Pfarrkirche St. Stephan in EGENBURG
Adresse : 85235
Pfaffenhofen a.d.Glonn, Hauptstraße 12
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Die Gegend um Egenburg wird wohl
schon
zur Römerzeit besiedelt gewesen sein. Das zeigen Münzfunde
mit Bildern früher römischer Kaiser.
Die Ortschaft Egenburg wurde erstmals
im 11.oder 12.Jh schriftlich erwähnt.
Die Pfarrei St.Stephan in Egenburg könnte
schon vor 1264 bestanden haben. Schriftlich ist sie erstmals
in der Konradi-nischen
Matrikel von 1315 genannt. Damals hatte Egenburg
bereits einen Friedhof; das spricht für eine gewisse Bedeutung
der Pfarrei. Obwohl bis 1973 in Schwaben gelegen, gehörte Egenburg
schon immer zum Bistum Freising.
Die jetzige
Kath. Pfarrkirche St. Stephan wurde in gotischer Zeit erbaut
und - nachdem sie 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg abgebrannt war-
unter Beibehaltung des Mauerwerks im gotischen Chor bis 1707
neu errichtet.
1740 folgte der Anbau
der nördlichen Seitenkapelle.
Um diese Zeit wurde auch ein Großteil der Inneneinrichtung
(insbesondere die drei Altäre, die Kanzel, Bilder und
Figuren) neu beschafft.
Im 19.Jh.wurde das Langhaus um ein Joch verlängert.
Der Turm
besitzt einen viereckigen Unterbau mit achteckigem Aufsatz
und schöner Zwiebel. In ihm hängen vier Glocken,
die alle im 20.Jh. gegossen wurden.
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Marienbild im Altarraum
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Im Jahr 2000 war die Kirche innen wieder ausgebrannt. Wahrscheinlich
hat ein unerbetener "Übernachtungsgast" im Kirchenraum mit
Gotteslob-Büchern ein Feuerchen gemacht", sagte die Mesnerin.
Der größte Schaden entstand durch den Rauch.
Die Renovierung dauerte zwei Jahre.
Inneneinrichtung
Der Chor
ist mit einem gotischen Tonnengewölbe,
das Langhaus/Kirchenschiff mit einer barocken Flachdecke berdeckt.
Die Wände zwischen den Fenstern sind mit paneelartigen Bändern
und zartblauen Zierstreifen geschmückt.
Im Chorscheitel ein gemaltes (!) Epitaph. Weitere Epitaphe
aus Stein befinden sich an den Wänden des Altarraums.
Die Besonderheit der Kirche sind aber die in kräftigen Farben gemalten
Deckenbilder. Sie dominieren optisch den Raum und lassen die Kirche
etwas dunkel wirken. Geschaffen wurden sie von den bekannten Münchner
Hofmalern Johann Adam Schöpf (Wände) und seinem Sohn Nepomuk
Schöpf (Decken).
Im Altarraum ein großes Fresko mit dem
Thema: "Stephanus verteidigt die christliche Lehre".
Im Kirchenschiff die Steinigung des
hl.Stephanus
Auf dem Hochaltar
(18. Jh) ist eine große Schnitzfigur des hl.
Stephanus (mit einem Stein in der Hand) von Bildhauer Johann
Luidl angebracht. Assistenzfiguren
am Altar selbst fehlen; an ihrer Stelle stehen an der Wand Figuren
von St.Anna und St.Joachim.
Im Altarauszug ein Marienbildnis, umkränzt mit
12 Sternen.
Hauptfiguren
der Seitenaltäre sind die
hl. Ottilie mit einem Buch und darauf liegenden Augäpfeln
(nördlicher Seitenaltar) und die Muttergottes mit Kind
(südlich).
An den bemalten
Seitenwänden stehen die Figuren von Aposteln.
Dort sind auch die prächtige Barockkanzel
sowie das Kanzelkreuz angebracht.
In einer erst
um 1740 angebauten Seitenkapelle
steht ein gemalter Altar von 1750 mit Figur des hl. Johann Nepomuk.
In der Kapelle
ist auch der Taufstein mit einer
Figur von Johannes des
Täufer
untergebracht.
Die Brüstung der Empore
schmücken Bilder der vier Kirchenväter:
- Ambrosius als Bischof mit einem Bienenkorb
- Augustinus, mit brennendem Herzen
- Papst Gregor mit im Papstornat sowie
- Hieronymus mit Totenkopf.
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Vergrößerung von 10 Details (Figuren,
Gemälde, Leuchter Altar, Kanzel) per Mouseklick
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Die mechanische Orgel
von Siemann (1994) mit 11 Registern und 2 Manualen besitzt einen schön
gestalteten Prospekt.
In der Kirche werden folgende
Heilige als Figur oder in Gemälden dargestellt:
Denkmalschutz
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Gemeinde Pfaffenhofen
a.d.Glonn 32)
.
In der Denkmalliste ist sie unter der Nummer D-1-74-137-6 mit folgendem
Text aufgeführt:
"Hauptstraße 7; Kath. Pfarrkirche St.Stephan;
Saalbau mit nördlicher Seitenkapelle und eingezogenem, dreiseitig
geschlossenem Chor, im nördlichen Winkel
Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube, im Kern spätgotisch, um 1707 erneuert,
Seitenkapelle 1740, im 19. Jahrhundert nach
Westen verlängert; mit Ausstattung"
Pfarrei und Pfarrverband
Der Sprengel der Pfarrei Egenburg umfasst die Orte Bayerzell, Ebersried,
Egenburg, Kaltenbach, Miesbach, Rettenbach und ein Teil von Weitenried.
Seit 1979 bildet die Pfarrei Egenburg zusammen mit den Pfarreien Einsbach,
Ebertshausen, Odelzhausen, Pfaffenhofen, Sittenbach und Sulzemoos den
großen Pfarrverband Odelzhausen.
Die Gottesdienstordnung
finden Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die Gegend um Egenburg wird wohl
schon zur Römerzeit besiedelt gewesen sein. Jedenfalls berichtet
Anton Mayer von einer Sammlung des Barons von Lotzbeck, in der die in
Egenburg gefundenen Kupfermünzen mit dem Bild der römischen
Kaiser Tiberius Claudius, Nero, Domitian und Constantin aufbewahrt werden.
Diese Münzen seien von Bauern in Egenburg anstelle von Pfennigen
auf den Opferteller des Altars gelegt worden.
Erste
schriftliche Erwähnung der Ortschaft
Die Ortschaft Egenburg
(Burg des Egino oder Ago) soll entweder um das Jahr 1050 im Traditionscodex
(Verzeichnis von Güterübergaben) des Kollegiatstifts St. Castulus
in Moosburg oder -wie Prof.Liebhart aus Altomünster meint- erst später,
in einer Stiftungsurkunde aus der Mitte des 12.Jh erwähnt
worden sein. In dieser Stiftungsurkunde sei ein Adeliger mit Namen Bernhard
von Egenburg (Bernhardus de Ogenburch) als Zeuge aufgeführt. Bernhardus
starb 1147 auf dem zweiten Kreuzzug.
Eine charmante und bildhafte Ortsbeschreibung von Egenburg hat Pfarrer
Karl Seel im Jahr 1815 abgegeben. Die Chronik von Pfaffenhofen 28)
stellte
diese Beschreibung ihrer Ortgeschichte voran:
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"Egenburg liegt etwas in der Höche. Ist länglich. Anzahl
der Häuser: 22. Eine Kirche, eine kleine Kapelle, Pfarrhof und
Schulhaus. Die Häuser sind gemauert. 6 Häuser sind mit Stroh
gedeckt, die übrigen mit Blatten und Ziegel, eingädig. 3
zweygädig. Jedes Haus hat einen Garten rückwärts. 20
Stallungen, Kuhstall hat jedes Haus. Backöfen, deren sind in
Egenburg so viel, als Häußer sind. Gegen Mittag sind Sümpfe
oder nasse Wiesen, an den übrigen 3 Seiten mit Feldern umgeben.
Ein Wald liegt nicht an, auf 3 Seiten Hohlwege." |
Wem im Jahre 1760 die 20 Anwesen
in Pfaffenhofen a.d.Glonn gehörten, ist dem Historischen Atlas von
Bayern, Die Landgerichte Friedberg und Mering 37)
zu entnehmen:
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"Egenburg
(D, Gde Pfaffenhofen), 23 Anw.: Kloster Ettal 1/16 (Metzger), Kloster
Fürstenfeld 1/1 (Gallerbauer); Ortskirche 1/2 (Rottenfußer), 2 je
1/4 (Müller, Kirchenschneider), 11 je 1/16 (Mesner, Schäffler, Bettenmacher,
Schmied, Kamm, Schuster, Schneider, Weber, Schneiderwirt, Kistler),
selbsteigen 2 je 1/16 (Wagner, Kirchenweber), 2 je 1/32,
einschichtig: Hfm Sulzemoos 1/4 (Böschlhof), Hfm Weyhern 2 je 1/2
(Bäckerbauer, Lampl). (Das Pfarrwiddum umfaßt nach dem Kataster von
1814 48,85 Tgw. Grundvermögen)." |
Geschichte
der Kirche
Matrikel
1315 01)
Die erste schriftliche Erwähnung der Pfarrei findet sich in der Konradinischen
Matrikel aus dem Jahre 1315,
einem Verzeichnis mit allen Kirchen der Diözese Freising. Dort heißt
es beim Dekanat Günzlhofen: "Egenburch soluit habet suam sepulturam"
(Egenburg ohne Filialkirche hat einen eigenen Friedhof).
Das Alter der Pfarrei reicht jedoch viel weiter zurück, denn sie
lag im engsten Bereich der Priesterbruderschaft "Capitel an der Glonn",
die schon im 8.Jh bestand. Ihr Stifter war Graf "Otto v. Hochenzollern",
der sie auch mit einem "guett" zu Wagenhofen beschenkt hat. Bemerkenswert
ist, dass Osterholzen und ein Teil von Dirlesried bis 1816 zur hiesigen
Pfarrei gehörten, obwohl diese Orte viel näher bei Egenhofen
liegen. Nachdem Egenhofen 1264 zur Pfarrei erhoben worden war, wäre
eine solche Sprengelaufteilung völlig ungewöhnlich gewesen.
Demnach muss die Pfarrei Egenburg schon vor 1264 bestanden haben.
Sunderndorfer'sche Matrikel 1524 01)
In der Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 wird erstmals das Patronat der Kirche St.Stephanus
und Laurentius genannt. (Dieses Patrozinium spricht dafür, dass es
sich bei Egenburg um einen frühen bischöflichen Seelsorgemittelpunkt
gehandelt hat). Auch bei der Visitation 1560 waren beide Heilige Patron
der Kirche. Später hat sich nur St.Stephanus erhalten. In der Matrikel
von 1524 werden vor allem die kirchlichen Einnahmen aufgeführt. Doch
ihr ist auch zu entnehmen, dass der damalige Pfarrer Johannes Vennd hieß;
er ist uns gut bekannt, weil sein Epitaph in die Mauern des Altarraums
eingelassen ist. Vent war sogar Dekan.
Das Präsentationsrecht (Vorschlagsrecht für die Besetzung
einer Pfarrerstelle) lag beim Bistum Freising (Jus
liberae collationis).
Allerdings wird 36 Jahre später, bei der Visitation, die Pfarrei
als Monatspfarrei beschrieben. Wenn der Wechsel des Pfarrers in einem
sog. Päpstlichen Monat (ungerade Zahl) stattfindet, darf der Bischof
von Freising, an den geraden Monaten (Febr.April Juni usw.) der Herzog
von Bayern den neuen Pfarrer aussuchen. Ob das Präsentationsrecht
in dieser Zeit gewechselt hatte, oder ob einer der beiden Berichte insoweit
falsch war, ist nicht bekannt. Auch später blieb Egenburg eine Monatspfarrei.
1803 übernahm der bayer.König das Besetzungsrecht voll, bis
es durch das Konkordat 1817 wieder durch die Regelung der Monatspfarrei
und ab 1830 der Wechselpfarrei ersetzt wurde. 18)
Die Pfarrei hatte 1524 ca. 200 Communicantes, das waren Gläubige
nach der Erstkommunion 23).
Egenburg war damit eine durchschnittlich große Pfarrei.
Visitationsbericht von 1560
25)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über Egenburg heißt es, der Pfarrer Narcissus
Vendt sei 1508 hier in Egenburg als Sohn des früheren Pfarrers Johannes
Vendt geboren und 1540 in Dillingen zum Priester geweiht worden. Die Visitatoren
berichteten weiter, der Pfarrer predige aus katholischen Büchern
und vertrete in allen Vorschriften die katholische Lehre. Privat sei er
ein ordentlicher Pfarrer; er befleißige sich eines ehrbaren Lebenswandels.
Das Kirchengebäude und
der Pfarrhof wiesen keine Mängel auf. Über seine Schäfchen
beschwerte sich der Pfarrer stark: Er habe ein ungezogenes Pfarrvolk,
das sich während des Gottesdienstes draußen vor dem Friedhof
aufhalte, Brandwein trinke und sogar Unzucht treibe. Wenn Sie an weiteren
Details der Visitation interessiert sind, klicken
Sie hier...
Gotischer
Neubau
Das Erbauungsjahr der ersten Kirche ist unbekannt. In gotischer Zeit (15./16.Jh)
muss aber eine neue Kirche errichtet worden sein, weil der Chor/Altarraum
noch diesem Baustil angehört.
Pfarrbeschreibung 1575
In der Staatsbibliothek München befindet sich eine Handschrift mit
dem Titel: "Beschreibung der Pfarren Einkommen Rentambts München
und anders betreffend de Ao.1575". Die Schrift wurde von staatlichen
(herzoglichen) Stellen erstellt. Sie erfasste Pfarreien aus den umliegenden
Gerichtsbezirken, u.a. auch Dachau, Friedberg und Kranzberg. Die Handschrift
ist nur noch teilweise erhalten und umfasst deshalb nur noch 73 Pfarreien;
dazu gehört aber glücklicherweise auch die Pfarrei Egenburg,
damals im Gerichtsbezirk Friedberg gelegen. Die von weltlichen Behörden
erstellte Handschrift befasst sich, wie Deutinger schreibt, "nur
mit den äußeren Rechtsverhältnissen und Temporalien, den
Präsentations- und Installationsrechten, Renten und Lasten der Pfarrpfründe".
Pfarrer war damals immer noch Narciss Vendt, dessen Epitaph
links hinter dem Hochaltar in die Chorwand eingelassen ist. Er war der
Sohn seines Vorgängers Johann Vendt. In der Beschreibung sind auch
die Stolgebühren (= Vergütungen für die kirchlichen
Handlungen) aufgeführt (ich gebe es hier zum besseren Vergleich
in der damals kleinsten Währung Pfennig an):
Beichtgeld 2 Pfennig, Krankenbesuch 12 Pfennig, Hochzeit=Einladung zum
Essen, Kindstaufe=1 Laib Brot. Von einer Frau im Kindbett eine Kerze mit
2 oder 3 Pfennig. Für Beerdigungen gab es eine gestaffelte Regelung:
von Armen= je nach Vermögen, für ein Kind: Messe mit Gesang
= 40 bis 48 Pfennig, Messe ohne Gesang=nichts, Erwachsener=1 Gulden bzw.
240 Pfennig. Insgesamt summierten sich die Einnahmen aus Stolgebühren
auf durchschnittlich 6 Gulden im Jahr. Der Bericht endet mit den Worten:
"Ist ain claine, aber guete Pfarr, darzue ruewig." Wenn Sie
den ganzen Text der Pfarrbeschreibung lesen möchten, klicken
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Neuer
Choraltar 1660
Im Juni 1660 stellte Pfarrer Philipp Benno Amman (1659-1666) beim Freisinger
Bischof den Antrag, einen neuen Choraltar in Auftrag geben zu dürfen.
Er begründete dies damit, dass seine Gläubigen dann lieber den
Gottesdienst besuchen würden ("... mit mehrerem Lust und catholischen
Eifer dergleichen orth besuechen"). Zugleich sollten die Altarfiguren
(Stephanus, Paulus und Laurentius) restauriert werden. 28)
Möglicherweise gab es -wie in
vielen anderen Kirchen- Beschädigungen durch den 30jährigen
Krieg. Ob die Pläne verwirklicht werden konnten, ist mir nicht bekannt.
Jedenfalls überstand der Choraltar -alt oder neu- den Brand im Spanischen
Erbfolgekrieg 1704 nicht.
Ölberg-Kapelle
1671-1971 28)
An die Südseite der Kirche wurde kurz nach 1671 eine Ölbergkapelle
mit drei Nischen angebaut.
Pfarrer Ferdinand Eder bat jedenfalls damals die Hochfürstliche Durchlaucht:
"... beymeinem St.Stephan gottshaus villmallen
in dem Jahr undterschidlihe absondliche hl.Gottsdienst Wallfahrten und
Kreizgeng verrichtet werden auch übern
Freithoff der volige Weg und Fuesstaig gehe, auf disem aber nit ein einzige
bildnus
gottes oder seiner heyligen zu sehen ... einen
Ölberg derffte aufgericht werden."
Dieser Ölberg bestand bis 1971.
- In der ersten
Nische wurde die Ölbergszene dargestellt, mit Figuren des betenden
Jesus und der schlafenden Jünger.
- In der zweiten Nische war eine lebensgroße Statue des hl.Nepomuk
aufgestellt. Diese Figur (siehe rechts)
fand nach dem Abriss der Ölbergkapelle einen Platz
in der Seitenkapelle der Kirche, wo sie
heute noch steht.
Die Figur wurde 1731 in Friedberg geschnitzt.
- Die dritte Nische war den Armen Seelen reserviert.
Eine hölzerne Truhe enthielt Gebeine und Totenschädel, die
früher beim Aushub von Gräbern geborgen worden waren. Zwei
hölzerne, bemalte Gedenktafeln erinnerten an die Soldaten, die
mit Napoleon 1807 nach Russland ziehen mussten und dort gefallen sind.
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St.Nepomuk
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1947 wurden
die Figuren vom Kirchenmaler Magnus Mohn neu gefasst (=bemalt).
Der Abriss
der Ölbergkapelle war schwierig, weil zunächst die Genehmigungen
verweigert wurden.
Schon 1911 hatte die Kirchenverwaltung versucht, die Kapelle zu entfernen,
um dadurch mehr Platz im Friedhof zu gewinnen und zudem an der Stelle
der Kapelle ein größeres Kirchenfenster einzubauen. Sie erhielt
dafür aber keine Genehmigung.
Erst 60 Jahre später, als bei
der Kirchenrenovierung 1971 festgestellt wurde, dass die Kapelle Feuchtigkeitsschäden
an der angrenzenden Kirchenmauer verursachte, erlaubten das Bayerische
Landesamt für Denkmalpflege und das bischöfliche Bauamt unter
Bedenken den Abriss. Den wertvollen Figuren sollte aber ein der Bedeutung
entprechender Aufstellungsort zugewiesen werden: Sie landeten auf dem
Kirchenspeicher.
2001 verbrachte man sie zusammen mit anderen Utensilien in eine Restaurierungswerkstatt
bei Bad Tölz (sie waren jedenfalls 2019 noch nicht zurück).
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Barocker
Ausbau 1707
Die jetzige Kath. Pfarrkirche St. Stephan wurde -nachdem sie 1704
im Spanischen Erbfolgekrieg mit den Häusern des Dorfes abgebrannt
war- unter Beibehaltung und Wölbung des gotischen Chors (Tonnengewölbe)
bis 1707 neu gebaut.
1751 folgte der Anbau
der nördlichen Seitenkapelle. Um diese Zeit wurde auch ein
Großteil der Inneneinrichtung (insbesondere die drei Altäre,
die Kanzel, Bilder und Figuren) neu beschafft.
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Schmidt'sche
Matrikel
01)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte
der Kanonikus Schmidt aus Freising die Pfarreien der Diözese und
erstellte die nach ihm benannte Schmidt'sche
Matrikel. Über die Pfarrei "s.Stephani in
Egenburg" berichtete er: Das Präsentationsrecht liege monatlich
abwechselnd beim Bistum Freising und beim Fürstenhof in München
(Monatspfarrei).
Der aktuelle Pfarrer heiße Johann Karl Felix Machaus. Er sei 1730
installiert worden. Das Pfarrhaus und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude
waren wohl in gutem baulichem Zustand; sie zeigten keine gravierenden
Schäden, schrieb Schmidt. Die Zahl der Gläubigen war in den
zurückliegenden 200 Jahren seit 1524 weniger stark gestiegen, als
dies in anderen Pfarreien im Dachauer Land der Fall war; sie hatte sich
von 200 auf 292 erhöht. Zudem war ein Teil der Vergrößerung
wohl auf die neue Filialkirche St.Anna in Osterholzen zurückzuführen,
die 1738 erstmals als zur Pfarrei gehörig aufgeführt wird.
Die Egenburger Pfarrkirche St.Stephanus selbst wird als schmucker Bau
mit drei Altären beschrieben. Der Hochaltar war dem Kirchenpatron
geweiht; in ihm waren eine Kreuzreliquie und Reliquien von St.Stephanus
"bestattet", d.h., in der Stipes einge-mauert. Die Seitenaltäre
hatten die Jungfrau Maria und die hl.Ottilie als Patrone. Gottesdienste
fanden jeden Sonn- und Feiertag statt, außer an den Tagen, an denen
Messen in der Filialkirche Osterholzen gehalten wurden. Kirchweih fiel
auf den Sonntag vor Mariä Geburt (8.Sept). Besonders erwähnt
wird, dass in der Kirche Taufstein, Heilige Öle und Messgewänder
vorhanden waren. Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im Turm hingen zwei geweihte
Glocken. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer und der Landpfleger von
Friedberg. Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher
Sprache: "Das völlige Vermögen dises Pfarr-Gottshauses
hat in letzter Rechnung auf 8143 fl. (=Gulden), 8 kr.(=Kreuzer)
und 6 hl.(=Heller) betragen". Das war im Verhältnis zu anderen
Kirchen ein ungemein hoher Betrag.
Beschreibung
1820 06),
07)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 05)
die ausführlichste Darstellung.
Die Beschreibung wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley
(ohne Namensnennung des Verfassers) herausgegeben.
Die Pfarrei Egenburg wird darin (S.115) wie folgt beschrieben:
|
"Ebertshausen |
"Säcular
(Monats-) Pfarrei; Patron hl. Stephanus;
Kw (=Kirchweihfest): Sonntag vor Mariä Geburt(Sonntag
vor 8.9.). |
Seelenzahl:
Pfarrei
Egenburg |
303
Gläubige in
|
60
|
Häusern |
Dorf
Egenburg: |
126 Gläubige in
|
25
|
Häusern |
Weiler
Beurazell |
22
Gläubige in
|
5
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Dorf
Ebersried |
92
Gläubige in
|
17
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std |
Einöde
Kaltenbach |
18
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std |
Einöde
Rettenbach |
11
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std |
Weiler
Stocka* |
2
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Weiler
Weitenried* |
32
Gläubige in
|
5
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
|
* von den übrigen
4 Häusern zu Stocka sind 3 nach Sulzemoos ,
1 nach Pfaffenhofen/Glonn eingepfarrt
** von Weitenried ist ein Hof nach nach Pfaffenhofen/Glonn eingepfarrt
Verlängerung 19.Jh
Im 19.Jh. wurde das Langhaus wurde um eine Fensterachse (4,20 m
10))
nach Westen verlängert; wahrscheinlich schon vor 1874, weil A.Mayer
in seiner o.a.Beschreibung die "Geräumigkeit" der Kirche
als "genügend" bewertet.
Pfarrbeschreibung
1870 02)
Um das Jahr 1870 erstellte der Dombenefiziat Anton Mayer eine Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising und veröffentlichte
sie 1874 als Buch. Über die Pfarrei Egenburg schreibt er:
|
Geographie:
Die Pfarrei hat 350 Gläubige in 59 Häusern. Davon wohnen
aber nur 130 Gläubige (in 25 Häusern) im Ort Egenburg selbst,
die Übrigen in Beurazell 36 (6), Ebersried 102 (19), Kaltenbach
13 (1), Miesberg 21 (2), Rettenbach 10 (1) und in Weitenried 38 (5)
ohne Strixnerbauer u. Capelle. Miesberg war erst 1852 eingepfarrt
worden (früher Mering). Die Pfarrei hat eine gute Stunde im Umfange,
eine halbe Quadratmeile. In Egenburg gibt es eine Schule mit 1 Lehrer,
42 Werktags- und 12 Feiertagsschülern. Pfarrer Karl Seel v. Egenburg
dotirte einen Schuldfond mit 2000 Gulden."
Pfarrei: "Wechselpfarrei". Noch einmal hatte sich also
das Präsentationsrecht verändert. Wie auch andere Pfarreien
in Bayern war auch Egenburg am 26. Juli 1830 von einer Monatspfarrei
in eine Wechselpfarrei umgewandelt worden. Nun wechselte das Recht,
einen guten Posten an die eigene Klientel vergeben zu können,
nach jedem Erledigungsfall zwischen dem Bischof in Freising und dem
Kurfürsten in München.
Die Kirchenrechnung ergibt bei 1713 Gulden Einnahmen und 98 Gulden
Lasten einen Reinertrag von 1615 Gulden. Das Widum, der Pfarrbauernhof,
hatte eine Grundfläche von 74 Tagwerk (25 ha) der Bonität
10. Das Pfarrhaus, 1782 erbaut, ist gesund, geräumig, zweckmäßig.
Die Ökonomiegebäude entsprechend. Ein Hilfspriester ist
unnöthig".
Kirche: Auf einer Anhöhe am linken Ufer der Glonn gelegen,
an der Vicinalstraße (=Landstraße) von Weihern
nach Pfaffenhofen. Erbauungsjahr unbekannt. Geschmackvoll restaurirt
1855. Ursprünglich gothischer Stil, wie man noch im Presbyterium
sieht. Später, 1707, wurde in selbes ein Tonnengewölbe eingebaut.
Das Schiff, 48 Fuß lang, hat Plafond (=Flachdecke), der
ebenso wie das Chorgewölbe, mit schönen Frescobildern von
J.J.Schöpf geschmückt ist. Die Fresken stellen die Vertheidigungsrede
u. den Tod des hl.Stephanus dar. Die nördliche Seiten-Capelle
St.Johann Nepomuk ist erst um 1740 angebaut worden. Geräumigkeit
genügend. Kuppel-Thurm mit 7 (!) Glocken im eisernen Glockenstuhl,
wovon 6 harmonisch gestimmt (in den Tönen a', f'', e'', d'',
c'', f') sind. 5 wurden von Götzger in Memmingen 1868 gegossen,
u. 1 ältere v.Langenegger
u.
Ernst in München
1724. Die 7.Glocke ist unharmonisch und wird nicht mehr geläutet;
gegossen 1705 v.J.M. Langenegger in München. Die letzte wurde
am 17.4.1869 in München geweiht. Thurmuhr von Manhart von Jahre
1870. Sie schlagt im Quintsextaccord, Doppelschlag auf d''u. c'')
die Viertel, auf a'Ganze, und repetirt die Stunden mit f. Vier Altäre,
drei in der eigentlichen Kirche, einer in der Capelle. Orgel mit 14
Registern, aufgestellt 1863 von Rubenbauer und Altmann in München.
Stiftungen: 9 Jahrtage, 43 Jahrmessen und 4 Quatembermessen (=1.Fastensonntag,
Pfingsten, 3.Septembersonntag, 3.Adventssonntag). Meßner
und Cantor ist der Lehrer. Kirchenvermögen: 24.100 Gulden."
|
Beschreibung
1895 22)
Die Pfarrkirche
von Egenburg ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Friedbeger Teil 1888 von Prof. Gustav von
Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl
im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde.
|
Pfarrkirche |
|
In
einer Seitenkapelle links: |
|
Altargemälde.
Joh. Nepomuk in Andacht, nach wahrscheinlicher Angabe des Stiftungspflegers
von J. J. v. Schöpf;
18. Jahrhundert. H. 242, br. 175 cm. |
|
Gegenüber
an der Südwand Pieta, soll ebenfalls von Schöpf sein. 18.
Jahrhundert. H. 78, br. 43 cm. |
|
Die
Deckenbilder (nach Mayer Bd. I 272), ebenfalls von J. J. Schöpf,
sind jetzt ganz entstellt. |
|
Im
Chor links Grabstein der Pfarrer Joh. Wendt +1652 und Narcissus Wendt
+1561. Platte von rothem Marmor.
In der Mitte der Gekreuzigte mit den beiden knieenden Verewigten in
Relief. H. 180, br. 88 cm. |
|
Am
Triumphbogen Grabstein des Pfarrers Caspar Knöferl +1659, Platte
von Solenh. Stein. H. 90, br. 50 cm. |
|
Auf
dem Kirchhof: Grabstein des Hofmalers Joh. Adam Schöpf auf Bulach
gest. 177(9?); des Vaters des oben erwähnten. |
Kirchenbrand 2001
28)
Am 22.Febr. 2001
ließ sich ein schwer alkoholkranker 34jähriger Mann unbemerkt
in die Kirche einsperren. Als es ihm zu kalt wurde, zündete er
40 Gesangbücher an den Stufen des Ottilienaltars (linker Seitenaltar)
an, um sich an diesem Lagerfeuer zu wärmen. Doch das Feuer griff
auf das Inventar über. Der Altar wurde zerstört, der Kirchenraum
und die Sakristei völlig verqualmt und verrußt. Die Mesnerin
fand den Mann bewusstlos am Boden liegen. Die Kosten der Renovierung
wurden zwar von der Versicherung übernommen. Doch die Kirche
war lange Zeit gesperrt. |
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Renovierungen
28)
1660 - Neuer Choraltar
1671 - Ölberg-Kapelle
1707
- Barocker Ausbau
1860 - Verlängerung 19.Jh
1740 - folgte der Anbau der nördlichen Seitenkapelle
1855 - weiße Übertünchung der Innenwände
1862 - große Modernisierung des Pfarrhauses
1883 - neue Buntfenster von Max Langer
1878 - Neubau der zweistöckigen Sakristei (oben Paramentenschränke)
1900 - Ausbesserung der Friedhofsmauer
1903 - Restaurierung der Deckengemälde, die "früher
ganz übermalt und z.T. verdorben waren.
1911 - Verlängerung des Kirchenschiffs um 3,5 Meter (1 Achse)
1928 - große Renovierung des Pfarrhauses
1949- Errichtung eines Leichenhauses
1959 - Kriegerdenkmal
1960 - Ausbesserung der Friedhofsmauer
1970-73 Große Renovierung der Kirche mit Freilegung aller
Malereien von Johann Nepomuk und Johann Adam von Schöpf
Erneuerung
der Gestühlspodeste und Abnahme des Chorgestühls 08)
2002 - Ausbesserung der Friedhofsmauer
2001 - Ausbesserung nach Kirchenbrand
2010 - außen (80.000 Euro)
13)
Statistik
Pfarrei
Egenburg
1524
- 200 Communicanten (Erwachsene)
01)
1560 - 200
erwachsenen Gläubigen
01)
1738 - 292
Gläubige
01)
1820 - 303
Gläubige 06),
07)
1870 - 350 Gläubige in 59 Häusern
|
Ort
Egenburg
1599
- 15 Anwesen (3 Bauern,2 halbe Bauern und 10 Söldner)
28)
1760
- 23
Anwesen
28)
1817 -
22
Anwesen mit 130 Einwohnern
28)
1874
-
25
Anwesen mit 130 Einwohnern
28)
1909
-
25
Anwesen mit 142 Einwohnern
28)
2013
-
178
Wohnhäuser mit 561 Einwohnern
28)
|
Pfarrei und Pfarrverband
Der Sprengel der Pfarrei Egenburg umfasst die Orte Bayerzell,
Ebersried, Egenburg, Kaltenbach, Miesbach, Rettenbach und ein Teil von
Weitenried. Seit 1979 bildet die Pfarrei Egenburg zusammen mit den Pfarreien
Einsbach, Ebertshausen, Odelzhausen, Pfaffenhofen, Sittenbach und Sulzemoos
den Pfarrverband Odelzhausen.
Baubeschreibung
Die Kirche liegt -leicht erhöht-
inmitten eines Friedhofs.
Der
eingezogene Chor ist noch gotisch, besitzt aber barocke Rundbogenfenster.
Sie wurden wohl eingebaut, als das Kirchenschiff nach der Zerstörung
im Spanischen Erbfolgekrieg um 1707 neu aufgebaut werden musste. Vor
1870 hat man das Kirchenschiff um eine Achse (von vier auf fünf)
verlängert.
An die Außenmauer des Chors, d.h. an die mittlere der drei Seiten
des Chorschlusses, befand sich bis 1936 ein großes Gemälde
mit dem aus dem Grabe auferstehenden Christus (siehe Bild rechts).
28)
Ähnliche Außenbilder -mit anderem Inhalt- sind noch an
den Kirchen in Etzenhausen und in Oberhandenzhofen zu sehen. |
|
1740 wurde die nördliche Seitenkapelle
angebaut.
Turm
Der nördlich angebaute Turm hat einen quadratischen Unterbau mit oktogonalem
(achteckigem) Aufsatz und eine mit Blechschindeln 09)gedeckte
Zwiebelhaube. Sein Mauerwerk ist durch Ecklisenen und Wandvorlagen gegliedert.
Das Untergeschoss des Turms wird noch von einem gotischen Kreuzgratgewölbe
überdeckt.
Die achteckige Turmzwiebel ist eine der frühest errichteten im Dachauer
Land. Sie soll um 1600 aufgesetzt worden sein.
28)
Aber schon 80 Jahre später war sie in einem üblen Zustand, denn
Pfarrer Ferdinand Eder (1665-1707) bat 1673 um Erlaubnis, den Turm reparieren
zu dürfen: "... bey so übl zuegerichte Cupl durch das agewütter
des Jinner sambt dem gemäur ser verderbt würdt".
28)
Zwiebelturm
|
Hinweis:
Die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung
von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem
Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung
der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste
Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige
Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen
Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in
Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister
unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten
Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor
allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als
die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz-
passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barock
und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen".
14)
|
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen
im Dachauer Land vergleichen möchten, klicken
Sie hier...
Glocken
Hinter den rundbogigen Schalllöchern
in den zwei obersten Geschossen hängen fünf Glocken. Es sind
-nach Aussage des Glockenexperten Ralf Müller 21)
-
vier Glocken aus dem 20.Jh (mit der Tonfolge e'-gis'-h'-cis'') sowie die
aus dem Jahr 1868 stammende Sterbeglocke (St.Michael) mit dem Grundton
f''.
Frühere Glockenausstattung:
Im Jahr 1874 erwähnte
Anton Mayer in seiner Bistumsbeschreibung 02)
auch die damals sieben Glocken
von Egenburg:
|
"1868
hat Pfarrer H.Michael Schiller das melodisch harmonische Geläute
hergestellt, das 1869 beim Kreuzgange nach Pfaffenhofen erstmals
erklang"... "Der Pfarrer schaffte die 174 Pfund schwere,
in f'' klingende Michaelsglocke (Sterbeglocke) aus eigenen Mitteln
an |
|
und brachte
es zu Stande, daß die Egenburger durch Beiträge die
Johann Nepomuk-Glocke, 294 Pfund schwer (in d'' klingend), |
|
die Filialisten
auf gleiche Weise eine weitere (Jesus-, Maria- und Josephs-)
Glocke, 196 Pfund schwer (mit dem Tone e'') stifteten". |
|
Die 469 Pfund
schwere Hl.Geist-Glocke (Ton c'') erwarb die Pfarrkirche aus
eigenem Vermögen |
|
und die Dreifaltigkeitsglocke
mit 1327 Pfund (Ton f'), wurde von mehreren Einzelpersonen
gestiftet (Müller Joh.Bernhard, G.Landmann aus Kaltenbach,
Th.Hofner aus Ebersried, Th.Schmid aus Tegernheim u. Math.Böswirth
aus Miesberg).
|
|
Die dem hl.Stephan
gewidmete sechste Glocke (732 Pfund) war schon seit 1724 vorhanden;
sie erklang im Ton a'. |
|
Die siebte
und älteste Glocke wurde angekauft; die Glocke war im Jahr
1705 von J.M. Langenegger
in München gegossen worden. In ihrem Inneren war vermerkt:
"Diese Glocke hat das Gotteshaus Schwambach dem Gotteshaus
Egenburg überlassen, weil es (sie) nit anständig gewesen"
(nicht zu den anderen Glocken passte). |
|
|
Auch eine Turmuhr wurde
in der Zeit um 1870 eingebaut. Gestiftet hatte sie Max Metzger aus Egenburg,
eingerichtet die bekannte Uhrenfabrik Mannhart und aufgestellt Simon Ressig.
"Ein treffliches Werk" nannte sie Anton Mayer. Inzwischen ziert
wohl eine neue Uhr den Turm.
Die Sakristei
ist an die Ostseite des Turms angebaut. An dieser Stelle haben sich an
der Turmmauer Ornamentbänder aus gotischer Zeit erhalten.
28)
An
der Westseite schützt ein kleiner Vorbau das Portal vor den Unbilden
der Witterung.
Epitaphe
an der Außenwand
An der südlichen Außenwand
sind eine Reihe von Epitaphien eingelassen. Drei davon erinnern an ehemalige
Pfarrer von Egenburg.
|
Hinweis:
Epitaphe bzw. Epitaphien gibt es in unseren Kirchen erst seit dem
14. Jh. als Gedächtnismal für einen oder mehrere Verstorbenen
in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand
senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck
eigens angefertigt und können künstlerisch aufwändig
gestaltet sein; sie sind normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet. |
1812
|
1812
- Denkmal für Maria Steber
Text: "Denkmal errichtet dem Fleiße, der Diensttreue und
Arbeitsamkeit der ehr- und tugendreichen Jungfrau Maria Steber, Wirthstochter
von Hochdorf. Sie starb den 10.Mai 1812, 36 Jahre alt. Ruhe, Licht
u. Friede ihrem Geiste" |
|
1816-
für Pfarrer Karl Seel
Pfarrer Seel war ein frommer Priester und zugleich ein großer
Förderer der Kirche und der Schule. Er hatte ein großes
Herz für die Armen und bezahlte ihren Kindern das Schulgeld.
Man erzähl-te sich, er habe regelmäßig nachts in der
Kirche gebetet und habe immer ge-wusst, wer als nächster aus
seiner Pfar-rei sterben werde. Er hinterließ eine Be-schreibung
aller Orte seiner Pfarrei.
|
1816
|
1888
|
1888
- für Pf.Augustin Bilz oder Hilz
Text: Hier ruhet der Hochwürdige, Hochgelehrte Herr Augustin
Bilz, Dr. der Theologie, königl.Hofkaplan und Pfarrer dahier.
Geboren den 7.9.1824 zu Schillings-fürst, gestorben den 3.2.1899
in Egenburg. Wer gethan, was er gelehrt hat, der wird groß sein
im Himmelreich (Matth. 5,19)
(Stein aus weißem Marmor, 121 x 70 cm). |
|
Vor
seiner Zeit als Pfarrer war er bis zur Auflösung 1783 des Klosters
Indersdorf dort Augustiner-Chorherr. Danach kam er als Kooperator
zu Pfarrer Nepomuk Schöpf und wurde 1792 dessen Nachfolger.
Text
auf dem Epitaph: "Unter diesem Leichensteine ruhet die Asche
des Hochwürdigen Herrn Karl Seel,
gebohren zu Sengenried bey Altomünster 1759, Chor-herr zu Indersdorf
1779, Pfarrer zu Egenburg 1789 ge-storben am plötzlichen Schlagflusse
den 15.Jäner 1816
Möge immer dieser Stein in Staub zerfallen ! Ein schö- neres
Denkmal dauernder als Marmor, ist ihm errichtet in den Herzen seiner
Pfarrkinder, Freunde, Nachbarn und besonders der Armen.
Friede den Lebendigen, Ruhe den Todten" |
1910
|
1910
- für Pfr. Karl Rues
Text: Gedenkstein für den hochw. Herrn Karl Rues, vom Jahr 1893-1905
Pfarrer dahier, gestorben als Commorantpriester am 10.11.1910 in Erding.
|
|
1893-
für Pfarrer Dionys Wagner
Text: Dem Andenken des Hochwürdigen Herrn Dionys Wagner, Pfarrer
von Egenburg, geb. in Freising, 11.11.1837, gest. dahier, den 29.8.1893
(Stein aus weißem Marmor; 63 x 53 cm)
|
1893
|
1918
|
1918
- für Familie Bernhard (Gallenbauer)
mit ihren drei ins Kloster eingetretenen Töchtern. |
|
1918
- für Th.Schmid
Text: Hier ruht in Gott die ehrengeachtete Frau Theresia Schmid,
Eisengiesserswitwe von Bergen, gest. den 18.6.1918, im Alter von
90 Jahren und 7 Monat.
|
1918
|
Im Jahr 1933 war noch ein Epitaph für Pfarrer Joseph Ignaz von Schöpf
(1765-1792) an der Südseite vorhanden, auf dem er als Wohltäter
gerühmt wurde. 10)
Innenausstattung
|
Innenmaße
Länge: Altarraum: 7,25; Chorbogen: 0,65 m; Kirchenschiff: 15
m
Breite: Altarraum: 4,60; Chorbogen: 3,45 m; Kirchenschiff: 6
m
Höhe: Altarraum: 6,00; Kirchenschiff 5,90 |
Der Fußboden
besteht aus Solnhofener Platten, die im Rosenspitzmuster gelegt sind.
09)
Altarraum
Der
in drei Seiten eines Acht-ecks schließende
Altarraum
ist mit einem Tonnengewölbe
über-deckt, das 1707 08)
eingebaut wurde. Das gotische Mauerwerk des Chors wurde erhalten,
was an dem kleinen vermauerten Fenster im Chorschluss zu erkennen
ist. 10)
Der Altarraum
ist etwas einge-zogen,
d.h. schmäler und niedriger als das Kirchenschiff. |
Altarraum
|
|
Stefanus
verteidigt die christli.
Lehre vor den Hohepriestern
|
An
der Decke des Altarraum ist ein großes Fresko
mit dem Bild-Thema: "Stephanus verteidigt die christliche Lehre vor
den Hohe-priestern im Tempel".
Es wurde von den Künstlerfamilie Schöpf gemalt. In
der Kirche tätig waren Vater Johann Adam (Wandgemälde) und
der Sohn Nepomuk (Deckengemälde). Die Stilrichtung wendet sich
schon von Rokoko ab hin zum Frühklassi- |
|
zismus. Typisch
ist die Gestaltung der Scheinarchitektur an den Wänden mit kannelierten
Doppelpilastern, Hohlkehlen,
Nischen und Sarkophagen im Stil des Frühklassizismus.
... mehr zu den Fresken
... |
Fresken
an den Wänden des Altarraums
Die Wände des Altarraums sind
(in einer Höhe von 2,10 m bis 3 Metern 10))
zwischen den Fenstern mit paneelartigen Bändern und zartblauen Zierstreifen
geschmückt.
Künstler war Johann Adam Schöpf in der Zeit zwischen 1765 und
1770 .
An der Wand sind auch Allegorien
der göttlichen Tugenden festgehalten:
Die drei Tugenden erhalten das Attribut "göttlich", weil
die christliche Lehre davon ausgeht, dass sie nicht von Menschen erbracht,
sondern durch den Geist Gottes geschenkt werden.
- Dem Glauben wird die Farbe Blau und das Attribut Kreuz,
- der Hoffnung die Farbe Grün und das Attribut Anker,
- und der Liebe die Farbe Rot und das Attribut Herz zugeordnet.
|
|
|
|
|
Fides
(Glaube): Allegorische Gestalt mit Kreuz, Kelch sowie Buch
mit Inschrift: "Evangelium Jesu Christi". Auf einem Obelisken
eine Schriftkartusche
mit dem Text: "Vestige (!) meinen Glauben" -
"Wir werden Gott schauen, wie er ist!" |
|
Spes
(Hoffnung):
Vase mit Engel und Flamme sowie ein Anker,
Inschrift: " Stärke meine Hoffnung", darunter:
"Meine Hoffnung ist Christus".
|
|
Caritas
(Liebe):
Vase mit Engeln und drei flammenden Herzen sowie der Inschrift:
"Endzinde (!) meine Liebe" -
Die Lieb Gottes erbarmt sich!". |
|
Hinweis: Der Anker diente in biblischer Zeit nicht nur zum
Festmachen, sondern auch zum Manövrieren des Schiffes. Er symbolisierte
deshalb die göttliche Hilfe gegen die Bedrängnis der Christen
in der Zeit der Verfolgung. Damals verwendete man ihn (mit Querbalken)
als heimliches Zeichen für das Kreuz. Er war das Zeichen der
Hoffnung während der Verfolgung. Dann verschwand der Anker als
Symbol für die nächsten tausend Jahre. Erst im 15.Jh erhielt er wieder seine frühere Symbolik.
20)
|
|
Epitaphe im
Altarraum
Als Besonderheit der Kirche sind im
Chorscheitel (hinter dem Altar) acht gemalte (!) Epitaphe
in klassizistischen Stil (mit römischen Ziffern von X bis XVII nummeriert)
zu sehen, die leider nur noch teilweise leserlich sind:
1707
|
Text: "XIV
Anno 1707 starb der
Wohl Ehrwürdige Herr Ferdinand
Eder
72 Jahre seines Alters
42 Jahr alhier gewester Pfarrer" |
|
"XI Narcissus
Vendt. |
|
1730
|
Text: "XV
Der Hochwürdige Herr Vittus
Ritter
Pfarrer 23 Jahr in Egenburg
Seines Alters 59 Jahr
gestorben den 31.Merz anno 1730" |
|
Text: "XII
Der Hochwürdige Herr
Michael Fischer"
Pfarrer Egenburg
und sonderbarer Gutthaeter
hiesiger Pfarr und Gotteshaus"
|
|
|
Text: "XIII Anno
1659 den 2.May starb der Hochwürdige Herr Casparus Khnoeferl,
Pfarrer und Seelenhirt in Egenburg" |
|
"X
Johannes Vendt" |
|
|
Text:
"XVI Carl Felix v.Machaus würdigst gottseliger Pfarrer
zu Egenburg und eifriger Seelsorger durch 35 Jahre. Starb anno 1766,
den 2.November zu Dachau, nachdem er 1765 im Juni die hiesige Pfarr
resignirt an gegenwärtigen Hochwürdigen Herrn" |
|
Text:
"XVII Karl Seel, geb. zu Sengenried bei Altomünster
1750, Chorherr zu Indersdorf 1779, Pfarrer zu Egenburg 1789, gestorben
am 15.Jan. 1816" |
|
Pfarrer Joseph Koros (1842-1854) ging davon aus, dass die Gedenkschriften
mit den Nummern I - IX ebenfalls vorhanden waren (über dem linken
Chorstuhl), aber schon vor vielen Jahren beim Ausweißeln des Chores
übertüncht wurden.
28)
Daneben sind weitere Epitaphe
in Form von Steintafeln in die Wände eingelassen:
|
|
1701
|
aus
Solnhofener Stein für Pfarrer Ferdinand
Eder gest. 1701 (Größe: 59 x 61 cm)
Text (in heutigem Deutsch, Originaltext: auf Bild links klicken):
Hier unter dem harten Stein ruhet der wohlehrwürdig in Gott geistlich
und hochgelehrte Herr Ferdinand Eder,42 Jahre Pfarrherr und Seelsorger
allhier, im Alter von 72 Jahren. Ein außergewöhnlicher
Förderer dieses Gotteshauses und weichherziger Vater der Armen
Anno 1707
Requiescat in Pace.
|
|
1659
|
für Pfarrer
Casparus Khnöferl (?) + 2.5.1659 (Solnhofener Stein,
89 x 48 cm)
Text (in heutigem Deutsch):
Anno 1659 den 2.Mai starb der ehrwürdig in Gott geistlich und
wohlgelehrte Herr Kaspar Knöferl, ehemaliger Pfarrer zu Egenburg.
Dieser und allen anderen christgläubigen Seelen wolle Gott
gnädig und barmherzig sein. Amen.
|
|
|
|
|
|
Die deutsche Übersetzung
der lateinischen Inschriften lautet: 29)
"Hier ist beerdigt der hochwürdige Vater (!) und Herr
Johannes Vendt Dekan und Hirte in Egenburg, der am 2.Mai Anno Domini
1552 der Natur das Geschuldete zurückerstattete und der vorgenannten
Kirche 60 Jahre lang vorstand, seine Seele möge in Christus
leben".
"Hier ist begraben der
verehrenswürdige Mann und Herr Narcissus Vendt, ebenfalls Dekan
und Hirte der Egenburger Kirche, der starb am 2. Mai im Jahr des
Heiles 1590. Er leitete die vorgenannte Kirche 47 Jahre. Seine Seele
möge sich im göttlichen Lichte des HERRN Jesus Christus
erfreuen Er hat Vorsorge getroffen, dass seinem Herrn Vater und
sich -noch zu seinen Lebzeiten, aus eigenen Mitteln- zum Gedächtnis
dieses Grabmonument errichtet werde".
|
Choraltar / Hochaltar
Der
barocke Choraltar ist
ca. 3 Meter breit 09)
und raumhoch. Er wurde um die
Zeit von 1750/60 aufgestellt. Seine Holzretabel (= Altaraufbau)
ist grün/ rot und grau marmoriert (= mit Marmormuster bemalt)
und mit viel Ornamentik vergoldet. Der Stipes, der Altartisch, besitzt
Tubaform und ist mit Holz verkleidet. |
Choraltar
|
Vier
glatte Säulen und zwei übers Eck gestellte Pilaster
tragen ein verkröpftes
Gebälk, auf dem unterhalb
von zwei Voluten Engel sitzen. Sie weisen mit ihren Ärmchen auf
das Auszugbild hin.
Säulen in der Kirche haben nicht nur statische Aufgaben. Sie
sind auch Symbol für den Zusammen-hang von Oben und Unten, sie
verbinden Himmel und Erde. |
Altarauszug
Im
großen Altarauszug mit reich verziertem Giebel über dem
geschwungenen Gebälk sitzen zwei Engel. Dazwischen ein Marienbildnis
nach Art der "Mutter-gottes von der schönen Liebe".
Maria trägt auf dem Kopf einen Kranz aus Rosen und ist zusätzlich
umkränzt mit 12 Sternen. Das Ölbild auf Leinwand dürfte
gegen 1760 entstanden sein.
Das originale Gnadenbild Mutter der Schönen Liebe ist ein Werk
des Benediktinerbruders Innozenz Metz (um 1640–1724) und befindet
sich in der Pfarrkirche St. Johann Baptist zu Wessobrunn. |
Maria mit 12 Sternen
|
Hinweis:
Die zwölf Sterne erinnern an die Apoka-lyptische Frau, die Johannes
in der Geheimen Offenbarung beschrieben hat. Sie war in der Vision
vom Strahlenkranz der Sonne umgeben, über ihrem Haupte standen
zwölf Sterne als Symbol für die zwölf Stämme Israels.
Die Apokalyptische Frau wurde in frühchristlicher Zeit als Symbol
für die Kirche angesehen und erst später mit Maria identifiziert. |
Mittelteil
Unter
einem Rokokobaldachin mit hängenden Quasten sitzt in der Mittelnische
eine lebensgroße Schnitzfigur des hl.
Stephanus mit zwei Engelsköpfchen am Sessel. Er hält
in der linken Hand einen Stein als Hinweis auf die Art seines Martyriums
(Steinigung).
Die Figur dürfte wohl von Johann
Luidl (1685-1758) aus Landsberg, um das Jahr 1750 geschnitzt worden
sein oder aus seiner Werkstatt stammen. 09)
|
St.Stephanus
1750
|
Figuren der
bedeutenden Schnitzerfamilie Luidl aus Landsberg u.Mering befinden
sich auch in den Kirchen von Dachau/St.Jakob, Feldgeding, Lauterbach,
Sittenbach, Rudelzhofen und Prittlbach.
Der Baldachin symbolisiert schon seit dem Altertum Würde und
Heiligkeit der darunter stehenden Gestalt.
|
|
Hinweis: Stephanus war
einer der Diakone der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem, die neben
der Glaubensverkündigung auch für die sozialen Belange der
Gemeinde zuständig waren. Sie hatten den Rang von Gemeindeleitern,
die in ihrer Bedeutung nahe an die Apostel heranreichten. Durch eine
seiner Predigten geriet Stephanus mit den Juden in Konflikt. Sie brachten
ihn vor den Hohen Rat. Die in Apostelgeschichte 7, 2 - 53 wiedergegebene,
eindrucksvolle Rede belegt, dass Stephanus noch vor Paulus den universellen
Anspruch des Christentums verkündete. Stephanus wurde als Lästerer
verurteilt und von der aufgebrachten Menge gesteinigt. |
Assistenzfiguren am Altar selbst sind nicht vorhanden; ihre Funktion
nehmen seit 2014 zwei Figuren von St.Anna und St. Joachim, den Eltern Marias,
an der Chorwand in Höhe des Altars wahr. Diese Figuren waren seit der
Renovierung der Kirche nach einem Brand in den 1970er Jahren bei einem Restaurationsbetrieb
nahe Gaißach ausgelagert und wären fast in Vergessenheit geraten.
Um 2013 ließ man sie zurückholen, von Restaurator Erwin Wiegerling
renovieren und im Juni 2014 38)
neben dem Altar an der Chorwand
aufstellen. Die Kosten der Renovierung von 14.000 Euro trugen das Ordinariat
(6.000 Euro) und die Pfarrgemeinde. Auf den Bildern dieser Seite sind die
Figuren noch nicht zu sehen.
Die beiden Skulpturen, die aus dem 17.Jh 09)
stammen dürften, zeigen
St.Joachim mit einer Taube in der rechten Hand und einer Schäferschaufel
in der Linken. In der Bibel selbst sind zwar weder Anna noch Joachim erwähnt;
doch nach dem nicht als biblische Schrift anerkannten Protevangelium des
Jakobus soll Joachim, der Großvater Jesu, ein Schäfer gewesen
sein. Eine Legende berichtet, er sei wegen seiner Kinderlosigkeit mit seinen
Opfergaben (Tauben) im Tempel zurückgewiesen worden und habe sich deshalb
in die Einsamkeit zurückgezogen. Kinderlosigkeit wurde damals als Zeichen
göttlicher Missgunst gedeutet. Später hat aber seine Frau Anna
in "fortgeschrittenem Alter" noch Maria geboren.
Bei der Figur der hl. Anna handelt es sich um eine Anna-selbdritt-Darstellung.
Rechts unter Anna steht die jugendliche Tochter Maria, während das
Enkelkind Jesus auf dem linken Arm Annas zum Zeichen seines Herrschaftsanspruchs
einen Reichsapfel in der Hand hält.
24)
Tabernakel
Der Dreh-Tabernakel
ist aus vergoldetem Holz gefer-tigt und mit reichem Rocaillenschmuck
an den seitli-chen Voluten und in der muschelbekrönten Nische
versehen. Zwischen der Ornamentik halten zwei Engel Leuchter empor.
In der mit weißem Hintergrund versehenen Nische sind die Buchstaben
IHS gemalt, umgeben von einem Kranz aus Rosen. Der Tabernakel stammt
wohl noch aus der Erbauungszeit des Altars (1750/60) 09)
.
|
Tabernakel
|
Hinweis: Die Engelsfiguren
stellen nicht nur eine Verzierung dar; sie sind auch auf die Gestaltung
der Bundeslade der Israeliten in biblischer Zeit zurückzuführen,
die als Vorgängerin des Tabernakels angesehen wird. Die Bundeslade
war von zwei Engeln (Cherubim) eingerahmt; sie mussten aus Gold bestehen
(Ex, 37,7-9). 20)
|
|
Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die
seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur
Bundeslade der Israeliten, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Diese Regel
galt bis zum 2. Vatikanischen Konzil (1962-65). |
In der Ostmauer hinter dem Altar gibt
es über dem Vendt-Epitaph eine Mauernische mit einer runden
Öffnung. Die Befürchtung von Pfarrer Koros (1842-1854), es könnte
sich um den Teil eines uralten Götzentempels gehandelt haben, war nicht
begründet. Die Nische ist ein zugemauertes spätgotisches Fenster.
Was aber die runde Öffnung bedeutet, können die Historiker auch
heute nicht erklären. 28)
Zelebrationsaltar
Der Zelebrationsaltar
wurde im Zuge der Liturgiereform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische
Konzils um 1970 aufgestellt. Er ist stilistisch der übrigen barocken
Ausstattung angeglichen. Der Zelebrationsalter ersetzt liturgisch
voll den Hochaltar. 16)
|
Zelebrationsaltar
|
mehr zur Geschichte
der Zelebrationsaltäre:
hier klicken... |
Ambo
|
Das vergoldete
Lesepult aus neuerer Zeit
im Rokokostil ist eine stilistische Besonderheit in den Kirchen
des Dachauer Landes.
Hinweis: Der Ambo (griech.ambon = erhöhter Rand) war im Frühchristentum
und Mittelalter die erhöhte Plattform an der altchristlichen
Chorschranke in der Kirche zum Vorlesen und Vorsingen liturgischer
Texte (Epistel, Evangelium); ab dem 14. Jh. wurde die Funktion des
Ambos von der Kanzel übernommen. In neuester Zeit ist der Ambo
wieder fester Bestandteil in der Ausstattung der Kirchen. Von hier
aus werden Lesungen, Evangelium, Predigten und Kantorengesänge
vorgetragen. "Die Verkündigung der Lesungen und des
Evangeliums sowie die Predigt erfolgen wiederum von dem bereits
in der Liturgie des ersten Jahrtausends bekannten Ambo, dem als
'Tisch des Wortes' ein hoher Rang zukommt", heißt
es in der Liturgiekonstitution des II.Vaticanums Sacro-sanctum concilium
(SC 124). Deshalb wurden nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen
Ambos (Lesepulte) aufgestellt. Ambos sind der Ersatz für die
nicht mehr benutzte Kanzel.
|
Maria
vom guten Rat |
An der Wand des
Altarraumes hängt ein 97 x 76 cm großes Ölgemälde
(auf Leinwand-untergrund) 09)
mit einem Muttergottesbild
des Typus' "Maria vom guten Rath". Der geschnitzte
Rahmen ist vergoldet. Das Bild wurde um 1750/60 09)
gemalt.
Das Originalbild "Maria vom guten Rat" (eine Ikone) wird
seit mindestens 1467 in der Wallfahrtskirche von Genazzano verehrt.
Viele Legenden und Wundererzählungen ranken sich dort um dieses
Bild. Wegen der Nähe zur päpstlichen Sommerresidenz Castel
Gandolfo haben auch immer wieder die Päpste den Wallfahrtsort
besucht.
Aus der gleichen Zeit und wohl auch vom gleichen (unbekannten) Künstler
stammt auch das Bild mit St.Joseph und dem Jesuskind auf
der anderen Seite des Altarraums.
09)
Josef hält eine Lilie
in der Hand.
|
St.Josef
|
Die Bilder waren bis 2014 am Übergang
von der Chorwand zum Chorschluss angebracht. Dort stehen nun
die Figuren von Anna und Joachim. Wo die Bilder derzeit hängen, ist
mir noch nicht bekannt.
Ewig-Licht-Ampel
Am Chorbogen hängt
die 34 cm große Ewig-Licht-Ampel,
die 1910 im neubarocken Stil gearbeitet wurde. Sie
ist aus Messing getrieben und versilbert. Getrieben bedeutet, dass das
Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her über einer
nachgiebigen Unterlage erstellt wurde.
Die Ampel besteht -wie
erwähnt- aus versilbertem Messing. Die kirchlichen Vorschriften
haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln zwar nicht explizit
festgelegt; doch es sollte, so die Beschlüsse des Konzils von
Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche" entsprechen.
Dies zielte in erster Linie auf das Material Silber, doch auch versilbertes
Messing dürfte diese Voraussetzung noch erfüllt haben. 26) |
Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt,
gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der
wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharis-tie hat sich etwa seit
dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo
das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet, |
|
nachdem
der Johanniter-Ritterorden das Ewige Licht von den Kreuzzügen
aus dem Heiligen Land mitgebracht hatten. Durch sein dauerndes Brennen
weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt
werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus
Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und
mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Langhaus
/ Kirchenschiff
Das Langhaus ist ein flach
gedeckter, fünfachsiger
Saalbau
mit 20 (!) Fenstern (davon 2 im Chor, 3 in der Kapelle
und 15 im Langhaus)
Deckenfresken
im Langhaus
Die Fresken
im Chor und im Langhaus haben die bekannten Münchner Hofmaler
Johann Adam Schöpf (Wände) und insbesondere sein Sohn
Nepomuk Schöpf (Decken) gemalt.
Der Bruder von Nepomuk, nämlich Joh. Ignaz Schöpf, war
von 1765 bis 1792 Pfarrer in Egenburg.
Die Deckenfresken sind
- 1780 (so Dehio:1780 08))
oder
- 1790 (so Bauer/Rupp. 10))
entstanden.
|
Steinigung
des Stephanus
|
Der
Vater Johann Adam war früher übrigens auch Cölner Hofmaler;
von ihm stammen in unserem Gebiet neben den Deckenfresken in Egenburg
und Pfaffenhofen noch das Choraltarblatt und drei weitere Altarbilder
in der Klosterkirche Fürstenfeld.
...
mehr zu den Fresken und den Schöpfs ..... |
Bauer/Rupprecht
schreiben zu den Unterschieden der Deckengemälde im Altarraum und
im Kirchenschiff:
"Bei einem Zeitabstand von 25 Jahren sind die stilistischen Unterschiede
natürlich groß: auf der einen Seite (Altarraum) ein
noch an Carlone orientierter, üppiger Formenapparat, auf der andern
(Kirchenschiff) ein etwas spannungsloses, klassizistisch-antikisierendes
Vokabular. 10)
Seitenaltäre
Linker
Seitenaltar
|
Die 2 Meter 09)
breiten Seitenaltäre
wurden um das Jahr 1760 errichtet.
Sie bestehen aus rot-grau marmorierten Säulen, haben ein
verkröpftes
Gebälk mit Putten und am Altarauszug einen geschwungenen
Giebel über dem ovalen Auszugbild.
Die beiden Retabel (=Altaraufbauten) der Seitenaltäre
wurden in den Jahren 2000 bis 2010 renoviert. Sie waren durch
den Brand im Jahr 2000 verunstaltet worden. Während der Zeit
der Renovierung standen nur die beiden Altarfiguren, links Ottilia,
rechts die Muttergottes, an der Stelle der Seitenaltäre.
Beide Figuren stammen vom Bildhauer Johann Luidl
aus Landsberg. Figuren der Schnitzerfamilie Luidl aus Landsberg
u. Mering stehen auch in den Kirchen von Dachau/St.Jakob, Feldgeding,
Lauterbach, Sittenbach, Rudelzhofen und Prittlbach.
Auf den Altartischen standen
Büsten von Petrus und Paulus, versilbert und vergoldet aus
der Zeit um 1700 sowie von St.Anna und St.Joachim (polychrom gefasst
um 1730).
|
Rechter
Seitenaltar
|
Linker Seitenaltar
Altarauszug
Im Altarauszug ist ein Halbfigurbild des
hl.Sebastian aus dem 18.Jh. (Öl auf Leinwanduntergrund)
09)
zu sehen.
Der von zwei Pfeilen durchbohrte Heilige ist mit der linken Hand
an einen Baum gebunden. Ein kleiner Engel hält einen Lorbeerkranz
als Zeichen seines Martyriums über sein Haupt.
|
St.Sebastian
|
Hinweis:
Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen
Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen
seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber
durch die Pflege von St.Irene, bekannte sich erneut zu seinem Glauben
und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf
seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Sebastian
wird deshalb als Pestpatron und
|
|
-der Pfeile wegen-
als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Gedenktag: 20.Januar
|
Altarfigur
St. Ottilia
|
Mittelpunkt des nördlichen
Seitenaltars ist die Figur der hl.
Ottilie.
Sie ist in das Gewand einer Nonne gekleidet und hält in ihren
Händen die für sie typischen Attribute: ein Buch mit darauf
liegenden Augen. Die Figur ist um 1750 im Stil des Johann Luidl
aus Landsberg entstanden.
09)
Hinweis: Odilia (660-720) aus dem Elsass war Äbtissin
des nach ihr benannten Klosters Odilienberg. Die Legende berichtet,
dass ihr Vater seine blind geborene Tochter Odilia töten lassen
wollte, die Mutter sie aber retten konnte und in ein Kloster bringen
ließ. Dort wurde Odilia das Augenlicht geschenkt, als der
durch einen Engel zu ihr gewiesene Wanderbischof Erhard von Regensburg
sie taufte (deshalb die Augen auf dem Buch). Ein Kelch, aus
dem Ottilia die letzte Kommunion empfangen hatte, wurde noch 1546
auf dem Odilienberg gezeigt; lange Zeit gab man den Pilgern aus
ihm zu trinken. Das Buch weist auf Verkünder des Evangeliums
hin.
|
Auf dem Altartisch stehen
versilberte und vergoldete Büsten der Apostel Petrus
und Paulus aus der
Zeit um 1700 09)
.
St.Petrus hält die beiden Himmelsschlüssel in der Hand,
St.Paulus, als Verkünder des Evangeliums liest aus der Bibel
vor.
|
St.Petrus
und St.Paulus um 1700
|
Hinweis: Die
sog.Himmelsschlüssel, die der Künstler der Petrusdarstellung
in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentieren die Schlüssel
aber die Vollmacht auf Erden und im Himmel zu lösen und zu
binden. Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19
|
|
sagte
Jesus zu Petrus: "Dir
will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden
wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen
wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht
wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus
übertragen. |
Rechter Seitenaltar
Altarauszug
Im Altarauszug wird in einem Rundbild die hl. Maria
Magdalena aus dem 18.Jh. (Öl auf Leinwandunter-grund)
09)
dargestellt.
Die stattliche Heilige lehnt, in ein wallendes rotes Gewand gekleidet,
über einer Mauer, auf der sie ihre Attribute gelagert hat:
eine Salbbüchse, einen Totenkopf und eine Geißelrute.
Sie blickt zum Himmel empor, von dem ein Lichtstrahl (Gnadenstrahl)
auf ihr Haupt herabströmt.
|
Maria
Magdalena 18.Jh
|
Maria
Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin Jesu,
nachdem der sie von Besessenheit befreit hatte (Luk.8, 2). Magdalena
sorgte für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3). Sie war auch bei der
Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner Auferstehung
(Joh.20,15-17). Ob es sich bei Magda-lena auch um die namenlose Sünderin
handelt, die Buße tat und Jesus die Füße salbte,
ist geschichtlich ungewiss. Die Kunst geht aber davon aus und deshalb
sind mit ihr die Attribute Kreuz u. Totenschädel |
|
verbunden. Der
Totenkopf ist Symbol für die Vergänglichkeit des Irdischen,
die Geißel für die Büßende und die Salbbüchse
für die Fußsalbung. Gedenktag 22. Juli
|
Altarfigur
Mittelpunkt des
rechten Seitenaltars ist eine Muttergottesfigur
mit dem Jesuskind auf dem Schoß, die um das Jahr 1750/60 im
Stil von Johann Luidl 09)
geschnitzt wurde. Das Haupt
Mariens ist von einem Strahlenkranz umgeben. Das Kind blickt auf
den Betrachter und segnet ihn.
|
Muttergottes 1750
|
|
Auf dem Altartisch stehen
Büsten von St.Anna
und St.Joachim aus
der Zeit um 1730 09)
. Sie sind -anders als die
Büsten von St.Petrus und Paulus auf dem linken Seitenaltar-
polychrom, also mehrfarbig gefasst.
|
St.Anna und
St.Joachim
|
Anna und Joachim
sollen nach apokryphen Schriften die Eltern Marias, also die Großeltern
Jesu gewesen sein. Joachim war Schäfer,
deshalb hat ihm der Künstler die rote Schäferschaufel
in die Hand gegeben.
|
Kanzel
Kanzel
|
An der Nordseite
befindet sich eine prächtige barocke Kanzel.
Sie ist durch eine Tür in der Rückwand begehbar.
Am Kanzelkorb sind silbergetriebene
Reliefs mit Darstellungen der vier Evangelisten und ihren
Attributen angebracht. Auf dem Schalldeckel bläst ein
Engel mit vollem Einsatz in die Posaune. Die Kanzel wurde um 1750
bei der Neuausstattung der Kirche nach dem Brand von 1704 eingebaut.
09)
Hinweis: Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich
wie heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist
seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde
versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben
herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen
sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden
Kanzeln nicht mehr benutzt.
|
Relief am
Kanzelkorb
|
Hinweis: Das Motiv des Posaunenengels
geht auf Papst Leo I. (440-461) zurück. Der schreibt, dass von
der Kanzel die Posaune des Evangeliums ertönt. Der Posaunenengel
stellt den apokalyptischen Engel dar, der zum Jüngsten Gericht
ruft und über den die Bibel als einzigen berichtet, dass er fliegen
kann. 05
|
Posaunenengel
|
Der Engel bläst
in der Regel nicht zu den Kirchen-besuchern, sondern zum Altarraum,
also nach Osten. Aus dieser Richtung wird Christus am Weltenende erwartet.
Der Posaunenenge wird sogar im Koran genannt; auch dort wird von ihm
berichtet, dass er das endzeitliche Gericht ankündigen wird. |
Kreuzigungsgruppe
und Mater Dolorosa
Kanzelkreuz
|
Gegenüber
der Kanzel hängt an der südlichen Seitenwand ein großes
Kruzifix (sog.Kanzelkreuz)
mit einem fast lebensgroßen Corpus. Am Sockel des Kreuzes sind
die Worte "Es ist vollbracht" zu lesen. Das Kruzifix stammt wie ein
Großteil der Einrichtung aus der Zeit um 1750/60. Damals wurde
die Kirche nach dem Brand von 1704 neu ausgestattet.
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der
Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den
Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt:
"Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht
weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum
Inhalt haben.
|
Mater dolorosa
|
Unter dem Kanzelkreuz
steht eine Mater dolorosa
(schmerzhafte Mutter) im neugotischen Stil aus der Zeit um 1880/90.
Sie trägt als Zeichen für die verheiratete Frau ein Schleiertuch
um den Kopf. Ihre Kleidung ist in den traditionellen Marienfarben
rot und blau gehalten. Rot steht für den königlichen Anspruch,
Blau für die hohe Wertschätzung (im Mittelalter brauchte
man für die Herstellung der blauen Malfarbe den Edelstein Lapislazuli).
|
Malerei
an den Seitenwänden
Die Seitenwände
und der Chorbogen wurden
von Joh.Adam Schöpf in der Zeit zwischen 1756-1770 10)
mit Scheinarchitektur (kannelierten Pilastern
, Hohlkehlen,
Nischen und Sarkophagen) im Stil des Frühklassizismus bemalt und
mit schilfgrünen Streifen eingefasst.
Chorbogen Westseite -
Ostseite
|
Der Chorbogen ist auf allen drei Seiten bemalt
(siehe Bilder oben und links). Die Gemälde zeigen Muschelwerk,
Schneckenformen und in einem Medaillon das Lamm Gottes auf dem Buch
mit den sieben Siegeln. Auf der anderen Seite raffen Engel einen
Vorhang und geben den Blick auf eine Inschriftenkartusche frei;
darin folgender Text:
"Stephanus verthaediget die christliche Lehr verweist den Juden
den Irrglauben. Acuts Apostolorum Cap.7 Apostelgesch."
|
... mehr zu den Fresken und den Schöpfs .....
Vergrößerung
von 10 Details (Figuren, Fresken, Orgel, Lesepult, Kreuzwegbilder
Kanzel, Emporenbilder) per Mouseklick
|
Beleuchtung
Ungewöhnlich
für eine barocke Landkirche sind die Lampen
im Langhaus in Form von Kristalllüstern.
|
Kristalllüster
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Krippe
In der Weihnachtszeit
steht in der Kirche eine vom früheren Pfarrer Genau gestiftete
Krippe. Die Figuren stammen von Holzschnitzer Leonhard Holdried
aus Oberammergau. 19)
Wenn
Sie sich für eine Zusammenstellung von Krippen und Fatschnkindln
in den Kirchen des Dachauer Landes interessieren, klicken Sie
hier...
Vortragekreuz
An den Kirchenbänken
ist ein schönes barockes Vortragekreuz
befestigt. Der Corpus besitzt eine Inkarnatfassung (=hautfarbene
Bemalung). Das Kreuz wird bei Bittgängen und Prozessionen
mitgeführt.
|
Vortragekreuz
|
Kirchenbänke
Die 17 Doppelreihen
der Kirchenstühle
haben Eichenwangen, die in der 2.Hälfte des 18.Jh. 09)
geschnitzt wurden. Die
einzige Zierde ist eine Spindel im oberen Teil der Wange.
|
Kirchenbank
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Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die
ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam
im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab es einige Stühle
an den seitlichen Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst die Kirche
viel mehr Menschen; bei dichtem Gedränge während des Gottes-dienstes
schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde
zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft, in der jeder seinen
festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden zuerst die evangelischen
Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil dort die Predigt als Medium
der Heilsvermittlung einen größeren Raum einnimmt. Die
katholischen Kirchen zogen erst später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert
werden mussten. |
In den Kirchen des
Landkreises gibt es sehr schön geschnitzte Wangen mit unterschiedlichen
Mustern und Verzierungen. Wenn Sie die Muster vergleichen wollen, klicken
Sie hier....
Apostelfiguren
An den Wänden
der Kirchenmauern stehen die Figuren von zwölf
Aposteln auf Sockeln. Sie halten die für sie typischen
Attribute in den Händen. Auf die Sockel sind die Namen der Apostel
geschrieben. Leider haben die Restauratoren nach der Renovierung von
2002 nicht alle Figuren auf die richtigen Sockel gestellt. Deshalb stimmen
bei vier Aposteln die Figuren und die Sockelnamen nicht überein.
In der folgenden Aufstellung habe ich die die Namen der falsch aufgestellten
Apostel mit violetter Farbe gekennzeichnet.
Die Figuren
wurden 1884 von Johann Bernhard Müller aus Egenburg gestiftet.
Später landeten sie aber auf dem Kirchenspeicher. Dort fand sie
1985 Pfarrer Karl Genau, ließ sie mit Hilfe von Spendern restaurieren
und stellte sie wieder in der Kirche auf.
28)
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Andreas
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Bartholmäus
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Jakobus Ä
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Johannes
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Matthäus
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Matthias
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Paulus
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Petrus
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Philippus
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Simon
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Thaddäus
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Thomas
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Die Apostel tragen bis auf Johannes alle einen Bart. Der Bart
war früher Symbol für Alter, Weisheit und Würde sowie
für Männlichkeit und Stärke. Erfolgreiche Männer
wurden früher immer mit starkem Bartwuchs dargestellt, auch wenn
dies in Wirklichkeit nicht zutraf. Johannes, der Lieblingsjünger
Jesu, wird in der Kunst zur Betonung seiner Jugend bartlos dargestellt.
Hinweis: Die Evangelien (z.B. Matt.10,2) nennen die Namen der
Zwölf Apostel zu Lebzeiten Jesu: Petrus, Andreas, Jakobus d.Ä,
Johannes, Jakobus d.J, Philippus, Bartholomäus, Matthäus,
Thomas, Thaddäus, Simon und Judas Ischarioth. Matthias wurde
nach dem Tod von Judas ausgelost (Ap1,15). Dem Paulus wurde die Apostelwürde
später ehrenhalber verliehen. In der Kirche von Egenburg wird
Paulus anstelle von Jakobus dem Jüngeren dargestellt.
Kreuzwegbilder
Im rückwärtigen
Teil des Kirchenschiffs sind Kreuzwegbilder
angebracht. Es handelt sich um 85 x 50 cm große Ölgemälde
auf Leinwandgrund, die im 19.Jh. 09)
entstanden sind.
Die Egenburger Kreuzwegbilder gehören zu den Bildern, für
die der bekannte Nazarener-Maler Joseph von Führich aus Wien
(1800-1876) die Vorlage geschaffen hat. Der Professor für
historische Komposition an der Wiener Akademie Joseph von Führich
(auch "Theologe mit dem Stifte" genannt) war durch seine
Kreuzwegbilder im "harmonischen und farbintensiven Flächenstil"
34)
(1844/46) international bekannt
geworden. Als Kupferstiche
verbreiteten sie sich über ganz Europa und unzählige
Maler (darunter auch Anton Huber für Petershausen, Franz
Mayr für Kreuzholz-hausen und Anton Rick für Röhrmoos)
benutzten sie als Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln. Aus diesem
Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mind. 23 Kirchen des
Dachauer Landes in hohem Maße.
|
|
Die Kreuzwegbilder in Egenburg
wurden um das Jahr 1857 angeschafft. Bekannt ist, dass sich Pfarrer
Joseph Weber (1854-1862) in diesem Jahr erfolgreich um die Genehmigung
für die Weihe eines neuen Kreuzwegs an den Langhauswänden
bemüht hat.
28)
Dieser Kreuzweg ist noch heute vorhanden.
Zwischenzeitlich hingen in der Kirche -wohl bis vor kurzem- die
kleineren Kreuzwegstationen, die der Dachauer Maler Richard Huber
um 1960 geschaffen hatte (Tempera auf Spanplatte, 54 x 37 cm).
Sie befinden sich noch im Besitz der Pfarrei.
|
Hinweis:
Seinen Ursprung hat der Kreuzweg übrigens im Brauch der
Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen.
Wenn Sie mehr über die Geschichte des Kreuzwegs und seine
Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier... |
|
Früherer Kreuzweg
Der erste Kreuzwegstationen wurden um 1760 an der Pfarrkirche eingerichtet.
Jedenfalls erbat Pfarrer Felix von Machhaus (1730-1765) im Jahr 1760 die
Erlaubnis des Ordinariats, einen Kreuzweg aufrichten zu dürfen: ...
daß gemelter nit zwar wegen mangl des Raumbs in der Kürchen
selbsten sondern auf dem Freydhof an der Küerchen mauer auf Plech
gemahlener aufgerichtet und eingeweyet werden derffte".
28) Ob
der Kreuzwegbilder auf Blechuntergrund dann tatsächlich an der Außenmauer
angebracht wurden, ist mir nicht bekannt. Eine sachliche Begründung
dafür hätte es gegeben, weil zu dieser Zeit schon die Ölbergkapelle
an der Südmauer stand.
Fahnen
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An den Kirchenbänken
sind vier schöne Fahnen befestigt. Sie werden bei Prozessionen
mitgeführt oder bei großen Festen um den Altar herum aufgestellt.
Auf zwei älteren Fahnen
sind Marienmotive aufgestickt. Auf den modernen
Fahnen sehen wir jeweils vor dem Hintergrund eines Kreuzes
- einen Pelikan, das Sinnbild für den sich aufopfernden Jesus
sowie
- einen Brunnen, aus dem zwei Vögel trinken. Der Brunnen symbolisiert
wegen
des bei der Taufe verwendeten Wasser die Aufnahme in die Kirche.
Er ist
aber auch Symbol für die Erkenntnis, weil im Hebräischen
das Wort "Brunnen"
und das Wort "Auge" mit derselben Lautfolge bezeichnet
werden. |
Empore
Die Brüstung der säulengestützten
Empore aus dem Jahr 1911 28)
ist mit Bildern
der vier Kirchenväter geschmückt.
- Ambrosius als Bischof mit
einem Bienenkorb,
- Augustinus mit brennendem
Herzen,
- Papst Gregor mit im Papstornat sowie
- Hieronymus mit Totenkopf.
Allen hat der Künstler ein Buch in die Hand gegeben, das ihre besondere
Bedeutung bei der Verkündigung des Evangeliums betonen soll. Die
Reliefs sind auf einem Brokatgrund in kartuschenartigen Rocaillerahmungen
befestigt.
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Ambrosius |
Augustinus |
Papst
Gregor |
Hieronymus |
|
Hinweise: Ambrosius
war im 4.Jh. Bischof von Mailand geweiht. Seine zahlreichen Schriften
aus den Gebieten des Glaubens, der Katechese, Moral und Askese sowie
die von ihm gedichteten Hymnen ließen Ambrosius zu einem der
Wegbereiter der mittelalterlichen christlichen Kultur werden. Das
ihm beigeordnete Attribut, der Bienenkorb ist nicht ganz geklärt.
Nach der Legende war ihm als Bub ein Schwarm Bienen um den Mund geflogen,
ohne ihm zu schaden. Möglicherweise ist der Bienenkorb ein Hinweis
auf einen Fleiß und seine Beredsamkeit in Glaubensfragen; vielleicht
aber auch nur eine Deutung seines Namens (ambrosium: Wabe des himmlischen
Honigs).
Augustinus ist der bedeutendste der vier lateinischen Kirchenväter.
Er wurde von Ambrosius getauft und war später Bischof von Hippo
bei Karthago. Durch seine zahlreichen Schriften entwickelte er sich
zum geistigen Führer der abendländischen Kirche. Eine Stelle
in seinem berühmtesten Buch "Confessiones/Bekenntnisse",
in der seine feurige Gottesliebe zum Ausdruck kommt, verhalf ihm später
zum Attribut eines flammenden Herzens.
Papst Gregor I., der Große, mit Tiara, Papstkreuz und
Taube.
Um das Jahr 540 in Rom als Sohn einer römischen Senatorenfamilie
geboren, entsagt er 575 einer glänzenden weltlichen Laufbahn
und wandelt den väterlichen Palast in ein Kloster um. 590 zum
Papst geweiht , lenkte er 14 Jahre lang kraftvoll und zielbewusst
die Kirche. Er leitete die Christianisierung Englands in die Wege,
stellte mit den Westgoten und Langobarden ein gutes Einvernehmen her,
baute die kirchliche Armenpflege auf, erneuerte die Liturgie und bemühte
sich um die römische Sängerschule. Durch seine zahlreichen
Schriften beeinflusste er die Theologie bis in die Aufklärungszeit.
Nach der Legende hat ihn bei einer seiner Schriften der Heilige Geist
in Gestalt einer Taube inspiriert.
Hieronymus, geboren um 347 in Dalmatien, führte drei Jahre
lang in der Wüste Chalkis (Ostsyrien) ein Einsiedlerleben, bevor
er 379 zum Priester geweiht wurde. 382-385 war er Sekretär von
Papst Damasus I. (366 -384) . Nach dessen Tod gründete er 386
bei Bethlehem vier Klöster. Hieronymus hat das Alte Testament
aus dem Hebräischen und Griechischen und das Neue Testament aus
dem Griechischen ins Lateinische neu übersetzt. Er starb am 30.9.420
in Bethlehem. Nach der Legende hat Hieronymus einem Löwen einen
Dorn aus seiner Tatze gezogen, worauf das Tier aus Dankbarkeit bei
ihm blieb. Der Schädel und die Geißel sind Attribute von
Einsiedlern. |
Orgelpfeifen
|
Die mechanische Schleifladen-Orgel
mit 11 Registern und 2 Manualen besitzt einen schön gestalteten
Prospekt.
Sie wurde 1994 von Maximilian Offner aus Kissing erbaut.
Der Orgelbauer hat auch die Orgeln in Arnzell, Gumpersdorf, Hilgertshausen,
Hohenzell, Pfaffenhofen/Glonn und Unterumbach renoviert oder neu
errichtet. 28)
Die Orgel in Egenburg hat
folgende Disposition:
12), 33)
Manual:
(C-g''') |
Flötenprinzipal
8', Gemshorn 8' Oktave 4' Superoktave 2' Mixtur 3f 11/3' |
Positiv:
(C-g''') |
Rohrflöte
8', Gedecktflöte 4', Sesquialter 2f 22/3', Krummhorn 8', |
Pedal:
(C-f') |
Subbaß
16', Violonbaß 8' |
Koppeln:
II/I,
I/P, II/P |
Orgel-Spieltisch
|
Frühere Orgeln
-- Die erste Orgel in Egenburg hatte 1779 Anton Bayr aus
München (1716-1792) gefertigt. Sie war mit 6 Registern ausgestattet.
Der geborene Heidingsfelder Anton Bayr hat über
150 Orgeln gebaut, darunter auch die großen Orgeln in Kloster Schäftlarn,
Kloster Tegernsee, Kloster Neustift in Freising,
Kloster Mallersdorf, Kloster Attel oder Kloster Raitenhaslach
..mehr
über Anton Bayr...
-- Diese Orgel verkaufte man 1863 an die Pfarrkirche Großinzemoos
und stellte eine neue Orgel von Rubenbauer & Altmann aus
München mit 14 Registern auf 04);
100 Jahre später,
1960, hat man sie renoviert,
weil "totale Altersschwäche durch
Wurmfraß... das Orgelgehäuse restlos
unbrauchbar" gemacht hatte. Die Renovierung zögerte das Ende
der Orgel aber nur um
11 Jahre hinaus. 1971 wurde sie als nicht mehr
bespielbar bezeichnet.
-- Die nächsten 24 Jahre
erklang eine Elektronikorgel. Bis der Kaplan Thomas Ihaszy in die Pfarrei
kam und sich für den Kauf
einer neuen Pfeifenorgel engagierte, die 1994
angeschafft wurde und noch heute den Gesang der Gemeinde begleitet.
28)
Seitenkapelle
In
der erst nach 1750 angebauten Seitenkapelle
(jetzige Taufkapelle) ist an die Wand eine Altar-architektur
gemalt, mit zahlreichen Engeln und der Jahreszahl "1750". Auf den
Gemälden sind zu sehen:
An der Flachdecke Wolken, an der Westwand der Kapelle ein
ovales Medaillon mit dem Thema Beichtstuhl. Bei den dort abgebildeten
Personen dürfte es sich um den hl.Nepomuk und die Königin
in Prag handeln. |
Seitenkapelle 1740
|
Den Grund für den Bau
der Kapelle können wir dem Gesuch des Egenburger Pfarrers Machhaus
von 1751 entnehmen:
Um den Zugang zur Kanzel zu erleichtern: "...
wellen aber bey disem Gottshaus fünsterer,feuch-
ter, baufälliger schädlicher Gang auf die
Canzel
zu gehen warn... anstat dieses gangs ein Capel-
len, durch welche man auf die Canzel gehen
möge, zu Ehren des Hl.Joh.v.Nepomuk zu erbauen".
Nun konnte der Pfarrer
bequem von der Kapelle aus auf die Kanzel gelangen.
28)
|
Vor dem gemalten Altar steht eine über zwei Meter hohe Holzfigur
des hl. Johannes Nepomuk.
Die Inschrift auf der Rückseite weist auf das Herstellungsjahr hin:
"ZV Friedberg / 1731"
09) .
Sie wurde von Joh.Kaspar Öberl
(1700-1767) geschnitzt.
Der selbstbewusst blickende Heilige hält in der linken Hand ein Kruzifix.
In die Armbeuge hat er die Märtyrerpalme eingeklemmt.
Die rechte Hand umfasst eine später hinzugefügte Fackel. Original
befand sich höchstwahrscheinlich das Kruzifix in der rechten und
der Palmzweig in der linken Hand. Adelheid Riolini-Unger beschreibt die
Figur in ihrem Buch über die Künstlerfamilie Öberl 35)
wie folgt:
|
"Der
Heilige ist in seiner traditionellen Kleidung, hier mit Beffchen und
Birett sowie Brustkreuz, dargestellt. Das bärtige Gesicht mit
breiter Stirn, mandelförmigen Augen, leicht gebogener Nase und
wenig geöffnetem Mund ist von weichen Haarwellen gerahmt. Die
Hände sind zartgliedrig gearbeitet, Pelzumhang, Chorrock und
Soutane in ihrer Stofflichkeit differenziert gestaltet....Die Figur
hat große Ähnlichkeit mit Johann Nepomukfiguren von Johannn
Luidl (um 1730), was ein Hinweis darauf ist, dass Öberl die Werke
Johann Luidls gekannt hat." |
Die Figur stand in der Ölberg-Kapelle
an der Südseite der Kirche, die 1970 abgetragen worden ist.
28)
Beichtstuhlszene
mit Nepomuk
und Königin
|
Hinweis:
Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar
des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König wegen seines
energischen Auftretens für die Rechte der Kirche beim König
Wenzel unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen
nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn
durch die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau
ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen,
dass Johannes, der Beicht-vater der Königin war, dem König
keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gab. Das 1215
eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen
Stellenwert. Der Fundort der Leiche wurde durch eine Erscheinung von
5 Sternen geoffenbart. Nepomuk ist der einzige Heilige, der mit Sternen
geschmückt ist. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke,
das 1693 errichtet wurde, machte ihn zu einem der wichtigsten Brückenheiligen.
Joh. Nepomuk wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen
und war deshalb während der Barock- und Rokokozeit als damals
moderner Heiliger häufig abgebildet. Festtag: 20.März |
Nepomuk
|
Schon
über 300 Jahre alt ist der 85 cm hohe 09)
Taufstein
aus grau-rotem Marmor in der Seitenkapelle (um 1690 09)).
Das gebauchte Becken ist mit eingravierten Palmetten (= ein symmetrisch
geord-netes, palmblattähnliches Ornament) geschmückt;
es ruht auf einem starken, akanthusverzierten Fuß.
Den Deckel krönt eine schöne Figur des hl. Johannes des
Täufers mit Kreuzstab und Spruchband.
Diese Deckelfigur wurde wohl erst in neuerer Zeit, aber nach barockem
Vorbild geschnitzt. |
Taufsteinfigur
|
Hinweis:
Die Taufe der frühen Christen fand ur-sprünglich im Freien
statt, überall dort, wo fließen-des oder stehendes Wasser
vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum
schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der
Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung
erhöhter Tauf-gefäße; die Bodenbecken erwiesen sich
für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist
meist aus Stein. Es hat in der Regel eine achteckige Form, weil die
Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt
und Herrschaft |
|
angesehen werden.
Taufbecken und Deckel sind meist mit ornamentalem oder architektonischem
Zierrat geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig
die Taufe Jesu figürlich dargestellt. Sie ist Vorbild für
das Taufsakrament und geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient
(1545 bis 1563) zurück. |
Vorhaus
In Egenburg wird an drei Stellen an
die gefallenen und vermissten Soldaten des 1. und 2.Weltkriegs erinnert:
1. In der Kirche im Vorhaus
neben dem Schriftenstand und dem Weihwasserbecken auf zwei Tafeln
um das Fenster
2. Auf einer Steintafel
an der Außenmauer der Kirche
3. Am Kriegerdenkmal
im Friedhof
|
Vorhaus mit Kriegerdenkmal
|
Tafel
für Gefallene
an der Außenmauer
|
Kriegerdenkmal
im Friedhof
|
Reliquien
und andere Ausgelagerte
Gegenstände
Kreuzreliquie
Nach der Schmidt'schen
Matrikel von 1739/40
01)
besaß die Kirche in Egenburg
eine Kreuzpartikel.
Sie war in einer kleinen Kreuzpartikelmonstranz aus getriebenem Messing
(versilbert und vergoldet) ausgestellt. Der ovale Fuß war mit blattartigen
Ornamenten verziert, das Schaugefäß von einem geflammten Strahlenkranz
mit eingesetzten farbigen Steinen umgeben. Die Kreuzpartikel selbst ist
hinter Kristallglas, mit Goldlahn (= mit Goldfaden umwickelter Metalldraht)
gefasst, zu sehen. Darunter ein Cedulae, ein Pergamentstreifen, auf den
die Worte "DE S.CRUCE DNJ" (= vom Kreuz des Herrn Jesus) geschrieben
waren. 09)
|
Hinweis: Kreuzreliquien
waren früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz
Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Die hl.Helena, Mutter
von Kaiser Konstantin, soll im Jahr 326 nach der Legende das Kreuz
Christi aufgefunden haben. Größere Kreuzpartikel kam ab
950 nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquien-monstranzen aufbewahrt
und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten. |
Kelch
Nicht mehr in der Kirche aufbewahrt, aber weiterhin im Besitz der Pfarrei,
ist ein weiteres Kleinod, ein kostbarer Kelch mit Engelsköpfen und
Reliefmedaillon, der von Pfarrer Ferdinand Eder (1665-1701) im Jahr 1692
gestiftet 28)
wurde. In unsicheren Kriegszeiten
soll das Schmuckstück im "Böllergraben" vergraben und später
wiedergefunden worden sein soll.
Monstranz 09)
Die in Augsburg hergestellte 67 cm hohe Monstranz besteht aus getriebenen
Silber und ist teilweise vergoldet. Sie ist aus zwei verschiedenen
Teilen zusammengesetzt: Der Fuß stammt aus der Zeit um 1720, der
obere Teil von 1820/30.
- Der Fuß ist oval, stark gewölbt und vierpassförmig mit
Bandlwerk und Akanthusdekoration.
- Der Nodus ist klassizistisch mit drei aufgesetzten Cheruben.
- Das hochovale Schaugefäß besitzt einen geflammten Strahlenkranz
mit zahlreichen farbigen Steinen, Kranz mit Ähren und
Weitrauben. Oben ein Relief von Gottvater, unten vom Hl.Geist.
36)
Altarreliquien
Im Hochaltar und im Ottilienaltar (linker Seitenaltar) wurde bei der Renovierung
1971 jeweils Bleikästchen aus dem Jahre 1707 gefunden. Dazu kommt
im Marienaltar (rechter Seitenaltar) ein gläsernes Reliquiar sowie
unter dem Altarfundament im Erdreich eine tönerne Schale.
Bei den Reliquien in den Bleikästchen handelt es sich um die Altarreliquien;
sie wurden bei der Weihe der Altäre 1707 eingefügt. Das gläserne
Reliquiar, ein Nuppenbecher, deutet auf eine Weihe um 1500 hin. Die Schale
im Erdreich verweist sogar auf die Mitte des 15.Jh.
28) Möglicherweise
waren es die Reliquien des Vorgängeraltars.
Heiliges Grab
Auf dem Kirchenspeicher liegen noch die Figuren und Kulissen für
ein Heiliges Grab. Da die Figur des Ölberg-Christus im Jahr 1947
neu gefasst wurde, ist davon auszugehen, dass der Ölberg auch nach
dem Zweiten Weltkrieg noch Verwendung fand. Aus dem Ende des 16.Jh. stammt
noch der Hl.-Grab-Christus.
Weihnachtskrippe
Die Pfarrei besitzt eine gefasste Krippe aus Oberammergau mit Stall und
Unterbau. Sie wurde von Pfarrer Karl Genau im Jahr 1976 gestiftet (damaliger
Wert: 7200 DM).
28)
Pfarrhof
Ein Pfarrhaus wird
es wohl schon so lange gegeben haben wie eine Pfarrkirche. Die erste schriftliche
Erwähnung eines Pfarrhauses können wir dem Visitationsbericht
von 1560 entnehmen. Dort heißt es: "Pfr. Narzissus Vent hat
ein pfarrhof und mesenhauß, bede wol erbaut. 25)
1708 beschrieb Pfarrer Veit Ritter bei seinem Amtsantritt
seine neue Behausung:
|
"Der
Pfarrhof steht von dem Dorff durch ein gass abgesöndert auf einem
wenig erhöchten Hügel mit gebäu völlig geschlossen.
Von Mitternacht (=Norden) mit einem Thor von Holz oder einfahrt
in den Hoff und dann mit dem Pfarrhaus welches gemauert ein ziemlich
altes gebäu, 2 gewölbte Kheller in sich haltet, und der
prospect aus dem vorderen Zimmer gegen orient (= Osten) an
die Kirchen weiset, das tach ist von Platen (= Dachplatten)"
|
Das heute vorhandene ehem.
Pfarrhaus wurde 1781
unter Pfarrer Joseph Ignaz von Schöpf erbaut, weil der Vorgängerbau
einsturzgefährdet war.
Das Pfarrhaus zählt zu den ältesten Wohngebäuden
des Dorfes. In einem Bericht heißt es, dass alle Öfen
im neuen Haus aus Eisen und alle Türen mit fran-zösischen
Schlössern und Riegeln versehen waren. Zufrieden war man auch
mit den beiden Getreideböden. 28)
|
Pfarrhaus 1784
|
Die Kosten
des Baus von 1781 sind mir nicht be-kannt, doch ist überliefert,
dass Pfarrer Ignaz von Schöpf viele Rechnungen aus seinem persönlichen
Vermögen bezahlte.
So mussten nur 1427 Gulden aufgenommen und von seinen Nachfolgern
in jährlichen Raten abbezahlt werden. Allerdings war dies nicht
so einfach, weil 1796 und 1800 in den Franzosenkriegen das gesam-te
Geldvermögen von Pfarrer Karl Seel geplündert wurde.
28)
|
|
Interessant sind
Berichte über diesen heiligmäßig lebenden Pfarrer
Seel, der den Pfarrhof von 1792 bis 1816 bewohnte. Er wird als großer
Wohltäter der Pfarrei und als eifriger Förderer der Schule
gerühmt. Der Pfarrer betete oft zu nächtlicher Stunde in
der Kirche und soll immer gewusst haben, wer als nächster aus
der Pfarrei sterben würde.
30)
|
Von 1995 bis 2013 wurde das Pfarrhaus
als Pfarrbüro genutzt. Danach war es eine Flüchtlingsunterkunft.
Denkmal
Neben der Kirche gehört auch das Pfarrhaus zu den Baudenkmälern
der Gemeinde Pfaffenhofen a.d.Glonn 32)
.
In der Denkmalliste ist es unter der Nummer D-1-74-137-7 mit folgendem
Text aufgeführt: "Hauptstraße 7; ehemals Pfarrhaus; zweigeschossig
mit Satteldach, erbaut 1784."
Pfarrbauernhof (Widum)
Zehentzahlungen
Der Pfarrbauernhof gehörte nicht der Pfarrei, sondern über Jahrhunderte
dem Kloster Ettal. Der Pfarrer musste deshalb, wie ein änderer Hof
in Egenburg, an den Grundherrn und an dessen Vogt Abgaben entrichten.
Das Stiftsbüchel des Klosters Ettal enthält einen Eintrag aus
dem Jahr 1461, nach dem das Kloster vom Pfarrbauernhof in Egenburg folgende
Korngilt zu erhalten hatte:
"Egenburg ein hoff ibidem gilt
4 Schäffl Roggen, 4 Schäffl Haaber, 1 schwein, 6 Hun (Hühner),
6 Käß, 100 ayr (Eier),
2 genß (Gänse).
Item auß dem widem ibidem 4 Schäffl Roggen und 4 Schäffl
Haaber zu Vogtey".
28)
Diese Verpflichtung
bestand auch 1599 noch, weil Pfarrer Michael Fischer das Kloster um einen
Nachlass der Abgaben von vier Schäffeln Korn und vier Schäffel
Hafer bat. Als Grund gab er das schlechte Wetter dieses Jahres an: "vast
allerorten gepronnen und das gethraidt mißgewachsgen. Dem Pfarrguat
pauen miest vo Dadurch ich mich in schulden gestossen."
28)
1671 entfielen die Abgaben an den Vogt, da deren Funktion an Bedeutung
verloren hatte.
1803 gehörte der Pfarrbauernhof dem Kloster Fürstenfeld, zu
dem die Abgaben flossen.
1814 umfasste das Pfarrwiddum 48,85 Tagwerk (= 16 ha) Grundvermögen. 37)
Nach der Befreiung aus der Grundherrenschaft forderte der Staat in Gestalt
des königlichen Rentamts Friedberg vier Scheffel Korn und vier Scheffel
Hafer; das berichtete 1825 Pfarrer Jakob Hinterholzer (1816-1830). 1 Scheffel
hatte damals 222 Liter.
Einnahmen
des Pfarrers aus Zehent, Hoferträgen und Stolgebühren
28)
- Der Pfarrer bekam von den Bauern seines Gebiets den Kirchenzehent
(Geld, Blutzehent=10 % des Kleinviehs), Obstzehent
nach Gartenbäumen, Brotzehent je nach Größe
der Höfe und Käsgeld 1 Kreuzer je Kuh).
- Die wichtigste Einnahmequelle sollten die Erträge aus dem
Pfarrbauernhof mit seinen 34 Tagwerk Acker und 27 Tagwerk Wiesen sein.
Dies war lange Zeit wohl auch so. Doch zu Beginn des 19. Jh. ging der
Hofertrag immer mehr zurück. 1811 z.B. standen sich 1092 Gulden Einnahmen
und 1037 Gulden Ausgaben fast gleichwertig gegenüber. Deshalb bewirtschaftete
der Pfarrer ab 1837 seine Felder nicht mehr selbst, sondern verpachtete
sie. Dennoch kaufte Pfarrer Joseph Weber weitere Ackerflächen, um
höhere Verpachtungseinnahmen zu erzielen. 1860 besaß das Pfarrwidum
Egenburg eine landw. Fläche von rd. 77 Tagwerk.
Ein weiteres finanzielles Standbein für den Pfarrer waren die Stolgebühren,
die der Pfarrer für kirchliche Verrichtungen je nach Anfall erhielt.
Die Gemeindechronik 28)
führt
als Beispiel die Gebührenabrechung des Jahres 1575 an:
|
- Opfergeld ungeferlich 2 Gulden,
- Beichtgelt von der Person (=je Beichtender) 2 d,
- von ainen Krankhen zu versehen 12 d, die Ölung begehr niemand
(= weil man damals glaubte nach der "Letzen
Ölung" sterben zu müssen).
- Von ainer Hochzeit das Mall (= Essen),
- von ainem Kindt zutauffen ein Laib (= Brot),
- von einer Kindtpetterin in der Pfarr 2 o. 3 d in aner Khörzen
(Kerze) und außer der Pfarr 2 oder 3 Kreuzer.
- Todfäll 1 Pfund d (= von einem reichen Bauern) oder
1 Kreuzer, von ainem Armen darnach er ist. Von ainem Kind
10 oder 12 Kreuzer da mans besing wo nit gar nichts" |
Wirtschaftsgebäude 28)
Aus welchen Gebäuden der Pfarrbauernhof bestand, wird uns durch mehrere
Beschreibungen überliefert.
1708 schrieb Pfarrer Veith Ritter bei seinem Amtantritt:
|
"Nechst
an dem Haus hat es ein wagenhäusl sambt einer Hennenstube von
Holzwerch; darauf ein klaines Zimmer mit einem Züegeldach.
Gegen Occident (Westen) ein gemauertes Wachhäusl, daran ein gumpprunnen
und daneben ein zweygädiger
traidtkasten sambt dem schwenstahll
von holz gemacht mit Zuegltächer.
Gegen Mittag (Süden) ist der Stadl und der Viehstall undermauert
und mit häkhen und strohschäblen eingetachet.
Gegen orient (Osten) an der Gröpen oder Mihlstraß stehet
der Roßstahll, siben Ständt und ain khlains Khämmerl
vor
die Khnecht in sich habendt von holzwerch
gebauet. Die tachung ist vor häckhen und strohschäblen gemacht.
Under dem Stadl ist das wurz oder khreuter gartl, darin ein hölzenes
Sommerhaus mit schintlen bedeckht.
Fast der ganze pfaarhof umbringet ein grasgarten, in welchem das bachhaus
von holz mit einem Züegltach.
So ist auch dieser grasgarten mit einem lebendigen Zaun, von dem Steig
aber mit plangen eingefriedet." |
Stadel und Backhaus wurden 1889
abgerissen. Die Materialien hat man verkauft; der Erlös floss in
einen Baupfründefond, der bis zur Inflation 1923 bestand.
Wenn Sie andere Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken
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Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin
v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
(1575:§708)
02) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03) Infomaterial von Herrn
Stefan Metzger aus Egenburg, 1975
04) Georg Brenninger, Orgeln
und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
05) Bibel, Offenbarung 6,13):
Und ich sah und hörte einen Engel fliegen mitten durch den Himmel
und sagen mit großer
Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden
wohnen, vor den andern Stimmen der Posaune der drei Engel, die noch
posaunen sollen!Max Gruber, Im Amperland
tätige Bildhauer, Amperland 1987/1
06)
Martin von Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
07)
Peter Pfister, Von Arbeo zum Internet, Katalog zur Ausstellung
"75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising", 1999
08)
Georg Dehio,
Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und
Oberbayern, 1990
09)
Dr.Stefan Nadler,
Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1992
10)
Bauer/Rupprecht,
Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
11)
Dr. Lothar Altmann,
Die Hofmalerfamilie Schöpf im Amperland, Amperland 1999/4
12) Orgelbauer Maximilian
Offner, 2003
13)
Dachauer Nachrichten vom 21.6.2004 und v. 23.6.2010 (Renovierung)
14)
Karl Grüner, "Unten bauchig, oben spitz",
Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und vom 2.10.2005
15)
Monika Mittermayer, 2007 (Pfarrhof)
16)
Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising,
Kunstfahrt 2014 (Buskirche)
17)
Dr.Walter Kick, Dachau und Christa Liebert, Miesberg, Das
Epitaphium in Egenburg, 2008
18)
A.Hense/F.Sepp, Patronatsrecht (19./20.
Jahrhundert), in: Historisches
Lexikon Bayerns,
Zugriff 2008 (1817)
19)
Dachauer Nachrichten vom 13.1.2011 (Krippe)
20)
Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole,
2011 (Tabernakelengel, Bauform, Anker)
21) Ralf Müller, Oberhaching
2014 (heutige Glockenausstattung)
22) Bezold/Riel, Kunstdenkmäler
des Königreichs Bayern, 1895
23)
Dr.Peter Pfister, Ausstellungskatalog Oberammergauer Passionsspiele
1999, S.27
|
'Communicantes'
waren Gläubige, die die Erstkommunion gefeiert hatten und zur
Kommunion gehen durften. Wenn wir daraus die tatsächliche Zahl
der Gläubigen herleiten wollen, müssen wir -so Peter Pfister-
"noch etwa 15 bis 20 % für Kinder und Unzurechnungsfähige
hinzuzählen". |
24)
Dachauer
Nachrichten vom 17.6.2014 (AnnaJoachim-Figuren)
25)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des
Jahres 1560, 1986
26) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
27) Auszug aus den ...Büchern
beim Hochw.Ordinariate Mch.Freising - Pfarrei Egenburg, 1840
28) Axtner/Liebert/Mittelhammer, Chronik
der Gemeinde Pfaffenhofen/Glonn, 2014
29) Dr.Walter Kick, Dachau, Übersetzung
aus dem Lateinischen, 2013
30) Manfred Sailer, Ein frommer Pfarrer
mit Vorahnungen, Dachauer Nachrichten vom 27.8.2009
31) Digitales Archiv des Erzbistums
München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS112 (Pfarrerliste)
32) Liste der Baudenkmäler
in der Gemeinde Pfaffenhofen a.d.Glonn, Zugriff 2020
33)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
34)
Christoph Kürzeder, Wie immer nur anders, Diözesanmuseum 2012
bis 2022 (Katalog)
35) Adelheid Riolini-Unger, Die Bildhauerfamilie
Öberl in Friedberg, 2022 (ISBN: 978-3-949257-07-0)
36)
"Im
17. und 18. Jahrhundert galt Augsburg als das Zentrum der Silber- und Goldschmiede.
Mehr als 200 Meister dieser Zunft
|
waren
hier ansässig und exportierten ihre Schöpfungen in die gesamte
Welt. Sowohl der österreichische als auch der bayerische Hof
zählten zu den finanzkräftigen Kunden und ließen virtuose
Objekte für ihre Kunstsammlungen kreieren. Aber nicht nur das!
...Der Pinienzapfen wird als Punze zum Zeichen dieser ersten Adresse
für Gold und Silber. Aufgrund dieser Marke und der sogenannten
Meistermarken ist es möglich, heute jedes Objekt exakt seinem
Schöpfer zuzuordnen. Glanzvolle Objekte sind Synonym der Kreativität
der Meister, aber auch Ausdruck eines ästhetischen Empfindens,
das zur Grundlage des Mäzenatentums wurde." |
37)
Hiereth,
Sebastian: Die Landgerichte Friedberg und Mering S.32 im Historischen Atlas
von Bayern, Stand 1760
38)
"Vor
10 Jahren", Dachauer Nachrichten vom 22./23.Juni 2024
101 Bilder:
Monika Mittermayer (2), Dr.Walter Kick (1), Hans Schertl (95)
10.2.2022
Pfarrbeschreibung
1575
------------------------
Die Pfarrer von Egenburg
27)
28), 31)
Name
|
von-bis
|
|
Name
|
von-bis
|
Thomas
Klein |
1420-1424
|
|
Jakob
Hinterholzer *
(*1753 in Wiedenzhs, Weihe 1776, +1830) |
1816-1830
|
Jakob
Hammerlohra 28)
|
1424-1462
|
Joseph
Georg Mühlbauer
(*1775 in Playbach, Weihe 1800, +1831) |
1830
|
Stephan |
1462-1480
|
Anton
Roßnagel
(*1787 in Dillingen, Weihe 1811, +1842) |
1831-1842
|
Michael
Pfister |
1480-1492
|
Joseph
Koros
(*1800 in Tettnang, Weihe 1827, vorher Pfr. in Argeth,
gest. 1854) |
1842-1854
|
Johannes
Vendt |
1503-1552
|
Joseph
Weber
(*1794 in Aargau, Weihe 1824, +1862) |
1854-1862
|
Georg
Schädel (wohl nur per forma in Egenburg,
um den Übergang des Pfarramts von Vater zu Sohn zu unterbrechen)
Sulzemooser
Pfarrer und Dekan von 1531-1560> |
1552-1578
|
H.Michael Schiller
(*1753 in Tegernheim, Weihe 1832, +1891) |
1862-1885
|
Narcissus Vendt
Sohn des Johannes Vendt |
1578-1590
|
Dr.Augustin
Hitz (Hilz, Hitz)
(*1824 in Schillingsfürst, Weihe 1847, +1888)
|
1885-1888
|
Michael
Fischer |
1590-1616
|
Dionys
Wagner
(*1837 in Freising, Weihe 1861, +1893) |
1888-1893
|
Caspar
Häring |
1616-1634
|
Karl
Rues
(*1835 in Pullenreuth, Weihe 1858, +1910) |
1893-1905
|
Thomas
Stegmayr |
1634-1639
|
Anton
Gschwendtner
(*1860
in Tünzhausen, Weihe 1886, +1934) |
1905-1927
|
Georg
Scherer |
1639-1650
|
Heinrich
Brachetti
(*1873
in Altkirch/Elsaß, Weihe 1902, +1955) |
1927-1955
|
Kaspar
Knöferl |
1650-1659
|
Pater
Hubert Lienert C.PP.S
(*1910, Weihe 1936, +1985 in Salzburg) |
1955-1959
|
Philipp
Benno Aman
Installation 12.5.1659 |
1659-1666
|
|
Pater Friedrich Uthe, C.PP.S
(*1921 in Wien, Weihe 1929, +2003)
|
1959-1961
|
Ferdinand Eder
Installation 11.6.1666; +3.4.1707 |
1666-1707
|
|
Viktor Ehler (auch Pfarrer von Egenhofen)
(*1905 in Olmütz, Weihe 1949, +1972)
|
1961-1965
|
Vitus
Ritter
Installation 6.4.1707; +1730 |
1707-1730
|
|
Anton Oskar Fritsche
(*1904 in Altehrenbg, Weihe 1930, +1986) |
1965-1969
|
Joh.
Karl Felix v. Machhaus
(*1699, +1765) |
1730-1765
|
|
|
1969-1973
|
Joseph
Ignaz Schöpf
(*1738 in Prag, Weihe 1761, +1795) |
1765-1792
|
|
Karl Leo Genau
(Letzter Pfarrer von
Egenburg u. Pfaffenhofen)
(*1911 in Hümme, Weihe 1936, +1989)
|
1973-1989
|
Karl
Nepom. Seel
(*1759 in Altom, Weihe 1782, +12.1.1816) |
1792
-1816
|
|
Thomas Ihàzy
Pfarrer im Pfarrverband Odelzhausenwohnte
als Letzter im Pfarrhof Egenburg(*1956
in Ungarn, Weihe 1987, + 2000 als Pfr.Moosinning) |
1989-2000
|
|
|
*letzter vom bayer.Kurfürstenhaus eingesetzter Pfarrer
|
|
|