Nebenkirche
der Unschuldigen Kinder in ESSENBACH
Adresse : 85235 Odelzhausen, Essenbach 21
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Der Ort
Essenbach wird urkundlich erstmals im Jahr 1022 als "Ocinpach"
erwähnt.
Die erste Kirche
wurde jedenfalls vor 1315 erbaut, weil sie in der Konradinischen
Matrikel von 1315 als "Ozzenbach sine sepultura", also
Filialkirche Essenbach ohne Friedhof aufgeführt ist. Damals
gehörte sie zur Pfarrei Sulzemoos.
Die Kirche hat
das seltene Patrozinium der Unschuldigen Kinder. 1560 war die hl.Ainbeth
Kirchenpatronin. Im 18.Jh war sie eine Johannes-kirche.
Die
heutige Kirche wurde entweder um 1462 oder um 1546
erbaut. In beiden Jahren entstanden Einrichtungen, die oftmals auf
eine neu erbaute oder renovierte Kirche hindeuten (1462 Glasgemälde,
1546 Wandgemälde). Möglicherweise hat man die Kirche 1546
auch nur umgebaut
Um 1680
wurde die Kirche im Inneren barockisiert.
Auf der
Westmauer der Kirche sitzt ein kleiner, etwas vorkragender
Giebeldachreiter , der mit einem blechgedeckten Spitzhelm
überdacht ist.
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Lampe
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Essenbach gehörte bis 1923
zur Pfarrei Sulzemoos, seither zur Pfarrei Odelzhausen.
Seit 1979 ist es auch Teil des großen Pfarrverbands Odelzhausen,
zu dem auch die Pfarreien Egenburg, Einsbach, Ebertshausen, Sittenbach
und Sulzemoos gehören.
Inneneinrichtung
Altarraum und Kirchenschiff
sind baulich nicht abgetrennt.
Der von sechs Fenstern erhellte
Kirchenraum ist mit einer Holzbalkendecke überzogen,
die den Raumeindruck maßgeblich prägt.
Der barocke Altar
aus der Zeit um 1680 ist dem Evange-listen Johannes gewidmet, der
auf dem Altarblatt mit Evangelienbuch und Attribut Adler abgebildet
ist. Assistenzfiguren sind
der Apostel bzw. der Evangelist Johannes mit
Kelch
und St.Paulus mit Schwert (15.Jh).
Aus der Erbauungszeit stammen
noch zwei große Freskenreste
aus dem Jahr 1546:
Das Gemälde neben dem Altar zeigt die Anbetung
der
Hirten an der Krippe. Leider ist es durch
den späteren
Einbau der Fenster beeinträchtigt.
Das Fresko im hinteren Bereich der Nordseite stellt
den
Bethlehemitischen Kindermord dar. Es dürfte
aus
der gleichen Zeit stammen.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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An der Nordseite steht eine überlebensgroße
Figur des hl. Benno aus der Zeit um 1910.
Zwei auf 1462 datierte Glasgemälde
aus dem Vorgängerbau befinden sich derzeit im Bayerischen Nationalmuseum
München.
Denkmal
Die Kirche gehört
zu den Baudenkmälern der Gemeinde Odelzhausen
14)
.
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-135-11; Essenbach
21; einschiffig mit dreiseitigem Schluss und Giebelreiter, um 1546 errichtet,
1680 verändert; mit Ausstattung"
aufgeführt.
Die Gottesdienstordnung
finden Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Geschichte
Der Ort Essenbach wird urkundlich
erstmals im Jahr 1022 als "Ocinpach" erwähnt. 11)
Frühe Freisinger Matrikel
01)
Die erste Kirche wurde jedenfalls vor 1315 erbaut, weil sie in
der Konradinischen
Matrikel von 1315 als "Ozzenbach sine sepulutra", also ohne
Friedhof aufgeführt ist. Damals war sie eine Filialkirche von Sulzemoos.
Seit 1923 gehört sie zur Pfarrei Odelzhausen.
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel aus dem Jahr 1524 war die Kirche in Essenbach
erstaunlicherweise nicht enthalten.
Die heutige Kirche wurde 1546 11)
oder 1462 12)
erbaut.
In beiden Jahren entstanden Einrichtungen, die oftmals auf eine neu erbaute
Kirche hindeuten. (1462 Glasgemälde, 1546 Wandgemälde). Möglicherweise
hat man die Kirche 1546 auch nur in größerem Ausmaß umgebaut.
Für das Jahr 1462
sprechen die beiden Glasgemälde aus der Kirche, die sich
derzeit im Bayerischen Nationalmuseum befinden. Sie zeigen "Sand.Anpet.Junckfraw"
mit einem Schwert in der Linken sowie den hl.Sebastian mit dem knienden
Stifter "kristof awer". Sie sind wohl das Werk eines Münchner
Glasmalers. Interessant sind die seltene Darstellung der hl.Ainbet, aber
auch die Tracht des Stifters mit weiten Prunkärmeln, die charakteristisch
für die erste Hälfte des 15.Jh ist.
Für das Jahr 1546 spricht die Ausmalung der Wände, die
i.d.R. kurz nach dem Bau erfolgten. Die Jahreszahl ist auf einem der Gemälde
zu lesen. Sollte dieses Erbauungsdatum stimmen, wäre die Kirche einer
der wenigen Kirchenbauten des Dachauer Landes aus der Renaissancezeit
(im Übrigen nur noch die Jakobskirche in Dachau). Die meisten Orte
waren mit stabil gebauten gotischen Kirchen versorgt.
Visitationsbericht von 1560
09)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf
Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende
Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation
wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchge-führt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch
die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in
die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere
sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen.
Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer
sowie der Umfang und die Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
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Landtafel
13 von Apian 1568
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Über die Pfarrei Sulzemoos ist
auch die Kirche in Essenbach kurz erwähnt.
Das Interessanteste ist dabei der Kirchenpatronin Ainpet. Ob das ein Versehen
des Visitators war oder ob tatsächlich die Kirche damals dieser selten
dargestellten Heiligen gewidmet war, ist mir nicht bekannt. Aber das oben
erwähnte Glasgemälde von 1462 mit dem Bild von St.Ainbet spricht
dafür, dass die Heilige hier stark verehrt wurde.
Das Einkommen der Filialgemeinde war niedrig. In der Kirche waren keine
geweihten Hostien im Tabernakel aufbewahrt. Hier fand nur einmal in der
Woche ein Gottesdienst statt. Taufen und Beerdigungen wurden hier nicht
abgehalten. Text: "Filialis Essenbach khirchpröbst.Patrona s.Ainbett.
Jerlich einkommen bei 2 fl. Resst 2 fl. 3 ß 22 d. Hat weder sacrament,
tauf noch grebnuß. Hat ain wochenmeß, ain kelch, ain meßgwandt."
In der Kirchenrechnung von 1630
werden unter der Überschrift "Paufehln und ander Notturfft"
die dringendsten Maßnahmen aufgezählt, die für die Kirche
durchzuführen waren. Dazu gehörten das Umgießen der größeren
Glocke und die Anschaffung eines neuen Kelchs aus Silber, weil der alte
Kelch aus Kupfer seinen Goldüberzug verloren hatte (Originaltext:
"Ain Khelch, so gannz khupfrig, daß goldt vasst hinweckh
ganngen, daß nottwendig ain neuen von Silber Zubestellen").
Von der weiteren Geschichte der
Kirche in Essenbach ist nicht viel bekannt; lediglich eine Restaurierung
im Jahr 1680 (ausgeführt von Georg Pruckher aus Freising
für 73 Gulden) 07)
wird erwähnt. Pruckher stammte aus Peißenberg. Er fand 1678
als Bürger Aufnahme in Dachau, um 1680 in Freising.
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Neue Glocken
1730
In der Kirchenrechnung von 1730 13)
ist der Kauf eines Glöckchens
mit einem Gewicht von 60 1/2 Pfund vermerkt, das beim Glockengießer
Anton Benedikt Ernst
in München gegossen wurde. Der Preis bemaß sich nach
dem Gewicht (40 kr. pro Pfund). Dazu kamen noch die Kosten für
den Klöppel ("Schwenckhl"), die Riemen, das Anbringen
der Reliefs, den Glockenstuhl, die Glockenkrone und eine Schlauder
zur Verstärkung des Turms. Zu den Gesamtkosten von 48 fl. (=
Gulden) und 18 kr. trug die kleine Kirchengemeinde über
25 fl. bei.
Ganz beiläufig
ist aus dem Eintrag in der Kirchenrechnung zu erkennen, dass auch
im Jahr zuvor, 1729, eine Glocke von demselben Glockengießer
beschafft, d.h. "eingetauscht" worden war (Originaltext:
"Zu dem anfertten eingetauschten hat man anheur auch von
Antoni Benedict Ernst noch ein neues glöckhl.. erhandlet").
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Schmidt'sche
Matrikel 1738/40 01)
In den Jahren 1738/40 besuchte der Freisinger Kanonikus (Domherr)
Schmidt alle Pfarreien der Diözese Freising und beschrieb in der
nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch kurz die jeweiligen Filialkirchen. Zur
"Ecclesia filialis s.Joannis Evang. in Essenbach" bemerkte er,
die Kirche sei ein bescheidener, aber renovierter Bau. Sie habe einen
Altar, der dem Evangelisten Johannes gewidmet sei. Gottesdienste würden
hier an den Festen des Heiligen Innozenz und am Kirchweihfest (Sonntag
nach dem Fest der Heiligen Johannes und Paulus=26.6.) gehalten. Friedhof
und Sakristei seien nicht vorhanden. Es gebe aber einige Messgewänder.
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer
und der Landpfleger von Dachau. Der Bericht endet mit dem einzigen Satz
in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses hat sich letzthin
auf 187 fl. (=Gulden) 31 kr. (=Kreuzer) gezeigt. Das war auch für
eine kleine Kirche kein großer Betrag.
Verhinderung des Abbruchs 1776
Im Jahr 1776 sollte das Kirchlein
auf Anweisung des kurf.Geistlichen Rats abgebrochen werden. Doch die Essenbacher
Bürger intervenierten und es gelang ihnen, diese Anweisung rückgängig
zu machen.
Beschreibung
1874 02)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 ist auch
die Kirche von Essenbach als Nebenkirche der Expositur Odelzhausen enthalten.
Zu ihr gehörten 54 Dorfbewoh-ner (Seelen), die in den 11 Häusern
Essenbachs wohnten. Über die Kirche schreibt er: "Erbauungsjahr
unbekannt. Jedenfalls sehr alt. Klein. Stillos. Baupflicht hat die Kirche.
Kleiner Kuppel-Thurm mit 2 Glöckchen. 1 Altar. Gottesdienste: jahrlich
12 Messen, am Ostersonntag nachmittags eine Predigt. Kirchenvermögen:
180 Gulden.
Beschreibung 1895 03)
Die Kirche
von Essenbach ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Doch dort
werden nur die Holzfiguren auf dem Hochaltar erwähnt.
Der Text lautet: "Essenbach Kirche. Auf dem Choraltar bemalte Holzfiguren
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts: S. Paulus und
S. Johannes Ev. H. 73 cm."
Patronat: Am 28.Dezember
steht das Gedenken an die in Bethlehem neu geborenen und auf Geheiß
von König Herodes ermordeten Kinder (Matthäusevangelium 2, 16)
im Mittelpunkt. Das Fest wurde 505 erstmals in einem Kalender aus Nordafrika
erwähnt; im Mittelalter wurde es in Schulen und Klöstern zum
Kinderfest. Nebenpatrone sind der Evangelist Johannes und Apostel Paulus,
deren Figuren auf dem Altar stehen.
1560 war die hl.Ainbeth Kirchenpatronin. Im 18.Jh
war sie eine Johannes-Kirche.
Baubeschreibung
Kirche mit Blechdach 2002
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Die
Kirche liegt auf einem kleinen Hügel inmitten des Dorfes. Ein
Friedhof ist nicht vorhanden. Bei der letzten Renovierung im ersten
Jahrzehnt dieses Jahrhunderts hat man die Kirche trocken gelegt und
das Blechdach durch eine Ziegeldeckung ersetzt.
Der Chor ist nicht eingezogen und schließt in drei Achteckseiten.
Auf der Westmauer sitzt ein kleiner, etwas vorkragender Giebeldachreiter.
Im unteren Teil hat er einen quadratischen, im oberen Teil einen achteckigen
Grundriss. Er ist mit einem Spitzhelm überdacht. Früher
soll er mit einer Zwiebelhaube bedeckt gewesen sein.
Ob die von Josef Ignaz Daller aus München im Jahr 1787 und die
(kleineren) von Anton
Benedikt Ernst 05)
im Jahr 1729 und 1730 08)
gegossenen Glocken noch
vorhanden sind, konnte ich nicht ermitteln. |
Kirche mit Ziegeldach 2010
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Inneneinrichtung
Der nicht eingezogene,
in drei Achteckseiten schließende
Chor bildet mit dem Kirchenschiff auch in der Höhe eine bauliche
Einheit; ein Chorbogen fehlt. Der von sechs Fenstern erhellte Kirchenraum
ist mit einer Holzbalkendecke überzogen, die den Raumeindruck
maßgeblich prägt. In die Westwand sind zwei große Rundbogennischen
eingelassen, deren Bedeutung nicht mehr bekannt ist.
Altar
Der 2,20 m breite und 3,40
m hohe Altar aus dem Ende 17.Jh (um 1680)
11)
ist ein barockes Säulenretabel.
Sein Holzkern ist blau, rot u. weiß marmoriert und mit vergoldeter
Ornamentik versehen.
Der Stipes, der Altarunterbau,
ist mit Holz ver-kleidet. Am Antependium
ein aufgesetztes Kreuz. Die beiden Säulen mit aufgesetzter
Ornamentik tragen ein verkröpftes Gebälk mit breitgelager-tem
Segmentbogengiebel und großem Engel.
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Evangelist
Johannes
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Das 147 x 111 cm
große Altarblatt zeigt den Evangelisten
Johannes auf der Insel Patmos. Der Heilige sitzt auf einer
Mauer und schreibt in sein Evangelienbuch. Hinter ihm der Adler als
sein für ihn typisches Attribut. Das Bild stammt aus der Zeit
um 1620.
Der Evangelist Johannes lebte wohl erst um das Jahr 95. Er wurde auf
die Insel Patmos verbannt, wo er das Buch der "Offenbarung" schrieb.
Wegen seiner "hohen Theologie uns seinen schriftstelle-rischen Qualitäten",
wird er mit einem Adler dargestellt. |
Johannes
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Als
Assistenzfiguren stehen die Nebenpatrone der Kirche, St.
Paulus (mit Schwert und Bibel) und der Apostel
Johannes (links mit Kelch und Buch) aus dem Ende des 15. Jh.
-aus Sicherheitsgründen leider nur noch bei den wenigen Gottesdiensten-
auf Postamenten. Die Figuren werden sogar im Verzeichnis der Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern 1895 erwähnt.
Die Figur links soll den Apostel Johannes darstellen. Früher
glaubte man, der Evangelist und der Apostel seien eine Person gewesen.
Deshalb hat der Künstler der Johannesfigur auch einen Kelch in
die Hand gegeben. Die Schlange im Kelch erinnert an den Versuch, Johannes
in Ephesus zu vergiften. Das Gift entwich dem Kelch in Form der Schlange.
Aber diese Legende gehört zur Lebensgeschichte des Evangelisten
Johannes. |
Paulus
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In die Predella
ist ein langgestrecktes Ölbild auf Holzuntergrund eingelassen. Es
zeigt fünf tote Kinder (um 1620 11).
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Wandmalereien
Erhalten sind noch zwei Freskenreste
aus dem Jahr 1546 (Renaissancezeit).
Der Zustand der Gemälde
ist schlecht. Wahrscheinlich wurden sie schon vor Jahr-hunderten (spätestens
beim Fenstereinbau) übermalt und erst in neuerer Zeit wieder
freigelegt. 11)
Das Fresko neben dem Altar zeigt die Anbetung
der Hirten an der Krippe. Leider fehlt durch den späteren
Einbau der Fenster der Hauptteil des Gemäldes. |
Anbetung
der Hirten
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Dieses Gemälde enthält
die Jahreszahl "1546".
Das
Fresko im hinteren Bereich der Nordseite ist mit dem Patronat
verbunden. Es stellt den Bethlehemitischen
Kindermord dar. Das Fresko dürfte aus der gleichen
Zeit stammen. |
Kindermord
von Bethlehem
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Nach der
Bibel ließ König Herodes alle männlichen Kleinkinder in Bethlehem
töten, um damit auch den ihm unbekannten Jesus zu beseitigen. Während
die griechische Liturgie 14.000 ermordete Knaben nennt und mittelalterliche
Autoren bis zu 144.000 Opfer annahmen, sprachen spätere Theologen unter
Berücksichtigung der Größe des Ortes Betlehem zu biblischen Zeiten
nur noch von etwa sechs bis zwanzig erschlagenen Kindern.
Im Evangelium (Matthäus 2,6) wird berichtet: "Als Herodes merkte,
dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er
ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von
zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern
erfahren hatte."
Im ausgehenden Mittelalter hatte der Tag der Unschuldigen Kindlein, der
28.Dezember, eine merkwürdige Bedeutung.
Johan Huizinga schrieb in seinem Werk "Herbst des Mittelalters":
04)
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"In dem Gedächtnis
des Bethlehemitischen Kindermordes am 28.Dezember floss allerlei
halbheidnischer Mittwinter-Aberglaube mit sentimentaler Rührung
über das Leiden der kleinen Märtyrer zusammen; der Tag
galt als Unglücks-tag. Und nun pflegten viele während
des ganzen Jahres den Wochentag, auf den zuletzt
der Unschuldige Kindertag gefallen war, als einen Unglückstag
anzusehen. Man mochte an diesem Tage keine Arbeit beginnen, keine
Reise antreten." Sogar eine Schlacht musste verschoben werden,
weil sich die Landsknechte weigerten, an diesem Tag zu kämpfen.
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Zwei gut erhaltene Glasbilder
aus der Kirche, die um 1462 gemalt wurden, kamen in das Bayerische Nationalmuseum
nach München. 1870 befanden sie sich noch in der Kirche.
Das eine Glasbild mit der Aufschrift "Sand. Anpet Junckfraw", zeigt die
hl.Ainbet mit einem Schwert in der Linken,
das andere den hl. Sebastian
nebst dem knieenden Stifter "kristof awer" (Christoph Auer)
darstellt.
Im Buch " Kunstdenkmale des Königreichs Bayern" aus dem
Jahr 1895 steht dazu:
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"Beide
sind von 1462 datirt und sicher das Werk eines Münchener Glasmalers;
obwohl ziemlich handwerksmässige Arbeit, sind sie doch von besonderem
Interesse, einmal durch die seltene Darstellung der St. Ainbet, dann
durch die Tracht des Stifters, dessen ausgezaddelte weite Prunkärmel
eines der spätesten Beispiele dieser für die erste Hälfte
des 15. Jh. charakteristischen Sitte sind (vgl. Alwin Schultz, Deutsches
Leben im 14. und 15. Jahrhundert. Grosse Ausgabe 1892 S. 374). |
Plastiken an den
Wänden
Herz
Jesu
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An der Chorsüdseite
ist ein rot gelüstertes Herz
im vergoldeten Rocaillerahmen
aus der Zeit um 1690 11) angebracht. Gelüstert
bedeutet einen Anstrich mit "Lasurfarbe", der auf versilberten oder
vergoldeten Objekten metallisch irisierende Effekte hervorruft. |
An der Südseite
hängt eine Kreuzigungsgruppe
aus dem 20.Jh. Über dem Kreuz schwebt ein Putto, darunter knien
zwei Leuchterengel aus der Zeit um 1700. |
Kruzifix
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St.Benno
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An der Nordseite
-dem Eingang gegenüber- steht eine überlebensgroße
Figur des hl. Benno aus der
Zeit um 1910 11).
Hinweis: Der heilige Benno war Bischof von Meißen und wurde
vom Kaiser zum Verlassen des Bistums gezwungen. Beim Weggang soll
er die Schlüssel der Domkirche zu Meißen in die Elbe geworfen
haben, damit der Kaiser die Kirche nicht betreten konnte. Als er drei
Jahre später, im Jahre 1088 wieder in sein Haus zurückkehrte,
brachte ihm ein Fischer einen Fisch, an dessen Flossen die Schlüssel
hingen. St.Bennos Gebeine kamen während der Reformation nach
München. Deshalb ist er einer der Patrone der Stadt. Gedenktag:
16.Juni |
Kreuzwegbilder
und Apostelkreuze
Kreuzwegbild
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An den Wänden
hängen die Kreuzwegbilder.
Es handelt sich um Farbdrucke aus der Zeit um 1870 (58 x 30 cm) 11).
Hinweis: In der Fastenzeit wird in sogenannten Kreuzwegandachten der
Leidensweg Jesus anhand der Bilder in der Kirche betend und meditierend
"nachgegangen".
Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen
des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier...
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Apostelkreuz
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Unter den Kreuzwegbildern sind die Wandbemalungen für früher wohl
vorhandene Apostelleuchter angebracht. Es handelt sich um kreisrunde Plaketten
mit einem Kreuz in Form einer stilisierten Lilie (Apostelkreuze).
Lilien und Kreuz sollen Schöpfung und Erlösung symbolisieren.
Bilder von weiteren Apostelkreuzen in anderen Kirchen des Landkreises Dachau
sehen Sie hier...
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Hinweis: Die Apostelkreuze
und -leuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene
himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit
den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht
sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Portal
Sehr schön ist auch die
durch Kassetten (mit Kreuzreliefs) gestaltete
Eingangstüre (20.Jh).
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Hinweis: Wenn Sie
sich für alte Türschlösser interessieren, können
Sie sich eine Zusammenstellung aus den Kirchen im Dachauer Land ansehen,
wenn Sie hier klicken... |
Opferstock
Weihwasser-
kessel
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Im
Eingangsbereich noch ein schöner
Weihwasserkessel und ein interessanter Opferstock
aus lackiertem Holz mit einem Metallbügel über dem Einwurfschlitz.
Der Name des Opferstocks rührt daher, dass er ursprünglich
aus einem großen ausgehöhlten Holzstock bestand.
Hinweis: In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich
dafür interessieren, klicken
Sie hier...
Auch eine Sammlung von Weihwasserkesseln und -becken können Sie
sehen. Klicken Sie hier...
|
Opferstock
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Die Westseite ist durch zwei große
Mauernischen gegliedert.
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr. Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02)
Mayer-Westermayer,
Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03)
Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895 (Altarfiguren)
04)
Johan
Huizinga, Herbst des Mittelalters, 1919, S. 244, ISBN 978-3-15-020366-8
(28.12.)
05)
Neue
Deutsche Biographie 4, Anton
Benedikt Ernst, 1959, S. 626, www.deutsche-biographie.de/pnd135912881.html
06)
Heinrich Ludwig Werneck, Die heiligen drei Jungfrauen von Brunnental bei
Schärding, Oberösterreichischer
Musealverein
07)
Max
Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister, Amperland
1982/3 (Pruckher)
08)
Max
Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2
(Anton Benedikt Ernst)
09)
Anton
Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres
1560, 1986
10) Georg Dehio,
Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
11)
Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München
und Freising, 1992
12)
Franz Keiner, Dorf und Hofmark Odelzhausen 814-1914, 1992
13)
Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Glocken)
14)
Liste der Baudenkmäler
in der Gemeinde Odelzhausen, Internetzugriff 2020
21 Bilder: Hans Schertl
29.3.2022
Die
hl. Ainbeth
St.Ainbeth
ist eine sagenhafte und geheimnisvolle Person. Ihre Verehrung geht wohl
noch auf vorchristliche Zeit zurück und ist ein Beispiel, wie die
frühe Kirche heidnisch-bajuwarische Sagen in christliche Legenden
verwandelten. Ainbeth bildet meist mit den Heiligen Warbeth und Wilbeth
eine verehrte Frauen-Dreiergruppe. Aus dem Namenssuffix "beth"
wird in der historischen Forschung geschlossen, dass sie auf keltische
Göttinnen zurückgehen, die ebenfalls "Beten" genannt
wurden.
Im 16.Jh. hat der Volksglaube die drei in die Schar der 11.000 namenlosen
Gefährtinnen der hl.Ursula eingereiht, die in Köln das Martyrium
erlitten. Die drei heiligen Jungfrauen, werden vor allem im Alpenraum
verehrt. Ainbeth tritt -wie hier in Essenbach- des Öfteren allein
auf; meist werden die Frauen aber als Dreiergruppe verehrt (so wie in
Eisenhofen). In Oberösterreich widmeten ihnen die Wöchnerinnen
kleine Wiegen aus Holz, Wachs und Silber als Votivgaben.
06)
Das Kloster Andechs erklärt,
im Besitz der Reliquien von Ainbeth zu sein; sie sind Teil des Heiltumschatzes,
der das Ziel vieler Wallfahrten auch aus dem Dachauer Land war.
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