Herz-Jesu-Kapelle
in SCHMARNZELL
Navi-Adresse: 85250
Altomünster, Schmarnzell 3
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Beschreibung
Schmarnzell liegt
an der höchsten Stelle (553 m) des umgebenden Hügellandes
mit weitem Blick ins Land. Der Ort wurde erstmals um 1240/47
als Smegenzel urkundlich erwähnt. Der Ortsname wird mit einem
"r" geschrieben. Denn der Wortteil Schmarn hat mit der
heutigen Bedeutung von Schmarrn nichts zu tun; er kann seinen Ursprung
in dem mittelhochdeutschen Wort "smerwig"= fettig, lehmig"
haben oder auch im Personennamen "Smarigo".
Der im Altoland häufig vorkommende Wortteil "zell"
wurde früher sowohl für Einsiedelei, Klosterfiliale, Kapelle
oder Kirche als auch für Vorratskammer, Keller, enger Wohnraum,
Stübchen oder Zelle gebraucht. Hier wird wohl die säkulare
Bedeutung bestimmend sein. Demnach würde der ursprüngliche
Ortsname Smegenzel "Hof auf lehmigem Grund" oder "Hof des Smarigo"
bedeuten.
05)
Kirchlich war
Schmarnzell immer geteilt. Der "Bauer" gehörte zur Pfarrei
Pipinsried, die Gütler zählten zur Pfarrei Tandern.
01)
Da ihre Pfarrkirchen
zu Fuß eine halbe Stunde entfernt lagen, bauten sich die Schmarnzeller
eine eigene Kapelle.
Diese erste Kapelle,
die dem hl.Johannes d.Täufer geweiht war, dürfte nach
1815 errichtet und 1875 umgebaut worden sein. Sie fiel 1958
dem großen Unwetter zum Opfer, das am 15./16. Juli in der
gesamten Gegend große Schäden anrichtete (siehe auch
Beschreibungen von Niederdorf,
Thalhausen, Rudersberg).
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Seit 1959 steht
an der Einmündung der Straße von Tandern in die Straße
Asbach-Pipinsried eine neue Herz-Jesu-Kapelle mit vier spitzbogigen
Fenstern und einem kleinen Dachreiter als Türmchen. Darin hängen
zwei Glocken, die mit Seilen vom Eingang aus geläutet werden.
Die Kapelle wurde im
Jahr 2001 renoviert.
Innenausstattung
Die Ausstattung der heutigen Kapelle ist neugotisch und stammt aus dem
Ende des 19. Jahrhundert.
Hauptfigur auf
dem mit Fialen (spitze Ziertürmchen als Pfeileraufsatz) versehenen
und mit vielen Kunstblumen geschmückten Altar ist eine
Herz-Jesu-Statue.
Zwei barocke Anbetungsengel unbekannter Herkunft aus der Zeit um
1700 scheinen den Altar seitlich zu stützen. Sie weisen aber
nur mit großer Geste auf die Altarfigur hin.
Das Herz Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe Christi.
Diese Darstellung verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere
nach der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens
XIII.(1758-1769) im Jahr 1765.
Vor und unter
der Herzjesufigur steht eine Madonna mit Kind aus dem 20.Jh.
An den Wänden
stehen auf Sockeln noch weitere Heiligenfiguren:
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Links eine
Nachbildung des Gnadenbildes von
Altötting, der schwarzen Gottesmutter mit dem Kind
auf dem rechten Arm und einem Zepter in der Linken. Das aus
Lindenholz geschnitzte Gnadenbild von Altötting ist wohl
um 1330 am Oberrhein entstanden und kam um1360 als Geschenk
des Zisterzienserkloster Raitenhaslach nach Altötting.
Schwarze Madonnen galten im späten Mittelalter als besonders
wundertätig. |
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Rechts vom
Altar ist eine neuere Statue des hl. Antonius auf neugotischem
Sockel angebracht. Der Heilige ist in das Ordensgewand der Franziskaner
gekleidet; auf dem linken Arm hält er ein Jesuskind. |
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Hinweis: Antonius
lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen die damaligen
Häretiker (Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine
Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg,
denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden
erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben
das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte
Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt
in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben
und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur
mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener
Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer".
Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen
worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte.
Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half
sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung
mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet;
sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte. |
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An der Nordwand hängt
ein großes Kruzifix mit dem toten Jesus als Corpus.
Außergewöhnlich ist die hohe Stirn des Gekreuzigten.
Das lange senkrechte Holz könnte dafür sprechen, dass
das Kruzifix als Vortragkreuz verwendet wurde.
Das Haupt Jesu ist mit einem dreistrahlige Heiligenschein geschmückt.
Diese Art des Heiligenscheins ist in der Kunst den göttlichen
Personen Jesus und Gottvater vorbehalten.
Neben dem Kruzifix steht
eine neuere Figur des hl. Josef mit dem Jesuskind auf dem
rechten Arm und einer Lilie in der linken Hand.
Hinweis: Joseph war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach
altchristlicher Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch
den Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde.
Joseph stammte aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem
nach dem Zeugnis des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde.
Er lebte als Zimmermann in Nazareth. Die Lilie gilt seit dem Mittelalter
als Symbol für Reinheit und Keuschheit und soll im Zusammenhang
mit Josef letztendlich auf die göttliche Natur Jesu hinweisen.
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Kreuzwegbilder
An den Wänden hängen auch
Kreuzwegbilder. Sie bestehen aus farbigen Papierdrucken im
einfachen Holzrahmen mit einem krönenden Kreuz.
Die Kreuzwegbilder in Schmarnzell sind Papierdrucke der berühmten
Kreuzwegdarstellungen des Wiener Malers Prof.Gebhard Fugel für
die Josefskirche in München, die zunächst vom Münchner
Kunstverlag Max Hirmer, später vom Kunstverlag Agathon bis
nach dem 2.Weltkrieg herausgegeben wurden.
Die 14 monumentalen Kreuzwegdarstellungen, die von Gebhard Fugel
in den Jahren 1903-1908 gemalt wurden, hatten in der zeitgenössischen
Kunstszene Aufsehen erregt. Sie seien in einer wundersamen Koloristik
komponiert, die Schauer der göttlichen Heilstat auf unsere
Seelen niedersenkt", schwärmte ein Zeitgenosse.
In einem ausführlichen Aufsatz der Zeitschrift "Archiv
für die Christliche Kunst" aus dem Jahr 1910 heißt
es:
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"...
der Maler hat sich -was wir ihm zum höchsten Lobe anrechnen dürfen
- bemüht, den in stark betonter Realistik gemalten Bildern religiösen
und frommen Geist einzuhauchen und dennoch einen groben und abstoßenden
unverklärten Realismus zu vermeiden. ... Die Christusdarstellungen
sind ansprechend und edel, mit großer Hingabe, Liebe und Ehrfurcht
behandelt. Fugel läßt in der äußeren Erscheinung
des Herrn die göttliche, übermenschliche Würde nicht
vermissen, und das ist für die katholische Kunst von entscheidender
Bedeutung. Dieser Christus steht über uns: zu ihm können
wir aufschauen. Der Grundgedanke dieses Bildes: die Freiwilligkeit
des Leidens, die ungebrochene Kraft in mutiger Uebernahme des Leidens
ist vom Meister Fugel glänzend herausgehoben und durchgeführt
worden.." |
Am 13.Juni 1944 wurden die Josephskirche
in München und mit ihr die Kreuzwegstationen durch Bomben zerstört.
So haben sich leider nur die Abdrucke erhalten, die im Landkreis Dachau
übrigens auch in der Marienkapelle bei Weyhern in der Nähe von
Indersdorf, in Piflitz, im Kloster Schönbrunn, in Lauterbach bei Altomünster,
in Radenzhofen und in Oberndorf bei Oberzeitlbach hängen.
Wenn Sie mehr über die Entstehung
der Kreuzwegstationen und seiner Darstellungen in Kirchen des Landkreises
erfahren wollen, klicken Sie hier...
Hinweis: Im späten Mittelalter hielt
man Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige
Land, die wegen der Besetzung Palästinas durch die Araber nicht mehr
möglich waren.
Hans Schertl
Quellen :
01)
Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis des Köngreichs Bayern,
1876 (damals mit 49 Einwohnern, 9 Pferden und 59 Rindern)
02) Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT
UND GEMEINDE, 1999
03) Aichacher Heimatblatt, März 1992
04) Dachauer Nachrichten 27.5.2002
05) Sarah Rathgeb, Seltsame Ortsnamen
unserer Gemeinde, Kulturspiegel Altoland, Sept.2019
4 Bilder: Hans Schertl (2005)

24.4.2022
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