Filialkirche
St.Johannes d.Täufer in Kammerberg
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Kurzbeschreibung
Kammerberg liegt
zwischen Fahrenzhausen und Petershausen. Es gehört politisch
zum Landkreis Freising; kirchlich ist es eine Filiale der Pfarrei
Giebing im Lkr. Dachau.
Bekannt ist der
Ort durch das noch beste-hende Schloss, das in früheren Jahrhun-derten
Sitz des Ortsadelsgeschlechts der "Chammerberger" war. Seit 1826
ist es im Besitz der Familie von Vequel-Westernach.
Das Schloss war Sitz einer Hofmark, die zum Landgericht Kranzberg
gehörte.
In Kammerberg
stand schon im Jahr 1315 eine Kirche.
Sie wird in den Freisinger Matrikeln von 1513,1524 und 1738 als
Filiale der Pfarrei Vierkirchen erwähnt. 1804
kam sie zur damls neu gegründeten Pfarrei Giebing.
Im Jahr 1885
wurde eine um das Jahr 1610 errichtete Kirche abgerissen und bis
1890 an ihrer Stelle der heutige Bau erstellt. 1902 hat man sie
nach Westen um eine Achse verlängert.
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Die heutige
Kirche wurde im damals modernen Stil des Historismus erbaut.
Der lehnt sich in idealisierender Weise an die mittelalterlichen Stile
an, an Byzanz, die Romanik, die Gotik und teilweise auch an die Renaissance
und den Barock. Aus allen diesen Stilepochen wurden Formenelemente herausgezogen
und daraus ein historisierendes Bauwerk geschaffen. Hier in Kammerberg
dominiert der neuromanische Stil.
Seit 1804 ist Kammerberg Filiale von Giebing.
Damals wurde das vorher zur Pfarrei Vierkirchen gehörige Giebing
eine eigene Pfarrei und erhielt die Kirchen von Kammerberg und Viehbach
als Filialen.
Seit 1990 bilden Giebing, Jarzt und der Kuratie Weng einen Pfarrverband,
der im Okt. 2012 um die Pfarrei Haimhausen erweitert und in "Pfarrverband
Fahrenzhausen-Haimhausen" umbenannt wurde.
Innenausstattung
Auch das Innere der Kirche wurde
beim Neubau 1890 konsequent in den Stilformen des Historismus ausgestattet. Ob die
wenigen älteren Kunstwerke in der Vorgängerkirche angebracht
waren, ist nicht bekannt.
Die Kirche ist ein rechteckiger
Saalbau
mit fünf Fensterachsen.
Der Altarraum und das Langhaus sind nicht abgeschieden.
Das Gotteshaus hat eine bemalte Flachdecke
mit einer Hohlkehle
zwischen Wand u. Decke.
per Mouseklick
zu den jeweiligen Beschreibungen
Im dreiteiligen Altar
werden
- in der Mittelnische der Kirchenpatron St.Johannes d.Täufer,
- in den Seitennischen St.Petrus und St.Paulus dargestellt.
Ein Oratorium an der rechten
Seite, mehrere Epitaphe an der Wand und eine Gruft unter
der Empore erinnern an die engen Verbindungen zu den früheren
Schlossherren.
Im Chor hängt ein Ölgemälde
aus dem 17.Jh., das noch aus der früheren Kirche stammt.
Es zeigt die Stigmatisierung des hl. Franziskus.
Fünf Kirchenfenster und drei
Sakristeifenster enthalten Glasgemälde
von Bockhorni (1890).
Der um 1980 aufgestellte Zelebrationsaltar
besteht aus einem hellen Marmorblock, der auf einer kreuzförmigem
Konsole ruht.
Große Kreuzwegbilder
und eine Vielzahl von Heiligenfiguren, vorwiegend aus dem 19.und
20.Jh., prägen das Erscheinungsbild.
In der Kirche werden folgende Heilige
als Figur und im Bild dargestellt:
Kammerberg gehört zum Sprengel
der Pfarrei Giebing, der auch die Orte Gramling, Milbertshofen,
Bachenhausen, Viehbach und einen Hof von Lauterbach an der B13 umfasst.
Mit der Pfarrei gehörte Kammerberg ab 1.11.1990 zum Pfarrverband
Jarzt-Fahrenzhausen (Pfarreien Giebing, Jarzt und Kuratie Weng). Im Oktober
2012 wurde dieser Pfarrverband um die Pfarrei Haimhausen (zum Pfarrverband
Fahrenzhausen-Haimhausen) erweitert.
Denkmalschutz
Die Kirche
steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes
für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Freising
32 )
eingetragen Darin wird sie
wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-78-123-6 Kirchstraße 25.
Saalkirche mit Chorturm, eingezogenem gerade abschließendem Chor
und angefügter zweigeschossiger Sakristei, im Kern 1610, durch Umbau
und Erweiterung durch B. Gräßl um 1880/90 weitestgehend verändert"
Was
noch interessiert...
Im
'Coronajahr' 2020 hat auch der Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen
Gottesdienste und geistliche Impulse auf Youtube veröffentlicht
und so digitalen Kontakt zu ihren Gläubigen gehalten.
Am 21.11.2020 erzählte Pfarrer Stefan Menzel die Legende von
der heiligen Elisabeth in der Filialkirche St. Johannes der Täufer
in Kammerberg. Dort zeigt das dritte Fenster in einem Glasgemälde
diese Heilige, die einen Bettler segnet .... .
Wenn Sie den Impuls und schöne Aufnahmen aus der Kirche sehen
und hören möchten, klicken
Sie hier...
Gottesdienste
finden in Kammerberg i.d.R. abwechselnd mit Giebing jeden zweiten
Sonntag statt. Am Patroziniumstag dem 24.Juni wird ein Festgottesdienst
gefeiert.
Die aktuelle Gottesdienstordnung finden
Sie hier...
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Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Ort Kammerberg
wird urkundlich erstmals um das Jahr 1080 als Chamerperig erwähnt.
Ein Herzog zu Ingolstadt soll den Ort seinem Hofjunker 'Cammerberger'
geschenkt haben. Dies blieb so bis 1452, bis Cammerberg an die Familie
der Freiyberg und später an die Freiherrn von Pürching und Günther
von Pünau kam. Unter Letzterem brannte das Schloss ab. 1609 wurde
es an Freiherrn Franz Füll von Windach, 1814 an den Posthalter Karl
Paur und später an den Freiherrn von Vequel verkauft. 16)
Als 1818 in Bayern aus den 1808 eingeführten Steuerdistrikten die
politischen Gemeinden gegründet wurden, entstand Kammerberg durch
eine Teilung des gleichnamigen Steuerdistrikts in die neuen Gemeinden
Kammerberg und Lauterbach. Vom Gemeindeteil Weißling gehörten
bis 1887 18 Anwesen zur Gemeinde Lauterbach und 9 zur Gemeinde Kammerberg.
Neue Gemeinden durften damals nur gebildet werden, wenn sie eine Bevölkerung
von mindestens 20 Familien aufweisen konnten. 23)
Möglicherweise
ist das erste Schriftstück über Kammerberg älter als die
Urkunde von 1080. Nach dem Historiker Bitterauf soll der in der Freisinger
Urkunde Nr. 1382 genannt Ort Perga mit Kammerberg identisch sein. 06)
Damals vertauschte Bischof Egilbert mit dem Edlen Wolftregil Besitz zu
Schönbrunn (Prunna) gegen andere in Hohenkammer (Chamara) und Kammerberg
(Perga). Diese Urkunde wurde in der Zeit zwischen 1006 und 1039
ausgestellt. Das genaue Ausstellungsdatum wird nicht genannt. Das ist
nicht ungewöhnlich, weil zum einen die Zeitrechnung "nach Christi
Geburt" damals noch nicht verwendet wurde 08)
und zum anderen die auf römischen Brauch zurückgehende ausführliche
Eingangsformel vereinfacht worden war. 09)
Nach altem römischen Recht musste an den Anfang des Schriftstücks
eine ausführliche Darstellung des Rechtsgeschäfts, die Aufführung
der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers gesetzt werden.
Ab dem 9.Jh. begnügte man sich mit einer kurzen Erwähnung der
Rechtshandlung und einer Aufzählung der Zeugen des Vertragsabschlusses.
Grund für die Vereinfachung war, dass im Fall der Anfechtung der
Rechtshandlung der Hauptbeweis in den Zeugen lag. Bei der Beschreibung
der Rechtshandlung hat man auch die Namen der Rechtsbeteiligten aufgeführt.
War eine der Parteien die Kirche, wurde der Name des Bischofs genannt.
Da die Regierungszeit der Freisinger Bischöfe bekannt ist, lässt
sich aus dem Bischofsnamen die Zeit ermitteln, in der die Urkunde ausgestellt
worden ist. Eine weitere zeitliche Begrenzung ist nur möglich, wenn
man zusätzlich Lebensdaten von Zeugen kennt (z.B. Todesjahr eines
Zeugen). Bischof Egilbert regierte von 1006-1039.
Geschichte
der Kirche
Matrikel 1315 01)
Wann die erste Kirche errichtet
wurde, ist ungewiss: Schriftlich ist das Gotteshaus erstmals in der
Konradinischen
Matrikel von 1315 als Filiale von Vierkirchen erwähnt
("Viehchirchen...habet VIII filias: Chamerberch, Viehpach,
Piperbach, Rudoltzhouen, Rübentzhouen cum sepulturis. Rotenbach,
Uetenshouen, Alboltzhouen et Giebingen sine sepulturis").
Kammerberg hatte somit einen Friedhof, Giebing noch nicht. Ein Friedhof
ließ auf eine hohe Bedeutung der Kirche schließen.
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Matrikel
1524 01)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel aus dem Jahr 1524 wird Kammerberg
(Camerberg) mit dem Johannespatrozinium genannt.
<<<--
Schloss Kammerberg mit Kirche von Apian 1568
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Visitationsbericht von 1560
13)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die
Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des
Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt
hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten
Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen.
Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der
Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
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Auszug aus dem Visitationsbericht S.289
"Kamerberg. Patronus Johannes"
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Im Bericht über die Pfarrei Vierkirchen
ist auch die Filialkirche "St.Joannes Baptista in Chamerberg"
erwähnt. Die Kirche hatte ein Sakramentshaus, das "herrlich beschlossen
und gar wol beleucht" war. Unter Beleuchtung ist das Ewige Licht zu
verstehen. Ein Sakramentshaus war der Hinweis auf die katholische Ausrichtung
der Kirchengemeinde. Das Allerheiligste und die heiligen Öle waren
liturgisch unrein aufbewahrt ("impure tranctantur"). Taufwasser
war nicht vorhanden (die Taufen fanden in der Pfarrkirche statt).
An Gerätschaften gab es: 2 Kelche mit Corporale ("hat zwen Kelch,
zway Corporal"), eine Monstranz aus Messing ("ain messige Montrantz"),
2 gute Messbücher,ein Liturgiebuch, ein zerflettertes Psalmenbuch und
4 Messgewänder. Der Bericht endet mit den Worten: "Sonst an allen
Dingen nit Mangel".
Auszug aus einer Karte von
Philipp Finkh -1655
Kammerberg=Camerperg
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Neue Kirche 1610
Nach den Unterlagen errichtete Franz Freiherr von Füll in
Kammerberg um das Jahr 1610 eine neue Kirche. Diese Kirche dürfte
in etwa wohl so ausgesehen haben, wie sie der Hofkupferstecher
Michael Wening im Jahr 1700 abgebildet hat (siehe Bild unten).
Auch sie scheint, wie die heutige Kirche, wohl keinen ausgeschiedenen
Altarraum besessen haben. Der Turm war viel zu groß als
dass er auf dem Dach hätte gründen können; sein
Unterbau musste aus statischen Gründen bis zum Boden reichen.
Für einen Chorturm (Altarraum ist im Erdgeschoss des Turmes
untergebracht) ist er wiederum zu schmal. Das Gebäude östlich
des Turms (im Bild unten: rechts) dürfte die Sakristei gewesen
sein. Das Kirchenschiff hatte -wie heute- 5 Achsen.
|
Das Sal-
oder Stiftsbuch der Hofmark Kammerberg des Jahres 1615 enthält
im Abschnitt B5 folgende Schilderung der Kirche: 26)
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"Zu
Cammerwerg ist ain Filial Kürch St.Johanns deß Tauffers,
in die Pfarr Füerkhürchn Pfärrig, so wir deß
1615 Jars uf unnsere Cossten von neuem erpauen und aufrichten lassen.
Zehent zu Cammerwerg gehörn unns in die Hofmarch aigenthumblich
Zwen thail, und der dritte thail dem Pfarrer zu Füerkhürchen
Zuefenngen, ausser des Widumbs alda, selbiger Zehent dem Pfarrer allain
gebürent." |
Im Turm hingen
später drei Glöcklein, welche alle drei die Umschrift trugen:
'Im Jahre 1699 goß mich Johann Baptist Divatz in München'
nur mit dem Unterschiede, daß auf der linken Seite die größere
Glocke das Füll'sche Wappen, die mittlere das Bildnis Christi am
Kreuz und die kleine Glocke das der schmerzhaften Gottesmutter trug. 26)
Spanischer Erbfolgekrieg 1701-1712 26)
Im Jahr 1703 erreichten die kriegerischen Auseinandersetzungen des
Spanischen Erbfolgekriegs auch Indersdorf. In diesen Krieg war ganz
Europa verwickelt und kämpfte um das Erbe des kinderlosen Königs
Karl II. von Spanien. Bayern war mit Frankreich gegen Österreich
verbündet. Als die österreichischen Husaren Bayern besetzten
und ausplünderten, mussten die Indersdorfer Mönche nach
München flüchten, im nahegelegenen Kollbach am 8.Sept.1703
die beim Frauenfeste versammelten Beichtherren samt ihren Beichtkindern
das Weite suchten und viele Pferde und Kühe aus Giebing "unzählig
die Zahl" am 8.Sept und 28.Dez. nach Augsburg und Neuburg geschleppt
wurden.
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"Am
23.Juli 1704", so die Chronik von Giebing weiter, "als
das kaiserliche Heer bei Schrobhausen stand, ergriff gleichfalls
wider Alle die Flucht, während welcher ihnen die Häuser
niedergebrannt wurden, so daß sie bei ihrer Heimkunft
rauchende Brandstätten vorfanden, wozu noch das Bittere
gesellte, dass die Ernte vor der Thüre - und kein Mensch
zum arbeiten da war." |
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Kirche um 1700
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Matrikel 1740 01)
In den Jahren 1738 bis 1740 hatte der Freisinger Kanonikus (Domherr) Schmidt
alle Pfarreien der Diözese Freising besucht und in der nach ihm benannten
Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben. Zur
"Ecclesia filialis s.Joannis Bapt.in Cammerberg" bemerkte er,
die Kirche bedürfe der Renovierung. Nach dem Bericht hatte sie damals
drei Altäre: Der Hochaltar hatte wie heute den hl. Johannes d.Täufer
zum Patron. Von den Seitenaltären war einer dem Sterben Christi (Agonizanti
Christi), der andere drei Heiligen mit dem Namen Franziskus (Franziskus
Seraph v.Assisi, Franz Xaver und Francesco de Paula) geweiht. Das Kirchweihfest
fiel auf den Sonntag nach Johanni (24.Juni). Patrozinium und Kirchweihfest
fielen so fast zusammen. In der Kirche befand sich auch ein Taufstein.
In der Sakristei wurden Messgewänder in ausreichendem Umfang aufbewahrt.
Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im Turm hingen drei geweihte Glocken.
Die Einnahmen der Kirche verwalteten der Vierkirchener Vikar sowie der
Hofmarkbesitzer, das war im Jahr 1740 Baron de Füll. Der Bericht
schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen
dises Gottshauses ist aus Abgang der Rechnungs-Extracten nit wüßlich".
Der Baron ließ sich nicht in die Buchhaltung schauen.
Teilung der Pfarrei Vierkirchen 1804
Kirche und Schloss Kammerberg
1721
|
1804
wurde der südliche Teil der Pfarrei Vierkirchen abgetrennt und
zur selbstständigen Pfarrei Giebing erhoben. Kammerberg war jetzt
neben Viehbach eine Filiale dieser neuen Pfarrei. Schon vorher gehörte
es zu Giebing, als Filiale der Kuratie.
Bis 1804 hielt der Cooperator von Vierkirchen in Kammerberg abwechselnd
mit Giebing jeden 2.Sonntag eine Messe. Als Giebing eigene Pfarrei
wurde, zog man die neue Filiale Viehbach in den Turnus ein; deshalb
wurde in Kammerberg nur noch jede 3.Woche ein Sonntagsgottesdienst
gefeiert. Dies verursachte bei den Kammerber-gern große Unzufriedenheit.
Der Schlossherr und der Wirt verlangten sogar, ein neuer Cooperator
solle sich speziell um Kammerberg kümmern. Doch Pfarrer Rauscher
wehrte sich: Er habe kein Zimmer im ohnehin baufälligen Pfarrhaus.
Sein Gehalt reiche kaum für ihn selbst, geschweige denn für
einen zusätzlichen Cooperator. 26) Das Ordinariat schlug
sich auf die Seite des Pfarrers und verlegte als Zugeständnis
an die Kammerberger lediglich die Nachmittagspredigten in der Fastenzeit
von Giebing nach Kammerberg. |
Gemeinde Kammerberg 1867
02) .
1867 war im Handbuch des Königreichs Bayern von 1867 über die
Gemeinde Kammerberg folgendes zu lesen:
"Kammerberg, Gemeinde, 285 Einw. 97 Gebäude in 2 Orten:
Kammerberg, Dorf, Pfarrei Giebing, 247 Einw. 78 Gebäude, 1 Kirche,
Schule, Schloß
Weißling, Dorf, Pfarrei Kollbach, 38 Einw. 19 Gebäude, 1 Kirche."
Statistik:
1750: (Mitte des 18.Jh.) Ortschaft mit 35 Anwesen 16)
1831: Gemeinde mit 240 Einwohnern in 43 Häusern 16)
1852: Gemeinde mit 265 Einw., 69 Familien 24)
1867: Gemeinde mit 285 Einw.
in 97 Gebäuden
Ortschaft mit 247 Einw
in 78 Häusern 02),
16)
1876: Ortschaft mit 275 Einw. in 55 Wohngebäuden, 58 Pferden, 268
Rindviechern, 28 Schafe, 43 Schweinen u. 2 Ziegen. 01)
1898: Gemeinde mit 300 Einw
16)
1925: Gemeinde mit 472 Einwohnern
1933: Gemeinde mit 426 Einwohnern 18)
1939: Gemeinde mit 361 Einwohnern
18)
1964: Gemeinde mit 332 Einw. in 62
Wohngebäuden 16)
Beschreibung
1874 03)
Die Kirche in Kammerberg ist auch in der Statistischen Beschreibung des
Erzbisthums München-Freising von Anton Mayer aus dem Jahr 1874 enthalten.
Dort heißt es:
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"Kammerberg,
an der Vicinalstraße (=Landstraße) von Kollbach
nach Freising gelegen. Erbauungsjahr unbekannt. Stillos. Genügende
Geräumigkeit. Früher hatte die Kirche einen hübschen
Sattelthurm, jetzt aber verunziert sie ein ganz moderner Thurm, vierseitig
mit niedrigem Dache; unansehnlich. In selbem sind 3 kleine Glocken.
Cons.dub. Patron Hl.Johannes d.Täufer. 3 Altäre; kleine
Orgel. Cemeterium (=Friedhof) ohne Capelle. Gottesdienste: Abwechselnd
mit Giebing und Viehbach jeden dritten Sonntag, am Patrocinium, Pfingstsonntag,
Nachmittag Predigt, Peter und Paulfest. Stiftungen: 5 Jahrtage, 50
Wochenmessen, 1 Predigt, wofür dem Pfarrer an der Gradlwiese
bei Kammerberg ein Stück Wiesengrund, der sog.Scheerbuckel überlassen
wurde. Den Meßner- und Cantordienst versieht der Lehrer. Kirchen-Vermögen:
11.485 Gulden. |
Kammerberg hatte 1874 genau 250 Seelen,
die in 45 Häusern wohnten. Es war wie heute die größte Ortschaft
der Pfarrei.
Um das Jahr 1880 überlegte
man, für die Pfarrei Giebing eine neue Kirche zu errichten. Als Standort
war der westliche Rand von Kammerberg vorgesehen. Dies wäre das Aus
für die heute noch bestehenden Kirchen in Giebing und Kammerberg
gewesen. Aus unbekannten Gründen wurde das Vorhaben aber nicht ausgeführt.
So wurden die Kirchen in Kammerberg und in Giebing in den Jahren 1885/90
und 1902 umfassend renoviert (beide Kirchenschiffe neu gebaut und die
Kirchen neu ausgestattet).
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Neubau 1885
Die 1610 gebaute Kirche wurde 1885 abgerissen und bis 1890 an ihrer
Stelle der heutige Bau erstellt. Der Kostenvoranschlag des Freisinger
Maurermeisters B.Gräßl belief sich auf 12.900 Mark.
Am Neubau wirkten mit: Glasmaler Ostermann (Freising), Fa.Bockhorni,
Bildhauer Alois Riesenhuber (Altäre, Ausmalung), Gürtler
Joseph Baumeister (Leuchter).
Die alte Kirche musste wohl schon sehr baufällig gewesen sein,
da vom Kirchturm "nur noch ein unansehnlicher Stumpf übrig
geblieben" sei. Nach Pfarrer Steinberger hat dieser "mit
niederem Dach versehene, äußerst unkirchliche Thurm die
ganze Ortschaft verunziert".
Wahrscheinlich wurde der untere Teil des Turmes, vielleicht auch
der östliche Turmanbau beim Neubau wiederverwendet.
In der neuen Kirche errichtete man 1891 eine Herz-Jesu-Bruderschaft
(bischöfliche Genehmigung v. 12.3.1891, Aggregierung in
Rom am 2.3.1891). Wenn Sie mehr über die Statuten dieser Bruderschaft
erfahren möchten, klicken Sie hier...
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Verlängerung 1902
Das Schiff der neuen Kirche wurde 1902, als man im nahen Giebing die Kirche
errichtete, um eine Achse nach Westen verlängert.
Pfarrzugehörigkeit
Seit 1804 ist Kammerberg Filiale der neu gegründeten Pfarrei
Giebing. Vorher gehörte es seit mindestens 500 Jahren zur Pfarrei
Vierkirchen. In den letzten Jahrzehnten vor Pfarreigründung war Giebing
schon eine Kuratie (zumindest der Funktion nach) und Kammerberg gehörte
als Filiale dazu.
Zum Sprengel der neuen Pfarrei Giebing gehörten auch die Orte
Gramling, Milbertshofen, Bachenhausen, Viehbach und ein Hof in Lauterbach
an der B13. Seit 1990 bilden
Giebing (mit Kammerberg), Jarzt und Weng einen Pfarrverband, der
2012 um die Pfarrei Haimhausen erweitert und in "Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen"
umbenannt wurde.
Auch im Schloss Kammerberg befand sich früher eine Kapelle.
Sie dürfte von Franz Freiherrn von Füll im Zuge des Schlossneubaus
im Jahr 1609 errichtet worden sein. Dort war ab 1693 während
der letzten Kartage ein Heiliges Grab aufgestellt. Am Gründonnerstag
wurde nach der Messfeier das Allerheiligste in einer Prozession
von der Kirche hinüber in die Schlosskapelle getragen, wo es
bis Karsamstag blieb; gleiches geschah am Festtag des Heiligen Johannes
Nepomuk (16.Mai). 33)
|
frühere Schlosskapelle
um 1700
|
Für
diese Kapelle waren zwei Wochenmessen gestiftet, die der Kooperator
von Giebing hielt.
In der Schmidt'schen
Matrikel von 1738/40 wird erwähnt, dass die
Kapelle dem hl.Georg, dem Patron der Ritter, geweiht war.
Im Altar war eine Kreuzreliquie "bestattet".
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken.
Die Baulast trug der Hofmarksherr.
Als Giebing 1804 eine eigene Pfarrei wurde, schloss man die Kapelle
und brach sie 1808 ab. |
Jahrtagsstiftungen
Eine Jahrtagsstiftung war ein der Pfarrei übereigneter Geldbetrag
oder ein Grundstück, aus deren Ertrag ein jährlicher Gottes-dienstes
zum Gedächtnis eines Verstorbenen finanziert wurde. Die Zinseinnahmen
aus dem Stiftungskapital waren -neben der Landwirtschaft, dem Zehent und
den Stolgebühren- eine der Einnahmequellen für den Pfarrer.
Jahrtagsstiftungen sind schon seit dem 12.Jh. bekannt.
Aus Kammerberg sind mir folgende Stiftungen bekannt: 26)
|
28.04.1610 |
30 Gulden |
|
Philipp
u. Ursula Christl |
|
16.05.1613 |
50
Gulden |
|
Anton
Fischer; vom Zins erhalten: Pfarrer 30 kr, Kirchenpröbste 3 kr,
Mesner 6 kr |
|
um
1800 |
150
Gulden |
|
Major
v.Gillet |
|
1848 |
100
Gulden |
|
Walburga
Sulzberger |
|
1866 |
125
Gulden |
|
Jakob
Kölbl'sche Erben 29) |
|
1871 |
200
Gulden |
|
Anton
Hörl 28) |
|
1871 |
150
Gulden |
|
Franz
Schäffler, Bauer aus Kammerberg 31) |
|
1878 |
1200
Gulden |
|
Auguste
Freifrau v. Vequel-Westernach |
|
1883 |
340
Gulden |
|
Georg
Kern |
|
1884 |
294
Gulden |
|
Franz
Schäffler |
|
1884 |
340 Gulden |
|
Philipp
Dambach |
|
1878 |
150 Gulden |
|
Felix
v. Füll |
Die eingenommenen
Gelder wurden häufig wieder als Darlehen an Pfarrangehörige
oder Personen der Umgebung ausgereicht. Da
es damals noch keine Sparkassen gab, war die Kirchenstiftung neben anderen
Stiftungen und den Zünften eine der größten Kapitalvermittlerinnen
und die Kirchenpröpste auch eine Art Bankiers.
Mir bekannt sind:
Datum
|
Betrag |
Text
in der Zeitung |
März
1858 |
1000 |
zu
4 Prozent sind auf gute Hypothek auszuleihen. Das Üebrige bei
der Kirchenverwaltung Kammerberg, Georg Kern, Kirchenpfleger in Kammerberg"
29)
|
März
1866 |
1900 |
zu
4 Prozent sind von der Kirche Kammerberg auf erste und sichere Hypothek
auszuleihen. Nähere Aufschlüsse ertheilt. Georg Kern, Kirchenpfleger
in Kammerberg"
30)
|
Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar
mit dem Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck
aus der damaligen Zeit. Meist werden Glockenweihen, Priesterjubiläen,
Orgelweihen oder Primizen beschrieben, wie hier auf der Seite für
Kammerberg.
Wenn Sie die Berichte lesen möchten, klicken Sie
hier...
Renovierungen
sind mir bekannt aus:
1855 (vier bemalte Fenster und Baureparaturen, Teil-Vergoldungen
von Figuren)
1875 (Kirchenrenovierung, für die der Distrikt Freising einen Zuschuss
von 320 Gulden gab). 27)
Baubeschreibung
Die 1890 erbaute Kirche liegt am südöstlichen Ortsrand von Kammerberg,
inmitten eines ummauerten Friedhofs. Die Kirche wurde im Jahr 1885 im
damals modernen Stil des Historismus erbaut. Der lehnt sich in idealisierender
Weise an die mittelalterlichen Stile an, an Byzanz, die Romanik, die Gotik
und teilweise auch an die Renaissance und den Barock. Aus allen diesen
Stilepochen wurden Formenelemente herausgezogen und daraus ein historisierendes
Bauwerk geschaffen.
Bei der Kirche in Kammerberg handelt sich um einen rechteckigen Saalbau
(einschiffige, im Wesentlichen nur aus einem großen saalähnlichen
Raum bestehende Kirche), der von 11 Rundbogenfenstern und 3 Rundfenstern
erhellt wird. Die Sakristei mit dem Oratorium im ersten Stockwerk ist
an der Südostseite angebaut. Der Bau ist außen an den Kanten
durch Lisenen
farblich gegliedert. Bis 2008 waren sie rot, seither sind sie
gelb. Auch der Beginn des Erweiterungsbaus von 1902 ist farblich markiert.
Die sonst bei Kirchen schmucklose Westseite wird in Kammerberg durch ein
großes Kreuz in der gelben Farbe der Lisenen geziert.
bis 2008
|
Der schlanke Kirchturm ist an der Ostseite angebaut. Er hat
einen quadratischen Grundriss und über den rundbogigen Schallfenstern
einen schiefergedeckten Spitzhelm über vier Giebeln.
Früher hatte der Kirchturm ein anderes Aussehen:
Um das Jahr 1700 zeichnete Michael Wening in einem Stich einen hohen
Zwiebelturm. Später wurde ist die Spitze wohl geändert,
denn 1874, kurz vor dem Neubau, klagte Anton Mayer in seiner Bistumsbeschreibung:
"Früher hatte die Kirche einen hübschen Sattelthurm,
jetzt aber verunziert sie ein ganz moderner Thurm, vierseitig mit
niedrigem Dache; unansehnlich, von dem nur noch ein unansehnlicher
Stumpf übrig geblieben ist". Und
nach Pfarrer Steinberger (1879) war er ein "äußerst
unkirchlicher Thurm, der die ganze Ortschaft verunziert".
Die alte Turmuhr aus der Erbauungszeit von der Maschinenfabrik
Eduard Strobl in Regensburg ist ausgelagert. Wann die derzeitige
Uhr eingebaut wurde, ist mir nicht bekannt.
|
ab 2008
|
Wahrscheinlich
sind die drei Glocken, die Pfarrer Steinberger in seiner Chronik
von 1879 beschreibt, nicht mehr vorhanden. Sie stammten alle aus dem
Jahr 1699 und trugen die Aufschrift "Im Jahre 1699 goß mich
Johann Baptist Divall in München". Auf der größeren
Glocke war das Füll'sche Wappen, auf der mittleren ein Kreuzigungsbild
und auf der kleineren Glocke das Bild der Mater dolorosa zu sehen.
|
Joh. Bapt.
Divall (*1672 in Sigleto; + 22. November 1746 in Wien) ist ab
1709 in Wien nachweisbar und wohnte "Bei den sechs Schimmeln"
- heute Ulrichsplatz 12, im 7. Gemeindebezirk Wiens. Seine Glocken
sind heute noch in der Wiener Karlskirche und in anderen Kirchen
Österreichs erhalten. Im Dachauer Land sind mir von ihm nur
die früheren Glocken in Kammerberg bekannt. 12).
|
Die heutigen Glocken in Kammerberg dürften im 20.Jh gegossen worden
sein; jedenfalls existieren Fotos von der Weihe von drei Glocken.
Epitaphe
an der Außenmauer
|
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gestorben
13.8.1723
Rotmarmor 45 x 34 cm
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gestorben
5.4.1790
Kalkstein, 46 x 46 cm
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gest. 3.3.1815
Rotmarmor u. Kalkstein 115 x 62 cm
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gest. 22.11.1827
Rotmarmor u. Muschelkalk
116 x 78 cm
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gest.
3.2.1887
Kalkstein
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in der Kirche
Die Nordwand des
Altarraums enthält eine 170 x 90 cm große Grabplatte
(Epitaph) aus Rotmarmor mit völlig verwitterter oder -falls
die Platte früher in den Fußboden eingelassen war- abgeschliffener
Inschrift. Hinweise auf das Alter können nur die großen
Wappen im unteren Teil geben, von denen eines der Familie Barth gehörte.
Der Stein wird auf ein Alter von 400 Jahren geschätzt.
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17.Jh
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Daneben ist ein
160 x 90 cm großes Epitaph aus Rotmarmor für Barbara
von Freyberg, geborene von Schaudorf eingelassen.
Nach dem teilweise nicht mehr lesbaren Text im Rahmen ist Frau von
Freyberg am Freitag nach einem Marienfest (Mariä Himmelfahrt
?) 1520 (?) gestorben. An den vier Ecken des Epitaphs sind Wappenschilde,
in der Mitte die Gestalt einer Frau (der Toten?) und einem Kind in
Reliefgravur abgebildet. Bei der Reliefgravur wird das die Buchstaben
umgebende Material in gleicher Höhe weggestochen. Die Buchstaben
sind dadurch erhöht und wirken gleichsam appliziert (aufgesetzt).
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1520
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An der Westwand
ist das über einen Meter hohe und 75 cm breite Epitaph aus hellem
Plattenkalk für den Freiherrn
Ferdinand von Füll zu sehen, der am 22.August 1772 gestorben
ist.
Der obere Teil besteht aus der Inschrift "Dominus Providebit"
(= der Herr wird vorsorgen) und einem Wappen, das von heraldischen
Motiven umgeben ist. Im unteren Teil ist folgender Text in schwungvoller
Zierschrift angebracht:
"Allhier Ligt Begraben der Hochwohlgebohrne
Herr Donn Ferdinand von Füll, von und zu Windach, Freyherr auf
Cammerberg, Grünertshofen, Ereßing
und Piflitz, Sr. Churfürstl. durchl.in Bayrn etc. etc. Cammerer
und
Infanterie Hauptmann. So gestorben den 22.aug
Ao 1772". |
1772
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Mariengrotte
Mariengrotte
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An
die Ostmauer der Sakristei ist eine Mariengrotte
angebaut. Sie ist etwa 3 m hoch und aus Natursteinen errichtet. In
dieses "Felsengebilde" ist eine mit einer Glastüre
abgeschlossenen Nische eingebettet.
Darin steht seit 2015 eine neue Muttergottesfigur, die am 8. Februar
2015 im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes von Pfarrer Christoph Rudolph
gesegnet
wurde. Die von Gläubigen aus der Pfarrei gestiftete Statue ist
der Gnadenfigur aus Medjugorje nachgebildet; im Sockel wird in einer
Umschrift darauf verwiesen (Kralijica Mira Medjugorje = Maria die
Königin des Friedens). Die Figur wurde im Wallfahrtsort Medjugorje
im Devotionalienhandel erworben. |
Einweihung der Mariengrotte 2015
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Hinweis. In Medjugorje soll seit
dem 24. Juni 1981 die Gottesmutter jeden Monat erscheinen und Botschaften
verkünden, die von Frieden, Glauben, Umkehr, Gebet, Fasten und Buße
handeln. Die Botschaften werden an jedem 25.eines Monats vom Informations
Center öffentlich verkündet. Bis zu schätzungsweise einer
Million Pilger besuchten jährlich diesen Ort in Bosnien. Die Marienerscheinungen
sind von der kath.Kirche nicht anerkannt.
Früher
stand in der (damals dicht mit Efeu bewachsenen) Nische eine Muttergottesfigur
aus der Zeit um 1930 aus Ton. Sie war durch Witterungseinflüsse
stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Inzwischen hat man sie renoviert
und im Leichenhaus aufgestellt. Neben der Marienfigur kniet die Statue
des Seherkindes Bernadette Soubirous, dem vom 11. Februar 1858 an
die Muttergottes an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave du
Pau wiederholt erschien.
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Lourdesmadonna
im Leichenhaus |
Innenausstattung
Die Kirche besteht aus einem fünfachsigen,
ungegliederten Saalraum.
Der Altarraum ist nicht eingezogen
und nur durch eine Treppenstufe vom Kirchenschiff abgesetzt. Er schließt
gerade .
Die Form des Kircheninneren ist durch die Lage des Kirchturms unmittelbar
an der Ostseite bedingt.
Die Kirche besitzt eine hölzerne Flachdecke, die durch eine bemalte
Hohlkehle (= rinnenartige Ausformung) mit den Wänden verbunden
ist.
Deckenmalerei
Die Decke und die Hohlkehle sind
mit vierfarbiger Schablonenmalerei
(Blattranken) geschmückt und gegliedert. In die vier Felder sind
Symbolgemälde eingefügt:
Über dem Altarraum ist
ein vierpassförmiges Medaillon
zu sehen, mit dem Lamm Gottes in der Mitte und den Symbolen der
vier Evangelisten in den äußeren Feldern.
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Decke über dem Altar
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Die Darstellung
des Lammes auf dem Buch mit den 7 Siegeln greift ein Thema
aus den Geheimen Offenbarungen (Apokalypse, 5,1 ff) der Bibel auf.
Darin beschreibt Johannes eine Vision, in der Gott eine Buchrolle
mit sieben Siegeln in der Hand hält, die niemand öffnen
konnte. Allein der "Löwe aus Judas Stamm und Nachkomme Davids"
sei dazu berechtigt. Da kam ein Lamm, das aussah, als ob es geschlach-tet
worden war und öffnete die Siegel. |
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Die
Buchrolle ist das Buch des Lebens, in dem die Namen der Gerechten
und der Sünder eingetragen sind und das die Ereignisse enthält,
die am Weltende geschehen werden. Das Lamm stellt Jesus dar, der auch
der Löwe von Juda oder Lamm Gottes genannt wird. |
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Hinweis: Die vier
Symbole geflügelter Mensch, geflügelter Löwe, geflügelter
Stier und Adler reichen zurück bis in den babylonischen Mythos.
Dort stellten sie die vier Astralgötter Nergal (Flügellöwe),
Marduk (Flügelstier), Nabu (Mensch) und Mimurta (Adler) dar,
die vor den Heiligtümern Wache hielten. Im Alten Testament werden
sie in den Gottesvisionen Ezechiels (Ez 1,1-14), im Neuen Testament
in der Offenbarung des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen,
die rings um Gottes Thron stehen, erwähnt. Zuerst bildete man
sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus ab. Als Evangelistensymbole
dienen sie erst seit dem frühen Mittelalter (durch die Kirchenväter
Irenäus und Hippolyt um das Jahr 200). Seit Hieronymus (347-420)
werden sie wie folgt gedeutet:
- Der geflügelte Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus
weist auf den Stammbaum Jesu und auf dessen Geburt
(mit deren Bericht das Matthäusevangelium beginnt)
hin.
- Der geflügelte Löwe ist Sinnbild für Markus,
weil das Markusevangelium mit der Predigt des Johannes in der
Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt und weil
sein Evangelium die Kraft der Auferstehung und
Todesüberwindung betont.
- Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas galt
als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das mit
dem Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf den
Opfertod Christi hindeutet.
- Den Adler des Johannes versteht man als Symbol für den
spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums,
das mit den Worten beginnt "Im Anfang war das Wort und
das Wort war bei Gott und Gott war das Wort". |
Die Gemälde
an der Decke des Kirchenschiffs stellen die Dreifaltigkeit in ihren
Symbolen dar. Das vorderste (östliche) Feld ist Gott Vater, das mittlere
Christus und das hinterste (westliche) dem Heiligen Geist gewidmet.
Das
erste (östlichste) Feld der Langhausdecke enthält ein Rundgemälde.
Mehrere Rahmen -einer davon mit Blumenblüten- umgeben das Bildnis
des Auge Gottes im
Dreieck vor dem Hintergrund von Feuerzungen. |
Gottvater -Auge
Gottes
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Das
Auge Gottes im Dreieck verdankt seine Existenz als Bildtypus der Scheu
früherer Jahrhunderte, Gottvater zu personifizieren, also als
Person darzustellen. In der Frühzeit des Christentums hat man
Gottvater in Form einer Lebensquelle, später als Hand aus der
Wolke abgebildet. Erst seit der Neuzeit ist das Auge Gottes im Dreieck
gebräuchlich. Es symbolisiert gleichzeitig auch die Dreifaltigkeit
und wird oft auch Dreifaltigkeitsauge genannt.
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Im zweiten Feld
der Langhausdecke ist ein gleich-schenkliges Kreuz
vor hellblauem Hintergrund zu sehen, dessen Mitte von einem Strahlenkranz
umgeben ist. Die vier Kreuzarme mit Blumenmustern enden in Vierpasskreuzen.
Das Bild ist von einem Rahmen umgeben. |
Jesus-Symbol IHS
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In die Mitte des
Kreuzes sind die Buchstaben IHS gemalt. Das ist das Namenssymbol Jesu.
Es kann auf zwei Arten gedeutet werden:
Einerseits als Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben
geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS);
andererseits werden diese Buchstaben auch als Anfangsbuchstaben von
"Jesus, hominum salvator" das bedeutet: "Jesus, Erlöser der Menschen"
verstanden.
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Das dritte Feld enthält
das Heilig-Geist-Loch.
Es ist durch einen Deckel verschlossen, der mit der Heilig-Geist-Taube
bemalt ist. Um das Loch herum sind mehrere bemalte Stuckrahmen gelegt.
Ein Feld enthält rote stilisierte Blumenblüten.
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Heilig-Geist-Taube
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Das Heilig-Geist-Loch
in der Decke dient in erster
Linie der Entlüftung der Kirche. An Pfingsten und an Christi
Himmelfahrt wurde es früher aber auch für eine Art Schauspiel
genutzt: Während des Gottesdienstes wurde von oben entweder eine
lebende weiße Taube freigelassen oder eine hölzerne Taube
als Symbol für den Hl. Geist an einer Schnur herabgelassen.
An Christi Himmelfahrt wurde eine Christusfigur hinaufgezogen (derzeit
noch in der Nachbarkirche Viehbach üblich). |
Das fünfte Feld der Decke über
der Empore, das erst 1902 durch den Anbau entstand, ist nicht bemalt.
Altar
Altar 1895
|
Die Kirche hat
-neben dem modernen Zelebrationsaltar- nur einen Altar;
Seitenaltäre, die wegen der Form der Kirche längs stehen
müssten, sind seit 1950 nicht vorhanden. Eine gleichzeitige Zelebration
am Hauptaltar und an den Seitenaltären (damals noch bei Beerdigungen
üblich) war nicht nur aus räumlichen Gründen schwierig,
sondern auch theologisch nicht mehr erwünscht. Ziel des Gottesdienstes
war nicht mehr die Beziehung des Einzelnen zu Gott, sondern eine gemeinschaftliche
Feier des Gottesdienstes.
Auch der Choraltar ist ein Werk des Historismus. Sein Aufbau ist mehr
in der Formensprache neuromanischen Stils (Rundbögen) gehalten.
Der hölzerne Altaraufbau besteht aus drei durch Säulen getrennte
Nischen, von denen die mittlere etwas höher und breiter ist.
Die Nischen sind von einem geschnitzten und vergoldeten
Palmettenfries umgeben. Den Unterbau,
die Predella
bilden der spitzgiebelige Tabernakel, der etwas in die Mittelnische
hineinragt und zwei breite, verzierte Sockel.
Das Antependium,
der hölzerne Vorbau des steinernen Altarblocks ist mit farbiger
Schablonenmalerei verziert. |
In der Mittelnische
ist vor dem Hintergrund einer südländischen Berglandschaft
mit Palmen und Pyramiden (!) ein Verwandtschaftstreffen zu beobachten:
In der Mitte steht der Patron der Kirche, Johannes
der Täufer im Fellgewand, mit einem Kreuzstab in der
Hand.
|
Johannes
d.Täufer
mit Verwandtschaft
|
Links neben
ihm sind wahrscheinlich seine Tante Maria mit ihrem Sohn Jesus (Cousin
von Johannes) postiert.
Rechts stehen Onkel Josef, der Vater Jesu, und Vater Zacharias.
Es könnte sich aber auch links um St.Anna, rechts um St.Joachim
und Zacharias handeln.
Darüber schwebt Maria, begleitet von sechs Putten,
auf himmlischem Gewölk.
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St.Petrus
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In den beiden Außennischen stehen blau/weiß/rot gefasste
Holzfiguren von St.Petrus
und St.Paulus.
Petrus hält ein Buch und zwei Himmelsschlüssel (einen versilberten
und einen vergoldeten), Paulus ein Buch und ein Schwert in den Händen.
Hinweise: Das (Evangelien-)Buch ist das Zeichen für die
Verkünder des Glaubens.
Die sog.Himmelsschlüssel, die der Künstler der Petrusfigur
in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentieren die Schlüssel
die Vollmacht, auf Erden und im Himmel zu lösen und zu binden.
Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte
Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches
geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel,
und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel".
Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger
und den Klerus übertragen. Das Schwert des hl. Paulus
erinnert an seine Enthauptung, die nach ungesicherten Berichten im
Jahr 67 stattfand. |
St.Paulus
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Der Tabernakel
hat einen zweigeschossigen Aufbau.
Er wird von einem Spitzgiebel, der etwas in die Mittelnische hineinragt,
bekrönt.
Zwei
Barockengel mit Leuchtern in Form eines Füllhorns umgeben ihn.
Die Engel sind älter als der Tabernakel; sie stammen aus der
1.Hälfte des 18.Jh.
Hinweis: Die Engelsfiguren stellen nicht nur eine Verzierung
dar; sie sind auch auf die Gestaltung der Bundeslade der Israeliten
in biblischer Zeit zurückzuführen, die als Vorgängerin
des Tabernakels angesehen wird. Die Bundeslade war von zwei Engeln
(Cherubim) eingerahmt; sie mussten aus Gold bestehen (Ex,37,7-9).
17)
|
Tabernakel
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Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit
dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
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Das
Antependium und die
Predella
des Choraltars sind mit Ranken- und Maßwerk-Ornamentik
in farbiger Schablonenmalerei verziert. |
Antependium
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Schablonenmalerei
ist eine Maltechnik, bei der mit Hilfe von Schablonen Wände,
Decken sehr einfach
-im doppelten Wortsinn- gestaltet werden. Sie kommt dort zum Einsatz,
wo viele gleiche Ergeb-nisse erzielt werden sollen. Für echte
Gemälde ist sie ungeeignet. |
Hinter dem Altar führt eine alte, aus Bohlen gezimmerte Türe in
das Untergeschoss des Turmes.
An der Türe
sind noch die alten Beschläge und das Schloss
aus dem 17.Jh montiert.
Sie stammen noch aus der 1610 erbauten Vorgängerkirche. |
Türschloss
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Bei diesem Schloss
ist der Schlossmechanismus in einem unterhalb der Türklinke befindlichen
Metallkästchen untergebracht (Kastenschloss). |
Wenn Sie noch andere
alte Kirchentürschlösser aus dem Dachauer Land sehen möchten,
klicken Sie hier...
Vortragekreuze
Vortragekreuz
1
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Seitlich des Choraltars
steht ein größeres Vortragekreuz
noch aus barocker Zeit (um 1700).
Das Haupt Christi ist mit einem dreistrahligen Heiligenschein
geziert; der Körper wird blutüberströmt dargestellt.
Die Borte des Perizomas, des Lendentuchs, ist vergoldet. (Bild
links).
An den Kirchenbänken
ist ein weiteres Vortragekreuz
von 1890 befestigt. Es handelt sich dabei um einen sog. Viernageltypus,
d.h., beide Hände und beide Füße sind einzeln
angenagelt. Der Corpus hat eine Inkarnatfassung (fleischfarbig).
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Vortragekreuz
2
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Hinweis: Vortragekreuze
werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie
bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme
sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen,
Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden
Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei
anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
in und aus der Kirche zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er
weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon
aus dem 6.Jh. |
Die Sakristei
ist an der Südseite angebaut. Sie wurde schon im Jahr 1890 mit
der Kirche errichtet.
Über der Sakristei ist das Oratorium eingerichtet, mit
großen Fenstern, die einen Blick auf den Choraltar erlauben.
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Chorglocke
|
Neben der Türe
zwischen Altarraum und Sakristei hängen die Chorglocken,
die das akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes
anzeigen.
Es handelt sich um vier kleine Glocken in kunstvoll geschmiedetem
Gitter.
Die Chorglocken werden geläutet, wenn Priester und Ministranten
die Sakristei verlassen und den Chor betreten. |
Monstranz
|
Auch
in der Sakristei sind Fenster mit Glasgemälden verziert. Sie
stammen noch aus der Erbauungs-zeit.
Abgebildet ist im Erdgeschoss eine gotische Monstranz
mit Türm-chen; sie gleicht der Monstranz, die St.Klara im Glasgemälde
im Kirchenschiff in der Hand hält. |
St.Maria
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Des
weiteren dargestellt sind in einem Vierpassrahmen eine betende Muttergottes,
im Obergeschoss eine Herz-Jesu-Figur.
Die Fenster wurden vom Glasmaler Bockhorni 1890 geschaffen. |
Herz-Jesu-Figur
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Joseph
Peter Bockhorni (1832-1905), Sohn eines Münchner Glasermeisters,
hatte 1864 die "Münchner Kunstanstalt Josef Bockhorni" gegründet.
Er war Mitglied des Vereins für christliche Kunst in München.
Bockhorni arbeitete oft mit dem bekannten Münchner Architekten Johann
Marggraff
(1830-1917) zusammen. Zahlreiche Aufträge erhielt er auch aus
Frankreich, Rumänien, Österreich und dem Elsass. Im Dachauer
Land hat er auch die Fenster der Kirche in Viehbach, Rettenbach und Prittlbach
gestaltet. 20)
Oratorium
Oratoriumsfenster
von außen
|
Im ersten Stock der Sakristei ist das Oratorium
untergebracht, dessen Seite zum Kirchenraum hin aus einer Holz-Glas-Konstruktion
besteht. Von hier
aus hatten die Barone des nahe gelegenen Schlosses einen freien
Blick auf den Altar, ohne dass sie von den Gläubigen im Kirchenschiff
gesehen oder gar belästigt werden konnten.
Das Oratorium wird
schon seit langem nicht mehr benutzt.
|
Oratoriumsfenster
von innen
|
Im Oratorium steht eine Figur des hl.Antonius
von Padua. Sie ist in eine braune Franziskanerkutte gekleidet. Antonius
trägt das Jesuskind auf dem Arm; das verweist auf eine seiner
Visionen, die er beim Bibellesen hatte. Wahrscheinlich stand die
Figur früher im Kirchenraum; denn fast jede Land-Kirche war
mit einer Antoniusfigur ausgestattet. Dies liegt an der Vielzahl
seiner Patronate, wegen der er um Fürsprache bei Gott angerufen
wurde. Sie reichen von der Geburtshilfe bis zum Wiederauffinden
verlorener Gegenstände als "Patron der Schlamperer".
|
St.Antonius
v.Padua
|
Hinweis:
Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen
die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten
in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region
schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene
Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück.
Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand
mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle,
sondern nur mit seinem Eigentum. |
Jesus
am Ölberg
Jesus
am Ölberg
|
Am
Übergang vom durch eine Stufe erhöhten Altarraum zum Kirchenschiff
kniet an der Nordseite die Figur von Jesus
am Ölberg, der seinen Vater händeringend bittet,
der Kelch möge an ihm vorübergehen (aber nicht mein Wille,
sondern dein Wille geschehe). Jesus ist in ein blaues Gewand gekleidet.
Die Figur ist auf einen Sockel mit Ornamenten des Historismus gestellt.
Nach dem Letzten Abendmahl zog sich Jesus mit den Jüngern Johannes,
Jakobus d. Ä. und Petrus in den Garten Gethsemani am Abhang des
Jerusalem gegenüberliegenden Ölbergs zurück, um zu
beten. Das Thema von Jesus am Ölberg zählt zu den frühen
Motiven der christlichen Kunst. Aus welchem Grund die Figur hier in
Kammerberg aufgestellt wurde, ist mir nicht bekannt. |
Der
um 1980 aufgestellte Zelebrationsaltar
besteht aus einem hellen Marmorblock,
der auf einer kreuzförmigen Konsole ruht. |
|
Der Zelebrationsalter ersetzt
liturgisch voll den Hochaltar. 19)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
Ewig-Licht-Ampel
Über dem
Zelebrationsaltar hängt die prachtvolle Ewig-Licht-Ampel
aus getriebenem Silberblech. Silbergetrieben bedeutet, dass das Kunstwerk
durch Hämmern von der Rückseite her über einer nachgiebigen
Unterlage erstellt wurde. Neben Weintrauben und Ähren an den Henkeln
ist auf der Ampel ein Engel abgebildet, der eine breites Inschriftenband
-allerdings ohne Text- vor sich hält.
Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis: Das rote
Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als
Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab
es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden
Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit dem 13.
Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo das Allerheiligste
aufbewahrt wird, herausgebildet: Johanniter-Ritterorden hatten das
Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht.
Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche
geweihte Hostien aufbewahrt werden.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch sollte es, so die Beschlüsse
des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche" entsprechen.
Silberblech erfüllt diese Voraussetzung. 25)
|
Weihnachtskrippe
In
der Weihnachtszeit steht an der Stelle der früheren Kommunionbank
vor der Marienfigur auf der rechten Seite eine interessante Krippe.
Sie wurde vor rd. 30 Jahren von Kammerberger Schülern unter
Anleitung von Frau v.Vequel-Westernach erstellt.
Die Figuren tragen Stoffkleider; die sichtbaren Teile des Körpers,
insbesondere die Köpfe und Hände sind aus Wachs modelliert.
|
Krippe
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Kirchenfenster
Fünf Kirchenfenster enthalten
Glasgemälde. Sie wurden von der Münchner Glasmalerfirma
Bockhorni im Jahr 1890 angefertigt.
mehr über Bockhorni siehe oben...
Christus
|
Auf
der Nordseite (links) befindet sich im vordersten Fenster ein Bild
von Christus, der die Kinder
segnet.
Es erinnert an die Bibelstellen Mtt,18,3 oder Lk.18,6: "Lasset
die Kinder zu mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn für
solche ist das Reich Gottes."
Die Inschrift am Fuß des Bildes lautet: Gestiftet von Nikolaus
Kollmeier. |
|
Auf der Südseite ist
im vordersten Fenster ein (offiziell unbekannter) heiliger
Bischof zu sehen, der einem vor ihm knienden Mann die Hand
auflegt und ihm mit einem Kruzifix segnet. Im Hintergrund die Silhouette
einer Stadt mit Kuppeldom.
Es könnte sich um den hl. Theodor handeln, der Bischof
von Canterbury war und als 2. Gründer der Kirche in England
gilt (602-690). Theodor war der 2.Namenspatron des damaligen Barons
Richard Johann Theodor Freiherr V. Vequel-Westernach (1850-1925).
|
hl.Bischof
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St.Klara
|
Das
zweite Fenster zeigt die hl.Klara
mit Buch und Monstranz.
Die hl.Klara hielt 1241 den anstürmenden Sarazenen die Monstranz
in ekstatischem Gebet entgegen, und schlug die davon Erschreckten
in die Flucht. |
|
Im
zweiten Fenster erkennt man einen (offiziell ebenfalls unbekannten)
hl. König vor dem
Hintergrund einer befestigten Stadt. Er hält einem Pilgerstab
in der Hand und hat die Augen andächtig zum Himmel erhoben.
Es könnte sich um den hl. König Richard von England
handeln, der im Jahr 720 auf der Pilgerfahrt nach Rom starb.
Richard war Namenspatron des damaligen Barons Richard Johann Theodor
Freiherr V. Vequel-Westernach. |
hl.König
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St.Elisabeth
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Das dritte Fenster stellt
die hl. Elisabeth von
Thüringen dar, die einen Bettler segnet. Im Hintergrund die
Wartburg.
Die hl. Elisabeth von Thüringen (1207-1231) war Ehefrau des
Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen. Im Hungerjahr 1226 speiste
sie die Armen vor den Toren der Wartburg.
|
|
Weitere vier Fenster sind
mit einem umlaufen-den Band neuromanischer Flechtwerkornamen-tik
verziert (auch Tapetenfenster genannt). Vielleicht sind das die
Fenster, die in der Kirchenrechnung von 1855 aufgeführt sind;
danach hat Anton Ferstl aus München vier gemalte Fenster gesetzt
(für jew.100 Gulden). 22)
Rund
um die Empore sind drei Rundfenster
angebracht.
|
Rundfenster
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Heiligenfiguren
an den Wänden des Kirchenschiffs
Am Übergang
vom Chor zum Kirchen-schiff stehen an der rechten Wand vier Figuren
auf Konsolen.
Sie stammen von den früheren Seiten-altären, die in Längsrichtung
an der Nord- und Südwand des Altarraums aufgebaut waren. Da
diese Seitenaltäre schlecht einsehbar waren und nach dem 2.Weltkrieg
dort auch keine Messen mehr gelesen wurden, hat man sie in den 1950er
Jahren entfernt.
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St..Aloisius
- zwei weibliche Heilige - St.Franz Xaver
|
Die Heiligenfiguren
standen auf diesen Seitenaltären. Sie wurden um 1890 geschnitzt
und sind polychrom (mehrfarbig) gefasst. Dargestellt sind links
der hl.Aloisius mit dem Kruzifix in der Hand, zwei weibliche Heilige
mit Büchern (eine wohl St.Theresia von Avila) und den hl.Franz
Xaver mit einem flammenden Herzen und einer Lilie.
|
|
Hinweise: Aloisius, Erbprinz derer von Gonzaga, gelobte schon
im Alter von zwölf Jahren ewige Keuschheit, trat 1585 gegen den
Willen des Vaters in den Jesuitenorden ein. Dort widmete er sich theologischen
Studien und der Krankenpflege. In zahlreichen Briefen betrieb er auch
Seelsorge für Jugendliche. Luigi starb während einer Pestepidemie,
nachdem er sich bei der Pflege von Kranken die tödliche Ansteckung
geholt hatte. Die Volksfrömmigkeit verzeichnete das Bild dieses
Heiligen zu einem keuschen Unschuldsengel, der sich nicht einmal getraut
habe, seine Mutter anzuschauen und Frauen nur mit niedergeschlagenen
Augen begegnet sei.
Franz Xaver, ein Spanier, war ein Zeitgenosse von Ignatius
von Loyola und einer der ersten Jesuiten. Von Goa in Indien aus missionierte
er auf mehreren Reisen den fernen Osten u.a. Japan und China und taufte
dort viele Menschen. Das hochgehaltene Kruzifix erinnert an den Eifer,
mit dem er die Botschaft vom Gekreuzigten verkündete. In der
Münchner Michaelskirche befindet sich eine Knochenreliquie mit
dem Spruchband: "25 Tote erweckt, 120.000 getauft". Die
Zahl der Taufen war damals -anders als heute- ein Maßstab für
den Erfolg der Mission (Gedenktag:3.Dezember). |
Muttergottes
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Vor
den Kirchenbänken auf der rechten Seite ist eine bunt gefasste
Muttergottesfigur platziert.
Es ist die thronende Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm; sie ist
mit den königlichen Reichsinsignien geschmückt: Maria trägt
eine Krone auf dem Haupt, hält in der rechten Hand ein Zepter
und das auf ihrem Schoß sitzende Jesuskind umgreift mit seiner
linken Hand den Reichsapfel. Maria trägt ein rotes Kleid und
darüber einen zweiteiligen blauen Mantel mit Goldborte.
Hinweise: Rot und Blau sind die traditionellen Marienfarben. Rot für
den königlichen Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung
(im Mittelalter brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe
Lapislazuli). Gold symbolisiert das Ewige, die himmlische Herkunft,
den himmlischen Glanz und höchste Herrlichkeit.
Der Apfel hat in der christlichen Kunst neben dem "Paradiesapfel"
noch eine weitere Bedeutung: Er steht für den Kosmos und -seit
die Kugelform der Erde durch die Kirche anerkannt ist- als Symbol
des Erdballs. In der Hand von Jesus ist er das Zeichen der weltlichen
Herrschaft. Deshalb hielt auch der deutsche Kaiser bei offiziellen
Anlässen den mit einem Kreuz geschmückten Reichsapfel in
der Hand - und zwar ebenfalls in der Linken, so wie die Jesusfigur
hier in Kammerberg. 10)
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unbekannte
Nonne
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In
Nischen an der Wänden des Kirchenschiffs stehen zwei Figuren
aus dem 20.Jh.
Links eine unbekannte Nonne
mit einem Kruzifix und Rosen im Arm.
Wen die rechte schwarz glasierte Tonfigur darstellt, ist bekannt:
es ist der Bruder Konrad von Parzham.
Der Klosterbruder (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting
als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte,
die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch Kinder
aus vielen armen Altöttinger Familien kamen bettelnd an die Pforte,
keines von ihnen ging leer aus. 1934 wurde Konrad von Papst Pius XI.
heiliggesprochen.
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Bruder
Konrad
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Immaculata
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Am Nordeingang sind unter
der Empore zwei bunt gefasste Schnitzfiguren angebracht, die um
1900 entstanden sind:
Links eine Marienfigur
mit einer Herzdarstellung an der Brust. Um das Herz ist ein Kranz
von Rosen gelegt.
Rechts die entsprechende Herzjesu-Figur
mit einem Dornenkranz um das Herz.
Das Herz Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe Christi.
Diese Darstellung verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere
nach der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens
XIII. im Jahr 1765.
Das Herz Mariens ist Zeichen für die mütterliche Liebe.
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Herz-Jesu-Figur
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Auferstandener
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An Ostern steht die lebhaft
wirkende Figur des Auferstandenen
in der Kirche. Er ist in ein rotes Gewand
gekleidet und hält die Siegesfahne (Sieg über den Tod)
in der rechten Hand.
Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über
den Tod. In der Barockzeit erfreute sie sich als Attribut des Auferstandenen
großer Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen
Raums gehört die dreispitzig endende Fahne (ähnlich dem
karolingischen Königsbanner) zur Ostersymbolik. 17)
Der
(unbekannte Schnitzer) der Figur hatte die Fahne aber für die
linke Hand konzipiert; dies ist an der Haltung der Finger deutlich
zu sehen. So verdeckt die Fahne den Segensgestus, den Christus mit
der rechten Hand bildet. Der
in Schrittstellung stehende Körperträgt
einen durch eine Halsspange gehaltenen roten Umhang mit goldenen
Borten, der den rechten Oberkörper mit der Seitenwunde frei
lässt. Das Gesicht des Auferstandenen wird von einem langem
Haupthaar und einem Vollbart umgeben. Hinter dem nach oben geneigte
Kopf ist ein Kreuznimbus (Heiligenschein) angebracht, wie er in
der Kunst nur den göttlichen Personen zukommt. Der Blick Christi
ist aber auf die Betrachter gerichtet, seine Mimik drückt die
Freude über die Auferstehung aus.
Hinweis: Man nennt diesen Figurentypus auch "Urständ Christi".
Er entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum
geht der Überlieferung zufolge zurück auf Papst Gregor
den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge
Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann
erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den
auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus
oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht stehende Christus
zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands
entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der
Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge
mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln.
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An der Nordwand hängt in Höhe des Übergangs vom Altarraum
zum Kirchenschiff ein großes Ölgemälde auf Leinwanduntergrund.
Es wurde in der 2.Hälfte des 17.Jh. gemalt und hing schon in
der früheren Kirche vor 1890. Das Thema des Gemäldes,
die Stigmatisierung des hl.
Franziskus, findet man in unseren Kirchen eher selten.
Es könnte sich hier um das Altarblatt des früheren Seitenaltars
handeln, der ein Franziskus-Altar war.
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Stigmatisierung
des hl.Franziskus
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Im unteren Teil des Bildes
stehen vor einer südlän-dischen Landschaft die Heiligen
Antonius von Padua und Ignatius von Loyola und blicken hinauf zu
Franziskus, der auf dunklem Gewölk über ihnen steht. Helle
Linien führen vom Himmel zum Heiligen herab. Es sind Gnadenstrahlen,
die auf die Wundmale an Hän-den und Füßen gerichtet
sind. Zwei Gnadenstrahlen, ausgehend vom IHS-Zeichen und von einem
Herzen, gehen durch Franziskus hindurch zu den beiden unten stehenden
Heiligen. Das IHS-Zeichen (für den Namen Jesus) ist Attribut
von
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Ignatius, der eine starke
Zuneigung zum Namen Jesu zeigte und die von ihm gegründete
Gemeinschaft "Gesellschaft Jesu", Jesuiten nannte. Das flammende
Herz, das Attribut des Antonius, weist nicht nur auf seine Liebe
zu Gott hin, sondern auch auf die Legende, nach der Antonius einem
Geizhals bei der Suche nach seinem Herzen half und es in einer Geldtruhe
fand. Antonius war Franziskanermönch. Als solcher ist er auf
dem Bild in der braunen Kutte der Franziskaner dargestellt. Die
Farbe Braun steht in der Tradition für Demut und Bescheidenheit.
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per
Mouseklick zu den jeweiligen Beschreibungen
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Kirchenbänke
Die
Kirchenbänke
(je 10 Reihen auf beiden Seiten) ha-ben alte Wangen aus Eichenholz.
Diese stammen
aus der Zeit um 1750/1760 und sind mit geschnitz-tem Rocaille-Dekor,
der typischen Zierform des Rokokostils, ver-sehen.
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Wenn
Sie sich für die Wangenmuster in den übrigen Kirchen
des Dachauer Landes interessieren, klicken
Sie hier...
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Kanzelkreuz
und Mater Dolorosa
An der Nordseite
des Langhauses hängt ein großes Kruzifix.
Der Corpus ist lebensgroß. Um die Stirn Jesu windet sich die
weit herabgezogene Dornenkrone.
Hinweis: Die Dornenkrönung im Rahmen der Verspottung Jesu ist
in den Evangelien genannt (Mtth 27,28-30).
Ob Jesus auch am Kreuz die Dornenkrone getragen hat, ist der Bibel
nicht zu entnehmen. Dies wird aber in den
Apokryphen erwähnt. Auch die hl.Birgitta, die Patronin
Altomünsters, schrieb in ihren Offenbarungen, die Dornenkrone
sei Jesus nach dem Anheften an das Kreuz aufgesetzt worden.
Das Kruzifix ist von zwei etwas unbeholfen wirkenden Anbetungsengeln
umgeben. |
Kanzelkreuz
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Unter dem Kreuz
steht die Mater dolorosa,
die schmerzhafte Muttergottes. Sie hat ihre Arme zum Zeichen der
Trauer über der Brust gekreuzt. In ihrem Herzen steckt ein
langes Schwert. Das Haupt ist von einem Kranz von 12 Sternen umgeben.
Hinweis: Das Schwert in Marias Brust entspricht dem Simeonwort
im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir
selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen". Die zwölf
Sterne erinnern an die Apokalyptische Frau, die Johannes in
der Geheimen Offenbarung beschrieben hat. Sie war in der Vision
vom Strahlenkranz der Sonne umgeben; über ihrem Haupte standen
zwölf Sterne als Symbol für die zwölf Stämme
Israels. Die Apokalyptische Frau wurde in frühchristlicher
Zeit als Symbol für die Kirche angesehen und erst später
mit Maria identifiziert. |
Mater
dolorosa
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Über den gesamten Kirchenraum
verteilt hängen die großen Bilder der Kreuzwegstationen
an den Wän-den. Es handelt sich um Ölbilder auf Leinwand
in einem teilweise farbig gefassten Rahmen aus Eichenholz (um 1890).
Die Kammerberger Kreuzwegstationen
gehören zu den Bildern, für die der bekannte Nazarener-Maler
Joseph von Führich aus Wien (1800-1876) die Vorlage geschaffen hat.
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Joseph von
Führich (auch "Theologe mit dem Stifte" genannt) war
durch seine Kreuzwegbilder (1844/46) international bekannt geworden.
Als Kupferstiche verbreiteten sie sich über ganz Europa und
unzählige Maler (darunter auch Anton Huber für Petershausen, Franz Mayr für Kreuzholzhausen und Anton Rick für Röhrmoos) benutzten sie als Vorlage
für ihre Kreuzwegtafeln. Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder
in mind. 23 Kirchen des Dachauer Landes in hohem Maße.
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Der erste Kreuzweg in Kammerberg soll durch Pfarrer Gröbmaier um
1760 eingeführt worden sein. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Kreuzwegstationen
nur außerhalb von Kirchenräumen üblich.
Im Diözesanarchiv wird jedoch ein Dokument aus dem Jahr 1741 aufbewahrt,
mit dem die Einsetzung eines Kreuzwegs in der Kammerberger Kirche beantragt
wurde. 33)
Solche Ersuchen wurden in der Regel schnell genehmig, zumal Papst Clemens
XII. im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie
man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch
anerkannt und ihn mit großzügigen Ablässen bedacht hatte.
Wie die Jahrd 1741 und 1760 in Einklang zu bringen sind, ist mir nicht
bekannt.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes
ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Apostelleuchter
Zwischen den Kreuzwegbildern
sind die kunstvoll gestalteten Apostelleuchter
aus Messingguss angebracht.
An die Wand ist als Ersatz für das erforderliche Apostelkreuz
ein großer grüner Kreis mit vier kreuzförmig angeordneten
braunen Kreisen gemalt, die wiederum vier hellbraune kleinere Kreise
enthalten.
Die Leuchter sind mit Akanthusblättern
und Weinreben verziert.
Apostelkreuze erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene
himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit
den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht
sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
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Apostelleuchter
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Empore
und Orgel
Die 1902 im
Zuge des Kirchenanbaus nach Westen verlängerte Empore
ruht auf zwei Gusseisensäulen.
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Emporenbrüstung
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Die Emporenbrüstung
ist in 28 Rundbogenfelder aufgeteilt, die mit Schablonenmalerei
(hier Blumen) verziert sind. |
Die elektronische
Orgel hat folgende Disposition.
I. Manual:
Gedeckt 8', Principal 4', Waldflöte 2', , Mixtur 4',
II. Manual: Schwegel 8', Rohrflöte 4', Principal 2',
Terz 1 3/5', Quinte 1/3, Regal 8', Tremulant
Pedal: Subbaß
16', Bassflöte 8', Clarine 4',
Instr.: Piano, Laute, Cembalo |
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Familiengruft
Unter der Emporentreppe liegt der Zugang
zur Familiengruft der Barone von Vequel-Westernach. Hinter einer
Gittertüre, die einseitig mit Blech beschlagen ist (in sog. Durchstecktechnik),
führen Treppen hinab zur Gruft.
Gruft
der Fam.
Vequel-Westernach
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Dort sind drei große
Muschelkalk-Tumben (= Überbau eines Grabes mit Grabplatte)
zu sehen. Sie erinnern an Theodor Frhr. von Vequel-Westernach (1888-1916),
Richard Frhr. von Vequel-Westernach (1850-1925), und an Adele Frfr.von
Vequel-Westernach (1865-1952). Die Barone wohnten im nahe gelegenen,
von einer Mauer umgebenen Schloss, das im 16.und 17.Jh ein Wasserschloss
gewesen ist. Von der Vierflügelanlage sind noch der Süd-
und Westflügel geblieben.
An der Ostseite der
Gruft zeigt ein Sandsteinrelief eine Pieta,
die Figur von Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß und
dazu ein Spruchband:
"Ao: 1922 - Gott will es - Selig die
Toten die im Herrn sterben;
Sie ruhen - aus von ihren Mühsalen".
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Pieta
in der Gruft
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Hinter den Kirchenbänken trennt
ein großes Gitter den Eingangsbereich vom vorderen Kirchenschiff.
Portal
Die
Eingangsportal besteht
aus einer Doppeltüre, die mit sehr dekorativen Beschlägen
versehen ist.
Die Beschläge dürften aus der Zeit der Verlängerung
des Kirchenschiffs (1902) stammen. |
Portalbeschlag
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Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02) Handbuch des Königreichs
Bayern, 1867 (Gemeinde Kammerberg)
03) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
04) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis
des Königreichs Bayern S.105, 1876 (Statistik)
05) Mathias Steinberger, Die Pfarrei Vierkirchen, 1879
06) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.1382)
07) Amperbote vom 27.07.1922 (Primiz)
08) Konrad Beyerle, Übersetzung
der Handschrift Lex Baiuvariorum, 1926 (nach Christi Geburt)
09) Josef Widemann: Die Traditionen
der bayerischen Klöster, 1928, ZBLG 1, S. 225-380 (Einleitungsformeln)
10) Eckhard Bieger, Das Bilderlexikon
der christlichen Symbole, 2008
11) E. H. GOMBRICH, Ornament u. Kunst, Stuttgart 1982
12) Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2 (Divall)
13) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
14) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler,
Bayern IV, 1990
15) Leben in Fahrenzhausen, Bürgerinformationen
der Nachbarschaftshilfe, 1999
16) Josef Bogner, Achtzig Jahre
Post in Kammerberg, Amperland 1978
17) Eckart Bieger, Das Bilderlexikon
der christlichen Symbole, 2011 (Tabernakelengel, Ostersymbolik)
18) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche
Verwaltungsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/, 2015 (Statistik
33,39)
19) Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
20) http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Peter_Bockhorni,
Stand 2015
21) Florian Freiherr von Vequel-Westernach, Kirchenführung
Juni 2015
22) Georg Brenninger, Zur Ausstattung
der Kirchen des Lkr. Freising im 19.Jh, Amperland 1984 (Ferstl, Schweighart,
Gräßl)
|
Georg Ferstl war
ein respektabler Glasmaler aus München. Die Landshuter Zeitung
schrieb am 4.11.1855:
"Eine der vorzüglichsten Anstalten in diesem Kunstzweige
hat unser wackerer Mitbürger, Herr Glasermeister Ferstl, im Gebäude
der ehemaligen Schreiner'schen Wagenfabrik begründet, und...
da die kirchliche Baukunst endlich wieder neu aufzublühen scheint
und Herr Ferstl gerade in Darstellung religiöser Gegenstände
schon Bedeutsames geliefert hat. Seine Arbeiten zeichnen sich durch
geschmackvolle Komposition, schöne technische Ausführung
und herrlichen Effekt aus. Herrn Ferstl wurde deßhalb die Preismedaille
auf den Ausstellungen in London und München zuerkannt. |
23)
Historischer Atlas v.Bayern, Die Landgerichte Dachau u. Kranzberg Bd.I,
Hefte 11/12, Landkreis Dachau, 1952 (1818)
24) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
25) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
26) Klaus Freiherr von Andrian-Werburg,
Schlossarchiv Kammerberg, 1970
27) Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt
von Oberbayern vom 23.05.1876 (Renov.1875)
28) Freisinger Tagblatt-Freisinger
Nachrichten - Amtsblatt der Stadt Freising u.aller Behörden des Kreises
FS 6.7.1871 (Jahrtag)
29) Freisinger Wochenblatt zugleich
Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau 11.03.1866-2 (Hypothek,
Jahrtag)
30) Freisinger Wochenblatt zugleich
Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau 21.03.1858 (Hypothek)
31) Freisinger Tagblatt-Freisinger
Nachrichten-Amtsbl. der Stadt Freising u.der Behörden des Kreises Freising
7.2.1871(Jahrtag)
32)
Liste
der Baudenkmäler -Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Freising,
Gemeinde Fahrenzhausen
33)
Digitales
Archiv
des Erzbistums Mch u.Freising; Az:
AA001/3, PfarrA7517 (Schlosskp) u. AA001/3, PfarrA7526 (Kreuzweg)
90 Bilder:
Hans Schertl (89), Pfarrei Giebing (1)
29.7.2024
Herz-Jesu-Bruderschaft
in der St.Johann Bapt.Filialkirche Kammerberg, Pfarrei Giebing, Dek.Dachau
Das Hochwürdigste
Ordinariat des Erzbistums München-Freising hat unterm 13.Februar
1891 die Herz-Jesu-Bruderschaft in der St.Johann Baptist Filialkirche
zu Kammerberg oberhirtlich bestätigt.
Am 2.März 1891 wurde diese Bruderschaft der Erzbruderschaft vom hl.Herzen
Jesu in der Kirche vom Frieden im Rom aggregiert.
Urkunde
A.
Oberhirlicher Erlaß
vom 13.Februar 1891
Das Ordinariat des
Erzbistums München-Freising gibt hiemit zu vernehmen, was folgt:
Beseelt vom Verlangen, Seelen für Jesus zu gewinnen, hat der Pfarrer
von Giebing, Pr.Carl Borromä Hirner die Bitte gestellt, in der Filialkirche
zu Kammerberg eine Bruderschaft vom heiligsten Herzen Jesu zu errichten,
die hiefür entworfenen Statuten zu approbieren, dieselben auch der
gleichnamigen Erzbruderschaft in der Kirche U.L. Frau vom Frieden in Rom
aggregieren zu lassen.
Da die genannte Bruderschaft den vorgelegten Statuten gemäß
nichts Anderes bezweckt, als die Gläubigen anzuleiten zur eifrigen
und treuen Verehrung des heiligsten Herzens Jesu, und somit ganz geeignet
ist, eine Pflanzschule der Anbetung, Liebe und Nachfolge des göttlichen
Heilandes zu werden, die Ehre Gottes, die Erhöhung und Ausbreitung
der heil.Kirche, sowie das Heil der unsterblichen Seelen zu befördern:
so willfahrt das Oberhirtenamt gerne dem gestellten Ansuchen und errichtet
anmit kraft spezieller Ermächtigung Seitens des Hochwürdigsten
Herrn Erzbischofes Antonius in der Filialkirche zum hl.Johannes dem Täufer
in Kammerberg die Bruderschaft vom heiligsten Herzen Jesu, approbiert
als geistlichen Vorstand derselben den jeweiligen Pfarrer von Giebing
zugleich mit dem Rechte, in der Aufnahme von Mitgliedern sich nötigenfalls
durch einen anderen Priester nach eigener Wahl vertreten zu lassen, und
erteilt endlich die Erlaubnis, die neuerrichtete Bruderschaft behufs Erlangung
von Ablässen und Teilnahme an den Gebeten und guten Werken der Hauptbruderschaft
vom heiligsten Herzen Jesu in der Kirche U.L. Frau vom Frieden in Rom
aggregieren zu lassen.
Dabei ergeht an den jeweiligen Vorstand der Bruderschaft die Mahnung im
Herrn, um den seiner Obsorge und Leitung anvertrauten frommen Verein allezeit
mit Liebe und Eifer sich anzunehmen, für eine würdige und erbauliche
Feier seiner Feste und Gottesdienste Sorge zu tragen, die Gläubigen
zur Teilnahme einzuladen, dieselben aber auch über die Geheimnisse
und Tugenden des göttlichen Herzens, sowie über den Sinn und
Geist der Andacht zu demselben zu belehren und zu deren eifrigen Uebung
anzuleiten, damit so das hohe Ziel der Bruderschaft von allen Einverleibten
auch wirklich angestrebt und mehr und mehr erreicht werde.
B.
Statuten der Bruderschaft
1. Zweck
Diese Bruderschaft
hat sich zur Aufgabe gesetzt, ihre Mitglieder anzuleiten, dem göttlichen
Herzen Jesu Anbetung und Verehrung zu widmen, die Liebe, von der es zu
uns Menschen entflammt ist, mit Liebe zu erwidern und die Tugenden, in
denen es glänzt, mit Eifer nachzuahmen, insbesondere aber ihm für
die Einsetzung des allerheiligsten Altarsakramentes zu danken und für
die Gleichgiltigkeit, den Undank und die Beleidigungen, mit denen seine
unendliche Liebe im heil.Sakramente so oft vergolten wird, Abbitte und
Ersatz zu leisten.
2. Regeln und Uebungen
für die Mitglieder
1. Mitglied dieser
Bruderschaft kann jeder Katholik werden, der den Willen und das Verlangen
hat, das göttliche Herz Jesu, des Erlösers, auf die angegebene
Weise zu verehren und die Uebungen der Bruderschaft anzunehmen. Der Eintretende
hat seinen Tauf- und Familiennamen in das Bruderschaftsbuch eintragen
zu lassen und erhält von dem geistlichen Vorstande, d.i. dem Pfarrer
von Giebing oder dessen bevollmächtigtem Stellvertreter eine Aufnahmsbescheinigung.
2. Täglich
sollen die Mitglieder zur Verehrung des göttlichen Herzens ein Vater
unser, Gegrüßt seist du, Maria und den Glauben beten samt der
Anrufung: "Süßes Herz meines Jesu, gib, daß ich
dich immer mehr liebe !"
3. Wöchentlich
wenigstens einmal und zwar am Freitage soll jedes Mitglied seine Gebete,
seine Arbeiten, seine Leiden, seine Abtötungen aufopfern dem göttlichen
Herzen Jesu zur Abbitte und Genugthuung.
4. Monatlich
soll jedes Mitglied, soviel es ihm möglich ist, der nachmittägigen
Bruderschaftsandacht beiwohnen oder zu Hause einige Gebete zum göttlichen
Herzen verrichten.
5. Vierteljährlich
d.i. von 3 zu 3 Monaten längstens soll jedes Mitglied entweder am
ersten Sonntage im Monat oder auch an einem andern die hl.Sakramente der
Buße und des Altares empfangen und nachmittags Jesum im hl.Sakramente
besuchen und anbeten oder den hl.Kreuzweg beten.
6. Jährlich
sollen die Mitglieder das Fest des heiligsten Herzens Jesu, welches am
6.Sonntag nach Pfingsten gefeiert wird, mit besonderer Andacht begehen
und an diesem Tage die heiligen Sakramente der Buße und des Altares
empfangen.
7. Jedes Mitglied
soll auch ein Bild des göttlichen Herzens Jesu in seiner Wohnung
haben und in Ehren halten, noch mehr aber das göttliche Herz im allerheiligsten
Altarsakramente als Glühofen der Liebe, als Spiegel aller Tugenden
und als lebendige Quelle aller Gnaden über Alles lieben, demütig
anbeten und durch öfteren, andächtigen Empfang und treue Nachfolge
erfreuen und ehren.
3 .Feste und Gottesdienste
1. Jeden Monat
wird am 1.Sonntage nachmittags vor ausgesetztem Allerheiligsten der Herz-Jesu-Rosenkranz
mit der Litanei vom heiligsten Namen Jesu nebst Abbitte und Aufopferungsgebet
gebetet; wann möglich wird auch ein Lied vom heiligsten Herzen Jesu
gesungen.
2. Das Hauptfest
der Bruderschaft wird am 3.Sonntage nach Pfingsten gefeiert mit Predigt,
Hochamt vor ausgesetztem Allerheiligsten und Prozession.
3. Wenn die Opfergaben
der Mitglieder es möglich machen, wird am ersten Feiertage im Monat
ein Amt zu Ehren des göttlichen Herzens gehalten und in der Allerseelenoktav
ein Seelenamt für die verstorbenen Mitglieder.
Primiz von HH.
Josef Ziller in Kammerberg 07)
Amperbote vom 27.07.1922
Düstere Regenwolken
zogen am Sonntagmorgen über Kammerberg und ab und zu setzte ein Regenschauer
ein, aber trotzdem fanden sich zahlreiche Festteilnehmer aus der näheren
Umgebung ein, um der Primizfeier des HH. Josef Ziller, des Sohnes der
Schuhmacherseheleute Martin und Kreszenz Ziller beizuwohnen.
Bald nach halb 9 Uhr fanden sich die Vereine vor dem Haus des HH. Primizianten
ein, um ihn in feierlichem Zug zum festlich geschmückten Gotteshaus zu
geleiten, voran die Schuljugend, die Freiwillige Feuerwehr von Kammerberg
und Giebing, die Veteranen- und Kriegervereine der beiden Ortschaften,
die Jungfrauen, endlich der Klerus mit dem HH. Primizianten.
In der Filialkirche Kammerberg, die lange schon vor Beginn der Feier bis
auf den letzten Platz gefüllt war, angekommen, bestieg nach dem "Beni
sancte Spiritus" der HH. Stadtpfarrer Hugo Benl von Freimann, vormaliger
Pfarrer von Giebing, die Kanzel und entwarf zunächst ein kurzes Bild vom
Studiengang des HH. Primizianten, kam sodann auf dessen Studienkollegen
Tobias Singer zu sprechen, der auch heuer am Primizaltar stehen würde,
der jedoch im Frühjahr 1918 bei Soisson sein Blutopfer dem Vaterland darbrachte
und zeigte endlich in formvollendeter Rede den andächtigen Zuschauern
die 3 Sterne im christlichen Leben, die wunderbar strahlen bei der hl.
Taufe, die heller leuchten am ersten Kommuniontag und die sich in ihrer
ganzen Schönheit zeigen im hl. Priestertum: Glaube, Hoffnung, Liebe. Und
über diesen drei Sternen steht gleichsam wie zu ihrem Schutz der Meerstern,
Maria, die Priestermutter. Mit herrlichen Beispielen reicher Lebenserfahrung
wusste der Prediger die aufmerksamen Zuhörer von Anfang bis zum Schluss
zu fesseln.
Hierauf feierte der HH. Primiziant, levitiert von den beiden H. Primizianten
Kreutmair, Asbach und Lang, Hohenkammer als Diakon bzw. Subdiakon und
assistiert von HH. Pfarrer Eberl, Giebing, als Patrinus sein Erstlingsopfer,
wobei der verstärkte Kirchenchor Kammerberg unter Leitung des Herrn Lehrer
Wagatha die Loretto-Messe von Goller für gemischten Chor und Blechmusik
zur Aufführung brachte. Nach der hl. Kommunion spendete der HH. Primiziant
zum ersten mal seinen Eltern und Geschwistern den Leib des Herrn, ein
feierlicher Augenblick für alle Festteilnehmer. Nach dem Anbinden der
Erinnerungsbänder und nach Erteilung des Primizsegens durch den HH. Primizianten
erscholl ein mächtiges "Großer Gott wir loben Dich" durch die Kirche,
worauf weißgekleidete Mädchen in sinnigen Versen das Erstlingsopfer des
Neugeweihten verherrlichten, während Frl. Fanny Hellmair in gebundener
Rede, die Bedeutung des Tages würdigte.
Nachdem Herr Zahnarzt Schwarzfischer, Petershausen, namens der Regimentsvereinigung
des Rerservere-Infanterie-Regiments 19 dem treuen Kriegskameraden die
Glückwünsche übermittelt hatte, setzte sich der Festzug wieder in Bewegung
zum Elternhaus. Ein gutbesuchtes Primizmahl vereinigte am Nachmittag die
Festgäste im Gasthof zur Post, wobei die Kapelle Kreitmair, Hohenkammer,
vortreffliche Musikstücke zur Aufführung brachte, während der Kirchenchor
unter der Direktion des Herrn Lehrers Wagatha hübsche Gesangsstücke zum
Vortrag brachte und so den Primiztag verschönern halfen, auf dass er unvergesslich
bleibe allen Primizgästen, vor allem aber dem HH. Primizianten, der in
den nächsten Tagen seinen ersten Posten als Coadjutor in Moosen an der
Vils antreten wird, während die beiden anderen Primizianten Kreutmair,
Asbach, nach Zolling an der Amper und Lang, Hohenkammer, nach Kolbermoor
Anweisung erhielten.
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