Pfarrkirche
St.Peter und Paul in OBERROTH

Adresse: 85247 Schwabhausen,
Pfarrer-Schroll-Straße 7
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Der Ort und die Kirche Oberroth
wurden 1190 erstmals schriftlich als "ad hrotam" (an der
Roth) erwähnt. Schon damals war hier also eine Kirche
vorhanden. Von diesem Gotteshaus ist noch der halbrunde, doppelgeschossige
Altarraum mit seinen beiden Fensterchen
erhalten; es bildet den historisch wertvollsten Teil. Die erste
Erwähnung als Oberroth (rota superior) im Unterschied zu Niederroth
finden wir in einer Urkunde des Klosters Indersdorf aus dem Jahr
1230.
Der heutige Kirche St.Peter
und Paul stammt im Wesentlichen
aus dem Jahr 1686, als sie -unter Belassung des gotisch-romanischen
Chores und des Turmzwischengeschosses- barockisiert
und teilweise neu erbaut wurde.
13 Jahre später fügte man die dem hl. Ignatius geweihte
Seitenkapelle
hinzu. Baumeister war Hans Maurer aus Hirtlbach. 1952 wurde die
Kirche verlängert.
Der 29 m hohe Turm
über dem romanischen Chor mit seiner neuen Zwiebel überragt
das 22 m lange und 10,60 m breite Kirchenschiff. Seine heutige Form
erhielt er um 1600.
Ein großes Problem des Gebäudes ist seine Reparaturanfälligkeit.
Starke Wasseradern unter dem Fundament beeinträchtigen massiv
die Standfestigkeit.
Deshalb war der Bau
in den letzten 50 Jahren drei-mal eingerüstet. Die letzte Renovierung
fand in den Jahren 1999 bis 2003 statt. Während dieser
Zeit wurden die Gottesdienste in einer Notkirche, einem umgebauten
ehemaligen Kuhstall, abgehalten.
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Vor der Kirche steht seit 2004 eine
wunderschöne Säule mit der Darstellung
der Sieben Werke der Barmherzigkeit. Es ist eine Schriftrolle
aus Bronze, auf der in Szenen aus dem Leben Jesu die einzelnen Werke der
Barmherzigkeit als Reliefs und als Textergänzungen dargestellt sind.
Das zwei Meter hohe Kunstwerk wurde von Neustifter aus Eggenfelden geschaffen.
Innenausstattung
In der Innenausstattung der Kirche
überwiegt die zeitgenössische Kunst. Ein Großteil der
Einrichtung stammt von Künstlern aus dem ausgehenden 20.Jh. Lediglich
die neuromanische Kanzel, die neugotischen Kreuzwegbilder an der Emporenbrüstung
sowie einige Figuren (z.B. Muttergottes-17.Jh; Stephanus, Laurentius,
Geißelheiland -18.Jh) sind erheblich älter als 100 Jahre.

per Mouseklick zu den jeweiligen Beschreibungen
Der Altarbereich wird geprägt durch ein auf den Chorbogen
gemaltes Pantokratorfresko von Georg Eibl
sowie durch ein großes Kruzifix von Max
Faller. Das Kruzifix hängt am Chorbogen über dem Altartisch.
Vom Künstler Max Faller aus Augsburg stammen auch der Tabernakel,
der Ambo, ein Bronzerelief an der Kirchentür und die Jakobussäule
am Eingang.
Der Dachauer Künstler Georg Mayerhanser gestaltete eine Bodenplatte
mit Paulusworten für den Taufstein aus einer Messing-Legierung und
schuf einen goldglänzenden Fisch für den Grablegungschristus.
Der Bildhauer Herbert Sepp aus Ludenhausen schnitzte um 1990 mehrere
Heiligenfiguren für die Kirche.
Die Seitenkapelle
wurde mit lebensgroßen Figuren der Heiligen Franz von Assisi und
Elisabeth von Thüringen ausgestattet, die von Florian Stückl,
aus Oberammergau 2003 und 2004 geschnitzt wurden.
An der Frontseite des Altars ist ein mit Edelsteinen verzierter Reliquienbehälter
angebracht, in dem neben den Gebeinen der Heiligen Ulrich, Konrad, Rupert
Mayer und Kaspar Stangassinger auch Steine aus dem Hl.Grab in Jerusalem
enthalten sind. Die Steine stammen aus einem Bohrkern, der bei Sicherungsarbeiten
für die Grabeskirche zu Beginn des 20.Jh entstand.
In der Kirche werden neben Christus folgende Heilige als Figur und im
Bild dargestellt:
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St.Andreas, auf
Prozessionsstange 19.Jh. |
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St.Maria als Königin-1
(17.Jh.) - als Königin-2,
(17.Jh.) |
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St.Christophorus,
1990 |
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als Mater dolorosa, 20.Jh. |
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St.Elisabeth, 2004
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St.Michael, auf Glasgemälde,
Anfang 20.Jh. |
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St.Franziskus, 2003
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St.Nikolaus, um 2000
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St.Gabriel, auf
Glasgemälde, Anfang 20.Jh. |
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-
St.Paulus, 1990 |
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St.Ignatius von Loyola,
um 2000 |
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St.Petrus, 1990 |
-
St.Laurentius, 18.Jh. |
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-
St.Raphael, auf Glasgemälde,
Anfang 20.Jh. |
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-
St.Stefanus, 18.Jh. |
-vier
Evangelisten
am Kanzelkorb (1894) |
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-
St.Ulrich, auf
Prozessionsstange 19.Jh. |
Neben der südlichen Eingangstüre
sind vier mit Reliefs verzierte Steine eingemauert.
Es handelt sich hier um Schmucksteine, mit denen die Pforten der vier
römischen Hauptkirchen während der Zeit zwischen den Heiligen
Jahren zugemauert waren.
Denkmal
Die Kirche gehört
zu den Baudenkmälern der Gemeinde Schwabhausen
69) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-143-22; "Pfarrer-Schroll-Straße
7; Einschiffig mit halbrund geschlossenem Chor, darüber Turm mit Oktogon
und Zwiebelhaube, Chor und Turm im Kern spätmittelalterlich, Langhaus
1686, Nebenkapelle 1699 von Hans Maurer, 1952 Verlängerung nach Westen;
mit Ausstattung." aufgeführt.
Seit
1.4.2013 bildet Oberroth mit den Pfarreien Bergkirchen, Kreuzholzhausen
und Schwabhausen einen Pfarrverband. (Pfarrverband Bergkirchen-Schwabhausen).
Was
noch interessiert...
Öffnungszeiten
der Kirche in Oberroth:
Nur zu den Gottesdiensten am Sonntag um 9 Uhr und am Mittwoch um
18:30 Uhr.
Auf Youtube können Sie
das Geläute der Oberrother Glocken hören ...
klicken
Sie hier.
Die Gottesdienstordnung
des Pfarrverbands finden
Sie hier...
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen kunsthistorischen Hinweisen
Der Ort
Oberroth wurde erstmals um 883 als "ad hrotam" (an
dem sumpfigen Bach) in einer Tauschurkunde des Freisinger Bischofs
Waldo (883-906) erwähnt. Der Bischof tauscht mit dem Edlen Adalperht
Hof, Ackerland und Obstgarten zu Hrota. Ob damit das heutige Oberroth
oder um Niederroth gemeint war, ist nicht geklärt.
13)
Indirekt wird Oberroth 1190, direkt 1230 in einer Indersdorfer Urkunde
(OA 24/Nr.53) als Rota superior genannt.
58)
In der Zeit der bayerischen Landesteilung gehörte Oberroth ab
1393 zu Bayern-Ingolstadt, von 1443 bis 1505 zu Bayern-Landshut. 1440
war in Oberroth ein Dorfgericht eingerichtet.
58)
Geschichte
der Kirche
Erste Kirche
Von einer Kirche ist erstmals 1190 die Rede. Am 17.August
dieses Jahres schenkte Bischof Otto II. die Kirche in "Rote"
mit allen Rechten der Seelsorge sowie des Zehents dem Dekan und dem
Capitel des Collegiatstiftes zu St.Andreas in Freising gegen einen
Jahrtag für den Stifter. 12)
Oberroth
blieb über 600 Jahrhunderte beim Stift St.Andreas, das für
den Kirchenbau aufzukommen hatte und auch für die Seelsorge zuständig
war. Die Priester waren deshalb auch keine Pfarrer, sondern vom Stift
übersandte "Vikare". Ob es sich 1190 schon um den Kirchenbau
gehandelt hat, von dem bis heute noch Mauerreste vorhanden sind, kann
nicht sicher gesagt werden. Wegen des Patronats geht
man davon aus, dass die Kirche an einem Jakobi-Festtag (25.Juli) geweiht
wurde. 59)
Bischof
Ellenhard mit Modell
der Andreaskirche 1475
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Das Kollegiatstift
St.Andreas in Freising, zu dem die Pfarrei Oberroth mindestens
600 Jahre lang bis zur Säkularisation gehörte, war im
Jahr 1062 auf dem Freisinger Domberg westlich der Bischofsresidenz
errichtet worden. Dort hatte sich schon im 8.Jh ein Kloster, das
Hugibertsmünster befunden, von dem nur die kleine Andreaskirche
die Hunneneinfälle überstand. An dieses Gotteshaus knüpfte
Bischof Ellenhard bei der Namensgebung des Stiftes an. Das Stift
besaß neben der Pfarrei Oberroth viele Güter im deutschen
und südosteuropäischen Raum, aus denen die 21 Kanonikern
versorgt wurden. Ihre Hauptaufgabe war die Übernahme zahlreicher
Dienste in der Domkirche, insbesondere die liturgische Assistenz
der vom Bischof gehaltenen Festmessen. Der weiter unten erwähnte
Kanonikus Schmidt, der die nach ihm benannte Schmidt'sche Matrikel
von 1738 verfasste, war einer der Kanoniker des Kollegiatstifts
St.Andreas. Die Kirche St.Andreas wurde im Zuge der Säkularisation
abgebrochen. 26)
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Matrikel von 1315 02)
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 ist die Kirche in "Rot" mit Friedhof
erwähnt. Im Jahr 1463 erscheint in Indersdorfer Urkunden ein Pfarrer.
32)
Die Pfarrei gehörte Jahrhunderte lang zum Dekanat Egenhofen. 1871
wurde sie mit den im Landkreis Dachau liegenden Pfarreien Arnbach, Schwabhausen,
Walkertshofen und Welshofen dem Dekanat Sittenbach zugeteilt. Ab 1924
hieß dieses Dekanat Altomünster (wegen "der vormals
angesehenen Abtei und der vom hl.Bonifatius geweihten Kirche")
und seit 1973 Indersdorf. Eine Auflistung der Oberrother Pfarrer finden
Sie hier...
Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524
02)
Die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524, die sich hauptsächlich mit
den Kirchenabgaben befasst, nennt erstmals auch die Kirchenpatrone
in der Diözese Freising. Die Pfarrkirche in Oberroth war
damals allein dem hl.Petrus ("ecclesia s.Petri in Oberrott")
geweiht; der hl.Paulus kam offensichtlich erst später dazu.
Die Pfarrei war damals dem Pfarrer Leonhard Engelhartzouer übertragen.
Die Seelsorge vor Ort versah der Vikar Sigismund Herl. Das Präsentationsrecht
besaß das Kollegiatskapitel der Kirche St.Andreas in Freising.
Eine Filialkirche wird nicht genannt, sondern nur eine Gabinus-Kapelle
in "Ärmertzhouen", die aber nicht konsekriert war.
Die Pfarrei hatte damals rd. 100 Communicantes, d.h. Gläubige,
die schon die Kommunion empfangen durften 50).
Oberroth
war damit zwar eine kleine Pfarrei, doch größer als
die Nachbarpfarreien Schwabhausen (70) und Rumeltshausen (45).
Die Einwohner in Oberroth lebten in 6 Ganzhöfen, 3 Huben/Halbhöfen,
2 Lehen/Viertelhöfen und 14 Sölden/Achtelhöfen.
Das Pfarrhaus und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude
werden als renovierungsbedürftig bezeichnet, vor allem im
Dachbereich ("..egent in tectis restauratione"). |
Auszug aus der Karte von Apian
1568
Oberroth = Ob.Rot
Vergrößerung per Mouseklick
|
Visitationsbericht von 1560 25).
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die "Pfarr St.Petrus in Oberroth" heißt
es, Pfarrer sei seit 7 Jahren Melchior Hirschpeckh. Er wurde um
1500 in Wollomoos geboren, studierte in Ingolstadt und wurde 1524 in Augsburg
zum Priester geweiht. Er kannte sich, wie der Visitator feststellte, in
der katholischen Lehre gut aus und vertrat in der Verkündung und
bei den Ceremonien die katholische Richtung des Glaubens. Über seine
privaten Verhältnisse notierte der Visitator, dass eines der Kinder
von Hirschpeckh selbst wieder Pfarrer geworden und seit 7 Jahren in Jarzt
als Vertreter seines Vater tätig war. Der Oberrother Priester war
nämlich schon seit 11 Jahren der offizielle Pfarrer von Jarzt und
übte in Oberroth die Seelsorge nur als Vertreter (Vicar) des Kapitels
von St.Andreas in Freising aus, dem die Pfarrei Oberroth offiziell übertragen
war. Hirschpeckh wird wohl früher Pfarrer in Jarzt gewesen sein,
denn sein Sohn hatte 1553 in dieser Pfarrei seine Primiz gefeiert.
Die Pfarrei Oberroth hatte 140 Communicantes d.h. erwachsene Gläubige,
alle katholisch und fromm. Die Zahl der Pfarrkinder hatte somit in den
letzten 35 Jahren um 40 (= 40 %) zugenommen. Dies zeigt, dass es den Leuten
in Oberroth Mitte des 16.Jh wirtschaftlich relativ gut ging. Der Pfarrhof
war in gutem baulichen Zustand ("hat ain wolerpauten pfarrhof").
In der Kirche standen schon drei Altäre ("hat 3 altär,
wol getziert"). Doch der bauliche Zustand der Kirche war auch
damals schon unbefriedigend: Mit dem Satz "Khirch, gestuel und kirchmaur
seind paufellig. Sonst kain mangl" endet der Bericht.
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten, klicken
sie hier...

Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1655
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Gotische Kirche um 1620
Bereits 1560 wurde
die Kirche als baufällig bezeichnet; 1617 heißt es, die
Kirche sei "nit ziert" (nicht geschmückt), 15)
entspreche also nicht dem Zeitgeschmack der Spätgotik. Kurz danach
dürfte die die heutige Kirche St.Peter und Paul unter Belassung
des Chores umgebaut worden sein, weil ein Visitationsbericht von 1621
die Kirche als "fein geziret" 15)
beschreibt. Nur an der Einrichtung mangle es noch. Allerdings musste
10 Jahre später 1631, schon wieder der Dachstuhl erneuert werden. |
Dreißigjähriger Krieg
Der 30jährige
Krieg hat auch in Oberroth stark gewütet. Die
Schweden hatten 1632-1634 und wieder am Ende des Kriegs zusammen mit den
Franzosen die Gegend nordwestlich von München schwerstens geplündert
und verwüstet. Ortschaften wurden niedergebrannt und viele Bewohner
getötet. Dazu kamen noch Hunger und Seuchen. Viele Bauernhöfe
verwaisten. In den Jahren 1634 bis 1637 bemühten sich Kurfürst
Maximilian und die Grundherrschaften um neue Siedler aus den vom Krieg
verschonten Gebieten, wie z.B. dem Samerberg. Viele der Neuen kannten
die Dachauer Gegend schon durch den Samtrieb (Handel mit Salz und Getreide,
die auf Saumpferden transportiert wurden). Die Siedler bauten die abgebrannten
Gebäude wieder auf und bestellten die brach liegenden Äcker.
Doch 1648 kam der Krieg wieder, die schwedischen und französischen
Heere rückten von Augsburg heran. Da
flüchteten sich viele mit Vieh und Hausrat in die frühere Heimat,
wo sie das Ende des Krieges abwarteten. 39)
Dass Siedler vom Samerberg auch nach Oberroth kamen lassen Eintragungen
im Steuerbuch von 1671 erkennen, nach denen sie verschiedene Brandstätten
(abgebrannte Bauernhöfe) übernommen hatten. Josef Kiening schreibt
auf seiner Internetseite:
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"Martin Widmann
aus Törwang hat sich in Oberroth "auf einer Brandstatt ein neues
Haus erbaut", am selben Ort auch Georg Ramsauer, verheiratet mit Margarete
Mayr von Gern. Hier hat auch 1660 Wolfgang Glas von seinem Vater Georg
ein Anwesen übernommen. Der hatte es vom Pfarrer als Brandstatt
erkauft. Nach dem Steuerbuch von 1671 hat Hans Georg Widmann, der
möglicherweise auch vom Samerberg stammte, eine Wirtschaft und
1/2 Hof in Oberroth erkauft, und zwar 1641 von Hans Anglsprucker,
dem früheren Wirt von Törwang. "Beim Hof ist noch kein Haus,
sondern eine Brandstatt", ein Beweis, daß 1671 noch nicht alle
Kriegsschäden behoben waren". 51)
|
Bauernhöfe
waren damals ausschließlich aus Holz gebaut. Die Kirche als Steinbau
wird die Zerstörungswut der Soldaten wohl überstanden haben. Für
Sprengungen von Kirchengebäuden war das Schießpulver zu kostbar.
Doch die Tatsache, dass im Jahr 1645, noch im Krieg, "Anleihen für
den Wiederaufbau des abgebrannten Pfarrhofs und des Stadels" aufgenommen
wurden, ist ein Hinweis, dass auch der Pfarrhof gebrandschatzt worden war.
Die Matrikelbücher sind wohl mitverbrannt; sie wurden erst wieder seit
1675 geführt 74)
Im Visitationsbericht
von 1674 ist der Satz "Tabulatum in ecclesia Parochiali est totaliter
ruinosum " zu lesen, d.h. das Gebälk der Kirche war völlig
ruinös. 15)
Barockisierung 1686
In der Zeit von
1684 bis 1686 wurde die Kirche unter Belassung des gotisch-romanischen
Chores und des Turm-Zwischenge-schosses - barockisiert und möglicherweise
großenteils neu erbaut. Der Erlaubnis des Ordinariats in
Freising (Ordinariatskonsens) datiert vom 27.4.1684
61).
Sie erhielt ein neues Gewölbe (zweijochiges Kreuzgratgewölbe
über Wandkonsolen im Langhaus und Errichtung eines neuen, bis heute
noch bestehenden Dachstuhls sowie einen neuen Choraltar (und wahrscheinlich
drei Nebenaltäre). Auch der achteckige Turmaufbau mit der Zwiebel
als Abschluss ist eine barocke Zutat. Die Baumaßnahme dürfte
im Jahr 1686 beendet gewesen sein. Jedenfalls verkündete dies noch
1845 eine Jahreszahl am Chorbogen. 30)
Zu den Kosten dieser Baumaßnahme trugen auch die übrigen Pfarreien
durch Kredite bei. Wenn Kirchen nach dem 30jährigen Krieg neu gebaut
oder aufwändig renoviert wurden, war es üblich, dass das Pflegamt
Dachau zinslose Darlehen (Anlehen genannt) vermittelte. Das Geld für
diese Zwangsdarlehen mussten die übrigen Pfarreien aufbringen.
So ist z.B. in der Bergkirchener Kirchenrechnung eine Zahlung von 17 Gulden
zur Reparatur der baufälligen Kirche in Oberroth in den Jahren 1684,
1686 und 1687 enthalten 31).
Aus Ampermoching kamen 1684 20 Gulden (Begründung: Reparatur des
Kirchendachs), 1686 3 Gulden und 1687 1 Gulden (Begründung: jeweils:
neuer Kirchturm). 64)
Aber auch Pfarrvikar Walter vermachte der Kirche testamentarisch Geld.
Aus dem Nachlass konnten der neue Choraltar und das neue Pflaster bezahlt
werden. 30)
Ignatiuskapelle
1699
1699
erfolgte ein Anbau der Sakristei, eines Totenkerkers und der Bau
der dem hl. Ignatius geweihten Seitenkapelle an der Nordseite der
Kirche für 489 Gulden 17).
Baumeister war Hans
Maurer
(1654-nach 1729) aus Hirtlbach, der auch an der Kirche in Kleinberghofen
(Chorwölbung), in Unterweikertshofen (Umbau zum Zentralgebäude)
und in Aufhausen (Kirchenneubau) mitwirkte. An den Baumaßnahmen
beteiligt waren auch der Dachauer Schlosser Georg Spitzer/Spüzer
und der Glaser Hans Mörtan,
der ebenfalls aus Dachau kam.
Ob die im Plan ersichtliche Wölbung der Kapelle auch ausgeführt
wurde, ist fraglich, weil in der Kirchenrechnung eine Täfelung
genannt wurde. 30)
Bei diesen Bauten in Oberroth
kam es zu großen Kostenüberschreitungen, die mit dem
Auffinden einer Quelle unter der Ignatiuskapelle zu tun hatte. Wegen
der Wirren im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) konnte die Kapelle
erst 1707 offiziell konsekriert werden. Damit die vielen
sich angesammelten Messstipendien erledigt werden konnten, wurde
sie schon am 31.Juli wurde sie von Pfarrer Walter mit oberhirtlicher
Genehmigung vorläufig eingeweiht. Für eine bischöfliche
Einweihung war kein Geld vorhanden. Die feierliche Konsekration
der Kapelle und der übrigen drei Altäre in der Kirche
fand am 23.Juni 1707 durch Fürstbischof Johann Franz von Eckher
statt. 60)
Mehr zur Ignatiuskapelle....
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Ignatiuskapelle
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Im Jahr 1702
berichtete Pfarrvicar Martin Walther (1694-1734) in einer Beschreibung
des Pfarrwidums, dass das Mesnerhaus eine leere Sölden (=Sechzehntel-Hof)
sei, die der Pfarrei gehöre. Daraus erhalte der Pfarrer jährlich
2 Pfund Wachs. Das Haus stehe neben einem kleinen Obstgarten mit unterschiedlichen
Obstbäumen; von deren Ertrag gehe die Hälfte der "Pirn
und öpfl. " (=Birnen und Äpfel) an den Pfarrer.
Der habe dafür die 2 Pfund Wachs an die Kirche abzugeben.
Visitationsbericht
von 1705
Nach Jakob Mois 15)
führte die Visitation von 1705 zu folgendem Bericht in lateinischer
Sprache:
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"Ecclesia
integre formicibus tecta. Tabernaculum aperturam habet retro altare.
crates aute et retro satis ample habent foramina. Spondet Duo parochus
novum Tabernaculum.
Altaria 3. majus habet portatile. Laterale Evangelii similiter; Epistolae
numquam servit pro sacrificio.
Sacellum novum liberalitate est Ecclesiae erectum in honorem S.Ignatii
des Loyola, habet altare pariter von consecratum - Sacristia recentur
aedificata mediis Ecclesiae et benefactorum (B 622 / 1493)." |
Altarweihen
1707
Der 23. Juli 1707 war ein großer Feiertag für die Pfarrei Oberroth.
An diesem Tag war der Fürstbischof Johann Franz von Eckher zu Gast.
Er weihte die vier in den Jahren 1684 bis 1687 errichteten Altäre
in der Kirche und in der Ignatiuskapelle und spendete 93 Kindern das Sakrament
der Firmung. Dieser kunstsinnige Bischof regierte sein Bistum von der
Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste
Dörfer seines Bistums. Die Weihe der Altäre am 23.7. in Oberroth
war Teil einer intensiven Weihewoche, die den Bischof innerhalb der 7
Tage vom 19.bis 25.7. in die Kirchen von Altomünster, Oberzeitlbach,
Kleinberg-hofen, Westerholzhausen, Niederroth, Weyhern, Oberroth, Armetshofen,
Schwabhausen Edenholzhausen und Welshofen führte. 22)
Dabei weihte
er die Kirche in Westerholzhausen sowie in den anderen Kirchen 24 Altäre
und spendete fünfmal die Firmung (an 416 Firmlinge). Am Abend des
23.7., nach der Altarweihe und der Firmung in Oberroth, weihte Bischof
Eckher noch einen Altar in Armetshofen.
15)
Schmidt'sche Matrikel 1738
02)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte
der Kanonikus Schmidt aus Freising die Pfarreien der Diözese und
erstellte die nach ihm benannte Schmidt'sche
Matrikel. Über die "Parochia ss. Petri et
Pauli in Oberroth" berichtete er, diese Pfarrei sei im Jahre 1190
vom Freisinger Bischof Otto II. dem Kapitel von St.Andreas in Freising
geschenkt worden. Oberroth hatte deshalb keinen eigenen Pfarrer, sondern
einen Vikar, der von Freising geschickt worden ist. Im Jahr 1738 hieß
der Vikar Johann Adam Daller; er war seit 1734 im Amt. Das Pfarrhaus und
die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude zeigten keine deutlichen
Schäden, schreibt Schmidt. Und er merkt an, dass durch ein neues
Dekret vom 31.Okt. 1736 ein dem früheren Vikar Martin Walther privat
gehörendes "entlegenes Güetl" zum Pfarrwidum (Pfarr-Bauernhof)
zugeschlagen wurde. Dafür mussten die künftigen Vikare aber
die von Walter "gestüftete Wochenmeß lesen" und die
üblichen Abgaben für das Gütl zahlen. Die Zahl der Gläubigen
hatte sich seit der letzten Zählung im Jahr 1560 von 140 auf 175
erhöht, und das trotz der schrecklichen Verluste im 30jährigen
Krieg, der die Gegend um Oberroth großenteils entvölkerte.
Damals mussten neue Siedler aus dem Oberland (Samerberg) gewonnen werden
(s.a.Genealogie-Kiening).
Die Pfarrkirche in Oberroth wird als besserer Bau unter den ländlichen
Kirchen bezeichnet. Sie hatte vier Altäre. Der Hochaltar war den
Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Die Seitenaltäre hatten den hl.Georg
und den hl.Bernhard von Siena als Patrone, der Altar in der Ignatiuskapelle
den hl.Ignatius von Loyola. Gottesdienste wurden an allen Sonn- und Feiertagen,
an Kirchweih (=Sonntag vor Jakobi -25.Juli) und am Patrozinium
(29.Jun) gehalten. Außerdem die schon erwähnte Wochenmesse
aus der Stiftung von Martin Walther aus dem Jahr 1734. Schmidt erwähnt
noch, dass in der Kirche ein Taufstein und die Heiligen Öle vorhanden
seien. Im Friedhof stehe ein Beinhaus, im Turm hingen zwei geweihte Glocken.
Die Einnahmen und Ausgaben verwalteten der Pfarrer und der Landpfleger
von Dachau gemeinsam. Der Bericht schließt mit dem Satz: "Das
Vermögen dises Pfarr-Gottshauses hat in letzter Rechnung1270 fl.
(=Gulden), 13 kr.(=Kreuzer) und 1 hl.(=Heller) ausgemacht".
Attentat
auf Pfarrer Lechner 1756
1756 eskalierte ein Streit
zwischen dem Oberrother Wirt Joseph Widtmann und Pfarrer Lechner.
Der Wirt stach erst mit dem Messer auf Pfarrer Lechner ein und versuchte
daraufhin, durch einen Sprung in den Brunnen Selbstmord zu begehen. Der
Pfarrer überlebte verletzt, starb aber noch im selben Jahr. Ob der
Tod auf den Messerangriff zurückzuführen ist, ist mir nicht
bekannt. Der Wirt konnte aus dem Brunnen gezogen werden. Das weltliche
Gericht verurteilte ihn zu einer Gefängnisstrafe und zur Übernahme
der Arztkosten des Pfarrers, das geistliche Gericht exkommunizierte ihn.
Diese Exkommunikation wurde aber nach der Entlassung des Wirts aus dem
Gefängnis wieder aufgehoben. 71)
Französischen Revolutionskriege
um 1800
Unter dem Pfarrer Lorenz Hilger (1788-1806) wurde Oberroth schwer von
den damaligen Kriegsereignissen betroffen. Davon gab ein noch 1880 vorhandenes
Epitaph Zeugnis. Die Inschrift lautete:
"Dem Andenken des pflichttreuen, biederen, edlen
überall werthen Mannes, durch 18 Jahre Seelsorgers von Oberroth Lorenz
Hilger, königlich bayerischer Schulinspectors,
der, nachdem er die Schrecknisse zweyer Kriege (durchwandelte, dem 3ten
schauervollen, wüthenden, im 55.Lebensjahre
unterlag; reif war er für einen ewigen Frieden. Er starb den 29.
März 1806".
Nachdem es 1806 in der Kirche
gebrannt hatte, mussten Choraltar, Tabernakel, die Kanzel und das Gewölbe
der Kirche restauriert werden. Dies geschah im Jahr 1809 durch den Maler
Josef Mangold aus
Ichenhausen/Günzburg, der auch neue Kreuzwegstationen lieferte. 24)
Mangold hatte 1802 auch die Deckengemälde und die Kreuzwegstationen
für die Kirche in Walkertshofen geschaffen. Die Renovierung der Kirche
in Oberroth wurde vom Tafernwirt Joh.Nep.Widmann bezahlt.
Pfarrbeschreibungen
im 19.Jh
Pfarrbeschreibung 1817: 15)
In den Pfarrakten ist eine kurze Pfarrbeschreibung aus dem Jahr 1817 erhalten.
Dort heißt es:
|
"Die Pfarrkirche
Oberroth ist mittelmäßig groß und groß genug
für Leute von 37 Häusern. Gut gebaut, ausgemalen und mit
allen nötigen schönen Paramenten (=Messgewändern)
versehen; nur schade, daß sie derb (=feucht) ist. Hochaltar
Sct.Peter und Paul, in der Mitte aber ein schön geschnitztes
und gut gefaßtes Marienbild. 1. Seitenaltar sct. Bernardin.
2.sct Georg. Die Bilder sind Gemälde. 3ter in einer angebauten
Kapelle, ein geschnittener Christus an der Geislungssäule. (Hinweis
von Jakob Mois: Damals war also das Ignatius-Patrozinium schon verdrängt
durch einen "Wies-Heiland; ein Zeichen für die große
Verbreitung der Wieskultur). Kirchweihfest am Sonntag vor Jakobi (26.7.)".
|
Beschreibung
1820 47),
48)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 06)
die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei Oberroth wird darin (S.121) wie folgt beschrieben:
|
"Oberroth,
Säcul.Pf. (Stift St.Andreas in Freysing);
Patron hl.Peter und Paul; Kw (=Kirchweihfest) Sonntag vor Jakobi (=
vor 25.7).
Seelenzahl:
Pfarrei
Oberroth: |
221
Gläubige in
|
37
|
Häusern |
Weiler
Armetshofen |
23 Gläubige in
|
2
|
Häusern |
|
Stellenausschreibung
1830: 01)
Nach dem Tod des Pfarrers im Jahr 1830 war die Pfarrei im Intelligenzblatt
für den Isarkreis ausgeschrieben, um mögl. Bewerber für
die Pfarrerstelle zu informieren.
|
Die
Erledigung der katholischen Pfarrei Oberroth, k.Landgerichts Dachau
betr.
Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern
Durch den Tod des letzten Besitzers ist die Pfarrey Oberroth erlediget.
Selbe liegt in
der Erzdiöcese München-Freysing, im Wahldecanate Eggenhofen,
und im königl. Landgerichts und Rentamts-Bezirke Dachau.
Ihr Umkreis beschränkt sich auf das Dorf Oberroth, und den 1/4
Stunde von selben entfernten Weiler, Armetshofen, mit einer Bevölkerung
von 225 Seelen, welche von dem Pfarrer allein pastorirt werden, und
es besteht in selben keine Schule.
Das größtentheils aus dem Widdum und Zehenten fließende
jährliche Einkommen ist auf 883 gulden und 23 Kreuzer fatirt,
mit dem Betrage der Ausgaben auf 131 Gulden und 26 Kreuzern.
Bisher wurden 5 bis 6 Dienstboten, 6 Pferde und 15 Stück Rindvieh
gehalten.
München, am 26.October 1830
K.Bayer.Regierung des Isarkreises, Kammer des Innern, v.Widder, Präsident,
Miller Secr. |
Die Pfarrei
erhielt im Übrigen Karl Bauer aus
Oberbergkirchen, der zwei Jahre später nach Westerholzhausen ging.
1844/45: 15)
"Das immer hertere Aussehen ladet zur Andacht und bewirkt bey den
Gläubigen eine religiös-sittliche Gemütlichkeit. Als Baujahr
der Kirche sei an der Front des Chors 1686 vermerkt; 1809 sei sie renoviert
worden, was ebenfalls an der Vordermauer der Kirche geschrieben steht.
An der linken Seite der Kirche ist eine Kapelle angebaut, welche die St.Leonhards-Kapelle
genannt wird, auf deren Altar eine vergoldete Figur, den hl.Leonhard vorstellend,
angebracht ist".
Stellenausschreibung 1858:
In diesem Jahr wurde
die Pfarrei wegen der Resignation (Rücktritt) des bisherigen
Pfarrers Michael Messerschmid vom 20.März im Königlich-bayerischen
Kreis-Amtsblatt von Oberbayern ausgeschrieben, damit sich neue Interessenten
für das Pfarramt bewerben konnten:
04),
05)
|
Die
Erledigung der katholischen Pfarrei Oberroth, k.Landgerichts Dachau
betr.
Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern
Die kath. Pfarrei Oberroth ist durch Resignation des bisherigen
Besitzers in Erledigung gekommen. Dieselbe liegt in der Erzdiözese
München-Freising, im Dekanate Egenhofen und im Landgerichtsbezirke
Dachau; sie zählt in einem Dorfe und einem Weiler 221 Seelen,
hat keine Schule und wird vom Pfarrer allein pastorirt.
Die Einkünfte dieser Pfarrei betragen, vorbehaltlich der superrevisorischen
Feststellung der neuen Fassion:
I.
Aus dem Ertrage der Realitäten: |
170
fl. .
|
33 kr. |
II.
Aus dem Ertrage der Rechte: |
|
|
1.)
aus grundherrlichen Rechten: |
--
fl. .
|
21,5
kr. |
2.)
aus Zehenten: |
620 fl. .
|
43
kr. |
III.
Aus den Einnahmen von besonders
bezahlten Dienstverrichtungen:
|
|
|
1.) Bezüge von gestifteten Gottesdiensten |
28
fl. .
|
6 kr. |
2.) an Stolgebühren |
41
fl. .
|
2,5
kr. |
IV.
Aus herkömmlichen Gaben und Sammlungen
bei der Gemeinde |
10
fl. .
|
24 kr. |
|
-------
|
----- |
in
Summe
|
871
fl. .
|
10
kr. |
Die
Lasten bestehen:
|
|
|
I. wegen der Staatszwecke |
84
fl. .
|
48
5/8 kr |
II.
wegen des Diözesanverbandes |
5
fl. .
|
18
kr. |
III.
wegen besonderer Zwecke und Verhältnisse der Pfarrei
|
22 fl. .
|
26
kr |
|
-------
|
------ |
in
Summe
|
112
fl.
|
32
5/8 10 kr. |
wonach sich ein fassionsmäßiger Reinertrag von
ergibt, worauf zur Zeit noch ein Absitzkapital von ungefähr
2380 fl. lastet, welches zu 3 Prozent zu verzinsen und in jährlichen
Fristen von 75 fl. zu tilgen ist. |
758 fl. .
|
37 3/8 kr
|
Die bei der Pfarrei befindliche Oekonomie besteht in:
1.) Gebäude, Hofraum und Garten |
1 Tagwerk, 37 Dez(imale) |
2.)
Feldgründen |
66
Tagwerk, 64 Dez. |
3.)
Wiesen |
20
Tagwerk, 33 Dez. |
4.)
Waldungen |
16
Tagwerk, 30 Dez. |
in
Summe |
104
Tagwerk, 64 Dez. |
|
|
|
Zur
Führung derselben werden 7 Dienstboten, dann 6 Pferde und
etwa 12 Stücke Rindvieh erfordert. |
Bewerber
um diese Pfarrei haben ihre vorschriftsmäßig belegten
Gesuche binnen 3 Wochen bei der unterfertigten Stelle zu übergeben. |
München,
den 1. April 1858Kammer
des Innern, Freiherr von Zu-Rhein, Präsident |
|
|
Die Pfarrerstelle
erhielt übrigens der Priester Valentin Oberloher, bisheriger Lehrer
der I.Classe an der Lateinschule zu Freising durch höchstrichterliche
Entschließung seiner Majestät des Königs vom 2.Juli 1858,
der seit 1817 das Besetzungsrecht vom Kollegiatsstift St.Andreas geerbt
hatte 06).Das
Konkordat von 1817 (Art. XI Abs. 2) hat dem Landesherren das Präsentationsrecht
zugesprochen, das vor der Säkularisation den geistlichen Korporationen
(z.B. Klöstern oder dem Kapitel von St.Andreas Freising, zu dem Oberroth
gehörte) gebührte. Im Übrigen gewährte es dem König
das Präsentationsrecht auch auf alle Pfarreien, Kuratien und einfachen
Benefizien, soweit dies schon seinen Vorfahren zukam; hierzu wurden auch
die Patronate der ehemaligen Fürstbischöfe gezählt.
38)
1869:
Nach dem Tode von Pfarrer Oberloher wurde die Pfarrei im
August 1869 wieder ausgeschrieben:
Die Seelenzahl hatte sich in den elf Jahren von 221 auf 230 erhöht.
Der Reinertrag von 758 Gulden auf 1477 Gulden fast verdoppelt. Das Absitzkapital
von ungefähr 2380 fl. hat sich um 300 fl. vermindert. Die Pfarrgründe
waren im Wesentlichen gleich geblieben. Dies galt auch für die empfohlene
Dienstbotenschar (4 weiblich, 3 männlich). Die Zahl der Rinder war
von 12 auf 16-18 Stück angewachsen. Dazu hat man 1869 vom neuen Pfarrer
ein Übernahmekapital von 4000 bis 5000 Gulden gefordert, mit dem das
bewegliche Inventar abgelöst werden konnte. 08)
Beschreibung 1880
09)
Kirche und Pfarrei Oberroth sind auch in der "Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten,
die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877-
Pfarrer Georg Westermayer
als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung
sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan-
und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen
Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen
Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger
gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser
"Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
Geographie: "Die Pfarrei hat 204 Seelen in 36 Häusern.
Davon wohnen 193 Gläubige (in 34 Häusern) in der Ortschaft Oberroth
selbst, die Übrigen in Armetshofen 11 (2). Der Umfang der Pfarrei
beträgt 2 km. Die Wege sind gut."
Pfarrei: "Präsentationsrecht liegt beim bayerischen König.
Die Kirchenrechnung weist bei 2773 Mark Einnahmen und 190 Mark Lasten
einen jährlichen Reinertrag von 2582 Mark aus. Pfarreischulden: 1371
Mark. Das Widum (=der Pfarrbauernhof) umfasst Grundstücke
von 103 Tagwerk Fläche der Bonität 10. Das Pfarrhaus, erbaut
1785, ist geräumig, nicht sehr passend und feucht. Ökonomiegebäude,
erbaut 1708, im Ganzen gut, Kuh- und Pferdestallung könnten passender
sein.
Beginn der Matrikelbücher 1675.
Kirche: "Theilweise neu erbaut 1686. Renaissancestyl. Hinreichend
geräumig. Baupflicht liegt bei der Kirche. Kuppelthurm mit drei Glocken,
gegossen von Ulrich
Kortler in München. 4 Altäre; Orgel mit 6 Registern. Außer
einem unlesbaren alten Grabstein mit Relief befinden sich hier die Epitaphien
der Pfarrer Sigmund Hepfengraber (+1749) und Lorenz Hilger (+1806). Cemeterium
(=Friedhof) bei der Kirche mit Ossuar (=Beinhaus). Stiftungen:
33 Jahrtage und 21 Jahrmessen. Meßner- und Cantor ist ein Gütler
in Oberroth. Vermögen der Kirche: 12.500 Mark".
Renovierung 1885 und 1894
Schon
1854 erklärte ein Dachauer Baumeister nach Freilegung der Fundamente:
"Das Gebäude ist unverzüglich abzubrechen".
Dennoch dauerte es noch 31 Jahre bis zur Reparatur. Die Oberrother
vertrauten in der Zwischenzeit wohl auf die Hilfe Gottes, der seine
Kirche schon nicht einstürzen lässt. 59)
Im Rahmen der nun folgenden größeren Reparatur wurde
die Kirche teilweise in neuromanischem Stil ausgestattet. Der Kostenvoranschlag
des Künstlers Josef Elsner betrug für den neuen Choraltar
und den Tabernakel: 2140 Mark, für die (heute noch bestehende)
Kanzel: 1370 Mark.
1894
wurde der heutige Kreuzweg erworben. 30)
Außerdem wurden mehrere Skulpturen durch den Maler und Vergolder
Johann Weber renoviert, die Kirche ausgemalt,
ein neuer Hochaltar mit Tabernakel (für 2140 Mark) und die
Kanzel (für 1370 Mark) durch
Joseph Elsner
(1845-1933) beschafft. 15).
Der
alte Hochaltar von 1686 war morsch und nicht mehr zu retten. Die
Kanzel fehlte schon längere Zeit, da sie aus Sicherheitsgründen
entfernt worden war. 30)
|
Innenansicht
um 1900
|
Beschreibung
1895 11)
Die
Oberrother Kirche ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des
Königreiches Bayerns enthalten, die Gustav von Bezold und Dr.Berthold
Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern, für
Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellt haben. Im Bericht heißt
es:
|
Architektur:
"Grundlage romanisch, 1686 umgebaut. An das einschiffige
Langhaus schließt sich eine Apsis an, darüber der
Thurm. Das ursprüngliche flachgedeckte Langhaus wurde 1686
gewölbt, zwei Joche, Kreuzgewölbe. An der Nordseite
eine Kapelle S.Leonhard (!) quadratisch mit abgeschrägten
Ecken. Unbedeutend.
Ausstattung: Choraltar von 1686. |
Verlängerung des Kirchenschiffs 1952
wurde die Kirche um eine Achse (6 m) verlängert (Architekt: Koll);
34),
57)
dabei wurden der Eingang verlegt und die Empore eingebaut.
|
Kirche
vor der Verlängerung 1952
|
Renovierungen
und Umbauten
- 1560 werden Kirche, Gestühl und Friedhofsmauer als
reparaturbedürftig bezeichnet. 25)
- 1621 wird die Kirche als altes Gebäude bezeichnet,
das früher ein Haidenschafft (?) gewesen sei. Im Inneren sei sie
aber
schon
"fein geziret, allein gehen noch die still (=Stühle)
ab, die seindt aberauch schon im werkh, ut ; renovatio
altarium"
30)
- 1630 hat man den Dachstuhl
über dem Langhaus als baufällig bezeichnet. Außerdem sollte
die vertäfelte Langhausdecke
marmoriert,
d.h. mit Marmormuster bemalt werden. Dies dürfte auch geschehen sein.
30)
- 1646 erneute, nicht näher bezeichnete
Reparaturen 30)
- 1654 Erwerb eines Gemäldes mit der
Darstellung von St.Paulus und Magdalena 30)
- 1684 bis 1686: Umgestaltung/Barockisierung der Kirche
57)
- 1691 wurden schon wieder kleinere Reparaturen notwendig. 30)
- 1699 Anbau der Sakristei durch Maurermeister Hans Maurer
(1654-nach 1729) aus Hirtlbach 30)
- 1723 Kauf einer Immaculata-Figur und einer silbernen Ampel.
30)
- 1730 Einbau/Umbau der baufälligen Empore durch Zimmerer
Johann Wöstermayr aus Oberroth 27)
- 1734 Einsetzung eines Kreuzwegs. 30)
- 1736 Beschaffung eines neuen Heiligen Grabes aus Mitteln,
die der 1734 verstorbene Pfarrvikar Walter vererbt hatte. 30)
- 1751 Obwohl 1738 die Pfarrkirche in Oberroth noch als besserer
Bau eingestuft worden war, wurden schon größere
Reparaturen
vor allem in Dachbereich notwendig (Maurermeister Conrad Mayr
23) aus
Lauterbach). Ihnen folgten
vermutlich
größere Arbeiten, da 1758 die Kirche neu geweiht wurde. Dafür
spricht auch, dass der Kistler Josef Paur
aus
Welshofen im Jahr 1751 eine Rechnung für Kirchen- und Sakristeitür-Beschlag
stellte. 19)
- 1758 Neueinweihung der Kirche 30)
- 1775 mussten Sturmschäden beseitigt werden; 30)
- 1806 brannte es in der Kirche, die Renovierung erfolgte 1809,
bezahlt vom Wirt Widmann.
Zugleich wurden die Empore neu gefasst und eine neue Ampel angeschafft.
30)
Anschaffung neuer Kreuzwegbilder von Maler Josef Mangold
aus Ingenhausen. 15)
- 1807 größere Reparaturen an den Kirchendächern
und der Friedhofsmauer. 30)
- 1809 Innenrenovierung mit Ausmalung der Kirche. Außerdem
wurden der Choraltar, alle Antependien der Altäre und die
neue
Kanzel (durch Joseph Mangold)
und der Altar in der Seitenkapelle (durch Jakob Hamer aus Dachau) gefasst.
15)
- 1819 beschädigte ein Blitzschlag Turm und Kirche schwer.
Es wurden Reparaturen der Kirchturmzwiebel, am Dach und an
den
Seitenaltären notwendig. 30)
- 1823 bis 1824: nicht näher genannte Baureparaturen
30)
- 1857 erneut umfangreiche Reparaturen (Dach, Dachstühle);
Einbau einer Stahlschlauder wegen Ausweichens der südl.
Kirchenmauer.
Lt.Kostenvoranschlag von Baumeister Joseph
Hergl (1794-1877) aus Dachau vom 28.1.1857 wurde
(nach
Revision durch die Bauinspektion München II) mit Baukosten von 1100
Gulden + Hand-und Spanndiensten im
Wert
von 360 Gulden gerechnet. Hergl hatte einen Neubau von den Fundamenten
aus vorgeschlagen, was aber von der
Bauinspektion abgelehnt wurde.
30)
- 1863 Neubau der Friedhofsmauer. Neuverputz und Tünchung
des Innenraums. 30)
- 1869 Verlegung des Haupteingangs und der
Vorzeichen von der Süd- auf die Westseite durch Maurermeister Joseph
Hergl.
- 1871 Einbau neuer Fenster, Anschaffung des Sakristeischranks
sowie Anstreichen der Sakristei mit fünf Fensterstöcken. 30)
- 1879 Bronzeglocke von Ulrich
Kortler (1846-1928).
- 1882 Baureparaturen (Neueindeckung des Daches, Einbau neuer
Mauerbänke, Austausch von 18 Balken, Tünchung) 30)
- 1885 wurde die Kirche teilweise in neuromanischem Stil ausgestattet.
Der Kostenvoranschlag des Künstlers J.Elsner
betrug
für
den neuen Choraltar und den Tabernakel: 2140 Mark, für die (heute
noch bestehende) Kanzel: 1370 Mark.
- 1890 Neueindeckung der Turmkuppel mit Auswechslung einzelner
Konstruktionshölzer. 30)
- 1894 wurde der heutige Kreuzweg erworben. 30)
Renovierung
mehrerer Skulpturen durch den Maler und Vergolder Johann Weber; Ausmalung
der Kirche;
Anschaffung
eines neuen Hochaltars mit Tabernakel (für 2140 Mark) und der heutigen
Kanzel (für 1370 Mark) durch
Joseph
Elsner (1845-1933) 15)
Der
alte Hochaltar von 1686 war morsch und nicht mehr zu retten.
Die
Kanzel fehlte schon längere Zeit, da sie aus Sicherheitsgründen
entfernt worden war. 30)
- 1906 Kauf einer Glocke von Josef
Oberascher
(1844-1911) in München anstelle einer zersprungenen alten Glocke.
30)
- 1907 Reparaturen am Turm und Tünchung der Außenmauern
der Kirche. 30)
- 1917 Installierung des elektrischen Lichts und mglw. eine
Innenrenovierung. 30)
- 1919 Reparatur bzw. teilweise Neueinrichtung des Heiligen
Grabes. 30)
- 1922 Neueindeckung des Turmes mit Schindeln. 30)
Erwerb
von vier Glocken von Ulrich
& Weule in Apolda-Bockenem aus Eisenhartguss
in Apolda.
Verkauf
der Kortler-Glocke von 1879 an die Kirchenstiftung in Ziemetshausen. 30)
- 1934 musste der Turm saniert werden. Die aus Ziegelmauerwerk
bestehende Friedhofsmauer, aus der immer wieder ganze
Steinfelder
brachen, wurde durch eine Betonmauer ersetzt. 42)
- 1938 neue Orgel von der Fa. Sandtner aus Steinheim. 30)
- 1941 Außenrenovierung mit Neuverputzung des Turmes,
Dachstuhlreparaturen; Neubau der Friedhofsmauer. 30)
- 1950 Neubau des Leichenhauses 30)
- 1952 wurde die Kirche um eine Achse (6 m) verlängert
(Architekt: Koll); 34),
57)
dabei
wurden der Eingang verlegt und die Empore eingebaut.
- 1960 Entfeuchtungsmaßnahme nach Mauerschwammbefall
an der Südwand der Kirche; Reparaturen im Außenbereich. 30)
- 1964 Renovierung des Kirchturms: Zwiebel
wurde mit Kupferblech versehen.
30)
- 1972 Einbau
einer ölbefeuerten Warmluft-Gebläseheizung (Aristotherm) mit
Erdtank nordwestlich der Seitenkapelle. 30)
neuer
Volksaltar und Tabernakel, Petrus- und Paulusgemälde von Max Fürst
wurden über Seitenaltären angebracht.
Die
bisherige neuromanische Ausstattung wurde 1971 in die Schuttkrippe gefahren.
Erhalten haben sich neben der
Kanzel
und dem Kreuzweg nur einige Figuren, die sich jetzt auf dem Dachboden
befinden. 30)
Der
Taufstein wurde an die Rückseite der Kirche versetzt 30)
- 1976 Renovierung
der Muttergottesfigur durch den Fassmaler und Vergolder Otto
Wimmer .
- 1977 Außenrenovierung,
danach: Neuanfertigung aller liturgischer Gewänder, Neugestaltung
des gesamten Friedhofs,
Abbruch
und Neubau des Leichenhauses. 34)
Elektrische
Läuteanlage; Vermauerung von drei Fenstern. 30)
- 1980 bis 1982: Auch 1980 fanden Renovierungen der schon
seit jeher reparaturanfälligen Kirche statt.
Von
1980-1982 war die Kirche wegen Einsturzgefahr gesperrt. 34) Damals
drohte, die Kirche einzustürzen. Nur ein
Betonkorsett
bewahrte die Gläubigen davor, von 60 Tonnen Ziegelschutt aus der
Decke erschlagen zu werden.
Grund
für die marode Decke war das Fehlen eines sog. Heilig-Geist-Loches,
das in den Kirchen für die Lüftung sorgt. 59)
Der
(heutige) Innenraum wurde von Max Faller neu gestaltet. Von oben wurde
eine Spritzbetondecke angebracht und
die
sichtbare Decke angehängt. Renovierung
der Kirchenbänke. Renovierung mehrerer Figuren durch die Fa. Hausch
aus
Fürstenfeldbruck. 30)
- 1983 Neue Orgel von der Fa. Stöberl
aus München. 30)
Einweihung am 23.Januar 57)
Weihe
des neuen Apsiskreuzes von Max Faller durch den Scheyrer Abt Lambert am
24.Juli 57)
- 1987
Neuerliche Baureparaturen; Sanierung der Orgelempore; 57)
Restaurierung
des Grablegungschristus;
30)
- 1988 Pantokrator-Fresko über dem Chorbogen
durch Georg Eibl, Rott am Inn.
57)
- 1991: Umgestaltung der Ignatiuskapelle durch den
Maurermeister Max Schmid. 57)
- 1992: Sanierung der statisch gefährdeten
Südmauer des Kirchenschiffs
57)
Anschaffung
einer Ulrichsfigur.
30)
- 1993: Die gesamte Kirche wird auf einen Beton-Querriegel
gestellt und die immer noch vorhandene Feuchtigkeit in den
Mauern
zu reduzieren. Ausgenommen bleibt der westliche Anbau von 1952.
57)
- 1995: Errichtung der Jakobussäule am südlichen
Kirchenaufgang.
57)
Umbau 2003
|
- 1999 -2003:
Im Jahr 1998 stellte der Statiker lapidar fest: "Nach
allen bauphysikalischen Gesetzen
müsste das Gebäude längst eingestürzt
sein, sonderbarerweise steht
es aber immer noch".
53)
Deshalb musste sie In
den Jahren 1999 bis 2003 von Grund auf (Kirchenmauern, Turm
und Dach) für ca. 3,5 Mio DM
52) renoviert
werden.
Während dieser Zeit wurden die Gottesdienste in einer
Notkirche, einem
umgebauten ehemaligen Stall auf dem Hof der Fam.Burgmair abgehalten.
Über die Probleme
der damaligen Restaurierungsarbeiten können Sie eine
Zusammenfassung mehrerer Zeitungsartikel lesen - klicken
Sie hier...
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Notkirche
1999-2003
|
|
Seit 1.4.2013 bildet Oberroth mit den Pfarreien Bergkirchen, Kreuzholzhausen
und Schwabhausen einen Pfarrverband. (Pfarrverband Bergkirchen-Schwabhausen)
09).
Bittgänge
Die Oberrother wallfahrteten alljährlich u.a. auch nach München
zum hl.Benno, der in der
Frauenkirche verehrt wurde. Das wissen wir, weil den Fahnenträgern
und Sängern ein Zehrgeld (in Höhe von 30 Kreuzern bis 2 Gulden)
gegeben und die Ausgaben in der Kirchenrechnung verbucht wurden.
Die Verehrung des hl.Benno in Bayern entstand erst im 16.Jh im Zusammenhang
mit der Reformation. St.Benno, der von 1066 bis 1106 in Meißen als
Bischof gewirkt hatte, wurde am 16.Juni 1524 zur Ehre der Altäre
gehoben. Luther verurteilte diese Heilig-sprechung in seiner Schrift "Wider
den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden"
aufs Schärfste. Als Sachsen 1539 protestantisch wurde, öffnete
man das Grabmal Bennos und warf seine Gebeine in die Elbe. Allerdings
behauptete der letzte Bischof von Meißen, der später übrigens
selbst die evangelischen Konfession annahm, schon vorher die Gebeine aus
dem Sarg entfernt und auch die Sekundärreliquien, das Messgewand,
Mitra und Bischofsstab in Sicherheit gebracht zu haben. Sie wurden 1576
(wohl gegen einen ansehnlichen Betrag) zusammen mit einem Wunder-Verzeichnis
dem bayerischen Herzog Albrecht V. überlassen. 1580 setzte man die
Gebeine in der Münchner Liebfrauenkirche bei, wo sie nun das Ziel
vieler Wallfahrer aus dem bayerischen Land waren. Maßgeblich dafür
waren sicher die Patronate St.Bennos für München und Altbaiern
sowie seine Funktion als Wetterheiliger.
Statistik
In den alten Matrikeln,
Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt,
die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
Pfarrei
1524: Pfarrei
mit 100 erwachsenen Gläubigen
1560: Pfarrei mit 140 erwachsenen Gläubigen
1739: Pfarrei mit 175 erwachsenen Gläubigen
1817: Pfarrei Oberroth mit 37 Häusern
1823: Pfarrei mit 225 Gläubigen
1830: Pfarrei mit 230 Gläubigen
1840: Pfarrei mit 217 Gläubigen
1847: Pfarrei mit 220 Gläubigen
(Pfarreinkommen
927 fl. , Ausgaben 125 fl. )
43)
1850: Pfarrei mit 221 Gläubigen
1860: Pfarrei mit 234 Gläubigen
1876: Pfarrei mit 213 Gläubigen
1880: Pfarrei mit 204 Gläubigen in 36 Häusern
Gemeinde
1852: Gemeinde mit 50 Familien und 212 Einwohnern
03)
1867: Gemeinde mit 250 Einwohnern, 60 Gebäuden
(davon Oberr.
215/51,Kapellhof 22/6, Lindach 11/3)
07)
1876: Gemeinde mit 225 Einwohnern, 88 Gebäuden, 40 Wohngeb.
(davon Oberr.
248/69,Kapellhof 22/9, Lindach 13/4)
63)
|
Ortschaft
1500: 25 Anwesen (6 Ganzhöfe, 3 Halbhöfe, 2 Kleinbauern
und
14 Sölden=
Handwerker und Kleinhäusler)
29)
1716: 34 Anwesen (4 Ganzhöfe, 2 Halbhöfe, 13 Kleinbauern
und 14 Sölden)
58)
1831: Ortschaft mit 200 Einwohnern "
45)
1867 Ortschaft mit 215 Einwohnern in 51 Geb.
07)
1884: Ortschaft
Oberroth mit 193 Gläubigen in 34 Häusern. 09)
1900: Ortschaft mit 285 Einwohnern
41)
1919: Ortschaft mit 271 Einwohnern
41)
1939: Ortschaft mit 234 Einwohnern
41)
1948: Ortschaft mit 413 Einwohnern 41)
1970: Ortschaft mit 360 Einwohnern
41)
1998: Ortschaft mit 934 Einwohnern 41)
2017: Ortschaft mit 1004 Einwohnern 62)
|
Ehemalige Filialkirche in
Armetshofen
Die Pfarrei Oberroth hatte 1738 noch eine
Filialkirche in Armetshofen ("habet unam filialem ecclesiam in
Armetshoffen"). Diese heute nicht mehr bestehende Kirche (keine
Hofkapelle) war schon um das Jahr 770 erstmals genannt worden, als
"ecclesia quae dicitur Irminharti villa". Zum Patron hatte
sie den hl.Gabinus und zuletzt (noch) den hl.Sebastian. Im Visitationsbericht
von 1560 ist zu lesen, dass in Armetshofen eine noch nicht geweihte
Kapelle stehe ("Zu Emertzhofen ist ain capellen, so noch nit
geweicht"). Sie war wohl kurz vorher erbaut worden. Die Kirche
war wohl sehr klein, hatte weder Friedhof noch Sakristei und besaß
auch keine Messgewänder. Gottesdienste wurden nur an Kirchweih
(Sonntag nach Jakobi - 25.Juli) und am Fest des hl.Sebastian (20.Jan)
gefeiert. Auch die Kirchenrechnungen dieser Filialkirche führten
der Pfarrer und der Landpfleger von Dachau. Das Vermögen im Jahr
1738 war außerordentlich gering: es betrug nur 1 fl. (=Gulden),
21 kr.(=Kreuzer) und 1 hl.(=Heller). Das niedrigste
Vermögen aller Kirchen im Gebiet des heutigen Landkreises Dachau.
"In den Stürmen der Säcularisation (1803) traf
es das Schicksal der Zerstörung" schrieben Mayer/Westermayer
im Jahr 1880.
Mehr über die ehemalige Filialkirche erfahren
Sie hier...
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Berichte
aus dem Pfarrleben
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar
mit den Kirchengebäuden, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck
aus der damaligen Zeit. Auch aus Oberroth haben sich aus den Jahren 1891-1935
mehrere Berichte erhalten. Wenn Sie daran interessiert sind, klicken
Sie hier...
Baubeschreibung
Die
Kirche steht auf einer steil abfallenden Anhöhe am Nordrand des Dorfes
inmitten eines ummauerten Friedhofs. Die Friedhofsmauer ist bis zu 3 Meter
hoch. 29)
Ein großes Problem des Gebäudes ist seine Reparaturanfälligkeit.
Starke Wasseradern unter dem Fundament beeinträchtigen massiv die
Standfestigkeit. Der Untergrund hat sich in ein Schlammloch verwandelt.
Festen Boden gibt es erst in einer Tiefe von drei Metern. 52)
Allerdings
sei auch "Jahrhunderte langes Flickwerk schuld", erklärte
Pfarrer Kellermann, die Oberrother Kirche ist ein Katastrophenfall".
Deshalb war der Bau in den letzten 50 Jahren dreimal eingerüstet.
Die letzte Renovierung fand in den Jahren 1999 bis 2003 statt. Sie kostete
ca. 3,5 Mio DM.
52)
Die Kirche ist eine Chorturmkirche,
d.h., der Altarraum ist im Untergeschoss des Turmes untergebracht. Allerdings
ist Oberroth nicht eine typische Chorturmkirche, weil der heutige Turm
erst nach dem viel älteren Chor errichtet wurde.
Kirchenschiff
Das dreiachsige
Kirchenschiff ist 22 m lang und 10,60 m breit. Es besitzt an der
Nord- und der Südseite zwei Eingänge. An der Außenseite
der Kirchentüre ist ein Bronzerelief
von Max Faller angebracht. Es stellt das himmlische Jerusalem
(Hagia Zion) dar, das auf dem 7-armigen Leuchter gründet
und von einer Weizenähre, einer Weinranke sowie einem Ölzweig
umrahmt wird. Seit
1972 besitzt sie eine
Warmluft-Gebläseheizung.
Das Kirchenschiff ist seit der Verlängerung 1952 nun 22 m
lang und 10,60 m breit.
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Bronzerelief
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Rundchor
12.Jh.
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Der Chor ist doppelgeschossig
und schließt zudem noch halbrund. Dieser Raum ist der älteste
und architektonisch wertvollste Teil der Kirche (siehe Bild links
unterer Teil).
Im Obergeschoss besitzt er zwei winzige Rundbogenfensterchen aus
der Erbauungszeit vor 900 Jahren. Solche Anlagen sind selten.
Der ursprüngliche Zweck des halbkreisförmigen Bauwerks
ist ungeklärt. Möglicherweise handelte es sich um den
Teil einer älteren Wehranlage oder um die Apsis einer flachgedeckten,
sehr hohen Kirche. Im oberen Teil sind innen außerdem sechs
kleine vermauerte Fenster erkennbar. Auch dies könnte für
eine Wehranlage sprechen.
Der 29 m 33)
hohe Kirchturm besitzt
im unteren Teil einen quadratischen Aufbau (mit Turmuhren), der
sich über dem Traufgesims zum Achteck verjüngt. Gekrönt
wird er mit einer schindelgedeckten Zwiebelhaube mit Knauf und Kreuz.
Seine heutige Form erhielt er um 1600. 29)
Eine Zeitlang war der Kirchturm
mit einer Kupfer gedeckt. Doch darunter ist es im Sommer bis zu
90 Grad heiß geworden; dies war nach Pfr.Kellermann ein Grund
für den maroden Zustand der Kirchturmspitze im Jahr 1999. Aus
diesem Grund hat man bei der Renovierung dieser Jahre wieder auf
die Schindeln zurückgegriffen.
52)
1890
waren einzelne Konstruktionshölzer
ausgewechselt u. die
Turmkuppeln neu eingedeckt worden.
30)
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Hinweis: Die
so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung von
Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem Orient. Sie
wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung der Kuppeln
von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste Bild kam Ende des
15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige Land" von Bernhard
von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen Holzschnitt der im 7.Jh errichteten
Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte,
die große zwiebelförmige Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons
und verband mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem. Jörg von
Halsbach war der erste Baumeister unserer Gegend, der Zwiebeltürme
plante: die Münchner Frauentürme. Damals war die Zwiebel als Bauform
schon im Italien der Renaissance sowie insbesondere in Russland verbreitet.
Die Zwiebeln der 1560 errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln
unseren Zwiebeln, die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig,
oben spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des
Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen". 36)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen
möchten, klicken Sie hier...
Glocken
Hinter den schmalen hohen Schallöffnungen hängen vier
von der Fa. Perner in Passau gegossene Glocken, die 2001 geweiht
wurden. Damals wurde die Chance einer Generalsanierung genutzt,
ein vierstimmiges, total marodes "Salve-Regina-Geläute"
aus Eisenhartguss (Ulrich und Weule, Apolda-Bockenem, 1921) tongleich
in Bronze zu ersetzen. Das Motiv beider Geläute war bzw. ist
ein Salve Regina, nun auf a' cis'' e'' fis''.
Die Glocken könnten auch über Seile von der Sakristei
aus per Hand geläutet werden.
67)
Zwei Jahre nach dem Glockenguss konnte das neue Geläute in
einem neuen Eichenholzstuhl in idealer Weise in Dienst genommen
werden
44)
Auf Youtube können
Sie das Geläute der Oberrother Glocken hören ...
klicken
Sie hier.
Die Daten der Glocken sowie einen Bericht über die Glockenweihe
finden Sie hier
....
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Glockenweihe
2001
|
Frühere Glocken:
- 1879 von Ulrich
Kortler gegossene
Bronzeglocke. Sie wurde 1922 an die Kirchenstiftung in Ziemetshausen verkauft.
30)
- 1906 Glocke von Josef
Oberascher
(1844-1911) in München anstelle einer zersprungenen alten Glocke.
30)
- 1922 Glocke von Ulrich & Weule in Apolda-Bockenem aus Eisenhartguss
(sog. "Salve-Regina-Geläute"),
Verkauf der
Kortler-Glocke von 1879 30)
Die Sakristei ist an die Nordseite des Altarraums angebaut
(1699 durch Hans
Maurer
aus Hirtlbach).
Das (allerdings wenig solide) Dach dürfte von 1857 stammen.
30)
Im Innenraum hängen noch die Seile
für die vier Glocken im Turm. Sie sind nicht nur eine Dekoration.
Trotz des elektrischen Läutwerks, das das regelmäßige
Läuten übernimmt, kann die kleinste Glocke auch noch mit
dem Seil geläutet werden. Die Sakristeischränke sind neu;
ihre Vorgänger waren 1871 angeschafft worden. 30)
|

Glocken-Seile
|
Jakobussäule
An der Kirchentreppe
an der Südseite steht seit 1999 die Jakobussäule
, die an den Kirchweihtag der ur-sprünglichen Kirche, den Jakobustag
eines unbekannten Jahres vor rd. 1000 Jahren erinnert. Die von Max
Faller gestaltete Säule ist einem römischen Meilenstein
nach-empfunden. Auf dem Bronzerelief sind Pilgerszenen dargestellt.
|
Jakobussäule
|
Das gebogene Kreuz
auf der Säule wurde von Mitgliedern des "Lebendigen Rosenkranzes"
gestiftet.
Faller hat die Jakobussäule der Wallfahrt und dem Pilgerdasein
der Menschen auf Erden zugedacht. Der Jakobusweg nach Santiago de
Compostela, der sich bei Pilgern aus aller Welt wieder großen
Zuspruchs erfreut, habe Faller zusätzlich inspiriert, teilte
Pfarrer Kellermann mit
33).
...mehr
über den Künstler Max Faller.. |
|
Hinweis: Jakobus
der Ältere war der Sohn des Fischers Zebedäus und der ältere
Bruder des Jüngers Johannes. Er zählte neben seinem
Bruder und Petrus zu den drei bevorzugten Jüngern, die bei der
Verklärung Jesu und in seiner Todesangst im Garten Gethsemane
zugegen waren. Der Überlieferung nach verkündete er nach
Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, bis
er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft
wurde; Jakobus war somit der erste Märtyrer unter den Aposteln
(Ap 12, 1-2). Der Legende nach setzten Anhänger seine Leiche
in ein Boot, das im Meer herumtrieb und in Galizien, im Nordwesten
Spaniens strandete. Dort wurde er begraben. 800 Jahre später,
zur beginnenden Reconquista (Rückeroberung des maurischen Spaniens
durch die Christen) entdeckte König Alonso II das Grab wieder
und baute eine Kirche darüber. Bald begann die Wallfahrt und
Santiago de Compostela wurde eines der größten Wallfahrtszentren
des Abendlandes. Durch ganz Europa führten feste Wallfahrtswege
dorthin; bis ins 15. Jahrhundert zog der Ort mehr Pilger an als Rom
oder Jerusalem. St.Jakob erhielt seine Attribute (Pilgerkleidung und
Muschel) erst im 13.Jh. Die Pilger erhielten am Ziel damals einen
Hut, der mit einer Muschel geziert war. Zuvor war Jakobus meist mit
einer Schriftrolle abgebildet. |
Bronzesäule
|
In der Nähe
des sehr modern gestalteten Nordeingangs
der Kirche steht seit 2004 eine wunderschöne Säule
mit der Darstellung der Sieben
Werke der Barmherzigkeit auf einem Granitsockel. Es
ist eine Schriftrolle aus Bronze, auf der in Szenen aus dem
Leben Jesu, aber angereichert mit Bezügen auf unsere Zeit,
die einzelnen Werke der Barmherzigkeit als Reliefs und als Textergänzungen
dargestellt sind. Das zwei Meter hohe Kunstwerk wurde von Neustifter
aus Eggenfelden geschaffen und am 6.Juni 2004 feierlich eingeweiht.
55),
...mehr über Joseph Michael
Neustifter...
Die Schriftrolle ist als Wegweiser zur Kirche und ihren Glaubensinhalten
konzipiert. |

Nordeingang
|
Vom 12. Jh. bis zum Barock wurden
die so genannten leiblichen Werke der Barmherzigkeit in der Bildenden
Kunst häufig als Zyklus dargestellt. Sie zählen zu den guten
Taten, die nach alter katholischer Lehre bei einem Toten die während
des Lebens begangenen Sünden überwiegen müssen, damit
seine Aufnahme in das Paradies erfolgen kann (Mtt, 25, 35-46).
Das siebente
Werk der Barmherzigkeit, Tote
bestatten, findet erst in dem 1165 entstandenen Werk des
Johann Beleth, "Rationale divinorum", Erwähnung. Es geht
zurück auf das Alte Testament (Buch Tobit 1, 17-19) und
wurde in den folgenden Jahrhunderten angesichts von Pestepidemien
mit aufgenommen. |
Tote
bestatten
|
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Neben den leiblichen
Werken der Barmherzigkeit gibt es auch die sieben so genannten geistigen
Werke der Barmherzigkeit: Unwissende lehren, Zweifelnden raten, Trauernde
trösten, Irrende zurechtweisen, Unrecht ertragen, Beleidigungen verzeihen,
für Lebende und Tote beten.
Finanziert wurde das Kunstwerk durch Spendensammlungen in der Pfarrgemeinde;
Neustifter verzichtete auf ein Drittel des regulären Honorars. 56),
Altarraum
Der schmale, halbrunde
Altarraum ist der älteste und historisch wertvollste Teil
der Kirche. Er wird von einem Kreuzgewölbe überdeckt, das
auf Pilastern ruht. Die Pilaster wurden aber erst 1982 vorgemauert.
Bis dahin stützten einfache Wandkonsolen die Gewölberippen.
30)
Die Decke ist nicht
bemalt. Das war aber nicht immer so. Aus dem Jahr 1808/09 sind Rechnungen
für die Ausmalung der Kirche vorhanden
Choraltar
/ Hochaltar
Der
Altarbereich wird geprägt durch ein großes Kruzifix
von Max Faller, das an der Decke über dem Altar befestigt ist
und frei über dem Altartisch hängt. An den Schmalseiten
sind Getreideähren und Weinreben geformt. |
Kruzifix
|
Das
Kreuz hat einen Holzkern, der mit Metall überzogen ist. Der schmale
Mittelteil des Holzkerns besteht aus Holz, das auf dem Ölberg
in Jerusalem gewachsen ist.
Das
Apsiskreuz wurde am 24.Juli durch den Scheyrer Abt Lambert geweiht.
|
Frühere
Altargestaltung:
Vor der Neugestaltung des Altarraums in den 1980er Jahren befanden
sich an den beiden Seiten des Chorbogens große, der Rundung
des Chorbogens angepasste Gemälde.
Sie zeigten Szenen aus dem Leben der Kirchenpatrone Petrus und Paulus.
Links die Berufung des hl.Petrus, rechts der hl.Paulus beim Predigen
auf dem Areopag in Athen.
1894
war ein neuer Hochaltar durch
Joseph Elsner
(1845-1933) entstanden. Der 200 Jahre alte Hochaltar von 1686 war
morsch geworden und nicht mehr zu retten.
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Petrus
u.Paulus
|
Am Chorbogen ist
ein Pantokratorfresko
aufgemalt. Das in traditioneller Freskotechnik erstellte Gemälde
stammt von Georg Eibl 57)
aus Rott am Inn (1988). Es
stellt in Anlehnung an die byzantinische Tradition Christus als den
Weltenherrscher dar (siehe auch Petersberg-Basilika). Christus sitzt
-in römische Gewänder gekleidet- auf einem Thron. Er hebt
segnend die rechte Hand. Mit der linken Hand hält er ein auf
dem Knie liegendes, aufgeschlagenes Buch,
in dem die Worte "Ego sum, alpha et omega, primus et novissimus
(Ich bin der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte) zu lesen
sind. |
Pantokratorfresko
|
Dieser Text bezieht sich
auf Kap.1 Vers 8 der Offenbarung: "Gott der Herr sagt, ich bin
der Erste und der Letzte, der ist und der war und der kommt, der Herr
der ganzen Welt."
Nach der Tradition geht die Gestalt des Weltenrichters auf das Bild
des Menschen-sohnes zurück, das im 7.Kapitel des Buches Daniel
zu finden ist. Jesus wurde in den Evangelien mit dem Menschensohn
identifiziert. |
Seit
1971 besitzt Oberroth einen Volksaltar.
Der heutige Altar
wurde ein Jahrzehnt später,
1982, durch Weihbischof Graf Soden-Frauen-hofen geweiht. Dabei wurden
Reliquien der Heiligen Ulrich von Augsburg und Konrad von Parzham
zusammen mit Steinen aus dem Hl.Grab in Jerusalem symbolisch "beigesetzt",
dh., eingemauert. |
Zelebrationsaltar
|
Bei der Einweihungsfeier
nach der Restaurierung von 2003 am 27.Juli 2003 kamen
die Reliquien der Münchner Seligen Pater Rupert Mayer
und Pater Kaspar Stangas-singer hinzu.
53) |
Altarweihe
1982
|
|
Die Reliquien selbst
befinden sich aber nicht nur -wie sonst üblich- im Altarstein,
sondern auch in einem mit Edelsteinen verzierten Reliquien-behälter
an der Stirnseite
des Altars.
Die Steine vom Hl.Grab 57)
in Jerusalem
stam-men aus einem Bohrkern, der bei Sicherungs-arbeiten für
die Grabeskirche zu Beginn des 20.Jh entstand. Der Reliquienbehälter
wurde vom Künstler Max Faller 55)
geschaffen., |
Reliquienbehälter
|
Aus der Märtyrerverehrung
erwuchs bereits im 4. Jahrhundert die Verbindung von Altar und Grab.
Man begann damals an den Gräbern der Heiligen die Messe zu feiern,
um sich ihrer Fürbitte zu versichern. Schließlich wurden
die Gebeine der Heiligen oder einzelne Reliquien in die Kirche übertragen.
Jeder Altar, auf dem die Eucharistie gefeiert wird, muss mit einer
oder mit mehreren Reliquien versehen sein. |
|
Bei der Altarweihe
werden die Reliquien, in ein Stückchen Stoff gehüllt und
verschnürt, in einem besonderen Gefach, dem Sepulcrum (lat. =
Grab), feierlich verschlossen. |
Der frühere Hochaltar stammte aus dem
Jahr 1686.
Heilige
Öle
Wandnische
für die hl.Öle
|
In einer Wandnische
neben dem Altar steht das Gefäß
für die Aufbewahrung des Chrisam-Öls, das bei der Tauffeier
Verwendung findet.
In einer Scheibe auf dem Gefäß ist eine Taube zu sehen.
Auf der Gefäßummantelung ist der thronende Christus abgebildet,
ähnlich wie im Fresko über dem Altar. Reliefierte Weinreben
umgeben das Christusbild. Gefäß und Nischentüre wurden
von Bildhauer Joseph Neustifter geschaffen, von dem auch die zwei
Meter hohe Schriftrolle aus Bronze mit den Sieben Werken der Barmherzigkeit
(s.o.) vor der Kirche stammt. |
Chrisamgefäß
|
Ambo
Der Ambo
(Lesepult) an der linken Seite des Chorbogens zeigt die Berufung des Propheten
Ezechiel. Das Bronzekunstwerk schuf ebenfalls Max Faller. Die Berufung
des Propheten Ezechiel wird im Buch Hesekiel,Kap.2-3 wie folgt geschildert:
|
"Am
fünften Tage jenes Monats (es war das fünfte Jahr
der Gefangenschaft des Königs Jojachin) erging das Wort
des HERRN an Ezechiel. Und er sprach zu mir: Menschensohn, ich
sende dich zu den Kindern Israel, zu den widerspenstigen Heiden,
die sich wider mich empört haben; sie und ihre Väter
haben wider mich gesündigt bis auf den heutigen Tag. Sei
nicht widerspenstig wie das widerspenstige Haus! Tue deinen
Mund auf und iß, was ich dir gebe! Da schaute ich, und
siehe, eine Hand war gegen mich ausgestreckt, und siehe, sie
hielt eine Buchrolle. Und er breitete sie vor mir aus; und sie
war vorn und hinten beschrieben, und es waren darauf geschrieben
Klagen, Seufzer und Wehe. Und er sprach zu mir: Menschensohn,
iß, was du hier vorfindest, iß diese Rolle
und gehe hin, rede zum Hause Israel! |
Ambo
|
Da tat ich meinen Mund auf,
und er gab mir jene Rolle zu essen. Und er sprach zu mir: Speise deinen
Leib und fülle deine Eingeweide mit dieser Rolle, die ich dir
gebe! Da aß ich, und es war in meinem Munde so süß
wie Honig. Da sprach er zu mir: Menschensohn, gehe hin zum Hause Israel
und rede mit meinen Worten zu ihnen! Denn du wirst nicht zu einem
Volk von unverständlicher Sprache und schwerer Zunge gesandt,
sondern zum Hause Israel; |
Hinweis: Der Ambo (griech.ambon = erhöhter Rand) war im Frühchristentum
und Mittelalter die erhöhte Plattform an der altchristlichen Chorschranke
in der Kirche zum Vorlesen und Vorsingen liturgischer Texte (Epistel, Evangelium);
ab dem 14. Jh. wurde die Funktion des Ambos von der Kanzel übernommen.
In neuester Zeit ist der Ambo wieder fester Bestandteil in der Ausstattung
der Kirchen.
"Die Verkündigung der Lesungen und des Evangeliums sowie die
Predigt erfolgen wiederum von dem bereits in der Liturgie des ersten Jahrtausends
bekannten Ambo, dem als 'Tisch des Wortes' ein hoher Rang zukommt",
heißt es in der Liturgiekonstitution des II.Vaticanums Sacrosanctum
concilium (SC 124). Deshalb wurden nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen
Ambos (Lesepulte) aufgestellt. Sie sind der Ersatz für die nicht mehr
benutzte Kanzel.
Der Eingang zur
Sakristei liegt im Bereich der Seitenkapelle. Vor diesem Eingang ist
die moderne Chorglocke
aus Bronze angebracht. Auch sie dürfte von Max Faller stammen. |

Chorglocke
|
Die Chorglocken oder Sakristeiglocken,
werden geläutet, wenn Priester und Ministranten die Sakristei
verlassen und den Chor betreten.
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Der
Tabernakel von Max Faller
steht auf einer Steinsäule
rechts neben dem Altar. Er ist mit vier Reliefs geschmückt, die
- die Verkündigung des Erzengels Gabriel,
- die Geburt Christi mit den reitenden Dreikönigen
- Christus in der Mandorla und
- den Drachen aus der Apokalypse, der das Kind
verschlingen will 65),
darstellen.
Der Tabernakel ist drehbar, sodass je nach der Zeit
des Kirchenjahrs die aktuelle Seite gezeigt wird. 61)
Der frühere Tabernakel stammte von Bildhauer Wolfgang Gebauer
aus Hechenberg und wurde 1972 aufgestellt.
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Tabernakel
|
Hinweis: Tabernakel
ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche
Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur
Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen)
zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im
hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi
in der Gestalt dieses eucharis-tischen Brotes. Der Ort und die Form
der Aufbe-wahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig.
Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels
auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man
lange daran festhielt, die heiligen Hostien in |
Verkündigung
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Christi
Geburt
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Christus
als Pantokrator
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Das
Kind und der Drache
|
Wandschränken und Sakraments-häuschen aufzubewahren, erst
im 18. Jh. umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt
dies wieder zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen
Tabernakel häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf
einer Säule, wie hier in Oberroth. |
Ewig-Licht-Leuchte
Die
Ewig-Licht-Leuchte hängt
rechts vom Tabernakel. Sie besteht aus einem reliefierten Becher,
in den ein roter Glasbehälter mit dem ewigen Licht gestellt ist. Das
Relief zeigt den sitzenden Christus, der die Arme ausgebreitet hat.
Umgeben ist die Figur von Getreideähren und Weinreben als Symbole
für Brot und Wein.
Die Leuchte wurde -wie der Tabernakel- vom Künstler Max Faller
gestaltet.
|
Hinweis:
Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt,
gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses.
Früher gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern.
Mit der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat
sich etwa seit dem 13. Jh. der Brauch des "Ewigen Lichtes"
vor dem Tabernakel, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird,
herausgebildet. Das Ewige Licht war vom Johanniter-Ritterorden
von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht worden.
Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der
Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden. |
|

Ewig-Licht-Leuchte
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das
Langhaus ist mit einem flachen barocken Kreuzgratgewölbe
überzogen, das auf einfachen Wandkonsolen ruht. 1982 wurde wegen
einer Einsturzgefahr von oben eine Spritzbetondecke angebracht und
die sichtbare Decke angehängt. 30)
Vor 200 Jahren, 1808/09, war die Decke von Joseph Mangold
ausgemalt worden. 30)
|
Gewölbeschlussstein
|
Der
Schlussstein ist als
Rosette gestaltet.
Hinweis:
Die Schlusssteine der Gewölberippen sind im Knoten-punkt der
Rippen eingefügt. Sie verkeilen das gebo-gene Mauerwerk und geben
dem statischen Gefüge den entscheidenden Halt. Neben seiner bautech-nischen
Aufgabe hat der Schlussstein auch eine religiöse Bedeutung. Denn
Paulus schreibt im |
|
Epheserbrief
(Eph. 2,19-22) : "Ihr seid das Fundament der Apostel und Propheten.
Der Schlussstein ist Jesus Christus selbst. Durch ihn wird der ganze
Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn
(Eph. 2,20-22). |
Ehemalige
Seitenaltäre
Die Kirche hat heute
keine Seitenaltäre mehr. In Baubeschreibungen von 1739 und 1817 sind
Altäre zu Ehren des hl. Bernhard von Siena und des hl. Georg erwähnt.
Auf den Altarblättern waren die jeweilige Patrone abgebildet. Über
den Altären wurden 1972 in Stuckrahmen auf Kupfer gemalte Bilder
des Traunsteiner Malers Max
Fürst
aus der Zeit um 1880 angebracht. Sie hatten die Schlüsselübergabe
an Petrus und die Rede von Paulus auf dem Areopag zum Thema. Die Bilder
befinden sich heute auf dem Dachboden.
30)
Muttergottesfigur
|
An der Stelle des früheren
linken Seitenaltars ist eine sitzende Muttergottesstatue
(mit Kind auf ihrem linken Schoß) angebracht, die wohl noch
aus dem 17.Jh stammt. Sie wurde 1976 vom Fassmaler und Vergolder
Otto Wimmer
renoviert. 30)
Maria
und ihr Sohn Jesus sind bekrönt. Maria hält in ihrer rechten
Hand ein Zepter. Ihr linker Fuß ruht auf einer Mondsichel.
Diese Mondsichel erinnert an die apokalyptische Frau, die Johannes
in seiner Vision gesehen hatte: vom Strahlenkranz der Sonne umgeben,
über ihrem Haupte zwölf Sterne und zu ihren Füßen
der Mond (Offb.12, 1).
|
Kanzel
Die
neuromanische/neubarocke Kanzel
wurde 1894/95 von
Joseph Elsner (1845-1933)
errichtet. Sie kostete 1370 Mark. In den Aufzeichnungen von Jakob
Mois findet sich der Vermerk: "für solches Glump viel zu
teuer". 15)
Die Kanzel ist von der Seitenkapelle aus begehbar. Die Kanzeltüre
ist mit Maßwerkmustern verziert.
|
Kanzel
19.Jh
|
Der Schalldeckel
ist an seiner Unterseite in fünf Felder eingeteilt, die mit bunt
gemalten Blumen-Ornamenten auf goldenem Hintergrund geschmückt
sind. Im Treffpunkt der Linien ist ein rundes Feld mit der Heilig-Geist-Taube
platziert. |

Gemälde
am Kanzelkorb- 4 Evangelisten
|
Der fünfseitige
Kanzelkorb ist durch korinthische Säulchen in Nischen getrennt.
Darin sind auf goldenem Hintergrund Ölgemälde von Jesus
und den vier Evangelisten
mit ihren Attributen zu sehen: Matthäus mit einem Menschen, Markus
mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler.
Gold ist die Farbe der Sonne, des Himmels und des göttlichen
Lichts. Wird -wie hier- der Hintergrund eines Gemäldes in Gold
gestaltet, soll damit eine himmlische Szene dargestellt werden. |
|
Hinweis: Die vier Symbole Mensch, Löwe,
Stier und Adler reichen zurück bis in den babylonischen Mythos.
Dort stellten sie die vier Astralgötter Nergal (Flügellöwe),
Marduk (Flügelstier), Nabu (Mensch) und Mimurta (Adler) dar,
die vor den Heiligtümern Wache hielten. Im Alten Testament werden
sie in den Gottesvisionen Ezechiels
(Ez 1,1-14), im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes (Kap.4
Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes Thron stehen,
erwähnt. Zuerst bildete man sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus ab. Als Evangelistensymbole dienen sie erst seit
dem frühen Mittelalter (durch die Kirchenväter Irenäus
und Hippolyt um das Jahr 200). Seit Hieronymus (347-420) werden sie
wie folgt gedeutet:
- Der
geflügelte Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus
weist auf den Stammbaum Jesu und auf seine Geburt
(mit deren Bericht das Matthäusevangelium
beginnt) hin,
- der geflügelte Löwe ist Sinnbild für
Markus, weil das Markusevangelium mit der Predigt des
Johannes in der
Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt
und weil sein Evangelium die Kraft der Auferstehung und
Todesüberwindung betont.
- Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas
galt als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums,
das mit
dem Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten
auf den Opfertod Christi hindeutet und
- den Adler des Johannes versteht man als Symbol
für den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums.
|
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Die Vorgänger-Kanzel aus dem Jahr 1809 (von Joseph Mangold) hatte
1894 schon länger gefehlt, weil sie aus Sicherheitsgründen entfernt
worden war. 30)
Seitenkapelle

Ignatiuskapelle
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Neben der Kanzel
liegt- durch einen Rundbogen mit dem Kirchenschiff verbunden- der
Eingang zur der 1699 angebauten Seitenkapelle.
Sie war ursprünglich dem hl. Ignatius, dann dem gegeißelten
Heiland, später dem hl.Leonhard und nunmehr wieder dem hl.Ignatius
gewidmet.
Unter der Kapelle befindet sich eine Quelle.
Mehr zur Seitenkapelle.... |
Gegenüber
der Kanzel hängt ein Kruzifix, das sog. Kanzelkreuz,
dessen Korpus sich früher an einem Vortragekreuz befand.
Es stammt aus dem 20.Jh. 61) |

Kanzelkreuz
u.Mater dolorosa
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Unter dem Kreuz
steht zwischen den Apostelleuchtern eine erst kürzlich geschnitzte
schmerzhafte Muttergottes (Mater
dolorosa). Hinter dem Kopf ein Strahlenkranz; in der Brust
steckt ein Schwert. |
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Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der
Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den
Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt:
"Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache
soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi
zum Inhalt haben. In den frühchristlichen Kirchen wurde das Kreuz
ohne den Corpus des Gekreuzigten angebracht. Dann aber wurde Christus
am Kreuz als lebender und über den Tod triumphierender, göttlicher
Sieger mit geöffneten Augen und in aufrechter Haltung dargestellt.
Erst im hohen Mittelalter (etwa seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung
des leidenden und toten Gekreuzigten, die Betonung des Menschseins
Jesu durch, wie wir es von unseren Kirchen kennen.
Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: " Dir selbst wird ein
Schwert durch die Seele dringen". |
Heiligenfiguren
im Kirchenschiff
Rechts vom Altar
steht die Figur eines vor 25 Jahren restaurierten Geißelheilands
mit dreiteiligem Nimbus (Heili-genschein) in Inkarnatfassung.
(inkarnat=hautfarben). Sie wurde in der 2.Hälfte des
18.Jh 57)
geschnitzt und war früher
Hauptfigur in der Seitenkapelle. Der Sockel ist neueren Datums und
besteht aus Brannenburger Tuffstein.
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Hinweis:
Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule
entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis
Dachau gelangten vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die
große Verbreitung dieser Darstellungen setzte noch 100
Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738) ein. Der
Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll Tränen
vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die
berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15
Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden
nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Oberroth.
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Geißelheiland
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- St.Christophorus,der
legendäre Riese, mit kräftigem Stock in der Hand, blickt
hinauf zum segnenden Jesuskind, das er auf seiner Schulter trägt.
Diese Figur wurde -wie auch die im Folgenden beschriebenen Figuren
der Kirchenpatrone- von Bildhauer Herbert Sepp aus Reichling-Ludenhausen
geschnitzt und von Ludwig Strehle aus Weilheim (* 1933) um
1990 gefasst. 33)
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Hinweis:
Christophorus ist eine Legendengestalt, die im aktuellen Heiligenkalender
nicht mehr enthalten ist. Er soll als Offerus den mächtigsten
Herrn der Erde gesucht haben am Ende seiner Suche ein Kind über
einen Fluss getragen haben, das immer schwerer wurde,
sodass er zu ertrinken drohte. Das Kind war Jesus. In
der Vorstellung früherer Jahrhunderte war Christophorus
vor allem für die Bewahrung vor einem jähen Tod zuständig.
Die Volksfrömmigkeit besagte, wer
ein Bild von St.Christophorus erblickt, werde an diesem Tag
nicht unversehen (=ohne Empfang der Sterbesakramente) sterben.
Gedenktag: 25. Juli |
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Christophorus
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An den Säulen
der Empore befinden sich seit 1990 die Figuren der Kirchenpatrone
St.Petrus und St.Paulus.
Sie sind nach den entsprechen-den Figuren in der Kirche von Thaining
am Lech in den Stilformen des Hochbarocks geschnitzt. Schnitzer könnte
auch hier Herbert Sepp aus Ludenhausen sein; die Fassung von Ludwig
Strehle, Weilheim stammen. 61) |
Petrus
u. Paulus
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St.Petrus
(mit Buch und den Himmelsschlüsseln) ist -wie in den meisten
Petrusabbildungen seit dem 4.Jahrhundert - mit rundem Kopf, grauem,
krausen Haarkranz um den Haarbüschel auf der Stirn und mit Bart
dargestellt.
St.Paulus hält ein Buch unter dem rechten Arm und ein Schwert
in der Linken). Das Buch kennzeichnet die Heiligen als Verkünder
des Evangeliums. |
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Hinweis: Petrus
(Simon) wurde gemeinsam mit seinem Bruder Andreas von Jesus in seine
Jüngergruppe berufen. Er wird in den Evangelien häufig genannt.
Nach seinem Bekenntnis von Cäsarea kündigte ihm Jesus an,
er werde ihm "die Schlüssel des Reichs der Himmel" übergeben.
(Matth 16, 16-19). Dieser sog.Himmelsschlüssel, den der Künstler
der Petrus-Darstellung in die Hand drückte, haben den Heiligen
im Brauchtum zum Himmelspförtner gemacht. In der christlichen
Symbolik repräsentieren die Schlüssel aber die Vollmacht
auf Erden und im Himmel zu lösen und zu binden. Diese Vollmacht
wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus
übertragen.
Paulus hieß eigentlich Saulus. Er war von Beruf Zeltteppichweber
und jüdischer Theologe im Laienstand. Zunächst verfolgte
er mit großem Eifer die junge Kirche bis er vor Damaskus bekehrt
wurde. Nach eher unwahrscheinlichen Legenden starb Paulus im Jahr
67 als Märtyrer unter Kaiser Nero durch das Schwert. Wahrscheinlich ist er -wie im ökumenischen Heiligenlexikon zu lesen ist- eines natürlichen Todes gestorben. |

Laurentius
u. Stephanus
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In
einer mit Goldbrokatmuster versehenen Nische in der Nordwand stehen
Figuren der beiden frühchristlichen Diakone
Laurentius mit seinem Marterwerkzeug, dem Rost, und Stephanus mit
der Bibel als Zeichen für den Verkünder des Evangeliums.
Beide halten einen Palmzweig in den Händen als Hinweis auf ihr
Martyrium. Beide Diakone tragen die als Dalmatik bezeichneten Gewänder,
die ihnen bei der Diakonweihe verliehen wurden. Sie haben im Gegensatz
zu den Priestergewändern kurze Ärmel.
Die Figuren stammen aus dem 18.Jh. 61) |
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Laurentius war um das Jahr
250 einer der sieben Diakone in der Stadt Rom. Er sollte im Auftrag
des Papstes den Kirchenschatz unter den Leidenden und Armen austeilen.
Kaiser Valerian erhob Anspruch auf diese Schätze;als Laurentius
sie nicht an ihn herausgab, ließ er ihn mit Bleiklötzen
schlagen, zwischen glühende Platten legen und befahl schließlich,
den Unerschütterlichen über stetig unterhaltenem Feuer
auf einem Rost langsam zu Tode zu martern. Deshalb wird Laurentius
mit dem Rost abgebildet.
Stephanus lebte früher. Er war einer der Diakone der
urchristlichen Gemeinde in Jerusalem, die neben der Glaubensverkündigung
auch für die sozialen Belange der Gemeinde zuständig waren.
Sie hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung
nahe an die Apostel heranreichten. Durch eine seiner Predigten geriet
Stephanus mit den Juden in Konflikt. Sie brachten ihn vor den Hohen
Rat. Die in Apostelgeschichte 7, 2-53 wiedergegebene, eindrucksvolle
Rede belegt, dass Stephanus noch vor Paulus den universellen Anspruch
des Christentums verkündete. Stephanus wurde als Lästerer
verurteilt und von der aufgebrachten Menge gesteinigt. Stephanus
sah den Himmel offen, kniete, seinen Widersachern vergebend, im
Gebet nieder und starb. Stephanus'Steinigung war der Auftakt zu
einer großen Christenverfolgung in Jerusalem.
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Kreuzweg-Stationsbilder
Die 1894 erworben
Kreuzwegbilder sind an der Emporenbrüstung angebracht.
Es sind 60 x 46 cm große Ölbilder auf Leinwand
in neuen Holzrahmen. Der Maler ist nicht bekannt.
Die Kreuzwegbilder in
Oberroth sind nach der gleichen Vorlage gemalt wie die in
den Kirchen von Gundackersdorf (1870/80) und Hörenzhausen
bei Haimhausen (1890) sowie die in der Kapelle von Reichertshausen
(1901).
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alle Kreuzwegbilder ansehen
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Frühere
Kreuzwegbilder:
Die ersten Kreuzwegbilder in Oberroth wurden 1734 angebracht
30)
, 3 Jahre, nachdem die
Kreuzwegandachten im Inneren der Kirchen eingeführt und
mit großzügigen Ablässen ausgestattet wurden.
Stifter war der Wirt. Bis dahin hatte es Kreuzwege nur im
Freien gegeben. 1807 wurden in Oberroth neue, gut vergoldete
Kreuzwegstationen vom Maler Josef Mangold
(aus Ichenhausen im Landkreis Günzburg) angeschafft,
wieder
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gestiftet
vom aktuellen Tafernwirt Joh.Nepomuk Widmann. 15)
Mangold hatte übrigens fünf Jahre vorher in Walkertshofen
gewirkt und dort die Deckenbilder und die Kreuzwegbilder
gemalt. Zudem soll er in Inhausen und Wollomoos tätig
gewesen sein.
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Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden
bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist
aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu,
angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung,
bestehen. Seinen Ursprung
hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem
den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen.
Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere
durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen
Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten
als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten.
Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu
nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen
und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen
in Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen,
auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der
Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der Wende vom 17.
zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die
Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend.
Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form
des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen
Ablässen.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus
das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
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14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
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Wenn Sie sich eine Zusammenstellung
von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen und
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