zur Landkreiskarte          Ausführl.Beschreibg          Kirchen i.d. Gem.Sulzemoos        Pfarrei Sittenbach   


Filialkirche Hl. Kreuzauffindung und St.Helena in ORTHOFEN

Luftbild

Für Navi-Nutzer: 85254 Sulzemoos, Ringstraße 22 (= Nähe Kirche)
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Die Ortschaft Orthofen wurde im Jahr 1150 als "Nordhofen" urkundlich erwähnt.

Die zur Pfarrei Sittenbach gehörende Filialkirche Hl. Kreuz-auffindung und St. Helena in Orthofen wurde erstmals in der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 mit dem Heiligkreuz-Patrozinium beschrieben.
Eine Kirche dürfte aber schon 1315 vorhanden gewesen sein. Denn bei der Pfarrei Sittenbach wird von vier Filialkirchen gesprochen, ohne die Kirchen näher zu bezeichnen. Bei der ersten vollen Benennung dieser vier Filialen im Jahr 1524 gehörte Orthofen mit dazu.

Früher hatte die Kirche nur das Kreuz-Patronat. Die hl. Helena als Nebenpatronin kam erst gegen 1880 hinzu.

Die im Kern noch spätgotische Kirche (evtl. 15.Jh) wurde
- im 17.Jh oder 18.Jh umgebaut und
- gegen Ende des 19.Jh um ein Joch nach Westen verlängert.

Aus gotischer Zeit stammen noch der Altarraum mit den abgetreppten Stützpfeilern und der untere Teil des Zwiebelturms an der Nordseite mit den schönen Kreuzbogenfriesen.

In der Glockenstube hängen zwei Glocken aus den Jahren 1738 und 1950.

 
Gewölberippenkonsole im Chor

Die Kirche gehört (mit den übrigen Filialen St. Johann in Sixtnitgern, St.Leonhard in Roßbach, und den Marienkapellen Geiselwies und Langengern) zur Pfarrei Sittenbach. Seit 1979 ist sie Teil des großen Pfarrverbands Odelzhausen.

Innenausstattung

Die Innenausstattung ist mit Ausnahme der Deckenfresken neugotisch, d.h., sie stammt aus dem Ende des 19.Jh.

Bekannt ist die Kirche in Orthofen insbesondere wegen ihrer Decken-fresken, die vom Dachauer Maler Franz Mayr im Jahr 1747 geschaffen wurden (Sign. F.M.).
Auf dem großen Fresko im Langhaus sind die Auffindung des Heiligen Kreuzes durch St. Helena im Jahre 320 (im Vordergrund) sowie eine weitere Kreuzlegende aus dem Jahr 627 (im Hintergrund) dargestellt.
Auf vier Rundmedaillons um das große Mittelbild werden weitere Kreuzwunder mit den Heiligen Ulrich, Korbinian, Valentin und Ivo gezeigt.

Altäre

Der Choraltar ist, wie die Seitenaltäre,
im neugotischen Stil gestaltet.
- Thema des Altarblatts ist die Kreuz-
   auffindung durch die hl.Helena.
-
Assistenzfiguren sind die Heiligen
   Petrus (mit Himmelsschlüsseln) und
   Paulus (mit Schwert).

Der Tisch des Zelebrationsaltars stammt vom Petersberg: er wurde aus den Teilen der früheren Kommunion-bank gefertigt.

ApostelleuchterApostelleuchterSeitenaltar linker SeitenaltarHochaltarZelebrationsaltrzur Beschreibung des Deckengemäldes Auffindung des Kreuzes durch St.Helenazur Beschreibung des Deckengemäldes St. Ulrichzur Beschreibung des Deckengemäldes St. Korbinian Mouseklick zu den Beschreibungen


Die Seitenaltäre haben die Kreuzigung Christi zum künstlerischen Thema.
Linker Altar:
- Mittelpunkt des linken Altars ist eine Kreuzigungsgruppe;
- als Assistenzfiguren figürliche Allegorien von Glaube, Hoffnung und Liebe (den drei göttlichen Tugenden)
Rechter Altar:
- im Auszug eine Figur des Evangelisten Johannes
-  in der Mittelnische sitzt eine Pieta, eine Muttergottesfigur mit dem toten Sohn Jesus auf dem Schoß.
- Assistenzfiguren stellen den hl. Bartholomäus mit dem Messer in der Hand und den hl.Philippus mit Kreuz dar.

Die Kreuzweg-Stationsbilder sind Ölbilder auf Blechuntergrund (1840/50).

In der Kirche werden folgende Heilige auf Bildern oder als Figuren gezeigt:

- St.Bartholomäus mit einem Messer, auf linkem Seitenaltar (1890)
- St.Helena mit Kreuz auf dem Altarblatt des Choraltars (1890)
                 auf dem Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Ivo löscht eine Brand, Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Korbinian erweckt Toten, Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Maria als Pieta auf dem rechten Seitenaltar
               als Pieta-Gemälde im Langhaus (1890)
               als Madonnenfigur im Langhaus (1920)

- St.Petrus und St.Paulus als Assistenzfiguren am Choraltar (1890)
- St.Philippus mit Kreuz, auf linkem Seitenaltar (1890)
- St.Ulrich erweckt Toten, Deckenfresko im Langhaus (1747)
- St.Valentin heilt eine Blinde Deckenfresko im Langhaus (1747)
außerdem
- Figur eines Geißelheilands auf linkem Seitenaltar
- Heilige Familie
auf Ölbild im Altarraum (1837)


Was noch interessiert...

Gottesdienstzeiten erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Odelzhausen. Klicken Sie hier...
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Glockengeläute
Von den Glocken der Kirche gibt es eine (leider sehr kurze) Audioaufnahme im Internet. Wenn Sie das Glockengeläute hören möchten, klicken Sie hier...

 


Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen


Geschichte: Ältere Matrikel Gotische Kirche 15.Jh Visitation 1560 Matrikel 1738 Verlängerung 19.Jh
Beschreibg 1884
Ausstattung: Altarraum Apostelleuchter Baubeschreibung Beichtstuhl Bilder im Schiff
Choraltar Deckengemälde Empore Figurenausstattung Kreuzweg
Kreuzpartikel Ölbild Opferstock Seitenaltäre Turm
Zelebrationsaltar


Die Ortschaft Orthofen wurde im Jahr 1150 als Nordhofen urkundlich erwähnt. Die Leute sagen heute noch "a Nordhof geah".
In einer Beschreibung der Dachauer Bauernschaft aus dem 19.Jh. heißt es:    "Orthofen ist wohlbemittelt, weil die Bauern zu keiner Grafschaft gehören, sondern königl. Untertanen sind, also zum Renamt grund- und steuerbar sind".

Geschichte der Kirche


Ältere Matrikel
01)
Wann die erste Kirche in Orthofen errichtet wurde, ist nicht zweifelsfrei zu bestimmen.
In der Konradinischen Matrikel von 1315 ist eine Kirche in Orthofen zwar nicht namentlich genannt; doch die Pfarrei Sittenbach wird mit vier nicht näher bezeichneten Filialkirchen ("habet IIII filias") erwähnt.

Wenn man berücksichtigt, dass auch die Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 von "quatour filiales" spricht und als eine der vier Filialen " s.Crucis in Orthofen " nennt, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch schon 1315 in Orthofen eine Kirche gestanden ist.


Gotische Kirche 15.Jh
Die heutige, zur Pfarrei Sittenbach gehörende Filialkirche mit dem Patronat Hl. Kreuzauffindung und St. Helena ist im Kern noch spätgotisch (evtl. aus dem 15.Jh). Sie wurde im 18.Jh (jedenfalls vor 1740) umgebaut und barockisiert.


Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663

Visitationsbericht von 1560 15)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Sittenbach ist auch Orthofen (damals unter der Bezeichnung "Northofen") kurz erwähnt.
Da die Kirchenverwalter von Orthofen nicht auffindbar waren, konnten sich die Visitatoren nur durch Inaugenscheinnahme ("ocularis inspectio") informieren. Daraus ergibt sich folgende sehr kurze Beschreibung:                                    

Filialis Northofen Patronus s.Sixtus
Über die Einrichtung der Kirche heißt es: "Besitzt zwei Kelche, 4 Corporale, 2 Messbücher, ein Buch über die Beerdigungsriten, 3 Messgewänder, ein gutes Liederbuch und eine kleine Messingmonstranz. Die geweihten Hostien und die hl.Öle werden rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krügl. Das Sakramentshaus ist verschlossen und -nur in der Nacht- durch ein Ewig-Licht beleuchtet. An Altären, Tafln usw. sei "kain mangel". Allein der Umfang der (Wand)Gemälde wird kritisiert.

...vollständiger Bericht über die Pfarrei Sittenbach ...


Spanischer Erbfolgekrieg 1704 03)

Im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) fielen feindliche Soldaten, Österreicher und Engländer in Bayern ein. Auch wenn die Schäden nicht so flächendeckend waren wie im 30jährigen Krieg, wurden einige Orte (insbesondere im Glonntal und Umgebung),
zu denen auch Orthofen zählte, schlimm verwüstet. Der Sittenbacher Pfarrer Franz Josef Leb schrieb am 14.9.1704 an das Ordinariat, der Feind habe  "mit Sengen, prennen, plündern und heuffiger Weckführung (Entführung) des Viehs alles verdörbt".
In der Pfarrei habe der Feind sowohl in der Pfarrkirche (Sulzemoos) wie in den 3 Filialen alles zerschlagen, vernichtet, die Kelch, Ciborium, Fahnen, Alben, Chorröcke, die besten Messgewänder, ja sogar alle  "Gloggen aus dem Thurm zu Sittenbach, Roßbach und Orthoven herundergeworffen und neben obigen Sachen weckhgefürhet, die Filial Khürchen Grossen Pergkhoven aber gar völlig abgeprennt".


In den Jahren 1733-1734 wurden das Kirchenpflaster und die Friedhofsmauer repariert. 18)


Schmidt'schen Matrikel von 1738-40 01)
In der Schmidt'schen Matrikel , die der Freisinger Kanonikus Schmidt in den Jahren 1738-40 erstellte, ist auch eine kurze Beschreibung der Kirche in Orthofen enthalten. Dort heißt es, die Kirche habe eine ausreichende Größe und sei frisch repariert.
Im Inneren stünden drei Altäre. Der Hochaltar zu Ehren der Kreuzauffindung und St.Helena enthalte eine Kreuzreliquie. Auch einer der Seitenaltäre habe ein Kreuzpatrozinium. Der andere sei der schmerzhaften Mutter Maria, der Mater dolorosa, gewidmet.
Am Fest Kreuzauffindung (3.Mai) würden Prozessionen zur Kirche abgehalten. Das Kirchweihfest werde am Sonntag nach dem Fest des hl.Bartholomäus (= nach 24.8.) gefeiert. Messgewänder seien in ausreichendem Umfang vorhanden. Um die Kirche sei ein Friedhof mit Beinhaus angelegt. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer von Sittenbach und der Landrichter in Dachau. Der Bericht endet mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses mecht diser Zeit gegen 1600 fl. (=Gulden) ausmachen". Das war für eine Kirche dieser Größe kein geringer Betrag.


Patronat Kreuzauffindung und St.Helena
Das Patronat der Kirche, 1524 und 1738 nur allgemein als "s.Crucis" (= Heiliges Kreuz) genannt, wurde noch vor 1880 zu "Kreuzauffindung und St.Helena" erweitert. So hieß übrigens 1738 schon das Patronat für den Hochaltar. 01)

Das Patronat geht zurück auf Ereignisse in der Zeit des frühen 4.Jahrhunderts.
Der in Trier regierende römische Kaiser Konstantin hatte sich mit seinem Mitkaiser Maxentius zerstritten und ihn an der Milvischen Brücke in Rom militärisch besiegt. Die Truppen Konstantins haben unter dem Christus-Zeichen gekämpft. Zum Dank dafür sollen Konstantin und sein Mitkaiser Licinius in der Mailänder Vereinbarung von 313 (früher als Toleranzedikt bezeichnet) den bis dahin verbotenen christlichen Kult erlaubt haben. Die Vereinbarung hat aber nicht nur dem Christentum, sondern allen Religionen die Freiheit gebracht. Der entscheidende Passus in der Vereinbarung mit seinem Mitkaiser lautet:
 

"Nachdem wir beide, Kaiser Konstantin und Kaiser Licinius, durch glückliche Fügung bei Mailand zusammenkamen, um zum Wohle aller... zu regeln ... sowohl den Christen als auch allen Menschen freie Vollmacht zu gewähren ... ihre Religion zu wählen ... damit die himmlische Gottheit uns und allen ... gnädig und gewogen bleiben kann... Wir sind seit langem der Ansicht, dass Freiheit des Glaubens nicht verweigert werden sollte. Vielmehr sollten jedermann seine Gedanken und Wünsche gewährt werden, so dass er in der Lage ist, geistliche Dinge so anzusehen, wie er selbst es will. Darum haben wir befohlen, dass es jedermann erlaubt ist, seinen Glauben zu haben und zu praktizieren, wie er will."

13 Jahre danach suchte Helena, die Mutter des Kaisers, in Jerusalem nach dem Kreuz Christi. Die Suche war 300 Jahre nach dem Tod Jesu nicht so aussichtslos, wie wir es uns heute vorstellen. Denn Kaiser Hadrian hatte im Jahr 135, also nur 100 Jahre nach der Kreuzigung Jesu, ein frühchristliches Heiligtum (!) am Golgota mit einem Venustempel überbauen und damit die christliche Kultstätte unbeabsichtigt konservieren lassen. Unter diesem Tempel fand Helena mehrere Kreuzesreste. Das Kreuz Christi ermittelte sie -der Legende nach- indem sie einen Toten auf die gefundenen Kreuze legte und wartete, auf welchem Kreuz er wieder zum Leben erweckt wurde. An der Fundstelle errichtete Helena die heute noch bestehende Grabeskirche. Die Kaisermutter ließ das Kreuz Jesu in drei Teile teilen. Ein Drittel des Kreuzes blieb in Jerusalem, ein Drittel nahm Helena mit nach Rom und ein Drittel sandte sie ihrem Sohn nach Konstantinopel. Größere Kreuzpartikel kam ab 950 nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquienmonstranzen aufbewahrt und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten. Die Partikel des Scheyerner Kreuzes stammt übrigens aus dem Jerusalemer Teil.


Aus dem Jahr 1785 ist bekannt, dass der 'Baron Ruffinischer Maurermeister' Andreas Mayr (*1733) aus Weyhern das Kirchendach in Orthofen reparierte; er erneuerte auch die Friedhofsmauer, die 55 Jahre vorher, 1730, von Balthasar Mayr (+ vor 1737) instand gesetzt worden war.

1837 ließ Kooperator Zauner drei neue Altarblätter malen und ein neues Altargestühl beschaffen. Das entnehmen wir einem Brief des Kooperators vom 18.12.1843.



Verlängerung 19.Jh
Gegen Ende des 19.Jh wurde die Kirche um ein Joch nach Westen verlängert, um der Zunahme der Bevölkerung Rechnung zu tragen. Dies scheint vor 1884 erfolgt zu sein, weil in der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München-Freising von Anton Mayer u. Georg Westermayer aus dem Jahr 1884 die Bemerkung enthalten ist: "Geräumigkeit genügend".

Auch die Ausstattung ist mit Ausnahme der Deckenfresken neugotisch, d.h., sie stammt aus dem Ende des 19.Jh. und wurde möglicherweise im Zusammenhang mit der Verlängerung des Kirchenschiffs beschafft.




Beschreibung 1884 02)

In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising von Anton Mayer und Georg Westermayer aus dem Jahr 1884 ist im Kapitel über die Pfarrei Sittenbach auch die Kirche Heilig Kreuz in Orthofen enthalten. Im Dorf selbst wohnten 129 Seelen (in 25 Häusern). Über die Kirche schreibt er:
  "Liegt in einem Thale, 1 km abseits der Straße von Dachau nach Friedberg. Erbauungsjahr unbekannt. Restaurirt. Baustyl: Presbyterium gothisch, Schiff mit Flachdecke. Kuppelthurm mit 2 Glocken: a) 'Fusa ab A.B.Ernst Monachy 1738. J.N.R.J. b) (Anton)'Hubinger Monachii 1852'- Titulus: Exaltio sanctae Crucis (=Kreuzauffindung). 3 Altäre, davon 2 portatile (=ohne Altarstein). Orgel mit 4 Reg(istern). Gottesdienst (durch den Cooperator) je am 3.Sonntag; am Weihnachtsfeste Frühmesse; am Patrocinium Predigt und Amt, am Feste Peter und Paul dazu Procession. Stiftungen: 2 Jahrtage, 2 Jahrmessen. Meßner und Cantor für gewöhnlich ein Ortsangehöriger, bei Leichengottesdiensten der Lehrer von Sittenbach. Kirchenvermögen: 15.700 Mark"


Bittgänge
Die Orthofener wallfahrteten alljährlich u.a. auch nach Inchenhofen zum hl.Leonhard. Das wissen wir, weil den Fahnenträgern und Sängern ein Zehrgeld in Höhe von 30 Kreuzern gegeben und die Ausgaben in der Kirchenrechnung verbucht wurden.
10)
  Hinweis: Die Wallfahrt zum hl. Leonhard in Inchenhofen gilt als älteste und wichtigste Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Der Aufschwung begann, als 1283 das Kloster Fürstenfeld die bis dahin noch unbedeutende Wallfahrt in der kleinen Kapelle übernahm. Es verhalf ihr binnen weniger Jahrzehnte zu höchster Blüte. Die Wallfahrt selbst geht auf ein Wunder zurück: 1256 sollen Soldaten Votivgaben in der St.Leonhardskapelle gestohlen haben und daraufhin schwachsinnig geworden sein. St.Leonhard war bis dahin ein nur an wenigen Stellen verehrter französischer Heiliger, der als Patron der Gefangenen und der (damals ebenfalls angeketteten) Geisteskranken um Hilfe angerufen wurde. Seine große Bedeutung als Bauernheiliger erhielt er erst im 16.Jh., als die Ketten, mit denen er abgebildet war, als Viehketten missdeutet/umgedeutet wurden. Diese Patronatserweiterung gab der Wallfahrt in Inchenhofen noch einen großen Schub. Bis 1803 unternahmen 167 Pfarreien eine alljährliche Wallfahrt nach Inchenhofen. Heute kommen aus etwa 60 Orten die Wallfahrergruppen, meist zu Fuß, nach "Leachad" , wie Inchenhofen auch genannt wird. Dabei ist nach wie vor der größte Wallfahrtstag des ganzen Jahres der Pfingstmontag, an dem zugleich das Hauptfest der 1659 vom Papst Alexander VII. genehmigten Erzbruderschaft des hl. Leonhard gefeiert wird.


Baubeschreibung


Die Kirche liegt etwas erhöht im Dorf; sie ist von einem ummauerten Friedhof umgeben.
Der nur sehr wenig eingezogene gotische Chor schließt mit drei Seiten und wird außen durch abgetreppte Stützpfeiler verstärkt.

Das barocke Langhaus/Kirchenschiff besitzt zwei Achsen.
An seiner Südseite ist ein halbkreisförmig überdachtes Kruzifix mit einem farbig bemalten Corpus aus Gusseisen in neugotischem Stil (1880/90) angebracht. Darunter steht eine kleine Mater dolorosa (Maria als Schmerzens-mutter). Das Kruzifix
besitzt eine geschwungene Kupferüberdachung, die den Korpus vor Witterungseinflüssen schützen soll. Die Vorderseite des Bleches ist gezackt. Dies hat eine über die reine Verzierung hinausgehende Bedeutung: Die Zacken beschreiben den täglichen Lauf der Sonne vom Aufgang im Osten bis zum Niedergang im Westen. So wie die Sonne wieder aufgeht, so ist auch Christus auferstanden und so wird auch der Mensch vom Grabe auferstehen. 14)

Gesäumt wird die Figurengruppe von zwei Gedenktafeln für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege. Diese Gedenktafeln wurden 2005 renoviert.


Wandkreuz
An der Südseite ist eine doppelstöckige Sakristei mit Krüppelwalmdach angebaut.


gedrückte Zwiebel

Der kupfergedeckte Turm mit seiner gedrückten Zwiebel an der Nordseite stammt im unteren Teil noch aus der gotischen Zeit. Dort sind auch die schönen Kreuzbogenfriese zu sehen. Auffällig ist seine Gliederung durch farblich abgesetzte Lisenen und Wandvorlagen sowie durch die rundbogigen Schalllöcher mit darüber liegenden Ochsenaugen.

In der Glockenstube hängen zwei Glocken, von denen:
- die kleinere (80 cm Durchm.) 1738 in München mit der Inschrift 'Fusa ab A.B.Ernst Monachy 1738.J.N.R.J."    (Anton Benedikt Ernst
),
- die größere (90 cm Durchmesser) 1950 von der Gießerei Hamm in Regensburg gegossen wurden.

Von den Glocken der Kirche gibt es eine (leider sehr kurze) Audioaufnahme im Internet 13)
. Wenn Sie das Glockengeläute hören möchten, klicken Sie hier...

Hinweis: Woher die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform kommt, ist erstaun-licherweise nicht geklärt.
Einige der Experten vermuten, dass sie eine Nachahmung und Weiterentwicklung der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom) und somit arabischen Ursprungs ist. Damals glaubten europäische Baumeister, die Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verbanden mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem.

Kreuzbogenfriese am Turm
Andere Kunstexperten sehen in der Zwiebel eine Weiterentwicklung der byzantinischen Kuppel, die auch in Russland großen Anklang fand. Fest steht jedoch, dass die ältesten zwiebelförmigen Kuppeln im alten Baiern die der Münchner Frauentürme sind (1525).
Weite Verbreitung fand die Zwiebel als Bauform aber erst im Italien der Renaissance und bei uns in der Barockzeit nach dem 30jährigen Krieg. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barocks und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen".
11)

Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer
Land vergleichen möchten, klicken Sie hier...


Innenausstattung

Altarraum

Der zweiachsige Altarraum ist eingezogen und schließt in drei Seiten eines Achtecks. Er ist mit einem Tonnengewölbe (Parabeltonne) mit Stichkappen überwölbt, das auf Konsolen endet.

 

Choraltar/Hochaltar

Der 3,20 Meter breite und raumhohe Choraltar ist, wie der größte Teil der Ausstattung, im neugotischen Stil gestaltet und stammt aus der Zeit um 1880/90.
Sein Holz ist rot, hellgrau und blau gefasst (=bemalt) und teilweise vergoldet.

Der Stipes, der gemauerte Altarunterbau, ist mit Holz verkleidet; das Antependium ist mit einem vergoldeten Kreuz in der Mitte geschmückt.


Choraltar


Das Retabel, der Altaraufbau, besitzt Maßwerkfelder, Stabwerk, Fialen mit Krabben, Kreuzblumen und bekrönende Baldachine.

Das Altarblatt in der großen Mittelnische des Hochaltars zeigt die Nebenpatronin der Kirche, die hl. Helena, bei der Kreuzauffindung. Das 130 x 80 cm große Ölgemälde (auf Leinwand) ist ebenso alt wie der Altar.

 

Die beiden Assistenzfiguren stellen die Heiligen Petrus (rechts) und Paulus dar.


St.Petrus
St.Paulus, mit langem Bart, stützt sich auf sein Schwert.
Der Legende nach wurde er in Rom enthauptet, weil er als römischer Bürger nicht den schmählichen Tod der Kreuzigung erleiden musste. Gedenktag: 29.Juni
St.Petrus hält zwei Schlüssel in der Hand (einen versilberten und einen vergoldeten).
Diese sog.Himmelsschlüssel haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentiert der Schlüssel aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus übertragen.
Gedenktag: 29.Juni


In der Mitte des Altars steht der Drehtabernakel mit vorspringendem Gehäuse


Ölbild

Hl.Familie
An der Wand des Altarraums hängt ein 147 x 87 cm großes Ölbild (auf Leinwand), das die Heilige Familie in freier Natur darstellt. Maria und Josef knien neben dem Jesuskind, das lehrend zwischen ihnen steht. Am Himmel schwebt unter Gewölk die Heilig Geist-Taube, die Gnadenstrahlen auf die Familie herabsendet. Im Hintergrund eine Stadt auf dem Berg.
Das Gemälde wurde vom Maler Korbmoser jun. aus München im Jahr 1837 geschaffen (sign) und war früher ein Altarblatt.


C
horgestühl

An der südlichen Chorwand steht eine schlichte Bank mit kassettierten Füllungen und geschwungenen Wangen. Sie soll um 1730 für die Petersbergbasilika erstellt worden sein und kam erst später nach Orthofen.



Beichtstuhl

Hinter dem Hochaltar befindet sich der weiße neugotische Beichtstuhl aus der Zeit um 1880/90. Er ist dreiteilig, mit offenen Seitenteilen. In der Mitte ist eine niedrige Türe mit Fischblasenornament zu sehen, darüber Maßwerk mit Kielbogen.  


Beichtstuhl

 

Hinweis: Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse mit dem Mittelteil für den Priester (in dem der Priester sitzt - deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte geht auf das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück.

 

Zelebrationsaltar

Auch der Tisch des Zelebrationsaltars stammt vom Petersberg. Er wurde aus den Teilen der alten Kom-munionbank aus der Zeit des Historismus gefertigt, die bei der Renovierung der Basilika im Jahr 1908 entfernt worden war.
Der Zelebrationsalter ersetzt liturgisch voll den Hochaltar. 16)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre: hier klicken...
  Hinweis: Die Kommunionbänke entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff, vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen die Patene, um eine evtl. herunterfallende Hostie aufzufangen. Im Rahmen der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der Gemeinde zu schaffen. Zudem ist nach herrschender Auffassung der Altar auch Tisch des österlichen Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen die Kommunion.


Kirchenschiff / Langhaus

Seitenaltäre

Auch die 2,20 Meter breiten Seitenaltäre sind in neugotischem Stil gestaltet und -wie der Choraltar- rot, hellgrau und blau gefasst und vergoldet.

Linker Seitenaltar

Der linke Seitenaltar ist dem Kirchenpatronat der des hl. Kreuzes gewidmet.

Mittelpunkt des Altars ist eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes, die unter dem Kreuz stehen.


Linker Seitenaltar

Daneben und darüber sind Allegorien von
- Glaube (sitzend, oben, mit Kreuz und Kelch),
- Hoffnung (rechts) und
- Liebe (links, mit brennendem Herz)
figürlich dargestellt.

Die drei Tugenden Glaube/Hoffnung/Liebe erhalten das Attribut göttlich, weil die christliche Lehre davon ausgeht, dass sie nicht von Menschen erbracht, sondern durch den Geist Gottes geschenkt werden.

  Dem Glauben wird die Farbe Blau, der Hoffnung die Farbe Grün und der Liebe die Farbe Rot zugeordnet.
Vor dem Altar steht die Figur eines Geißelheilands. Der gegeißelte Jesus ist mit Armketten an eine Steinsäule gebunden.
Hinweis: Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Orthofen.



Rechter Seitenaltar

Der rechte Seitenaltar ist auch ein Apostelaltar.
Im Auszug ist der Evangelist Johannes sitzend (bartlos, mit Bibel und Adler) dargestellt. Früher glaubte man, der Evangelist Johannes sei mit dem Apostel Johannes identisch.

Als Assistenzfiguren stehen die Figuren der Apostel
- Bartholomäus (links, mit einem Messer) und
- Philippus (mit Kreuz) am Altar.


Rechter Seitenaltar


Mittelpunkt des Altars ist aber eine Pieta, auch Vesperbild genannt, die in der großen Mittelnische angebracht ist.
...mehr zu Pieta -Darstellungen im Landkreis...

Alle Figuren an den Seitenaltären stammen -wie die Altäre selbst- aus der Zeit um 1880/90.

 
Hinweise: Der Apostel Bartholomäus zog nach dem Tod Jesu als Missionar durch Armenien, Indien und Mesopotamien. Er wirkte zahlreiche Wunder und heilte Kranke. Unter ihnen war auch die Tochter des armenischen Königs, wodurch dieser und seine Familie für das Christentum gewonnen werden konnten. Der Bruder des Königs jedoch hetzte die Priester des alten Glaubens gegen Bartholomäus auf, ließ ihn gefangen nehmen und foltern und schließlich zu einer besonders grausamen Todesart verurteilen: zuerst wurde ihm die Haut abgezogen, danach wurde er gekreuzigt. Deshalb wird er mit einem Messer dargestellt, daneben auch noch mit einem Buch (Bibel = Verkünder des Evangeliums). Gedenktag: 24. August
Apostel Philippus wurde, ebenso wie das Brüderpaar Andreas und Petrus, von Jesus in Bethsaida zum Jünger berufen. Er wird mehrmals in der Bibel erwähnt (bei der Brotvermehrung-Joh. 6, 5-7 und beim Abendmahl-Joh. 14, 8-9). Der Legende nach predigte Philippus 20 Jahre lang in Skythien. Dort wirkte er Wunder, vertrieb einen Drachen, erweckte Tote und heilte Kranke. Philippus soll am Kreuz gestorben sein. Deshalb wird er meist mit einem Kreuzstab dargestellt. Gedenktag: 3.Mai

 

Deckenfresken

Bekannt ist die Kirche in Orthofen insbesondere wegen ihrer Deckenfresken, die vom Dachauer Maler Franz Mayr (1707-1752) im Jahr 1747 geschaffen wurden (sign. "F.M."). Franz Mayr malte auch die Fresken in Odelzhausen und in Rumeltshausen. Das unmittelbare Vorbild für das Deckenbild hier in Orthofen ist das Hochaltarblatt in Kreuzholzhausen, das Mayr sieben Jahre vorher, im Jahr 1740 geschaffen hatte.     Mehr über Franz Mayr ....

Auf dem 1986 restaurierten großen Fresko im Kirchenschiff ist die Auffindung des Heiligen Kreuzes durch St. Helena im Jahre 320 dargestellt.
Die Ausgräber hatten damals drei Kreuze gefunden. Das Kreuz Christi wurde dadurch identifiziert, dass ein Toter, den man nach-einander auf alle drei Kreuze gelegt hatte, auf dem richtigen Kreuz wieder zum Leben erweckt wurde.


Kreuzauffindung 320
Das Deckengemälde zeigt diese Szene im Vordergrund Der Tote richtet sich auf, gestützt von einem jungen Mann. Kaiserin Helena und Bischof Makarios betrachten ehrfurchtsvoll das Wunder.   
Im Hintergrund des Bildes wird eine zweite Kreuzlegende dargestellt. Kaiser Heraklius trägt das vom Perserkönig Chosroas entführte Kreuz im Jahr 627 im Triumph zurück nach Jerusalem. Als sich das Tor nicht öffnet, erklärt der hl.Modestus (rechts neben dem Kreuz zu erkennen), Heraklius solle das Kreuz im Büßerhemd tragen. Dies führte zum Erfolg.

Auf vier Rundmedaillons um das große Mittelbild werden weitere Heil- und Segenswirkungen des Kreuzes vor Augen geführt:

- St. Ulrich erweckt mit Hilfe des Kreuzes einen Toten (vorne links).
Text: "Gantz wunderbarlich erwöcket der H:Udalricus mit den Hl: Creutz einen Toden zum leben".
Die dargestellte Legende stammt vom Augs-burger Meistersinger Jörg Breyning (ca.1500). Ein Graf hatte seine Frau schuldlos der Un-treue verdächtigt, den Liebhaber geköpft und den Kopf seiner Frau an den Hals gehängt.
  - St. Korbinian holt einen, der drei Tage lang am Galgen hing, ins Leben zurück (vorne rechts)
Text: "DerH:Corbinian erhalt einen Trey tag gehangenen mit dem H:Creutz das leben".

Unter dem Galgen kniet ein Mann. Vor ihm steht St.Korbinian und hält ihm das Kreuz vor. Der Gehängte war wegen wiederholten Raubmords zum Tode verurteilt worden. Korbinian, der zufällig des Weges kam, versuchte vergeblich,die Vollstreckung
Auf Ulrichs Beten hin begann das Haupt des Toten zu sprechen und bestätigte die Unschuld der Frau. Der kopflose Leichnam wurde ausgegraben, mit dem Kopf vereinigt und durch das Kreuzeszeichen zum Leben erweckt.

St.Ulrich

Kreuzauffindung 320


St.Korbinian

zu verhindern. Er nahm dem reuigen Verbrecher die Beichte ab und segnete ihn mit dem Kreuz. Als Korbinian drei Tage später auf dem Rückweg an die Stelle kam, lebte der Gehenkte noch immer. Der Heilige durfte ihn vom Galgen nehmen und ihm das Leben schenken.
 

 

 

- St. Ivo löscht mit dem Kreuze einen Brand
(hinten links).
Text: "Ein Feurs Prunst löscht der H: Ivo Pfarrer mit dem H:Creutz."


St.Ivo


St.Valentin

-St. Valentin heilt eine Blinde (hinten rechts)
Text: Der H:Valentinus macht mit den H:Creutz ein Blintes mäglein sehent"
Der hl. Valentin steht, mit Chor-hemd und Stola bekleidet, im Haus des römischen Patriziers Asterius
Der hl. Ivo (Yves), in die Tracht der
Weltpriester gekleidet, kniet auf einer Wiese vor einem in Flammen stehenden Anwesen und hält das Kreuz hoch um das Feuer zu löschen
  und hält ein Kreuz hoch. Ihm gegenüber stehen der mit einem Turban gekleidete Hausherr. Vor ihm seine Tochter, die mit geschlossenen Augen auf ihre Augen weist.




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Kreuzweg-Stationsbilder

An den Außenwänden hängen die großen Kreuzweg-Stationsbilder (Ölbilder auf Blechuntergrund) mit den Maßen 97 x 60 cm (1840/50).
Die mit Maßwerk verzierten Rahmen aus der Zeit um 1800 sind aus Eichen-holz geschnitzt.

Kreuzwegbilder
Hinweis: Als Kreuzweg werden die aufeinander-folgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Im späten Mittelalter hielt man Kreuz-wegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land.
Wenn Sie mehr über die Entstehung der Kreuzwegstationen und seiner Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...

Apostelleuchter

Unter den Rundbogenfenstern sind die Apostelleuchter angebracht.
Sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. 

Apostelleuchter


Bilder und Figuren an den Wänden des Kirchenschiffs


Madonna
An der Nordwand steht eine Madonnenfigur aus der Zeit um 1910/1920.   Die Pieta ist auf einem Gemälde in formschönem neugotischen Rahmen mit seitlichen Säulchen und Zinnen zu sehen.
Das 70 x 55 cm große Bild (Ölfarbe auf Leiwanduntergrund) stammt aus der Zeit um 1800, der Rahmen wurde 1880/90 gefertigt.

Pieta


Empore und Opferstock

Die Empore mit ihrer verputzten Brüstung wird durch einen Holzpfeiler gestützt, der auf dem Opferstock gründet. Dieser Opferstock ist mit Eisenbeschlägen versehen und dürfte zu den ältesten Einrichtungsgegenständen der Kirche gehören.

Der Opferstock in den Kirchen ist meist ein schwerer, mit Eisenbändern und massiven Vorhängeschlössern gesicherter säulenartiger Behälter aus Holz, Metall oder Stein, der zur Aufnahme von Geldspenden in Kirchen dient.

Opferstöcke gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz III. das Aufstellen von Opferstöcken an, um damit einen Kreuzzug (den 5.Kreuzzug von 1217 bis 1221) zu finanzieren. 17)


Opferstock

 

Der Name Opferstock rührt daher, dass der Opferstock aus einem großen ausgehöhlten Holzstock besteht, der mit Metall ummantelt ist. Der Stock ist im unteren Bereich ausgehöhlt. Von dort ist im massiven Holz ein schmaler Schlitz bis zum oberen Ende herausge-arbeitet, durch den das Geld in die Höhlung fällt.

Der Einbruch in den Opferstock ist nahezu ebenso alt, wie die Opferstöcke selbst. Deshalb muss das Türchen, aus dem das Geld vom Mesner entnommen werden kann, mit schweren Eisenbändern und massiven Vorhängeschlössern gesichert werden. Zudem wird der Einwurfschlitz meist mit einem Metallbügel geschützt, der das Angeln nach dem Geld erschwert.

Wenn Sie sich Bilder anderer schöner Opferstöcke
aus Kirchen im Landkreis
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Kreuzpartikel

Die Kirche in Orthofen besaß früher nicht nur die Kreuzpartikel in der Stipes des Choraltars, sondern auch eine weitere Partikel in einer formschönen Monstranz. Diese neugotische Monstranz aus der Zeit um 1880 hatte einen retabelartigen Aufsatz mit Maßwerk in dem die Muttergottes mit dem Jesuskind und zwei Anbetungsengel dargestellt wurden. Die Kreuzpartikel war in der schreinartigen Mittelnische, umgeben von einem Strahlenkranz, zu sehen. Ob die Monstranz noch vorhanden ist, ist mir leider nicht bekannt. Jedenfalls ist sie außerhalb der Kirche aufbewahrt.
  Hinweis: Kreuzreliquien waren früher besonders wertvoll; schließlich galt das Kreuz Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Größere Kreuzpartikel kamen ab 950 nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquienmonstran-zen aufbewahrt und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten.


Harmonium

Die Kirche hat keine Orgel mehr. Den musikalischen Dienst versieht ein Harmonium.
Die frühere Schleifladen-Orgel stammte wohl aus dem frühen 19.Jh. Das um 1880 als Orgel mit vier Registern beschriebene Instrument war 1867 von Peter Moser repariert worden. Von dieser Orgel ist nur mehr die Sitzbank des Organisten erhalten.
04)


Wegkreuz

Wegkreuz mit
Ostereier-Schmuck
In der Nähe der Kirche steht neben der Bushaltestelle ein hölzernes Wegkreuz. An Ostern werden das Kreuz und der es umgebende Zaun mit Bändern aus Girlanden und bunten Ostereiern geschmückt.

Hans Schertl

Quellen:
01) Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Anton Mayer /Georg Westermayer : Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising. München 1874-1884
03) Jakob Mois, Geschichtliche Notizen über einige Kirchen im Lkr. Dachau S.107, ca.1950, unveröffentlicht          (wohlbemittelt,1840,1704)
04) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
05)
Max Gruber, Für Dachau und sein Hinterland bis 1800 tätige Architekten, Bau- u. Maurermeister, Amperland 1982 (Mayr)
06)Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
07) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1992
08) Angelika Petitini, Leonhardsverehrung u. Wallfahrt in Inchenhofen, Augsburger Volkskundliche Nachrichten, 1995/2
09) Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
10) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Bittgang)
11) >Karl Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und vom 2.10.2005
12) Dachauer Nachrichten vom 13.10.2005
13) http://www.schwabenmedia.de/Kirchen/Dachau/St-helena-orthofen.php?style=styleG (Glockengeläute)
14) Manfred Bergmeister, Grabkreuzausstellung Hebertshausen, 2007 (Missionskreuz Überdachung)
15) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
16) Dr.Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
17) Hans Kratzer, Milde Gaben, harte Strafen, SZ vom 20.1.2021 (Opferstock)
18) StAM, RMA München Unterbehörden 3162 Alt-/Vorsignatur: Pfleggericht Dachau A 192; HStA GL Dachau 355 (Pflaster)


28 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

11.3.2022