Filialkirche
St. Leonhard in WEBLING
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Kurzbeschreibung
Die Kirche St.Leonhard
in Webling wurde in der Zeit von 1500 bis 1550 im spätgotischen
Stil erbaut. Baumeister könnte Hanns Widerl gewesen sein, der
kurz voher, 1497, die Kirche in Mitterndorf errichtet hat.
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird St. Leonhard in Webling
als Filialkirche von Mitterndorf genannt. Erst 1936 kam sie zur
Pfarrei St.Jakob in Dachau.
Zu Beginn der Barockzeit, 1630, kurz vor dem Schwedeneinfall in
Bayern sowie noch einmal um das Jahr 1700/10, also mitten im Spanischen
Erbfolgekrieg, wurde die Kirche innen barockisiert.
Sie erhielt einen neuen Altar; zudem wurden die Spitzbogenfenster
durch größere ovale Fenster ersetzt. Schlossmaurermeister
Johann Öttl
hatte dazu 1697 eine Kostenschätzung erstellt.
Insgesamt blieb der Kirche aber ein völliger barocker Umbau
erspart. Insbesondere die Außenmauern blieben unverändert.
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Bei der Teilbarockisierung um 1630 hat man über dem Eingang
ein Allianzwappen aufgemalt. Es sind -unter der Herzogskrone- die
Wappen des Herzogs von Bayern und des Markgrafen von Baden. 1522
hatte der bayerische Herzog Wilhelm IV. die Tochter des Markgrafen
Philipp I. von Baden, Jakobäa geheiratet. Vielleicht wurde
die Kirche in Webling während deren Regierungszeit (bis 1550)
errichtet.
Die letzten Renovierungen
wurde 1977 (Dach) und 1990 durchgeführt.
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Allianzwappen über dem Eingang
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Innenausstattung
Der Altarraum bildet mit dem Kirchenschiff
eine bauliche Einheit, wie dies in gotischen Zeiten üblich war
An der Ostwand wurden spätgotische
Rötelinschriften (unter acht Putzschichten) fragmentarisch freigelegt.
Chor, Langhaus und Turmerdgeschoss besitzen ein Netzgewölbe
mit schönen Schluss-Steinen (darauf Heiligenreliefs von St.Leonhard
und St.Georg).

Vergrößerung von 8 Details (Altarfiguren, Wandmalerei, Gewölbe)
per Mouseklick
Der barocke Hochaltar stammt
aus dem Jahr 1710.
Auf dem Altarblatt ist in drei Szenen das Wirken von St.Leonhard dargestellt.
Im Altaraufsatz ein Mutter-gottesbild.
Alle Figuren der Kirche sind am Altar aufgestellt:
Als Assistenzfiguren St.Wolfgang (mit Bischofsstab, Buch und Kirchenmodell)
sowie St.Martin (mit Bischofsstab, Buch und Gans). Auf dem Gebälk
stehen St. Florian (in Soldatenkleidung mit Fahne und Wasserschaff)
und St.Georg (als Soldat mit Drachen).
An den Seitenwänden verläuft rings um die Kirche bis in etwa
2 Meter Höhe eine Wandmalerei mit Vorhangdraperie (1630);
sie dürfte dem Dachauer Maler Christoph Pfab zuzuschreiben sein.
An der Emporenbrüstung zwei
große Ölgemälde mit Darstellungen der Heiligen
Leonhard (mit Abtsstab und Ketten), Donatus ? (in Rüstung),
Isidor (mit dem pflügenden Engel) und Wendelin (mit
Krone, Hirtentasche und Hirtenstab).
Gottesdienstzeiten erfahren Sie
hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Erläuterungen
Die Ortschaft Webling wird
schon im Jahr 1293 in Urkunden des Klosters Fürstenfeld genannt,
wo Chunrad Tivelhart, Bürger zu München, einen Hof und eine
Hube in Webling an das Kloster verkaufte. Im 15.Jh bestand hier eine herzoglich
bayerische Zollstation.
Geschichte
der Kirche
Erste Kirche
Die Kirche St. Leonhard in Webling wurde in der Zeit von 1500
bis 1550 im spätgotischen Stil erbaut. Baumeister könnte
Hanns Widerl,
der Erbauer von St.Nikolaus und St.Maria in Mitterndorf, gewesen
sein.
Freisinger Matrikel von 1524
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird die Kirche erstmals
schriftlich genannt. Damals war sie eine Filialkirche von Mitterndorf;
erst 1936 kam sie zur Pfarrei St.Jakob in Dachau.
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gotische
Stützpfeiler
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Visitationsbericht von 1560
Im Jahr 1560 hatte der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell
auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende
Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien angeordnet.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Mitterndorf ist auch die Filiale "s.Leonardus
in Webling" kurz erwähnt. Das Einkommen der Kirche (neben dem
der Pfarrei) betrug 22 Gulden. Der Pfarrer erhielt für jede Wochenmesse
5 Kreuzer und sonst dreimal im Jahr 6 Kreuzer ("davon miessen sy dem
pfarrer von jeder meß, die er in der wochen all mal hellt geben 5
kr"). Die Kirchenrechnung erstellte das Gericht in Dachau. Von den
Grundstücken war noch nichts versetzt oder verkauft. Im Inneren war
auch damals nur ein Altar vorhanden ("hat nur ain altar, zimblich getziert").
Ein Sakramentshaus fehlte; das Allerheiligste wurde auch von den Leuten
vermisst. Ein Mesner-haus gab es nicht. Dieses Amt versah wohl einer der
Bauern. An liturgischen Geräten waren vorhanden: 1 Kelch guter Qualität
("hat ain kelch, soll guet sein"), 1 Messbuch, 1 Liturgiebuch
und zwei Messgewänder. Der Bericht endet mit den Sätzen: "Sonst
in allen dingen kain mangel". Der Pfarrer hatte eine Lebensgefährtin,
wurde aber eines ehrbaren Lebenswandel gerühmt [" Pfarrer sey aines
erbern gueten wandels").
Wenn Sie ganzen Bericht über die Pfarrei Mitterndorf -in heutigem Deutsch-
lesen möchten, klicken Sie hier...
Barockisierung
In der Barockzeit, 1630, kurz vor dem Schwedeneinfall in
Bayern wurde die Kirche teilweise barockisiert. Dabei wurden die
Spitzbogenfenster durch größere ovale Fenster ersetzt.
Auch der Dachauer Maler Christoph Pfab
(gest.1636) hatte viel zu tun: Er fasste das Kommuniongitter mit
Steinfarben, die Empore "vorn und unden sambt der beschlagnen
Stiegen" mit Marmorfarben und fünf Fenster. Von ihm stammen
auch die Wandgemälde neben den Kirchenbänken ("Unden
herumb ainen fürhang gemalt, item 12 Weich Creiz, sambt den
Lorber Cränzen gemalt").
Neben dem Zimmerer Georg Khracher aus Dachau (kleinere Arbeiten)
wirkte auch Kistler Hans Pillmayr aus Dachau bei der Barockisierung
mit. Er veränderte den Altar und die Turmtüre.
Bei der Teilbarockisierung um 1630 wurde über dem Eingang ein
Allianzwappen aufgemalt. Es stammt nach Alexander Zeh noch
aus dem Jahr 1630 und wurde bei der Renovierung 1990 wieder freigelegt
und renoviert. Ein Allianzwappen ist ein Ehewappen oder Heiratswappen.
Es enthält die Wappen der Ehepartner -links das des Mannes,
rechts das der Frau- wenn beide über ein Familienwappen verfügen.
Die Wappen in Webling dürften an ein hochrangiges Ehepaar erinnern,
wie schon die stilisierte Herzogskrone direkt unter dem Spitzbogen
vermuten lässt.
Es sind die Wappen des Herzogs von Bayern und des Markgrafen von
Baden. Eine bayrisch-badische Verbindung hatte es 1522 gegeben,
als der bayerische Herzog Wilhelm IV. (1493-1550) die Tochter des
Markgrafen Philipp I. von Baden, Jakobäa heiratete. Vielleicht
wurde der gotische Bau in Webling während deren Regierungszeit
(bis 1550) errichtet.
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Kirche um 1710 mit Anbau
an der Westseite (links)
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1654
erhielt die Kirche für 105 Gulden einen neuen Altar.
Ein weiterer barocker Teilumbau fand um 1700 statt. Schlossmaurermeister
Johann Öttl
(gest.1700) hatte dazu 1697 eine Kostenschätzung (Überschlag)
für Dach, Pflaster, Turm- und Giebelputz der Kirche erstellt.
Die Kirche erhielt einen neuen Altar, die Spitzbogenfenster wurden durch
größere, ovale Fenster ersetzt. Weitere barocke Umbauten unterblieben.
1730 war eine Glocke zersprungen. Der Glockengießer Christoph
Thaller aus München erhielt für das Umgießen 26
Gulden.
Thaller goss auch Glocken für Vierkirchen, Kollbach und Feldgeding
sowie für Wessobrunn und Utting.
Schmidt'sche Matrikel 1738/40
In den Jahren 1738 bis 1740 hat der Kanonikus Schmidt aus Freising
alle Pfarreien des Bistums besucht und in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben. Danach
war die Kirche in Webling ein bescheidenes Gotteshaus von guter Bausubstanz.
Sie besaß einen Altar, der dem Patron St.Leonhard geweiht war. Gottesdienste
fanden damals am Kirchweihfest, am Dienstag nach Pfingsten und an den
Festen von St.Leonhard und St.Innozenz statt. Messgewänder waren
in genügendem Umfang vorhanden. Ein Friedhof fehlte auch damals.
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken; es dürften die gleichen gewesen
sein, wie die heutigen. Die Einnahmen der Kirche verwalteten der Mitterndorfer
Pfarrer und der Landrichter in Dachau. Der Bericht schließt mit
dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das völlige Vermögen
dises Gottshauses solle sich diser Zeit auf 1000 fl. (=Gulden)
erstrecken". Das war für eine so kleine Kirche viel Geld.
1867 hatte Webling 58 Einwohner,
13 Gebäude und 1 Kirche
Westseite
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Beschreibung 1874
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und
Freising vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr
1874 ist auch St.Leonhard in Webling als Nebenkirche von Mitterndorf
enthalten.
Damals wohnten in Webling
56 Katholiken, von den aber nur 32 (in 5 Häusern) zur Pfarrei
Mitterndorf gehörten (die Übrigen zur Pfarrei Dachau).
Zur Kirche schreibt Anton Mayer:
"Erbauungsjahr unbekannt. Baustil wie in Steinkirchen (=ursprünglich
gothisch, später verzopft/spätbarock), doch ist diese
Kirche heller. Geräumigkeit hinreichend. Baupflicht: die Kirche.
Sattel-Thurm mit 2 kleinen Glocken. 1 Altar. Keine Orgel. Gottesdienste:
Am Patrocinium (2.Sonntag im November) und am Mittwoch in der Pfingstwoche.
Meßner ist der Balsenbauer. Kirchenvermögen 1870 rd.
1200 Gulden.
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Beschreibung
1895
Die Kirche von Webling ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt
es:
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"Kapelle |
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Gothisch
um 1500; im 17. Jahrhundert umgestaltet. |
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Drei
Joche, das westliche weiter als die folgenden; Schluss in drei Seiten
des Achtecks |
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An
der Kapelle abgestufte Strebepfeiler |
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Die
Wände sind durch spitzbogige Nischen gegliedert. Die Rippen des
Netzgewölbes sitzen auf Kragsteinen auf. Zwei runde Schlusssteine,
der eine mit dem Bilde des Lammes, der andere mit einer Heiligenfigur
(S. Leonhard, undeutlich). |
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Thurm
an der Nordseite des westlichen Joches; Im Thurm stemförmiges
Netzgewölbe. |
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Sattelthurm
mit Eckquadem und fialenartigen Aufsätzen (Saulen), die oberen
Theile aus dem 17. Jahrhundert |
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Die
dermalige Form der Fenster (oben und unten abgerundet) aus dem 17.
Jahrhundert. Von guten Verhaltnissen. |
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Einfaches
Spitzbogenportal |
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Zwei
messingene Leuchter mit 3 Ringen am Schaft. 15. Jahrh. Höhe 37,5
cm." |
Kriegsende
1945
Beim Einmarsch der Amerikaner bei Kriegsende 1945 wurden Turm und Langhaus
der Kirche im Kampf zwischen Volkssturm und amerikanischen Truppen beschädigt.
Renovierungen
1977 (Kirchendach mit Mönch-u. Nonnendeckung)
1989 (Gesamt-Restauration)
Gottesdienste
finden hier nicht mehr regelmäßig, sondern nur noch zu bestimmten
kirchlichen Anlässen statt.
Baubeschreibung
Das Gotteshaus liegt am nördlichen
Rand des Weilers Webling auf einer Anhöhe. Die kurze Kirche, die
von außen wie ein Altarraum ohne Kirchenschiff wirkt, ist in drei
verschieden breite Achsen unterteilt, wie man an den acht abgestuften
Stützpfeilern
außen deutlich erkennen kann.
Der dreiseitig
geschlossene Chor ist vom Kirchenschiff nicht geschieden; beide bilden
einen einheitlichen Raum. So dürften viele Kirchen in gotischer
Zeit ausgesehen haben, bevor die Zunahme der Bevölkerung und
der Einbau von Kirchenstühlen ein größeres Kirchenschiff
erforderten.
An der Südseite des Langhauses ist eine Sonnenuhr
(mit Jahreszahl 1990, dem Jahr der Renovierung) angebracht. An den
übrigen Jochen barocke Ovalfenster. Der Bau ist mit Entlüftungsschächten
im Mauerwerk durchsetzt |
Sonnenuhr
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Turm
An der breitesten (westlichen) Achse steht nördlich der mit gemauerten
Eckquadern versehene Turm. Er besitzt ein Satteldach mit vier Turmfialen
(Spitztürmchen) an den Ecken. Der obere Teil soll aus dem 17.Jh.
stammen. Die Westmauern von Turm und Kirchenschiff bilden eine einheitliche
Front; dies ist bei Kirchen in unserer Gegend sehr selten, was die Ausnahmestellung
von St.Leonhard in Webling unterstreicht.
Glocken
Hinter den korbbogigen Schallfenstern mit Mittelsäule hängen noch
zwei alte Glocken:
- eine größere mit der Aufschrift "AVE MARIA", die
von Meister Ulrich
von Rosen, München,
1481 für Mitterndorf gegossen wurde
- und eine kleinere, die von Christoph Thaller, München im Jahr 1729
umgegossen wurde.
Die Glocken werden mit den durch das Sakristeigewölbe führenden
Seilen noch per Hand geläutet. In die Glockenstube im oberen Turmgeschoss
gelangt man über die Empore. Eine Auflistung der ältesten Glocken
im Landkreis finden sie hier.....

Sakristeigewölbe
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Die Sakristei
im Turmuntergeschoss besitzt -wie die Kirche- ein gotisches
Netzgewölbe mit einem Schlussstein
im Zentrum der Rippen. Dort ist ein Wappen aufgemalt. Die Vielzahl
der Rippenbögen im Netzgewölbe ist nicht - wie z.B. beim
Kreuzrippengewölbe- allein durch die Statik bedingt, sondern
dient auch der Zierde. |
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Hinweis: Die Schlusssteine
der Gewölberippen sind im Scheitelpunkt eines Bogens oder im Knotenpunkt
von Rippen eingefügt. Sie verkeilen das gebogene Mauerwerk und geben
dem statischen Gefüge den entscheidenden Halt. Neben seiner bautechnischen Aufgabe hat der Schlussstein auch eine religiöse Bedeutung. Denn Paulus schreibt im Epheserbrief (Eph. 2,19-22) : "Ihr seid das Fundament der Apostel
und Propheten. Der Schlussstein ist Jesus Christus selbst. Durch ihn
wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel
im Herrn (Eph. 2,20-22). |
Webling ist zusammen mit Mitterndorf und
Amperpettenbach eine der wenigen gotischen Kirchen des Dachauer Landes,
die sich als Bau noch relativ unverfälscht erhalten haben
Innenausstattung
Altarraum
Der Altarraum ist nicht
eingezogen,
sondern bildet mit dem Kirchenschiff eine Einheit, wie dies in
gotischen Zeiten üblich war. Er schließt mit drei
Seiten eines Achtecks. Dort befinden sich rundbogige Mauernischen
mit holzbelegten Sohlbänken (untere Begrenzungsflächen der Mauernischen).
An der Wand wurden spätgotische Rötelinschriften fragmentarisch
freigelegt (unter acht Putzschichten). Der Kirchenraum ist im Verhältnis
zu seiner Länge sehr hoch.
Chor,
Langhaus und Turmerdgeschoss besitzen ein spätgotisches Netzgewölbe
auf Kragsteinen (Steine, die aus der Mauer ragen und die als Träger
der Rippen verwendet werden).
Die farblich
betonten Rippen haben Profile in Form des Birnstabs, der "reiche
Licht- und Schatten-wirkungen hervorruft".
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Schlussstein St.Leonhard -
Netzgewölbe - Schlussstein St.Georg
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Oben enden die Rippen in schönen runden Schluss-Steinen
mit bemalten Heiligenreliefs von St.Leonhard
(im Ornat mit Abtsstab und Ketten) und St.Georg
(in Rüstung mit Schwert und Fahne).
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Die großen Fenster mit Antikglas in Rundverbleiung verleihen dem Raum
viel Helligkeit.
Choraltar
Der barocke
Choraltar aus der Zeit um 1710 besitzt ein barockes Retabel.
Vier schräggestellte, glatte Säulen stützen ein verkröpftes
Gebälk mit hohem Auszug und begleitenden Heiligenfiguren. Säulen
an den Altären haben nicht nur statische Aufgaben. Sie sind auch Symbol
für den Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden Himmel und Erde.
Deshalb sind Säulenretabel eine beliebte Bauform.
Die Stipes, der Altarblock, ist gemauert und verputzt. Das vorgeblendete
Antependium
besteht aus marmoriertem Holz (= mit Marmormuster bemalt).
Altaraufsatz
Im Altarauszug
ein Muttergottesbild (Maria hält das Jesuskind mit beiden Händen),
das von Putten umgeben ist. Auch dieses Bild wurde 1710 mit Ölfarbe
auf Leinwand gemalt. |
Muttergottes
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Auf dem Volutenabschluss
befinden sich drei Engelsköpfe und eine Strahlensonne. |
St.Florian
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Assistenzfiguren
des Auszugsbildes auf dem Gebälk des Hochaltars sind nicht -wie
üblich- huldigende Engel, sondern zwei Heiligenfiguren, ebenfalls
aus der Zeit um 1710: St.Florian
und St.
Georg.
Der hl. Florian (links) in Soldatenkleidung wird sitzend mit
der Siegesfahne abgebildet; in der Hand hält er ein Wasser-schaff,
das er über einem lichterloh brennenden Haus aus-schüttet.
Auch der hl. Georg wird als Soldat dargestellt. Er kniet vor
dem Drachen, den er mit dem Spieß getötet hat. |
St.Georg
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Hinweise: St.Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen
Legion des römischen Heeres. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet
und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns
geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet
gerettet haben.
Georg war Soldat des römischen Heeres und wurde um ca. 304 in
Lydda wegen seines Glaubens enthauptet. Er soll der Legende nach einen Drachen
getötet haben, der die Bevölkerung terrorisierte und Menschenopfer
verlangte. Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker in ihren
Mythen (Lindwurm) kennen. In China gilt er als glücksbringend, bei
uns im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon = "furchtbar
Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung des Bösen
und als Teufel bezeichnet. In der Apokalypse bedroht er die Frau, die gerade
ein Kind geboren hatte. In der religiösen Kunst wird er häufig
zusam-men mit dem hl.Michael, dem hl. Georg und der hl.Margarete abgebildet.
Bei frühen Darstellungen ist der Drache meist schlangen-artig und oft
mehrköpfig wiedergegeben, seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig,
oft mit Fledermausflügeln und feurigem Atem. Alte Drachen-Darstellungen
sind Sauriern oft erstaunlich ähnlich, als ob es ein Urwissen von der
Existenz dieser prähistorischen Tiere geben würde.
Altarblatt
Mittelpunkt des Altars ist das Altarblatt
mit der Darstellung des Kirchenpatrons St.Leonhard.
Dieses Bild enthält
drei verschiedene Szenen: Der größere obere Teil zeigt
die Glorie des hl. Leonhard. Engel tragen die Insignien des Heiligen:
die Mitra, den Bischofsstab
und die Ketten. Unten links ist Leonhard als Gefangenenbefreier dargestellt:
Der Heilige kommt in den Kerker, wo ein Gefangener angekettet und
zwei Gefangene in den Holzpflock eingespannt sind. |
St.Leonhard
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Unten rechts sind
Rinder auf einer Wiese (Patron der Haustiere) vor der Weblinger Kirche
zu sehen. Auf dem Gemälde hat die abgebildete Kirche an der Westseite
einen Anbau (Bild siehe oben).
Das 206 x 108 cm große Altarblatt im vergoldeten Rahmen wurde
1710 mit Ölfarben auf Leinwandunter-grund gemalt. |
Über dem Altarblatt ist eine Kartusche mit der Inschrift: "S.
/ LEONARD / V. S." angebracht, bekrönt von einem Engelskopf mit Mitra.
St.Wolfgang
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Als Assistenzfiguren
stehen St.Wolfgang und
St.Martin auf Postamenten
neben den rotbraun marmorierten Säulen.
Hinweise: St.Wolfgang ist wie üblich mit dem Bischofsstab
und einem Buch mit Kirchenmodell zu sehen. Er hatte beim Bau seiner
Kirche den Widerstand des Teufels zu überwinden.
St.Martin ist mit Bischofsstab, Buch und Gans dargestellt.
Martin wurde gegen seinen Willen im Jahr 371 auf Drängen des
Volkes Bischof von Tours. Die Legende berichtet, er habe sich in einem
Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch hätten ihn die
Gänse durch ihr Schnattern verraten. |
St.Martin
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Die Sakristeiglocke
(Chorglocke) mit einem Durchmesser von 8 cm, besteht aus Bronze. Sie hängt
in einem schmiedeeisernen Gestell mit gedrechseltem Holzgriff und erklingt
im Ton cis.
Die rundbogige Sakristeitüre
ist aus Eichenholz gearbeitet, mit altem Beschlag, Schloss und Klopfer.
An den Seitenwänden
verläuft rings um die Kirche bis in etwa 2 Meter Höhe eine
Wandmalerei mit
Vorhang-draperie. Diese frühbarocke Malerei wurde bei der Renovierung
um 1990 unter sechs Malschichten entdeckt. Sie stammt aus dem Jahr
1630 und dürfte dem Dachauer Maler Christoph Pfab zuzuschreiben
sein. Unter dieser Malschicht ist noch eine weitere, gotische Malerei
verborgen.
Christoph Pfab hat als Maler des Öfteren mit dem Bildhauer
Konstantin Pader zusammengearbeitet. |
Wandmalereien
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Bekannt ist dies aus den Kirchen im
Dachauer Gebiet von Arzbach (Seitenaltar), Einsbach-Wallfahrtskirche Hl.Blut
(Choraltar und Fahnenstangen) und Mitterndorf (Choraltar), sowie aus Röhrmoos
(Hl.Grab-Figur). Pfab war auch
in den Kirchen von Feldgeding (Innenwände) und Günding (Fassung
des neuen Kruzifixes) tätig. Alle diese Arbeiten führte er im
Jahr 1630 aus. Sein vorheriges und sein weiteres künstlerisches Wirken
ist nicht überliefert. Bekannt ist, dass er sich 1633 im 30jährigen
Krieg mit neun anderen Dachauern besonders gegen den Feind ausgezeichnet
hat. Vielleicht kam er dabei ums Leben, denn 1636 verkauften seine Erben
sein Haus in der Freisinger Straße an den Gerichtsschreiber Rigl.

per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Apostelleuchter
und -kreuze
Über
den Wandmalereien sind die teilweise frühbarocken, teilweise
auch ergänzten Apostelleuchter
aus Schmiedeeisen vor den gemalten Apostelkreuzen angebracht.
Auch sie stammen von Christoph Pfab.
Unter der Tünche hat man vor wenigen Jahren auch einige
Apostelkreuze aus gotischer Zeit entdeckt.
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Apostelleuchter und -kreuze
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Sie erinnern an das in der Apokalypse
(21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
Die 37 x
28 cm großen Kreuzwegbilder
enthalten Kupferstiche. Sie wurden der Signatur nach von "J.
E. Haid excud. A. V." im 18.Jh. nach einer Malvorlage von J.Hartmann
geschaffen.
Die Signatur deutet auf Johann
Elias Haid (1739-1809) hin. Er war Kupferstecher (Schabkunst)
und Verleger in Augsburg. |
Kreuzweg-
bilder
|
Wenn Sie mehr
über die Entstehung der Kreuzwegstationen und seiner Darstellungen
in Kirchen des Landkreises erfahren wollen,
klicken Sie hier...
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An der Nordwand
ist eine Kreuzigungsgruppe
zu sehen. Christus am Kreuz hat sein Haupt im Tod geneigt. Es ist
von einem dreiteiligen Heiligenschein umgeben. Der Körper besitzt
eine Inkarnatfassung (= hautfarben). Unter der Haut schimmern
die blauen Adern durch.
Unter dem Kreuz steht eine Mater dolorosa, die Arme über
der Brust verschränkt, auf dem Haupt eine hochbarocke Krone
(18.Jh). Das sonst übliche Schwert in der Brust fehlt.
Über dem Kreuz sind drei große Nägel angebracht,
die als Halterung für einen Vorhang oder einen Baldachin dienten,
der früher über und um die Gruppe hing.
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Kreuzigungs-
gruppe
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Kirchenbänke
Die
Kirchenbänke (vier Reihen beiderseits des Mittelganges
und eine Reihe an der Westwand unter der Empore) dürften aus
der Zeit um 1800 stammen.
Auf der Empore
hat sich noch Sitzbaum (eine
Sitzbank aus handgeschlagenen
Holzstämmen) erhalten. Solche Bänke gibt es nur noch in
wenigen Kirchen des Landkreises (z.B. in Rudelzhofen, Kollbach)
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Emporenbänke
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Das Pflaster besteht aus Solnhofener
Platten, die um 1990 verlegt wurden. Die noch intakten Vorgängerplatten
aus dem 19.Jh bilden heute den Sakristeiboden.
Empore
An der Emporenbrüstung
sind zwei 99,5 x 86 cm große Ölgemälde
in einem klassizistischen Rahmen angebracht. Die Bilder haben ihren
Platz erst bei der letzten Renovierung erhalten; vorher waren sie
zu beiden Seiten des Altars an der Wand angebracht.
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Isidor, Wendelin, Leonhard,
Donatus?
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Auf dem nördlichen
Bild sind die Heiligen Isidor (mit dem pflügenden Engel)
und Wendelin (mit Krone, Hirtentasche und Hirtenstab) dargestellt.
Auf dem südlichen Bild sind der Patron der Kirche, der hl.
Leonhard (mit Abtsstab und Ketten) und ein weiterer Heiliger
(in Rüstung, mit Märtyrer-kranz auf dem Haupt, dem ein
Engel das Schwert mit einem Tuch reinigt und emporreicht) dar- |
|
gestellt.
Wer dieser rechte Heilige sein könnte, ist umstritten. Genannt
wird vor allem St.Georg. Doch der Märtyrerkranz auf dem Kopf
passt nicht zu den üblichen Darstellungen dieses Heiligen. Interessant
ist auch, dass die Person auf einer dunklen Wolke kniet, aus der Blitze
auf ein Getreidefeld zucken. Möglicherweise handelt es sich um
einen Wetterheiligen. In Frage dafür käme St.Donatus,
der Patron gegen Unwetter, Blitzschlag, Hagel und Feuersbrunst. Er
war um dass Jahr 171 als römischer Soldat an der Donau eingesetzt
und erlitt wegen seines Glaubens den Märtyrertod. Donatusdarstellungen
sind in den Kirchen von Altomünster, Bergkirchen, Kollbach und
in der Haimhauser Schlosskapelle zu sehen.
Hinweise: Isidor lebte im 12. Jh. als Knecht bei einem Baron.
Seine Mitknechte verpetzten ihn, weil er ständig betete. Als
sein Herr feststellen wollte, ob dies stimme, sah er der Überlieferung
nach zwei weiße Stiere, von einem Engel geleitet, pflügen,
während Isidor im Gebet daneben kniete. Isidor wird häufig
mit Pflug, Dreschflegel, Sense oder Spaten, dazu Rosenkranz dargestellt.
Wendelin (555-617), ein schottischer Königssohn, war Schafhirte
bei einem Edelmann in der Nähe von Trier. Der als räuberisch
geschilderte Herr der Herde kam unerwartet vorbei und war erzürnt,
dass Wendelin sich so weit von der Herde entfernt hatte. Doch als
der Erboste in seinen Hof zurückkam, war Wendelin bereits dort.
Tief erschrocken, bat der Herr Wendelin um Vergebung, baute ihm eine
Zelle in der Nähe des benachbarten Klosters Tholey. Dessen Mönche
wählten Wendelin zum Nachfolger ihres verstorbenen Abtes, ohne
dass der Heilige je Priester geworden war.
Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr
500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I.,
dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen
- und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, hat man ihn wegen
der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron
der Haustiere verehrt, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete.
In Bayern erreichte die
Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man
nannte ihn auch den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag,
dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen
vorgenommen. |
Die Kirche besitzt keine Orgel.
Der kleine Opferstock in der Nähe
des Eingangs stammt wohl aus dem 19. Jh. Es besteht aus Eisenblech mit
rundbogiger Blechtafel "Zur / Ehren des heiligen / sanct Leonahrt."
Gottesdienstzeiten erfahren Sie
hier...
Hans Schertl
Quellen:
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topographisch-statistisches Handbuch
des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising,
1874
Bezold/Riel, Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern, 1895, Seite
230
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
Max Gruber, Dachauer Kistler,
Schreiner und Drechsler des 17. und 18. Jh.-Amperl 1975-S.40, (Pillmayr)
Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister,
Amperland 1982/3 (Öttl)
Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland wirkende Maler, Amperland 1982
Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation
des Jahres 1560, 1986
Max
Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Khracher)
Alexander Zeh, Zur Renovierung von St.Leonhard in Webling, Amperland 1990/2
"Kleine Kunstführer" durch Kirchen, Schlösser und Sammlungen
im mitteleuropäischen Kulturraum
Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Glocke 1729,Choraltar)
Robert Ziehfreund, Dachau, 2006 (Allianzwappen)
Erwin Hartmann in Ortsgeschichte Etzenhausen, 2012 (1945, Renovierung)
23 Bilder: Hans Schertl (2001,2002)

18.3.2018
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