franz Anton von Fraporta aus Trient gestiftet.
Mittelpunkt dieses Seitenaltars ist ein Muttergottes-bild.
Es soll nach einer Quelle
01)
um 1650
entstanden sein, nach der anderen aus der Schule des
niederländischen Malers Philipp van Dijk (1683-1753) stammen
43).
Es ist in der Art des Passauer Mariahilfbildes kompo-niert. Mutter
und Kind sind aber mädchenhafter ge-staltet. |
Muttergottesbild
|
Die
Personen sind durch gegenständliche Messing-kronen geschmückt.
An Marias Brust ist ein vergoldetes Herz angebracht. Das Marienbild
ist von geschnitzten Halbfiguren der 14
Nothelfer umgeben.
Die Nothelfer sind eine Gruppe von vierzehn Heiligen, die
in allen leiblichen und seelischen Nöten als Fürsprecher
bei Gott angerufen werden. Zu den vierzehn Heiligen zählen
drei Bischöfe und drei Frauen (die drei heiligen Madln). Nicht
überall zählen dieselben Heiligen zu dem erlauchten Personenkreis.
Hier in Weng werden folgende Heilige dazu gerechnet:
|
Die
14 Nothelfer (Ausschnitt -->
Cyrinakus,Pantaleon,Erasmus,Georg)
|
|
Dyonisius,
Blasius, Christophorus, Georg, Katharina, Eustachius, Barbara, Erasmus,
Margareta, Pantaleon, Cyrinakus, Aegidius, Vitus, Achatius.
|
Die Figuren der 14 Nothelfer und das Muttergottesbild stammen aus der St.Nikolauskirche
in München. Dort schmückten sie -wie heute in Weng- einen Altar.
Das Gotteshaus war 1582 abgetragen und an seiner Stelle die noch heute bestehende
Michaelskirche in der Neuhauser Straße errichtet worden. Den nicht
mehr benötigten Altar gab man nach Weng ab. Dort verblieb er fast 200
Jahre unverändert. Im Jahr 1738 war dann ein neuer Altar fällig,
den -wie oben erwähnt- Franz v.Fraporta aus Trient stiftete. Die Figuren
und das Muttergottesbild aus der Zeit vor 1582 wurden auf den neuen Altar
übertragen.
1985 restaurierte man die Figuren. Sie wurden gereinigt, lose Stellen an
ihnen geleimt und gefestigt, gegen Holzwurm- und Anobienbefall behandelt
sowie schadhafte Vergoldungen und sonstige Metallauflagen ausgebessert.
37)
Das in barocken
Formen gehaltene Antependium ist jüngeren Datums.
37)
Rechter
Seitenaltar
Der
rechte Seitenaltar wurde 1732 05)
oder wie der linke Altar auch 1738 09)
von einem Freisinger Hofmaler geschaffen. Dabei könnte es sich
entweder den 1733 verstorbenen Johann Schießl oder Joseph Anton
Niggl um 1692-1778) handeln. Im Schreiben des Pflegers
von Massenhausen Graf von Königsfeld an das Bistum Freising vom
3.4.1732 werden die voraussichtlichen Kosten für den neuen Altar
genannt: 25 fl. für den Maler des Altarblatts mit St.Leonhard
und 151 fl. für Kistler, Bildhauer und Fassarbeit (Bemalung des
Altars). 50 Gulden steuerte ein Guettätter bei. 37)
Über die Renovierung des rechten Seitenaltars
1913 ist nicht viel bekannt. Doch am 14.3.1913 berichtet das Bezirksamt
Freising, die Renovierungsarbeiten an "den Seitenaltären"
seien vollendet; demnach dürfte damals auch der südliche
Seitenaltar renoviert worden sein, ohne daß darüber weitere
Nachrichten vorliegen." 37)
|
|
Die
Gloriole auf
dem rechten Seitenaltar entspricht in ihrem Aufbau dem auf dem linken
Altar.
Anstelle des Herzens Mariens ist hier im Mittelpunkt das Herz Jesu
dargestellt. Es wird von einem Kranz aus Dornen umgeben und aus
dem oben Flammen schlagen. Zusätzlich entsteigt dem Herzen
ein Kreuz.
|
Herz-Jesu-Gloriole
|
Auch
hier umgeben sieben Cheruben das Herz-Jesu. Die Siebenzahl bei Engeln
ist ein gerne verwendetes Darstellungsmotiv. Das apokryphe alttestamentliche
Henochbuch spricht von 7 heiligen Engeln, die allzeit wachen. Die
Apokalypse spricht von 7 Erzengeln. Sieben ist als Summe von 3 +
4 ohnehin die Zahl der Fülle und Vollendung, die Zahl der Vereinigung
des Geistigen und der Materie und die heilige Zahl schlechthin.
30)
|
Im Auszugbild
wird St.Florian dargestellt.
Der Heilige sitzt in römischer Soldatenkleidung mit Helm und
Schild auf einer Wolke und weist einen kleinen Engel an, mehrere brennende
Häuser auf der Erde zu löschen. |
St.Florian
|
St.Florian diente
um das Jahr 304 als Offizier in der zweiten italienischen Legion des
römischen Heeres. Er war in St.Pölten in Oberösterreich
stationiert. Nach-dem der Christ geworden war, trat er aus der Armee
aus. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern
mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. Florian
ist der erste österrei-chische Märtyrer und Heilige. In
seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet
haben; aber erst im 15. Jh setzte sich diese Über-lieferung durch,
die heute seine Bedeutung als Schutzpatron vor Feuersgefahr begründet.
|
Das Altarblatt zeigt
St.Leonhard,
den wichtigsten Heiligen für die ländliche Bevölkerung.
Im schwarzen Benediktinerornat kniet der Heilige auf einer Wolke
im Himmel. Er grüßt hinauf zur Heiligsten Dreifaltigkeit,
die in den Personen Gottvater (mit blauer Erdkugel, Christus (im
roten Mantel mit Kreuz) und dem Heiligen Geist (in Gestalt einer
darüber schwebenden Taube) auf einer höheren Wolke thront.
Engel halten die Attribute des Heiligen, den Abtsstab und die Viehketten.
|
Glorie
des hl.Leonhard
|
Das
Bild zeigt den hl.Leonhard am unteren Bildrand noch in einer weiteren
Szene. In einem Gebäude, das durch die vergitterten Fenster als
Gefängnis zu erkennen ist, besucht der Heilige einen Gefangenen
und reicht ihm helfend die Hand.
Am linken unteren Bildrand ist ein ländliches Idyll am Fluss
zu sehen, auf dem Pferde auf einer Wiese herumspringen. |
Früher war der
rechte Seitenaltar der hl.Barbara geweiht. 01)
In einem
barocken Schrein mit vergoldeten Verzierungen auf der Mensa steht
eine Kopie der Altöttinger Madonnenfigur.
Die schwarze Muttergottes trägt das Jesuskind auf
dem rechten Arm und hält ein Zepter in der linken Hand. Das Haupt
wird von einer Herzogsmütze bedeckt.
Hinweis:
Das aus Lindenholz geschnitzte Gnadenbild von Altötting ist wohl
um 1330 am Oberrhein entstanden und kam um 1360 als Geschenk des Zisterzienserkloster
Raitenhaslach nach Altötting. Hier bildete sich ab 1489 eine
Wallfahrt mit derzeit rd. 1 Mio Pilger im Jahr. 28)
Im Laufe
der Jahrhunderte stellte man in den Kirchen viele Nachbildungen der
Figur auf, um die Verehrung auch für die zu ermöglichen,
die keine Gelegenheit zur Wallfahrt hatten. Motto: Die Figur kommt
zu den Menschen. 43)
Die Muttergottesfigur in Altötting war ursprünglich wohl
rosa bemalt. Wahrscheinlich ist die schwarze Farbe im Laufe der Jahrhunderte
durch Nachdunklung des Holzes und durch den Kerzenrauch in der engen
Kapelle entstanden. Manche Historiker glauben auch, dass sie bewusst
gefärbt wurden und verweisen auf das Hohe Lied des Salomons aus
dem Alten Testament: "Schwarz bin ich, doch schön". Schwarze
Madonnen galten im späten Mittelalter als besonders wundertätig.
Dies mag seinen Grund auch darin haben, dass die schwarzen Madonnen
besonders alt sind und ihnen deshalb eine größere Anzahl
von Erhörungen zugeschrieben werden kann. 27)
|
Altöttinger
Madonna
|
Fenstergemälde
Die elf hohen und
zwei (wegen der Empore) niedrigeren spitzbogigen Fenster
sind oben mit gotischem Maßwerk
verziert. Maßwerk ist der Oberbegriff für mehrere gotische
Dekorformen (Kreisbogenornamentik), die mit Zirkel, Lineal und Winkelmaß
gemessen, d. h. gestaltet wurden. |
Fenster
mit gotischem Maßwerk
|
Die Glasfläche
wird aus rundverbleitem Antikglas gebildet. Auf der rechten Seite
sind noch die alten Gläser erhalten; auf der linken Seite wurden
sie 1985 erneuert. |
Zwei Nordfenster
des Kirchenschiffs (im 4.Joch) enthalten Glasgemälde aus der
Erbauungszeit (1468). 01)
Sie sind inzwischen kaum mehr lichtdurchlässig.
Die Glasbilder sind in Grisaille (Malerei in verschiedenen Grautönen)
erstellt; diese Technik war besonders im 15. u. 16.Jh gebräuchlich.
Die Bilder zeigen die Stifter mit ihren Wappen und Heilige. In einem
ist das Wappen der Fraunberger (Ehemann), im anderen das Wappen
der Pappenheimer (Ehefrau) dargestellt. Größe jeweils:
ca. 50 x 30 cm.
-Fraunberger Wappen: weißes, springendes Pferd
-Pappenheimer Wappen: 6 Eisenhüte, weiß vor blauem Grund.
Georg,
Sebastian und Joh.Baptist |
In
den gegenüber liegenden Südfenstern befinden
sich Bilder wichtiger Patrone:
drei stehende männliche Heilige: Kirchenpatron
St.Georg, St.Sebastian (Pestpatron) und Johannes
der Täufer (Namenspatron des Stifters),
sowie drei weibliche Heilige: St.Katharina (Namenspatron
einer Tochter der Stifter), Anna selbdritt
(Namenspatron der Stifterin) und St.Barbara (Namenspatron einer
weiteren Tochter
der Stifter). Darunter knien die beiden Stifter
in Portraitform. |
Katharina,
Anna,
und Barbara
|
1881
war der Verkauf der Glasgemälde geplant, um die Kasse zu füllen.
Die Begründung des Pfarrers
von Jarzt ist im Schreiben vom 2.1.1881 an das Ordinariat München
enthalten:
|
"Herr Ulrich
Bauer, Altertumssammler von München ... war vorgestern
hier, in der Absicht, 4 gemalte Fensterscheiben mittelalterlicher
Kunst von der Kirche Weng anzukaufen. Diese Scheiben befinden
sich an den 4 Fenstern theils neben theils hinter dem Hochaltar,
an jedem Fensterstock eine und 3 davon stellen Heiligenbilder,
1 das Wappen der Frauenhofer'schen Familie das. Das Angebot
hiefür war 300 Mark, die er alsogleich erlegen will, bevor
die 4 Scheiben herausgenommen werden; auch verpflichtet er sich,
unentgeltlich 4 andere gemalte Fensterscheiben hiefür einsetzen
zu lassen. Da nun diese 4 Fensterscheiben schon ziemlich defekt
sind, und eine davon schon durchlöchert und zersprungen
ist, dann aber auch die Kirche Weng ganz arm ist, und das Geld
nothwendig braucht, so wäre in Anbetracht der obwaltenden
Umstände der ehrfurchtsvollst Unterzeichnete nicht abgeneigt,
auf diese Kaufsbedingungen einzugehen, ersucht jedoch die oberhirtliche
Stelle zuvor um ihr Gutachten ... bevor er seine Einwilligung
zu diesem Kaufsofferte gibt ..." |
Das Ordinariat
lehnte das Vorhaben ab.
1898 bis 1901 erfolgten umfangreiche Reparaturmaßnahmen an den
Fenstern (Neueinglasung, Reparatur der Maß- und Strebewerke)
37)
Aus den Kirchenrechnungen ist zu ersehen, dass vor großen
Unwettern der Zimmergeselle die Fenster mit Brettern sichern musste.
1942, im 2.Weltkrieg, wurden die wertvollen Glasgemälde wegen
befürchteter Bombenschäden in den Keller des Pfarrhauses
ausgelagert (Begründung: "Die Verschärfung des Luftkrieges
macht es notwendig, die wertvollen alten Glasgemälde zu sichern).
37) |
Frühere
Kanzel 37)
Die Kirche hat
keine Kanzel mehr; sie wurde bei der Renovierung von 1971 entfernt. Sie
war erst 1960 von der Kirche in Singenbach (Gem.Geroldsbach/PAF) für
50 DM erworben worden; zu einem Zeitpunkt, an dem Kanzeln ihre eigentliche
Funktion als Predigt-Ort schon verloren hatten. Nach ihrem Abbau 1972 dürfte
die Kanzel in ihren Einzelteilen ins Diözesandepot gekommen sein, wo
sie unter der Herkunftsbezeichnung "Weng" aufbewahrt wird.
früh.Kanzel
|
Denn Dr.Benker vom Landesamt für Denkmalpflege hatte sich nach
einer Ortsbesichtigung am 9.6.1971 in Weng anlässlich der Renovierung
erbost geäußert:
|
"Erstaunt sind wir, daß wir bei der Entfernung der
Kanzel vor vollendete Tatsachen gestellt
wurden. Wurde doch dieses wertvolle Stück
feinster Schreinerarbeit seinerzeit (1959) durch
unsere Bemühungen hierher gerettet und
konnte nun als gesichert gelten. Sein Abbau bringt
ihm Gefährdung. Wenn auch nicht zur
Kirche gehörig, schloß sich dieses Werk doch gut
den
anderen Holzarbeiten, wie dem Chorgestühl,
an." |
Diese
Beschreibung könnte auf den Kanzelkorb zutreffen, der in den
Beständen des Diözesandepots entdeckt wurde. Es handelt
sich dabei um ein Stück, das im Jahr 1615 im Stil der Spätrenaissance
gestaltet worden war; eine "sehr fein gearbeitete Holzlegearbeiten,
fast wie gemalt", berichtete Pastoralreferent Bernhard
Skrabal. |
Einlegearbeit
|
Im Rahmen der Innensanierung von 2017-2018 hatte man überlegt, ob
man die hochwertige Kanzel wieder in der Kirche anbringen soll. 36)
Platz wäre auf der Südseite gewesen, auf der die alte Kanzel
von 1615 früher an einem Pfeiler angebracht war.
Auch früher besaß die Kirche natürlich eine Kanzel. Aus
den Kirchenbüchern ist ersichtlich, dass 1846 der Maler Baumann aus
Freising die damals bestehende Kanzel vergoldete ("Vergoldung der
Kanzel 20 fl. "). Ein Jahr später ist von erneuten Reparatur
durch den Kistlermeister Petzler die Rede ("für Reparirung der
Kanzel, Stiege und Halldeckel 20 fl. "). Der Grund für den raschen
Verfall ist nicht bekannt. Aber auch diese doppelt reparierte Kanzel hielt
nicht lange. Sie stürzte schon 15 Jahre später (1861) ab, weil
die Tragbalken abgefault waren. Über Verletzungen von Personen (Pfarrer
oder darunter sitzende Gläubige), die bei einem derartigen Unglück
bei der Osterpredigt nicht auszuschließen sind, ist nichts bekannt.
Auch nicht, ob man die Trümmer wieder für eine neue Kanzel hergenommen
oder eine neue Kanzel gebaut hat.
Die Kirchenverwaltung Weng erstattete am 17.4.1861 folgenden Bericht an
das Landgericht Freising:
|
"Bei
der am Ostersonntage (= 31.März 1861) Nachmittags abgehaltenen
Predigt in der Filial-Kirche Weng stürzte um 3/4 auf 3 Uhr die
neue Predigt-Kanzel, welche Schreinermeister Petyler um theures Geld
im Jahre 1847 erst aufstellte, ein, weil er die Kanzel auf die alten,
verfaulten Träger setzte, und den Stiegenträger, der noch
frisch war, abschnitt, da er die Stiege an die Kanzel ansetzte."
Der Schreinermeister habe die Beseitigung des Schadens zwar versprochen,
aber bisher nicht Wort gehalten. |
Möglicherweise tauschte man bei dieser Gelegenheit auch den Standort;
denn aus dem Jahr 1910 ist bekannt, dass sich die Kanzel auf der Nordseite
der Kirche befand; dies gilt auch für die Zeit nach dem 2.Weltkrieg
noch 41)
(siehe auch altes Orgelbild).
1959 empfahl das Landesamt für Denkmalpflege, die "Kanzel
aus dem vorigen Jahrhundert" nicht mehr restaurieren zu lassen,
sondern "den Erwerb einer guten alten im Benehmen mit uns anzustreben"
(AEM: Bauten IV, 11557). 37)
Das war die oben erwähnte Kanzel aus Singenbach.
Figuren
im Kirchenschiff
Kanzelkreuz mit Mater dolorosa
|
An der linken
Seite ist das Kanzelkreuz
mit darunter stehender Mater dolorosa angebracht. Das Kreuz wird
Kanzelkreuz genannt, weil es in der Regel gegenüber der Kanzel
an der Wand hängt. Das war auch in Weng so. Allerdings befand
sich das Kanzelkreuz noch 1910 an der gegenüberliegenden Seite,
weil links die letzte Kanzel angebracht war. Das Kanzelkreuz erinnert
den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus
schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten".
Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die
Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
Das Kruzifix (oder nur der Corpus ?) soll aus Papiermaché
sein. Der mit 1,80 cm lebensgroße Korpus stammt aus dem frühen
18.Jh.; er trägt eine echte Dornenkrone. 09)
Die trauernde Muttergottesfigur (Mater dolorosa) ist dem Typus der
Herzogspitalmadonna nachempfunden (spätes 18.Jh.). Sie hat
zum Zeichen der Betrübnis die Hände über der Brust
gekreuzt, in der ein Schwert steckt. Dieses Schwert entspricht dem
Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung im
Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen".
An der rechten
Seite steht auf einem Sockel eine Muttergottesfigur
aus gotischer Zeit. Es ist keine Holzfigur, sondern besteht
aus Ton, der bemalt wurde. 01)
Das Kind auf dem linken Arm der Gottesmutter
hält mit beiden Händen eine Traube. Maria trägt
in ihrer rechten Hand einen Apfel. Man geht davon aus, dass
die Figur ursprünglich auf dem linken Altar stand. Die
Traube ist Symbol für das kommende Leiden Christi, der
Apfel für die Überwindung der Paradiessünde durch
Maria, die auch als zweite Eva gilt.
Die reparaturbedürftige Figur befand sich noch 1962 auf
dem linken Seitenaltar. 14)
Ihren Platz an der rechten Seite erhielt sie
1964. 01)
|
Madonna
|
|
Auf
der gleichen Seite steht seit einiger Zeit eine neue Herz-Jesu-Figur.
Der sehr kraftvoll dargestellte Jesus im wallenden roten Mantel mit
Goldborte zeigt mit beiden Händen auf das brennende Herz, das
auf seine in grauer Farbe gefasste Tunika gemalt ist. Es ist -nach
der Gloriole auf dem rechten Seitenaltar und dem Deckengemälde
im Langhaus- die dritte Herz-Jesu-Darstellung in der Kirche von Weng.
Die Figur wurde in den 1950er Jahren vom einheimischen Bildhauer Georg
Liedl geschnitzt (und von der Lehrerin Katharina Maier und ihrer Schwester
gestiftet) Lange Zeit befand sich die Figur im Pfarrhof. 47)
|
Herz-Jesu-Figur
|
Gegenüber
der Muttergottesstatue stehen auf der linken Seite (Nordseite) des Kirchenschiffs
zwei
unterschiedliche Holzfiguren des auferstanden Christus:
einmal als Schmerzensmann, der dem Betrachter seine
Wunden zeigt,
daneben als strahlender Sieger über den Tod,
mit der Fahne in der Hand.
Schmerzensmann
Auferstandener
|
Der
Schmerzensmann
in Weng wurde am Ende des 15.Jh., also zur Erbauungszeit der Kirche,
geschnitzt.
01)
Der Figurentypus des Schmerzensmannes geht der Überlieferung
zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer
Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend
aus der Grabkufe aufsteigende Schmer-zensmann erschienen sein soll.
Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden
Kelch ergossen. Die Figur wird auch imago pietatis genannt. Der
aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die
Dornenkrone tragende Christus zeigt mit leidendem Ausdruck dem Betrachter
seine Wunden.
Im
Spätmittelalter und Barock entwickelt sich aus dem Typus des
Schmerzensmannes der des Auferstandenen, wobei Christus eine selbstbewusstere
Haltung einnimmt, mit seiner Hand eine Fahne ergreift und seine
Füße auf eine Weltkugel stellt 32).
Diese weiterentwickelte Figur ist in Weng der Auferstandene
mit der Siegesfahne in der Hand. Die Figur des Siegers über
den Tod stammt aus der Zeit um 1730/1740 und ist neu gefasst (=
bemalt). Auch er zeigt seine Wunden, doch sein Auftreten ist nicht
das eines Leidenden, sondern das eines Siegers, dessen Gesichtszüge
mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln und dessen wehendes
Gewand die Dynamik des Siegers unterstreicht.
|
Zu den Beschreibungen der Objekte
per Mouseklick
|
Beichtstuhl
An der Nordwand im Kirchenschiff
ist unter dem Kanzelkreuz ein prächtiger dreiteiliger Beichtstuhl
im Stil des Neurokoko (um 1900) angebracht. Er wurde nach Auskunft
von StDir.Weber im 20.Jh. von einer anderen Kirche übernommen.
Der Beichtstuhl besteht aus grün/rot marmoriertem Holz und
ist teilweise vergoldet. Insbesondere der geschwungene Gitteraufsatz
mit Rosen, Rocaillen
und Engelsköpfchen ist sehr dekorativ.
Ob es sich um den Beichtstuhl aus der Anstaltskirche von Ecksberg
handelt, der 1969 erworben und 1972 wieder aus der Kirche entfernt
wurde, ist mir nicht bekannt.
Türen
Drei
Türen mit Spitzbogen sind an der Westwand zu sehen. Die südliche
Türe unter der Empore führt über den Treppenturm
zu den Glocken. Die Türe in der Mitte ist der Zugang zum Erd-geschoss
des Turms, das als Neben-raum genutzt wird, und in dem bei der Renovierung
2018 Rötelmalereien gefunden wurden.
|
Beide Türen
sind einfache Stufenportale, mit 1 bzw. 3 profilierten Stufen. Die Türe
neben der Orgel ist zugemauert. Es war eine von einem höheren Spitzbogen
überwölbte Rundbogentüre.
Laiengestühl
/ Kirchenbänke
Die Kirchenbänke für die
Laien (16 Reihen ohne Mittelgang) besitzen alte Wangen aus Eichenholz
aus dem 3.Viertel des 18.Jh.
Die Bänke wurden erneuert.
Unter der zweiten bis vierten Bank befindet sich die verfüllte Gruft.
um 1960
|
In
der Weihnachtszeit wird in der Kirche eine schöne Krippe
aufgestellt. Sie stand nach dem 2.Weltkrieg unter der Empore,
denn in einem Umbaugutachten für die Kirche aus dem Jahr
1959 37)
heißt es: "Der Emporenumbau würde auch die
Aufstellung neuer Beichtstühle unter derselben ermöglichen,
wobei allerdings der viel zu große Krippenbau verlegt werden
müßte."
Die heutigen Krippenfiguren stammen großenteils vom einheimischen
Schnitzer Georg Liedl, der hier in der Kirche auch 27 Jahre lang
die Orgel spielte. 47)
|
Weihnachtskrippe
2015
|
Stiftergrabmal
Hochgrab
für die Kirchenstifterin
Anna Fraunberger
|
Vor
der Empore ist an der nördlichen Seite das prächtige Hochgrab
(1472) aus Rotmarmor errichtet, das an die Kirchenstifter Hans Fraunberger
zu Haag auf Massenhausen und seiner Ehefrau Anna Marschalkin zu Pappenheim
erinnert.
Auf der Grabplatte sind die Stifter in einem Relief dargestellt. Beide
knien auf einem von Engeln gehaltenen Teppich und haben die Hände
in Gebetshaltung gefaltet. In der oberen Hälfte der Platte ist
der von zwei Engeln begleitete Christus dargestellt, der die rechte
Hand über seine Seitenwunde legt und mit der Linken hinabweist
auf die beiden Stifter. Die Umschrift lautet:
"hye leyt (hier liegt) die Edell.
fraw fraw Anna von fravnberg - fraw zum Hage geborenn
Marschalkin von Bappenhaim der
got genadig well sein. Der stain ist ausgemacht zu sand. J
orgen tag (= St.Georgstag:
23.April) Anno dnj m cccc lxxij jaren". |
In der Chronik von Massenhausen
01)
ist hierzu
zu lesen:
"Anna
Marschalkin von Pappenheim, die Witwe jenes Hannsen Fraunberger von Haag
zu Massenhausen, der mit
Hilfe armer Leute (=Bauern) und der Samblungen des Gotteshauses
zu Weng vonn neuem (!) auferbaut hat 20),
hat
1477 dieses Benefizium zu Weng gestiftet und hat noch zu Lebzeiten den
schönen Grabstein in der Kirche
zu Weng fertigen lassen".
1490
verkauften die Fraunberger ihre Hofmark Massenhausen (und mit ihr
die Ortschaft Weng) an die Grafen von Hardeck. 1499 kam das Gebiet
an das Hochstift Freising. Die Bischöfe waren aber nur die Hofmarksherren
; landesrechtlich blieb die Hofmark Massenhausen Teil des Herzogtums
Niederbayern (ab 1505: Bayern).
"Die Steinmetzarbeit gehört zu den besten Leistungen spätmittelalterlicher
Plastik in unserer Gegend und ist wohl sicher eine Arbeit der Münchner
Schule", schreiben Bezold/Riel 11).
Das Hochgrab ist leer, die Stifterin ist hier nicht begraben. 15)
Ursprünglich stand das Hochgrab vor dem Chorbogen 16)
zwischen
dem zweiten und vierten Kirchenstuhl.
37)
Das war auch 1740 so.
06) |
Hans Fraunberger zu Haag
auf Massenhausen und seiner Ehefrau Anna Marschalkin zu Pappenheim
|
1929 wollte man das Grabmal der Anna von Fraunberg auflösen. Es war
schon vorher an die nördliche Langhauswand der Kirche transferiert
worden. Nun baute man das Hochgrab ab und versetzte die Deckplatte in die
Langhausmauer. Als Begründung gab man nicht nur den Raumgewinn an,
sondern auch den Wunsch, die Grabplatte so besser präsentieren zu können.
Gegen diese Versetzung nahmen die Behörden entschieden Stellung und
erreichten schließlich 1939, also 10 Jahre später, mit staatlichem
Zuschuss von 300 Mark die Wiederaufstellung des bedeutenden Grabmals, so
wie wir es heute kennen. Das Landesamt für Denkmalpflege gab dem Zuschuss
auch eine Pflegeanleitung mit: "Der Stein ist mit einer weichen Bürste
zu reinigen und dann mit lauwarmem Wasser, das mit ganz wenig reiner Kernseife
versetzt ist, gründlich abzuwaschen. Dann, wenn er trocken ist, ist
er mit säurefreiem Leinöl einzulassen und tüchtig zu verreiben,
daß kein speckiger Glanz entsteht".
37)
Welcher Bildhauer ?
Das Bezirksamt Freising kommt in einer Expertise von 1937 zur Auffassung,
das Hochgrab in Weng könnte vom selben Bildhauer gefertigt worden sein,
wie das bekannte Wittelsbacher-Grabmal für Kaiser Ludwig den Bayern:
|
"Das
Grabmal in Weng gehört zu den bedeutendsten Arbeiten der spätgotischen
bayrischen Plastik und ist nur wegen Abgelegenheit des Ortes weniger
bekannt als andere derartige Arbeiten. Es ist aufs nächste verwandt
mit der Grabplatte des Jörg Laiminger, + 1476 in Amerang. Was
aber bisher noch nicht beachtet wurde, nach meiner Ansicht steht das
Denkmal im engsten Zusammenhang mit dem Wittelsbacher-Grabmal für
Kaiser Ludwig den Bayern in der Frauenkirche zu München, das
um 1470-85 entstanden sein dürfte und nicht von Erasmus Grasser
stammt, sondern von einem anderen bedeutenden, bis jetzt nicht mit
Namen nachgewiesenen Bildhauer in München. Dieser hat offenbar
alle drei Hochgräber gefertigt. Aus dieser Konstatierung geht
schon die hohe künstlerische Bedeutung des Grabmals in Weng hervor."
|
Inzwischen geht
man davon aus, dass die spätgotische Tumba für Kaiser Ludwig den
Bayern in der Münchner Frauenkirche ein Werk des Münchner Bildhauers
Hans Haldner ist (der barocke Überbau stammt von Hanns Krumpper).
Haldner, der Meister in der Bauhütte zu Regensburg und Lehrer von Erasmus
Grasser, könnte auch der Schöpfer des Wenger Grabmals sein.
44)
Ölgemälde
Über dem Eingang
auf der Südseite hängen zwei ca. 210 x 145 cm großen Ölbilder
(auf Leinwand). Sie dürften um 1600
09)
-andere Quelle: 1660
01)-
entstanden sein. Man nimmt an, dass sie nicht für
Weng bestimmt waren, sondern erst nach der Säkularisation 1803 aus
einem aufgelösten (Benediktiner-)Kloster (wohl Weihenstephan) erworben
wurden 29).
Die Bilder waren vor 1972 in der Jarzter Kirche aufbewahrt worden. Der
Kreisheimatpfleger Alois Angerpointner erklärte den Bezug zu den
Benediktinern damit, dass die Wenger Kirche im 15.Jh. (ersatzweise ?)
den Benediktinern angeboten wurde, die dann hier aber ebenfalls kein Kloster
bauten. 1)
|
Eines der Bilder, vermutlich
früher ein Altarblatt, zeigt Maria
Magdalena mit einem Salbgefäß. Die Heilige legt
ihr Geschmeide ab, das von Englein zu ihren Füßen in
Empfang genommen wird. Ihr Attribut, das Salbgefäß aus
Porzellan, ist bei den Putten schon angekommen. Links hält
ein Englein einen Totenkopf und eine Rute, die Symbole der Buße,
Einkehr und Reue. Im Hintergrund wehrt ein Engel die bösen
Geister der Leidenschaften mit einem Flammenschwert ab. Im Bild
oben die Hl.Dreifaltigkeit, Gott Vater zeigt mit dem Zepter
nach unten, Christus präsentiert seine Wunden und der Hl.Geist
schwebt in der Gestalt einer Taube zwischen ihnen. Insgesamt 11
Engel füllen die Zwischenräume des Geschehens.
Das andere Gemälde zeigt
die Aufnahme des hl.Benedikt
in den Himmel. Im oberen Teil sitzt Christus mit den fünf Wunden
als Richter, -umringt von den Aposteln- zwischen seiner Mutter und
Johannes dem Täufer (mit Lamm) auf Wolken. Im unteren Gemäldeteil
stehen:
links Papst Gregor der Große, daneben ein hl.Bischof, in der
Mitte St. Benedikt, dahinter dessen Schwester St.Scholastika, auf
deren Gewand ein Bild ihres Bruders gezeichnet ist, sowie eine weitere
hl.Nonne. Im Hintergrund befinden sich noch weitere Heilige aus
dem Benediktinerorden.
Ganz unten schließen vier umtriebige Putten das Gemälde
ab.
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Maria Magdalena
St.Benedikt
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Die Gemälde
wurden mindestens schon zweimal renoviert:
- Durch rückseitige Aufkleber sind umfangreiche Restaurierungsarbeiten
aus der Mitte des 20. Jahrhunderts nachzuweisen, dabei
wurden großflächige Flicken aufgeklebt (vermutlich
mit Leinöl)
- Beide Gemälde waren Ausstellungsstücke bei der Ausstellung "1250
Jahre Bistum Freising" 1989. Deshalb wurden sie vorher
durch das Restauratorenpaar Henning Strube
und Beate Strube-Bischof aus München im Jahr 1989 restauriert. Zur
Ausstellung
abgegeben wurden die Bilder mit Goldrahmen, zurückgegeben
wurden sie ohne Rahmen. Die Begründung für den Einbehalt sind
mir nicht bekannt. Seither hängen die Gemälde rahmenlos
an der Südwand in Weng. 37)
An der Emporenbrüstung
hängen die 14 Kreuzwegbilder, die 1737 vom Veitbauern
(Veit und Anna Gallinger) in Kleineisenbach gestiftet wurden.
Dazu mussten die Stifter eine Genehmigung des Bistums einholen.
Mehr dazu...
Damit gehören diese Kreuzwegbilder zu den ältesten in
unserer Gegend, da erst zu Beginn des 18.Jh. in bayerischen Kirchen
die ersten Kreuzwegbilder aufgehängt wurden.
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Der Papst hatte
diese Form der Betrachtung des Leidens Christi 1731 mit hohen Ablässen
bedacht, um sie zu fördern. Auf diesen Ablass weist auch der
Text auf einem Votivbild an der Westwand hin, der die Stiftung des
Kreuzwegs behandelt.
Text: "Dißen H.Creutz-Weeg hat aufrichten, und Einsetzen
lassen Der ehrbahre veith gallinger gewester veith-paur zu klaineißenbach,
Ano 1737. o ihr Christen hier zue lauffet, schauet unßer Ellent
an. Ohne gelt den Creutz-Weg khaufet, dißer ablass helffen kan,
selben offt zu unß abschicket, und in unßer pein erquikhet,
Gott wird gwiß nach dißen leben, hundertfachen lohn euch
geben. Helfft Zusamen, löscht die flamen." |
Allerdings scheinen die 87 x 64
cm großen Bilder (Öl auf Leinwand) in späterer Zeit übermalt
worden zu sein 09).
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes
ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Orgel
Auf
der Empore steht eine große Orgel
mit freiste-henden Orgelpfeifen im trapezförmigen Prospekt. Sie
wurde im Jahr 1928 37)
von den Orgelbauern Carl Schuster
& Magnus Schmid (dem Erbauer der Dom-orgel in Freising) als zweimanualiges
Werk mit 16 Registern erbaut. Anlass war die 100-Jahr-Feier des Erzbischöflichen
Knabenseminars in Freising, das 1828 gegründet worden war. Die
Orgel wurde in der Kapelle des Seminars aufgestellt und von Weihbischof
Dr.Johannes Schauer eingeweiht.
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Orgel
von 1925
|
Als knapp 50 Jahre später,
1973, das Seminar aufgelöst und im bisherigen Seminargebäude
das Diözesanmuseum eingerichtet wurde, hat man die Orgel nach
Weng abgegeben. Hier wurde sie von Max Sax Altmühlddorf
auf 28 Register erweitert und 1976 eingebaut und.
Dabei fanden die alten Windladen und das Pfeifenwerk Verwendung.
Der Rest ist neu.
Neben der Orgel ist auf einer Tafel an der Schrank-türe der
Weg der Orgel beschrieben.
|
Das Instrument mit elektropneumatischen
Kegelladen wird von einem frei stehendem Spieltisch mit zwei Manualen
gespielt, der von der Fa. Georg Glatzl, St.Gregoriuswerk Altmühldorf
gefertigt wurde 09),17)
. Regionalbischof Heinrich Graf von
Soden-Frauenhofen segnete die erneuerte Orgel am 24.April 1976 im Rahmen
einer großen Feier. Trotz des unterschiedlichen Alters der Einzelteile
besitzt die Orgel besonders in ihren Grundstimmen durchaus klangliche
Qualitäten! 46)
Im Juli 2020 wurde die Orgel einer aufwändigen Generalreinigung
unterzogen. Kosten: 30.000 Euro. 49)
Disposition der Orgel 51)
Hauptwerk:
(C-g''') |
Flöte
8', Prinzipal 4', Feldflöte 4', Blockflöte 2', Mixtur 4f 11/3', |
Oberwerk:
(C-g''') |
Gedeckt
8', Gamba 8', Vox celeste 8', Rohrflöte 4', Oktave 2', Quinte 11/3',
Terz 13/5', Kopfregal 8', Tremolo, |
Pedal:
(C-f') |
Subbaß
16', Oktvabaß 8', Flöte 4', Fagott 16. |
Koppeln: |
II/I, II/I (Super), II/II (Super), I/P, II/P, 1 freie Kombination,
Automatisches Pianopedal, Tutti, Registercrescendotritt, Zungeneinzelabsteller,
Zungen Ab |
Frühere
Orgeln
Orgel
von 1912
|
Eine
Orgel gab es in Weng auch schon früher.
- Jedenfalls ist vom Jahr 1874 bekannt, dass das damalige Instrument
mit sechs
Registern ausgestattet war
21)
.
- 1912 hat man eine erst 1897 erbaute mechanische Orgel von
Siemann mit 10
klingenden Registern aus der Kirche von Feldafing für
günstige 900 Mark erworben.
Der Transport und die Aufstellung kosteten weitere 350
Mark. Der Kauf wurde durch
den Verkauf eines 2,3 Tagwerk großen Grundstücks
an die Amperwerke finanziert.
1959/60 wurde ein
elektrischen Orgelmotor eingebaut. 37)
|
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Allgemeines zur Orgel 26).
- Mit ihren
vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen gebracht
werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich der
Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die
Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes Instrument
galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde.
Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen
Orgeln zu errichten. Allerdings stand das Bistum Freising schon im
9.Jh wegen seines Orgelbaues in hohem Ansehen. Papst Johannes VIII.
(872-882) hatte sich 873 brieflich an den Freisinger Bischof Anno
gewandt und ihn gebeten, er möge ihm ein gutes Instrument und
einen Mann schicken, der die Orgel spielen und die Kunst der Musik
zu lehren verstünde. Wo diese Orgeln in Freising standen (Kloster,
Bischofshaus oder Kirche) ist nicht bekannt. Heute
gehört eine Orgel zur Ausstattung jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt
und Klangfülle trägt die Orgel zur Verherrlichung Gottes
bei. Sie soll, so die Liturgiekonstitution des II.Vatik.Konzils,
"den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar steigern und
die Herzen mächtig zu Gott und den Himmel emporheben".
Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist
durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren
Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören,
wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich
immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische
Anordnung der Pfeifen wirkt.
|
Kuratenhaus
Barth-Benefizium
1875 01)
Im
Jahr 1875 stifteten die Wirtsleute Barth aus Unterbruck ein weiteres
Benefizium, das die Einrichtung eines Benefiziatenhauses zum Ziel
hatte. Die "energische Posthalterin von Unter-bruck", Frau Barbara
Barth, verpflichtete sich, auf fünf Jahre die Baulast der Priesterwohnung
in Weng zu übernehmen und anschließend noch einen Baufond
von 1000 Gulden einzuzahlen. Damit war der Bau des Hauses in die Wege
geleitet. Die Posthalterin aus Unterbruck wollte zudem erreichen,
dass die beiden Kirchen in Weng und in Unterbruck von einem einzigen
Bene-fiziaten versehen werden. Dies war nur möglich, wenn Unterbruck
von der Pfarrei Jarzt zur Pfarrei Gremertshausen oder Weng von der
Pfarrei Gremertshausen zur Pfarrei Jarzt umgepfarrt wurde. Man entschied
sich für Letzteres, errichtete eine Expositur, die eine gewisse
Selbst-ständigkeit garantierte (Ministerielle Entschließung
vom 8.5.1874 mit Wirkung vom 22.5.1874). Der Expositus war nunmehr
verpflichtet:
- jeden Sonn- u.Feiertag, am Kirchweihfest (am Sonntag nach Martini
= 11.11.) und am
Patrozinium (23.4.) in der Filialkirche zu Weng jeweils einen
Gottesdienst zu halten und
- (an So- u. Feiertagen) einen öffentlichen Rosenkranz zu beten,
- die Stiftungsmessen für das Fraunbergersche Benefizium zu lesen,
- außerdem in Unterbruck drei Wochenmessen für das Köglsche-,
das Kyrinsche- und das
Paursche Benefizium. - Dazu kamen eine Wochenmesse u. ein Jahrtag
für die Fam. Barth.
Das Kuratenhaus -damals Wohnhaus für den Expositus, denn der
Priester hieß früher Expositus, später Kurat- wurde
also um 1875 aus Mitteln des Benefiziums und der Gemeinde Weng errich-tet.
Die Gemeinde hatte einen Bauplatz von 7 Dezimalen und weitere Gründe
von 36 Dezimalen zur Verfügung gestellt (ein Dezimal = 34 qm).
Außerdem stiftete sie das Bauholz. Die Einwohner leisteten Hand-
und Spanndienste. Die Tagelöhner für den Bau wurden von
der Gemeinde bezahlt. |
Grabstein
der Wirtsleute Barth
|
In diesem Haus wohnten insgesamt
18 Kuraten. Der erste war Anton Aigner aus Söllhuben, der letzte
Friedrich Reitz, der dem Orden der Salesianer angehörte und 1966
starb. Die Kuraten waren meist ältere Priester oder solche, die aus
anderen Diözesen nach München-Freising wechselten. 16)
Zeitungsmeldung 1874
Auch in der regionalen Presse fanden das Benefizium und die Expositurgründung
Beachtung. Zumal diese Maßnahmen der landesherrlichen, also der
königlichen Bestätigung bedurften. So war in der Neuen Augsburger
Zeitung vom 12.5.1874
50)
Folgendes zu lesen:
Heiliges
Grab
Hl.Grab
um 1950
|
In
Weng dürfte es -wie in den meisten bayerischen Kirchen- seit
Jahrhunderten ein "Heiliges
Grab" gegeben haben, das an Karfreitag aufgestellt und
einen Tag später wieder abgebaut wird.
In den Unterlagen 37)
wird aber nur ein Hl.Grab erwähnt, das der Bildschnitzer
(und langjährige Organist) Georg Liedl aus Weng im Jahr 1947
für 600 Mark gefertigt und der Malermeister Christian Seibold
aus Freising für 180 Mark bemalt hat.
Die Chronik der Expositur Weng (KA Weng)enthält dazu folgende
Bemerkung:
|
"Dem einheimischen
Bildschnitzer Georg Liedl 47)
wurde der
Auftrag erteilt für die Wenger Kirche ein Hl.Grab zu schaffen.
Heuer wurde es zum ersten Mal aufgestellt. Im Großen und
Ganzen ist es gut gelungen, sicher für einen ungelernten
Schnitzer eine sehr beachtliche Leistung; manches aber z.B.
die beiden Tabernakelengel sind danebengeraten". |
Grabchristus
- Foto 1982
|
|
In der 1980er
Jahren wird man die Hl.Grab-Kulisse am Karfreitag nicht mehr aufgebaut haben.
Jedenfalls ist auf einem Foto aus dem Jahr 1982 nur der Grabchristus
allein vor dem Altar aufgebahrt, umgeben von vielen Blumen.
Hans Schertl
Quellen:
01) Alois Angerpointner, 500 Jahre
St.Georgs-Kirche in Weng, Amperland 1968
02) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.891)
03) Helmut Modlmayr, Chronik von
Massenhausen, 1987
04) Handbuch des Königreichs
Bayern, 1867 (Gemeinde Großnöbach)
05) Internetseite des Pfarrverbands
Fahrenzhausen-Haimhausen, 2014
06) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50 (.., )
07) August Alckens, Landkreis Freising,
1962 (30j.Krieg)
08) Dr.Deutinger, "Series et
brevis descriptio Parochiarum Diocesis Frisingensis ordine alphabethico,
Ende 17.Jh. (§380)
09) Sylvia Hahn, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1984/85 (1910)
10) Zuschuss BY zu kirchl.Renovierungen-Königlich-bayer.Kreis-Amtsblatt
von Oberbayern, 1858, S. 1473 (Renovierg 1858)
11) Bezold/Riel-Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895 S.436
12) August Alckens, Zwischen Isar
und Amper, Landkreis Freising, 1969, S.30
13) Dr.Joachim Sighart, Die mittelalterliche
Kunst in der Erzdiöcese München-Freising (S.131, 194), 1855
"in Weng (bei Unterbruck) eine
kolossale Statue des heil.Georg und zwei kleinere Statuen, Petrus und
Paulus")
14) Rümann-Drave, Schlüssel
zur unbekannten Heimat, Südd. Verlag München 1962 (Schlusssteine)
15) Vera Nitsche, Dachauer SZ vom
8.1.2010 (leeres Hochgrab)
16) Geistl.Rat Anton Mayer, Wege-Zeichen-Glauben,
Chronik der Pfarrei Jarzt, 2007
17) Georg Brenninger: Orgeln in
Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
18) Handbuch des Konigreichs Bayern
von 1867
19) Eisenmann-Hohn, Topo-geographisch-statistisches
Lexicon vom Königreiche Bayern von 1832,S.1047
20) Wiguleus Hund, Bayrisch Stammen-Buch
S. 61, Sartorius, 1598(Text siehe unten...)
21) Beneficiat an der Domkirche
Anton Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising,
1874
22) Freisinger Tagblatt vom
6.April 1913 (Nothelferfiguren), Quellenforschung: Wolfgang Nagel,
Weng
23) Eine kleine Ortschronik von
Weng, http://www.svaw.de/html/chronikweng.htm
24) Max Gruber, Der Freisinger Hofmaurermeister
Dominikus Gläsl, Amperland 1967
25) Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2
26) E. Rupp, Die Entwicklungsgeschichte
der Orgelbaukunst, Einsiedeln 1929
27) Bernhard Hüsebusch,
Tagung zu Schwarzen Madonnen, MKKZ v. 8.8.2010
28) http://www.neueschatzkammer.de/de/bedeutende-marienwallfahrtsorte-europa,
Zugriff 2015 (Altöttingpilger)
29) Festschrift zur 1250-Jahrfeier
der Diözese München und Freising, Das Dekanat Weihenstephan,
1989
30) www.heiligenlexikon.de/Glossar/Zahlenmystik.htm,
Zugriff Jan/2016
31) Brigitte Riese, Lexikon der
Ikonographie, 2007, S.364, ISBN 978-3-86502-102-1.): Stichwort Salvator
Mundi
32) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis
des Köngreichs Bayern v. 1876, S.103
33) Geschichtsdarstellung im Schaukasten
an der Kirche, 2013
34) Bernhard Skrabal, Zum Bauen
in Haimhausen u. Fahrenzhausen, Kath.Pfarrbrief, Herbst 2016 (Renovierung)
35) Anton Landersdorfer, Das
Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
36) Bernhard Skrabal, Neue/alte
Kanzel für Weng ?, Oster-Pfarrbrief Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen
2017
37) Dr.Stefan Nadler u. Maria
Hildebrandt, Inventarisierung Kuratiekirche Weng, 2002
38) Max Gruber, Bis gegen 1800 im
Amperland wirkende Maler, Amperland 1987
Joseph Anton Niggl (1692-1778),
Hofmaler in Freising, von dem auch Werke in Inkofen Au bei Mainburg,
Langenbach, Achering und Unterzolling
nachweisbar sind
39) Kirchenpfleger Franz Wildgruber,
13.5.2017
40) Michael Wening, "Historico-topographica
descriptio Bavariae", Band 1, 1701
41) Baustellenführung durch
Architekt Hlawaczek am 14.4.2018
42) Vorbericht über den Tag
des offenen Denkmals, Aus da G'moa, Aug./Sept. 2018, S. 28
43) Rudolf Goerge, Kreisheimatpfleger,
Kirchenführung am Tag des offenen Denkmals, 9.9.2018
44) Ramisch/Hundemar, Die spätgotische
Tumba für Kaiser Ludwig den Bayern aus dem Jahre 1468, Regensburg
(1997)
45) Dr.Martin v.Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
46) Webseite Organindex.de,
2019
47) Zenta Lösch, Weng, 2019
- von Georg Liedl sind drei Objekte in der Kirche: das Hl.Grab (1947),
Herz-Jesu-Figur (1950),
Krippe; Liedl spielte in Weng auch
27 Jahre lang die Orgel.
48) Karte mit Besitzungen und Pfarreien
der Abtei Scheyern bei der Ausstellung 900 Jahre Kloster Scheyern, 2019
49) Newsletter des Pfarrverbands
Fahrenzhausen-Haimhausen vom 19.Juli 2020 (Orgelreinigung)
50) Neue Augsburger Zeitung vom
12.5.1874 (Genehmigung der Expositur)
51) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
52) Hochaltargemälde
St.Georg im Kampf mit dem Drachen, Weihnachtspfarrbrief PV Fahrenzhs/Haimhausen
2003
53) Dallmayr, Martin, "Synopsis
Miraculorvm Et Beneficiorum Seu Vincula Charitatis, Lieb-Bänder vnd
Ketten-Glider, Welche
berührt, und ubernatürlich an
sich gezogen der wunderthätige Magnet, Abbt und Beichtiger S.Leonardus,
durch dessen
himmlische Kraft bey dem ferr. und weltberümbten
Gottshaus zu Inchenhofen in ObermBayrn, von vier hundert Jahren her,
über 3000 Wunderzaichen und Gutthaten
geschehen", Mirakelbuch gedruckt 1659, veröffentlicht im MDZ.
54) Pfarrer
Weber, 525 Jahre Kirche in Weng, Ampertal Blatt'l (Unabhängige Zeitschr.für
die Gemeinde Fahrenzhs.) v.Mai 1993
55) Münchner
neueste Nachrichten-Wirtschaftsblatt, alpine und Sport-Zeitung, Theater-
und Kunst-Chronik, General-Anzeiger
vom 03.06.1913 (Wanderung nach
Weng)
56) Rosenheimer
Anzeiger Tagblatt für Stadt und Land vom 24.08.1911 (Bienen am
Turm)
57)
Expositus Anton Aigner nach Weng versetzt- Bayerischer Kurier vom 8.5.1875
(Aigner)
58) Freisinger Tagblatt und Freisinger
Nachrichten vom 17.03.1878 (Aigner vergrault)
59) Liste
der Baudenkmäler -Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Freising,
Gemeinde Fahrenzhausen
60)
Digitales Archiv des Erzbistums München u.Freising, Signatur:
AA001/3, PfarrA8234 (Kreuzweg)
112 Bilder:
Bernhard Skrabal (2), Zenta Lösch (3), Hans Schertl (107)
9.8.2024
von
Wiguläus Hundt
Bayrisch
Stammen-Buch
aus
Kapitel "Vom Hag", 1598
...
Ich find nit mehr Fraunberger vom Hag die Mässenhausen inngehabt
/ als obgemelte (= oben erwähnte) zwen Herr Hannsen Vatter und Sun
(= Sohn)/ als nun der Sun kein Manns Erben gehabt / hat er vil zu Gottshäusern
unnd Gottsdienst gestifft / nemblich zwo Messen zu Mässenhausen /
und ein Meß zu Neufaren.
Wolff von Preising zu Kopffsperg sein Schwager / dann sie hetten zwo Schwesteren.
Sigler umb die Messen zu Mässenhausen / Anno / etc. 1446. Er stifft
auch daselb ein Quatember Jartag / Anno / etc. 1472.
Er unnd sein Haußfraw haben / doch mit hülff amer Leuth
unnd der Samblung / das Gottshauß zu Weng in der Hofmarck / von
newem aufferbawt / deß Vorhabens etlich ihre gestiffte Messen dahinzulegen
/ unnd einen halben Stifft daselb auffzurichten / ist villeicht durch
sein Absterben / Anno/etc. 1477 verbliben. / Aber desselben Jars hat sie
daselb zu Weng auch ein Meß gestifft / das Lehen nach ihrem Todt
auff die Herzogen zu Landtshut gestelt/ und ligt daselb zu Weng begraben
/ unter eim schön erhebten Stein / den sie inn ihrem Leben / Anno/
etc. 1472 außmachen lassen / wie darauff geschriben stehet.
Obgemelter Herr Hanns der letzt von Mässenhausen ubergab das Schloß
und Herrschafft zum Hag / so auff absterben obgemeldtes Herr Wolfen Pflegers
zu Tettlhaimb gar an nihne kommen / seinem Vatter Herr Sigmundt Fraunberger
vom Hag zu Prunn Herr hannsen von Prunn Sun. ...
Stiftung
des Kreuzwegs 1737
Gesuch der
Stifter an die Behörde Geistlicher Rat in Freising vom Sept. 1736:
60)
|
"Austragsehepaar
Veit u. Anna Gallinger von Kleineisenbach an Geistl. Rat:
"... bey vns beschlossen haben mit Eur hochfürstl. Durchleucht gdisten
Consens den verdienstlichisten vnd preiswürdigisten H. Creuz-Weeg
in dem lobl. Filial-Gottshaus S. Georgii M. in Weng Kreimertshauser
Pfarr auf vnser aigne Vnkosten Einsezen zu lassen, auch selben mit
denen Erforderlichen schönen vnd daurhafften Stationen zuziehren.
Gelangt demnach an Eur hochfürstl. Durchleucht vnser .. bitten, dises
vnser guette vorhaben zu vnsern, auch einer ganzen gemain vnd Nachbahrschafft
höchsten Trost, wie nit minder zu grösseren Flor vnd aufnahm dises
schönen Gottshaus mit dero gnädgsten consens zubegnädigen ..." |
Der Geistl.
Rat erteilte die Erlaubnis zur Einsetzung des Kreuzwegs erst im Januar
1737.
Versteigerung
der Kircheneinrichtung 1806
"Auszug aus
dem Licitations Protocoll vom 3.9.1807, welches über die Paramenten der
Kirche zu Weng gehalten worden ...
Käufer |
Gegenstand |
Betrag |
|
|
|
Glockengießer
Kriegerl von München |
1
Altar |
5
fl |
|
1
Tabernackl |
1
fl. 30 x |
Der
Glockengießer |
4
Statuen |
20
x |
hat seine Paramente
|
Piramiten
(=Reliquiare) |
41x |
noch
nicht abgenohmen. |
1
Seitenaltar |
1
fl. 39 x |
|
1
Seitenaltar |
1
fl. 40 x |
|
1
Klingel von Messing |
44
x |
|
1
Beichtstuhl |
15
x |
|
1
Fahne |
16
x |
|
1
Christkindl |
6
x |
Fischer
von Weng |
10
hölzerne Leichter |
2
fl. 24 x |
|
1
Altartuch et substract |
1
fl. 25 x |
hat
nichts abgenohmen. |
4
kleine Statuen |
13
x |
|
2
Urständ mit Kästen |
24
x |
|
1
kupfernes Weichbrunkessel |
19
x |
|
1
Tisch bei der Thür für das Meßglöckl bei der
Sakristey |
12
x |
|
Todtenkerkerholzwerk |
8
x |
Veit
Bauer von Eisenbach |
2
Pfund Wachs |
49
x |
|
1
kupfernes Weichbrunkessel |
1
fl |
|
14
Nothhelfer |
2
fl. 15 x |
|
1
Kasten hintern Hochaltar |
48
x |
|
2
kleine Kristkindeln |
1
fl. 7 x |
|
1
Wetterkreuz |
2
fl. 36 x |
Woferl
von Weng, |
1
Opferstock |
1
fl. 31 x |
hat
nichts abgenohmen. |
1
Tafel et Bank |
24
x |
|
|
|
Herr
Pfarrer Glas von Gremertshausen |
2
kleine hölzerne Crucifix |
4
x |
hat
seine Paramenten |
9
Kelchtücheln, Taschen et Corporalia |
1
fl. 48 x |
schon
vorlängst bezahlt |
Bücher,
3 kleine und 7 größere |
1
fl |
und
zu sich genohmen. |
|
|
|
|
|
Schäfer
Tandler in Freysing |
1
Rauchfaßl und Schifl. (kam nicht mehr zurück) |
1
fl. 59 x |
|
|
|
Glas
ehemaliger Kastenschenk in FS |
Eisenes
Gütter auf den Antritt (kam nicht mehr zurück) |
66
fl. 12x |
zu
sich genohmen. |
|
|
|
|
|
Peter
Glas
in Freysing |
1
zinnerne Oblatbüchsen (kam nicht mehr zurück) |
13
x |
|
|
|
Kiesling
von München |
1
Mutter Gottes |
2
fl. 36 x |
|
2
Mutter Gottes Kleider |
36
x |
|
2
Ministranten Röck |
40
x |
Laumbäck
Dantler von München |
3
messinge Leuchter |
9
fl. 12 x |
hat
nichts abgenohmen. |
2
Meßgewänder ausschließlich den gelben |
16
fl |
|
2
Pfund Wachs |
4
x |
|
Die
Glocken Pr. 4 Centen 77 Pfund |
291 fl. 36 x |
|
Die
Schwengeln Pr. 9 Pfund |
2
fl. 51 x |
Rückführung
der Glocken und Paramenten
nach Weng
Bericht des Pfarrers Joh. Bapt. Eichbüchler in Kranzberg vom 2.6.1809
"Gegen
den Widerstand des Pfarrers Glas holten die Wenger am 29. Mai ihre Glocken
von der Kirche Gremertshausen ab. "(...) Morgens schon vor sieben Uhr
... trafen die von Weng und Kleineisenbach mit einem vierspännig-
und drey zweyspännigen Wägen in Gremertshausen ein, wo um 7
Uhr ein Seelengottesdienst gehalten wurde, nach dessen Ende wurden in
größter Ruhe die Glocken vom Thurme, alle übrige der Kirchen
von Weng aber zuständigen Geräthschaften und Paramente aus der
Kirche genommen, und ordentlich aufgeladen. (...) Der Müller von
Unterbruck führte mit vier schönen Rappen die drey Glokken.
Diesem folgte ein zweyspänniger Wagen, worauf ein Bett befindlich
mit einem recht hübschen persenen Ueberzug und einem Küßen,
das mit einem schönen Tauftuch bedeckt war, auf welches das schöne
Gemälde, die Mutter Gottes vorstellend, gelegt ward. Dann folgte
der dritte und vierte zweyspännige Wagen mit den übrigen Geräthschaften
und Paramenten ... ... und so ward also wieder alles Eigenthum der Wenger
Kirche (nur die vorhin in den Altären verschlossenen heiligen Reliquien,
das Chorgitter und ein Rauchfaß mangeln noch) ... (...) Die Wenger
sind nun in voller Thätigkeit, ihre liebe Kirche recht bald und recht
schön herstellen zu lassen, um ihrer Andacht wieder, wie vor dem
Gräuel der Zerstörung, obliegen zu können. (...)" (AEM:
PfA Gremertshausen, Benefizium Weng) "
Dr.Joachim Sighart
Die
Kirche
zu Weng bei Unterbruck
13)
aus dem Buch "Die mittelalterliche
Kunst in der Erzdiöcese München-Freising" (S.131, 194),
1855
"Diese
auf einen die Amper beherrschenden Hügel hingebaute geräumige
Kirche gleicht vielfach der Kirche St.Alban bei Moosburg. Sie ist einschiffig,
hat eingezogenen Chor, zierliche Streben, Netzrippen, hohe Fenster mit
schönem Maßwerk und einen Spitzthurm im Westen. Die Kirche
scheint eine Stiftung der Herren von Massenhausen zu sein aus den Jahren
1440-1450. Denn diese haben dort auch das Beneficium im Jahre 1477 gegründet
und die Gräfin Anna, die Gründerin desselben, hat auch hier
ein herrliches Grabmal.
(S.194): steht ...in Weng (bei Unterbruck) eine kolossale Statue des heil.Georg
und zwei kleinere Statuen, Petrus und Paulus, hinter dem Hochaltare....
"
Expositus
Anton Aigner vergrault
Freisinger Tagblatt und Freisinger Nachrichten vom 17.03.1878 58)
Gustav von Bezold / Dr. Riehl
Beschreibung
der Kunstdenkmale
1895
Die Expositurkirche
St.Georg in Weng ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Freisinger Teil 1888 von Prof. Gustav von
Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl
im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde.
"Kirche
|
Erbaut
in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. An einem Schlussstein
des Chores findet sich eine unleserliche Inschrift mit der Jahreszahl
1268, sie ist erneuert und es dürfte wohl bei diesem Anlass die
gothische 4 in eine 2 verwandelt worden sein, woraus sich dann das
Jahr 1468 als Erbauungsjahr ergeben würde. 1728 wurde die Kirche
theilweise umgestaltet. |
|
Langhaus
einschiffig, vier Joche, Chor, zwei Langjoche und Schluss in fünf
Seiten des Achtecks. Sakristei an der Südseite des Chores. |
|
Thurm westlich, in der südlichen Ecke zwischen Langhaus
und Thurm ein steinernes Treppenhaus, weiter oben Steintreppe im Thurm.
|
|
Die
Umgestaltungen des Jahres 1728 betrafen hauptsächlich das Langhaus.
Die eingezogenen Strebepfeiler wurden zu toskanischen Pilastern umgearbeitet.
Ueber denselben runde Schildbögen und Tonnengewölbe mit
Stichkappen. |
|
Im
Chor ist der ursprüngliche Bau noch erhalten. Eingezogene
Strebepfeiler mit ausgekehlten Ecken tragen die spitzen Schildbögen.
Die Rippen des Netzgewölbes ruhen auf Kragsteinen. Runde Schlusssteine,
auf dem westlichen ein Bild mit Inschrift, auf dem mittleren Wappen
(nach rechts springendes Pferd, weiss in rothem Feld) auf dem östlichen
S. Georg. |
|
Fenster
mit verschieden gestaltetem, einfachem Masswerk. |
|
Die
Thüren zur Sakristei, zum Thurm u. s. w. sind theils in
Rundbogen, theils in Spitz- und Segmentbogen überwölbt und
stehen alle in Spitzbogenblenden. |
|
Die
Kirche ist sehr geräumig und von trefflichen Raumverhältnissen.
|
|
Am nördlichen Schlussjoch gothisches Sakramentshäuschen,
dreieckig, vortretend auf einer Wandsäule (die unteren Theile
erneuert). |
|
An
der Südseite Vorzeichen mit gothischem Gewölbe. Thurm
unten viereckig, oben achteckig mit Spitzdach, einfach. - Abgestufte
Strebepfeiler. |
|
Der
linke Seitenaltar, der gleich dem rechten ein charakteristisches
Werk der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist, wurde (laut
Inschrift) 1738 durch Franz Anton von Fraporta, Domkapitular von Freising
gestiftet, auf ihm steht eine sehr interessante bemalte Thonfigur
des 14. Jahrhunderts, eine stehende Maria, auf deren linken Arm das
Kind sitzt, das zwischen beiden Händen eine Traube hält,
in der Rechten hält Maria einen Apfel. H. 93 cm. |
|
Südlicher
Seitenaltar: Alte Kopie der Mutter Gottes von Altötting.
H. 64 cm. |
|
Auf
der Nordseite des Chores: Chorgestühl zu vier Sitzen mit
beachtenswerthem spatgothischem Flachornament, 2. Halfte des 15. Jahrhunderts.
|
|
Hinter
dem Hochaltar: Der Schmerzensmann stehend. Bemalte Holzfigur.
Ende des 15. Jahrhunderts. Handwerksmässige Arbeit. H. 93 cm.
|
|
Glasgemälde
im Chor, aus der zweiten Halfte des 15. Jahrhunderts:
1. Westliches Fenster der Südseite: a) Wappen der Frauenberg;
b) Wappen der Pappenheim;
2. Ostfenster: a) S. Georg, Sebastian und Johannes der Taufer; b)
Anna selbdritt, Katharina und Barbara, dabei kleiner der Stifter und
die Stifterin. Beides gute Grisaillen. |
|
Die
bei Sighart: Kunst der Erzdiöcese München-Freising S. 194
erwahnte kolossale Statue des hl. Georg (jedenfalls die alte Hochaltarfigur),
die zwei kleineren ebenda erwähnten Figuren von Petrus und Paulus,
die sich hinter dem Hochaltar befanden, sind nicht mehr vorhanden.
|
Grabmahl
(!)
|
|
Am
Westende der Nordseite des Schiffes:
Grabmahl der Stifter in der Kirche, eine Tumba aus rothem Marmor,
deren Untersatz ganz schlicht ist, die Platte enthält auf drei
Seiten die Umschrift: " "hye leyt (hier liegt) die Edell. fraw
fraw Anna von fravnberg - fraw zum Hage geborenn Marschalkin von Bappenhaim
der got genadig well sein. Der stain ist ausgemacht zu sand. Jorgen
tag
(= St.Georgstag: 23.April) Anno dnj m cccc lxxij jaren". |
|
Auf
der Platte befinden sich in kräftigem Relief, die nicht ganz
einen Meter grossen, knieenden Figuren der Frau Anna und ihres Gatten,
die in reiche Gewänder gekleidet sind; in der oberen Halfte der
Platte: das Brustbild Christi in dem von zwei Engeln gehaltenen Tuche.
Der Grabstein gehort zu den besten Leistungen spatmittelalterlicher
Plastik in der Freisinger Gegend und ist wohl sicher eine Arbeit der
Münchner Schule. |
|
Der
Grabstein von 1472, angefüihrt in dem Manuskript des Franz Eckher
cod. bav. 2267, I. Band S. 99 der kgl. Staatsbibliothek. R. " |
Brand
im Turm ? 56)
Rosenheimer Anzeiger Tagblatt für
Stadt und Land vom 24.08.1911
Renovierung
des linken Seitenaltars 1913
Freisinger Tagblatt vom 6.April 1913
Weng, 4.
April (Kirchenschmuck). Die 1268 (richtig 1468) erbaute große,
baulich herrliche Exposituskirche in Weng hat durch die Güte
eines hochherzigen Gönners in seiner dürftigen Innenausstattung
einen neuen Schmuck erhalten in dem neurenovierten Seitenaltare mit
den 14 Nothelfern. Diese schönen Halbfiguren mit dem wunderlieben
Muttergottesbilde in der Mitte sind aus künstlerischer Hand und
bilden die Hauptzierde des Altares. Dieselben stammen aus der St.Nikolauskirche
in München (Neuhauserstraße), welche 1582 abgetragen und
an deren Stelle die St.Michaelshofkirche erbaut wurde. |
|
Hiebei kam nach dem Münchner
Stadtbüchlein ein kleiner Seitenaltar mit den 14 Nothelfern in die
St.Georgenkirche zu Weng im Landgericht Kransperg. Dieser kleine Altar
wurde sodann 1738 durch einen vom Domkapitular Herz in Freising gestifteten
größeren Seitenaltar ersetzt, in welchen statt des Altarbildes
die 14 Nothelfer mit dem Muttergottesbilde passend eingefügt wurden.
Dieser Seitenaltar nun, welcher leider 1807 die traurige Säkularisation
der zum Abbruch bestimmten Kirche gesehen und welcher nach dem Auszugsprotokoll
vom Glockengießer Kriegerl/Regnot in München um 1,39 fl. ,
die 14 Nothelferfiguren vom Veitlbauern in Eisenbach um 2,15 fl. angekauft
waren, welch beides aber später ausnahmsweise der Kirche überlassen
ward, wurde im vergangenen Winter von den Herren Malern Altmannshofer
und Kremmer in Freising unter Aufsicht und Anleitung des Konservatoriums
in München neu gefaßt, wobei die ursprüngliche Fassung
mit ihren Farben und Vergoldungen wieder hergestellt wurde. Herren Maler
Altmannshofer und Kremmer kann ob der wohlgelungenen Renovierung des Altares
in der Kirche Weng nur Anerkennung gezollt werden.
Die Fassung
der Vierzehn Nothelfer wurde 1913 verändert. Der zuständige
Referent des Landesamts für Denkmalpflege Döttl notierte dazu
am 18.10.1912: 37)
|
"Die
(bisherige) Fassung war folgende:
- Die Säulen waren blau auf Silber (Der Marmor wurde von Altmannshofer
vor einigen Jahren gemacht).
- Die Nothelferfiguren hatten ebenfalls ganz andere Fassung, was die
Kleider betrifft:
- Der Kessel des hl. Veit war gold nicht braun,
- das Kleid des Syriacus war gold,
- das Kleid des Veit rot, heute blau auf Silber.
- Die Bänder waren Glanzsilber nicht weiß." |
Wanderzüge
im Umkreise Münchens
55)
XII.
aus: Münchner neueste Nachrichten-Wirtschaftsblatt, alpine und Sport-Zeitung,
Theater- und Kunst-Chronik vom 03.06.1913
Aus
dem Mirakelbuch Inchenhofen
Bericht über Hilfe aus Feuersgefahr für Pilger aus Weng
Die
Berichte sind im 15.Band des Mirakelbuchs enthalten, dessen Titel lautet:
"Der
miltreiche Nothelffer Leonhardus erledigt auß Fewrsgefahr."
Im Bericht
Nr. XIV des 15.Bands sind gleichartige Fälle aus dem Jahr 1596
zusammengefasst, in denen ein Hilferuf zu St.Leonhard
das Haus vor Feuer gerettet hat. Darunter sind auch die Familien Seitz
aus Langenpettenbach, Schneider aus
Weng und Schmid (wohl) aus Petershausen.
Originaltext:
|
"In
disem Jahr (1596) bedeuttet uns mit glaubwürdiger Zeugnuß
Leonhard Zeller von Eittingen im Freysinger Gericht, wie daß
er in 2 erschröcklichen Brünsten, deren aine 1594, die
andere diß Jahr in berührtem Eitting fürüber
gangen und jedesmal uber 80 Fürst (Dachfirste) in die
Aschen gelegt worden. Hab allemal ein Kuh gen Ichenhofen verlobt.
Jnmassen er beede an S.Udalrici Tag (4.Juli) hergebracht
und seinem Beschützer, dessen Beystand wunderlich genossen
mit inbrünstiger Andacht geopffert.
Nit ungleiche Hilff haben in gleicher Fewrsnoth mercklich verspürt
Hanß Seitz von Langenpedenbach im Cranspurger Gericht, ...
Barbara Schneiderin von Wengen im Mässenhauser Gericht...
Anna Schmidin von Petertzhofen (? wohl Petershausen)...welche
sich dann alle gegen jhrem trewen Fürbitter versprochnermassen
mt underschidlichen Opffern danckbarlich eingestellt."
|
|