zur Landkreiskarte            ausführliche Beschreibg.              Kirchen in der Gem.Odelzhausen


Nebenkirche der Unschuldigen Kinder in ESSENBACH



Adresse : 85235 Odelzhausen, Essenbach 21
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Der Ort Essenbach wird urkundlich erstmals im Jahr 1022 als "Ocinpach" erwähnt.

Die erste Kirche wurde jedenfalls vor 1315 erbaut, weil sie in der Konradinischen Matrikel von 1315 als "Ozzenbach sine sepultura", also Filialkirche Essenbach ohne Friedhof aufgeführt ist. Damals gehörte sie zur Pfarrei Sulzemoos.

Die Kirche hat das seltene Patrozinium der Unschuldigen Kinder. 1560 war die hl.Ainbeth Kirchenpatronin. Im 18.Jh war sie eine Johannes-kirche.

Die heutige Kirche wurde entweder um 1462 oder um 1546 erbaut. In beiden Jahren entstanden Einrichtungen, die oftmals auf eine neu erbaute oder renovierte Kirche hindeuten (1462 Glasgemälde, 1546 Wandgemälde). Möglicherweise hat man die Kirche 1546 auch nur umgebaut

Um 1680 wurde die Kirche im Inneren barockisiert.

Auf der Westmauer der Kirche sitzt ein kleiner, etwas vorkragender Giebeldachreiter , der mit einem blechgedeckten Spitzhelm überdacht ist.


Lampe 

Essenbach gehörte bis 1923 zur Pfarrei Sulzemoos, seither zur Pfarrei Odelzhausen.
Seit 1979 ist es auch Teil des großen Pfarrverbands Odelzhausen, zu dem auch die Pfarreien Egenburg, Einsbach, Ebertshausen, Sittenbach und Sulzemoos gehören.

Inneneinrichtung

Altarraum und Kirchenschiff sind baulich nicht abgetrennt.

Der von sechs Fenstern erhellte Kirchenraum ist mit einer Holzbalkendecke überzogen, die den Raumeindruck maßgeblich prägt.

Der barocke Altar aus der Zeit um 1680 ist dem Evange-listen Johannes gewidmet, der auf dem Altarblatt mit Evangelienbuch und Attribut Adler abgebildet ist. Assistenzfiguren sind
  der Apostel bzw. der Evangelist Johannes mit Kelch
  und St.Paulus mit Schwert (15.Jh).

Aus der Erbauungszeit stammen noch zwei große Freskenreste aus dem Jahr 1546:
Das Gemälde neben dem Altar zeigt die Anbetung der
   Hirten an der Krippe. Leider ist es durch den späteren
   Einbau der Fenster beeinträchtigt.
Das Fresko im hinteren Bereich der Nordseite stellt den
   Bethlehemitischen Kindermord dar. Es dürfte aus
   der gleichen Zeit stammen.

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An der Nordseite steht eine überlebensgroße Figur des hl. Benno aus der Zeit um 1910.

Zwei auf 1462 datierte Glasgemälde aus dem Vorgängerbau befinden sich derzeit im Bayerischen Nationalmuseum München.

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Gemeinde Odelzhausen 14) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-135-11; Essenbach 21; einschiffig mit dreiseitigem Schluss und Giebelreiter, um 1546 errichtet, 1680 verändert; mit Ausstattung" aufgeführt.

Die Gottesdienstordnung finden Sie hier...


Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen

Geschichte

Der Ort Essenbach wird urkundlich erstmals im Jahr 1022 als "Ocinpach" erwähnt. 11)

Frühe Freisinger Matrikel 01)
Die erste Kirche wurde jedenfalls vor 1315 erbaut, weil sie in der Konradinischen Matrikel von 1315 als "Ozzenbach sine sepulutra", also ohne Friedhof aufgeführt ist. Damals war sie eine Filialkirche von Sulzemoos. Seit 1923 gehört sie zur Pfarrei Odelzhausen.
In der Sunderndorfer'schen Matrikel aus dem Jahr 1524 war die Kirche in Essenbach erstaunlicherweise nicht enthalten.


Die heutige Kirche wurde 1546 11) oder 1462 12) erbaut.
In beiden Jahren entstanden Einrichtungen, die oftmals auf eine neu erbaute Kirche hindeuten. (1462 Glasgemälde, 1546 Wandgemälde). Möglicherweise hat man die Kirche 1546 auch nur in größerem Ausmaß umgebaut.

Für das Jahr
1462 sprechen die beiden Glasgemälde aus der Kirche, die sich derzeit im Bayerischen Nationalmuseum befinden. Sie zeigen "Sand.Anpet.Junckfraw" mit einem Schwert in der Linken sowie den hl.Sebastian mit dem knienden Stifter "kristof awer". Sie sind wohl das Werk eines Münchner Glasmalers. Interessant sind die seltene Darstellung der hl.Ainbet, aber auch die Tracht des Stifters mit weiten Prunkärmeln, die charakteristisch für die erste Hälfte des 15.Jh ist.
Für das Jahr 1546 spricht die Ausmalung der Wände, die i.d.R. kurz nach dem Bau erfolgten. Die Jahreszahl ist auf einem der Gemälde zu lesen. Sollte dieses Erbauungsdatum stimmen, wäre die Kirche einer der wenigen Kirchenbauten des Dachauer Landes aus der Renaissancezeit (im Übrigen nur noch die Jakobskirche in Dachau). Die meisten Orte waren mit stabil gebauten gotischen Kirchen versorgt.

Visitationsbericht von 1560 09)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchge-führt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie der Umfang und die Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.

Landtafel 13 von Apian 1568
Über die Pfarrei Sulzemoos ist auch die Kirche in Essenbach kurz erwähnt.
Das Interessanteste ist dabei der Kirchenpatronin Ainpet. Ob das ein Versehen des Visitators war oder ob tatsächlich die Kirche damals dieser selten dargestellten Heiligen gewidmet war, ist mir nicht bekannt. Aber das oben erwähnte Glasgemälde von 1462 mit dem Bild von St.Ainbet spricht dafür, dass die Heilige hier stark verehrt wurde.
Das Einkommen der Filialgemeinde war niedrig. In der Kirche waren keine geweihten Hostien im Tabernakel aufbewahrt. Hier fand nur einmal in der Woche ein Gottesdienst statt. Taufen und Beerdigungen wurden hier nicht abgehalten. Text: "Filialis Essenbach khirchpröbst.Patrona s.Ainbett. Jerlich einkommen bei 2 fl. Resst 2 fl. 3 ß 22 d. Hat weder sacrament, tauf noch grebnuß. Hat ain wochenmeß, ain kelch, ain meßgwandt."


In der Kirchenrechnung von 1630 werden unter der Überschrift "Paufehln und ander Notturfft" die dringendsten Maßnahmen aufgezählt, die für die Kirche durchzuführen waren. Dazu gehörten das Umgießen der größeren Glocke und die Anschaffung eines neuen Kelchs aus Silber, weil der alte Kelch aus Kupfer seinen Goldüberzug verloren hatte (Originaltext: "Ain Khelch, so gannz khupfrig, daß goldt vasst hinweckh ganngen, daß nottwendig ain neuen von Silber Zubestellen").

Von der weiteren Geschichte der Kirche in Essenbach ist nicht viel bekannt; lediglich eine Restaurierung im Jahr 1680 (ausgeführt von Georg Pruckher aus Freising für 73 Gulden) 07) wird erwähnt. Pruckher stammte aus Peißenberg. Er fand 1678 als Bürger Aufnahme in Dachau, um 1680 in Freising.


  Neue Glocken 1730
In der Kirchenrechnung von 1730 13)
ist der Kauf eines Glöckchens mit einem Gewicht von 60 1/2 Pfund vermerkt, das beim Glockengießer Anton Benedikt Ernst in München gegossen wurde. Der Preis bemaß sich nach dem Gewicht (40 kr. pro Pfund). Dazu kamen noch die Kosten für den Klöppel ("Schwenckhl"), die Riemen, das Anbringen der Reliefs, den Glockenstuhl, die Glockenkrone und eine Schlauder zur Verstärkung des Turms. Zu den Gesamtkosten von 48 fl. (= Gulden) und 18 kr. trug die kleine Kirchengemeinde über 25 fl. bei.

Ganz beiläufig ist aus dem Eintrag in der Kirchenrechnung zu erkennen, dass auch im Jahr zuvor, 1729, eine Glocke von demselben Glockengießer beschafft, d.h. "eingetauscht" worden war (Originaltext: "Zu dem anfertten eingetauschten hat man anheur auch von Antoni Benedict Ernst noch ein neues glöckhl.. erhandlet").


Schmidt'sche Matrikel 1738/40 01)
In den Jahren 1738/40 besuchte der Freisinger Kanonikus (Domherr) Schmidt alle Pfarreien der Diözese Freising und beschrieb in der nach ihm benannten Schmidt'schen Matrikel auch kurz die jeweiligen Filialkirchen. Zur "Ecclesia filialis s.Joannis Evang. in Essenbach" bemerkte er, die Kirche sei ein bescheidener, aber renovierter Bau. Sie habe einen Altar, der dem Evangelisten Johannes gewidmet sei. Gottesdienste würden hier an den Festen des Heiligen Innozenz und am Kirchweihfest (Sonntag nach dem Fest der Heiligen Johannes und Paulus=26.6.) gehalten. Friedhof und Sakristei seien nicht vorhanden. Es gebe aber einige Messgewänder. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer und der Landpfleger von Dachau. Der Bericht endet mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses hat sich letzthin auf 187 fl. (=Gulden) 31 kr. (=Kreuzer) gezeigt. Das war auch für eine kleine Kirche kein großer Betrag.



Verhinderung des Abbruchs 1776
Im Jahr 1776 sollte das Kirchlein auf Anweisung des kurf.Geistlichen Rats abgebrochen werden. Doch die Essenbacher Bürger intervenierten und es gelang ihnen, diese Anweisung rückgängig zu machen.


Beschreibung 1874 02)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 ist auch die Kirche von Essenbach als Nebenkirche der Expositur Odelzhausen enthalten. Zu ihr gehörten 54 Dorfbewoh-ner (Seelen), die in den 11 Häusern Essenbachs wohnten. Über die Kirche schreibt er: "Erbauungsjahr unbekannt. Jedenfalls sehr alt. Klein. Stillos. Baupflicht hat die Kirche. Kleiner Kuppel-Thurm mit 2 Glöckchen. 1 Altar. Gottesdienste: jahrlich 12 Messen, am Ostersonntag nachmittags eine Predigt. Kirchenvermögen: 180 Gulden.


Beschreibung 1895 03)

Die Kirche von Essenbach ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Doch dort werden nur die Holzfiguren auf dem Hochaltar erwähnt.
Der Text lautet: "Essenbach Kirche. Auf dem Choraltar bemalte Holzfiguren aus dem Ende des 15. Jahrhunderts: S. Paulus und
                       S. Johannes Ev.  H. 73 cm."

 

Patronat: Am 28.Dezember steht das Gedenken an die in Bethlehem neu geborenen und auf Geheiß von König Herodes ermordeten Kinder (Matthäusevangelium 2, 16) im Mittelpunkt. Das Fest wurde 505 erstmals in einem Kalender aus Nordafrika erwähnt; im Mittelalter wurde es in Schulen und Klöstern zum Kinderfest. Nebenpatrone sind der Evangelist Johannes und Apostel Paulus, deren Figuren auf dem Altar stehen.
1560 war die hl.Ainbeth Kirchenpatronin. Im 18.Jh war sie eine Johannes-Kirche.


B
aubeschreibung


Kirche mit Blechdach 2002
Die Kirche liegt auf einem kleinen Hügel inmitten des Dorfes. Ein Friedhof ist nicht vorhanden. Bei der letzten Renovierung im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts hat man die Kirche trocken gelegt und das Blechdach durch eine Ziegeldeckung ersetzt.
Der Chor ist nicht eingezogen und schließt in drei Achteckseiten.
Auf der Westmauer sitzt ein kleiner, etwas vorkragender Giebeldachreiter. Im unteren Teil hat er einen quadratischen, im oberen Teil einen achteckigen Grundriss. Er ist mit einem Spitzhelm überdacht. Früher soll er mit einer Zwiebelhaube bedeckt gewesen sein.

Ob die von Josef Ignaz Daller aus München im Jahr 1787 und die (kleineren) von Anton Benedikt Ernst 05) im Jahr 1729 und 1730 08)
gegossenen Glocken noch vorhanden sind, konnte ich nicht ermitteln.


Kirche mit Ziegeldach 2010


Inneneinrichtung

Der nicht
eingezogene, in drei Achteckseiten schließende Chor bildet mit dem Kirchenschiff auch in der Höhe eine bauliche Einheit; ein Chorbogen fehlt. Der von sechs Fenstern erhellte Kirchenraum ist mit einer Holzbalkendecke überzogen, die den Raumeindruck maßgeblich prägt. In die Westwand sind zwei große Rundbogennischen eingelassen, deren Bedeutung nicht mehr bekannt ist.

Altar

Der 2,20 m breite und 3,40 m hohe Altar aus dem Ende 17.Jh (um 1680) 11) ist ein barockes Säulenretabel. Sein Holzkern ist blau, rot u. weiß marmoriert und mit vergoldeter Ornamentik versehen.
Der Stipes, der Altarunterbau, ist mit Holz ver-kleidet. Am Antependium ein aufgesetztes Kreuz. Die beiden Säulen mit aufgesetzter Ornamentik tragen ein verkröpftes Gebälk mit breitgelager-tem Segmentbogengiebel und großem Engel.


Evangelist Johannes
Das 147 x 111 cm große Altarblatt zeigt den Evangelisten Johannes auf der Insel Patmos. Der Heilige sitzt auf einer Mauer und schreibt in sein Evangelienbuch. Hinter ihm der Adler als sein für ihn typisches Attribut. Das Bild stammt aus der Zeit um 1620.
Der Evangelist Johannes lebte wohl erst um das Jahr 95. Er wurde auf die Insel Patmos verbannt, wo er das Buch der "Offenbarung" schrieb. Wegen seiner "hohen Theologie uns seinen schriftstelle-rischen Qualitäten", wird er mit einem Adler dargestellt.

Johannes
Als Assistenzfiguren stehen die Nebenpatrone der Kirche, St. Paulus (mit Schwert und Bibel) und der Apostel Johannes (links mit Kelch und Buch) aus dem Ende des 15. Jh. -aus Sicherheitsgründen leider nur noch bei den wenigen Gottesdiensten- auf Postamenten. Die Figuren werden sogar im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern 1895  erwähnt.
Die Figur links soll den Apostel Johannes darstellen. Früher glaubte man, der Evangelist und der Apostel seien eine Person gewesen. Deshalb hat der Künstler der Johannesfigur auch einen Kelch in die Hand gegeben. Die Schlange im Kelch erinnert an den Versuch, Johannes in Ephesus zu vergiften. Das Gift entwich dem Kelch in Form der Schlange. Aber diese Legende gehört zur Lebensgeschichte des Evangelisten Johannes.

Paulus

In die Predella ist ein langgestrecktes Ölbild auf Holzuntergrund eingelassen. Es zeigt fünf tote Kinder (um 1620 11).


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Wandmalereien

Erhalten sind noch zwei Freskenreste aus dem Jahr 1546 (Renaissancezeit). Der Zustand der Gemälde ist schlecht. Wahrscheinlich wurden sie schon vor Jahr-hunderten (spätestens beim Fenstereinbau) übermalt und erst in neuerer Zeit wieder freigelegt. 11)

Das Fresko neben dem Altar zeigt die Anbetung der Hirten an der Krippe. Leider fehlt durch den späteren Einbau der Fenster der Hauptteil des Gemäldes.

Anbetung der Hirten
Dieses Gemälde enthält die Jahreszahl "1546".

Das Fresko im hinteren Bereich der Nordseite ist mit dem Patronat verbunden. Es stellt den Bethlehemitischen Kindermord dar. Das Fresko dürfte aus der gleichen Zeit stammen.


Kindermord
von Bethlehem

Nach der Bibel ließ König Herodes alle männlichen Kleinkinder in Bethlehem töten, um damit auch den ihm unbekannten Jesus zu beseitigen. Während die griechische Liturgie 14.000 ermordete Knaben nennt und mittelalterliche Autoren bis zu 144.000 Opfer annahmen, sprachen spätere Theologen unter Berücksichtigung der Größe des Ortes Betlehem zu biblischen Zeiten nur noch von etwa sechs bis zwanzig erschlagenen Kindern.
Im Evangelium (Matthäus 2,6) wird berichtet: "Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte."
Im ausgehenden Mittelalter hatte der Tag der Unschuldigen Kindlein, der 28.Dezember, eine merkwürdige Bedeutung.
Johan Huizinga schrieb in seinem Werk "Herbst des Mittelalters": 04)
 

"In dem Gedächtnis des Bethlehemitischen Kindermordes am 28.Dezember floss allerlei halbheidnischer Mittwinter-Aberglaube mit sentimentaler Rührung über das Leiden der kleinen Märtyrer zusammen; der Tag galt als Unglücks-tag. Und nun pflegten viele während des ganzen Jahres den Wochentag, auf den zuletzt der Unschuldige Kindertag gefallen war, als einen Unglückstag anzusehen. Man mochte an diesem Tage keine Arbeit beginnen, keine Reise antreten." Sogar eine Schlacht musste verschoben werden, weil sich die Landsknechte weigerten, an diesem Tag zu kämpfen.


Zwei gut erhaltene Glasbilder aus der Kirche, die um 1462 gemalt wurden, kamen in das Bayerische Nationalmuseum nach München. 1870 befanden sie sich noch in der Kirche.
Das eine Glasbild mit der Aufschrift "Sand. Anpet Junckfraw", zeigt die hl.Ainbet mit einem Schwert in der Linken,
das andere den hl. Sebastian nebst dem knieenden Stifter "kristof awer" (Christoph Auer) darstellt.
Im Buch " Kunstdenkmale des Königreichs Bayern" aus dem Jahr 1895 steht dazu:
  "Beide sind von 1462 datirt und sicher das Werk eines Münchener Glasmalers; obwohl ziemlich handwerksmässige Arbeit, sind sie doch von besonderem Interesse, einmal durch die seltene Darstellung der St. Ainbet, dann durch die Tracht des Stifters, dessen ausgezaddelte weite Prunkärmel eines der spätesten Beispiele dieser für die erste Hälfte des 15. Jh. charakteristischen Sitte sind (vgl. Alwin Schultz, Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrhundert. Grosse Ausgabe 1892 S. 374).


Plastiken an den Wänden

Herz Jesu
An der Chorsüdseite ist ein rot gelüstertes Herz im vergoldeten Rocaillerahmen aus der Zeit um 1690 11) angebracht. Gelüstert bedeutet einen Anstrich mit "Lasurfarbe", der auf versilberten oder vergoldeten Objekten metallisch irisierende Effekte hervorruft.
An der Südseite hängt eine Kreuzigungsgruppe aus dem 20.Jh. Über dem Kreuz schwebt ein Putto, darunter knien zwei Leuchterengel aus der Zeit um 1700.

Kruzifix

St.Benno
An der Nordseite -dem Eingang gegenüber- steht eine überlebensgroße Figur des hl. Benno aus der Zeit um 1910 11).
Hinweis: Der heilige Benno war Bischof von Meißen und wurde vom Kaiser zum Verlassen des Bistums gezwungen. Beim Weggang soll er die Schlüssel der Domkirche zu Meißen in die Elbe geworfen haben, damit der Kaiser die Kirche nicht betreten konnte. Als er drei Jahre später, im Jahre 1088 wieder in sein Haus zurückkehrte, brachte ihm ein Fischer einen Fisch, an dessen Flossen die Schlüssel hingen. St.Bennos Gebeine kamen während der Reformation nach München. Deshalb ist er einer der Patrone der Stadt. Gedenktag: 16.Juni


Kreuzwegbilder und Apostelkreuze


Kreuzwegbild
An den Wänden hängen die Kreuzwegbilder. Es handelt sich um Farbdrucke aus der Zeit um 1870 (58 x 30 cm) 11).
Hinweis: In der Fastenzeit wird in sogenannten Kreuzwegandachten der Leidensweg Jesus anhand der Bilder in der Kirche betend und meditierend "nachgegangen".
Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...

Apostelkreuz

Unter den Kreuzwegbildern sind die Wandbemalungen für früher wohl vorhandene Apostelleuchter angebracht. Es handelt sich um kreisrunde Plaketten mit einem Kreuz in Form einer stilisierten Lilie (Apostelkreuze). Lilien und Kreuz sollen Schöpfung und Erlösung symbolisieren. Bilder von weiteren Apostelkreuzen in anderen Kirchen des Landkreises Dachau sehen Sie hier...
  Hinweis: Die Apostelkreuze und -leuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.


P
ortal

Sehr schön ist auch die durch Kassetten (mit Kreuzreliefs) gestaltete Eingangstüre (20.Jh).

Hinweis: Wenn Sie sich für alte Türschlösser interessieren, können Sie sich eine Zusammenstellung aus den Kirchen im Dachauer Land ansehen, wenn Sie hier klicken...


O
pferstock


Weihwasser-
kessel
Im Eingangsbereich noch ein schöner Weihwasserkessel und ein interessanter Opferstock aus lackiertem Holz mit einem Metallbügel über dem Einwurfschlitz.
Der Name des Opferstocks rührt daher, dass er ursprünglich aus einem großen ausgehöhlten Holzstock bestand.

Hinweis: In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier...
Auch eine Sammlung von Weihwasserkesseln und -becken können Sie sehen. Klicken Sie hier...

Opferstock

Die Westseite ist durch zwei große Mauernischen gegliedert.

Hans Schertl


Quellen:
01) Dr. Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02)
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03)
Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895 (Altarfiguren)
04)
Johan Huizinga, Herbst des Mittelalters, 1919, S. 244, ISBN 978-3-15-020366-8 (28.12.)
05)
Neue Deutsche Biographie 4, Anton Benedikt Ernst, 1959, S. 626, www.deutsche-biographie.de/pnd135912881.html
06) Heinrich Ludwig Werneck, Die heiligen drei Jungfrauen von Brunnental bei Schärding, Oberösterreichischer Musealverein
07)
Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Pruckher)
08)
Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2 (Anton Benedikt Ernst)
09)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
10) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
11) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1992
12
) Franz Keiner, Dorf und Hofmark Odelzhausen 814-1914, 1992
13) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Glocken)

14) Liste der Baudenkmäler in der Gemeinde Odelzhausen, Internetzugriff 2020


21 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

29.3.2022

Die hl. Ainbeth

St.Ainbeth ist eine sagenhafte und geheimnisvolle Person. Ihre Verehrung geht wohl noch auf vorchristliche Zeit zurück und ist ein Beispiel, wie die frühe Kirche heidnisch-bajuwarische Sagen in christliche Legenden verwandelten. Ainbeth bildet meist mit den Heiligen Warbeth und Wilbeth eine verehrte Frauen-Dreiergruppe. Aus dem Namenssuffix "beth" wird in der historischen Forschung geschlossen, dass sie auf keltische Göttinnen zurückgehen, die ebenfalls "Beten" genannt wurden.

Im 16.Jh. hat der Volksglaube die drei in die Schar der 11.000 namenlosen Gefährtinnen der hl.Ursula eingereiht, die in Köln das Martyrium erlitten. Die drei heiligen Jungfrauen, werden vor allem im Alpenraum verehrt. Ainbeth tritt -wie hier in Essenbach- des Öfteren allein auf; meist werden die Frauen aber als Dreiergruppe verehrt (so wie in Eisenhofen). In Oberösterreich widmeten ihnen die Wöchnerinnen kleine Wiegen aus Holz, Wachs und Silber als Votivgaben. 06)
Das Kloster Andechs erklärt, im Besitz der Reliquien von Ainbeth zu sein; sie sind Teil des Heiltumschatzes, der das Ziel vieler Wallfahrten auch aus dem Dachauer Land war.