Frauenkirche
in TANDERN

86567 Tandern, Kirchenweg
Lage
auf der Landkarte
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Kurzbeschreibung
Die Frauenkirche in Tandern
steht nördlich der Pfarrkirche, etwas abseits von der Dorfstraße
auf einer kleinen Anhöhe.
Die Anfänge dieser Kirche
-umgeben von vier Urhöfen- sind ungeklärt. Beim Neubau
des Kirchenschiffs um 1741 wurden die Fundamente einer um
1630 erbauten St.Anna-Kapelle gefunden.
Damals hatte die Kirche noch keinen Turm, sondern einen kleinen,
mittig aufsitzenden Dachreiter, wie ein Fresko
in der Kirche zeigt.
Der Turm dürfte erst 1878 hinzugekommen sein.
Das einzige überlieferte
Relikt aus der St.-Anna-Kapelle ist eine noch gut erhaltene Holzfigur
der Anna selbdritt im Hochaltaraufsatz.
In jedem Fall gab es eine Wallfahrt
in Tandern.
Im oben erwähnten
Fresko aus der Zeit um 1741 heißt es dazu:
"Nach
Dannern
alle wallen -
bei froher Lieder Schallen."
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Fenster in schönstem Barockstil
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Die jetzige
Kirche ist ein schlichter Bau mit gotischen (Chorraum) und barocken
(Kirchenschiff) Teilen. Das Mauerwerk des Altarraums wird außen
durch sechs abgetreppte Stützpfeiler
gehalten. Besonders schön ist auch die Form der hochbarocken Kirchenfenster.
Die letzte Renovierung wurde in
den Jahren 1981/1982 durchgeführt.
Inneneinrichtung
Die Deckengemälde
stammen
vom Maler Otto Hämmerle (1906), der auch die Basilika im Kloster
Scheyern ausgemalt hat. Dargestellt werden
- Im Altarraum: die Muttergottes
in himmlischer Glorie über der Ortschaft Tandern.
- Im Kirchenschiff: der Tod des hl. Josef.
Vier weitere Gemälde enthalten Sinnsprüche im Zusammenhang
mit Maria, der Patronin der Kirche.
Rund um die Gemälde ist die Decke mit Stuckornamenten geschmückt.
Der Choraltar
aus dem Zeit um 1740 ist ein sog. Säulenretabel
mit Gebälk über vier Säulen und korinthischen Kapitellen.
- Im Altarauszug eine alte Figur der
Anna selbdritt.
- Im Zentrum des Altars steht eine
große Muttergottesfigur,
umge-
ben von einem großen Strahlen-
kranz.
- Assistenzfiguren sind:
links der hl.Josef
(Mann Marias)
mit einer Lilie als Zeichen der
sexuellen Enthaltsamkeit und
rechts der hl. Joachim
(Vater
Marias) mit einer Schäferschaufel
in der Hand.
Die Seitenaltäre
stehen an der Seitenwand
links:
- in der Nische der hl.Sebastian
- in der Predella ein Glasschrein mit einer Muttergottesfigur
rechts:
- in der Nische der hl.Antonius
- in der Predella ein Glasschrein mit Figur von Jesus
auf der Rast
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Vergrößerung von Details ( 3 Altäre, Figuren, Bänke,
Opferstock, Deckengemälde,
Kreuzwegbilder ) per Mouseklick
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Am Chorbogen das Stifterwappen
der Mändl-Familie.
Im hinteren Bereich des Kirchenschiffs sitzt in einer Nische die große
Figur des Geißelheilands.
Auf der anderen Seite erinnern mehrere Epitaphe
an frühere Hofmarksherren und an ehem.Priester der Pfarrei.
Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Geschichte
der Kirche
Die Anfänge dieser Kirche sind
ungeklärt. 02)
Beim Neubau des Kirchenschiffs um 1741 konnten Fundamente der 1630
erbauten St.Anna-Kapelle festgestellt werden. 1707 wurde die Kapelle als
Maria-Hilf-Kapelle bezeichnet.
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Beim Neubau 1741
hatte die Kirche noch keinen Turm (der kam erst ein Jahrhundert später
dazu), sondern einen kleinen Dachreiter, wie ein Fresko in der Kirche
zeigt (siehe Bild links).
Das einzige überlieferte Relikt aus der St.-Anna-Kapelle ist
eine noch gut erhaltene Holzfigur der Anna-selbdritt über dem
Hochaltar. 02) |
In jedem Fall gab es eine Wallfahrt
in Tandern. Im oben erwähnten Fresko aus der Zeit um 1741 heißt
es dazu: "Nach Dannern alle wallen - bei froher Lieder Schallen."
Um 1860 wurde der Choraltar (wahrscheinlich)
von Balthasar Kraft (1820-1889)
aus Pfaffenhofen/Ilm restauriert und "mit einem neuen Altarbilde"
ausgestattet. 07)
Im 19. Jahrhundert wurde der ursprüngliche
Dachreiter
durch einen einfachen, heute noch unverändert bestehenden Turm mit
Spitzdach ersetzt. Es dürfte um die Zeit von 1878 gewesen
sein. Denn das königl.bayer.Amtsblatt von dieser Zeit berichtet:
"für den vollständigen Umbau des
Thurmes an der Frauenkirche in Tandern wurden 2850 Mark (von der Kirchengemeinde
ausgegeben), die auf 1000 Mark veranschlagten
Hand-und Spanndienste nicht eingerechnet." 08)
Beschreibung 1895 01)
Die Epitaphe
in der Frauenkirche von Tandern sind auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Aichacher Teil 1888 von
Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold
und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben
wurde. Dort heißt es:
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Frauenkapelle.
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An
der Nordwand des Chores |
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1.
Grabstein des Hildeprandt Lung zu Tandern + 1628 und seiner Gemahlin
Maria Jacobe geb. Romingin von Romeck (letzterer Todesdatum fehlt).
Platte von grauem Sandstein mit Wappen der beiden Familien und 6 Sippschaftswappen.
H. 190, br. 96 cm. |
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2. An der Nordwand
des Schiffes Grabstein des Wolff. Christoff Lung + 1618. Renaissanceaedicula
von Solenh. Stein mit Relief des Gekreuzigten, vor dem der Verewigte
in voller Rüstung kniet. H. 127, br. 67 cm. |
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3.
An der Westwand Grabstein des Wilhelm Stirer von Tanarn und der Frau
Egolsriederin, seiner Mutter und der Katharina Wilandin, seiner Gemahlin
(ohne Todesdaten). Platte von rothem Marmor mit zwei Wappen. H. 185,
br. 88 cm. Wilhalm Steyrer lebte am Ende des 14. Jahrhunderts auf
Tandern. Vgl. Ob. Arch. XXXII. S. 233 ff. |
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4.
Grabstein Hans Kemnater von Tanarn + 1463. Platte von rothem Marmor
mit Wappen. H. 181, br. 81 cm. |
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5.
An der Südwand unter der Orgelempore Grabstein des Sebastian Lung
zu Tandern +1589 und der Frau Clara geb. v. Spaner + 1555 und der
Frau Barbara geb. von Gumppenberg. Platte von grauem Sandstein mit
den drei Familien wappen. H. 136, br. 71 cm. |
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Gut
geschnitzte Kirchenstühle |
Die Frauenkirche hatte in früheren Jahrhunderten auch als Bruderschaftskapelle
hohe Bedeutung. Diese Bruderschaft wurde schon vor dem Bau der heutigen
Kirche, im Jahr 1707 gegründet und mit Ablässen bedacht.
...mehr dazu.....
Die letzte Renovierung wurde in
den Jahren 1981/1982 durchgeführt.
Baubeschreibung
Die Frauenkirche in Tandern
steht nördlich der Pfarrkirche auf einer kleinen Anhöhe,
etwas abseits von der Dorfstraße.
Die jetzige Kirche von 1741
ist ein schlichter Bau mit gotischem Chorraum und barockem Kirchenschiff.
Das Mauerwerk des Altarraums wird außen durch sechs abgetreppte
Stützpfeiler
verstärkt.
Besonders schön ist auch die Form der hochbarocken Kirchenfenster.
Im einfachen Westturm mit
Spitzdach aus der Zeit um 1878 hängt eine Glocke, die noch
mit dem Glockenseil vom Eingangsbereich aus zu läuten ist.
Der Turm und der Chor werden jeweils von einem Kreuz mit zwei Querbalken
(sog. Scheyrer Kreuz) gekrönt.
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Inneneinrichtung
Altarraum
Der Altarraum ist nur minimal eingezogen
und schließt mit 3
Seiten eines Achtecks. Die Decke besteht aus einem Tonnengewölbe
mit Stichkappen
über den Fenstern.
Deckengemälde
im Chor
Das Deckengemälde
im Altarraum von Otto Hämmerle stammt aus dem Jahre 1906. Wahrscheinlich
wurde es über ein älteres Gemälde gemalt.
Der Kunstmaler Otto Hämmerle aus Pinswang (*1881 bis nach 1944)
hatte 1921/22 auch die Deckengemälde in der Klosterkirche Scheyern
geschaffen. |
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Das Bild zeigt die Muttergottes
mit dem Kind auf dem Arm in himmlischer Glorie über der Ortschaft
Tandern. Maria ist in ein rot-blaues Gewand gekleidet. Ihr Haupt
wird von 12 Sternen umrahmt.
Rund um das Gemälde ist die
Decke mit Stuckornamenten geschmückt.
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Der Hochaltar
aus dem Zeit um 1740 ist ein sog. Säulenretabel
mit Gebälk über vier kannelierten Säulen und korinthischen
Kapitellen. Auf dem Gebälk sitzt ein breiter Altarauszug, begleitet
von zwei Engeln. Zwischen den Säulen stehen die Assistenzfiguren.
In der von einem Rokoko-Rahmen umgebenen Mittelnische steht die Figur
der Kirchenpatronin Maria.
In der Predella steht der vergoldete Tabernakel in konvexer Form mit
seitlichen Zierleisten in Volutenform. Auf der Tabernakeltüre
ist das große Bild eines Kelchs mit großer Hostie eingraviert.
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Choraltar
um 1740
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Die Figuren am Altar stellen
entweder die Patronin Maria selbst dar oder haben einen besonderen
Bezug zu ihr.
Der Altar wurde um 1860 vom Maler Balthasar Kraft aus Pfaffenhofen
a.d.Ilm (1820-1889) "völlig restauriert und mit einem
neuen Bilde geschmückt". So steht es in einem Öffentlichen
Dank der Kirchengemeinde Tandern, der in der Zeitung vom 1.7.1865
veröffentlicht wurde. 07)
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Altarauszug
Auf dem Gebälk sitzen zwei Putten und huldigen der hl. Anna,
deren Figur (als Anna selbdritt)
im Altarauszug zu sehen ist.
Anna steht auf Gewölk vor einem Strahlenkranz und hält im
linken Arm ihre Tochter Maria (dargestellt als junges Mädchen)
sowie auf dem rechten Arm ihren Enkel Jesus. |
im Auszug:
Anna selbdritt
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Nach den Apokryphen
hat Anna erst nach zwan-zigjähriger kinderloser Ehe ihre Tochter
Maria geboren. Deshalb wird Anna in der Kunst immer als ältere,
verheiratete Frau mit Kopftuch abgebildet.
Diese Figur dürfte noch aus der Vorgänger-Gotteshaus, der
St.Anna-Kapelle, stammen. |
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Hinweis: Das Motiv der Anna selbdritt kam erst im 15. Jh. nach
Bayern, kurz bevor Papst Sixtus IV. 1481 den Festtag der Anna in den
römischen Kalender aufnahm. Die Verehrung Annas als Mutter der
Jungfrau Maria erreichte damals ihren Höhepunkt. Die Bezeichnung
Anna selbdritt gibt an, dass Anna selbst wiedergegeben ist und dass
sie zu dritt sind. Anna, die Mutter Marias, wird meistens als reife
Frau dargestellt; häufig mit grün-roter Kleidung (die in
Tandern fehlt), um den Kopf ein Tuch als Zeichen der verheirateten
Frau und um den Hals den Goller, den breiten weißen Frauenkragen.
Meist hat Anna das Jesuskind und Maria auf dem Arm, wie in Tandern;
manchmal steht Maria zu ihren Füßen. Fast immer wird Maria
als Kind oder als junges Mädchen dargestellt. Diese Komposition
gehört zu den anachronistischen Bildern, weil bewusst zeitliche
Abfolgen außer Betracht gelassen werden. Das Motiv der Anna
selbdritt ist ein Sinnbild für die Entwicklung, Kontinuität
und Weitergabe des Lebens, für den ewigen Kreislauf der Natur.
Die drei Personen Anna, Maria und das Kind umfassen den gesamten Lebenszyklus
von Jugend über Reife bis hin zum Alter. Sie beinhalten das Gewesene,
das Jetzige und das noch Kommende. In ihnen sind Wandel und Erneuerung
angelegt. |
Mittelteil
Im Zentrum des
Altars steht die große Mutter-gottesfigur
vor einem den ganzen Körper umge-benden, das göttliche Licht
symbolisierenden Strahlenkranz (Aureole).
Maria trägt eine Krone auf dem Haupt und hält das auf dem
rechten Arm strampelnde Jesuskind am Fuß fest. Dabei blickt
Maria weder zum Kind noch zu den Betrachtern, sondern dreht den Kopf
nach links. |
Muttergottes
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Das Kind umfasst
mit beiden Händen einen langen Stab, der hinunter reicht bis
zu einer goldenen Kugel Erdkugel), um die sich eine Schlange windet.
Marias Füße stehen auf dem Kopf dieser Schlange, die die
Erbsünde und in weiterer Folge das Böse allgemein symbolisiert.
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Assistenzfiguren
St.Josef
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Die Auswahl der Assistenzfiguren ist dem Marienpatronat der Kirche
geschuldet:
- links St.Josef, der Mann
Marias, mit einer Lilie als Zeichen der sexuellen Enthaltsamkeit
und
- rechts der hl. Joachim, der
Vater Marias, mit einer Schäferschaufel in der Hand. Nach dem
apokryphen Jakobusevangelium war Joachim ein Schäfer
(deshalb die Schäferschaufel).
Während er auf dem Feld die Herden hütete,
erschien ihm ein Engel und prophezeite ihm die Geburt
seiner Tochter Maria. Ein Engel ihm daraufhin die Geburt Marias
und trug ihm auf, zur
Goldenen Pforte des Tempels zu gehen.
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St.Joachim
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Chorbogen
Am Chorbogen, der den
Altarraum vom Langhaus trennt, befindet sich das Wappen
der Mändl-Familie. Es dürfte das Stifterwappen sein.
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Wappen
der Mändls
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Die Mändls waren in
der Zeit um 1741, als die heutige Frauenkirche errichtet wurde,
die Hofmarksherren.
Die Familie Mändl hatten ihr Stammschloss in Deuten-hofen bei
Hebertshausen, das noch heute (zum Teil) besteht, aber sozialen
Zwecken dient.
Von 1640 bis 1793 gehörte der Familie auch die Hofmark Tandern.
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Kirchenschiff / Langhaus
Das Kirchenschiff besitzt ein sehr flaches
Gewölbe mit Stichkappen über den Fenstern.
Deckengemälde
im Kirchenschiff
Auch das Deckengemälde
im Kirchenschiff wurde von
Otto Hämmerle im Jahre 1906 geschaffen (Sign. "O.Hämmerle
et.pinxit 1906"). Es stellt den Tod des hl. Josef dar.
Vor einer angedeuteten Säulenarchitektur steht Jesus in einem offenen
Raum, fasst den vor ihm auf dem Boden sitzenden Vater bei der Hand und
deutet mit der anderen Hand hinauf zum offenen Himmel, aus dem ein Gnadenstrahl
vom Heiligen Geist (dargestellt durch die Figur einer Taube) auf die handelnden
Personen gerichtet ist. Der Sterbende wird von seiner neben ihm sitzenden
Frau Maria gestützt. An der Treppe im Vordergrund kniet ein Engel
neben Jesus und hält eine Krone bereit. Im Hintergrund ist ein Thron
zu sehen. Da die Bibel den hl.Josef -anders als Maria- während des
öffentlichen Wirkens Jesu nicht mehr erwähnt, ging man von einem
frühen Tod aus. Deshalb war Josef schon in früher Zeit Schutzpatron
der Sterbenden.
Im Westen und Osten des Deckenfreskos sind
an die Decke noch 4 weitere Gemälde zu sehen. Die ovalen,
monochromen Fresken enthalten bildliche Darstellungen und -teils schwer
verständliche- Sinnsprüche im Zusammenhang mit Maria, der Patronin
der Kirche.
- Vorne
links:
Über einem Garten aus lauter Herzen:
"Wie ein Maur aus Eissen - wir da uns erweisen."
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Garten
der Herzen
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Brunnen
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- Vorne
rechts: Barockgarten mit Brunnen und Hintergrundgebäuden:
"Aus allen die Erungen- Mariä Lob erklungen".
Der Brunnen symbolisiert wegen des bei der Taufe |
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verwendeten Wassers die Aufnahme in die Kirche.
Er ist aber auch Symbol für die Erkenntnis, weil im
Hebräischen das Wort Brunnen und das Wort "Auge"
mit derselben Lautfolge bezeichnet werden.
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-
Hinten links: Wallfahrer
vor der alten Tanderner Frauenkirche (mit Dachreiter):
"Nach Dannern alle wallen - bei froher Lieder Schallen." |

Wallfahrt
zur Frauenkirche
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Muttergottesstatue
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- Hinten rechts: Über
einem Muttergottesbild der Königin des Himmels:
"Der ewigen Jungfrau zu Ehren, die Kinder allzeit mehren".
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Seitenaltäre
Die beiden Seitenaltäre
(wie der Hochaltar um 1740 errichtet) stehen schräg an der Seitenwand,
um in der relativ schmalen Kirche die Sicht auf den Hoch-altar nicht
zu beeinträchtigen. Auch die Seitenal-täre haben einen rot/graublau
marmorierten Auf-bau. Das Gebälk wird von je zwei Säulen
und zwei Pilastern getragen. |

Altarauszug
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Im Altarauszug
ist bei beiden Altären vor einem Strahlenkranz und Gewölk
ein umkränztes Herz zu sehen, aus dem Flammen (der Liebe) schlagen.
Zwei Putten weisen verehrend auf das Herz hin.
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An der Predella
der Seitenaltäre sind Reliquienschreine
in vergoldeten Rokoko-Rahmen angebracht.
Auf grünem Stoff sind jeweils zwei größere Edelsteine
in vergoldetem Strahlenkranz, mind. 24 von Goldlahn umgebenen Perlen,
einigen Applikationen und natürlich die mit Stoff umwickelten
Reliquien angebracht. Auf kleinen Zettelchen aus Pergament stehen
die Namen der Heiligen, von denen die Reliquien stammen sollen. Es
handelt sich um sog. Katakombenheilige. |
Reliquienschrein
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Linker
Seitenaltar
Der
linke Seitenaltar ist
dem hl. Sebastian geweiht. Seine Figur steht auf einem Sockel
in der Mittelnische. Er ist an den Marterbaum gebunden und von sechs
Pfeilen durchbohrt. Die ausgebreite-ten Arme ragen über die Nische
seitlich hinaus. |
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Sebastian
war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des
Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich
aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte
sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen.
Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.
Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile
wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. |
In die Predella ist ein Glasschrein eingelassen, in dem eine Muttergottesfigur
steht
Rechter
Seitenaltar
Der rechte
Altar ist ein Antoniusaltar, mit einer Figur des Heiligen
als Mittelpunkt. Antonius im Ordensgewand hält das Jesuskind
auf dem Arm. |

St.Antonius
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Hinweis: Der
Heilige lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen
die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten
in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze
Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen,
zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene
Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte
Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt
in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem
Leben und seiner Freiheit für eine Schuld
|
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haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe
zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen und gilt
deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei
Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war,
betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner
ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz
zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem
Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet;
sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.
|
Im Glasschrein unter der Figur des Antonius ist eine Darstellung
von Jesus auf der Rast
zu sehen.
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Jesus
auf der Rast
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Hinweis:
Figuren von "Christus auf der Rast" sind nicht selten in den Kirchen
des Landkreises Dachau. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach,
Bergkirchen, Biberbach, Gaggers, Haimhausen, Kleininzemoos, Kollbach,
Oberumbach, Röhrmoos, Rumeltshausen, Schönbrunn, Unterumbach,
Wiedenzhausen und Westerholzhausen.
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Die Darstellung Christus auf der Rast geht zurück auf die heimlichen
Leiden Christi. Das sind Schilde-rungen und bildliche Darstellungen
von Martern Christi vor seiner Kreuzigung, die nicht in den Evangelien
erwähnt werden. Sie entsprangen der Passionsmystik des Mittelalters
und wurden in der Barockzeit von den Jesuiten und Franziskanern für
Zwecke der Gegenreformation wieder belebt. Zu diesen heimlichen Leiden
gehören Darstellungen von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem
toten Sohn Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf
der Rast. Letztere stellen Jesus dar, der nach dem Kreuzweg, kurz
vor seiner Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz sitzt, seinen
Ellbogen an den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange
mit einer Hand hält. Eine uralte Geste der Klage. Diese Art der
Gestaltung heißt im Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott". |
Vergrößerung von 11 Details
(Bänke, Orgel, Figuren, Kreuzwegbilder,
Opferstock, Gemälde) per Mouseklick
|
Kreuzigungsgruppe
An der Nordwand hängt
ein Kruzifix
mit einem außergewöhnlich großen, aber ausdrucksvollen
Korpus.
Gegenüber dem Kruzifix
steht auf einem Postament die Figur der schmerzhaften Muttergottes
(Mater dolorosa)
mit dem Schwert in der Brust.
Üblicherweise steht die Mater dolorosa unter dem Kreuz.
Hier musste sie aus Platzgründen auf die andere Seite
wechseln. Dies war möglich, weil es in der Kirche keine
Kanzel (mehr) gibt.
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Wandkruzifix
Mater
dolorosa
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Kreuzwegbilder
An den Außenwänden
links und rechts hängen sehr farbenfrohe Kreuzwegbilder
aus der Erbauungszeit um 1740.
Hinweis: Seinen Ursprung hat der Kreuzweg übrigens im Brauch
der Pilger, bei Wall-fahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu
nachzugehen. |
Kreuzwegbild
|
Wenn Sie mehr über die Geschichte
des Kreuzwegs und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren
wollen, klicken Sie hier...
|
Kirchenbänke
Die Kirchenbänke
haben schön geschnitzte Wangen. Das Muster ist in den Kirchen
des Landkreises Dachau einmalig.
Die Bänke sind sogar im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern 01)
erwähnt. Dort heißt es: "Gut geschnitzte Kirchenstühle".
Andere Muster von Kirchenbankwangen: hier
klicken... |
Kirchenbankwange
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Opferstock
An der letzten
Bank auf der linken Seite ist der alte Opferstock
auf einem Holzsockel angebracht.
Auf einem Blechschild ist zu lesen: "Opfer zur Frauenkir-che".
Die vier Schlossgurten werden leider durch sehr bunte Schlösser
aus dem Baustoffhandel gesichert. In anderen Kirchen hat man die Vorhängeschlösser
mit schwarzer Metallfarbe dem Erscheinungsbild des Opfer-stocks angepasst.
|
Opferstock
|
Hinweis: In den
Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich
interessante Opferstöcke.
Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken
Sie hier.. |
Orgel
Zwischen
den Grabplatten und den Kirchenbänken steht die mobile Kleinorgel.
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Kleinorgel
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Geißelheiland
Geißelheiland
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Neben
der Emporentreppe sitzt in einer Wandnische die Figur eines Geißelheilands.
Der blutüberströmte Christus mit der Dornenkrone auf dem
Haupt hält in seinen gefesselten Händen einen Rohrkolben.
Davor ein Tischchen mit Votivkerzen.
Hinweis: Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule
entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten
vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung
dieser Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder
in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei
Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin setzte eine
Wallfahrt ein und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten
der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden
nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Tandern. |
Epitaphe
An der Rückwand hinter der Orgel sind
vier Epitaphe der Hofmarksherren
aus dem 14. bis 18. Jh. angebracht.
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Hinweis: Epitaphe
gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und
können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind
normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet.
|
Epitaphe
von
1463, 15.Jh.
1707, 1705
|
1. Links die Steinplatte
für Hans Kemnather aus dem Jahr 1463. Die Kemnathers
waren in Tandern bis 1474
Hofmarksherren.
Platte aus Rotmarmor mit Wappen. Höhe 181, Breite 81 cm.
2. Rechts die für Wilhelm Stirer (Steyrer) aus dem gleichen
Jahrhundert. Im Verzeichnis der Kunstdenkmale
Bayerns aus dem Jahr 1895 steht dazu: "An
der Westwand Grabstein des Wilhelm Stirer von Tanarn und
der Frau Egolsriederin, seiner Mutter und der
Katharina Wilandin, seiner Gemahlin (ohne Todesdaten).
Platte von rothem Marmor mit zwei Wappen. H.
185, br. 88 cm. Wilhalm Steyrer lebte am Ende des
14. Jahrhunderts auf Tandern. Vgl. Ob. Arch.
XXXII. S. 233 ff."
3. In der Mitte übereinander zwei jüngere Steine
a) aus dem Jahr 1707 für Pfarrer Mathias
Anton Reisner (?)
Text: "Alhier
ligt begraben der Wol Ehrwürdige Herr Mathias Anton Reisner,
gewester Pfarrer allhier, '
seines alters 40 Jahr. Starb Anno 1707, den 31.December dem Gott
genedig und Barmhertzig
sein möge."
b) von 1705 für Pfarrer Johann Nikolaus
v. Ligsalz (?), der im 68.Lebensjahr starb
Text: "Hic jacet
sepultus A.R. Nob(ilis) Claris Joann. Nicola Ligsalz ab ascii oli...
Parochus in Tandern
aetat
suae LXVIII Ann. obiit die XI.Jann. MDCCV."
|
1589
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Epitaph
von 1589 für Sebastian
Lung und seine Frauen Clara geb. v. Spaner 1555 und
der Frau Barbara geb. von Gumppenberg.
Sebastian Lung war von 1554-1573 Pfleger des Landgerichts Aichach.
Text: "1589 den 19. ? starb der edl gest. Sebastia Lung zu danern
der Zeit .. Pfleger zu Aicha 15 den Marci
Ao 55 Starb die Edl
Thugenthafft Fraw ? Lungi Gebohrene vo .... 1569 d. Octobri Starb
die edl. Tugenthaf
Fraw Barbara Lungi geborne vo gupperg sein Andre, .... "
|
1609
|
Im
Eingangsbereich unter dem Turm, in den das Glockenseil herunterhängt,
ist eine weitere Grabplatte aus dem Jahr 1609 für Hildeprandt
und Maria Lungin die Wand eingelassen. Der Text auf der Platte
aus grauem Sandstein mit Wappen der beiden Familien und 6 Sippschaftswappen
(H. 190, Br. 96 cm) lautet:
|
"Anno
Domini 1609, den 21.December starb der Edl und Gestreng Herr
Hildebrandt Lung zu Tandern, ... in Bay: Rath und Pfleger, auch
Haubtman auf Reichenberg. Anno Domini 1628 den ..M.. verschid
die Edl frau Maria Jacobe Lungin, ein geborne Romingin von Romeckh,
geweste eheliche gema (Gemahlin) dern baider seel Gott genedig
und barmhertzig sein wöle. Amen" |
Hildebrand Lung, der
Sohn Sebastian Lungs, war von 1588 bis 1609 Pfleger von Reichenberg.
|
1618
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An der Nordwand des Schiffes,
in der Nähe des Wandkreuzes ist in die Nordwand ein Epitaph
von Wolff Christoff Lung ( 1618) eingemauert.
Es handelt sich um eine Renaissanceaedicula von Solnhofener Stein
mit Relief des Gekreuzigten, vor dem der der Tote in voller Rüstung
kniet. (Maße: 127 x 67 cm).
Im oberen Teil steht ein Kruzifix. Engel fangen das aus den Handwunden
Jesu fließende Blut in Kelchen auf. Darunter kniet ein Mann
im Gewand seiner Zeit. Unter dem Kreuz das Wappen des Verstorbenen.
Der Text im unteren Teil des Grabsteins lautet:
"Hir Ligt Begraben der Edel und
Gestreng Wolff Christoff Lung .....Anno 1618, dem Gott Genedig und
Barmherzig sei. Amen"
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Empore

Emporengestühl
|
Auf der Empore
ist noch ein rustikales Gestühl
zu bewundern. |
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An der im Übrigen
weißen Emporenbrüstung ist ein monochromes Bild (rot
mit scwarzen Umrissen) angebracht. Auch es zeigt den Tod von Josef.
Unter einem trapierten Vor-hand liegt Josef im Bett, betreut von
seinem Sohn Jesus und seiner Frau Maria.
|
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Hans Schertl
Quellen:
01)
Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895, Seite 230
02) Kreitmeir /Anneser/Wagner, Der
Altlandkreis Aichach, 1979
03) Festschrift zum 75. Bestehen des Schützenvereins
Schützenlust Tandern, 1984
04) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler,
Bayern IV: München und Oberbayern, 1990
05) Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd
7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
06) Wilhelm Liebhart in Hilgertshausen-Tandern, Bilder
aus vergangenen Tagen, 2003
07) Bayerischer Kurier vom 01.07.1865
(Altarrenovierung)
08) Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt
von Oberbayern vom 11.07.1878 (Turmreparatur)
33 Bilder: Hans Schertl (2003)

9.4.2022

Bruderschaft
in Tandern
Die Bruderschaft des heiligen Wandels
von Jesus, Maria und Josef wurde am 31. Januar 1707 von Papst Klemens
XI. für die Maria-Hilf-Kapelle in Tandern mit vollkommenen und unvollkommenen
Ablässen ausgestattet und von Bischof Alexander Sigmund von Pfalz-Neuburg
(im Amt: 1690-1737) am 4. März 1707 approbiert.
Die Mitglieder der Bruderschaft waren zu
folgenden geistlichen Werke verpflichtet:
1. Man soll täglich die heiligen Namen Jesus, Maria und Josef morgens
und abends andächtig aussprechen
und täglich den Englischen Gruß (Angelus)
beten.
2. Wöchentlich einmal eine hl. Messe hören; es kann auch die
sein, die an Sonn- und Feiertagen aus Schuldigkeit
muss gehört werden.
3. Monatlich einen Rosenkranz beten.
4. Jährlich wenigstens dreimal das hochheilige Sakrament des Altars
empfangen.
Diese Werke sollen in folgender Meinung
aufgeopfert werden:
1. um Nachlassung begangener Sünden zu erhalten,
2. um die Gnade eines tugendsamen Lebens zu erhalten,
3. um eine glückselige Sterbestunde und
4. geschwinde Erlösung aus dem Fegfeuer zu erhalten.
Die Mitglieder der Bruderschaft
können aus bestimmten Anlässen oder an bestimmten Tagen einen
vollkommenen Ablass bzw. einen Ablass von 7 Jahren oder 60 Tagen gewinnen.
Kirchenrenovierung
1865


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