Kirche
St. Georg in GROSSBERGHOFEN
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Kurzbeschreibung
Großberghofen
liegt in einem altem Siedlungsraum. Schon zu römischer Zeit
existierte hier der größte der vier im Landkreis Dachau
entdeckten Gutshöfe. Schriftlich wird die Ortschaft erstmals
wohl schon 818 erwähnt.
Die Kirche
St.Georg in Großberghofen war
von 1315 bis 1717 eine Filiale der Pfarrei Sittenbach. 1717 wurde
eine Expositur eingerichtet, zunächst noch innerhalb der Pfarrei
Sittenbach, ab 1937 bei der Pfarrei Walkertshofen. Seit 1970 gehört
die Expositur zum Pfarrverband Erdweg.
Die Kirche St.
Georg besitzt in kleinen Teilen noch romanisches Mauerwerk (Außenmauern).
In der gotischen Zeit wurde die Kirche neu gebaut. Reste dieser
Kirche sind noch im Altarraum und im Turmunterbau zu finden. Im
Dreißigjährigen Krieg und im Spanischen Erbfolgekrieg
1704 (Einfall der Österreicher in Bayern) wurde die Kirche
zerstört.
Der heutige Kirchenbau
stammt - mit den erwähnten romanischen und gotischen Resten-
im Wesentlichen aus dem Jahr 1714, also aus der Barockzeit.
1922 verlängerte man die Kirche wegen der gestiegenen
Zahl der Gläubigen..
An der Südwand
ist zwischen den beiden Fenstern eine große Sonnenuhr
aufgemalt mit der Aufschrift: Der Herr ist mein Licht und
mein Heil - IHS, 1953".
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Sonnenuhr
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Der 35 m hohe Turm
hat im unteren Teil einen quadratischen, im oberen, etwas eingezogenen
Teil einen achteckigen Grundriss. Die Zwiebelkuppel ist überproportional
mächtig. Im Turm hängen drei Glocken, die 1947, 1951 und 1897
gegossen wurden und aus Euphon bestehen.
Renovierungen
wurden in den Jahren 1740 (durch Conrad Mayr), 1774, 1858, 1871, 1922,
1954 1975-1977 und zuletzt In den Jahren um 2010/12 durchgeführt
Innenausstattung
Die Inneneinrichtung
enthält nur noch spärliche Reste barocker Kunstwerke,
weil die Kirche 1859 im damals modernen neugotischen Stil ausgestattet
wurde.
Im Mittelfeld des dreiteiligen Choraltars
steht eine prächtige Figur des hl. Georg, der auf einem Schimmel
reitet und den Drachen mit einer Lanze attackiert.
In den Außenfeldern befinden sich Statuen
- des hl. Florian in römischer Rüstung mit einer
brennenden Kapelle zu seinen Füßen (rechts)
u. - des hl.Leonhard mit Kette u. Stierkopf (links).
In einem runden Deckenfresko
hat der Maler Kasimir Pfaffenzeller aus Hollenbach 1791 in einer
Art Bauernmalerei die Heiligste Dreifaltigkeit dargestellt.
Im Altarraum wurden alte Wandfresken
aus der Renaissancezeit (1560) freigelegt. Sie zeigen die Legende
vom Kampf des hl. Georg mit dem Drachen und die Rettung der Königstochter.
Seitenaltäre
Am rechten Seitenaltar steht die Figur des Bistumspatrons St.Korbinian
mit dem Bären. Assistenzfiguren sind die Heiligen Sebastian
und Johannes d.Täufer.
Der linke Seitenaltar ist ein Marienaltar: In der Mittelnische die
Figur der hl.Maria, flankiert von der hl.Katharina
(links, mit Schwert) und der
hl. Barbara mit Schwert und Turm.
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zur jeweiligen Beschreibung (Altäre, Decke ) per Mouseklick
ins Bild
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Der Zelebrationsaltar wurde um 1970
aus einem Teil der früheren Kommunionbank erbaut.
Die Figuren- und
Bilderausstattung von Heiligen an den Altären und Wänden
entspricht dem ländlichen Milieu von Großberghofen.
Denkmal
Die Kirche gehört
zu den Baudenkmälern der Gemeinde Erdweg
58) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-118-11; "St.-Georgs-Weg
4; einschiffig mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, im nördlichen
Winkel wuchtiger Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube, Turmunterbau 1650,
Langhaus und Chor 1714 unter Verwendung romanischen und spätgotischen
Mauerwerks durch Georg Glonner errichtet, 1921/22 nach Westen verlängert;
mit Ausstattung." enthalten.
Chronologische
Übersicht
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300
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Römische
Besiedlung auf dem Weidfeld, Münzen aus dieser Zeit in 1921
gefunden 22)
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Möglicherweise erste
Erwähnung der Ortschaft
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1125
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Sichere erste Erwähnung
der Ortschaft
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1315
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Wahrscheinlich erste Erwähnung
der Kirche
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13.Jh.
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Erste
Kirche aus Stein (davon heute noch Außenmauern erhalten) 08)
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1630
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Renovierung eines Ciboriums
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neuer Rauchmantel,
bestickt durch Jakob Marckh
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1632
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Kauf einer gebrauchten Glocke
von Bernhard
Ernst (letzte Rate von 100 fl. 1640 bezahlt) 24)
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1632
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bis 1648 - Brandschatzung
der Kirche im 30jährigen Krieg
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1650
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Turmneubau (davon heute noch
unterer Teil erhalten) 24)
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1651
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Kirchturm rot angestrichen.
24)
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1654
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Renovierung der Monstranz
und Einfügung eines neuen Schauglases 24)
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1657
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Entwurf für neuen Choraltar
vorgelegt
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1669
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Neue Glocke von Bernhard
Ernst 16)
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1704
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Brandschatzung der Kirche
durch feindl.Soldaten
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Notdürftige Reparatur
der Kirche
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1709
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bis 1714: Umfangreiche Restauration
durch Gregor Glonner. 08)
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1710
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Neue Barockmonstranz mit Akanthusdekoration
und Relieffiguren aus Augsburg
08),
57)
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1716
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Weihe der Kirche durch Bischof
Fr.v.Eckher
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1717
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Einrichtung der Expositur
33)
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1735
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Reliquienmonstranz mit Haupt
von St.Georg, gestiftet von Baron v. Hegnenberg-Dux 08)
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1740
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Reparatur der Kirche mit "in-
und auswendiger Verbesserung" 21)
durch
Maurermeister Conrad Mayr aus Lauterbach;
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Ausbesserung von Kirche und
Friedhofsmauer; Verputz des Kirchturms 15)
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1765
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Neuer Hochaltar von Kistler
Ignati Niggl aus Sulzemoos für 138 fl. 33)
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1769
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Neue Glocke von
Lorenz Kraus
16)
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1774
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Renovierung
des Gewölbes 21)
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1791
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Kirche
von Kasimir Pfaffenzeller aus Hollenbach bei Aichach neu ausgemalt
08)
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Dorf
mit Nebenkirche, Gasthofe u. 37 Häusern 50)
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1796
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Dachreparatur durch Zimmerer
Andreas Kiening 17)
und Maurermeister Franz Xaver
Lampel 15)
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1823
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Dorfbrand am 17.April 1823,
die Kirche blieb vor den Flammen verschont 26)
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1859
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neugotischer
Choraltar um 1200 Mark (Entwurf Kaspar Zumbusch, Mch) 08)
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1870
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neue
Seitenaltäre 08)
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1871
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Restauration - neue Kanzel
08)
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1888
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Ausmalung
der Kirche mit Tapetenmustern
und einem blauen Himmelsgewölbe mit Sternen 08)
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1897
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neues
Geläute mit 3 Glocken 33)
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1906
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Kuppeldach
des Turmes mit Kupfer eingedeckt 08)
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1917
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Glockenablieferung
33)
Glockenraub 36)
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1922
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Verlängerung des Kirchenschiffs
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1937
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Umpfarrung von Sittenbach
nach Walkertshofen
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1941
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Glockenablieferung
08)
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1947
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neue
Euphon-Glocke 33)
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1948
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dritte
Glocke mit Zink-Legierung 08)
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1950
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Bau
der Friedhofskapelle (Holzfigur des Geißelheilands soll aus
dem Kloster Taxa stammen) 33)
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1951
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dritte
Glocke ersetzt mit Euphon-Bronze 33)
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1954
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Veränderung
der Deckengemälde
08)
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Entfernung der Kanzel 08)
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Entfernung der Buntfenster
im Chor
08)
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1955
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Neuer
Kreuzweg von Toni Mayer 08)
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1970
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Gründung des Pfarrverbands
Erdweg
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1975
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-1977 Renovierungen
für 300.000 DM
25)
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2010
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bis 2012 Renovierungen
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2013
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Renovierung der Friedhofsmauer
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Was
noch interessiert...
Die Gottesdienstordnung
für den Pfarrverband Erdweg finden
Sie hier....
In der Zeit zwischen 1745 und
1803 gab es am Rande von Großberghofen eine "Kapelle
zum gegeißelten Heiland von der Wies"
Davon ist nichts mehr erhalten. Wenn Sie mehr darüber erfahren
möchten, klicken
Sie hier...
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die Gegend
um Großberghofen war schon zu römischer Zeit besiedelt (Funde
beim Nöllerholz und im Dorf 08)).
Damals existierte hier der größte der vier im Landkreis Dachau
entdeckten Gutshöfe. Diese Gutshöfe waren von den Römern
entlang der Fern- und Nebenstraßen angelegt worden, um die Verpflegung
der Truppen zu sichern. Bewirtschaftet wurden sie von früheren römischen
Soldaten, die nach 25jähriger Dienstzeit aus der Armee ausschieden
und mit diesen Bauernhöfen versorgt wurden.
30),
09) 19)
Erste
schriftliche Erwähnung des Ortes
Nach einer am 25.März 818 ausgestellten Urkunde ("Traditio
Landperhti Presbiteri ad Perchchofum"
= Nr. 470 der Freisinger Traditionen)
11)
übergab ein Priester mit dem Namen Lantperht seinen Besitz zu Berghofen
und Brunnen (Großberghofen und Schönbrunn) dem Freisinger Bischof.
Die Historiker Bitterauf und Wallner sehen den in einer Urkunde der Freisinger
Traditionen genannten Ort "Perchowum" als unser Großberghofen
an. 06).
Dies wird auch von Prof.Dr.Liebhart bestätigt. 48)
Welchen
Umfang die Schenkung hatte, ist zwar nicht bekannt. Aber die Erwähnung
von 11 Leibeigenen lässt einen beachtlichen Grundbesitz vermuten.
Lantperht machte übrigens noch zwei Bedingungen. Er wollte drei Leibeigene
(als Dienstboten) für sich behalten und beanspruchte das lebenslange
Nutzungsrecht des Besitztums für sich und seinen Enkel namens David.
Dass Lantperht als Begründung der Schenkung das Seelenheil für
sich und seine Ahnen angab, ist nicht verwunderlich. Dies war notwendig,
um der Schenkung Rechtssicherheit zu geben. Denn die weltliche Obrigkeit
war nicht begeistert, dass die Kirche durch Schenkungen immer mächtiger
wurde. So regelten sie im damals geltenden Gesetz, dem Lex Baiuvariorum,
dass einer sein Vermögen der Kirche nur dann überschreiben dürfe,
wenn dies "zur Erlösung seiner Seele" geschehe.
Ähnlich ist es
mit einer Schenkung des Bischofs Wolfram (926-937) "im Eingang des
zehnten Jahrhunderts", bei der der Bischof "sein eigenes Gut
in Perchofen dem Altar St.Pankratz in der Krypta der Kathedral-Kirche
zu Freysing" übergab. 39)
Sicher wird
Großberghofen in einer Urkunde von 1125 erwähnt, in
der Graf Hartwig III von Grögling (Creglingen) für das Seelenheil
seines Bruders Altmann eines der Güter dem Domkapitel von Freising
stiftete.
09)
Das
Domkapitel, der engste Mitarbeiterstab des Bischofs, war (und ist) eine
eigenständige juristische Person, die selbst kirchlichen Besitz haben
konnte. Sie bestand damals aus einem Dompropst, 14 Capitularen und 9 Domcelleraren
(mit Verwaltungsaufgaben) 41)
Die Grafen von Creglingen waren aus dem Hause der Grafen von Hirschberg
an der Altmühl; Hartwig von Creglingen besaß sowohl die oberhalb
von Eichstätt gelegene Burg Dollnstein, als auch einige Güter
an der Amper. 39)
Im Historischen Atlas von Bayern wird Großberghofen
mit einem Dorfgericht
erwähnt, das sich um 1440 im Besitz der Thorer befand.
43)
Expositur / Pfarrei / Pfarrverband 33)
Großberghofen war wohl von Anfang an, mindestens aber seit 1315,
eine Filiale der Pfarrei Sittenbach. Es wurde von einem Hilfspriester/Cooperator/Gsellpriester
excurrendo (=von Sittenbach aus) wechselweise mit Unterweikertshofen
betreut; d.h., es fanden an jedem zweiten Sonntag und zweiten Montag Gottesdienste
statt.
1717 wurde die Filiale Großberghofen auf Drängen der
Gemeinde eine Expositur der Pfarrei Sittenbach. Ein der Pfarrkirche
Sittenbach gehöriger Hof in Großberghofen wurde zur Wohnung
für einen Ortsseelsorger umgebaut. Eine der offiziellen Begründungen
lautete, dass "wegen der häufigen Überschwemmungen durch
die Glonn der Weg nach Sittenbach nicht selten unpassierbar war".
Eine Expositur (aus
lat. 'herausgestellt') ist die Filiale einer Pfarrei, die seelsorgerisch
wie eine eigene Pfarrei (mit eigenem Geistlichen und eigenem Pfarrgemeinderat)
geführt wird, deren Vermögen aber von der Mutterpfarrei mitverwaltet
wird.
Am 1.2.1937 wurde die Expositur Großberghofen im Zusammenhang mit
der Umpfarrung von Unterweikertshofen nach Welshofen von Sittenbach getrennt
und der Pfarrei Walkertshofen zugeteilt.
Die Expositur St. Georg in Großberghofen gehört seit 1970
zusammen mit den Pfarreien Walkertshofen, Welshofen, Kleinberghofen, Hirtlbach
und Arnbach zum Pfarrverband Erdweg, dem ältesten Pfarrverband in
der Erzdiözese Mch u. Freising.
Eine Liste der Expositi, der Großberghofener Priester, finden
Sie hier...
Geschichte
der Kirche
Matrikel
von 1315 u. 1524 02)
Wann die erste Kirche in Großberghofen errichtet wurde, ist nicht
zweifelsfrei zu bestimmen. Jakob Mois ist der Auffassung, dass schon das
Patrozinium des hl.Georg für ein hohes Alter spricht. 33)
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 ist eine Kirche in Großberghofen
zwar nicht namentlich enthalten. Doch die Pfarrei Sittenbach wird mit
vier nicht näher bezeichneten Filialkirchen ("habet IIII filias")
erwähnt. Wenn man berücksichtigt, dass auch die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 von vier Filialen ("quatour filiales")
spricht und als eine der vier Filialen "s.Georgii in Grossenperckhofen"
nennt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch schon 1315 in Großberghofen
eine Kirche gestanden ist. Dafür spricht auch, dass die heutige Kirche
in kleinen Teilen noch romanisches Mauerwerk (Außenmauern) enthält.
Diese erste Kirche aus Stein dürfte somit im 13. oder Anfang
des 14.Jh errichtet worden sein. Im Jahr 1427 gehörte die
Vogtei (weltliche Vertretung der Kirche) zur Feste (Unter)Weikertshofen.
27)
Großberghofen sah sich
als wichtigste Filiale der Pfarrei Sittenbach. Dieser Anspruch war
im Jahr 1473 Gegenstand eines Rechtsstreits. Der endete mit
der Entscheidung des Freisinger Generalvikars Johann Schwank vom
15.Januar 1500, dass die Pfarrer zu Sittenbach jeweils nach einem
Sonntagsgottesdienst in Unterweikertshofen am darauffolgenden Montag
auch in Großberghofen eine Messe lesen müssen. Dazu gehöre
auch ein Umgang um die Kirche. Dies sei "von alter her geschehen
unnd gehalten worden".
An den hohen Festen und Feiertagen wurde der Gottesdienst ausschließlich
in Großberg-hofen gefeiert, was in Unterweikertshofen Unmut
hervorrief.
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Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
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Pfarrbeschreibung
1560 42)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf
Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende
Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde
durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt.
Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene
religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung
des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte
der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation
der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die
Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder
der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung
der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Sittenbach ist auch Großberghofen
(damals unter der Bezeichnung "Grossen Berckhofen") kurz erwähnt.
Da die Kirchenverwalter von Großberghofen nicht auffindbar waren,
konnten sich die Visitatoren nur durch Inaugenscheinnahme ("ocularis
inspectio") informieren. Daraus ergibt sich folgende sehr kurze Beschreibung:
|
Filialis Grossen
Berckhofen. Patrona s.Georgius
Die Inaugenscheinnahme ergab: "3 Kelche, 3 Corporale, 3 Messbücher,
ein gutes und 3 schlechte Messgewänder, ein Buch über
die Beerdigungsriten, ein zerrissenes Liederbuch. Die geweihten
Hostien werden unrein, die hl.Öle aber rein behandelt. Das
Taufwasser befindet sich in einem Krügl. Das Sakramentshaus
ist nicht verschlossen, aber durch ein Ewig-Licht beleuchtet. Die
Kirche und die (Friedhofs-)Mauer sind reparaturbedürftig. Mit
den Worten "Sonst kain magel" endet der kurze Bericht.
Originaltext:
"Patronus S.Georg. hat 3 rat. 3 corp. 3 missal. 1 guet ornat
und 3 zerrissen. 1 obsequial. 1 zerrissen cantional. Sacra liqu.
impure tractatur aber liquores sacri sunt sauber. baptismus (=Taufwasser)
ist in ainem Kriegl, das sacra.. ist nit wol versorgt aber wohl
peleucht. Die Kirch unddie Mauer bedarf flickhen (=ausbessern)
aber an altarn, Taflen, gestiel (= Gestühl), altar Diecher
(= Altartüchern) ist nit mangl.
|
...vollständiger
Bericht über die Pfarrei Sittenbach ...
Pfarrbeschreibung 1590
08)
Pfarrer Salomon Höß von Sittenbach, der von 1579-1595 amtierte,
verfasste eine Pfarrbeschreibung, in der auch von der Kirche in Großberghofen
die Rede ist. Danach gab es hier drei Altäre. Schon damals waren
der Choraltar dem Patron St.Georg geweiht, der rechte Seitenaltar Maria
und der linke Seitenaltar dem Bistumspatron St.Korbinian. An Clenodien
(= Kleinodien) und Ornät ( = Messgewänder) sind
erwähnt: 2 silbere vergülte Kelch sambt den Patenen, Corporalen
und aller Zugeherung. 1 messige Monstranz - 3 Meßgewenter sambt
aller Zugeherung.... Item 3 Missal (= Messbücher) - 2 Gsang
Pücher - 1 Vigil Puch - 1 obsequial Puechel (=für Beerdigungen)
- Item 9 messige Leuchter - zween Khürchen Fanen - 1 Chorrockh".
Jakob Mois berichtet auch von einer Aufzählung der vorhandenen kirchl.Gerätschaften
aus dem Jahr 1598. Damals sei von einem "zerissen Cantional"
die Rede, dass das Sakramentum (liturgisch) unrein behandelt werde (impure
tractatur). Das Taufwasser befinde sich nach wie vor in "aim Kriegl".
Die Kirch und Kirchmaur müssten ausgebessert werden ("dörffen
pessern"); da hatte sich in den letzten 40 Jahren nichts geändert.
08
)
Auszug
aus der Kirchenrechnung 1630
- Renovierung des Ciboriums ("einwendig vergolten und widerum
Zuerichten lassen") um 12.30 Gulden 24)
- Rauchmantel bestickt durch Jakob Marckh /
Mch für 2.30 Gulden
die Lieferung von München nach Freising zur Weihe und
zur Pfarrkirche Sittenbach kostete weitere 1.04 Gulden
|
Originaltext: "Ainem
Pothen (=Boten) der es von München herauß nacher
Dachaw, von dannen nach Freyßing Zur Weich und widerumben nacher
Sittenbach getragen, Pottenlohn, sambt für den Capelldiener außgelegt
Drinckhgeld (=Trinkgeld) bezahlt 1.4 fl. " 24)
|
Turmneubau 1650 24)
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche durch Brand zerstört
und konnte zunächst notdürftig wieder repariert werden 22)
. Den
Kirchenrechnungen von 1650 ist zu entnehmen, dass "Zum Neuerpauthen
Thurn, welcher negst konfftiges Jahr Roth angestrichen werden mueß,
ainen Kupffern ganz Verzihnten Knopf und fänndl" gemacht worden
sind. Das bedeutet, dass der Turm wohl kurz vor 1650 neu erbaut oder durchgreifend
renoviert worden ist. Von diesem Turm dürfte aber nur noch der untere
Teil erhalten sein, denn der obere achteckige Teil wurde 1714 aufgesetzt.
Interessant ist die rote Turmfarbe von 1650.
Choraltar 1657 08)
Aus dem Jahr 1657 ist bekannt, dass der Sittenbacher Pfarrer dem Ordinariat
den Entwurf für einen neuen Choraltar in Großberghofen zur
Genehmigung vorgelegt hatte (dazu auch noch den Entwurf für einen
Seitenaltar in Sittenbach). Der alte Altar in Großberghofen war
wohl im 30jährigen Krieg beschädigt und nur notdürftig
repariert worden. Von den Kosten des Altars in Höhe von 200 Gulden
sei die Hälfte schon vorhanden, schrieb er.
Doch die Antwort aus Freising (vom 15.10.1657) war abschlägig. Die
Proportion zwischen Höhe und Breite stimme nicht, deshalb müssten
neue Visiere (Entwürfe) gemacht werden. Auch zweifelte das Ordinariat
die Fähigkeiten des Malers aus Dachau (und des Altomünsterer
Malers für Sittenbach) an. Die Maler wehrten sich und behaupteten,
dass die schon mehrfach Entwürfe für Kunstwerke den weltlichen
und geistlichen Obrigkeiten vorgelegt hätten, ohne dass ihnen Bedenken
entgegengebracht worden seien. Weiter berichtete der Pfarrer, der Maler
von Dachau habe ohne seine Einwilligung mit der "Verfaßung
des Altars S.Georgii (welche bidnuß geschnitten werden solte) schon
angefangen", vorfinanziert vom Landgericht Dachau. Leider erfahren
wir nicht den Namen des Dachauer Malers, der den Altar wohl gefertigt
haben dürfte. Denn der nächste Altar wurde erst 1765 erstellt;
so lange wird man wohl nicht gewartet haben. Der Schriftverkehr ist aber
auch ein Zeichen dafür, wie streng das Ordinariat die künstlerische
Ausstattung der Kirchen überwacht hat.
Brand der Kirche 1704
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) fielen feindliche Soldaten, Österreicher
und Engländer in Bayern ein. Auch wenn die Schäden nicht so
flächendeckend waren wie im 30jährigen Krieg, wurden einige
Orte (insbesondere im Glonntal 33)),
zu denen auch Großberghofen zählte, schlimm verwüstet.
07)
Der Sittenbacher Pfarrer Franz Josef Leb schrieb am 14.9.1704 an das Ordinariat,
der Feind habe mit Sengen, prennen, plündern und heuffiger Weckführung
(Entführung) des Viehs alles verdörbt". In der Pfarrei
habe der Feind sowohl in der Pfarrkirche wie in den 3 Filialen alles zerschlagen,
vernichtet, die Kelch, Ciborium, Fahnen, Alben, Chorröcke, die besten
Messgewänder, ja sogar alle "Gloggen aus dem Thurm zu Sittenbach,Roßbach
und Orthoven herundergeworffen und neben obigen Sachen weckhgefürhet,
die Filial Khürchen Grossen Pergkhoven aber gar völlig abgeprennt".
Dabei seien die Glocken im Turm geschmolzen und heruntergefallen. Sie
hätten auch das Dach des Kirchenschiffs durchschlagen, so "das
man in der Kürchen in den haidteren Himmel hinauf sehen und also
dermassen khein heylige Meß mehr lesen khan". Sogar das Allerheiligste
im Tabernakel ist verbrannt, da niemand zur Stelle war, um es zu retten.
Das Gewölbe des Chorraums hatte gehalten. Es war, wie Pfarrer Leb
schrieb, "nur etwas wenig zerkloben". 38)
Man reparierte die Kirche notdürftig mit Brettern. Ende November
1704 konnte mit Erlaubnis des Bischofs wieder Gottesdienst gefeiert werden.
Über vier Jahre musste man sich mit diesem Notbehelf abfinden, was
bei Regenwetter und in der Winterszeit viel Geduld erforderte, schreibt
Jakob Mois.
So sagt der Bericht über eine Visitation 1707
08)
"Ecclesia igne consumpta, campanae destructae, ita ut miserimus sit
aspectus - Tabernaculum et reliqua ommnia conflagrarunt".
Nur die Sakristei, die sich im gewölbten Untergeschoss des Turmes
befand, war völlig erhalten geblieben. In diesem Visitationsbericht
ist auch die Rede von einer Feld-Kapelle mit dem Patron St.Johannes Baptist
("Sacellum S.Joannis Baptistae, est capella campestris").
Neubau 1709/14 08)
Unter diesen schlimmen Umständen war eine umfangreiche Restauration,
die teilweise einem Neubau gleichkam, notwendig.
Die Genehmigung dazu kam am 15. April 1709
Die Baumaßnahme wurde vom Dachauer Maurermeister Gregor Glonner
durchgeführt, der auch die Kirchen in Rudelzhofen, Bogenried und
Oberbachern errichtete.
Mehr über Gregor Glonner (ca.1680-1745)
erfahren
Sie hier...
Die Kosten beliefen sich auf 681 Gulden und 10 Kreuzer (entspricht 200.000
Euro, wenn man die Handwerkerlöhne von damals und heute -2010- vergleicht);
dazu kam das Bauholz (80 Stämme), das die Hofkammer in München
gegen Erstattung des Fuhrlohns kostenlos abgab und weitere 40 "Saglstämm"
und 32 Bäume.
Was wurde renoviert ?
Der Chor blieb zwar in seinem gotischen Mauerwerk erhalten, doch sein
Gewölbe musste durch eine Holzlattenverschalung ersetzt werden.
38)
Der Turm erhielt den achteckigen Aufbau und als Spitze eine kupfernen
Kuppel, die mit Schindeln gedeckt war. Im Dachstuhl ist noch die Jahreszahl
1709 eingeschnitzt. Das Langhaus wurde gegen Westen verlängert; das
ist im Inneren an einem Mauerabsatz bei der Empore deutlich zu sehen.
Die Decke wurde ebenfalls mit einem Holzlattengewölbe versehen. Von
der damaligen Kirchenausstattung ist nur noch der Taufstein erhalten.
Die Weihe des Kirchenbaus und der drei Altäre hat Fürstbischof
Johann Franz von Eckher am 6. August 1716 vorgenommen. An diesem
Tag spendete er in der neuen Kirche 225 Kindern das Sakrament der Firmung.
Die Kinder waren sicher auch aus Orten der weiteren Umgebung zusammengekommen.
Der kunstsinnige Bischof regierte sein Bistum von der Reisekutsche aus;
er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste Dörfer seines
Bistums. In seiner Regierungszeit von 1695 bis 1727 hat er 174 Kirchen
(darunter Jarzt, Pellheim, Palsweis, Ebertshausen, Hirtlbach, Straßbach,
Lauterbach und Kollbach) und ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (=
23 pro Jahr) geweiht. 14)
Einrichtung der Expositur
1717 33)
Wohl im Zuge des Neubaus der Kirche "beförderte" man Großberghofen
von einer Filiale zu einer Expositur. Offizielle Begründung war,
dass der Weg von Großberghofen nach Sittenbach wegen der häufigen
Glonnüberschwemmungen oft unpassierbar war. Die Expositur war aber
auch weiterhin der Pfarrei Sittenbach unterstellt; dies entsprach der
Forderung des Sittenbacher Pfarrers, der aus den wohlhabenden Bauernhöfen
aus Großberghofen einen Großteil seines Einkommens als Zehent
bezog.
Eine Liste der Expositi finden
Sie hier...
Reliquienmonstranz
1735 erhielt die Kirche eine Reliquie vom Haupt des hl.Georg in einer
Monstranz mit Silberrelief von Baron v. Hegnenberg-Dux. 08)
Schmidt'schen
Matrikel von 1740 02)
In den Jahren um 1740 besuchte Kanonikus Schmidt aus Freising alle Pfarreien
des Bistums und verfasste in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel kurze Berichte auch über die Filialkirchen. Großberghofen,
schreibt er, sei 1717 eine Kuratie geworden und habe einen eigenen Kuraten
bekommen. Zu dessen Lebensunterhalt sollte der Sittenbacher Pfarrer neben
einem Geldbetrag von 150 Gulden und 2 Schäffel Korn auch 1 Schäffel
Weizen beisteuern. Dieses "Getraidt aber verwaigert jetziger Herr
Pfarrer", schreibt Schmidt. Doch die Dotierung durch den Pfarrer
waren nicht die einzigen Einnahmequellen des Kuraten. Denn die Gemeinde
hatte weitere 50 Gulden beigesteuert und ihm eine Wohnung, einen Garten
und einen Anger überlassen. Der Kurat im Jahr 1739 hieß übrigens
Jacobus Hochenleuthner; er war seit 1736 Seelsorger in Großberghofen.
Die Kirche St.Georg selbst beschreibt Schmidt als schön restauriert;
er hat sie somit nach der Renovierung durch Conrad Mayr 1740 besucht.
Im Gotteshaus befanden sich damals drei Altäre mit den gleichen Patronen
wie heute: Der Hochaltar war dem hl.Georg geweiht. Auf ihm stand der Tabernakel,
die Stipes enthielt eine Kreuzreliquie und eine Heilig-Blut-Reliquie,
aber keine Georgs-Reliquie. Die Seitenaltäre waren der Jungfrau Maria
(unbefleckte Empfängnis) und dem hl.Korbinian gewidmet. Gottesdienste
wurden seit Errichtung der Kuratie an allen Sonn- und Festtagen gefeiert.
Das Kirchweihfest fiel auf den Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15.Aug).
Die Kirche besaß einen Taufstein und die Heiligen Öle. Im Turm
hingen zwei geweihte Glocken. Der Friedhof war um die Kirche angelegt;
in ihm stand ein Beinhaus. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer von Sittenbach
und der Landrichter aus Dachau. Der Bericht schließt mit dem Satz:
"Das Vermögen dises Gottshauses wirdet jetziger Zeit gegen 1200
Gulden betragen". Das war nach einer Restaurierung ein hoher Betrag.
Restaurationsarbeiten
um 1790
1791 wurde die Kirche von Kasimir Pfaffenzeller aus Hollenbach bei Aichach
neu ausgemalt. Davon ist das Dreifaltigkeitsfresko im Altarraum noch erhalten.
Es hatte ursprünglich eine breite Umrahmung aus goldgelbem Lorbeergewinde
und Rosen auf grauem Ornamentgrund, schreibt Mois. 08)
Aus
dem Jahr 1796 ist bekannt, dass der Maurermeister Franz Xaver Lampel
aus Eisenhofen das Kirchendach reparierte. Die Zimmerarbeiten erledigte
Andreas Kiening aus Sulzemoos.
Dorfbrand 1823
Bei einem Brand am 17.April 1823, der sich an den Flachsabfällen
beim Kötzer-Bauern entzündet hatte 22)
, fielen fast alle Häuser des
Dorfes den Flammen zum Opfer. Die etwas tiefer liegende Kirche blieb vom
Feuer verschont.
In einem zeitgenössischen Bericht 26)
heißt es:
Bild
aus dem 19.Jh.
|
"..Alles in der ganzen
Umgegend komt mit Löschgeräten, alles was gehen und laufen
konnte, war in der möglichsten Schnelligkeit herbeigeeilt,
allein für den Hauptbrand doch zu spät, und die liebreiche
Hilfe mußte sich blos darauf beschränken, daß nur
jene Häuser, die außer der Richtung des Windes standen,
nicht durch die Hitze angezündet wurden. Dadurch wurden doch
noch 10 Häuser, der Zehentstadel und die Kirche gerettet. Der
Wind oder Sturm ging so arg, daß vom brennenden Stroh von
Großberghofen in Niederroth noch drei Häuser angezündet
wurden, und abbranten..."
Den
ganzen Bericht können Sie hier lesen...
|
Neuausstattung 1859
Im Jahr 1859 wurde die Kirche
im neugotischen Stil ausgestattet, in dem sich das Gotteshaus noch heute
präsentiert.
Beschreibung
von 1884 05)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München-Freising
von Anton Mayer /Georg Westermayer aus der Zeit um 1884 ist auch die Expositur
von Großberghofen enthalten. Darin heißt es:
|
Expositursitz:
Großberghofen, nahe der Glonn an der Straße nach Aichach
gelegen. Nächste Bahnstation Dachau, 12 Kilometer entfernt. Nächste
Post Schwabhausen, 4 Kilometer entfernt; Postbote von dort.
Expositur: "Präsentationsrecht hat der Pfarrer von
Sittenbach. Die Kirchenrechnung weist bei 1040 Mark Einnahmen und
10 Mark Lasten einen jährlichen Reinertrag von 1030 Mark aus.Die
Expositur hat 237 Seelen in 39 Häusern. Widdum (=landwirtsch.
Pfarrhof): 2 ha, 87 a, 91 qm; 4 Tagwerk Aecker, 4 Tagw. 45 Dezim.
Wiesen. Durschnittsbonität: 14. Expositurhaus 1858 erbaut, geräumig,
passend, trocken; ebenso die Oekonomiegebäude. Baupflicht: bei
beiden die Gemeinde. Beginn der Matrikelbücher: 1800.
Kirche: Erbauungsjahr unbekannt; restaurirt 1871. Zopfstyl
(=barock). Geräumigkeit ist zureichend. Baupflicht liegt
bei der Kirche. Kuppelthurm mit 2 Glocken, die größere
gegossen 1769 von Joh.Laurentius Kraus
in München, die kleinere von Bernhard
Ernst 1669. Consecrirt (=Kirchenweihe) am 6.August 1716.
Patrozinium am Feste des hl.Georgius. 3 Altäre. Cm. (= Friedhof)
bei der Kirche, ohne Capelle (= Leichenhaus)., Orgel mit 6
Registern. Gottesdienste an allen Sonn- und Festtagen. Ewige Anbetung
19.März.
Aushilfe in der Nachbarschaft wird geleistet: am 7.Jan und am St.Annafeste
(=26.7.) in Hirtelbach; am Herz-Jesu-Feste und am Feste der hl.Katharina
(25.November) in Walkertshofen; am Feste Peter nd Paul in Oberroth;
am Feste des hl.Sebastian, des hl.Laurentius, am 1.Sonntag im September
und am Tage der ewigen Anbetung (9.Nov.) in Sittenbach. Stiftungen:
14 Jahrtage mit Vigil und Requiem, 12 Jahrtage ohne Vigil, 8 Jahrmessen.
Meßner und Cantor: ein Ortsangehöriger; eigenes Meßnerhaus
nicht vorhanden. Vermögen der Kirche: a) rent.: 19.805 M. 78
Pf., b) nichtrent.: 6179 M. 35 Pf.
In Großberghofen ist keine Schule; die Kinder besuchen die Schule
in Walkertshofen." |
Verlängerung
des Kirchenschiffs 1922
Im Jahr 1921/22 wurde unter Expositus Nikolaus Hofmann die Kirche nach
Westen verlängert, um der angestiegenen Bevölkerungszahl Rechnung
zu tragen. In diesem Zusammenhang wurde die Kirche auch restauriert. Diese
Restauration leitete der Maler Kasimir Pfaffenzeller.
Umpfarrung
1937 35)
Erst vor rd. 75 Jahren wurde im Zusammenhang mit der Umpfarrung von Unterweikertshofen
nach Welshofen auch Großberghofen von Sittenbach getrennt und der
Pfarrei Walkertshofen zugeteilt. Das Ordinariat in München schrieb
damals dem Pfarramt Sittenbach folgenden Brief (v. 4.Febr.1937-Az: Gen.Vic.Nr.
1435, E-Nr.2068):
|
"Durch die
Einpfarrung von Unterweikertshofen nach Welshofen ist die Expositur
Grossberghofen von ihrer Pfarrei Sittenbach geographisch vollständig
abgeschnitten worden. Sie ist auch, wenn sie unbesetzt war, immer
von Walkertshofen und nie von Sittenbach aus versehen worden. Deshalb
haben wir beschlossen, diese Expositur dauernd nach Walkertshofen
umzupfarren. Im Einvernehmen mit der Regierung vo Oberbayern führen
wir nunmehr diese Umpfarrung mit Wirksamkeit vom 1.Februar 1937 an
kanonisch durch, indem wir die Expositur Grossberghofen aller Rechte
und Pflichten nach Sittenbach lossprechen und sie dauernd mit allen
Rechten und Pflichten der Pfarrei Walkertshofen eingliedern. Zugleich
entbinden wir alle gegenwärtigen und künftigen katholischen
Bewohner von Grossberghofen aller ihrer Verpflichtungen gegen den
Pfarrer von Sittenbach und stellen sie unter die volle Jurisdiction
des Pfarrers von Walkertshofen, der auch im Falle einer Erledigung
der Expositur letztere mitzuverwalten hat.
Vorstehende Umpfarrung ist am nächsten Sonntag von der Kanzel
zu verkünden.
Buchwieser (General-Vikar)" |
Renovierung
1975-1977
für 300.000 DM (davon das Ordinariat
rd. 200.000 DM).
Zunächst sollten die neugotischen Altäre als Fehlentwicklung
entfernt werden. Doch die Altäre in Großberghofen waren als
eines der wenigen erhaltenen Beispiele einer kompletten neugotischen Ausstattung
erhaltungswürdig. Deshalb wurden sie in der Kirche belassen und neu
gefasst.
25 )
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Expositurbezirk.
1796:
Dorf
mit Nebenkirche, Gasthofe u. 37 Häusern 50)
1817:
Gemeinde mit 167 Einwohnern
07)
1831:
Gemeinde mit 220 Einwohnern
und 38 Häusern (hier gibt es Hopfenanlagen) 34)
1839: "Das Kirchdorf Großberghofen hat eine zur Pfarre
und dem Decanat Sittenbach gehörige Filialkirche St.Georg mit einem
exponirten
Cooperator, liegt noch dermal im Landgericht Dachau und zählt über
200 Einwohner" 01)
1852: Gemeinde mit 73 Familien und 386 Einwohnern
03)
1867: Gemeinde mit 349 Einwohnern, 124 Gebäuden
Ortschaft mit 192
Einwohnern in 69 Gebäuden 04)
1884:
Expositur mit 237 Gläubigen in 39 Häusern.
1925:
Gemeinde mit 245 Einwohnern
07)
1996:
Ortschaft mit 917 Einwohner 22)
Bittgänge/Wallfahrten:
Aus den wenigen noch vorhandenen Kirchenrechnungs-Unterlagen geht hervor,
dass die Großberghofener alljährlich eine Wallfahrt nach Inchenhofen
zum hl.Leonhard unternahmen. Der Vorsänger und der Fahnenträger
erhielten z.B. 1650: 30 Kreuzer (kr), 1730: 45 Kreuzer. 24)
|
Hinweis: Die Wallfahrt
zum hl. Leonhard in Inchenhofen gilt als älteste und wichtigste
Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Der Aufschwung begann, als 1283
das Kloster Fürstenfeld die bis dahin noch unbedeutende Wallfahrt
in der kleinen Kapelle übernahm. Es verhalf ihr binnen weniger
Jahrzehnte zu höchster Blüte. Die Wallfahrt selbst geht
auf ein Wunder zurück: 1256 sollen Soldaten Votivgaben in der
St.Leonhardskapelle gestohlen haben und daraufhin schwachsinnig geworden
sein. St.Leonhard war bis dahin ein nur an wenigen Stellen verehrter
französischer Heiliger, der als Patron der Gefangenen und der
(damals ebenfalls angeketteten) Geisteskranken um Hilfe angerufen
wurde. Seine große Bedeutung als Bauernheiliger erhielt er erst
im 16.Jh., als die Ketten, mit denen er abgebildet war, als Viehketten
missdeutet/umgedeutet wurden. Diese Patronatserweiterung gab der Wallfahrt
in Inchenhofen noch einen großen Schub. Bis 1803 unternahmen
167 Pfarreien eine alljährliche Wallfahrt nach Inchenhofen. Heute
kommen aus etwa 60 Orten die Wallfahrergruppen, meist zu Fuß,
nach "Leachad" , wie Inchenhofen auch genannt wird. Dabei
ist nach wie vor der größte Wallfahrtstag des ganzen Jahres
der Pfingst-montag, an dem zugleich das Hauptfest der 1659 vom Papst
Alexander VII. genehmigten Erzbruderschaft des hl. Leonhard gefeiert
wird. 20)
|
Eine Person aus Berghofen dürfte an der Wallfahrt 1622 oder einem der
folgenden Jahre mit besonderer Dankbarkeit teilgenommen haben. Denn im großen
Mirakelbuch von Inchenhofen ist zu lesen, dass Elisabeth Perckmayr
aus Berghofen im Jahr 1621 drei Tage und drei Nächte starke Geburtsschmerzen
erleiden musste, weil sie nicht gebären konnte. Als sie den hl.Leonhard
angerufen und gelobt habe, eine Wallfahrt nach Inchenhofen zu unternehmen
und 1 Kreuzer in den dortigen Opferstock zu legen, sei alles gut geworden.
Der Text steht im Mirakelbuch, unter der Kapitelüberschrift "S.Leonhard
erfrewet die schwärlich gebärende Frawen, erlangt auch von Gott
den unfruchtbarn Eltern Leibsfrucht und Kinder"; er lautet:
|
"XXX.
Elisabeth Perckmayrin von Berghoven lag drey Täg und Nächt
in grausamen Kindsschmerzen, könte dannoch nit gebähren
biß sie sich nach Inchenhofen mit 1 Kreuzer verlobt. Alsdan
hat sich geschwind ein frische Frucht erzaigt und ist sie aller Gefahr
wunderlich entgangen ". 56)
|
Johanneskapelle 08)
Im Visitationsbericht von 1707 ist auch eine Kapelle zu Ehren von Johannes
dem Täufer erwähnt. Es heißt dort, "Sacellum S.Joannis
Baptistae" dazu ist mit Bleistift notiert: "est capella campestris"
(= Feldkapelle)
Wieskapelle
10),
18)
Von 1745 bis 1803 stand am Ortsausgang von Großberghofen eine Wieskapelle.
Mehr dazu auf einer eigenen
Seite...
Baubeschreibung
Der heutige Kirchenbau
liegt am unteren Ende eines Hangs am Ortsrand, inmitten eines ummauerten
Friedhofs. Jakob Mois nennt die Lage "seltsam, weil sonst Kirchen
vielfach den höchsten Punkt einnehmen".
Am nur gering eingezogen Chor sind noch die außenliegenden
Stützpfeiler
aus gotischer Zeit als Halt für das Gewölbe zu sehen; auch im
Innern sind die Gewölbeansätze noch zu erkennen.
Das Kirchenschiff besteht nun aus 4 Achsen. Zehn Fenster mit rundverbleitem
Antikglas unterschiedlicher Größe und Gestalt erhellen den
Kirchenraum.
An der Außenwand ist eine schöne Sonnenuhr angebracht
mit der Aufschrift: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - IHS, 1953".
Die Uhr wurde 1953 erneuert 37).
Wenn Sie mehr über Sonnenuhren, insbesondere über die an den
Kirchen des Landkreises Dachau angebrachten, erfahren möchten, klicken
Sie hier...
Der untere Teil des Langhauses stammt noch aus der romanischen Zeit; als
1953 die Sonnenuhr renoviert wurde, fand man eine kleine zugemauerte Rundbogennische.
08)
Turm

Höhe:
35 m

Turmkreuz
|
Der im unteren Teil quadratische
Turm an der Nordseite der Kirche wurde nach der Kirchenrechnung
von 1650 kurz vorher neu errichtet und rot gestrichen sowie mit
einem Kupferknopf und Fähnchen ausgestattet.
Originaltext: "Ausgab auf Gebey (Gebäude). Zum Neuerpauthen
Thurn, welcher negst konfftiges (=nächstes)
Jahr Roth angestrichen werden mueß, ainen Kupffern, ganz Verzihnten
Knopf unnd fänndl
machen
lassen 8 fl. " 24)
Das Untergeschoss stammt aus gotischer Zeit 08)
;
es ist innen mit einem Kreuzgratgewölbe
überdeckt.
Der obere, etwas eingezogene Teil besitzt einen einen achteckigen
Grundriss. Er soll um 1714 aufgestockt worden sein. Die Zwiebelkuppel
aus Kupferblech über den acht Schallfenstern ist besonders
mächtig: sie hat an ihrer breitesten Stelle einen Durchmesser
von 7 Metern. Die heutige Kuppel aus Kupferblech wurde 1906 (für
4000 Reichsmark) aufgesetzt; früher war die Kuppel mit Schindeln
gedeckt. Der 35 m hohe Turm ist durch Ecklisenen und waagrechte
Gesimse
gegliedert.
Eine Liste der höchsten Kirchtürme des Landkreises finden
Sie hier..
Oben ist der Turm mit einem
doppelbalkigen Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz
geziert. Diese Kreuzesform ist weit verbreitet und kann verschiedene
Ursachen haben. Sie symbolisiert zum einen die erzbischöfliche
Metro-politangewalt. Zum andern war sie früher im byzantinischen
Gebiet weit verbreitet und verbreitete sich von dort aus im Laufe
der Jahrhunderte auch über ganz Europa. Dies
gilt wohl auch für das berühmte Scheyrer Kreuz, das im
10.Jh. aus dem Osten über Dachau nach Scheyern kam. Patriarchenkreuze
auf den Türmen unserer Gotteshäuser im Dachauer Land zeigen
oft besondere Bezüge zum Kloster Scheyern an, können aber
auch nur Zeichen sein, dass die Kirche im Erzbistum München
und Freising liegt. In Großberghofen hatte das Kloster Scheyern
Besitzungen. 45)
Übrigens:
Eines hat die Kirche in Großberghofen mit der Kirche St.Peter
in München gemeinsam: Das Kreuz auf der Turmspitze hat
-wie das auf dem Alten Peter- die falsche Richtung. Üblicherweise
sind die Kreuzbalken quer zum Kirchenschiff, also in Nord-Süd-Richtung,
angeordnet. Das Kreuz ist also von Osten und vor allem von Westen
in seiner vollen Breite zu sehen. Das hat zwei Gründe:
a) Kirchenbesucher, die -wie hier in Großberghofen- auf
die Kirche von Osten oder Westen her zugehen,
sollen es von vorne erblicken.
b) Außerdem war in früheren Zeiten die Westseite
als Gegenstück zur Ostseite (Sonnenaufgang als Symbol
für Christus) die Richtung, aus der
schädliche Einflüsse kamen. Da konnte eine volle Kreuzes-Breitseite
zur
Abwehr dieser schädlicher Einflüsse nicht schaden.
32)
.
Beim Alten Peter soll einer Sage nach der Teufel das Kreuz gedreht
haben. Wer in Großberghofen schuld war, ist (noch) nicht
geklärt. Alle übrigen Kirchen des Pfarrverbands Erdweg
haben übrigens die Kreuze auf ihrer Kirch-turmspitze ganz
korrekt in traditioneller N/S-Richtung montiert. |
|
Glocken
Derzeit hängen im Turm drei Glocken. Zwei davon, aus den Jahren 1947
und 1951 bestehen aus Euphon. Sie wurden von Carl Czudnochowsky aus Erding
hergestellt, der einzigen Gießerei, die Glocken aus diesem Material
goss
47).
Die dritte Glocke wurde 1897 gegossen.
|
Frühere
Glocken:
In der Kirchenrechnung 1640 ist der Hinweis enthalten, dass die Kirche
100 Gulden an den "Gloggen giesser Bernhardten Ernnst in Minchen
... für die vor Feindts Zeiten (= vor 1632) erhandleten
grossen Neuen und renovierten alten Gloggen" bezahlt hat. Bernhard
Ernst lieferte auch eine neue Glocke (1669)
16).
1769 kam eine weitere Glocke von Joh.Laurentius Kraus
dazu 16).
In der Beschreibung von 1884 werden nur zwei Glocken genannt: die
von 1669 und die von 1769. Die älteste Glocke scheint zu Bruch
gegangen zu sein. Allerdings dürften auch diese beiden Glocken
von 1669 u. 1769 nicht mehr vorhanden sein. Denn 1897 wurde ein neues
Geläute mit drei Glocken beschafft. Mehr haben nicht Platz. |
 |
Glockenraub
1917 mussten zwei Glocken für Kriegszwecke abgeliefert werden. Sie
wurden vom Turm genommen und für den Abtransport vorbereitet. Doch
plötzlich war eine der Glocken, die Ave-Maria-Glocke, verschwunden.
Ein Bauer hatte sie gestohlen und im Acker vergraben. So entging sie der
Ablieferung; die andere Glocke, die "Große", kehrte nicht
mehr zurück. Mehr darüber...
Allerdings war der 1917 geretteten Ave-Maria-Glocke kein langes Leben
mehr beschieden. 25 Jahre später, 1942, wurde sie wiederum vom Turm
geholt und auch tatsächlich zu Waffen oder Munition eingeschmolzen.
Nach dem 2.Weltkrieg komplettierte man das Geläute wieder:
1947 wurde sog. Euphon-Glocke (Bronze ohne Zinn - wegen der damaligen
Zinn-Not) erworben, ein Jahr später eine Glocke aus einer Zinklegierung,
so Jakob Mois. Doch die letztgenannte Glocke hielt nicht lange und musste
schon 1951 gegen eine neue Euphon-Glocke ausgetauscht werden 08)
.
Der Eingang zur Kirche befindet
sich an der Westseite, geschützt durch ein kleines Vorhaus.
Die Sakristei ist ein Rechteckbau mit heruntergezogenem Pultdach.
Sie wird von zwei Fenstern im Westen erhellt.
Missionskreuz
Im unteren Teil des Friedhofs steht das Missionskreuz,
das an mehrere Volksmissionen in der Zeit von 1930 bis 1995 erinnert.
Eine halbkreisförmige Blechabdeckung gibt dem Kreuz Schutz
vor der Witterung. Der aufgemalte Text auf der Innenseite lautet:
"Im Kreuz ist Heil". Die vergoldeten Zacken auf der Vorderseite
der Abdeckung beschreiben den täglichen Lauf der Sonne vom
Aufgang im Osten bis zum Niedergang im Westen. So wie die Sonne
wieder aufgeht, so ist auch Christus auferstanden und so wird auch
der Mensch auferstehen.
28)
Am unteren Teil des Kreuzesstammes ist eine Inschriftentafel mit
folgendem Text angebracht:
|

Missionskreuz
|
"Am Fuße dieses Missionskreuzes
gedenket der Gnadentage der hl.Weltmission, gehalten im Jahre 1930 von den
Redemptoristen, vom 23.April - Juli 1947 von den Franziskanern, vom 27.April
- 8.Mai 1966 von Augustiner-Missionaren, Gemeinde-Mission 1977-1978, Orden
der Redemptoristen. Gemeinde-Mission 1995, Orden der Redemptoristen.
Im April
2023 wurden der Kreuzesstamm von einem ortsansässigen Zimmerer neu
aus Eichenholz gefertigt und die wiederverwen-deten Figuren von einem
Kirchenmaler restauriert. Der Burschenverein Großberghofen steuerte
die Hälfte der Kosten bei. Das Kreuz wurde Im Rahmen eines Gottesdienstes
durch die Gemeindereferentin Brigitta Fottner gesegnet.
53)
|
Hnweis:
Die Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück
u.war Teil der kath. Gegenreformation. In Bayern wurde die erste
Volksmission 1843 in Tuntenhausen von den Redemptoristen abgehalten.
Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B. vor, dass wenigstens
alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt werden solle.
Durch die Volksmission sollten die Gläubigen in den katholischen
Gemeinden in einer Art Crashkurs von zehn bis fünfzehn Tagen
wieder intensiver an die Sakramente, die Glaubenslehren und die
Moral herangeführt werden. Dies geschah in der Regel durch
speziell geschulte Ordensleute mit besonderen rhetorischen Begabungen.
Sie hielten Predigten, luden zur Beichte ein, feierten Messen und
hielten zahlreiche Vorträge. Mitunter wurden die Kanzeln in
dieser Zeit sehr beansprucht, da die Prediger zur Unterstreichung
ihrer Worte des öfteren harte Schläge auf die Holzeinfassung
ausführten. Im Vordergrund stand aber nicht die Förderung
der christlichen Gemeinschaft, sondern das persönliche Verhältnis
zu Gott nach dem Motto "Rette deine Seele". Bei diesen
Volksmissionen wirkte bis zum 2.Vatikanischen Konzil noch ganz die
alte Frömmigkeitshaltung des Barock nach, auch seine starre
Liturgie, bald als dunkle Wucht, bald als feierliche Pracht. Christliche
Verkündigung, die Lebensfülle der hl.Schrift, wurde verengt
auf moralische Verbote. Damals wurden das 6.Gebot und die Kirchengebote
(Keuschheit, Sonntagsgebot, Fasten und Abstinenzen) zum wichtigsten
Inhalt katholischen Lebens gemacht. Tugendbündnisse und Jungfrauenkongregationen
entstanden. Der Zulauf zu den Volksmissionen war dennoch groß.
Heutzutage wird die Volksmission durch neue Formen der Schulungs-
und Missions- bzw. Evangelisationsarbeit ersetzt.
|
Epitaphe an der Südseite der Außenmauer,
die überwiegend an die Priester der Expositur erinnern.
|
Hinweis: Epitaphe
gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und
können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind
normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet. |
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Kalkplatte, 50x40 cm
(auf der Empore)
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Kalkstein, 101x35 cm,
mit Kelchrelief
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Kalkstein, 69x38,
mit Kelchrelief
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Kalkstein, 63x37
mit Kelchrelief
|
schwarzer Marmor im Kalkstein
-rahmen, 90x64 mit Kelchrelief
und Kreuz (sign.S"Aberl)
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Innenausstattung
Altarraum
Der dreiseitig geschlossene,
mit einem gotischen Gewölbe und Stichkappen
ausgestattete Altarraum ist nicht eingezogen.
(Maße 5,65 Länge, 6,00 m Breite und 6,70 m Höhe). Die
Gewölberippen wurden bei der Neugestaltung der Kirche 1714 herausgebrochen.
Lediglich an den Wänden des Altarraums kann man den gotischen Gewölbeansatz
noch erkennen.
Aus Spuren von Ornamenten im Chorgewölbe lässt sich erkennen,
dass die Decke in der Rokokozeit bemalt worden war. Es handelte sich um
graugetönte Rocaillen mit gelber und zum Teil vergoldeter Gitterfüllung.
Die früheren bunten, speckigen Chorfenster wurden 1954 durch weiße
Antik-Verglasung in Rundverbleiung ersetzt.
Der Fußboden ist mit Solnhofener Platten im Rosenspitzmuster
belegt.
Wandfresken
Im Inneren der Kirche wurden
in den Jahren 1922 und 1954 alte Fresken aus der Spätgotik
bzw. Renaissancezeit freigelegt. 09)
Im spitzbogigen
Gemälde an der Nordwand des Altarraums wird die Legende
vom Kampf des hl. Georg mit dem Drachen und die Rettung
der Königstochter Margarete dargestellt. Georg, in Ritterrüstung,
reitet auf einem Schimmel und schwingt sein Schwert gegen den bereits
auf dem Rücken liegenden Drachen.
|
Kampf von St.Georg gegen
den Drachen
|
Das Untier ist von zwei Lanzen
durchbohrt, eine durchs Maul, eine andere von hinten. Unter dem
Drachen ist eine liegende Figur zu erkennen, die wohl den Teufel
persönlich darstellen soll.
Das Fresko wurde um 1560 von einem unbekannten Künstler in
Grisailletechnik (braun und grau) gemalt.
Eine schrankförmige Aussparung im Bild
rechts vom Drachen weist auf ein früher hier angebrachtes Sakramentshäuschen
hin. 37)
|
|
Hinweis: Der Drache ist ein
Wesen, das viele Völker in ihren Mythen (Lindwurm) kennen.
In China gilt er als Glück bringend, bei uns im Westen als
Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon = "furchtbar
Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung des
Bösen und als Teufel bezeichnet. Auch Augustinus schrieb: "Der
Satan ist ein Löwe im Angriff und ein Drache im Hinterhaltlegen"
29)
. In der Apokalypse
bedroht der Drache die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte.
In der religiösen Kunst wird er häufig zusammen mit dem
hl.Michael, dem hl. Georg und der hl.Margarete abgebildet. Bei frühen
Darstellungen ist der Drache meist schlangenartig und oft mehrköpfig
wiedergegeben, seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig,
oft mit Fledermausflügeln und feurigem Atem. Die Ähnlichkeit
der in der religiösen Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern
ist frappierend. Zwar war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt,
dass es Saurier gegeben hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten
die Gewissheit über die Existenz und das Aussehen der Drachen.
Erst 1840 wurden die Saurier als eigene Spezies eingeordnet.
|
Hinter dem Hochaltar sind an die Wand -nach Jakob Mois- Rankenornamente
um ein IHS-Zeichen mit Strahlenkranz gemalt.
Mois spricht auch von gotischen Fresken auf der Südseite rechts und
links vom Fenster, die St.Afra auf dem Scheiterhaufen und von St.Sebastian
am Baum darstellen, "zarte, gotisch empfundene Gestalten". Diese
Fenstergemälde wurden 1954 entfernt und durch weißes Antikglas
ersetzt. 08)
An
der nördlichen Chorbogenlaibung sei bei der Renovierung der Kopf
eines unbekannten Heiligen zum Vorschein gekommen. Die Gesichter all dieser
Gestalten waren beim Brand von 1704 schwarz eingefärbt und großenteils
zerstört worden. Man hat sie -zum Schutz bis zu einer späteren
Freilegung- inzwischen wohl wieder übertüncht.
In einem runden Deckenfresko
hat der Maler Kasimir Pfaffenzeller aus Hollenbach bei Aichach
1791 in einer Art Bauernmalerei die Heiligste Dreifaltigkeit
dargestellt. Damals hatte es noch eine breite Umrahmung aus goldgelbem
Lorbeergewinde. Gottvater und Christus thronen auf Wolken, dazwischen
erscheint in einer Strahlenglorie die Taube des hl. Geistes. Ein Weihrauchfass
schwingen-der Engel schwebt über den Rand des Gemäldes Richtung
Altar hinaus.
mehr über Pfaffenzeller erfahren Sie
hier ... |
Hl.Dreifaltigkeit
|
Das Bild wurde beim feindlichen
Einfall im Spanischen Erbfolgekrieg (1704) - im Gegensatz zum
Gemälde im Langhaus- nicht zerstört, sondern "nur
etwas zerkloben" und danach wieder hergestellt. 21)
.
Das Bild wurde 1888 übermalt und bei der Renovierung 1922
wieder freigelegt 08)
.
Dabei dürfte es nochmals übermalt worden sein.
Es ist 3,30 x 3,10 m groß.
21)
|
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Hinweis: Die Gestalt der Taube für die künstlerische
Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht
der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in
leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22).
Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte wie eine Taube,
nicht aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol
für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das
Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst
Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen
Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam (so
z.B. im Deckengemälden der Schlosskapellen in Haimhausen und
Unterweilbach). |
Choraltar
/ Hochaltar
Hochaltar/Choraltar und Seitenaltäre
sind beachtliche Beispiele neugotischer Altargestaltung aus dem
Jahr 1859 nach Entwürfen von Kaspar von Zumbusch aus München
(für 1200 Mark) 08)
. Der Choraltar ist
ein dreiteiliger Schreinaltar. Sein Holz ist grau, goldfarben und bunt
gefasst (= bemalt).
In der Mitte des Hochaltars
befindet sich vor goldenem Hintergrund eine prächtige Figur
des
hl. Georg, der auf einem Schimmel reitet und den Drachen
mit einer vergoldeten Lanze attackiert.
Der Drache ist seit alters her ein Symbol für das Böse.
Hier wird er sogar als Satan dargestellt, mit wutverzerrtem Gesicht,
mit Hörnern auf dem Kopf, Klauenhänden und Fledermausflügeln.
Darüber schwebt
ein Engel mit dem Schriftband "Gloria in excelsis Deo".
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St.Georg
kämpft
gegen das Böse
|
Gold ist die Farbe der Sonne,
des Himmels und des göttlichen Lichts. Wird -wie hier- der
Hintergrund eines Gemäldes in Gold gestaltet, soll damit eine
himmlische Szene dargestellt werden.
Eine gleiche Figur stand früher
übrigens auch in der Freisinger Pfarrkirche St.Georg; sie ist
jetzt im Diözesanmuseum, dem weltgrößten Museum
religiöser Kunst außerhalb des Vatikans, zu sehen.
Jakob Mois vermutete, dass eine Reiterfigur über dem Drachen
am Stadel des Wildmoos-Hofs zwischen Indersdorf und Langenpettenbach
vom ehem. Hochaltar in Großberghofen stammt.
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Assistenzfiguren sind der hl.
Florian in römischer Rüstung mit einer brennenden Kapelle
zu seinen Füßen (rechts) und der hl.Leonhard
mit Kette und Stierkopf (links). Das im Jahr 2013 aufgenommene Foto zeigt
St.Leonhard mit der Kette an der linken Hand. Tatsächlich hatte ihm
der Künstler vor 230 Jahren die Kette aber in die rechte Hand gegeben.
So war es auch noch 2005, wie ein Bild aus dieser Zeit erkennen lässt.
Die in Baldachin-Nischen stehenden Figuren wurden 1775 vom Maler Johann
Benedikt Speth (Specht) aus Dachau
(+1780) für 12 Gulden gefasst. Die Säume der Kleider sind vergoldet.
Jakob Mois meinte dazu:
"... auf Alabaster arth weiß ..., die Säume der Kleider
mit seinem Goldt vergoldt, auch die Pfriem vergoldt,
daß selbige mit goldt eingefaßet.

St.Leonhard
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Hinweise: Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte
er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass
viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen
- und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn
wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als
Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete.
In Bayern erreichte
die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man
nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6.
November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
St.Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen
Legion des römischen Heeres. Er war in St.Pölten in Oberösterreich
stationiert. Nachdem der Christ geworden war, trat er aus der Armee
aus. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern
mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. Florian
ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige. In
seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet
haben; aber erst im 15. Jh setzte sich diese Überlieferung
durch, die heute seine Bedeutung als Schutzpatron vor Feuersgefahr
begründet.
|

St.Florian
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Der neugotische Schrein-Tabernakel
mit kielbogigem oberen Abschluss und drei Fialen besitzt eine Drehnische.
Zu beiden Seiten des Tabernakels zwei 46 x 30 cm große Reliefs
mit fliegenden Anbetungsengeln.
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Im Antependium
des Hochaltars sind neben einem Maßwerkkreuz vier 40 x 31 cm große
biblische Darstellungen von Opferungen aus dem alten Testament enthalten
(zwei Darstellungen signiert mit "AB"):

Opfer-Darstellungen
des Alten Testaments
Ganz links:
Moses und das Schlangenbildnis (4. Buch Mose Kap.21, Verse 4-9).
Moses wird mit einer Art Hörnern abgebildet. Es sind aber keine
Hörner, sondern Strahlen. Sie symbolisieren den Glanz seines Gesichts
als er vom Berg Sinai herab kam. In der Bibel steht dazu: Als Mose vom
Sinai herunterstieg, hatte er die beiden Tafeln der Bundesurkunde in
der Hand. Er wusste nicht, dass die Haut seines Gesichts Licht ausstrahlte,
weil er mit dem Herrn geredet hatte (Ex 34,29).

Moses
und das Schlangenbildnis
|
Auf dem Weg durch
die Wüste wurde das Volk verdrossen und fragte Mose: Warum hast
du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste?
Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren
Speise. Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen
das Volk, dass viele aus Israel starben. Da kamen sie zu Mose und
sprachen: Es war nicht recht, dass wir uns gegen den HERRN und gegen
dich aufgelehnt haben. Leg doch beim HERRN ein Wort für uns ein,
damit er uns von diesen Schlangen befreit! Und Mose bat für das
Volk. Da sprach der HERR zu Mose: Fertige eine Schlange aus Bronze
an und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht
sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete
sie hoch auf. Wer gebissen wurde und auf diese Schlange sah, blieb
am Leben. |
daneben: Abel und sein
vor Gott gerechtes Opfer (1. Buch Mose Kap.4, Verse 2 ff). Im Bild kniet
Abel vor dem Opferaltar.
Über den Wolken blickt Gott (mit dreieckigem Heiligenschein=Dreifaltigkeit)
wohlgefällig auf das Opfer nieder.

Opfer
des Abel
|
Abel, der
zweite Sohn Adams und Evas, besaß eine Schafherde (Hirte), während
Kain den Acker bestellte (Ackerbauer). Der Rauch von Abels Opferfeuer,
in dem ein Lamm lag, stieg senkrecht zum Himmel auf, während
das Getreideopfer seines Bruders Kain nur qualmte und der Rauch sich
auf der Erde ausbreitete. Darüber maßlos erbost, erschlug
Kain seinen Bruder. Der Gottesfürchtige wird von seinem Neider
getötet. |
halb rechts: das Opfer des Abraham.
Am Holzstoß Isaak, links im Gestrüpp der Widder, der dann anstelle
von Isaak geopfert wurde (1. Buch Mose Kap.22, Vers 6 ff).

Opferung
Isaaks
|
Abraham
wurde von Gott auf die Probe gestellt und sollte seinen einzigen legitimen
Sohn Isaak opfern. Als Abraham tatsächlich den Isaak als Opfer
darbringen wollte, griff Gott ein und wies Abraham an, anstelle des
Knabens einen Widder zu opfern, der sich im Gestrüpp verfangen
hatte. Neben der Aussage, dass Gott keine (damals übliche ?)
Menschenopfer wünscht, wird die Begebenheit als Vorbild für
den Opfertod Christi (Gott opfert seinen einzigen Sohn) gesehen. |
ganz rechts: Das Opfer des Melchisedek.
(1. Buch Mose, Kap.14, Verse
18-20)

Opfer
des Melchisedek
|
Melchisedek
war zu Zeiten Abrahams Priesterkönig von Salem (=Jerusalem).
Er segnete Abraham, als der von seinem Sieg über Kedor-Laomer
zurückkehrte und brachte im anschließenden Dankopfer für
den Sieg Brot und Wein als Opfergaben dar. Wegen der Übereinstimmung
der Opfergaben wurde er im Christentum als Vorläufer von Christus
angesehen. In der christlichen Kunst soll die Darstellung des Opfers
von Melchisedek auf die lange Tradition des Messopfers mit Brot und
Wein hinweisen. |
Vorgängeraltäre
Vorgängeraltäre des Choraltars wurden kurz nach dem 30jährigen
Krieg um 1660 und im Jahr 1765 (von Ignaz Niggl aus Sulzemoos)
um 138 Gulden erstellt.
Über das Aussehen des Rokokoaltars von 1765 gibt es Angaben in den
Kirchenakten: Der Altar besaß vier Säulen und "zwey große
Tragstein", an dem Retabel "eine Glori mit gewilcht (=Gewölk)
und Engl köpf geziert". Auf der Dachung der zwei vorderen Säulen
saßen 2 Engel, das obere Corpus (=Altarauszug) hatte Verzierungen
in Schnitzarbeit. Neben dem Altartisch standen "zwey borth dall"
(=Portale). Der Tabernakel war mit vier Tragsteinen und mit Schnitzarbeit
verziert. "Für all dieses erhielt Meister Niggl 138 fl. ",
heißt es in den Akten.
Ewig-Licht-Ampel
Mitten im Altarraum
hängt an drei Ketten die Ewig-Licht-Ampel
aus der Zeit des 19.Jh.
Sie besteht aus versilbertem Messingblech. Das Muster, ein Engel mit
Spruchband, ist eine feine Treibarbeit. Treibarbeit bedeutet, dass
das Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her über
einer nachgiebigen Unterlage erstellt wurde. |
Ewig-Licht-Ampel
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Hinweis: Das rote Öllämpchen,
das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines
katholischen Gotteshauses. In der Anfangszeit des Christentums gab
es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der
wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie bildete sich etwa
seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus. In der Grundordnung
des Römischen
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Messbuchs heißt
es: "Nach überliefertem Brauch hat beim Tabernakel ständig
ein mit Öl oder Wachs genährtes besonderes Licht zu brennen,
wodurch die Gegenwart Christi angezeigt und geehrt wird". |
Zelebrationsaltar
Der Zelebrationsaltar
ist eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier. In Großberghofen
wurde er um 1970 aus der früheren Kommunionbank erbaut. Es
handelt sich um einen Holztisch, der auf 10 Balustern ruht. Die
Altarplatte ist an der schmalen Frontseite mit Kreuzreliefs verziert.
|
Zelebrationsaltar
|
Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar.
44)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
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Hinweis: Die Kommunionbänke
entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken
altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff,
vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher
die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte
von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie
aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen
die Patene, um ein Herunterfallen der Hostie zu vermeiden. Im Rahmen
der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten
Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der
Gemeinde zu schaffen. Zudem ist nach herrschender Auffassung der Altar
auch Tisch des österlichen Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen
die Kommunion. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das Kirchenschiff
ist mit einem Tonnengewölbe
bedeckt. Es ist durch 24 aufgemalte Quadrate gegliedert.
In der Mitte ein leeres Vierpass-Feld mit Stuckrahmen. Auch das vergitterte
Heilig-Geist-Loch
besitzt einen stuckierten Rahmen.
|
Decke im Kirchenschiff
|
Die von der Hermann
und Richard Huber aus Dachau stammenden Malereien wurden im
Jahr 1954 aufgebracht; sie überdecken frühere Bemalungen
(eine Quelle spricht auch davon, dass die frühere Bemalung beseitigt
worden sei). Das Landesamt für Denkmalpflege hatte die Restauration
des Deckengemäldes gefordert. 08)
. |
Die erste Erwähnung einer Bemalung
stammt aus dem Jahr 1775; damals hatte die Langhausdecke Kartuschen.
Im Jahr 1888 wurde die Decke mit "Tapetenmustern und einem blauen Himmelsgewölbe
mit Goldsternen" gestaltet.
Von 1922 bis 1954 standen Bibelsprüche in den Ornamentrahmen. 08)
Seitenaltäre

Linker Seitenaltar
|
Die Seitenaltäre
stehen schräg, damit in der nur 6 m breiten Kirche die Sicht
auf den Hochaltar nicht versperrt wird. Es handelt sich nicht um Säulenarchitekturen,
sondern um Schreinaltäre, die entweder 1859 mit dem Hochaltar,
oder etwas später, im Jahr 1870 erstellt wurden. Sie bestehen
aus Holzretabeln, die grau und golden gefasst sind. Die Mittelnische
und die beiden kleineren Seitennischen beherbergen Heiligenfiguren.
Auf beiden Altären stehen Tabernakel mit vergoldeten Türen.
Die Vorgänger-Seitenaltäre hatten gemalte Altarblätter
von Maria und Korbinian. |

Rechter Seitenaltar
|
Der linke
Seitenaltar ist ein Marienaltar:
In der Mittelnische eine Figur der Muttergottes, dargestellt
als Immaculata, als unbefleckte Empfängnis. Der Kopf ist von
einem Kranz aus 12 Sternen umgeben; ihr Fuß zertritt der Schlange
den Kopf. |
Immaculata
|
Die zwölf
Sterne erinnern an die Apokalyptische Frau, die Johannes in der Geheimen
Offenbarung beschrieben hat. Sie war in der Vision vom Strahlenkranz
der Sonne umgeben, über ihrem Haupte standen zwölf Sterne
als Symbol für die zwölf Stämme Israels |
Assistenzfiguren sind die hl. Katharina
(links, mit Schwert) und die hl. Barbara
mit Schwert und Turm (rechts). Sie standen schon 1775 dort.
St.Katharina
|
Hinweise:
Katharina, die Königstochter aus Zypern, ist eine legendäre
Gestalt. Sie soll im Jahr 306 wegen ihres Glaubens und ihrer großen
Überzeugungskraft ausgepeitscht, gerädert und -als das Rad
zerbrach- enthaup-tet worden sein. Seit dem ausgehenden Mittelalter
gehört sie zu den beliebtesten Heiligen und wurde deshalb im
15. Jh der Gruppe der 14 Nothelfer (Patronin der Theologen, Lehrer
und Frisöre; Helferin bei Migräne) zugerechnet. Festtag:
25.Nov. |
|
Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne
Mädchen soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros
von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise
in einen Turm geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern.
Barbara ließ im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater
angeordnet mit zwei, sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der
Verehrung der Dreieinigkeit.
|
St.Barbara
|
|
Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden
war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste
abschneiden und mit Fackeln brennen. Schließlich enthauptete
der Vater die Tochter selbst, worauf er sofort von Blitz getroffen
wurde. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin
der Bergleute und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen.
Festtag: 4.Dez. |
Am rechten
Seitenaltar steht in der Mitte die Figur des Bistumspatrons, des
hl. Bischofs Korbinian
mit dem beladenen Bären am Fuß des Sockels. Korbinian
(um 670 in Frankreich geboren) war der erste Bischof von Freising. |
St.Korbinian
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Als bei einer Romreise
ein Bär
seinen Esel tötete, band Korbinian die Traglast dem Bären
um, der sie nach Freising brachte.
|
Bär des hl.Korbinian
|
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Assistenzfiguren sind kleineren Statuen der Heiligen Sebastian
und des Johannes d.Täufers.
Die Johannesfigur stand früher auf dem Deckel eines inzwischen nicht
mehr vorhandenen hölzernen Taufsteins.

St.Sebastian
|
Sebastian
soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde
gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines
Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die
Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte
sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen.
Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.
Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile
wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Gedenktag:
20.Januar |
|
Johannes der Täufer
(ein Verwandter Jesu) war Bußprediger am Jordan und taufte
dort auch Jesus. Später wurde er auf Wunsch der Herodias, der
Geliebten von Herodes und ihrer Tochter Salome enthauptet. Mit den
Worten "Dieser ist das Lamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt
wegnimmt" hatte Johannes den Messias angekündigt (Johannes
1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem Lamm und
mit dem Spruchband "Ecce agnus dei" am Kreuzstab abgebildet. Gedenktag:
24.Juni
|

Joh.der Täufer
|

zur jeweiligen Beschreibung
per Mouseklick ins Bild
|
Kanzel
Die Kirche
hat keine Kanzel mehr. Aus dem Jahr 1871 ist bekannt, dass eine
von Kaspar Zumbusch entworfene neue Kanzel eingebaut wurde. Bei
der Restaurierung 1954 hat man sie entfernt, weil sie nach Ansicht
von Experten zu klobig war.
Kanzelkreuz
und Mater Dolorosa
An der Südwand
hängt das Kanzel-kreuz,
ein Dreinagelkruzifix, aus dem 19.Jh. 37)
Das Haupt Jesu ist
mit dem nur göttlichen Personen vorbehaltenen dreistrahligen
Heiligenschein hervor-gehoben. |
Kanzelkreuz
|
Hinweis: Das
Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz,
weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht
ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem
der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten".
Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die
Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
Unter dem
Kreuz steht auf einem marmoriertem Sockel eine ältere Figur
der Mater dolorosa,
der Maria unter dem Kreuz, aus der Zeit um 1750 22)
mit
Helmkrone und Schwert in der Brust sowie einem Kranz von 12
Sternen um das Haupt. |
Mater dolorosa
|
Hinweis: Das Schwert in Marias
Brust
erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung
im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen".
|
Apostelleuchter
An den Wänden des Kirchenschiffs
sind die Apostelleuchter
in Form von vergoldeten Schmiedeeisenranken angebracht. Die Apostelkreuze
sind an die Wand gemalt. Um das Jahr 2012 wurden sie renoviert.
Hinweis: Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
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Apostelkreuz
|
Die unter der
Empore konzentrierten Kreuzwegbilder
wurden 1955 von Toni Mayer gemalt. Es sind Kopien des von Joh.Bapt.Enderle
geschaffenen Kreuzwegs in Hammerstetten bei Wettenhausen in Schwaben.
08)
|
|
Die letzte
Tafel ist signiert mit "T.Mayer 1954 nach Enderle".
Es sind 34 x 29 cm große Ölbilder auf Pappe
37).
Sie ersetzten einen Kreuzweg, der nach den Kirchenrechnungen 1866
beschafft worden war. 08)
|
Hinweis: Seinen Ursprung hat der
Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg
Jesu nachzugehen. Wenn Sie mehr über die Geschichte des Kreuzwegs
und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier...
klicken Sie auf die Bilder
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus
das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
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14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
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Die Kirchenbänke
(9 Reihen links, 10 Reihen rechts) haben noch geschnitzten Wangen
mit Blütenreliefs aus der Mitte des 19.Jh. 37)
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Hinweis: Schon
vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein knieten
und saßen die Kirchen-besucher in den Kirchenbänken oder
standen im Raum nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gotteshaus
eine zu große "sündige" körperliche Nähe zwischen
Männern und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei
Hauptkonfessionen (Kath., Evang., Orthodox) so.
|
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In katholischen
Kirchen sitzen gewöhnlich die Männer rechts und die Frauen
links. Einen eindeutigen Grund für diese "Seitenwahl" gibt es
nicht. Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm der Sakralarchitektur
die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite als
Frauenseite. Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht
mehr. Viele Pfarrer propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien,
zusammenzubleiben. Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer
zu finden. Weibliche Kirchenbesucher sind insoweit flexibler. Oft
wurden auch die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit
ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen
Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen
links zu finden. So auch in Großberghofen (links St.Maria, rechts
St.Korbinian). |
Figuren
im Kirchenschiff
An der Nordwand steht
eine große Figur im Strahlenkranz, die sowohl den auferstandenen
Christus als auch den Herz-Jesu-Heiland darstellt. Sie wurde wohl
schon im 18.Jh 37)
geschnitzt, aber in neuerer
Zeit (1954) überarbeitet mit einem Strahlenkranz versehen und neu
gefasst. Nach Großberghofen soll sie durch Vermittlung des Landesamts
für Denkmalpflege gekommen sein.

Auferstandener
|
Die große
Figur steht auf Gewölk. Der linke Fuß ist leicht zurückgesetzt.
Der Auferstandene trägt einen über dem linken Oberarm gehaltenen
rot/goldenen Umhang, der den rechten Oberkörper mit der Seitenwunde
und den rechten Arm mit dem Segensgestus frei lässt. In der linken
Hand hält er einen Kreuzstab; die sonst übliche Siegesfahne
fehlt. Die
Figur strahlt -unterstützt durch den zurückgesetzten und
unbedeckten linken Fuß- eine heitere Gelassenheit und Lockerheit
aus.
Hinweis: Der Figurentypus des Auferstandenen entwickelte sich aus
dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht der Überlieferung
zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer
Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend
aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll.
Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden
Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago
pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete
und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden.
Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich
der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene mit
der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie
als die Schmerzen widerspiegeln. |
St.Rochus
|
Im hinteren Bereich
der Südwand steht eine Figur des hl.
Rochus mit Hut, Pilgerstab und Pestbeule am Bein. Die Figur
ist in barockem Stil gearbeitet, obwohl sie wohl erst im 19.Jh geschnitzt
worden sein dürfte.
Hinweis: Rochus (1295-1327) trat in den Dritten Orden der Franziskaner
ein und begab sich auf Pilgerfahrt nach Rom; unterwegs half er bei
der Pflege von Pestkranken. Er wurde selbst pestkrank (Pestbeule am
Oberschenkel) und zog sich in eine Hütte im Wald zurück.
Dort pflegte ihn ein Engel und ein Hund brachte ihm Brot, bis er genesen
war und heimkehren konnte. Daheim wurde er für einen Spion gehalten
und bis zu seinem Tod eingekerkert. Rochus wird in einigen Gegenden
zu den 14 Nothelfern (zuständig für Bein- und Knieleiden)
gerechnet. |
Vortragekreuze,
Kreuzstangen und Fahnen
In der Kirche befinden sich ein Vortragekreuz,
zwei Kreuzstangen und eine Prozessionsfahne.
Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes
zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten
vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim
Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen
den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh.
Eines davon ist ein Holzkreuz
mit einem Corpus in den Formen des Historismus. Das Kruzifix steht
auf einer Kugel (Weltkugel ?), auf denen die Buchstaben IHS
eingraviert sind. Dabei handelt es sich um das Namenssymbol Jesu.
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Vortragekreuz
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Ein weiteres
Kruzifix zeigt einen Corpus in den Formen des Früh-barocks.
Der Corpus besitzt eine Inkarnat- und Goldfassung.
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Vortragekreuz
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Vortragekreuz
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Ein modernes Vortragekreuz
besteht aus Metall. In seiner Mitte befindet sich ein Kristallblock,
der die Stelle Christi einnimmt.
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Prozessions fahne
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In der Zeit der Bittgänge
und Prozessionen (um Pfingsten) ist in der Kirche die schöne
Pro-zessionsfahne mit
Stickereien zu sehen. Bild und Text sind der Muttergottes gewidmet.
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Der schöne
Opferstock mit den
vier Schlossgurten aus dem 17. Jh steht nicht mehr in der Kirche.
Er ist im nahe gelegenen Huttermuseum untergebracht.
Der Opferstock besteht aus einem großen ausgehöhlten
Holzstock, der mit Metall ummantelt ist. Der Stock ist im unteren
Bereich ausgehöhlt. Von dort ist im massiven Holz ein schmaler
Schlitz bis zum oberen Ende herausgearbeitet, durch den das Geld
in die Höhlung fällt. Das
Türchen unten, aus dem das Geld vom Mesner entnommen werden
kann, ist mit schweren Eisenbändern und massiven Vorhängeschlössern
gesichert.
Opferstöcke gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr
1213 ordnete Papst Innozenz III. das Aufstellen von Opferstöcken
an, um damit den Kreuzzug von Damiette (1217-1221) zu finanzieren.
49)
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Opferstock
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In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich
interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken
Sie hier...
Orgel
Die Orgel
mit dem dreiteiligen, im Mittelteil etwas überhöhten klassizistischen
Prospekt wurde von Franz Borgias Maerz im Jahr 1879
für die Kirche St.Johannes in Emmering errichtet. Die Großberg-hofener
kauften das Instrument im Jahr 1929.
Mehr über den
Orgelbauer Franz Borgias Maerz...
|

Orgel
|
Die
Orgel besitzt ein Manual
und 7 Register. Der Spieltisch steht frei. Das
Instrument hat folgende Disposition: 52)
Manual:
(C-f') |
Principal
8', Gedackt 8', Gamba 8' Octav 4', Flöte 4', Mixtur 3f
2' |
Pedal:
(C-c') |
Subbaß
16' |
Koppeln:
I/P
|
Die Maerz-Orgel von
1879 ersetzte ab 1929 ein Werk, das der Orgelbauer Peter Moser im Jahr 1848
eingebaut hatte. 13)
Mehr über den Orgelbauer
Moser...
|
Allgemeines
zur Orgel - Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt
durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Weihwasserbecken
Am Eingang der
Kirche ist ein Weihwasserbecken
aus Rotmarmor mit der Inschrift
"Caspar Planck 1613" angebracht.
Hinweis: Das Weihwasser
an den Türen jeder katholischen Kirche, mit dem sich die Eintretenden
in
Kreuzesform
bezeichnen, soll an die Taufe erinnern.
|
|
Geißelheiland
In
der Friedhofskapelle/Leichenhaus steht eine große Figur des
Geißelheilands,
der mit den Händen an eine Säule gekettet ist. Die Figur
war 1950 vom Hutter-Vater aus seiner heimatkundlichen Sammlung gestiftet
worden. Der Überlieferung nach soll sie aus dem 1802 abgerissenen
Kloster Taxa stammen. Hände und Füße sind ergänzt,
die Geißelsäule neu geschnitzt. |
Geißelheiland
|
Die Figur im Leichenhaus
sollte nach dem Willen des Stifters an die frühere Wieskapelle
in Großberghofen erinnern. Dieses Gotteshaus stand seit 1747
vor dem südlichen Ortsausgang (Flurbezeichnung Kapellenacker)
und besaß ebenfalls eine Nachbildung des berühmten Heilands
in der Wieskirche bei Steingaden. Auch diese Kapelle ist bei der
Säkularisation 1803 abgerissen worden; die damalige Figur ist
nicht erhalten. Mehr darüber finden
sie hier...
|
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Hinweis: Die ersten
Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar
schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte
Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen
setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738)
ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll
Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die
berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen
im Landkreis Dachau wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet;
so auch in der Friedhofskapelle in Großberghofen. |
St.Georgs-Reliquiar
08)
Nicht mehr in der Kirche
aufbewahrt wird das 43 cm hohe St.Georgs-Reliquiar aus dem Jahr 1735,
das aber in späterer Zeit noch verändert wurde. Es besteht aus
getriebenem und punziertem Kupfer, das vergoldet und versilbert ist. Um
ein Silberrelief des hl.Georg sind Kartuschen mit Steinen sowie Blüten
und 2 Strahlenkränze voreinander angebracht. In die Brust von St.Georg
ist das Schaugefäß mit kleinem Strahlenrahmen eingearbeitet.
Darin befinden sich sechs Glassteine und als Reliquie Teile des Hauptes
von St.Georg. Gekrönt wird das Reliquiar mit einem Kreuz und fünf
Steinen. Gestiftet wurde das Reliquiar von Baron von Hegnenberg-Dux.
Expositurhaus
Das 1859 im
sog. Maximilianstil errichtete Expositurhaus
Großberghofen beherbergte bis zur Gründung des
Pfarrverbands Erdweg im Jahre 1973 insgesamt 18 geistliche Herren.
Die Finanzierung des Expositur-Pfarrhofs
war ein Problem, weil die Pfarrei Sittenbach nichts dazu beitragen
wollte. Jedenfalls klagte die Gemeinde Großberghofen in einem
Schreiben an das Ordinariat in Freising, es sei ihr nicht möglich,
die 4.500 Gulden allein aufzubringen.
Mehr über den Bau und Umbau des Pfarrhofs können Sie auf
der Internetseite von Otto Kinatheder erfahren, klicken
Sie hier...
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Huttermuseum
früh. Expositurhaus
|
Der
Expositur-Pfarrhof wird 1884 von den Historikern und Theologen Mayer/Westermayer
05)
wie folgt
beschrieben:
"Widdum: 1 ha 36 a 29 qm Aecker;
4 Tagw. 45 Decim. Wiesen. Bonität: 14.
Expositurhaus geräumig, passend, trocken;
ebenso die Oekonomiegebäude.
Baupflicht bei beiden die Gemeinde.
Beginn der Matrikelbücher 1800".
|
Nach umfangreicher
Renovierung in den Jahren 1990-1996 23)
wurde im Erdgeschoss des Hauses ein Versammlungsraum für die Dorfgemeinschaft
und in den Obergeschossen das Huttermuseum untergebracht. Im Museum
sind dem neben bäuerlichen Geräten und Hausrat, einer Schusterwerkstatt
und Trachten auch häusliche und kirchliche Andachtsgegenstände
aus der näheren Umgebung zu besichtigen. Ein Besuch in diesem Museum,
in dem zusätzlich auch wechselnde Ausstellungen veranstaltet werden,
lohnt sich. Das ehemalige Expositurhaus
ist ein geschütztes Baudenkmal.
58)
Wenn Sie auch andere Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken
Sie hier...
Im
Huttermuseum ist auch ein Heiliges
Grab aus der Kirche St.Georg aufgebaut. Dieses Hl.Grab war
1871 (andere Quelle: 1860 51))
von Schreinermeister Josef Pfeil aus Walkertshofen erstellt worden.
Die Bemalung der Aufbauten hatte I.Weinzirl aus Isen übernommen.
1955 wurde es auf Initiative des Fördervereins Hutter Heimatsammlung
e.V. renoviert. Dabei hat man es etwas verkleinert. |
Heiliges
Grab
|
Aber es gab
schon früher ein Hl.Grab in Großberg-hofen. In der Kirchenrechnung
von 1730 ist vermerkt, dass für das Aufstellen und Abbauen
des hl.Grabes eine Vergütung gezahlt wurde (Originaltext: "Von
aufmach und wider abbrechung dess heyl.Grabs 45 kr"). 24)
|
Hinweis: Der Brauch des Hl.Grabes stammt aus der Barockzeit und
diente der Veranschaulichung des Heilsgeschehens.
Die ersten Heiligen Gräber entstanden durch Wallfahrer, die aus
dem Heiligen Land zurückkehrten und daheim Nachbildungen des historischen
Grabes errichteten. Eine Hochblüte erlebte der Brauch in der durch
das Konzil von Trient (1545-63) eingeleiteten Gegenreformation. Die
Jesuiten sahen im Heiligen Grab ein "spectaculum sacrum",
ein heiliges Schauspiel, das für die Gläubigen das Heilsgeschehen
eindrucksvoll veranschaulichte. Spectacula sacra waren in der ganzen
Barockzeit ein beliebtes Mittel der Glaubensverkündigung.
Die Kulissen der heiligen Gräber wurden im Laufe der Zeit immer
größer. Es entstanden fantastische Scheinarchitekturen mit
biblischen Landschaften, mit Engeln und Wachsoldaten; im Zentrum Felsengrotten,
in die man eine Figur von Christi Leichnam legte. In manchen Pfarreien
standen fromme Bürger, als römische Soldaten oder als Engel
verkleidet, am Grab.
In der Zeit der Aufklärung und der Säkularisation (ca. 1780-1820)
wurde das spectaculum sacrum verboten. Doch staatliche Verbote haben
in Glaubenssachen meist keine große Wirkung. Ab der Mitte des
19.Jh. lebte der Brauch wieder auf und führte zu einem neuen Höhepunkt;
die Pfarreien wetteiferten miteinander in der prunkvollen Ausgestaltung.
Erst nach dem 2.Vatikanischen Konzil (1962-65) kam der Brauch zum Erliegen,
weil er nicht mehr zur neuen Liturgie der Kartage passte. Leider wurden
damals viele der Kulissen verbrannt oder entsorgt. Denn in den letzten
Jahren werden in vielen Kirchen wieder Heilige Gräber aufgestellt.
Wenn auch die kunsthistorischen Gründe für die Renaissance
des Brauchs überwiegen, so kommen doch am Karfreitag Abend und
Karsamstag Vormittag viele Gläubige in die Kirche, um sich in dieser,
alle Sinne berührenden Umgebung, in das Leiden und Sterben Christi
zu vertiefen. 31)
Inzwischen gibt es
im Landkreis Dachau wieder mehrere Kirchen, in denen ein Hl.Grab errichtet
wird. Im Jahr 2007 waren dies Altomünster, Dachau-Mariä-Himmelfahrt,
Dachau-Heilig-Kreuz, Dachau-St.Jakob, Ebertshausen, Hirtlbach, Kloster
Indersdorf, Weichs und Riedenzhofen. Wenn Sie interessiert sind, klicken
Sie hier...
Schrazllöcher
Nach Angaben des Landesamts
für Denkmalpflege gibt es am Südhang des Kirchbergs ein unterirdisches
Gangsystem mit charakteristischen Nischen in den Gangwänden ("Schrazllöcher").
Mehr zu Schrazllöchern...
Hans Schertl
Quellen:
01) Johann Nepomuk Buchinger, Geschichtliche
Nachrichten über die ehmalige Grafschaft und das Landgericht Dachau,1844
(Zahl aus: Handbuch für Oberbayern
1839)
02) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
03) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
04) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger,
Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern, Band
5, 1867
05) Anton Mayer /Georg Westermayer
: Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising. München
1874-1884
06) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr. 395)
07) Josef
Scheidl, Kreisheimatpfl. ,
Die Bevölkerungsentwicklung
des altbayer. Landgerichts Dachau, in ZBLG 3, S.376
(1704)
08)
Jakob Mois,Geschichtliche Notizen über Kirchen im Landkreis Dachau,
ca.1950, unveröffentlicht (1657,Malerei, 1954,u.a.)
09) Heimatbuch des Landkreises und
der Stadt Dachau, 1971
10) Pfarrer Jakob Mois, Eine verschollene
Wieskapelle im Dachauer Land, Amperland 1973/2
11) Wilhelm Störmer, Adelige
Eigenkirchen u.Adelsgräber-Denkmalpflegerische Aufgaben,1975, ZBLG
38, S.1142-1158 (UrkNr)
12) Königlich Bayerischen Intelligenzblatt
für den Regen-Kreis-vom 17.11.1824 (Pfaffenzeller)
13) Georg Brenninger: Orgeln in
Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5. L
14) Jakob Mois,Konsekrationsbuch
des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe 1716)
15) Max Gruber, Für Dachau
u.Hinterland bis 1800 tätige Architekten, Bau-u.Maurermeister, Amperl
1982 (Lampel, Mayr C)
16) Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2 Bernhard
Ernst, Kraus
17) Max Gruber, Im Amperland tätige
Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Andreas Kiening)
18) Robert Böck,Wallfahrt im
Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
19) Wolfgang Altmann, Neue archäologische
Funde der Kelten und Römer im Dachauer Land, Amperland 1992/1
20) Angelika Petitini, Leonhardsverehrung
u. Wallfahrt in Inchenhofen, Augsb. Volkskundliche Nachrichten, 1995,
Heft Nr.2
21) Bauer/Rupprecht, Corpus der
barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
22) Faltblatt des Pfarrgemeinderats
Großberghofen, der Ort und die Kirche St.Georg, 1996
23) Otto Kinatheder/Mathias Reiss,
Der Pfarrhof zu Großberghofen, 1996 (https://www.fam-kinateder.de/pfarrhof.html)
24) Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (Turm und Glocken 1650)
25) Alte Kirche jetzt im neuen Glanz,
Dachauer Neueste vom 8.Dez. 1977
26) Georg Seitz, Mesmer, Die Geschichte
des großen Brandes und die Wiedererbauung des Dorfes Großberghofen.
30.März 1824
|
Abschrift
durch Simon Hutter 1922, transkripiert von Blasius Thätter, Walkertshofen,
1965.
Der Mesmer konnte schreiben und lesen. Das war für die damalige
Zeit keine Selbstverständlichkeit. Seitz war im Kloster Taxa
als Schuster beschäftigt gewesen und kam dort wohl mit den Schriften
des früheren Taxaer Barockpredigers Abraham
a Santa Clara in Berührung. So wie der Mönch schreibt
auch Seitz in anschaulichen Worten und in bilderreicher Sprache.
Die Geschichte können Sie hier lesen...
|
27)
Huttermuseum-Schrifttafel, 2003 (1427)
28) Manfred Bergmeister, Grabkreuzausstellung
Hebertshausen, 2007 (Missionskreuz Überdachung)
29) Heinrich und Margarethe Schmidt,
die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 2007 (Augustinus)
30) Klaus R.Witschel, Vor-u.frühgeschichtliche
Siedlungsspuren im Umland von Röhrmoos, Röhrm.Heimatblätter
2013 (Gutshof)
31) Münchner
Kirchenzeitung vom 25.3.2015 (Historik Hl.Grab)
32) Eva Maria Bast, Was der Teufel
mit dem Turmkreuz trieb, Münchner Merkur v. 25.11.2015
33) Jakob Mois, Zur Geschichte der
Kirchengemeinde Großberghofen, unveröffentlicht
34) Eisenmann-Hohn, Topo-geographisch-statistisches
Lexicon vom Königreiche Bayern, 1831 (Statistik)
35) Brief des Ordinariats des Erzbistums
München und Freising an das Pfarramt Sittenbach v. 4. Febr.1937-
Az: Gen.Vic.Nr. 1435, E-Nr.2068
(Umpfarrung)
36) Benjamin Emonts, Der Raub der
Glocke, DAH-SZ vom 24.12.2014
37) Kunsttopographie des Erzbistums
München und Freising, 1982
38) Aus der Geschichte der Dorfkirche
von Großberghofen, Internetseite
der FFW Großberghofen, Zugriff 2016
39) Oberbayerisches Archiv für
vaterländische Geschichte, Band 6, herausgegeben vom historischen Vereine
Obb, 1844/45
40) Pastoralblatt für die Erzdiöcese
München und Freising von 1876 (Pfr.Doni-9.11.;
FranzX. Renner-19.10.)
41) Karl Meichelbeck / Anton Baumgärtner,
Geschichte der Stadt Freising und ihrer Bischöfe, 1854 S. 4
42)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des
Jahres 1560, 1986
43)
Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 11-12: Die Landgerichte
Dachau und Kranzberg, S.46
44)
Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt
2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
45)
Karte mit Besitzungen und Pfarreien der Abtei Scheyern bei der Ausstellung
900 Jahre Kloster Scheyern, 2019
46)
Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS113
47)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenglocke#Euphonglocken
48) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Kleinberghofen
oder Großberghofen, Kulturspiegel Altomünster, 2020/09
49) Hans Kratzer, Milde Gaben, harte
Strafen, SZ vom 20.1.2021 (Opferstock)
50)
Adrian von Riedl, Reise Atlas
von Bajern oder Geographisch-geometrische Darstellung aller bajrischen Haupt-
und
Landstrassen mit den daranliegenden Ortschaften
und Gegenden: nebst Kurzen Beschreibungen alles dessen, was auf und an
einer jeden der gezeichneten Strassen für
den Reisenden merkwürdig seyn kann, 1796
51)
Graberlschaun im Huttermusesum, Dachauer Nachrichten vom 12.4.2022
52) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
53)
Der
katholische Volksfreund-Wochenschrift für häusliche Erbauung u.
Belehrung des kath.Volkes v. 18.12.1852 (Exp Aigner)
54)
Restauriertes Missionskreuz gesegnet, Dachauer Nachrichten vom 4.5.2023
(Missionskreuz)
55)
Renate Zauscher, Das Inferno, Dachauer SZ vom 26.5.2023 (Brand
1823)
56)
Dallmayr Martin, "Synopsis Miraculorvm Et Beneficiorum Seu Vincula
Charitatis, Lieb-Bänder vnd Ketten-Glider, Welche
berührt, und ubernatürlich an sich
gezogen der wunderthätige Magnet, Abbt und Beichtiger S.Leonardus,
durch dessen
himmlische Kraft bey dem ferr. und weltberümbten
Gottshaus zu Inchenhofen in ObermBayrn, von vier hundert Jahren her,
über 3000 Wunderzaichen und Gutthaten
geschehen" MDZ
57
"Im
17. und 18. Jahrhundert galt Augsburg als das Zentrum der Silber- und Goldschmiede.
Mehr als 200 Meister dieser Zunft
|
waren
hier ansässig und exportierten ihre Schöpfungen in die gesamte
Welt. Sowohl der österreichische als auch der bayerische Hof
zählten zu den finanzkräftigen Kunden und ließen virtuose
Objekte für ihre Kunstsammlungen kreieren. Aber nicht nur das!
...Der Pinienzapfen wird als Punze zum Zeichen dieser ersten Adresse
für Gold und Silber. Aufgrund dieser Marke und der sogenannten
Meistermarken ist es möglich, heute jedes Objekt exakt seinem
Schöpfer zuzuordnen. Glanzvolle Objekte sind Synonym der Kreativität
der Meister, aber auch Ausdruck eines ästhetischen Empfindens,
das zur Grundlage des Mä- zenatentums wurde. - Quelle:Informationstafel
im Schloss Unterwittelsbach, 2023 |
58
Liste der Baudenkmäler
in Erdweg, D-1-74-118-17, Bayer.
Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 16.9.2023
70 Bilder: Hans
Schertl (69), Pfarrverband (1)

5.3.2025
Pater
Vitus Pichler SJ
(1670-1736)
gebürtig aus Großberghofen,
war von 1712-1731 Professor des Kanonischen Rechts in Dillingen und Ingolstadt
und genoss als solcher einen großen Ruf. Seine Handbücher "Kandidat
des Kirchenrechts" (1716 geschrieben, 5 Bände) und "Summe
des ganzen Kirchenrechts" (1723) erlebten zahlreiche Auflagen. Seine
Schrift "Kandidat des Kirchenrechts" (1733, 2 Bände) war
in Österreich das offiziell vorgeschriebene Handbuch. Außerdem
veröffentliche Pichler, neben anderen kanonischen Werken polemische
Schriften über das Papsttum und Luthertum, die Augsburger Confessio
sowie eine "Theologia polemica" (2 Bände), von der bis
1755 etwa zehn Auflage erschienen sind. Pater Pichler starb 1736 in München
08).
Jakob Mois nach Bernhard
Duhrs Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge
(4.Bd, 2.Teil, Regensburg 1928)
Liste
der Expositi von Großberghofen 23)
Ein Expositus ist
ein Geistlicher, der eine Expositur leitet.
Eine Expositur (aus lat. 'herausgestellt') ist die Filiale einer Pfarrei,
die seelsorgerisch wie eine eigene Pfarrei (mit eigenem Geistlichen und
eigenem Pfarrgemeinderat) geführt wird, deren Vermögen aber
von der Mutterpfarrei mitverwaltet wird.
Expositus
|
von -bis
|
|
Expositus
|
von -bis
|
Anton
Ertl |
1717
- 1728 |
Andreas
Aigner
ab 1845 Coop
in Haimhausen
53) |
1852 - 1860 |
Josef
Zwerger |
1728
- 1736 |
Franz Xaver Großkopf |
1860 - 1862 |
Jakob
Hohenleithner |
1736
- 1742 |
Joh. Nepomuk Reithmayr |
1862 - 1868 |
Bartholomäus
Schwaiger |
1742
- 1747 |
Franz Xaver Renner
40)
danach Pfarrei Arget |
1869 - 1876 |
Joh.
Georg Waldherr
Erbauer der Wieskp |
1747
- 1759 |
Kaspar Doni
vorher Kaplan in Bergkirchen 40)
|
1876 - 1888 |
Lorenz
Anton Wachter |
1759
- 1772 |
Alois Edfelder
|
1888 - 1893 |
Leonhard
Hueber |
1777
- 1792 |
Joseph Denk |
1894 - 1895 |
Ägidius
Daubenberger
46)
(Pfarrer in Sittenbach) |
1792
- 1816 |
Johann Baptist
Brenner |
1895 - 1902 |
Patriz Anton Lauinger
später Pfr.inBiberach |
1816
- 1820 |
Nikolaus
Hofmann |
1902 - 1922 |
Matthias
Bauer |
1820
- 1825 |
Silvester Bachmeier
|
1922 - 1927 |
Michael
Mayr |
1826
- 1837 |
Georg Hackl
|
1927 - 1931 |
Georg
Thalhammer
|
1838
- 1839 |
Johann Nepomuk
Kroiß |
1931 - 1936 |
Michael
Hofer |
1840
- 1840 |
Albert Steigenberger |
1937 - 1945 |
Benedikt Vogel |
1840
- 1846 |
Josef Stich |
1946 - 1948 |
Josef
Wurm |
1846
- 1850 |
Jakob Mois
zugleich Heimatforscher |
1948 - 1956 |
Josef
Krepl |
1850
- 1852 |
Anton Poos |
1957 - 1958 |
|
|
Reinhold
Barth |
1960 - 1973 |
|
|
|
|
Beerdigung
Expositus Hofmann
Amperbote vom 7.6.1922
Großberghofen
- Am Fest Christi Himmelfahrt durchlief noch spät am Abend die traurige
Nachricht den Ort, daß Hochwürden Herr Expositus Nikolaus Hofmann
einem Herzschlag erlegen sei. Am Montag den 29. Mai, fand die Beerdigung
statt - nicht bloß unter Beteiligung der ganzen Gemeinde, sondern
auch der Umgebung.
Waren doch allein
schon über 20 geistliche Herren anwesend, um ihrem nun verstorbenen
Mitbruder die letzte Ehre zu erweisen. Offiziator war Hochwürden
Herr Dekan Höckmayr von Schwabhausen. In warmen Worten gedachte
derselbe des segensreichen Wirkens des nun Heimgegangenen in Inzell,
Mammendorf, Anger und seit 20 Jahren in Großberghofen, dessen
Kirche ihr im letzten Jahr in anerkennenswerter Weise renovieren ließ.
Das Urteil des Volkes, das so oft, so auch hier, das richtige sagte,
war: Hochwürden Herr Expositus Hoffmann war ein beliebter Priester,
zu dem die ihm vertraute Herde wohl Vertrauen hatte, er war hoch talentiert,
wegen Kenntlichkeit aber verhindert von seinen hohen Geistesgaben
noch erfolgreicheren Gebrauch zu machen, er war aber auch ein guter
Mann, dessen Blüte nur, wie es er meist zu geschehen pflegt,
sehr oft missbraucht wurde. |
Epitaph
|
Wie wir hören, findet am Dienstag,
den 13. Juni um halb 9:00 Uhr, ein weiterer Gottesdienst statt. Möge
der Verstorbene,
der nur 48 Lebens- und 24 Priester Jahre erreichte, nun in Gott im ewigen
Frieden ruhen.
(Recherchiert von Hubert
Eberl, Bergkirchen)
Der
Raub der Glocke
von Benjamin Emonts
Am 1. März 1917
verordnete das deutsche Kriegsministerium die Beschlagnahme eines Großteils
der aus Bronze gegossenen Kirchenglocken. Mehr als 60 000 Glocken wurden
im Kaiserreich für die Herstellung von Waffen eingesammelt, eingeschmolzen
und zu Munition und Waffen verarbeitet.
In Großberghofen
wurden zwei der drei Glocken für Kriegszwecke beschlagnahmt. Der
patriotisch gestimmte Expositus Nikolaus Hoffman war damit einverstanden.
Unter der Dorfbevölkerung allerdings herrscht allgemeiner Jammer.
Noch am selben Tag hat man die zwei Glocken, acht und zwölf Zentner
schwer, vom Kirchturm heruntergenommen. Acht Tage lang lagen sie auf dem
Friedhof hinter der Kirche. Eines Nachts war die Ave-Maria-Glocke verschwunden.
Niemand kannte den Täter, den Grundxxxx und den Ort wo sie verblieben
war. Das Militär und die Gendarmerie verhörten tagelang die
Dorfbewohner, sie kontrollierten die Höfe, durchsuchten die Städel.
Aber ohne Ergebnis.
Nur der Schuster Simon
Hutter, nach dem heute das Großberghofener Heimatmuseum benannt
ist, ahnte, wer der Dieb sein könnte. Er hatte mitbekommen, dass
der Bauer Feicht am Tag nach dem Diebstahl in aller Herrgottsfrühe
vom Eggen zu seinem Hof heimgefahren ist. Hutter kam das merkwürdig
vor. Am Abend schlich er sich zu dem frisch bearbeiteten Acker und stocherte
mit seinem Degen im Erdreich. Plötzlich spürte er etwas Hartes;
es war die Glocke, "einen gut Männerschuh" tief vergraben.
Hutter verständigte am nächsten Morgen den Bürgermeister
Hacker und den Kirchenpfleger Kneiling. Die drei beschlossen Stillschweigen
-auch gegenüber dem patriotisch gestimmten Expositus und dem Bauern
Feicht, dem sie nicht über den Weg trauen. Sie wollen erst das Ende
des Kriegs abwarten.
Im Frühjahr 1919 gruben sie die Glocke aus -gegen den erbitterten
Wiederstand von Bauer Feicht, der schon Kontakt zu einem Altmetallhändler
aufgenommen hatte. Die Ave-Maria-Glocke wurde wieder aufgezogen. An einem
Freitag, zum Rosenkranzbeten, läutete sie wieder.
Ein gutes Ende nahm die Geschichte freilich nicht, berichtete Hutter.
Am 15. Januar 1942 wurde die Glocke wiederum vom Kirchturm genommen und
zu Waffen umgegossen.
Quelle: Benjamin
Emonts, Dachauer SZ vom 24.12.2014
Maler
Kasimir Josef Pfaffenzeller
Nach der Kulturdatenbank-Wittelsbacherland
stammte der Kirchenmaler Kasimir Josef Pfaffenzeller aus Adelzhausen,
heiratete 1796 und erwarb das Anwesen Nr. 8 in Hollenbach. Er war der
Begründer der Malerfamilie Pfaffenzeller; seine Söhne S... u.
Michael waren ebenfalls Maler. Der Hausname "Moier" besteht heute noch
in Hollenbach und weist auf den Maler.
Kasimir Pfaffenzeller wurde 1824 auch dadurch bekannt, dass er für
seine Gartengestaltung auf dem Central-Landwirtschaftsfest (beim Oktoberfest)
1824 mit einem Preis ausgezeichnet wurde, weil er "das Ausgezeichnetste
in der Landwirthschaft geleistet" hat. Er war auch im "Verzeichnis
derjenigen Individuen des Königreiches Bayern, welche bei der Feier
des Central-Landwirtschaftsfest im Jahre 1824 gewürdigt wurden"
aufgeführt. Und im Königlich Bayerischen Intelligenzblatt für
den Regen-Kreis-vom 17.11.1824 war folgende Laudatio zu lesen:
|
"Kasimir
Josef Pfaffenzeller, Maler zu Hollenbach, Landg.Aichach im Oberdonau-Kreise.
Dieser schuf durch die Arbeit seiner und seiner Familie Hände
das ihm durch die Vertheilung der Gemeindegründe zugefallene,
mit Pfützen angefüllte, ungefähr 7 Tagewerk haltende
Kruchenmoos in einen herrlichen Garten um, legte in der Mitte desselben
einen Fischweiher an, bepflanzte den kultivierten Grund mit vielen
tausend der fruchtbarsten Obstbäume, und verwandelte durch die
schönen Alleen diesen vorher verödeten Platz in eine wahrhaft
malerische, das Aug entzückende Gegend. Auch widmete sich dieser
eifrige Beförderer der Kultur seit 26 Jahren mit vorzüglichem
Eifer der Obstbaumzucht, und suchte durch Abreichung junger Obstbäume
und durch Belehrung nicht nur den Sinn bei seinen Nachbarn zu wecken,
sondern reichte aus seiner Obstbaumschule die schönsten jungen
Bäume an die benachbarten Städte und die ganze Gegend ab".
12) |
Quellen:
- http://kulturdatenbank-wittelsbacherland.de/
- Wochenblatt des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern, Band 15
- Königlich Bayerischen Intelligenzblatt für den Regen-Kreis-vom
17.11.1824
- Beschreibung sämmtlicher Oktoberfeste zu München seit ihrem
Entstehen, enthaltend eine ausführliche Darstellung aller
Feyerlichkeiten,
sow wie ein Verzeichnis der Preiseträger eines jeden Jahres, 1827

Die
Geschichte des großen Brandes und
die Wiedererbauung des Dorfes Großberghofen 1823
Geschrieben von Georg Seitz, Mesmer am 30.März 1824.
Abschrift durch Simon Hutter
Das große Unglük,
und die große Hilfe.
Wenn es sollte Menschen in die Hände kommen (die Chronik), die dieß
Ort unbewußt wär, so wird beigesetzt, daß dieß
Dorf "Großberghofen", Königlich Landgericht Dachau, im Isarkreis,
an der Straße von München nach Aichach, eine Stunde von der
Post Schwabhausen, hat 37 Häuser und 220 Einwohner.
Dieses Dorf wurde am 17. April 1823 mit einer furchtbaren Feuersbrunst
heimgesucht. An dem genanten Tage, an einem Donerstag, 8 Tage vor dem
Patrozinium des Georgi, Tags um 3/4 11 Uhr Mittags, da wurde der Meßmer
als Thor ausgelacht, da es bei vielen geheißen, was macht der Meßmer
heut schon Freitag, daß er zusammen läutet, aber deroweil wurde
Sturm geschlagen, bis das Geschrei erscholte "Feuer", beim Kötzerbaurn
brennts.
Das Feuer kam im Bakhaus
aus, wo sie Agen vom gebrochenen Flachs brannten. Auf dem Bakofen lag
weißes Gsott, welches in Folge großer Sprünge des Bakofens,
durch welche die Flammen schlugen Feuer fing. Der schrökbar gehende
Wind trug das brennende Gsott fort, und sogleich stand der Haker-Stadel
in Flammen, wo alles Pferd und Rindvieh verbrannte. Lauter mit Stroh gedekte
Scheuern, und da stand alles mit unglaublicher Schnelligkeit im Feuer,
ehe man zu Hilfe greifen konnte, in der Zeit von nicht ganz 3/4 Stunden
standen 26 Wohn-Häuser, nebst Scheuern, Ställen, Bakhäuser,
im ganzen 53 Firste im schreklichen Brande. Eine schauerlichere Stunde,
als diese, kann es wahrlich nicht mehr geben. Das Gerassel des Feuers,
das Krachen der einstürzenten Gebäude, das Toben und Sausen
des heftigen Nordwestwindes, das Jammern und Hilfegeschrei der Unglüklichen,
das Daherlaufen der Rettenden, die wimmernden Schläge der Sturmgloken
machten einen Eindruk, der durch Mark und Bein ging, und den keine Zeit
mehr verlöschen kann.
Noch immer, wenn wir
davon reden, oder reden hören, durchdringt uns eine wehmütige
Empfindung. Das kgl. Landgericht Dachau, Indersdorf, Altomünster,
Odelshausen, ja alles was in der ganzen Umgegend komt mit Löschgeräten,
alles was gehen und laufen konte, war in der möglichsten Schnelligkeit
herbeigeeilt, allein für den Hauptbrand doch zu spät, und die
liebreiche Hilfe mußte sich blos darauf beschränken, daß
nur jene Häuser, die außer der Richtung des Windes standen,
nicht durch die Hitze angezündet wurden. Dadurch wurden doch noch
10 Häuser, der Zehentstadel und die Kirche gerettet. Der Wind oder
Sturm ging so arg, daß vom brennenden Stroh von Großberghofen
in Niederoth noch drei Häuser angezündet wurden, und abbranten.
Als nun die Häuser
zusammengefallen, und in einen glühenden Schutthaufen verwandelt
waren, standen, knieten, oder saßen, etwa auf einem halb verbranten
Balken die Verunglükten davorhin, Händeringend sich wiendend
nicht mehr weinend, sondern heulend. Endlich erhoben sie sich, Mütter
mit ihren Kleinen, auf den Armen oder an der Hand führend, Väter
mit den wenigen noch geretteten Habschaften, die Alten, die vor Elend
kaum mehr wanken konten und suchten bei den Nachbarn Herberge. Jetzt war
aber das Elend nochmals das, daß man in auswärtige Ortschaften
gehen mußte, um Herberge zu bekommen, im Dorf war es unmöglich,
soviel Leuth und Vieh unterzubringen, weil nur mehr drei Bauern waren.
Gneiling,- Raich,- und Grubbaur. So mußten sich einige nach Eisenhofen,
Oberroth, Erdweg, Walkertshofen, ja sogar bis Welshofen flüchten,
um Unterschlupf zu bekomen.
So verging dieser für
Großberghofen stets unvergeßliche Abend. Wie der erste Schlaf
mag ausgefallen sein kann sich leicht jeder denken, aber der doch nicht
so, als der, der es selbst schon erfahren hat.
II. Der dritte
Tag darauf war der Sontag, anstatt des feierlichen Gottesdienstes hielt
der Seelensorger eine stille hl. Messe. Vor dem Anfange derselben wandte
er sich zum Volke, um einiges zum Troste zu reden.
Allein kaum waren einige Worte gesprochen, so ertönte schon ein allgemeines
Schluchzen, dann weinen überlaut. Es waren auch viele Leute von auswärts
gekommen, um das Elend zu sehen, auch diese weinten mit, und man sah in
der ganzen Kirche kein trokenes Auge mehr. Als nun die hl. Thränen
= Meße geendet war, gingen viele wieder auf dem gewohnten Wegen
ihren Brandstätten zu und überließen sich mit den Ihrigen
den Gefühlen des Schmerzes.
Vorzüglich war
ein Beispiel heiliger Ergebung. Ein Mann stand mit den Seinigen vor dem
abgebrannten Haus, und sprach mit festen Blik zum Himmel "Herr auf dich
werfe ich alle meine Sorgen, du kanst den wieder heilen, den du geschlagen
hast." Der Erfolg zeigte, daß sein Vertrauen nicht zu Schanden wurde.
Acht Tage darauf war der Markustag, alwo sehr viele Leute zusamenkomen
auf dem Petersberg, die da ihren Bittgang dahin machten. Da hatte eben
unser Herr Expositus Mathias Baur die Predigt und brachte unterdessen
an die ganze umliegende Gegend die Bitte vor, uns in dieser großen
Noth nicht zu verlassen. So wurde ein solches Mitleid erregt, das alles
in lautes Weinen ausbrach, ja Hr. Expositus Baur selbst konnte sich nicht
mehr enthalten von Thränen, und alles wurde zum Mitleid derart bewegt,
daß in ganz kurzer Zeit von allen Seiten Hilfe herströmte,
ohne von Abbrändlern gebeten zu sein.
In dieser höchst
betrübten Stimmung und Lage versuchte der Seelsorger nach dem Unglüke
die niedergedrükten Gemüther doch in etwas wieder aufzurichten.
Er zeigte ihnen auch Gott den Vater der Armen und Bedrängten, von
dem alle Hilfe kömmt, und sagte ihnen von der sicheren Hoffnung,
daß Gott gewiß Hilfe durch gute Menschen senden werde. Es
war noch sehr kalt und sehr vielen Leuten waren auch alle Schuhe verbrannt
und siehe Wunder, den andern Tag kamen schon von umliegenden Schuhmachern
so viele neue Schuhe, daß den Nothleidenden, die es so notwendig
bedurften geholfen war, und von da an kam von allen Seiten Hilfe, daß
man sich wundern muß, wie es möglich ist, dass Gott so viel
Liebe in den Herzen der Menschen erweken kann.
Man kann zwar kein
Urtheil fällen, über dieß große Unglük, so
uns getroffen, man muß es der allerweisesten Vorsehung Gottes überlassen,
da es nun einmal geschehen war, suchten wir unsern besten Trost in der
heiligen Wahrheit, daß es gewiß eine heilsame Zulassung deßjenigen
sei, ohne dessen Wissen und Willen kein Haar von dem Haupte fällt,
der die Geister zu seinen Boten, und die Feuerflammen zu seinen Dienern
macht.
Dem kgl. Landrichter
Titl. Hr. v. Eder fordert es in Wahrheit die Pflicht des Dankes, daß
es die verunglükten Großberghofer niemals vergessen, und es
jederzeit dankbar anrühmen, wie thätig und kräftig daß
königliche Landgericht in allen Angelegenheiten sich ihrer angenomen
habe. Es standen die Häuser noch in Flammen, also auch sind sogleich
Königlich Beamte von Dachau, Hr. Landrichter Eder, sein Schreiber
und Gerichtsdiener Buchner erschienen. Ihre erste Angelegenheit war, sich
zu benehmen, was jetzt das allernotwendigste sei, und wie an allerersten
und schnellsten geholfen werden kann. Sie machten alsogleich Anstalt,
daß Speisegetreid zum Besten der Verunglükten abgeliefert wurde.
Herr Pfarer Niklas von Arnbach brachte das erste Getreide, 2 Scheffel
Korn, und auch sogleich ein Fuder Stroh, und ein Fuder Grummat. Ebenso
kam es von Hr. Pfarern von Oberoth, von Walkertshofen, und Welshofen,
wie auch von unserm Hr. Pfarer von Sittenbach. Von dem hatte jeder Häusler
ein halbes Scheffel, und jeder Baur ein Scheffel Korn bekommen. Dann von
Hr. Grafen von Weikertshofen ebenfalls ein jeder 1 halbes Scheffel Korn
und 1 Zt. Heu. Vom untern Wirt in Weikertshof jeder 1/2 Scheffel Korn,
von hiesigen Knailingbaurn Johann Westermayr jeder Häusler 4 Viertel
Korn, die Bauern 1 Scheffel, weil sein Hof gerettet wurde. Dann kam noch
an Geld milde Gaben und Beiträge an die Verunglükten, als Hr.
Verwalter Bergmann von Weikertshofen, und unsern Hr. Expositus Baur, sowie
auch von einigen unbenannten, sodaß alsogleich von Hr. Expositus
Baur verteilt wurde, wo jeder Häusler 3 Gulden erhielt. Dieß
war jetzt schon ein Balsam auf die Wunden der so schwer niedergedrükten
Gemüther, besonders derjenigen welche sich von ihren größtenteils
selbst unvermöglichen Verwanden und Freunden wenig Hilfe hoffen konten.
III. Nun Gott
segnete diese Liebesgaben, so daß weder Menschen noch Vieh Noth
leiden durften, und die dringensten Bedürfnisse befriedigt werden
konten. Also nahmen die meisten Empfänger diese Gaben hin, und benetzten
selbe mit Thränen des Dankes. Gleich in den ersten Tagen ging es
mit der regsten Thätigkeit an die Herbeischaffung der Baumaterialen,
alles was Zugvieh hatte, Baur, wie Gütler waren in einem Umkreise
von 4-5 Stunden auf das liebreichste bereitwillig. Nur äußerst
wenige fertigten die Bittenden mit leeren Versprechen oder mit rauhen
Worten ab. Dagegen waren andere so höchst liebevoll und dienstfertig,
daß die Bittenden kaum aus dem Hause waren, als ihnen die Fuhren
schon nachfolgten und oft sogar ungebeten kamen viele. Viele merkten sich
die Bittenden vor, damit jeder seine Wohlthat erhielt. Wenn man bedenkt,
daß mehr als 400 000 Ziegelsteine hieher geliefert wurden, dabei
die Menge Fuhren zu Dach-Platten, Bauhölzer, Bretter, Latten, Kalk,
Sand etc. nur nach Anschlag berechnet, so muß man annehmen, daß
wenigstens 22 000 Fuhren während diesen Sommers zum aufbauen in unser
Dorf kamen. Wenn man an manchen Tagen auf einer Anhöhe stand, und
auf allen Wegen große und kleine Fuhrwerke, einer hinter dem ändern,
oft bei schlechten Wetter herbei kommen sah, und dabei bedachte, wie die
guten Leute mit Hintansetzung und Versäumniß des Ihrigen, mit
Zeit und Kostenaufwand, mit beteutenden Schaden an Wägen, Roß,
und Geschier, oft aus einer Entfernung von 4-5 Stunden diesen Liebesdienst
verichteten, so war es zu Thränen rührend, und man mußte
zum Himmel aufbliken, und mit gerührten Herzen danken, Gott dem Geber
alles Guten, daß er so viele heilige Liebe in den Gemüthern
der Menschen erwekte, und die Herzen wie Wasserbäche zum Besten der
Unglüklichen leitete.
Alle diese Wohlthäter
verlangten und erhielten keine andere Dankesbezeugung als nur einen Handdruk
mit dem aufrichtigen Herzenswunsche: "Gott vergelte es dir," und etwa
noch ein Glas Bier und ein Stük Brod dazu. Darum könen wir nicht
genug danken, Gott wird Ihr vergelter sein.
IV. Nachdem
der Situations-Plan = Platz aufgenomen, und jedem sein Platz angewiesen
war, denn Zwei haben sich vertauscht, der Wagner und der Lenz, ging es
mit aller Kraft an das Bauen. Den Bau selbst aber wollten die Verunglükten
nur mit Gott anfangen, denn sie fühlten in Ihrem Getränge sehr
wohl, daß wenn Gott das Haus nicht baue, alle Arbeiter vergeblich
arbeiten. Sie hielten derowegen um eine besondere Andachtsübung an.
Es versammelte sich die ganze Gemeinde und viele Handwerksleute und Arbeiter
am 8. May (Mai) um 6 Uhr Morgens zu einem feierlichen Bitt-Amt, nachdemselben
gingen sie im betenden Zuge über die Brandstätten hin, in der
Mitte derselben fielen alle auf die Knie nieder zu einem lauten allgemeinem
Gebete, um den Segen Gottes. Es war ein rührender Anblik, die ganze
Gemeinde Männer, Weiber, Kinder, Greise, welche alle die bittere
Noth so von Herzen beten lehrte unter freiem Himmel "0 Herr erbarme Dich
unser, Christi erbarme Dich unser," zum all Erbarmer hinauf rufen zu hören.
Andemselben Tage wurden auch noch einige Grundsteine gelegt.
Gott segnete auch wirklich dieses Bauen. Wir hatten immer herrliches Wetter,
was das Bauen ungemein förderte. Es wurde bei dem großem Kummer
und unaussprechlichen vielen, und verschiedenen Mühseligkeiten während
des ganzen Bauens den ganzen heißen Sommer hindurch niemand krank,
und es ereignete sich bei den vielen beschwerlichen, und gefährlichen
Arbeiten während des Bauens kein größeres Unglück.
Blos beim Kötzerbaur fiel ein Maurer herunter, der hat sich den Arm
gebrochen.
V. Anfangs hielt
man die Wiederherstellung und Erbauung so vieler Häuser und Stadel
in einem Sommer und Herbst für unmöglich. Wenn es auch an Werkleuten
und Material nicht fehlen wird, dachte man, so müsse es an Fuhrwerken
fehlen, besonders, wenn einmal die Heu und Getreide-Ernte komme. Man verschiebt
zwar die Zubaugütl auf das künftige Jahr zu verfertigen, ja
es wurde auch Anstalt getroffen, das auch weit entfernt Hölzer gekauft
und Dachstühle verfertigt wurden.
VI.
Aber etwas anderes
schien, das angefangene Bauen hemmen zu wollen, - der Geldmangel, bis
die Anweisungen der kgl. Regierung des Isarkreises an die kgl. Landgerichte,
wenn ein Geld vorhanden, selbiges vorzuschießen, und wirklich war
ein guter Freund, der sogleich 1000. Gulden Vorschuß machte, diese
wurden auch sogleich ausgeteilt. Allein, was war dieses für so viele
Verunglükte. Nun auf dieß kann. man den Anfang machen, und
Materialen zu bestellen, und weil alle ganz hoch in der Brandassekuranz
eingeschrieben waren, so gab man Material überall zum Voraus her,
weil sie in der Hoffnung waren, sobald Geld von der Versicherung komt,
auch Sie bezahlt würden, so auch wirklich geschah. Es waren auch
noch andere gute Freunde, welche Geld vorstrekten, und so ging allso das
Bauen in geschwinder Eil vorwärts, so daß man am 24. May schon
wiederum das erste Dach sah. 0, welche Freude, diese war groß, Gott
Lob, sagte einer zum andern, weil wir nur wieder ein Dach sehen. Bis zum
Anfang der Heuernte sahen wir schon mehrere, und bis zur Getreideernte
alle der größeren Häuser und Städel.
VII. Was und
wie aber die Abbrändler arbeiteten, alle ohne Ausnahme, ist beinahe
unglaublich. Männer, Weiber, Greise, und Kinder, die oft noch sehr
klein waren, sah man von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr Abends unaufhörlich
Steine tragen, Mörtl rühren und den Maurern helfen. Nebst diesen
schweren Arbeiten welche durch die beständige Sommerhitze noch mehr
erschwert wurden, bestellten sie auch die Felder, fuhren Heu ein, und
Ernteten, alles zur gehörigen Zeit. Es war aber auch zum Erbarmen,
wenn man sah, wie diese guten Leute, sobald nur der Morgen graute, schon
auf ihren Feldern und Wiesen waren, um dann in der sechsten Morgenstunde
wieder bei den Werkleuten zu sein, dann, wie nach Feierabenstunde der
Werkleute, Abends die Leute zu ihren Feldarbeiten hinauseilten und wieder
arbeiteten, bis ihnen das Dunkel der Nacht die Weiterarbeit verbot.
Auch der Sontag war
für ihre müden Glieder meistens kein Ruhetag. Da mußten
die Männer ausgehen, Material besorgen, die Dienstboten und größeren
Kinder mußten Fuhren erbitten. Den Dienstboten muß zur Ehr
nachgesagt werden, daß sie ihren Hausvätern auf das Eifrigste
beihalfen und sie tatkräftig unterstützten. Ein Mann der den
ganzen Feiertag um Material und Fuhren herum ging, kam Abends spät
müde und ermattet heim. Da in dem Hause, wo seine Familie wohnte,
schon alles in Ruhe war, so wollte er keine Störung machen, er ging
also auf seine Brandstätte zurück, weinte sich aus, und legte
sich auf der Brandstätte nieder schlief und ruhte daselbst. Solche
stille und nur allein von Gott gesehene Thränen und Leiden gab es
der Menge nach. Wer die Mühseligkeit, Plagen, und gar oft bitteren
Drangsale der Großberghof er sah, der möge bei dem Anblike
der neuen Hauser bedenken, daß sie mit viel Schweiß und viel
Thränen gebaut sind. Es dürfte vielleicht auf allen, daß
so oft von Thränen und Rührung bis zu Thränen erzählt
wird, unsere Leiden und Bedrängnisse waren auch wirklich nicht die
des gewöhnlichen Alltagslebens. Wer einmal in einem ahnlichen Leidensdrange
war, und sich recht in unsere Lage versetzen kann, der möge urtheilen.
VIII. Obwohl
man schon im allgemeinen mit dem Fleiße vieler Werkleute wohl zufrieden
sein kan, so sieht man doch aus den vielen vorhandenen Aufschreibungen,
und den gemachten Vergleichungen, daß doch ein großer Unterschied
zwischen Werkleuten und Werkleuten sei. Ein Unfug, der Uns schwerfiel,
kann hier nicht unberührt bleiben. Wenn nach einem sogenannten Aufheb-
oder Firstenbier die Werkleute auseinander gingen, so war es oft nicht
anders, als wenn sie von einem lustigen Kirchweih-Tanz kämen. Man
hätte auf unsere Lage und Bedrängniß Rüksicht nehmen
sollen, überhaupt wäre es wohl billig wenn in diesem Handwerksgebrauche
ein Unterschied zwischen einem Brand- und einem Freibau gemacht würde.
Zu der Zeit, wo alles
im größten Bau begriffen war, waren über 250 fremde Handwerksleute
und Arbeiter in unserm, sonst stillem und einsamen Dorfe. Durch diese
Fremden, von allen Orten her zusammen gekommene Leut wurden die Sitten
nicht besser. Die Materiallien wurden von vielen gut und um billigen Preise
geliefert aber nicht von Allen. Einige benützten die Zeichen der
Zeit, und ließen sich, gemäß sicher eingehollten Erfahrungen
von den Abbrändlern alles teuer bezahlen; daher hatte jemand wohl
recht, wenn er sagte: "Einige Leute suchen mehr unsere Wolle, als unser
Wohl. (P. Abraham a. Sk. Clara) Anmerk. Verfaßer dieses war Schuster
im Closter Taxa, und kante P. Abrahams Schreibweise und Ausdrüke.)
Für die Abbrändler kamen an Brandentschädigungs-Geldern
20,000 Gulden in unser Dorf, die sich alle (die Gulden) ,- (bis auf etliche
wenige Maurer und Zimmerleute,) die Fremden Werkleute forttrugen, alle
in einem Umkreise von 4 - 5 Stunden zerstreut. Alle Gewerbe waren in regster
Tätigkeit.
IX. Die Brandentschädigungssumme
konte Ende des Monats Juli erhoben werden, die an sich sehr bedeutende
Summe von 19 000 Gulden.(1 000 Gulden kamen später.) Durch große
Hilfe vom Himmel, und von den Menschenfreunden wuchsen die Häuser
nach und nach heran bis zur Vollendung, die Kleinen wie die Großen,
schön und bequem und gut gebaut.
So kam unter so vielen Leiden, Drangsalen, und Arbeiten auch das Fest
unserer Kirchweihe, als den 2 ten Sontag im September, das allgemeine
Ziel zum Einzuge in die neuen Häuser und Wohnungen, daß sich
auch die Ärmsten setzen. Der flehenste Wünsch aller wurde erfüllt.
Am Vorabend des Kirchweihfestes zog die letzte Familie in sein Haus ein.
So stand in 20. Wochen alles neu da, und jeder hatte seine Wohnung, was
wir uns anfangs nicht einmal zu denken getrauten. Wo alle Menschenhände
zu kurz sind, ist Gottes Hand noch immer lange genug.
X. Die Häuser
stunden, wie sich wohl denken läßt, bei den meisten mit Schulden
belastet, mehr oder weniger da, dazu leer von aller Hauseinrichtung etwa
bis auf ein Bett, was da noch Geld nötig war, kann nur der bemessen,
der sich die Mühe geben mag, sein Hausgeräthe zu berechnen.
XI. Nun dachten
die Abbrändler auf ein feierliches Dankfest. Es war auch wahrhaft
billig und gerecht, ihre Pflicht und ihr Heil dankbar zu preisen den Herrn
und Vater, der sobald und so mächtig geholfen hat. Unsere Hilfe kömt
von Gott dem Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Es wurde alles
in Errinerung gebracht, wie und durch wenn Gott Hilfe sendete, dankten
allen Wohlthätern den Hohen und Niedern, Bekanten und Unbekanten,
Nahen und Fernen, wie auch dem Könige Maximilian Allerhöchstseligen
Andenkens, dem Gründer der Brandversicherungs-Anstalt, ohne welche
bei gegenwärtiger Zeit die wenigsten Häuser hätten erbaut
wären könen, herab bis auf den Geringsten, der zum besten Großberghofens
aus Pflicht oder aus liebe seine mildtätige Hand ausstrekte. Die
Rührung der Dankbarkeit stieg auf das Höchste.
XII. Das Ganze
beschloß die Weihe der Häuser. Das sinnvolle Gebet enthält
die schönsten Winke, dieselbe so rührend, als lehrreich zu machen.
Sie ergriff auch die meisten Herzen der Alten und Kinder so, daß
sie thränenden Augen die Versicherung gaben, sich zu hüten,
daß das neue Haus durch kein Unrecht entweiht, werden sollte. Gott
segne diese Versicherung.
XIII. Noch ist
kein besonderes Denkmal der Dankbarkeit erichtet. Es sagt zwar ein großer
Dichter: "Wohlthaten schreibt man in Sand, umbilden aber in Erz." Bei
allen Großberghofer ist dieß gewiß nicht der Fall. Es
sind Familien, die in ihrem Herzen schon lange das Denkmal der Dankbarkeit
errichtet haben. So oft sie sich zu ihrer täglichen Hausandacht versammeln,
auch insbesonders noch vor Gott ihrer Wohlthätter gedenken; und jetzt
noch, wenn in der Kirche oder bei einer anderen Gelegenheit von den großen
Wohlthaten die Rede ist, so fließt ihr Auge in Thränen über.
Dieß ist die
ganze Geschichte des großen Brandunglükes und der großen
Hilfe der Bewohner Großberghofens, ferne von Schmeichelei, so ganz
getreu nach der Wahrheit, daß nicht blos die Erwachsenen, sondern
auch die Kinder von jeder Erzählung und allen Umständen Zeuniß
geben könen, den man hatte nichts anderes im Sinne, als nur Gott
zu loben und zu preisen, der die Urquelle alles Guten ist, und denen zu
danken, die aus dieser heiligen Quelle zum Troste der Verunglükten
schöpften. Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit Amen.
Die Geschichte des großen Brandes und der Wieder-Erbauung des Dorfes
Großberghofen. Mit einigen Wortendes Dankes. Geschrieben von Georg
Seitz, Mesner in Großberghofen, Du machest zu deinen Boten Winde,
und zu deinen Dienern Feuerflammen. Psalm 103. 14. V.
Allen Wohlthätern
aus den Höheren und Niederen Ständen. In der Nähe und Ferne
den Bekanten und Unbekannten weihen diese Worte des Dankes und dieser
treuen Erzählung unseres großen Unglükes, und unserer
großen Hilfe, als ein geringes Denkmal unserer innigsten Dankbarkeit
der durch den großen Brand verunglükten Bewohner von Großberghofen
als nämlich:
Anton
Kellerer, Bichlerbaur, |
Josef
Seitz, Staflerbaur, |
Michael
Gail, Hackerbaur, |
Adam
Kothmayr, Haubbaur, |
Barthlmä
Bernhard, Gratzlbaur, |
Lorenz
Wohlmuth, Schneiderbaur, |
Josef
Stichlmayr, Wagner, |
Georg
Straßer, Oberschneider, |
Georg
Loibl, Lenz, |
Mathias
Hueter, Bökschuster, |
Georg
Seitz, Meßmer, |
Josef
Frank, Saliter, |
Alois
Lenz, Schuster, |
Josef
Reichl, Weber, |
Johan
Kindl, Kramer, |
Benno
Gerr, Schneider, |
Andre
Holzinger, Schmid, |
Markus
Loibl, Zimmermann, |
Kötzer
Zubaugütl, |
Haker
Zubaugütl, |
Bichler
Zubaugütl, |
Grumbaur
Zubaugütl, |
Stafler
Zubaugütl, |
Schneiderbaurnzubaugütl, |
|
Raich
Zubaugütl, |
Knailing
Bakhaus |
|
Worte sind nicht im
Stande, die Gefühle unserer Herzen auszudrüken über die
Theilnahme, der unser Elend erleichternden Liebe aller unserer Wohlthäter,
sowohl in der Nähe, als auch der Ferne, aus Höheren und Niederen
Ständen, wie sie Gott im Himel alle zur Theilnahme angeregt.
Oh, Kinder Gottes,
vernehmen sie noch einmal, in welchem Elende wir vor kurzem waren, und
wie uns so wunderbar geholfen wurde. Wir hatten vor nicht mehr langer
Zeit nichts mehr, als Schutt und Asche von unserer Habe übrig. Ach,
selbst der Anblik der damaligen Brandstätten wirkte schmerzlich auf
das leidende Herz, da er an jedem neuen Tage den alten Schreken nicht
nur den Augen widerhollte, sondern auch oft, wo sonst alles in stiller,
sanfter Ruhe eingeschlummert war, jetzt das Herz durch Schrekensbilder
unruhevoll vom Schlafe aufgestört. Verhängnisvolle harte Stunden,
sind nun vorübergegangen, viel mußten wir dulden, große
Leiden übertragen.
Zu wem konten wir in
diesen härtesten Prüfungen des Lebens um Trost und Erleichterung
der Drangsalle flehen, als zu dem, der die Quelle aller Liebe, der Vater
der Erbarmung und jeden Mitleidens ist zu Gott unserem Vater im Himmel.
Er war der Erste, der um seine allmächtige Hilfe, tränenvoll
von der noch rauchenden Brandstätte aus angefleht wurde. Das Herz
konte da in den ersten Stunden nichts anderes tun, als gegen Himmel rufen,
indem er die väterlichen Wohnstätten und all die irdischen Habseligkeiten
von den raubenden Flammen verzehren sah.
Da noch der Rauch aufstieg,
wie eine sich furchtbar windende Wolkensäule, da Dampf und Feuer
von der vätterlichen Heimat wie aus einem glühenden Ofen die
Funken schreklich gegen den Himmel spritzten, da war es unmöglich,
die ersten Gefühle des Elendes zu unterdrüken, ach meine Heimat,
wo ich geboren, wo ich die Tage meiner Kindheit verlebt, Trost und Freude
so oft empfunden, - wird ein glühender Kohlenhaufen. Und so, wie
überhaupt ein Übel um so schreklicher wird, wenn man sieht,
wie viele demselben unterliegen, so war es auch bei uns.
Beinahe ein ganzes
Dorf auf einmal in Feuerflammen, wer soll nicht zittern bei einem solchen
Anblik? Oder wer kann ungerührt bleiben bei dem Anblike einer Menge
plötzlich verarmter Familien? wenn er sieht den Jamer so vieler Mitbrüder
und Vater, die sprachlos dastunden, so vieler Mütter, welche die
Hände rungen, so vieler Greise, die fast in Ohnmacht fielen, der
Kinder die an den Kohlenhaufen der eingestürzten Balken winselten,
wer dieses könte, hätte wahrlich aufgehört, Mensch zu sein,
Mitglied jenen Bundes, den das schöne Himelsband des Mitleidens mit
Gott vereint.
In diesem unserem größten Leiden war auch Gott, wie überall
in großen Leiden der Menschen uns am Nächsten. Er hörte
das sprachlose Flehen der Männer, die Stimmen der weinenden Frauen
durchdrang den Himmel, das winseln des Säuglings in der flüchtenden
dem Brande nahen Wiege, der schneller als wir glaubten kamm, kam auch
schon Hilfe mit den Gaben der erbarmenden Liebe.
Feuer legte Häuser nieder, Liebe baute sie wieder auf, aus dem Schutte
gingen schönere Heimaten hervor. Wahrlich, Großberghofen hat
große und viele Wohlthätter gefunden. In einer sehr kurzen
Zeit stand beinahe das ganze Dorf neu da. Wie danken wir für all
die theilnehmende Liebe, für allen den Trost, für alle die Linderungen
des Leidens für die so große Unterstützung aller unserer
Wohlthätter mit einem Danke, der einer solchen Liebe würdig
ist.
Oh, Ihr Freunde, die
sich über uns erbarmt haben, die Tränen selbst die sie getroknet,
die getrösteten, hilflosen Herzen, die durch sie im Hunger sättigung,
im Kummer Linderung, im Leide Mitleid und Trost gefunden, die wieder aufgebauten
Heimaten sind ein bleibendes Denkmal ihrer Liebe und unseres Dankes, sind
ein Werk würdig, vor das Auge des ewigen Richters zu tretten, dem
es nicht entgeht, wenn Heimatlosen eine Herrberge gegeben oder ein Hungriger
gesättigt, ein Trauriger getröstet wird.
Oh, Freude! Gott ist
Ihr vergelter. Aber auch wir werden niemals vergessen, was sie an uns
getan. Wir werden segnen unsere Wohlthäter, so oft wir auch die neuerbauten
Wohnungen sehen. Daß uns wieder Frohsinn erheitert, und nach so
trüben Stunden die Sonne wieder milder scheint, ist ihnen zu verdanken.
Ja, unvergeßlich soll unser ganzes Leben hindurch verbleiben, was
an uns geschehen ist. Eingegraben in die tiefe des Herzens ist jede Gabe,
jeder Wohltäter, jede mitleidsvolle Hand mit milder Gabe gegen uns
ausgestrekt bleibt in unserem süßesten Andenken, und unsere
Kinder werden nie vergessen, um in den spätesten Jahren noch ihren
Kindern und Enkel erzählen, was ihnen in diesen traurigen Tagen ihres
noch zarten Alters zur Linderung erwiesen wurde.
Oh, was hat Gott an uns getan! Gott vor allem sei gepriesen und angebetet,
daß er solche Herzen uns erwekt hat.
Oh, wenn wir vorher
hätten angefangen zu rechnen, zu zählen, die Bedürfniße
einzelner vor Augen zu stellen, die Gott nun befriedigt hat, wir hätten
uns die Sachen als unmöglich vorgestellt, denn wir hätten nie
gedacht, daß so großes Mitleid, so viel Erbarmen, so viele
Freude uns werden soll. Wahrlich, selbst unsere so schnell erbauten Häuser
sind ewige Denkmäler dieser erbarmenden Liebe, jeder Balken, jeder
Stein, jedes Sandkorn soll ein Denkmal sein, soll zur Freude stimmen,
soll zum Lobe des Herrn rufen.
Wir meinen, wir sehen
sie noch die tausend Hände, die zu unserem Wohle beschäftigt
waren, die tausende Fuhren mit Holz um Steinen, wie sie so geschäftig,
selbst unter herabstürzung von so viel Regen herbei eilten, und an
dem Bauen mithalfen. Bei einer solchen, allgemeinen Liebe, wer verkennt
die einwirkende Hand des Herrn! Ewigen Dank, dem Ewigen, dem Unendlichen!
Aber auch sie, O Freunde nehmen sie hin die unaussprechlichen Dankesgefühle
der Bewohner dieses Dorfes.
Worte könen diesen
Dank nicht genug ausdrüken. Auch geschah es, daß die gutherzigen
Menschen gar nicht ins Dorf kommen, viel weniger zum Eigenthümer,
der ihnen danken sollte und konnte, und wir wussten oft nicht, wer, oder
für wen dieser oder jener etwas gebracht hat, besonders an Hölzer.
Nun also, weil wir nicht ein jeden bei Herz und Mund haben danken können,
so wird doch Gott im Himmel, der alle Menschen Herzen kennt und weiss,
daß wir unsern Dank gerne dargelegt hätten, also empfehlen
wir Gott ihre liebevollen Herzen zur vergeltung an jenem Tage, an wo er
jede Gabe, dem Geringsten aus Liebe zu ihm erwiesen, als ihm selbst gegeben
ansehen und vergelten wird Amen.
Großberghofen den 30. März 1824.
Von der Chronik abgeschrieben
von Simon Hutter, Gütler zum Bökschuster in Großberghofen
während der Weihnachtsfeiertage im Jahre 1922. Hundert Jahre nach
dem Brande. Ohne Abänderungen in Rechtschrift und Zeichensetzung,
in Maschinenschrift übertragen im August 1965 von Blasius Thätter,
Walkertshofen.
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