zur Landkreiskarte         ausführl.Beschreibung                   Kirchen in der Marktgem.Indersdorf


Pfarrkirche St. Valentin in HIRTLBACH

Adresse: 85229 Markt Indersdorf, St.-Valentin-Straße 4
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Die Ortschaft Hirtlbach wurde urkundlich erstmals im Jahre 1150 als Hurtlebach (Bach mit Flechtwerk aus Weiden) erwähnt. Die Gegend war aber schon lange Zeit vor Christi Geburt besiedelt.

Die Konradinischen Matrikel von 1315 enthält den frühesten Bericht über eine Pfarrei   "Hürtelbach". Die Pfarrei besaß schon damals eine Filialkirche (Eisenhofen) und gehörte zum Dekanat Altomünster.

Die heutige Pfarrkirche St.Valentin steht -weithin sichtbar- auf einem Bergrücken am Rande des Glonntales.
Sie ist weitgehend ein Neubau aus dem Jahr 1715/16 nach den Plänen des Freisinger Hofmaurermeisters Dominikus Glasl. Von der spätgotischen Vorgängerkirche wurden nur kleine Mauerteile im Chor und im Turm übernommen.

Die Kirche ist ein vierachsiger Saalbau mit zweiachsigem Chor. Bemerkenswert ist die Innenhöhe von mehr als 10 Metern.

Die Größe und Pracht der Kirche in dem kleinen Dorf Hirtlbach ist auf mächtige Gönner, die Freisinger Fürstbischöfe, zurückzuführen, die im nahegelegenen Schloss Hof ihre Sommer-residenz eingerichtet hatten. Die Bischöfe konnten die bei ihnen beschäftigten bekannten Künstler beim Kirchenbau und -ausbau einsetzen.

Der rd. 28 Meter hohe Sattelturm steht an der Chorsüdseite. In ihm hängen drei Guss-stahlglocken aus den Jahren 1923 und 1953.
Der Turm besaß bereits im Jahr 1560 eine Turmuhr.


Kanzelverzierung

Hirtlbach ist die einzige Valentinskirche im Landkreis Dachau. Der hl.Valentin von Rätien (Gedenktag 7.Januar) war im 5.Jh Bischof von Passau. Deshalb wird er in den Bildern und Plastiken in Hirtlbach immer als Bischof dargestellt. Valentin von Rätien ist nicht mit dem hl.Valentin identisch, dessen Fest am 14.Februar mit Blumengeschenken gefeiert wird (und der kein Bischof war).

Die letzte Renovierung fand in den Jahren 2015/16 statt. Die Kosten betrugen 430.000 Euro.

Die Pfarrei Hirtlbach gehört seit 1970 zusammen mit den Pfarreien Walkertshofen, Welshofen, Kleinberghofen, Arnbach und (der Expositur) Großberghofen zum großen Pfarrverband Erdweg.

Innenausstattung

Das Innere der Kirche wird von einem reich stuckierten Tonnengewölbe überdeckt, das auf einem mächtigem Gesims ruht. An der Decke befinden sich sechs Gemälde, die zumeist erst zu Beginn des 20.Jh. entstanden sind.
Im Altarraum wird in zwei Gemälden
- die Krönung Mariens und
- die Glorie von St.Benno
im Kirchenschiff in vier Gemälden
- Mariä Verkündigung
- die Glorie von St.Korbinian
- die Heiligen Joh.Baptist u. St.Franziskus sowie
- um das Heilig-Geist-Loch herum, die 7 Gaben
   des Hl.Geistes.

Altäre

Der barock wirkende Choraltar wurde 1946 von M.Rummer (Schnitzer) und A.Reindl aus Hirtlbach (Schreinerarbeiten) erstellt. Im Altarauszug eine Halbfigur von Gottvater mit Weltkugel.
Das Altarblatt zeigt den hl. Valentin als Krankenheiler.
Die Assistenzfiguren stammen tatsächlich aus der Barockzeit; sie stellen die hl.Barbara (mit Kelch und Palmzweig) und Katharina (mit Schwert und gebrochenem Rad) dar.

Die Seitenaltäre (von 1941) sind schräg gestellt.
Links: Patron St.Jakobus
Altarblatt: Aufnahme des hl.Jakobus als Jünger Christi
Assistenzfiguren: hl. Apollonia mit Zange und Zahn, hl. Margareta mit Drachen
Rechts: Patronin St.Anna
Altarblatt: Anna lehrt ihre Tochter Maria das Lesen
Assistenzfiguren: St.Joachim mit Schäfer-schaufel u. Johannes d.Täufer mit Lamm
In der Predella Klosterarbeiten mit Reliquien.

zur Beschreibung des Choraltarszur Beschreibung des Josefsbildeszur Beschreibung des Marienbildeszur Beschreibung der Deckengemäldezur Beschreibung der Leuchterengel auf Prozessionsstangenzur Beschreibung des linken Seitenaltarszur Beschreibung des rechten Seitenaltarszur Beschreibung der Taufsteinfigurzur Beschreibung des ZelebrationsaltarsMesner Albert Reindl
per Mouseklick zu den Beschreibungen

Figuren und Gemälde von Heiligen
Figuren oder Gemälde in der Kirche erinnern an folgende, in Bayern häufig verehrte Heilige, die bei vielen Problemen des täglichen Lebens angerufen werden konnten.
- St.Anna (Patronin f.glückliche Heirat, für Kindersegen) - St.Apollonia (gegen Zahnweh),als Figur, auf Bild 
- St.Barbara (für Bergleute u. Sterbende) - St.Benno (Patron von München) 
- St.Elisabeth (Patronin der Armen) - St.Jakobus (Patron der Pilger 
- St.Franziskus von Assisi (Patron der Armen) 
- St.Johannes d.Täufer (gegen Kinderkrankheiten), 2.Figur, Fresko
- St.Joachim (Patron der Eheleute) 
- St.Katharina (gegen Migräne) als Figur, 2.Bild
- St.Josef auf Bild (Patron der Sterbenden)  - St.Konrad (Patron der katholischen Burschenvereine),
- St.Korbinian (der Bistumspatron)  - St.Margareta (bei Geburtsproblemen) als Figur, auf Bild
- St.Leonhard (gegen Viehkrankheiten)  - St.Maria Magdalena (Patronin der Sünder)
- St.Maria (Mariahilfbild)   - St.Ottilia (gegen Augenleiden)
- St.Maria (Krönung)   - St.Petrus (Patron der Fischer)
- St.Maria (Patrona Bavaria)   - St.Valentin (gegen Seuchen u.Epilepsie), alte Figur, Außenfigur
- St.Maria (Verkündigung)   - 4 Evangelisten 
- St.Maria (Mater dolorosa)    

Außerdem sind an den Wänden des Chores und am Chorbogen Epitaphe (Grabplatten) für frühere Pfarrer angebracht.

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Gemeinde Markt Indersdorf 52) . In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-131-23; "St.Valentin-Straße 4; lisenengegliederter Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor und Satteldachturm im südlichen Winkel, Chor und Turm im Kern spätgotisch, Langhaus 1715 nach Plänen von Dominikus Glasl; mit Ausstattung" enthalten.


W
as noch interessiert...

Zur Gottesdienstordnung kommen Sie  hier...

Sie können sich das schöne und angenehm klingende Geläute der Glocken (Sonntagseinläuten) von Hirtlbach auf Youtube anhören. Klicken Sie hier...

Kirchenführung:
Falls Sie eine Kirchenführung wünschen, wenden Sie sich bitte an Frau Brigitte Reindl
 


Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen

Geschichte: Beschreibung 1315 Gotische Kirche 1450 Beschreibung 1524 Beschreibung 1560
Beschreibung 1584 Altarweihe 1707 Neubau 1715 Beschreibung 1740
Bruderschaft 1727 Beschreibung 1820 Beschreibung 1874 Beschreibung 1895
  Pfarrerliste Baudenkmal    
Ausstattung: Altarraum Apostelleuchter Baubeschreibung Choraltar
Deckengemälde-1 Deckengemälde-2 Empore Epitaphe
Figuren/Bilder im Chor Figuren/Bilder im Schiff Geißelheiland Heiliges Grab
Kanzel Kanzelkreuz Kirchenbänke Kreuzweg
Krippe Orgel Opferstock Patronat
Reliquiare Restaurierungen Seitenaltäre Taufstein
Orgel Opferstock Seitenaltäre Taufstein
Tabernakel Turm Vortragekreuz Zelebrationsaltar

Die Ortschaft Hirtlbach wurde urkundlich erstmals in der Zeit 1150/60 als Hurtelbach (Bach mit Flechtwerk aus Weiden) erwähnt: "Abrecht Zant et filius ejus de Hurtelbach" waren Zeugen einer Seelgerätstiftung für das Stift Indersdorf. Die Gegend war zwar schon lange Zeit vor Christi Geburt besiedelt, wie Hügelgräber der keltischen Vindeliker nahelegen. 31)
Der heutige Ort dürfte, wie die meisten Orte mit der Endung "-bach", in der Zeit zwischen 700 und 800 angelegt worden sein.
Von 1506 bis 1803 gehörte Hirtlbach zur Hofmark Eisenhofen-Hirtlbach.

Im Hochmittelalter, um 1150, war Hirtlbach wohl nur ein Weiler aus drei bis vier Höfen.
Um 1500 bestand das Dorf bereits aus 23, um 1750 aus 30 Anwesen. 31)

Als 1818 in Bayern aus den 1808 eingeführten Steuerdistrikten die politischen Gemeinden gegründet wurden, entstand Hirtlbach durch eine Teilung des Steuerdistrikts Eisenhofen in die Gemeinden Hirtlbach (mit den Gemeindeteilen Hörgenbach und Neusreuth) und Eisenhofen 14). Am 1.Juli 1972 kam Hirtlbach im Rahmen der Gemeindegebietsreform zu Markt Indersdorf.
Die Pfarrei dagegen gehört schon seit 1970 zum Pfarrverband Erdweg.


Geschichte der Kirche


Konradinische Matrikel   01)
Von der Pfarrei und der Kirche ist erstmals in der Konradinischen Matrikel von 1315 die Rede. Sie bezeichnet die Pfarrei als "Hürtelbach", die schon damals eine Filialkirche hatte und zum Dekanat Altomünster gehörte.
Zur Pfarrei gehörten ursprünglich neben Hirtlbach selbst Eisenhofen, Hof, Hörgenbach und Riedhof (bis 1914). Neusreuth kam im 19.Jh. hinzu 31)
.


Die Pfarrer lassen sich seit 1383 fast lückenlos verfolgen. Der bekannteste war der Domherr Veit Adam Freiherr von Gepeckh (Pfarrer von 1609-1615), der später Bischof in Freising (1618-1651) geworden war.
Der 34. und letzte Pfarrer Josef Lamprecht starb 1996 31)
.
Eine Pfarrerliste finden Sie hier...


Gotische Kirche 1450
In der Zeit nach 1450 wurde eine gotische Kirche errichtet. Von dieser Kirche sind noch Mauerteile im Chor und im Turm vorhanden.


Sunderndorfer'sche Matrikel 1524  01)
Die Sunderndorfer'sche Matrikel berichtet, dass im Jahr 1524 Joannes Hunger die Pfarrei in Hirtlbach innehatte, die Seelsorge aber von Vikar Leonhard Früauff wahrgenommen wurde. Die Pfarrei hatte 150 Communicantes (Gläubige ohne Kinder) 23) ; das war die Durchschnittsgröße einer kleineren Pfarrei. Das Pfarrhaus und die Wirtschaftsgebäude waren in gutem Zustand.

Um 1524 besaß der Bischof von Freising das Patronatsrecht; er konnte den Pfarrer allein auswählen (Jus liberae collationis) 51)
Eine spätere handschriftliche Anmerkung in dieser Matrikel besagt, dass im Jahr 1538 Papst Clemens VII. das Patronatsrecht dem bayerischen Kanzler und Hofmarksherren von Eisenhofen Leonhardus von Eck verliehen habe (§ 266 Nr.1 der älteren Matrikeln des Bistums Freysing, siehe Quellen). Das Datum oder der Papstname kann nicht stimmen, weil Papst Clemens VII. schon 1534 (an Pilzvergiftung) gestorben ist. 1538 war Paul III. Papst (1534-1549), der das Tridentinische Konzil einberufen ließ.


Pfarrvisitation 1560 16)

Nur 35 Jahre später, am 1.September 1560, fand eine Pfarrvisitation des Bistums statt, über die ein Bericht erhalten ist. Damals war Eustachius Basler Pfarrer und Dekan. In dieser kurzen Zwischenzeit hatte sich die Zahl der Kommunikanten von 150 auf 200 erhöht. Alle waren gut katholisch und des lutherischen Glaubens unverdächtig, aber nicht sehr spendabel ["Die paurn eind lässig mit dem opfer"]. Zweimal im Jahr wurde gebeichtet und kommuniziert. Kreuzgänge (Bittgänge) waren beliebt. Am Kirchturm war bereits eine Uhr eingebaut. "Die kirch und pfarrhof seind nit paufellig", schreibt der Visitator.

Wenn Sie den ganzen Bericht über die Visitation lesen möchten, klicken Sie hier...


Pfarrvisitation 1584 35)
Erstaunlich ist, dass Im Bericht über eine Pfarrvisitation aus dem Jahr 1584 die Zahl der Communicantes mit 700 angegeben wird 23) . Dass die Pfarrei innerhalb von 60 Jahren so stark angewachsen ist, erscheint fast unglaublich. Damit wäre die Pfarrei Hirtlbach größer gewesen als Weichs (450) oder Dachau St.Jakob (450). Entweder handelt es sich um einen Schreibfehler oder einen Lesefehler (z.B. 7 statt 2) oder es wurde eine andere Personengruppe mit eingerechnet.
Grund der Visitation der Pfarreien im Bistum Freising war die Prüfung, ob sich die Pfarrer auch an das Zölibat bzw. das 6.Gebot halten. In Hirtlbach bestand insoweit keine Gefahr, weil Dekan Sebastian Reinhard schon sehr gebrechlich war.
Wenn Sie an dem Bericht über die Pfarrvisitation interessiert sind, klicken Sie hier...


Hofmarksherren

Hirtlbach gehörte in der Zeit vom 15. bis zum Beginn des 19.Jh zur Hofmark Eisenhofen, deren Besitzer einen mehr oder minder großen Teil der Kirchenbau- und -renovierungskosten trugen. Die Hofmarksherren waren
  vor 1497:   die Herren von Weichs
  ab  1497:   die Wittelsbacher
  ab  1506:   Dietrich von Plieningen zu Schwabeck
  um 1520:   Dr.Leonhard Eck, der bayerische Kanzler
  ab  1564:   die Brüder Furtenbach
von 1622 bis 1803:   die Freisinger Fürstbischöfe.
      Der erste Fürstbischof war übrigens der aus Arnbach stammende Veit Adam von Gepeckh (bis 1651).
  Der Erwerb der Hofmark für das Hochstift machte es dem Bischof möglich, die hofmarksherrlichen
  Patronatsrechte in bischöfliches Besetzungsrecht umzuwandeln. Davon hat er auch Gebrauch gemacht,
  wie aus der Vereinbarung über das Besetzungsrecht zwischen dem Bistum und dem Herzogtum vom
  17.Oct.1601 hervorgeht.

Spanischer Erbfolgekrieg
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wurde Bayern von den Österreichern besetzt. Sie plünderten viele Kirche. Auch in Hirtlbach nahmen sie alle Kelche, Monstranzen und sonstige wertvolle Gerätschaften mit.
17)

Altarweihe 1707 12)

Am 16. Oktober 1707 weihte Fürstbischof Johann Franz von Eckher drei Altäre in der Kirche und spendete 35 Kindern die Firmung. Die Altarausstattung war 1653, kurz nach dem 30jäjhrigen Krieg, von Konstantin Paderfür 50 Gulden erstellt worden. 17) Wahrscheinlich waren die Altäre im Krieg durch die Soldateska entweiht, wenn nicht sogar verbrannt worden.
Eine Altarweihe war 1653 nicht möglich. Denn ab 1652 saßen nacheinander zwei Wittelsbacher Prinzen (Albrecht Sigismund von Bayern und Joseph Clemens von Bayern) auf dem Freisinger Bischofsthron, die mangels Bischofsweihe das geistliche Amt des Bischofs nicht ausüben konnten; Albrecht Sigismund besaß nicht einmal die Priesterweihe. Nach 40 Jahren kam 1695 mit Franz Eckher wieder ein echter Bischof an die Regierung, für den nach so langer Zeit ohne Kirchen- und Altarweihen und ohne Firmungen viel zu tun war.


Hirtlbach 1701
Dieser kunstsinnige Bischof hatte seinen Sommersitz auf Schloss Hof und weihte von hier aus
in seinem Urlaub viele Altäre und Kirchen unserer Region. Wahrscheinlich hat man diese Altäre auch in die wenige Jahre später neu gebaute Kirche übernommen. 15)


Neubau 1715/16
Die heutige Pfarrkirche St.Valentin in Hirtlbach ist weitgehend ein Neubau aus dem Jahr 1715/16 nach den Plänen des Freisinger Hofmaurermeisters Dominikus Glasl/Gläsl (1660-1731). Die Bauarbeiten leitete der geniale Maurermeister Hans Maurer (1654-nach 1729) aus Hirtlbach, der auch die Unterweikertshofener Kirche errichtet hat; nach dessen Tod folgte sein Schwiegersohn Johann Derffler. Bezahlt wurde er vom Bistum; deshalb ist die Kirche so prächtig geraten.
Am 20.11.1715 schrieb der 57. Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher, der auch der Hofmarksherr von Eisenhofen und damit von Hirtlbach war, an den Pfarrer von Hirtlbach 17) :
  "Wir seint gnädigst entschlossen, das würdige St.Valentini pfarrgottshaus zu Hirtlbach nach denen uns vorgelegten visir und überschlägen neu erbauen und hiermit nechst kommenden frieling unfehlbahr den anfang machen zu lassen. NB beileuffiger überschlag ist Zimmermeister 172 fl. 50 x (= Kreuzer), Maurmeister 582 fl 30 x, Schlosser 40 fl., Glaser 30 fl.= 825 fl. 20x".

Die Stuckaturen wurden Nikolaus Liechtenfurtner (1671-1742) zugeschrieben.
Die Altarausstattung aus der Zeit nach dem 30jäjhrigen Krieg (von Konstantin Pader 1653 für 50 Euro erstellt) 17) behielt man bei. Der Neubau wurde schon ein Jahr später, am 18.10.1716, durch den Fürstbischof eingeweiht, der schon 1707 die Altäre in der alten Kirche gesegnet hatte. Der kunstsinnige Bischof Eckher regierte sein Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit von 1695 bis 1727 weihte er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Ebertshausen, Straßbach, Lauterbach, Westerholzhausen und Kollbach) und ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (23 pro Jahr).
  Dominikus Glasl oder Gläsl wurde in Reichersdorf bei Weyarn als Sohn des Bauern, Mesners und Maurers Melchior geboren und am 21.März 1660 im etwa eine Dreiviertelstunde Wegs entfernten Kloster Weyarn getauft. Er ging bei Lorenzo Sciara in die Lehre, als dieser in Weyarn das Kloster baute. Dominikus heiratete 1687 Maria Schaitel. 1668 wurde sein Sohn Thomas geboren, der ein bekannter Stuckateur wurde. 1701 war Glasl beim Bau des Schlosses Zangberg tätig. 1715 wurde er zum Freisinger Hofmaurermeister ernannt. Er plante nicht nur die Kirche in Hirtlbach, sondern war auch auf dem Freisinger Domberg tätig (1720). Er errichtete auch die Kirche St. Stephanus, Fürholzen (1723). Des weiteren werden Bauten im Schloss Ismaning (1715), in der Kirche von Altenhausen (1717), Schlosskapelle Burgrain (1719), St.Georg in Weng und am Pfarrhof Schliersee (1724) zugeschrieben. Dominikus Glasl starb am 25. April 1731 in Freising. 06)


Bruderschaft 1727
Am 18.August 1727 wurde eine Bruderschaft der hl.Mutter Anna errichtet
09) . Hauptfest war das Annafest (26.Juli), am Dienstag darauf Seelenamt für die verstorbenen Mitglieder. 3 Conventtage mit Amt und Predigt. In der Pfarrei sind noch Bruderschaftszettel vom Fest der Eröffnung der Bruderschaft (am 14.9.1727) vorhanden 34) .



Schmidt'sche Matrikel 1738/40  01)

150 Jahre später, 1738/40, besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising die Pfarreien der Diözese und legte seine Erkenntnisse in der nach ihm benannten Matrikel nieder. Das Präsentationsrecht hatte 1538 der Hofmarksherr von Eisenhofen, der bayerische Kanzler Leonhard Eck, übertragen bekommen. Ab 1622 ging es auf die Freisinger Bischöfe über.
Nach den Vorstößen der deutschen Bischöfe im Oktober 1848 in Würzburg gegen staatliche Einmischung in kirchliche Angelegenheiten und einer Denkschrift der bayerischen Bischöfe vom Oktober 1850 hatte die bayerische Regierung zugestanden, dass vor jeglicher Präsentation ein bischöfliches Gutachten über den zu präsentierenden Kandidaten für das Kirchenamt einzuholen
sei.

Schmidt nennt auch den Namen des Pfarrers und Dekans des Jahres 1738, Caspar Messerer, der seit 1719 installiert war. Er war in Hirtlbach für 370 Gläubige 23) zuständig. Zu dieser Pfarrei gehörten die Filialkirche "s.Albani in Grossen-Eisenhoffen" und eine Kapelle im Schloss Eisenhofen. Das Pfarrhaus und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude, schreibt Schmidt, zeigten wie schon 1524 keinerlei Schäden.


Titelseite
Schmidtsche Matrikel

Die 25 Jahre vorher errichtete Pfarrkirche bezeichnet Schmidt als eleganten Bau mit drei Altären: Der Hochaltar zu Ehren des Bischofs Valentin, in dem auch Reliquien der Heiligen Valentin, Emmeram, Marian und Anian sowie eine Kreuzreliquie aufbewahrt wurden. Ein Seitenaltar war der hl.Anna geweiht (mit Reliquien von St.Anna und St.Joachim); er war auch der Altar einer Anna-Bruderschaft. Der andere Seitenaltar hatte die Patrone Katharina, Ottilia und Elisabeth.
Die Kirche war mit Taufstein, Heiligen Ölen und schönen Messgewändern gut ausgestattet. Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen der Kirche verwalteten der Pfarrer und der Hofmarksherr von Eisenhofen.

Aus dem Jahr 1743 ist bekannt, dass der Maurermeister Derffler (Dörfler) aus Hirtlbach das Kirchendach ausbesserte (Kosten 11 Gulden 55 Kreuzer) und eine neue Stiege einbaute (um 7 Gulden).


Beschreibung 1820  39), 38)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr 1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und Georg Westermayer 05) die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei Hirtlbach wird darin wie folgt beschrieben:
 
"Hirtelbach Säcul.Pf. (Bischof) mit 1 Coadjutor. Pfarrkirche Gottesdienste an Sonntagen abwechselnd mit Eisenhofen, an den meisten Festtagen etc. Patron hl.Valentin; Kw (=Kirchweihfest). Sonntag vor dem Fest des hl.Augustin Gallus (= So nach 16.10.).
Eisenhofen Gottsd. an Frauen- und einigen anderen Festtagen; Patron: hl.Alban Kw (=Kirchweihfest) Sonntag nach Peter und Paul (nach 28.8.)
Seelenzahl:
Pfarrei Hirtelbach:
415 Gläubige in
91
 Häusern
Ort Hirtelbach:
180 Gläubige in
32
 Häusern
Weiler Hörgenbach
  30 Gläubige in
 4
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std
Einöde Riedhof:
  14 Gläubige in
 2
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Dorf Eisenhofen
  120 Gläubige in
 36
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
Weiler Hof mit Schloß
  74 Gläubige in
 17
 Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std


Neubesetzung der Pfarrei 1824  33)
Nach dem Rücktritt des Pfarrers im Jahr 1824 war die Pfarrei im Intelligenzblatt für den Isarkreis ausgeschrieben, um mögl. Bewerber für die Pfarrerstelle zu informieren.
 

Die Erledigung der katholischen Pfarreý Hirtlbach, k.Landgerichts Dachau betreffend
Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern
Durch die Resignation des letzten Besitzers kam die Pfarrey Hirtlbach in Erledigung.
Selbe liegt in der erzbischöflichen Diöcese München-Freysing, im Dekanate Sittenbach, und im kön.Landgerichte Dachau.
Innerhalb eines Umkreises von 3 Stunden enthält sie 1 Filiale, 1 Schule und 533 Seelen, welche in der Regel der Pfarrer allein pastorirt. Nach der geprüften Fassion bestehet das Einkommen des Pfarrers in 2289 fl. 45 kr. 3 pf.
Die Lasten betragen 132 fl. 42 kr. 2 pf.
München, am 27.Jänner 1824
Kön.Baier.Regierung des Isarkreises, Kammer d.Innern, v.Widder,Präsident, v.Hofstetten,Director, Richard,Ass.

Umbau 1865  17)
1865 war das Innere der Kirche "völlig verkommen" und musste renoviert werden. Der Indersdorfer Maurermeister Karz erhielt den Auftrag, für 15 Gulden den Verputz zu erneuern: "An dem Gewölbe den Verputz von 7 Bildern herunter zu hauen und nach Bedarf des Kunstmalers mit feinem glattgeriebenen Verputz zu versehen". Die neuen Deckenbilder malte Nepomuk Müller im Nazarenerstil. Nur im Westjoch der Kirche blieb das alte Fresko aus der Zeit des Kirchenbaus (mglw. vom Freisinger Hofmaler Franz Josef Lederer) erhalten. Die Seitenaltäre wurden im damals modernen neugotischen Stil von Johann Petz aus München gefertigt.


Beschreibung 1880 05)
Kirche und Pfarrei Hirtlbach sind auch in der "Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
  "Geographie: Hirtelbach liegt auf einer Anhöhe an der Glonn. Die Pfarrei hat 500 Seelen in 106 Häusern. Davon wohnen aber nur 220 Gläubige (in 34 Häusern) in Hirtlbach selbst, die Übrigen in Hörgenbach 30 (4), Riedhof 14 (2), Eisenhofen 150 (48) und Hof 86 (18). Der Umfang der Pfarrei beträgt 7-8 km. Die Wege sind schlecht und beschwerlich.
Pfarrei: Präsentationrecht de libera collatione (d.h., der Bischof hat freie Auswahl der Pfarrherren). Pfarrei-Rechnung: 3283 Einnahmen, 247 Lasten, ergeben einen Reinertrag von 3026 Mark jährlich. Schuldenstand: 1159 Mark. Das Widum, der Pfarrbauernhof hat Grundstücke von 107 Tagwerk (=36 ha) der Bonität 10. Das Pfarrhaus ist geräumig und passend, zu ebener Erde sehr feucht; Erbauungszeit unbekannt. Ökonomiegebäude in gutem Zustande. Ein Hilfspriester ist nicht da. Die Matrikelbücher beginnen 1640."
Kirche: "Erbaut durch den Fürstbischof Joh.Franz Ecker von Freising um das Jahr 1715. In einem Fenster des Presbyteriums befand sich früher das Wappen dieses Bischofs nebst St.Johannes und St.Franziskus ins Glas gemalt mit der Inschrift: "Cels. ac Seren.Dom.Dom. Johann.Franciscus Epsicopus Frisingens. Sacr. Rom.Imper.Princeps 1716. Kirche restauriert 1864. Renaissancestyl. Geräumigkeit zureichend. Baupflicht die Kirche. Sattelthurm mit 3 Glocken, gegossen 1858 von Franz Pascolini in Ingolstadt. Consecrationsdatum 18.Oct.1716. Patrocinium am Feste des hl.Valentin (7.Jan). 3 Altäre, Orgel mit 8 Registern. Gottesdienste an Sonntagen im Wechsel mit der Filiale Eisenhofen. Ewige Anbetung 9.Jan. Privilegium: Kraft Breve von Papst Pius VI. vom 16.März 1799, publicirt in Freising am 15.1.1800, für ewige Zeiten ein vollkommener Ablass am Tage der Apostel Matthias Matthäus, Philippus, Jakobus. Bittgang der Pfarrgemeinde am 1.Mai nach Eisenhofen. Stiftungen: 34 Jahrtage u. 51 Jahrmessen. Meßner ist ein Gütler des Ortes, Cantor der Lehrer von Hof. Eigenes Meßnerhaus besteht nicht. Vermögen 1880 rd. 40.000 Mark."


Brand des Pfarrstadels 1882

Am 8.März 1882 brannte der 1852 für 1300 Gulden errichtete Stadel mit Wagenremise ab. Es bestand keine Versicherung. Man vermutete Brandstiftung, konnte aber keinen Täter ermitteln. Mehr dazu....


Beschreibung 1895 37)

Die Kirche St.Johann Bapt. in Bergkirchen ist natürlich auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde.
Kirche, Thurm und Grundlage des Chores gothisch, Aufbau des letzteren und Langhaus um 1715 durch Fürstbischof Joh. Franz Ecker von Freising erbaut (Mayer, III. S. 145). 1864 restaurirt.
Einschiffig, Chor eingezogen, zwei Langjoche und Schluss in drei Seiten des Achtecks umfassend.
Thurm an der Südseite des Chores, in seinem Untergeschoss die Sakristei.
Die Kirche ist ganz gewölbt. Das Langhaus umfasst vier Gewölbejoche, von welchen das östliche im Grundriss gegen die Einziehung des Chores abgerundet ist, der Chor zwei Langjoche und Schluss in drei Seiten des Achtecks.
Die Wände sind durch cannelirte korinthische Pilaster gegliedert, welche über einem Gesimsstücke ein Tonnengewölbe mit Stichkappen tragen.
Das Gewölbe hat gute Stuckdekorationen, Gurtbögen mit Weinlaub, Füllungen mit Akanthusranken.
Die Kirche zeichnet sich durch gute Verhältnisse aus.
Innen an der Nordwand des Chores Grabstein des Pfarrers Martin Lechner, mit dem Reliefbilde des Verstorbenen in Halbfigur. 17. Jahrhundert. L. 116, br. 51 cm.


Patronat


Biographie
von St.Valentin

Hirtlbach ist die einzige Valentinskirche im Landkreis Dachau. Der hl.Valentin von Rätien (Gedenktag 7.Januar) war im 5.Jh Bischof von Passau. Deshalb wird er in den Bildern und Plastiken in Hirtlbach immer als Bischof dargestellt. Valentin kam um 435 in die Dreiflüssestadt, die damals noch unter römischer Herrschaft lag. Als Bischof wurde er jedoch von den Bewohnern (!) immer wieder vertrieben. Er wirkte dann in Rätien und Südtirol als Wanderbischof und starb um 475 in Mais, dem heutigen Meran, wo er auch bestattet wurde. Seine Gebeine kamen 739 nach Trient und wurden 761 vom bayerischen Herzog Tassilo III. nach Passau übertragen. Valentin von Rätien ist nicht mit dem hl.Valentin identisch, dessen Fest am 14.Februar mit Blumengeschenken gefeiert wird.
Auf einer Schrifttafel in der Sakristei ist die Lebensgeschichte in etwas altertümlicher Sprache ebenfalls beschrieben. Wenn Sie den alten Text lesen möchten, klicken Sie hier...


Restaurierungen
1653: Seitenaltäre werden vom Bildhauer Konstantin Pader (1605-1681) aus München neu gemacht
1812: Reparatur des Kirchendachs (um 230 Gulden) 17)
1847: weitere Reparatur des Kirchendachs (um 421 Gulden) 17)
1890: dritte Reparatur des Kirchendachs im 19.Jh. (um 200 Goldmark) 17)
1865: neue Deckenbilder von Nepomuk Müller im Nazarenerstil u. Anschaffung einiger neugotischer Ausstattungsgegenstände 17)
1936: wurde bei einer Innenrenovierung die Sakristei an- und überbaut 17)
1976-84:
Innen- und Außenrenovierung für 388.154 DM 17)
2011: Außenrenovierung (Fundamente, Erneuerung des Holzschindeldaches und der Fassade) für 260.000 Euro
34)
2015/16: Innenputz, Elektroinstallation, Raumschale durch Kirchenmaler Erwin Wiegerling aus Gaißach (*1943)
47) ,
               Stuckarbeiten durch Lerchl Verena aus Großberghofen; Orgel durch Orgelbauer Wolfgang Schober aus Plattling
               (Gesamtkosten 430.000 €, 76 % davon trug die Diözese; 16.000 Spenden der Hirtlbacher für die Orgel) 34)
36)

Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
1524 : Pfarrei mit 150 erwachsenen Gläubigen (Communicantes) 01)

1560: Pfarrei mit 200 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)   23)
1584: Pfarrei mit 700 (?) erwachsenen Gläubigen (Communicantes) 35)
1738: Pfarrei mit 500 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
 01)
1824: Pfarrei mit 533 Seelen
33)
1825: Ort Hirtlbach mit 132 Einwohnern (68 männl., 64 weibl., 34 Familien in 32 Häusern)  32)
1852: Gemeinde mit 182 Einwohnern und 42 Familien (77 Gebäude -Wohnhäuser u.Städel, davon 26 mit Stroh gedeckt) 02)
1867: Gemeinde mit 185 Einwohnern, 79 Gebäuden
         Ort Hirtlbach mit 149 Seelen in 66 Häusern (dazu Hörgenbach 30/11, Neußreith 6/2) 03)
1880: Pfarrei mit 500 Gläubigen in 106 Häusern.
         Ort Hirtlbach mit 220 Gläubigen in 34 Häusern. 05)


Berichte aus dem Pfarrleben
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus dem Pfarrleben berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar mit den Kirchengebäuden, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit. Aus Hirtlbach ist ein Bericht über die Primiz von Joh.Ev.Huber (1885) und von Joh.Doll (1898) erhalten.
Wenn Sie daran interessiert sind, klicken Sie hier...


Baubeschreibung

Die Kirche steht -weithin sichtbar- auf einem Bergrücken am Rande des Glonntales inmitten eines ummauerten Friedhofs.
Das Gotteshaus ist ein vierachsiger Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenen (zweiachsigen) Chor. Die Achsgliederung ist durch Gurtbögen und gelb gestrichene Lisenen gut erkennbar. An der Ostseite, über dem Chorscheitel, führt eine Speichertüre nach außen. 10 Fenster, teilweise mit Stuckrahmung, erhellen den hohen Kirchenraum.

Der 28,5 Meter hohe Sattelturm steht an der Chorsüdseite. Nach der Pfarrchronik hat er "vom Pflaster bis zum Kirchendache 8 m und von da bis zu seinem Satteldache noch 20,5 m Höhe". 17)   Der Turm ist durch gelbe Gesimse und Ecklisenen in vier Geschosse gegliedert. Das untere Turmgeschoss, das bis zur Dachtraufe reicht, besitzt im Inneren ein Kreuzgratgewölbe. Es handelt sich um einen Durchgangsraum: nach Norden der Zugang zum Altarraum, nach Westen zur Sakristei, nach Osten zu einem kleinen Anbau und nach Süden, durch ein Fenster, die Verbindung nach außen. Im zweiten Turmstockwerk ist ein spitzbogiges Fenster eingebaut. Der dritte Stock besitzt eine Luke und oben im vierten Stockwerk befinden sich die sechs Schallfenster, die sich -jeweils zu zweit- nach Süden, Norden und Osten öffnen.

Glocken
17)
In der Glockenstube hängen drei Gussstahlglocken. Zwei wurden nach Auskunft von Herrn Reindl (ehem.Mesner) vor dem 2.Weltkrieg (1923), die dritte 1953 angeschafft. 20)

Sie können sich das schöne und angenehm klingende Geläute der Glocken (Sonntagseinläuten) von Hirtlbach auf Youtube anhören. Klicken Sie hier...

Frühere Glocken
- Nach einer Beschreibung aus dem Jahr 1838 hingen damals im Turm zwei alte Glocken: "die größere Glocke
  hier ist ein schönes Alterthum, sie wurd gegoßen 1482, auf der kleinen Glocke steht MDCCLXXVI" (1776)".
- Im Jahr 1858 wurden diese beiden alten Glocken bei der Gießerei Jos.Ferd. Pascolini in Ingolstadt
  umgegossen und eine neue Glocke beschafft. Die drei neuen/erneuerten Glocken hatten die Töne as'', c'' und
  es'' und das Gewicht 1096, 542 und 305 Pfund. Sie wurden am 7.Mai 1858 dem hl.Josef, der Gottesmutter
  Maria und dem hl.Valentin geweiht. Die Kosten beliefen sich auf 1290 Gulden.
-
25 Jahre später (1883) hat man, diesmal bei Friedrich Hamm in Augsburg, zwei der drei Glocken wiederum
  umgießen lassen. Die größere Glock war eine Marienglocke mit einem Gewicht von 433 kg (Ton as) mit einem
  Relief der Unbefleckten Empfängnis.
- Im Ersten Weltkrieg (4.8.1917) musste man die größte und die kleinste der drei Glocken zum Einschmelzen abliefern.
- 1923 hat man zwei neue Gussstahlglocken beim Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation für 1,3 Milliarden
   Reichsmark (entsprach 2100 Goldmark) gekauft. Über die Ankunft der Glocken ein Jahr später berichtet die Pfarrchronik:
  "Glocken in Erdweg angekommen am 17.5.1924 nachmittags 4 Uhr. Ausgeladen am 19.5. Feierliches Abholen am 20.5.
- Aufzug dersel z.Turm am 23.5., zuerst die Kleinere, dann die Größere. Zum erstenmal geläutet am 24.5. Mittags 1/2 11 Uhr. Der Turmgiebel schwankt wegen Verletzung des Glockenstuhles an der obersten Turmmauer".
- 1942 wurde die letzte verbliebene Bronzeglocke aus dem Jahr 1883 (Fa.Hamm, Augsburg), die o.a. Marienglocke abgeliefert.
   Zur Abnahme durch den Ampermochinger Zimmermeister Hartl musste die Turmmauer aufgerissen werden. "Die Leute waren
   über die Abnahme und Ablieferung der Glocke sehr aufgebracht", heißt es in einer Schilderung der damaligen Ereignisse.
- Als Ersatz konnte im Jahr 1953 eine durch eine Sonderumlage finanzierte Gussstahlglocke mit 111 cm Durchmesser (Ton as)
   erworben werden.
Im Turm hängen somit derzeit die beiden Glocken von 1923 (Grundtöne d' und f') und die Glocke von 1953 (Ton as'); alle aus Gussstahl. 48)

Turmuhr
  
Treppenaufgang
im Turm

Hirtlbach hatte bereits im Jahr 1560 eine Turmuhr (100 Jahre früher als Dachau).
Im ersten Stock des Turms, der durch einen engen Treppenaufgang zu erreichen ist, steht noch das alte Uhr- und Läutwerk, das von 1905 bis zur Umstellung auf eine elektrische Uhr sehr zuverlässig seinen Dienst geleistet hatte ("Joh.Mannhardtsche Königl.Bayer.Hof.Thurmuhren-Fabrik"). Das Uhrwerk musste vom Mesner jeden Tag aufgezogen werden. Die Ziffernblätter befinden sich auf der West-, Ost- und Nordseite. Seit 1976 besitzt Hirtlbach eine vollelektrische Turmuhrenanlage.


Uhrwerk v. 1905

Die Sakristei mit heruntergezogenem Pultdach ist in die Ecke Südseite/Kirche und Westseite/Turm hineingebaut. Der Zugang zum Altarraum führt durch eine schöne alte Bohlentüre mit barocken Spiralbeschlägen und einem Dreipass-Schloss.

Das Portal liegt an der Nordwestseite. Im Vorhaus ist das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges untergebracht.


Innenausstattung

Altarraum

Das Innere der über 10 Meter hohen Kirche wird von einem Tonnengewölbe mit Stichkappen über den Rundbogenfenstern überdeckt. Die Wandgliederung besteht aus kannelierten Pilastern mit Kompositkapitellen und Gesimsstücken. Die Decke ist mit reichem Stuck in Form von Weinlaub, Rosetten, Palmwedeln und Akanthusranken geziert. Im Chorschluss befindet sich eine große Stuckmuschel. Dieser Stuck stammt aus der Erbauungszeit um 1715 und dürfte Nikolaus Liechtenfurtner aus Freising zuzuschreiben sein. Der Boden ist mit Solnhofener Platten belegt. 17)

Dazwischen sechs Deckengemälde (zwei im Chor, vier im Kirchenschiff). Nur das Bild über dem Eingang stammt noch aus der Erbauungszeit und wird dem aus Altötting stammenden Freisinger Hofmaler Franz Josef Lederer (1676-1733) zugeordnet. Die übrigen fünf dürften bei der großen Restaurierung 1865 von Johann Nepomuk Müller geschaffen worden sein. Nach einer anderen Quelle sollen die Gemälde erst zu Beginn des 20.Jh. entstanden sein.
 

Der Maler Franz Josef Lederer (1676-1733) wirkte in Freising und Landshut. Vermutlich war er Hofmaler beim Fürstbischof von Freising (Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck). Er war der ältere Bruder der Künstler Johann Georg Lederer (1702-1770) und V. B. Lederer gewesen sein. Auch er wurde wie seine Brüder in Schongau geboren. Werke von ihm sind im Freisinger Dom, in der Allerseelenkapelle in Landshut und in der Kirche von Wolnzach zu sehen.


Deckengemälde im Altarraum

Im zweijochigen Altarraum befinden sich an der Decke zwei Gemälde: Über dem Altar die "Krönung Mariens" und weiter in Richtung Kirchenschiff: "St. Benno".
Maria kniet demütig auf Wolken. Links sitzt der gekrönte Christus mit dem Kreuz im linken Arm. Mit der rechten Hand setzt er Maria die Krone aufs Haupt.
Rechts sitzt Gottvater mit den königlichen Insignie Krone, Zepter und Weltkugel. Darüber schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube.
   
Krönung Mariens - St.Benno    
1865
Im anderen Bild kniet der hl. Benno, einer der bayerischen Landespatrone, im Bischofsornat auf einer Wolke.
Engel halten ein Buch, einen Schlüssel und ein Spruchband ("S.Benno ora pro nobis").
Im unteren Teil des Bildes ist die Ortschaft Hirtlbach abgebildet.


Hochaltar / Choraltar


Der Choraltar wurde 1946 von Michael Rummer (Schnitzer) aus Gröbenzell und A.Reindl aus Hirtlbach (Schreinerarbeiten) erstellt, wie aus einer Signatur auf dem südlichen Sockel hervorgeht: "Mein Altarbild hat gemalt R.Holzner, München. Mich hat geschnitzt u.gebaut M.Rummer und Sohn, Gröbenzell, m.X.Reindl v.hier. Gefaßt u. vergoldet hat mich Chr.Seibold, Freising, A.D.1946" 20)
Der Altar ist rot marmoriert und vergoldet, der Altartisch an drei Seiten mit marmoriertem Holz verkleidet. Die Vorderseite, das Antependium zeigt drei Felder.

Früher
stand hier noch der alte gotische Hochaltar, der im Jahr 1804 durch einen barocken Altar aus der Rothschwaiger Kirche ersetzt und später (1865 ?) wieder eingebaut worden war.

Altarauszug
Im Altarauszug eine Halbfigur von Gottvater, umkränzt von einem Heiligenschein (Nimbus) in Form eines Dreiecks. Gottvater hält eine Weltkugel in der Hand. Hinter ihm ein Strahlenkranz, neben ihm zwei Putten, die den angedeuteten Vorhang hochheben.

Gottvater
Gottvater wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung im Alten Testament (Exodus 20, 3-4) kein Schnitzbild von Gott zu machen, viele Jahrhunderte nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole wie der Lebensquell, die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck verwendet.
  Personifiziert, als würdiger alter Mann mit langem Bart, wird Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh). Diese Darstellung wird dem Gottesbild in unserer Zeit nicht mehr gerecht.
Mittelteil
Mittelpunkt des Hochaltars ist aber eindeutig das große Altarblatt aus dem Jahr 1946, das den Patron der Kirche, den hl. Valentin als Krankenheiler zeigt.
Valentin gilt als Helfer gegen Epilepsie, Krämpfe, Gicht und Viehseuchen. Dargestellt wird er hier als Bischof mit einer zu seinen Füßen liegenden kranken Person (Patronat gegen Epilepsie).

St.Valentin als
Krankenheiler
Der Künstler Richard Holzner (1883-1958) hat das Bild im Jahr 1946 in neubarockem Stil gemalt.
Holzner war auch in den Kirchen von Aufhausen und Bergkirchen künstlerisch tätig.

Begleitet wird das Altarblatt von zwei Engeln am oberen Abschluss des Altars.
Assistenzheilige

St.Barbara
Assistiert wird das Bild durch zwei ausdrucksstarke Figuren der Heiligen Barbara (mit Kelch und Palmzweig) und Katharina (mit Schwert und Palmzweig, zu ihren Füßen ein gebrochenes Rad). Die Figuren schmückten früher den Hochaltar in der Kirche St.Jakob in Dachau.17)
1702 war dieser Choraltar in die Jocherkapelle, einer Seitenkapelle von St.Jakob verlegt worden, wo er weiterhin als Kreuzaltar diente. Die Figuren waren um 1625 von dem am kurfürstlichen Hof in München beschäftigten, aus Weilheim stammenden Christof Angermair (1580-1633)
10) geschnitzt worden. Sie kamen aber erst 1932 (für 150 RM) nach Hirtlbach, als in Dachau die Jocherkapelle zur Priestersakristei umgebaut wurde. Nach Auffassung von Dr.Altmann lehnen sich die Figuren der beiden Märtyrerinnen an die Bildwerke Hubert Gerhards an. Der innere Ausdruck der jungfräulich-edlen Assistenzfiguren erinnert an die Patrona Bavariae auf der Münchner Mariensäule. Man vergleiche Hand- und Armbewegungen, Gesichtsschnitt und Profil.

St.Katharina
Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ er sie martern und enthauptete die Tochter selbst. Vor dem Tod hatte Barbara Gott öffentlich gebeten, dass alle, die der Passion Christi gedenken, vom Gericht Gottes verschont werden mögen. Der Kelch mit Hostie in ihrer Hand versinnbildlicht die einem Sterbenden gereichte letzte Kommunion (Viatikum) und verweist auf ihre Funktion als Sterbepatronin. Die Abbildung der hl.Barbara nur mit Kelch ist bei uns erst seit dem 15.Jh. üblich (vorher immer mit Turm).
Katharina
, die Königstochter aus Zypern, ist eine legendäre Gestalt. Sie soll im Jahr 306 wegen ihres Glaubens und ihrer großen Überzeugungskraft ausgepeitscht, gerädert und -als das Rad zerbrach- enthauptet worden sein. Seit dem ausgehenden Mittelalter gehört sie zu den beliebtesten Heiligen und wurde deshalb im 15. Jh der Gruppe der 14 Nothelfer (Patronin der Theologen, Lehrer und Frisöre; Helferin bei Migräne) zugerechnet
Die immergrünen Blätter des Palmzweigs symbolisieren das ewige Leben und den Sieg des Glaubens über das Heidentum. Die über 20 m hohe Palme mit dem elastischen, allen Stürmen standhaltenden Stamm galt seit alters her als Sinnbild für Sieg und Standhaftigkeit und als Zeichen der sieghaften Vollendung und des Triumphs. Dies hat man für die christlichen Märtyrer übernommen. Zudem berichtet Johannes in der Geheimen Offenbarung: "... sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen" (Offb.7,9).
Tabernakel
Der marmorierte Tabernakel aus Holz ist mit silbergetriebenen Reliefs verziert. Silbergetrieben bedeutet, dass das Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her über einer nachgiebigen Unterlage erstellt wurde.
Der Tabernakel besitzt einen konvexen Sockel und zwei Türen mit vergoldetem Neurokoko-Relief. Darüber befindet sich in einer Nische das Altarkreuz und ein versilbertes Rebenrelief an der Rückwand. An den Seitenteilen Ährenreliefs und Voluten mit anbetenden Englein. Auf dem Tabernakel ruht ein weißes Lamm als Sinnbild für das "Opferlamm Jesus".

  Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule.


Taufstein


Auf der linken Chorseite steht auf einem vierseitigen Sockel ein schlanker, aus Rotmarmor gefertigter Taufstein (1946).

Taufsteinfigur
Der marmorierte Holzdeckel ist mit neu gefasster (=bemalter) Taufsteinfigur des hl. Johannes Baptist geschmückt. Die Holzfigur dürfte schon 1715 geschnitzt worden sein. 17)
Der Täufer hält einen Kreuzstab mit einem Schriftband (Ecce agnus Dei) in der Hand.


Prozessionsstangen
Zu beiden Seiten des Altars sind Prozessionsstangen mit Leuchter tragenden Engeln befestigt. Die Engelsfiguren auf den gedrehten Stangen dürften aus der 2.Hälfte des 17.Jh stammen, wurden aber neu gefasst (Lüsterfassung).
Prozessionsstangen werden bei Bittgängen und Umgängen, insbesondere bei der Fronleichnams-prozession mitgetragen.

      
Prozessionsstangen-Engel


Zelebrationsaltar


Der Zelebrationsaltar ist dem Barockstil der Kirche angepasst. Er wurde vom Mesner und Schreiner Albert Reindl nach eigenen Entwürfen angefertigt und 1991 aufgestellt. 20)

Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 30)

zur Geschichte der Zelebrationsaltäre: hier klicken...



Figuren und Ölgemälde an den Wänden des Altarraums


Mariahilfbild

Marienbild (Öl auf Leinwand) aus dem Jahr 1730.
Es ist eine Kopie des Mariahilf-bildes aus Passau-

Einen Vergleich mit anderen Mariahilf
bildern im Landkreis finden Sie hier..



Geißelung Christi

(Öl auf Leinwand)

Gemälde aus der 2.Hälfte
des 17.Jh
17)
Figur des hl. Leonhard
Er wird im Abtsgewand mit einer Viehkette in der Hand dargestellt.

Leonhard ist Patron der Gefangenen und der Haustiere. Holzfigur aus dem frühen 18.Jh.

St.Leonhard

St.Josefs-Bild
Bild des hl. Josef (1730)
über dem originalen Chorgestühl von 1715:
Josef trägt ein schon relativ großes Jesuskind auf dem rech-ten Arm und einer langstieligen Lilie als Zeichen der Keuschheit in der linken Hand.
Figur der hl.Ottilia (Beginn 18.Jh.)
Sie hält ein Buch, auf dem ein Augenpaar liegt.

Ottilia wurde blind geboren und wurde bei der Taufe sehend. Holzfigur, ebenfalls aus dem
17)

St.Ottilia


Türen zur Sakristei

Die Türe zwischen dem Altarraum und der Sakristei ist mit schönen Beschlägen ausgestattet. Die Türfüllung ist mit Ornament-malerei und Monogrammen geschmückt. Auf der Chorseite ist ein Kreuz mit Herz und drei Nägeln zu sehen, auf der Sakristeiseite die Buchstaben IHS und MRAI.

IHS ist das Namenssymbol Jesu.
Es sind die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS).

Die Buchstaben M, R, I und A sind ineinander geschrieben. Sie sind die Buchstaben des Namens "Maria".


Türe mit alten Beschlägen
Die Beschläge sind durch ihre Zierformen dem Barockstil zuzu-ordnen.
An der Sakristeitüre ist noch das alte, kunstvoll gearbeitete Türschloss befestigt. Es dient nur noch der Zierde.



Epitaphe

Außerdem sind an den Wänden des Chores und am Chorbogen Epitaphe (Grabplatten) für frühere Pfarrer angebracht.
  Hinweis: Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch darunter ein Grab befindet.

 
Epitaph für Pfarrer Lechner
Eines davon wurde vom Pfarrer Lechner im 17.Jh. schon zu seinen Lebzeiten angefertigt. Für das Sterbedatum ließ er einen Platz frei. Nach seinem Tod dachte aber niemand mehr daran, das Datum einmeißeln zu lassen. So fehlt der Sterbetag (in den ersten beiden Zeilen) bis heute. Auf dem rotmarmornen Grabstein (116 x 49 cm) -sind unten ein Wappen (Wellen und gekrönter Löwe) sowie ein Priester mit dem Kelch abgebildet (siehe Bild links). Darüber steht der Text:
"Ao 16__ den __ __ starb der Ehrwürdig geistlich und gelehrte Herr Michael Lechner seines Alters um __ und ist allhier die __ Jahr lang Pfarrer gwest. Hat ihm und den Seinigen zum ewigen Gedächtnis diesen Choraltar machen lassen....

Freier Platz für das Sterbedatum
Michael Lechner war von 1637 bis 1667 Pfarrer in Hirtlbach.
Er starb zwei Jahre nach seiner Pensionierung am 31.1.1669.




Epitaph für
Pfarrer Braun
Ein Grabstein aus Kalkstein (64 x 41 cm)
wurde für den Pfarrer Anton Braun
im Jahr 1797 aufgestellt.
Unter einem Rahmen, in dem Priester-Insignien (Kelch, Hostie, Stola, Gebet-buch, Rauchfass) kreisförmig angeordnet sind, steht folgendes Gedicht des Pfarrers an seine Gemeinde:
   " Hirtelbacher Pfarrgemeinde
     Unter diesem Leichensteine
     Ruht der dich als guter Hirte
     Dreyßig Jahre eifrig führte

Deine Armen speiste/ tränkte
Deine Kirche reich beschenkte
Noch weinst / trauerst Du um ihn
Traure nimmer denn Gewinn
Ward für ihn sein ruhig Scheiden
Lebt er ia in ewgen Freuden.
Er war der Hochw.Hochedelg. u. Hochgelehrte
Hr. Anton Braun
Jubilierter Priester vorerst zu Asbach
dann zu Hirtlbach Pfarrer u. Dechand
starb den 2.ten Weinmonats 1797 im 75.sten J.
Gottes Friede über Jhm".


Epitaph für Pfr.
Caspar Mösserer

Epitaph für Pfarrer Caspar Mösserer von 1741 (Kalksteinraute mit Kelchrelief, 42 x 42 cm)
Im unteren Bereich ein Kelch mit Hostie.
Text: "Anno 1741 die 24.9bris (=November) obyit Adm. Revdissimus Nobilis ac Doctissimus Dominus Caspar Mösserer Parochus et Decanus in Hirtlpach. Aetatis suae LXXX annorum bis Neomylia (?) ter Parochus Requiescat in pace Amen".


Epitaph für Pfr.
Leonhard Reichart

Epitaph für Pfarrer Leonhard Reichart von 1751 (Kalksteinraute mit Kelchrelief, 43 x 44 cm)
Text: "Piae Memoriae Pfr. Rev. ac doctissimi Domini Leonardi Reichhart.Per X annos Parochi hic ... obiit 6.Novembr. 1751. R.in P.

Epitaph für Pfr.
Josef Menzinger
Epitaph für Pfarrer Johann Josef Menzinger von 1821.
Text: "Dem Andenken des Hochwürdiguen Herrn Joh. Joseph Menzinger. Kapitl. Kammerer und 19 Jahre eifrigsten Pfarrer dahier. Starb den 14.Februar 1821 im 59ten Lebens Jahre.
Gottes Friede über ihn".

Weitere Epitaphe erinnern an:

- Jakob Fischer
(Pfarrer, gest. 1948, Text: "Kirchen und Altäre zeugen von seinem Eifer für die Wohnung des Herrn".
  Rotmarmorplatte mit Kelchrelief; sign. mit H.Kugler, 70x 48 cm) und

- Pfarrer Hermann Bauer (Kammerer,gest.1912, Schwarze Steinplatte in heller Marmorrahmung,
   oben Kelchaufsatz (120x74 cm).



Kirchenschiff / Langhaus

Die Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen, dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten, "das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen Wogen des Schicksals rettet."


Deckengemälde

Das Kirchenschiff ist wie der Altarraum durch aufwändig gestaltete Pilaster gegliedert, die der Hirtlbacher Kirche ihr besonderes Gepräge geben. Diese dreifach gestuften, kannelierten und weiß gestrichenen Pilaster sind mit Kompositkapitellen, die Gurtbögen mit Ranken, Reben und Rosetten geschmückt. Die Stichkappen unter dem stuckverzierten Tonnengewölbe werden von Blatt- und Blütenstäben gerahmt und sind mit gelb/weißen Ranken und Muscheln verziert. An den nicht bemalten Seitenfeldern sehen wir weiße Ranken vor rosa Hintergrund mit Muscheln, Palmwedeln, violetten Kartuschen und Engeln.


An der Langhausdecke sind vier runde und ovale Deckengemälde zu sehen:

1. In der Nähe des Chorbogens befindet sich das Bild Mariä Verkündigung in Dreipass-Form.
Maria kniet rechts im Bild demütig vor dem Erzengel Gabriel (hebräisch=Stärke Gottes), der ihr die Empfängnis Jesu angekündigt. Zwischen den Figuren eine Vase mit einer Lilie, die seit dem Mittelalter als Blume der Reinheit und Jungfräulichkeit gilt. St.Mechthild von Magdeburg betete im 13.Jh: "empfange Herr, deine Bräute und begegne ihnen mit den Lilien der lauteren Keuschheit alle ihre Tage". Über Maria und Gabriel schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube im Strahlenkranz. Vom ihm führt ein immer breiter werdender Strahl zu Maria.

Mariä Verkündigung
2. Im Zentrum des Langhauses, ein rundes Gemälde, in dem die Sieben Gaben des Heiligen Geistes dargestellt werden. Um das mit einer Taube bemalte Heilig-Geist-Loch halten Engel Spruchbänder, auf die die einzelnen Gaben geschrieben sind:
1.Gottesfurcht - 2.Weisheit - 3.Frömmigkeit - 4.Stärke - 5.Guter Rat - 6.Wissenschaft - 7.Verstand.
Bis 1990 wurde jeweils am Pfingstsonntag bei der nachmittäglichen Andacht der Deckel geöffnet und an einem Seil eine weiße Taube mit 7 brennenden Kerzen und Pfingstrosenblüten herabgelassen. An Christi Himmelfahrt,
10 Tage vor Pfingsten, zog man hier die Figur des Auferstandenen in gleicher Weise hinauf, um die Himmelfahrt Christi anschaulich zu machen.


7 Gaben d.Hl.Geistes
3. Näher zur Empore hin zeigt ein Gemälde den hl. Korbinian.
Er sitzt, in ein blaues Bischofsgewand gekleidet, auf einem Thron, einem Löwenstuhl, und hält ein Bild von Freising, seinem Bischofssitz in der Hand. Zwei Engel reichen den Bischofsstab und einen Wanderstab.
Rechts unten ist ein Bär mit einer verschnürten Last zu sehen, der an die Legende von der Romreise erinnert.
Als ein Bär auf der Reise das Pferd von Korbinian riss, verurteilte ihn der Heilige dazu, anstelle des Pferdes die Last nach Freising zu tragen. Das Bild wurde vom Maler signiert (J.Nep.Müller 1865).


Hl.Korbinian
4. Über der Orgel sind in einem ovalem Gemälde der hl. Johannes der Täufer und der hl. Franziskus dargestellt. Dieses Gemälde ist das einzige, das noch aus den Zeiten des Kirchenbaues 1715/16 stammt. Die beiden Heiligen waren die Namenspatrone des damaligen Hofmarksherrn und Finanziers der Kirche, Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing. Das Fresko war lange Zeit übermalt und wurde erst bei der letzten Reno-vierung um 1984 wieder freigelegt. Als Maler wird der Freisinger Hofmaler Franz Joseph Lederer genannt.

Johannes und
Franziskus

 

Seitenaltäre

Die schräg gestellten Seitenaltäre (Neurokoko-Retabel aus dem Jahr 1941 von Michael Rummer für 1500 RM 17) ) sind grau und rot marmoriert und dem hl. Jakobus sowie der Mutter Anna geweiht. Die Altargemälde sind im Nazarenerstil der 2.Hälfte des 19.Jh gestaltet, wurden aber erst 1941 von Richard Holzner (1883-1958) aus München gemalt (sign). Auf dem obersten Punkt des Rahmens sitzen neubarocke Englein, an den Seiten Cheruben.
Es sind schon die dritten Seitenaltäre seit der Barockzeit:
- Von 1653 bis 1865 standen hier die von
Pader Konstantin (1605-1681) erstellten Seitenaltäre,
- von 1865 bis 1941 neugotische Altäre.


Linker Seitenaltar


Zentrum des linken Seitenaltars ist ein Gemälde, das die Aufnahme des hl.Jakobus als Jünger Christi zeigt (Mt.20,21). 17)
Jakobus der Ältere war der Sohn des Fischers Zebe-däus und der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Er zählte neben seinem Bruder und dem Petrus zu den drei bevorzugten Jüngern, die bei der Verklärung Jesu und in seiner Todesangst im Garten Gethsemane zugegen waren.


Jakobusaltar links
Im Bild vorne die Mutter, die sich bei Jesus für ihre beiden Söhne Jakobus und seinen (bartlosen) Bruder Johannes einsetzt. Aus dem Boot beobachtet Zebedäus die Szene.
Nach anderer Quelle zeigt das Bild die Aufnahme von Petrus und Andreas in den Kreis der Apostel.
Assistenzfiguren stellen die
- hl. Apollonia
(mit Zange und Zahn) und
- die gekrönte hl. Margareta, die an einer Leine
   einen Drachen (Lindwurm) führt.
Beide Holzfiguren könnten von den früheren Altären von 1865 stammen.
17)
   
Apollonia u. Margareta

Apollonia hält neben dem Palmzweig der Märtyrerin eine Zange mit Zahn in der Hand. Sie wurde mit Zangen zu Tode gequält und ist Patronin gegen Zahnschmerzen.
Margareta wurde vor ihrem Martyrium von einem Drachen heimgesucht. Als sie ein Kreuzzeichen über ihm machte, wurde er getötet.

  Hinweis: Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker in ihren Mythen (Lindwurm) kennen. In China gilt er als Glück bringend, bei uns im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon = "furchtbar Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung des Bösen und als Teufel bezeichnet. In der Apokalypse bedroht er die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte. In der religiösen Kunst wird er häufig zusammen mit dem hl.Michael, dem hl. Georg und der hl.Margarete abgebildet. Bei frühen Darstellungen ist der Drache meist schlangenartig und oft mehrköpfig wiedergegeben, seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig, oft mit Fledermausflügeln und feurigem Atem. Die Ähnlichkeit der in der religiösen Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern ist frappierend. Zwar war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt, dass es Saurier gegeben hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten die Gewissheit über die Existenz und das Aussehen der Drachen. Erst 1840 wurden die Saurier als eigene Spezies eingeordnet.
Der Tabernakel des linken Seitenaltars besitzt auf seiner Türe ein IHS-Relief.
  Hinweis: IHS das ist das Namenssymbol Jesu. Es kann auf zwei Arten gedeutet werden: Es sind einerseits die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS); andererseits werden diese Buchstaben auch als Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" das bedeutet: "Jesus, Erlöser der Menschen" verstanden.

Auf dem Altartisch des linken Seitenaltars steht eine künstlerisch nicht sehr anspruchsvolle Muttergottesfigur.


Rechter Seitenaltar

Das große Altarbild des rechten Seitenaltar zeigt die hl. Mutter Anna, wie sie ihre Tochter Maria das Lesen lehrt.

Das Thema der Unterweisung Mariens tauchte erstmals im 14.Jh auf und war besonders in der Barockzeit beliebt.


Anna-Altar rechts

Es geht zurück auf das Bibelwort aus dem Buch der Sprichwörter (1,8) "Höre mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters und die Lehre deiner Mutter verwirf nicht" und wendet das Wort auf Maria an. Die Kunst des Lesens beherrschten in früheren Zeiten nur wenige, meist vornehme Menschen. Dazu sollten auch Anna und Maria gerechnet werden.  

Assistenzfiguren sind
- der hl.Joachim mit der Schäferschaufel und 2 Täubchen in der Hand sowie
- der hl. Johannes der Täufer, in der Hand den Kreuzstab mit einem Spruchband, zu seinen Füßen ein Lamm.
Beide Figuren stammen wohl aus dem Ende des 19.Jh.
St.Joachim, war der Vater von Maria und somit der Großvater Jesu. Die Opfertauben im Körbchen erin-nern an folgende Legende: Joachim und Anna hatten lange keine Kinder. Dies galt im alten Israel als Makel und als Strafe Gottes. Deshalb wurde Joachim, als er im Tempel von Jerusalem das übliche Opfer, 2 Täub-chen, darbringen wollte, vom Priester zurückgewie-sen. Die Schäferschaufel erinnert daran, dass ihm beim Hüten der Herden ein Engel erschien.

St.Joachim u.
Johannes der Täufer
Johannes (der Cousin Jesu) war Bußprediger am Jordan und taufte dort auch Jesus.
Später wurde er auf Wunsch der Herodias, der Geliebten von Herodes und ihrer Tochter Salome enthauptet.
Mit den Worten "Dieser ist das Lamm Gottes, das die Schuld der Welt wegnimmt" hatte Johannes den Messias angekündigt (Johannes 1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem Lamm und mit dem Spruchband "Ecce agnus Dei" am Kreuzstab abgebildet.


Reliquiar 1

In die Predella stehen zwei Reliquiare, dreieckige Glasvitrinen aus dem Ende des 18.Jh., die noch aus dem Schloss Hof bei Eisenhofen stammen könnten. Sie sind von einem vergoldeten Rokokorahmen umgeben. Unter dem Glas sind auf einer Stoffrückwand mit Goldfäden Reliquien befestigt, die mit Edelsteinen geschmückt sind (sog. Klosterarbeiten). Diese Klosterarbeiten wurden aber erst im 20.Jh gefasst. Auf den relativ großen Cedulae, den Pergamentzettelchen stehen die Namen der Heiligen, deren Reliquien enthalten sind:
       S.FORTUNAT M. - ALEXANDER M. - IUSTUS M. -VICTORIA M.
       CHARUS M. - SILVANUS M. - AMANTIUS M. -CLEMENS M. -


Reliquiar 2

Auf dem Altartisch steht eine Figur der Muttergottes im Stile der Patrona Bavaria, mit den königlichen Insignien Krone, Zepter und Reichsapfel (in der linken Hand des Kindes). Man nimmt an, dass es sich bei dieser Figur um das "Marienbild" auf Schloss Hof bei Eisenhofen handelt, das bei der Säkularisation im Jahr 1803 versteigert wurde. Es stammt aus der Mitte des 17.Jh und wurde neu gefasst. Die Helmkrone wurde erst 130 Jahre später aufgesetzt; sie besteht aus vergoldetem Messing, ist mit bunten Steinen verziert und oben mit einem Kreuz versehen.

Muttergottes
von Schloss Hof
Die Figur ist ausgehöhlt. Bis 1941 stand sie in der Gibelnische des Pfanzelterhofes und wurde dann der Kirche geschenkt.
Hinweis: Der Apfel hat in der christlichen Kunst neben dem "Paradiesapfel" noch eine weitere Bedeutung: Er steht für den Kosmos und -seit die Kugelform der Erde durch die Kirche anerkannt ist- als Symbol der Erde. In der Hand von Jesus ist der Apfel das Zeichen der weltlichen Herrschaft. Deshalb hielt auch der deutsche Kaiser bei offiziellen Anlässen den mit einem Kreuz geschmückten Reichsapfel in der Hand - und zwar ebenfalls in der Linken, so wie die Jesusfigur hier in Hirtlbach. 43)

Auf dem rechten Seitenaltar war am 14.Sept.1727 die St.Anna-Bruderschaft gegründet worden. Der Stiftungsbrief mit Satzung, Gebet und Ablassregelung ist noch erhalten. Die Verehrung von St.Anna als in der Bibel nicht genannte Mutter Mariens entstand erst im 14.Jh. im Zusammenhang mit dem Kult der Maria Immaculata, der unbefleckten Empfängnis von Maria durch Anna.
St.Anna-Bruderschaften entstanden allgemein im 16.Jh. In einer mittelalterlichen Anrufung der hl. Anna heißt es (in heutigem Deutsch): "Gepriesen sei die heilige Anna, deine Mutter, aus der du ohne Makel und ohne Sünde hervorgegangen bist, Jungfrau Maria, aus welcher geboren ist Jesus Christus".

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Kanzel

Die mit dem Kirchenneubau 1715 entstandene Kanzel ist mit Stuck verziert; dies ist sehr selten. Am geschweiften Kanzelkorb sind die vier Evangelisten mit ihren Attributen dargestellt. Dazwischen Frucht-gehänge und Engelsfiguren; unten ein Laubwerkrelief. Die zweiflügelige Kanzeltür, die in den Sakristeispei-cher führt, zeigt in römischen Ziffern die Symbole für die Zehn Gebote. Sie ist umgeben von einem Stuckvor-hang mit Kordeln.

Kanzel

Der Schalldeckel der Kanzel ist sehr wuchtig. An seiner Unterseite sehen wir, umgeben von Putten, die Heilig-Geist-Taube. Von ihr aus führen Strahlen nach außen, auf denen die 7 Gaben des hl.Geistes aufgeführt sind. Es sind dies die Gabe
- der Weisheit (Sapientia)
- des Verstandes und der Einsicht (Intellectus)
- des Rates, (Consilium)
- der Stärke (Fortitudo)
- der Erkenntnis, der Wissenschaft (Scientia)
- der Frömmigkeit (Pietas)
- der Ehrfurcht vor dem Herrn (Timor Dom.)

Auf dem Schalldeckel steht eine Stuckvase mit rotweißem Rosenstrauß (Bild siehe ganz oben).
Man nimmt an, dass die Kanzel ebenfalls vom Stuckateur Nikolaus Liechtenfurtner (1671-1742) und Maler Franz Joseph Lederer (1676-1733) aus Freising geschaffen wurde.
  Nikolaus Liechtenfurtner, auch Niklas Lichtenfurtner (* um 1671 in Miesbach; + 1. August 1742) war ein Stuckateur der Barockzeit. Er war meist im Auftrag des Freisinger Fürstbischofs Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck tätig.

  Hinweis: Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.



Kanzelkreuz

Gegenüber der Kanzel -an der Nordwand- ist ein großes Kruzifix (sog.Kanzelkreuz) mit darunter stehender schmerzhafter Muttergottes (Mater dolorosa), eine Kopie der Herzogspitalmutter, angebracht.

Das Kruzifix und die Muttergottes stammen aus dem frühen 18.Jh. 17) Sie wurden aber wohl von verschiedenen Künstlern geschnitzt.

Der Corpus Jesu ist als Inkarnat (=fleischfarbig) gefasst. Die Adern schimmern blau unter der Haut hervor. Jesus hat sein dornengekröntes Haupt im Tode nach rechts geneigt; es ist von dem nur göttlichen Personen vorbehaltenen dreistrahligen Heiligenschein umgeben. Aus den Wunden der Hände, der Füße, der Knie, der Seite und an der Stirn unter der Dornenkrone tropft das Blut. Das vergoldete Lendentuch (Perizoma) mit barockem Knoten wird nur von einem Band gehalten und flattert im Wind.
Das Haupt Mariens ist umgeben von 12 Sternen. Sie erinnern an die Apokalyptische Frau, die Johannes in der Geheimen Offenbarung beschrieben hat. Diese Frau war in der Vision vom Strahlenkranz der Sonne umgeben, über ihrem Haupte standen zwölf Sterne als Symbol für die zwölf Stämme Israels. Die Apokalyptische Frau wurde in frühchristlicher Zeit als Symbol für die Kirche angesehen und erst später mit Maria identifiziert.

  
Kanzelkreuz und
Mater dolorosa
  Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.


Kirchenbänke und Opferstock


Die Kirchenbänke (10 + 13 Reihen) aus der Erbauungszeit von 1715 haben kunstvoll geschnitzte Wangen mit Akanthusblatt-Motiven. Die Wangen wurden 1984 restauriert.

(mehr über die Muster an den Wangen alter Kirchenbänke im Landkreis Dachau finden Sie hier..).

Kirchenbank
 

Opferstock
Der kleine, sehenswerte Opferstock in der Nähe des Eingangs besitzt ein Gehäuse aus Schmiedeeisen.
In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier...


A
postelleuchter
Zwischen den Kreuzwegbildern befinden sich die Apostelleuchter aus vergoldetem Schmiedeeisen vor Stuckkreuzen mit Blattkränzen. Sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin dieses himmlische Jerusalem.


Apostelleuchter


K
reuzwegbilder


An den Wänden des Kirchenschiffs sind die vierzehn Kreuzwegbilder aus der ZeiKreuzwegbildert um 1865 17) angebracht (gemalt mit Ölfarbe auf Leinwand).
Welcher Künstler die Bilder gemalt hat, ist nicht bekannt.
Die Hirtlbacher Kreuzwegbilder gehören aber zu den Bildern, für die der bekannte Nazarener-Maler Joseph von Führich aus Wien (1800-1876) die Vorlage geschaffen hat.


Kreuzwegbilder
Joseph von Führich (auch "Theologe mit dem Stifte" genannt) war durch seine Kreuzwegbilder (1844/46) international bekannt geworden. Als Kupferstiche verbreiteten sie sich über ganz Europa und unzählige Maler (darunter auch Anton Huber für Petershausen, Franz Mayr für Kreuzholzhausen und Anton Rick für Röhrmoos) benutzten sie als Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln. Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mind. 22 Kirchen des Dachauer Landes in hohem Maße.

1. Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
2. Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
3. Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
4. Station
Jesus begegnet
seiner
Mutter Maria
5. Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
6. Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
7. Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
8. Station
Jesus tröstet
die weinenden
Frauen
9. Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
12. Station
Jesus
stirbt am Kreuz
13. Station
Jesus wird
vom Kreuz
abgenommen
14. Station
Jesus wird
ins Grab gelegt

Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...


Vortragekreuz


Vortragekreuz

An den Kirchenbänken ist ein schönes, barockes Vortragekreuz in Inkarnatsfassung befestigt. (18.Jh) 17)
Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.


Bilder und Figuren beim Eingang

Unter der auf 4 Säulen gestützten Doppelempore hängt ein früheres Altarblatt des linken Seiten-altars. Auf dem großen Ölgemälde sind drei weibliche Heilige zu sehen:

3 weibliche Heilige
- Ganz links St.Katharina mit dem Radl,
- rechts die hl. Apollonia mit der Zange.
Das sind die beiden Heiligen, deren Figuren auf den Altären in Hirtlbach stehen.

- Die Heilige in der Mitte, mit Krug und Brot in
  den Händen, ist die hl. Elisabeth, die an der
  Wartburg Arme verköstigte.
Pfarrer Menzinger notierte 1811: "Auf der Evangelienseite die heiligen S.Catharina, S.Elisabetha u.St.Ottila auf einem Blatt beysammen in der Glorie gemalen. Ein schönes altes Stück" 17)

Neben dem Gemälde steht die Figur eines Geißelheilands aus dem Ende des 18.Jh. der an eine Säule gekettet ist. Sein Gewand entblößt die linke Schulter, auf der eine Wunde zu sehen ist.
  Hinweis: Die Bibel sagt nichts über eine "Schulterwunde" aus. Diese geht zurück auf eine Vision des hl.Bernhard von Clairvaux. Als er dabei Christus fragte, welche seiner Wunden ihm die größten Schmerzen bereitet habe, antwortete der: "Die Wunde, auf welcher ich das Kreuz getragen habe."

Geißelheiland

Neben dem Eingang eine Statue des hl. Konrad von Parzham aus dem 20.Jh. Sie kam bei der Renovierung im Jahr 1936 in die Kirche. 17)
Hinweis: Der Heilige Konrad (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte, die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen.
1934 wurde Konrad von Papst Pius XI. (1922-1939) heiliggesprochen. Damals wurden in unseren Kirche viele Figuren dieses Volksheiligen aufgestellt.

St.Konrad
Die älteste Valentin-Figur von Hirtlbach ist nicht mehr in der Kirche untergebracht.
Die wohl noch spätromanische Sitzfigur besitzt keine Arme mehr, die Fassung ist teilweise abgeplatzt, das Gesicht übermalt. Die Figur bedarf einer Restaurierung.
'
St.Valentin

Emporen

Die Kirche besitzt zwei Emporen, die sich auf dünne Holzsäulchen stützen.
Die Emporenbrüstungen mit sieben Rechteckfeldern, Glöckchengehängen und Laubwerk sind ebenfalls stuckiert.
Die obere Brüstung ist etwas zurückgesetzt und tritt in der Mitte hervor.

Das einfache Emporengestühl könnte noch aus der Barockzeit stammen. Auf den massiven Brüstungsbalken haben sich noch Namensschildchen erhalten.

Auf der ersten Empore hängen an der Rückwand zwei Ölbilder aus dem 18.Jh. 17), die
- den hl.Petrus (zu erkennen am Himmels-
  schlüssel), und
- die hl. Maria Magdalena mit den Attributen
  Kreuz und Totenschädel zeigen.

Maria Magdalena
Beide Bilder kann man unter der Überschrift "Reuige Sünder" zusammenfassen.
Der Totenschädel ist Zeichen der Sterblichkeit aller irdischen Dinge, Ermahnung zur Buße und Anruf der Ewigkeit.




    
Orgel  17) 49)
Die Orgel auf der zweiten Empore besitzt ein dreiteiliges Gehäuse im klassizistischen Stil.
Sie wurde 1895 von Franz Borgias Maerz als einmanualiges Werk mit 8 (bzw. 9) Registern aufgestellt.


39 originale Orgelpfeifen mussten im Herbst 1917 zum Einschmelzen abgeliefert werden; erst 10 Jahre später, 1927, hat man sie durch neue Pfeifen von Julius Zwirner/München ersetzt (für 365 Mark
17) ).

Orgel 1895
Renovierungen
- 2005 wurde die Orgel von der Münchner
   Orgelbaufirma Johannes Führer GmbH,
- 2015 durch Orgelbauer Wolfgang Schober aus
   Plattling (für 17.000 Euro) renoviert 34) .

Sie besitzt weiterhin 8 Register mit 1 Manual und 1 Pedal sowie eine mechanische Kegellade.  29)
 

Disposition der Orgel von 1895 (nach Brenninger -Stand 1975 und wohl auch 2005-):  07)
Manual (C-f'''): Gamba 8', Principal 8', Salicional 8', Gemshorn 8', Octav 4', Trompete 4', Mixtur 2 2/3'  
Pedal: (C-d'):   Subbass 16'
Koppeln:
         I-P

Die Vorgängerorgel stammte aus der Zeit um 1750/60, besaß ebenfalls 8 Register und wurde 1814, 1839 und wohl 1884 repariert. Pfarrer Menzinger (1801-1821) äußerte sich über die damalige Orgel mit den Worten "Mag 100 oder 150 Gulden werth seyn und ein Alter von 60 Jahren haben. Der Meister ist unbekannt, glaublich von Landsberger in Dachau oder Baier in Mch".
Diese Orgel von 1760 hatte die Disposition:
                           Principal 4', Octav 2', Quinte 3', Mixtur 2fach 1', Gamba 4', Flöten 4', Subbass 16'.
17)

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K
rippe


In der Weihnachtszeit wird im der Kirche eine Krippe aufgebaut.
Die Krippenlandschaft und der orientalische Stall wurden ca. 1950 vom Bildhauer Michael Rumer aus Gröbenzell gebaut. Die Krippenfiguren stammen aus Südtirol; sie wurden im Jahr 2004 anlässlich des runden Geburtstags von Cilli und Adolf Pachinger gestiftet.


Weihnachtskrippe
Wenn Sie sich auch für andere Krippen in den Kirchen des Dachauer Landes interessieren, klicken Sie hier..


Vorhaus


Kriegerdenkmal

In dem auf der Westseite angebauten Vorhaus ist das Kriegerdenkmal eingerichtet. Zwei in die Wand eingelassene Steintafeln erinnern an die Gefallenen im Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Interessant ist auch die zweiflügelige Eingangstüre vom Vorhaus in die Kirche. Sie besitzt reiche Schnitzereien und alte Spiralbeschläge mit einem aus dem 19.Jh stammenden Schloss. 17)


Eingangstüre


Nach der Schmidt'schen Matrikel von 1739/40 besaß die Kirche in Hirtlbach auch eine Kreuzpartikel. Ob dies noch der Fall ist, ist mir leider nicht bekannt.
  Hinweis: Kreuzreliquien waren früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Die hl.Helena, Mutter von Kaiser Konstantin, soll im Jahr 326 nach der Legende das Kreuz Christi aufgefunden haben. Größere Kreuzpartikel kam ab 950 nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquienmonstranzen aufbewahrt und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten.


Heiliges Grab

Am Karfreitag ist in Hirtlbach ein sog. Heiliges Grab aufgebaut.
Es besteht aus einer sechs Meter hohen Holzkonstruktion, die 1946 von den Erbauern des Choraltars Xaver Reindl (Schreiner) und Michael Rummer (Schnitzer) geschaffen wurde.
17)

Die Scheinarchitektur füllt den ge-samten Chorraum der Kirche aus. Mittelpunkt der Szenerie ist die Figur des aufgebahrten Christus. Sie wird von zwei betenden Engeln bewacht. Darüber thront eine Monstranz, umgeben von sieben Putten und vielen bunten Lichtern. Mehrere mit gefärbtem Wasser gefüllte Glas-kugeln, die von hinten beleuchtet werden, tauchen den durch violette Vorhänge abgedunkelten Kirchen-raum in ein mystisches Licht.

Heiliges Grab
Das Heilige Grab in Hirtlbach hat eine lange Tradition. 17)
Die erste Erwähnung datiert aus dem Jahr 1752, als Pfarrer Anton Perghamer das Hl.Grab testamen-tarisch stiftete.
Pfarrer Philipp Eyerschmalz ließ 1843 vom Maler Anton
Huber (1799 -1868) aus Dachau für 194 Gulden ein neues Hl.Grab erstel-len. Es war 17 Schuh hoch und über 14 Schuh breit. Der erste Bogen bestand aus Leinwand, der Rest aus Holz, alles schön bemalt.

Seit 1946 wird das Heilige Grab immer wieder aufgebaut. Auch als nach dem Konzil in den 1960er Jahren dieser Osterbrauch offiziell abgeschafft wurde, hielt man in Hirtlbach an der Tradition fest.
                                                  Wenn Sie das Hl.Grab in Hirtlbach besuchen möchten, müssen Sie aber schon am
                                                  Karfreitag-Vormittag zu den Anbetungsstunden in die Kirche kommen.

Hinweis: Die ersten Heiligen Gräber entstanden durch Wallfahrer, die aus dem Heiligen Land zurückkehrten und daheim Nachbildungen des historischen Grabes errichteten. Eine Hochblüte erlebte der Brauch in der durch das Konzil von Trient (1545-63) eingeleiteten Gegenreformation. Die Jesuiten sahen im Heiligen Grab ein "spectaculum sacrum", ein heiliges Schauspiel, das für die Gläubigen das Heilsgeschehen eindrucksvoll veranschaulichte. Spectacula sacra waren in der ganzen Barockzeit ein beliebtes Mittel der Glaubensverkündigung.
Die Kulissen der heiligen Gräber wurden im Laufe der Zeit immer größer. Es entstanden fantastische Scheinarchitekturen mit biblischen Landschaften, mit Engeln und Wachsoldaten; im Zentrum Felsengrotten, in die man eine Figur von Christi Leichnam legte. In manchen Pfarreien standen fromme Bürger, als römische Soldaten oder als Engel verkleidet, am Grab.

In der Zeit der Aufklärung und der Säkularisation (ca. 1780-1820) wurde das spectaculum sacrum verboten. Doch staatliche Verbote haben in Glaubenssachen meist keine große Wirkung. Ab der Mitte des 19.Jh. lebte der Brauch wieder auf und führte zu einem neuen Höhepunkt; die Pfarreien wetteiferten miteinander in der prunkvollen Ausgestaltung.

Erst nach dem 2.Vatikanischen Konzil (1962-65) kam der Brauch zum Erliegen, weil er nicht mehr zur neuen Liturgie der Kartage passte. Leider wurden damals viele der Kulissen verbrannt oder entsorgt. Denn in den letzten Jahren werden in vielen Kirchen wieder Heilige Gräber aufgestellt. Wenn auch die kunsthistorischen Gründe für die Renaissance des Brauchs überwiegen, so kom-men doch am Karfreitag Abend und Karsamstag Vormittag viele Gläubige in die Kirche, um sich in dieser, alle Sinne berührenden Umgebung, in das Leiden und Sterben Christi zu vertiefen.

Inzwischen gibt es im Landkreis Dachau wieder mehrere Kirchen, in denen ein Hl.Grab errichtet wird. Im Jahr 2007 waren dies neben Hirtlbach noch Altomünster, Dachau-Mariä-Himmelfahrt, Dachau-Heilig-Kreuz, Dachau-St.Jakob, Ebertshausen, Kloster Indersdorf, Langenpettenbach, Weichs und Riedenzhofen. Wenn Sie interessiert sind, klicken Sie hier...


Karfreitagsratsche


Karfreitagsratsche
Einen Bezug zur Karwoche hat auch die Karfreitagsratsche, die in Hirtlbach noch in Gebrauch ist. Am Karfreitag und Karsamstag schweigen einem alten Brauch zufolge die Kirchenglocken. Ihre Funktion übernehmen die Holzratschen, die an diesem Feiertag von Ministranten durchs Dorf gezogen werden und mit lauten Klappergeräuschen auf die Gottesdienstzeiten aufmerksam machen.



Reliquiare

CHARUS M. - Silvanus M.
Amantius M. -Clemens M. -
S.Fortunat M.-Alexander M.
Iustus M. -Victoria M.
SS.Celestinus, Mauritius
Maximilian, Aurelius
Vincent, Maximilian
Alexandri, Urbanus
Märtyrer Alexander,
Severint(?), Corbinian
Märtyrer Justinus,
Aubelius, Lantberti

Die Kirche in Hirtlbach war reich mit Reliquiaren ausgestattet. Einige wenige zieren noch den rechten Seitenaltar (siehe oben...). Die übrigen wurden aus der Kirche entfernt, weil Reliquien den hohen Stellenwert, den sie in den letzten Jahrhunderten hatten, verloren haben. Dies gilt vor allem für die in den Reliquiaren aufbewahrten Knochensplitter von sog. Katakombenheiligen. Dabei handelt es sich um menschliche Gebeine aus den im Jahr 1573 entdeckten Katakomben in Rom, die pauschal zu Überresten von Märtyrern erklärt und auf Phantasienamen nachgetauft wurden. In der Reliquie (lat. reliquiae = Überrest) verehrte man den Heiligen selbst. Über viele Jahrhunderte waren Reliquien für die Gläubigen Unterpfand für die überirdische Kraft des Heiligen, für seine besondere Stellung zu Gott, die er sich durch seinen Märtyrertod oder durch ein gottgefälliges Leben erworben hatte. Reliquien waren wegen ihrer vermuteten Wunderkraft außergewöhnlich wertvoll. Deshalb hat man sie in kostbaren Gefäßen verwahrt, verziert mit Goldlahn (= mit Goldfaden umwickelter Metalldraht), farbigen Steinen und Wachsmedaillons, gebettet auf damals wertvollen Stoffen.
Bei den Reliquiaren oben rechts handelt es sich um Stücke aus dem 19./20.Jh, mit Partikeln von Freisinger Heiligen.

Eine besondere Form der Reliquiare sind die Tafelreliquiare in Gemäldeform. Sie werde von einem reich verzierten, ver-glasten Holzrahmen mit Rocailleaufsatz eingefasst. Auf dem Hintergrund rankenförmiger Blüten aus Silberlahn sehen wir im Zentrum Aquarell-Darstellungen von Aposteln (siehe Bild links und als Ausschnittvergrößerung rechts).
Die Apostel sind vor dem Hintergrund römischer Heiligtümer mit ihren Attributen abgebildet. Dazu jeweils drei Katakom-ben-Reliquien.

St.Matthäus
St.Paulus
St.Thomas
St.Philippus
St.Simon



Kreuzreliquien-Monstranzen

Hirtlbach besitzt mehrere Kreuzreliquienmonstranzen aus der Barock- und Rokokozeit. Sie bestehen aus Messing/Kupfer und sind mit Silber bzw. Gold überzogen. Um das Sichtfenster mit den Kreuzpartikeln ranken sich Rocaillerahmen, Schmuckelemente aus floralen Motiven (Blumen und Blättern) und Edelsteinen. Die Kreuzreliquienmonstranzen werden nur noch selten ausgestellt; sie sind deshalb außerhalb der Kirche untergebracht.

Reliquien-monstranz


...
Kreuzpartikel

Die links dargestellte Reliquienmonstranz stammt aus dem 19.Jh. Sie ist aus Messing, in Treibarbeit erstellt (von der Rückseite her gehämmert) und vergoldet. Sie besitzt einen rautenförmigen Strahlenkranz. Dazwischen Rosetten mit Steinen. Die Kreuzpartikel selbst ist als kleiner schwarzer Strich innerhalb eines umgebenden Schmuckkreuzes aus versilberten Ranken zu sehen. Zudem sind versilberte Reliefs angebracht, z. B. eine Pieta.
Allerdings ist das Kreuz im Sichtfenster verkehrt herum eingebaut. Ich habe es im 2.Bild links in die richtige Lage gedreht. Die Cedulae, die kleinen Zettelchen aus Pergament enthalten die Namen der Reliquien: "S.Crucis J.N.Jesu" und "S.Matthiae und S.Theresiae V.

Die rechte Reliquienmonstranz stammt aus dem 3.Viertel des 18.J. Sie ist als Strahlenmonstranz gestaltet, besteht aus Kupfer ist punziert (=mit Prägung versehen) und vergoldet. Um das Schaugefäß herum ist ein Rocaillegitter aus Blüten, Reben, Ähren, Cherubim und angelegt.

 
Reliquienmonstranz
Im ovalen Schaugefäß ein größeres Kreuz aus Bergkristall, das die kleine, kaum sichtbare, fei-ne Kreuzreliquie enthält. Bergkristall in Kreuz-form als Einfassung einer Kreuzpartikel ist seit Jahrhunderten verbreitet. Während der Edelstein in der Antike als wertvoller Heil- und Zau-berstein galt, ist er im Christentum ein Zeichen für die Auferstehung Christi.   26)
 

Hinweis: Kreuzreliquien waren früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Die hl.Helena, Mutter von Kaiser Konstantin, soll im Jahr 326 nach der Legende das Kreuz Christi aufgefunden haben. Größere Partikel dieses aufgefundenen Kreuzes kamen ab 950 nach Deutschland; die meisten wurden aber im 17. und 18.Jh erworben und waren nur an den alten Partikeln anberührt. Sie werden meist in Reliquienmonstranzen aufbewahrt.


P
farrhof Hirtlbach   17)

Pfarrhäuser gibt es schon so lange wie Pfarreien; schließlich musste der Pfarrer in der Nähe er Kirche wohnen. Der Pfarrer dürfte auch schon von Anfang an einen landwirtschaftlichen Betrieb besessen haben, weil er von den reinen Handlungsgebühren (=Stolgebühren) nicht leben konnte. Die Pfarrgründe umfassten eine Fläche von zuletzt (1923):105 Tagwerk (= 35 ha).
Die erste Nachricht von einem Pfarrhof in Hirtlbach finden wir in der Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524. Dort heißt es: "Item domus et aedificia dotis non patiuntur defectus" (Das Pfarrhaus und die Wirtschaftsgebäude sind in gutem Zustand).
Wenige Jahre später, bei der Visitation 1560, haben die Visitatoren festgestellt: "die kirch und pfarrhof seind nit paufellig"; das bedeutete damals: ... nicht reparaturbedürftig.

Der Pfarrbauernhof (Widum) scheint schon sehr früh (teilweise oder ganz) verpachtet worden zu sein. Jedenfalls sind die Namen der Pächter von 1568 bis 1677 bekannt. Danach bearbeiteten die Pfarrer die Gründe bis 1934 selbst (mit Gesinde), zuletzt aber nur zu einem kleinen Teil (1923: 25 Tagwerk). Die Fruchtbarkeit der Äcker war nicht hoch (10 Ztr. pro Tagwerk), weil sich im Boden "Naßgallen, Steinplatten und Sand" befinden.
Die Einnahmen des Pfarrers setzten sich wie folgt zusammen: Bauernhoferträge, Stolgebühren, Groß-, Klein- u.Blutzehent, Käsegeld und Kirchtrachtbrot. Die Ausgaben gingen an 9-10 Dienstboten als Lohn und als Verpflegung sowie an Handwerker für den Gebäudeunterhalt.
  Stolgebühren waren die Gebühren für die seelsorgerlichen und sakramentalen Dienste der Pfarrer. Wegen des Simonieverbots durften sie prinzipiell erst nach der Amtshandlung erhoben werden. Außerdem musste die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Gläubigen berücksichtigt werden. Die Gebühren waren teils durch das Herkommen, teils durch Ordnungen der Dekanatskapitel festgelegt. Zu den Stolgebühren zählten folgende Einnahmen: 50)
- die Gebühren für die Taufe (baptismalia): i.d. Regel ein Brotlaib oder 2 Kreuzer
- die Gebühren für die Aussegnung der Wöchnerin (kindpötterin) 3 Kerzen bzw. 3 Kreuzer
- die Gebühren für eine Trauung: Teilnahme am Hochzeitsmahl
- die Gebühren für eine Krankenkommunion: 0-4 Kreuzer
- die Gebühren für ein Requiem und eine Beerdigung (Selgeraidt): bis zu 1 Gulden
- das Beichtgeld: 1 bis 2 Pfennig.
Insgesamt waren die Einnahmen aus den Stolgebühren meist nicht sehr bedeutend.
   

1723 setzte man den Pfarrhof um 1126 Gulden instand. 1724 pflanzte der Pfarrer und Dekan Caspar Mösserer Linden "gegen die westlichen Stürme für den ganzen Pfarr Hof".

1752 bearbeitete der Hilfspriester Sebastian Schwaiger für einige Monate die Ökonomie. Er führte darüber Buch. Interessant sind die darin genannten Preise (fl.=Gulden):
Schober Weizen - 1 fl. Schober Roggen - 1 fl.30 ein Schober Stroh -  1 fl.30 1 Maß Weißbier - 15 Pfg (= 3,75 kr)
vier Maß Essig -  10 kr. zwei Tauben - 10 kr. ein Pazen (?) Eier -         4 kr. 1 Maß Braunbier -13 Pfg (= 3,25 kr)
1 Pfund Zucker - 28 kr. 1 Pfund Reis -   8 kr. 1 Tafel Schokolade - 1 fl.20

Räuber und Soldaten
Im 18. u. 19.Jh. wurde der Pfarrhof des Öfteren von Räubern und Einbrechern heimgesucht.
Am 31.7.1783 wurde Pfarrer Anton Praun von drei Räubern überfallen, misshandelt und beraubt. Nicht nur das gesamte Geld (sogar das aus dem Hosensäckl des Pfarrers), sondern auch die Kleidung wie Hut, Handschuhe, Schuhe, Schnupftuch und Schlafhaube waren weg.
Das gleiche Schicksal erlitt Pfarrer Philipp Eyerschmalz. Bei ihm wurde dreimal eingebrochen. Die Räuber waren als Jäger verkleidet und räumten vor allem die Ställe aus.
Ähnliche Wirkung hatten die Kriege:
Bei den sog. Koalitionskriegen um 1800 besetzten die Franzosen mehrmals Bayern, plünderten die Bauernhöfe und erpressten die Bauern. Die österreichischen Truppen war zwar befreundet, doch auch sie versorgten und finanzierten sich aus dem Land. Pfarrer Eyerschmalz war besonders darüber erbost, dass man in den Pfarrhof Soldaten "samt ihren Weibern und Maitreshen, kurz, mit den ausschweifensten Personen aus Bosheit einquartiert hat, so dass mein Pfarrhof manchesmal einem Wasch- und Bordellhause enlich sah".


Beschreibung des Pfarrbauernhofs

Um 1800 bestand der Pfarrhof aus folgenden gemauerten Gebäuden: Pfarrhof, Pferdestall, Back- und Waschhaus (mit Hühnerstall und Platz für das Küchenholz). Aus Holz waren Getreidestadel, Kuhstall, Schweineställe und Wagenremise errichtet.
1851 beschrieb Pfarrer Kreuzmair in einem Bauantrag an das Landgericht Dachau den Bauernhof wie folgt:
  "Die dermalige Hornviehstallung, 51 Schuh lang und 34 Schuh breit (=17 x 11 m), für 26 Stück Rindvieh Raum bietend, die Umfangwände von Holz, ist völlig irreparabel, und deren Neubau dringend notwendig. Dieselbe befindet sich östlich im Gereidestadel, welcher 158 Schuh länge und 48 Schuhe breite (= 53 x 16 m) mißt und 1 Futtertenne, 2 Dreschtennen und 3 Getreideviertel enthält. Infolge Fixierung (= Festschreibung) des Zehents ist er nun viel zu groß, und kann der Theil, wo jetzt der Kuhstall und die Futtertenne sind abgebrochen und dieser Raum zur Dungstätte verwendet werden, welche zwischen genanntem Stalle und der Pfarrwohnung, also mitten im Hof angelegt ist, was keinen ästetischen Anblick darbietet. Es blieben demnach noch 2 Getreideviertel, groß genug, um die wichtigste Ernte von 68 Tagwerk 93 Dezemalen Acker, nach 3 Feldern bewirtschaftet, zu fassen und eine Tresch- u.Futtertenne."
Wenn man davon ausgeht, dass die beantragten Baumaßnahmen umgesetzt wurden, sah der Bauernhof ab 1852 wie folgt aus:
  Gesunder, geräumiger Hornviehstall mit einem böhmischen Gewölbe für 20 Stück Rindvieh, zwei Muttersauen und andere Schweine mit einer Gesamt-Grundfläche von 1517 Quadratmetern (= 41 x 37 m).
Wasserbehälter aus Backsteinen, mit hydraulischem Kalk gemauert. 2 Futterkrippen, 6 Schweineställe und ein Keller zum Aufbewahren von 30 Schäffl Erdäpfeln und 25 Fuder Rüben. Das Pfarrhaus ist nur teilweise unterkellert.

Brand des Pfarrstadels
Am 8.März 1882 brannte der 1852 für 1300 Gulden errichtete Stadel ab. Im Polizeibericht stand: "... dass in vergangener Nacht um 12 Uhr in dem isoliert stehenden Stadel des Pfarrers Michael Buchele zu Hirtelbach Feuer ausbrach, welches nicht nur diesen, sondern auch die an den Stadel angebaute Wagenremise gänzlich einäscherte. Dabei verbrannten auch mehrere Oekonomiegerätschaften (Dresch- und Gsottmaschine, vier Wagen, eine Chaise und ein großer Vorrat an Heu, Grummet und Stroh) im Gesammtwerthe von 2850 Mark". Es bestand keine Versicherung. "Als Entstehungsursache des besagten Brandes vermuthet man allgemein vorsätzlich Brandstiftung, doch konnte man bezüglich der Thäterschaft bis jetzt noch nichts Bestimmtes ermitteln...".


Versteigerung des Pfarrhof-Inventars 1883
Am 3.Februar 1883 wurde das landwirtschaftliche Inventar des Pfarrhofs versteigert. Es ist davon auszugehen, dass der Pfarrer damals die Landwirtschaft stark verkleinert hat, so wie dies in vielen anderen Pfarreien um diese Zeit der Fall war.
Die Versteigerung wurde im Amperboten vom 28.2.1883 angekündigt. Angeboten wurden Vieh, Wägen, Werkzeuge und Einrichtung der Dienstbotenkammern. Den genauen Text können sie bei einem Klick auf das Bildchen rechts lesen.

Umbau zum Pfarrheim
Nach völliger Aufgabe der Landwirtschaft 1934 verfiel das Ökonomiegebäude zusehends. Der Pferdestall wurde abgebrochen.
Im Herbst 1993 hat man den einsturzgefährdeten Stadel unter tatkräftiger Mithilfe der Bevölkerung saniert und umgebaut.
Am 20.Juli 1997 wurde der Bau als Pfarrheim (unten) und als Schützenraum (oben) seiner neuen Bestimmung übergeben.


Valentinsfigur am Pfarrstadel

Die Pfarrei besitzt eine 1,70 m große und 150 kg schwere Holzfigur des Kirchenpatrons St.Valentin von Rätien, der der Legende nach im 5.Jh. Bischof von Passau gewesen sein soll.
Der auf einem Hocker sitzende Heilige ist im Bischofsornat mit Mitra und Bischofsstab dargestellt; die rechte Hand hat er segnend erhoben.
Der Hirtlbacher Kirchenpatron St.Valentin ist nicht mit dem hl.Valentin von Rom identisch, dessen Fest am 14.Februar mit Blumengeschenken gefeiert wird (und der zudem kein Bischof war).

St.Valentin
Die Skulptur war von 1865 bis 1946 die Haupt-figur auf dem Hochaltar. Danach begann die Wanderung, die sie zunächst in den Vorraum des Leichenhauses, ab 1994 zurück in den Kirchen-raum aber ganz hinten unter die Treppe zur Empore und 24 Jahre später ins Freie an den Pfarrstadel führte. 2018 berichtete die Zeitung 42), dass die Figur ihren endgültigen Platz in einem neu aufgestellten Bildstock am Pfarrstadel gefunden hat. Eine Glasscheibe schützt sie dort vor den Witterungseinflüssen.

Hans Schertl

 

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  Visitationen 1560 und 1584

Quellen:
01) Dr. Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
04) Descriptio antiqua omnium Parochiarum Dioecis Frisingensis, in qua videre licet, quid juris Ordinario Frisingensi,
       Electori (Duci) Bavariae, monasterium Praelatis aliisque patronis competat v. 17.10.1601, Deutinger § 678
05) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874/80
06) Max Gruber, Der Freisinger Hofmaurermeister Dominikus Gläsl, Amperland 1967
07) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/3
08) M.Grünwald, Christoph Angermair. Studien zu Leben und Werk des Elfenbeinschnitzers und Bildhauers, 1975 (Angermair)
09) Heinrich u.Margarete Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (Anna-Bruderschaft)
10) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland wirkende Maler, Amperland 1982 (Angermair)
11) Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Derffler)
12) Jakob Mois,Konsekrationsbuch des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe 1707)
13) Festschrift zur 1250-Jahrfeier der Diözese München und Freising, Das Dekanat Weihenstephan, 1989
14) Historischer Atlas v.Bayern, Die Landgerichte Dachau u. Kranzberg Bd.I, Hefte 11/12, Landkreis Dachau, 1952 (1818)
15) Leben aus dem Glauben, Das Bistum Freising, Teil 3 -Reformation und Zeitalter des Barock 1992 (Eckher)
16) Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
17) Kottermair/Diem, Hirtlbach, Erinnerungen eines Dorfes, 2000
18) Dr. Lothar Altmann, Barocke Deckenmalerei im Landkreis Dachau, Amperland 1998/3
19) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Zur Geschichte von Hirtlbach, Hörgenbach und Neusreuth, Amperland 2001/3
20) Albert Reindl, Mesner und Altbürgermeister, Hirtlbach 2002
21) Dachauer SZ vom 24.4.2003
22) Dachauer Nachrichten vom 4.8.2006
23) Dr.Peter Pfister, Ausstellungskatalog Oberammergauer Passionsspiele 1999, S.27
  'Communicantes' waren Gläubige, die die Erstkommunion gefeiert hatten und zur Kommunion gehen durften. Wenn wir daraus die tatsächliche Zahl der Gläubigen herleiten wollen, müssen wir -so Peter Pfister- "noch etwa 15 bis 20 % für Kinder und Unzurechnungsfähige hinzuzählen".
24) Sarah Khan, Diversa diversis: mittelalterliche Standespredigten und ihre Visualisierung, 2007
25) Krippenausstellung Erdweg, Dezember 2009
26) Susanne Wittekind, Caput et corpus die Bedeutung der Sockel von Kopfreliquiaren, in Reliquiare im Mittelalter von Bruno
      Reudenbach, S. 114, 2005 (Bergkristall)
27) http://de.wikipedia.org/wiki/Christof_Angermair, 2015
28) Münchner Kirchenzeitung vom 25.3.2015 (Historik Hl.Grab)
29) Erzbischöfliches Ordinariat, Neue und restaurierte Orgeln in der Erzdiözese von 2004-2006
30) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetzt Hochaltar)
31) Internetseite Indersdorf, Geschichte der Ortsteile Hirtlbach, Hörgenbach und Neusreuth, Zugriff 2016
32) Topografisch-statistisches Handbuch fürden Isarkreis des Königreichs Baiern- Adolph v.Schaden, 1825 (Statistik)
33) Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis, 1824 S.84 (Neubesetzung d.Pfarrei)
34) Josef Ostermair, Jubiläum im renovierten Gotteshaus, Dachauer Nachrichten vom 10.10.2016 (Renov.2015/16)
35) Josef Brückl, Zur Durchführung des Zölibats, Amperland 1975/2
36) Josef Ostermair, Hirtlbacher sammeln 16 42 Euro für die Orgel, 17.10.2016 (Renov.2015/16)
37) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895, S.293
38) Martin von Deutinger, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
39) Peter Pfister, Von Arbeo zum Internet, Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising", 1999
40) Hochfürstlich-Freysingischer Hof-u. Kirchenkalender 1774 (Pfarrer Braun)
41) "Pfarrer zu Hirtlbach der Pfarrkirche St.Valentin Nr.35", übersandt von Anneliese Bayer, Erdweg Sept.2018
42) Josef Ostermair, Der hl.Valentin hat einen würdigen Platz gefunden, Dachauer Nachrichten vom 23.10.2018
43) Eckhard Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2008
44) Helmut Rumrich, Priester aus der Gemeinde Röhrmoos, Röhrmooser Heimatblätter 2019 (Lamprecht)
45) Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur BB001/1/1, FS113 (Pfarrerliste)
46) Rosenheimer Anzeiger -Tagblatt für Stadt und Land v. 22.07.1908 (Coop.Westermaier)
47) Erwin Wiegerling (Download 2022)
  Erwin Franz Wiegerling geb. 1943 in Augsburg, arbeitet in Gaiußach, lebt in Benediktbeuern. Bereits in seinen frühen Arbeiten in den 60er Jahren ist die Nähe zur Natur ablesbar. Die Materialien und Strukturen aus der Natur sind für sein Werk bestimmend und charakterisierend. Beeinflusst von den Arbeiten Joseph Beuys, Walter de Maria und Christo, entstehen zunächst Objekte im Sinne der Arte Povera, Collagen, Assemblagen uvm.
Mehr und mehr entwickelt er seinen eigenen Stil - an seinen groußformatigen Stukturbildern und Eingerichten arbeitet er mit einer, von ihm selbst entwickelten Technik, dem Aufstreuen reiner Farbpigmente oder Materialien aus der Natur unter minimalstem Einsatz von Bindemitteln - sein Ziel, die Farben leuchten, die Naturmaterialien erkennbar zu lassen. In seinen neuesten Bewegungsbildern sind sogar Naturmaterialien sein Malwerkzeug.
48) Hirtlbach (DAH) St. Valentin, Sonntagseinläuten auf Youtube, Arnoldusglocken
49) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
50) Hans RÖSSLER, Pfarrer und Kirchenpröpste. Die wirtschaftlichen Grundlagen der Pfarrseelsorge im 16. Jahrhundert,
      Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte (ZBLG) 64, 2001, S. 135

51) Matrikel der Patronats- und Collations-Rechte, Deutinger-Die älteren Matrikeln des Bisthums Freysing, § 678, S.474
52) Liste der Baudenkmäler in Markt Indersdorf, Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 2024
53) Diözesanarchiv Verzeichnungseinheit AA001/3, PfarrA9209 (Pfr.Reichardt)

98 Bilder: Hans Schertl (97), Pfarrverband Erdweg (1)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

7.2.2023


Christoph Angermair 08),27)
Elfenbeinschnitzer

Christof (Christoph) Angermair war ein deutscher Bildhauer und Elfenbeinschnitzer und einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit (vor dem 30jährigen Krieg). Er wurde als Sohn des Goldschmieds Abraham 1580 in Weilheim geboren. Angermair entstammte einer Familie von Goldschmieden in Weilheim, das damals ein bedeutendes künstlerisches Zentrum in Süddeutschland war. Christoph ging bei Johann Degler (1564-1633) in Weilheim in die Lehre, der übrigens Schwiegersohn von Adam Krumpper war.

1606 ist Angermair in Innsbruck nachweisbar, 1611 in Augsburg. 1622 wurde er Bürger von München und hier als Meister anerkannt. In München befand sich Angermair schon bald im Umkreis wichtiger Künstler am Hofe, etwa Friedrich Sustris, Hubert Gerhard oder Hans Krumpper. 1618 zum Hofdrechsler ernannt, fertigte er in den folgenden Jahren bedeutende Elfenbein-schnitzereien, wie den um 1625/28 vollendeten Münzschrein für Maximilian I. Dafür erhielt er übrigens eine Gehaltserhöhung um 50 Gulden pro Jahr.
Sein künstlerisches Spektrum umfasste die Klein- und Großplastik, vom Flachrelief bis zur vollplastischen Figur. Er schuf auch Holzbildwerke für Kirchen in München und Umgebung. Im Dachauer Land war er in den Kirchen von Hirtlbach, Dachau-St.Jakob (1626- Hochaltar) und Lauterbach (Schlosskapelle) tätig. Zeitweise war Angermair einer der reichsten Bürger der Stadt. 1632 bat er überraschend um seine Entlassung aus den Hofdiensten und starb bereits im Folgejahr, vielleicht als ein Opfer der Pest, die die feindlichen Soldaten eingeschleppt hatten.


 

    Die Pfarrer von Hirtlbach 40)

Name
von-bis
<= früher
>=
später
Name
von-bis
Herr Hainrich
1383-1416
Anton Perghamer +1752
1752
Herr Martein
1423-1447
Joseph Resch
1752-1767
Hans Kling
1447
Anton Praun
vorher Pfarrer in Aspach +1797 45)
1767-1797
Joannes Hunger, Pfarrherr
    Leonhard Früauff, Vikar
<1508-1524>

Pfarrer Lechner
Anton Höger
1797-1801
Johannes Gaismayr
<1543-1548
Josef Menzinger +1821
1801-1821
Eustachius Bastler 45)
zugleich Dekan
<1548-1560>
Kaspar Wirth
vorher Pfarrer in Vilsheim +1797 45)
1822-1824
Sebastian Reinhardt,
zugleich Dekan +1608
1568-1608
Joseph Waas
vorher Benefiz. in Pasenbach
danach Pfr. in Haag
45)
1824-1832
Georg Stengl
1608-1609
Karl Pruggmayr
1832-1835
Veit Adam Freihr v. Gepeckh
später Bischof v.Freising (1618-51)
1609-1618
Philipp Eyerschmalz +1821
1835-1846
Zacharias Mösl
dann in Einsbach
1618-1626
Johann Kreuzmair
1846-1860
Martin Georg Scherer
vorher Pfarrer in Oberroth 45)
1633-1637
Joh.Michael Buchele
1860-1885
Michael Lechner
er starb am 31.1.1669
1637-1667
Hermann Bauer
zugleich Kammerer
1885-1912
    +Anton Westermaier 46)
   Aushilfspriester
    1908-
Johannes Mayr
+1682
1667-1682
Jakob Urban
1912-1921
Sebastian Maurer
1682-1694
Georg Stechl
1921-1934
Vitus Halmberger
vorher in Mittenwald 45)
1694-1719
Jakob Fischer
1934-1948
Caspar Mösserer
vorher in Pfr. in Vierkirchen 45)
1719-1741
Friedrich Schnell
1948-1954
Leonhard Reichart 53)
+1752
1741-1751
Josef Lamprecht 44)
aus Riedenzhofen
vorher Pfr.v. Deining bei Grünwald
1955-1996
    Der aus Röhrmoos stammende Pfarrer Josef Lamprecht, stellte sich in seiner Kaplanszeit öffentlich gegen die Nazis. Er wurde nach mehreren Verwarnungen 1940 zum Militär eingezogen und am 20.4.1945 wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Wegen des schnellen Kriegsendes konnte das Urteil Gott sei Dank nicht mehr vollstreckt werden.