Filialkirche St. Leonhard in Roßbach
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Kurzbeschreibung
Die Ortschaft
Roßbach wurde urkundlich erstmals im Jahr 957 als Rossapach
im Rahmen eines Tauschhandels erwähnt.
Sie hatte um die 2.Jahrtausendwende rd. 150 Einwohner.
Die Filialkirche St.Leonhard der
Pfarrei Sittenbach wurde schriftlich erstmals in der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 genannt. Sie dürfte aber
schon 1315 zu den vier namentlich nicht genannten Filialen gehört
haben, die in der Konradinischen
Matrikel der Pfarrei Sittenbach zugeordnet wurden.
Für das
höhere Alter spricht auch die Architektur.
Der unterste der drei Turmabschnitte, der als halbrunde Apsis gestaltet
ist, ist mit romanischer Bauzier versehen: mit Bogenfries und Deutschem
Band. Es ist der einzige Teil, der sich aus dem früheren Bau
von vor 700 Jahren erhalten hat. In ihm ist heute die Sakristei
untergebracht.
Der vor allem im oberen Teil mit lebhafter Außengliederung
versehene Zwiebelturm ist im mittleren
Teil rechteckig, darüber oktogonal (als gleichmäßiges
Achteck) aufgebaut. Die Zwiebel als oberer Abschluss ist mit Holzschindeln
gedeckt. In ihm hängen zwei Glocken aus dem 20.Jh.
Ihre heutige
Gestalt und die Innenausstattung erhielt die Kirche in frühbarocker
Zeit um 1680.
Die Kirche ist im Verhältnis
zu ihrer Länge außergewöhnlich hoch. Die gelben
Außenmauern des Kirchenschiffs sind durch weiße
Blenden verziert; sie machen der Fassade lebhaft und interessant.
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Verzierung am Tabernakel
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Die Fenster im Südwest-
und Westteil der Kirche wurden wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem
Einbau der Empore zuge-mauert. In einem davon hängt ein großes
Kruzifix aus dem Ende des 19.Jh.
Die letzte Renovierungen
wurden in den Jahren 1976-79 und 2010 (Sanierung der Außenfassade
und des Kirchturm für 80.000 €) und wohl 2024 (Schaden am Turm)
durchgeführt.
Innenausstattung
Der rechteckige
Altarraum ist eingezogen.
Er ist von einem Tonnengewölbe überdeckt, das mit Stuckornamenten
geschmückt ist.
Choraltar
- im hohen Altarauszug ein Mutter-
gottesbild nach Art des Passauer
Gnadenbildes Maria Hilf.
- in der Mittelnische steht eine Holz-
plastik des thronenden St.Leonhard
mit aufgeschlagenem Buch, Abts-
stab, Ketten und Bischofsmütze.
- Zu seinen Füßen knien zwei Pilger in
devoter Haltung.
- am Tabernakel Bilder vom Opfer des
Melchisedeks und des Abrahams
- auf den Blendwänden stehen die
Assistenzfiguren:
links der hl.Nikolaus mit Buch,
rechts der hl. Martin mit einer Gans
Die Seitenaltäre
sind der hl.Katharina und der Muttergottes geweiht, die auf den
großen Altarblättern abgebildet sind. Auf den Altartischen
stehen Muttergottesfiguren:
- "Maria Königin" (mit Krone und
Zepter) und
- "Mater dolorosa" mit einem großen
Schwert in der Brust.
Im Kirchenschiff hängt
ein Kruzifix mit einer darunterstehenden
Mater dolorosa (1880).
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Das Laiengestühl
besteht aus 15 Bankreihen (links 8, rechts 7) und bietet 60 Besuchern
bequem Platz.
Die Orgel mit 6 Registern stammt aus der Werkstatt
von August Behler, München und wurde 1912 eingebaut.
In der
Kirche werden neben Christus folgende Heilige in Bild oder als Figur dargestellt:
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St.Leonhard (Figur am Choraltar) |
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St.Katharina (Seitenaltarbild)
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St.Maria (Seitenaltarbild) |
-
St. Nikolaus (Figur am
Choraltar) |
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-
St.Maria (Choraltarbild) |
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-
St.Maria (Seitenaltarfigur) |
-
St. Martin (Figur am Choraltar)
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-
St.Maria (Figur Mater
dolorosa2) |
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-
St.Maria (Figur
Mater dolorosa) |
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Die Kirche gehört
(mit den übrigen Filialen St. Johann in Sixtnitgern, Orthofen, Geiselwies
und Langengern) zur Pfarrei Sittenbach. Seit 1979 ist sie auch
Teil des großen Pfarrverbands
Odelzhausen.
Gottesdienstzeiten erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands
Odelzhausen.
Klicken Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Ort Rossbach
Der Ortsname Rossa- oder Rossepach (= Roßweidebach) erscheint
erstmalig in einer Tauschurkunde, die in der Zeit zwischen 957 und
972 ausgestellt wurde. Der Freisinger Bischof Abraham 957-994) tauschte
von dem Edlen Isangrim Besitz zu Rossabach und Bergkirchen ein und gab
dafür seinen Besitz zu Biburg. Die Urkunde hat sich in Freising in
der Sammlung "Freisinger Traditionen" über die Jahrhunderte
erhalten. 04)
Der Name der Ortschaft in den Urkunden änderte sich im Laufe
der Jahrhunderte:
972: Rossapach
1524: Rospach
1568: Roschpach
1663: Rospach
Wem im Jahre 1760
die 29 Anwesen in Rossbach gehörten, ist dem Historischen Atlas von
Bayern, Die Landgerichte Friedberg und Mering 16)
zu entnehmen:
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"Roßbach (D,
Gde), 29 Anw.: Kastenamt Friedberg 1/16 (Bäck), St. Andrä-Stift Freising
1/4 (Hafner), Ortskirche 1/2 (Hauserbauer), 1/4 (Mesner). 1/16 (Schneider),
Kirche Sittenbach 1/2 (Kistlbauer), 1/4 (Paulawastl), 1/16 (Weichsel);
Kirche Wiedenzhausen 1/4 (Wirt); Frühmesse Odelzhausen 2/3 (Bergurba),
Gmeind 1/16 (Schneider), 2 je 1/32 (Hirthaus, Maurer), einschichtig:
Hfm Odelzhausen 2 je 1/1 (Adam- und Widembauer), 1/2 (Bartlbauer),
3 je 1/8 (Beni, Gall, Bergglas), 3 je 1/16, Hfm Sulzemoos 2 je 1/8
(Poblicher, Demel), 5 je 1/16 (Jäger, Schneiderhiasl, Kramer, Moritzen,
Weiherhofer)." |
Geschichte
der Kirche
Ältere
Freisinger Matrikel 01)
Wann die erste Kirche in Roßbach
errichtet wurde, ist nicht zweifelsfrei zu bestimmen. In der Konradinischen
Matrikel von 1315 ist eine Kirche in Roßbach zwar
nicht namentlich enthalten. Doch die Pfarrei Sittenbach wird mit vier
nicht näher bezeichneten Filialkirchen ("habet IIII filias")
erwähnt. Wenn man berücksichtigt, dass auch die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 von "quatour filiales"
spricht und als eine der vier Filialen "s.Leonardi in Rospach"
nennt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch schon 1315 in Roßbach
eine Kirche stand.
Für
das höhere Alter spricht auch die Architektur. Der unterste der
drei Turmabschnitte, der als halbrunde Apsis gestaltet ist, ist mit
romanischer Bauzier versehen: mit Bogenfries und Deutschem Band. Es
ist der einzige Teil, der sich aus dem früheren Bau von vor 700
Jahren erhalten hat.
Die Höhe der romanischen Apsis könnte aber auch bedeuten,
dass es sich -ähnlich wie in Oberroth- um Überreste einer
Wehrkirche handelt. Dazu passt die Klage von Pfarrer Schädl im
Jahr 1656, dass in der alten Kirche die Glockenstricke über dem
Altar baumelten und die Messfeier behinderten. Der Altar stand damals
also direkt unter den Glocken -wenn auch durch mehrere Stockwerke
getrennt- im Erdgeschoss des Turms. Dort ist heute die Sakristei untergebracht.
Das alles bedeutet, dass die erste Kirche im 13. oder 14.Jh errichtet
worden sein dürfte. |
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Schon bei der ersten
Erwähnung des Patrons (1524) wird St.Leonhard genannt. Obwohl
Leonhard einer der beliebtesten Heiligen im Dachauer Land war und von
ihm in fast jeder Kirche ein Bild hängt bzw. eine Figur steht, ist
er nur in drei heimischen Kirchen, in Roßbach, Webling und in Pasenbach,
Kirchenpatron.
Interessant ist, dass der Visitationsbericht von 1560 von einer Vituskirche
in Rossbach ausgeht. Vielleicht war das ein Versehen; denn in der Kirche
weist weder ein Bild noch eine Figur auf diesen Heiligen hin. Das
würde man bei einem Patronatswechsel erwarten.
Visitationsbericht
von 1560
12)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmäch-tigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse
Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Sittenbach ist auch Roßbach (damals
unter der Bezeichnung "Rospach") kurz erwähnt.
Da die Kirchenverwalter von Roßbach nicht auffindbar waren, konnten
sich die Visitatoren nur durch Inaugenscheinnahme ("ocularis inspectio")
informieren. Daraus ergibt sich folgende sehr kurze Beschreibung:
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Filialis Rospach
Patronus s.Vitus
Als
Patron der Kirche wird in diesem Berichtsteil nicht St. Leonhard,
sondern St.Vitus genannt.
Die Kirche besitzt zwei Kelche, 3 Corporale, 2 Messbücher,
ein Buch über die Beerdigungsriten, 4 Messgewänder, ein
zerrissenes Liederbuch. Die geweihten Hostien und die hl.Öle
werden rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einer Flasche.
Das Sakramentshaus ist verschlossen und durch ein Ewig-Licht beleuchtet.
Die Kirche, die Stühle und die Kirchenmauer sollten repariert
werden. Der Text endet mit den Worten: "Sonst ist kain magel".
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...vollständiger
Bericht über die Pfarrei Sittenbach ...
Apiankarte
1568
Apian-Karte von 1568
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Kartograph Philipp
Apian stellte in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch den Ort
und die Kirche von Roßbach unter der Bezeichnung "Roschpach"
dar (siehe Landkarte links). Damals hatte die Kirche wohl noch einen
Spitzturm, denn Apians Zeichnungen sollen, wie Dr.Peter Dorner schreibt,
authentische Ansichten der dargestellten Gebäude sein.
Hinweis: Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph
seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen
stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz (latinisiert:Apian)
geboren und trat die Nachfolge seines Vaters an der Universität
Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste Landesaufnahme des Herzogtums
Bayern. 1563 schon hatte er eine erste große Karte des Herzogtums
im Maßstab von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung
dieser sehr unhandlichen Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen"
(jeweils 40 mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000
dar, die 1568 |
vom Züricher Formschneider Jost
Amman in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden.
Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch
Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch
im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren,
weil er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589.
Neubau des Kirchenschiffs um 1660
Der heutige Kirchenbau in Roßbach wurde größtenteils
in der Zeit um 1660 (oder, eher unwahrscheinlich: 1680 07))
, also kurz nach dem
30jährigen Krieg errichtet und im Jahr 1671 eingeweiht.
Für eine Beschädigung im Krieg spricht ein Brief, den Pfarrer
Schädl am 3. Februar 1656 an das Ordinariat in Freising schrieb:
Darin heißt es, dass in der engen und kleine Kirche, der Altar und
Stühle "negst aneinander stehn, die Leuth im Gedreng stäckhend
(=steckend/stehend) den Gottsdienst hören miessen" und
zudem "mit Herunterhangung der Gloggenstricke negst aufm Altar der
Priester mit grosser Gfahr Sanctissimae Eucharistiae (= heiliges Messopfer)
celebrirn thuet". Dies erfordere dringend einen Umbau. Die geplante
Vergrößerung hätte "schon vorm ersten Feindt, also
vor anno 1631" geschehen sollen, "so ist doch solches durch
Einfahl des Feindts wider verhindert worden, aniezo (= jetzt) aber
bey erlangtem lieben Frieden" solle endlich das Werk beginnen. Der
Überschlag sah eine Verlängerung um 26 Werkschuh vor und erwähnt,
daß die alte mauer 4 Schuh dick sei (also massives romanisches
Mauerwerk von 1,20 Metern), die neue aber nur 2 Schuh betragen werde.
Insgesamt käme der Umbau auf 587 fl. 50 kr.
Am 29. März
1656 meldete der Landrichter von Friedberg, es sei ohnehin notwendig,
den baufäl-ligen Turm dieser Kirche abzutragen, "dahero
man willens gewest, ein neuen koppeten (=gekup-pelten) Thurm
aufzuesezen, auf die Dachung ob dem Langhaus". Die Genehmigung
des Geistl.Rates in München sei bereits vor S.Johann (24.6.)
erfolgt. Dafür seien 219 Gulden und 15 Kreuzer vorge-sehen
gewesen. Da nun das Langhaus um 24 Schuh vergrößert werden
solle, sei der neue Über-schlag auf 431 Gulden und 40 Kreuzer
angesetzt, der auch annehmbar sei, während der vorige (Voranschlag)
von 587 fl. und 50 kr. zu hoch gewesen wäre.
Demgemäß erteilte am 10. April 1656 das Ordinariat die
Bauerlaubnis, zu dem "mittleren Überschlag von 431 fl. und dass "dabei aller Überfluß abgestelt und eingezogen
werden solle."
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Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
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Spanischer Erbfolgekrieg 1704
05)

Roßbach
im Hintergrund des Taxa-Gemäldes
von Gustav Amling v.1690
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Im Spanischen Erbfolgekrieg
(1704-1714) fielen feindliche Soldaten, Österreicher und Engländer,
in Bayern ein. Auch wenn die Schäden nicht so flächendeckend
waren wie im 30jährigen Krieg, wurden einige Orte (insbesondere
im Glonntal), zu denen auch Roßbach zählte, schlimm verwüstet.
Der Sittenbacher Pfarrer Franz Josef Leb schrieb am 14.9.1704 an das
Ordinariat, der Feind habe "mit Sengen, prennen, plündern
und heuffiger Weckführung (= Entführung) des Viehs
alles verdörbt". In der Pfarrei habe der Feind sowohl in
der Pfarrkirche wie in den 3 Filialen alles zerschlagen, vernichtet,
die Kelch, Ciborium, Fahnen, Alben, Chor-röcke, die besten Messgewänder,
ja sogar alle "Gloggen aus dem Thurm zu Sittenbach, Roßbach
und Orthoven herundergeworffen und neben obigen Sachen weckhgefürhet,
die Filial Khürchen Grossen Pergkhoven aber gar völlig abgeprennt".
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Schmidt'sche Matrikel von 1738 01)
In der Schmidt'schen
Matrikel von 1738/40 ist auch die Kirche von
Roßbach kurz beschrieben. Kanonikus Schmidt bezeichnet sie als eines
der schöneren Gotteshäuser im ländlichen Bereich. In der
Kirche standen drei Altäre: Der Choraltar mit dem Patron S.Leonard.
Im Altar Reliquien dieses Heiligen. Die Seitenaltäre waren der Jungfrau
Maria und der hl.Katharina d.Großen geweiht. In der Sakristei waren
schöne Messgewänder aufbewahrt. Im Turm hingen zwei geweihte
Glocken. Im Friedhof stand ein Beinhaus. Die Einnahmen der Kirche verwalteten
der Pfarrer von Sittenbach und der Landrichter in Friedberg.
Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache:
"Das Vermögen dises Gottshauses ist aus Abgang der Rechnungs-Extracten
nit wüßlich (= nicht bekannt)".
Beschreibung 1884 02)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
von Anton Mayer und Georg Westermayer aus dem Jahr 1884 ist im Kapitel
über die Pfarrei Sittenbach auch die Kirche St.Leonhard in Roßbach
enthalten. Im Dorf selbst wohnten 137 Seelen (in 30 Häusern). Dazu
kamen noch Gläubige in St.Johann 10 (1). Über die Kirche schreibt
er:
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"Roßbach
liegt im Glonntal an der Glonn und an der Vicinalstraße (= Landstraße)
von Sittenbach nach Odelzhausen. Erbauungsjahr unbekannt. Renaissancestyl.
Geräumigkeit: zureichend. Kuppelthurm mit 2 Glocken:
1) "Zu Gottes Ehr goss mich nach Rosspach J(ohann).M(atthias).Langenegger
in München 1706"
2) Dieselbe Inschrift, nur Jahreszahl 1710.
3 Altäre; Orgel mit 7 Reg(istern). Stiftungen: 5 Jahrtage, 5
Jahrmessen. Meßner: ein Bauer von Roßbach, Cantor der
Lehrer von Sittenbach. Kirchenvermögen: 25.100 Mark"
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Beschreibung 1895
03)
Die Kirche
in Roßbach ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Friedberger Teil ab 1888 von Prof. Gustav
von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr.
Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben
wurde. Dort heißt es:
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"Kirche
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-
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Im
letzten Viertel des 17. Jahrhunderts erbaut. |
-
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Der
Thurm erhebt sich über einer romanischen Apsis. |
-
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An
das einschiffige Langhaus schliesst sich ein eingezogener, rechteckiger
Chor und östlich an diesen die Apsis der älteren Kirche,
jetzt Sakristei, an, darüber der Thurm. |
-
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Vorhalle
westlich. |
-
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Das
Langhaus ist flachgedeckt. |
-
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Unter
den Fenstern ein Gesimse auf hohen Consolen, zwischen den Fenstern
breite Lisenen. Darüber ein niedriges Gesimse. |
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Flachdecke
mit geometrischen Füllungen. |
-
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Die
Mauern des Chores sind ungegliedert, das obere Gesimse ist gleichwohl
zwischen den Fenstern und in den Ecken verkröpft, zur Aufnahme
des Tonnengewölbes, in welches von den Fenstern Stichkappen einschneiden. |
-
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Das
Aeussere ist durch vertiefte Blenden, in welchen die Fenster sitzen,
lebhaft gegliedert. |
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An
der Apsis deutsches Band und Bogenfries. |
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In der Sakristei
bemalte Holzfigur S. Leonhard, er hält in der R. das Gewand und
trägt das Buch unter dem Arm, die L. ist abgebrochen. Anfang
des 16. Jahrhunderts, unbedeutend. H. 88 cm. |
-
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Am
Triumphbogen gegen den Chor zu bemalte Holzfigur des Crucifixus, das
Haupt etwas gegen den r. Arm geneigt; unbedeutende Arbeit des früheren
16. Jahrhunderts. H. 90 cm. " |
Leonhardiritt
Die Kirche von Roßbach ist im Besitz einer Leonhardsreliquie, die
in einem kostbaren Reliquiar aufbewahrt wird. Der Historiker Karl Böck
berichtet in seinem hervorragenden Buch "Wallfahrten im Dachauer
Land", 08)
dass am Patrozinium, dem 6.November,
der Priester dieses Reliquiar beim Festgottesdienst nach dem Segen den
Gläubigen um Küssen reichte. Das gehe aus dem einer "Verrichtungsaufschreibung"
des Pfarrers Josef Resch von Sittenbach aus der Zeit um 1780 hervor.
Aus dem 19.Jh. sind auch Leonhardiritte in Rossbach bekannt. Die Bauern
umritten im Gottesacker die Kirche und hintrließen als Opfergabe
"ein Stümpfl" oder einen ganzen Sack Korn im Gewicht von
10 Pfund bis zu einem Zentner, je nach Stand und Vermögen. Die Gaben
wurden später in der Pfarrkirche von Sittenbach verkauft.
Baubeschreibung
Die gelb verputzte
Kirche steht im Dorf inmitten eines Friedhofs, der von einer neuen, schön
verputzten Mauer umgeben ist.
Der zweiachsige Chor ist eingezogen
und schließt gerade, weil im Osten der Turm angebaut ist.
Das sehr hohe Kirchenschiff
besitzt drei Achsen und wird
von vier Fenstern erhellt.
Die westlichen Fenster auf der Süd- und Nordseite sind zugemauert
und durch eine Blende ersetzt. Darin ist an der Südseite ein
großes Kruzifix
angebracht. Die neuromanischen Verzierungen an den Kreuzbalken zeigen
deutlich, dass es aus der Zeit des Historismus, Ende des 19.Jh, stammt.
Bei diesem Kruzifix handelt es sich um einen sog. Viernageltypus.
Die Beine Jesu liegen nebeneinander am Kreuzstamm auf, jeder Fuß
ist von einem Nagel durchbohrt; zusammen mit den Nägeln der Arme
also vier, daher die Bezeichnung "Viernageltypus". Diese Darstellung
war in der Zeit der Romanik bis zum 12.Jh üblich und deshalb
auch in der neuromanischen Kunst wieder beliebt. |
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Die gelben Außenmauern des Kirchenschiffs
sind durch barocke Rundbogenfenster in originellen, dreifach abgestuften
Wandrücklagen, durch Blenden und Scheinfenster sehr lebhaft gegliedert
09).
Dazu tragen auch die querelliptischen Nischen über den Fenstern bei.
romanische
Apsis
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Eine architektonische Besonderheit
ist der halbrunde untere Teil des Turmes, der an den Chor
im Osten angebaut ist. Es könnte sich um die Apsis
des romanischen Vorgängerbaus der Kirche handeln, geschmückt
mit Bogenfries
und Deutschem Band.
Rätsel gibt allerdings die Höhe des Halbrunds auf, das
weit über die Traufe hinausreicht. Eine Änlichkeit mit
Oberroth ist unverkennbar. Dort wird dieser Bau auch als Teil einer
ältere Wehranlage eingeschätzt. Jedenfalls war die Kirche
in Roßbach über Jahrhunderte wohl eine Chorturmkirche.
Dies ist einem Brief von Pfarrer Schädl aus Jahr 1656 zu entnehmen,
in dem er beklagt, dass in der alten Kirche die Glockenstricke über
dem Altar baumelten und die Messfeier behinderten. Der Altar stand
damals also direkt unter den Glocken im Erdgeschoss des Turms ("Gloggenstricke
negst aufm Altar der Priester mit grosser Gfahr Sanctissimae Eucharistiae
celebrirn thuet").
Dieser zweigeschossige Raum in Roßbach ist jedenfalls der
älteste und architektonisch wertvollste Teil der Kirche (siehe
Bild links). Heute enthält er die Sakristei.
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achteckiges
Turmoberteil
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Turm
Auf der Apsis sitzt der insgesamt 35 m hohe 15)
Turm auf. Er stammt in seinem
unteren, quadratischen Teil wohl noch aus der Gotik, im oberen Teil mit
seinem achteckigen Grundriss aus der Barockzeit. Der achteckige Teil ist
durch horizontale Gesimse und Wandrücklagen gegliedert und mit einer
etwas klein geratenen Zwiebel aus Holzschindeln gekrönt (siehe Bild
rechts).
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Hinweis: Woher
die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform kommt,
ist erstaunlicherweise nicht geklärt. Einige der Experten vermuten,
dass sie eine Nachahmung und Weiterentwicklung der im 7.Jh errichteten
Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom) und somit arabischen
Ursprungs ist. Damals glaubten europäische Baumeister, die Kuppel
stamme noch vom Tempel Salomons und verbanden mit ihr die Vision vom
himmlischen Jerusalem. Andere Kunstexperten sehen in der Zwiebel eine
Weiterentwicklung der byzantinischen Kuppel, die auch in Russland
großen Anklang fand. Fest steht jedoch, dass die ältesten
zwiebelförmigen Kuppeln im alten Baiern die der Münchner
Frauentürme sind (1525). Weite Verbreitung fand die Zwiebel als
Bauform aber erst im Italien der Renaissance und bei uns in der Barockzeit
nach dem 30jährigen Krieg. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz-
passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barocks
und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen". 10)
Wenn Sie die Zwiebeln
auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen möchten,
klicken Sie hier...
|
Glocken
In der Glockenstube des Turms (im vorletzten Stockwerk) hängen zwei
Glocken, von denen
- eine im Jahr 1928 von den Gebrüdern Ulrich in Kempten gegossen wurde.
09)
- Die andere Glocke stammt aus dem Jahr 1950; die Gießerei ist mir
nicht bekannt.
Vor 130 Jahren, um 1880, hingen hier noch Glocken aus den Jahren 1706 und
1710. Sie hatten die 1704 von den Österreichern gestohlenen Glocken
ersetzt und mussten 2 Jahrhunderte später im Ersten und Zweiten Weltkrieg
(jeweils 1 Glocke) zum Einschmelzen für die Waffenproduktion abgeliefert
werden.
Renovierungen:
1976-79 : Umfassende
Renovierung mit hoher Eigenbeteiligung (42.000 Mark von 30 Familien) unter
Pfarrer Lachawitz.
Blechdach
des Turmes musste vorschriftsgemäß gegen kanadische Zedernschindeln
ausgetauscht werden. 15)
Kosten: 360.000 Mark. Abschluss durch Festmesse mit Regionalbischof
Heinrich Graf Soden-Frauenhofen
13
,
07),
verbunden
mit einem großen Dorffest. 15)
2010: Sanierung der Außenfassade
und des Kirchturms. Die Kosten betrugen 80.000 Euro, die zur Hälfte
durch
Arbeitsleistung
der Pfarrangehörigen abgegolten wurden. 11)
2024 Im
Sommer 2023 beschädigte ein Hagelsturm die Kirche. 40 Butzenscheiben
der Fenster gingen zu Bruch und das Blech
am
Sockel wurde vollständig zerstört. Als man die vor 15 Jahren
großenteils neu angebrachten Schindeln auf dem
Zwiebelturm
kontrollierte, musste man feststellen, dass zwar nur wenige dem Sturm
zum Opfer gefallen, der Großteil
aber nach 15 Jahren schon wieder verfault waren. Die Schindeln wurden
2024 -nach unermüdlichem Einsatz durch
Kirchenpfleger Josef Mayr- durch ein Kupferdach ersetzt; die Kosten trug
die Versicherung. 15),
17
Innenausstattung
Altarraum
Der eingezogene
und gerade schließende
Altarraum wird von einem auf Gesimsen ruhenden
Tonnengewölbe überdeckt, in das Stichkappen
hineinreichen. Die um 1680 eingebauten Stuckaturen bestehen aus Rahmenfeldern
mit Fruchtgehängen, Bändern, Akanthusformen
und kleinen Engeln (Cheruben).
Choraltar
/ Hochaltar
Der Choraltar/Hochaltar
aus der Zeit um 1680/90 ist ein barockes Säulenretabel.
Das Holz ist graublau und rot marmoriert (= mit Marmormuster bemalt).
Er ist 3,50 Meter breit 09)
und raumhoch. Der Stipes,
der Altarunterbau, ist mit Holz verkleidet. |
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Das Retabel,
der Altaraufbau, wird von vier gedrehten Säulen mit Kompositkapitellen
und Weinrankenbesatz gestützt. Die beiden äußeren
Säulen wurden später nach vorne geschoben; daher ist das
Gebälk, das sie tragen, stark verkröpft.
Die inneren Säulen sind mit einem seitlichen Volutendekor geschmückt.
Zwischen
dem Altar und den Chor-Außenwänden sind Durchgänge
mit geschweiften Flachbögen angebracht. |
Altarauszug
Mittelteil
Mittelpunkt des
Choraltares ist die von insgesamt zehn Putten umgebene Holzplastik
des thronenden
St. Leonhard aus der Zeit um 1500 09).
Der Heilige ist in ein vergoldetes Mönchsgewand gekleidet; sein
Haupt ist von einem Heiligenschein (Nimbus)
in Form eines Strahlenkranzes umgeben. Mehrere Putti umschweben ihn
mit ihren weißen Flügeln wie Vögel. Leonhard hält
mit seiner linken Hand den Abtsstab, in seiner Rechten ein aufgeschlagenes
Buch. Am Handgelenk baumeln Viehketten. Zu seinen Füßen
steht die vom Haupt genommene Inful (Bischofsmütze). Ein Teil
der Engel stammt noch aus der Erbauungszeit des Altars (um 1680) die
übrigen Engel wurden im 20.Jh hinzugefügt. |
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Hinweis: Die Mitra
oder Inful,
ist seit dem 11.Jh Kopfbedeckung und Würdezeichen der Bischöfe,
Päpste, Kardinäle und Äbte. Zunächst war sie halbkugelige
oder dreieckige Haube mit zwei hinten herabhängenden Zierbändern,
den Infulae (lat. = Binde, altes röm. Symbol für Obrigkeit).
Bald schon bekam sie hornförmige Ausbuchtungen, die zunächst
seitlich abstanden, dann aber über Stirn und Nacken verschoben
wurden. Sie nahmen dabei die Form eines Dreiecks an, wurden bald immer
höher und schildförmiger. |
Auch zwischen
den inneren und äußeren Säulen schweben zwei Engel.
Darunter knien zwei bäuerliche Pilger
die Hilfe von St.Leonhard erbitten.
|
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Die Gruppe
ist Figuren in der Wallfahrts-kirche St. Leonhard in Inchenhofen
nachgestaltet, wohin die Gemeinde Roßbach nachweisbar seit
1661 alljährlich einen Kreuzgang unternahm. 08)
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Assistenzfiguren
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Die
Assistenzfiguren stehen auf den Blendwänden zwischen Altar und
Chorseitenwänden. Es sind zwei Bischöfe im vollen Ornat,
mit edelsteinbesetzten Mitren aus der Zeit um 1680 09):
links steht der hl.Nikolaus
mit der Bibel in der Hand, rechts der hl.
Martin, mit einer Gans zu seinen Füßen.
Hinweise: Nikolaus war um das Jahr 300 Metropolit von Myra.
Während der bald darauf einsetzenden Christenverfolgung wurde
er um 310 gefangen genommen und gefoltert. Er überlebte die Tortur
und nahm 325 am 1. Konzil von Nicäa teil.
Martin wurde gegen seinen Willen im Jahr 371 auf Drängen
des Volkes Bischof von Tours. Die Legende berichtet, er habe sich
in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch hätten
ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten. |
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Tabernakel
Der rd. 2,30 Meter breite Tabernakel aus der Zeit um 1890/1900 09)
ist mit reich
ornamentierten Doppelpilastern
und Segment-bogengiebeln<
gestaltet. In die Tabernakelwand sind auf vergoldetem Hintergrund Bilder
(Ölfarbe auf Blechuntergrund) zweier Opferszenen aus dem Alten Testament
im Stil des ausgehenden 19.Jh. eingesetzt:
Links
wird das Opfer des Melchisedek
abgebildet.
Hinweis: Melchisedek war
zu Zeiten Abrahams Priesterkönig von Salem (=Jerusalem).
Er segnete den Abraham, als der von seinem Sieg über Kedor-Laomer
zurückkehrte und brachte im anschließen-den Dankopfer für
den Sieg Brot und Wein als Opfergaben dar (Gen. 14,18-20).
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Wegen der Übereinstimmung
der Opfergaben wurde Melchisedek im Christentum als Vorläufer
von Christus angesehen. In der christlichen Kunst soll die Darstellung
des Opfers des Melchi-sedek auf die lange Tradition des Messopfers
mit Brot und Wein hinweisen.
Rechts ist das Bild
von der Opferung Isaaks
durch Abraham zu sehen.
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Hinweis: Abraham
wurde von Gott angewiesen, seinen Sohn Isaak zu opfern (offensichtlich
waren Menschenopfer zu damaliger Zeit nicht außergewöhn-lich).
Doch Gott ließ das Opfer nicht zu und gab ihm ein Zeichen, in
Zukunft Tiere zu opfern (Gen 22,1-19). |
Langhaus
/ Kirchenschiff
Das Langhaus besitzt
eine Flachdecke, die -wie das Gewölbe im Chorraum- durch ein Blenden-
und Vorlagenmuster
gegliedert und mit ornamentartigen Stuckmustern auf hellgrünem Hintergrund
und mit Perl- und Eierstableiste
verziert ist.
Auch die Wände sind sind -Ton in Ton- stark verziert.
Für Fachleute: "Unter den Fenstern und an der Westwand entlang
zieht sich eine Wandgliederung mit Vor- und Rücklagen, Voltutenkonsolen
und verkröpftem Gesims, auf dem zwischen den Fenstern breite, pilasterähnlich
Gliederungsfelder mit perlstabgesäumten Rücklagen aufsitzen.
An den Fenstern Schlusssteine und seitliche Kragsteine." 09)
Seitenaltäre

Linker
Seitenaltar |
Auch
die beiden rd. 2 Meter breiten und rd. 5 Meter hohen Seitenaltäre
sind prächtige Säulen-retabel
mit
hohen Altarauszügen. Sie sind aber rd. 70 Jahre jünger
als der Choraltar und wurden um 1750/60 09)
aufgestellt.
Der Stipes (= Altarunterbau) sind mit Holz verkleidet.
Die Altarblätter gehören unterschiedlichen Stilrichtungen
(Historismus und Barock) an.
Die Predella
schmücken aufgesetzte Rocaillen.
Die Mittelnischen sind mit Blüten und Ornamentik dekoriert.
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Rechter
Seitenaltar
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Aus dem 16.Jh. ist bekannt, dass die Kirche damals nur einen Seitenaltar
besaß. Er war der hl.Katharina geweiht, so wie das heute beim rechten
Seitenaltar der Fall ist. 08)
Der dritte Altar wird erst in der Schmidt'schen Matrikel von 1738 erwähnt.
Linker
Seitenaltar
Im Altarauszug des linken
Seitenaltars ist im Strahlenkranz das flammende Herz Jesu, umkränzt
von Gewölk und zwei Putten, zu sehen.
Altarblatt
Der linke Seitenaltar ist
ein Marienaltar.
Das aus dem Jahr 1887 stammende Altarblatt mit den Maßen
180 x 89 cm 09)
wurde von Sebastian Wirsching
gemalt (Öl auf Leinwand).
Die Muttergottes,
mit einer Krone auf dem Haupt, thront auf Wolken. Sie ist in ein
rotes Kleid und einen blauen Mantel gehüllt.
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Muttergottes
1887
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Rot und Blau sind die traditionellen Marienfarben. Rot für
den königlichen Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung
(im Mittelalter brauchte man für die Herstellung der blauen
Malfarbe Lapislazuli).
Mit ihrem linken Arm hält
Maria das Jesuskind, das segnend die Hand erhebt. Ein Engel zu
ihren Füßen hält eine Lilie als Symbol der Reinheit.
Zwei Putten reichen Rosen zu Maria. Rosen und Lilien gelten als
Marien-blumen.
|
Altartisch
Auf dem Altartisch
steht die Figur einer Muttergottes
aus der Zeit um 1690 09),
die in ihrer Aussage dem Gemälde im Altarblatt entspricht.
Auf ihrem Haupt befindet sich aber eine noch prächti-gere Krone,
in ihrer Hand hält sie ein Zepter. Außerdem trägt
sie ihr Haar offen, während im Bild das Haupt von Maria durch
ein Kopftuch bedeckt ist. |
Muttergottes
|
Wenn Sie eine Zusammenfassung schöner Madonnenstatuen in den
Kirchen des Dachauer Landes sehen möchten, klicken
Sie hier... |
Rechter
Seitenaltar
Im hohen Altarauszug
ist ein Auge im Dreieck als Dreifaltigkeitssymbol zu sehen, umkränzt
von Gewölk und zwei Putten. Das Auge im Dreieck als Darstellung der
Dreifaltigkeit in ihrer Allgegenwart und Allwissenheit verbreitete sich
in der Kunst unserer Gegend erst im 18.Jh.
Altarblatt
Der rechte Seitenaltar ist der hl.
Katharina geweiht. Die Heilige ist -mit Krone und Lilie
ausgestattet- Mittelpunkt des 180 x 88 cm großen Altarblatts
(Ölgemälde auf Leinwand) aus der Zeit um 1700.
09)
Unter ihren Füßen liegt eine männliche Person mit
einem Buch.
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St.Katharina
|
Der bärtige Mann erinnert
an die Legende, nach der
der römischen Kaiser
die 50 besten Philosophen einlud, um mit Katharina ein theologisches
Streitgespräch zu führen. Katharina gewann durch ihre
kluge Argumen-tation nicht nur den Disput, sondern bekehrte darüber
hinaus sogar die 50 Philosophen zum christlichen Glauben. Sie erlitten
alle mit Katharina den Martertod.
|
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Hinweis:
Katharina, die Königstochter aus Zypern, ist eine legendäre
Gestalt. Sie soll im Jahr 306 wegen ihres Glaubens und ihrer großen
Überzeugungskraft ausgepeitscht und gerädert und -als das
Rad zerbrach- enthauptet worden sein. Seit dem ausgehenden Mittelalter
gehört sie zu den beliebtesten Heiligen und wurde deshalb im
15. Jh der Gruppe der 14 Nothelfer zugerechnet.
|
Auf
dem Altartisch steht die Figur einer schmerz-haften
Muttergottes (Mater dolorosa) mit einem großen Schwert
in der Brust. Die Figur wurde um 1760/70 geschnitzt und gehörte
zur Neuausstattung des Kircenschiffs. 09)
Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert
durch die Seele dringen". |
Mater
dolorosa
|
Hinweis:
Der Bildtypus der Mater Dolorosa entwickelte sich schon im Mittelalter;
er bezieht sich direkt auf das aus dem 13. Jh stammende Gedicht "Stabat
mater", das die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten
besingt: "Christi Mutter stand mit Schmerzen, bei dem Kreuz und
weint von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing". Das Lied wurde
vielfach vertont; es ist auch im Gotteslob (Nr.532) zu finden. |
An der linken Seitenwand ist ein großes Kruzifix
aus der Zeit um 1880 09)
angebracht. Wie in der Zeit
des Historismus üblich, umrahmt als Heiligenschein ein Reif
mit vielen Strahlen das Haupt Jesu. Das Lendentuch ist nicht vergoldet,
sondern in weißer Farbe gehalten.
Unter dem Kreuz steht eine Madonnenfigur
aus der gleichen Kunstepoche. Bei ihr handelt es sich nicht -wie
sonst üblich- um eine Darstellung der schmerzhaften Muttergottes
mit dem Schwert in der Brust.
|
Hinweis: Ein Heiligenschein
war schon bei der Darstellung der Götter im Altertum
(bei Persern, Indern, Griechen, Römern) üblich.
Seit dem 4.Jh., nachdem das Christentum Staatsreligion geworden
war, kennzeichnete der Nimbus das Haupt von Christus. Später
wurde er auch Maria, den Märtyrern und sonstigen Heiligen
beigegeben.
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Kreuzigungsgruppe
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Eine Kanzel
ist nicht (mehr) vorhanden.
Kreuzweg-Stationsbilder
Die 99 x 54 cm großen
Kreuzwegbilder
hängen an den Seitenwänden über dem umlaufenden
Gesims.
Die Ölbilder wurden um 1880/90 auf Leinwanduntergrund
gemalt. 09)
Hinweis: In der Fastenzeit wird in soge-nannten Kreuzwegandachten
der Leidens-weg Jesus anhand der Bilder in der Kirche
|
Kreuzweg
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betend und meditierend "nachgegangen".
Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen
im Dachauer Land erfahren wollen, klicken
Sie hier...
Apostelleuchter
Unter den
Kreuzwegbildern sind die Apostelleuchter aus grün und gold
gefasstem Schmiedeeisen angebracht. Sie wurden im 18.Jh. gefertigt
09)
und erinnern an das in
der Apokalypse (21, 14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen
Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Na-men der zwölf
Apostel errichtet |
Apostelkreuze
|
sind. Die
Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
Eine Sammlung schöner Apostelleuchter aus den Kirchen des Dachauer
Landes finden Sie hier...
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Unter dem Emporenaufgang steht
noch ein alter, reich verzierter Beichtstuhl.
Er wird nicht mehr genutzt, sondern dient nur noch der Zierde. Der
offene Beichtstuhl (175 breit, 62 cm hoch) wurde schon im späten
18.Jh aus Fichtenholz gefertigt 09).
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Beichtstuhl
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Hinweis: Über
Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im
Kirchenraum beim
Sitz (Kathedra) des Bischofs, später bei dem des Priesters im
Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene Sitz des Beichtvaters
war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen
Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht
mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren
Zahl von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände.
Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh.
zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen
Beichtgehäuse mit dem Mittelteil für den Priester (in dem
der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von
Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter.
Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden
bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen.
In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen
Atmosphäre eine räumliche Alternative für Beicht- und
Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf das Bibelwort "Er
hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr die Sünden vergebt,
dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie
verweigert" (Joh.20,22) zurück. |
Empore und Orgel
Die Kirche besitzt eine auf je zwei
Rundsäulen gestützte doppelte Empore.
Die untere Empore hat eine gerade, die obere eine geschwungene Brüstung
(mit Verputz).
Die Orgel
mit 1 Manual, 6 Registern und pneumati-schen Kegelladen stammt aus
der Werkstatt von August Behler, München 06)
(andere Quelle: von Josef Mühlbauer, Augsburg 09)
); sie wurde 1912 eingebaut.
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Orgel
|
Disposition:
14)
Manual:
(C-f') |
Principal
8', Gedackt 8', Gamba 8', Salicional 8', Octav 4', |
Pedal:
(C-d') |
Subbaß
16' |
Koppeln:
I/I (Super),
I/P, Tutti |
Die Orgel ist in einem Neubarockgehäuse
hinter einem
dreiteiligen, rundbogigen Flachfelderprospekt mit überhöhtem Mittelteil
untergebracht.
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Allgemeines
zur Orgel:
Die Orgel mit ihren vielen Pfeifen aus Holz oder Metall, die über
ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jh. als profanes Instrument
galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde.
Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen
Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Die Pfeifen sind verschieden
groß. Die kleinsten Metallpfeifen sind rd. sechs Zentimeter
lang, während manche Holzpfeifen mehrere Meter hoch sein können.
Die verschiedenen Register fassen bestimmte Pfeifen zusammen und erzeugen
unterschiedliche Klangfarben (z.B. Flöten, Hörner). Der
Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock, dem unsere ältesten Orgeln angehören,
wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich
immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische
Anordnung der Pfeifen wirkt. |
|
|
Die Eingangstüre
besitzt zwei sehr schöne Türblätter mit Kassettenfüllung.
|
Im Vorraum hängt ein großes
Kruzifix, das an
die Toten der Weltkriege erinnert. Über dem Kreuz ist an die
Wand der Text gemalt: "Den Toten zum Andenken, den Lebenden
zur Erinnerung". Das Kreuz ist in barockem Stil gearbeitet.
Das vergoldete Lendentuch flattert im Wind.
|
Hinweis:
Ob Jesus bei der Kreuzigung überhaupt ein Lendentuch getragen
hat, ist ungewiss. Nach römischem Recht waren alle Gekreuzigten
nackt. Die Blöße und die Tatsache, dass sie nicht
beerdigt sondern in der Regel von den Tieren gefressen wurden,
waren Teil der Strafe und sollten |
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|
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bewusst
erniedrigen. Ob wegen des jüdischen Empfindens Ausnahmen vom
Gebot der Nacktheit galten, ist nicht bekannt, sodass wohl auch Jesus
nackt gekreuzigt worden ist. Früher gab es auch Darstellungen
mit dem nackten Jesus. Der Legende nach soll Maria mit ihrem Schleier
die Blöße Jesu bedeckt haben. Das Lendentuch, das dem Gekreuzigten
heute von den Künstlern als Blickschutz für die Blöße
beigegeben wird, soll der Würde Jesu Rechnung tragen. Es ist
Bestandteil der künstlerischen Darstellung geworden, flatternd
im Wind, nur von einer Kordel gehalten. |
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums
Freysing, 1849/50
02) Anton Mayer /Georg
Westermayer : Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising.
München 1874-1884
03) Bezold/Riel, Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern, 1895, Seite 255
04) Theodor Bitterauf,
Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr. 1161, 1202)
05) Jakob Mois, Geschichtliche
Notizen über einige Kirchen im Lkr Dachau, unveröffentlicht,
um 1950 (1704)
06) Georg Brenninger,
Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
07) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
08) Robert Böck,Wallfahrt im
Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes , 1991
09) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1992
10) Karl Grüner,
"Unten bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v.
25.9.2005 und vom 2.10.2005
11) Dachauer Nachrichten
vom 23.6.2010 (Renovierung)
12) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
13) Claudia Schuri, Der Bischof
und der Bagger-Sepp, Dachauer Nachrichten vom 14./15.3.2020
14) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
15) Marlene Wagner, Blech statt
Schindeln, Dachauer Nachrichten vom 8.12.2023 (Renovierung 2024)
16)
Hiereth,
Sebastian: Die Landgerichte Friedberg und Mering S.35 im Historischen
Atlas von Bayern, Stand 1760
17)
Simone Wester, Der Wächter von Sankt Leonhard, Dachauer Nachrichten
vom 30.10.2024 (Kirchturmdeckung)
32 Bilder: Hans Schertl
(28), Horst Lachmann (4)

14.12.2023
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