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zur
Landkreiskarte
Pfarreien
im Landkreis Dachau

Mirakelbuch
des Wallfahrtsortes Inchenhofen von 1659
Einträge
von Pilgern aus dem Dachauer Land

Titelbild
des Mirakelbuchs Inchenhofen 1659 |
Das
Mirakelbuch 1659 ist das größte von drei Mirakelbüchern
aus Inchenhofen. Es erfasst Berichte aus der Zeit von 1350 bis 1650.
Ein Mirakelbuch ist eine Sammlung von Wunderberichten bzw. Gebetserhörungen
oder Danksagungen von Inchenhofener Pilgern, die überzeugt waren,
dass ihre Gebete um Fürbitte von St.Leonhard bei Gott erhört
wurden. Sie meldeten dies den Geist-lichen des Wallfahrtsortes entweder
brieflich oder - in der Regel - persönlich bei der gelobten Dankwallfahrt.
Diese Geschichten wurden handschriftlich in den Mirakelbüchern aufgezeichnet
und einmal im Jahr öffentlich von der Kanzel ver-kündet. Sie bieten
eindrucksvolle Schilderungen der Sorgen und Nöte des früheren Lebens,
sei es im Alltag oder bei besonderen Ereignissen wie Kriegen oder
Seuchen. Die Mirakelaufzeichnungen machen nicht nur Angaben zu Anliegen,
Verlöbnis, Votivgaben und Zeugen sowie Datierung, sondern nennen regelmäßig
auch Namen, Stand und Herkunftsort der Votanten, die somit eindeutig
identifizierbar sind. 36)
Das im Jahr 1659 gedruckte Mirakelbuch in Inchenhofen berichtet im
ersten Teil (35 Seiten) von der Geschichte und der Entwicklung des
Wallfahrtsortes. Die nächsten 180 Seiten mit den Mirakelberichten
sind in 25 Abschnitte (hier "das Band" genannt) gegliedert.
Jedes Band befasst sich mit einem besonderen "Tätigkeitsbereich"
des hl.Leonhard bzw. einem bestimmten Krankheitsbild, das die Bittflehenden
nach Inchenhofen gebracht hat. Darin zeigt sich das breite Spektrum
an Notsituationen, für deren Beseitigung man St.Leonhard als
zuständig ansah. Nicht umsonst wurde der Heilige als bayerischer
Herrgott bezeichnet.
Jedes Buch wird mit einem thematisch passenden Gedicht eingeleitet.
Die letzten Seiten des Mirakelbuchs enthalten Verhaltensregeln zur
Wallfahrt. |
Das
Wallfahrtswesen ist u.a.darauf zurückzuführen, dass das Gottesbild
des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit nicht vom gütigen Vater
geprägt war. Gottvater wurde als strenger Herr gesehen, der zur Strafe
Krankheiten und Naturkatastrophen schickt; dessen Zorn sich aber durch
eigene Gebete, mehr noch aber durch Bitten von Maria und der Heiligen
im Himmel besänftigen lässt. Deshalb brauchte man die Mittler,
die je nach der Art der Bitten eine unterschiedliche Wirkung bei Gott
hatten. Die Fürsprache von S.Leonhard schien besonders wirkmächtig
gewesen zu sein.
Aus dem Dachauer Bereich (mit
Umland) unternahmen Pilger um 1650 aus 23 Orten eine Wallfahrt nach Inchenhofen:
Altomünster, Arnbach, Ebertshausen, Esterhofen, Deutenhausen, Großberghofen,
Haag/Arnberg, Kleinberghofen, Kollbach, Lauterbach, Odelzhausen, Petershausen,
Pfaffenhofen/Glonn, Pipinsried, Prittlbach, Pipinsried, Randelsried, Sulzemoos,
Tandern, Thalhausen, OberUnterweilbach, Welshofen und Wollomoos.
Im Folgenden sehen Sie eine Zusammenstellung der Band-Überschriften
des Mirakelbuchs von 1659 (in heutigem Deutsch). Ein Klick darauf bringt
Sie zum jeweiligen Kapitel. Dort habe ich die jeweiligen Berichte über
Pilger aus dem Dachauer Land und angrenzenden Gebieten aufgeführt.
(1)
Das
Erste Band
Titel: "Welches
mit himmlischer Krafft an sich gezogen der Geistliche Magnet, der H.Leonhardus,
und die umb Unschuld
Gefangne darvon
erledigt, derentwillen die Ketten und Fußeysen zu danckbarem angedencken
in disem
wunderthätigen
Ort inn-und ausser der Kirch zu Inchenhofen gesehen."
Einführungs-Gedicht:
Soll ein Trübsal seyn auff Erden
Soll ein Angst ein Schmertzen seyn
Der so weit mit Leibs-Beschwerden
Uns also möcht nemmen ein ?
Daß wir uns abliessen treiben
Von der Liebe gegen Gott ? |
|
Nain, wir werden alle bleiben
Unzertrennt biß in den Todt.
Kein Anfechtung, kein Verhengnuß
Hunger oder Tyranney
Gar kein Kranckheit, kein Gfängnuß
Schaden, Unglück allerley. |
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Gantz kein Elend, gantz kein Leyden
Ja der Todt auch selber nit,
Alles leyden wir mit Frewden,
Und berühmen uns darmit. |
Im ersten
Band sind keine Berichte von Pilgern enthalten, die eindeutig aus dem
Dachauer Land oder der Umgebung kommen.
Als Beispiel sei aber der Bericht über eine Frau Margarethe Erdtl
aus Ärnberg (vielleicht Arnberg bei Altomünster ?) angeführt.
Sie fürchtete im Jahr 1566, wegen eines "üblen Verdachts"
verhaftet zu werden. Da versprach sie eine Wallfahrt nach Inchenhofen
und Ihre Unschuld kam ans Tageslicht. Was der üble Verdacht war,
wird nicht erklärt. Aber es war die Zeit der ersten Hexenverfolgung.
Originaltext:
|
"Im erstgedachten Jahr (1566) besorgte Margaretha Erdtlin von
Aernberg, man möchte sie auß üblem verdacht einziehen.
Verlobt deßwegen ein Kirchefahrt und eysene Schin gen Inchenhofen,
wornach gleich ihr Unschuld ans Tags Liecht kommen und gnädig
vor Schand und Schmach behüt worden." |
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(2)
Das
ander (=zweites) Band
Titel: "Der
H.Leonhardus ein barmhertziger Tröster dr Betrübten hilfft auch
denen, so wegen ihres verbrechen umb
Leib und
Leben gefangen liegen."
Einführungs-Gedicht:
Joseph,
der von Unschuld wegen
nach der alten Warheit sag
auch einmal gefangen lag
Weißlich kundte Träum außlegen
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Anvermelden als ein Bott
Freyheit, Leben oder todt
Hat, was er dann propheceyet
Unserm Joseph gleichen Wandels
Den sein Unschuld noch beglaidt
Auch kein Zaichen ist erlait
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Der
sich manchen bösen Handels
Gar offt annimbt als Patron
Daß ein Sünder komm darvon
Ohne weltlich Spott und Schanden
Auß Gefängnus auß den Banden. |
Auch im zweiten
Band sind keine Berichte von Pilgern aus dem Dachauer Land enthalten.
Ebenfalls beispielhaft soll hier ein Fall aus Massenhausen (jetzt
Landkreis Freising) aus dem dem Jahr 1594 dienen.
Der höhergestellte
Wolfgang Wolf war wegen Totschlags 1594 eingesperrt worden. Entschuldigend
wird darauf hingewiesen, dass das Verhalten des Toten an seinem vorzeitigen
Ende mitursächlich war. Die Schwester von Wolfgang Wolf rief St.Leonhard
zu Hilfe und vesprach, mit den Originalketten ihres Bruders und mit einer
Kette aus Wachs nach Inchenhofen zu wallfahrten. Der Hilferuf hatte Erfolg.
Schon bald wurde die Gefängnisstrafe vermindert und später sogar
voll ausgesetzt.
Originaltext:
|
"Der
Ehrwürdig Herr Wolffgang Wolff von Mässenhausen ist wegen
eines Todtsschlags darzu er von seinem Gegenthail höchlich verursacht,
in die Custodiam genommen worden. Alsdann von seiner laidtragenden
Schwester mit einer wächsenen und der eysenen Ketten, daran er
gelegen, hieher verlobt worden. Nach solchem ist ihm die Gefängnuß
geringert und duch S.Leonhardi bey Gott großmächtiges Patrocinium
völlige Freyheit kürzlich erfolgt." |
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(3)
Das dritte Band
Titel: "Der
H.Leonhardus macht gesund und stärckt die Krum und Lahme an allen
jhren Glidern."
Einführungs-Gedicht:
Allhie
rueff an, wer krumb und lahm
An Armb, Händ und Füssen
Wo manicher sein Hilff bekam
Da wird ers auch geniessen. |
Auch im
dritten Band wird kein Ort aus dem Dachauer Land und Umgebung genannt.
Als Demo für den dritten Band will ich einen Fall aus Rohrbach
im Lkr. Pfaffenhofen schilderrn. Dort wurde im Jahr 1603 dem Hanß
Grössel von seinem Pferd ein Schenkel abgeschlagen. 32 Wochen lag
er mit großen Schmerzen und hohen Unkosten beim Arzt und Bader.
Dann wollte man ihm den Fuß abnehmen. Er rief den hl.Leonhard um
Hilfe an, versprach, bei einer Wallfahrt nach Inchenhofen einen Kreuzer
in den Opferstock zu legen und außerdem zwei eiserne Ringe ein ganzes
Jahr lang zu tragen. Nach dem Versprechen sei er alsbald heil und gesund
geworden.
Originaltext:
|
"Als
dem Hanß Grössel von Rorbach von einem Pferdt ein Schenckel
abgeschlagen und 32 Wochen bey den Artzt und Badern mit grossen Unkosten
und Schmertzen gelegen, nit weniger auch männiglich vermaint,
man müsse ihm den Fuß abnemmen, hat er sich S.Leonhard
auß starcker Zuversicht mit einer Wallfahrt 2 eysenen Ringen
ein gantzes Jahr zutragen und einen Kreutzer in Stock zulegen, demütig
befohlen, darauff er alsbald hail und gesund worden." |
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(4)
Das vierdie (!) Band
Titel: "Der
Englische Medicus und Oculist S.Leonhard erleucht die blind und übelsehenden
Augen."
Einführungs-Gedicht:
Tobias
hat Auß Engels Raht
Zu Medicin der Augen
Die Gall erhebt als ein Rezept
Die Fischgall solte taugen |
|
Wir
haltens all die bitter Gall
Fü ein zu rässe Laugen.
S.Leonhard auß liebes Brunst
Der übertrifft schier Engelskunst
curirt auß miltem Himmelsgunst
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Der
Eintrag aus dem Jahr 1427 betrifft die Heilung einer jungen Frau
("schon mannbares Mensch") aus Kleinberghofen, die
durch eine schwere Krankheit ihre Sehfähigkeit
verloren hatte. Von Ende September 1426 bis zu Pfingsten (8.Juni) 1427
war
sie blind. In Begleitung ihrer Mutter wallfahrtete
sie nach Inchenhofen und opferte eine fünfpfündige Wachskerze.
Originaltext:
|
"Ein
noch ledig, aber schon Mannbares Mensch von Klein-Perkofen unfern
Altomünster hat in schwerer Kranckheit das Gesicht verlohren
und selbes von S.Michaelis biß auff den H.Pfingsttag entrahten
müssen. Worauf sie zu S.Leonhard durch ihr Mutter mit Opffer
einer fünffpfündigen Wachskerzen geführt worden. Allda
haben sie beede umb Erlangung deß Gesichts inbrünstig gebetten
unnd augenblicklich erbetten." |
In Großeisenbach
hatte das Kind der Familie Widemann im Jahre 1598 neun Tage lang
die Kindsblattern (Pocken). Die Eltern
fürchteten um die Augen ihres Sprößlings,
die bei dieser Krankheit sehr gefährdet sind. Als sie St.Leonhard anriefen
und ein
Gelübde ablegten, erhielten sie Hilfe. Der Text
im Mirakelbuch lautet:
|
"Hansen
Widemanns von Grossen Wissenbach im Mässenhauser Gericht Knäblein
haben die Kindsblattern 9 Tag. (Sie hatten) grosse Sorg dessen
fernern Gebrauchs den laidigen Eltern verursacht. S.Leonhard aber
auff demütiges anrueffen unnd zuversichtliche Gelübd ohne
Mangel gnädig erhalten." |
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(5)
Das fünffte Band
Titel:
"Der H.Leonhardus gibt den Zerrütten den Gebrauch deß
Verstands"
Einführungs-Gedicht:
Der
höllisch Löw, der umbher geht
Mit seinen Banden und Stricken
Bey Tag und Nacht auch wachtbar steht
Die Seelen zuverschlücken
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Der findt allhie sein Gegenwart
Die nimmermehr wird schlaffen
Der himmlisch Löw S.Leonhard
Hat Macht auch ohne Waffen
Den Feind hinweg zuschaffen.
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Darauff kombt wider zum Verstand
Wer vor betrübt, kein Hilff empfand
Unwissend lag am Höllen Band. |
Eindeutig
aus dem Dachauer Land ist im 5.Band kein Fall genannt. Aber beim ersten
Eintrag sind weder Name noch Ortschaft des Pilgers erwähnt.
Im Jahr 1363 schien ein Bräutigam nach Ansicht seiner Freunde
in der Hochzeitsnacht den Verstand verloren zu haben. Medikamente nützten
nichts. Da erinnerte man sich an den "himmlischen Artzt St.Leonhard"
und gelobte wahrscheinlich eine Wallfahrt nach Inchenhofen. Danach erlangte
der Jungvermählte seinen Verstand wieder.
Der Text im Mirakelbuch lautet:
|
"In
der Faßnacht haltet ein Jüngling Hochzeit unnd verliehrt
in der ersten Nacht seinen Verstand, welches den nächsten Befreundten
sehr schmertzlich gefallen, die ihm zwar mit Artzneyen zuhelffen sich
underfangen, als sie aber solche nit ersprießlich erfahren,
haben sie den himmlischen Artzt S.Leonhard mit Glübd und Gebett
angerueffen und den verlohrnen Verstand widerumb erlangt." |
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(6)
Das sechste Band
Titel:
" Der himmlische Medicus der H.Leonhardus vertreibt das Grieß
und Stain"
Einführungs-Gedicht:
Von
Grieß und Stain ein schwere Burd
Hart umb den Leib gleich einem Gurd
Umb Hüfft, umb Lend, umb Nieren.
Sonst schmertzlich zucurirn
|
Entweicht auff Bitt, Gelübd und Pflicht
So bald mit guter Zuversicht
Verhaißnes Wort an disem Ort
Hochdanckbarlich wird abgericht. |
Im Jahr 1610
hatte Hans Schmid aus Wollomoos einen Sohn, dem ein (Gallen/Nieren)Stein
große Schmerzen zufügte. Als alle Behandlungen zu keinem Erfolg
führten, wandte sich der Vater, so wie auch andere Eltern, an St.Leonhard
und brachten Votivgaben nach Inchenhofen. Der Text im Mirakelbuch lautet:
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"Elisabeth
Lechnerin von Undertach (?) Gumppenberger Hofmarck hat ihr liebes
Kind, welches 4 Tag deß Stains halber, wie auch Hans Freytag
von Gallenbach Aicher Landgericht sein Söhnlein, so gleichfalls
3 Tag nit harnen mögen, nit den Schryern und ansprechenden Zauberern,
sonder S.Leonhard trewlich undergeben, welcher jhnen solche alsbald
wider frisch unnd gesund zugestellt, dem sie zu sonderm Danck ein
wächsene Niderwad und 4 Kreuzer verehrt.
Dergleichen hat sich auch mit Hansen Schmid
aus Wollomoos Aicher Landgerichtes Söhnlein begeben."
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(7)
Das sibende Band
Titel:
" Der H.Leonhardus bringt widerumb das Gehör den Tauben oder
Gehörlosen"
Einführungs-Gedicht:
Der
Unfall der Defect verglichen einem Schmid
Die schmiden allzeit fotr, so mannichs Kettenglid
Die Creaturen schwach zu binden und zu fangen
Zuschwächenden gebrauch nit ohne Sinns betrangen
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Der allgemain Patron, ein solches Kettenglaich
Erbricht ohn alle Müh mit eim gewissen Straich
Mag, wer umbfangen ist, an lang beraubten Sinnen
Ein linderung durch ihn, geniessen und gewinnen. |
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(8)
Das achte
Band
Titel:
" Der H.Nothhelffer Leonhardus erzaigt auch sein wunderbarliche
Machtin erhaltung deß unvernünfftigen Vichs"
Einführungs-Gedicht:
Ein
dunckle Frag bracht an den Tag
Job, der vor alten Zeiten
Auff uns hat wollen deuten
Wer diser sey, der ledig frey
Das wilde Tier entlassen
Zuwandlen seine Strassen ?
Und wer derselbe sey geweßt,
Der Strick und Bänder auffgelößt ?
Da war kein Mensch zufinden
Der Antwort geben könden.
Wir aber thun auff dise Stund
Job, dir und aller Welt zu kund
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S.Leonhard sey diser Mann,
der also miltreich zugethan
Dem Vich, den Küh, den Rossen
Sein Hand hat offt ersprossen.
Deßwegen hie zur Danckbarkeit
Auch nach verwichner Sommerzeit.
Noch jährlich gar vil Hüeter
Jhm opffern jhre Güeter.
Mit Hirten Gaab und Feldgeschenck
Seynd sie der Gutthat jngedenck
Genaigt jhm jhrem Hirten:
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Den sie genug auß Hertzen Grund
Nit loben können und mit Mund
Nach seinen hochen Würdten.
Den loben sie mit Hörner Schal,
Dreyhundert Hirten manichsmal
Ein jeder blaßt sein Horen
Durchtringen Hertz und Ohren.
S.Leonhard versteht sie schon
Und laßts ihr Music treiben'
Und will forthin jhr Hilff-Patron
Als wie bißher verbleiben. |
In
Hirschenhausen bei Hilgertshausen musste Christof Baur im Jahr
1630 mit ansehen, wie sich eine seiner Kühe an einer Rübe
verschluckte und zu ersticken drohte. In dieser Situation
wandte er sich an St.Leonhard und versprach eine Wallfahrt nach
Inchenhofen mit einer wächsernen Kuh als Votivgabe
und Silbergeld in den Opferstock. Sogleich nach dem Versprechen konnte
die Kuh die Rübe problemlos schlucken. Der Text
im Mirakelbuch lautet:
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"Christoff
Baur von Hirschenhausen hat sich seiner Kuh, der ein Ruben im Halß
unbewöglich gesteckt, fast gar verwegen. Verlobt es doch anneben
mit einem wächsenen Kühlein und silbern Opffer. Allhero
darauff die Kuh besagter Ruben ohne weitern Schaden hinunder geschlücket."
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In
Dachau ist dem Gastwirt (?) Stephan Heigel im Winter des Jahres
1641, mitten im 30jährigen Krieg, ein zweijähriges Fohlen
in einen über 15 m tiefen Brunnen gestürzt.
Man zog das Tier an Seilen wieder herauf, doch es gab kein Lebenszeichen
mehr
von sich. Da versprach Stephan Heigel dem hl.Leonhard
eine hl.Messe sowie eine Gabe in den Opferstock von Inchenhofen.
Bald darauf erwachte das Fohlen und wurde wieder gesund.
Der Text im Mirakelbuch lautet:
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"Den
22.Febr. ist Stephan Heigel, Burger und Gastgeben zu Dachaw ein 2
jähriger Foll in einen achthalb Klaffter tieffen Bronnen gefallen,
an welchem als man jhn an Sailen herauffgezogen, kein Leben zuvermercken
war. Der doch nach verlobter H.Meß und Opffer in Stock allhero
bald
wider genesen und zu voriger Gesundheit kommen, wie glaubwürdig
bezeugen Stephan Ortholffer, Wagner und Balthasar Sam, Bawmaister,
neben andern unfehlbar 200 jung unnd alten Personen."
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Das
Pferd von Andreas Sailer aus Kollbach war 1641 in eine eiserne
Egge gefallen und hatte sich 16 tiefe Wunden zugezogen.
Nach dem Gelübde des Bauern, einen Kreuzer in
den Opferstock von Inchenhofen zu geben und ein Ross aus Wachs als
Votivgabe mitzubrigen, wurde das Pferd wieder vollständig
geheilt.
Der Text im Mirakelbuch lautet:
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"Andreä
Sailers von Kolbach Pferd, so in ein eysene Ecken gefallen und 16
tieffe Schäden bekommen, ist durch Glübd eines wächsenen
Rössels unnd 1 Kr. in Stock gar bald ohn allen Mangel hail worden."
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Im
Jahr 1644 waren bei Thomas Hirt von Deutenhausen (wohl bei
Haimhausen) 4 Pferde und 6 Rinder krank geworden. Er
gelobte, eine H.Messe in Inchenhofen halten zulassen
und eiserne Röß-und Kühlein als Votivgaben mitzubringen.
Ein gleiches Gelübde half Matthias Härtel in Viehbach,
bei dem 1644 ein Pferd 14 Tage krank gelegen und erst nach dem
erfüllten Gelübde wieder aufgestanden ist.
Die Texte im Mirakelbuch lautet:
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"Thomas
Hirt von Daitenhausen hat 4 krancke Pferd und 6 Rinder Vich vor Unfall
erhalten durch Glübd einer H.Meß, eysenen Röß-
und Kühleins. Wie in gleichem auch Matthias Härtel zu Viebach,
dem ein Pferd 14 Tag auff der Ströh gelegen ...ntemalen auffgestanden
biß nach gethanem Glübd."
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(9)
Das neunte Band
Titel:
" Der H.Leonhardus gibt den Stummen oder Sprachlosen die Red und
lößt die stumme Zungen"
Einführungs-Gedicht:
Was unser Hailand vor gethan
In Lösung stummer Zungen
Thut auch der hoche Wundermann
Ist offt schon wol gelungen.
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Warumb
er aber so genaigt
Die Zungen auffpflegt lösen
Ist Ursach weil er jedem zaigt,
Der Zungen Ambt verwesen
Die Zungen preysen soll allzeit
Allein die Gottes Gütigkeit. |
Der neunjährige
Sohn von Georg Ferber aus Klenau bei Hilgertshausen konnte im Jahr
1600 vier Wochen lang nicht reden Er erlangte seine Stimme nach
einem Gelübde des Vaters wieder.
Originaltext:
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"Gleiches
alters waren Georgen Ferbers von Kleinaw Schrobenhauser Landgerichts
Söhnlein und Stephans Totten von Gempfing Rhainer Landgerichts
Töchterlein, nemblich jedes in 9.Jahr, welche durch gleich schwäre
Kranckheit jhr Red in die 4 Wochen verloren, solche aber auf gleiche
Glübd allhero der hochbetrangten Eltern durch S.Leonhardi von
Gott hochangesehne Verdienst zugleich wider erlangt. "
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(10)
Das zehende Band
Titel:
" Unser himmlischer Medicus rainigt von dem Außsatz, hailet
die Pest nd Franzosen "
Einführungs-Gedicht:
Die
Zuflucht aller Blöden
Für haimblich offne Schäden
Ist wohnfafft hie bekandt
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Will
ohne Mittel hailen
Sein Himmels Macht erthailen
An Schäden unbenandt |
Im Jahr 1571
hatte der Sohn des Herrn Sixt aus Übelmanna an seinem Leib
so viele Narben und Ausschläge, dass jeder meinte, er habe Aussatz.
Deshalb wurde er zum Leidwesen seines Vaters von allen gemieden. Da keine
Arznei wirkte, rief er St.Leonhard an, und gelobte, eine Kinderfigur aus
Wachs nach Inchenhofen zur bringen. Daraufhin wurde der Sohn wieder gesund.
Originaltext:
|
"Sixt,
Bauren von Ubelmanen Sohn, war an seinem Leib also erschröcklich
gestaltet, daß er nit unbillich von jederman als mit dem Außsatz
behaffter
angesehen und geflohen worden, welches den betrübten Vatter hertzlich
schmertzte, der alle Artzneymittel beyseits und allen trost zu S.Leonhard
gesetzt, selben inniglich umb gesundheit seines Sohns mit Glübd
eines wächsenen Kinds angerueffen und bald darauff seiner Bitt
gewehrt worden. "
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(11)
Das aelffte Band
Titel:
" Unser mildreiche Nothelffer S.Leonhard curirt die mit der fallenden
Sucht und Fraißbehaffte Patienten"
Einführungs-Gedicht:
Bleich
wie die junge Knaben
Ein spil und kurtzweil haben
Wann sie bekommen erlangen
An eim subtilen Band
Ein Zeiselein gefangen
Umbtragend auff der Hand
|
Sie
lassens nach genüegen
Weit in der höh umbfliegen
Und wann es frey geflogen
Nach frey vermainten stand
So wirds zuruck gezogen
Als ein gewises pfand
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Der
Todt hat uns umbgeben
Mit Banden vilerley
Der spilt also gleich eben
Und last uns niemal frey
Doch unser groß Patron
|
Den
wir umb hilff ansprechen
Kan seine Bänder brechen
Und lösen auff darvon
Erhalten also lang und vil
So lang von Gott gesetztes zil
Uns allhte leben lassen wil. |
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(12)
Das zwölffte Band
Titel:
" Der liebbrinnende H.Leonhardus erlöst auch die in Wassers-Gefahr
und bringt die Ertrunckene wider zum Leben"
Einführungs-Gedicht:
Gar
vil müessen Wasser Flüessen
Flüß und Bäch ein gantzes Meer
Außzulöschen Fewr und Köler
Die bißher gerunnen heler
Aus das helle Steren Heer.
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In
den Hertzen der Verliebten
Angefochtnen und Betrüebten
Und im Hertzen Leonhardi |
Der als ein bestellte Quardi
Wacht und beyspringt jmmerdar
Hilfft auß Wasser, Todtsgefahr
Allen die von liebe wegen
Steiff auff jhn jhr hoffnung legen. |
Im Jahr 1387
fiel in Petershausen ein zweijähriges Kind ins Wasser. Es
blieb dort eine ganze Stund liegen, bis es gerettet wurde. Der Bericht
vergleicht diese Begebenheit mit einem im Mirakelbuch zuvor geschilderten
Vorfall in Eggersmühl, wo ein Vierjähriger im Beisein seiner
Freunde in ein Brunnenwerk fiel, sich dort eine halbe Stunde durch Rudern
der Arme an der Oberfläche hielt und dann aus Erschöpfung unterging.
Erst dann holten die Freunde Hilfe, die das augenscheinlich tote Kind
herauszog. Die Eltern versprachen in ihrer Not St.Leonhard eine Wallfahrt
mit einem wächsernem Votivbild und der Knabe erlangte sein Leben
wieder.
Originaltext:
|
"Bey
einem Bronnwerck zu Eggersmüll fallt ein vier Jähriger Knab
in das Wasser. Darin er sich zwar durch hilff seiner Aermblein, als
wolt er schwimmen, mit verwunderung anderer gegenwärtigen Knaben
ein halbe stund beym Leben erhalten, lettslich aber ermüedet
in dem Wasser erligen und ertrincken müssen; welches als seine
Gespanen ersehen, schreyen sie. Er rührt sich nit mehr und lauffen
darvon. Andere benachbarte lauffen zu und ziehen das todte Kind herauß.
So die Eltern S.Leonhard mit einem wächsenen Bild verlobt und
dardurch dem Knaben sein Leben wider erlangt. Auch nach wenig Tägen
jhr Glübd allhie verricht.
Disem ein gantz ähnliches Wunderwerck hat sich auch zu Petterßhausen
mit einem nit gar zway Jährigen Kind, welches ein gantze stund
under dem Wasser gelegen, zugetragen. "
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(13)
Das dreyzehende Band
Titel:
" Der mitleydende Nothelffer bringt widerumb verlorne Sachen."
Einführungs-Gedicht:
Ist
billich groß zu machen
Antoni dein Gewalt
Der du verlorne Sachen
Erhaltest der gestalt
Das auff dein Fürbitt künden
Wie Padua bekennt
Verlorne Sachen finden
Vil tausent unernennt.
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Von
gleicher Macht und Kräfften
Sagt Inchenhofen auch
Wo solicher Geschäfften
Ein alt bekannter brauch
S.Leonhard erkoren
Zu diser Wunderthat
Gar offt, was hin, verloren
Gebracht, gefunden hat.
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(14)
Das vierzehende
Band
Titel:
" Unser liebreicher Gutthäter hilfft auch denen, so vom Schlag
oder Gewalt Gottes berührt worden."
Einführungs-Gedicht:
O
Schwäre Gottes Hand
Wie pflegst allhie zu Land
So starcke Straich zuführen!
Den du getroffen hast
Muß ligen underm Last
Kan sich darvor nit rühren.
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S.Leonhard
ein Heldt
Ein Riß, von Gott erwehlt
Wer will sein Macht ergründen ?
Der offt behüet, erhalt
Und hilfft wans Gott gefalt
Die schlagend Hand kan binden. |
In Aichach/Oberbernbach
erlitt Hans Taschenmann im Jahr 1592 einen Schlaganfall, der seine
linke Seite lähmte. Er konnte acht Wochen die Hand nicht mehr bewegen
und war äußerst besorgt. Da versprach er eine Wallfahrt nach
Inchenhofen, bei der er vier Kreuzer in den dortigen Opferstock werfen
und als Votivgabe eine wächserne Hand mitbringen werde. Die weitere
gesundheitliche Entwicklung wird nicht deutlich erklärt; doch die
Erkrankung des Patienten scheint sich wenigstens nicht weiter verstärkt
zu haben.
Originaltext:
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"Hansen
Taschenmann von Perenbach im Blumenthaler Hofmarck bey Aichach hat
Göttlicher Gewalt die lincke Seiten berührt und dermassen
getroffen, daß er vermaint, er werde von Sinnen kommen. Auch
in 8 Wochen selbe Hand nit bewögen können. Verhaißt
sich hieher mit einer wächsenen Hand, 2 Pfund schwer unnd 4
Kr. in Stock, ist allerdings behüetet worden unnd jhm ferner
nichts gefährliches widerfahren."
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(15)
Dasfünfzehende
Band
Titel:
"Der miltreiche Nothelffer Leonhardus erledigt auß Fewrsgefahr."
Einführungs-Gedicht:
Drey
Männer in dem Fewr, gebunden in den Flammen
Lebendig unverletzt erhalten sich beysammen.
Diß Wunder sahe zwar Nabuchodonosor
Und sahe, was er nie gesehen hat zuvor.
Die Bänder auffgelößt, gefallen seynd von
jhnen
Ist zwischen denen auch der vierte Mann erschinen
Zwar alle vier zugleich fortsangen Gottes Lob
...kamen auß dem Fewr nach außgestandner Prob.
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Wer
muß dann diser Mann, der vierdte seyn gewesen
In dessen gegenwart sich solche Bänder lösen ?
Erkandtlich sagen wir, sey Göttlich sein Gestalt
Daß jhm der wahre Gott hab geben den Gewalt,
Wir sagen, Er sey der, der ja mit Himmelskünsten
Offt milt und hilffreich uns erschinen bey den brünsten.
An Hauß und Hof bißher das best allzeit gethan
Jhm, aber Gott voran, danckt jeder Bidermann. |
Im
Jahr 1594 brannte es in Hebertshausen. Georg Westinger fürchtete
um Hab und Gut. Da rief er die Fürsprache des
hl.Leonhard an und versprach, der Wallfahrtskirche
Inchenhofen eine Kuh zu vermachen. Und tatsächlich erlitt er durch
den
Brand keinen Schaden.
Originaltext:
|
"Georg
Westinger von Hebertzhausen, Dachawer Landgerichts, zaigt an, daß,
als gehling (?) ein Brunst entstanden unnd er scheinbarlicher
Gefahr halben, an allem dem seinen schon verzweifflet, hab er endlich
alles dem Schutz unnd Schirm S.Leonhardi ergeben, ein Kuh nacher
Inchenhofen versprochen unnd hierdurch alles ohne Schaden erhalten."
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Im
Jahr 1595 brannte in Oberdorf bei Tandern ein Stadel. Die
Nachbarin Barbara Laisinger befürchtete, das Feuer könnte auf
ihr Haus übergreifen. Da kam ihr St.Leonhard in
den Sinn und sie glaubte, der Heilige fordere für seine Hilfe eine
Kuh. Die Frau
willigte ein und versprach, der Kirche in Inchenhofen
diese Kuh (oder deren Wert oder eine Vortivfigur ?) zu bringen.
Daraufhin wurde ihr Anwesen vom Feuer verschont.
Originaltext:
|
"Als
Barbara Laisingerin von Oberdorff Aicher Landgerichts jhres nächsten
Nachbarn Stadel brinnen unnd das Fewr so starck auff ihr Hauß
zutringen gesehen, daß sie alle augenblick nit gewißt,
wann jhr Hauß auch angehe, kombt jhr S.Leonhard für,
sie soll ein Kuh gen Inchenhofen versprechen. Wie sie hierein verwilliget,
ist jhr alles trewlich und unversöhrt behüetet worden."
|
Auf
die gleiche Art wie Barbara Laisinger in Oberdorf hatte Martin Westermayr,
der Bäcker in Massenhausen (bei Fahrenz-
hausen) im Jahr 1595 sein Haus vor Feuersschaden
gerettet. Er gelobte, ein kleines Holzhaus als Votivgabe nach Inchenhofen
zu bringen.
Originaltext:
|
"In
gleicher weis hat auch Martin Westermayr, Beck zu Mässenhausen
im Freisinger Gericht, sein Hauß durch Glübd eines höltzernen
Häußleins allher zubringen, vor Fewrsschaden wider männiglichs
verhoffen, erhalten."
|
Im
Bericht Nr. XIV des 15.Bands sind gleichartige Fälle aus dem Jahr
1596 zusammengefasst, in denen ein Hilferuf zu
St.Leonhard das Haus vor Feuer gerettet hat. Darunter
sind auch die Familien Seitz aus Langenpettenbach, Schneider aus
Weng bei Fahrenzhausen und Schmid (wohl) aus
Petershausen.
Originaltext:
|
"In
disem Jahr (1596) bedeuttet uns mit glaubwürdiger Zeugnuß
Leonhard Zeller von Eittingen im Freysinger Gericht, wie daß
er in 2 erschröcklichen Brünsten, deren aine 1594, die
andere diß Jahr in berührtem Eitting fürüber
gangen und jedesmal uber 80 Fürst (Dachfirste) in die
Aschen gelegt worden. Hab allemal ein Kuh gen Ichenhofen verlobt.
Jnmassen er beede an S.Udalrici Tag (4.Juli) hergebracht
und seinem Beschützer, dessen Beystand wunderlich genossen
mit inbrünstiger Andacht geopffert.
Nit ungleiche Hilff haben in gleicher Fewrsnoth mercklich verspürt
Hanß Seitz von Langenpedenbach im Cranspurger Gericht, ...
Barbara Schneiderin von Wengen im Mässenhauser Gericht... Anna
Schmidin von Petertzhofen (? wohl Petershausen)...welche
sich dann alle gegen jhrem trewen Fürbitter versprochnermassen
mt underschidlichen Opffern danckbarlich eingestellt."
|
Ein
paar Jahre später, im Jahr 1600, brannte es in der Werkstatt
von Schmid Hans Hirschvogel aus Tandern. Er befürchtete,
auch sein daneben stehendes Wohnhaus und die Scheune könnten
von den Flammen erfasst werden. Da versprach er, ein
Holzhäuschen als Votivgabe nach Inchenhofen zu
bringen. Sein Gebet hatte Erfolg; er erlitt keinen weiteren Schaden.
Originaltext:
|
"
Hanß Hirschvogel von Dandern erzehlt warhafftig, daß
er als jhm sein Schmidten verbrunnen, sein nächst darbey stehendes
Hauß und Stadel vor solcher Gefahr zubeschützen, hab
ein höltzenes Hauß und Stadel nach Inchenhofen versprochen
und also ohne mehrern Schaden darvon kommen."
|
Im
Jahr 1605 gab es einen Großbrand in Fahrenzhausen.
Man fürchtete, das ganze Dorf mit Kirche, Häusern und Städeln
werde abbrennen. Da wendeten sich die Ortsbewohner unter
Führung von Michael Rotten an St.Leonhard und versprachen,
eine Votivgabe in Form eines Hauses aus Eisen nach Inchenhofen
zu bringen. Nach diesem Gelöbnis ist nur noch ein Haus
abgebrannt; die übrigen Gebäude wurden verschont.
Originaltext:
|
"Zu
Farenzhausen im Dachawer Landgericht hat sich ein sehr starcke Brunst
unversehens erhebt, also, daß man besorgt, es werd das gantze
Dorff, Kirchen, Häuser und Städel verbrinnen müssen.
Nun
in solch erschröcklichem Laid, verlobt ein gantze Nachbarschafft,
auß antrib Michaels Rotten allda, nacher Inchenhofen ein eysenes
Hauß. Nach diesem Glübd ist allein das erste Hauß
durch sonderbaren Schutz unnd Schirm deß Großmächtigen
Himmelsfürsten verbrunnen und sonst keinem ainiges Laid widerfahren."
|
1615
brannte es im Wald um Petershausen. Da versprach die Pfarrei, dem
hl.Leonhard für Inchenhofen ein ewiges Licht
(große Kerze) zu stiften. Dieses Versprechen
geriet wohl über den 30jährigen Krieg in Vergessenheit. Jedenfalls
fühlten sich
die Petershausener 1657 durch ein weiteres Feuer
zur Erneuerung der Kerze angemahnt.
Originaltext:
|
"Petershausen
im Cransperger Landgericht, welche Pfarr umb abwendung deß
wilden Fewrs Anno 1615 Gott und dem H.Leonhardo zu Ehren ein ewiges
Liecht in seinem Gottshauß allhie zubrennen verlobt und Anno
1657 durch das wilde Fewr zu ernewerung ermahnet, die Kertzen wider
auffgerichtet haben. "
|
Weitere Kerzen stifteten um die Zeit des 30jährigen Kriegs auch
die Pfarreien:
Tandern und Hirtlbach.
Im
Jahr 1637, mitten im 30jährigen Krieg, gab es durch
die Plünderungen und Brandschatzungen der schwedischen und
kaiserlichen Heere auch für St.Leonhard als Fürbitter
bei Gott viel zu tun. Nicht jedes Hilfeersuchen der geplagten Menschen
wird Inchenhofen erreicht haben. Dennoch kamen so viele
Meldungen, dass der Autor des Mirakelbuchs nur noch Kurzfassung-
en der Ereignisse eintrug.
Auch in Tandern brannte es. Die beiden
Frauen Eva Begl und Anna Strigl konnten ihre Häuser retten, indem
sie S.Leonhard um
Fürbitte bei Gott anriefen. Zum Dank brachten
sie nach Inchenhofen zwei wächserne Häuschen als Votivgaben
sowie 20 + 2
Kreuzer in den Opferstock.
Originaltext:
|
"Ob
sich schon in disem Jahr dergleichen Gutthaten vil befinden und
wie laider wol bekandt die Schweden unnd Franzosen sehr vil Ort
in Brand gesteckt, hab ich doch geliebter Kürtze halber nur
folgende verzaichnen wollen. ...Vor anderer Brunst Gefährligkeit
so sich zu Dandern eraignet, haben auch ihre Häuser glücklich
errettet: Eva Beglin und Anna Striglin. Deswegen dise jhrem Beschützer
S.Leonhardo ein wächsenes Häußlein und 2 Kr., jene
auch ein wächsenes Häußlein und 20 Kr. zu Danck
verehrt. "
|
Die
Situation änderte sich in den nächsten Kriegsjahren kaum. Auch
1641 bedankte sich eine Frau aus Tandern für die Hilfe
bei
der Verschonung ihres Hauses vor dem Feuer.
Originaltext:
|
"Damit
Höf und Häuser under der Kriegs-Unruh jhnen vor Brand
bewahret wurden haben
Anna Schreiberin von Cranspurg mit anderthalb Pfund Wachs,
Elisabeth Reiserin von Betterstorff mit einem jährlichen halben
Batzen, so lang sie lebt,
Maria Stainlin von Dandern mit 24 Kr.,
Hanß Härtel von Hetzenhausen mit einem wächsenen
Häußlein unnd
Andreas Jäger von Underwittelspach mit einer H.Meß und
2 Kr. in Stock
S.Leonhard zuversichtlich anvertraut und seynd jhres verlangen gnädig
habhafft worden."
|
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(16) Das
sechszehende Band
Titel:
"Der H.Leonhardus erledigt die vom bösen Geist Beseßne
und Angefochtene."
Einführungs-Gedicht:
Wer
endlich wissen will, was er hab Gott zudancken
Betracht ein Ebenbild, ein beyspihl an den Kranken.
Seh an den underschid, seh an den armen Stand
Der Trübfal, Peyn und Qual, anfechtung hie zu Land
Zu wünschen wär voran, zwar jedem Gott vergeßnen
Daß er ansehen soll mit Augen ein Beseßnen.
Wie wurd jhm seyn zu Muet, was wurd jhm fallen ein ?
Nichs anders als ein Prob der schweren Höllen Peyn.
Ein solich armer Mensch, kein Mensch ist an Geberden
Er kan auch einem Vich nit wol verglichen werden.
Er wird regiert vom Geist, der jhn besessen hat
Ist auch demselben gleich an Stärck unnd Ubelthat.
|
|
Man sicht, wie manichfalt er sein Gestalt veränder
Zerbrech mit ungestümm die ketten strick unnd Bänder
Das köndte freylich nit ein Mensch auch unsdiscret
Wann jhn deß Teuffels Band nit vor gebunden hett.
Ein jede Seel im Tauff, so bald ein Mensch geboren.
Hat Gott als ein Gespöß, getrew zuseyn geschworen.
Wird aber diser Aid auß Boßheit, Blödigkeit
Vergessen unnd hernach die Seel den Feind zur beut,
Wolan es ist gleichwol ein stärckerer zufinden,
Der eben disen Feind erlegen kan und binden.
Er kan jhn treiben auß, er kan jhn jagen fort,
Das kan der groß Patron allhier an disem Ort. |
Im Jahr 1513
suchte der Bauer Leonhard Hüter aus Vierkirchen zwei seiner
Kühe im Wald. Dort begegnete er dem "Fürsten der Finsternis",
also dem Teufel, in Gestalt eines Kalbes. Dieses Kalb wollte den Bauern
in die Irre führen, um ihn -so glaubt jedenfalls Leonhard Hüter-
zu erwürgen oder sonst einen Schaden zuzufügen. Der Bauer bekreuzigte
sich, rief St.Leonhard zu Hilfe und versprach eine Votivgabe in Form von
zwei eisernen Kuhfiguren. Daraufhin verschwand das Kalb, einen großen
Gestank hinterlassend und die beiden gesuchten Kühe tauchten wieder
auf.
Originaltext:
|
"Leonhard
Hüeter von Firkirchen manglete Abends spat, da er sein Heerd
Vich eintreiben wolt, 2 Küh. Eylt also dem Wald, darinn er
solche gewaidet, zu, im selbigen solche zusuchen. Wurd aber von
der schnell herbey kommenden Nacht, so dem Fürsten der Finsternuß
lieb war, uberfallen. Diser begegnet ihm in Gestalt eines Kalbs,
so jhn vom rechten Weeg zuweisen und vermuetlich, wo nit gar zuerwürgen,
doch Schaden zuzufügen begehrte. Darob sich ermelter Huetter
mit Schröcken entsetzt mit dem H.Creutz bezaichnet, auch 2
eysene Küh zu S.Leonhard verhaissen. Demnach ist das vermumbte
Kalb mit hinderlaßnem grossen Gestanck verschwunden unnd er
beede Küh behend gefunden."
|
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(17) Das
sibenzehente Band
Titel:
"Der hochberühmte Nothelffer S.Leonhard kombt zu Hilff in
gefährlichem Halswehe, Geschwulst und allerley
üblen
Zuständen"
Einführungs-Gedicht:
Mit
grossem Trost zur ersten Zeit
Hat sich berühmt die Christenheit
Der Glauben war bestättigt
Von Zaichen vil ersättigt.
|
|
Dieweil die fromm Apostel Schar
Darzu von Gott erkoren war
Sein Allmacht anzukünden
Zulösen und zubinden.
Der Eyfer in dem ersten Stand
Ist noch in unserm Vatterland
Kein Trübsal wird jhn ringern.
|
|
S.Leonhard erwöhlt von Gott
Will helffen uns auß aller Not
Wills gleich thun den zwölff Jüngern
Und laßt erkennen klar darbey
Daß er ein Jünger Christi sey. |
Eine Frau Apollonia aus Altomünster hatte 1560
einen Knaben mit Schäden am Kopf geboren. Sie gelobte, eineinhalb
Pfund
Wachs nach Inchenhofen zu bringen. Der Junge wurde geheilt.
Originaltext:
|
"Apollonia
von Altomünster, Knäblein mit offnem Schaden im Kopff geboren.
Hat S.Leonhard durch Gelübd
anderhalb Pfund Wachs gehailet." |
Anna Leystmayr aus Altomünster wurde 1513
beim Teileinsturz der Klostermauer verschüttet und lag eine Viertelstunde
unter
dem Schutt. Ihre Eltern gelobten, ein wächsernen Kranz
nach Inchenhofen zu bringen, wenn die Tochter überleben würde.
Das
geschah; das Kind wurde vollständig gesund.
Originaltext:
|
"Auff
Anna Leystmayrin zu Altomünster ist unversehens im fürüber
gehen die Klostermaur gefallen, mit 3 Fueder Koth und Stainen also
überschüttet, daß bey einer Viertelstund sie aller
muetmassung nach todt darunder gelegen. Da sie aber von ihren lieben
Eltern gen Inchenhofen mit einem wächsenen Kränzel verlobt
worden, ist sie gleichsamm von Todten erstandne wider zu jhr selber
unnd bald hernach zu völliger Gesundheit kommen." |
Leonhard Veit von Ainhofen war im Jahr 1513 18
Wochen lang an der Ruhr erkrankt und geriet in akute Lebensgefahr. Er
versprach eine Wallfahrt nach Inchenhofen zu machen und eine
hl. Messe lesen zu lassen. Da wurde Leonhard Veit wieder
gesund. Der Originaltext im Mirakelbuch lautet:
|
"Leonhard
Veit von Ainchhofen hat die 18 Wochen wehrende rothe Ruhr in äusserste
Lebens Gefahr gesteckt, aber auff verhaissung einer Wallfahrt und
einer H.Meß zu Stund an verlassen." |
Frau Catharina Kneus aus Stadelham bei Hilgertshausen
hatte 1589 einen Sohn, der 16 Wochen lang seinen Mund nicht öffnen
konnte. Erst nach dem Versprechen einer Wallfahrt nach Inchenhofen
und der Opferung eines halben Pfundes Wachs gelang
dies wieder.
Originaltext
|
"Catharina
Kneusin von Stadelhaim Aicher Landgerichts hatte einen Sohn, der in
16 Wochen den Mund nit können auffthun. Da er sich aber allher
mit einer Kirchfahrt unnd erbettletem halben Pfund Wachs verlobt,
ist ihm der Mund von Stund an wunderlich eröffnet worden." |
Im Jahr 1590 wurde Andreas Schreyer in einer Lehmgrube bei
Stumpfenbach verschüttet. Seine Kollegen bemerkten es nicht
und trampelten auf dem unter dem Lehm liegenden Opfer
unabsichtlich herum. Erst nach einer halben Stunden hörten sie
sein Stöhnen und bargen ihn. Zuvor hatte Andreas
Schreyer in seiner Lebensgefahr eine Vision erlebt, in der St.Leonhard
zu
ihm sagte: "Bring in meine Kirche zu Inchenhofen
ein Pfund Wachs". Er willigte in den Vorschlag ein. Bald darauf wurde
Andreas
gefunden und gerettet.
Originaltext:
|
"Andreas
Schreyer von Stumpffenbach hat in einer Mörgelgruben gearbeitet
und außgeführt, welche unversehens ob jhm eingangen und
also verschüttet, daß er ein halbe Stund under dem Koth
gelegen, zu dem seynd die andere Mitarbeiter unvermerckt, so lang
auff jhm umbgangen, biß sie ihn schreyen hören. In diser
Lebensgefahr hat sich jhm S.Leonhard mit disen tröstlichen Worten
erzaigt. Bring in mein Kirche zu Inchenhofen ein Pf.Wachs. In welches
als er verwilliget ist er alsbald von seinen Mitarbeitern außgraben
unnd unverletzt erhalten worden." |
1591 blieb der Frau Elisabeth Jacob von Lampertshausen
bei Jetzendorf beim Essen ein Knochen im Hals stecken. Er konnte
2 Wochen nicht entfernt werden. Frau Jakob drohte zu
ersticken. Ihre Tochter rief den hl..Leonhard zu Hilfe und versprach,
1 1/2 Pfund Wachs nach Inchenhofen zu bringen und dort
zudem 3 Kreuzer in den Opferstock zu werfen. Daraufhin löste sich
der Knochen und bereitete keine Probleme mehr.
Originaltext:
|
"Elisabeth
Jacobin von Lampertzhausen hat 14 Tag ein Bain im Halß gehabt,
also, daß jedermann neben jhr besorgte, sie müsse ersticken.
Als sie aber von jhrer Tochter mit anderhalb Pf.Wachs und 3 Kr.in
Stock verlobt worden, ist besagtes Bain ohne Schaden von jhr gangen
und weitern Mangel nit hinderlassen." |
das neugeborne Kind der Schmieds von Oberbachern kam 1622
mit zwei hässlichen Muttermalen auf die Welt, die durch kein
anderes Mittel als durch einen Hilferuf an St.Leonhard
und dessen "kräftige Fürbitte" entfernt werden konnten.
Originaltext:
|
"Hansen
Stromayrs, Schmid zu Oberbachern Gumpenberger Hoffmarck, erstgebornes
Kind hat zwo häßliche Muttermalen mit sich auff die Welt
gebracht, die durch kein mittel als S.Leonhardi kräfftige Fürbitte
zuvertreiben waren." |
Hans Baumann aus Lauterbach (Gemeinde Fahrenzhausen) hatte
1644, mitten im 30jährigen Krieg, bei der Feldarbeit einen
Unfall. Er fiel in eine Egge und das Pferd fiel auf ihn.
Dadurch erlitt Baumann erhebliche Verletzungen, die nach einer Gabe in
den Opferstock von Inchenhofen wieder heilten.
Originaltext:
|
"Hanß
Pawman von Lauterbach im Cranspurger Landgericht ist in ein eisene
Eggen und das Pferdt auff jhn gefallen, wie auf gleichermassen Hanß
Kramer von Holzen Rhainer Landgerichts, die beede häfftig beschädigt.
--Annebens aber haben sie sich allhero mit unbenambstem Opffer in
Stock .. verlobt und dardurch den Inchenhofischen Samaritan zu hailmachung
bewögt." |
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(18) Das
achtzehente Band
Titel:
"S.Leonhard erfrewet die schwärlich gebärende Frawen,
erlangt auch von Gott den unfruchtbarn Eltern
Leibsfrucht
und Kinder"
Einführungs-Gedicht:
Weil Eva sich vergessen
Am Apfel also rot
Zerbrochen so vermessen
Das ring und leicht Verbot
So wird an ihren Töchtern
All menschlicher Geschlechtern
Gerochen diser Fall
|
|
Ein jede muss anhören
In Schmertzen wirst gebären
Ach armes Jammerthal !
Ein Zuflucht und Vertrawen
Bei so betrübter Pflicht
Bekannt bey Mann und Frawen
S.Leonhard verspricht
|
|
Der ist schon beygestanden
Bey Lebenszeiten zwar
Er hilfft von Mutter Banden
Gar offt noch auß Gefahr
Sein Lob ist nit zumindern
Der Namen triumphirt
Mit Leibesfrucht und Kindern
Er manchen Ehestand ziehrt.
|
Elisabeth Perckmayr aus Berghofen musste im Jahr 1621 drei
Tage und drei Nächte starke Geburtsschmerzen erleiden, weil sie
nicht gebären konnte. Als sie den hl.Leonhard
angerufen und gelobt hat, eine Wallfahrt nach Inchenhofen zu unternehmen
und 1 Kreuzer in den dortigen Opferstock zu legen,
wurde alles gut. Der Text steht im großen Mirakelbuch, unter der
Kapitelüberschrift "S.Leonhard erfrewet
die schwärlich gebärende Frawen, erlangt auch von Gott den unfruchtbarn
Eltern
Leibsfrucht und Kinder". Der Originaltext über
die Begebenheit von 1621 lautet:
|
"XXX.
Elisabeth Perckmayrin von Berghoven lag drey Täg und Nächt
in grausamen Kindsschmerzen, könte dannoch nit gebähren
biß sie sich nach Inchenhofen mit 1 Kreuzer verlobt. Alsdan
hat sich geschwind ein frische Frucht erzaigt und ist sie aller Gefahr
wunderlich entgangen ".
|
Helena
Zimmermann von Steinkirchen hatte 1592 Zwillinge geboren,
die nach der Geburt, ohne Taufe, gestorben sind. Sie
machte eine Wallfahrt nach Inchenhofen und brachte
als Votivgabe eine Kinderfigur aus Wachs mit. Beim nächsten Kind
ging
alles gut und es konnte getauft werden.
Der
Originaltext lautet:
|
"Helena
Zimmermännin von Stainkirchen hat auf 1 mal zway wol zeitige
Kinder gebohren, welche gleich hernach ohne den heiligen Tauff gestorben.
So die Mutter nit wenig schmertzte. Verlobt derowegen in hiesiges
Gottshaus ein wächsenes Kindle unnd auff den Laimberg ein Westerhemerle.
Ist nach dem Glübd deß dritten erfrewet und solches getaufft
worden. "
|
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(19) Das
neunzehente Band
Titel:
"Der H.Leonhardus wendet die Leibsschäden und Gichbrüch"
Einführungs-Gedicht:
In
allen Facultäten
Will unser Artzt sich oben
Gebetten, ungebetten
Sein hilff gar nit auffschieben.
So mehre seinen Tittel
Wer je will hülff geniessen
Wem sonst kein anders Mittel
Will manchesmal erspriessen.
|
|
Begehr
von Gott den Segen
Auß dessen Krafft wird legen
Der Artzt sein erstes Band
Vil tausent Patienten
Bezeugen, mit Patenten
Das dort und hie zu Land
Nit abgekürtzt sein Hand.
|
Stephan
Spilberger aus Hohenzell war mit einem Bruch behaftet und befand
sich in einem gesundheitlich armseligen Zustand.
1506 hatte er eine Vision. Es erschien ihm St.Leonhard,
der ihm riet, für seine Gesundheit eine Wallfahrt nach Inchenhofen
zu
machen. Spilberger sagte zu und versprach, sogar nackt
dahin zu gehen und eineinhalb Pfund Wachs zu opfern. Bald schon
merkte er eine Besserung seiner Gesundheit. Die Vision
war also nicht nur ein Traum.
Originaltext:
|
"
Stephan Spilberger von Hochenzell so mit dem Bruch armselig behafftet,
ist ainest S.Leonhard sichtbarlich erschinen, befehlend: Er soll umm
erlangung seiner gesundheit nacher Inchenhofen in sein Gottshauß
walen. Er gehorchet und verhaist, dahin nacket zugehn, anderhalb pfund
Wachs zuopffern und verspürt auß wunderbarlicher hailmachung,
das solches Gesicht nit ein läerer Traum, sonder ein getrewe
Ermahnung gewesen." |
Sechs
Jahre später, 1512, kam Barbara Bäurin von Hohenzell
neben anderen Wallfahrern mit Leibschäden nach Inchenhofen
und bedankten sich bei St.Leonhard für seine Hilfe.
Originaltext:
|
"Mit
danckbarem Gemüt und Gott wolgefälligem Opffer haben sich
dises Jahr allhie abfindig gemacht, den Himmelsfürsten Leonhardum
lobend und preysend, weilen Er jhnen die durch Leibsschäden zerbrochne
gesundheit wunderbarlich wider ergänzt hat.: Barbara Bäurin
von Hochenzell ........." |
Hans
Dammer aus Hilgertshausen hatte 1571 einen offenen Leibschaden,
der ihn schon drei Jahr lang plagte. Es schien kein
anderes Mittel mehr zu geben, als eine Operation, die
im Mirakelbuch als "abscheulicher Schnitt" bezeichnet wird.
Eine Bitte an
St.Leonhard hatte Erfolg.
Originaltext:
|
"Hanß
Dammer von Hilckertshausen hatte einen offnen Leibsschaden, der drey
Jahr nit ohne Schmertzen starck geflossen. War auch hierfür ainigs
Mittel nit mehr übrig, als der abschewliche Schnitt. Dem vorzukommen
ruefft er zu S.Leonhard umb fürbittende hilff bey Gott, Anverlobt
einen wächsenen Mann. Demnach fangt der Schaden an zugeschweren
und ohn all andere Mittel zuhailen." |
Barbara
Widmann aus Großeisenbach (jetzt Gem.Fahrenzhausen) hatte
einen Knaben, dessen gesundheitlicher Zustand
wegen eines Bruchs angespannt war. Ihm drohte eine
Operation, die 1594 generell gefährlich war. Da wandte sich
die Mutter
an St.Leonhard und versprach eine Wallfahrt nach Inchenhofen
mit 1 Pfund Wachs und 2 Pfennig in den Opferstock. Da
verschwand der Bruch von selbst.
Originaltext:
|
"Nit
weniger als 1 Pf.Wachs und 2 Pfen. in Stock verspricht Barbara Widmann
von Eisenbach in Mässenhausser Landgericht. Jhr Knäble,
welches so schwärlich zerbrochen war, daß es, aller mainung
nach ungeschnitten nit möchte gehailet werden. Allhero mit enem
eisenen Niderklaid war nach allen dreyen die Brüch also behend
verschwunden, daß sie nichts ubels mehr darvon empfunden, noch
gefunden haben. " |
Hans
Zacherl aus Hadersried bei Odelzhausen hat 1596 seinen Sohn
wegen eines Bruchs dem hl.Leonhard verlobt, weil sie
keinen anderen Rat wussten. Daraufhin wurde das Kind
erstaunlich schnell gesund.
Originaltext:
|
"
Hanß Zächerle von Hädersried in Planecker-Hoffmarck
und Matthaeus Hainrich von Thierhaupten haben jhre 2 brüchige
Söhn....weilen sie kein gewissere zuflucht als zu dem grossen
Inchenhofischen Nothelffer wüste, allhero verlobt und hier durch
selben ins gesambt verwunderlich schnelle gesundheit erworben."
|
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
(20) Das
zwaintzigiste Band
Titel:
"Der H.Fürsprecher S.Leonhard erhalt unnd beschützt
vor Hagel, Schaur, Blitz und Donnerstraichen denselben,
welcher
jhn andächtiglich anruefft. "
Einführungs-Gedicht:
Sobald
nur bey dem Sonnenschein
Sich Adam hat gelassen ein
Und Eva wolt ein Göttin seyn
Betrogen von der Schlangen.
Ein Regen ist auffgangen
Und hat sich alles ungenaigt
Unfreundlich wider uns erzaigt.
|
|
Ach
Ellend arme Götter !
Was macht jhr für ein Wetter ?
Der Blitz, der Schaur, der Hagel dick
Hat Ketten, Sailer, Band und Strick
Herabgeworffen hauffenweiß
Vertriben auß dem Paradeyß.
|
|
Und
hat ja freylich noch kein End
Das traurig Hochgewitter
Doch wird es gütig abgewendt
Durch tröstliche Vorbitter
S.Leonhard im Himmelsal
Erzaigt sein Hilff dem Jammerthal.
|
In
Lanzenried bei Indersdorf gab es 1571 ein starkes Gewitter
mit Hagelschlag. Der Bauer Sebastian befürchtete, bei
anhaltendem Gewitter einen noch größeren
Schaden zu erleiden. Er bat St.Leonhard, das Unheil abzuwenden und versprach
ein Wageisen mit 20 Kreuzern nach Inchenhofen zu bezahlen.
Darauf entwickelte sich der Hagel in einen Landregen.
Damals begann die kälteste Periode der kleinen
Eiszeit, die bis 1630 dauerte und eine schlimme Hungerkrise auslöste.
01)
Die
Schuld daran wurde vor allem den Hexen gegeben, aber
auch den Pfarrern, die sich nicht ans Zölibat hielten.
Originaltext:
|
"
Als Sebastian von Lantzried under wehrendem Hochgewitter vom Schaur
allberait schon zimblichen Schaden erlitten, verlobt er umb gnädige
abwendung S.Leonhard, ein Wageysen mit 20 Kreutzer zubezahlen. Wornach
sich die groß unnd häuffige Stain in einen fruchtbaren
Regen resolvirt und besagtes Wetter wol abgangen." |
Obwohl
es in Thalhausen bei Altomünster 1583 und 1584 große
Hagelschläge gegeben hatte, haben die Felder von Leonhard
Zettel keinen Schaden erlitten. Der Bauer führt
das auf seine beiden Wallfahrten nach Inchenhofen zurück, bei denen
er
jedesmal ein Pfund Wachs geopfert hatte.
Originaltext:
|
"Obwoln
zu Thalhausen zwey Jahr nacheinander sehr grosse Stain auß den
Regenwolcken gefallen, haben sie doch Leonhardi Zettels Feldern kein
Schaden zugefügt, weiln er solche dem Inchenhofischen Leonhardo
eyfrig empfohlen, mit Glübd dessen Capellen zwey Jahr Pilgrambsweiß
zu besuchen und jedesmal ein Pfund Wachs zuopffern. " |
1602
schlug ein Blitz in das Haus von Leonhard Denk in Giesenbach bei
Kranzberg ein und traf dessen Frau am Kopf und am
Fuß. Sie stürzte zu Boden und alle glaubten,
sie sei tot. Da versprach der Bauer eine Wallfahrt nach Inchenhofen mit
einem
wächsernen Häuslein als Votivgabe. Sogleich
kam die Frau wieder zu sich, strich mit der Hand über den verletzten
Fuß und
hatte keine Schmerzen mehr.
Originaltext:
|
"Leonhard
Dencken von Giessenbach im Cranspurger Gericht hat das Wetter an S.Joannis
Baptistae Fest in den Kasten und seiner Haußfrawen so 2 Kinder
bey jhr gehabt, oben an dem Kopff herab geschlagen und an einem Fuß
gestraiffet also daß der Schuch zerschmettert. In diesem Schröcken
ist sie zu Boden gefallen, daß man sie für todt umbgezogen.
Er aber hat se mit einem wächenen Häußlein hieher
verlobt welche nach dem Glübd alsbald zu ihr selber kommen, hat
den Fuß mit der Hand gestrichen und keinen Wehetag mehr daran
empfunden." |
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(21) Das
ain und zwaintzigiste Band
Titel:
"Der wunderthätige Medicus erledigt mit seiner Himmelskunst
von allerley Fieber."
Einführungs-Gedicht:
Was
Damia und Cosmas kan
Daß Todtenbänder weichen
Macht auch ohn alle Medicin
Weil alle Plagen weichen hn
S.Leonhard im gleichen.
|
Zwei Frauen aus Randelsried hatten im Jahr 1621 acht
Wochen lang das "hitzig Fieber" (wahrscheinlich Typhus).
Man
glaubte, die Erkrankten seien ihrer Sinnen und Vernunft
beraubt. Nach Anrufung von St.Leonhard und dem Versprechen, eine
Wallfahrt nach Inchenhofen zu unternehmen, sei die
Krankheit wieder verschwunden.
Originaltext:
|
"1621
IX. Als Eva Stockmayrin und Anna Fischerin beyde von Randelzried /Aicher
Landgerichts das hitzig Fieber acht Wochen lang so häufftig gehabt,
daß sie underweilen gar jhrer Sinnen unnd Vernunfft beraubt
worden, haben sie sich beede zu S.Leonhard jede mit 2 Kr. in den Stock
neben einer Wallfahrt getröster Hoffnung verlobt und seynd beyde
geschwind darvon erledigt worden." |
Im Jahr 1639, mitten im 30jährigen Krieg, hatte
auch Balthasar Baumgartner aus Tandern das hitzig Fieber. Er war
gesundheitlich so angeschlagen, dass er an sein baldiges
Ende dachte. Da erinnerte er sich an St.Leonhard, den
"wundertätigen Beichtiger", ver-sprach
ihm eine Wallfahrt nach Inchenhofen mit anderhalb Vierling Wachs (0,375
Pfund). Bald
darauf wurde er gesund und blieb es.
Originaltext:
|
"Allweil
in Balthasar Baumgartner von Dannern schlechte Hoffnung längern
Lebens hatte, dann ihn das langwirig hitzig Fieber so erbärmlich
zugericht, daß er berait am Leben unnd menschlicher Hilff verzagt,
erinnerte sich aber deß wunderthätigen Inchenhofischen
Beichtigers, verlobt dahin ein Kirchfahrt, neben anderhalb Vierling
Wachs unnd erwirbt beständige Gesundheit, die er anderswerts
lang vergebens erwartet hat." |
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(22) Das
zway und zwaintzigiste Band
Titel:
"Der wunderbarliche Nothelffer S.Leonard erweckt und erquicket
die für todt gehaltene und Abgestorbne."
Einführungs-Gedicht:
Nach
der Poeten Sag, drey Göttin seynd ernant
Auff deren Huld allhie das zeitlich Leben spannt
Dann so lang wir seynd hie bey denen in Genaden
So spinnen Sie wol fort an unserm LebensFaden
Wann aber Ihrem Sinn die Zeit zuwider ist
So schneiden sie bald ab die schwache LebensFrist.
Darauff kommt auch der Tod mit einer starcken Ketten
Und wil uns führen fort zum hauffen der Ertödten.
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Will machen an sein Band ein unbekandten Knupf
Das ist geschehen bald mit einem leichten Dupf.
Ihr Parcae lebet wol mit Haspel, Scher und Spindel
Unnd handlet wie beliebt mit letsten LebensStündel
Wir achten alles nit, spinnt oder schneidet ab
Weil ewer Gespunst allzeit ein ungewisse Gaab.
Und wann wir ligen schon gebunden in der Tieffen
Wir dannach wol getröst an unsern beystand rüeffen
Der Helffer, der aufflöst auch anknüpft ewr gespunst
Den Samson übertrifft mit stärck und Heldenkunst.
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Im Jahr 1410 fiel ein Bub in Pfaffenhofen in eine tiefe
Wassergrube, blieb dort lange liegen und schien ertrunken zu sein. Aber
Gott verlieh dem Kind -zur größeren Ehre
des hl.Bekenners Leonhard- das Leben wieder.
Originaltext:
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"
Zu Pfaffenhofen fallt ein Knab in ein tieffe Wassergrueben, darinn
er lang verbliben und letstlich gar ertruncken; dem aber Gott zu seiner
und seines H.Bekenners grösserer Ehr auff anrueffen das Leben
wider verlyhen." |
Im Jahr 1424 litt in München ein kleiner Bub an einer
im Bericht nicht genannten Krankheit und schien daran zu sterben. Er
atmete schon drei Stunden nicht mehr und alle glaubten,
er sei tot. Da versprach die leidtragende Mutter dem hl.Leonhard,
der Bub werde Zeit seines Lebens alljährlich eine
Wallfahrt nach Inchenhofen unternehmen. Und sogleich kehrte das Leben
in
den kleinen Körper zurück.
Originaltext:
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"Eine
tödtliche Kranckheit hat zu München einen Knaben seines
wenig jährigen Lebens unverhoffter weiß beraubt, den auch
wegen 3 Stund außgeblibnen Athem und Todesgestalten Angesicht
nach jedermann darfür angesehen. S.Leonhard wird andächtig
mit einer eylfertigen Wallfahrt von der laidtragenden Mutter ersucht,
unnd der todte Knab verpflichtet, jährlich all sein Lebtag dessen
Capellen zubesuchen, wofern jhm durch dessen Verdienst das ohn zweiffels
verlohrne Leben wider erthailt wurd, welches unverzüglich erfolgt." |
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(23) Das
drey und zwaintzigiste Band
Titel:
"Der trostreiche Nothelffer Leonhardus erledigt auch die Seelen
von den Banden der Sünden"
Einführungs-Gedicht:
Es
ist ein Wunderzaichen
Ein hartes Hertz erwaichen
Das von der Sünd abstehe
Den Weeg der Tugend gehe. |
Zubüssen, recht zubeichten
Will innerlich erleichten
Offt jrzend (!) ein Person
Auch unser groß Patron.
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In
Gesseltshausen (heute Gemeinde Fahrenzhausen) hatte Frau Obermayr, ein
"ehrliches Weib", im Jahr 1432 großen Ärger mit ihrer
Tochter. Die ließ sich nur 5 Wochen nach ihrer Hochzeit mit einem
Heiratsschwindler ein und folgte ihm in die Nähe von Nürnberg.
Der Mutter war außer sich, hatte große Sorge um ihre Tochter
und fürchtete zudem Schande und den Spott der Nachbarn. Da wandte
sie sich an St.Leonhard, versprach, eine Wallfahrt nach Inchenhofen mit
Opfer zu machen. Nach dem Gelübde wandte sich die Tochter nach achtwöchigem
Beilager vom Heiratsschwindler ab und kam wieder heim.
Originaltext:
|
"An
S.Johannis Baptistae Festtag hat sich allhie ein ehrliches Weib (so
man ins gemain die Obermayrin von Gesseltzhausen nennt) angemeldt
und uns berichtet, daß sie jhr leiblich unnd mannbare Tochter
unrlängstens verheurath, welche 5 Wochen nach der Hochzeit als
ein jung, schön unnd unverständiges Mensch von einem andern
Ehebrecherischen Mann, mit List hindergangen und verführt, Vatter
und Muter auch jhren Ehemann verlassen, mit besagtem Ehebrecher darvon
gezogen und jhm biß in die acht Wochen unfern Nürnberg
beygewohnt, welches der Mutter unerträgliches Hertzenlaid neben
grosser Schand unnd Spott verursachte. Was thät die trostlose
Mutter, so menschlicher Hilff unnd Rahts beraubt. Sie wendt sich durch
andächiges Gebett zu S.Leonhard, verhaißt dessen Gottshauß
mit Kirchfahrt zubesuchen und Opffer zubegaben. Was geschicht ? Nach
dem Glübd, so der abwesenden Tochter unbewußt, hatte sie
ainige Ruhe nirgents weder Tag noch Nacht, biß sie wider zu
der Mutter kehrt, mit welcher sie allhie erschinen und alles glaubwürdig
bezeugt." |
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(24) Das
vier und zwaintzigiste Band
Titel:
"Der H.Leonhardus erinnert die jenige, welche ihr Glübd in
vergessenheit stellen, die erzaigte Gutthat danckbar
abzustatten"
Einführungs-Gedicht:
Auß
dem armen Siechen Orden
Zehen seynd gerainigt worden
Und nur ainer hat gedanckt |
Wer gesund wird soll verzichten
Sein Glübd gmäß den Pflichten
Sonst er abermal erkranckt.
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Christoph Högmayr aus Massenhausen (Lkr Freising) war besorgt,
dass ein nicht engehaltenes Gelübde Unglück und Strafe
nach sich ziehen könnte. Dehalb hat er die
Kuh, die er vor 24 Jahren in Feuersnöten versprochen hatte, im Jahr
1605 nach
Inchenhofen gebracht und so sein damaliges Gelübde
erfüllt.
Originaltext:
|
"Weilen
Christoph Högmayr von Mässenhausen in Weixner Hoffmark wegen
noch längerer verschiebung seines Glübds unglück und
straff besorgte, hat er in disem Jahr eine Kuh, so er vor 24 Jahren
in Fewrsnöten verlobt, allhero gebracht und also endlich seinem
Glübd satisfaction gethan." |
Anna Huber von Thalhausen hatte sich 1591 in großer
Feuersgefahr befunden. Da versprach sie, dem hl.Leonhard ein junges
Kälbchen zu opfern. Doch als das Feuer gelöscht
war, geriet das Gelübde in Vergessenheit. 14 Jahre später träumte
Anna, ihr
Haus brenne und nur sie sowie ein Kind kämen heraus.
Diesen Traum nahm sie zum Anlass das Versäumte nachzuholen. Damit
glaubte sie Haus und Hof auch künftig vor Feuersgefahr
behütet.
Originaltext:
|
"Anna
Hueberin von Dallhausen im Aicher Landgericht ist vor 14 Jahren in
grosser Brunstnot gewesen. In solcher verhaist sie S.Leonhard, ein
saugende Kalben zuopffern, welches sie doch biß dato verschoben.
Under disem verschub ermahnt sie Gott der Allmächtig in einem
Traum, wie daß jhr Hauß brinne und sie nur allein sambt
einem Kind darvon kommen seye. Darauß sie ursach genommen, das
Glübd abzulegen. Welches sie dann den 2.May 1605 verrichtet hat,
ist jhr auch bißher Hauß und Hoff Vätterlich vor
aller Fewrsgefahr behütet." |
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(25) Das
fünff und zwaintzigiste Band
Titel:
"Der liebreiche Wunderthäter S.Leonhard, ein versöhner
der unfridlichen, bemühet sich für den Haß und Neyd
einzupflantzen
in der Hertzen der Menschen, die Liebe Gottes und deß Nechsten"
Einführungs-Gedicht:
Weil
unser Missethat von unbild allerley
Vil unfrid, neyd und haß, vil zanck, die tyranney
Von Adams zeiten her, will uben und erzaigen
Dem Menschlichen Geschlecht geboren an und aigen
Hat Paulus geben uns ein guldin schöne Lehr
Die tringen soll hinein zum Herzen vom gehör.
Das lieben wöl allein gebüren Böß- und
Frommen
Das Band allein der Lieb uns alle mach vollkommen.
Vil Bänder zwar allhie, vil Ketten rauch und schwär.
Zum Zeugnuß auffgehengt erscheinen hin und her
Die dieses H.Ort und Leonhardum loben.
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Obsie schon unpaliert von Eysen rauch und groben
Zuseinerzeit alldort wird alles wie das Golt
Erachtet kostbar thewr gleich wie mans achten solt
Die Lieb das raine Golt erschmeltzt in Hertzenfuncken
Die den Valor ermest nach reiffem gutbeduncken
Verändert wunderbar das Eisen in dem Fewr.
Und mach, was hie veracht im Himmel also thewr,
Wo find man dise Kunst ? wo find man disen Ofen ?
In unsrem Vatterland allhie zu Inchenhofen.
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Der
Sohn von Anna Rieder aus Niederdorf war 1652 von Räubern
im Wald entführt worden. Dies bereitete der Mutter natürlich
große Angst und Schmerzen, die durch das im Dorf gestreute Gerücht
verstärkt wurden, die Räuber hätten dem Sohn das Herz herausgeschnitten
und die rechte Hand abgehauen. Da rief die Mutter den hl.Leonhard um Hilfe
an und versprach, bei einer Wallfahrt nach Inchenhofen zwei Kreuzer in
den Opferstock zu werfen und (bei gutem Ausgang) dies auf der Kanzel verkünden
zu lassen. Wider allen Erwartens ist der Sohn nach neuntägiger Gefangenschaft
frei, frisch und gesund zu Hause angekommen. Daraufhin ist die Mutter
mit ihm nach Inchenhofen gegangen und hat dort Gott Lob, Preis und Dank
dargebracht.
Originaltext:
|
"
Anna Riederin von Niderdorff Sohn war von den Straßraubern im
Wald ertapt, auffgefangen und mitgenommen. So der Mutter nit geringen
Schmertzen verursachte, den das gemaine geschrey vermehret, in dem
under menniglich außgesprengt wurd, es wär dem Knaben das
Hertz herauß geschnitten und die rechte Hand von den Raubern
abgehawen worden. In disem Hertzenlaid hat solchen die betrübte
Mutter zu S.Leonhard mit 2 kr. in Stock und auff der Cantzel verkünden
zulassen, verlobt. Ist darauff bald, wider jedermans verhoffen, nach
9 tägiger anhaltung frey, frisch und gesund haimb, alsdann mit
der Mutter hieher kommen und Gott in seinem Heiligen Lob, Preyß
und Danck gesprochen." |
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weitere Quellen:
01) Kulturgeschichte des Klimas
von Wolfgang Behringer 2009 S.156, S. 184
Hans
Schertl
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