Filialkirche
St. Johannes Baptist in OBERWEILBACH
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Kurzbeschreibung
Die Ortschaft
Oberweilbach wurde urkundlich erstmals 1180 unter dem Namen
"Narrenhofen", 150 Jahre später, im Jahr 1329, "Obernweilbach"
genannt.
Das erste Kirchlein
muss zwischen 1315 und 1524, also in gotischer Zeit errichtet
worden sein. Denn es wurde erstmals in der Sundern-dorfer'schen
Matrikel von 1524 erwähnt, während die
Konradinischen
Matrikel von 1315 davon noch nichts zu berichten wusste.
Schon bald nach
der Erbauung der jetzigen Kirche um 1711 hieß es in
einem Bericht: "Ist gar ain arms gottshauß". Das
galt sowohl für die Ausstattung als auch für das Einkommen.
Das Patronat
der Kirche wechselte mehrmals zwischen hl.Johannes dem Täufer
und dem hl.Nicolaus.
1803 sollte die
Kirche im Zuge der Säkularisati-on abgebrochen werden,
doch die Bauern beantragten pro forma, das Gotteshaus als Wagenschupfen
(Garage) benutzen zu dürfen. So konnte die Kirche gerettet
werden.
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Heutige
Kirche
Chor und Kirchenschiff besitzen die gleiche Breite und die gleiche Höhe.
Das Dach ist durchgehend, so fehlt es der Kirche von außen an baulicher
Struktur. Sechs Fenster geben dem Raum Licht.
Auf der westlichen Giebelmauer
sitzt ein achteckiger Dachreiter; er ist mit einer Zwiebelkuppel
gekrönt.
Die Glocken sind neu; ihre Vorgängerinnen aus dem Jahr 1712 wurden
im Ersten Weltkrieg zum Einschmelzen abgeliefert.
Die letzte Renovierung
fand in den Jahren 1965-1967 statt.
Innenausstattung
Die flache Kirchendecke ist mit einfachen Stuckverzierungen geschmückt.
Der Altar
besitzt einen dreiteiligen Retabelaufbau im frühbarocken Stil
des 17.Jh.
- im Auszug ein Auge im Dreieck für die Hl.Dreifaltigkeit
- Im Mittelteil des Altars eine Kreuzigungsgruppe mit
Maria und Apostel Johannes.
- Assistenzfiguren sind
Johannes d.Täufer (mit Lamm auf der Bibel
und einem
Ziegenkopf zu seinen Füßen)
St.Nikolaus (im Bischofsornat mit drei Goldkugeln)
- Diese Heiligen sind auch auf Tafelbildern neben dem
Tabernakel abgebildet.
Seitenaltäre
sind nicht vorhanden.
In das südliche
Chorfenster sind zwei Glasbilder
mit Darstellungen der Heiligen Josef und Christophorus eingesetzt.
Figuren- und
Bilder von Heiligen
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Vergrößerung von 10 Details
(Altar, Figuren, Kreuzweg) per Mouseklick
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In der Kirche finden
kaum noch Gottesdienste statt. Die gotischen Figuren sind deshalb ausgelagert
und werden nur zu den wenigen Feiern in die Kirche gebracht.
Denkmalschutz
Die Kirche steht unter Denkmalschutz und
ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege
und in der Liste der Baudenkmäler in Hebertshausen 21)
eingetragen Darin wird sie
wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-74-122-10; Saalbau mit
nicht eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, Giebelreiter mit Zwiebelhaube,
1711 durch Carl Lärlinger errichtet; mit Ausstattung"
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen
und kunsthistorischen Hinweisen
Oberweilbach liegt an der Straße zwischen Pellheim und Sigmertshausen.
Die Ortschaft wurde urkundlich erstmals 1180 als "Narrenhofen"
erwähnt und erst in einer Urkunde von 1329 "ze obern Weilbach"
genannt. 1348 kam Oberweilbach als Lehen an die Familie der Sentlinger
in München, aus der übrigens der Freisinger Bischof Konrad III.
(1314-1322) hervorgegangen war. Konrad war Namensgeber der sog.Konradinischen
Matrikel, des ältesten Kirchenverzeichnisses in ganz Deutschland,
das auch älter als die Kirche in Oberweilbach ist.
Geschichte
der Kirche
Freisinger
Matrikel 01)
Es gab aber
schon eine (wohl gotische) Vorgängerkapelle, die auch in der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 mit dem Johannespatrozinium
erwähnt ist ("capellam s.Joannis Baptistae in Oberweilbach).
Sie muss zwischen 1315 und 1525 erbaut worden sein, weil in der Konradinischen
Matrikel von 1315 die Pfarrei Pellheim nur mit den beiden Filialen
Unterbachern und Arzbach aufgeführt ist.
Das
Patronat der Kirche war
- nach der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 dem hl.Johannes
dem Täufer gewidmet.
- 35 Jahre später, 1560 wird im Visitationsbericht zweimal
der hl.Nicolaus als Kirchenpatron erwähnt.
- Eine Art Kompromiss geht die Schmid'sche Matrikel von 1738 ein,
sie nennt beide Heilige als Kirchenpatrone.
- Spätestens 1874 hat Johannes wieder das alleinige Patrozinium
zurückgewonnen; so jedenfalls die Bistumsbeschreibung von
Mayer/Westermayr.
Dass St.Nikolaus aber immer noch eine besondere Rolle zugedacht ist, zeigt
sich am Altar, an dem alte Figuren und Bilder beider Heiliger stehen.
Visitationsbericht von 1560
10)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse
Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Pellheim ist auch die Filiale "s.Nicolaus
in Obernweilbach" kurz erwähnt. Das Einkommen der Kirche (neben
dem der Pfarrei) bestand aus einem halben Schäffl (= 112 Liter)
und einem Viertel (= 19 Liter) Getreide. Davon mussten alle Ausgaben
bestritten werden ("Miessen damit deckhen"). Das zeigt deutlich
die Armut des Gotteshauses, die auch im Bericht ausdrücklich erwähnt
wird ("Ist gar ain arms gottshauß"). Die Kirche habe aber
alle Kirchenzier ("hat sonst alle kirchenzier zimblich"), heißt
es. Ein Mesnerhaus gab es nicht (und war wohl auch nicht nötig).
Der Mesner wird als "vleissig" geschildert. An liturgischen
Gerätschaften waren vorhanden: Ein Kelch mit Corporale, ein Messbuch,
ein Liturgiebuch und ein Messgewand. Ein Sakramentshaus fehlte. Der Bericht
endet mit dem Satz "Sonst mit anderer notturfft zimblich versehen".
Dies spricht dafür, dass die damalige Kapelle wohl erst um 1500 erbaut
worden war.
Wenn Sie den ganzen Bericht von 1560 über die Visitation der Pfarrei
Pellheim (in heutigem Deutsch) lesen möchten, klicken
Sie hier...
1630 brachte
man mehr Licht ins Gotteshaus, als man ein zusätzliches Fenster ausgebrach.
Drei weitere Fenster wurden instand gesetzt, neu verglast und "mit
Eißendradt vergättert, damit die Schwalben nit mehr in die
Khürchen einkhommen und die Altär verderben khinden", heißt
es in der Kirchenrechnung dieses Jahres. 13)
Neubau der heutigen Kirche um 1711
Die heutige Filialkirche St.Johannes Baptist der Pfarrei Pellheim wurde
im Jahr 1711 durch den Pellheimer Maurermeister Carl Carlinger
(gest. 4.4.1738) 06),
19)
errichtet 05)
. Der Zimmermeister Joseph
Falter 12)
erstellte
den Dachstuhl um 42 Gulden 11)
. Das Turmkreuz (und wohl auch die Beschläge) fertigte
der Dachauer Schlosser Georg Spizer (der auch in den Kirchen von
Giebing, Vierkirchen, Oberroth, Dachau, Haimhausen, Röhrmoos, Sulzrain,
Indersdorf, Oberbachern tätig war).
Die Bauarbeiten an Kirche und Kirchturm dauerten bis 1717.
20)
Chor und Kirchenschiff
in Oberweilbach besitzen die gleiche Breite und die gleiche Höhe.
Das Dach ist durchgehend und verleiht dem Gotteshaus eine ungewohnte Länge.
Sechs Fenster geben dem Raum Licht.
Ein Jahr nach dem Bau, 1712, gab es Beschwerden der Maurer, weil ausstehende
Löhne noch immer nicht bezahlt waren.
22)
Matrikel 1738/40 01)
In der nur
wenige Jahre nach der Erbauung angefertigte Schmidt'schen
Matrikel von 1738/40 wird die Kirche als "Ecclesia
filialis ss.Joann.Bapt. et Nicolai in Oberweilbach" also mit den
Patronen Johannes und Nikolaus beschrieben. Ein Friedhof war auch damals
nicht vorhanden. Die Kirche war sehr arm; ihr Vermögen betrug nur
ca. 100 Gulden, das war z.B. nur ein Drittel des Vermögens der Kirche
in Arzbach. Nicht einmal Paramente (Messgewänder) besaß sie;
diese wurden zu den Messfeiern vom Pellheimer Pfarrer mitgebracht. Im
Turm hingen zwei Glocken. Beide hatte Johann Mathias Langenecker aus München
1712 gegossen. Sie sind nicht mehr vorhanden, weil aus den Protokollen
zur Ablieferung von Glocken im 1.Weltkrieg hervorgeht, dass Oberweilbach
etwas übereifrig seine beiden Glocken von 1712 freiwillig hergab,
obwohl damals nur nach 1770 gegossene Glocken ablieferungspflichtig waren.
1750 wurde das Kirchendach ausgebessert.
Säkularisation 1803
1803 sollte die Kirche im Zuge der Säkularisation
abgebrochen werden, doch die Bauern beantragten pro forma, das Gotteshaus
als Wagenschupfen benutzen zu dürfen. So konnte die Kirche gerettet
werden.
Beschreibung 1874 02)
In der Statistischen
Beschreibung des Erzbistums München und Freising vom Beneficiaten
an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 ist auch die Kirche St.Johannes
Bapt. in Oberweilbach als Nebenkirche der Pfarrei Pellheim enthalten.
Damals wohnten hier 35 Gläubige (in 5 Häusern). Mayer schreibt:
|
"Erbauungsjahr
unbekannt. Stil verzopft (=barock). Baupflicht: die Gemeinde,
weil die Kirche zur Zeit der Säcularisation bereits zum Abbruche
bestimmt war, u. von den Bauern nur dadurch gerettet wurde, daß
sie baten, selbe als Wagenschupfen benützen zu dürfen. Kuppel-Thurm
mit 2 Glöckchen. 1 Altar. Das Altarbild, die Heiligen Johannes
d.Täufer u. Nikolaus darstellend, scheint sehr alt. Gottesdienste:
Nur am Patrozinium (=24.Juni), wozu die Paramente (=Messgewänder)
aus der Pfarrkirche herbeigebracht werden. Meßner ist ein Gütler.
Kirchenvermögen 1870: rd. 350 Gulden." |
Blitzschlag 1877
03)
Am 15.Juli
1877 schlug "Abends um 5 Uhr der Blitz in die Kirche zu Oberweilbach
ein, riß aus der Thurmkuppel ein Stück, zertrüm-merte
einen Theil des Kirchendaches, schlug einen Balken durch, beschädigte
die Emporkirche (Empore) und zerriß unter derselben die Mauer bis
zum Boden, Mörtelstücke davon flogen bis hinter den Altar".
Das meldete der Amperbote am 18.Juli 1877.
Beschreibung 1895
04)
Der Altar
in der Oberweilbacher Kirche ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale
des Königreiches Bayerns enthalten, die Gustav von Bezold und Dr.Berthold
Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen-
und Schulangelegenheiten erstellt haben. Im Bericht heißt es:
|
"Auf dem Choraltar
aus dem 17.Jh drei bemalte Holzfiguren aus dem Ende des 15.Jh: Maria
mit dem Kinde auf dem Arm, Johannes der Täufer in härenem
Gewand und S.Nikolaus. Sie sind zwar roh gearbeitet, entbehren aber
doch nicht eines gewissen grossen Zuges". |
Die letzte Renovierung erfolgte in
den Jahren 1965-1967.
Baubeschreibung
Die Kirche liegt etwas
abseits der Hauptstraße, die das Dorf durchzieht, auf einer kleinen
Anhöhe. Das freie Feld, das das Gotteshaus umgibt, könnte ein
Friedhof gewesen sein, obwohl ein solcher in den Freisinger Matrikeln
nie beschrieben ist.
Der Bau ist von einem schmalen Sockel umzogen. Sechs Fenster geben dem
Raum Licht. Der Bodenbelag besteht aus einfachen Solnhofer Platten.
Der kaum eingezogene,
zweiachsige Chor schließt
mit drei Achteckseiten und ist
gegenüber dem Altarraum um eine Stufe erhöht.
Der Eingang befindet sich an der Südwestseite des Langhauses. Da
Chor und Kirchenschiff die gleiche Breite haben, ist der Bau außen
kaum gegliedert. Die Kirche ist deshalb nur von weitem eine Zier des Dorfes.
Der achteckige Dachreiter sitzt auf der westlichen Giebelmauer
und ist mit einer Zwiebelkuppel mit Kupferbedeckung gekrönt.
1877 hatte ihn ein Blitzschlag getroffen und ein Stück der Kuppel
herausgeschlagen, das durch den Dachstuhl und die Empore bis ins Kirchenschiff
stürzte.
Hinter den schartenähnlichen Schallöffnungen des Turms hängt
eine Glocke.
Innenausstattung
Altarraum
Der Chor und das Langhaus
sind flach gedeckt. An der Chordecke ein Stuck-Rahmenfeld mit abgerundeten
Ecken. In dessen Mitte ein IHS-Zeichen, ein Kreuz und Herzsymbolik. Die
Zeichen IHS sind griechische Buchstaben (das H ist ein Eta) und bedeuten
"JHS(OUS)"=Jesus. Andere Deutungen sind: "Jesus, hominum salvator"
(lateinisch "Jesus, Erlöser der Menschen") oder auch volkstümlich
"Jesus, Heiland, Seligmacher".
Altar
Der einzige Altar
besitzt einen dreiteiligen Retabelaufbau im frühbarocken Stil
des 17.Jh.
Das mittlere Feld ist rechteckig, die beiden Seitenfelder haben eine
rundbogige Form. Darüber ein durchgehendes Gesims,
auf dem ein gesprengter
Giebel sitzt. Der Altarauszug enthält ein Gemälde
mit dem Auge Gottes als Zeichen der Hl.Dreifaltigkeit. |
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Gekrönt wird
der Altar durch ein vergoldetes Kreuz.
Der Stipes, der Altarblock, ist gemauert und besitzt seitliche Nischen.
Auf der Altarrückwand ist umrisshaft eine spätgotische Darstellung
des Jüngsten Gerichtes erkennbar (Mitte Christus, beiderseits
Engel). |
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Im Mittelteil des
Altars ist eine Kreuzi-gungsgruppe
(leicht beschädigte Figuren von Christus am Kreuz, darunter Maria
und der Apostel Johannes auf hohen Sockeln) vor dem Hintergrund einer
bemalten Holztafel angebracht. |
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Daneben
stehen Skulpturen aus der Zeit um 1500. Sie stellen die Heiligen Nikolaus
(in vollem Bischofsornat mit den drei Goldkugeln) und Johannes
Baptist (mit Vollbart, im härenen Gewand, mit Lamm auf
der Bibel und einem Ziegenkopf zu seinen Füßen) dar. Der
Ziegenkopf ist Symbol für das Judentum, das durch das Christentum
(Lamm) abgelöst wird. Im Judentum wurde alljährlich ein
Ziegenbock symbolisch mit den Sünden des ganzen Volkes beladen
und in die Wüste getrieben, im Christentum nimmt Christus als
Lamm durch seinen Tod die Sünden der Welt hinweg.
Die beiden bäuerlichen Engel neben den Heiligenfiguren stammen
wahrscheinlich aus dem 17.Jh. |
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Der Tabernakel ist neu; er wurde in der Mitte des 20. Jh. angeschafft.
In der Predella
hängen beiderseits des Taber-nakels zwei 45 x 34 cm große
Tafelbilder (Ölfarbe auf Holz) aus spätgotischer Zeit.
Auch sie zeigen Johannes
den Täufer sowie den
hl. Nikolaus, der von Seefahrern in höchster Not zur
Rettung angerufen wird.
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Das
Bild in Oberweilbach ist die einzige mir bekannte Darstellung des
Seefahrer-Patrozi-niums von Nikolaus im Dachauer Land. Der Bedarf
von Hilfe aus Seenot ist hierzulande naturgemäß nicht
sehr groß.
Leider sind die Gemälde in keinem guten Erhaltungszustand mehr.
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Hinweise:
Nikolaus ist eine historische Person. Er war um das Jahr 300
Metropolit von Myra. Während der bald darauf einsetzenden Christenverfolgung
wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert. Er überlebte
und nahm 325 am 1. Konzil von Nicäa teil. Viele Legenden ranken
sich um den Heiligen.
Die bekannteste erzählt davon, dass Nikolaus einer verarmten
Familie durch Geldgeschenke (Goldkugeln), die er heimlich durchs Fenster
und durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken warf, geholfen
hat.
Von der in Oberweilbach dargestellten Legende gibt es zwei Versionen.
Die erste handelt von einem in Seenot geratenen Schiff mit drei Pilgern.
Um sie zu retten, begab Nikolaus sich an Bord, stillte den Sturm und
brachte das Schiff sicher in den Hafen. Die zweite Version spielt
700 Jahre später. Als im 11.Jh. italienische Kaufleute die Gebeine
des Bischofs entwendeten und nach Bari bringen wollten, entstand auf
dem Meer ein heftiger Sturm, der nach Anrufung des Heiligen besänftigt
worden sein soll. So wurde Nikolaus Patron der Seefahrer.
07)
Johannes
der Täufer
(ein Verwandter Jesu) war Bußprediger am Jordan und taufte dort
auch Jesus. Mit den Worten "Dieser ist das Lamm Gottes, das die
Schuld der ganzen Welt wegnimmt" hatte Johannes den Messias angekündigt
(Johannes 1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem
Lamm und mit dem Spruchband "Ecce agnus dei" am Kreuzstab
abgebildet. |
Fenster
In das südliche Chorfenster sind
zwei Glasbilder mit Darstellungen der Heiligen Josef
und Christophorus
eingesetzt.
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Josef
ist in einen mit großen Blüten gemusterten roten Mantel
gekleidet. Er hält ein Buch und eine große Lilie (seit
dem Mittelalter Symbol für Reinheit und Keuschheit)in den Händen.
Sein Haupt ist von einem gelben Heiligenschein (Rad-Nimbus)
umgeben. Zu seinen Füßen sind die Zimmermannsattribute
Säge und Beil zu sehen. Welche Kirche im Hintergrund abgebildet
ist, ist mir nicht bekannt.
Das Glasbild von St.Christophorus zeigt den heiligen Riesen
mit einem Baumstamm als Stock, der das Jesuskind auf seinen Schultern
auf die andere Flussseite trägt. Das Gesicht ist Jesus zuge-wandt
und drückt das Erstaunen aus, das das zunehmende Gewicht des
Kindes erzeugt. Im Hintergrund steht eine Kapelle, rechts ist ein
Segelboot zu sehen.
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Die Glasbilder stammen von dem Dachauer Handwerker
und Künstler Syrius Eberle (sign) und wurden 1935 erstellt.
Mehr über Syrius Eberle...
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Hinweise: Joseph
war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher
Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen
Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte
aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis
des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann
in Nazareth.
Christophorus ist eine Legendengestalt, die seit 1969 im aktuellen
Heiligenkalender nicht mehr enthalten ist. Christophorus wird in der
Kunst meist mit einem Kind auf dem Arm und einem Baumstamm in der
Hand abgebildet. Der Legende nach suchte er unter seinem früheren
Namen Reprobus (spätere Legenden: Offerus) den mächtigsten
Herrscher der Welt um ihm zu dienen. Doch bald bemerkte er, dass der
König den Teufel fürchtete und der Teufel Christus. Deshalb
diente er auf Anraten eines Einsiedlers Christus, indem er seine Riesenkräfte
sozial einsetzte und Leute über einen gefährlichen Fluss
trug. Eines Tages transportierte der Heilige einen kleinen Knaben,
der mit jedem Schritt an Gewicht zunahm, sodass Reprobus zu ertrinken
fürchtete. Da erkannte er, dass er Christus trug. Reprobus wurde
von Jesus auf den Namen Christophorus (Christusträger) getauft,
und der als Stütze verwendete Baumstamm begann zu grünen.
Christophorus gilt als Patron der Reisenden, Pilger, Fuhrleute und
Schiffer sowie seit etwa 1900 auch der Kraftfahrer. In
der Vorstellung früherer Jahrhunderte war Christophorus vor allem
für die Bewahrung vor einem jähen Tod zuständig. Die
Volksfrömmigkeit besagte, wer ein Bild oder eine Figur von St.Christophorus
erblickt, werde an diesem Tag nicht unversehen sterben. "Unversehen"
ist nicht ein Synonym für "plötzlich", sondern
bedeutet: ohne Empfang der Sterbesakramente. Gedenktag:
25. Juli |
Heiliger
Wandel
An der linken Chorwand
hängt ein 1930/40 gemaltes Bild der Heiligen
Familie beim Spaziergang (sog.Heiliger Wandel). Im Mittelpunkt
des 114 x 89 cm großen Ölgemäldes (auf Leinwand) steht
das freundlich blickende Jesuskind mit einladend ausgebreiteten Armen.
Hinter ihm warten, ganz andächtig auf das Kind konzentriert,
Maria und Josef in einer Felsenlandschaft mit einer orientalischen
Stadt im Hintergrund. Über der Szene geben Wolken den Blick zum
Himmel frei, wo Gottvater seine Arme segnend über die Familie
ausbreitet. Vor ihm erscheint die Taube des Heiligen Geistes. Das
Bild ergibt so in der Vertikalen auch eine Darstellung der Dreifaltigkeit.
Der Heilige Wandel symbolisiert das Schreiten auf dem Lebensweg und
soll zu christlicher Lebensführung mahnen. |
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Vergrößerung
von 2 Details (Figur, Kreuzweg) per Mouseklick
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Chorbogenfiguren
Der Chorbogen hat die Form eines
gedrückten Bogensegments. In seiner Laibung befinden sich zwei
Nischen.
Darin stehen
auf gemauerten Podesten barocke Figuren des hl. Florian
in römischer Rüstung, mit einem Wasserschaff in der
Hand und Flammen unter seinem Gewand. Auf der anderen Seite
sehen wir den Evangelisten Markus
mit dem Evangelien-Buch in der Hand und einem Löwen zu
seinen Füßen (17.Jh). |
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Hinweis:
Der Löwe bei Markus wird als Hinweis auf den Anfang des Markusevangeliums
verstanden, das von der Predigt des Johannes in der Wüste beginnt.
Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion
des römischen Heeres. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet
und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die
Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch
sein Gebet gerettet haben.
Die
10 Kirchenbänke aus neuester Zeit sind einfach gearbeitet.
Seit der letzten Renovierung ist die Bestuhlung zweigeteilt. Bis
zu diesem Zeitpunkt standen sechs breitere Bänke in der Mitte
mit Zugang von beiden Seiten.
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Langhaus
/ Kirchenschiff
Die weiße Langhausdecke
(Flachdecke) ist durch einen rechteckigen und einen darin enthaltenen
runden Stuckrahmen gegliedert. Der runde Rahmen umschließt eine
Heilig-Geist-Taube, ebenfalls aus Stuck. In einer Johanneskirche hat die
Darstellung des Heiligen Geistes natürlich einen Bezug zur Taufe
Jesu. Nach Lukas 3, 22 kam "der Heilige Geist sichtbar auf ihn herab,
anzusehen wie eine Taube". Deshalb wird der Hl.Geist in der Kunst
(aufgrund einer Empfehlung des Konzils von Nicäa im Jahr 325) als
Taube dargestellt. Papst Benedikt XIV machte sie 1745 verpflichtend und
verbot die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt
(wie sie bei uns noch in zwei Schlosskapellen zu finden ist).
Figuren im Kirchenschiff
An der Stelle von Seitenaltären befinden
sich zwei Plastiken aus dem 15. bzw.17. Jh., die -wie erwähnt-
außerhalb der Kirche aufbewahrt und nur zu den wenigen Gottesdiensten
(sowie dankenswerterweise auch für diese Webseite) in die Kirche
gebracht werden:
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Links eine gekrönte
Madonna mit dem nackten
Kind auf dem rechten Arm und einem Zepter in der Hand (um 1500).
Jesus hebt die rechte Hand segnend empor und hält die den Reichsapfel
in der linken Hand. Krone, Zepter und Reichsapfel waren die königlichen
Insignien des deutschen Kaiserreichs.
Maria ist mit einem roten Kleid und einem blauen Mantel bekleidet.
Dies sind die traditionellen Marienfarben. Rot für den königlichen
Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung. Im Mittelalter
brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe Lapislazuli,
einen seltenen Edelstein aus Asien, der sehr teuer war.
Das Jesuskind segnet mit dem (westlichen) Segensgestus,
dem nach oben gestreckten Daumen, Zeige- und Ringfinger und den zurückgebogenen
restlichen Fingern. Die drei gestreckten Finger weisen auf die Dreifaltigkeit,
die beiden geknickten Finger auf die beiden Naturen Christi
(göttlich und menschlich) hin. |
Die Muttergottesfigur stand vor 100
Jahren noch auf dem Altar, dann eine Zeit lang in der Nische an der Nordwand
des Altarraums, wo sich heute die Floriansfigur befindet.
Auf der rechten Seite hängt eine Schale mit dem abgeschlagenen
Haupt von Johannes dem Täufer
(Johannisschüssel, Durchmesser 38 cm). Diese spätgotische
Darstellung erinnert an den Bericht über den Tod des Johannes
im Markusevangelium (Mk.6,14-29). |
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Hinweise:
Johannes der Täufer erhielt seinen Beinamen, weil er Jesus
am Jordan (Lk.3,24) taufte. König Herodes Antipas nahm Johannes
gefangen, weil der ihm die unrechtmäßige Verbindung mit
seiner Schwägerin Herodias öffentlich vorhielt. Die hasserfüllte
Herodias bewegte ihre Tochter Salome, als diese dem von ihrem Tanz
entzückten Vater einen Wunsch äußern durfte, Johannes'
Haupt zu fordern. Er wurde enthauptet, Salome brachte der Mutter das
Haupt auf einer Schale (Mk.6, 14 - 29). |
Empore
und Kreuzwegbilder
Kreuzwegbild
|
Die Holzempore mit südwestlichem
Aufgang ist naturbelassen. An der Emporenbrüstung und
den Seitenwänden hängen schöne Kreuzweg-Stationsbilder
aus der 2. Hälfte 18. Jh. Sie kamen aber erst 1905
von Unterweilbach in diese Kirche. Später wurden die Bilder
renoviert.
Es handelt sich um 58 x 47 cm große Ölgemälde (auf
Leinwanduntergrund). Einige Stationen (z.B. Kreuz-abnahme) stammen
von Anton Huber, Dachau, der sie um 1840 neu malte.
Der erste Kreuzweg in der Kirche wurden im Jahr 1794 eingesetzt.
23)
Wenn Sie mehr über den
Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren
wollen, klicken Sie hier...
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Die Kirche besitzt
keine Orgel.
Kirchentüre
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Ob die innere Kirchentür
noch diejenige ist, die der Dachauer Schreiner Michael Prugger
(aus der Kistlerdynastie Prugger) 1711 gefertigt hat, ist mir nicht
bekannt.
Jedenfalls
sorgt inzwischen eine schmiedeeiserne Gittertüre für Sicherheit.
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300-Jahr-Feier
Im Jahr 2011 haben die Bewohner von Oberweilbach das 300jährige Bestehen
ihrer Kirche gefeiert. Über die Feier war ein Bericht auf der früheren
Internetseite des Pfarrverbands Dachau-St.Jakob veröffentlicht. Wenn
Sie ihn lesen möchten, klicken
Sie hier...
Hans Schertl
weitere
Internetseiten zu Oberweilbach...
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02) Anton Mayer, Statistische Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising, 1874
03) Amperbote (Wochenblatt) vom
18.Juli 1877 (Blitzschlag)
04) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
05) Max Gruber, Für Dachau
u.sein Hinterland bis 1800 tätige Architekten, Bau- und Maurermeister,
Amperl 1982/3 (Carlinger)
06) Pellheimer Maurermeister Carl
Carlinger (gest. 4.4.1738) errichtete zusammen mit dem Zimmerer Falter
im Jahr 1711 die
heutige Kirche in Oberweilbach.
Er erbaute 1714-19 auch den Pfarrhof von Pellheim. Nach der Genealogie
Kiening war
Carl dreimal verheiratet:
die erste Frau war die
Witwe Christine Härtl, bei der er 1695 einheiratete.
Die zweite war Anna Fritz
aus Etzenhausen (Hochzeit 9.1.1709), mit der er vier Kinder hatte.
Am 7.1.1728 heiratete
er -einen Monat nach dem Tod von Anna- zum dritten Mal; aus dieser Ehe
mit Margarete Franz aus
Pellheim gingen zwei
Kinder hervor.
07) Rudolf Goerge, Freising, Portrait
eines Landkreises, Brauchtum im Landkreis, 1983 (Seefahrerpatron Nikol.)
08) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer,
Amperland 1984/2
09) Max Gruber, Baugeschichte der Kirchen im Bereich
der Gemeinde Hebertshausen, Amperland 1985
10) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
11) Max Gruber, Bis gegen 1800 im
Amperland tätige Zimmermeister, Amperl 1986 (Falter)
12) Joseph Falter stammte
aus Thankirchen in der Hofmark Dietramszell. Er zog nach Dachau, wo er
1708 das Bürgerrecht
erhielt. Am 1.9.1708
heiratete er die Witwe des Zimmermeisters Eusebius Helfetsrieder
und übernahm das Haus am
Karlsberg 149 (heute
Nr. 9). Falter war am Bau/Renovierung der Kirchen in Prittlbach, Oberweilbach,
Etzenhausen,
Oberbachern und Bergkirchen
tätig. Der Zimmermeister starb am 30.3.1739.
13) Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (Fenster 1630)
14) Dr.Peter Dorner, Der Abtransport der Dachauer Glocken
1917, Amperland 1994/2
15) Frau Fischhaber, Oberweilbach, 2002
16) Franz Thaler, Unterweilbach feiert 1200jähriges
Bestehen, Röhrmooser Heimatblätter Okt.2004
17) Georg Brenninger, Die Glocken der Kirchen im Dekanat
Dachau, Amperland 2005/1
18) Georg Otteneder, Unterweilbach, 2005
19) http://www.genealogie-kiening.de/B2/B2065.HTM
(Lebensdaten Carlinger)
20)
Deutsche Digitale Bibliothek, StAM, RMA München Unterbehörden
3160, Pfleggericht Dachau A 190; HStA GL Dachau
353
21)
Denkmalliste
Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Gemeinde
Hebertshausen
22)
Digitales Archiv
des Erzbistums Mch u.Freising; Signatur: AA001/3, PfarrA16431 (ausstehende
Maurerlöhne)
23)
w.oben Signatur:
AA001/3, PfarrA16432 (Kreuzweg)
20 Bilder: Hans Schertl
26.3.2022
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