Filialkirche
Hl. Kreuzauffindung und St.Helena in ORTHOFEN
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Kurzbeschreibung
Die Ortschaft
Orthofen wurde im Jahr 1150 als "Nordhofen" urkundlich
erwähnt.
Die zur Pfarrei Sittenbach
gehörende Filialkirche Hl.
Kreuz-auffindung und St. Helena in Orthofen wurde erstmals in der
Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 mit dem Heiligkreuz-Patrozinium beschrieben.
Eine Kirche dürfte aber schon 1315 vorhanden gewesen
sein. Denn bei der Pfarrei Sittenbach wird von vier Filialkirchen
gesprochen, ohne die Kirchen näher zu bezeichnen. Bei der ersten
vollen Benennung dieser vier Filialen im Jahr 1524 gehörte
Orthofen mit dazu.
Früher hatte die Kirche
nur das Kreuz-Patronat. Die hl. Helena als
Nebenpatronin kam erst gegen 1880 hinzu.
Die im Kern noch spätgotische
Kirche (evtl. 15.Jh) wurde
- im 17.Jh oder 18.Jh umgebaut und
- gegen Ende des 19.Jh um ein Joch nach Westen verlängert.
Aus gotischer
Zeit stammen noch der Altarraum mit den abgetreppten Stützpfeilern
und der untere Teil des Zwiebelturms an der Nordseite mit
den schönen Kreuzbogenfriesen.
In der Glockenstube hängen zwei Glocken
aus den Jahren 1738 und 1950.
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Gewölberippenkonsole im
Chor
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Die Kirche gehört (mit den
übrigen Filialen St. Johann in Sixtnitgern, St.Leonhard in Roßbach,
und den Marienkapellen Geiselwies und Langengern) zur Pfarrei Sittenbach.
Seit 1979 ist sie Teil des großen Pfarrverbands Odelzhausen.
Innenausstattung
Die Innenausstattung ist mit Ausnahme
der Deckenfresken neugotisch, d.h., sie stammt aus dem Ende des 19.Jh.
Bekannt ist die Kirche in
Orthofen insbesondere wegen ihrer Decken-fresken,
die vom Dachauer Maler Franz Mayr im Jahr 1747 geschaffen wurden
(Sign. F.M.).
Auf dem großen Fresko im Langhaus sind die Auffindung des
Heiligen Kreuzes durch St. Helena im Jahre 320 (im Vordergrund)
sowie eine weitere Kreuzlegende aus dem Jahr 627 (im Hintergrund)
dargestellt.
Auf vier Rundmedaillons um das große Mittelbild werden weitere
Kreuzwunder mit den Heiligen Ulrich, Korbinian, Valentin und Ivo
gezeigt.
Altäre
Der Choraltar ist, wie die Seitenaltäre,
im neugotischen Stil gestaltet.
- Thema des Altarblatts ist die Kreuz-
auffindung durch die hl.Helena.
- Assistenzfiguren sind die Heiligen
Petrus (mit Himmelsschlüsseln) und
Paulus (mit Schwert).
Der Tisch des Zelebrationsaltars
stammt vom Petersberg: er wurde aus den Teilen der früheren
Kommunion-bank gefertigt.
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Mouseklick
zu den Beschreibungen
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Die Seitenaltäre haben die Kreuzigung
Christi zum künstlerischen Thema.
Linker Altar:
- Mittelpunkt des linken Altars ist eine Kreuzigungsgruppe;
- als Assistenzfiguren figürliche Allegorien von Glaube, Hoffnung und
Liebe (den drei göttlichen Tugenden)
Rechter Altar:
- im Auszug eine Figur des Evangelisten Johannes
- in der Mittelnische sitzt eine Pieta, eine Muttergottesfigur mit
dem toten Sohn Jesus auf dem Schoß.
- Assistenzfiguren stellen den hl. Bartholomäus mit dem Messer in der
Hand und den hl.Philippus mit Kreuz dar.
Die Kreuzweg-Stationsbilder
sind Ölbilder auf Blechuntergrund (1840/50).
In der Kirche werden folgende
Heilige auf Bildern oder als Figuren gezeigt:
- St.Bartholomäus
mit einem Messer, auf linkem Seitenaltar (1890)
- St.Helena mit Kreuz auf dem Altarblatt
des Choraltars (1890)
auf
dem Deckenfresko im Langhaus
(1747)
- St.Ivo löscht
eine Brand, Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Korbinian erweckt
Toten, Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Maria als Pieta
auf dem rechten Seitenaltar
als
Pieta-Gemälde
im Langhaus (1890)
als
Madonnenfigur
im Langhaus (1920)
- St.Petrus und St.Paulus
als Assistenzfiguren am Choraltar (1890)
- St.Philippus mit
Kreuz, auf linkem Seitenaltar (1890)
- St.Ulrich erweckt Toten,
Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Valentin heilt
eine Blinde Deckenfresko im Langhaus (1747)
außerdem
- Figur eines Geißelheilands
auf linkem Seitenaltar
- Heilige Familie auf Ölbild
im Altarraum (1837)
Was
noch interessiert...
Gottesdienstzeiten
erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Odelzhausen.
Klicken Sie hier...
....................................................................................
Glockengeläute
Von den Glocken der Kirche gibt es eine (leider sehr kurze) Audioaufnahme
im Internet. Wenn Sie das Glockengeläute hören möchten,
klicken
Sie hier...
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Die Ortschaft Orthofen wurde
im Jahr 1150 als Nordhofen urkundlich erwähnt. Die Leute sagen heute
noch "a Nordhof geah".
In einer Beschreibung der Dachauer Bauernschaft aus dem 19.Jh. heißt
es: "Orthofen ist wohlbemittelt, weil die Bauern
zu keiner Grafschaft gehören, sondern königl. Untertanen sind,
also zum Renamt grund- und steuerbar sind".
Geschichte
der Kirche
Ältere Matrikel 01)
Wann die erste Kirche in Orthofen errichtet wurde, ist nicht zweifelsfrei
zu bestimmen.
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 ist eine Kirche in Orthofen zwar nicht
namentlich genannt; doch die Pfarrei Sittenbach wird mit vier nicht näher
bezeichneten Filialkirchen ("habet IIII filias") erwähnt.
Wenn
man berücksichtigt, dass auch die Sunderndorfer'schen
Matrikel
von 1524 von "quatour filiales" spricht und als
eine der vier Filialen " s.Crucis in Orthofen " nennt,
ist es sehr wahrscheinlich, dass auch schon 1315 in Orthofen eine
Kirche gestanden ist.
Gotische Kirche 15.Jh
Die heutige, zur Pfarrei Sittenbach gehörende Filialkirche
mit dem Patronat Hl. Kreuzauffindung und St. Helena ist im Kern
noch spätgotisch (evtl. aus dem 15.Jh). Sie wurde im
18.Jh (jedenfalls vor 1740) umgebaut und barockisiert.
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Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
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Visitationsbericht
von 1560 15)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse
Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang
und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Sittenbach ist auch Orthofen (damals
unter der Bezeichnung "Northofen") kurz erwähnt.
Da die Kirchenverwalter von Orthofen nicht auffindbar waren, konnten sich
die Visitatoren nur durch Inaugenscheinnahme ("ocularis inspectio")
informieren. Daraus ergibt sich folgende sehr kurze Beschreibung:
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Filialis Northofen
Patronus s.Sixtus
Über die Einrichtung der Kirche heißt es: "Besitzt
zwei Kelche, 4 Corporale, 2 Messbücher, ein Buch über
die Beerdigungsriten, 3 Messgewänder, ein gutes Liederbuch
und eine kleine Messingmonstranz. Die geweihten Hostien und die
hl.Öle werden rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich
in einem Krügl. Das Sakramentshaus ist verschlossen und -nur
in der Nacht- durch ein Ewig-Licht beleuchtet. An Altären,
Tafln usw. sei "kain mangel". Allein der Umfang der (Wand)Gemälde
wird kritisiert.
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...vollständiger Bericht über die Pfarrei Sittenbach ...
Spanischer Erbfolgekrieg 1704 03)
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) fielen feindliche Soldaten, Österreicher
und Engländer in Bayern ein. Auch wenn die Schäden nicht so
flächendeckend waren wie im 30jährigen Krieg, wurden einige
Orte (insbesondere im Glonntal und Umgebung),
zu denen auch Orthofen zählte, schlimm verwüstet. Der Sittenbacher
Pfarrer Franz Josef Leb schrieb am 14.9.1704 an das Ordinariat, der Feind
habe "mit Sengen, prennen, plündern und heuffiger Weckführung
(Entführung) des Viehs alles verdörbt".
In der Pfarrei habe der Feind sowohl in der Pfarrkirche (Sulzemoos)
wie in den 3 Filialen alles zerschlagen, vernichtet, die Kelch, Ciborium,
Fahnen, Alben, Chorröcke, die besten Messgewänder, ja sogar
alle "Gloggen aus dem Thurm zu Sittenbach, Roßbach und
Orthoven herundergeworffen und neben obigen Sachen weckhgefürhet,
die Filial Khürchen Grossen Pergkhoven aber gar völlig abgeprennt".
In den Jahren 1733-1734 wurden das Kirchenpflaster und die Friedhofsmauer
repariert. 18)
Schmidt'schen
Matrikel von 1738-40 01)
In der Schmidt'schen
Matrikel , die der Freisinger Kanonikus Schmidt in den
Jahren 1738-40 erstellte, ist auch eine kurze Beschreibung der Kirche
in Orthofen enthalten. Dort heißt es, die Kirche habe eine ausreichende
Größe und sei frisch repariert.
Im Inneren stünden drei Altäre. Der Hochaltar zu Ehren der Kreuzauffindung
und St.Helena enthalte eine Kreuzreliquie. Auch einer der Seitenaltäre
habe ein Kreuzpatrozinium. Der andere sei der schmerzhaften Mutter Maria,
der Mater dolorosa, gewidmet.
Am Fest Kreuzauffindung (3.Mai) würden Prozessionen zur Kirche
abgehalten. Das Kirchweihfest werde am Sonntag nach dem Fest des hl.Bartholomäus
(= nach 24.8.) gefeiert. Messgewänder seien in ausreichendem
Umfang vorhanden. Um die Kirche sei ein Friedhof mit Beinhaus angelegt.
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer
von Sittenbach und der Landrichter in Dachau. Der Bericht endet mit dem
einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses
mecht diser Zeit gegen 1600 fl. (=Gulden) ausmachen". Das
war für eine Kirche dieser Größe kein geringer Betrag.
Patronat Kreuzauffindung und St.Helena
Das Patronat der Kirche, 1524
und 1738 nur allgemein als "s.Crucis" (= Heiliges Kreuz) genannt,
wurde noch vor 1880 zu "Kreuzauffindung und St.Helena" erweitert.
So hieß übrigens 1738 schon das Patronat für den Hochaltar.
01)
Das Patronat geht zurück auf Ereignisse in der Zeit des frühen
4.Jahrhunderts.
Der in Trier regierende römische Kaiser Konstantin hatte sich mit
seinem Mitkaiser Maxentius zerstritten und ihn an der Milvischen Brücke
in Rom militärisch besiegt. Die Truppen Konstantins haben unter dem
Christus-Zeichen gekämpft.
Zum Dank dafür sollen Konstantin und sein Mitkaiser Licinius in der
Mailänder Vereinbarung von 313 (früher als Toleranzedikt bezeichnet)
den bis dahin verbotenen christlichen Kult erlaubt haben. Die Vereinbarung
hat aber nicht nur dem Christentum, sondern allen Religionen die Freiheit
gebracht. Der entscheidende Passus in der Vereinbarung mit seinem Mitkaiser
lautet:
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"Nachdem wir beide, Kaiser
Konstantin und Kaiser Licinius, durch glückliche Fügung
bei Mailand zusammenkamen, um zum Wohle aller... zu regeln ... sowohl
den Christen als auch allen Menschen freie Vollmacht zu gewähren
... ihre Religion zu wählen ... damit die himmlische Gottheit
uns und allen ... gnädig und gewogen bleiben kann... Wir sind
seit langem der Ansicht, dass Freiheit des Glaubens nicht verweigert
werden sollte. Vielmehr sollten jedermann seine Gedanken und Wünsche
gewährt werden, so dass er in der Lage ist, geistliche Dinge
so anzusehen, wie er selbst es will. Darum haben wir befohlen, dass
es jedermann erlaubt ist, seinen Glauben zu haben und zu praktizieren,
wie er will."
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13 Jahre danach suchte
Helena, die Mutter des Kaisers, in Jerusalem nach dem Kreuz Christi. Die
Suche war 300 Jahre nach dem Tod Jesu nicht so aussichtslos, wie wir es
uns heute vorstellen. Denn Kaiser Hadrian hatte im Jahr 135, also nur 100
Jahre nach der Kreuzigung Jesu, ein frühchristliches Heiligtum (!)
am Golgota mit einem Venustempel überbauen und damit die christliche
Kultstätte unbeabsichtigt konservieren lassen. Unter diesem Tempel
fand Helena mehrere Kreuzesreste. Das Kreuz Christi ermittelte sie -der
Legende nach- indem sie einen Toten auf die gefundenen Kreuze legte und
wartete, auf welchem Kreuz er wieder zum Leben erweckt wurde. An der Fundstelle
errichtete Helena die heute noch bestehende Grabeskirche. Die Kaisermutter
ließ das Kreuz Jesu in drei Teile teilen. Ein Drittel des Kreuzes
blieb in Jerusalem, ein Drittel nahm Helena mit nach Rom und ein Drittel
sandte sie ihrem Sohn nach Konstantinopel. Größere Kreuzpartikel
kam ab 950 nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquienmonstranzen aufbewahrt
und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten. Die Partikel des Scheyerner
Kreuzes stammt übrigens aus dem Jerusalemer Teil.
Aus dem Jahr 1785 ist bekannt, dass der 'Baron Ruffinischer Maurermeister'
Andreas Mayr (*1733) aus Weyhern das Kirchendach in Orthofen reparierte;
er erneuerte auch die Friedhofsmauer, die 55 Jahre vorher, 1730, von Balthasar
Mayr (+ vor 1737) instand gesetzt worden war.
1837 ließ Kooperator
Zauner drei neue Altarblätter malen und ein neues Altargestühl
beschaffen. Das entnehmen wir einem Brief des Kooperators vom 18.12.1843.
Verlängerung 19.Jh
Gegen Ende des 19.Jh wurde die Kirche um ein Joch
nach Westen verlängert, um der Zunahme der Bevölkerung Rechnung
zu tragen. Dies scheint vor 1884 erfolgt zu sein, weil in der Statistischen
Beschreibung des Erzbistums München-Freising von Anton Mayer u. Georg
Westermayer aus dem Jahr 1884 die Bemerkung enthalten ist: "Geräumigkeit
genügend".
Auch die Ausstattung ist mit Ausnahme der Deckenfresken neugotisch,
d.h., sie stammt aus dem Ende des 19.Jh. und wurde möglicherweise
im Zusammenhang mit der Verlängerung des Kirchenschiffs beschafft.
Beschreibung 1884 02)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
von Anton Mayer und Georg Westermayer aus dem Jahr 1884 ist im Kapitel
über die Pfarrei Sittenbach auch die Kirche Heilig Kreuz in Orthofen
enthalten. Im Dorf selbst wohnten 129 Seelen (in 25 Häusern). Über
die Kirche schreibt er:
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"Liegt in
einem Thale, 1 km abseits der Straße von Dachau nach Friedberg.
Erbauungsjahr unbekannt. Restaurirt. Baustyl: Presbyterium gothisch,
Schiff mit Flachdecke. Kuppelthurm mit 2 Glocken: a) 'Fusa ab A.B.Ernst
Monachy 1738. J.N.R.J. b) (Anton)'Hubinger Monachii 1852'-
Titulus: Exaltio sanctae Crucis (=Kreuzauffindung). 3 Altäre,
davon 2 portatile (=ohne Altarstein). Orgel mit 4 Reg(istern).
Gottesdienst (durch den Cooperator) je am 3.Sonntag; am Weihnachtsfeste
Frühmesse; am Patrocinium Predigt und Amt, am Feste Peter und
Paul dazu Procession. Stiftungen: 2 Jahrtage, 2 Jahrmessen. Meßner
und Cantor für gewöhnlich ein Ortsangehöriger, bei
Leichengottesdiensten der Lehrer von Sittenbach. Kirchenvermögen:
15.700 Mark" |
Bittgänge
Die Orthofener wallfahrteten alljährlich u.a. auch nach Inchenhofen
zum hl.Leonhard. Das wissen wir, weil den Fahnenträgern und Sängern
ein Zehrgeld in Höhe von 30 Kreuzern gegeben und die Ausgaben in
der Kirchenrechnung verbucht wurden. 10)
|
Hinweis:
Die Wallfahrt zum hl. Leonhard in Inchenhofen gilt als älteste
und wichtigste Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Der Aufschwung
begann, als 1283 das Kloster Fürstenfeld die bis dahin noch unbedeutende
Wallfahrt in der kleinen Kapelle übernahm. Es verhalf ihr binnen
weniger Jahrzehnte zu höchster Blüte. Die Wallfahrt selbst
geht auf ein Wunder zurück: 1256 sollen Soldaten Votivgaben in
der St.Leonhardskapelle gestohlen haben und daraufhin schwachsinnig
geworden sein. St.Leonhard war bis dahin ein nur an wenigen Stellen
verehrter französischer Heiliger, der als Patron der Gefangenen
und der (damals ebenfalls angeketteten) Geisteskranken um Hilfe angerufen
wurde. Seine große Bedeutung als Bauernheiliger erhielt er erst
im 16.Jh., als die Ketten, mit denen er abgebildet war, als Viehketten
missdeutet/umgedeutet wurden. Diese Patronatserweiterung gab der Wallfahrt
in Inchenhofen noch einen großen Schub. Bis 1803 unternahmen
167 Pfarreien eine alljährliche Wallfahrt nach Inchenhofen. Heute
kommen aus etwa 60 Orten die Wallfahrergruppen, meist zu Fuß,
nach "Leachad" , wie Inchenhofen auch genannt wird. Dabei
ist nach wie vor der größte Wallfahrtstag des ganzen Jahres
der Pfingstmontag, an dem zugleich das Hauptfest der 1659 vom Papst
Alexander VII. genehmigten Erzbruderschaft des hl. Leonhard gefeiert
wird. |
Baubeschreibung
Die Kirche liegt etwas erhöht im Dorf; sie ist von einem ummauerten
Friedhof umgeben.
Der nur sehr wenig eingezogene
gotische Chor schließt
mit drei Seiten und wird außen durch abgetreppte Stützpfeiler
verstärkt.
Das barocke Langhaus/Kirchenschiff
besitzt zwei Achsen.
An seiner Südseite ist ein halbkreisförmig überdachtes
Kruzifix mit einem
farbig bemalten Corpus aus Gusseisen in neugotischem Stil (1880/90)
angebracht. Darunter steht eine kleine Mater dolorosa (Maria als
Schmerzens-mutter). Das Kruzifix besitzt
eine geschwungene Kupferüberdachung, die den Korpus vor Witterungseinflüssen
schützen soll. Die
Vorderseite des Bleches ist gezackt. Dies hat eine über die
reine Verzierung hinausgehende Bedeutung: Die Zacken beschreiben
den täglichen Lauf der Sonne vom Aufgang im Osten bis zum Niedergang
im Westen. So wie die Sonne wieder aufgeht, so ist auch Christus
auferstanden und so wird auch der Mensch vom Grabe auferstehen.
14)
Gesäumt
wird die Figurengruppe von zwei Gedenktafeln für die Gefallenen
und Vermissten der beiden Weltkriege. Diese Gedenktafeln wurden
2005 renoviert.
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Wandkreuz
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An
der Südseite ist eine doppelstöckige Sakristei mit Krüppelwalmdach
angebaut.

gedrückte
Zwiebel
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Der kupfergedeckte Turm
mit seiner gedrückten Zwiebel an der Nordseite stammt
im unteren Teil noch aus der gotischen Zeit. Dort sind auch die
schönen Kreuzbogenfriese
zu sehen. Auffällig ist seine Gliederung durch farblich abgesetzte
Lisenen
und Wandvorlagen sowie durch die rundbogigen Schalllöcher mit
darüber liegenden Ochsenaugen.
In der Glockenstube hängen
zwei Glocken, von denen:
- die kleinere (80 cm Durchm.) 1738 in München mit der Inschrift
'Fusa ab A.B.Ernst Monachy 1738.J.N.R.J." (Anton
Benedikt Ernst),
- die größere (90 cm Durchmesser) 1950 von der Gießerei
Hamm in Regensburg gegossen wurden.
Von den Glocken der Kirche gibt es eine (leider sehr kurze) Audioaufnahme
im Internet 13).
Wenn Sie das Glockengeläute hören möchten,
klicken
Sie hier...
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Hinweis: Woher
die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform kommt,
ist erstaun-licherweise nicht geklärt.
Einige der Experten vermuten, dass sie eine Nachahmung und Weiterentwicklung
der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem
(Felsendom) und somit arabischen Ursprungs ist. Damals glaubten
europäische Baumeister, die Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons
und verbanden mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem.
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Kreuzbogenfriese
am Turm
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Andere
Kunstexperten sehen in der Zwiebel eine Weiterentwicklung der byzantinischen
Kuppel, die auch in Russland großen Anklang fand. Fest steht
jedoch, dass die ältesten zwiebelförmigen Kuppeln im alten
Baiern die der Münchner Frauentürme sind (1525).
Weite Verbreitung fand die Zwiebel als Bauform aber erst im Italien
der Renaissance und bei uns in der Barockzeit nach dem 30jährigen
Krieg. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur
Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barocks und galt "als
Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren
in den Wölbungen des Sinnlichen". 11) |
Wenn Sie die Zwiebeln auf den
Kirchtürmen im Dachauer
Land vergleichen möchten, klicken
Sie hier...
Innenausstattung
Altarraum
Der zweiachsige Altarraum ist eingezogen
und schließt
in drei Seiten eines Achtecks. Er ist mit einem Tonnengewölbe
(Parabeltonne) mit Stichkappen
überwölbt, das auf Konsolen endet.
Choraltar/Hochaltar
Der 3,20 Meter breite und
raumhohe Choraltar ist,
wie der größte Teil der Ausstattung, im neugotischen
Stil gestaltet und stammt aus der Zeit um 1880/90.
Sein Holz ist rot, hellgrau und blau gefasst (=bemalt) und
teilweise vergoldet.
Der Stipes, der gemauerte
Altarunterbau, ist mit Holz verkleidet; das Antependium
ist mit einem vergoldeten Kreuz in der Mitte geschmückt.
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Choraltar
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Das Retabel,
der Altaraufbau, besitzt Maßwerkfelder,
Stabwerk, Fialen mit Krabben, Kreuzblumen und bekrönende Baldachine.
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Das Altarblatt
in der großen Mittelnische des Hochaltars zeigt die Nebenpatronin
der Kirche, die hl. Helena, bei der Kreuzauffindung. Das 130 x 80
cm große Ölgemälde (auf Leinwand) ist ebenso alt
wie der Altar.
Die beiden Assistenzfiguren
stellen die Heiligen Petrus (rechts) und Paulus dar.
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St.Petrus
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St.Paulus,
mit langem Bart, stützt sich auf sein Schwert.
Der Legende nach wurde er in Rom enthauptet, weil er als römischer
Bürger nicht den schmählichen Tod der Kreuzigung erleiden
musste. Gedenktag: 29.Juni
St.Petrus hält zwei
Schlüssel in der Hand (einen versilberten und einen vergoldeten).
Diese sog.Himmelsschlüssel haben den Heiligen im Brauchtum zum
Himmelspförtner gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentiert
der Schlüssel aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden.
Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte
Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches
geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel,
und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel".
Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger
und den Klerus übertragen.
Gedenktag: 29.Juni |
In der Mitte des Altars steht der Drehtabernakel mit vorspringendem
Gehäuse
Hl.Familie
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An
der Wand des Altarraums hängt ein 147 x 87 cm großes Ölbild
(auf Leinwand), das die Heilige
Familie in freier Natur darstellt. Maria und Josef knien neben
dem Jesuskind, das lehrend zwischen ihnen steht. Am Himmel schwebt
unter Gewölk die Heilig Geist-Taube, die Gnadenstrahlen auf die
Familie herabsendet. Im Hintergrund eine Stadt auf dem Berg.
Das Gemälde wurde vom Maler Korbmoser jun. aus München
im Jahr 1837 geschaffen (sign) und war früher ein Altarblatt.
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Chorgestühl
An der südlichen Chorwand steht
eine schlichte Bank mit kassettierten Füllungen und geschwungenen
Wangen. Sie soll um 1730 für die Petersbergbasilika erstellt worden
sein und kam erst später nach Orthofen.
Beichtstuhl
Hinter dem Hochaltar befindet sich
der weiße neugotische Beichtstuhl
aus der Zeit um 1880/90. Er ist dreiteilig, mit offenen Seitenteilen.
In der Mitte ist eine niedrige Türe mit Fischblasenornament zu sehen,
darüber Maßwerk
mit Kielbogen.

Beichtstuhl
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Hinweis: Über Jahrhunderte
hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im Kirchenraum beim
Sitz (Kathedra) des Bischofs, später bei dem des Priesters im
Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene Sitz des Beichtvaters
war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht
mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren
Zahl von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände.
Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh.
zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen
Beichtgehäuse mit dem Mittelteil für den Priester (in dem
der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von
Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter.
Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden
bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen.
In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen
Atmosphäre eine räumliche Alternative für Beicht- und
Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf das Bibelwort "Er
hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr die Sünden vergebt,
dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie
verweigert" (Joh.20,22) zurück. |
Zelebrationsaltar
Auch der Tisch
des Zelebrationsaltars
stammt vom Petersberg. Er wurde aus den Teilen der alten Kom-munionbank
aus der Zeit des Historismus gefertigt, die bei der Renovierung der
Basilika im Jahr 1908 entfernt worden war. |
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Der Zelebrationsalter
ersetzt liturgisch voll den Hochaltar. 16)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
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Hinweis: Die Kommunionbänke
entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken
altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff,
vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher
die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte
von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie
aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen
die Patene, um eine evtl. herunterfallende Hostie aufzufangen. Im
Rahmen der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten
Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der
Gemeinde zu schaffen. Zudem ist nach herrschender Auffassung der Altar
auch Tisch des österlichen Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen
die Kommunion. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Seitenaltäre
Auch die 2,20 Meter breiten Seitenaltäre
sind in neugotischem Stil gestaltet und -wie der Choraltar- rot, hellgrau
und blau gefasst und vergoldet.
Linker Seitenaltar
Der linke
Seitenaltar ist dem Kirchenpatronat der des hl. Kreuzes
gewidmet.
Mittelpunkt des Altars ist eine Kreuzigungsgruppe
mit Maria und Johannes, die unter dem Kreuz stehen.
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Linker
Seitenaltar
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Daneben und darüber
sind Allegorien von
- Glaube (sitzend, oben, mit Kreuz und Kelch),
- Hoffnung (rechts) und
- Liebe (links, mit brennendem Herz)
figürlich dargestellt.
Die drei Tugenden Glaube/Hoffnung/Liebe erhalten das Attribut göttlich,
weil die christliche Lehre davon ausgeht, dass sie nicht von Menschen
erbracht, sondern durch den Geist Gottes geschenkt werden.
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Dem Glauben wird
die Farbe Blau, der Hoffnung die Farbe Grün und der Liebe die
Farbe Rot zugeordnet.
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Vor dem Altar steht
die Figur eines Geißelheilands.
Der gegeißelte Jesus ist mit Armketten an eine Steinsäule
gebunden.
Hinweis: Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule
entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten
vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung
dieser Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder
in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei
Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten
der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden
nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Orthofen. |
Der
rechte Seitenaltar
ist auch ein Apostelaltar.
Im Auszug ist der Evangelist Johannes sitzend (bartlos, mit
Bibel und Adler) dargestellt. Früher glaubte man, der Evangelist
Johannes sei mit dem Apostel Johannes identisch.
Als Assistenzfiguren stehen die Figuren der Apostel
- Bartholomäus (links, mit einem Messer) und
- Philippus (mit Kreuz) am Altar.
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Rechter
Seitenaltar
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Mittelpunkt des Altars ist aber eine Pieta, auch Vesperbild
genannt, die in der großen Mittelnische angebracht ist.
...mehr zu Pieta -Darstellungen
im Landkreis...
Alle Figuren an den Seitenaltären
stammen -wie die Altäre selbst- aus der Zeit um 1880/90.
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Hinweise: Der Apostel Bartholomäus zog nach dem Tod Jesu
als Missionar durch Armenien, Indien und Mesopotamien. Er wirkte zahlreiche
Wunder und heilte Kranke. Unter ihnen war auch die Tochter des armenischen
Königs, wodurch dieser und seine Familie für das Christentum
gewonnen werden konnten. Der Bruder des Königs jedoch hetzte
die Priester des alten Glaubens gegen Bartholomäus auf, ließ
ihn gefangen nehmen und foltern und schließlich zu einer besonders
grausamen Todesart verurteilen: zuerst wurde ihm die Haut abgezogen,
danach wurde er gekreuzigt. Deshalb wird er mit einem Messer dargestellt,
daneben auch noch mit einem Buch (Bibel = Verkünder des Evangeliums).
Gedenktag: 24. August
Apostel Philippus wurde, ebenso wie das Brüderpaar Andreas
und Petrus, von Jesus in Bethsaida zum Jünger berufen. Er wird
mehrmals in der Bibel erwähnt (bei der Brotvermehrung-Joh. 6,
5-7 und beim Abendmahl-Joh. 14, 8-9). Der Legende nach predigte Philippus
20 Jahre lang in Skythien. Dort wirkte er Wunder, vertrieb einen Drachen,
erweckte Tote und heilte Kranke. Philippus soll am Kreuz gestorben
sein. Deshalb wird er meist mit einem Kreuzstab dargestellt. Gedenktag:
3.Mai |
Deckenfresken
Bekannt ist die Kirche in Orthofen
insbesondere wegen ihrer Deckenfresken, die vom Dachauer Maler Franz Mayr
(1707-1752) im Jahr 1747 geschaffen wurden (sign. "F.M."). Franz
Mayr malte auch die Fresken in Odelzhausen und in Rumeltshausen. Das unmittelbare
Vorbild für das Deckenbild hier in Orthofen ist das Hochaltarblatt
in Kreuzholzhausen, das Mayr sieben Jahre vorher, im Jahr 1740 geschaffen
hatte. Mehr über Franz
Mayr ....
Auf
dem 1986 restaurierten großen Fresko im Kirchenschiff ist die
Auffindung des Heiligen Kreuzes durch
St. Helena im Jahre 320 dargestellt.
Die Ausgräber hatten damals drei Kreuze gefunden. Das Kreuz Christi
wurde dadurch identifiziert, dass ein Toter, den man nach-einander
auf alle drei Kreuze gelegt hatte, auf dem richtigen Kreuz wieder
zum Leben erweckt wurde.
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Kreuzauffindung
320
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Das
Deckengemälde zeigt diese Szene im Vordergrund Der Tote richtet
sich auf, gestützt von einem jungen Mann. Kaiserin Helena und
Bischof Makarios betrachten ehrfurchtsvoll das Wunder.
Im Hintergrund des Bildes wird eine zweite Kreuzlegende dargestellt.
Kaiser Heraklius trägt das vom Perserkönig Chosroas entführte
Kreuz im Jahr 627 im Triumph zurück nach Jerusalem. Als sich
das Tor nicht öffnet, erklärt der hl.Modestus (rechts neben
dem Kreuz zu erkennen), Heraklius solle das Kreuz im Büßerhemd
tragen. Dies führte zum Erfolg. |
Auf vier Rundmedaillons um
das große Mittelbild werden weitere Heil- und Segenswirkungen des
Kreuzes vor Augen geführt:
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St. Ulrich erweckt mit
Hilfe des Kreuzes einen Toten (vorne links).
Text: "Gantz wunderbarlich erwöcket der H:Udalricus mit den
Hl: Creutz einen Toden zum leben".
Die dargestellte Legende stammt vom Augs-burger Meistersinger Jörg
Breyning (ca.1500). Ein Graf hatte seine Frau schuldlos der Un-treue
verdächtigt, den Liebhaber geköpft und den Kopf seiner Frau
an den Hals gehängt. |
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St. Korbinian holt
einen, der drei Tage lang am Galgen hing, ins Leben zurück (vorne
rechts)
Text: "DerH:Corbinian erhalt einen Trey tag gehangenen mit
dem H:Creutz das leben".
Unter dem Galgen kniet ein Mann. Vor ihm steht St.Korbinian und hält
ihm das Kreuz vor. Der Gehängte war wegen wiederholten Raubmords
zum Tode verurteilt worden. Korbinian, der zufällig des Weges
kam, versuchte vergeblich,die Vollstreckung |
Auf Ulrichs Beten hin begann das Haupt des Toten zu sprechen und bestätigte
die Unschuld der Frau. Der kopflose Leichnam wurde ausgegraben, mit
dem Kopf vereinigt und durch das Kreuzeszeichen zum Leben erweckt. |

St.Ulrich
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Kreuzauffindung
320
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St.Korbinian
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zu verhindern. Er nahm dem reuigen Verbrecher die Beichte ab und segnete
ihn mit dem Kreuz. Als Korbinian drei Tage später auf dem Rückweg
an die Stelle kam, lebte der Gehenkte noch immer. Der Heilige durfte
ihn vom Galgen nehmen und ihm das Leben schenken. |
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St. Ivo löscht mit dem
Kreuze einen Brand
(hinten links).
Text: "Ein Feurs Prunst löscht der H: Ivo Pfarrer mit dem
H:Creutz."
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St.Ivo
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St.Valentin
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-St.
Valentin heilt eine Blinde (hinten rechts)
Text: Der H:Valentinus macht mit den H:Creutz ein Blintes mäglein
sehent"
Der hl. Valentin steht, mit Chor-hemd und Stola bekleidet, im Haus
des römischen Patriziers Asterius |
Der hl. Ivo
(Yves), in die Tracht der
Weltpriester gekleidet, kniet auf einer Wiese vor einem in Flammen
stehenden Anwesen und hält das Kreuz hoch um das Feuer zu löschen
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und hält ein Kreuz hoch. Ihm gegenüber stehen der mit einem
Turban gekleidete Hausherr. Vor ihm seine Tochter, die mit geschlossenen
Augen auf ihre Augen weist. |

per Mouseklick
zu den Beschreibungen
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Kreuzweg-Stationsbilder
An den Außenwänden
hängen die großen Kreuzweg-Stationsbilder
(Ölbilder auf Blechuntergrund) mit den Maßen 97 x
60 cm (1840/50).
Die mit Maßwerk verzierten Rahmen aus der Zeit um 1800
sind aus Eichen-holz geschnitzt.
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Kreuzwegbilder
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Hinweis: Als Kreuzweg werden
die aufeinander-folgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen
bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte
Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung,
bestehen. Im späten Mittelalter hielt man Kreuz-wegandachten
als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land.
Wenn Sie mehr über die Entstehung der Kreuzwegstationen und seiner
Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier...
Unter
den Rundbogenfenstern sind die Apostelleuchter
angebracht.
Sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische
Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den
Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht
sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Apostelleuchter
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Bilder
und Figuren an den Wänden
des Kirchenschiffs
Madonna
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An der Nordwand
steht eine Madonnenfigur
aus der Zeit um 1910/1920. |
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Die Pieta
ist auf einem Gemälde in formschönem neugotischen
Rahmen mit seitlichen Säulchen und Zinnen zu sehen.
Das 70 x 55 cm große Bild (Ölfarbe auf Leiwanduntergrund)
stammt aus der Zeit um 1800, der Rahmen wurde 1880/90 gefertigt. |
Pieta
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Empore
und Opferstock
Die Empore mit ihrer verputzten Brüstung
wird durch einen Holzpfeiler gestützt, der auf dem Opferstock
gründet. Dieser Opferstock ist mit Eisenbeschlägen versehen und
dürfte zu den ältesten Einrichtungsgegenständen der Kirche
gehören.
Der Opferstock
in den Kirchen ist meist ein schwerer, mit Eisenbändern und massiven
Vorhängeschlössern gesicherter säulenartiger Behälter
aus Holz, Metall oder Stein, der zur Aufnahme von Geldspenden in Kirchen
dient.
Opferstöcke gibt
es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz
III. das Aufstellen von Opferstöcken an, um damit einen Kreuzzug
(den 5.Kreuzzug von 1217 bis 1221) zu finanzieren.
17)
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Opferstock
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Der Name Opferstock rührt
daher, dass der Opferstock aus einem großen ausgehöhlten
Holzstock besteht, der mit Metall ummantelt ist. Der Stock ist im
unteren Bereich ausgehöhlt. Von dort ist im massiven Holz ein
schmaler Schlitz bis zum oberen Ende herausge-arbeitet, durch den
das Geld in die Höhlung fällt.
Der
Einbruch in den Opferstock ist nahezu ebenso alt, wie die Opferstöcke
selbst. Deshalb muss das Türchen, aus dem das Geld vom Mesner
entnommen werden kann, mit schweren Eisenbändern und massiven
Vorhängeschlössern gesichert werden. Zudem wird der Einwurfschlitz
meist mit einem Metallbügel geschützt, der das Angeln
nach dem Geld erschwert.
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Wenn Sie
sich Bilder anderer schöner Opferstöcke
aus
Kirchen im Landkreis
ansehen möchten, klicken sie hier..
Kreuzpartikel
Die Kirche in Orthofen besaß
früher nicht nur die Kreuzpartikel in der Stipes des Choraltars,
sondern auch eine weitere Partikel in einer formschönen Monstranz.
Diese neugotische Monstranz aus der Zeit um 1880 hatte einen retabelartigen
Aufsatz mit Maßwerk
in dem die Muttergottes mit dem Jesuskind und zwei Anbetungsengel dargestellt
wurden. Die Kreuzpartikel war in der schreinartigen Mittelnische, umgeben
von einem Strahlenkranz, zu sehen. Ob die Monstranz noch vorhanden ist,
ist mir leider nicht bekannt. Jedenfalls ist sie außerhalb der Kirche
aufbewahrt.
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Hinweis: Kreuzreliquien
waren früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz
Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Größere
Kreuzpartikel kamen ab 950 nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquienmonstran-zen
aufbewahrt und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten. |
Harmonium
Die Kirche hat keine Orgel
mehr. Den musikalischen Dienst versieht ein Harmonium.
Die frühere Schleifladen-Orgel stammte wohl aus dem frühen 19.Jh.
Das um 1880 als Orgel mit vier Registern beschriebene Instrument war 1867
von Peter Moser repariert worden. Von dieser Orgel ist nur mehr die Sitzbank
des Organisten erhalten. 04)
Wegkreuz
Wegkreuz
mit
Ostereier-Schmuck
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In der Nähe
der Kirche steht neben der Bushaltestelle ein hölzernes Wegkreuz.
An Ostern werden das Kreuz und der es umgebende Zaun mit Bändern
aus Girlanden und bunten Ostereiern
geschmückt. |
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02) Anton Mayer /Georg Westermayer
: Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising. München
1874-1884
03) Jakob Mois, Geschichtliche Notizen
über einige Kirchen im Lkr. Dachau S.107, ca.1950, unveröffentlicht
(wohlbemittelt,1840,1704)
04) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
05)
Max Gruber, Für Dachau und sein Hinterland bis 1800 tätige Architekten,
Bau- u. Maurermeister, Amperland 1982 (Mayr)
06)Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd
7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
07) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums
München und Freising, 1992
08) Angelika Petitini, Leonhardsverehrung u. Wallfahrt
in Inchenhofen, Augsburger Volkskundliche Nachrichten, 1995/2
09) Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei
in Deutschland, 1996
10) Robert Böck, Kirchenrechnungen
Landgericht Dachau, 1996 (Bittgang)
11) >Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005
und vom 2.10.2005
12) Dachauer Nachrichten vom 13.10.2005
13) http://www.schwabenmedia.de/Kirchen/Dachau/St-helena-orthofen.php?style=styleG
(Glockengeläute)
14) Manfred Bergmeister, Grabkreuzausstellung
Hebertshausen, 2007 (Missionskreuz Überdachung)
15) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
16) Dr.Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
17) Hans Kratzer, Milde Gaben, harte
Strafen, SZ vom 20.1.2021 (Opferstock)
18) StAM, RMA München Unterbehörden
3162 Alt-/Vorsignatur: Pfleggericht Dachau A 192; HStA GL Dachau 355 (Pflaster)
28 Bilder:
Hans Schertl

11.3.2022
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