Filialkirche
St.Quirinus und St.Leonhard in Großeisenbach
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Kurzbeschreibung
Großeisenbach
liegt neben der Autobahn A9 in der Gemeinde Fahrenzhausen.
Der Ort gehörte -schon vor dem Jahr 900- zum Grundbesitz des
Klosters Tegernsee. Deshalb hat man auch den bei uns sehr seltenen
Patron St.Quirin der Klosterkirche als Kirchenpatron in Großeisenbach
übernommen. Seit dem 18.Jh hat die Kirche das Doppelpatrozinium
von St.Quirin und St.Leonhard. Heute wird überwiegend St.Leonhard
als Hauptpatron der Kirche angesehen. Am Leonharditag (6.Nov.) fanden
hier Pferdesegnungen statt.
Die auf einer
Anhöhe östlich des Ortes gelegene Kirche ist ein spätromanischer
Bau, wahrscheinlich aus der 1.Hälfte des 13.Jh. Das
zeigen ganz deutlich das spätromanische Rundbogenfries mit
zweifachem Deutschem Band und ein zugemauertes schmales Fenster
mit tiefer Laibung an der Süd-wand.
In der Zeit um 1685
wurde die Kirche barockisiert und mit neuen Altären ausgestattet.
Dabei hat man die großen Fenster ausgebrochen.
Den Turm hat man 1882 wegen Baufälligkeit abgetragen.
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Stuckengel an der Chordecke
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Bis 1953 (andere Quelle: 1951) gehörte
Großeisenbach zur Pfarrei Fürholzen. Seither ist es Teil der
Pfarrei Jarzt, seelsorgerisch betreut von der Kuratie Weng.
Inneneinrichtung
Der
Altarraum ist von einem Kreuzgrat-gewölbe, das Kirchenschiff
von einem Muldengewölbe überdeckt. Die Decken sind mit
Stuck verziert.
Die Deckengemälde zeigen das Auge Gottes (Chor) und
die Glorie des hl.Leonhard (Langhaus).
Das Innere der Kirche ist seit 325 Jahren im Barock/Rokokostil ausgestattet.
Dies gilt insbesondere für die drei prächtigen Altäre,
die 1685 eingebaut wurden. Sie sind dem hl.Leonhard sowie Maria
und Josef gewidmet.
Figurenausstattung:
St.Petrus und Paulus am Choraltar
St.Joachim und Anna selbdritt (links)
St.Maria, St.Quirin u. Gottvater (rechts)
St.Sebastian
St.Leonhard (Emporenbrüstung)
Bilder:
Gottvater im Aufsatz des Choraltars
Josef und Maria auf den Seitenaltarblättern
St.Antonius v.Padua (links)
St.Leonhard (Langhausdecke u.Altarblatt)
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die
Gegend um Großeisenbach ist schon seit vorgeschichtlicher Zeit
von Menschen besiedelt. Kreisheimatpfleger Erwin Neumair berichtet von
bronzezeitliche Siedlungen in dieser Gegend. Außerdem wurden bei
Grabungen Reste römischer Anlagen bei Großeisenbach, Kleinnöbach
und Hetzenhausen gefunden. 11)
Geschichte
der Kirche
Der Ort gehörte
-schon vor dem Jahr 900- zum Grundbesitz des Klosters Tegernsee. Deshalb
hat man auch den Patron der Klosterkirche als Kirchenpatron in Großeisenbach
übernommen (erst seit dem 18.Jh hat die Kirche das Doppelpatrozinium
von St.Quirin und St.Leonhard)07.
Man nennt die Wahl des Kirchenpatroziniums nach dem Patron des beherrschenden
Klosters "Pertinenzpatrozinium". Auch aus der Zeit um 1100
sind Verbindungen zu Tegernsee bekannt. So waren ein Richart von Isinpach
und später ein Pernhard von Isinpach als Zeugen bei Beurkundungen
des Klosters geladen. Richart von Isinpach war Pfarrer; das könnte
nach Gottfried Weber bedeuten, dass die Siedlung schon sehr früh
ein selbstständiger Pfarrort gewesen sein muss" 12).
Die benachbarte
Ortschaft Kleineisenbach (die damals aber -anders als Großeisenbach-
nicht zur Pfarrei Fürholzen, sondern zur Pfarrei Gremertshausen
gehörte) wurde in einer Tauschurkunde aus der Zeit zwischen 926
und 937 erwähnt. Bischof Wolfram von Freising tauschte von dem
Erzpriester Engilscalh Liegenschaften zu Kleineisenbach und Straßbach
gegen ein Lehen zu Niederroth. 04)
Die Ortsbezeichnung Kleineisenbach
legt nahe, dass es damals auch schon (Groß)Eisenbach als Hauptort
gab.
In der Zeit zwischen
1221 und 1240 schenkten die Gebrüder Fuß mehrere ihrer Güter
dem Kloster Indersdorf. In der Schenkungsurkunde ist unter den Zeugen
auch der Pfarrer Leo zu Ysenbach genannt. Dies bedeutet nicht, dass
Eisenbach damals einen eigenen Pfarrer gehabt hätte, sondern, dass
der Pfarrer von Fürholzen in Eisenbach gewohnt hat oder aus Eisenbach
stammte.
Konradinische
Matrikel 1315 01)
Die Filialkirche St.Quirinus in Großeisenbach wurde erstmals in
der Konradinischen
Matrikel von 1315 als Eysenpach schriftlich erwähnt. Dort
heißt es unter dem Dekanat Freising-Inter-Aquas: "Fürholzen
habet III filias: Güntzenhausen, Hetzenhausen, Eysenpach cum
sepulturis". Großeisenbach hatte somit schon damals einen Friedhof.
Dies spricht für eine gewisse Bedeutung schon in früher Zeit.
Die vielen
romanischen Bauelemente deuten darauf hin, dass die Kirche schon rd. 100
Jahre früher, in der ersten Hälfte des 13.Jh. 12)
erbaut worden
ist. Der Grundriss aus romanischer Zeit ist bis heute unverändert
12)
.
Matrikel
von 1524 01)
Die Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 erwähnt Großeisenbach im Zusammenhang
mit der Pfarrei ebenfalls. Es heißt dort, dass die Pfarrei Fürholzen
neben der Pfarrkirche drei Filialkirchen und zwei Kapellen besitze: Gunzenhausen,
Hetzenhausen, Eisenbach, capellas in Ottenburg et in Obernnebach (=Kleinnöbach).
Fürholzen war damals eine Tafelpfarrei des Bistums, d.h., das Bistum
vergab die Pfarrei nicht an einen Pfarrer, sondern setzten selbst einen
Vikar ein, der für das Bistum die Seelsorge der Pfarrei wahrnahm.
Ein solcher Pfarrvikar war Simon Ruedolff.
Die Patronate der Filialkirchen sind in der Sunderndorfer'schen Matrikel
nicht genannt.
Visitationsbericht von 1560 13)
Im Jahr 1560 hatte der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien angeordnet. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse
Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
Großeisenbach = Eisnpach
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In den Berichten über
die Pfarrei Fürholzen ist auch Großeisenbach kurz erwähnt.
Als Patron der Kirche werden hier einmal St.Leonhard, ein anderes
Mal St.Quirinus allein genannt. Der Kirchenpfleger war mit den Gottesdiensten
zufrieden ["wirt durch den pfarrer der gottsdinst zimblich
verricht"]. Das Einkommen der Kirche betrug 1 Pfund Silberpfennig,
das für die Reparaturen am Kirchenbau ausgegeben wurde ["davon
sy jerlich das gottshauß pessern"]. Die Inaugenscheinnahme
["Ocularis inspectio"] durch die Visitatoren ergab, dass
in der Kirche zwei Kelche, zwei Liturgiebücher, drei Messbücher
und vier Messgewänder vorhanden waren. Das Sakrament der Eucharistie
(=geweihte Hostien) und das Taufwasser würden sauber
gehalten, schrieben sie. An Altartüchern, Fahnen und Glocken
bestehe kein Mangel. Das Kirchengebäude und der Pfarrhof befänden
sich in ordentlichem Zustand ["zimblich versehen"]; lediglich
das Kirchengestühl müsse ausgebessert werden. Der Mesner
berichtete den Visitatoren von einem "großen Einkommen",
konnte aber keinen Grund dafür nennen ["Mesner sagt von
grossem einkommen dises gotshauß, waist aber kain grundt"]
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Barockisierung
In der Zeit um 1685 hat man in einer ersten Barockisierungsmaßnahme
neue Altäre eingebaut. Erbauer des Hochaltars war der Kistler (=Schreiner)
Matthias Ströber aus Massenhausen (der auch in Appercha tätig
war) 11).
Am 4.November 1707 wurde die Kirche durch den Freisinger Bischof
Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1695-1727) neu konsekriert
(=geweiht). Dies muss nicht heißen, dass die Umbaumaßnahmen
so lange gedauert hätten. Denn zum einen ließen sich die Bischöfe
mit der Altarweihe oftmals viel Zeit und warteten, bis sie ohnehin in
die Nähe der Kirche kamen (das Reisen war beschwerlich). Zum anderen
war eine solche Kircheneinweihung teuer. Der Bischof erhielt für
jeden Altar als althergebrachtes Honorar ("gebreuchige Honoraria")
einen Betragvon 7 Gulden. Dazu kamen die hohen Kosten für die Bewirtung
("praetentirte Cosst") des Bischofs und seines Gefolges. Da
musste für eine Weihe schon angespart werden.
Eine Generation später, im Jahr 1732, hat man unter Pfarrer
Prämer im zweiten Barockisierungsschritt den Stuck und die Gemälde
an die Decke aufgebracht und große, geschweifte Fenster (damals
französische Fenster genannt) ausgebrochen, um mehr Licht ins Gotteshaus
zu lassen. Der Hochaltar erhielt ein neues Altarblatt, das die beiden
Kirchenpatrone St.Quirin und St.Leonhard zeigte. Es wurde vom Maler Schilling
geschaffen, der dafür einen Geldbetrag von 10 Gulden und zwei Wochen
freie Kost (und Wohnung ?) im Pfarrhaus erhielt.
Ob damals auch die Seitenaltarbilder entstanden sind oder ob diese schon
1685 gemalt worden waren, ist mir nicht bekannt. Pfarrer Prechtl schrieb,
sie hätten am linken Seitenaltar im Altarblatt den Mord an den Unschuldigen
Kindern gezeigt, im Aufsatz den hl.Nikolaus von Tolentin. 6 Jahre später
wird in der Schmidtschen Matrikel allerdings statt der Unschuldigen Kinder
der hl.Innozenz erwähnt. Der rechte Seitenaltar sei mit einer Muttergottesstatue
aus Holz geschmückt; im Auszug sei Gottvater zu sehen. Dieser Altar
scheint 1732 noch nicht bemalt gewesen zu sein, denn es heißt, dass
Pfarrer Prämer "mit eigener Hand" den rechten Seitenaltar
gefasst habe. Der Kirchenmaler Johann Georg Sang schuf das Deckengemälde
"Die Verherrlichung des hl.Leonhard".
Matrikel von 1738/40 01)
Eine frühe Beschreibung der Kirche (Schmidt'sche
Matrikel) stammt aus dem Jahr 1738/40,
also kurz nach der Renovierung 1732.
Der Freisinger Kanonikus Schmidt führt in der nach ihm benannten
Schmidt'schen Matrikel aus: Im Ort Eisenbach werden Zehent-Zahlungen auch
an das Kloster Tegernsee, an die Pfarrei Gremertshausen und an die Kirche
in Eisenbach geleistet. Zur Kirche "der Heiligen Leonhard und Quirinus
in Eisenbach" schreibt er, die Kirche sei von edler Baukunst. Sie
habe drei Altäre. Der Hochaltar sei den Kirchenpatronen Quirinus
und Leonhard, die Seitenaltäre der Jungfrau Maria und dem hl.Innocenz
geweiht. Messfeiern fänden an jedem dritten Sonntag statt (das
war übrigens seit mindestens 1609 bis 1813 so: In Fürholzen,
Hetzenhausen und Großeisenbach zelebrierte der Hilfspriester abwechselnd
die Sonntagsmesse 08)).
Außerdem wurde an folgenden Tagen eine Messe in Großeisenbach
gefeiert: an Oster- und Pfingstmontag, an den Festtagen von St.Quirinus
(25.3. oder 16.6), Leonhard (6.11.) und Innozenz (22.9.) sowie am Sonntag
vor dem Laurentiustag (10.8.). In der Kirche werde auch ein Kreuzpartikel
aufbewahrt, so Schmidt weiter. In der Sakristei befänden sich Messgewänder
in ausreichendem Umfang. Rund um die Kirche sei ein Friedhof mit einem
Beinhaus angelegt. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken.
Beschreibung
1820
20)
Der
bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr 1820
eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung
der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung der einzelnen
Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 10)
die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Großeisenbach gehörte damals (mit einem Haus von Weng) zur
Pfarrei Fürholzen im Landgericht Freysing. Im Dorf wohnten "35
Seelen in 7 Häusern". Zur Pfarrkirche in Fürholzen hatten
die Gläubigen eine 3/4-Stunde zu gehen.
Immerhin wurde jeden dritten Sonntag in Großeisenbach ein Gottesdienst
gefeiert (abwechselnd mit Fürholzen und Hetzenhausen). Kirchenpatrone
waren auch damals der "hl.Leonhard und Qurin"; das Kirchweihfest
wurde am Sonntag vor Laurentius (10.8.) gefeiert.
Beschreibung
1895 05)
Die Kirche St.Leonhard in Großeisenbach
ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns
enthalten, die Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des
kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten
erstellt haben. Im Bericht heißt es auf Seite 402:
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Kirche.Spätromanisch,
im Anfang des 18. Jahrhunderts umgestaltet. |
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Einschiffig
mit eingezogenem, rechteckigem Chor, welcher früher mit einem
Thurm überbaut war. |
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Am
Aeusseren auf der Südseite eine vertiefte Bogenfriesblende, welche
jetzt durch die vergrösserten Fenster durchschnitten wird. |
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Südlicher
Seitenaltar: Bemalte Holzfiguren der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts |
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Maria,
auf dem Arm das Kind haltend, steht auf dem Mond. H. 82 cm, |
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und
S. Quirinus in fürstlichem Gewand mit dem Reichsapfel in der
Linken. H. 81 cm. |
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An
der Empore: S. Leonhard mit dem Stab in der Rechten, dem Buch in der
Linken. Bemalte Holzfigur der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
H. 34 cm. |
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.Das
sehr unbedeutende Deckengemälde mit der Glorification des hl.
Leonhard fertigte nach der Diöcesan-Statistik Maler Sang, der
1740 zu München gestorben. |
Größe des Filialbezirks
Mitte des 18.Jh hatte Großeisenbach 6 Häuser, die im Obereigentum
u.a. des Benefiziums in Weng, der Kirche in Eisenbach und des Klosters
Tegernsee standen.
1810 und 1827 waren in der Pfarrstatistik jeweils 7 Häuser
mit 35 Personen für Großeisenbach vermerkt.
1839 hatte Großeisenbach immer noch 7 Häuser. Dies erfahren
wir aus einer im Bezirksamt Freising gelagerten statistischen
Beschreibung über die
Pfarreigröße von Fürholzen (Pfarrei 597 Seelen) 03).
1867 stand im Handbuch des Königreichs Bayern: "Großeisenbach,
Dorf, Pfarrei Fürholzen, 57 Einw., 18 Gebäude, 1 Kirche "
02)
1887 war die Zahl der Wohnhäuser auf 10 angewachsen, so Dr.Joh.Bapt.
Prechtl in seiner Pfarrbeschreibung 03) .
Turmabriss
Im Jahr 1882 hat man den Turm auf der Ostseite wegen Baufälligkeit
abgetragen. Wann das Ersatztürmchen gebaut wurde ist mir nicht
bekannt. Doch in einer Kirchenverwaltungssitzung von 1912 wird beklagt,
dass die dringend notwendige Reparatur des Kirchendachs nicht durchgeführt
werden könne, weil "infolge des Turmbaues jährlich
75 Mark Annuitäten zu bezahlen" seien. (Lösung: Mathias
Modlmayr streckte die Kosten vor). Der neue, bis 1970 bestehende
Turm hatte eine innere Weite von 2,30 Metern.
Zum Bild rechts:
Auf dem Altarblatt des Choraltars ist die Kirche in Großeisenbach
noch mit dem alten Turm zu sehen. Das Gemälde soll 1932 entstanden
sein. Es dürfte den von 1900 bis 1970 aufsitzenden Dachreiter
zeigen.
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Gemälde
v. 1932
|
Renovierungen:
1912 (238 Mark, Dach, Wände),
1932 (1100 Mark, Decke, Wände, Stuckaturen, neue
Fenster, Emporenstiege, Gemälde, Seitenaltäre)
1935 (Hochaltar) und
1972-74 (durch J. Moser aus Pretzen bei Erding, Freilegung des
Südportals und Senkung des Fußbodens) 12).
Leonhardiritte
In Großeisenbach wurden früher am Leonharditag (6.11) auch
Pferdeumritte abgehalten. Dies berichtet der Brauchtumsforscher Georg
Schierghofer in seinem 1921 erschienenen Buch "Umrittsbrauch und
Roßsegen"06) .
Danach ist ein solcher Umritt in Großeisenbach erstmals im Jahr
1740 nachweisbar. Auch im 20.Jh gab es hier am Leonharditag noch Pferdesegnungen.
Josef Bogner schreibt in seinem Aufsatz über 1200 Jahre Fürholzen:
"Am Leonharditage ritten die Burschen aus der Pfarrei (Fürholzen)
und Umgebung um die Kirche in Großeisenbach und opferten 10 Pfennig
für den Leonhardisegen".
08)
Baubeschreibung
Das Kirchlein liegt
auf einer Anhöhe am Ostrand des Dorfes inmitten eines ummauerten
Friedhofs.
Gottfried Weber beschrieb es in seinem Buch "Romanik in Oberbayern"
12)
wie folgt:
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"Am östlichen
Ortsrand dieser kleinen, vom Fleiß seiner bäuerlichen Bewohner
geprägten Siedlung stoßen wir auf eine romanische Kirche,
die durch die originelle Gestaltung ihrer erst jüngst teilweise
vom Putz freigelegten Südfassade das Interesse des Kunstbetrachters
beanspruchen darf." |
Die
vielen romanischen Bauelemente deuten darauf hin, dass die Kirche schon
rd. 100 Jahre früher, in der ersten Hälfte des 13.Jh. 12)
erbaut worden
ist. Die Mauerstärken betragen im Altarraum 90 cm, im Langhaus 75
cm. Der Grundriss aus romanischer Zeit ist bis heute unverändert
12).
Der etwas eingezogene Altarraum hat die Maße 3,30 x 3,70
m, das Kirchenschiff 7,30 m x 5,50 m (Länge x Breite)
12).
Fries
u.
Deutsches Band
|
An
der mit Backsteinen gemauert Südwand wurde 1972 12) der
Putz entfernt; dort sind nun in 2,5 Metern Höhe ein kunstvoll
verfugtes Rundbogenfenster, darüber das spätromanische Rundbogenfries
mit zweifachem Deutschem
Band (Zahnfries) und einem zugemauerten schmalen Fenster mit
tiefer Laibung sichtbar geworden 16).
Alle der Bauzier dienenden Elemente sind bemalt, die Farbtönung
ist original. Aufgrund der sorgfältigen, damals fortschrittlichen
Mauertechnik ist die Anlage in das 13.Jh. zu datieren 12).
Überdeckt ist die Kirche von einem Satteldach mit roten
Kirchenbiberplatten, das über dem Chor etwas tiefer heruntergezogen
ist.
Bis 1882
hatte die Kirche einen richtigen Turm auf der Ostseite. Dies bedeutet,
dass es sich hier um eine Chorturmkirche gehandelt hat, bei der der
Altarraum im Erdgeschoss des Turmes eingerichtet war. Dieses Konstruktionsschema
war vor allem in der Romanik beliebt, weil der (notwendigerweise große)
Kirchturm als Zufluchtsort bei feindlichen Angriffen dienen konnte.
In die oberen Stockwerke führte damals nur eine einziehbare Leiter
vom Altarraum aus. Als der Turm abgebrochen war, setzte man einen
quadratischen Dachreiter |
(Türmchen) mit einer Seitenlänge
von 2,30 m auf den Übergang von Altarraum zum Kirchenschiff. Der hielt
bis 1970, bis zur großen Renovierung. Sein Gewicht belastete das Kirchendach
übermäßig stark und führte zu Rissen im Mauerwerk.
Deshalb errichtete man einen neuen Dachreiter aus offenem Eisengerüst
auf der Westseite, dessen Gewicht durch Eisenschienen auf die gesamte Kirche
verteilt wurde. In ihm hängen zwei Glocken. Im 1.Weltkrieg musste die
Kirche eine Glocke (103 kg) zum Einschmelzen für Kriegszwecke abliefern.
Die Ersatzglocke mit einem Gewicht von 238 kg wurde am 5.11.1925 aufgezogen,
nachdem ein neuer Glockenstuhl aus Eiche eingebaut worden war.
Der Eingang
lag früher an der Westseite. Seit den 1970er Jahren ist die Kirche
durch ein Südportal zu betreten; das Westportal war durch den baufälligen
Dachreiter beschädigt worden.
Die Friedhofsmauer hält wie ein Ring aus Beton die Kirchenanlage
mit dem Friedhof zusammen und verhindert ein Abrutschen des Hangs.
Innenausstattung
Innenmaße
des Kirchenbaus:
Länge: Kirchenschiff: 7,30
m; Altarraum:
3,70
Breite: Kirchenschiff:
5,50 m; Altarraum:
3,30
Der Innenraum wirkt
hell und freundlich. Der Boden des zweiachsigen Raumes ist mit neuen Solnhofener
Platten diagonal ausgelegt. Unter dem heutigen Pflasterboden hat man bei
Restaurierungsarbeiten 1972 einen weiteren Pflasterboden, darunter ein
Ziegelpflaster und ganz unten einen gestampften Lehmboden gefunden. In
diese unterste Schicht waren alte Topfscherben mit Brandspuren eingedrückt.
Vielleicht war vor rd. 1000 Jahren eine Vorgängerkirche aus Holz
abgebrannt. 12).
Die Wandgliederung in der Kirche besteht aus einfachen Pilastern,
auf denen die Gewölbe (Kreuzgratgewölbe
im Chor und Mulden-gewölbe mit Stichkappen
im Schiff) aufliegen. Die Wände waren auch früher nicht bemalt.
Dies hat man bei der Renovierung 1912 festgestellt ("Wandmalereien
wurden beim Abschaben nicht wahrgenommen").
Altarraum
Der quadratische Altarraum ist etwas eingezogen
und schließt in drei Seiten eines Achtecks. Er ist gegenüber
dem Kirchenschiff um zwei Stufen erhöht. Überdeckt wird er von
einem flachen Kreuzgratgewölbe. Der Chorraum wird nur durch ein kleines
Nordfenster mit rundverbleitem Antikglas erhellt. Hinter dem Altar befinden
sich noch ein kleiner querovaler Okulus und ein weiteres schmales Fenster.
In die Südseite
des Altarraums ist eine Wandnische (31 x 36 cm) eingearbeitet.
Das große Deckengemälde im Altarraum stellt einen Blick
zum Hinmel dar. In der Mitte eines dichten Gewölks zeigt sich
der blaue Himmel. Darin ist in einem Strahlenkranz das Auge
Gottes im Dreieck, auch Dreifaltigkeitsauge genannt, zu sehen.
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Deckengemälde
Auge Gottes
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Umgeben wird
das Bild von einem Stuckrahmen mit vier Engelsköpfchen.
Das Auge Gottes im Dreieck verdankt seine Existenz der Scheu früherer
Jahrhunderte, Gottvater als Person darzustellen.
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Choraltar / Hochaltar
Der
Choraltar stammt aus dem Jahr 1685. Er wurde vom
Massenhausener Kistler Mathias Ströber geschaffen
10).
Es handelt sich um einen raumhohen Retabelaltar. Zwei gedrehte Säulen
tragen ein Gebälk mit hochovalem Aufsatz. Säulen in der
Kirche haben nicht nur statische Aufgaben. Sie sind auch Symbol für
den Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden Himmel und Erde.
Deshalb ist die Säule vor allem an Altären eine beliebte
Bauform. |
Choraltar
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Zwischen den Säulen
hängt das Altarblatt, außerhalb stehen zwei Assistenzfiguren.
Der Altar ist schwarz gefasst und rot marmoriert (Maler Johann Nisser
aus Freising). Der Stipes, der Altarblock, ist gemauert und verputzt.
Die Figuren hat wohl Johann Christoph Thalhammer
aus Freising geschnitzt, der auch in Appercha, Petershausen/Kp,
Mühldorf und Weng tätig war.
1935 wurde der Altar vom Freisinger Maler Mathias Altmannshofer
renoviert.
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Altaraufsatz
Mittelpunkt
des prächtigen Altaraufsatzes
ist ein hochovales Bild von Gottvater mit einem vergoldeten Blattrahmen.
Das Bild ist umgeben von zwei Engeln und drei Putten, die auf den
gesprengten Volutengiebeln
sitzen. |
Choraltaraufsatz
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Gottvater
wird als alter Mann mit weißem langen Bart dargestellt, der
aus seiner rechten Hand den Segen auf die Erde fließen lässt.
Durch die hochgewirbelten Gewän-der wirkt das Bild sehr lebhaft.
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Gottvater
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Altarblatt
Das
rundbogige Altarblatt
zeigt wiederum St.Leonhard, den zweiten Patron der Kirche, auf einer
Wolke knien. Zwei Englein halten die Ketten, die Attribute des Heiligen,
hoch. Unter St.Leonhard, auf der Erde sehen wir Pferde und Rinder
vor einem Dorf grasen. Im Hintergrund eine zweitürmige Kirche.
Über dem Gemälde eine Inschriftenkartusche mit dem Text:
"St.Leonhardus bitte für uns". |
St.Leonhard
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Bei
dem Dorf soll es sich um Großeisenbach handeln, dessen Kirche
mit einem Dachreiter über dem Altarraum abgebildet ist; die doppeltürmige
Kirche dürfte der Mariendom in Freising sein.
Das Bild wurde erst 1935 gemalt und ersetzt ein früheres Gemälde
des hl.Leonhard und des hl.Quirin, das der Maler Schilling 1732 geschaffen
hatte. |
St.Petrus
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Auf Sockeln
unter Baldachinbögen außerhalb der Säulen stehen
die Schnitzfiguren von Petrus
und Paulus. Sie sind mit
einer Metall- und Inkarnatfassung (=Bemalung) versehen. Petrus hält
die Bibel und zwei Himmelsschlüssel (einen vergoldeten und
einen versilberten) in den Händen; er blickt überrascht
nach unten. Paulus scheint aus der Bibel zu lesen, während
er sich auf sein Schwert stützt. Die Bibeln weisen die Heiligen
als Verkünder des Evangeliums aus. Das Schwert des Paulus erinnert
an das Martyrium: er wurde der Legende nach enthauptet, weil er
als römischer Bürger nicht ans Kreuz geschlagen werden
durfte.
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St.Paulus |
Die sog.Himmelsschlüssel, die
der Künstler Thalhammer der Petrus-Darstellung in die Hand drückte,
haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner gemacht. In der
christlichen Symbolik repräsentieren die Schlüssel aber die Vollmacht
auf Erden und im Himmel zu lösen und zu binden. Deshalb die beiden
Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir
will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst
auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf
Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht wurde in weiterer
Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus übertragen.
Tabernakel
In
der Predella steht der Tabernakel
aus Holz mit Teilvergoldungen. Er ist von zwei rot-schwarz marmorierten
Säulchen mit Kompositkapitellen
eingefasst, an die sich Ohrmuschelvoluten mit Ziervasen schmiegen.
Der Tabernakel dürfte mit dem Altar im Jahr 1685 entstanden sein.
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Tabernakel
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Auf
dem Giebel des Tabernakels stehen zwei Engelsfiguren, die schon Anfang
des 17.Jh, also vor dem 30jährigen Krieg geschnitzt worden sind.
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Sakristei
Türklopfer
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Die mit einem
Kreuzgratgewölbe
überdeckte Sakristei ist südlich des Altarraums angebaut.
Darin werden die Paramente (Messgewänder) und die für die Kirche
benötigten Gerätschaften aufbewahrt. In der Sakristei
ziehen sich Priester und Ministranten vor dem Gottesdienst die liturgischen
Gewänder über. Im Begriff Sakristei steckt übrigens das
lateinische Wort "sacer", mit der Bedeutung "heilig
bzw. geweiht".
Die Türe zwischen diesen
beiden Räumen besitzt noch ein sehr altes Schloss
und alte Beschläge.
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Sakristeischloss
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In der Sakristei
hängt eine Kreuzigungsgruppe, wie wir sie -etwas größer-
üblicherweise als Kanzelkreuz im Kirchenschiff erwarten. Jesus
am Kreuz und darunter die Mater dolorosa, die trauernde Mutter mit
überkreuzten Armen als Zeichen der Trauer. |
 
Kreuzigungsgruppe
i.d. Sakristei
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Der leidende Christus
wird noch als lebend mit geöffneten Augen und ohne Seitenwunde
gezeigt. Seine Füße sind nicht überkreuzt, sondern
nebeneinander mit zwei Nägeln am Stamm befestigt. Diese Art der
Kreuzigungsdarstellung war in der Kunstepoche des Historismus beliebt,
die von 1850 bis 1900 reichte. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das Kirchenschiff
wird von einem Muldengewölbe mit Stichkappen
überdeckt. Die Decke ist durch mehrere Gemälde und barocken
Stuck verziert:
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Deckenstuck
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Ein Stuckrahmen mit
vier Engelsköpfchen umgibt das Deckengemälde in ovaler
Vierpassform.
Die Stichkappen und Zwickel sind mit Weinblättern und leuchtend
blauen Weinreben geschmückt.
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Vier relativ große Fenster in barocker Form erhellen das Kirchenschiff.
Dazu kommt noch ein runder Okulus nach Westen, der der Empore Licht gibt.
Deckengemälde
im Kirchenschiff
Das Hauptgemälde
(St.Leonhard als Wohltäter der Menschheit) zeigt Szenen aus
dem Leben des Heiligen, des zweiten Patrons der Kirche. Das Bild
wurde vom bekannten Freskanten Georg Sang aus München im Jahr
1732 geschaffen.
Der Historiker Bezold bewertet das Gemälde 1895 in seinem Buch
Deutsche Kunstdenkmale wie folgt:
"Das sehr unbedeutende Deckengemälde mit der
Glorification des hl.Leonhard fertigte nach der
Diöcesanstatistik Maler Sang, der 1740 zu München
gestorben ist" 05)
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St.Leonhard
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St.Leonhard, auf
einer Wolke sitzend, wird von Engeln in den Himmel emporgetragen.
Unten weisen Pferde, Rinder und Ziegen vor einem Bauernhof auf das
Hauptpatronat des hl.Leonhard als Helfer bei Krankheiten der Haustiere
hin. Ein Gefangenenbesuch Leonhards auf der linken Seite des Bildes
erinnert an sein weiteres Patronat, der Hilfe für Gefangene.
Am unteren Rand ein Schriftband mit dem Text: "Imples omne animal
benedictione Psalm 144" (Erfülle alles, was lebt mit Segen).
Das Gemälde wurde 1932 vom Kunstmaler Kuwyller renoviert. |
Seitenaltäre
Die Seitenaltäre wurden 1685
erstellt. Ihre Retabel
sind wie der Hochaltar schwarz gefasst und rot marmoriert. Die Stipes
sind gemauert und verputzt. Die früheren Holz-Antependien
wurden wegen des schlechten Zustands bei der letzten Renovierung
entfernt.
linker
Seitenaltar
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Über der Predella
mit Felderungen sind die Altarblätter angebracht, die jünger
als der Altar sind. Neben den Säulen stehen jeweils zwei Figuren.
Die Altäre sind in allen
Details verschieden gestaltet. Der Grund dafür ist nicht bekannt.
Interessant ist, dass das Retabel (Altaraufbau) des rechten Seitenaltars
von großen rot/schwarz marmorierten Wendelsäulen gestützt
wird. Am Aufsatz des linken Seitenaltars finden wir ähnliche
Wendelsäulen im Kleinformat. Man hätte den linken Aufsatz
auf dem rechten Seitenaltar erwartet, zu dem er besser zu passen
scheint. Vielleicht sollte das Zierelement "rote Wendelsäule"
die Gemeinsamkeit beider Altäre betonen; vielleicht hat man
die Aufsätze bei einer früheren Renovierung getauscht.
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rechter
Seitenaltar
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Die Figuren auf den Seitenaltären
könnten aus der Werkstatt von Hans Christoph Thalhammer (um 1720)
stammen 10);
einige Historiker halten sie für noch älter 5).
Die Altarblätter hat jedenfalls der Künstler Krömer gemalt.
1932 wurden die Altäre durch den Maler Mathias Altmannshofer aus
Freising renoviert.
Linker Seitenaltar
Altaraufsatz
Mittelpunkt
des Altaraufsatzes
ist ein von gedrehten Säulchen eingerahmtes hochovales Gemälde.
Es zeigt den hl.Antonius von Padua mit dem Jesuskind auf dem Arm.
Auf begleitenden Sprenggiebeln sitzen zwei fröhliche Engel. Gekrönt
wird der Aufsatz durch ein Kreuz. Das Bild wurde wahrscheinlich auch
von Adalbert Kromer im Jahr 1875 gemalt. Vorher befand sich hier ein
Gemälde des hl.Nikolaus von Tolentino, einem beliebten Prediger
und Krankenseelsorger aus dem 13.Jh. |
St.Antonius v.Padua
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Hinweis:
Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner. Seine Fastenpredigten
in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region
schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene
Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück.
Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand
mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle,
sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden
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verlorener Gegenstände
angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Die Darstellung
mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet;
sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte,
als ihm das Jesuskind auf der Bibel erschien. |
Altarblatt
Der
linke Seitenaltar ist
heute ein Marienaltar. Auf dem Altarblatt ist eine Immaculata im Nazarenerstil
zu sehen. Das 142 x 79 cm große Bild wurde mit Ölfarbe
auf Leinwand gemalt und dann auf Holz aufgezogen.
Die Signatur nennt uns den Maler Adalbert Kromer aus Freising und
das Jahr 1875 10).
Vorher befand sich hier ein Gemälde mit dem Thema Bethlehemitischer
Kindermord. |
Altarblatt:
Immaculata
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Auf
dem Altarblatt
ist Maria ist in ein rot-blau-goldenes Gewand gekleidet; Maria breitet
auf dem Bild ihre Hände aus, von denen Gnadenstrahlen zu den
Betrachtern hinführen. Ihr Fuß zertritt den Kopf einer
Schlange, die die Weltkugel umschlungen hat.
Das Haupt Mariens wird von einem Kranz von 12 Sternen umgeben. |
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Hinweis: Rot-Blau-Gold sind die traditionellen Marienfarben: Rot und
Gold für den königlichen Anspruch, Blau für die hohe
Wertschätzung. Im Mittelalter brauchte man für die Herstellung
der blauen Malfarbe den teuren Edelstein Lapislazuli.
Die Darstellung der Immaculata zeigt Maria als neue Eva, die, wie
in der Bibel angekündigt (Gen 3,15), der Schlange den Kopf zertritt.
Die Schlange symbolisiert die Erbsünde und in weiterer Folge
das Böse allgemein. Dieses Bildmotiv mit der Schlange ist erst
seit dem 17. Jh. nachweisbar. Als nach der Reformation auf protestantischer
Seite Christus mit dem Fuß auf dem Kopf der Schlange dargestellt
wurde, hat Papst Pius V. (1566-1572) im Zuge der Gegenreformation
das Thema dogmatisch auf Maria fixiert ("Maria zertritt mit Hilfe
von Christus die Schlange") und diese bildliche Darstellung in den
katholischen Kirchen durchgesetzt. |
Assistenzfiguren
St.Joachim
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Auf den seitlichen
Sockeln stehen vor flachen Pilastern die Figuren von St.Joachim
und St.Anna. Joachim
hält die Schäferschaufel in der Hand. St.Anna ist in Form
einer Selbdritt dargestellt.
Hinweis: Das Motiv der Anna selbdritt kam erst im 15. Jh. nach Bayern,
kurz bevor Papst Sixtus IV. 1481 den Festtag der Anna in den römischen
Kalender aufnahm. Die Verehrung Annas als Mutter der Jungfrau Maria
erreichte damals ihren Höhepunkt. Die Bezeichnung Anna selbdritt
gibt an, dass Anna selbst wiedergegeben ist und dass sie zu dritt
sind. Anna, die Mutter Marias, wird als reife Frau dargestellt; um
den Kopf ein Tuch als Zeichen der verheirateten Frau und um den Hals
den Goller, den breiten weißen Frauenkragen. Anna trägt
das Jesuskind auf dem Arm; Maria steht zu ihren Füßen;
sie ist als junges Mädchen dargestellt. Diese Komposition umfasst
den gesamten Lebenszyklus von Jugend über Reife bis hin zum Alter.
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Anna selbdritt
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Altaraufsatz
Der
Altaraufsatz
des rechten Altars bildet mit den Sprenggiebeln und dem oberen Abschluss
einen durchbrochenen Halbkreis. Den Mittelpunkt bildet eine Plastik
von Gottvater mit der Weltkugel in der Hand. Seine Rechte hat er segnend
erhoben. |
Gottvater
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Zwei fröhliche
Engel grüßen von den Voluten. Gekrönt wird der Aufsatz
durch ein Kreuz.
Die Figur dürfte mit dem Altar um 1685 geschaffen worden sein.
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Der
rechte Seitenaltar ist dem hl.Josef
geweiht. Das Altarblatt zeigt den Heiligen mit dem Jesuskind auf dem
Arm; das Kind hält eine Lilie in der Hand. Das 127 x 75 cm große
Bild wurde ebenfalls 1875 von Adalbert Kromer im Nazarenerstil gemalt.
Vorher befand sich an dieser Stelle ein Marienbild. |
Altarblatt:
St.Josef
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Hinweis:
Joseph war der Vater Jesu -oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher
Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen
Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte
aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis
des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann
in Nazareth. Gedenktag: 19. März |

Muttergottes
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Die beiden Assistenzfiguren
am rechten Altar zeigen die Muttergottes
mit dem Jesuskind sowie den Kirchenpatron St.Quirinus.
Die Köpfe der Figuren wurden erneuert bzw. überarbeitet.
Die Insignien (Kronen, Zepter, Reichsapfel) sind neueren Datums.
Hinweis: Quirinus war einer der Christen, die unter Kaiser
Claudius II. um 269 wegen ihres Glaubens in Rom enthauptet wurden.
Er war zunächst in der Pontianus-Katakombe beigesetzt. 500 Jahre
später baten die adeligen Brüder Adalbert und Otkar den
Papst um Reliquien für das von ihnen gegründete Kloster
Tegernsee und ließen den Leib des Heiligen über die Alpen
bringen. Als seine Reliquien nach Tegernsee kamen, entsprang unter
dem Wagen eine heilkräftige Quelle. An dieser Stelle befindet
sich heute der Quirinus-Brunnen der Kirche St. Quirin am Tegernsee.
Am 16.Juni 804 wurde er in der Tegernseer Klosterkirche feierlich
beigesetzt. Quirinus wurde Patron des Tegernseer Tals und vieler zum
Kloster gehörender Kirchen, so wie in Großeisenbach.
Sein Fest wurde nach dem neuen Diözesankalender vom 16.auf den
17.Juni verlegt, um eine Terminkollision mit dem Bennofest zu vermeiden.
19)
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St.Quirinus
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Sebastiansfigur
An der Nordwand
steht die barocke Skulptur des hl.Sebastian
am Marterbaum, von Pfeilen durchbohrt. Sie dürfte im frühen
18.Jh geschnitzt worden sein.
Hinweis: Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der
kaiserlichen Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian
wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte
sich aber durch die Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers
Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin
mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie
abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron
und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften
verehrt. Gedenktag: 20.Januar
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St.Sebastian
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Die Kreuzwegstationsbilder
aus der Zeit um 1750 sind durch Pfarrer Pämer in die Kirche
gekommen (andere Quelle: stammen aus der Zeit um 1800
18)).
Sie sind jedenfalls eine bäuerliche Malerei, die auf die
Betrachter wie Hinterglasmalerei wirkt. Die 30x24 cm großen
Bilder wurden mit Ölfarbe auf Holz gemalt. Auf dem geschwungenen
Aufsatz über den eigentlichen Bildern sind die Stationen
beschrieben. |
KreuzwegStation
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Wenn Sie mehr über die Entwicklung
der Kreuzwegstationen und ihrer Darstellungen in Kirchen des Landkreises
erfahren wollen, klicken Sie hier...
Kirchenstühle
In der
Kirchenschiff stehen sechs Kirchenbänke neueren Datums
mit seitlichen Zugängen. Sie besitzen glatte Wangen.
Kirchenstühle in Großeisenbach gab es schon 1560.
Damals waren sie als reparaturbedürftig eingestuft worden.
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Hinweis: Schon
vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein knieten
und saßen die Kirchenbesucher in den Kirchenbänken nach
Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gotteshaus eine zu große
"sündige" körperliche Nähe zwischen Männern
und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen
(Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen Kirchen sitzen gewöhnlich
die Männer rechts und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund
für diese "Seitenwahl" gibt es nicht. Jedenfalls gilt im traditionellen
Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite
und die Evangelienseite als Frauenseite. Seit dem letzten Konzil
gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele Pfarrer propagieren sogar
das Gegenteil und bitten Familien, zusammenzubleiben. Dennoch sind
auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden. Weibliche
Kirchenbesucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch die die
Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit
ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen
Heiligen als Patron sind oft rechts, Marienaltäre dagegen links
zu finden. So auch in Großeisenbach (links St.Maria, rechts
St.Josef).
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In der Nähe des Eingangs auf der Südseite hängt ein
Kruzifix aus ungefasstem
Holz. Es befand sich früher an der Außenwand. Sein stark
verwittertes Aussehen macht eine Altersbestimmung schwierig:
Kunsthistoriker sind der Meinung, dass das Kreuz im 20.Jh geschnitzt
wurde.
Unabhängig vom Alter beeindruckt dieses Kruzifix den Betrachter
durch seine einfachen und klaren Konturen und durch seine Ausdruckskraft.
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Kruzifix
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Unter der Empore steht
eine kleine einmanualige Tischorgel,
die um das Jahr 1900 von W.Rudolph aus Gießen gebaut worden
ist.
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Die Empore besteht aus Nadelholz.
Die Brüstung und auch die Untersicht ist in zwei verputzte
Felderungen eingeteilt. Dazwischen steht in einer blau bemalten
Nische eine Figur des hl.Leonhard
aus neuerer Zeit. Sie ist in Metallfarben gefasst.
Pfarrer
Anton Mayer hat in seiner Chronik angemerkt, dass der Schreinermeister
Xaver Straßer aus Lohhof, ein gebürtiger Großeisenbacher,
der Kirche eine einfache Orgel übergeben habe, die er als Hobby-Orgelbauer
nach übergebenen Plänen baute.
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St.Leonhard
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Hans Schertl
Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Handbuch des Königreichs
Bayern, 1867 (Gemeinde Großnöbach)
03) Dr.Joh.Bapt. Prechtl, Beiträge
zur Chronik der Pfarrei Fürholzen bei Freising, 1887
04) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.1057)
05) Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
06) Georg Schierghofer, "Umrittsbrauch
und Roßsegen", 1921
07) Historischer Atlas von Bayern,
Altbayern Heft 11-12 Seite 201, 1958 (Patrone Quir/Leonh um 1800)
08) Josef Bogner, 1200 Jahre Fürholzen,
Amperland 1974 (Leonhardiritte, Sonntagsgottesdienste)
09) Kunsttopographie des Erzbistums München und
Freising, 1982
10) Georg Brenninger, Zur Barockausstattung
der Pfarrkirche St.Andreas in Eching, S.199 FN 12, Amperland 1985
11) Erwin Neumair, Freising, Portrait
eines Landkreises -Vom Steinbeil bis zum 1.Dombau, 1983 (Bronzezeit,Römerzeit)
12) Gottfried Weber, Die Romanik
in Oberbayern, S. 319, 1985
13) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
14) Max Gruber, Im Amperland tätige
Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3 (Ströber)
15) Beschreibung des Pfarrverbandes Jarzt-Fahrenzhausen
vom 10.12.1991
16) Geistl.Rat Anton Mayer, Wege-Zeichen-Glauben,
Chronik der Pfarrei Jarzt, 2007 (Turmrenovierung 70)
17) Ernst Keller, Fürholzen, 2010 (Quellenforschung)
18) Friedrich Keydel, Kirchen und
Kapellen entlang von Amper und Glonn, S.24 (Kreuzweg)
19) Heimatliche Heilige und Selige, MKZ vom 13.August
2017
20) Dr.Martin
v.Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
40 Bilder: Hans Schertl

8.3.2018
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