zur Landkreiskarte          ausführliche Beschreibg.    Kirchen in der Gem.Vierkirchen

Pfarrkirche St. Jakobus in VIERKIRCHEN

Adresse: 85256 Vierkirchen, Gröbmaierstraße 8
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung
                                                  
Datenblatt

Die Ortschaft Vierkirchen wird als Frohtkircha (Fichtkirchen) erstmals in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 820 -wohl bereits mit Kirche- erwähnt.

In späteren Zeiten wird der Kirchenbau wohl noch mehrmals -erst aus Holz, später aus Stein- errichtet worden sein. Dies gilt vor allem für die Zeitalter der Gotik und des Barocks.

Die heutige Pfarrkirche St.Jakobus der Pfarrei Vierkirchen ist im Wesentlichen ein Bau der Jahre 1763/65, nachdem die alte gotische Kirche 1759 wegen Baufälligkeit  eingestürzt war. Nur wenige Mauerreste des Turms konnten übernommen werden.

Der geräumige fünfachsige Saalbau von Anton Glonner wird von einem Tonnengewölbe überdeckt. Der Chor schließt halbrund.

Eine Besonderheit sind die Dreipassöffnungen über den Rundbogenfenstern, die der Kirche viel Helligkeit geben.

In der christlichen Kunst versinnbildlicht der Dreipass die Dreifaltigkeit.  

Die Dreipassöffnung

Der im Grundriss quadratische Turm mit achtseitigem Aufbau auf der Südseite hat eine Zwiebel mit Laterne und Pyramidenspitze.

An der Außenseite  sind ein Kreuzigungsrelief mit Maria und Johannes sowie 2 weiteren Heiligen (um 1700) und dazu viele Grabplatten (Epitaphe) aus der Zeit zwischen 1588 und 1779 angebracht. 

Innenausstattung

Die Kirche gehört zu den größten Hallenkirchen im Landkreis Dachau. Im Inneren ist sie 12,5 Meter hoch.
Die Innenausstattung ist überwiegend in den Stilformen des Rokoko ausgestattet.

Auf dem prächtigen Hochaltar sind dargestellt
— im Auszug eine Figur des hl.Johannes Nepomuk
— in der Mittelnische eine Figur des Kirchenpatrons St.Jakobus als bärtiger Pilger
— als Assistenzfiguren Figuren der Heiligen Petrus (mit Schlüssel) und Paulus (Schwert)

An der Chorwand ist ein Oratorium angebracht. Das Oratoriumsgitter entstand um 1789. Die Inschrift an der Wand unter dem Fenster würdigt die Leistung von Pfarrer Gröbmaier im Zusammenhang mit der Vollendung des Kirchenbaus in jenem Jahr.

Die Seitenaltäre mit großen Altarblättern sind der Muttergottes und dem hl.Sebastian geweiht. Die Bilder wurden von Joh. Bapt. Deyrer im 1787 gemalt.
Links wird der Besuch von Maria bei Elisabeth (Heimsuchung) dargestellt. Assistenzfiguren sind St.Anna u. St. Joachim.
Rechts: Zeigt das Altarblatt den hl.Sebastian am Marterbaum. Assistenzfiguren stellen St. Vitus und St.Florian dar.

Die Kirche St.Jakobus besitzt zwei Orgeln.
- Die ältere davon ist eine historische Besonderheit. Sie stammt aus dem 18.Jh. und wurde 1767 beim Neubau der Kirche gebraucht
  erworben. Sie war um 1740 von Quirin Weber (1693-1751) erbaut worden. Nach dem 2.Weltkrieg war die altersschwache Orgel für die
  kirchlichen Ansprüche zu klein geworden
- Deshalb wurde 1959 eine weitere Orgel von der Fa. Schuster mit 2 Manualen und 17 Registern angeschafft und diskret in den
  Hintergrund der historischen Orgel gestellt.
- 1992 wurde die alte Weberorgel wieder instand gesetzt und in Betrieb genommen. Seither werden beide Instrumente gespielt.

Hauptkunstwerke der Kirche sind aber die Deckengemälde von J.Georg Dieffenbrunner (1765) und die Kreuzigungsgruppe von Ignaz Günther (1765/70):

- Die Deckengemälde zeigen in vier Bildern (1 Bild im Chor, 3 Bilder im Langhaus) Szenen aus dem Leben des hl.Jakobus.
  In den Gewölbezwickeln im Chor und Langhaus sind die zwölf Apostel, Jesus, Maria und Paulus dargestellt.   

- Die Kreuzigungsgruppe (Kruzifix und Mater dolorosa) stammt von dem bekannten Künstler Ignaz Günther. Insbesondere die
   lebensgroße Muttergottes, die unter dem Kreuz steht, wird als ein herausragendes Kunstwerk beschrieben. Die Figuren dürften
   für die Münchner Frauenkirche geschnitzt worden sein; nach Vierkirchen kamen sie erst 1874.

Zur Beschreibung des rechten SeitenaltarsZur Beschreibung des ChoraltarsZur Beschreibung des linken SeitenaltarsZur Beschreibung der DeckengemäldeZur Beschreibung der KanzelZur Beschreibung des OratoriumsZur Beschreibung des TaufsteinsZur Beschreibung des ZelebrationsaltarsChorgestühlChorbogennischenKreuzwegbilderKristallleuchterKanzelDeckengemäldeKreuzwegbilderChorbogennischenLinker Seitenaltarrechter SeitenaltarKirchenbänkeTaufsteinSt.AnnaKristallleuchterChoraltarSt.KonradOratoriumApostelleuchterChorgestühl
Ein Mouseklick auf die
einzelnen Einrichtungsgegenstände führt zur Beschreibung

Der Sprengel der Pfarrei Vierkirchen umfasst die Orte Daxberg, Engelbrechtsmühle (bis 1880), Esterhofen, Jedenhofen, Rettenbach, Biberbach, Hörgenbach, Pasenbach, Riedenzhofen, Rudelzhofen, Widenhöfe und Teile von Ebersbach.
Die Pfarrei bildet seit 1.März 2013 mit den benachbarten Pfarreien Weichs und Petershausen einen Pfarrverband.

Folgende Heilige werden als Figuren- oder in Bildern dargestellt:
- St. Anna - St. Jakobus -1 - St. Josef - St. Maria - St. Petrus-2
- St. Florian - St. Jakobus -2 - St. Konrad - St. Nepomuk - St. Sebastian
- St. Elisabeth - St. Jakobus -3 - St. Korbinian - St. Paulus - St. Thaddäus
- St. Joachim - St. Magdalena - St. Petrus-1 - St. Vitus

Baudenkmal
Die Kirche gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler in Vierkirchen 107) wird sie mit folgenden Worten beschrieben: "D-1-74-150-1; Gröbmaierstraße 8; Kath. Pfarrkirche St. Jakobus; stattlicher Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, im südlichen Winkel hoher Turm mit gedrückter Laternenhaube, 1763 ff. von Anton Glonner errichtet; mit Ausstattung; Friedhofsummauerung, angelegt 1685 (bezeichnet mit dem Jahr)".


C
hronologische Übersicht

ö
«—
8.Jh.
Erste Erwähnung der Ortschaft Vierkirchen
(Gerichtstag in Vierk. i.d.Zeit 788 und 837)
«—
1798
österreichische Grenzhusaren pressen Quartier
«—
820-23
Erste Erwähnung der Kirche (als St.Salvator) mit einem Priester Frumolt 92) «—
1802
Brand in Vierkirchen
«—
1429
Pfarrbesetzungsstreit vor dem Konzil in Basel «—
1803
Abbruch der Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes
«—
15.Jh.
14.-16.Jh. Bau der gotischen Kirche «—
1804
Abtrennung von Giebing,Kammerbg, Viehbach
«—
1500
Steinrelief mit Kreuzigungsdarstellung «—
1811
Hagelschäden beim Pfarrhof
«—
1524
Vierkirchen die größte Pfarrei im Dachauer Land
mit 800 Erwachsenen
«—
1834
Pfarrhof abgebrannt
«—
1554
neue Glocke «—
1837
Pfarrhof nach Brand wieder aufgebaut
«—
1630
Abbruch der Sakristei u. Verlegung in den Turm
Taufbecken repariert, neue Ewig-Licht-Ampel aus Blech 92)
 
1840
2 cm breiter Riss durch die Langhausdecke
 
1640
Friedhofmauer repariert (13 fl.31 kr), neuer Kelch aus vergoldetem Silber, mit kupfernem Fuß, 2 Paar Opferkännchen aus Zinn, 2 Leuchter und Rauchfass 34)
«—
1848
Hagelschäden beim Pfarrhof
1646
Reparatur der im Krieg beschädigten Glocke
und Anschaffung eines neuen Tabernakels 92
«—
1851
Einzug von Eisen-Schlaudern im Langhaus 92)
«—
1673
Kostenvoranschlag zur Kirchenerweiterung
(nicht verwirklicht)
«—
1861
Pfarrhof abgebrannt
 
1654
Renovieren des Ölbergs 92) «—
1864
Volksmission durch Redemptoristenpatres
 
1683
Neuer Altar, alter Altar nach Rudelzhofen 92)      
«—
1689
neuer Taufstein «—
1865
Reparatur der Mauern und des Daches sowie Einbau von 9 Dachstuhlschlaudern für 440 fl.
«—
1691
neuer Pfarrhof <<--
1872
bis 1875: großer Umbau ("in unverständiger Weise renovirt") 61)
«—
1693
neues Ziborium von Pfr.Sartorius gestiftet «—
Barocke Deckengemälde übertüncht
«—
1694
Neubau der Sakristei um 82 fl
neue Sakristeischränke (1695) 34)
 
1874
Kreuzigungsgruppe von Ignaz Günter kommt nach Vierkirchen (vorher wohl Dom/Mch)
«—
1695
Neuverglasung der Chorfenster, Reparatur des Kirchenpflasters, neue Kirchentüre «—
1876
neue Turmspitze (Pyramidenspitze statt Zwiebel) +Dachreparatur+ Außenanstrich 78)
«—
1700
Reparatur v.Turm u.Friedhofsmauer, Sonnenuhr
Dachreparatur, Heiliges Grab erwähnt
«—
1879
1100-Jahr-Feier (28.Juni bis 3.Juli)
       
1880
Umpfarrung der Ortschaft Engelbrechtsmühle
von Vierkirchen nach Indersdorf.
108)
«—
neue Apostelkreuze und -leuchter  
1890
mechanische Kirchturmuhr angeschafft 92)
«—
1710
Weihe der reparierten Kirche durch Bischof Joh. Franz Eckher von Kapfing u. Liechteneck «—
1891
Aufgabe der Pfarrökonomie
«—
Neue Altäre, neue Kanzel
1902
Renovierung der Raumschale und der z.Teil übermaler Deckenfresken von Diefenbrunner
für 5000 Mark
«—
1715
Beichtstühle  
1911
Zwei neue Glocken (Ablieferung 1942) 92)
«—
1726
Pfarrhof renoviert «—
1918
Glockenablieferung
«—
1731
neue Glocke von Christoph Daller «—
1942
Glockenablieferung der 1911 erworbenen Gl.
«—
1736
Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes «—
1943
Kreuzwegbilder von Christian Seibold
«—
1740
Renovierung des Choraltars durch Franz Mayr «—
1945
Pfarrstadel abgebrannt
«—
1742
Pfarrhof renoviert u.a. durch Jakob Öggl «—
1950
Bild des hl.Konrad
«—
1747
Bruderschaft zu Trost und Hilfe der Armen Seelen im Fegefeuer gegründet «—
1952
neue Glocken
 
1750
2 neue Baldachine, Neubau der zweit. Hälfte der Friedhofmauer «—
1953
bis 1956: Außenputz, Trockenlegung der Mauern, Friedhofmauer u. Neue Verglasung der Fenster durch Fa.Eberle
«—
18.Jh.
Vortragekreuz und Kreuzstange «—
1959
Orgel restauriert
«—
1753
Bruderschaft und Seelenbund zu Hilf und Trost der armen Seelen unter dem Schutze der hl.Mutter Gottes Maria gegründet «—
Kanzel renoviert
«—
1750
Baldachin am Choraltar durch Chr.Silvester «—
1960
um 1960: Renovierung der Deckengemälde durch Georg Gschwendner für 5731 DM
Wände, Beichstuhl durch Kirchenmaler Willi Stein aus Inzell für 7862 DM
92)
«—
1759
Einsturz der gotischen Kirche  
1960
Elektrifizierung des Geläutes
Erneuerung Kommunionbank, Gestühl, Pflaster,
Emporentreppen und Glockenstuhl
92)
«—
1760
neue Kirchenbänke «—
1963
Figuren von Petrus und Paulus von Georg Sellmair aus Unterzolling für 6000 DM
«—
1763
bis 1767: Neubau der heutigen Kirche «—
1964
Umgestaltung der Kanzel (Figuren statt Gemälde am Kanzelkorb)
 
1764
bis 1765: Deckengemälde von Dieffenbrunner «—
1967
Kirchendiebstahl
«—
1767
bis 1789: Vervollständigung der Ausstattung «—
1970
um 1970: neuer Zelebrationsaltar
«—
1767
nach 1767: Orgel von Quirin Weber aus dem Jahr 1740 kommt nach Vierkirchen  
Außenrenovierung, Kirche und Turm, Turmkreuz
 
1768
Gewaltiger Sturm beschädigt das Dach  
1972
Einbau einer Aristotherm Kirchengebläseheizung für 38.883 DM 92)
 
1777
Reparatur des vom Sturm beschädigten Daches durch Anton Glonner um 375 fl. «—
20.Jh.
2.Hälfte - Tabernakel
«—
1779
Weihe der neuen Kirche durch Bischof Ludwig Joseph Freiherr von Welden (29.Juni))
1978
Einbau einer Alarmanlage für 16.557 DM 92)
«—
1787
Seitenaltbilder durch Bapt.Dreyer;
drei Steinsäulen als Emporenstützen unten
drei Eichensäulen für oben
1986
Generalsanierung der Kirche f.600.000 DM 92)
u.a. Mauerentfeuchtung, Neueindeckung Kirchendach, Dachrinnen, Fenstereisen, Turmuhr gefasst.
 
1788
Kistler Matth. Fackler erhält für die Erstellung und die Gestaltung eines Heiligen Grabes 20 fl. «—
«—
1991
Orgel restauriert
Pfarrstadel renoviert
 
1793
Orgelreparatur durch Philipp Radler aus Dachau
bezahlt von er Allerseelenbruderschaft
92)
 
1992
neuer Zelebrationsaltar für 15.000 DM 92)
 
1794
Kirchenfensterreparatur 92)  
1998

bis 2004: Innensanierung
neue Bankheizung anstelle der wenig effektiven Kirchen-Gebläseheizung
92)
Neueinweihung durch Bernh.Haßlberger 2004

 
1795
Reparatur von Kirchendach, Turm und Glockenstuhl 92)
           


W
as noch interessiert...

Gottesdienstzeiten erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Weichs/Petershausen/Vierkirchen. Klicken Sie hier...

Vierkirchen liegt am sog. Dachauer Jakobsweg, den Dachau-Agil mit dem europäischen Jakobswegzeichen ausgeschildert hat. Die Karte mit dem Verlauf des Weges finden Sie hier...

Die Wege der Jakobspilger sind ein System von ausgeschilderten und in Führern beschriebenen Pilgerwegen, die von vielen Ausgangspunkten kommend, quer durch Europa bis nach Pamplona und von dort in einer Route nach Santiago de Compostela führen. Sie orientieren sich in der Regel an den historisch nachweisbaren Routen mittelalterlicher Jakobspilger.


Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen

Geschichte Mittelalter Matrikel 1315 Investiturstreit um 1430 Matrikel 1524 Matrikel 1560
  Gotischer Bau Matrikel 1738 Neubau 1763 Beschreibg 1792 Beschreibg 1820
  Umbau 1872 Beschreibg 1874 Beschreibg 1895 Kriegsende 1945
  Baudenkmal Gottesdienstordnung Bruderschaft Pfarrerliste Berichte aus Pfarrleben
Ausstattung Altarraum Apostelleuchter Baubeschreibung Beichtstuhl Choraltar
Chorbogen Chorgestühl Deckenfresken-1 Deckenfresken-2 Empore
Epitaphe innen Fenster        Kanzel Kirchenschiff Kirchenbänke Kreuzweg
Datenblatt Kreuzigungsgruppe Oratorium Orgel Pfarrhaus Portal
Sakristei Seitenaltäre Taufstein Vortragekreuz Zelebrationsaltar


Die Ortschaft Vierkirchen wurde schon im 8.Jh urkundlich erwähnt. Nach der Pfarreibeschreibung von Mathias Steinberger aus dem Jahr 1879 soll ein Gaugraf Luitpold von Scheyern (?) in der Zeit zwischen 788 und 837 hier einen Gerichtstag ("publica placita") abgehalten haben. 11)
Auch Urkunden, wie die vom 15.April 820, die in Vierkirchen ausgestellt wurden (actum est in villa qui dicitur Feohtkirha), weisen auf die Bedeutung Vierkirchens hin.

Der Historische Altlas von Bayern enthält folgenden Eintrag zur Geschichte im Spätmittelalter:
"Um 1440 ist ein Dorfgericht zu Vierkirchen im Besitz der Kammerberger bezeugt. 1450 beschwerte sich Heinrich der Kammerberger, daß die Amtsleute des Landgerichts Dachau in seine 'Hoffmark zu Vierkhirchen' hinein 'pieten', Scharwerk und Ungeld daraus fordern sowie das Pfänden von Vogtei und Gült verbieten. 1464 verlieh das Domkapitel Freising, das die Hofmark und die Kirchenvogtei zu Vierkirchen erkauft hatte, dem Oswald Weichser zu Weichs Hofmarksgerechtigkeit zu Vierkirchen auf Widerruf."
Außerdem sind dort die Anwesen in der Hauptmannschaft Vierkirchen und ihre (Ober)eigentümer detailliert genannt
70)

1818 wurde Vierkirchen eine moderne Gemeinde. Mit der Gebietsreform 1972 kamen die bis dahin selbstständigen Gemeinden Pasenbach und Giebing zu Vierkirchen. Nun besteht die Gemeinde aus den Orten: Esterhofen, Giebing, Gramling, Jedenhofen, Milbertshofen, Pasenbach, Ramelsbach, Rettenbach, und den Wiedenhöfen. 71)


Geschichte der Kirche

Ein Gotteshaus wird in Vierkirchen wohl schon vor dem Jahr 820 bestanden haben. Schließlich besuchte Bischof Hitto von Freising den Ort am 15.April 820 und am 10.Dezember 829.
Ausdrücklich wird sie erstmals in den Jahren 823 und 828 (Urkunde Nr. 574a der Freisinger Traditionen) erwähnt. Die Urkunden sind im Codex Cozroh enthalten, einer Freisinger Handschrift aus der Zeit des Bischofs Atto von Freising (738-811), dem 4. Nachfolger des Hl. Korbinian.
In der Schenkungsurkunde der Adeligen Cozilt von 823 ist festgehalten, dass "in ministerio Liutpaldis comitis", d.h. im Amtsbereich des Grafen Luitpald eine Kirche liege. 08)
828 übergab der Priester Ekkihart Besitz zu Reod (Ried) an die Kirche von Feohtkyricha (Vierkirchen). Diese Kirche war St.Salvator, dem hl. Erlöser, geweiht. Die Urkunde wurde am 14.Dezember 828 ausgestellt; 43 namentlich erwähnte (37 mehr als nach dem Lex Baiuvariorum nötig) haben dieser Urkundenausstellung beigewohnt. Die Zeugen waren nach einem typisch baierischen Brauch an den Ohrläppchen gezogen worden (testes per aures tracti), damit sie sich später besser an das Rechtsgeschäft erinnern konnten. Meist glich ein kleines Geschenk die Unannehmlichkeit mit den roten Ohren aus. 13)

Dass die Pfarrei Vierkirchen um 779 unter Bischof Aribo (764-784) errichtet worden ist (das Datum war Grundlage für die 1000-Jahr-Feier 1779 und die 1100-Jahr-Feier 1879), dürfte unwahrscheinlich sein. Der ehem. Kreisheimatpfleger Angerpointner vertrat die Meinung, die alte, dem Freisinger Bischof zugehörige Erlöserkirche (St.Salvator) in Vierkirchen sei im 9.Jh. Pfarrsitz geworden. Für das hohe Alter der Pfarrei spreche auch der außerordentlich große Bereich des früheren Pfarrsprengels: 10 Kirchen, davon 6 mit Friedhöfen. Aber Pfarreien in unserem Verständnis wurden erst um die Jahrtausendwende gegründet.

Auch im Jahr 1119 wurde die Kirche von Vierkirchen unter der Bezeichnung Frohtkircha (Fichtkirchen) urkundlich erwähnt.

Pfarrer von Vierkirchen
Vierkirchen kann die Namen seiner Pfarrherren bis zum Jahr 1279 lückenlos zurückverfolgen. Das ist einzigartig im Dachauer Land.
Eine Auflistung mit vielen Geschichten finden Sie hier....


Konradinische Matrikel 1315
03)

In der Konradinischen Matrikel von 1315 wird die Pfarrei Vierkirchen (damals Viechchirchen) mit den Filialkirchen "Chamerberch, Viehpach, Piperbach, Rudoltzhouen, Rübentzhouen (=Riedenzhofen) cum sepulturis (=mit Friedhof) sowie
Rotenbach (=Rettenbach), Uetenshouen (=Jedenhofen), Albotzhouen (=Albertshof) et Giebingen sine sepulturis (=ohne Friedhof) beschrieben. Es war schon damals eine der größten Pfarreien unserer Gegend.


Investiturstreit 1429-1433

In der Zeit von 1429-1433 gab es in Vierkirchen zwei konkurrierende Pfarrer, einer von Papst ernannt, der andere vom Kirchenpatron Ritter Hainrich von Kammerberg. Der Streit gestaltete sich so schwierig und war so umstritten, dass sich sogar das Konzil in Basel (1431-1445) mit der Pfarrerbesetzung in Vierkirchen beschäftigten musste.
Papst Martin V. hatte die Pfarrei am 17.3.1429 (noch vor dem Konzil) dem Mainzer Kleriker Johannes Hesse verliehen. Der eigentlich zuständige Patronatsherr, Ritter Hainrich von Kammerberg übertrug sie dem Priester Johann Ragans und erhielt dafür die kanonische Investitur des Freisinger Bischofs (29.4.1429). Zwei Jahre lang dauerte der Streit bis er dem 1431 einberufenen Konzil zur Entscheidung vorgelegt wurde (Hesse war Teilnehmer am Konzil).
Nach zwei weiteren Jahren -1433- fällte das Konzil ein salomonisches Urteil: Letztlich durfte keiner von beiden auf Dauer die Pfarrei behalten. Johann Hesse trat sofort zurück. Johann Rangans blieb noch ein dreiviertel Jahr Pfarrverweser, bis Patronatsherr Hainrich von Kammerberg einen neuen Pfarrherr (Hans Kern) präsentierte, der aber von Johann Hesse ausgesucht werden durfte. Zweck der Regelung war, dass Hesse durch Tausch der Pfarrei mit dem Nachfolger eine einträgliche Pfarrstelle erhalten konnte. Zur "Belohnung" für seine Nachgiebigkeit erhielt Ritter Hainrich von Kammerberg seine bisherigen Rechte bestätigt. Dabei hatten seine Vorfahren Arnold und Ulrich von Kammerberg die Lehenschaft und die Vogtei über die Pfarrkirche von Vierkirchen im Jahr 1392 schon vom bayerischen Herzog Rudolph von Oberbayern (Bayern war damals geteilt) als bayerisches Lehen erkauft.

 

Wirtschaftsaufzeichnungen 1483-1529 12)

In Vierkirchen haben sich noch alte Aufzeichnungen von Vierkirchner Pfarrern aus der Zeit von 1483 bis 1529 erhalten. Sie wurden erst 1969 von den Historikern Kuzdrzal-Kicki und Gerhard Hanke im Pfarrhof gefunden und ausgewertet. Die Aufzeichnungen enthalten insbesondere Einzelheiten über die wirtschaftliche Organisation des Pfarrsprengels, die Führung des Pfarrbauernhofs (Widum), die Höhe der Löhne des Gesindes und des Gewerbes. Auch Angaben über Totenmessen sind zu finden sowie über Bewohner des Pfarrsprengels. Interessant sind auch Berichte über die Bezüge und Rechte der Pfarrersköchin, das Leben der Kooperatoren und die Höhe der Zeche, die der Pfarrer im Vierkirchner Wirtshaus machte.
Leider sind mir die Aufzeichnungen selbst nicht bekannt; über ihr Auffinden im Pfarrhaus und die Schwierigkeiten der zeitlichen Zuordnung hatte Dr.Hanke 1972 zwei Aufsätze in der Zeitschrift Amperland veröffentlicht.

Verzeichnet sind in den hochformatigen Papierblättern mit den Maßen 32,5 x 11 cm vor allem die Abgaben der einzelnen Bauernhöfe an den Pfarrer. Dies lässt Schlüsse über die Wirtschaftskraft der einzelnen Höfe in der damaligen Zeit zu. Aber auch über die Entwicklung der landwirtschaftlichen Nutzflächen. So wurden z.B. ab dem Ende des 15.Jh. und im gesamten 16.Jh. die Ackerflächen durch Neubrüche laufend vergrößert, mit dem Effekt, dass die Einnahmen aus dem Getreidezehent des Pfarrers laufend stiegen.



Sunderndorfer'sche Matrikel 1524 03)

Auschnitt aus der Karte von Apian 1568
Nach der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 war Vierkirchen die größte Pfarrei im Gebiet des jetzigen Landkreises Dachau mit 800 Communicantes 62) ; mehr als Indersdorf mit Kloster (700), mehr als Einsbach (600), Altomünster (500), Dachau (450) oder Weichs (450). Die Pfarrei war dem Domkapitel von Freising einverleibt. Das Domkapitel, der engste Mitarbeiterstab des Bischofs, war eine eigenständige juristische Person, die unabhängig vom Bischof selbst kirchlichen Besitz und Rechte haben konnte; sie bestand damals aus einem Dompropst, 14 Capitularen und 9 Domcelleraren 69). Es gab in Vierkirchen also keinen offiziellen Pfarrherrn, wie in anderen Pfarreien, sondern Vikare, die stellvertretend für das Domkapitel die Seelsorge verrichteten und dafür einen Lohn erhielten. Neben dem Vikar Sigmund Wairmair waren 1524 wegen der Pfarreigröße noch zwei Kapläne tätig, denen freies Wohnen und Essen sowie 5 Pfund Silberpfennig pro Jahr zustanden. Die Kirche hatte damals fünf Filialkirchen mit Friedhöfen ["s.Joannis Baptistae in Camerberg, s.Laurentii in Viechpach, s.Martini in Biberpach, ss.Petri et Pauli in Ruedeltzhouen, s.Lamperti in Riedenzhouen cum sepulturis) und fünf Kapellen ohne Friedhof ["s.Leonardi in Basenbach, s.Nicolai in Jetenhouen, s.Nicolai in Rötenpach, B.Virginis in Giebing et s.Georgii in arce (im Schloss) Camerberg"]. Das Pfarrhaus und die Wirtschaftsgebäude zeigten keine baulichen Mängel. Für den Kaplan in Giebing gab es ein eigenes Haus.



Visitationsbericht von 1560

Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.

Im Bericht über die "Pfarr St.Jakobus in Viehkirchen" heißt es, Pfarrer sei im 7.Jahr Vitus Paungartner. Er wurde in München geboren, hatte in Erfurt studiert und wurde 1552 in Freising zum Priester geweiht. Er war, wie der Visitator feststellte, in Lehre und Praxis katholisch geblieben und schätzte weiterhin die alten Kirchenbräuche. Negativ wurde aber vermerkt, dass er sein Pfarrvolk nicht zu mehrmaligem Beichten im Jahr anhalten könne. Über seine privaten Verhältnisse notierte der Visitator nur: "Hat ain alte Köchin, unverheurat". Kaplan war Andreas Arnolt aus Indersdorf, der auf dem Getreidekasten im Pfarrhof die Beichte hörte und nur selten ins Wirtshaus ging. Der dritte Geistliche in der großen Pfarrei war Georg Scheirer, der die Seelsorge in Giebing wahrnahm und dort wohnte. Er hatte auch eine Köchin und 4 Kinder. Die Pfarrei war wie schon 1524 dem Domkapitel von Freising einverleibt. In ihr lebten damals 700 Communikanten (=erwachsene Gläubige), die alle katholisch geblieben waren; niemand machte sich einer fremden Religion verdächtig. Die Zahl der Gläubigen war also in den letzten 40 Jahren um 100 zuückgegangen. Die Einnahmen des Pfarrers betrugen 250 Gulden, davon erhielten das Domstift Freising 77 und der Kaplan 40 Gulden. Die Kirche war in gutem baulichen Zustand ["Das gotshauß ist bei guetem paw"]. Der Pfarrer hielt fleißig alle Jahrtage und feierte jeden Sonntag eine Messe.
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten, klicken sie hier...


Am 12.11.1608 wurde Vierkirchen in einer Sitzung des bayerischen Obersten Gerichts im Rahmen eines Hexenprozesses erwähnt. Angeklagt war eine Elisabeth Heckhmair aus Biberbach. Ihr wurde vorgeworfen, unter das Altartuch der Pfarrkirche St.Jakobus in Vierkirchen einen Laubfrosch, einen Lebkuchen und weitere "zauberische Sach" gelegt zu haben. Was sie damit bewirken wollte, ist mir nicht bekannt. Aber es ging wohl darum, ein privates Ziel durch abergläubischen Zauber zu erreichen. Sie gab an, eine "Landsknechtin" habe ihr dazu geraten. Die beiden Frauen wurden verhört. Doch der Vorwurf der Zauberei erhärtete sich nicht. Deshalb erhielten sie nur einen "starkhen Verweis, sich dergleichen superstitionen (=Aberglauben) zu endthalten und eines erbarn Wandls zu befleissen". Und so ging das Verfahren für die Beschuldigten glimpflich aus, "vorausgesetzt sie sind beim Verhör nicht gefoltert worden - relativiert Prof.Liebhart". 106)


Gotischer Kirchenbau

Ein oder zwei Neubauten in Holz oder auch schon in Stein sind in den nächsten Jahrhunderten sicher gefolgt, bis zu dem steinernen gotischen Kirchenbau, dessen letzte Bausubstanz der Baumeister der heutigen, barocken Kirche, Anton Glonner, in den Jahren um 1753/54 beschrieben hat.


Sakristeiabbruch 1630
Im Jahr 1630 wurde die "völlig ruinierte" Sakristei abgebrochen und -zunächst nur als vorüber-gehend gedacht- im Turm untergebracht. Dabei musste man im Turm ein Fenster ausbrechen.
Diese Arbeiten übernahm Maurermeister Melchior Winckhler aus Wessobrunn, der auch in den Kirchen von Feldgeding, Kreuzholzhausen, Oberbachern, Viehbach, Steinkirchen und Überacker tätig war. Glaser war Georg Huber aus Dachau. Die neue Sakristei errichtete man aber erst zwei Generationen nach dem 30jährigen Krieg, im Jahr 1694. 92), 34)


Ausschnitt aus der Karte von
Georg Philipp Finckh von 1655


Im Dreißigjährigen Krieg hat wohl auch Vierkirchen gelitten. Jedenfalls ist bekannt, dass die große Glocke im Jahr 1646, "beim 2.Feind" 12)
, dem zweiten Einfall der Schweden, "von Soldaten verderbt" worden ist und repariert werden musste. 1646 war es nötig, einen neuen Tabernakel zu beschaffen.

Erfolglose Erweiterungsversuche für die alte Kirche
1.Versuch
17 Jahre nach dem 30jährigen Krieg, 1665, hielt Pfarrer Johann Hieber bei der Geistlichen Regierung in Freising "um erweiterung vmb 20 schritt alhieußiger Pfarrkhürchen diemietigst an." An diesem Bauvorhaben sollten sich die Filialkirchen beteiligen.
Was aus diesem Antrag wurde, ist nicht bekannt.

2.
Versuch
Zwölf Jahre später, 1673, startete der 2.Versuch für eine Verlängerung. Der Maurermeister Balthasar Mittermair aus Haimhausen und der Zimmermeister Georg Pürckh aus Vierkirchen 15)
legten einen Überschlag (=Kostenvoranschlag) zur Kirchenerweiterung im Umfang von 9 bis 10 Schuh (= 3 Meter) vor. 26).   Begründet wurde der Kostenvoranschlag gegenüber dem Geistlichen Rat so:
  "...bey... St. Jacob Pfarr Gotshaus... erfordert die unumbgengliche Notturfft, weillen es gleichsamb einem Nottpau zuezuschreiben, die gannz Paufellige khirchen und Turntachung, indeme das Regenwetter durch unnd in die Sacristey zu verderben der verhandenen ornat und khirchenzier tringt zu repariern dann die khirchen von 9 in 10 Schuech in ansechung der Pfarrmeng... und ohne das die Porkhirchen Ziemlich schadthaft, zueverlängern, Item nechst dieser occasion, etlich neue khirchenstiehl machen unnd die alten ausbessern nitweniger die Zimblich schadthaffte Freithofmaur ebenmessig repariern wie auch 3 Neue khirchenfennsster machen und die Canzel, welche an ainem gannz unbequemben orth stehet, umbsezen zulassen... 92)

Der Überschlag wurde am 27.10.1673 vom Geistl.Rat genehmigt.
Auch einem Anschluss-Überschlag vom 28.5.1674, der die Folgekosten von 129 fl. für z.B. eine neue Kirchentür und einen neuen Fußboden auflistet, wird kurz darauf zugestimmt. 92)

Die Verlängerung scheint nicht verwirklicht worden zu sein. Lediglich den darin beiläufig geäußerten Ratschlag für neue khirchenstiehl (Kirchenbänke) hat man 1674 umgesetzt. Der Kistler Paul Wöstermeier aus Sigmertshausen erhielt dafür 28 Gulden.
1683 hat der neue Pfarrer Daniel Sator, Sohn eines churfürstlichen Hartschiers aus München, "in seiner uralten Pfarrkirche einen neuen Altar aufführen lassen". Der alte Altar kam nach Rudelzhofen. 92)




Baumaßnahmen um 1700

In der Zeit von 1690 bis 1700, rd. 50 Jahre nach dem Ende des 30jährigen Krieges, konnten wieder größere Baumaßnahmen durchgeführt werden. Zunächst wurde der Sakristeianbau in Angriff genommen, dann folgte eine umfangreiche Kirchenreparatur.
                Sakristeibau
Überschlag im Jahr 1689 über 82 fl 36 kr für den Neubau der Sakristei mit Ziegelboden. Der Bau selbst wurde 1694 durchgeführt. Die Ausstattung mit einem neuen Eichenschrank erfolgte ein Jahr später.
                Kirchenreparatur
1695: Neuverglasung der Chorfenster, Reparatur des Kirchenpflasters, neue Kirchentüre ("Kürchenthir 9 schuech lanng, vnnd 5 schuech 4 zoll breit")
1700: weitere Reparaturmaßnahmen um 128 Gulden. Der Kirchturm wurde "herabgepuzt" und neu eingedeckt, das Kirchendach und den Dachstuhl überarbeitet und die Friedhofsmauer ausgebessert; zudem ließ man eine neue Sonnenuhr in "Gelb unnd plauer Farb" anbringen. 34)
Des Weiteren erfahren wir aus der Kirchenrechnung, dass in Vierkirchen ein Heiliges Grab vorhanden war, denn 1700 zahlte man für das "Aufrichten des Hl. Grabes" 15 kr.


Spanischer Erbfolgekrieg 1704   103), 07)
60 Jahre nach dem 30jährigen Krieg, im Jahr 1704, wiederholte sich die Geschichte: Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde Vierkirchen am 11. und 18.Juli von den Österreichern und ihren Hilfstruppen, den Panduren, besetzt. Pfarrer Sartor musste mit seinen Kooperatoren die Flucht ergreifen, weil die Soldaten das Dorf ausraubten.
Die Panduren waren ein leicht bewaffnetes Fußheer, das zumeist aus Kriegern aus Ungarn und Kroaten bestand. Sie verbreiteten, so Dr.Weber
 103) , Angst und Schrecken, vergleichbar mit der marodierenden Soldateska im 30jährigen Krieg und erinnerten mit ihren Krummsäbeln an die Türken. Bei den Plünderern in Vierkirchen scheint es sich nicht um reguläre Truppen, sondern um umherziehende Soldaten gehandelt haben, die auf eigene Rechnung am Rande des Heerzuges Krieg führten, verwüsteten und vor allem plünderten.
Wieweit die Kirche von diesen Plünderungen betroffen war, ist nicht überliefert. Doch die Tatsache, dass unter Pfarrer Rohrbach neue Kirchenstühle beschafft wurden, könnte damit zusammenhängen, dass die Soldateska die alten Kirchenstühle als Brennzholz verwendet hat.


Altarweihe 1710

In der Kirchenrechnung von 1710 ist die Weihe von drei Altären mit Marmortischen durch Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1695-1727) erwähnt. Die Kosten für diese Altarweihen beliefen sich auf über 22 Gulden, ein sehr hoher Betrag. Er setzte sich aus dem gebräuchlichen Honorar ("gebreichige honoraria") von 7 Gulden je Altar sowie aus den Kosten für das Essen zusammen. Dazu kamen noch die "Marmalstainenen Altar Stain" und die Kosten für das Einmauern der Altarsteine, die die Reliquien enthalten. Ob diese Altäre oder Teile davon noch vorhanden sind, ist unklar. Die Stilkritik spricht dafür, die
Der kunstsinnige Bischof Eckher regierte sein Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit von 1695 bis 1727 weihte er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Palsweis, Ebertshausen, Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach, Vierkirchen und Kollbach) und ca. 1.100 Altäre sowie 734 Priester (23 pro Jahr). Dies hatte seinen Grund auch darin, dass mit Franz nach 40 Jahren wieder ein echter Bischof auf dem Freisinger Thron saß. Seine Vorgänger waren zwei nachgeborene Wittelsbacher Prinzen (Albrecht Sigismund von Bayern und Joseph Clemens von Bayern). Sie konnten das geistliche Amt des Bischofs nicht ausüben und Albrecht Sigismund besaß nicht einmal die Priesterweihe. So war für den Bischof nach 40 Jahren ohne Kirchenweihen und ohne Firmung viel zu tun.



Schmidt'sche Matrikel 1738
03)

In der Zeit von 1738/1740 besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising die Pfarreien der Diözese und erstellte die nach ihm benannte Schmidt'schen Matrikel. Über die Pfarrei "s.Jacobi Apostoli in Vierkirchen" berichtete er, sie sei aufgrund eines Erlasses von Papst Pius II. im Jahr 1454 in die Freisinger Domkirche inkorporiert. Der Vikar werde deshalb auch von Freising bestimmt. Der aktuelle Vikar im Jahr 1738 heiße Wolfgang Rohrbach und sei seit 1719 installiert. (Da dieser Priester 1739 starb, muss Schmidt kurz vorher in Vierkirchen gewesen sein).
Das Pfarrhaus und die Wirtschaftsgebäude in Vierkirchen waren in gutem baulichen Zustand. Die Zahl der Gläubigen hatte sich trotz der Gräuel des Dreißigjährigen Krieges in den vergangenen 200 Jahren mit 1360 Communicantes fast verdoppelt.

Die alte Kirche im Jahr 1721
Vierkirchen war noch immer die größte Pfarrei im Gebiet des jetzigen Landkreises Dachau (vor Indersdorf und Dachau). Das lag aber auch an der Zahl der Filialen, die damals neun betrug ["Jedenhoffen, Rettenbach, Giebing, Cammerberg, Pasenbach, Viehbach, Riedenzhofen, Ruedelzhoffen, Biberbach"]. Dazu kamen noch die beiden Schlosskapellen in Pasenbach und Cammerberg.
In der Kirche standen -wie heute- drei Altäre. Der Hochaltar war dem Kirchenpatron St.Jakobus, die Seitenaltäre der Muttergottes und dem hl.Sebastian geweiht. Got-tesdienste fanden an allen Sonn- und Festtagen, außer an den Kirchweihfesten von Pasenbach, Jedenhofen und Rettenbach und am Nikolaustag statt. Das Kirchweih-fest fiel auf den Sonntag nach dem Bartholomäustag (24.Aug). Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im Turm hingen zwei Glocken. Die Einnahmen wurden vom Vikar und vom Dachauer Landpfleger verwaltet. Der Bericht schließt mit dem Satz: "Das völlige Ver-mögen dises Pfarr-Gottshauses wirdet diser Zeit gegen 1500 fl. (=Gulden) betragen".


Allerseelen-Bruderschaft 1753
1747 führte Pfarrer Gröbmaier die "Bruderschaft zu Trost und Hilfe der Armen Seelen im Fegefeuer" in Vierkirchen ein. Für diese Bruderschaft las er monatlich ein 'heiliges Requiem' und zwei Beimessen; das Entgelt dafür spendete er dem Grundstock des Bruderschaftsvermögens.
Die Bruderschaft wurde auf Kosten der Pfarrei mit einem Acker im Wert von 160 Gulden ausgestattet. Der vorherige Eigentümer des Ackers, der Hartlgütler Michael Häring aus Ebersbach durfte den Acker gegen eine Pacht von 6 Gulden weiter bewirtschaften. Das Vermögen der Bruderschaft wuchs auch durch Schenkungen von Gläubigen (auf über 6000 Gulden): Maria Wallner, Wirtswitwe von Vierkirchen, stiftete 200 Gulden, Georg Diebold, Gütler aus Pasenbach, 15 Gulden, Rosina Golgenhofer, Gütlerin aus Esterhofen, 5 Gulden. Mit diesem Geld wurde das sog. Badergütl erworben, das zur Unterbringung eines 'Schul-Maisters' gedacht war. Damit waren die wirtschaftlichen Grundlagen für die Armenseelen-Bruderschaft geschaffen, die am 2.Juli 1753 feierlich errichtet wurde, Kurz vorher hatte Papst Benedikt XIV. die Bruderschaft genehmigt; dies war notwenidig, weil die Mitglieder zu bestimmten Anlässen einen vollständigen Ablass erhalten sollten.
Das Bruderschaftsvermögen diente in der Folge auch der Ausstattung der Kirche, insbesondere nach deren Neubau von 1767. MIt dem Geld wurden die Orgel, die große Glocke, Messgewänder, eine Monstranz und das Badergütl zur Nutznießung des Schulmeisters
beschafft.
Die Mitglieder der Bruderschaft waren in zwei Klassen eingeteilt.
In der ersten Klasse (Abschnitt I Nr. 5 der Satzung) verpflichtete sich jedes Mitglied, für jedes andere verstorbene Mitglied dieser Klasse eine Messe lesen zu lassen. Da es 51 Mitglieder der ersten Klasse gab, hatte jeder Verstorbene das Recht auf 50 Heilige Messen, die von den übrigen Mitgliedern bezahlt wurden.
Die Mitglieder der zweiten Klasse
(Abschnitt I Nr. 6 der Satzung) hatten die Verpflichtung, die jährlich 5 Bruderschaftsversamm-lungen und -messen zu besuchen und die vorgeschriebenen Gebete zu verrichten, die übrigens nicht nur den verstorbenen Mitgliedern galten, sondern allen armen Seelen im Fegefeuer.
'Die Bruderschaft bestand bis 1951, als sie zum letzten Mal in den Pfarrberichten erwähnt wurde. Danach ist sie sanft eingeschlafen. 102)

Marode Kirche um 1753
Die Außenmaße des gotischen Gotteshauses, wie es Anton Glonner in den Jahren um 1753/54 beschrieben hat, betrugen: 82 zu 33 Schuh (= rund 26,30 zu 9,60 m). Der Chor war gewölbt und schloss mit 5 Seiten eines Achtecks, die außen mit Stützpfeilern verstärkt waren. Der Turm trug ein Satteldach.
Um 1750 hatten sich jedoch drei der fünf Chorseiten bereits "auseinand geben, so auch auf beiden Seiten gegen die Tür". Die Kirchenmauer war hohl und mit Bauschutt angefüllt; bis zur Höhe der Fenster war alles verfault und grün.
Pfarrer Gröbmayr sprach in seinem Antrag vom 19.3.1753 von einem "gar schlechten und all zu kleinen Pfarrgottshaus". Und der Pfleger Steinheil schrieb, sein Schlossmaurer habe nach einer Besichtigung geäußert, dass das
  "Gemäur totaliter yber dem Hauffen sizet, und Nebenbey auch der Tachstuell mit dennen Pretten genzlich zusamb gefault seint, sohin aus höchst ohnausweichlicher Noth von dem Grundt so bald nur immer möglichen, und ohne geringste Zeits Verwaillung abgeworffen, und von Neuem auferbauet werden müse". 92)
Sechs Jahre später, 1759, stürzte die gotische Kirche dann tatsächlich ein.



Kirchenneubau im Jahr 1763
Die Pläne für den Kirchenneubau erstellte der Baumeister Anton Glonner, der kurz zuvor schon den Neubau der Filialkirche in Rudelzhofen geleitet hatte. Sein Überschlag (Kostenvoranschlag) ergab den Betrag von insgesamt 5757 Gulden (fl.) 92).
Davon entfielen auf
- Schlosserarbeiten mit Kirchentüren (Martin Egg, Dachau): 340 fl.
- Brunn- und Zimmererarbeiten (Joseph Hagn, Dachau): 776 fl. 27),
26)
- Baumaterial, Fuhr-und Arbeitslöhne, Marmorpflaster (Anton Glonner): 4.421 fl.
- Glaserarbeiten (Adam Mayr, Dachau): 220 fl.
Tatsächlich beliefen sich die Ausgaben auf 8158 fl.

Der Neubau der Kirche erfolgte entsprechend der Inschrift an der Oratorienbrüstung in den Jahren 1763-1789 unter Pfarrer Gröbmayr (Gröbmaier), wobei als eigentliche Bauvollendung das Jahr 1767 anzunehmen ist. Denn in diesem Jahr wurde die Baurechnung erstellt. Diese Baurechnung können Sie sich ansehen, wenn Sie hier klicken....
Die nächsten 20 Jahre von 1769 bis 1789 waren wohl der Verschönerung und Vervollständigung der Ausstattung gewidmet.

  
so sah der Plan...

Glonners Grundriss wurde ziemlich beibehalten. Die Fläche (Länge x Breite) betrug 108 x 46 werchschuech (= 32,5 x 14 Meter). Sie übertraf die Fläche der alten Kirche (25 x 10 Meter) um 80 %. Der Aufriss (siehe Bild links) wurde aber schlanker als auf dem Plan gestaltet und über den Kirchen-fenstern hat man noch Dreipassöffnungen angeordnet (siehe Bild rechts). Ob die Planverbesserung durch Glonner selbst vorgenommen wurde, ließ sich bisher nicht feststellen.
Die Gesamtkosten für den Kirchenneubau beliefen sich auf über 8.158 Gulden. Die auf Glonners Plan sichtbare Turmzwiebel wurde verwirklicht und erst gut 100 Jahre später, bei der Kirchenerneuerung 1876, durch die heutige Pyramidenspitze ersetzt.


... so die Ausführung aus

1767 war die Kirche zunächst kahl und leer, auch wenn sie von Dieffenbrunner in den Jahren 1764/65 um 550 Gulden sehr schön ausgemalt worden war. Für die Einrichtung war kein Geld mehr da; die bezahlte Pfarrer Gröbmayr (Gröbmaier) aus eigener Tasche, bis seine finanziellen Mittel erschöpft waren.
1767 wurden drei Altäre angeschafft. Sie blieben ungefasst, waren also zunächst nicht bemalt. Dies erledigte erst der Nachfolgepfarrer Graf von Edling in den 1780er-Jahren. Aber die Erweiterung der Orgel auf 10 Register war möglich, weil die Kosten von 500 fl. von der Armeseelenbruderschaft übernommen wurde.
92)

1768 wurde das Dach der neuen Kirche durch eine gewaltigen Sturm beschädigt. Regen drang in das Gebäude ein. 9 Jahre vergingen, bis das Geld für die Reparatur bewilligt wurde. Inzwischen hatten sich die Schäden und die erforderlichen Kosten für die Reparatur auf 375 Gulden erhöht. Die Reparaturarbeiten 1777 erledigte wiederum Anton Glonner. 92)

Am 29. Juni 1779 weihte der Fürstbischof von Freising Ludwig Joseph Freiherr von Welden die Kirche feierlich ein. Einen Tag vorher hatte er die umgestaltete und neu ausgestattete Filialkirche in Rudelzhofen "consecrirt".
Einen anderen Termin und einen anderen Weihbischof, nämlich "Weihbischof Annosus Ableuthner am 28.Juni" nennt Alfons Ziller in seinem Aufsatz "Die Dorfkirche im Wandel der Zeit".
92)

Unter Pfarrer Graf von Edling (1780-1791) wurde die Ausstattung der Kirche komplettiert.
Er veranlasste die Fassung der von Pfarrer Gröbmaier erworbenen Gegenstände (Altäre, Kanzel, Orgel,Oratorium) durch den Maler Hofmaler
Deyrer aus Freising.

Während des Baues diente eine 1736 erbaute Feldkapelle als Notkirche für die damals 267 Seelen in der Ortschaft; die Kapelle lag rund 200 Schritte von der Kirche entfernt in Richtung Pasenbach, "negst dem Weg, alwo vor alters drey Creuz gewesen". Dazu war sie auf ein Fassungsvermögen von fast 100 Personen erweitert und mit einem Altar anstelle des lebensgroßen Vesperbildes (Maria mit Jesu Leichnam auf dem Schoß - Pieta ), ausgestattet worden. Diese Notkirche wurde 1784 noch mit ziemlichen Kosten restauriert, bevor man sie im 19. Jh abgebrochen hat. Die "drey Creuz" könnten auf das Vorhandensein eines Kreuzwegs im Außenbereich hinweisen. Der Höhepunkt des Kreuzwegs, die Nachbildung der Kreuzigung auf Golgota, war in der Regel durch 3 Kreuze (für Jesus und die beiden Schächer) gestaltet.




Bevölkerungsrückgang
Die Zeit von 1741 bis 1780 scheint für die Bevölkerung der Pfarrei nicht gut gewesen zu sein. Josef Scheidl schreibt, dass es in diesen 39 Jahren "mehr Särge als Wiegen gegeben" habe: 195 Sterbefälle mehr als Geburten. Dabei stieg in den meisten anderen Pfarreien die Bevölkerung im gleichen Zeitraum an. 09)


Beschreibung 1792 01)
Kurz vor 1792 besuchte der Schriftsteller und Historiker Lorenz Westenrieder auf seinen Reisen durch das Landgericht Dachau auch den Ort Vierkirchen und war von der Schönheit der neuen Kirche begeistert. In seinem 1792 erschienen Buch über den Landgerichtsbezirk schreibt er:
  "Hier fand ich mehr, als ich erwartet hatte, eine eben so ungewöhnlich, als zugleich einfach verschönerte ziemlich große Kirche, welche überaus schön gehalten wird. Christian Wink zierte sie mit seinem Pinsel; von ihm sind das Chorblatt, der heil.Jakob, und die vier Kirchenlehrer in Lebensgröße.
Die Seitenblätter hat Deyrer der ältere, Mahler von Freising, verfertigt; die obere Decke des Kirchenschiffes ist vom Georg Dieffenbrunner. Noch ist ein Kreutzweg von Mathias Schwarz, Mahler von Pfaffenhofen vorhanden. Diese Gemählde, aus welchen die Kirchenzierden bestehen, sind schön, einige vortrefflich; und sie selbst sowohl, als der schickliche Ort, an dem m sie angebracht sind, thun eine unvergleichliche Wirkung.
Der ganze Anblick erfreut und erhebet das Herz. Eine lateinische Aufschrift an der Seite des Chores nennt Ihnen die Männer, welche sich das Verdienst der neuen Erhebung und glücklichen Verzierung dieses Gotteshauses erworben haben. Es war die vorige Kirche, bereits tausend Jahre alt, hinfällig geworden, als Doktor Johann Georg Gröbmair bischöflich Freisingisch geistlicher Rath und Pfarrer des Ortes mit großen Kosten dieselbe vom Grunde neu erbaute, im Jahr 1763. Sein Nachfolger in der Pfarre Johann Baptist Graf von Edling ließ die Altäre, Gemählde, Vergoldung und die übrige Verzierung herstellen und dem Ganzen die gegenwärtige Verschönerung geben im Jahre 1789".
-----------
Hinweis: Diese Beschreibung ist die erste materialreiche und für lange Zeit detaillierteste Schilderung des Dachauer Landes.
            Westenrieder bediente sich der Ende des 18.Jh. in Mode gekommenen literarischen Form der Reisebeschreibung. Seine
            persönlichen Beobachtungen untermauerte er Zahlen aus der Dachsbergischen Volksbeschreibung von 1771-81).
            so Dr.Michael Stephan in "Das Dachauer Land in früheren historisch-statistisch-topographischen Landesbeschreibungen,
            Amperland 1993


Napoleonische Kriege um 1800

In den napoleonischen Kriegen hat auch die Pfarrei Vierkirchen gelitten. 1798 pressten österreichische Grenzhusaren die Bevölkerung durch harte Quartierbelastung. 1802 vernichtete ein Brand 17 Häuser in Vierkirchen. Pfarrer Weilhammer musste die große silberne Monstranz im Wert von 3.000 Gulden zum Einschmelzen abliefern. Doch sie konnte später gegen Ableistung von Hand- und Spanndiensten der Vierkirchner Bauern wieder zurückgeholt werden. Die Bauern hatten beim Abbruch der drei Flügel des Dachauer Schlosses mitgeholfen und 60.000 Ziegelsteine transportiert. Diese große Monstranz wurde im Jahr 1834 beim Pfarrhofbrand entwendet und ist leider nicht mehr aufgetaucht.

Im Zuge der Säkularisation 1803 brach man die 1736 erbaute Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes westlich von Vierkirchen, die viel besucht worden war, ab. Das Gnadenbild der Kapelle ist heute in der Wegkapelle von Bachenhausen untergebracht.



Teilung der Pfarrei 1804

Am 5.Dezember 1804 wurde die Pfarrei Giebing mit den Filialkirchen Kammerberg und Viehbach selbstständig. Zur neuen Pfarrei gehörten damals auch die Orte ohne Kirche "Lauterbach (teilweise), Gramling, Pachenhausen und Milbertshofen".
Die verbleibende Pfarrei Vierkirchen erstreckte sich (nach einem Anhang zur Schmidt'schen Matrikel) auf die Ortschaften "Ebersbach (nur südlich der Kirche wohnende Gläubige), Engelbrechtsmühl (bis 1880), Zielhofen, Albertshofen, Jedenhofen, Pasenbach, Esterhofen, Breitenwies, Daxberg, Rettenbach, Ober-Wiedenhof, Ramersbach, Unterwiedenhof, Mitterwiedenhof, Biberbach, Hoergerbach, Rudelzhofen und Riedenzhofen".


Beschreibung 1820 59),
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr 1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und Georg Westermayer 10) die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung von Deutinger herausgegeben.

Die Pfarrei Vierkirchen wird darin (S.70) wie folgt beschrieben:
 
"Vierkirchen .... Säcul.Pf. (Domstift Freysing ) mit 1 Benefizium 1 Cooperator und 1 Coadjutor. Pfarrkirche Patron hl.Jakobus; Kw (=Kirchweihfest) Sonntag nach Peter und Paul (Sonntag nach Bartholomäus M.).
Biberbach Gottesdienste durch den Cooperator alle Sonn- und Festtage Patron hl.Martin; Kw: 2.Sonntag nach Bartholomäus (Sonntag vor Mariä Geburt, M.)
Rudelshofen Gottesdienste durch den Cooperator an den Aposteltagen; Patrone hl.Petrus u.Paulus; Kw: Sonntag nach Matthias (Sonntag vor Jakobus M.)
Jedenhofen Patron hl.Nicolaus; Kw: Sonntag nach Michaeli
Pasenbach Gottesdienste an Sonn- und Feyertagen durch den Benefiziaten; Patron hl.Anna und Leonhard; Kw: Sonntag nach h.Kreuz-Erhöhung (Sonnat.vor Matth.M) Benefizium in Pasenbach, gestiftet 1624 von Bernhard und Balthasar Barth auf Harmating und Pasenbach (barthische Familie in Pasenbach). Schloßcapelle zur hl.Anna in Pasenbach
Rettenbach Patron hl.Nicolaus und Magdalena; Kw: Sonntag nach Magdalena
Riedenshofen Patron hl.Lampert Kw: Sonntag vor Michaeli
Seelenzahl:
Pfarrei Vierkirchen:
1107 Gläubige in
195
 Häusern
Dorf Vierkirchen :
206 Gläubige in
42
 Häusern
Einöde Adelzhofen:  
  10 Gläubige in
1
 Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Einöde Albertshofn:
  9 Gläubige in
 1
 Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Weiler Breitenwies:
    19 Gläubige in
2
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Einöde Daxberg:
    62 Gläubige in
11
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Dorf Ebersbach
    14 Gläubige in
2
 Häusern, Teil zur Pfr.Weichs /Entf. von d.Pfarrkirche: 1 Std,
E.Engelbrechtsmühle
12 Gläubige in
1
 Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1 Std (ab 1880 Pfr.Indersd.)
Weiler Esterhofen
28 Gläubige in
5
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std
Weiler Ramersbach
20 Gläubige in
2
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/8 Std
Weiler Zielhofen
26 Gläubige in
3
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std
Dorf Biberbach
187 Gläubige in
33
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1 Std
Weiler Hörgenbach
21 Gläubige in
2
 Häusern, Entfernung: Pfarrkirche: 5/4 Std, Fililale: 1/4 Std.
Einöde Wiedenhofen
21 Gläubige in
2
 Häusern, Entfernung: Pfarrkirche: 1/2 Std, Fililale: 1/4 Std.
Weiler Rudelshofen
21 Gläubige in
5
 Häusern, Entfernung: Pfarrkirche: 5/4 Std, Fililale: 1/4 Std.
Dorf Jedenhofen
187 Gläubige in
11
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Dorf Pasenbach
203 Gläubige in
41
 Häusern, mit Schlosscap. Entfernung v.d. Pfarrkirche: 1/2 Std
Dorf Rettenbach
72 Gläubige in
16
 Häusern, Entfernung v.d. Pfarrkirche: 1/4 Std
Dorf Riedenzhofen
89 Gläubige in
16
 Häusern, Entfernung v.d. Pfarrkirche: 3/4 Std


Pfarrhofbrand 1834
Am 18. Oktober 1834 wurde die Pfarrei von einem großen Brandunglück heimgesucht. Das Pfarrhaus und sämtliche Ökonomiegebäude wurden ein Raub der Flammen; Pfarrer Lohberger rettete daraus nichts als sein Leben. 50)

Über den Brand berichteten viele Zeitungen 75) . Zunächst glaubte man an ein unvorsichtiges Verhalten der Dienstboten, die kurz vorher bei (Petroleum-)Licht im Stadel gedroschen hatten. Bald aber stellte man fest, dass es sich wohl um Brandstiftung handelte. Das Augsburger Tagblatt, das Münchner Tagblatt und die Regensburger Zeitung schrieben - z.T. gleichlautend- Folgendes:
  "Aus Dachau wird geschrieben: Bei dem unlängst stattgefundenen Brande des Pfarrhofes in Vierkirchen wurde auch viel gestohlen, und es entstand daher der Verdacht, daß das Feuer gelegt worden sei. Der muthmaßliche Thäter ist der Dienstknecht des Pfarrers selbst, Namens Matth. Eder, von Kammerberg, königl. Landgerichts Freising; derselbe hatte seit dieser Zeit mehrere, während des Brandes gestohlene Gegenstände zum Verkaufe ausgeboten, und so den Verdacht gegen sich bestärkt. Durch die Thätigkeit zweier Gend'armen (Anton Mundigler und Gendarm Josef Glästl der Station Indersdorf) gelang es bald, diesem Burschen auf die Spur zu kommen; sie verhafteten ihn am Samstag und überlieferten ihn gestern sammt den bey ihm noch vorgefundenen gestohlenen vier Uhren, wovon drei dem Herrn Pfarrer und eine dem Herrn Cooperator gehören, dann mehrere Tabackspfeifen ec. dem königl. Landgerichte Dachau. Es ist bemerkenswerth, daß dieser Bursche seit kurzer Zeit an drei Orten diente, wo Feuer auskam."
Augsburger Tagblatt v. 1.11.1834, Münchner Tagblatt v. 4.11.1834, Regensburger Zeitung vom 10.11.1834.

Einen sehr emotionalen Bericht bzw. Leserbrief über die Folgen des Brandes vor allem für Pfarrer Lohberger schrieb der damalige Cooperator Riemer in der Zeitung "Bayerische Landbötin" vom 25.10.1834
79)
  "Liebe Frau Landbötin !
Das namentlich heuer so oft sich wiederholende Unglück, seine Habe den Flammen preisgegeben sehen zu müssen, traf leider auch uns. Am 18.Okt. früh halb 6 Uhr entstand am äußersten Ecke des Pfarrstadels in Vierkirchen eine Flamme, die bey dem tobenden Sturme so reißend um sich griff, daß in unglaublich kurzer Zeit sämmtliche Pfarrgebäude, das Schulhaus, das Haus des Wagners, des sogenannten Kirchenmaurers, und der Hof des Reindlbauers in Feuer standen, und in Asche lagen. Nur der angestrengtesten Bemühung und herbeygeeilten umliegenden Gemeinden gelang es, die übrigen Gebäude zu retten, denen die Flamme schrecklich drohte. Aber welches Schauspiel jetzt! Hier irrt der Herr Pfarrer, beraubt von aller seiner Habe. Ihn traf die Flamme, 16 Stücke Rindvieh, 32 Schweine, 10 Schaafe, 60 Schäffel Korn, 30 Schäffel Waizen, 40 Schäffel Haber, Alles bereits gedroschen, zudem den Ertrag der heurigen Ernte an Getreide und Futter, und alle, alle Baufahrnisse nebst dem größten Theile der Hausgeräthe, Alles zusammen gering angeschlagen, 6000 fl. werth. Dort steht der Herr Lehrer mit Frau und 6 Kleinen, wehmüthig auf das öde Schulhaus blickend, das mit seinem Speisenvorrath für den Winter die wüthende Flamme verzehrte. Hier jammern die übrigen Familien, und nirgends ist des Jammers ein Ende. Der Winter ist vor der Thüre, aber das Zimmer, das sonst uns wärmend aufnahm, ist nicht mehr. O, wenn Sie Hülfe wissen, liebe Frau Landbötin, helfen Sie ! Ich bitte nicht für mich, mein Verlust ist der geringste. Aber was sollen die Armen anfangen, denen trauernde Dienstboten, oder hülflose, hungerige Kinder nachweinen ?
Im Namen der Gemeinde Vierkirchen danke ich noch allen Benachbarten für ihre thätige Hülfe, und es bleibt mir nichts übrig, als der innigste Wunsch, alle diese Menschenfreundlichen vor ähnlichem Unglücke bewahrt zu wissen.
Vierkirchen, am 29.Oktober 1834, Riemer, Cooperator."

Einige Monate später wurde für Pfarrer Lohberger eine Spendenaktion (Kollekte) bei den Pfarrern in Südbayern durchgeführt. Darüber berichtete die Allgemeine Zeitung von und für Bayern v. 1.4.1835
80)
  "Für den Pfarrer Lohberger von Vierkirchen, Ldg. Dachau, welcher in einem kurzen Zeitraume durch zweimanualiges Brandunglück aller seiner Habe beraubt wurde, ist eine Kollekte bei den Pfarrern des Isar-, Oberdonau-, Regen- und Unterdonau-Kreises... bewilligt worden."


Einbau von Schlaudern 1851
Ab 1840 zog sich ein 2 cm breiter Riss durch die Langhausdecke. Er war Folge unterlassener Reparaturen wegen der Napoleonischen Kriege (um 1800-1815) und des Pfarrhofbrandes 1834. Der Riss wurde 1851 durch den Einzug von drei eisernen Schlaudern (4,5 bis 5 Meter lang) behoben. Nur wenige Jahre später, 1865, mussten 9 weitere Schlaudern in den Dachstuhl eingebaut werden. Und zwar im Rahmen einer größeren Reparatur der West- und Nordwand, wo ein weiterer Riss von der Decke bis zum Boden auszubessern war. Die Kosten betrugen über 440 Gulden. Die Schlaudern sind noch heute vorhanden.



Vom 22.März bis 3.April 1863 führten Redemptoristenpatres aus Gars eine Volksmission
in Vierkirchen durch.
Dieser Termin wurde in den Zeitungen unter Politische Nachrichten aus Bayern veröffentlicht. 94)

Neu-Besetzung der Pfarrei 1866   68)
Vor der Säkularisation war Vierkirchen in das Domkapitel des Bistums Freising inkorporiert, das auch das Recht hatte, die freigewordenen Stellen des Pfarrers mit Personen ihrer Wahl zu besetzen. Das Konkordat von 1817 (Art. XI Abs. 2) sprach dem Landesherren das Präsentationsrecht zu, das vor der Säkularisation den geistlichen Korporationen (z.B. Klöstern oder dem Domkapitel) gebührte. Das bedeutete für Vierkirchen, dass ab 1817 der König alle Pfarrer berufen konnte.
Aus diesem Grunde veröffentlichte die kgl.Verwaltung eine Annonce im Königlich-Bayerischen Intelligenzblatt für den Isarkreis.
So z.B. am 4.Nov.1866:
  Die Erledigung der katholischen Pfarrei Vierkirchen, k.Bezirkamts Dachau betr.
Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern
Durch Resignation des bisherigen Besitzers ist die katholische Pfarrei Vierkirchen in Erledigung gekommen. Dieselbe liegt in der Erzdiözese München-Freising, im Dekanate und Bezirksamte Dachau. Sie zählt 1235 Seelen, bei 6 Filialen, 1 Benefizium und 1 Schule und wird vom Pfarrer und einem Hilfspriester pastorirt.
Die Einkünfte dieser Pfarrei betragen:
I.   Aus dem Ertrage aus Grundstücken  
  210 fl. . 
  57 kr.   
II.  Aus dem Ertrag der Rechte    
1691 fl. . 
  42 1/2 kr.  
III. Aus den Einnahmen von besonders bezahlten
     Dienstesverrichtungen:
 
       1) Bezüge von gestifteten Gottesdiensten  
    39 fl.
  29 1/2 kr.  
       2) Stolgebühren
 113 fl. .
  43 kr.  
in Summa 
2177 fl. .
  59 1/2 kr.  
Die Lasten bestehen:
 
I.  Wegen der Staatszwecke
93 fl. .
   4 3/5 kr.  
II. Wegen des Diözesan-Verbandes
  3 fl. .
  12 kr.  
III.Wegen der besonderen Zwecke und Verhältnisse
302 fl. .
   -- kr.  
in Summa 
 398 fl. .
  16 2/3 kr.  

wonach sich ein fassionsmäßiger Reinertrag von                            1779 fl. 43 kr. ergiebt.

Hierauf ruhen Absitzfristen und Verzinsungen aus Baukapitalien mit dem zurzeit jährlichen Betrage von 693 fl. Die Widdumsgründe umfassen 79 Tgw. 14 Dez., welche gemeinschaftlich mit einer Privatökonomie bewirthschaftet wurden. Auch ist die Erwerbung von Privatgrundstücken für die Pfarrpfründe in Antrag gebracht worden.
Das Widdum umfaßt keine Waldgründe.
Neuerlich ist die Auspfarrung einiger Weiler aus der Pfarrei Vierkirchen in Anregung gekommen.
Bewerber um diese Pfarrei haben ihre vorschriftsmäßig belegten Gesuche binnen vier Wochen bei derjenigen k.Kreisregierung, Kammer des Innern, zu übergeben, in deren Bezirke sie ihren Wohnsitz haben.

München den 4. November 1866
Königliche Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, Freiherr zu Zu-Rhein, Präsident.


Der Reinertrag aus der Pfarrei (das Einkommen des Pfarrers) betrug 1849: 1247 Gulden 93), 1864: 1779 Gulden

Jahrtagsstiftungen
Eine Jahrtagsstiftung war ein der Pfarrei übereigneter Geldbetrag oder ein Grundstück, aus deren Ertrag ein jährlicher Gottes-dienstes zum Gedächtnis eines Verstorbenen finanziert wurde. Die Zinseinnahmen aus dem Stiftungskapital waren -neben der Landwirtschaft, dem Zehent und den Stolgebühren- eine der Einnahmequellen für den Pfarrer. Jahrtagsstiftungen gibt es schon seit dem 12.Jh.
In Vierkirchen sind mir folgende Stiftungen bekannt:

 
1867
70 Gulden Ledige Bauerstochter Theres Tendt zu Biberbach 95)
 
1867
70 Gulden Privatier Franz Zailler aus München (früherer Pfarrer in Vierk) 95)
 
1869
300 Gulden Anna Köglmaier, Krämersehefrau zu Vierkirchen Jahrtag mit 2 Beimessen 96)
 
1870
300 Gulden Sebastian Gattinger Jahrtag mit 2 Beimessen 97)
 
1871
?
Kaspar Eisenhofer, Esterhofen, Jahrtag mit 2 Beimessen 98)
 
1871
300 Gulden Bauer Peter Schlammer von Rettenbach, Jahrtag mit 2 Beimessen 99)

 



Umbau 1872-1875
1872 bis 1875 wurde die Kirche restauriert und teilweise umgestaltet. Der Bau war schon 1866, als Pfarrer Steinberger die Pfarrei übernahm, fast einsturzgefährdet. In den vergangenen 100 Jahren seit dem Neubau scheinen nicht viele Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt worden zu sein. Jedenfalls schilderte Steinberger den vorgefundenen Zustand in seiner Chronik drastisch.
  "An allen vier Wänden schillerten dem Beschauer die rothen Ziegelsteine entgegen, fast ohne alle Mörtelverbindung, weil sie beinahe täglich von dem Weidevieh beleckt worden waren. Auch die weiteren Mauerflächen aufwärts waren fast jeden Verputzes entkleidet. die Dachung über dem Langhause war, theils wohl weil unaufschiebbar, 1865 ausgebessert worden, theils aber erforderte sei dringenst noch weitere Ausbesserung. Nicht besser war es um die Dachung des Thurmes bestellt, die bei anhaltendem Regenwetter das Wasser oft bis auf den Boden der oberen Sakristei in erschreckender Weise herniederträufeln ließ."
mehr vom Bericht können Sie Sie hier lesen..

Zunächst musste das Mauerwerk und das Gewölbe durch Metallstreben vor dem Einsturz bewahrt und durch eine neue Bedachung vor eindringendem Wasser geschützt werden. Dann tünchte man im Kircheninneren die Wände. "Maler Wolfgang Thaler von Geisenhausen verwischte vorerst die vom Maler Georg Tiefenbrunner aus Augsburg im blühendsten Zopfstyle angebrachten Schnörkel und gab der ganzen Kirche einen grauen Steinton mit entsprechend einfachen Verzierungen" schreibt Steinberger. Die großen Fresken blieben aber erhalten. An allen vier Wänden schillerten dem Beschauer die rothen Ziegelsteine entgegen, fast ohne alle Mörtelverbindung, weil sie beinahe täglich von dem Weidevieh beleckt worden waren. Auch die weiteren Mauerflächen aufwärts waren fast jeden Verputzes entkleidet. die Dachung über dem Langhause war, theils wohl weil unaufschiebbar, 1865 ausgebessert worden, theils aber erforderte sei dringendst noch weitere Ausbesserung. Nicht besser war es um die Dachung des Turmes bestellt, die bei anhaltendem Regenwetter das Wasser oft bis auf den Boden der oberen Sakristei in erschreckender Weise herniederträufeln ließ. Außerdem stattete die Pfarrei die Kirche mit neuen Ölgemälden aus der Hand des Kunstmalers Julius Frank in München, mit acht neuen Figuren vom Bildhauer Johann Vordermaier /Mch und mit einem neuen Kreuzweg aus. Der Turm erhielt eine neue Kuppel vom Zimmermeister Anton Mayer aus Dachau. Sie war "10 Schuh" (3,20 m) höher als die alte. Das Turmkreuz vergoldete der Maler Anton Huber jun. aus Dachau. "Die Renovierung der Jahre 1872-75 kostete mehr als der Neubau vom Jahr 1763" schreibt Steinberger.

Die Finanzierung gelang auch aufgrund zweier glücklicher Umstände:
92)
- Die Jungfrau Magdalena Eisenhofer aus Esterhofen wollte in das Franziskanerinnen-Kloster Reutberg eintreten und brauchte dazu 
  die Fürsprache des Pfarrers. Als Dank dafür sollte er ihr ausgemachtes Vermögen von 1.000 Gulden zur Verwendung für die
   Pfarrkirche erhalten.
- Der ehemalige Pfarrer von Kleinberghofen Benno Wallner, aus Riedenzhofen gebürtig, vermachte der Pfarrkirche aus seinem
   Erbschaftsanteil weitere 1.000 Gulden.
Dazu kam eine Haussammlung bei den Gläubigen, die der Pfarrer höchstpersönlich durchführte. Sie ergab einen Betrag von 2.672 fl.


1100-Jahr-Feier

1879 wurde vom 28.Juni bis 3.Juli mit großem Aufwand das 1100jährige Bestehen der Pfarrei Vierkirchen gefeiert.
Im Einladungsplakat heißt es dazu:
  "Während derselben (Feier) sind täglich von 4 Uhr Morgens an mehrere heil.Messen, um halb 9 Uhr das Hochamt und den Tag über 3 religiöse Vorträge vonn hochw. P.P.Capuzinern, und kann unter den bekannten Bedingungen jeder Festteilnehmer einen vollkommenen Ablaß gewinnen. Am Mittwoch, den 2.Juli 5 Uhr Abends ist überdies feierlicher Empfang Sr.Excellenz des Hochwürdigsten Herrn Erzbischofes ANTONIUS in der Richtung von Pasenbach und Tags darauf Morgens um 8 Uhr Pontifical-Amt und Ertheilung des hl.Sakramentes der Firmung. Nachmittags 2 Uhr Schlußpredigt und feierlich Prozession, bei guter Witterung im Freien.
Indem der Unterzeichnete zu dieser seltenen Feier hiemit freundlichst einladet, bemerkt er, daß jedes Gesuch der benachbarten Pfarr-Gemeinden an das k.Bezirks-Amt, während der genannten Jubeltage Vierkirchen auch processionaliter besuchen zu dürfen, vor demselben laut Zuschrift vom 20. ds. Mts. geeignete Berücksichtigung finden werde.
Vierkirchen, am 23.Juni 1879"
Mehr über diese Feierlichkeiten können Sie den umfangreichen zeitgenössischen Zeitungsberichten (Amperbote) entnehmen;
sie sind hier zusammengetragen...


Beschreibung 1874/84  06)

Kirche und Pfarrei Vierkirchen sind auch in der "Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.

Geographie: Die Pfarrei hatte damals 1107 Seelen in 209 Häusern. Davon wohnten im Ort Vierkirchen: 181 Seelen (in 48 Häusern), Widenhof 30 (3), Daxberg 10(1), Engelbrechtsmühle (bis 1880) 13 (1), Esterhofen (32 (5), Jedenhofen 65 (10), Ramelsbach 17 (3), Rettenbach 102 (20), Biberbach 189 (33), Hörgenbach 23 (2), Rudelzhofen 47 (5), Pasenbach 211 (43), Riedenzhofen 110 (20) und Ebersbach 70 (12) = halbe Ortschaft. Besonders erwähnt wurde, dass in der Pfarrei auch ein Protestant wohnte; es war der Bahnwärter. In Vierkirchen gab es 1874 eine Schule mit einem Lehrer und 118 Werktags- und 46 Feiertagsschülern. Die Pfarrei hatte eine Länge von 2 1/4 Gehstunden und eine Breite von 1 1/2 Gehstunden.
Pfarrei
: Am Freitag nach Fronleichnam wallfahrtete die Pfarrgemeinde unter Begleitung des Cooperators nach Ainhofen und bat um Abwendung von Hagelschlag. Die Kirchenrechnung wies bei Einnahmen von 2458 Gulden und Ausgaben von 553 Gulden einen Reinertrag von 1904 Gulden aus. Der Schuldenstand betrug 6.400 Gulden.
1874 existierte auch noch die "Bruderschaft und Seelenbund zu Hilf und Trost der armen Seelen unter dem Schutze der hl.Mutter Gottes Maria", die oberhirtlich am 14.Mai 1753 bestätigt worden war. Allerdings sei die Bruderschaft "stark heruntergekommen und die Zahl der Mitglieder auf eine ganz unbedeutende zusammengeschmolzen", ist zu lesen. Titularfest wurde am alten Kirchweihtag, am Sonntag nach Peter und Paul, gefeiert.
Das Widum (der Bauernhof des Pfarrers) hatte eine Größe von 136 Tagwerk (=45 ha). Das 1836 nach einem Brand neu erbaute Pfarrhaus wird als "schön und geräumig" beschrieben. Darin wohnte neben dem Pfarrer auch der Cooperator für die Kirchen in Biberbach und Rudelzhofen. Der Benefiziat in Pasenbach hatte ein eigenes Haus. Er wurde aus dem von Bernhard und Balthasar von Barth zu Harmating und Pasenbach am 1.Juli 1624 gestifteten Benefizium bezahlt.
Die Pfarrkirche wird als geräumig und hell beschrieben. Sie sei zwar im Zopfstil erbaut, aber dennoch gefällig. Im Turm hingen 1874 drei Glocken. Stiftungen: 21 Jahrtage, 41 Jahrmessen.

Kirche 1903
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Am 1.Juli 1880 wurde die seit 1849 beantragte Umpfarrung der Einöde Engelbrechtsmühle von der Pfarrei Vierkirchen zur Pfarrei Indersdorf "canonisch vollzogen".
108)


Wallfahrten der Pfarrei Vierkirchen
Die Pfarrei Vierkirchen unternahm, wie in der Beschreibung von 1874 zu lesen ist, alljährlich ein Wallfahrt nach Ainhofen.
Daneben gab es auch persönliche Wallfahrten zu anderen Wallfahrtszielen, so z.B. zum hl.Leonhard in Inchenhofen. Im Mirakelbuch von Inchenhofen 1659
104) sind die gemeldeten Gebetserhörungen aufgezeichnet. Auch Pilger aus Vierkirchen gehörten zu den Glücklichen, denen durch die Fürbitten St.Leonhards bei Gott Hilfe in der Not zuteil wurden. So z. B. im Jahr 1513.
Mehr dazu finden Sie hier....




1891
gab Pfarrer Kannreuhter die Pfarrökonomie auf. Als Grund gab er schlimme Erfahrungen mit der Unredlichkeit der Dienstboten an.


Beschreibung 1895  61)

Die Kirche von Günding ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde:
  "Kirche
- Baubeginn 1763 unter Pfarrer Johann Georg Gröbmaier,
- 1789 durch Joh. Bapt Graf von Edling, Canonicus von Freising verschönert (Inschriften auf dem Epitaph des
   Pfarrers Gröbmaier und an der Brüstung einer Loge im Chor).
- 1876 in sehr unverständiger Weise renovirt.
- Einschiffige Kirche mit eingezogenem, halbrund geschlossenem Chor.
- Der in seinem unteren Theil gothische Thurm und die Sakristei an der Südseite des Chors.
- Ueber der Sakristei ein Oratorium.
- Wandgliederung durch Pilaster. Tonnengewölbe mit Stichkappen.
- Nachdem bei der letzten Restauration die reiche Stuckdekoration und Malerei entfernt wurde, ist das Innere
   völlig schmucklos.
- Die Kirche ist indess geräumig, hoch und wohlbeleuchtet und übt durch gute Verhältnisse immer noch eine
   ansprechende Wirkung aus.
- Außen an der Südwand der Sakristei ein Steinrelief: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes ;
- daneben zwei weitere Figuren, wahrscheinlich Longinus und Joseph von Arimathäa. H. 60, Br. 87 cm. Um 1500.
   Die Christusfigur ist gut gearbeitet
- Unterhalb dieses Reliefs der Grabstein des kurfürstlichen Hartschiers Franz Sartorius + 5. April 1693, des Vaters
   des Pfarrers Daniel Sartorius von Vierkirchen +1713, mit Wappen. Künstlerisch unbedeutend.
- Der Gedenkstein des letzteren Pfarrers befindet sich aussen an der Nordseite der Kirche.
- Ein Grabstein, der im Innern vor den Chorstufen liegt, zeigt das Relief eines bärtigen Priesters in Halbfigur;
   Inschrift jetzt unleserlich; rother Marmor. Um 1600.
- Die Aufschrift des Gedenksteins des Wirthes Georg Sedlmayer und seiner Hausfrau Anna Lamblin von 1627 findet
   sich bei Math. Steinberger.
- Ebenda vgl. über den Grabstein des Pfarrers Vitus Paumgartner + 1558 an der westlichen Friedhofmauer mit dem
   Bilde des Verstorbenen.
............................
Litteratur. Math. Steinberger die Pfarrei Vierkirchen. Die auf den Bau und die Ausstattung der Kirche im vorigen
    Jahrh. bezügliche Inschrift v. ebenda p. 65, auch bei L. Westenrieder. Beiträge z, vaterl. Historie IV., 1792
    p. 293, Ob. Arch. VII, p. 135."



Erster Weltkrieg -1918

Am Ende des Ersten Weltkriegs mussten - nachdem vorher schon Kupfer, Nickel, Aluminium und Messing als Material für die Kriegswirtschaft beschlagnahmt worden war- auch die bronzenen Kirchenglocken abgeliefert werden.
Selbst Orgelprospektpfeifen sollten eingeschmolzen werden; aber nur Pfeifen, die nach 1829 gefertigt worden waren. Da die Vierkirchner Orgel-Pfeifen schon aus dem Jahr 1767 stammten, blieben von der Beschlagnahme verschont
. 63)



Zweiter Weltkrieg 1945

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Ereignisse bei der Ankunft der amerikanischen Soldaten werden in dem Bericht von Wolfgang Lanzinger über die Pfarrei Vierkirchen im letzten Jahrhundert beschrieben.
Wenn Sie den Bericht lesen möchten, klicken Sie hier...


Renovierung 1964
Nach der handgeschriebenen Pfarrchronik, wurden 1964 Seitenaltäre und Kanzel erneuert:

Kirche 1950
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"Mitte Oktober 64 wurden auch die beiden Seitenaltäre entfernt, die nunmehr in scharfem Gegensatz zum Hochaltar standen. H.Gschwendter, Reichenhall hatte den Entwurf dazu geliefert. Bildhauer Georg Sellmeier, Unterzolling, fertigte die Ornamente, die im Pfarrhof vom Kirchenmaler Franz Nefzger, Freilassing vergoldet wurden. Bei der Kanzel wurden die 4 gemalten Kirchenväter entfernt u. dafür Nischen angebracht, in die die zierlichen Figuren der 4 Evangelisten gesetzt wurden. Diese 4 Barockfiguren stammten von der Kanzel in Rudelzhofen, die vor 8 Jahren dort entfernt wurde, weil sie völlig unnütz war.
Kurz vor Weihnachten wurde auch die Rückwand der Sedilien (Priester/Ministrantensitze) gefertigt nach dem Entwurf von H.Georg Gschwendtner, Reichenhall. Die 3 Wappen die er darauf gemalt hat sollen in der Kirche eine geschichtliche Note verleihen. Die Farbe der Wappen wurden vom Mayerschen Staatsarchiv in München angegeben nach dem dort vorhandenen Original. ... und die weiß-goldenen Sedilien davor, alles nimmt sich jetzt so vornehm aus: einfach einem Gotteshaus würdig. domum tuam decel (?) sanctitudo. Seitenaltäre, Kanzel u. Sedilienrückwand kosteten ca. 13.000 DM. Am Ende des Jahres 1964 war auch das alles beglichen. Nun ist alles einigermaßen dem Barockstil angepaßt. Die Vierkirchner freuen sich über ihre Kirche. So soll es sein."



Kirchendiebstahl 1967 65)
Ende November wurde in die Kirche eingebrochen. Die Dachauer Nachrichten berichteten davon in ihrer Ausgabe vom 30.November:
  "Die Mesnerin von Vierkirchen traute letzten Montag ihren Augen nicht, als sie morgens die Kirchentür aufschließt und das Innere des Gotteshauses betritt; der Hochaltar ist halbleer. Bei dem Kirchendiebstahl fallen den Kirchendieben acht klassizistische Leuchter als den Jahren 1870 und vier Leuchter aus der Zeit des Rokoko, diese aus Lindenholz und vergoldet, in die Hände."

Hinweis: Ab 1960 (mit Höhepunkt in den 1970er Jahren) litten die Kirchen und vor allem die außerhalb der Ortschaften stehenden Kapellen stark unter Einbrüchen und Kunstdiebstählen. Nach einem Spiegel-Bericht des Jahres 1973 109) wurden im Jahr 1972 allein in Bayern 518 Gotteshäuser geplündert. Und das sollte noch einige Jahre so bleiben. Die Hälfte aller Raubzüge in Deutschland geschahen in Bayern, weil damals barocke Kunst besonders beliebt war. Und in kaum einer Gegend auf der Welt gibt es so viele reich ausgestattete Barockkirchen wie in Bayern.


Bittgänge
Aus den Kirchenrechnungen ist bekannt, dass die Vierkirchener alljährlich Kreuzgänge zum Kloster Taxa unternahmen. Die Fahnenträger und Sänger ("Fahnentrager unnd Vorsinger ins Täxa") erhielten ein kleines Zehrgeld, das in der Kirchenrechnung von Vierkirchen verbucht wurde.


Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.

Pfarrei Vierkirchen

1524: Pfarrei mit 800 erwachsenen Gläubigen
         (Communicantes) größte Pfarrei im
         Dachauer Land 01)

1560: Pfarrei mit 700 erwachsenen Gläubigen
         (Communicantes)
1738: Pfarrei mit 1360 erwachsenen Gläubigen
         (Communicantes) 01)

1866: Pfarrei mit 1235 Seelen 65)
1868: Pfarrei mit 1200 Seelen 58)
1874
: Pfarrei Vierkirchen mit 1107 Gläubigen in
         209 Häusern. 06)
1940: Pfarrei mit 1264 Seelen (davon 2 nicht
         katholisch)

 

Gemeinde Vierkirchen

1808: Gemeinde mit 350 Einwohnern 71)
1852
: Gemeinde Vierkirchen mit 95 Familien und 434 Einwohnern 04)

1868
: Gemeinde mit 458 Einwohnern und 156 Gebäuden.
          Davon Esterhofen: 35(10), Jedenhofen: 72 (24), Ramelsbach:
          11 (5), Rettenbach 100 (24); 67)

1900
: Gemeinde mit 565 Einwohnern
1933
: Gemeinde mit 643 Einwohnern
1939: Gemeinde mit 643 Einwohnern
1945: Gemeinde mit 1041 Einwohnern
1978
: Dorf Vierkirchen mit 1237 (Gemeinde 2687) Einwohnern.
2010: Gemeinde mit 4278 Einwohnern
72)
2019: Gemeinde mit 4600 Einwohnern 71)

Dorf Vierkirchen

1823: Dorf Vierkirchen mit 205 Bewohnern (93 männl. 112 w.)
          in 46 Häusern
1867
: Dorf Vierkirchen mit 240 Einwohnern, 83 Gebäuden 05)

1874: Dorf Vierkirchen mit 181 Gläubigen in 48 Häusern
1900: Dorf mit 565 Einwohnern
1946: Dorf Vierkirchen mit 1041 Einwohnern
1978: Dorf Vierkirchen mit 1237 (Gemeinde 2687) Einwohnern.


Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit. Meist werden Primizen, Jubiläen oder Abschiedsfeiern von Pfarrern oder Fahnenweihen beschrieben; hier in Vierkirchen kommen noch die Artikel über die Feierlichkeiten zur 1100 Jahr-Feier 1879 hinzu. Wenn Sie die Berichte lesen möchten, klicken Sie hier...



Baubeschreibung der Kirche

Der Reiseschriftsteller Obernberg schrieb im Jahr 1816 über einen Besuch in Vierkirchen: 02)
     "Wollen Sie ein schönes Gotteshaus sehen, so besuchen Sie das Dorf Vierkirchen. Der gerühmte Verfasser der Dachauischen       Landgerichtsbeschreibung sagt, er habe hier mehr gefunden, als erwartet, eine ebenso ungewöhnlich, als zugleich einfach       verschönerte ziemlich große Kirche, welche überaus schön gehalten wird. Der ganze Anblick erfreut und erhebet das Herz"

 

Grundriss
Die Kirche St.Jakobus in Vierkirchen hat, wie die meisten Kirchen in unserer Gegend, einen rechteckigen Grundriss. Für die Kirchenform der üblichen Kirche bis zur Zeit des 2.Vatikanischen Konzils bürgerte sich unter Theologen auch der Ausdruck "Buskirche" ein: Der Pfarrer ist der Busfahrer, die Gläubigen die Passagiere.
Durch das Konzil hat sich der Busfahrer zu den Passagieren umgedreht. 56)
  Die rechteckige Kirche gehört architektonisch zu den Nachfahren der römischen Basilika, eines säkularen Gebäudes, in dem ein hoher Amtsträger Petitionen entgegennahm, Erlaubnisse erteilte oder zu Gericht saß. Die frühen Christen mussten sich nach ihrer Legalisierung im 4.Jh entscheiden, welche Form ihre Gotteshäuser haben sollten; der römische Tempel war für die christliche Liturgie ungeeignet. Während die Christen im Osten die Rundgebäude bevorzugten, wählten sie in Rom und Italien das vorhandene und gewohnte Versammlungsgebäude, die rechteckige Basilika mit einer überwölbten Ausbuchtung ganz vorne, unter der der Versammlungsleiter saß. Architektur und Ritus beeinflussen sich gegenseitig. Die römische Messliturgie ist -so Jesuitenpater Eckhart Bieger- wohl auch unter dem Einfluss der Architektur eine Prozessionsliturgie geworden. Einzug, Evangelien-prozession, Vorbringen der Gaben, Kommunionempfang und Auszug sind noch heute erhalten. Vor 1564 gab es zusätzlich Reliquienprozessionen zu den Seitenaltären. Alle diese Prozessionen heben die wichtigen Teile des Gottesdienstes heraus. Für eine solche Prozessionsliturgie ist nach Dr.Eckard Bieger das langgestreckte Rechteck mit seinen langen Wegen besser geeignet, als eine runde, kompakte Kirche mit einem Altar in der Mitte, zumal es bis ins 16.Jh. keine Kirchenbänke gab.  52)

Der geräumige fünfachsige Saalbau in Vierkirchen hat einen wenig eingezogenen, halbrund geschlossenen Chor. Die Gliederung innen und außen erfolgt durch flache Pilaster. Den Deckenabschluss bildet ein durchgehendes Tonnengewölbe mit Stichkappen. Auf der Nord- und der Südseite des Langhauses befinden sich jeweils abwechselnd ein Fenster und eine Wandnische.

Der im Grundriss quadratische Turm auf der Südseite der Kirche (Höhe 36 m) wurde auf den Grundmauern des alten Turmes errichtet. Er hat einen hohen Vierecksockel und -etwas zurückgesetzt- einen Aufbau mit schwach vorgelegten Pilastern an abgeschrägten Ecken. Die auf Glonners Plan sichtbare Turmzwiebel wurde bei der Kirchenerneuerung 1876 durch eine breitere mit Pyramidenspitze ersetzt. Die neue Kuppel vom Zimmermeister Anton Mayer aus Dachau war "10 Schuh" (3,20 m) höher als die alte.
Dafür (sowie für Reparatur des Kirchendaches und Anstrich des Kirchengebäudes) wendete die Pfarrei 2.500 Mark auf. 78)

Das Turmkreuz vergoldete der Maler Anton Huber der Jüngere aus Dachau.
Unter der Uhr ein barockes Schallfenster. Auf dem Kirchturm nisten Turmfalken.

Im Turm war in der Zeit von 1630 bis 1694 die Sakristei untergebracht. Das sollte ursprünglich nur eine kurze Zwischenlösung während des Neubaus der Sakristei sein; doch der Einfall der Schweden ab 1632 verhinderte einen schnellen Wiederaufbau.



Turmzwiebel mit Pyramidenspitze
Hinweis: Die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme. Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen". 42)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen möchten, klicken Sie hier...

In der Glockenstube hängen vier Glocken; die beiden ältesten wurden 1554 und 1731 gegossen. Die übrigen Glocken stammen aus dem Jahr 1952. Sie wurden von der Gemeinde Vierkirchen finanziert - durch eine Sonderumlage in Höhe von 50 Prozent der Grundsteuer.
Die Glocken von Vierkirchen hat Frau Barbara Deger ausführlich beschrieben. Interesse ?....
Im 30jährigen Krieg muss eine der Glocken beschädigt worden sein, weil die Kirchenrechnung von 1646 die Bemerkung enthält:
"reparieren der im Krieg beschädigten Glocke".

Frühere Glocken

1911
stiftete die Bäuerin Therese Pfundmair, ehem. Angermairbäuerin von Riedenzhofen, zwei neue Glocken von A.J.Bachmair aus Erding. Dazu kam noch ein neuer Glockenstuhl aus Eisen.
- Eine dieser Glocken mit dem Grundton 'es' hatte ein Gewicht von 24 Ztr./ 97 Pfund, sie war dem Kirchenpatron St.Jakobus
  geweiht und trug die Inschrift: Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango (Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die
  Blitze breche ich).
- Die zweite Glocke wog 12 Zentner/3 Pfund und erklang im Ton 'g'. Sie war der Muttergottes geweiht und trug die Aufschrift:
  "Dum trahor, audite! Voco vos ad sacra renite! (während ich gezogen werde, hört ! Kommt, ich rufe euch zum Gottesdienst !"
- Die bisherige große Glocke mit 9 Ztr. 52 Pfund wurde für den Erlös von 90 Mark drangegeben. 101)
Die kleinere der 1911 erworbenen Glocken musste schon 1917 zu Kriegszwecken wieder abgeliefert werden. Die größere Jakobusglocke wurde aufgrund eines eingelegten Protests der Pfarrgemeinde verschont, die beiden alten Glocken von 1554 und 1731 waren ohnehin vor der Ablieferung befreit, weil sie vor 1770 gegossen worden waren. 101)

Die 1917 abgelieferte Glocke wurde 1925 ersetzt. Die politische Gemeinde unter Bürgermeister Michel Müller erwarb sie beim Glockengießer Hamm in Regensburg für 1830 Mark. Sie wog 12 Ztr. und erklang auf den Ton g (wie die abgelieferte). Am 7.3.1925 wurde sie vom Pfarrer gesegnet und dann aufgezogen.

Im Kriegsjahr 1942 wurden wieder Glocken beschlagnahmt. Am 19.2.1942 hat man die beiden größeren vom Turm abgenommen.

Noch sechs Jahre nach dem Krieg, als Pfarrer Brädl 1951 starb, konnten lediglich die beiden kleinsten Glocken zu seiner Beerdigung läuten. Schon bald rief Bürgermeister Eichinger eine Gemeindeversammlung ein, um einen Glockenkauf zu besprechen."
Die Gemeinde sammelte Geld und bestellte 1952 bei der Fa. Czudnochowsky zwei neue Glocken.
Pfarrer Pflüger berichtete: 101)
  "Die Glocken wurden vom Bahnhof in Röhrmoos abgeholt und schön dekoriert im Pfarrhof aufgestellt. Unter großer Beteiligung der Pfarrgemeinde wurden die Glocken am nächsten Tag von Weihbischof Dr.Johannes Neuhäusler gesegnet. In seiner Ansprache gab er den Anwesenden folgenden Ausspruch mit auf den Weg: "Folget dem Ruf dieser Glocken, laßt sie nicht umsonst erschallen, zur Ehre Gottes sollen sie erklingen, auch Not und Gefahr werden sie euch künden."

1961 wurde das Glockengeläute auf Elektrobetrieb umgestellt.
1970 erwarb man wieder einen neuen eisernen Glockenstuhl. 92)

Das Ziffernblatt der Turmuhr wurde um 1986 neu gefasst. 92)

Auf der Ostseite des Kirchendachs sitzt ein roter Hahn aus Ton.
  Hinweise: Die Geschichte des roten Hahns reicht bis ins Mittelalter zurück: In jener Zeit, als es in den Häusern offene Feuerstellen, teilweise ohne Rauchabzug, gab, installierten die Bewohner auf das Dach die Tonfigur eines roten Hahn und erhofften sich davon Schutz vor Blitzeinschlägen. Der Wetterhahn auf den Kirchtürmen hatte ursprünglich wohl dieselbe Bedeutung. Es wird aber auch die Auffassung vertreten, der Turmhahn stelle den Mahner und Rufer dar, der vor Anbruch des Tages die säumigen Christen rechtzeitig zum Gebet ruft.

An der Außenwand der Kirche ist ein 70x90 cm großes Kreuzigungsrelief aus gotischer Zeit angebracht,  30) das 1700 der Freisinger Joseph Seehauser renovierte. Es zeigt Maria, Johannes, Joseph von Arimathäa sowie um eine weitere Person, bei der es sich um Maria Magdalena (so Anton Mayer 1874) oder um den römischen Soldaten Longinus, der Jesus die Seite durchbohrt hat, handeln könnte. Das Relief besteht aus Stein und ist übermalt.

Kreuzigungsrelief



P
farrergräber
An der Südmauer der Kirche liegen Gräber einiger früherer Pfarrer von Vierkirchen.
Drei sind mit kunstvollen Grabkreuzen geschmückt. Es handelt sich um die Gräber der Pfarrherren Spötzl, Brädl und Lanzinger.
Texte:
Frommes Andenken an HH.Johann Spötzl, 1914-1934 Pfarrer v.Vierkirchen, gest. 14.6.1938

Hier ruht Hochw.Herr Kämmerer Andreas Brädl, von 1932-1951 Pfarrer v.Vierkirchen * 22.12.1885 + 4.9.1951

In stillem Gedenken an Wolfgang Lanzinger, Pfarrer von Vierkirchen von 1954 -1989, *2.8.1914, Weihe 25.6.1939, gest.3.1.1990

mehr über diese und vielen andere Pfarrer können Sie hier erfahren...

 

Innenausstattung

In der Pfarrkirche St. Jakobus treffen sich -so heißt es- Weltkunst und heimische Kunst, vertreten einerseits durch Ignaz Günther (1725-1775), den weltberühmten Bildhauer mit seiner Mater dolorosa, und durch den Augsburger Johann Georg Dieffenbrunner ( 1718-1786) den seinerzeit meistbeschäftigten Freskenmaler im Dachauer Land (siehe auch Kirchen in Eisenhofen, Kleinberghofen, Inhausen, Vierkirchen, Sittenbach) andererseits durch den Dachauer Schlossmaurermeister Anton Glonner (1723 bis ca. 1796/98), dessen Taufpate der Hofbaumeister Joseph Effner (1687-1745) war.


Altarraum

Der um drei Stufen erhöhte Altarraum wird von zwei Fenstern erhellt. Er ist 12 Meter hoch, und besitzt zwei Achsen.


Choraltar / Hochaltar

Über das Alter des Choraltars und der Seitenaltäre besteht keine Einigkeit.

A. Der vier Meter breite und fast raumhohe Hochaltar (wie auch die Seitenaltäre) stammt nach Auffassung von Kunstkennern aus der Vorgängerkirche. Er wurde im Jahr 1710 geweiht und 1740 renoviert. Bei dieser Renovierung bemalte der Dachauer Künstler Franz Mayr (1707-1752) den Altar mit Blumen. 30)

B. Pfarrer Steinberger schreibt jedoch in seiner Chronik, im Jahr 1767 habe Pfarrer Gröbmayr, der Erbauer der neuen Kirche, einen Hochaltar, zwei Seitenaltäre und eine Kanzel neu machen lassen, die dann erst 20 Jahre später, unter seinem Nachfolger Pfarrer von Edling auf dessen Kosten gefasst, d.h. bemalt wurden. Allerdings stimmen die Maßverhältnisse des heutigen Altars in Höhe zu Breite: 10:4) mit den überlieferten Maßen des Gröbmayr-Altars (Höhe: 41 (Zoll ?), Breite: 30) =10:7 nicht überein. 92)

Dennoch geht diese Kirchenbeschreibung hier im Internet von den unter B. beschriebenen Daten aus.


Das Retabel, der Altaraufbau, besteht aus zwei glatten Säulen mit Kompositkapitellen, die ein verkröpftes Gebälk mit Sprenggiebeln und zwei darauf sitzenden Engeln tragen.


Altarauszug

Im Altarauszug steht zwischen Engeln und Flammen-vasen in einer Nische die Figur des hl.Nepomuk im Strahlenkranz aus der Zeit um 1770. Er ist mit Birett, Mozetta und Rochett bekleidet. Die Mozetta, das mit einer Knopfreihe vorn geschlossene Schultertuch, ist dem höheren Klerus vorbehalten. Das Wort kommt vom italienischen Wort für "abgeschnitten".

St.Nepomuk im Altarauszug
Rochett (it.Rock) bezeichnet ein mit Stickereien verziertes weißes Hemd, das über dem schwarzen Talar getragen wird. Das Haupt des Heiligen Nepomuk ist von einem Ring mit 5 Sternen umgeben. In der Hand hält er ein Kruzifix.
 
Hinweis: Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König Wenzel wegen seines energischen Auftretens für die Rechte der Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes, der auch Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gegeben habe. Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche in der Moldau wurde durch eine Erscheinung von fünf Sternen geoffenbart. Nepomuk ist neben Maria der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Die Verehrung von Nepomuk ist zwar schon seit 1400 nachweisbar; sie war aber nicht sehr umfangreich und zudem auf Prag beschränkt. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zum Brückenheiligen. Erst als man über 300 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719, bei der Öffnung des Grabes in der Prager Veitskirche die Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann die Verehrung an Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt, am 19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII. Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk von Kurfürst Karl Albrecht zum Landespatron von Bayern (18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung kräftig und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige der Rokokozeit. Festtag: 16.Mai

Die zwei Engel am Auszugsbild stammen aus der Entstehungszeit des Altares. Die beiden Leuchterengel wurden dagegen erst 60 Jahre später, um 1770 geschnitzt.

Mittelpunkt des Altars, der im 19.Jh und im 20.Jh noch einmal verändert wurde, ist die 1 m hohe 30) , filigrane Statue des Kirchenpatrons. Sie steht, umrahmt von einem Strahlenkranz (Aureole), unübersehbar in einer eigenen Nische.
Eine Aureole (lat. aureolus = goldgeschmückt) ist eine besondere Form des Heiligenscheins, der die ganze Gestalt der dargestellten Person als Strahlenkranz kreisförmig umschließt.

St.Jakobus
Der Baldachin darüber wurde von Bildhauer Christian Silvester aus Hohenschwangau 1750 geschaffen 20).
Ein Baldachin symbolisiert schon seit dem Altertum Würde und Heiligkeit der darunter stehenden Gestalt. Die Statue stammt aus dem Beginn des 16.Jh. und wurde im 19.Jh überarbeitet. St.Jakob wird als bärtiger Pilger und Wanderer dargestellt. In der rechten Hand der Wanderstab, in der linken Hand die Muschel. Über Nische eine Inschriftenkartusche mit den Worten: Hl.Jakobus bitte für uns. Er trägt einen Umhang mit Schulter-Pailletten aus Jakobsmuscheln. Die Kapuze des Umhangs ist über den Kopf gezogen.
Altarblatt aus der Zeit um 1873
Ende des 19.Jh. befand sich im Zentrum des Altars an der Stelle der Jakobusfigur ein Altarblatt. Es stellte ebenfalls den Kirchen-patron dar, in seiner Funktion als Fürbitter bei Gott für die leidende Menschheit. Das vom Historienmaler Julius Frank (1826-1908) geschaffene Altarblatt war vor seiner Aufstellung in Vierkirchen noch Gegenstand der Ausstellung des Vereins für christliche Kunst in München und wurde dort begeistert (als hervorragendste Leistung) aufgenommen. 82)

Der Bayerische Kurier vom 9.12.1873 schrieb:
  "Am 14. ds.Mts. wurde die permanente Ausstellung des Vereins für christliche Kunst in einem Seitengebäude des kath. Kasinos, Barerstraße 4 eröffnet. Schon die erste Wochenausstellung ergab, obgleich natürlich der Kreis der auszustellenden Kunstgegenstände, namentlich in unserer Zeit ein enger ist, ein recht erfreuliches Resultat. Unter den ausgestellten Kunstgegenständen, welche teils in Oelgemälden bestehen, dürfte wohl Julius Franks Hl.Jakobus 'als Fürbitter für die leidende Menschheit' den ersten Rang einnehmen. Das Bild ist als Altarblatt für die Pfarrkirche in Vierkirchen bestimmt und stellt den Hl.Jakobus in Pilgertracht über Wolken schwebend dar, während im unteren Theile des Gemäldes in einer Landschaft ein blinder Greis, ein stummer Knabe und eine bekümmerte Mutter ihn um seine Fürbitte anflehen. Die Köpfe sind sehr charakteristisch und ausdrucksvoll gehalten; die Figuren haben eine edle ungezwungene Haltung. Am meisten dürfte wohl der Kopf des zu den Füßen seiner Mutter liegenden kranken Mädchens ansprechen, wie überhaupt Frank Engel- und Kinderköpfe besonders gelingen. So oft Referent ein Gemälde Franks zu Gesicht bekommt, suchen seine Augen zuerste die auf demselben angebrachten Kindergesichter. Dabei weiß der Künstler eine Wiederholung derselben Gesichter oder des nämlichen Ausdrucks auf denselben recht gut zu vermeiden. Eine größere Kindergruppe von seiner Hand müßte für den Beschauer eine wahre Sonne sein."

Wo sich das Gemälde, das im 20.Jh. abgenommen wurde, heute befindet, ist mir nicht bekannt.

Hinweise: Jakobus der Ältere war der Sohn des Fischers Zebedäus und der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Er zählte neben seinem Bruder und Petrus zu den drei bevorzugten Jüngern, die bei der Verklärung Jesu und in seiner Todesangst im Garten Gethsemane zugegen waren. Der Überlieferung nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, bis er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa zu Ostern des Jahres 43 geköpft wurde; Jakobus war somit der erste Märtyrer unter der Aposteln (Ap 12, 1 - 2). Der Legende nach setzten Anhänger seine Leiche in ein Boot, das im Meer herumtrieb und in Galizien, im NordwestenSpaniens strandete.Dort wurde er begraben. 800 Jahre später, zur beginnenden Reconquista (Rückeroberung des maurischen Spaniens durch die Christen) entdeckte König Alonso II das Grab wieder und baute eine Kirche darüber. Bald begann die Wallfahrt und Santiago de Compostela wurde eines der größten Wallfahrtszentren des Abendlandes. Durch ganz Europa führten feste Wallfahrtswege dorthin; bis ins 15. Jahrhundert zog der Ort mehr Pilger an als Rom oder Jerusalem. St.Jakob erhielt seine Attribute (Pilgerkleidung und Muschel) erst im 13.Jh. Die Pilger erhielten am Ziel damals einen Hut, der mit einer Muschel geziert war. Zuvor war Jakobus meist mit einer Schriftrolle abgebildet.

 
St.Petrus
Assistenzfiguren sind die mit einem Heiligenschein (Nimbus) in Form eines Strahlenkranzes umgebenen Statuen der Heiligen Petrus (mit Buch und Schlüssel) und Paulus (mit Buch und Schwert).
Die lebensgroßen Figuren wurden 1964 vom Bildhauer Georg Sellmeier (1922-2000) aus Zolling nach barocken Vorbildern (der Figuren in Neustift bei Freising) geschnitzt. Sie kosteten 6000 DM und wiegen je 3 Ztr. Der Bildhauer hatte übrigens an diesen Figuren so großen Gefallen gefunden, dass er sie in sein ständiges Programm aufgenommen und als kleine Kopien in größerer Anzahl verkauft hat. ... mehr zum Künstler Sellmeier...

St.Paulus
 


Hinweise: Die Bücher bezeichnen die dargestellten Heiligen als Verkünder des Evangeliums.
Das Schwert in der Hand von St.Paulus weist auf eine Legende hin, nach der dieser Heilige enthauptet worden sein soll.
Die Petrusfigur enthält einen ikonographischen Fehler. Er hält nur einen Schlüssel in den Händen. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Die beiden Schlüssel symbolisieren die diese Vollmacht auf Erden und im Himmel zu lösen und zu binden. Deshalb drücken die Künstler ihren Petrusfiguren üblicherweise einen goldenen (für den Himmel) und einen silbernen (für die Erde) Schlüssel in die Hand.

Der Tabernakel ist aus Holz in marmorierter Fassung erstellt. Er stammt -wie die Assistenzfiguren- erst aus der 2.Hälfte des 20.Jh.30) Mit zwei seitliche Säulchen, einen Segmentbogengiebel und Akanthusdekoration und Anbetungsengeln ist er im barocken Stil gearbeitet.

In der Predella, zu beiden Seiten des Tabernakels, sind Reliquienkästen eingesetzt. Sie enthalten Knochenreliquien, die in Klosterarbeit mit Goldlahn (= mit Goldfaden umwickelter Metalldraht) gefasst sind. Die Cedulae, die Pergamentstreifen, auf denen die Namen der Heiligen verzeichnet sind, enthalten folgende Inschrift: S.Fortunatae M., S.Benigni M., S.Aureli M., S.Constantin M.. Das "M." bedeutet Martyrer. Bei den Reliquien handelt es sich um Knochenfunde aus den Katakomben, die von nicht identifizierten Christen stammten und die auf die neuen Namen getauft wurden. Mehr über Katakombenheilige erfahren Sie hier.....



Oratorium

An der Chorwand ist ein Oratorium angebracht. Das Oratoriumsgitter entstand um 1789. Die Inschrift an der Wand unter dem Fenster würdigt die Leistung von Pfarrer Gröbmaier im Zusammenhang mit der Vollendung des Kirchenbaus in jenem Jahr.

Oratoriengitter

Doch der Auftraggeber der Inschrift und Nachfolger von Gröbmaier im Amt des Vierkirchner Pfarrers, Graf Edling von Görtz, ließ darin auch seine Verdienste um die Ausschmückung der Kirche herausstellen.
Dieser adeliger Pfarrer war eine interessante Person. Die Vierkirchner Heimatforscher haben 2010 den Lebenslauf von Graf Edling erkundet und dabei vor allem für die Zeit nach seiner Tätigkeit in Vierkirchen Überraschendes festgestellt. ...mehr dazu hier....

Der Originaltext auf dem Oratoriumsgitter lautet:
"Vetustissimam hancce S. IAKOBI Apost. paroch. Eccles. in Vierkirchen a decem retro saeculis extructam vestustate penitus collabentem Plur. Rev. ac Doct. D. IOAN. GEO. GRÖBMAIER Consil. eccl. Frising. ac Parochus dignissimus hujatis Ecclesiae impenso largo aere, a fundamentis excitavit ao Dni 1763; ejusdem autem in Parochia Successor ILLmus et Revmus D.D.IOAN.BAPT. e S.R.I. Comitibus et Dominis ab Edling, Goritiensis ex Foro Julio Austriaco insig. Cathedr. Eccles. Lubecensis Canonicus REVmi ac CELLmi S.R.I. Principis et Episcopi Frising. Et Ratisb. Consil. eccles. act. Altaria picturis, auro Variisque ornamentis, perfici totamque Ecclesiam elegantiorem hancce in formam redigi curavit ANNO DOMINI MDCCLXXXIX."
Übersetzung (nach Dr.Kick): 82)

"Diese uralte Pfarrkirche St. Jakob in Vierkirchen war vor 10 Jahrhunderten aufgerichtet und beim hohen Alter durch und durch am Einstürzen. Der am meisten ehrwürdige und gelehrte Herr Johann Georg Gröbmaier, Berater der Kirche in Freising und würdigster Pfarrer dieser Kirche (hier), hat mit großem Aufwand an Geld die Kirche von den Fundamenten an errichtet im Jahr des Herrn 1763 und auch sein Nachfolger in der Pfarrei, der erlauchteste und verehrungswürdigste Herr, Herr Johann Baptist, aus des Heiligen Römischen Reichs Grafen und Herren [-geschlechte] von Edling aus Görtz, durch das Julisch-Österreichische (Gerichts-)Forum berufen als Kanoniker der Domkirche in Lübeck. Er war Berater des ehrwürdigsten und geehrtesten, des Heiligen Römischen Reichs Fürsten und Bischofs von Freising und Regensburg. Er kümmerte sich darum, dass die Altäre mit Gemälden, Gold und verschiedenem Zierrat versehen und die ganze Kirche noch geschmackvoller zu ihrem [jetzigen] Aussehen vollendet wurde anno 1789."

 


Chorbogen


Krankensalbung
Im Chorbogen sind an der Innenseite zwei Nischen eingelassen, in denen die heiligen Öle gelagert sind/wurden. Sie sind durch schön bemalte Türen verschlossen, die jeweils den Zweck des dahinter aufbewahrten Öles aufzeigen.
— Rechts das Öl für das Sakrament der "Krankensalbung"
— Links das Chrisam für die Taufe.

Die Bilder (Ölfarbe auf Holz) wurden wohl kurz nach dem Kirchenbau, Ende des 18.Jh gemalt.

Taufe



Chorgestühl und Kommuniongitter

Im Altarraum sind auch noch Teile des alten Chor-gestühls (1740-1760) 30) mit Schnitzereien an den Eichenwangen und an der Frontseite zu sehen. Die Sitze, die noch älter sein könnten als die Wangen, bestehen aus Weichholz mit teilweise aufgesetzter Rokoko-Ornamentik.

Kommunionbank

Davor ist das alte hölzerne Kommuniongitter (Speisgitter) mit den profilierten und in der Mitte stark geschwellten Balustern (kleine Säulchen) angebracht (20.Jh.) 30)

  Hinweis: Die Kommunionbänke entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff, vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Kommunion aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen die Patene, um ein Herunterfallen der Hostie zu vermeiden. Im Rahmen der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der Gemeinde zu schaffen. Zudem ist nach herrschender Auffassung der Altar auch Tisch des österlichen Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen die Kommunion.



V
ortragekreuz und Kreuzstange

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In der Nähe des Chorbogens befinden sich auch zwei Ausstattungsstücke, die vor allem bei Prozessionen Verwendung finden:
— eine schön restaurierte metallverkleidete Kreuzstange aus dem 18.Jh.
    Sie besteht aus Messing, ist aber vergoldet und versilbert. Der Corpus ist gegossen.
— ein relativ großes Vortragekreuz mit Holzbalken und einem Corpus mit Inkarnatfassung.

Kreuzstange
Hinweis: Vortragekreuze und Kreuzstangen werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach".
Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam oder beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.


Vortragekreuz



Deckengemälde im Altarraum

Die von Johann Georg Dieffenbrunner in den Jahren 1764/65 geschaffenen Deckengemälde (7,70 m x 6,20 m) zeigen in vier Bildern Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons, St. Jakobus d.Älteren.
Im Chor ist die Berufung des hl. Jakobus "Komm und folge mir nach" (Mt.4,18-22) dargestellt.

Berufung des hl.Jakobus
Im Bild stehen Christus und die Apostel am Ufer des Sees Genezareth, umgeben von panoramaartig hochgezogenen Felsen mit Bäumen. Links steht Christus, hinter ihm die Apostel Petrus und Andreas. Vor Christus kniet Jakobus mit ausgebreiteten Armen. Rechts sieht man Fischer ein Schiff an Land ziehen. Einer der Fischer ist der Bruder des Jakobus, Johannes. Am Mast steht der Vater des Jakobus, Zebedäus.
An den Gewölbezwickeln des Altarraums und des Langhauses befinden sich gemalte Rocaillekartuschen, in denen Christus, Maria, Paulus und elf weitere Apostel dargestellt sind (es fehlt Matthias). Im Altarraum sind die Bilder von Andreas mit dem Andreaskreuz, Petrus mit den Himmelsschlüsseln, Jesus mit dem Kreuz, Maria, Paulus mit Schwert und Jakobus des Älteren, des Kirchenpatrons, mit dem Pilgerstab zu sehen (von links nach rechts). Die Bilder waren von 1872 bis 1903 übertüncht.

Apostel Matthäus

Die im Laufe der Jahre verblassten Gemälde wurden 1954 unter Pfarrer Wolfgang Lanzinger von Georg Gschwendner aus Reichenhall renoviert.


Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsaltar aus dem Jahr 1992 ist farblich den übrigen Altären angepasst. An seiner Frontseite, dem Antependium, ist zwischen rotmarmorierten Lisenen eine Felderung mit Kreuz und Strahlenkranz angebracht. Die Kosten für den Altar von 15.000 DM trug die damalige Mesnerin. 92)

Der Altar wurde aufgestellt im Zuge der Liturgiereform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils und bedeutet eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier.

Der Zelebrationsalter ersetzt liturgisch voll den Hochaltar. 57)

mehr zur Geschichte der Zelebrationsaltäre: hier klicken...

 

Kirchenschiff bzw. Langhaus


Die Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen, dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten, das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen Wogen des Schicksals rettet.
Das 12,50 m hohe Langhaus ist ein Saal zu fünf Achsen (Joche) mit Pilastergliederung und kräftig ausgebildetem Gebälk.



Deckengemälde im Kirchenschiff

Auch die Deckengemälde im Kirchenschiff stammen von Johann Georg Dieffenbrunner. Er hat sie 1764/65 geschaffen. Jedenfalls bestätigt der Künstler in einer eigenhändig geschriebenen Empfangsbescheinigung vom 21.2.1765 48) , dass er "wegen in Fresco aus Mahlung dess pfarr Gotts Hauss S. Jacobi zu Vürkürchen nebst Kost, Trunckh und Quatier auch 550 Gulden bares Geld" erhalten hat. Mehr darüber erfahren Sie hier...

Die drei Deckengemälde im Kirchenschiff zeigen -wie das Gemälde im Chor- Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons. Sie sind von gemalten Rahmen und einer reichen Gewölbedekoration mit ornamentalen Malereien umgeben, die bei der ersten Restaurierung 1872 übertüncht, später wieder freigelegt und erst 1960 restauriert wurden. An den Gewölbezwickeln befinden sich gemalte Rocaillekartuschen, in denen acht der zwölf Apostel dargestellt sind: Linke Seite von hinten: Thomas mit Winkelmaß, Matthäus mit einer Hellebarde, Bartholomäus mit Messer, Johannes mit Kelch.
Rechts von hinten: Simon mit Säge, Judas Thaddäus mit Keule, Jakobus der Jüngere mit Walkerstange und Buch, Philippus mit dem Kreuz.

Die im Laufe der Jahre verblassten Gemälde wurden 1954 unter Pfarrer Wolfgang Lanzinger von Georg Gschwendner für 5731 DM renoviert.

1. Gemälde

Im Anschluss an den Chorbogen wird die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor mit Jakobus, Petrus und Johannes (Mk.9,2-8) in einem 2,90 x 5,60 m großen Bild dargestellt.
Zu sehen sind:
Links-Jakobus in Rückenansicht unter einer
        Palme,
in der Mitte - Petrus kniend mit weit ausge-
        spannten Armen
Rechts - Johannes, der sich -wie geblendet-
        abgewandt hat.

Verklärung auf dem Berg Tabor
Im hellen Hintergrund erscheint Christus am Himmel, begleitet von Moses und Elias. Dieses Bild soll -nach Aussage von Pfarrer Reichl- für den Betrachter den schon vorweggenom-menen Himmel - die Auferstehung darstellen. "
Das bedeute für den Kirchenbesucher, der sein Leben in der Nachfolge Jesu geht, dass er immer sein Ziel "Ostern" vor Augen hat".

 

2. Gemälde

Das große Deckengemälde (10,2 x 8,30 m) in der Mitte des Kirchenschiffs zeigt das Martyrium des Heiligen Jakobus. Der Kirchenpatron erlitt im Jahr 43 n.Chr. als erster der Apostel den Märtyrertod (Apg.12,1-5).
Auf einer Wiese vor den Toren einer Stadt kniet Jakobus mit gefalteten Händen, den Blick zum Himmel gerichtet. Die Schultern sind entblößt. An ihn ist Josias gekettet, den Jakobus kurz vor seiner Hinrichtung bekehrt hatte und der mit ihm gefangen wurde. Hinter Jakobus steht der Henker, der sein Schwert aus der Scheide zieht. Viele Zuschauer umgeben die Hauptpersonen.

Martyrium von St.Jakobus
Trauernde Frauen, Krieger und Götzenpriester sind auf der Wiese und auf Stufen im Vordergrund des Bildes versammelt. Über der Martyriumsszene öffnet sich der Wolkenhimmel kreisrund und gibt den Blick auf Engel und Putten frei, die einen Lorbeerkranz und zwei Palmzweige für Jakobus bereit halten.
 
Hinweis: Der Kranz war das Ehrenzeichen des siegreichen Athleten, z.B. bei den Olympischen Spielen der Antike in Form eines Gewindes aus Laub, Blumen u.ä. Das Christusmonogramm war in der frühen Kirche öfters von einem Kranz umgeben und bezeichnete so Christus als den Sieger über den Tod (daher häufig auf Sarkophagen) oder - da die siegreichen römischen Kaiser den Lorbeerkranz trugen - als Kyrios, den Herrn der Welt. Als Siegeszeichen gebührte der Kranz auch den Märtyrern.

3. Gemälde

Das dritte Deckengemälde im Langhaus Salome vor Christus oberhalb der zweiten Empore wird größtenteils durch die Orgel verdeckt.
Über dem linken Orgelprospekt ist der Kopf von Salome, der Mutter der Apostel Jakobus und Johannes zu sehen. Sie kniet vor Jesus und bittet ihn, er möge ihren beiden Söhnen Jakobus und Johannes in seinem künftigen Reich die Ehrenplätze zu seiner Rechten und seiner Linken geben (Mt.20,20-23).

Salome vor Christus
Hinter Salome die Söhne Jakobus und Johannes; hinter Jesus eine Schar Jünger, in der der Apostel Petrus (ganz vorne) zu erkennen ist. Jesus weist zum Himmel um seiner Antwort Nachdruck zu verleihen:
Nicht er, sondern sein Vater im Himmel vergebe die Plätze.

Seitenaltäre


Linker Seitenaltar
Maria u.Elisabeth
Die etwa 1,90 Meter breiten und 4 Meter hohen Seitenaltäre wurden -wie der Hochaltar- um 1710 30) oder erst 1767 92) erstellt.
Sie entsprechen aber nicht mehr dem Originalzustand, da sie im 19. und 20. Jh verändert wurden. Beide Altäre haben an der Predella geschwungene Akanthusranken. Oben sind sie von geflammten Strahlenkränzen geschmückt:
Die vom bischöflichen Hofmaler zu Freising, Johann Baptist Deyrer (1738-1789), im Jahr 1787 gemalten Seitenaltarbilder waren eine Zeit lang (ab 1890) in der Kirche von Rudelzhofen ausgelagert. Die früheren, nicht mehr erhaltenen Altargemälde stammten vom berühmten Eichstätter Maler Christian Winck.


Rechter Seitenaltar
St.Sebastian


Der Maler Johann Bapt. Deyrer (Deirer) wurde 1738 in Ingolstadt geboren. Er ging bei seinem Vater in die Kunstmalerlehre und erlernte bei einem gewissen Thanner die Vergolder- und Fassarbeit. 1765 kam er nach Freising und wurde dort bischöflicher Hofmaler. Seine Werke sind in den Kirchen von Marzling, Fischbachau, Oberding, Aufkirchen, Freising (Dom, Wies u.St.Veit), Giebing und eben in Vierkirchen zu sehen. Ein Fresko in Biberbach wurde übermalt. Deyrer starb 1789 im Alter von 51 Jahren.


Linker Seitenaltar

Der Flammenkranz im Auszug des Seitenaltars umgibt eine Kartusche, in der auf rotem Untergrund die Buchstaben des Namens der Gottesmutter Maria stehen.

Marienmonogramm
Die Buchstaben M, R, I und A sind ineinander geschrieben.
Den Mittelteil des linken Seitenaltars schmückt ein Ölgemälde von 1787 mit der Darstellung der Begegnung von Maria und ihrer schwangeren Base Elisabeth (Mariä Heimsuchung). Die beiden Frauen begrüßen sich im Vordergrund. Maria mit offenem Haar in das traditionelle rot-blaue Gewand gekleidet, an dem ein Pilgerhut hängt.

Maria besucht Elisabeth
Elisabeth mit dem Kopftuch, das sie als verheiratete Frau ausweist. Im Hintergrund stehen Josef, der Begleiter Marias sowie Zacharias, der Mann von Elisabeth und Vater von Johannes dem Täufer.

Das Gemälde war vor rd. 100 Jahren das Altarblatt am rechten Seitenaltar in Rudelzhofen. 61)
  Hinweis: Maria hatte bei der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel erfahren, dass auch ihre betagte Kusine Elisabeth guter Hoffnung war. Sie machte sich daraufhin auf den Weg, um Elisabeth zu besuchen (Lied: Als Maria übers Gebirge ging) und ihr zu helfen. Bei der Begrüßung wurde Elisabeth offenbar, dass sie der Mutter des Gottessohnes begegnete, denn es heißt in der Bibel bei Lukas: Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, da hüpfte das Kind in ihrem Leib und Elisabeth wurde erfüllt vom Heiligen Geist. Sie erhob laut ihre Stimme und rief: "Gebenedeit bist du unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes!" Maria antwortete darauf mit dem Magnifikat, das mit den Worten beginnt: Magnificat anima mea Dominum (= Hoch preist meine Seele den Herrn ..)

Assistenzfiguren


St.Joachim
Assistenzfiguren am Altar sind die Großeltern Jesu, die Heiligen Joachim (mit Schäferschaufel und zwei Opfertauben im Körbchen) und Anna (mit Buch und Kopftuch), beide mit einem Heiligenschein (Nimbus) in Form eines Strahlenkranzes um das Haupt. Die Figuren wurden in der Zeit um 1874 vom Bildhauer Johann Nepomuk Vordermaier aus München (andere Quelle 30) : 1900/10) geschnitzt.

St.Anna


Die Schäferschaufel Joachims führt zum apokryphen Jakobusevangelium, nach dem ihm ein Engel erschien, während er auf dem Feld die Herden hütete. Die Opfertäubchen im Körbchen erinnern an folgende Legende: Joachim und Anna hatten lange keine Kinder. Dies galt im alten Israel als Makel und als Strafe Gottes. Deshalb wurde Joachim, als er im Tempel von Jerusalem das übliche Opfer, 2 Täubchen darbringen wollte, vom Priester zurückgewiesen.

Anna
hat -nach den Apokryphen- erst nach zwanzigjähriger kinderloser Ehe ihre Tochter Maria geboren. Deshalb wird sie in der Kunst immer als ältere, verheiratete Frau mit Kopftuch abgebildet. Das Buch in ihren Händen geht auf Legenden und Darstellungen zurück, in denen sie ihre Tochter Maria das Lesen lehrt. Das Thema der Unterweisung Mariens ist in der Kunst seit dem 14.Jh bekannt und war besonders in der Barockzeit beliebt. Es geht zurück auf die Bibelstelle aus dem Buch der Sprichwörter (1,8) "Höre mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters und die Lehre deiner Mutter verwirf nicht" und wendet das Wort auf Maria an.  

In der Predella ein kleines etwas süßliches Gemälde des hl.Konrad von Parzham mit Kreuz und Klosterschlüsseln. Das Ölbild wurde um 1950 30) gemalt. Konrad von Parzham (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte, die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch Kinder aus vielen armen Altöttinger Familien kamen bettelnd an die Pforte; keines von ihnen ging leer aus. 1934 wurde Konrad von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Damals wurden in unseren Kirchen viele Figuren dieses Volks-heiligen aufgestellt.

St.Konrad


Krippe

Krippe
In der Weihnachtszeit steht seit einigen Jahren vor dem Altar eine Krippe mit dem Kind. Links und rechts kniende Engelsfiguren, die früher den Hochaltar geziert haben.
Wenn Sie sich Krippen in den Kirchen des Landkreises anschauen möchten, klicken Sie hier....


Rechter Seitenaltar
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Der Flammenkranz an der Spitze des rechten Seitenaltars umgibt eine von Gewölk umrandete Kartusche, in der auf rotem Untergrund Symbole für Pfeil, Krone und Palmzweig zu sehen sind. Die Attribute beziehen sich auf das Martyrium des Altarpatrons St. Sebastian.

Symbole für St.Sebastian
Der Tabernakel aus marmoriertem Holz, mit einem Segmentbogengiebel, ist um 1900/10 entstanden.
Mittelpunkt des rechten Seitenaltars ist ein rundbogiges Ölbild (auf Leinwanduntergrund) das das Martyrium des hl. Sebastian zeigt.
Es ist vom Maler Johann Baptist Deyrer (1738-1789) signiert (ID 1787).
Das Gemälde befand sich vor rd. 100 Jahren in der Kirche von Rudelzhofen und war dort das Altarblatt am linken Seitenaltar. 61)

St.Sebastian u.St.Irene
Sebastian hängt -von Pfeilen durchbohrt, aber noch lebend, am Marterbaum. Um ihn herum drei Frauen. Eine löst die Pfeile aus dem Körper, die andere entsorgt sie und die dritte versorgt seine Wunden. Unter diesen Frauen ist auch die hl.Irene, die Witwe des Märtyrers Kastulus, die ihn der Legende nach später gesund pflegte.
Über Sebastian schwebt ein Engel auf Gewölk mit den Märtyrer-Attributen Lorbeerkranz und Palmzweig in der Hand. Sebastian scheint ihm mit der Hand-bewegung bedeuten zu wollen, dass es für diese Auszeichnung noch zu früh ist.
  Hinweise: Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde gewesen sein.
Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.

Assistenzfiguren


St.Vitus

Das Altarbild wird umrahmt von den Figuren
- des hl. Vitus (links) in römischer Zivil-Kleidung mit Toga und Tunika, aber ohne sein sonst
   übliches Attribut, den Ölkessel sowie
- des hl.Florian (rechts) in römischer Soldatenkleidung mit Speer, Wasserschaff und brennendem
   Haus
Die Figuren wurden in der Zeit um 1874 vom Bildhauer Johann Vordermaier aus München geschnitzt.


St.Florian

Vitus, einer der 14 Nothelfer, wurde schon als Kind von seinem heidnischen Vater wegen seines christlichen Glaubens vor Gericht gestellt und in vielfältiger Weise gefoltert. Unter anderem wurde er in einen Kessel siedendes Öls getaucht.
Florian
war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des römischen Heeres. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben. Die Floriansfigur in Vierkirchen hat sehr weiche Gesichtszüge.


Kreuzigungsgruppe



Kreuzigungsgruppe

Das Hauptkunstwerk der Kirche ist die Kreuzigungsgruppe an der Südseite der Kirche mit einem Kruzifix und der darunter stehenden Schmerzensmutter Maria, die um 1874 nach Vierkirchen kamen. Beide Skulpturen dürften von dem bekannten Künstler Ignaz Günther (1725-1775) stammen, der das bayerische Rokoko zu seiner Vollendung geführt hat. Sie wurden aber unabhängig von einander zu verschiedenen Zeiten geschnitzt und waren - dies zeigt der unterschiedliche Stil - nicht für eine gemeinsame Kreuzigungsgruppe konzipiert. Über die Figuren und den Weg, den diese bis Vierkirchen genommen haben, hat Elke Lamprecht in einem Artikel der Heimatzeitschrift von Vierkirchen, "Haus, Hof und Heimat 2007" ausführlich berichtet. Wenn Sie den Artikel lesen möchten, klicken Sie hier...

Der Corpus des Kruzifixes ähnelt einem Gekreuzigten, den Ignaz Günther für seine Heimatpfarrei Altmannstein geschnitzt hat, erreicht aber nicht ganz die Qualität des Altmannsteiner Kruzifixes. Man geht davon aus, dass es nicht von Ignaz Günther selbst, sondern aus seiner Werkstatt stammt. Wahrscheinlich war es für den Münchner Liebfrauendom bestimmt. Auf einer historischen Fotografie aus dem Jahr 1858 hängt über dem Altar im Dom ein Kreuz, das dem in Vierkirchen sehr ähnlich ist. Bei der Regotisierung der Liebfrauenkirche um 1860 hat man es entfernt.


Die blaue Madonna, die Mater Dolorosa wurde von Ignaz Günther um das Jahr 1765 geschaffen und 1874 von der Pfarrei Vierkirchen aus Spendenmitteln angekauft. An ihrem derzeitigen Platz in der Kirche steht sie aber erst (wieder) seit 1903, nachdem die Figur einige Zeit auf dem Dachboden des Tonibauern in Esterhofen gelagert hatte. Die Figur war im Laufe der Jahre mehrfach übermalt worden. Bei der jüngsten Renovierung stellte man im Inkarnat vier Fassungen fest.

Blickfang der lebensgroßen Plastik sind das schmerzvolle Gesicht und die feingliedrigen, verkrampfende Hände der Madonna. Die Figur strahlt, so Günther Pölsterl in seinem Buch "Die Gemeinden des Landkreises Dachau" (siehe Quellen) - "neben jugendlicher Anmut, Schönheit und Eleganz doch gleichzeitig einen tiefen, stillen Schmerz aus. Tief liegende, halb geöffnete Augen, ein ebenfalls leicht geöffneter, sanft gezeichneter Mund und das etwas zur Seite abgewandte Antlitz lassen auf Anhieb die tief sitzende Trauer erahnen. Umhang und Kopfbedeckung verstärken den Eindruck einer trauernden jungen Frau.
Das in das Herz der Madonna gestoßene goldene Schwert hinterlässt auf der Kleidung keine Blutspuren und deutet auf keinerlei körperliche Verletzung hin. Es ist nicht das Schwert, das den Eindruck vermittelt, Verursacher des Schmerzes zu sein, es ist jener innere, unergründbare Schmerz einer einzelnen jungen Frau, der in den Gesichtszügen der Madonna und der eindrucksvollen Gestaltung ihrer gefalteten Hände noch am ehesten physische Gestalt annimmt."


Madonna unter dem Kreuz von Ignaz Günther

Im o.a. Artikel von Elke Lamprecht ist auch die Renovierung der Figuren gut beschrieben.
Wenn Sie daran interessiert sind, klicken Sie hier..


Kanzel


Kanzel

Die Barockkanzel entstand um das Jahr 1710 oder an 1767. Die Unsicherheit über den Entstehungszeitpunkt teilt die Kanzel mit den Altären.

Sie wurde im 19. und 20.Jh. ergänzt und verändert. Die Kanzel ist rot und grau marmoriert und mit vergoldetem Schnitzdekor verziert. Der schöne Schalldeckel wird von einer Darstellung der Mosestafeln mit den 10 Geboten gekrönt; auf seiner Unterseite ist eine Heilig-Geist-Taube im Strahlenkranz angebracht. Zwischen Deckel und Kanzelkorb ist die bloße Wand zu sehen; eine Rückwand fehlt.
Der Kanzelkorb gründet auf einer trichterförmigen Konsole. Zwischen Eckpilastern stehen in kleinen Nischen um 1750 geschnitzte Figuren der vier Evangelisten Matthäus (mit Engel), Markus (mit Löwe), Lukas (mit Stier) und Johannes unter Muschelbekrönungen. Die Figuren stehen erst seit 1964 in Vierkirchen. Zuvor hatten sie die 1956 abgebrochene Kanzel in der Filialkirche Rudelzhofen geziert. In Vierkirchen war die Kanzel während dieser Zeit mit Gemälden der vier Kirchenväter (Ambrosius, Augustinus, Gregor, Hieronymus) geschmückt.


Kanzel um 1950



 

 

 

 

 


Lukas u.Johannes


Markus u.Matthäus

Wie die Kanzel um 1950 ausgesehen hat, sehen bei einem Klick auf das Icon links. Im Bildausschnitt sind die Unterschiede am Schalldeckel und am schon fast schmucklosen Kanzelkorb deutlich zu erkennen.

Hinweise: Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam.

Die vier Evangelisten-Symbole geflügelter Mensch, geflügelter Löwe, geflügelter Stier und Adler reichen zurück bis in den babylonischen Mythos. Dort stellten sie die vier Astralgötter Nergal (Flügellöwe), Marduk (Flügelstier), Nabu (Mensch) und Mimurta (Adler) dar, die vor den Heiligtümern Wache hielten. Im Alten Testament werden sie in den Gottesvisionen Ezechiels (Ez 1,1-14), im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes Thron stehen, erwähnt. Zuerst bildete man sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus ab. Als Evangelistensymbole dienen sie erst seit dem frühen Mittelalter (durch die Kirchenväter Irenäus und Hippolyt um das Jahr 200).
Seit Hieronymus (347-420) werden sie wie folgt gedeutet: 
— Der geflügelte Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus weist auf den Stammbaum Jesu und auf dessen Geburt
 
 (mit deren Bericht das Matthäusevangelium beginnt) hin. 
— Der geflügelte Löwe ist Sinnbild für Markus, weil das Markusevangelium mit der Predigt des Johannes in der
   Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt und weil sein Evangelium die Kraft der Auferstehung und
   Todesüberwindung betont.
— Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas galt als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das mit
   dem Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf den Opfertod Christi hindeutet.
— Den Adler des Johannes versteht man als Symbol für den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums,
   das mit den Worten beginnt "Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort".


Beichtstühle

In die Außenwände integriert sind die beiden gegenüber stehenden barocken Beichtstühle, die - wie die Altäre- um 1710/1715 (andere Quelle 30): 1750/60) entstanden sind. Das Holz ist rot und grau marmoriert und mit vergoldetem Schnitzdekor und Ziervasen geschmückt. Durch die Erhöhung des Mittelteils, in dem der Beicht-vater seinen Platz hat, erhält der obere Abschluss die Form eines Dreiecks.
Über dem Mittelteil sind Halbfiguren der Heiligen Petrus und Magdalena (mit bekümmerter Miene und einem Totenkopf in der Hand) angebracht. Ihre Namen sind in Schriftkartuschen zu lesen. Ein dritter Beichtstuhl steht -braun überstrichen- hinter dem Hochaltar. Auf ihm die Halbfigur einer weiblichen Heiligen (Maria Ägyptiaca).


Maria Magdalena
Maria Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie sorgte für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3) und war auch bei der Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner Auferstehung (Joh.20,15-17). Ob es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin handelte, die Jesus die Füße salbte (Luk 7, 37-38), wie die Legenden behaupten, ist ungewiss; ihre Darstellung auf dem Beichtstuhl in Vierkirchen geht aber auf diese Episode zurück.

St.Petrus
  Hinweis: Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im Kirchenraum beim Sitz
(Kathedra) des Bischofs, später bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil für den Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück.


Taufstein

Der etwa 1 Meter hohe Taufstein aus Untersberger Rotmarmor steht an der Nordwand in einer muschelförmigen Nische. Er wurde 1689 von Pfarrer Sartor aufgestellt. Das teilt uns die Inschrift auf dem Rand mit: "A:R:D:M: Daniel Sartor Parochus Vierkirchensis erexit Ao 1689".
Der kupferne Deckel aus dem 19.Jh. 30) ist mit Palmetten (= ein symmetrisch geordnetes, palmblattähnliches Ornament) in Treibarbeit geschmückt.


Taufstein

EmporenbrüstungBeichtstuhlKristallleuchterKreuzwegbilderApostelleuchterDeckengemälde: Martyrium des hl.JakobusApostelleuchterKanzelKirchenbank-WangenKreuzwegbilderKristallleuchterOrgelBeichtstuhlEpitaphEmporenbrüstung
Vergrößerung von 14 Details (Decke, Kanzel, Stühle, Orgel,
Kreuzwegbilder, Beichtstühle, Epitaph, Leuchter,
Bilder an unterer Emporenbrüstung)   per Mouseklick

Kirchenbänke

Die durch die frühere Verwendung der Wachsstöcke von vielen kleinen "Brandwunden" gezeichneten Kirchenstühle (19 Reihen) wurden um 1760 30) ein-gebaut und ersetzten die von Kistler Paul Westermair im Jahr 1674 gefertigten Stühle. Sie haben geschnitz-te Eichenwangen mit Rocaillemotiven. Die vierte Wan-ge von Osten (von vorne) ist von deutlich besserer Qualität und könnte möglicherweise ein Musterstück eines Meisters für einen weniger guten Mitarbeiter sein.


Kirchenbank
Weitere Kirchenbänke stehen auf der unteren Empore; es handelt sich um ein originales, einfaches Gestühl aus Fichtenholz aus dem 18.Jh. 30)

Hinweis: Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst eine Kirche viel mehr Menschen; bei dichtem Gedränge während des Gottesdienstes schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft, in der jeder seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren Raum einnimmt; beim Sitzen ist der Zuhörer aufmerksamer, geduldiger und ruhiger. Die katholischen Kirchen zogen erst später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, dass die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert werden mussten.

Wenn Sie auch schön geschnitzte Stuhlwangen anderer Kirchen im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier...

 


Kreuzwegbilder

Die dekorativen Kreuzwegbilder (Öl auf Leinwand) wurden 1943 vom Kirchenmaler Christian Seibold überarbeitet. Wer sie originär gemalt hat, ist mir nicht bekannt. Der Kunsthistoriker Dr.Stefan Nadler nimmt an, dass er Anfang des 20.Jh. entstanden ist. 30)

Interessant ist, dass die Kreuzwegbilder in Jedenhofen und Arzbach nach der Vierkirchner Vorlage gestaltet sind. Auch die Bilder in Jarzt und im Freisinger Dom (!) gleichen denen in Vierkirchen, selbst wenn sie dort ovale Rahmen haben.

Bis 1730/40 waren Kreuzwegstationen nur außerhalb von Kirchenräumen üblich.
Der erste Kreuzweg wurde in Vierkirchen übrigens nachweislich durch Pfarrer Gröbmayr um 1760 einge-führt. Es war wohl der Kreuzweg vom bischöflichen Hofmaler Johann Baptist Deyrer (1738-1789), der nach Pfarrer Steinberger 100 Jahre später in Riedenzhofen hing.
In der Kirchenbeschreibung von 1792 wird ein "Kreutzweg von Mathias Schwarz, Mahler von Pfaffenhofen" erwähnt.
1874, hing ein neuer Kreuzweg des Kunstmalers M.Berz aus München in der Kirche.


Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten.
Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern.

Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll", diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.

1. Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
2. Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
3. Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
4. Station
Jesus begegnet
seiner
Mutter Maria
5. Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
6. Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
7. Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
8. Station
Jesus tröstet
die weinenden
Frauen
9. Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
12. Station
Jesus
stirbt am Kreuz
13. Station
Jesus wird
vom Kreuz
abgenommen
14. Station
Jesus wird
ins Grab gelegt

Wenn Sie sich eine Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer
Landes ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten, klicken Sie hier...


Apostelleuchter und -kreuze

Unter den Kreuzwegbildern sind die von Georg Spitzer/Spizer aus Dachau im Jahr 1700 geschmiedeten und von Joseph Seehauser aus Freising vergoldeten Apostelleuchter mit gemalten Apostelkreuzen als Hintergrund angebracht. Hierzu vermerkt die Kirchenrechnung von 1700: "Georg Spizer Burger unnd Schlosser in Dachau hat 12 neue Appostlleichter sambt dennen darzue gehörigen pugglen Gemacht unnd das Eisn selbst hergegeben. Joseph Seehauser Mahler in Freising hat solche Leichter metallisirt mit Golt Fürniß yberfahren" (Georg Spitzer war übrigens auch in den Kirchen von Giebing, Dachau, Sulzrain, Oberroth, Dachau, Haimhausen, Röhrmoos, Indersdorf, Oberbachern tätig).
Die Apostelkreuze sind von alters her von einem Kreis umgeben (Nimbuskreuz). In der Barockzeit gestaltete man diesen Kreis -wie hier in Vierkirchen- als Lorbeerkranz mit Schleifchen.

Apostelleuchter
Im Inneren des Kreises befindet sich ein gleichschenkliges oranges Kreuz (ähnlich Templerkreuz) auf weißem Grund.
Die Kreuzbalkenenden sind als stilisierte Lilienblüten gestaltet. Lilien und Kreuz sollen Schöpfung und Erlösung symbolisieren.

  Hinweis: Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
Die Apostelkreuze in Vierkirchen sind ähnlich gestaltet wie die Kreuze in Mittermarbach, Indersdorf, Webling, Petershausen und Jedenhofen.
Wenn Sie die Apostelleuchter und Apostelkreuze in den Kirchen unseres Landkreises vergleichen möchten, klicken Sie hier....

 

Fenster und Leuchter

Der Kirchenraum wird während des Tages von mindestens 15 rundbogigen Fenstern zuzüglich 10 Dreipassöffnungen über den Fenstern im Langhaus und abends von prächtigen Kristallleuchtern erhellt.

Seit 1955 sind die Fenster mit kleinen runden Scheiben in stehenden Reihen bleiverglast. Vorher waren zumindest drei Chorfenster mit Glasgemälden ausgestattet. Anlass für die Bemalung war die 1100-Jahr-Feier im Jahr 1879. Nach dem 2.Weltkrieg wollte man den Kirchenraum heller gestalten; deshalb entfernte man die "nicht zum Stil passenden" Gläser. Über die Motive gibt ein zeitgenössischer Bericht von Pfarrer Lanzinger Auskunft:

St.Korbinian 1880
"Neue Fenster in der Pfarrkirche Vierkirchen
Schon die beiden Vorgänger (H.H.Pfr.Brädl u. Pflüger) erkannten die Notwendigkeit, die alten viereckigen Fenster an der Pfarrkirche durch neue, rund (Butzelscheiben) Glasfenster zu ersetzen. Vor allem die 3 bunten im Presbyterium, die ca 1880 von Pfr. Steinberger eingesetzt wurden u. den Raum düster - dunkel machten, paßten überhaupt nicht zum Stil der Kirche. Rechts u. links vom Hochaltar waren die Fenster mit süßlichen Nazarenerbildern Josef u. Maria im Medaillon, das 3.mit der Figur des hl.Korbinian (dessen Kopf der des Pfr. Steinberger sein soll !! vergl.Chronik) war wie die beiden andern mit dunkelfarbigen Schablonenmustern überschmiert.
In der Woche v. 25.-30.April 1955 wurden sämtliche Fenster von der Firma Eberle, Dachau nach Weisung des Landesamts f.Denkmalpflege, München durch Butzelscheiben erneuert. Viel Dreck u. Staub in der Kirche !! Der Kirchenraum ist nun hell und klar, so will es das Rokoko".

St.Josef



Epitaphe

Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch darunter ein Grab befindet.

Auch in Vierkirchen gibt es mehrere Epitaphe im Langhaus und an der Südseite des Kirchturmes. Sie stammen aus der Zeit zwischen 1588 und 1779. Das prächtigste Epitaph ist das des Pfarrers Johannes Gregorius Gröbmayr. Es wird von einem Totenschädel und zwei Putten gekrönt. Als weitere Vanitasmotive sind rechts oben die Sense, links oben eine abgebrochene Kerze zu sehen. Der rechte Putto hält den Bauplan der Kirche in den Händen. Gröbmayr war von 1739-1779 Pfarrer von Vierkirchen. In dieser Zeit wurde die Kirche erbaut. Das Epitaph wurde im Rahmen der Restauration 2003 von Thomas Thiede neu vergoldet.
Wohl bei dieser Restauration sind im Text zwei kleine Fehler unterlaufen, die dem Heimatforscher Dr.Kick aufgefallen sind: Im letzten Absatz stehen ein "ni" statt eines "m" und ein "ae" statt eines "e". 105)  Die Fehler sind nicht berichtigt.

Der Text lautet:
Hoc Monumentum Sibi et Matri suae MARIAE p.m. (=piae memoriae) Anno 1746 aetatis suae 80 annorum defunctae et sub atrio sepultae in perennem pietatis observantiam posuit IOANNES GEORGIUS GRÖBMAYR Rector et Erector huius Ecclesiae caepit erigere Anno 1763. Rexit per 40 Annos 10.Oct.(obris) obiit Anno 1779 aetatis suae 76
+ + +
Parce nobis summe Deus.
Pie Jesu Domine inter oves locum praesta.
Ab haedis nos sequestra statuens in parte dextra. Dona nobis requiem.

 

Epitaph für Pfr.Gröbmayr

Übersetzung (von Dr.Kick):
Dieses Denkmal hat sich und seiner Mutter MARIA frommen Angedenkens, die 1746 im 80. Lebensjahr verstorben und im Kirchenschiff begraben wurde zur fortwährenden treuen Ehrerbietung gesetzt IOANNES GEORGIUS GRÖBMAYR Planer und Errichter dieser Kirche. Er begann mit dem Bau im Jahre 1763. Er war Vorsteher durch 40 Jahre, er starb am 10. Oktober 1779 im 76. Lebensjahr.
+ + +
Schone uns, höchster Gott.
Oh frommer Herr Jesus, weise uns den Platz bei den Schafen, scheide uns von den Böcken, indem du uns auf die rechte Seite stellst.
Schenke uns die (ewige) Ruhe. Amen.

 
Epitaph für Pfarrer
Daniel Sartorius
gestorben 6.Juli 1713
Grauer Marmor
Maße: 119 x 71 cm

Epitaph für Pfarrer Johannes Mentzinger gestorben 4. Januar 1605.
aus Rotmarmor

Epitaph für Franziskus Sartorius
gestorben 5.April 1693
aus Rotmarmor
Maße: 90 x 53 cm.
Sein Bruder Daniel Sartorius hatte 1695 für ihn, "den gewesten churfürstlichen Hattschier sel." einen "ewigen Jahrtag gestüfftet".


Eingangsbereich


Türschloss

In der Nähe des auf der Südseite gelegenen Eingangs (mit einem kupfernen Weihwasserkessel und Türen mit prächtigen alten Türschlössern) ist an einer der Emporensäulen ein schöner alter Opferstock -mit Eisen und Ziernägeln beschlagen-angebracht. Auch er stammt wohl noch aus der Erbauungszeit der Kirche in der Mitte des 18.Jh.
In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier..

Opferstock


Orgel 15)

Die um 1745 92) von dem Dachauer Orgelbauer Quirin Weber geschaffene Orgel im fünfteiligen Prospekt dürfte erst beim Bau der Kirche um 1767 in die Kirche gekommen sein. Aus den Akten ist bekannt, dass sie damals auf 10 Register erweitert wurde. Der Orgelprospekt wurde erst 20 Jahre später, 1787, vom Freisinger Künstler Johann Deyrer gefasst. 1793 war die Orgel aber schon "gänzlich ruiniert". Die Reparatur übernahm Philipp Radler aus Dachau, die Kosten die Allerseelenbruderschaft.

Orgel

Im Jahr 1959 wurde die Orgel von der Fa. Carl Schuster & Sohn, Mch um eine elektropneumatische Kegelladen-Orgel (Steiner) erweitert, die von einem neuen quergestellten Spieltisch auf der Südseite gespielt wird. Die neue, in einem dezenten weißen Schrankgehäuse hinter der kleinen Weber-Orgel positionierte Steinerorgel hat zwei Manuale und 17 Register. Seither hat Vierkirchen zwei Orgeln.

Denn auch die alte Weber-Orgel (hier ein Bild des Spieltisches) mit der Schleifladentechnik (mechanische Registerführung) wurde 1991 für 130.000 DM (andere Quelle
92): 95.000 DM) restauriert und ist wieder spielbereit (z.B. Konzert v.Peter Kofler am 19.10.2003). Vergleichbare Orgeln soll es in Bayern nur noch acht geben.
Im Ersten Weltkrieg waren generell auch die Orgelpfeifen zur Ablieferung bestimmt worden. Die Vierkirchner Orgel wurde aber davon ausgenommen, weil sie aus der Zeit vor 1830 stammte.


Orgelspieltisch

  Disposition der originalen Weber-Orgel von 1740 (nach Brenninger):
Manual (C-c''',45): Gedeckt 8', Salicional 8', Gamba 8', Principal 4', Flöte 4', Octav 2', Quint 2 2/3', Octav 2', Mixtur 1'+ 2/3'+ 1/2'.
Pedal   (C-a,18): Subbaß 16', Octavbaß 8'.
   
Disposition der Schuster-Orgel von 1959
Hauptwerk (C-g'''): Quintadena 16', Principal 8', Rohrflöte 8', Oktave 4', Spitzgamba 4', Nachthorn 2',
Mixtur 4f 11/3'
Positiv (C-g'''): Gedackt 8', Salicional 8', Prinzipal 4', Flöte 4', Quinte 22/3', Oktave 2', Zimbel 3f 1'
Pedal   Subbaß 16', Oktavbaß 8', Pommer 4'

  Allgemeines zur Orgel.
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (= weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten.
Allerdings stand das Bistum Freising schon im 9.Jh wegen seines Orgelbaues in hohem Ansehen. Papst Johannes VIII. (872-882) hatte sich 873 brieflich an den Freisinger Bischof Anno gewandt und ihn gebeten, er möge ihm ein gutes Instrument und einen Mann schicken, der die Orgel spielen und die Kunst der Musik zu lehren verstünde. Wo diese Orgeln in Freising standen (Kloster, Bischofshaus oder Kirche) ist nicht bekannt. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Sie soll, so die Liturgiekonstitution des II.Vatik.Konzils, "den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar steigern und die Herzen mächtig zu Gott und den Himmel emporheben".
Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.
Eine Zusammenstellung der schönsten Orgelgehäuse in den Kirchen des Landkreises können Sie sich hier... anschauen.


Emporenbrüstung

Die Doppelempore ruht auf sechs kannelierten Säulen (je drei unten und oben).
Bei der Erbauung um 1767 wurde die Empore durch einfache Holzpfeiler gestützt. Die waren der Belastung wohl nicht gewachsen. Denn schon nach 20 Jahren sackte die untere Empore ein. Das Malheur konnte durch den schnellen Einbau von drei Steinsäulen unten und drei Eichensäulen oben behoben werden.
Die Empore birgt noch originales, einfaches Gestühl aus der Erbauungszeit 30) (18.Jh).
Zur Empore führen zwei Treppen hinauf, die um 1960 von Schreiner Georg Viebeck aus Vierkirchen gefertigt wurden. Sie ersetzten die Treppen von 1873, die von Schreinermeister Matthias Bernhard aus Pasenbach stammten. 92)

Die Brüstung ist mit freskierten, blauen Emblemen geschmückt. An ihnen hat nach Ansicht der Verfasser des Buches Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland
33) . auch Pfarrer Gröbmayr, der Erbauer der Kirche, in der Auswahl der Themen mitgewirkt. Die Bilder sind jeweils mit einem Text versehen, dessen Aussage und Bedeutung sich oft nur unter Berücksichtigung des Lebens und Wirkens von Pfarrer Gröbmayr erschließen:
Obere Empore:
Phönix
(Wenn er verbrannt wird, wird er erneuert - Sinnbild für eifrige und verschwiegene Seelenführung),
Pelikan (Aus Liebe gibt er sein Blut - Sinnbild für den Einsatz für Untergebene und Schwächere)


Hirsch - Apfelbaum - Leuchtturm
Hirsch (Solange er führt, bewahrt er die Seinen -
Sinnbild für den Pfarrer, der seine Schäfchen vor der Hölle bewahrt),
Apfelbaum (Er bringt viele gute Früchte hervor - Bemühungen des Pfarrers um das Heil der Pfarrkinder führen zum Erfolg),
Leuchtturm
(Schau, der Leuchtturm, durch den Rettung kommt - Sinnbild für das Leiten der Pfarrei durch den Pfarrer),

untere Empore:


Den Honig versteckt sie, wenn sie sammelt.
(das Wirken und die Vorzüge eines Landpfarrers bleiben der Welt verborgen)

Friede durch diesen lebendigen Ölzweig
(wie dieser Vogel bringt der Pfarrer nicht Nahrung sondern Seelenfrieden)

Er ängstigt sich nicht, er grüßt die Sonne
(der Adler ist Sinnbild für die Hingabe an Gott
und somit auch Symbol für den Pfarrer )

Blume der Liebe, Edelstein unter den Blumen
-Sonnenblume = Sinnbild für die Liebe zu Gott

Wenn die Hoffnung nicht eitel ist, blüht das Korn
das Bild der Getreidegarbe soll auf den Erfolg der geleisteten Seelsorge hinweisen


Ziborium

Nicht mehr im täglichen Gebrauch ist ein Ziborium (Kelch) aus dem Jahr 1693 (sign), das wohl Pfarrer Daniel Sartorius zum Andenken an seinen im gleichen Jahr verstorbenen Bruder Franz Sartorius ("den gewes-ten churfürstlichen Hattschier sel.") gestiftet hat.
Ein Ziborium ist ein Kelch mit einem festen, meist ver-ziertem Deckel, in dem die konsekrierten (geweihten bwz. gewandelten) Hostien aufbewahrt werden.
Am untersten Rand des Ziboriums ist folgender umlau-fender Text eingraviert: "Hoc Ciborium Nobilis ac Clarissimus Dominus Franciscus Sartorius Cubicularius miles Electoralis ex voto gratus obtulit 1693".

Ziborium 1693
Das Ziborium ist am sechspassförmigen Fuß und am Kelch mit mehreren Plaketten verziert, auf denen Arma Christi (Leidenswerkzeuge) abgebildet sind:
Kreuz, Dornenkrone, Nägel, Lanze, Ysopstange, durch-bohrtes Herz, und Schweißtuch.
Daneben sind an mehreren Stellen Cheruben (=Engels-köpfe mit Flügeln) zu sehen.
In den Kelch eingraviert ist das Wappen des Stifters (das sich auch auf seinem Grabstein befindet).

Das Ziborium wird an besonderen Festtagen in der Kirche ausgestellt.


Sakristei


Türschloss an der
Sakristeitüre

Bemerkenswert sind auch die alten barocken Sakristeischränke aus der Zeit um 1695, die sich mehr durch Zufall noch erhalten haben. Sie sind mit aufgesetzter Schnitzornamentik (Fruchtgehängen) und kassetierten Füllungen verziert. Ein früherer Pfarrer wollte die Schränke entfernen, doch fehlte wohl das Geld für eine neue Einrichtung.

In der oberen Sakristei (hinter dem Oratorium) stehen weitere barocke Sakristeischränke.
An der wohl noch gotischen Türe über der Treppe mit Kleeblattbogen ist ein barockes Kastenschloss zu bewundern.

Sakristeischrank
In der Sakristei hängt auch noch ein kleines Portrait von Pfarrer Dr.Josef Zailer, der die Pfarrei in der Zeit von 1856 bis 1866 leitete. Seine Tätigkeit in Vierkirchen -so sein Nachfolger Steinberger- war vor allem eine beherrschend ökonomische. Er rundete den Kirchenbesitz ab und vermehrte die Pfarrgründe. 1866 wurde er, 47jährig, als Commorantpriester (Pensionist) nach Freising beordert, wo er "erst 53 Jahre alt, nach siebenjähriger, literarischer Thätigkeit, gläubig, mit Gott und den Menschen versöhnt, voll der seligsten Zuversicht auf das Jenseits am 19.April 1872 starb.


Im Leichenhaus steht ein Geißelheiland aus dem 18. Jahrhundert, dessen Platz früher in der Kirche war.
  Hinweis: Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Vierkirchen.


Pfarrhof
50) .

In der Nähe der Kirche steht der stattliche, erst vor kurzem renovierte Pfarrhof. Er wurde vor 170 Jahren neu errichtet, nachdem der Vorgängerbau aus dem Jahr 1691 am 18.10.1834 zusammen mit den Ökonomie-gebäuden völlig abgebrannt war. "Aus Nachlässigkeit irgend eines Unmenschen" schrieb der Pfarrer.

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Alles wurde nach Plänen des Baumeisters Hergl aus Dachau bis 1837 neu aufgebaut.
Der Pfarrstadel ist am 20.12.1945 wieder abgebrannt; er wurde nicht mehr errichtet.
So steht nur noch das Pfarrhaus im ausgedehnten Garten.
Die letzte Renovierung fand im Jahr 1991 statt.
Heute befinden sich im Erdgeschoss das Pfarrbüro und Besprechungsräume, ein Teil der oberen Zimmer ist vermietet.

Historik
Ein Pfarrhaus gibt es naturgemäß so lange wie die Kirche; für die Pfarrer musste schließlich eine Wohnung bereit stehen. Und ab der Zeit des Übergangs der Kirchen von den Grundherren zum Bistum Freising musste sich der Pfarrer auch durch eine begleitende landwirtschaftliche Tätigkeit selbst versorgen. Deshalb gibt es auch schon rd. 800 Jahre Pfarrhöfe, früher auch Widum genannt.

1524
Die erste Nachricht über den Vierkirchener Pfarrhof entnehmen wir der Sunderndorfer'schen Matrikel aus dem Jahr 1524. Dort heißt es kurz und knapp: " Das Pfarrhaus und die Wirtschaftsgebäude zeigen keine baulichen Mängel". 03)
1630
Auch 1630 war der Pfarrhof ohne Baumängel. Darauf deutet eine Bemerkung in der Kirchenrechnung hin, in der es heißt: "So ist der Pfarr- und Widenhof ohne Paufell" 92)
1688
Ausführlicher ist der Bericht aus der Zeit kurz nach dem 30jährigen Krieg. Pfarrer Sartor (1683-1713) ließ die hölzernen Pfarrhofgebäude abreißen und in den Jahren 1686-1688 nach Plänen des Freisinger Hofbaumeisters (oder Stadtbaumeisters ?) Martin Hupfauer neu aufbauen. Es handelte sich um die Ställe für Pferde, Kühe, Schafe, Hühner und Schweine sowie um eine Scheune.
Maurermeister war Benedikt Göttschl aus Dachau (+ 1713), die Zimmererarbeiten erledigte Bartholomäus Öggl aus Vierkirchen
26) . Den Pfarrhofplan hatte Johann Rainer aus Vierkirchen schon 1684 erstellt.
Der Jedenhofener Drechsler Hans Pelter (?) und die Brüder Benedikt und Georg Emauß aus Freising erledigten Schreinerarbeiten (Türen, Vertäfelungen und Wandkästchen). Auch der Schreiner Georg Fuß aus Aufhausen war an der Neuausstatung mit "Stubenprucken" beteiligt.
Der Dachauer Kistler Franz Prugger lieferte 1691 Fenster.
74)
1726
Im Jahr 1726 fand unter Pfarrer Rohrbach eine größere Renovierung des Pfarrhauses statt.
Einem Bericht aus dem Jahr 1793 ist zu entnehmen, dass in den 14 Räumen nur der Pfarrer und die für den Haushalt zuständigen Bediensteten wohnten. Die in der Landwirtschaft eingesetzten Knechte und Mägde hatten eine eigene Unterkunft (meist wohl in Kammern über oder neben dem Stall).
1741
Auch 1741/42 muss es größere Umbauten im Inneren gegeben haben, denn der Kistler Johann Merz aus Vierkirchen war dort bis 1744 beschäftigt. Auch Jakob Öggl, der Sohn von Bartholomäus, war hier als Zimmerer tätig (Jakob hat auch in Großinzemoos, Röhrmoos, Haimhausen und Rudelzhofen an pfarrlichen Gebäuden gearbeitet) 26).
Nikolaus Prugger lieferte 1741 Türen für den Pfarrhof.
74)
1811
1811 ruinierte ein fürchterliche Hagelschlag das Gebäude, das unter großem finanziellen Aufwand wieder hergestellt werden musste. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass das Pfarrhaus aus zwei Stockwerken bestand. "...es hat einen Keller, der aber wegen Wasser nicht zu gebrauchen ist. Das Haus hat ein Schindeldach... Stall und Stadel sind ganz von Holz".
1829
Im Oktober 1829 versteigerte Pfarrer Markus Wankerl vor seinem Weggang aus Vierkirchen die Einrichtung von Pfarrhaus und Pfarrhof. Die Liste der angebotenen Tiere und Gegenstände gibt einen guten Einblick in die Ausstattung eines Pfarrers zur damaligen Zeit. Im Freisinger Wochenblatt vom 18.10. und vom 25.10.1829 wurde folgende Versteigerungsanzeige veröffentlicht: 76)

"Montag den 26.Okt. und den darauffolgenden Tagen Morgens von 8 bis 12 Uhr und Nachmittags von 1 bis 5 Uhr wird in dem Pfarrhofe zu Vierkirchen der Nachlaß des Unterzeichneten alldort gegen gleich baare Bezahlung versteigert. Es kommen vor
5 Pferde zwischen 5 und 7 Jahren, 11 Melkkühe, wo bei einer das Kalb steht, mehrere 2 und 1jährige Rinder von vorzüglicher Güte. Eine viersitzige neue Chaise, ein Würstel, 5 aufgerichtete Wägen, 4 Pflüge, 5 Eggen, 2 Koth-
1 Schleipf- und ein Pendelschlitten, 12 Fuhr- und 8 Acker-Kummeter, 2 Kutschen-Geschirre u.s.w.
Ferners an Haus- und Baumanns-Fahrnissen: 4 einschläfrige Gast- und 5 zweyschläfrige Dienstbothen-Betten mit Ueberzügen, Wäsche, Leinwand, Porzellain, Zinn, Eisen, Gläser, eine grosse Anzahl von steinernen Krügen und Bouteillen, ein Ofen von Eisenblech mit mehreren Röhren, eine Wasch-Mange, 4 Kommod- und 2 besonders schön gearbeitete Kleider- und Hängkästen, mehrere Bettläden, Tische, 3 Kannapee und mehrere Sesseln. Zwey Windmühlen, viele Getreid- und Mehlsäcke u.s.w.
Mit dem Aufwurfe des Viehes wird am Mittwoch den 28.Okt. Nachmittags um 1 Uhr verfahren werden.
Kauflustige werden hiezu freundlich eingeladen, und wollen sich an den besagten Tagen in dem Pfarrdorfe Vierkirchen zum Ankaufe gefälligst einfinden. Vierkirchen den 5.Okt. 1829 - Wankerl, Prof. u. freiresignirter Pfarrer.
"
1834
Am 18. Oktober 1834 wurde die Pfarrei von einem großen Brandunglück heimgesucht. Das Pfarrhaus und sämtliche Ökonomiegebäude wurden ein Raub der Flammen und Pfarrer Lohberger konnte nur noch sein Leben retten. In einem dramatischen Brief Lohbergers an das Königliche Landgericht Dachau vom 29. Okt. 1834 wird die Ursache für den Brand angedeutet: "Meine verzweiflungsvolle Lage steigert sich mit jedem Augenblicke. Ich erwache je länger desto mehr aus dem Schlummer des häuslichen Wohlstandes in den Zustand der äußersten Armut in den mich ohne alles Verschulden die Nachlässigkeit irgend eines Unmenschen gestürzt hat". 50)
Mehr darüber können Sie im historischen Teil dieser Seite lesen...
1837

23 Jahre später, im Jahr 1834, fielen alle Gebäudlichkeiten wieder einem Großbrand zum Opfer. Drei Jahre dauerte der Wiederaufbau unter Pfarrer Lohberger. Er kostete 12100 Gulden.
Die Kosten des Neuaufbaus trug zu 2/3 die Brandversicherung. Als Baumeister wird der Dachauer Maurermeister Joseph Hergl oder Hergel genannt, der einige Jahre später, von 1845-1851, auch Bürgermeister in Dachau war. Herr Helmut Größ hat den bis vor kurzem unbekannten Bauplan aus dem Jahr 1835 im Diözesanarchiv entdeckt (siehe Bild rechts). Er ähnelt sehr dem Bauplan des Amper-mochinger Pfarrhauses aus dem Jahr 1724 (mit gleicher Dachform und Fensteranordnung), ist aber in der Fassade des Erdgeschosses und der (allerdings nicht verwirklichten) Treppe erheblich repräsentativer im Stil des Klassizismus ausgestaltet. In der Chronik heißt es: Pfarrhaus und Ökonomiegebäude, Stall und Stadel erhielten gegen früher eine andere Lage als auch eine größere Ausdehnung, da sie statt in der Richtung von Nord nach Süd nun von Westen nach Osten ausgeführt wurden.

1848
1848 beschädigte ein schlimmer Hagelschlag die fast noch neuen Gebäude, die die nächsten 50 Jahre Heim und Nebenerwerbsstätte des Pfarrers waren. Pfarrer Dr.Zailer arrondierte um 1860 durch Zukauf den Grundbesitz, der dann insgesamt 181 Tagwerk (=ca 61 ha) Grund umfasste.
1861
Aber noch einmal brannten die Gebäude: Am 22.10.1861 der Stall und im Frühjahr 1862 der Pfarrstadel.
1866
umfassten die Widumsgründe nur noch 79 Tagwerk und 14 Dezimale (rd. 27 ha)
Reinertrag: 1779 Gulden
1880

Einen interessanten Einblick in den Alltag auf dem Pfarrhof erlauben Aufzeichnungen von Pfarrer Breitenauer aus dem Jahr 1880. So lautete der wöchentliche Speisezettel im Pfarrhaus wie folgt:
Früh:     täglich Brotsuppe mit Kartoffeln.
Mittag:  täglich -außer Freitag-Fleischknödel; am Freitag Rohr- oder Dampfnudeln.
Abends: Sonntag: Brotsuppe mit Kartoffeln, Montag: Dampfnudeln, Dienstag: Schmarrn, Mittwoch: Topfennudeln
             oder Schucksen, Donnerstag: Dampfnudeln, Freitag: Knödel oder Zwudlsuppe. Samstag: Schmalznudeln.
Außerdem gab es an jedem Vormittag und Nachmittag als Brotzeit Scheps, Kartoffeln und Brot.

Einen Eindruck von der Wertigkeit der verschiedenen Tätigkeiten vermitteln die Jahreslöhne:
Tätigkeit:
Baumeister
1.Knecht
Mitterknecht
Drittler
Bub

1.Dirn

2.Dirn
Küchenmagd
Haushälterin
Jahreslohn i.Mark:
260
230
150
130
90
180
140
120
120

1891

"Wegen der schlimmen Erfahrungen mit dem Baumeister (= Großknecht) und allen anderen Dienstboten, wegen ihrer Heimtücke und Unredlichkeit" sah sich Pfarrer Kannreuther genötigt, den Eigenbetrieb der inzwischen 135 Tagwerk (45 ha) umfassenden Pfarrökonomie aufzugeben und ihn zu verpachten. Er versteigerte das gesamte lebende und tote Inventar und erlöste dafür 12.500 Mark. Die Feldfrüchte wurden am Halm verkauft, so heißt es in der Chronik. Die bewegliche Habe des Pfarrhofs einschließlich des Viehs gehörten zum persönlichen Gut des Pfarrers und wurden i.d.R. vom neuen Pfarrer mit Geldzahlungen abgelöst.

Doch das Plakat mit der Versteigerungsbekanntmachung, von dem noch ein Bild existiert, legt nahe, dass das lebende und tote Inventar schon im Jahr 1891, gleich nach dem Tode von Pfarrer Michael Breitenauer und noch vor Antritt des neuen Pfarrers Kannreuther versteigert wurde. Testamentsvollstrecker war der Pfarrer Neumair aus Petershausen. Das Plakat enthält neben Bildern von Haustieren und Gerätschaften folgenden Text:
"Am Mittwoch den 1. und Donnerstag den 2.April wird im Pfarrhof zu Vierkirchen (Station Esterhofen) sämmtlicher Rücklaß des verlebten hochw. Herrn Pfarrers Michael Breitenauer daselbst gegen sofortige Baarzahlung versteigert und zwar am Mittwoch Vormittag halb 9 Uhr Oekonomiegeräten und Wagen anfangend, ... kommen sodann die Pferde, Hornvieh, Heu und Grummet, sowie das Getreide zum Auswurf. Donnerstag Vormittag halb 9 Uhr anfangend kommen die im Wohngebäude befindlichen Möbel, Haus- und Küchengeräthe, als:


Versteigerungsplakat

5 vollständige Betten mit Bettläden, 9 Dienstbotenbetten, 2 Kleiderkästen, 4 Komodkästen davon 2 mit Aufsatz,
2 Nachtkästchen, 2 Sopha, 15 Sessel, 2 Lehnsessel, 1 Schreibtisch, 1 Auszugstisch, 1 runder Tisch, 1 Waschtisch, 1 großer Milchkasten,Spiegel, Bilder, Hänguhren, Tischbestecke, feines Glas und Porzellan, Haus- und Küchengeräte, 8 große Oleanderstöcke mit Kübeln, 6 Pferde, darunter 1 mit Fohlen, 1 zweijähriger Hengst, 1 Jährling, 14 Kühe, alle großträchtig,
3 trächtige Kalbinnen, 7 Stallkälber, 2 Stiere und 1 junger Stier, 2 Ochsen, ,3 Mutterschweine, 45 Hennen, 1 Hahn, 200 Ztr. Heu, 200 Ztr. Grummet, 500 Ztr. Stroh, 120 Ztr. Waizen, 150 Ztr. Korn, 60 Ztr. Haber, 20 Ztr. Gerste, 1 Dresch- und 1 Gsottmaschine, 1 englischer Heurechen, 6 Fuhrwägen, 1 Einspänner-Chaischen, 1 Bendlschlitten, 3 Pflüge, 4 Eggen,
1 Putzmühle, mehrere Pferdegeschirre und sonstige Stall- und Oekonomiegeräthe zum Auswurf.
Steigerungsinhaber ladet freundlichst ein Testamentsexekutor Neumair, Pfarrer in Petershausen. Sedlmayr, Auktionator".

1945
Am 20.Dezember 1945 brannte der Pfarrstadel letztmals ab. Aus den Ziegeln errichteten später Flüchtlinge ihre Wohnhäuser, die zum Teil noch heute an der Glonntalstraße in Vierkirchen stehen. Die restlichen Ökonomiegebäude wurden 1953 abgebrochen.

Der Pfarrhof gehört wie die Kirche zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler in Vierkirchen 107) wird sie mit folgenden Worten beschrieben: "D-1-74-150-4; Gröbmaierstraße 12; Pfarrhaus; zweigeschossig mit Gesimsgliederung und Walmdach, 1836 erbaut".

Der Vierkirchener Heimatforscher Helmut Größ hat im November 2011 einen ausführlichen Aufsatz über die Geschichte des Pfarrhof Vierkirchen in der Zeitschrift Haus, Hof u. Heimat geschrieben. Wenn Sie daran interessiert sind, klicken Sie hier...

Wenn Sie Bilder anderer Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier....

Jakobsweg

Seit 2007 liegt Vierkirchen auch an einem Jakobsweg. Zwischen dem Regensburger und dem Münchner Jakobsweg wurde eine Verbindung eingerichtet, die von Neustadt a.d.Donau über Pfaffenhofen/Ilm und Vierkirchen nach Dachau führt. Dort mündet er in den Jakobsweg, der die Amper aufwärts bis zum Ammersee führt.
Jakobswege (span. Camino de Santiago) werden alle Pilgerrouten genannt, die von allen Gegenden Europas in Pamplona/Spanien zusammenlaufen. Von dort führt ein einheitlicher Pilgerweg ins 800 km entfernte Santiago de Compostela zum Grab des Apostels Jakobus d.Älteren. Der Jakobsweg hatte im Mittelalter nach der Eroberung Jerusalems durch die Araber im 12.Jh großen Aufschwung erfahren. Mehrere Jahrhunderte lang gehörte Santiago zu den bedeutendste Wallfahrerzielen der Christenheit. Nachdem der Weg in neuerer Zeit fast in Vergessenheit geraten war, erfreut er sich seit 30 Jahren wieder steigender Beliebtheit.

Hans Schertl


Quellen:
01) Lorenz v.Westenrieder, Statistische Beschreibung des churfürstl. Landgerichts Dachau, 1792
02) Joseph von Obernberg, Reisen durch das Königreich Baiern, 1816, S.394
03) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
04) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
05) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topograph.-statist. Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867 (Statistik)
06) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
07) Mathias Steinberger, Die Pfarrei Vierkirchen, 1879
08) Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.435, 484, 574, 811, 862, 1105, 1110, 1146,
       Nrn: 1147, 1226-Ramelsbach)
09) Josef Scheidl, Die Bevölkerungsentwicklung des Landgerichts Dachau im Laufe früherer Jahrhunderte, 1925 (1741-80)
10) Dachauer Nachrichten vom 27.10.1951 (Glocken)
11) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 11/12, 1958 (Gerichtstag 850)
12) Dr.Gerhard Hanke, Wirtschaftsaufzeichnungen der Vierkirchner Pfarrer aus der Zeit von 1483 bis 1529, Amperland 1972
      S. 232-236 und 261-264.
13) Wilhelm Störmer, Adelige Eigenkirchen u.Adelsgräber-Denkmalpflegerische Aufgaben,1975, ZBLG 38, S.1142-1158 (UrkNr)
14) Max Gruber, Kistler, Schreiner u. Drechsler aus dem Amperland, Amperl 1975-S.91 (Wöstermeier, Pelter, Emauß, Fuß, Merz)
15) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
16) Dr.Wilhelm Kaltenstadler, Bevölkerungsstruktur und -entwicklung in der Pfarrei u.Gemeinde Vierkirchen, Amperland
17) Max Gruber, Die Pfarrkirche Vierkirchen und ihre Filialkirchen sowie die Pfarrkirche Giebing, 1979
18) Alois Angerpointner, Die Geschichte der Pfarrei Vierkirchen bis 1880, Amperland 1979
19) Pfarrer Wolfgang Lanzinger, Aus der Chronik der Pfarrei Vierkirchen über das letzte Jahrhundert, Amperland 1979
20) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland wirkende Bildhauer, Amperland 1982/1 (Silvester)
      Der Bildhauer Christian Silvester aus Hohenschwangau . Der Künstler zog 1733 von Hohenschwangau nach München. Er
      kam "auf die Fichtlische Gerechtigkeit ein". Silvester war Schüler von Gallus Mangolt in Haidhausen. Er schuf 1750 hier in
      Vierkirchen den Baldachin über dem Hochaltar. Silvester starb am 16.4.1759 in München.
21) Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Göttschl, Mittermair, < Winckhler)
22) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland wirkende Maler, Amperland 1982 (Deyrer)
23) Max Gruber, Im Amperland tätige Schlosser und Spengler, Amperland 1985/2
24) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
25) Max Gruber, Im Amperland tätige Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland 1986/3
26) Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Hagn, Barth.Öggl, Jakob Öggl, Pürckh )
27) Der Zimmermeister Josef Hagn aus Dachau war im Nebenberuf auch Brunnmeister. Er besaß kein Dachauer Bürgerrecht.
       Am 23.10.1746 heiratete er die Tagwerkerstochter Ursula Höglmüller. Als Zimmerer erstellte er mehrere Überschläge:
       1753 für den Kirchenbau Vierkirchen, 1756 für eine Dachreparatur des Schlosses, 1760 für das Dach des Kastenamts
       in Dachau. Josef Hagn starb am 14.6.1762. Seine Witwe heiratete zwei Monate später den Zimmermeister Melchior
       Hechensteiner, der von Arbeiten in Bergkirchen und Rudelzhofen bekannt ist. Quelle: siehe Fn 26
28) Josef Bogner, Dorfkirchtürme im Amperkreis, Amperland 1989/1
29) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern, 1990
30) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1990
31) Fritz Demmel, Die Burghauser Stadtmaurermeister Franz Anton und Joseph Glonner, 1990
32) Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden des Landkreises Dachau, Bd 2 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
33) Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
34) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Sonnenuhr 1700)
35) Barbara Deger, St.Jakobus, Patron der Pfarrkirche Vierkirchen, 2001
36) Dachauer Nachrichten vom 3.7.2001
37) Dachauer Nachrichten vom 30.1.2002
38) Dachauer Nachrichten vom 16.10.2003
39) Dachauer SZ vom 16.10.2003
41) Josef Kiening, Überleben im Dreißigjährigen Krieg, Zugriff 2016
42) Karl Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und vom 2.10.2005
43) Helmut Größ, Eine Tragödie im Pfarrhof, "Haus, Hof und Heimat" Nr. 3 /2006 (Pfr. Zwieselberger)
44) Zeitschrift "Haus, Hof und Heimat", Vierkirchen 2007 (Pfarrherrenliste)
45) Dachauer Nachrichten vom 28./29.7.2007 (Camino)
46) Dachauer SZ vom 31.7.2007
47) Dr.Walter Kick, Ein Epitaphium wird entschlüsselt- Ein i-Tüpferl zu viel! - Zeitschrift "Haus, Hof und Heimat", 2008
48) Helmut Größ, Empfangsbestätigung des Malers Dieffenbrunner vom 21.2.1765
49) Dr.Franz X.Glasschröder, Streit um die Pfarrei Vierkirchen vor dem Baseler Konzil, Zeitschrift "Haus, Hof u.Heimat", 2011
50) Helmut Größ,Der Pfarrhof in Vierkirchen, Zeitschrift "Haus, Hof u.Heimat", 2011
51) Martin Sellmeier, Obersüßbach, 2011 (Georg Sellmeier)
52) Dr.Eckard Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Bauform)
53) Renovierungsbericht Pfr.Lanzinger, 1955 (unveröffentlicht)
54) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/, 2015 (Statistik 33,39)
55) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2 (Thaller)
56) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Buskirche)
57) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
58) Schematismus der Erzdiözese München und Freising, 5.Decanat Dachau, 1823-1876 (Pfarrer, Cooperatoren, Statistik)
59) Martin von Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
60) Dr.Peter Pfister, Von Arbeo zum Internet, Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising", 1999
61) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
62) Dr.Peter Pfister, Ausstellungskatalog Oberammergauer Passionsspiele 1999, S.27
  'Communicantes' waren Gläubige, die die Erstkommunion gefeiert hatten und zur Kommunion gehen durften. Wenn wir daraus die tatsächliche Zahl der Gläubigen herleiten wollen, müssen wir -so Peter Pfister- "noch etwa 15 bis 20 % für Kinder und Unzurechnungsfähige hinzuzählen".
63) Internetseite der Gemeinde Vierkirchen, Zugriff 2017
64) Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, 1874, Seite363, (Kooperator Breitenauer)
65) Dachauer Nachrichten vom 30.11.1967 und vom 30.11.2017 (Kirchendiebstahl)
66) Helmut Rumrich, Anton Blank, Priester und Ordensberufe in Röhrmoos, Röhrmooser Heimatblätter 2016 (Pfarrerliste)
67) Heyberger, Landes- und Volkskunde des Konigreichs Bayern, 1868 (Stat)
68) Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, Erledigung der Pfarrei, 1866 (Pfarrbesetzung)
69) Karl Meichelbeck / Anton Baumgärtner, Geschichte der Stadt Freising und ihrer Bischöfe, 1854 S. 4
70) Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 11-12: Hauptmannschaft Vierkirchen , S.53
71) Informationen aus den Gemeinden und der Stadt Dachau, Sonderveröffentlichung der Dachauer Nachrichten v. 14.3.2019
72) Bayerisches LA für Statistik u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand in den Gemeinden Bayerns Stand: 31.12.2010
73) Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur BB001/1/1, FS117 (Pfarrerliste)
74) Max Gruber, Die Kistlerfamilie Prugger in Dachau, Amperland 1975/1
75) Augsburger Tagblatt v.1.11.1834, Münchn. Tagbl. v.4.11.1834, Regensb.Zeitg v.25.10. u. 10.11.1834 (Pfarrhofbrand)
76) Versteigerung des Nachlasses von Pfr. Wankerl, Freisinger Wochenblatt vom 25.10.1829
77) Rosenheimer Anzeiger-Tagblatt für Stadt und Land v. 13.11.1913 (Zwieselsberger-Selbstmord)
78) Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern v. 01.06.1877 (Turmkuppelreparatur)
79) Bayerische Landbötin v. 25.10.1834 (Pfarrhofbrand)
80) Allgemeine Zeitung von und für Bayern-Tagsblatt für Politik, Literatur und Unterhaltung v. 1.4.1835 (Pfarrhofbrand)
81) Die Bayerische Landbötin, Mch v.5.7.1836 u.Intelligenzblatt der Königl.Regierung v. Obb v.10.02.1843 (Coop. A.Braun)
82) Augsburger Postzeitungv. 10.01.1874 und Bayerischer Kurier, 1873,9-12 = Jg. 17 (Altargemaelde 1873)
83) Wendelstein-Rosenheimer Tagblatt - Tageszeitung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel v. 29. Juni 1905 (Coop Huber)
84) Wendelstein-Rosenheimer Tagblatt - Tageszeitung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel v. 29.09.1883 (Coop Inzek)
85) Allgemeine Zeitung vom 31.12.1897 (Lochbronner)
86) Der freie Landesbote-unabhäng. Organ für die Vertretung freiheitl. Bestrebungen v. 12.9., 21.9.und 16.11.1871
      sowie Bayerischer Kurier vom 06.10.1871 (Schweinestall)
87) Wendelstein-Rosenheimer Tagblatt-Tageszeitung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel-offizielles Amts- und
       Nachrichtenblatt für alle Behörden vom 25.12.1886 (Coop. Kranz, Resch)
88) Allgemeine Zeitung vom 10.07.1896 (Coop Natz)
89) Münchener Tages-Anzeiger - altes Fremdenblatt- vom 13.10.1859 (Coop Wieland)
90) Rosenheimer Anzeiger-Tagblatt für Stadt und Land vom 27.10.1881 (Coop.Mehrmann)
91) Kurier für Niederbayern-Landshuter Tag-u.Anzeigeblatt-unabhängige Tageszeitg für Heimat u.Volk v.24.7.1856 (Zailler)
92) Alfons Ziller, Die Dorfkirche im Wandel der Zeit, Haus,Hof und Heimat 2018,2019,2021
93) Bayerische Landbötin vom 04.03.1849 (Reinertrag 1849)
94) Tag- und Anzeigeblatt für Kempten und das Allgäu-Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht Kempten- Organ für land- und
       milchwirtschaftliche Interessen vom 26.02.1863 (Volksmission)
95) Freisinger Wochenblatt -zugleich Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau v. 02.08.1867 (Jahrtag Teudt Zailler)
96) Freisinger Tagblatt - Freisinger Nachrichten - Amtsblatt der Stadt Freising und aller Behörden des Kreises Freising vom
      15.08.1869 (Jahrtag Köglmaier)
97) Freisinger Tagblatt - Freisinger Nachrichten - Amtsblatt der Stadt Freising.... vom 29.09.1870 (Jahrtag Gattinger)
98) Freisinger Tagblatt - Freisinger Nachrichten- Amtsblatt der Stadt Freising .... vom 07.03.1871 (Jahrtag Eisenhofer)
99) Freisinger Tagblatt -Freisinger Nachrichten-Amtsblatt der Stadt Freising .... vom 22.08.1871 (Jahrtag Schlammer)
100) Der kath. Volksfreund-Wochenschrift für häusliche Erbauung u. Belehrung d. katholischen Volkes v.18.12.1852 (Kapfinger)
101) Barbara Deger und Helmt Größ, Die Glocken der Pfarrkirche St.Jakobus in Vierkirchen, Zeitschrift HausHofHeimat 2005
102) Dr.Bernhard Weber, Die Armeseelenbruderschaft in Vierkirchen 1753, Zeitschrift HausHofHeimat 2018 (Bruderschaft)
103) Dr.Bernhard Weber, Die Panduren in Vierkirchen, Juli 1704, Zeitschrift HausHofHeimat 2019 (1704)
104) Dallmayr, Martin, "Synopsis Miraculorvm Et Beneficiorum Seu Vincula Charitatis, Lieb-Bänder vnd Ketten-Glider, Welche
       berührt, und ubernatürlich an sich gezogen der wunderthätige Magnet, Abbt und Beichtiger S.Leonardus, durch dessen
       himmlische Kraft bey dem ferr. und weltberümbten Gottshaus zu Inchenhofen in ObermBayrn, von vier hundert Jahren her,
       über 3000 Wunderzaichen und Gutthaten geschehen", Mirakelbuch gedruckt 1659, veröffentlicht im MDZ.

105) Dr.Walter Kick, 2023 (Textfehler am Epitaph Gröbmayr)
106) Prof.Dr.Liebhart, Hexenwahn_und_Hexenprozesse im Landgericht Dachau, Amperland 1992, S. 415-418
107) Liste der_Baudenkmäler in der Gemeinde Vierkirchen
108) Digitales Archiv des Erzbistums Mch u.Freising; SignaturBB001/3, PfarrA10086 (Umpfarrung Engelbrechtsmühle)

109) Zeitschrift DER SPIEGEL Nr. 12/1973, vom 18.3.1973 (Diebstähle)

118 Bilder: Helmut Größ (15), Hubert Eberl (2), A.Rapf (1), Fritz Pflüger (3), Dr. Anton Roth (1), Hans Schertl (96)


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6.1.2024

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür



Pfarrer Graf Edling von Görtz

Johann Baptist Graf Edling war von 1780-1791 Pfarrer in Vierkirchen.
Er entstammte einem seit dem 16.Jahrhundert in der Grafschaft Görz ansässigen Adelsgeschlecht.
Graf Edling wurde am 6.6.1753 in Haidenschaft/Ajdovscina geboren. Er studierte am Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe in Rom Theologie. Dort erhielt er auch die Weihe zum Subdiakon und zum Diakon. Zum Priester wurde er in Wien geweiht. Die Primiz fand am 12. August 1779 in der Kapelle des Schlosses Schönbrunn in Anwesenheit von Maria Theresia (!), dem Grafen Rudolph Josef von Edling, dem Erzbischof von Görz und weiterer hochrangiger Gäste statt. Anschließend lud die Monarchin die Gesellschaft zum Frühstück in ihr Kabinett.
Zwei Wochen vorher, ab 27. 7. 1779, war er schon zum Domherrn in Lübeck ernannt worden. Dort war er einer von vier katholischen Domherren im ansonsten lutherischen Domkapitel. Ob er oft in Lübeck war, ist zu bezweifeln, denn schon 1780 wurde er vom Freisinger Fürstbischof Ludwig Joseph von Welden zum Pfarrer von Vierkirchen ernannt. Die Verbindung zu Freising kam wahrscheinlich dadurch zustande, weil der Bruder von Pfarrer Edling, der in Wien Hofrat und gleichzeitig Verweser der zu Freising gehörenden Herrschaft Bischofslack war, die Nichte des Freisinger Fürstbischofs heiratete. Edling war kunstsinnig. Er stattete er die Kirche in Vierkirchen entsprechend aus; dabei setzte er großzügig auch eigene Mittel ein. Graf Edling ließ in Vierkirchen die Innenausstattung der kurz vorher erbauten Kirche farbig fassen und das Fresko am Oratoriengitter anbringen, dessen lateinische Inschrift ihn groß herausstellt. Zudem sorgte er für die Reparatur und die Bemalung der Emporen. Doch die Ausgaben überstiegen die vorhandenen Mittel. Edling hinterließ hohe Schulden und ein Ölgemälde, das ihn als Chorherrn zeigt.

Mysteriös war das Ende seiner Tätigkeit in Vierkirchen.
Einer seiner Nachfolger, Pfarrer Steinberger, schrieb 1879 in der Chronik der Pfarrei  07) , Edling sei eines Tages von Vierkirchen weggefahren und niemand wisse, wo er geblieben sei. Die Vierkichner Heimatforscher konnten nachweisen, dass Edling Ende 1791 nach Wien gefahren ist, weil dort sein Bruder erkrankt war (Johann Nepomuk von Edling +1793). Als Edling zwei Jahre später immer noch nicht in seine Pfarrei Vierkirchen zurückgekehrt war, wurde er vom Freisinger Fürstbischof Maximilian Prokop von Toerring-Jettenbach entlassen. Das Dachauer Land-und Gantrichteramt Dachau eröffnete den Konkurs über das hinterlassene Vermögen und machte bekannt, dass die Verbindlichkeiten von 5917 Gulden das Vermögen von 2010 Gulden weit überstiegen.

Kurz vor seiner fluchtartigen Abreise von Vierkirchen war Edling noch zum 'Hochfürstlich Freisingischen Geistlichen Rat' ernannt worden. Nach Pfarrer Steinberger war er auch 'Capitular am Domstifte zu Laibach'; das nach der Auflösung des Bistums Görz 1784 gegründet worden war. Pfarrer
Edling blieb vermutlich auch nach dem Tod des Bruders (1793) in Wien und reiste später über Prag (1798) und Hamburg (1799) nach Lübeck, wo er 1800, elf Jahre nach seiner Ernennung, die Domherrenstelle antrat. Als das Domkapitel 1803 im Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert wurde, behielt er seine Privilegien und die damit verbundenen Einkünfte bis zu seinem Lebensende. Edling starb 1830 in Lübeck.

Quellen:
- Ein ausführlicher Bericht über das Leben von Pfarrer Edling ist in der Heimatzeitschrift "Haus, Hof und Heimat", Heft 10/ 2010
  erschienen.
- Auch Wikepedia enthält seit 2016 ein Artikel über Johann Baptist Graf Edling.

 

Ignaz Günther (1725-1775)

Franz Ignaz Günther, geb. am 22. November 1725 in Altmannstein, war ein Künstler des bayerischen Rokokos. Schon sein Vater Johann Georg (1704-1783) und sein Großvater Johann Leonhard (1673-1738) hatten sich kunsthandwerklich betätigt. In der väterlichen Schreinerei in Altmannstein erlernte er erste handwerkliche Fähigkeiten. Von 1743 bis 1750 war er Schüler von Johann Baptist Straub in München. (Von Straub stehen auch Figuren und Altäre in Bergkirchen, Altomünster).

Die Wandergesellenjahre führten ihn nach Salzburg (1750), zum Hofbildhauer Paul Egell in Mannheim (1751/52) und nach Olmütz in Mähren (1752). Von Mai bis November 1753 besuchte er die Bildhauerklasse der Akademie in Wien, wo er das "Erste Premium der Bildhauerei" erwarb. Nach der Anerkennung als "hofbefreiter" und somit zunftfreier Bildhauer durch Kurfürst Maximilian III. Joseph konnte er 1754 die Gründung einer eigenen Werkstatt in München vollziehen.

Ab 1757 war er mit Maria Magdalena Hollmayr, Tochter eines Silberhändlers aus Huglfing verheiratet; aus der Ehe gingen 9 Kinder hervor. 1761 erwarb die Familie ein Anwesen am Oberen Anger in München. Ignaz Günther war vor allem für kirchliche Auftraggeber tätig. Seine Kirchenausstattungen, Altäre und vor allem seine ausdrucksstarken und lebendigen Gewandfiguren stellen einen Höhepunkt der Rokoko-Bildhauerei dar.
In seinem Gesamtwerk sind ab 1766 auch Einflüsse des Klassizismus erkennbar. 1997 errichtete die Marktgemeinde Altmannstein (Landkreis Eichstätt) ein sehenswertes Ignaz-Günther-Museum.

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