Wallfahrtskirche
St.Wolfgang in PIPINSRIED
Lage
der Kirche auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Die Kapelle bzw.
Kirche zum Hl.Wolfgang ist
eine künstlerische Kostbarkeit im Landkreis Dachau. Leider
wurde in den letzten Jahren jeglicher bewegliche Schmuck gestohlen.
Der barocke Kirchenraum ist aber immer noch sehr sehenswert.
Die Kirche entstand
der Legende zufolge durch ein St.Wolf-gangsbild,
das immer wieder auf einen Baumstumpf im Wald zurückkehrte.
Dort wurde zunächst ein Bildstock (Bild rechts) errichtet.
Der wachsende Zustrom von Wallfahrern führte
schließlich zum Bau der gemauerten, am 6. Juli 1695
geweihten St.Wolfgangs- Kirche in ihrer heutigen Form. Baumeister
war Hans Maurer aus Hirtlbach.
Um 1746
wurde die Kirche mit Stuck von Franz Xaver Feichtmayr d.Ä.
und mit Gemälden von Ignaz Mayr ausgestattet.
Die heutige
Kirche ist ein Saalbau
mit halbrundem Chor, westlicher Vorhalle und Dachreiter
über dem Westgiebel.
Am Chorscheitel
ist die Sakristei angebaut.
Die Kirche
ist außen und innen durch zahlreiche weiße
Pilaster gegliedert.
Rings ums
Kirchlein entstand ein Kreuzweg, wie
bei allen Wallfahrtskirchen in der Zeit von 1500 bis 1750.
Er wurde 1980 renoviert.
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der alte Bildstock
über dem Tabernakel
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Die Wallfahrtskirche gehört
zur Pfarrei Pipinsried , die zusammen mit Tandern und Hilgertshausen die
Pfarreiengemeinschaft Tandern (Bistum Augsburg) bildet. Die Gottesdienstordnung
finden Sie
hier...
Innenausstattung
Der Chor/Altarraum
schließt
in einem Halbrund. Er ist wie der Altarraum durch umlaufendes Gebälk
gegliedert. In den Schildbögen
befinden sich Rundfenster.
Der Hochaltar, der
elegante Stuck und die Kanzel stammen von
dem berühmten Stuckateur Franz Xaver Feichtmayr d.Ä. (1747)
Der Hochaltar/Choraltar
besitzt einen großartigen Säulenaufbau, dessen bühnenartiger
Charakter durch das rd. 1 Meter nach hinten verschobene Altarbild,
das den hl. Wolfgang zeigt und in späterer Zeit entstanden
ist, zum Tragen kommen.
Zwischen den Säulen stehen keine Figuren.
Über die Tabernakel ist noch der ursprüngliche Bildstock
zu sehen (Bild siehe oben rechts).
Nach oben abgeschlossen wird der Altar durch einen großen
Auszug in dem stilisiert die Heilige Dreifaltigkeit im Strahlenkranz
dargestellt wird.
Die Decke
ist geschmückt mit 3 Gemälden von Ignaz Mayr (1746), die
sich mit dem Leben des hl. Wolfgang befassen.
im Chor: Bußstein des hl.Wolfgang,
im Langhaus: St.Wolfgang kommt
in die neue
Kirche von Pipinsried
über der Empore: St.Wolfgang
und der Teufel
Auch die Emporenbrüstung
ist mit 4 Bildern aus der St.Wolfgangslegende bemalt.
Leider wurden
in den letzten Jahren jeglicher bewegliche Schmuck und sogar die
Glocken gestohlen. Unter der Empore sind noch Votivgaben
angebracht, die von den Dieben verschmäht worden sind.
1983/84 war eine
umfassende Renovierung der Kapelle notwendig, weil der Verkehr
auf der vorbeiführenden Straße gefährliche Risse
im Mauerwerk verursacht hatte. Anker aus Beton sichern nun das Bauwerk.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Glockengeläute
Von den Glocken der Kirche gibt es eine (leider sehr schlechte) Audioaufnahme
im Internet. Wenn Sie das Geläute dennoch hören möchten,
klicken
Sie hier...
Denkmal
Die Kirche gehört
zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster
15) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-60; Einschiffiger,
lisenen- und pilastergegliederter Bau mit halbrundem Schluss, 1693 ff.
durch Hans Maurer errichtet; mit Ausstattung; Kreuzwegstationen, wohl
zweite Hälfte 19. Jahrhundert (ehemals Aktennummer D-1-74-111-61)"
aufgeführt.
Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Erläuterungen
Geschichte
der Kirche
Eine künstlerische
Kostbarkeit im Landkreis Dachau ist die landschaftlich reizvoll gelegene
Barockkapelle zum Hl.Wolfgang.
Die Seelsorge der Pfarrei Pipinsried, zu der die Kapelle gehört,
wurde seit 1382 von Vikaren aus dem Kloster Indersdorf ausgeübt.
Dies blieb auch so bis zur Klosteraufhebung im Jahre 1783 (obwohl Indersdorf
zum Bistum Freising, Pipinsried zum Bistum Augsburg gehörte und noch
gehört). Die Pfarrei Pipinsried bildet zusammen mit Tandern und Hilgertshausen
einen Pfarrverband.
Die
Wallfahrtslegende
Am 5. Mai 1613 nahmen mehrere
Pipinsrieder an der Translation (=Überführung) der Gebeine
des hl.Wolfgang in Regensburg teil. St.Wolfgang war am 31.10.994 in Pupping/Niederösterreich
gestorben und dort begraben worden. Gut 600 Jahre später wurden seine
Gebeine an seinen früheren Wirkungsort -er war von 972 bis 994 Bischof
von Regensburg- zurückgebracht. Bei der Feier zur Translation wurden
Papierbilder des Heiligen verkauft. Solche brachten die Wallfahrer heim
nach Pipinsried. Einer legte sein Bild in die Höhlung einer Fichte.
Als einige Zeit später ein Bauer den Baum fällte, fiel das Bild
heraus. Der Bauer brachte es zum Pipins-rieder Pfarrer, der es auf den
Altar der Pfarrkirche legte. Am anderen Tag aber war das Bild vom Altar
verschwunden und man fand es auf dem Stumpf des umgehauenen Baumes wieder.
Die Sage berichtet, dass sich der Vorgang mehrere Male wiederholte. Diese
Episode und der Umstand, dass der Finder des Bildes nach Anrufung des
hl. Wolfgang von "grossen Leibschaden" geheilt worden war ("in
selbiger nacht von diesem yblen Zuestand erlediget"), erregte
unter dem Volk großes Aufsehen.
Unter Historikern wird angenommen, dass diese Ereignisse nicht schon 1613
stattgefunden haben, sondern erst rd. 10 bis 15 Jahre später.
Die
ersten Kapelle1626
Das Heiligenbild
fügte man daraufhin in eine hölzerne Säule ein, die
an der Stelle des gefällten Baumes aufgestellt wurde und den
Namen "St. Wolfgang in der Saul" erhielt. Daraus entwickelte sich
eine kleine Wallfahrt. Der Bildstock ist noch heute in der
Kapelle zu sehen (Bild siehe oben)
Der Andrang von Gläubigen
"mit Gebresten" nahm immer mehr zu. Um die Wallfahrer
vor Wind und Wetter zu schützen, baute man über diese
Säule eine hölzerne, mit Brettern und Baumrinde abgedeckte
Kapelle. Der Chronist Georgius Penzl 14)schreibt,
Bauherr sei Propst Wolfgang Karl (1618-1631) aus dem Kloster Indersdorf
gewesen, der sie entweder im Jahr 1613 (noch als Expositus) oder
1626 (bereits als Propst) errichtet habe.
Die Wallfahrt wurde von den
Indersdorfer Mönchen gefördert, die sich davon nicht nur
geistlichen, sondern auch materiellen Gewinn versprachen. Dennoch
wurde die Kapelle nach Aussage von Penzl "vor dem Schwedischen
Krieg nicht sonderlich geschätzt oder gar mit besonderer Verehrung
bedacht ".
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Weihnachtstaler
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Erst während des Dreißigjährigen
Kriegs (in Bayern erst ab 1632) , so fährt Penzl in seiner Chronik
fort,
"begannen die Gläubigen aus Nah und Fern zu diesem Gotteshaus
zu strömen.

Originalauszug aus der Penzl-Chronik
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Teils gaben sie an, daß sie gekommen wären, weil sie ein
Gelübde erfüllen wollten, das sie zur Zeit der Flucht vor
den Schweden abgelegt hatten, andere wiederum sagten, daß sie
nach Anrufung des hl. Wolfgang von Geschwüren und anderen krankhaften
Gebrechen an den Füßen befreit worden seien. Unstreitig
kamen die meisten aus diesem Grund, was man noch heute (=1745) ganz
gut an der großen Zahl der hölzernen Gliedmaßen erkennt,
die zum Zeugnis der Heilung Gott geschenkt worden sind. Ein weiterer
Teil war von anderen Krankheiten befallen und wurde nach Anrufung
des hl. Wolfgang vollständig geheilt, wie die Votivtafeln zeigen,
die deshalb aufgehängt worden sind". |
Nach dem Heiligenlexikon ist St.Wolfgang
Patron von Regensburg. Da er meist mit einem Beil dargestellt wird,
ist er außerdem Patron der Holzarbeiter, Köhler, Zimmerleute
und Bildhauer: Wolfgang hilft vor allem bei Schlaganfällen;
gegen Gicht, Lähmung, Fußleiden, Ruhr, Hauterkrankungen,
Hautentzündungen ("Wolf"), Blutfluss, Schlaganfall, Augenkrankheiten
und Unfruchtbarkeit, Missgeburten. Hierher nach Pipinsried kamen
die Gläubigen vor allem wegen Fuß- und Handleiden. Dies
legen jedenfalls die Votivgaben
nahe, die noch heute in der Kapelle aufbewahrt werden (Holzfüße,
Holzhände und Krücken).
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Votivgaben
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Neben den Votivgaben spendeten die
Wallfahrer auch reichlich Geld. Aus den Einnahmen aus dem Opferstock (sog.Opferstockge-fälle)
wurde ein kleines Vermögen angesammelt, das das Kloster als Darlehen
an kirchliche und private Kreditnehmer verlieh. So waren nach Aussage
von Prof.Liebhart im 18.Jh. die Zinseinnahmen höher als die Opferstockgefälle. 08)
Zweite
Kapelle 1637
Zur damaligen Zeit war der Chorherr Jakob Küpferle Vikar in
Pipinsried. Insgesamt 16 Jahre lang (1634-1646 u.1649-1653) übte
er dieses Amt aus und vergrößerte 1637, unmittelbar
nach den Pestjahren (1634/35), in denen viele Pipinsrieder ums Leben kamen,
die Holzkapelle. Mit 38 Bewohnern begann er den Wald zu roden und einen
Neubau zu errichten.
Chronist Penzl berichtet über ihn:
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"Dieser
Erweis so vieler Wohltaten bewegte Jakob Kypferle, der damals
Vikar in Pipinsried war, so sehr, daß er den Sachverhalt dem
Propst Benedikt vortrug und ihn dringlich bat, in Anbetracht dessen
nach Pipinsried zu kommen, sich ein eigenes Bild zu machen und zu
entscheiden, wie man die Frömmigkeit nicht nur erhalten, sondern
noch vermehren könne. Benedikt veranlasste dann, dass ein Altar
errichtet und die Kapelle durch eine Holzkonstruktion verlängert
wurde, um so das Fassungsvermögen zu erhöhen. Von Heinrich
V. von Knörigen, dem Bischof von Augsburg, erhielt er die Erlaubnis,
in der Kapelle die Messe zelebrieren zu können (= vom 26. Oktober
1638 an) sowie einen tragbaren Altar. Von diesem aus las besagter
Jakob Kypferle als erster von uns die heilige Messe, zunächst
vereinzelt, später häufig". |
Beim Bau der 2.Kapelle erhielten
die Pipinsrieder Unterstützung von zwei Kapuzinerpatres aus Salzburg,
die dafür sorgten, dass die neue Kapelle nach dem Vorbild der Hütte
von St.Wolfgang am Wolfgangsee zu errichtet wurde.
Die von Jakob Küpferle verlängerte
(zweite) Kapelle hatte Ausmaße von 7 x 4 Meter (20x12 Schuh), war
innen mit in rot/gelb/grüner Farbe gestrichener Eichenrinde ausgekleidet
und besaß über dem Eingang sogar einen kleinen Turm. An den
Wänden hingen Holzbilder mit Darstellungen aus dem Leben des hl.Wolfgangs.
Auf dem Tragaltar
standen eine Plastik des Kirchenpatrons und später natürlich
das Gnadenbild, das während des Dreißigjährigen Kriegs
in München aufbewahrt worden war.
Nach dem Krieg wurde die Kirche
auf ungewöhnliche Weise nochmals erweitert. Man schnitt den
hinteren Teil der Holzkapelle ab und versetzte ihn einige Meter nach hinten.
Dazwischen wurden zwei Oratorien eingefügt. Die neue Kapelle hatte
nun 14 Fenster und war voll gepflastert. Auch ein Teil der Innenausstattung
(vor allem Bilder) wurde ergänzt.
Von späteren Zeiten ist noch
Vikar Anton Zunhamer (1734-1741 u. 1742-1757) erwähnenswert,
der ein zweibändiges Werk über die Wallfahrt und über die
Pfarrgeschichte schrieb.
Die Wallfahrt zum hl.Wolfgang
nach Pipinsried war nicht so groß wie z.B. nach Ainhofen, Taxa oder
gar Inchenhofen.
Doch sie war von hoher regionaler Bedeutung. Überliefert sind Wallfahrten
und Bittgänge aus 16 Pfarreien, darunter aus Indersdorf, Langenpettenbach,
Westerholzhausen, Altomünster, Tandern, Hilgertshausen und Randelsried.
Um die Zahl der Wallfahrer zu steigern fanden seit 1639 fünf Fastenpredigten
statt. Zudem hat man für Jahrtagsstiftungen geworben; 150 Jahre später
waren es 86 Jahrtage. Ab 1663 gab es an allen Sonntagen nach Corporis
Christi (Fronleichnam) Prozessionen.
Große Anziehungskraft hatten Besuche von hochgestellten Persönlichkeiten:
- So kamen z.B. am 12.8.1656 die in Schloss Schleißheim wohnende
Kurfürstin Maria Anna, die Witwe von Kurfürst Maximilian I.
und Tochter von Kaiser Ferdinand II. in Wien und bat den Heiligen
um Hilfe. Maria Anna ging wohl oft wallfahrten. Aus
Inhausen (Marienwallfahrt) ist bekannt, dass für sie sogar
ein Oratorium eingebaut wurde. Dort konnte sich, wie es hieß: "die
verwittibte Churfürstin, welche dises Gottshauß Gott
lob zum öffteren gnädigst besuecht, aufhalten und sich dessen
bedienen".
- Nach Pipinsried wallfahrtete am 10.Mai 1660 auch die aus Savoyen stammende
24jährige Kurfürstin Adelheid Henriette (1636-
1676), die Frau des seit 1651 regierenden Kurfürsten Ferdinand
Maria von Bayern (1636-1679).
Mirakelbücher haben sich leider nicht mehr erhalten. Doch Prof.Liebhart
weiß, dass es zwischen 1734 bis 1773 im Durchschnitt pro Jahr zu
29 Gebetserhörungen oder "Wunder" kam. 08)
Das Vermögen der
Kapelle war durch die Wallfahrt kräftig gestiegen: von 68 Gulden
(1637) auf 470 Gulden (1652). Und das während der Zeit des 30jährigen
Kriegs. Die Kriegsereignisse führten aber auch dazu, dass die Menschen
keine größeren Wallfahrten mehr unternahmen, sondern die nähergelegenen
Gnadenstätten aufsuchten; auch wenn diese weniger wundertätig
waren.
Wallfahrtsmedaille

Aufschrift:
Pipinsried St.Wolfgang
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Wie
bei vielen anderen Wallfahrtsorten in Deutschland wurden auch in Pipinsried
für die Pilger Wallfahrts-medaillen geprägt. Dies war einerseits
ein gutes Geschäft für das Kloster Indersdorf, entsprang
andererseits aber auch dem Bedürfnis der Pilger, mit diesen Medaillen
von der Wallfahrt nach Pipinsried ein Stück Heiligkeit in die
eigenen vier Wände mitzubringen. Neben ihrer Funktion als Erinnerungsstück
dürfte den Medaillen eine wundertätige Wirkung zugeschrieben
worden sein, die mit den Patronaten des hl. Wolfgang in Verbindung
stand. Und das war nicht gering. Denn St.Wolfgang half vor allem bei
Schlaganfällen, gegen Gicht, Lähmung, Fußleiden, Ruhr,
Hauterkrankungen, Hautentzündungen ("Wolf"), Blutfluss, Schlaganfall,
Augenkrankheiten und Unfruchtbarkeit, Missgeburten. Nach Wikipedia
soll der Glaube an die heilkräftige Wirkung so weit gegangen
sein, dass man das Pilgerzeichen zur Heilung auf ein erkranktes Körperteil
auflegte. Ebenso habe man den Kranken Wasser oder Wein zum Trinken
gegeben, in die man das Abzeichen getaucht hatte. 13)
Die Medaillen galten auch als Amulette zur Abwehr
des Bösen und wurden zu diesem Zweck im Haus oder Stall aufgehängt
(zum Schutz des Viehs vor Krankheiten), auf dem Feld vergraben (für
eine gute Ernte) oder an den Rosenkranz gehängt (zum eigenen
Schutz).
Brauchtumsreferent Robert
Gasteiger aus Dachau besitzt in seiner umfangreichen volkskundlichen
Sammlung auch einige Wallfahrtsmedaillen aus dem Dachauer Gebiet.
Darunter aus Altomünster, Pipinsried und Taxa. Die Medaille aus
Pipinsried hat eine besondere Form, die auf das Attribut des Wallfahrtsheiligen
St.Wolfgang, die Axt, hinweist. Denn auf der Suche nach einem Ort,
an dem er seine Einsiedlerkapelle bauen konnte, warf der Heilige am
Wolfgangsee von einem Berg aus sein Beil nach unten. Dort wo es aufprallte,
errichtete er den Bau. |
Die jetzige
Kirche (seit 1696)
Der wachsende Zustrom
von Wallfahrern führte schließlich zum Bau der heutigen Kirche.
1692 stellte das Stift
Indersdorf beim Ordinariat in Augsburg den Bauantrag. Propst Dominikus
Vent (1693-1704) legte 1694 im Beisein des Klausners und der Schulkinder
den Grundstein. Die Kirche wurde aus Ziegeln gemauert. Baumeister war
Hans Maurer aus Hirtlbach (1654-1729), der im Landkreis Dachau
auch die Pläne für die Kirchen in Aufhausen, in Unterweikertshofen
sowie für die Ignatiuskapelle in der Pfarrkirche in Oberroth erstellte.
Am 6. Juli 1696 wurde die St. Wolfgangs-Kirche vom Augsburger Weihbischof
Eustachius Egolphus von Westernach eingeweiht.
Die Errichtung einer derart aufwändigen Kirche war nur durch die
tatkräftige Unterstützung seitens des Augustiner-Chorherren-stiftes
Indersdorf möglich, das in Pipinsried nicht nur die geistliche, sondern
als Hofmarksherr
auch die weltliche Macht (niedere Gerichtsbarkeit) besaß. Doch die
Kosten trug letztendlich der Wallfahrtsbetrieb, der bis 1695 ein Kapital
von 2417 Gulden angesammelt hatte. Der Betrag reichte für den Neubau
aus.
...mehr über weitere
bevorzugte Wallfahrtsorte der Gläubigen aus dem Dachauer Land finden
Sie hier...
Neugestaltung 1746-51
In den Jahren vor 1750 wurde die Kirche neu ausgestattet, insbesondere
mit neuen Stuckaturen durch Franz Xaver Feichtmayr (der später auch
in der Klosterkirche Indersdorf tätig war) versehen. Dr.Georg Paula
beschreibt den Stuck so:
"Feichtmayrs lebhaftes Muschelwerk umspielt, vermischt
mit zarten Blütenranken und Gitterwerk, wirkungsvoll die festgefügten
Rahmen der Gewölbefresken, die St. Wolfgang und
seine Bedeutung für die örtliche Wallfahrt zum Thema haben".
Feichtmayr war kein Billigarbeiter. Nach den Kirchenrechnungen erhielt
der Stuckateur, "Stockhadorer" genannt:
1746: 175 Gulden,
1747: 20 Gulden ("vor die Schleiffung der
Kanzl")
1748-50 jeweils 50 Gulden
1751: 17 Gulden 30 Kreuzer.
insgesamt also 362 Gulden und 30 Kreuzer.
Wer die Deckenmalereien schuf, ist nicht bekannt. Sie entstanden wohl
1746. Denn damals erhielt der (ungenannte) Maler 108 Gulden für seine
Arbeit, die als "von bescheidener Qualität" bezeichnet
wurde. Manchmal wird als Künstler der Indersdorfer Klostermaler Johann
Georg Vogt genannt, doch der Nachweis dafür fehlt. Vogt bemalte aber
nachweislich die Kanzel, wofür er am 5.4.1757 entlohnt wurde.
Der Altar kam erst 1755 dazu. Der Kistler (Kunstschreiner) erhielt
106 Gulden, der Bildhauer 57 Gulden für die Putten und geschnitzten
Ornamente. Den größten Anteil erhielt der oben erwähnte
Klostermaler Vogt mit 430 Gulden für die Bemalung des Altars. Dieser
hohe Betrag resultiert auch daraus, dass er auch die teuren Farben besorgen
musste.
Die Kosten für
die Künstler waren insgesamt so hoch, dass sie nur in Raten von 50
bzw. 25 Gulden jährlich bezahlt werden konnten. Zumal zugleich die
Indersdorfer Klosterkirche für viel Geld umgebaut wurde.
1758 war das Kloster
Indersdorf wegen des teuren Umbaus der Klosterkirche zahlungsunfähig.
Die Raten zogen sich bis zum Jahr 1764 hin, in dem man den Rest von 110
Gulden "völlig und baar" beglich.
Die Kirche ist ein Saalbau
mit halbrundem Chor, westlicher Vorhalle und einem Dachreiter
über dem Giebel. Am Chorscheitel ist die
Sakristei angebaut. Die Außen- und die Innenwände
sind durch Pilaster
rhythmisch gegliedert, die durch ein Gesimsband unter der Traufe
miteinander verbunden sind.
Blickfang der Kirche ist ein
kurzer, quadratischer Dachreiter mit Zeltdach, der wegen seiner
exponierten Lage auf der reich gestalteten Westfront wie ein Turm
erscheint.
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Sakristeianbau
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Spanischer Erbfolgekrieg
(1704-1714)
Schon wenige Jahre nach der Errichtung musste die Kirche renoviert werden,
weil sie während des Spanischen Erbfolgekriegs nach der Schlacht
bei Donauwörth im Jahr 1704 von Engländern ausgeplündert
worden war.
Als zu Beginn des Kriegs -1704- die Engländer nach der Schlacht
von Donauwörth ins Dachauer Land vorrückten, flüchteten
die Pipinsrieder mit ihrem Hausrat in die neuerbaute Wallfahrtskirche
"ober daz Gewölb", also auf den Kirchenspeicher. Aber ein "altes
Weibsbildt" hielt dem Druck der Befragung nicht stand und verriet das
Versteck, worauf die Engländer die Wallfahrtskirche und den Speicher
plünderten. 10)
Translation der Wolfgangsreliquien 10)
Am 22. August 1756 erhielt die Wallfahrtskirche echte Reliquien des hl.
Wolfgang. An der feierlichen Überführung und Einsetzung nahmen
Gläubige aus elf Pfarreien der Umgebung teil. Insbesondere aus Altomünster
kam eine "ganze Menge der Burgern mit Fahnen, Trumel (= Trommeln),
Unter- und Obergewöhr (= Gewehre)", heißt es. Trotz
des Regens sollen 3000-4000 Menschen an diesem hohen Fest teilgenommen
haben.
Pfarrbeschreibung
1864 03)
Im Jahr 1864 verfasste der Kirchengeschichtler Anton von Steichele ein
kirchen- und lokalgeschichtliches Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg",
das eine der Grundlagen für die geschichtlichen Daten der beiden
Kirchen in Pipinsried ist.
Anton von Steichele (1816-1889) war nach seiner Priesterweihe 1838 und
einer Tätigkeit als Hauslehrer in Landshut Domvikar u. Dompropst
und bischöflicher Archivar in Augsburg. Er veröffentlichte mehrere
kirchengeschichtliche Werke, darunter die berühmte, auf zehn Bände
angelegte Augsburger Bistumsbeschreibung, von der er nur ein Drittel fertigstellen
konnte; darunter die Beschreibung des Landkapitels Aichach, zu dem Pipinsried
damals gehörte (Text über
die Pfarrei Pipinsried...)
Von 1878 bis 1889 war von Steichele Erzbischof von München und Freising.
Er ist in der Frauenkirche München begraben.
1864 beklagte Steichele schon einen erheblichen Rückgang der Wallfahrt.
Er schreibt:
Um 1700 "erreichte die Wallfahrt St.Wolfgang ihren Glanzpunkt. Seit
Anfang unsers Jahrhunderts aber, in welchem der Calvarienberg abgetragen
wurde, gingen die Wallfahrten allmälig ein, und jetzt ist das Kirchlein,
nur von einzelnen Andächtigen wie im Vorbeigehen betreten, eine vereinsamte
Stätte, an welcher nur mehr hie und da die hl. Messe gelesen wird.
An Vermögen besitzt es 750 fl. ".
Beschreibung
1895 01)
Die Wallfahrtskirche St.Wolfgang in Pipinsried
ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns
enthalten, die Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des
kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten
erstellt haben. Im Bericht heißt es auf Seite 318:
"-
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Kapelle.
Erbaut von Propst Georg von Indersdorf 1693, geweiht {V. Steichele
II 226), um die Mitte des 18, Jahrhunderts vollständig neu dekorirt.
|
-
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Westvorhalle,
darüber Empore. |
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Halbrunder
Chorschluss. |
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Sakristei
in einem Anbau an der Ostseite. |
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Die
Wände sind durch Pilaster mit korinthisirenden Kapitellen gegliedert. |
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Das
Gebälke ist über den Pilastern vollständig, zwischen
diesen ist nur das Kranzgesimse durchgeführt. |
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Ueber
dem Gesimse Tonnengewölbe mit Stichkappen. |
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Zwischen
den Pilastern Rundbogenfenster, in den Schildwänden ovale Fenster
{oeuil de beuf}. |
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Gute
Stuckornamente. |
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Die
moderne Ausmalung ist nicht ganz stilgemäss, doch nicht störend. |
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Der
Gesammteindruck gut. |
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Das
Aeussere ist durch Pilaster mit zwischenstehenden Blendbögen
gegliedert. |
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Dachreiter
auf dem Westgiebel. " |
Klause
In der Nähe, auf dem Fuchsberg hatte man einen Kalvarienberg gestaltet
(er ist inzwischen abgetragen). Auf ihm wohnte von 1643 bis zum Ende der
Wallfahrt um 1800 ein Klausner. Ein solcher Wallfahrtspriester
war nach mehreren Kircheneinbrüchen (auch damals schon) notwendig
geworden. Die hölzerne Klausenhütte wurde 1698 durch einen Steinbau
ersetzt. Das Haus hatte vier Räume, darunter auch eine Schulstube.
Der Klausner unterrichtete nämlich die Pfarrschüler; ab 1746
musste er in der Pfarrkirche St.Dionys in Pipinsried auch die Orgel spielen.
Die Klause wurde 1871 abgetragen.
Früher wurde jeden Sonntag vor dem Gottesdienst ein Bittgang für
eine gute Ernte abgehalten (bis zum Erntedankfest).
Ende
der Wallfahrt
Die Wallfahrt nach Pipinsried bestand bis zum 3.Viertel des 18.Jahrhunderts.
Damals, zur Zeit der Aufklärung, gingen die Wallfahrten allgemein
zurück. Die Aufzeichnungen in Pipinsried enden 1773. Über die
weitere Geschichte der Wallfahrt ist wenig bekannt.
Immerhin überstand die Kirche die Säkularisation von 1803. Das
war nicht selbstverständlich, weil St.Wolfgang als eine überzählige
Kirche galt, die noch dazu zur damals von der Regierung bekämpften
Wallfahrt anregte. 1864 schrieb Steichele, die Kirche werde "nur
von einzelnen Andächtigen wie im Vorbeigehen betreten, (sei) eine
vereinsamte Stätte, an welcher nur mehr hie und da die hl. Messe
gelesen wird".
Innenausstattung
Den Indersdorfer
Chorherren verdankt die Kirche ihre jetzige Barockausstattung,
den prächtigen Hochaltar, den eleganten Stuck und die
Kanzel des Franz Xaver Feichtmayr d.Ä.(1698-1763). Die
Stuckarbeiten machten
den Hauptteil der Kosten der Umbauten um 1750 aus. Dr.Georg Paula
beschreibt den Stuck so:
"Feichtmayrs lebhaftes
Muschelwerk umspielt,
vermischt mit zarten
Blütenranken und Gitterwerk,
wirkungsvoll die festge-
fügten Rahmen der Gewölbe-
fresken, die St. Wolfgang
und seine Bedeutung für die
örtliche Wallfahrt zum
Thema haben". |

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|
Der Stuckateur
Franz Xaver
Feichtmayr gestaltete mit Johann Michael Fischer oder den Brüdern
Matthäus und Ignaz
Günther einige der bedeutendsten Kirchenräume in Schwaben,
Oberbayern, Mittelfranken, Mainfranken und Tirol, z.B. in Indersdorf,
Rott am Inn, Vierzehnheiligen oder Dießen. |
Altarraum
Der Altarraum und
das Langhaus sind mit einem Tonnengewölbe
mit Gurtbogeneinteilung überdeckt. Das Licht fällt nicht
nur durch die sechs Fenster mit halbrundem oberen Abschluss, sondern
auch durch die darüber in den Schildbögen
angebrachten ovalen kleineren Fenster, auch Ochsenauge oder "oeil
de boeuf" genannt, in den Kirchenraum. Die Gurtbögen
und die Stichkappen
sind mit feinem Stuckwerk verziert. |
Fenster:
oben Ochsenauge
unten Rundbogenfenster
|
Hochaltar/Choraltar
Der Hochaltar wurde
- von Klostermaler Georg Vogt
(1722-1771) aus Indersdorf (Plan und Fassung),
- vom Kistler Melchior Obermayr
aus Indersdorf (Schreinerarbeiten) und
- vom Bildhauer Franz Paulus Arnoldt
(1724-1788) aus Dachau (Schnitzarbeiten)
im Jahr 1755 erstellt. Er besitzt einen großartigen Aufbau (Retabel)mit
vergoldeten Säulen.
Den Vorgängeraltar aus dem Erbauungsjahr 1693 verkaufte man an die
Wallfahrtskirche Maria Birnbaum.
Nach oben abgeschlossen wird der
Altar durch einen großen Auszug, in dem stilisiert die Heilige
Dreifaltigkeit im Strahlenkranz dargestellt wird.
Der bühnenartige
Charakter kommt durch das rd. einen Meter nach hinten verschobene
Altarbild zum
Tragen. Das Gemälde das in späterer Zeit in Österreich
ent-standen ist, zeigt den hl. Wolfgang. |
St.Wolfgang
1755
|
Der Heilige im
bischöflichen Ornat erhebt segnend seine rechte Hand erhebt.
Im Hintergrund ist die Wolfgangskirche in Pipinsried zu sehen. |
Zwischen den Säulen stehen keine
Figuren.
Über dem Tabernakel
aus dem Jahr 1687 ist noch der ursprüngliche
Bildstock aus dem frühen
17.Jh angebracht. Er ist prächtig verziert.
Das früher dort eingesetzte Gnadenbild ist aber schon lange verschwunden. |
Bildstock
-17.Jh
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Deckenfresko im Altarraum
Die Deckengemälde
stammen vom "Augsburger Histori-Maler" Ignaz Mayr, der
sie im Jahr 1746 erstellt hat. Sie seien mehr wegen ihres historischen
Gehalts als wegen der Malkunst hoch einzuschätzen, heißt es.
Die Gemälde von Pipinsried sind Mayrs einzige Werke in den Kirchen
des Landkreises Dachau. Er erhielt dafür 108 Gulden und freie Verpflegung.
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895
heißt es zu den Fresken: "Die moderne Ausmalung ist nicht ganz
stilgemäss, doch nicht störend."
Auf dem Fresko wird
der Bußstein des hl.Wolfgang
dargestellt.
In der Mitte des Bildes steht St. Wolfgang vor seiner Klause in
der Einöde am Abersee in bischöflichem Ornat. Ein Putto
links hält in einer Hand den Bischofsstab,
in der anderen das spezielle Attribut des Heiligen, das Beil. Zu
seinen Füßen ein geöffnetes Buch.
|
Bußstein
des hl.Wolfgang
1746
|
Das Beil erinnert
daran, dass St.Wolfgang den Ort seiner Eremitenklause am Abersee durch
eine Art Gottesurteil festlegte, indem er vom Gipfel eines Berges
ein Beil nach unten warf. Auf der rechten Seite des Bildes ist eine
Felsplatte mit Fußspuren und Handspuren zu sehen. Nach der Legende
soll Wolfgang zur Buße mit seinen Händen gegen den Felsen
geschlagen haben; doch der Felsen wurde weich wie Wachs, sodass sich
Wolfgang nicht verletzte. |
St.Barbara
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Sehr schön
sind die Rocaillemedaillons mit den Bildern der vierzehn Nothelfer
zwischen dem Gebälk und den Fenstern an den Außenwänden
im Chor und im Altarraum:
Von links hinten nach links vorne:
St. Katharina, St. Dionysius,
St. Pantaleon, St.Ägidius, St. Vitus, St.Georg,
Von recht vorne nach rechts hinten: St.Eustachius, St.Christophorus,
St.Cyriakus, St.Erasmus, St.Blasius, St.Achatius, St.Margareta, St.Barbara.
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St.Dionys
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Vor der Neuausstattung der Kirche waren an der Emporenbrüstung Figuren
der 14 Nothelfer angebracht. Diese wurden 1746 durch die Gemälde
ersetzt, um den Heiligen "ihre Veneration (die Möglichkeit
zur Verehrung) nicht zu nehmen". Auch diese Bilder wurden von
Ignaz Mayr gemalt. Der Birgittenprior Dr.Jakob Scheckh (Priorat 1724-1755)
aus dem nahen Kloster Altomünster besorgte aus Rom Reliquien der
14 Nothelfer mit "Authentica" (Echtheitszertifikat).
Ein besonderer Förderer der Wallfahrt seines Namenspatrons scheint
schon Propst Wolfgang Carl (1618-1631) gewesen zu sein, denn sein
Wappen ist zusammen mit dem Doppelwappen von Indersdorf am Chorbogen
angebracht. |
Ziergitter
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Die
treibende Kraft für die Innenausstattung war Pater Anton Zunhamer
aus dem Indersdorfer Konvent. Er war der langjährige Pfarrvikar
von Pipinsried (jeweils von 1734 bis 1757 und von 1763 bis 1779) der
-wie erwähnt- auch eine Chronik über die Kirche verfasste.
Leider steht mir diese Chronik nicht zur Verfügung. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Deckengemälde
im Langhaus
An der 7,30 m hohen
Langhausdecke sind zwei Fresken angebracht:
Über dem Kirchenschiff "St.Wolfgang
kommt in die neue Kirche von Pipinsried",
über der Empore "St.Wolfgang
und der Teufel".
St.Wolfgang
kommt in die neue Kirche von Pipinsried,
Das große Deckengemälde (5,45 x 3 m) über dem Kirchenschiff
zeigt in der Mitte St.Wolfgang in bischöflichem Ornat mit Stab
und Mitra, die rechte Hand segnend erhoben. Er zieht zu der links
auf einem kleinen Hügel stehenden neuen Wolfgangs-kapelle von
Pipinsried.
|
St.Wolfgang
besucht die
neue Kirche von
Pipinsried
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Daneben steht
am Fuß des Hügels die kleine baufällige Vorgängerkapelle
(oder eine Nachbildung der Zelle des hl. Wolfgang vom Abersee).
Rechts neben St.Wolfgang knien drei Indersdorfer Chorherren in ihrem
Habit. Die vorderste Person könnte der erwähnte Pfarrvikar
Zunhamer sein, der sich um St.Wolfgang verdient gemacht hat.
Hinter den Chorherren ist das Kloster Indersdorf mit seinen beiden
Türmen und eine kleine Kirche mit Zwiebelturm zu sehen. |
Über dem Geschehen lagert neben
zwei Putten auf Wolken die Gestalt der Divina Providentia=Göttliche
Vorsehung (nach anderen Quellen die Symbolgestalt der "Mutter Kirche") mit
einem Zepter vor dem Auge Gottes im Dreieck. Für Providentia spricht,
dass sie in der barocken Kunst häufig mit einem Zepter dargestellt
wird, dessen Spitze ein Dreieck mit einem Augensymbol bildet. Das Auge im
Dreieck als Darstellung der Dreifaltigkeit in ihrer Allgegenwart und Allwissenheit
hat sich in der Kunst unserer Gegend erst im 18.Jh verbreitet. Aus der frühchristlichen
und mittelalterlichen Kunst ist es unbekannt.
Im unteren Teil des
Bildes sehen wir eine völlig andere Szene, die verschieden gedeutet
wird:
1. |
Sie könnte
an die Rückführung Bischof Wolfgangs durch einen Jäger,
Geistliche und Ratsherren aus seiner Einsiedelei ins Bistum Regensburg
erinnern. Auf einem Stein sitzt ein Jäger, seine Armbrust
neben sich. Vor ihm kniet ein alter Mann (St.Wolfgang ?). Hinter ihm
blicken drei weitere Chorherren auf die Szene.
|
2. |
Sie erinnert an
den Ursprung der Wallfahrt in Pipinsried. Damals war -wie oben erwähnt-
ein Wolfgangbildnis aus Papier in eine Baumhöhle gesetzt worden.
Als der Baum gefällt wurde, fiel es heraus, wurde auf den Pipinsrieder
Altar gestellt und kehrte auf wunderbare Weise wieder zum Baumstumpf
zurück. Die auf dem unteren Bildteil dargestellten Ordensleuten
könnten so der Pfarrvikar Jakob Küpferle (1634-1646), der
Propst Wolfgang Carl (1618-1631) und Zacharias Öggl sein, der
das Bild beim Baumfällen gefunden hatte. Die Barttrachten der
Chorherren entsprechen denen, die zu Beginn des 17.Jh. getragen wurden.
Der alte Mann wäre dann der Wallfahrer, der das Bild aus Regensburg
mitgebracht hatte. |
St.Wolfgang
und der Teufel
An
der Decke über der Empore ist das 1,80 x 2,50 Meter große
Fresko St.Wolfgang und der Teufel zu sehen.
Vor dem Hintergrund der Kapelle und seiner Klause kniet der in Chorhemd
und Rauchmantel gekleidete Heilige auf felsigem Grund und betet mit
ausge-breiteten Armen. |
St.Wolfgang
und der Teufel
|
Rechts
erscheint der Teufel mit Bocksfüßen, Hörnern und Drachenflügeln.
Er hält in seiner
- rechten Hand eine Schlange, in der
- linken Hand eine Kralle an einem Stab.
Die Schlange ist das Symbol der Versuchung. Nach der Legende hatte
Wolfgang vor allem beim Bau seiner Klause am Abersee häufig mit
dem Teufel zu tun, der mit allen Mitteln den Bau verhindern wollte.
|
Kanzel
Die prächtige
Rokokokanzel wurde vom Wessobrunner
Franz Xaver Feichtmayr d.Ä. 1747 gestaltet, der hier in der Kirche
den Deckenstuck anbrachte und später auch in der Klosterkirche
Indersdorf tätig war.
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Kanzel -1747
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Gefasst (=bemalt)
wurde die Kanzel vom Indersdorfer Klostermaler Johann Georg Vogt.
Von ihm ist die Empfangsbescheinigung für das Salär erhalten
in der er bestätigt:
"Ich Johann Georg Vogt bescheine das Ich anno 1757 den 5 april
das gelt vor die Kanzl welche ich gefast zu Sanct Wolfgang von Ihro
Hochwürden herrn pfarr Empfangen nebst höchlichem danckh
... " |
|
Hinweis: Die Predigt
wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo
aus gehalten.
Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff
ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier
aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren Worten
größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt. Auf
dem als Baldachin gestalteten Schalldeckel der Kanzel sitzen
Putten; auf der Unterseite eine Heilig-Geist-Taube. Die Darstellungen
des Guten Hirten mit einem Schaf auf seinen Schultern waren in der
Frühzeit auf die Sündenvergebung bezogen (Mt.18,12-14).
In der Barockzeit trat die von Jesus auf die Priester übertragene
Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit dessen Hauptaufgabe, die
Verkündigung des Evangeliums. Deshalb wurde der Gute Hirte ein
bevorzugtes Bildnis an den Kanzeln. |
per Mouseklick
zu den Beschreibungen
|
Kreuzwegbilder
fehlen, weil im Außenbereich
um die Kirche ein Kreuzweg
auf Stein-säulen angelegt ist.
Kanzelkreuz
Unter dem
Kanzel-kreuz mit
der sehr schadhaften Christus-figur auf der Südseite fehlt
die sonst dort stehende Mater dolo-rosa (Schmerzens-mutter Maria).
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Kanzelkreuz
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Das Kreuz nennt
man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber
an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief
(1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir aber predigen Christus
als den Gekreuzigten".
Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die
Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
|
An den Wänden
des Kirchenschiffs und des Altarraums sind die Apostelleuchter
im schönen Stuckrahmen mit Ornamenten aus Muschelwerk angebracht. Sie
erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische
Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen
der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als
Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |

Apostelkreuz
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Votivgaben
Votivbild
|
An der Nordwand unter der Empore hängen neben einem Votivbild
noch einige Votivgaben
(Holzfüße und Holzhände) aus den früheren Wallfahrtszeiten.
Es sind dies die Gaben, die die Diebe beim Einbruch vor 50 Jahren
übrig gelassen haben. Damals hatten die Einbrecher auch Votivtafeln,
Heiligenfiguren geraubt und sogar versucht, Stücke kostbaren
Stucks herauszuschlagen. 14)
|
Votivgaben
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Hinweis: Das Präfix "Votiv"
kommt aus dem Lateinischen "ex voto" und bedeutet: "zum Gelöbnis".
Die Aufschrift "ex voto" war bereits in altrömischer Zeit auf Opfergaben
gebräuchlich. Die Sitte setzte sich dann bei den christlichen Votivgaben
fort. Diese Votivgaben werden
zum Dank für den himmlischen Beistand eines Heiligen bei der Heilung
einer Krankheit oder der Lösung eines schwierigen Problems an einem
Wallfahrtsort ausgestellt. Meist hatten sich der Kranke oder seine Familie
am Wallfahrtsort an den oder die Heiligen gewandt, denen die Kirche geweiht
ist; hier war es St.Wolfgang. Dieser Heilige galt in der Bevölkerung
u.a. als ein begehrter Helfer gegen Gicht, Lähmung und Fußleiden.
Deshalb sind hier in Pipinsried so viele Holzfüße aufgehängt.
Die Votivbilder (Votivtafeln)
sind in der Regel dreifach gegliedert:
- unten teilt eine Schrift den Anlass mit
- darüber kniet der Bittsteller,
- im oberen Teil des Bildes, im Himmel thronen der angerufene Heilige
oder die göttl.Personen und nehmen den Dank entgegen
Empore
An die Emporenbrüstung
sind vier Szenen aus der St.Wolfgangslegende gemalt: Zu sehen sind von
links nach rechts:
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- St.
Wolfgangs kommt zur Insel Reichenau im Bodensee.
Zu sehen sind im Hintergrund der Bodensee und am jenseitigen Ufer
die Schweizer Berge.
Im Vordergrund ein vornehmer Herr, der seinen Sohn (Wolfgang) an der
Hand in Richtung Seeufer führt. St. Wolfgang, der Sohn des Grafen
von Pfullingen, kam schon in der Kindheit zur Ausbildung in das Kloster
Reichenau. |
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- das Kloster
Einsiedeln mit darüber schwebenden Gnadenbild (Ansicht
wie auf einer Postkarte).
Auf einem gemalten Steinblock ist der Text eingraviert: "Zum
Priester geweiht von St.Ulrich zu Maria Einsiedeln, 968." |
|
- die
Priesterweihe im Kloster Einsiedeln durch Bischof Ulrich.
Das Bild zeigt das Kircheninnere. Wolfgang in Priesterkleidung kniet
vor Ulrich, der ihm die Hände auflegt. Kleriker mit Weihrauchfass
halten Buch und Bischofsstab. Vier Benediktinermönche stehen
links und rechts der Weiheszene. |
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für das rechte
Bild gibt es wieder zwei Deutungen: |
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a)
Leichenzug
in Augsburg bei der Beerdigung von Bischof Ulrich, wo ihn St.
Wolfgang im Jahre 973 in
der St. Afra-Kirche bestattet hat. |
b)
Überführung
der Leiche Wolfgangs nach Regensburg. Wolfgang starb 994 in
Pupping, einem Ort
seiner Diözese. Von dort wurde sein Leichnam
nach Regensburg überführt und im Kloster St.Emmeram
begraben. Das Bild könnte den Leichenzug durch
Regensburg zeigen. |
Eine Orgel ist
nicht vorhanden.
Das einfache, rustikale
Emporengestühl passt eigentlich nicht so recht zur übrigen
prunkvollen Ausstattung der Kirche. |

Emporengestühl
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kunstvolles Gitter
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Der Eingang
der Kirche liegt unter der Empore auf der Westseite. Die durch die
darüber liegende Empore gebildete Vorhalle ist durch eine schönes
schmiedeeisernes Gitter vom
Kirchenraum getrennt. In das Gitter eingearbeitet sind die Attribute
von St.Wolfgang, der Bischofsstab und das Beil, umgeben von barocken
Schmuckelementen.
An diesem Gitter, das aus der Indersdorfer Klosterkirche 1756 hierher
kam, ist auch der alte Opferstock
(leider mit neuen Gebrauchsschlössern aus dem Baumarkt) angebracht.
In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich
dafür interessieren, klicken Sie hier..
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Opferstock
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Kreuzweg

Kreuzwegstation
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Rings
um das Kirchlein stehen seit 1727 die steinernen Kreuzwegstationen
in Form von Bildstöcken. Sie ersetzten die 1667 errichteten
sieben Kreuzweg-Holzsäulen, in denen aus Ton gebrannte Figurengruppen
standen.
Aus den zunächst ebenfalls
7 Kreuzwegstationen wurden im Laufe der Zeit die heute üblichen
14. Bis 1730 waren Kreuzwegstationen nur außerhalb von Kirchen
bekannt.
Die tief eingelassenen Kreuzwegbilder
wurden zuletzt um 1980 renoviert. Einige von ihnen waren 2022, als
diese Bilder aufgenommen wurden, stark beschädigt.
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Kreuzwegstationen im Freien
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Wenn Sie mehr über Kreuzwegbilder
in Kirchen des Landkreises Dachau erfahren wollen, klicken Sie bitte hier...
Eremitenklause
Neben der Kirche stand eine Eremitenklause. Der darin wohnende Klausner
hatte die Kinder in Pipinsried und Umgebung zu unterrichten und in der
Kirche die Orgel zu spielen. Der letzte Eremit ging um 1800. Danach stand
die Klause leer, bis sie 1871 abgetragen wurde. 14)
Hans Schertl

Quellen
:
01)Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern,
1895, Seite 318
02) Georgius Penzl, Chronik des
Stift Indersdorf, 1745 -Übersetzung Dieter Tomahogh, 2007
03) Anton v.Steichele, Das Bistum
Augsburg, historisch und statistisch beschrieben, Zweiter Band Augsburg
1864,S.181 ff
04) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler,
Bayern IV, 1990
05) Dr.Georg Paula, Die Neugestaltung der Pipinsrieder
Wolfgangskirche im 18.Jahrhundert, Amperland 1987, S. 476—479
06) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd
7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes 1991
07) Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei
in Deutschland, 1996
08) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Zur
Geschichte der Nahwallfahrt St.Wolfgang im Dachauer Land, Amperland 1999/2
09) Martin Setzmüller, Familien- und Häuserbuch
von Pipinsried, 1994 (Bittgang)
10) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Die
Altgemeinden: Pipinsried, Kulturspiegel Altoland Ausgabe 37, Okt. 2011
11) Rudolf Goerge, Wäxerne Mändl und gemalte
Ex Votos, Fink, Freisinger Stadtmagazin, 2015/2 (Votivgaben)
12) http://www.schwabenmedia.de/St-wolfgang/Wolfgangskirchen/Pipinsried.htm?style=styleG
(Geläute)
13) https://de.wikipedia.org/wiki/Pilgerzeichen
14) Reinhard Haiplik, Geheimnisvolle
Plätze in der Hallertau, Band 3,
S.28, 2019,
ISDN 978-3-936990-76-8
15)
Liste der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023
46 Bilder: Hans Schertl (45), Dieter Tomahogh (1)

12.6.2022
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