Filialkirche
Mariä Geburt in UNTERWEILBACH
Adresse: 85241 Hebertshausen,
Graf-Spreti-Straße 4
Lage der Kirche auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Unterweilbach
liegt zwischen Ampermoching und Röhrmoos nahe der Bahnlinie
München- Ingolstadt. Der Ort
wurde im Jahr 802 (als Wilpah) erstmals erwähnt. Bekannt
ist auch das Schloss Unterweilbach der Grafen von Sprety.
Eine Kirche in
Unterweilbach wurde erstmals 1315 in der Konradinischen
Matrikel (Nidernweilpach als Filialkirche der Pfarrei
Ampermoching) genannt. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um
die schon im 12.Jahrhundert bestehende Turmkirche an der Stelle
beim jetzigen Schloss.
Eine Marienkapelle an der Stelle der heutigen Kirche entstand wohl
erst in späteren Jahren; sie dürfte die Funktion der Dorfkirche
erst über-nommen haben, als die Turmkirche in eine Burgkapelle
umgebaut wurde (vor 1524).
Der heutige Bau
der Filialkirche Mariä Geburt ist eine barocke Saalkirche
mit halbrunder
Apsis. Er stammt zum
Teil aus dem Jahr 1596 (Altarraum und unterer
Teil des Turmes), zum anderen Teil aus der Zeit um 1740,
als ein größeres Kirchenschiff mit moderner Flachdecke
angebaut wurde.
Der Turm
auf der Nordseite des Chores, der auf dem Wening-Stich von
1700 noch ein Satteldach zeigt, erhielt beim Umbau 1740 eine
Zwiebelkuppel.
Er hat im unteren Teil einen viereckigen Grundriss.
Der Aufbau ist achteckig mit unter-schiedlich breiten, durch
Ecklisenen
gegliederte Seiten.
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Dachungsengel am Choraltar
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Die Kirche war schon
in früherer Zeit eng mit den Hofmarksherren im nahe gelegenen
Schloss verbunden. Vor allem Epitaphe erinnern an die gräfliche Familie
derer von Sprety, wie z.B. das große dekorative
Grabmal am Südgiebel der Sakristei.
Die Verbindung zeigte sich auch die Verkündungsformel, die früher
vor jeder Sonntagspredigt in der Kirche verlesen wurde:
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"Zum
hochseligen Andenken der gnädigen Herrschaften, als der Hochgeborenen,
Hochwohlgeborenen Schlutterischen, Kaisischen, Eisenreichischen, Imslandischen,
Bernsdorfischen, Schmidischen, nunmehr aber Hochgräflichen von
Sprettischen Familien, deren hohen Ahnherren und Ahnfrauen, und aller
hohen Anverwandten"
16) |
Inneneinrichtung
Die Kirche besitzt
einen prächtigen Choraltar
mit bebilderten Seitentüren und vielen Figuren Er ist um 1741
entstanden.
- Im Aufsatzbild eine Darstellung der Dreifaltigkeit
- Mittelpunkt ist die eine Muttergottes-Statue
aus dem Jahre 1450.
- Assistenzfiguren sind die Eltern von Maria
der hl.Joachim links und
Mutter Anna rechts.
Choraltar und die Außenwände sind mit Durch-gängen
verbunden, auf denen Bilder und Figuren der Heiligen Franziskus,
Antonius, Katharina und Barbara zu sehen sind.
Seitenaltäre
stammen aus dem Jahr 1741
linker Altar
- im Auszugsbild
St.Joachim
- auf Altarblatt St.Wolfgang mit Kirchenmodell
- Assistenzfiguren sind
der hl. Sebastian am Marterbaum und
der hl. Florian mit brennendem Haus.
rechter Altar
- im Auszugsbild St.Josef mit
Jesuskind
- auf dem Altarblatt ein Bild von Anna selbdritt
- Assistenzfiguren sind
St.Georg mit dem Speer und Drachen
St.Theresia mit Schreibfeder und Buch
|

per
Mouseklick zu den Beschreibungen
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Über
der Sakristei ist das Oratorium
der Hofmarksherren eingebaut,
Der Zelebrationsaltar
ist eine Besonderheit. Es handelt sich um einen alten Tragaltar,
mit vier herausziehbaren Griffen, mit denen der Altar bei Prozessionen
mitgetragen und an den Stationen als Altar verwendet werden kann.
In
der Kirche werden viele Heilige als Figuren oder auf Bildern dargestellt.
St.Anna, als Figur, im Bild |
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St.Joachim,
Bild am Seitenaltar |
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St.Maria,
auf Herz Mariä-Glasbild |
St.Antonius,
Bild am Choraltar |
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St.Josef,
als Gipsfigur, und im Bild |
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St.Maria,
Figur auf Choraltar |
St.Barbara,
Figur mit Kelch |
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St.Katharina,
Figur mit Marterrad |
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St.Nepomuk, Figur im Langhaus |
St.Florian,
Figur am Seitenaltar |
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St.Leonhard,
Bild an der Empore |
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St.Sebastian, Figur am
Seitenalt. |
St.Franziskus
v.Assisi Bild am Choralt. |
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St.Magdalena,
Bild am Choraltar |
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St.Thaddäus,
Bild am Choraltar |
St.Franz
Xaver, Bild an der Empore |
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St.Maria als Mater-dolorosa-Figur |
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St.Theresia, Figur am
Seitenaltar |
St.Georg,
Figur am Seitenaltar |
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St.Maria,
als Lourdesfigur |
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St.Wolfgang,
Bild am Seitenaltar |
An der Orgel
aus dem Jahr 1867 ist noch der alte Blasebalg erhalten.
Pfarrei/Pfarrverband
Unterweilbach gehört zum Sprengel der Pfarrei Ampermoching,
der auch die Orte
Ampermoching, Durchsamsried, Gänsstall, Kaltmühle, Lotzbach,
Purtlhof, Reipertshof, Sommerhaus, Sulzrain und Mariabrunn umfasst. Mit
der Pfarrei gehört Unterweilbach seit 2012 zum Pfarrverband Röhrmoos-Hebertshausen,
dem die Pfarreien Ampermoching, Hebertshausen, Röhrmoos und Großinzemoos
angehören.
Der
Pfarrverband Röhrmoos-Hebertshausen hat auch eine Internetseite,
auf der Sie die Gottesdienstzeiten erfahren können.
Klicken Sie hier....
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Unterweilbach liegt
zwischen Ampermoching und Röhrmoos an der Bahnlinie München-
Ingolstadt.
Der Ort wurde im Jahr 802 (als Wilpah) erstmals erwähnt, als
ein Herr Toti und seine Frau Galilea Teile ihres Besitzes in Weilbach
der Domkirche in Freising schenkten. Am 23.6.2002 feierten die Bewohner
das 1200-jährige Bestehen mit einem großen Fest. Bekannt ist
auch das Schloss Unterweilbach der Grafen von Sprety.
Weiteres
zur Geschichte der Schloss- und Hofmarksbesitzer von Unterweilbach finden
Sie im Historischen Atlas von Bayern, der 1958 von der Kommission
für Bayerische Landesgeschichte unter Max Spindler herausgegeben
wurde. 26)
Sie können den
Bericht hier lesen...
Geschichte
der Kirche
Matrikel von 1315 01)
Eine Kirche der Pfarrei Ampermoching wurde erstmals 1315 in der
Konradinischen
Matrikel (als Nidernweilpach mit Friedhof) genannt. Wahrscheinlich
handelte es sich um die schon im 12.Jahrhundert bestehende Turmkirche
an der Stelle beim jetzigen Schloss. Eine Marienkapelle an der Stelle
der heutigen Kirche entstand wohl erst in späteren Jahren; sie dürfte
die Funktion der Dorfkirche erst übernommen haben, als die Turmkirche
am Schloss in eine Schlosskapelle umgebaut wurde.

Auszug aus der Karte
von Apian 1568
Vergrößerung per Mouseklick
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Schlossbenefizium
1444
Im Jahr 1444 haben die damaligen Schlossherren, die Münchner
Patrizier-Brüder Joannes und Petrus Schluder zu Weilbach, auf
Wunsch ihres Vaters ein Benefizium "bei der Kapelle St.Martin"
eingerichtet. Das Stiftungsgut umfasste neben anderem Vermögen
auch zwei Güter in Appercha und eines in Pull-hausen. Aus den
Erlösen konnte ein als Benefiziat bezeichneter Pfarrer bezahlt
werden. Die Stiftungs-verpflichtung betraf zunächst 6 Messen
in der Woche; 1740 wurde die Verpflichtung auf 3 Messen und 1792 auf
nur noch zwei Messen wöchentlich herabgesetzt, die zum Teil in
der Kirche, zum Teil in der Schlosskapelle gefeiert wurden.
Eine Liste der Schlossbenefiziaten, die zum Teil auch die Seelsorge
in der Unterweilbacher Kirche übernommen haben, finden
Sie hier... |
Matrikel 1524 01)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 ist die Filialkirche "Beatae Mariae
Virginis in Weilbach cum sepultura (mit Friedhof)" mit einem
Benefizium erwähnt. Aus diesem Benefizium, das auf der Schlosskirche
und der Marienkirche lag, wurde wohl nicht nur die Stelle eines Capellanus
(Kaplan) im Schloss finanziert, sondern auch die eines Frühmessers
in der Dorfkirche. Ein Frühmesser hatte den ersten Gottesdienst i.d.R.
um 5:30 oder 6 Uhr zu halten.
Visitationsbericht von 1560
13)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien >gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Protokoll
der Visitation von 1560 wird der schon 1524 erwähnte Frühmesser
mit Namen genannt.
Johannes Peckh aus Mammendorf, in Freising zum Priester geweiht,
halte zweimal in der Woche die Frühmesse, um 5:30 oder 6 Uhr.
Die Visitatoren notier-ten, dass er täglich seine Stundengebete
verrichte, die Messe auf Latein lese und sich sonst "priesterlich
helt", also das Zölibat beachte. Seine Freizeit widme
Peckh dem Lesen und Studieren. Er habe auch versichert, dass er
der katholischen Religion treu bleiben wolle. Sein Einkommen betrage
14 Schäffl. Korn, 1/2 Schäffl. Weizen, 13 Schäffl.
Habern und 15 Gulden in Geld. Offensichtlich war er aber nur eine
Aushilfe, weil im Protokoll vermerkt wird: "Ist i(h)me dise
Meß allein verlihen worden, bis Hieronymus Kheiß wiederumb
kombt". In der Kirche "Underweilbach" fanden die
Inspektoren einen Kelch mit mit Corporale, ein Messbuch und zwei
Messgewänder.
Das Sakramenthauß (Tabernakel) ist nit wol beschlossen,
aber beleucht (wohl Ewiges Licht). Das Tauföl werde
in einem Krug aufbewahrt. "Ist ain arm gottshauß; sonst
kain mangel" heißt es zum Abschluss des Berichts.
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Ausschnitt aus der Karte des
Freisinger Geografen Georg Philipp Finckh von 1655
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Neubau 1596
Die Kirche wurde wohl im Jahr 1596 neu erbaut. Dieses Datum soll in einem
alten Messbuch von Unterweilbach als handschriftlicher Vermerk stehen;
so besagt das eine Notiz im Erzbischöflichen Archiv. Finanziert wurde
der Neubau vor allem von Barbara Kheiss zu Weilbach, der Witwe des früheren
Hofmark-Mitbesitzers Hieronimus Kheiß ( 1588) (Text: "hat
Frau Kheissin Hofmarks Fraw Anno 1596 die Khürchen auff iren Khosten
erweitern und bauen lassen"). Am 28.August 1596 wurde die Kirche
geweiht.
Dreißigjähriger Krieg
Schon zu Beginn der Kampfhandlungen in Bayern, beim Einmarsch der Schweden
in Bayern 1632, wurde Weilbach finanziell in Mitleidenschaft gezogen.
Es konnte sich nur durch Zahlung einer Brandsteuer von der Vernichtung
freikaufen. Das Benefiziatenhaus soll dennoch abgebrannt oder doch ruiniert
worden sein. 1642 brachte der Verkauf des verbliebenen Restholzes nur
noch 5 Gulden ein. 1633 verlor das Benefizium von 1444 schlagartig zwei
Drittel seiner Einkünfte, als Soldaten den Bauern des Stiftungshofs
in Pullhausen umbrachten und die Gebäude brandschatzten. 16)
Matrikel
1738/40 01)
Ansicht um 1700
|
In
den Jahren 1738 bis 1740 hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle
Pfarreien der Diözese Freising besucht und und in der nach ihm
benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben.
Zur "Ecclesia filialis Beatae Mariae Virginis in Weilbach"
bemerkt er, dass die Kirche von schlechter Bausubstanz sei. Sie hatte
auch damals drei Altäre, die -wie heute noch- der Jungfrau Maria,
der hl.Anna und dem hl.Wolfgang geweiht waren. Das Kirchweihfest fiel
auf den Sonntag nach Mariä Geburt (8.Sept). In der Sakristei
wurden nur wenige Messgewänder und auch die nur von geringer
Qualität aufbewahrt. Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im Turm
hingen drei geweihte Glocken (mehr als in der Pfarrkirche).
Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer von Ampermoching und der Schlossherr
in Unterweilbach, Graf Spreti. Letzterer ließ den Kanonikus
nicht in die Bücher schauen, denn der vermerkte "Das Vermögen
dieser Kirchen ist aus Abgang der Rechnungs-Extracten nit wüßlich".
Das schlechte Zeugnis, das der Kanonikus Schmidt dem Bauzustand der
Kirche ausstellte, war eine Folge der Misswirtschft von Baron Johann
Josef Zech (Hofmarks-herr von 1701-1738). Der hatte den überteuerten
Kaufpreis für die Hofmark über Schulden finanziert und dafür
auch das Unterweilbacher Kirchenvermögen herangezogen.
So blieb für Reparaturen
kein Geld übrig. |
1714 zog der Freisinger Bischof das
Präsentationsrecht an sich. Es folgten -so Mittelstraß- Streitigkeiten
um Kompetenzen, Zuständigkeiten und Verpflichtungen zwischen dem Ampermochinger
Pfarrer und dem Unterweilbacher Benefiziaten.
Umbau 1741
Nach dem Tod von Zech wurde die Hofmark zusammen mit der Hofmark Großinzemoos
für 38.000 Gulden an Hieronymus Graf von Spreti verkauft. Die Erben
von Zech mussten das entnommene Kirchenvermögen von 1500 Gulden zurückzahlen.
Damit konnte die Kirche im Jahr 1741 umgebaut und "in der alten Form"
durch den Dachauer Baumeister Johann Göttschl (1684-1747)
und den Zimmermeister Anton Straßer (Überschlag) 23)
auf rd.18 x 9 Meter erweitert werden. Vom alten (wohl noch spätgotischen)
Bau blieb insbesondere die Nordmauer erhalten. Neu dazu kamen der achteckige
Turmaufsatz, der halbrunde Chorabschluss, die Sakristei und das Oratorium
für die Patronatsherren sowie eine Erhöhung des Kirchenraums.
Filialkirchenbezirk von Unterweilbach 1820
06)
Unterweilbach, Hofmark, Filialkirche mit Schlosskapelle: 109 Seelen in
19 Häusern,
Sommerhaus: 7 Seelen in 1 Haus.
Entfernung zur Pfarrkirche in Ampermoching: 1/2 Std.
Gottesdienste in der Pfarrkirche am Oster- u. Pfingstmontage und Stephanstage;
Patronat: Mariä Geburt (Lichtmessen, M.)
Kirchweihfest am Sonntag nach Mariä Geburt (8.Sept.), Beneficium
in Weilbach, gestiftet 1444 von Pet. u.Joh. den Schluderern in Weilbach
(Bischof).
Schloß-Capelle in Weilbach, Kirchweihfest und Patronatsfest: hl.Martin
(11.Nov.)
Beschreibung 1874
04)
Um das Jahr 1870 erstellte
der Dombenefiziat Anton Mayer eine Statistische Beschreibung des Erzbisthums
München-Freising und veröffentlichte sie 1874 als Buch. Über
Unterweilbach ist zu lesen, dass in dem "an der Ingolstädter
Eisenbahn" gelegene Ort damals 160 Seelen in 18 Häusern lebten.
Der Stil der Kirche sei unausgeprägt. Im "Kuppel-Thurm"
hingen zwei Glocken. Im Kircheninneren stünden drei Altäre,
die 1848 renoviert worden seien. Stiftungen: 5 Jahrtage, 8 Jahrmessen
und 12 Monatsmessen. Meßner sei ein Gütler, Cantor der Lehrer.
Das Kirchenvermögen betrage 6.841 Gulden.
Wenn Sie die ganze Beschreibung lesen möchten,
klicken Sie hier...
Die letzte umfassende
Renovierung fand in den Jahren 1968/69 und von 1988 bis 2007 statt.
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Innenansicht
vor 1968
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Wenn Sie die Kirche
vor der Renovierung
von 1968 sehen möchten, klicken Sie auf das nebenstehende Bildchen.
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1912 fand in der Kirche die Primizfeier des aus Unterweilbach
stammenden Josef Niklas statt. Das erfahren wir aus einem Bericht der Wochenzeitung
Amperbote vom 03.08.1912. Wenn Sie den Text lesen möchten, klicken
Sie hier...
1933: Kurz nachdem die Nazis
die Macht übernommen hatten, gingen sie gegen ihre erklärten
Gegner vor. Im Amperboten vom 15.3.1933 wird berichtet, dass der Benefiziat
Behr aus Unterweilbach auf Anordnung der Regierung in sog. Schutzhaft
genommen und später wieder entlassen wurde.
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1820: Filialkirche
mit 109 Gläubigen in 19 Häusern
06)
1852: Gemeinde Unterweilbach mit 38 Familien und 190 Einwohnern
02)
1867: Gemeinde mit 206 Einwohnern, 69 Gebäuden
Ortschaft mit 143 Einwohnern in 43 Geb.
(dazu Oberweilbach 45/17, Reipertshofen 18/7)
03)
1874: Filialkirche mit 160 Gläubigen in 18 Häusern. 04)
Baubeschreibung
Die Kirche liegt an der Hauptstraße
im Ort inmitten eines ummauerten Friedhofs.
Es handelt sich um eine barocke Saalkirche zu vier Achsen
(Joche) mit halbrund
geschlossener
Apsis.
Der Bau ist weiß, glatt verputzt, mit aufgemalten gelben Lisenen.
Er besitzt rundbogige Fenster mit gelben Umrahmungen.
Grabmal
für
Grafen v.Sprety
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An der Südseite des nicht eingezogenes
Chores ist eine zweistöckige Sakristei angebaut. Im
oberen Stockwerk befand sich das Oratorium für die Hofmarksherren.
An deren Südgiebel steht ein großes,
dekoratives Grabmal für die Grafen von Sprety aus
dem nahen Schloss Unterweilbach mit einer Kreuzigungsgruppe über
dem Spreti-Wappen. Es wurde von Prof. Endreß entworfen, der
1845 den Umbau der Schlosskapelle geleitet hatte.
Nicht weit davon entfernt
ist die Gedenktafel
für die Unterweilbacher Gefallenen des Ersten Weltkriegs angebracht.
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Kriegerdenkmal
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Der
Turm auf der Nordseite des Chores, der auf dem Wening-Stich von
1700 noch ein Satteldach zeigt, erhielt 1741 eine Zwiebelkuppel, die 1969
mit Kupfer beschlagen wurde. Er besitzt im unteren Teil einen viereckigen
Grundriss. Der Aufbau ist achteckig, mit unterschiedlich breiten, durch
Ecklisenen
gegliederte Seiten.
In der Glockenstube hängen zwei Glocken.
- Eine wurde um 1830 bei Nikolaus Regnault
in München,
- die andere 1959 bei Karl Czudnochowsky
in Erding gegossen.
Turmzwiebel
1741
|
Hinweis:
Die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung
von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem
Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung
der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste
Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige
Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen
Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in
Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister
unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560
errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln,
die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden,
mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben
spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des
Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen".
18)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen
möchten, klicken Sie hier...
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Im kleinen Vorhaus
an der Südwestseite, das das Eingangsportal vor der Witterung
schützt, ist eine kleine Lourdesgrotte
hinter einem Ziergitter eingerichtet. |
Lourdesgrotte
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Inneneinrichtung
Altarraum
Der hohe Altarraum
besitzt eine halbrunde
Apsis mit drei Rundbogenfenstern und einem einfachen Gemälde
an der Flachdecke.
Bei diesem Gemälde handelt es sich um ein Rundbild im feurigen
Strahlenkranz. Das Bild selbst bildet aus vielen Heilig-Geist-Zungen,
einem Kreuz und einem Herzen mit drei Nägeln das Jesusmonogramm
IHS.
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IHS-Monogramm
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Hinweise: das
Jesusmonogramm kann auf zwei Arten gedeutet werden:
- als die Anfangsbuchstaben des in griechischen
Großbuchstaben geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS);
- als die Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum
salvator" mit der Bedeutung: "Jesus, Erlöser der
Menschen" |
Fenstergemälde
Herz-Jesu
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Die
Fenster im Altarraum enthalten farbige Glaseinsätze, die
im Nordosten das Herz
Jesu (gestiftet von Franziska, Gräfin Kreit, geb. Gräfin
Spreti im
Jahr 1899) und
im Südosten das Herz
Mariä darstellen. Maria weist mit ihrer linken Hand auf
das
brennende Herz, in der anderen Hand hält sie eine
Lilie, ein Kranz von 12 Sternen umgibt
ihr Haupt);das Bild wurde von Anna Stadelmeier, 1839-1899,
Louise, Gräfin Spreti gestiftet.
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Herz-Mariä
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Hinweis:
Das Herz Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe Christi. Diese
Darstellung verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere nach
der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens XIII.(1758-1769)
im Jahr 1765. Das Herz Mariens ist Zeichen für die mütterliche
Liebe. |
Choraltar
/ Hochaltar
Der
Hochaltar mit einer prächtigen
Altarrück-wand (Retabel),
bebilderten Seitentüren und vielen Figuren stammt aus der Zeit
um 1700.
Er wurde um 1741 im Rahmen des Neubaus der Kirche stark überarbeitet
und 1848 renoviert. |
Choraltar
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Die
marmorierte Altarrückwand wird durch vier Säulen gestützt;
seitlich lugen die (1968 nach Vorlagen neu geschnitzten) Enden eines
Vorhanges hervor, die den Eindruck vermitteln, der Altar sei auf der
Rückseite von diesem Vorhang umhüllt. |
Altarauszug
Der Altarauszug
besteht aus einem hochovalen Auszugsbild zwischen zwei Säulchen,
die ein gesprengtes Gebälk tragen.
Im Bild ist die Hl.
Dreifaltigkeit dargestellt.
Seitlich sitzen auf den Gebälkstücken zwei Engel. |
Hl.Dreifaltigkeit
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Um die große
blaue Erdkugel gruppieren sich Gottvater (rechts), Christus mit dem
Kreuz im Arm (links) und die Heilig-Geist-Taube (oben).
Darüber ist eine weitere Heilig-Geist-Taube befestigt, die früher
an der Kanzel angebracht war |
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Hinweis: Die Gestalt der Taube für die künstlerische
Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht
der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in
leiblicher Gestalt auf Jesus her-nieder wie eine Taube (Lk., 3,22).
Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte wie eine Taube,
nicht aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes.
Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst
Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen
Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam.
|
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Vor dem Tod hatte
Barbara Gott öffentlich gebeten, dass alle, die der Passion Christi
gedenken, vom Gericht Gottes verschont werden mögen. Der Kelch
mit Hostie in ihrer Hand versinnbildlicht die einem Sterbenden gereichte
letzte Kommunion (Viatikum) und verweist auf ihre Funktion als Sterbepatronin.
Fest: 4.Dez. |
Mittelteil
Mittelpunkt des Altars ist
die eine Muttergottes-Statue
aus gotischer Zeit, die aber sicher im Barock überarbeitet
wurde. Sie steht unter einem Baldachin mit seitlichen Vorhängen
und ist von zwei Putten umgeben. Maria trägt das Jesuskind
auf dem linken Arm; in der rechten Hand hält sie ein Zepter.
Ihre Füße stehen auf einer Mondsichel.
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Muttergottes
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Hinweis: Diese
Mondsichel erinnert an Maria als der Frau aus der Offenbarung des
Johannes (Offb.12,1) "von der Sonne umkleidet, den Mond zu ihren Füßen".
Über das Alter der Figur gehen die Angaben auseinander: eine
Quelle ordnet sie dem Jahr 1450 zu, eine andere Quelle dem beginnenden
17.Jh.´
Unter der Marienfigur sind zwei Leuchterengel angebracht. |
Assistenzfiguren am
Hochaltar sind die Eltern von Maria, der
hl.Joachim (mit Schäferschaufel) links und
Mutter Anna rechts. Die beiden Figuren wurden um 1740
geschnitzt.
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Joachim
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Hinweis: Anna
und Joachim waren nach apokryphen
Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts die Eltern der Maria und somit
die Großeltern von Jesus. Anna war schon betagt, als sie ihre
Tochter Maria gebar; sie wird meist mit dem Kopftuch der verheirateten
Frau dargestellt. Joachim hat eine Schäferschaufel in der Hand,
weil er auf dem Feld die Herden hütete, als ihm ein Engel erschien.
|
Anna
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Durchgänge
Der Hochaltar
wird abgerundet durch die beiden bis zur Außenmauer reichenden Durchgänge
mit Seitentüren. Insgesamt sind sechs Heilige zu sehen. Die Türen
sind mit Heiligenbildern bemalt. Darüber Aufsätze mit weiteren
Heiligenbildern. Auf den Aufsätzen stehen Heiligenfiguren.

St.Franziskus
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Die Türen
sind mit leider schon sehr nachgedunkelten Bildern der Heiligen
Franziskus (links) und
Antonius (rechts) bemalt.
Die altersbedingte dunkel-bräunliche Verfärbung von Ölgemälden
wird in der Kunst "Galerieton" genannt. Sie rührt vom Oxydationsprozess
öliger Bindemittel oder vom Vergilben des Firnis her. Mögliche
Ursache ist aber auch Rauch durch offenes Feuer und einfallendes Tageslicht.
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St.Antonius
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Hinweis:
Franziskus von Assisi gründete den Orden der Minoriten,
die sich besonderes der Armenpflege, Seelsorge widmeten. Er wählte
für den Ordenshabit die braune Farbe. Diese Farbe steht in der
Tradition für Demut und Bescheidenheit. Seine glühende Liebe
zu Gott und zur Schöpfung faszinierte die Menschen und er hatte
damals schon viele Bewunderer und Verehrer. Franziskus wird häufig
auch mit einem Kruzifix abgebildet, weil er in einer Vision Christus
von einem Kruzifix zu ihm herabsprechen hörte. Zudem war ihm
die Verbreitung der Passionsfrömmigkeit ein Hauptanliegen.
Hinweis: Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner,
der sich gegen die damaligen
Häretiker (Katharer, Albigenser
und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten
einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie
umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten
sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige
und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.
Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand
mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle,
sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden
verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron
der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als
ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der
Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende,
nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer
Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind
auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist
auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte. |
Auf
den Türen sind geschweifte Aufsätze im Akanthusdekor mit
hochovalen Holzbildern von zwei Heiligen aufgebracht. |
Judas
Thaddäus und Magdalena
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Bei der weiblichen Heiligen handelt es sich um Maria
Magdalena (mit Salbbüchse).
Der männliche Heilige soll den Apostel Judas Thaddäus
darstellen; die Attribute Kreuz, Buch, Totenschädel und Trompete
sind für diesen Heiligen aber sehr ungewöhnlich. |
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Hinweise: Maria
Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin Jesu,
nachdem der sie von Besessenheit befreit hatte (Luk. 8, 2). Magdalena
sorgte für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3). Sie war auch bei der
Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner Auferstehung
(Joh.20,15-17). Ob es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin
handelt, die Jesus die Füße salbte (Luk 7, 37 - 38), wie
die Legenden behaupten, ist ungewiss. Aber meist wird sie mit einer
Salbbüchse abgebildet.
Judas Thaddäus war einer der Jünger Jesu; er ist
nicht zu verwechseln mit Judas, genannt Ischariot, der Jesus verraten
hat. Der Legende nach wirkte Judas später in Babylon. Dort forderte
er mit Wundertaten die örtlichen Zauberer heraus, die Judas mit
einer Keule erschlagen ließen. |
Ganz oben auf den Durchgängen
stehen die aus dem Ende des 17. Jh stammenden Heiligenstatuen von
Katharina (links mit Schwert und Marterrad) und
Barbara (mit Kelch und Schwert).
|
Hinweis:
Katharina, die Königstochter aus Zypern, ist eine legendäre
Gestalt. Sie soll im Jahr 306 wegen ihres Glaubens und ihrer großen
Überzeugungskraft ausgepeitscht und gerädert und -als das
Rad zerbrach- enthauptet worden sein. Fest: 25.Nov. |
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Hinweis:
Barbara soll von ihrem heidnischen Vater während einer
längeren Geschäftsreise in einen Turm geschlossen worden
sein, um sie am Heiraten zu hindern. Als der Vater zurück-kam
und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ er sie martern
und enthauptete die Tochter selbst (deshalb das Schwert in der Hand).
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Der Tabernakel
aus dem Ende des 19.Jh in den Stilformen des Historismus wird durch
vier vergoldete kleine Säulchen und ein verkröpftes
Gesims
gegliedert.
Neben dem Tabernakel stehen Kerzenleuchter aus der Zeit um 1820; sie
haben einen Holzkern, der von getriebenem, versilberten Messingblech
umgebenen ist.
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Tabernakel
|
Die ebenfalls
vergoldete Türe ist durch Schnitzwerk des Neurokoko verziert
das ein "Auge Gottes im Dreieck" umgibt.
Das "Auge Gottes" verdankt seine Existenz der Scheu früherer
Jahrhunderte, Gottvater zu personifizieren. Es symbolisiert die
erste göttliche Person und durch das Dreieck gleichzeitig auch
die Dreifaltigkeit. Personifiziert, als würdiger alter Mann
mit langem Bart, wird Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh) dargestellt.
|
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Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12.
Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die
heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Reliquiare
Reliquiar
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In der Predella
des Choraltars sind Reliquienbehälter
aus dem 18.Jh. in das Retabel eingelassen. Sie enthalten neben den
Reliquien, farbige Steine, Stickereien, Perlen, ein Wachsmedaillon
(sog.Agnus Dei) sowie Filigran-arbeiten aus Gold- und Silberfäden.
Auf kleinen Pergamentstreifen (Cedulae) sind die Namen der Heiligen,
von denen die Reliquien stammen, verzeichnet. Es sind u.a.:
links: s.Clementia, S.Quilielmus Mart. s.Martialis mart. S.Pranquilinus
Mart. s.Speciosa
rechts. s.Gaudenti Mart. s.Crescentia Mart. s.Quirinus Mar.
Die Abkürzung Mart. weist auf den Status als Märtyrer hin.
Bei den Reliquien handelt es sich um Partikel von sog. Katakombenheiligen.
Die in den Katakomben Roms gefundenen anonymen Knochenreste wurden
generell als Gebeine von Märtyrern angesehen, mit einem Namen
versehen (getauft) und als Reliquien an alle Kirchen des Abendlandes
verkauft. |
Die Agnus-Dei-Medaillons, die
nicht nur in Unterweilbach, sondern auch in vielen anderen Orten des Landkreises
in die Reliquiare aufgenommen wurden, sind schon seit dem Mittelalter bekannt.
Damals ließen die Päpste zunächst im ersten sowie in jedem
siebenten Jahr ihres Pontifikats, später dann jährlich aus den
Resten der geweihten Osterkerze zuerst runde, in der Folge meist ovale "Agnus-Dei-Medaillons"
gießen. Diese Wachsreliefs zeigen auf der Schauseite das Gotteslamm,
oft mit einer Umschrift "ECCE AGNUS DEI QUI TOLLIT PECCATA MUNDI" (dies
ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt) versehen,
sowie den jeweiligen Papstnamen. Die in der Regel nicht sichtbare Rückseite
ist häufig mit dem Bild eines Heiligen versehen. Wegen ihrer großen
Wertschätzung stellte man Agnus-Dei-Medaillons in späterer Zeit
auch außerhalb Roms her.
Chorglocke

Chorglocke
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Neben dem Sakristeieingang
ist die sog. Chorglocke
angebracht, die in einem schmiedeeisernen Rahmen wohl aus dem ausgehenden
19.Jh hängt. Mit ihr wird das akustische Zeichen für den
Beginn des Gottesdienstes gegeben. Die Chorglocken werden geläutet,
wenn Priester und Ministranten die Sakristei verlassen und den Chor
betreten.
|
Oratorium
Über
der Sakristei ist das Oratorium der Hofmarksherren eingebaut, das von
den Grafen Spreti noch nach dem 2.Weltkrieg genutzt wurde. Zur Zeit stehen
dort Gipsfiguren und Einrichtungsgegenstände, die nur für bestimmte
Feste gebraucht werden:
Ein altes Kruzifix
aus dem 17.Jh wurde bei der Dekoration des Hl.Grabes verwendet, das
früher am Karfreitag aufgerichtet wurde und bis Karsamstag Mittag
dem Gedenken an den Tod Christi gewidmet war. Wenn Sie sich
für Hl. Gräber in den Kirchen des Dachauer Landes interessieren,
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|
Hinweis:
Am Corpus des Kreuzes liegt -wie bei den meisten Kreuzigungsdarstellungen
üblich- die Seitenwunde auf der rechten Seite des Brustkorbs.
Die Lage der Seitenwunde wird in der Bibel nicht beschrieben.
Bei Johannes (19,34) heißt es nur, "einer der Kriegsknechte
durchbohrte seine Seite mit einem Speer". Da das Öffnen
der Seite aber den Zweck hatte, zu prüfen, ob Jesus schon
tot war, muss es sich um seine linke Seite gehandelt haben.
Nach dem Tod eines Menschen sammelt sich im Herzen Blut und
Wasser. Das herauslaufende Wasser war somit das Zeichen für
den eingetretenen Tod. Die häufige Darstellung der Stichwunde
auf der rechten Seite liegt in der mittelalterlichen Deutung
begründet, dass es nur die rechte, die gute Seite sein
konnte, durch die Blut und Wasser als Hinweis auf die kommenden
Sakramente der Eucharistie und der Taufe auf die Menschheit
herabströmte. |
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Kruzifix
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Die Statue des Auferstandenen
(Gipsfigur) mit der Fahne in der Hand hat in der Osterzeit ihren
Platz auf dem Tabernakel. Der Auferstandene hat seine rechte Hand
segnend erhoben; in der linken Hand hält er eine relativ kurze
Fahne. Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges
über den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut
großer Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen
Raums gehört die Fahne zur Ostersymbolik.
Der Körper der Figur des Auferstandenen ist von einem roten
Gewand mit grauem Futter umhüllt, das über die linke Schulter
geworfen ist und den Blick auf die Seitenwunde am Oberkörper
frei gibt. Die Haltung der Figur ist streng und förmlich, wozu
die hoch erhobene Hand maßgeblich beiträgt.
Die Figur gleicht bis auf wenige
farbliche Unterschiede den entsprechenden Figuren in Rudelzhofen
und Ampermoching. Die Ampermochinger Figur wurde nachweislich vom
Freisinger Bildhauer Josef Erhart im Jahr 1880 geschnitzt.
Es spricht viel dafür, dass auch die Figur des Auferstandenen
in Unterweilbach von diesem Künstler stammt.
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Auferstandener
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Hinweis: Der Figurentypus
des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland.
Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf
Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar
die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende
Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das
Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird
auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht
stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone
tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands
entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der
Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge
mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln. |
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Zur Weihnachtszeit
ist auf dem Taber-nakel dieses Jesuskind
zu sehen. Es besteht aus Gips und stammt aus dem 20.Jh. Die blaue
Farbe des Gewands weist auf eine Entstehungszeit nach dem 1.Weltkrieg
hin. |
Jesuskind
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Auch die Gipsfigur des
hl.Josef mit dem Jesuskind
auf dem rechten Arm und einer Lilie in der Linken dürfte aus
dem 20.Jh stammen.
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St. Josef
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Epitaphe
In
die Seitenwände des Chores und des Kirchenschiffs sowie an den Außenseiten
der Kirche sind mehrere Epitaphe eingelassen, die an die Grafenfamilie
v.Sprety und an frühere Geistliche in Unterweilbach (meist Benefiziaten
= Inhaber kirchlicher Pfründe / Einnahmen) erinnern. Viele Grabsteine
der Spretys waren früher an der Münchner Franziskanerkirche
aufgestellt und wurden nach deren Abbruch vor 200 Jahren nach Unterweilbach
gebracht.
|
Hinweis:
Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und
können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind
normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet. |
1749
|
An der Nordseite des Langhauses befindet sich das Epitaph für
Maria Carolina von Sprety. Sie starb am 13.6.1749. Das Epitaph
besteht aus Rotmarmor. Darüber neigen sich zwei Wappen zueinander.
Eines davon zeigt den Baum der Spretis, das andere einen Rechen.
Maße: 104 x 65 cm .'
|
1759
|
An
der Nordseite des Altarraums ist das Epitaph aus Graumarmor für
Maria Barbara Prehanber (gest. 1759) zu finden. |
|
An
der Nordseite des Altarraums befindet sich das Epitaph für Franz
Johann Hieronymus Innozenz Graf von Spreti (gest. 25.4.1772).
Es ist aus Grau- und Rotmarmor zusammengesetzt. Auf dem Epitaph ist
ein hölzerner Wappenaufsatz mit heraldischen Motiven befestigt.
Maße: 173 x 98 cm, ohne hölzernen Wappenaufsatz
|
|
An der Südseite
des Langhauses ist das klassizistische Epitaph aus Graumarmor für
die gräfliche Familie von Sprety eingelassen. Es ist 168
cm hoch und 74 cm breit.
Der Text lautet: Hier ruhet die hochgebohrne Frau Mar.Clemen. Gräf.v.Spreti,
gebohrne Freyin v.Schurf genannt Thann. Sie starb am 22.Mai MDCCCII
(1802) im LXIV (64). Jahr ihres Alters. Beweint als die beste Mutter,
zärtlichste Gattin und Wohltheterin viller Leidenden. Sie war
vermählt den III.Oktob.MDXXLVIII (1758) mit dem hochgeb.Herrn
Sigmund Graf v.Spreti, churbayerischer Kammerer, Hofrath und St.Georgsordenes
Ritter......".
|
1836
|
An der Südseite
des Altarraums ist das Epitaph für Josepha Gräfin von
Sprety eingelassen. Sie starb am 21.1.1836. Das fast einen Meter
hohe Epitaph besteht aus schwarzem Marmor. Im oberen Bereich enthält
es ein Allianzwappen (Maße: 96 x 63 cm).
|
An den Außenseiten
der Kirche finden wir
|

Spreti-Grabmal
|
Die Grabstätte
der Familie Spreti mit dem großen dreiteiligen Grabdenkmal
im neugotischen Stil. Es wird überragt von einer Kreuzigungsgruppe
aus Stein: Christus am Kreuz, darunter stehen Maria und der Apostel
Johannes. Im mittleren Feld sind ein Engelskopf mit gekreuzten Flügeln,
darunter ein mit Akanthusblättern und einer Krone verzierte
Wappen der Spretis angebracht. In den beiden Außenfeldern
sind die Namen der hier begrabenen Angehörigen der Grafenfamilie
eingemeißelt. Sie reichen von Graf Sigmund (gest.1843) bis
Joachim von Trebra-Lindenau (gest.26.8.2000). Das Grabdenkmal stammt
von Prof. Endres, der 1845 den Umbau der Schlosskapelle leitete.
|
1802
|
Epitaph für Benefiziat (= Priester ohne Pfarrei) Bartholomäus
Sailer (1731-1802) aus Sandstein
(Maße: 88 x 51 cm)
|
|
Epitaph für
den am 13.5.1804 im Alter von 56 Jahren gestorbenen Benefiziaten Georg
Braun mit Totenkopf und gekreuzten Oberschenkelknochen, Kelch,
Stola, Blüten und Hostie (Kalksandstein, 75 x 35 cm)
|
|
Rautenform hat
das Epitaph für das Kind Louise Sprety.
Text: Hier ruhet Louise Sprety. Töchterchen des Sign. Sprety
Grafen v.Weilbach durch dessen gliebte Gattin Josephine gebohrne Freyin
v.Boslar erzeugt am 19.May 1897 gestorben den 13. (31.?) März
1808."
|
|
Epitaph aus Kalksandstein
für Benefiziat Georg Joseph Wandinger:
Text: Hier ruht für den großen Tag der Garben die sterbliche
Hülle des Hochw.Herrn Georg Josef Wandinger, Benefiziaten in
Weilbach. Er ward geboren am 7.Juny 1777, starb am 21.Nov. 1810,
Friede umwehe seine Asche."
Über dem Stein ist auf dem Teilstück eines (unbekannten)
Epiaphs aus Rotmarmor (38 cm) eine Kelchdarstellung zu sehen. Maße
der Grabplatte: 58 x 51 cm
|
1836
| An der Südseite
des Altarraums ist das Epitaph für Josepha Gräfin von
Sprety eingelassen. Sie starb am 21.1.1836. Das fast einen Meter
hohe Epitaph besteht aus schwarzem Marmor. Im oberen Bereich enthält
es ein Allianzwappen.
|
|
Die Form eines
neugotischen Fensters mit Maßwerk hat das Epitaph für Gräfin
Anna (Kalksandstein).
Text: "Hier ruhet in Frieden an der Seite seiner innigst geliebtesten
Gattin Anna Gräfin von Spreti der hochwohlgeborne Herr Oscar
Freiherr Ruffin, k.Kammerer und Rektor des k.Verwaltungsgerichtshofs
a.D. Ritter des Verdienstordens der Krone vom hl.Michael, geb. den
17.Dez 1821 auf Schloss Weyhern, gest. den 1.Aug.1895 (?) in München.
R.I.P."
|
1815
|
Epitaph für
den am 28.5.1815 gestorbenen Benefiziat Joseph Anton Fritz
(Kalksandstein, mit schmiedeeisernen Kreuz, Maße: 54 x 44
cm)
|
|
Das Epitaph für
Franz Graf von Spreti ziert ganz oben das mit einer Krone versehene
Wappen mit dem stilisierten Baum.
Text: Hier ruht in Gott der Hochgeborene Herr Franz Graf von Spreti,
k.b. Kämmerer u. Oberstleutnant a.D. Ritterlicher Orden. Geb.
3.Oktob.1857 zu Unterweilbach, gest.4.April 1932 zu München -
Maria Gräfin von Spreti, geb. Freiin von Freyberg, geb. zu Jetzendorf
6.Febr.1868, zu München 25.Jan.1951. R.I.P."
|
|
Wappenförmig
ist das Epitaph für den Rittmeister Adolph Graf von Spreti
aus Kalksandstein. Unter dem Stein ist ein Weihwasserbecken angebracht.
Der Text lautet: "Hier ruhen der k.b.Rittmeister a.D. Adolph
Graf von Spreti, geb. 21.4.1841, gest. 20.12.1925 und seine Gemahlin
Karolinke Gräfin von Spreti, geb.Hartmann, geb. 29.6.1842, gest.
27.11.1915, Antonie Gräfin von Spreti, geb. 4.8.1856, gest. 7.1.1937,
R.I.P."
|
|
Das
Epitaph für den Generalintendanten Kurt Freiherrn Kress von
Kressenstein, gest. 17.8.1945 und seine Kinder Martina (1 Tag
alt) und Kurt (6 Tage alt) ist rechteckig und besteht aus Rotmarmor.
Der Stein erinnert auch an Martina Braun von Kress, verwitwete Freifrau
Kress von Kressenstein, geb. Gräfin von Spreti, die am 13.5.1998
im Alter von fast 98 Jahren gestorben ist. Den oberen Teil des Epitaphs
schmückt der Baum aus dem Wappen der Spreti. Zum Zeichen der
Trauer ist er geneigt.
|
1949
|
Aus schwarzem
Marmor besteht das 60 cm hohe und 37 cm breite Epitaph für
Pfarrer Dr. Josef Link (1881-1949).
|
Der
Zelebrationsaltar
ist eine Besonderheit. Die Tücher, die ihn umgeben, lassen ihn
zunächst wie einen der üblichen Altäre aus Holz oder
Stein erscheinen lassen.
|
Zelebrationsaltar
|
Ein Blick darunter zeigt aber, dass es sich um einen tragbaren
Altar handelt, mit vier heraus-ziehbaren Griffen, mit denen
der Altar -wie der Name schon vermuten lässt- bei Prozessionen
(denkbar bei der Fronleichnamsprozession) mitgetragen und an den Stationen
als Altar verwendet werden konnte. |

Tragaltar
|
Hinweis:
Seit dem frühen Mittelalter gab es solch kleine tragbare Altäre,
die altare portatile (lat. portare = tragen). Sie konnten auf Reisen
mitgeführt und an jedem beliebigen Ort aufgestellt werden, um
die Messe zu zelebrieren. Die einfachste Form ist der tafelförmige
Tragaltar, ein geweihter und mit Reliquien versehener Altarstein,
der in einem Rahmen oder in einer Holztafel eingelassen ist. Der Altarstein
muss so groß sein, dass ein eucharistischer Kelch, in der Regel
ein kleinerer Reisekelch mit Patene, darauf Platz finden konnte. Neben
die tafelförmigen traten seit dem 11. bis in das 13. Jh kasten-
und altarförmige Tragaltäre, wie in Unterweilbach. Sie haben
stets einen Holzkern, in den man eine größere Zahl von
Reliquien eingeschlossen hat. Viele Tragaltäre sind reich mit
Goldschmiedearbeit versehen und eher Prunkaltäre, die wohl in
erster Linie die Funktion eines Reliquiars hatten. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Die
Decke des Kirchenschiffs
und der Chorbogen sind mit Ornamentschmuck bemalt.
An der Decke ist in der Mitte eines großen Feldes ein Kreuz
im Strahlenkranz mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden zu sehen. |
Deckengemälde
|
Das
Gemälde wurde erst 1860 in den Stilformen des Historismus erstellt,
später als "stilistisch nicht zur übrigen Barockeinrichtung
passend" übermalt und schließlich 1992 wieder freigelegt.
|
Seitenaltäre

Linker Altar
St.Wolfgang
|
Die
beiden Seitenaltäre aus dem Jahr 1741 wurden erstmals
1848 erneuert und nochmals 1968 renoviert. Die letzte Restauration
dauerte 40 Jahre. Schuld an der Verzögerung waren die Kosten
(letztendlich 200.000 Euro), die zu tragen sich zunächst niemand
bereitgefunden hatte. Seit 2008 erstrahlen sie wieder in neuem Glanz.
Die Altarbilder hingen während dieser Zeit als Einzelstücke
im Chor und an der Kirchenwestwand auf der Empore. Die Assistenzfiguren
standen an der Stelle der Seitenaltäre.
Auch an den Seitenaltären sind Reliquiare angebracht.
Dort befinden sich Reliquien der Katakombenheiligen
s.Venantius Mart., s.Tonantius Mart., s.Margaretha, ss.Caspar, Melchior,
Balthasar, s.Ruperti Episcopus, s.Renantius
|

Rechter Altar
Hl.Familie
|
Linker Seitenaltar
Altarauszug
Das Ovalbild im Altarauszug
zeigt den hl.Joachim,
den Großvater Jesu, mit seinem Attribut, der Schäferschaufel
in der Hand.
|

St.Joachim
|
Der kleine Engel links oben
erinnert an die Schilderung im apokryphen Jakobusevangelium, wonach
ihm auf dem Feld bei seinen Herden ein Engel erschienen sein soll.
Das Bild wurde im 18.Jh.
in Ölfarbe auf Leinwand gemalt.
|
Auf
dem linken Altar ein im Nazarenerstil
gemaltes Bild des hl. Wolfgang
in rundbogigem Rahmen.
Auf
dem Bild zu sehen sind auch die beiden hauptsächlichen Attribute
des Heiligen, das Kirchenmodell und die (hier von einem Engel gehaltene)
Axt.
|
St.Wolfgang
|
Hinweis: St.Wolfgang
lebte im 10.Jh erst als Mönch in Einsiedeln, dann ab 972
als Bischof von Regens-burg. Die Legende erzählt von zeitweiligem
Einsied-lerleben am nach ihm benannten Wolfgangsee. Das Einsiedlerleben
wurde durch den Teufel gestört, der immer wieder versuchte, Wolfgang
zu vernichten, sodass Wolfgang beschloss, sich an einem freund-licheren
Ort eine Klause zu erbauen. |
|
Er warf seine Axt
ins Tal hinab und gelobte, an dem Ort, an dem er sie wieder finden
werde, eine Kirche zu erbauen. Wolfgang lebte sieben Jahre in der
Einöde. Danach kehrte er nach Regensburg zurück. Die vielseitige
und umsichtige Tätigkeit als Bischof begründete Wolfgangs
Beliebtheit und seine Verehrung schon zu Lebzeiten. |
St.Sebastian
|
Als Assistenzfiguren stehen
am Seitenaltar Skulpturen aus der Zeit um 1700:
- links der hl. Sebastian
am Marterbaum von Pfeilen durchbohrt,
- rechts der hl. Florian
in römischer Soldatenkleidung mit Wasserschaff und brennendem
Haus.
Hinweise: Sebastian
soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde
gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines
Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die
Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte
sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen.
Auf seine Anrufung hin
|
St.Florian
|
|
soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian
wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron
der Schützenbruderschaften verehrt.
St.Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen
Legion des römischen Heeres. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet
und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die
Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch
sein Gebet gerettet haben.
|
Krippe
In der Weihnachtszeit
steht auf dem linken Seiten-altar eine kleinere, kompakte Krippe
mit bemalten Schnitzfiguren. Sie wurde in Schönbrunn wohl in
der Werkstätten der damaligen Anstalt (heute Franzis-kuswerk)
gefertigt und kam um das Jahr 1950 nach Unterweilbach. |
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Rechter
Seitenaltar
Altarauszug
Im Ovalbild des Altarauszuges ist
St.Josef dar-gestellt. Er präsentiert dem Betrachter
seinen Sohn auf einem Tuch oder einer Windel. In der Hand hält
er auch eine Lilie.
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St.Josef
mit Jesuskind
|
Seit
dem Mittelalter gelten weiße Lilien als Symbol für Reinheit
und Keuschheit. Im Zusammenhang
mit Josef sollen sie auf die sexuelle Abstinenz von Josef und letztendlich
auf die göttliche Abstammung von Jesus verweisen.
Das Bild wurde im 18.Jh. in Ölfarbe auf Leinwand gemalt. |
Mittelteil - Altarblatt und Assistenzfiguren
Auf
dem Altarblatt des rechten
Seitenaltars (19.Jh.) sind Mutter Anna, ihre Tochter Maria
und das Jesuskind mit einer daneben stehenden Wiege dargestellt.
Das Motiv der Anna selbdritt kam erst im 15. Jh. nach Bayern, kurz
bevor Papst Sixtus IV. 1481 den Festtag der Anna in den römischen
Kalender aufnahm. Die Verehrung Annas als Mutter der Jungfrau Maria
erreichte damals ihren Höhepunkt.
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Anna
selbdritt
|
Die
Bezeichnung Anna selbdritt gibt an, dass Anna selbst wiedergegeben
ist und dass sie zu dritt sind. . Meist hat Anna das Jesuskind und
Maria auf dem Arm; manchmal steht Maria zu ihren Füßen. Fast immer
wird Maria als Kind oder als junges Mädchen dargestellt. Diese Komposition
gehört zu den anachronistischen Bildern, weil bewusst zeitliche Abfolgen
außer Betracht gelassen werden.
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St.Georg
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Die Assistenzfiguren am linken
Seitenaltar zeigen links St.Georg
mit dem Speer in der Hand und einem sich zu seinen Füßen
ringelnden Drachen und rechts die
hl Theresia mit Schreibfeder und Buch.
Hinweise:
Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser
Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet.
Bei uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt
(Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen
tötet.
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St.Theresia
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|
Hinweis: Nach der Legende
hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia ein Drache, dem
die Einwohner täglich Lämmer und später Kinder opfern
mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern überstanden
hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt
worden war. Als der Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen
des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte.
Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker in ihren Mythen
(Lindwurm) kennen. In China gilt er als glücksbringend, bei
uns im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon
= "furchtbar Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung
des Bösen und als Teufel bezeichnet. In der Apokalypse bedroht
er die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte. Die Ähnlichkeit
der in der religiösen Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern
ist frappierend. Zwar war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt,
dass es Saurier gegeben hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten
die Gewissheit über die Existenz und das Aussehen der Drachen.
Erst 1840 wurden die Saurier als eigene Spezies eingeordnet. Festtag
Georg: 23.April.
Theresia (1515-1582) war Klosterfrau bei den Karmelitinnen
und erlebte eine Reihe von Visionen. Sie setzte als Äbtissin
gegen viele Anfeindungen eine Reformation des Ordens durch und gründete
die unbeschuhten Karmelitin-nen" mit strenger Klosterzucht.
Ihre Schriften bezeugen Teresa als Mystikerin von einer nie zuvor
oder danach erreichten Tiefe des Erlebens. "Das große
Buch von der Erbarmungen Gottes", "Der Weg zur Vollkommenheit",
"Die Seelenburg", ihre Autobiografie und mehr als 400
erhaltene Briefe begründen das ihr zugemessene Prädikat
der Kirchenlehrerin. Festtag: 15. Oktober
|
Kanzel
Die mit Putten
verzierte Kanzel stammt
aus der Zeit um 1700. Auch sie war 1968 abgebaut und 40 Jahre lang
beim Restaurator renoviert worden. Seit 2008 hängt sie wieder
an ihren alten Platz an der Nord-seite der Kirche.
|
Kanzel
|
Der rot-blau-grau
marmorierte Kanzelkorb ist fünf-teilig und durch Felderungen
mit Fruchtschnüren und Puttenköpfen gegliedert.
Der Kanzelkorb ruht auf einer rundbogigen Konsole, an deren unteren
Ende eine stilisierte Weintraube als Hinweis auf das Bibelwort "Ich
bin der Weinstock, ihr seid die Reben (Joh.15,5)" hängt. |
|
Das
von zwei Pilastern eingerahmte Dorsale, die Rückwand der Kanzel,
ist mit einem Ölgemälde auf Leinwanduntergrund verziert.
Es stellt Jesus als Guten Hirten mit einem Lamm auf der Schulter dar.
Diese Darstellungen waren in der Frühzeit auf die Sündenvergebung
bezogen (Mt.18,12-14). In der Barockzeit, in der dieses Bild in Unterweilbach
entstand, trat die von Jesus auf die Priester über-tragene Hirtenfunktion
in den Vordergrund und damit dessen Hauptaufgabe, die Verkündigung
des Evangeliums. So wurde der Gute Hirte ein bevorzugtes Bildnis an
den Kanzeln. |
Guter
Hirte
|
Nach oben abgeschlossen
wird die Kanzel durch den prächtigen Schalldeckel,
der dazu dient, die Worte des Predigers gezielt in Richtung der Gläubigen
zu reflektieren und ihr Verhallen im hohen Kirchenschiff zu verhindern.
Der Deckel ist mit Quasten verziert. |
Schalldeckel
|
Auf seiner Unterseite
ist die Figur einer
silbrigen Taube angebracht. Sie ist Symbol für die Gaben des
Heiligen Geistes, die den Prediger unterstützen sollen.
Gekrönt wird der Schalldeckel durch einen Sockel und ein Kreuz
mit dreipassförmigen Balkenenden. |
|
Hinweis: Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie
heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
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Sonstige
Figuren und Bilder im Kirchenschiff
An der Nordwand des Langhauses steht eine
barocke Figur des hl. Johannes Nepomuk
aus der Mitte des 18.Jh.
Der Heilige hält ein Kreuz in seiner rechten Hand. Der Zeigefinger
seiner linken Hand deutet auf seine Lippen als Zeichen für die Verschwiegenheitspflicht
des Beichtvaters.
Joh.Nepomuk
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Hinweis: Johannes
aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar
des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König Wenzel wegen
seines energischen Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt.
Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern,
brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen
schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die
Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes,
der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft
über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das 1215 eingeführte
Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der
Fundort der Leiche in der Moldau wurde durch eine Erscheinung von
fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk ist neben Maria der einzige
Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Die Verehrung von Nepomuk
ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber nicht sehr umfangreich
und zudem auf Prag beschränkt. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke,
das 1693 errichtet wurde, machte ihn zum Brückenheiligen. Erst
als man über 300 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der
Öffnung des Grabes in der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen
unverwest vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre
1721 wurde der Kult von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung
durch Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von
Kurfürst Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729)
erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig
und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken
und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit.
Festtag: 16.Mai |
Kanzelkreuz
und Mater Dolorosa
Das barocke Kruzifix
auf der Südseite (Kanzelkreuz) entstand um 1700.
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Das Kreuz
nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der
Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert
den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus
schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten".
Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und
die Auferstehung Christi zum Inhalt haben. |
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Kanzelkreuz
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Um die Figurengruppe schweben Englein
mit Leidenswerkzeugen (Lanze und Schwamm auf Ysopstange).
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Hinweis zum Schwamm auf der
Ysopstange:
Der 60 cm hohe Ysop ist ein aromatisch duftender Halbstrauch mit
meist blauen Blüten. Er gehört zu den Mysterienpflanzen
des Altertums und wird im Mittelmeerraum seit etwa 2000 Jahren als
Heilpflanze verwendet. Personen und Dinge, die mit einem Leichnam
in Berührung gekommen waren, wurden mit dem Ysopbüschel
besprengt. "Reinige mich mit Ysop und ich werde frei von Schuld
sein" steht in der Bibel (Psalm 51,7). In der frühen christlichen
Tradition war Ysop Symbol für die Taufe. Der essiggetränkte
Schwamm, mit dem Jesus am Kreuz gelabt wurde, war auch auf einen
Ysopstengel gesteckt. Ysop findet an vielen Stellen der Bibel Erwähnung.
Bis heute weiß man aber nicht, ob es sich dabei um das selbe
Kraut handelt, das wir zur Zeit unter diesem Namen kennen. Dass
dem sterbenden Jesus am Kreuz Wasser mit Essig vermischt
gereicht wurde, war für diese Zeit üblich. Leicht gesäuertes
Wasser wurde viel getrunken. So erhielten z.B. die Soldaten auf
ihren Fußmärschen größere Mengen verdünnten
Weines oder Weinessigs. In der Passionsgeschichte ist deshalb davon
auszugehen, dass die Soldaten Jesus das Getränk reichten, das
sie gerade zur Verfügung hatten.
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Unter
dem Kanzelkreuz steht eine zeitgleiche Figur der
Mater dolorosa, der schmerzhaften Muttergottes.
Sie ist in ein rot-blau-goldenes Gewand gekleidet. Ihr Haupt ist
mit einem Kranz von 12 Sternen umgeben; in ihrer Brust steckt ein
großes Schwert.
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Hinweise:
Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort
im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel:
"Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen". Die
zwölf Sterne erinnern an die Apokalyptische Frau,
die Johannes in der Geheimen Offenbarung beschrieben hat.
Sie war in der Vision vom Strahlenkranz der Sonne umgeben,
über ihrem Haupte standen zwölf Sterne als Symbol
für die zwölf Stämme Israels. Die Apokalyptische
Frau wurde in frühchristlicher Zeit als Symbol für
die Kirche angesehen und erst später mit Maria identifiziert.
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Mater
dolorosa
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Kirchenstühle
Auch die Kirchenstühle
(insges. 19 Bankreihen) mit klassizistischen
Mustern am Kopf der Wange sind neueren Datums. Sie wurden jedoch nicht
für Unter-weilbach gefertigt, sondern erst im Jahr 1973 von der
Fürstenrieder Exerzitienkapelle in München erworben. |
Kirchenbankwange
|
In den Kirchen
des Dachauer Landes gibt es an den Wangen der Kirchenstühle viele
verschiedene Muster und Formen. Wenn Sie daran interessiert sind,
klicken Sie hier... |
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Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die ersten
1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam im Raum.
Lediglich für Alte und Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen
Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst eine Kirche viel mehr Menschen; bei
dichtem Gedränge während des Gottes-dienstes schien der Raum voller
Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde zum Spiegel einer disziplinierten
Gemeinschaft, in der jeder seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh.
wurden zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil
dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren Raum
einnimmt; beim Sitzen ist der Zuhörer aufmerksamer, geduldiger
und ruhiger. Die katholischen Kirchen zogen erst später nach. Die
Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit
vergrößert werden mussten. |
Vortragekreuze
Vortragekreuz
für Flurumgänge
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An den Kirchenstühlen
ist -neben zwei kleineren- auch ein schön gestaltetes großes
Vortragekreuz aus der Zeit der Wende vom 18. ins 19.Jh befestigt. Der
Korpus besteht aus Holz und ist in Inkarnatfassung (= hautfarben)
bearbeitet. Es wird bei Flurumgängen vorangetragen.
Ein kleineres Vortragekreuz
mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden auf einer Stange (rechts)
wird dagegen bei den Bittgängen nach Ampermoching, Mariabrunn
und Röhrmoos mitgeführt. |
Vortragekreuz
für Bittgänge
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Das
dritte Vortragekreuz
aus dem 18.Jh mit schwarz-weißer Bemalung der Stange dient
dem Zug bei Beerdigungen auf dem Weg von der Kirche zum Grab. Dadurch
werden die vom Priester gesprochenen Worte "Jesus geht uns voraus"
sowie "Das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres Herrn Jesus
Christus sei aufgerichtet über deinem Grab" sinnfälliger.
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Vortragekreuz
für Beerdigungen
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Hinweis:
Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten
sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das
Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der ver-leugne sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden
betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben.
Bei anderen |
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Prozessionen,
z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in
die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze
stammen schon aus dem 6.Jh. |
Opferstock
Der mit Schmiedeeisen
ummantelte alte Opferstock
aus der Zeit des 19.Jh, der in der Nähe des Eingangs stand, ist
schon seit vielen Jahren verschwunden.
Der heute verwendete kleine Opferstock an der Wand neben der Türe
(Bild rechts) ist ganz aus Eisen gefertigt. |
Opferstock
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Die Bezeichnung
Opferstock rührt daher, dass er -so wie früher in Unterweilbach-
aus einem großen ausgehöhlten Holzstock besteht.
In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich
dafür interessieren, klicken
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Empore
An
der Emporenbrüstung hängen zwei Bilder aus der Zeit
um 1720 in barockem Rahmen, die früher in den Predellen der beiden
Seiten-altäre eingebaut waren. Sie zeigen auf der Südseite
den hl. Leonhard (mit
Tieren, Kette und Abtsstab -südl.). |
St.Leonhard
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St.Franz
Xaver |
Wen das nördliche
Bild darstellt, ist nicht geklärt. Wahrscheinlich ist es der
hl.Franz Xaver auf
dem Sterbelager mit einem Kreuz in der Hand. Im Hintergrund ist eine
Meeres-landschaft zu sehen. |
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Hinweise:
Franz Xaver, ein Spanier, war ein Zeitgenosse von Ignatius
von Loyola und einer der ersten Jesuiten. Von Goa in Indien aus missionierte
er auf mehreren Reisen den fernen Osten u.a. Japan und China und taufte
dort viele Menschen. Das hochgehaltene Kruzifix erinnert an den Eifer,
mit dem er die Botschaft vom Gekreuzigten verkündete. In der
Münchner Michaelskirche befindet sich eine Knochenreliquie mit
dem Spruchband: "25 Tote erweckt, 120.000 getauft". Die
Zahl der Taufen war damals -anders als heute- ein Maßstab für
den Erfolg der Mission.
Leonhard (einer der 14 Nothelfer) setzte sich als Abt für
Gefangene ein. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron
derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen; nach
der Reformation wurde er Schutzpatron der Haustiere, weil man die
Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als Viehketten deutete. |
Orgel
Die von Max Maerz
1867 als "opus 75" in München für die Kirche St.Laurentius
in Unterbrunn angefertigte Orgel
mit 8 Registern kam
im Jahre 1912 durch Vermittlung von Graf v.Spreti nach Unterweilbach.
Sie besitzt eine mechanische Schleiflade.
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Orgel-Brüstungswerk
|
Die
Orgel stand in Unterbrunn zum Verkauf, weil dort 1912 die heutige
Dachbodenorgel durch Siemann errichtet wurde.
25)
|
Blasebalg
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Ein
Teil der Orgel ist als Brüstungswerk mit dreiteiligem Flachfelderprospekt
und erhöhten Außenfeldern im klassizistischen Stil ausgestaltet.
Noch erhalten ist der alte Blasebalg,
mit dem früher (von Ministranten, Mesnern) die Pneumatik bedient
wurde.
Er wird wohl erst aus dem 19.Jh. stammen, dann bis dahin war es üblich,
die Orgel durch Ziehen der am Balg befestigten beiden Riemen mit Luft
zu versorgen. Diese Technik wurde dann durch die Einführung des
Magazinbalges und das damit verbundene Orgeltreten abgelöst.
Diese Tätigkeit konnte auch von Kindern erledigt werden; meist
wurden Knaben aus minderbemittelten Familien mit dieser bezahlten
Arbeit bedacht. 24)
|
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Disposition
der originalen Maerz-Orgel von 1867
(nach Brenninger -Stand 1975-):
Manual (C-c''', 49): Principal 8'. Dulcian 8', Bordun 8', Gamba
8', Flöte 4',
Octav 4', Mixtur 3fach2'
Pedal (C-c, 13): Subbaß 16' fest angehängt. |
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Orgelgehäuse interessieren und vergleichen möchten, sollten Sie
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Hinweis: Die Orgel mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite
der Orgel, wurde meist durch Künstler gestaltet. Im Barock, dem
unsere ältesten Orgeln angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der "offene"
Orgelprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
Portale
Türschloss
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Die
Kirche besitzt zwei Zugänge an der Südwest und der Nordwestseite.
Beide Eingangsportale bestehen aus zweiflügeligen Türen
- mit prächtigen Eisenbeschlägen
(mit barocken Mustern) und
- alten Türschlössern,
die in ihrer Funktion von modernen Sicherheitsschlössern
unterstützt werden.
Der tatsächliche Zugang erfolgt aber durch das Portal an der
Südwestseite.
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Eisenbeschläge
|
Früher stand vor dem Nordportal ein
zweiteiliger kastenförmiger Beichtstuhl aus der 1.Hälfte
des 20.Jh.
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02)
Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch
des Königreiches Bayern, 1852
03)
Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topograph.-statist.Handbuch
des Königreichs Bayern, Band 5, 1867 (Statistik)
04)
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising,
1874
05)
Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909
(Nr. 599, 732, 950)
06)
Dr.Martin v.Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums
Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
07)
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
08)
Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland
1976/1
09)
Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München
1982, ISBN 3-7654-1859-5.
10)
Georg Brenninger, Kunsttopographie der Erzdiözese München-Freising,
1982
11)
Max Gruber, Für Dachau und sein Hinterland bis 1800 tätige
Architekten, Bau- u. Maurermeister, Amperland 1982 (Göttschl)
12)
Max Gruber, Baugeschichte der Kirchen im Bereich der Gemeinde Hebertshausen,
Amperland 1985
13)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation
des Jahres 1560, 1986
14)
Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland tätige Zimmermeister,
Amperland 1986 (Straßer)
15)
Georg Otteneder, Unterweilbach, 2002, 2005 (Neubau 1596)
16)
Alois Angepointner, Schlösser und Hofmarken Unterweilbach
und Deutenhofen, Amperland (Brandschatzung)
17)
Franz Thaler, Unterweilbach feiert 1200jähriges Bestehen,
Röhrmooser Heimatblätter Okt.2004
18)
Karl Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner
Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und vom 2.10.2005
19)
Dachauer Nachrichten vom 25.6.2002
20)
Eduard Kopp in Chrismon 06.2007 (Essigwasser)
21)
Dachauer Nachrichten vom 11.1.2008
22)
Tilman Mittelstrass, Turmkirche, Burgturm, Schlosskapelle in Altbayern,
Amperland 2011/3 u.4, 2013/1
23)
Anton Straßer (gest.1752) aus Eggstett/Gericht Kling,
erhielt 1739 das Bürgerrecht
in Dachau und heiratete im gleichen
Jahr die soeben verwitwete Besitzerin der Zimmerei
Falter
und übernahm auch deren Haus am Karlsberg (neue Nr.36).
Straßer erstellte 1741 für die Kirchenerweiterung
Unterweilbach den Überschlag. Er starb am 18.11.1752. Seine Witwe
ehelichte übrigens wieder einen Zimmermeister,
den Johann Wildgruber aus Andorf, der den Betrieb weiterführte und
1756
den Pfarrhof in Mitterndorf baute.
24)
Georg Brenninger, Beiträge zur Kirchenmusik des 17.Jh. in
Dachau-St.Jakob, Amperland 1977
25) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
26) Historischer
Atlas von Bayern, Digitale
Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek (Hofmark)
78 Bilder : Pfarrei (3), Hans Schertl (73)

8.4.2022
Primizianteneinzug
Amperbote vom 03.08.1912
Am Sonntag fand hier
unter großer Teilnahme der Bevölkerung aus der Umgebung der
Einzug des hochwürdigen Herrn Primizianten, Josef Niklas aus Unterweilbach,
statt, welcher sich zu einer erhebenden Feierlichkeit gestaltete. Hochw.
Herr Pfarrer Spötzl von Ampermoching war in einem von der gräflich
Spretischen Gutsherrschaft zur Verfügung gestellten, festlich geschmückten
Wagen dem Herrn Primizianten nach Lohhof entgegengefahren, woselbst auch
eine Menge Radfahrer ihn erwarteten. In Ottershausen hatten sich etwa
30 geschmückte Reiter eingefunden. Nach Ankunft des Hochw. Herrn
Primizianten gings in langem Zug, voran die Reiter, dann die Radfahrer,
der Ehrenwagen, dem mehrere Wägen mit den Eltern und Verwandten des
hochwürdigen Herrn folgten, nach Ampermoching, wo in der Kirche eine
kurze Andacht erfolgte. Sodann gings nach Unterweilbach. Hier hatte sich
vor der Ortschaft die Feuerwehr unter dem Kommando ihres Hauptmannes Blümel
aufgestellt. Gegen 5 Uhr Nachmittag traf der Zug, dem sich noch Reiter
aus Ober- und Unterweilbach sowie von Arzbach anschlossen, hier ein. Weißgekleidete
Mädchen standen mit der ganzen Ortsbewohnerschaft an einer Ehrenpforte
zum Empfang bereit. Ein Ortskind sprach ein Gedicht, und nun zog man zur
Kirche. Von da gings ins Schloss, an dessen Portal die gräfliche
Familie mit ihrem Dienstpersonal den Hochw. Herrn empfing; das liebliche
Töchterlein des Schlossherrn trug ein Gedicht vor und dann ging es
zur Schlosskapelle, wo der Herr Primiziant den Segen spendete. Hierauf
wurde dieser sowie Herr Pfarrer Spötzl und die Eltern des Primizianten
von der Gutsherrnschaft noch zu Kaffee und Kuchen geladen.
(Recherchiert
von Hubert Eberl, Bergkirchen)

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